und zum - global investor

N0. 3
EUR 7,00
JANUAR – MÄRZ 2017
Die dritte Ausgabe
GL BAL INVESTOR
by
NOTWENDIGKEIT UND RENDITECHANCE
Investitionen in sauberes Wasser
Investitionen
in sauberes
Wasser
AKTIEN
68
Die erfolgreichsten
Marken der Welt
TREND
52
Der unaufhaltsame Erfolg
der Sharing Economy
MÄRKTE
30
GL BAL INVESTOR
Wie Japan schon lange
ohne Zinsen lebt
GI-3_Titel.indd 1
23.11.16 13:36
~ E D I TO R I A L ~
Harte Jungs und
ein kluger Kopf
Liebe Leserin, lieber Leser,
DIE ERSTE ADRESSE FÜR
KREATIVE FONDSGESTALTUNG
Viele erfolgreiche Fonds tragen zwar unsere Handschrift, aber nicht unseren Namen. Aus gutem Grund:
Unser Spezialistenteam unterstützt und berät unsere
Partner bei der Konzeption und Umsetzung ihrer
Fondsideen. Das Spektrum reicht vom Publikumsfonds
bis zu Spezialfonds für private Vermögen, Family Offices
und speziellen Lösungen für Unternehmen. Unsere
Kernkompetenz ist das Entwickeln kreativer und auf
individuelle Bedürfnisse zugeschnittener Investmentfondslösungen und deren Auflegung – gemeinsam
mit unseren Kunden. Viele unserer Kunden gehören
zu den Top-Adressen im Investmentfondsgeschäft und
bauen auf unsere Gesamtlösungen aus einer Hand.
Mehr über uns erfahren Sie auf unserer Homepage
www.ipconcept.com. Dort finden Sie auch Informationen über unsere Partner. Gerne informieren wir Sie
auch persönlich, wenn Sie einen Fonds auflegen wollen.
Sprechen Sie uns bitte an.
E-Mail: [email protected] oder per Telefon
unter +352 26 02 48 – 22 22
die harten Jungs haben Konjunktur: Putin, Erdogan, Orban, Farage, Duerte und
Trump dominieren die Nachrichten mit ihren Parolen. Dem komplexen Weltgeschehen stellen diese Männer einfache Botschaften entgegen, zuvorderst eine fest
implementierte Freund-Feind-Kennung, die Proklamierung der Schuldigen und das
Versprechen des großen Aufräumens. So protzen sie mit Tatkraft.
Weitere selbst ernannte Gralshüter des Nationalstolzes wittern längst ihre Chance,
insbesondere in Europa – denn ihr Instinkt ist dem der Eurokraten in Brüssel und
Straßburg weit überlegen. Dort herrschen Erbsenzähler, die ihre Mitgliedsländer mit
Verordnungen, Forderungen und Kontrollen piesacken. Keine Gedanken verschwenden sie dagegen an menschliche Fürsorge und Wärme für alle Menschen in der Europäischen Gemeinschaft, beispielsweise an gemeinsame Grundlöhne und Renten über
alle Länder hinweg und auf einem Niveau wohlgemerkt, das klar aussagt: Wir sind ein
einiges Europa, wir kümmern uns um unsere Menschen und setzen dabei Standards.
Doch es sieht eher so aus, dass die Europäische Union in Kleinstaaterei zurückfällt
und ihre Zukunft verspielen könnte.
An anderer Stelle tritt ein Mann gegen ineffiziente Kleinstaaterei an, der in den
hiesigen Nachrichten kaum Aufmerksamkeit fand im Vergleich zu den politischen
Schreihälsen: Narendra Modi, der indische Regierungschef. Er hat 29 Bundesstaaten
und sieben sogenannte Unionsterritorien zu einem großen Wirtschaftsraum zusammengeführt, indem er eine einheitliche Steuer auf Waren und Dienstleistungen
einführte. Diesem Mann mangelt es nicht an Weitsicht und Entschlusskraft. Schritt
für Schritt modernisiert er das bald bevölkerungsreichste Land der Welt und steigert
dessen Wettbewerbsfähigkeit – ohne Frage die Basis eines baldigen Wirtschaftsbooms.
Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre!
Ein Unternehmen der DZ PRIVATBANK
Ihr
Josef Depenbrock, Herausgeber
03 2016
GL BAL INVESTOR
3
~ AU TO R E N ~
~ AU TO R E N ~
NICHOLAS COLE
Total Global!
Autoren auf der ganzen Welt geben einen fundierten Einblick in ihr
Fachgebiet und in die Entwicklungen der regionalen Finanzmärkte.
LO N D O N 51° 30‘ N , 0° 7‘ W
Nicholas Cole, CEO von Zipcar, blickt in die
Zukunft der Infrastruktur von Smart Cities.
ROB DRIJKONINGEN
Mehr dazu ab Seite 60
D E N H A A G 5 2 ° 4 ‘ N , 4 ° 18 ‘ O
BIRGIT KNESCHKE
H A M B U R G 53° 33‘ N , 9° 59‘ O
Weitere Experten
Birgit Kneschke von Verne Global
schreibt über Island als idealen Standort
für Serverzentren.
G O N Z A LO B R U J Ó
N E W YO R K 40° 4 2 ‘ N , 74° 0‘ W
Josef Bollag
Friedemann Brenneis
PROF. DR. NIKOLAS BEUTIN
Mehr dazu ab Seite 74
Le i pz i g
Mehr dazu ab Seite 64
Mehr dazu ab Seite 62
Gonzalo BrujÓ, CEO von Interbrand, erklärt den Erfolg europäischer Marken.
B as e l
Rob Drijkoningen, Portfoliomanager
bei Neuberger Berman, gibt einen
Überblick über die Lage der
Schwellenländer.
M Ü N C H E N 48° 8‘ N , 11° 3 4 ‘ O
Dr. Andreas Busch
Professor Dr. Nikolas Beutin fasst
Studienergebnisse zur Sharing Economy
zusammen.
Z ug
Denise Dahlhoff
Phi la del ph i a
Mehr dazu ab Seite 52
Markus Güntner
F r an k fu r t
Gerald Klein
B e r lin
Christian Machts
F r an k fu r t
Thomas Page-Lecuyer
Par i s
Florian Peudevin
Par i s
Dr. Harald Preißler
DAIJI OZAWA
Z ug
TO K I O 3 5 ° 4 1 N , 13 9 ° 4 1‘ O
Tim Rademacher
F r an k fu r t
Daiji Ozawa von Invesco erklärt das
Dilemma der japanischen Geldpolitik.
Moritz Rehmann
Mehr dazu ab Seite 30
Pulla ch
Rodolphe de Saint-Seine
Par i s
André Schmidt-Carré
Kö ln
Edda Schröder
F r an k fu r t
Stefan Schütz
B as e l
Alexander Schwarz
DR. CLAUDIA SCHMUCKER
B E R L I N 52° 3 1 ‘ N , 1 3° 2 4 ‘ O
Dr. Claudia Schmucker von der DGAP
spricht über die Folgen von Trumps
Sieg für den Welthandel.
Mehr dazu ab Seite 42
DR. DANIEL HARTMANN
Z U G 47 ° 9 ‘ N , 8 ° 3 0 ‘ O
DAVID J. REIBSTEIN
B e r lin
P H I L A D E L P H I A 39° 57 ‘ N , 75° 9‘ W
Oliver Stock
David J. Reibstein, Professor der
Wharton School, erforscht die
Bedeutung von Ländermarken.
D ü ss el dorf
Mehr dazu ab Seite 68
FRÉDÉRIC MAZZELLA
PA R I S 48° 51 ‘ N , 2° 21 ‘ O
Dr. Daniel Hartmann von Bantleon
gibt einen Ausblick auf die Finanzmärkte in 2017.
Mehr dazu ab Seite 80
Frédéric Mazzella , Gründer von
Blablacar, beschreibt den Aufbau von
Vertrauen in digitalen Netzen.
Mehr dazu ab Seite 58
4
GL BAL INVESTOR
03 2016
03 2016
GL BAL INVESTOR
5
10
Inhalt
3EDITORIAL
4AUTOREN
84 KOLUMNE: KRYPTOWÄHRUNG
86 NEUE FONDS
92WATCHLIST
98IMPRESSUM
98 ZU GUTER LETZT
WASSER
10 KOSTBARES GUT
Investitionen können die Verschwendung senken
16 STAAT UND PRIVATWIRTSCHAFT GEGEN DEN MANGEL
Wie die Wasserversorgung in Manila verbessert wurde
18 WASSERFONDS IM ÜBERBLICK
Große Auswahl für Investitionen in Wasser
SOCIAL MEDIA
22 MIT BIG DATA DIE ZUKUNFT PROGNOSTIZIEREN
Warum Analysten von transparenten Nutzern profitieren
MIKROKREDITE
26 SCHRITT IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT
Aufschwung beginnt mit dem Zugang zu Krediten
JAPAN
22
30 LEBEN MIT DEFLATION UND NULLZINS
Geldpolitik allein ist in Japan wirkungslos geblieben
36 ATOMENERGIE TROTZ FUKUSHIMA
Masaki Takahashis Einsatz für grüne Energie in Japan
ROBO ADVISORS
40 AUTOMATISCHE ANLAGEBERATER
30
26
Warum die fünf größten Vorurteile nicht standhalten
GEWINNER DER ZUKUNFT
IM GLOBALEN WANDEL
Wie investieren, wenn die Erde sich aufheizt, die Arktis schmilzt, das Meer steigt, Wasser, Boden
und Nahrung immer knapper werden und Ungleichheit zur Bedrohung wird?
M
SERE NREISE
N
U
H
N
SIE A L A SSE BA AVEN!
N
E
RH
.K
INN
GEW D EINE 1 N BREME
STAN AHAUS I
E
S
S
ME M KLIM
ZU
Mit uns finden Sie Unternehmen, die zukunftsfähig eine ethisch, sozial und
ökologisch nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft gestalten.
US-WAHL
42 SCHOCK FÜR DEN WELTHANDEL
Interview mit Handelsexpertin Dr. Claudia Schmucker
DEMOGRAFIE
48 RENDITE DANK ALTERUNG
Welche Branchen wachsen werden
SHARING ECONOMY
52 BESITZ STATT EIGENTUM
Wie sich Gemeinschaftskonsum zum Trend entwickelt hat
57 URLAUB IN PRIVATWOHNUNGEN
Interview mit Airbnb DACH-CEO Alexander Schwarz
58 DIGITALE VERTRAUENSNETZWERKE
64
Ohne Vertrauen keine Sharing Economy: Wie es entsteht
60CARSHARING
Die Sharing Economy entlastet die urbane Infrastruktur
e
jahr
2016
6
199
i
a
2. m
ISLAND
62 RECHENLEISTUNG IM EWIGEN EIS
„Besuchen
Besuchen Sie uns auf dem FONDS professionell KONGRESS.
KONGRESS
Sprechen Sie mit R. Andreas Kraemer, dem Co-Vorsitzenden des
Was Island zum idealen Standort für Serverzentren macht
ÖKOVISION-Anlageausschusses. Sein Vortrag Gewinner der Zukunft
EMERGING MARKETS
im globalen Wandel wird Ihnen wertvolle Erkenntnisse vermitteln.“
64 DIE ANLEIHENMÄRKTE DER SCHWELLENLÄNDER
Alfred Platow, Gründer und Verwaltungsratsvorsitzender der ÖKOWORLD LUX S. A.
68
52
Rückkehr zur Normalität nach Hype und Vertrauensverlust
GLOBALE MARKEN
68 GÜTESIEGEL „MADE IN GERMANY“
Das 11-köpfige Expertengremium
des unabhängigen Anlageausschusses
Deutschland kann seine Beliebtheit besser vermarkten
74 ERFOLG AUS EUROPA
Die Gründe für das Wachstum europäischer Marken
78 INVESTITION IN STARKE MARKEN
Erfolgreiche Marken sind die Gewinner von morgen
KONJUNKTURAUSBLICK
80 PROGNOSE 2017
42
Wie sich die Finanzmärkte im nächsten Jahr entwickeln
ÖKOWORLD LUX S. A. Repräsentanz GmbH
Itterpark 1, 40724 Hilden | Düsseldorf, Telefon: 0 2103 | 28 41-0
E-Mail: [email protected], www.oekoworld.com
~ WA S S E R ~
Wasser – das
kostbare Gut
Nicht nur in Entwicklungsländern ist
Wassermangel ein großes Problem. Auch
in Industrieländern ist die Infrastruktur
teilweise stark veraltet. Investitionen in
den Wassersektor versprechen nachhaltige Renditen, gutes Gewissen inklusive.
Tauernwasser im Rohrmoos-Untertal
in der Steiermark. Auch wenn Wasser in
einigen Teilen der Welt scheinbar im
Überfluss vorhanden ist, ist ein effizienter
Umgang mit der Ressource unumgänglich.
10
GL BAL INVESTOR
03 2016
Foto: Picture Alliance
Autor: Markus Güntner
03 2016
GL BAL INVESTOR
11
~ WA S S E R ~
D
as World Economic Forum hat den drohenden Wassermangel als eine der zehn größten globalen Risiken für die Menschheit bezeichnet. Diese Aussage
unterstreicht eindrücklich, dass die globale Wasserversorgung für die Weltgemeinschaft eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist. In Zukunft sind globale
Investitionen nötig, um das „blaue Gold“ flächendeckend zu verteilen, effizienter einzusetzen oder wiederaufzubereiten. Anleger, die in den gesamten Wasser-Sektor investieren, erschließen
sich ob der künftig zu erwartenden Entwicklungen langfristige
Renditechancen in einem nach Ansicht von Swisscanto nachhaltigen Anlagesegment. Zudem gewinnt die Berücksichtigung
nachhaltiger Faktoren seit Jahren an Bedeutung.
2015 hatten rund 750 Millionen Menschen keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser, wie aus dem Weltwasserbericht 2015 hervorgeht, und fast 2,5 Milliarden Menschen
verfügten nicht über einfache sanitäre Anlagen. Verschmutztes
Wasser ist heute eine der Hauptursachen für Krankheiten. Besonders Afrika und Teile Asiens sind über Gebühr betroffen.
Selbst in Europa können heiße Sommer beispielsweise in Italien
oder Spanien zu akuten Versorgungsproblemen führen. Besorgniserregend sind auch nachfolgende Zahlen: Der weltweite Verbrauch liegt bei 4.500 Kubikkilometer Wasser, der sich auf die
drei Kernverbraucher aufteilt: Gemeinden und Haushalte verbrauchen 600 Kubikkilometer Wasser, die Industrie 800 Kubikkilometer und der Löwenanteil von 3.100 Kubikkilometern wird
von der Landwirtschaft verbraucht. Bis zum Jahr 2030 wächst
gemäß Prognosen von „The 2030 Water Resources Group“ der
Verbrauch auf 6.900 Kubikkilometer an. Mit Grundwasser und
nutzbarem Oberflächenwasser abzüglich Entnahmen für Wasserreservoirs sind aber lediglich 4.200 Kubikkilometer pro Jahr abgedeckt. Die Rechnung ist einfach: Schon in 14 Jahren entsteht
ein Defizit von 2.700 Kubikkilometern.
Global betrachtet hat sich allein in den vergangenen hundert
Jahren der direkte Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser verdoppelt.
Und Prognosen zufolge wächst die Weltbevölkerung in den
nächsten 20 Jahren um zwei bis drei Milliarden Menschen. Auch
die Landwirtschaft trägt ihren Teil dazu bei. Sie ist für 70 Prozent
des globalen Wasserverbrauchs verantwortlich. Auf die Produktion von einer Tonne Getreide kommen 1.000 Tonnen Wasser.
Zudem sorgen Erhöhung des Lebensstandards sowie das Wachstum des Industriesektors für einen weiteren Nachfrageanstieg
und die Erhöhung des Wasserfußabdrucks.
Die Fakten zeichnen ein eindeutiges Bild: Ein effizienterer
Umgang mit Wasser und Investitionen sind nötig. Es ist daher
mit steigenden Wachstumsraten im Wasser-Sektor zu rechnen.
Bereits heute betragen sie zwischen fünf und zehn Prozent jährlich bei einem Umsatz des globalen Wassermarkts von 400 bis
500 Milliarden US-Dollar. Das spricht dafür, Wasserinvestments
als eine Diversifikationsmöglichkeit im Portfolio zu berücksichtigen.
Um der steigenden Wassernachfrage gerecht zu werden,
sind Erneuerung und Ausbau der Wasser-Infrastruktur erforderlich. Gerade Entwicklungsländer und aufstrebende Nationen der Emerging Markets weisen eine unzureichende Wasser12
GL BAL INVESTOR
03 2016
MARKUS GÜNTNER
F R A N K F U R T 50° 6‘ N , 8° 40‘ O
Markus Güntner, Jahrgang 1963, ist Nachhaltigkeitsexperte bei Swisscanto Asset Management International. Der
Diplom-Betriebswirt durchlief einige Stationen in der
Sparkassen-Organisation vor seinem Wechsel zur DekaBank im Jahr 1998. Bei Swisscanto trat der ausgebildete
Bankkaufmann und Verkaufstrainer im Jahr 2006 ein und
spezialisierte sich auf den Bereich Nachhaltigkeit. Zudem
unterstützt Güntner die Tätigkeiten des Forums Nachhaltige Geldanlagen, um den nachhaltigen Gedanken beim
Investieren zu fördern.
www.swisscanto.de
Swisscanto (LU)
Equity Fund Global
Water Invest AT*
+110 %
ISIN: LU0302976872
+102,6
+36,7
0
–20 %
+17,1
1 JAHR
3 JAHRE
5 JAHRE
* totale Performance in Prozent seit
einem, drei und fünf Jahren
Fondsgesellschaft: Swisscanto
Asset Management International SA
Fondswährung: Euro
Fondsvolumen: 173 Mio. Euro
nen Gebieten vermehrt Entsalzungsanlagen zum Einsatz. Neben
Infrastruktur auf. Zum Beispiel werden in Mexiko-City die
der Verwendung von thermischen Verfahren, die auf sehr enerWasserverluste auf über 40 Prozent geschätzt. Aber auch Indusgieintensiven Verdampfungstechnologien basieren, gewinnen
trieländer haben Defizite, überwiegend aufgrund überalterter
Verfahren zunehmend an Bedeutung, bei denen Membranen zur
Wasserleitungen. In London versickern jährlich 50 Prozent des
Entsalzung genutzt werden.
Leitungswassers durch Lecks, da die Stadt lediglich 0,1 Prozent
Diese machen – mit steigender Tendenz – rund 50 Prozent
der Wasserleitungen repariert anstatt der notwendigen ein bis
der weltweiten Meerwasser-Entsalzungskapazitäten aus. Beim
zwei Prozent. Und in ganz Frankreich belaufen sich die Wasseram häufigsten angewendeten Verfahren (Umkehrosmose) wird
verluste auf rund 20 Prozent.
mit einem Druck von bis zu 80 bar das Wasser durch MembraDiese Verluste sind sehr kostspielig, da das verlorene Wasnen gepresst. Die Lebensdauer der Membranen liegt zwischen
ser meistens aufwändig aufbereitet wurde. Daher wurden in den
drei und sieben Jahren. Die Kosten für die Aufbereitung von
vergangenen Jahren für Wasserversorgungen sogenannte Smartein Kubikmeter Süßwasser mit Membranen konnten seit den
Water-Management-Systeme entwickelt. Paris verfügt bereits
1980er-Jahren von 1,5 US-Dollar auf rund 0,7 US-Dollar gesenkt
über ein derartiges System. Dieses ist mit Druckflussmessern
werden. Der Energieaufwand für einen Kubikmeter Wasser entund Drucksensoren ausgestattet, die den Wasserdruck messpricht etwa dem Strombedarf einer Wäschetrocknerladung.
sen und so Hinweise auf Lecks sowie mit speziellen Sensoren
Das weltweite Investitionsvolumen für die MeerwasseSchwebstoffe ermitteln. Bei der Analyse der Ergebnisse
rentsalzung (alle Technologien) soll bis 2018 auf
werden eigens entwickelte Softwarelösungen
rund zehn Milliarden US-Dollar anwachgenutzt. Ziel ist es unter anderem, heraussen. Derzeit bezieht rund ein Prozent
zufinden, welche Bereiche des Netzes
aller Menschen Wasser aus Entsalvorrangig repariert werden müssen.
GLOBAL BETRACHTET
zungsanlagen. Prognosen der VerZu einem intelligenten Waseinten Nationen gehen davon
sermanagement gehören auch
HAT SICH ALLEIN IN DEN
aus, dass bis 2025 bereits 14
elektronische
Wasserzähler.
VERGANGENEN HUNDERT
Prozent der Weltbevölkerung
Diese ersetzen mechanische
JAHREN DER DIREKTE PRO-KOPFentsalztes Wasser nutzt.
Zähler und haben den VorEin weiterer Aspekt im
teil, dass die Hausbewohner
VERBRAUCH AN WASSER VERgesamten Segment der Wasauf Knopfdruck über den
DOPPELT. PROGNOSEN ZUFOLGE
serinvestments ist, dass die
Wasserverbrauch informiert
Mehrheit
aller staatlichen
sind und dass der Zählerstand
WÄCHST DIE WELTBEVÖLKERUNG
Wasserversorger ihre Kosten
effizient in elektronischer
IN DEN NÄCHSTEN 20 JAHREN
nicht durch den Wasserpreis
Form an den Wasserversorger
UM ZWEI BIS DREI MILLIARdecken kann und abhängig von
übermittelt wird. Der weltweite
staatlichen Quersubventionen ist.
Markt für intelligentes WasserDEN MENSCHEN.
Ein Grund dafür ist die Scheu der
management wurde bereits im Jahr
Regierungen davor, der Bevölkerung
2013 auf 3,6 Milliarden US-Dollar gehöhere Kosten für die Wasserversorgung
schätzt. Bis 2018 wird sich dieser Markt
aufzubürden. In Anbetracht der steigenden
voraussichtlich auf rund sieben Milliarden
Staatsverschuldungen dürfte sich aber der Trend
US-Dollar verdoppeln.
zur Privatisierung der Wasserversorger weiter verstärken. In
Der Wassermarkt entwickelt sich weiterhin positiv. So wird
Griechenland und in vielen anderen Ländern sollen durch den
zunehmend an der Verbesserung von Technologien zur SteiVerkauf öffentlicher Unternehmen die Staatsfinanzen saniert
gerung der Wassereffizienz gearbeitet. In der Landwirtschaft
werden. Besonders emotional und kontrovers wird in diesem
gewinnt daher die Mikro- oder Tröpfchen-Bewässerung an BeZusammenhang der Verkauf von Wasserwerken diskutiert.
deutung. Viel Wasser versickerte bis dato ungenutzt im AckerDie Gegner der Privatisierung führen an, dass es grundsätzbau mit Kanalsystemen und Flutungsverfahren. Auch in der
lich keinen Grund gibt anzunehmen, dass die Privatisierung
industriellen Fertigung ist der Wasserverbrauch sehr hoch und
zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität führt. ÖffentliEinsparmaßnahmen vonnöten. Das steigert das Absatzpotenzial
che Wasserversorger haben gemäß den Privatisierungsgegnern
für Hersteller von Wassertechnologien. Unternehmen dieses Beeinen Vorteil gegenüber den Privaten: Sie müssen ihre Profite
reichs werden stärker wachsen als der Gesamtmarkt .
nicht an Aktionäre abtreten, sondern können die Gelder direkt
Wasseraufbereitung ist eine Zukunftsindustrie: Das Aufwieder investieren. Aufgrund von Staatsgarantien gebe es kein
tragsvolumen von Unternehmen, die sich auf den Bau von
Problem bei der Kapitalbeschaffung. Privatisierungsgegner beKläranlagen oder Meerwasserentsalzungsanlagen spezialisiert
fürchten Preisanstiege des Wassers gepaart mit einer Abnahme
haben, steigt. Der Bedarf ist groß, da einige Regionen schon
an notwendigen Investitionen, da bei privaten Wasserversorheute unter Trinkwasserknappheit leiden und nicht vom Import
gern die kurzfristige Profitmaximierung im Vordergrund stehe.
abhängig werden möchten. Da die vorhandenen SüßwasserreDie Befürworter argumentieren im Gegenzug, dass in vieserven immer knapper werden, kommen in besonders trocke-
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
13
EIN VIERTELJAHRHUNDERT
FÜR ÖKOVISION
~ WA S S E R ~
14
GL BAL INVESTOR
03 2016
Der unabhängige Anlageausschuss begeht im Jahr 2017 sein 25-jähriges Bestehen.
Der getrennte Investmentprozess und der unabhängige Nachhaltigkeitsfilter sind somit seit
einem Vierteljahrhundert etabliert.
E
M EIN AUS
I
E
H
N
MAN KLIMAH
N
I
M
IE
EN S REISE ZU EN!
N
N
I
V
GEW SE BAHN MERHA
E
AS
IN BR
1 . KL
5
e
uss
jahr
h
c
s
aus
e
g
anla
Es ist uns wichtig, Ihnen als Berater die Herausforderungen auf
den Finanzmärkten in Zeiten des ökologischen Strukturwandels zu
zeigen – und auch die Chancen. Es geht uns um Wissenstransfer.
Besuchen Sie ÖKOWORLD auf dem FONDS professionell KONGRESS.
Sprechen Sie mit R. Andreas Kraemer, dem Co-Vorsitzenden
des ÖKOVISION-Anlageausschusses und hören Sie seinen Vortrag
Gewinner der Zukunft im globalen Wandel.
Das 11-köpfige Expertengremium des unabhängigen Anlageausschusses
Foto: Picture Alliance
gulator ab. Wenn das regulatorische Umfeld derart gestaltet ist,
len Fällen die öffentlichen Wasserwerke wenig effizient sind und
dass der zusätzliche Gewinn aus Investitionen in die Wasserines an Anreizen sowie an finanziellen Mitteln für den Ausbau der
frastruktur die Kapitalkosten übersteigt, dann wird Mehrwert
Wasserinfrastruktur fehlt. Ein bekanntes Beispiel hierfür sei die
für die nachhaltige Entwicklung und den Aktionär geschaffen.
britische Wasserversorgung. Zahlreichen Städten und GemeinDie zunehmende Privatisierung in der Wasserversorgung wird
den hätten in den 80er- und 90er-Jahren die finanziellen Mittel
in vielen Regionen der Erde zu einer Erhöhung des nach wie vor
gefehlt, um die nötigen Investitionen in Wasseraufbereitungsgünstigen Wasserpreises führen, damit Unternehmen gewinnanlagen und das vernachlässigte Leitungsnetz zu tätigen. Nach
bringend wirtschaften können. Allerdings sollten unbedingt
der Privatisierung seien die Investitionen und damit die Qualität
nachhaltige Geschäftspraktiken eingehalten werden. Daher ist
der Wasserinfrastruktur gestiegen, aber auch die Tarife für die
die Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Aspekten
Kunden.
eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Privatisierungen,
Einerseits sind zahlreiche hoch effiziente Wasserwerke der
gerade in den Schwellenländern. Wasser muss auch für einkomWelt – zum Beispiel in Deutschland, in der Schweiz oder in Sinmensschwache Bevölkerungsgruppen bezahlbar bleiben.
gapur – in öffentlicher Hand. Andererseits leisten viele der öfAufgrund des überdurchschnittlichen Potenzials im gesamfentlichen Versorger mangelhafte Arbeit. In Städten gehen oft
ten Wassersektor wird das Thema bei Investoren an Popularität
mehr als 50 Prozent des Trinkwassers im maroden Leitungsnetz
gewinnen. Starkes Marktwachstum inklusive hohem
verloren; Kläranlagen sind vielfach in erbärmlichem
Investitionsbedarf und begrenztes WasseranZustand. In Schwellenländern sind die armen
gebot bei steigender Nachfrage sprechen
Bevölkerungsgruppen oft gar nicht an das
Tröpfchenbewässerungssystem
für sich. Anleger sollten das blaue
öffentliche Wasserverteilnetz angein Wangxiaowang, einem Dorf
Gold, welches über kurz oder lang
schlossen.
in der Henan-Provinz, China.
zum kostbarsten Rohstoff wird,
Damit private WasserversorTröpfchenbewässerung wird aufgrund
ihrer Effizienz immer beliebter.
in ihrem Depot berücksichtigen
ger langfristig erfolgreich sein
– sofern sie über ein bestimmkönnen, müssen folgende Krites Maß an Risikobereitschaft
terien erfüllt sein:
verfügen und die marktübWasserversorger müssen
lichen Kursschwankungen
regelmäßig Investitionen in
akzeptieren.
die Wasserinfrastruktur täDa es sich im Wassersegtigen, damit langfristig eine
ment häufig um klein- oder
hohe Qualität des Trinkwasmittelkapitalisierte Unternehsers und des gereinigten Abmen handelt, ist der Vorteil
wassers gewährleistet werden
einer Streuung in viele Werte
kann. Zudem sollen sie dazu
innerhalb eines Portfolios ein
beitragen, den Wasserverbrauch
wichtiges Argument für Investozu senken, sei es durch die Verren, um nicht die Risiken der direkminderung von Verlusten, durch
ten Aktienanlage in wenige Werte in
Lecks im Leitungssystem oder durch
Kauf nehmen zu müssen.
die Anwendung wassereffizienterer TechAnleger sollten bei ihrer Auswahl genau prünologien. In den Schwellenländern müssen die
fen, ob nachhaltige Kriterien zum Konzept gehören oder
Unternehmen in Absprache mit dem Regulator eine Preisnicht. Denn nicht jeder Wasserfonds ist gleichzeitig ein nachhalpolitik verfolgen, die auch den einkommensschwachen Teilen
tiger Fonds.
der Bevölkerung den Zugang zu Trinkwasser ermöglicht. SinnDer Swisscanto (LU) Equity Fund Global Water Invest AT
voll ist zum Beispiel ein gestufter Tarif, sodass die ersten 50 Liter
ist ein Nachhaltigkeitsfonds. Es kommen sowohl Positiv- als
pro Kopf und Tag, die für Ernährung und Körperhygiene lebensauch Ausschlusskriterien des Swisscanto-Nachhaltigkeitsnotwendig sind, preiswert sind. Der Wasserverbrauch, der die
researchs zur Anwendung. Die drei Hauptsektoren in dem
Grundbedürfnisse übersteigt, kann aber deutlich teurer sein,
Wasserfonds-Portfolio sind Industrie, Haushalt/Gebäude und
damit die notwendigen Investitionen in die Wasserinfrastruktur
Wasserversorgung. Deren Gewichtung beträgt Stand Ende Sepauch profitabel sein können. Wasserversorger sind Monopolistember über 90 Prozent.
ten und müssen durch einen weitsichtigen Regulator kontrolWährend Wasserversorger in jüngerer Vergangenheit hohe
liert werden. Dieser setzt die Wasserpreise und damit indirekt
Performancebeiträge lieferten, sieht das Management derzeit
den Gewinn des Unternehmens in Relation zu den Investitionen
das höchste Potenzial in der Industrie. Entsprechend investiert
in die Wasserinfrastruktur fest. Nur Wasserversorger, die diese
der Fonds knapp die Hälfte seines Volumens in WassertechnoKriterien erfüllen, qualifizieren sich für den Swisscanto Equity
logie-Unternehmen aus den Bereichen Industriegüter, Rohstoffe
Fund Global Water Invest B.
und Informationstechnologie und etwa ein Viertel in dividenOb im Falle von Wasserversorgern eine hohe Qualität im
denstarke Wasserversorger. //
Einklang mit dem Interesse des Aktionärs steht, hängt vom Re-
ÖKOWORLD LUX S. A. Repräsentanz GmbH
Itterpark 1, 40724 Hilden | Düsseldorf, Telefon: 0 2103 | 28 41-0
E-Mail: [email protected], www.oekoworld.com
R. Andreas Kraemer
Co-Vorsitzender des ÖKOVISIONAnlageausschusses
~ WA S S E R ~
D
2
GL BAL INVESTOR
03 2016
Quezon City, östlich von Manila: Am Vortag des Weltwassertages 2013
werden Trinkwasserkanister für den Verkauf aufgefüllt und versiegelt.
Privates Geld
und der Staat
können es schaffen
Wasserknappheit betrifft auch die reichsten Volkswirtschaften der Welt; ein
Grund mehr, in die Wasser-Infrastruktur
zu investieren. Wie es geht, zeigt das
Beispiel Manila.
Autoren: Stefan Schütz, Josef Bollag
Foto: Picture Alliance
ie Behauptung, dass Wasser ein knappes Gut
sei, ist keineswegs gewagt und betrifft nicht nur
Schwellenländer oder Länder der Dritten Welt.
Selbst die USA und Europa bekommen mittlerweile das Ungleichgewicht zwischen verfügbarem Wasser
und der stetig wachsenden Nachfrage zu spüren, etwa während der Trockenperiode in Kalifornien im vergangenen Jahr,
welche die Regierung dazu zwang, der Bevölkerung Sparmaßnahmen aufzuerlegen. Oder an den Trinkwasserskandal
in der Stadt Flint im Nordosten der USA, welcher Anfangs
2016 für Aufsehen sorgte. Das stark mit Schadstoffen belastete
Wasser des Flint River wurde nur unzureichend aufbereitet,
was dazu führte, dass Blei aus alten bleihaltigen Rohren in das
Trinkwasser gelangte. Viele Experten sind sich einig, dass Wasserknappheit oft ein Problem der fehlenden Infrastruktur ist
und nicht ein Problem der grundsätzlichen Verfügbarkeit. Wir
verlieren schlicht eine zu große Menge des Rohstoffes aufgrund
mangelhafter Infrastruktur.
Der Verlust von Wasser wird unter dem Begriff „non-revenue water“ (NRW) zusammengefasst. Per Definition handelt
es sich bei NRW um die Differenz zwischen der Menge Wasser,
welche in ein System eingespeist wird, und jener Menge Wasser,
welche an Kunden verrechnet wird.
Im weltweiten Durchschnitt liegt die NRW-Quote bei etwa
30 Prozent. Für Wasserverlust gibt es zwei Gründe: der Verlust
von Wasser ist entweder physisch oder ökonomisch.
Physische Verluste von Wasser treten entlang des gesamten
Distributionssystems auf. Rohrbrüche gibt es natürlich, und sie
verursachen hohe Schäden. Im Vergleich zu kleinen Lecks, welche lange unentdeckt bleiben, sind die großen Vorfälle jedoch
marginal. Rund 90 Prozent des Wassers, welches in lecken Leitungen verlorengeht, kann an der Oberfläche nicht ausgemacht
werden – diese undichten Stellen bleiben oft über Jahre und
Jahrzehnte unentdeckt. Um physische Verluste eindämmen zu
können, gibt es vier Möglichkeiten: Erstens die aktive Überwachung von Leitungen, im Gegensatz zur passiven Überwachung,
bei welcher nur repariert wird, was sichtlich beschädigt ist. Ein
Team von Inspekteuren kann beispielsweise über akustische
Aufzeichnungen lecke Stellen orten. Zweitens müssen lokalisierte Lecks sofort behoben werden. Drittens müssen die Leitungen
langfristig saniert oder gar komplett erneuert werden. Viertens
muss der Druck im System überwacht und reguliert werden.
Druckverhältnisse und Leckrate stehen in einem direkten Zusammenhang. Je höher der Druck, desto größer ist das Volumen
an versickertem Wasser.
Ökonomische Verluste von Wasser sind im Umfang meist geringer, aber nicht zu vernachlässigen. Die wichtigsten Elemente sind mangelhafte Wasserzähler, Fehler in Datenverarbeitung
und Abrechnung sowie illegale Anschlüsse und der Diebstahl
von Wasser.
Die Ursachen kommerzieller Verluste sind meist technischer
Natur und können nicht so einfach behoben werden. Für den
Ersatz von Zählern fallen beispielsweise hohe Investitionen an.
Ebenfalls schwierig gestaltet sich die Eindämmung von Diebstahl. Der Diebstahl von Wasser wird oft den armen Teilen der
Bevölkerung zugeschoben, völlig zu Unrecht. Die Erfahrung in
zahlreichen Ländern zeigt, dass gerade in Bevölkerungsschichten
mit niedrigen Einkommen die Bereitschaft für Leitungswasser
zu bezahlen hoch ist. Diebstahl von Wasser durch Industriekunden und Haushalte mit höheren Einkommen fallen oft stärker
ins Gewicht. Aufgrund dieser Verluste hat der Wasserversorger
Interesse daran, die Leckrate zu senken. So kann er seine Erträge steigern und auch mehr Haushalte an das Vertriebsnetz anschließen. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Energiekosten
des Wasserversorgers; Aufbereitung und Transport von Wasser
kosten viel Energie. Entsprechend ist diese in Leitungswasser
gebunden. Energiekosten stehen also mit der Leckrate direkt in
Verbindung.
Der Umgang mit „non-revenue water“ stellt die Wasserversorger vor einige Herausforderungen. Es braucht auf der einen
Seite entsprechende Tarife, damit sich die Investitionen finanzieren lassen und auf der anderen Seite entsprechende Technologie und Fachwissen, um die Leckrate zu bestimmen und einzudämmen. Dass dies gelingen kann, zeigt sich am Beispiel eines
Unternehmens, in welches der Tareno Waterfund investiert ist:
Manila Water.
1971 wurde die Wasserversorgung der Metropolregion Manila in einer staatlich kontrollierten Einheit zusammengefasst: der
„Metropolitan Waterworks and Sewerage System“, kurz MWSS.
Mitte der 90er-Jahre steckte das Unternehmen in einer tiefen
Krise. Über Jahrzehnte waren Investitionen in die Infrastruktur
vernachlässigt worden. Nur etwas mehr als zwei Drittel der im
Konzessionsgebiet lebenden Menschen waren an die Wasserversorgung angeschlossen. Die Leckrate lag bei 63 Prozent, was ein
Grund dafür war, dass nur zehn Prozent der Anschlüsse ausreichend mit Wasser versorgt werden konnten. Zu der ungenügenden Versorgung kam hinzu, dass nur drei Prozent der Kunden
an ein Abwassersystem angeschlossen waren. Für die Umwelt
bedeutete dies eine hohe Belastung durch Schadstoffe.
Verständlicherweise stand es um die Zahlungsmoral der
Kunden angesichts der ungenügenden Dienstleistung nicht sonderlich gut, was die MWSS zusätzlich finanziell schwächte. Das
starke Wirtschaftswachstum und die zunehmende Urbanisierung Ende der 90er-Jahre stellte das Unternehmen schließlich
vor eine enorme Herausforderung. Es entstand die Idee, den
privaten Sektor einzubinden. Heute ist diese Art der Zusammenarbeit zwischen staatlichen Einheiten und der Privatwirtschaft
unter dem Ausdruck „Private Public Partnership“, kurz PPP, ein
Begriff.
1995 legte die Regierung den Grundstein für die Geschichte von Manila Water. Es wurde eine Reihe von Gesetzen verabschiedet, welche den Weg für die Errichtung von PPP-Projekten
ebneten. In einem PPP ist der Vertreter aus der Privatwirtschaft
für die Planung, die Finanzierung, den Bau und den Betrieb des
Projektes verantwortlich. Während der Laufzeit der Konzession
sorgt der Staat über einen angemessenen Tarif dafür, dass das
Projekt rentabel betrieben werden kann und die Investitionen
gesichert sind. Nach Ablauf der Konzession kann diese verlängert werden, oder geht an den Staat zurück. Der Start verlief für
Manila Water mit der Asienkrise 1997 und der Trockenheit im
Tareno Waterfund*
+120 %
ISIN: LU0319773478
+101,0
+29,0
0
–20 %
–0,6
1 JAHR
3 JAHRE
5 JAHRE
* totale Performance in Prozent seit
einem, drei und fünf Jahren
Fondsgesellschaft: Tareno AG
in Basel, Fondswährung: Euro
Fondsvolumen: 121 Mio. Euro
Jahr darauf wenig glücklich. Eine Vielzahl an Ausbildungsprogrammen wurde lanciert, um neue Talente zu gewinnen. So entstand aus dem trägen Apparat ein profitables Unternehmen.
Heute hat die Firma ihr Konzessionsgebiet in rund 1.700 Einheiten aufgeteilt. Die Leckrate konnte sukzessive gesenkt werden. 1997 betrug sie 63 Prozent und 2010 erreichte sie den Tiefststand von elf Prozent.
All der Erfolge zum Trotz stellen sich Manila Water immer
neue Herausforderungen wie die zunehmende Urbanisierung.
Die Erschließung neuer Ressourcen und der Aufbau der Infrastruktur im Bereich Abwasser sind neue Herausforderungen.
Während die Abdeckung im Bereich Leitungswasser bei über 90
Prozent liegt, sind erst knapp 20 Prozent der Haushalte an Kläranlagen angeschlossen. Bis 2022 soll eine Abdeckung von 100 Prozent erreicht werden. Diese Fakten führen dazu, dass der Tareno
Waterfund in allen Regionen der Welt exponiert ist. Bereiche, in
welchen der Fonds nicht engagiert ist, sind Wasserquellen und
Mineralwasser. Gemessen am gesamten Wasserverbrauch beträgt der Anteil von Mineralwasser weniger als ein Prozent, weshalb der Fonds diesen Bereich bewusst außen vor lässt. //
STEFAN SCHÜTZ
B A S E L 47° 3 3 ‘ N , 7 ° 3 5 ‘ O
Stefan Schütz ist als Analyst für die Fundamentalanalyse des Anlageuniversums des
Tareno Waterfund verantwortlich.
JOSEF BOLLAG
B A S E L 47° 3 3 ‘ N , 7 ° 3 5 ‘ O
Josef Bollag ist Lead-Fundmanager des Tareno
Waterfund. 2005 schloss er sich der Tareno
AG als Partner an.
03 2016
GL BAL INVESTOR
3
~ WA S S E R ~
Wie Fonds
auf Wasser
setzen
Anleger sollten genau hinschauen, in welche Unternehmen ein Wasserfonds investiert
und wie deren Bezug zum Geschäftsfeld Wasser aussieht. Denn die Konzepte der Fonds
sind sehr unterschiedlich – und damit auch ihre Zusammensetzung.
Abfüllanlage des „Bad Dürrheimer Mineralbrunnen“. Abgefülltes Wasser ist ein Milliardengeschäft, PET Flaschen belasten jedoch die Umwelt.
D
ie Deutschen fühlen sich als Wassersparer, schließlich lernen hierzulande schon Kinder, während des
Zähneputzens den Wasserhahn zuzudrehen. Mittlerweile ist der Wasserverbrauch vielerorts so stark
gesunken, dass Experten immer wieder vor verstopften Rohrleitungen warnen. Gleichzeitig regnet es in Deutschland vergleichsweise viel und häufig, Wasser ist meist in großen Mengen
verfügbar. Investitionen in das auf den ersten Blick so gar nicht
knappe Gut Wasser scheinen aus dieser Sicht wenig attraktiv.
Der offensichtliche Wasserverbrauch ist aber nur ein Teil,
und zudem ein sehr kleiner Teil der Wahrheit: Der sogenannte
virtuelle Wasserabdruck Deutschlands ist immens. Denn die Verbraucher hierzulande zählen zu den konsumstärksten der Welt.
Und ein Großteil des Wassers wird weltweit längst nicht mehr
zum Trinken oder Duschen, sondern in der industriellen Produktion verbraucht. Das Problem: Gerade in vielen asiatischen
und afrikanischen Ländern, die sich in den vergangenen Jahrzehnten zu den Werkbänken und Rohstofflieferanten der globalisierten Weltwirtschaft entwickelt haben, ist Wasser knapp. Die
Notwendigkeit, in vielen Regionen in Wasser sparende Technik
und effiziente Wasser-Infrastruktur zu investieren, ist entsprechend groß, und damit auch der Anreiz für Anleger, in Firmen
aus der Wasserbranche zu investieren.
Europaweit zählt der Fondsratinganbieter Morningstar derzeit 19 zugelassene Wasserfonds, die ein Volumen von 6,8 Milliarden Euro verwalten. Die Fonds investieren überwiegend in
Industrieunternehmen, die technische Geräte und Anlagen etwa
zur Wasseraufbereitung und -analyse herstellen, und in Versorger, die Infrastruktursysteme wie Rohrleitungsnetze aufbauen
2
GL BAL INVESTOR
03 2016
und unterhalten, Kläranlagen und Wassermanagementsysteme
betreiben. Hinzu kommen Unternehmen etwa aus dem Gesundheitssektor, die zum Beispiel Wassertests anbieten. Gemessen
am gesamten Fondsuniversum sind die Themenfonds rund ums
kühle Nass nur eine kleine Nische. Aber immerhin eine, die es
schon seit vielen Jahren gibt, und die im Gegensatz zu vielen anderen Themenfonds nicht nach wenigen Jahren wieder in der
Versenkung verschwinden. Zwar war es um die Fonds in den
vergangenen Jahren eher ruhig, nach einem zwischenzeitigen
Hype in den Jahren vor der Finanzkrise mussten viele Fonds
unter dem Strich Mittelabflüsse verzeichnen. Im vergangenen
Jahr stieg das Volumen des in Wasserfonds verwalteten Vermögens europaweit immerhin um etwas mehr als zwei Prozent. Im
laufenden Jahr ist der Zufluss erstmals wieder deutlich spürbar,
rund 600 Millionen Euro und damit um die zehn Prozent mehr
Geld verwalten die Fonds derzeit im Vergleich zum Beginn des
Jahres.
An der Spitze der Hackordnung der Fonds ändert das freilich
nichts. Die klare Nummer eins beim Volumen ist der Pictet-Water
der gleichnamigen Schweizer Privatbank mit einem verwalteten
Vermögen von 3,6 Milliarden Euro, der damit mehr als die Hälfte
des gesamten in europäische Wasserfonds investierten Kapitals
auf sich vereint. Der Fonds war der erste seiner Art und damit
Begründer der Themensparte Wasser. Fondsmanager Hans Peter Portner verwaltet den Fonds seit dem Jahr 2001, aufgelegt
wurde das Produkt ein Jahr zuvor. Der Morningstar-Report lobt
die „langfristige orientierte und disziplinierte Umsetzung des
Themas Wasser in diesem Fonds“, auch wenn der Marktführer
bei der Rendite nicht immer top war. In den Jahren 2012/2013
Foto: Picture Alliance
Autor: André Schmidt-Carré
machte dem Fonds sein verstärktes Engagement in den Emerging Marktes zu schaffen. Das fünfköpfige Management-Team
um Portner hatte zum Beispiel in brasilianische Wasserversorger
und weitere Titel aus Schwellenländern investiert, in der Spitze machte das in Emerging Markets angelegte Geld mehr als 20
Prozent aus. Zwischenzeitig fiel dieser Anteil wieder auf zwölf
Prozent, 2014/15 lag der Fonds bei der Rendite wieder vor der
Konkurrenz. Auf Sicht von fünf Jahren erzielte der Pictet ein
Plus von 13,12 Prozent pro Jahr und lag damit leicht unter dem
Kategorie-Durchschnitt von 13,88 Prozent.
Deutlich besser schnitt im selben Zeitraum der zweitälteste
Wasserfonds ab: Der Robeco SAM Sustainable Water wurde 2001
aufgelegt und erzielte über die vergangenen fünf Jahre ein durchschnittliches Plus von 15,39 Prozent.
Nur ein aktiv gemanagter Wasserfonds war im Vergleichszeitraum noch besser: Der BNP Paribas Aqua erzielte in den vergangenen fünf Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite
von 17,22 Prozent. Damit schlagen die Rendite-Spitzenreiter der
Wasserfonds sogar den Aktiendurchschnitt des MSCI World, der
bei 14,41 Prozent lag. Beim verwalteten Fondsvolumen können
die beiden Spitzenreiter dem Branchenurgestein von Pictet allerdings nicht das Wasser reichen: Der BNP Paribas Aqua verwaltet
derzeit rund 870 Millionen Euro, der Robeco SAM Sustainable
Water etwa 741 Millionen Euro. Damit belegen die Produkte in
der Reihenfolge der größten Wasserfonds die Plätze zwei und
drei.
Ein Blick auf die Firmen, in die die Wasserfonds investieren,
zeigt vor allem zwei Schwerpunkte: Im Durchschnitt investieren
die Fonds 54 Prozent des Kapitals in Industrieunternehmen und
23 Prozent in Versorger, hinzukommen mit deutlichen Abstand
Sparten wie chemische Grundstoffe und Gesundheit. Viele der
Fonds wie die Schwergewichte Pictet Water, BNP Paribas Aqua
und Robeco SAM Sustainable investieren mit einer solchen oder
ähnlichen Gewichtung. Im Pictet-Produkt sind die zehn größten
Positionen entsprechend allesamt Industriewerte und Versorger,
der größte Einzeltitel ist Veolia Environment sowie der Versorger Suez Environment aus Frankreich, die Versorger United Utilities Group und Pennon Group aus Großbritannien, der Industrietitel Danaher aus den USA.
Freilich werden auch Anleger fündig, die eine andere Gewichtung der Branchen bevorzugen. Der Hornet Infrastructure
Water wird seinem Namen gerecht und investiert mehr als 70
Prozent des Kapitals in Versorger, beim AMCFM Global Water
sind es rund 40 Prozent, mit entsprechend kleineren Anteilen an
Industrieunternehmen. Eine Sonderstellung hat der Alta Water
inne, der 65 Prozent in defensive und 31 Prozent seines Vermögens in zyklische Konsumtitel investiert. Einzig der Ökoworld
Water for Life investiert ebenfalls mit rund 16 Prozent zumindest
nennenswert in Konsumtitel, die anderen Fonds mischen die
Branche allenfalls im kleinen einstelligen Prozentbereich oder
gar nicht bei. Die größte Position des Ökoworld-Produktes sind
mit 18 Prozent Technologietitel. Die ungewöhnliche Zusammensetzung beschert den Fonds allerdings keine außergewöhnliche
Rendite: Der AMCFM schafft es mit einem jährlichen Plus von
13,61 Prozent über fünf Jahre immerhin noch vor den Klassiker
von Pictet, der konsumorientiere Alta Water mit 11,04 Prozent
liegt schon spürbar zurück, ebenso der Ökoworld-Fonds mit
8,80 Prozent, dem Hornet-Produkt beschert sein starker Ver-
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
3
~ WA S S E R ~
Jahr mit 18,18 Prozent Rendite klar die Nummer eins, noch vor
sorger-Schwerpunkt durchschnittlich vergleichsweise magere
dem besten aktiv verwalteten Fonds. Und der Erfolg des Lyxor7,28 Prozent pro Jahr.
ETF ist kein Einzelfall: Den dritten Platz im Ranking der ProSo unterschiedlich die Wasserfonds sind, haben die meisten
dukte mit der höchsten Fünf-Jahres-Rendite teilt sich der Robeco
von ihnen eines gemeinsam: die vergleichsweise hohen KosSAM mit dem Global Water des ETF-Anbietes iShares. Der pasten. Der teuerste Fonds ist der AMCF Global Water mit jährlich
sive Fonds bildet den Kursverlauf des Indexes S&P Global Wa2,87 Prozent laufenden Kosten, gefolgt vom Alta Water mit 2,74
ter ab, der wiederum die Wertentwicklung der 50 größten und
Prozent und dem Ökoworld Water For Life mit 2,51 Prozent.
liquidesten börsennotieren Aktien widergibt, die ihr Geld in den
„Wasserfonds sind im Vergleich zu anderen Fonds relativ teuer“,
Geschäftsfeldern Wasserversorgung und Infrastruktur einerseits
sagt Analystin Barbara Claus von der Fondsratingagentur Morsowie Wasseraufbereitung andererseits verdienen. Der Index
ningstar. „Das ist eigentlich nicht einzusehen, das Management
enthält jeweils 25 Unternehmen aus beiden Bereichen mit einer
ist jedenfalls nicht grundsätzlich aufwendiger als das anderer
Marktkapitalisierung von mindestens 250 Millionen US-Dollar.
aktiv gemanagter Fonds.“ Deren Kosten liegen in der Regel bei
Ein einzelner Titel macht maximal zehn Prozent des Fondsverrund 1,6 bis 1,8 Prozent jährlich. Claus beobachtet das Phänomögens aus, wenn das Unternehmen Geschäftsfelder
men auch bei anderen Themenfonds. „Die Ursache ist
mit Bezug zu Wasser als Hauptgeschäft betreibt,
wohl das überschaubare Angebot und die beansonsten maximal fünf Prozent. Auch das
grenzte Auswahl. Zudem wissen die FondsKonzept des iShares-Wasser-ETF hat
anbieter, dass Anleger, die eine solchen
sein Auflegung 2007 viele Investoren
speziellen Fonds haben wollen, auch
DER OFFENSICHTüberzeugt, derzeit verwaltet der
bereit sind, dafür einen gewissen
LICHE WASSERVERFonds ein Vermögen in Höhe
Aufpreis zu zahlen.“ Die hohen
BRAUCH IST NUR EIN TEIL,
von 390 Millionen Euro.
Kosten sind auch ein Grund
Viele Anleger von Wasserdafür, warum die Sparte trotz
UND ZUDEM EIN SEHR KLEINER
fonds wollen nicht nur Geld
der guten Performance vieler
TEIL DER WAHRHEIT: DER SO
verdienen, sondern obenWasserfonds etwas schlechdrein etwas Gutes tun. Im
ter abschneiden als der große
GENANNTE VIRTUELLE WASSERABGrundsatz ist das auch eine
Aktienkorb des MSCI World
DRUCK DEUTSCHLANDS IST IMrichtige Idee: „Wenn WassETF. Der Aktien-Welt-Index
MENS. DENN DIE VERBRAUCHER
erfonds in Unternehmen inschaffte in den vergangenen
vestieren, dank deren Technik
fünf Jahren durchschnittlich
HIERZULANDE ZÄHLEN ZU
der Wasserverbrauch sinkt oder
14,41 Prozent und damit rund eiDEN KONSUMSTÄRKSTEN
die in die Netzinfrastruktur innen halben Prozentpunkt pro Jahr
vestieren, bewirken sie damit etwas
mehr als die Wasserfonds im DurchDER WELT.
Gutes“, sagt Volker Weber, Vorstandsschnitt. Der stark rentierende BNP Pavorsitzender des Forums für nachhaltige
ribas Aqua zählt mit laufenden Kosten von
Geldanlage (FNG). Wer auf Nummer sicher
2,39 Prozent ebenso zu den teuren Fonds wie
gehen will, sollte sich zumindest die größten Posider Robeco SAM Sustainable Water, bei dem ebentionen eines Fonds anschauen, um einen Überblick zu bekomfalls hohe laufende Kosten von 2,20 Prozent eine noch bessere
men, wie groß dessen Wasserengagement tatsächlich ist. „Es
Rendite verhindern. „Während die Rendite regelmäßig schwankt
gibt keine Definition, welchen Anteil seines Vermögens ein
und die Spitzenreiter im nächsten Jahr schon deutlich schlechter
Fonds mindestens in Wasseraktivitäten investieren muss“, sagt
abschneiden können, ändert sich an den hohen Kosten in der
Fondsanalystin Claus. Ein hundertprozentiges WasserengageRegel kaum etwas“, beobachtet Claus.
ment ist ohnehin kaum möglich, weil die meisten UnternehEine Alternative können passiv verwaltete Exchange Trade
men auf verschiedenen Geschäftsfeldern unterwegs sind. Wer
Funds (ETFs) sein, deren Kosten meist deutlich niedriger sind
Aktien solcher Unternehmen kauft, hat also automatisch fast
als die der aktiv verwalteten Pendants. Zum Beispiel fallen beim
immer auch Nicht-Wasser-Engagements im Depot. So schätzt
Lyxor ETF World Water 0,6 Prozent pro Jahr an laufenden Kosdas Management des Pictet-Water den Anteil des Portfolios an
ten an, der Fonds bildet den Verlauf des World-Water-Indexes der
Geschäftsfeldern mit Bezug zu Wasser auf rund 70 Prozent. Der
Lyxor-Mutter Société Génerale nach. Der Index beinhaltet die 20
Mindestanteil des Wassergeschäfts von Unternehmen, um für
größten börsennotierten Unternehmen weltweit aus den Spardas Anlageuniversum des Fonds überhaupt infrage zu kommen,
ten Infrastruktur, Wasseraufbereitung und Wasserversorgung,
liegt demnach bei 20 Prozent. Einige Fonds investieren auch in
zu den größten Positionen des Fonds zählen entsprechend der
Titel, bei denen Wassergeschäftsfelder eine noch geringere Rolle
Gewichtung im Index zum Beispiel der Wasserversorger Amerispielen. Ob das dann noch waschechte Wasserinvestments sind,
can Water Works und der Schweizer Sanitärhersteller Geberit.
muss letztlich jeder Anleger selbst entscheiden.
Das Konzept des Fonds mit der Nachbildung des Index bei gerinObendrein ist nicht jedes Wasserengagement automatisch
gen Kosten ist in der jüngeren Vergangenheit klar aufgegangen:
moralisch gut. Zu den größten Positionen des Wasserfonds Alta
Der Fonds ist in der Wasser-Kategorie über die vergangenen fünf
4
GL BAL INVESTOR
03 2016
~ WA S S E R ~
Water zählen Nestlé und Pepsi, die mit diversen Wassermarken
am Markt sind und das milliardenschwere Geschäft mit abgefülltem Wasser längst als lukrativen Markt für sich entdeckt haben.
Und dafür immer wieder in der Kritik stehen: Nestlé wird etwa
vorgeworfen, Wasser in Regionen der dritten Welt billig abzupumpen, wo es ohnehin knapp ist, um es dann im Flaschen abgefüllt für ein Vielfaches wieder zu verkaufen. Und Pepsi steht
ebenso wie weitere Anbieter in der Kritik, weil das Unternehmen
schlicht Leistungswasser in Flaschen verkauft und kein Quellwasser. Letzteres glauben aber viele Konsumenten angesichts
von idyllischen Naturpanoramen auf den Etiketten etwas anderes und zahlen entsprechend viel Geld für das vermeintlich hochwertige Wasser. Ein weiteres Problem ist laut Umweltschutzorganisationen die Verpackung: Weltweit verkaufen Firmen abgefülltes Wasser vor allem in Plastikflaschen, deren Produktion
viel Wasser verbraucht, obendrein verschmutzt der Plastikmüll
später als Müll die Weltmeere. Auch hier entscheidet letztlich jeder Anleger selbst, ob er solche Geschäftsmodelle als sinnvolles
Wasserinvestment akzeptiert.
Eine Orientierung bei der Suche nach dem passenden Wasserfonds können die Nachhaltigkeitsstrategien der Fonds liefern.
Die sagen zwar nicht unbedingt etwas darüber aus, wie genau
sich das Wasserengagement eines Fonds zusammensetzt. Aber
der Investor bekommt einen Überblick, ob ein Fonds grundsätz-
lich Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl von Aktien berücksichtigt. „Rund die Hälfte der im deutschsprachigen Raum
zugelassenen Wasserfonds verfolgen explizit eine Nachhaltigkeitsstrategie“, sagt FNG-Chef Weber. Zum Beispiel investiert
der Ökoworld Water for Life nachhaltig in Bezug auf Umwelt
und Soziales: Investments in Agrochemie, fossile Brennstoffe,
grüne Gentechnik und Kernenergie sind ebenso ausgeschlossen
wie Engagements in Unternehmen, die sich nicht verpflichtet
haben, bestimme Mindeststandards bei Rechten von Mitarbeitern einzuhalten. Der Fonds bezieht 100 Prozent seines Portfolios in die Analyse ein, zudem nehmen die Fondsmanager nicht
nur die Unternehmen selbst, sondern auch strategisch wichtige
Zulieferer in Bezug auf deren Nachhaltigkeit unter die Lupe. So
gesehen hat der Ökoworld Water for Life dann doch noch mehr
zu bieten als seine vergleichsweise niedrige Rendite. //
ANDRÉ SCHMIDT-CARRÉ
KÖ L N 50° 56 ‘ N , 6 ° 5 7 ‘ O
André Schmidt-Carré ist Redakteur bei
„Wortwert“. Der Diplom-Kaufmann schreibt
über Finanz- und Investmentthemen.
Investieren Sie in die wichtigsten globalen
Finanzmärkte. Oder auch nicht.
Bantleon Opportunities World
Von einem der besten aktiven
Asset Manager.
Bei der vorliegenden Anzeige handelt es sich um Werbung. Sie stellt keine Anlageberatung dar. Insbesondere ist die Anzeige keine auf die individuellen Verhältnisse eingehende Handlungsempfehlung und ersetzt nicht die individuelle Beratung. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Die vollständigen Angaben
zu den »Bantleon Fonds« sind dem Verkaufsprospekt, den wesentlichen Anleger informationen, ergänzt durch den Halbjahres- und Jahresbericht, zu entnehmen. Sie sind in elektronischer
oder gedruckter Form kostenlos bei der Bantleon AG, Karl-Wiechert-Allee 1A, D-30625 Hannover oder unter www.bantleon.com erhältlich.
~ SOCIAL MEDIA ~
Big Data, der neue
Stimmungsindikator
Die Digitalisierung und soziale Netzwerke führen zu einer regelrechten Flut an
öffentlich verfügbaren Daten. Richtig ausgewertet liefern sie Portfoliomanagern ein
detailliertes Stimmungsbild in Echtzeit; gut für die Rendite.
Autor: Christian Machts
Google Campus in Silicon Valley. GoogleAnfragen zeichnen inzwischen ein genaueres
Bild als klassische Stimmungsindikatoren.
22
GL BAL INVESTOR
03 2016
Foto: Picture Alliance
D
ie Digitalisierung führt zu einer wachsenden
Menge öffentlich verfügbarer Daten. Portfoliomanager können daraus Informationsvorsprünge und Anlageideen gewinnen. 204 Millionen
E-Mails wurden 2014 innerhalb einer Minute verschickt, 50
Millionen Mitteilungen über Whatsapp gesendet, vier Millionen Google-Suchanfragen gestartet und 342.000 Tweets
abgesetzt. Inzwischen dürften diese Zahlen des Centre for
Learning Research der finnischen University of Turku nochmals höher ausfallen, denn das Wachstum verläuft exponentiell: Der IT-Konzern IBM schätzt, dass etwa 90 Prozent der
heutzutage weltweit verfügbaren Daten innerhalb der vergangenen beiden Jahre geschaffen wurden. „Big Data“ lautet
das neue Schlagwort, das diese riesige und exponentiell steigende Flut öffentlich vorhandener Daten bezeichnet.
Die zunehmende Digitalisierung nahezu aller Lebensbereiche birgt erhebliches Potenzial, unser Leben weiter zu
verbessern: Die Unternehmensberatung McKinsey schätzt,
dass Big Data der Gesundheitsbranche helfen kann, jährlich
300 bis 450 Milliarden Dollar einzusparen – indem gesundheitliche Leiden früher erkannt und effizienter therapiert
werden. Kfz-Versicherer bieten inzwischen spezielle Tarife für Fahrer an, die an ihren Autos Messinstrumente zur
Aufzeichnung ihres Fahrverhaltens installieren lassen – wer
umsichtig fährt, kann sich über Rabatte freuen. Landwirte
nutzen neuartige Analysesysteme, um Düngemittel effizienter einzusetzen und Ernteergebnisse zu steigern. Und im
Profisport helfen immer detailliertere Spielerstatistiken den
Trainern, Mannschaften optimaler aufzustellen.
Auch Asset Manager analysieren, wie sie das vorhandene
Material nutzen können, um für ihre Investoren noch bessere Anlageergebnisse zu erzielen. Die Aufbereitung und Analyse von Daten als Basis für Anlageentscheidungen ist grund-
sätzlich nicht neu. Quantitative Investmentstrategien, die
auf der Analyse von Wertpapierkursen, Bewertungskennziffern wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis und Dividenden beruhen, sind seit mehreren Jahrzehnten am Markt. Insofern
liegt es nahe, Big Data als Renditequelle zu nutzen. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen klassischen quantitativen
Ansätzen und der Analyse von Big Data: Die riesigen Datenmengen, die über Internet-Suchmaschinen, soziale Medien
etc. kreiert werden, sind im Gegensatz zu den Daten, mit
denen klassische quantitative Strategien arbeiten, weitestgehend unstrukturiert. Das stellt diejenigen, die sie nutzen
wollen, vor besondere Herausforderungen: Welche Daten
sind wirklich zuverlässig? Wie lassen sie sich aggregieren?
Welche Korrelationen sind stabil? Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen? Das sind nur einige Fragen,
wenn es darum geht, aus den riesigen öffentlich verfügbaren
Datenmengen fundierte Anlageentscheidungen abzuleiten.
Asset Manager, die über die notwendigen Ressourcen verfügen, um diese Fragen zu beantworten, können daraus Informationsvorsprünge gegenüber anderen Marktteilnehmern
ableiten.
Bei BlackRock beschäftigt sich der Bereich Scientific Active Equity (SAE) seit den 1990er-Jahren damit, das Potenzial öffentlich verfügbarer Daten als Renditequelle zu nutzen. Ken Kroner, der globale Leiter dieses Bereiches, hat
die Herausforderung beim Herausfiltern des Relevanten aus
dem gigantischen Datenstrom sehr treffend auf den Punkt
gebracht: Es sei ähnlich, wie wenn man versuche, einen
Schluck aus einem Feuerwehrschlauch zu trinken.
Vor allem drei Bereiche von Big Data sind den bisherigen Erkenntnissen zufolge für Asset Manager interessant:
Erstens Anfragen über Internet-Suchmaschinen wie Google. So liefert die Häufigkeit bestimmter Schlagwörter, nach
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
23
~ SOCIAL MEDIA ~
denen die Nutzer suchen, Aufschluss über ihre Stimmung.
Beispielsweise können häufigere Suchanfragen nach Urlaubsreisen oder neuen Autos auf zunehmende Konsumfreude infolge besserer Beschäftigungsverhältnisse und steigender Löhne hindeuten, die ihrerseits einen wirtschaftlichen
Aufschwung anzeigen. Nehmen dagegen die Google-Suchen
nach Fachanwälten für Arbeitsrecht zu, deutet dies eher auf
eine gedämpfte Stimmung am Arbeitsmarkt hin – zum Beispiel weil die Konjunktur sich eintrübt.
Der zweite Bereich umfasst soziale Medien einschließlich Chat-Foren für bestimmte Interessengruppen. Internet-Gruppen, in denen Arbeitnehmer sich über ihre Unternehmen austauschen und diese bewerten, sind in den USA
schon weitaus stärker verbreitet als etwa in Deutschland.
Spiegelt sich darin eine positive Grundstimmung wider,
könnte das ein Zeichen für eine gesunde Verfassung des Unternehmens sein. Äußern die Angestellten dagegen zunehmend Unmut, liefert das eher ein negatives Indiz. Auch Foren, in denen Hobbytrader Anlageideen diskutieren, bieten
interessante Erkenntnisse: Werden bestimmte Aktien dort
sehr stark empfohlen, könnte dies einen Hinweis darauf liefern, dass der Wert überkauft ist. Wer solche Muster frühzeitig erkennt, kann sein Portfolio zum Beispiel mit Short-Positionen entsprechend ausrichten. Big Data unterfüttert auf
diese Weise gewissermaßen Erkenntnisse aus dem Bereich
Behavioral Finance, wonach ein allzu stark ausgeprägtes
Sentiment am Kapitalmarkt auf eine Trendwende hindeutet.
Drittens können Verschriftlichungen von Analystenkonferenzen mit Unternehmensvorständen deutlich aufschlussreicher sein als die vorangegangenen Telefonkonferenzen
selbst. Das Scientific-Active-Equity-Team bei BlackRock wertet pro Quartal etwa 5.000 solcher Transkripte aus und sucht
dabei gezielt nach bestimmten Stichworten. Die Häufigkeit,
mit der optimistisch oder pessimistisch besetzte Begriffe
fallen, liefert oft einen besseren Einblick in die Stimmung
in der Vorstandsetage und in die Zahlen als jene Nachricht,
die Firmen bewusst verbreiten möchten. Eine besondere
Herausforderung dabei ist es beispielsweise, Negierungen
zu erkennen – etwa wenn davon die Rede ist, dass das Rekordwachstum des vergangenen Jahres vermutlich nicht
übertroffen werden kann. Ebenfalls aufschlussreich ist, mit
wie vielen Zahlen insbesondere der Finanzvorstand seine
Aussagen unterfüttert: Denn wo gute Zahlen nicht für sich
sprechen können, bedienen die Vorstände sich stattdessen
eher wortreicher Formulierungen.
Unabhängig davon, welche Big-Data-Quellen Asset Manager nutzen, lassen sich daraus Informationsvorsprünge
gewinnen. Denn viele wichtige klassische Konjunkturindikatoren laufen der Entwicklung nach, sie spiegeln wider, wie
die Stimmung in den vergangenen Wochen gewesen ist. Big
Data liefert dagegen das aktuelle Bild. Dazu zwei Beispiele:
Ende 2014 fragten sich Volkswirte, Analysten und Investoren, inwieweit der niedrigere Ölpreis zu höheren Konsumausgaben bei Privathaushalten führen würde. Angesichts
dieser Erwartung legten die Aktienkurse zu. Eine Analyse
24
GL BAL INVESTOR
03 2016
der Google-Suchanfragen führte jedoch schnell zu der Erkenntnis, dass die Verbraucher keineswegs sofort mehr konsumierten.
Auch Internet-Blogs in China lieferten wichtige Hinweise auf die Stimmung – weil chinesische Konsumenten insgesamt rund 30.000-mal pro Tag berichten, was sie gerade gekauft haben, wie zufrieden sie mit ihren Anschaffungen sind
und was sie demnächst kaufen wollen. Bei der Auswertung
von Transkripten ist das Scientific-Active-Equity-Team von
BlackRock im Sommer 2015 auf einen europäischen Industriekonzern gestoßen, in dessen Analystenkonferenz die Anzahl der Nennungen von „verbessert“ und „beeindruckend“
deutlich zugelegt hatte. Das Team stieg ein und profitierte
in den Wochen darauf von zahlreichen Heraufstufungen der
Aktie durch Analysten.
Das Bild, das Big Data liefert, ist nicht nur aktueller als
bei klassischen Konjunkturindikatoren – es ist auch umfassender: Einkaufsmanagerindizes und andere Stimmungsindikatoren basieren auf Befragungen einiger Hundert
oder weniger Tausend Experten. Dagegen spiegeln Google-Suchanfragen und soziale Medien häufig wider, was Zehnoder gar Hunderttausende denken, wie sie handeln oder was
sie beabsichtigen. Diese umfassendere Grundgesamtheit
ermöglicht ein besonders robustes und aussagekräftiges
Bild. Voraussetzung dafür ist, dass die Daten entsprechend
aufbereitet und analysiert werden. Daher brauchen Asset
Manager, die Big Data erfolgreich als Renditequelle nutzen
wollen, nicht nur Portfoliomanager, Volkswirte und Kapitalmarktanalysten.
Im Zusammenspiel von Portfoliomanagern und IT-Experten kann Big Data zusätzliche Informationen bereitstellen und somit zur wertvollen Renditequelle werden. So
wertet das Scientific Active Equity Team bei BlackRock rund
50 Faktoren aus, auf deren Basis es Anlageentscheidungen
trifft. Etwa die Hälfte dieser Faktoren beziehen sich bereits
heute auf die Analyse von Big Data. Die bisherigen Ergebnisse sind ebenfalls vielversprechend: Erfolgreiche Strategien
zeigen etwa einen Absolute-Return-Charakter, der weitgehend unabhängig vom aktuellen Marktumfeld positive Renditen ermöglicht. Insofern kann die Einbindung von Big-Data-Analysen zur Verbesserung des Rendite-Risiko-Profils
von Portfolios beitragen. Dieses Potenzial dürfte im Zuge
des technologischen Fortschrittes weiter zunehmen – etwa
wenn noch intelligentere Systeme zur Spracherkennung
noch präzisere Analysen der Transkripte von Analystenkonferenzen ermöglichen. //
CHRISTIAN MACHTS
F R A N K F U R T 50° 6‘ N , 8° 40‘ O
Wenn es
turbulent wird,
hilft dicke Haut.
Ein gutes Fondsmanagement besitzt die Eigenschaften eines
Elefanten. Deshalb handeln wir mit Besonnenheit, Erfahrung und
Gespür. Überzeugen Sie sich selbst: die vermögensverwalteten
Mischfonds von ETHENEA. ethenea.com
Christian Machts ist Leiter des Privatkundengeschäftes in Deutschland, Österreich und
Osteuropa bei BlackRock.
Ausführliche Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte dem letztgültigen Verkaufsprospekt. Maßgeblich sind die Angaben im Verkaufsprospekt sowie der aktuelle Halbjahresund Jahresbericht. Die Wesentlichen Anlegerinformationen, den Verkaufsprospekt sowie die Berichte in deutscher Sprache erhalten Sie kostenlos bei der Verwaltungsgesellschaft ETHENEA
Independent Investors S.A., 16, rue Gabriel Lippmann, L-5365 Munsbach oder bei der DZ BANK AG, Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank, Platz der Republik, D-60325 Frankfurt am Main.
~ MIKROKREDITE ~
Unterstützung der
Unabhängigkeit
Mikrokredite ermöglichen Menschen in
Entwicklungsländern den Schritt in die
Selbstständigkeit.
Autorin: Edda Schröder
Obst- und Gemüsehändlerin in Südostasien. Mikrokredite werden bevorzugt an Frauen vergeben, um ihnen die Selbstständigkeit zu ermöglichen.
26
GL BAL INVESTOR
03 2016
Finanzsektor ist die Zielgruppe: Menschen mit geringer Kaufkraft und ohne Ressourcenausstattung können die Kriterien des
formalen Finanzsektors nicht erfüllen und fallen damit aus etablierten Wirtschafts- und Finanzierungssystemen heraus. Gerade
sie benötigen aber Anschub- oder Überbrückungsfinanzierungen, um Saatgut zu kaufen, in einer Hochphase Erntehelfer zu
beschäftigen oder um einen Transporter anzuschaffen, damit die
Ernte auch zum Markt transportiert werden kann.
Der Weg über Mikrofinanzinstitute im Land des Darlehensempfängers bietet einen Lösungsweg: Private oder institutionelle Geldgeber stellen ihr Kapital einem Mikrofinanzfonds zur
Verfügung. Das Portfoliomanagement vergibt nach Zustimmung
eines Investmentkomitees Darlehen an Mikrofinanzinstitute,
die wiederum Kredite in geringer Höhe an Kleinstunternehmer
vergeben. In umgekehrter Reihenfolge findet anschließend der
Kapital- und Zinsrückfluss statt.
Gründer dieser Idee ist Prof. Muhammad Yunus, der in
Bangladesch im Rahmen eines Entwicklungsprojektes an der
Universität Kleinstkredite vergab. 1983 wurde das Vorgehen
institutionalisiert und die Grameen Bank entstand. Yunus, Managing Director der Bank, wurde 2006 für seine Idee der „wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung von unten“ (Nobelkomi-
IIV Mikrofinanzfonds*
ISIN: DE000A1H44S3
+15 %
+12,5
+10,9
0
–3 %
Foto: Invest in Visions
D
ie Entwicklungsorganisation Oxfam führte Anfang
2016 in einem Report die großen und wachsenden
sozialen Diskrepanzen vor. „Die Zeit“ sprach in der
Berichterstattung von der „Obszönität“ des Missverhältnisses der Zahlen, während beispielsweise WeltN24 und
„FAZ“ einen Gegentrend aus den Zahlen herauslesen konnten.
Diese Diskussionen führen aber vor allem zu einer höheren
Sensibilität der Leser. Zeitgleich verlieren europäische Staatsanleihen stark an Wert und das altbewährte Sparbuch wird von
Null- bis Negativzinsen bedroht. Das Risiko der Vermögensverluste durch Nicht-Handeln ist so hoch, dass es sich auch für
Nicht-Anleger lohnt, über Geldanlagen nachzudenken.
Eine Möglichkeit bietet sich im noch jungen, aber bereits etablierten Bereich der Mikrofinanz. Mikrofinanz verfolgt das Ziel,
Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern, die sonst
keinen oder nur begrenzten Zugang zu Finanzdienstleistungen
haben, verlässliche und bedarfsgerechte Leih- und Sparmöglichkeiten anzubieten. Darunter fallen finanzielle Basisdienstleistungen wie Kreditvergaben, Sparmöglichkeiten, Finanztransaktionen und Versicherungen. Die Erfahrung zeigt, dass oft bereits
kleine Darlehen reichen, um etwas zu bewegen. Der Hauptunterschied zwischen dem Mikrofinanzwesen und dem formalen
+1,9
1 JAHR
3 JAHRE
5 JAHRE
* totale Performance in Prozent seit
einem, drei und fünf Jahren
Fondsgesellschaft: Invest in Visions
GmbH, Fondswährung: Euro
Fondsvolumen: 196 Mio. Euro
tee Oslo 2006) mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Für Arme in ländlichen Gegenden ergibt sich aus dem Zugang
zu Finanzdienstleistungen nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch soziale Zugehörigkeit und somit die gesellschaftliche
Anerkennung Einzelner. Viele Beispiele zeigen, dass besonders
Frauen von dieser Entwicklung profitieren. Rund 65 Prozent der
Mikrokreditnehmer sind weiblich. Insbesondere durch die Möglichkeit, mit bereits bestehenden Fertigkeiten als Kleinst- oder
Kleinunternehmerin am Markt teilzunehmen, erfahren Kreditnehmerinnen Autonomie und Selbstbestimmung, die sich in und
durch ihr soziales Umfeld (Peergroup) verstärken kann.
Mikrokreditnehmer verfügen aber kaum über ausreichende
Sicherheiten. Eine Beurteilung von „viel“ oder „wenig“ ist nur
dann andeutungsweise möglich, wenn man sich einen Eindruck
von den allgemeinen Lohn- und Verbrauchskosten macht. Die
absolute Armutsverteilung im direkten Vergleich mit dem Zugang zu Finanzdienstleitungen verdeutlicht die prekäre Lage. 2,8
von 7,3 Milliarden Menschen leben von weniger als zwei Dollar
täglich und 2,4 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu
Finanzdienstleistungen. Daher baut das Mikrofinanzwesen auf
Solidarität und gegenseitige Verantwortung. Es zeichnet sich
nicht allein der Darlehensempfänger für die Rückzahlung seines Kredites verantwortlich, sondern mit ihm seine Peergroup.
Ein solches System der Gegenseitigkeit etablierte sich in Europa
bereits Mitte des 19. Jahrhunderts als Lösung für Landwirte in
finanziellen Engpässen, durch ein genossenschaftliches System.
Dadurch wurden Finanzierung und vergünstigter Einkauf von
Saatgut und Düngemitteln möglich. Auch in Schwellenländern
sind gegenseitige Bürgschaften, Gruppenhaftung und solidargemeinschaftliche Leistungen in der Praxis erfolgreiche und weitgehend akzeptierte Grundlagen der Kreditsicherung, auch zur
Vermeidung von Missbrauch. Mikrofinanzinstitute, sogenannte
MFIs, sind in den lokalen Strukturen kundig und können die Bonität der Darlehensempfänger prüfen und eine beratende Funktion übernehmen. Jungunternehmer können so wirtschaftliche
Grundkenntnisse erlangen, damit das Projekt, das hinter der Investition steht, gelingt.
Die (lokalen) Mikrofinanzinstitute erhalten die finanziellen
Mittel zur Darlehensvergabe zum Beispiel über Mikrofinanzfonds. Mikrofinanz ermöglicht Personengruppen Zugang zu finanziellen Mitteln, die im gängigen Kredit- und Darlehenssystem
durch das Raster fallen und keine Chance auf eine Verbesserung
ihrer wirtschaftlichen Situation haben. Daher wird Mikrofinanz
auch als Instrument der Entwicklungshilfe verstanden. Somit
sind Mikrofinanzinvestitionen mit den Leitlinien ethischer Vermögensanlagen konform. Statt nach einer Ausschlussliste vorzugehen, trägt Mikrofinanz dem Bedürfnis nach Transparenz
Rechnung. Stiftungen können nicht nur ihrem Auftrag gemäß
vermögenserhaltend anlegen, sondern zugleich transparente
Anlageziele mit den Stiftungszielen verbinden. In Deutschland
können sich seit 2011 auch private Anleger an diesem Konzept
beteiligen. Mit dem IIV Mikrofinanzfonds hat die Invest in Visions den ersten Fonds dieser Anlageklasse auf den deutschen
Markt gebracht.
Als Benchmark für Mikrofinanzinvestments hat sich
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
27
ANZEIGE
~ MIKROKREDITE ~
WERTENTWICKLUNG DES SYMBIOTICS-MICROFINANCE-INDEXES
Euro
150
Prozent
1,0
140
0,4
120
0
–0,4
100
1/2006
1/2008
1/2010
1/2012
1/2014
1/2016
28
GL BAL INVESTOR
EI
KR
beispielsweise wenn ein Mikrofinanzinstitut ein Darlehen nicht
rechtzeitig tilgen kann, wird versucht, zwischen allen Parteien
eine Lösung zu erarbeiten, die für Investoren/Darlehensgeber
und auch für das Mikrofinanzinstitut tragbar ist. Schwierigkeiten können aber auch unverschuldet durch höhere Gewalt
entstehen, wie es im Frühjahr 2016 der Fall war. Der IIV Mikrofinanzfonds war vom Ausfall eines Mikrofinanzinstituts in
Ecuador bedroht, nachdem ein schweres Erdbeben den Norden
des Landes erschüttert hatte. Zwei der Mikrofinanzinstitute in
Ecuador hatten größere Teile ihres Portfolios in der vom Erdbeben betroffenen Region investiert. Glücklicherweise waren die
materiellen Schäden größtenteils durch Versicherungen gedeckt
und Geschäftsdaten gespeichert.
Der Investmentprozess schließt auch die Bewertung der
verfügbaren Absicherungsinstrumente der Währungen ein. Im
Vergleich zu einer kommerziellen Due-Diligence-Prüfung ist die
Datenerhebung und Absicherung der Datenglaubwürdigkeit wesentlich schwieriger. Entwicklungs- und Schwellenländer verfügen oft nicht über Behörden, die makroökonomische Auskünfte
über die generelle wirtschaftliche Lage des Landes und der Haushalte geben können. Neben der qualitativen Auswahl der Mikrofinanzinstitute ist aus diesem Grund auch die breite Risikodiversifizierung in Form einer Streuung der Fondsmittel über verschiedene
Regionen, Länder und Mikrofinanzinstitute notwendig. Da es in
einigen Ländern nicht möglich ist, Darlehen in Dollar oder Euro
zu vergeben, muss ein Lokalwährungskredit abgesichert werden.
Das Währungsrisiko schlägt sich auch in der Diskrepanz zwischen
der Währung des Kredits (oft in US-Dollar) und der Währung der
Gehälter (Lokalwährung) nieder. Bei Währungsschwankungen
kann es deshalb zu einer Verschlechterung der Portfolioqualität
der MFIs kommen. Deshalb ist es wichtig, dass MFIs ihr Portfolio
hinsichtlich der Währungen diversifizieren.
Verschiedene Kriterien schließen bestimmte Länder oder
Ländergruppen für Mikrofinanzinvestments gänzlich aus, bei-
EDDA SCHRÖDER
F R A N K F U R T 50° 6‘ N , 8° 40‘ O
Edda Schröder gründete vor zehn Jahren
die Invest in Visions GmbH und ist heute
geschäftsführende Gesellschafterin.
Bei den Verbraucherschützern stehen sie hoch im
Kurs, die Exchange Traded Funds (ETFs). Der
Grund ist schnell gefunden – sie sind günstiger als
herkömmliche Fonds. Kein Wunder, denn bei ETFs
versucht kein teurer Fondsmanager einen Markt
zu schlagen und ein Alpha (Mehrrendite zum Index) zu generieren. Hier kauft man einfach nur
die Entwicklung des gewünschten Marktes – nicht
mehr und nicht weniger.
Kostengünstig ja, aber auch
wirklich sinnvoll?
Schön, wenn der gewählte Markt steigt. Katastrophal, wenn eben dieser Markt ins Bodenlose fällt.
Ein ETF hat keine Reißleine oder integrierte Risikobegrenzung. Und auch über die Risikostreuung
lohnt es sich nachzudenken. Nehmen wir an Sie
kaufen einen „DAX-ETF“. Dann setzen Sie ausschließlich auf die großen Werte des deutschen
Aktienmarktes. Und wenn die Musik in anderen
Aktienmärkten spielt? Oder in Deutschland eher
die kleineren Aktien laufen? Sie merken schon,
eigentlich macht nur „ein ausgewogenes Bündel“
von ETFs wirklich Sinn. Aber welche soll man wählen? Und wie dann gewichten?
Problem erkannt, Gefahr gebannt –
die PatriarchSelect ETF Trend 200
Vermögensverwaltung!
Doch es gibt auch ein ETF-Angebot, wo man die
zuvor aufgezeigten Risiken elemiminiert hat. Der
Frankfurter Produktkonstrukteur Patriarch bietet
seit ca. einem Jahr über die Augsburger Aktienbank AG eine „Timing-Fondsvermögensverwaltung mit 100% weltweiten Aktien-ETFs“ an, die
von „Mr. ETF“, Markus Kaiser (Vorstand der StarCapital AG), gemanaged wird. Die weltweite
Streuung der AktienETFs wird anhand des
GDPs (Bruttoinlandsprodukt) der einzelnen Staaten ausgerichtet
und
die
Absicherung
bei
Marktverwerfungen
erfolgt über Signale
der 200-Tage-Linie
des Portfolios. In
schwierigen Markt- „Mr. ETF“ Markus Kaiser,
phasen, wird zu Vorstand der StarCapital AG
100% in Geldmarktund Renten-ETFs umgeschichtet, wie zuletzt vom
24.8.15 – 12.7.16. Seit gut 2 Monaten sind die
Anleger wieder positiv investiert und konnten sich
die enormen Schwankungen der 11 Monate zuvor
in Ruhe vom Seitenrand ansehen.
So macht ETF-Investment Sinn. Verständlich, dass sich endlich einmal Berater, Anleger und auch Verbraucherschützer einig sind.
Internet-Link zur PatriarchSelect ETF Trend 200:
http://www.patriarch-fonds.de/fondsvermoegensverwaltung.html
03 2016
FOCUS-MONEY xx/2016
Ein neues Konzept lässt Anleger
zurecht aufhorchen.
NG
der Symbiotics-Microfinance-Index (SMX) etabliert, der sechs
Fonds umfasst und die Renditeentwicklung seit 2003 nachvollziehbar macht. Er zeigt, dass der Sektor kontinuierlich an Wert
gewonnen hat, selbst in den Jahren der Finanzkrise 2007/2008.
Die Performance eines Mikrofinanzfonds ist wesentlich mit der
Rückzahlungsmoral der Darlehensnehmer verbunden. Mikrofinanzanlagen sind nur gering mit dem Kapitalmarkt korreliert, da
die Zahlungsmoral der Darlehensnehmer nicht von der Entwicklung am Kapitalmarkt beeinflusst wird. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 2,5 bis 5,5 Prozent, keinem Jahr mit
negativer Rendite (2003 bis 2016) und einer durchschnittlichen
Volatilität von 0,5 Prozent per annum gleicht diese Anlageform
damit eher einer Geldmarktanlage als einem Engagement in den
Emerging Markets. Die Anlageform stellt aufgrund der eingeschränkten Liquidität jedoch keinen Geldmarktersatz dar.
Der Erfolg der Mikrofinanz provoziert auch immer wieder
Kritik. Selbstverständlich ist Mikrofinanz kein Allheilmittel gegen Ungerechtigkeit, sondern ein Ansatz unter einer Vielzahl
von Möglichkeiten.
Mikrokredite haben sich mittlerweile als Geschäftsmodell
etabliert. Es sind lokale Märkte entstanden, kommerzielle Anbieter beleben den Wettbewerb. Dies ist nicht immer förderlich
für die wirtschaftliche Qualität der Darlehen, da zwar die Zinssätze für Kreditnehmer sinken, jedoch wenig oder keine Beratung erfolgt.
Daher achtet das Fondsmanagements insbesondere auf die
genaue Auswahl der Mikrofinanzinstitute. Kreditnehmern sollte
nicht nur Kapital oder Dienstleistungen zur Verfügung gestellt
werden, sie sollten zusätzlich unterstützt werden, beispielsweise
durch Weiterbildungsmaßnahmen.
In der Zusammenarbeit mit den Mikrofinanzinstituten spielt
neben Pflege und Erhalt auch die finanzielle Stabilität eine große Rolle. Die Darlehen oder Schuldverschreibungen haben eine
Laufzeit von durchschnittlich zwei Jahren. Bei Schwierigkeiten,
ETFs ohne Schwächen?
ZU
SL
12/2003
Quelle: Symbiotics
Monatliche Wertentwicklung (linke Achse)
Symbiotics-Microfinance-Index (SMX)
0,8
spielsweise ein erschwerter Marktzugang durch lokale Regularien. Beispielsweise hat Äthiopien Kapitalverkehrsbeschränkungen eingeführt. Diese haben zur Folge, dass Investoren im
Land gebunden sind, also im Notfall ihre Gelder nicht mehr aus
dem Land abziehen können. Subventioniertes Funding in vielen
Märkten Afrikas und der MENA-Region (Middle East & North
Afrika) führt zu so niedrigen Zinssätzen, dass es für kommerzielle Investoren schwer ist, dort wirtschaftlich zu investieren, was
auch für Mikrofinanzfonds gilt.
Mit derzeit vier für den öffentlichen Vertrieb in Deutschland
zugelassenen Mikrofinanzfonds ist der Markt noch eher dünn
besiedelt. Das Niedrigzinsumfeld sorgt für hohe Liquidität im
Mikrofinanzsektor. Verstärkt wird dieser Effekt durch Anleger,
die die fehlende Korrelation mit den Kapitalmärkten nutzen und
Investitionen in Mikrofinanz zur Diversifikation ihres Portfolios
einsetzen. Als bewährtes Konzept für die „Hilfe zur Selbsthilfe“
ist es eines der wichtigsten Instrumente
S ZUR ARMU
ELDE
in der EntwicklungszusammenTSB
G
ES
EG
arbeit. Für dieses Jahr wird
D
RE
F
U
ein globales Wachstum
N
A
Mikrofinanzdes Mikrofinanzmarktes
Institute
von zehn bis fünfzehn
in EntwicklungsProzent
erwartet,
ländern
KAPITAL/
und für die Region
ZINSFLUSS
Asien-Pazifik eine
Zuwachsrate von
30 Prozent.
IIV MikrofinanzWährend sich
fonds/
Kleinstunternehmer/
Mikrofinanzder Markt zunehinnen
produkte
mend
saturiert,
birgt die Digitalisierung besonders
Internationale
in Afrika ein hohes
Geber, Stiftungen,
Entwicklungspotenprivate
zial: Das Mobilfunknetz
Investoren,
KAPITALFLUSS
institutionelle
ermöglicht den Zugang zu
Investoren
mobilem Banking für das Gros
der Bevölkerung. Bereits heute nutzen in Teilen Afrikas bis zu 50 Prozent der
Bevölkerung unterschiedliche Formen des „Mobile Banking“.
Damit können in Zukunft auch potenzielle Mikrokreditnehmer
in ländlichen und entfernt liegenden Gegenden erreicht werden.
Dies würde die operativen Kosten der Mikrofinanzinstitute erheblich senken, es müssten keine zusätzlichen Niederlassungen
eröffnet werden. Den ärmsten Bevölkerungsschichten wäre die
Möglichkeit gegeben, sich eine Existenz aufzubauen – ganz im
Sinne des Gründervaters Prof. Yunus. //
Fotos: xxxxxxxxxxx/FOCUS-MONEY
Composing: xxx/FOCUS-MONEY
~ J A PA N ~
Das Leben
in der Zinsfalle
Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda in
Washington D.C. am 6. Oktober 2016. Im
Rahmen der Jahresstagung des IWF und der
Weltbank trafen sich die Finanzminister und
Notenbankgouverneure der G-20-Staaten.
Die Japaner haben es vorgemacht:
Expansive Geldpolitik, um die
Wirtschaft anzukurbeln. Ein Erfolgsrezept auch für Europa?
Foto: Picture Alliance
Autor: Daiji Ozawa
30
GL BAL INVESTOR
03 2016
03 2016
GL BAL INVESTOR
31
~ J A PA N ~
F
risch im Amt rief Japans Notenbankchef Haruhiko
Kuroda vor gut drei Jahren, am 4. April 2013, die Politik der sogenannten „quantitativen und qualitativen
Lockerung“ (QQE) aus. Mit seiner „neuen Dimension
der geldpolitischen Lockerung“ überraschte Kuroda die Finanzmärkte und stellte sich den Schwarzsehern entgegen, die Anleger
jubelten.
Das Ausmaß der geldpolitischen Lockerung war enorm. Auf
den ersten Blick überzeugten auch die geplanten Maßnahmen.
Um ihr Inflationsziel von zwei Prozent innerhalb von rund zwei
Jahren zu erreichen, stellte die Bank of Japan die Verdoppelung
ihrer Ankäufe japanischer Staatsanleihen und ETFs sowie der
japanischen Geldbasis in Aussicht. Zu diesem Zeitpunkt ist der
Yen bereits von rund 80 auf 93 Yen gegenüber dem US-Dollar gefallen, am japanischen Aktienmarkt waren die Kurse seit Amtsantritt von Premierminister Minister Shinzo Abe und seiner Liberaldemokratischen Partei (LDP) Ende 2012 um rund 30 Prozent
gestiegen. Daher gab es genug Skeptiker am Markt, die warnten,
dass die Märkte die möglichen positiven Auswirkungen der Abenomics-Politik einschließlich einer mutigen Geldpolitik zum
größten Teil bereits eingepreist hätten. Heute weiß man, wie
falsch sie mit dieser Einschätzung lagen. Tatsächlich war dies
erst der Beginn einer dreijährigen Rallye am japanischen Aktienmarkt. Befeuert wurde diese vor allem von ausländischen Investoren, die von April 2013 bis Ende 2014 120 Milliarden US-Dollar
in japanische Aktien investierten, ungewöhnlich hohe Zuflüsse
32
GL BAL INVESTOR
03 2016
für so einen kurzen Zeitraum.
Am 29. Januar 2016, fast drei Jahre nachdem Kuroda das erste
Feuerwerk zündete, legte die BOJ noch einmal nach und verkündete „QQE mit Negativzins“. Diesmal fiel die Marktreaktion deutlich verhaltener aus. Der Yen reagierte mit einem kurzfristigen
Rückgang von 118 auf 121 Yen gegenüber dem US-Dollar, erholte
sich aber schon in der Folgewoche wieder auf 112 bis 113 Yen,
gestützt durch größere Unsicherheiten über die Wachstumsaussichten in China und schwächere Rohstoffpreise. Die Anleger
zeigten sich enttäuscht darüber, dass es der BOJ mit ihrer überraschenden Aktion nicht gelang, den Yen nachhaltig zu schwächen
– vor allem aber verärgert darüber, dass sich die BOJ entgegen
wiederholter Beteuerungen des Notenbankchefs für die Einführung von Strafzinsen entschied.
Seither sind die kritischen Stimmen noch lauter geworden,
selbst unter den ausländischen Investoren, die zuvor nur Lob für
die BOJ und ihren Gouverneur fanden. Nun hieß es, dass QQE
offensichtlich nicht funktioniere, die BOJ intransparent sei und
Kuroda die Märkte hintergehe. Das Fazit von Invesco ist deutlich
einfacher: Die Verbindung von QQE und Negativzinsen funktioniert nicht. Bei gleichzeitiger Ausweitung der Geldbasis helfen
Strafzinsen nicht. Ganz im Gegenteil; sie verhindern, dass das
eigentliche Ziel der Geldpolitik erreicht wird, weil beide Maßnahmen nicht zueinander passen. Der konzeptionelle Ansatz
mit drei Kategorien von Zinssätzen ist jedoch gut. Die Einlagen
der Banken bei der Zentralbank werden der Höhe nach in drei
Foto: Shutterstock
Hauptgebäude der japanischen Zentralbank, Bank of Japan, in Tokio, der Hauptstadt Japans.
mein angenommen, dass die Deflation ein Grund für die schwiejeweils unterschiedliche Kategorien aufgeteilt, sodass nur auf eirige wirtschaftliche Lage sei. Vor diesem Hintergrund wurden
nen Teil negative Zinsen erhoben werden.
der ehemalige BOJ-Gouverneur Masaaki Shirakawa und die BOJ
Die Zinsen sind inzwischen so niedrig, dass weitere gevon der sogenannten „Reflationsfraktion“ stark dafür kritisiert,
ringfügige Zinssenkungen die Haushalte und Unternehmen
dass sie die Deflation nicht ausreichend bekämpften. Zu diesen
kaum zum Umdenken bewegen werden. An tiefe Zinsen haKritikern gehörte auch der derzeitige Vizechef der BOJ, Kikuo
ben sich die Japaner längst gewöhnt, die Kreditnachfrage
Iwata, einer der prominentesten Befürworter einer reflationären
wurde so bislang nicht angekurbelt. Ein positiver Aspekt hinPolitik. Allein die BOJ soll schuld an der anhaltenden Deflation
gegen ist die schrittweise Verlagerung der Geldpolitik von
in Japan sein – da es ihr unter der Führung von Shirakawa an der
der Ausweitung der Geldbasis zur Zinssteuerung. Damit
Entschlossenheit gefehlt hat, ein Inflationsziel von zwei Prozent
schlägt die BOJ einen potenziell nachhaltigeren geldpolitizu erreichen und sich ein Ziel für eine deutliche Ausweitung der
schen Pfad ein. Am Markt wird es bald nicht mehr genug jaGeldbasis zu setzen.
panische Staatsanleihen geben, wenn die Notenbank weiter
Japans derzeitiger Notenbankchef Kuroda dürfte kaum der
so kräftig ankauft wie bisher. Dennoch haben die Märkte ne„Reflationsfraktion“ angehören. Kuroda sagte im Februar 2016
gativ auf die plötzliche Einführung von QQE mit Negativvor dem japanischen Parlament: „Es ist nicht so, dass die Geldzins und die dadurch ausgelöste Abflachung der Zinsstrukturbasis allein die Inflation oder die Inflationserwartungen
kurve reagiert. Auch die von hauchdünnen Zinsmargen
schüren wird. Wir wollen höhere Preise durch
betroffenen Finanzinstitute sowie Pensionäre
höhere Inflationserwartungen und eine geund Sparer haben sich zunehmend beringere Lücke zwischen Angebot und
schwert.
Nachfrage durch QQE erreichen.“
In die gleiche Richtung zielt die
Die von Kuroda im April 2013 einjüngste Neuerung in der japanigeführte QQE-Politik ist dennoch
schen Geldpolitik, die „quantitanichts anderes als das, was die
tive und qualitative geldpolitiNUN HEISST ES, DASS DIE
„Reflationsfraktion“ gefordert
sche Lockerung mit Steuerung
hat. Ein Grund für den Kursder Zinsstrukturkurve“, die
QUANTITATIVE LOCKERUNG
wechsel der Notenbank ist,
am 21. September 2016 anNICHT FUNKTIONIERE, DIE
dass sich die japanische Wirtgekündigt wurde. Durch die
schaft seit Ende 2012 auf dem
BANK OF JAPAN INTRANSPARENT
Aufgabe des Ankaufsziels
Erholungspfad befand und
und die Umstellung auf die
SEI UND KURODA DIE MÄRKTE
der japanische Yen zu stark erSteuerung der ZinsstrukturHINTERGEHE.
schien. Invesco geht davon aus,
kurve soll die Nachhaltigkeit
dass es Kurodas Ziel war, mit
der Geldpolitik gestärkt werden.
einem Kurswechsel in der GeldDieser Schritt ist allerdings hoch
politik Einfluss auf die japanischen
kontrovers; vor allem die Frage, ob
Aktienmärkte und Währung nehmen
die BOJ die Anleiherenditen am lanzu können.
gen Ende der Zinskurve überhaupt konWie erwartet, wertete der Yen nach der
trollieren kann. Kuroda scheint die KommuEinführung von QQE im April 2013 weiter ab. Die
nikation mit den Märkten in jedem Fall verbessern
Aktienkurse reagierten mit heftigen Ausschlägen, die Unternehzu wollen. Gleichzeitig hat er, obwohl er dies vehement leugmensgewinne stiegen und der Verbraucherpreisindex begann
net, inzwischen weniger Optionen für eine weitere Lockerung
anzuziehen. Das Zwei-Prozent-Ziel hat die japanische Teuerung
der Geldpolitik. Kuroda selbst sieht vier mögliche Ansätze: eine
allerdings nie erreicht. Stattdessen hat die BOJ ihre Inflationsweitere Senkung der Negativzinsen, eine Ausweitung der Staatserwartungen in ihren Ausblicken wiederholt zurückgenommen.
anleihenkäufe, eine Senkung der Zinsen am langen Ende der
Dass sie ihr Preisstabilitätsziel von zwei Prozent nicht erreicht
Zinsstrukturkurve oder eine Ausweitung der ETF-Käufe. Jede
hat und die Inflationserwartungen stattdessen rückläufig geweeinzelne dieser Maßnahmen dürfte schwierig umzusetzen sein
sen sind, führt die BOJ selbst auf mehrere Faktoren zurück. Ersund verspricht wenig Wirkung.
tens den sinkenden Ölpreis, zweitens die Nachfrageschwäche
Die japanische Regierung hat noch nicht öffentlich gemacht,
nach Anhebung der Konsumsteuer im Jahr 2014 und drittens die
dass die Jahresrate des Verbraucherpreisindexes ohne LebensWachstumsverlangsamung in den Schwellenmärkten sowie die
mittel und Energie seit September 2013 positiv ist, wenn auch
weltweite Finanzmarktvolatilität. Die größte Überraschung ist,
das Zwei-Prozent-Ziel noch in weiter Ferne liegt.
dass trotz des engen Arbeitsmarktes und der geringen ArbeitsloÜber die Frage, ob die Deflation Ursache oder Folge der
senrate von drei Prozent die nominalen Löhne in Japan in den
schwachen Wirtschaftsentwicklung ist, besteht immer noch keiletzten Jahren nur minimal gestiegen sind und langsamer als die
ne Einigkeit. Als Shinzo Abe und seine LDP Ende 2012 wiederVerbraucherpreisinflation, da der schwächere Yen die Einfuhrgewählt wurden, kämpfte Japan bereits seit rund 15 Jahren mit
preise erhöht hat. Das wiederum hat die Kaufkraft der KonDeflation und Wachstumsschwäche. Zu der Zeit wurde allge-
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
33
~ J A PA N ~
KERNINFLATION UND GELDBASIS
Jährliche Steigerung in Prozent
1,5
Yen in Billionen
400
1,0
300
0
200
–1,0
100
–2,0
0
10. 1.
11. 1.
12. 1.
13. 1.
14. 1.
15. 1.
16. 1. 2016
Quelle: Bank of Japan
Geldbasis
(rechte Achse)
sumenten geschwächt. In Japan sind Vollzeitbeschäftigte, durch
Lohn, Jobsicherheit, Zusatzleistungen und den resultierenden
sozialen Status, deutlich bessergestellt als Nicht-Vollzeitbeschäftigte. Der Anreiz für Vollzeitbeschäftigte ist konsequenterweise groß, der Arbeitsplatzsicherheit mehr Gewicht zu geben als
Lohnerhöhungen. Solange die Konditionen für Vollzeitbeschäftigte so viel besser sind als für Nicht-Vollzeitbeschäftigte, ist mit
einer nennenswerten Teuerung durch Lohnwachstum in Japan
daher nicht zu rechnen. Das ist einer der Gründe, warum die
Abe-Regierung derzeit an Arbeitsmarktreformen arbeitet.
Nach Einschätzung von Invesco bereitete der BOJ das trotz
der deutlichen Yen-Abwertung ausbleibende reale Exportwachstum Kopfschmerzen. Anfangs führten Marktbeobachter die Exportschwäche auf den „J-Kurven-Effekt“ zurück. Die Importe
werden bei einer Währungsabwertung zunächst teurer, sodass
sich die Handelsbilanz kurzfristig verschlechtert. Durch die Abwertung der Währung exportiert das Land aber langfristig mehr,
weil die Produkte für ausländische Abnehmer günstiger werden.
Soweit die Theorie. In der Praxis ist eine nennenswerte Beschleunigung der japanischen Exporte – und damit der gesamtwirtschaftlichen Dynamik – ausgeblieben, weil die japanischen
Unternehmen ihre Preise trotz der schwächeren Währung hochgehalten haben. Offensichtlich wurde ihnen klar, dass sie nicht
mehr über den Preis, sondern über die Qualität konkurrieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des japanischen Dilemmas ist
das hoch kontroverse ETF-Ankaufprogramm der BOJ. Am 29.
Juli 2016 gab die BOJ bekannt, dass sie ihre Ankäufe von ETFs
auf den TOPIX, den JPX Nikkei 400, den Nikkei 225 und weitere
Indizes im Rahmen ihres geldpolitischen Lockerungsprogramms
um sechs Billionen Yen pro Jahr aufstocken würde. Am 20. Oktober hielt die BOJ bereits diverse japanische Aktien-ETFs im Wert
von zehn Billionen Yen (100 Milliarden US-Dollar). Im Oktober
hat die BOJ den Ansatz ihrer ETF-Käufe angepasst, indem sie anstelle des kursgewichteten Nikkei 225 stärker auf den kapitalisierungsgewichteten TOPIX setzt, um die Marktauswirkungen ihrer ETF-Käufe zu minimieren. Die Markteingriffe der BOJ waren
dennoch nie größer. Stand Juni 2016 war der japanische GPIF
34
GL BAL INVESTOR
03 2016
(Government Pension Investment Fund), einer der weltgrößten
Pensionsfonds, mit rund 27 Billionen Yen in japanischen Aktien
investiert. Sollte die BOJ das aktuelle Tempo ihrer ETF-Ankäufe fortsetzen, würde sie den GPIF schon in wenigen Jahren als
größten Aktionär des Landes ablösen.
Corporate Governance steht auch in Japan weit oben auf der
Agenda, und viele Investoren drängen die Unternehmen in ihren
Portfolios dazu, ihre Kapitaleffizienz zu verbessern. Der GPIF ist
einer der Treiber dieser Entwicklung, während sich die BOJ bislang zurückhaltend gibt und diesbezüglich wenig unternimmt.
Aus der Kosten-Nutzen-Betrachtung heraus kann Invesco das
umfangreiche ETF-Ankaufprogramm daher vor allem langfristig
nicht gutheißen.
Die BOJ und Gouverneur Kuroda haben angesichts größter
Herausforderungen Mut zu ungewöhnlichen monetären Entscheidungen gezeigt und haben es gewagt, völlig neue Wege in
der Geldpolitik zu gehen. Das sollte trotz einiger unerwarteter
Folgen nicht vergessen werden. Gleichzeitig bleibt es aber auch
dabei, dass die BOJ inzwischen weniger Optionen für zusätzliche Lockerungsmaßnahmen hat, auf die sie vermutlich auch nur
als letzten Ausweg zurückgreifen würde, zum Beispiel bei einer
schlagartigen Aufwertung der japanischen Währung.
Das Team von Invesco bleibt zuversichtlich. Dank der Anstrengungen der BOJ und ihres obersten Währungshüters ist
bekannt, dass die Geldpolitik allein nicht ausreicht, um die
Wirtschaft aus der Krise zu manövrieren, vor allem wenn sich
ein Land in der Liquiditätsfalle gefangen ist. So scheinen auch
Premierminister Shinzo Abe und seine Regierung zu sehen, dass
Strukturreformen und Fiskalpolitik gefragt sind, sie also das Ruder übernehmen und der Bank of Japan die Möglichkeit geben
sollten, sich für eine Weile stärker im Hintergrund zu halten. So
hat die Regierung auch bereits einen Gesetzesentwurf für ein beachtliches Wachstumspaket verabschiedet und arbeitet an ihrem
dritten Nachtragshaushalt.
Eine weitere gute Nachricht ist, dass sich die US-Wirtschaft
im Aufschwung befindet, auch wenn die Erholung noch schleppend ist, und die Fed-Vorsitzende Janet Yellen entschlossen
scheint, die Geldpolitik zu normalisieren. Dadurch werden die
Renditen wieder steigen. Gelingt es der Bank of Japan, die japanischen Zinsen tief zu halten, könnte ein größerer Zinsabstand zwischen den USA und Japan die japanische Währung in
den kommenden Jahren etwas schwächen und so die japanische
Wirtschaft insgesamt stützen. Das würde bedeuten, dass sich die
BOJ getrost im Hintergrund halten könnte. Sie müsste nicht erneut in die geldpolitische Trickkiste greifen und sich massiver
Kritik aussetzen. //
Wir verbinden Stärke
mit Beständigkeit
DJE – DIVIDENDE & SUBSTANZ
Der mehrfach ausgezeichnete*, substanzorientierte Dividendenfonds.
Viel wichtiger als schnelle Gewinne sind stabile Erträge. Diese lassen sich
bei derzeitig niedrigen Zinsen und Börsenschwankungen am besten mit
Dividenden erzielen.
Seit über zwölf Jahren setzt Dr. Jan Ehrhardt mit dem mehrfach ausgezeichneten
Fonds „DJE – Dividende & Substanz“ (ISIN: LU0159550150) auf ertragsstarke
und werthaltige Unternehmen mit hohen und vorzugsweise steigenden
Dividendenzahlungen.
Sie haben Fragen?
Unser Team steht
Ihnen gerne unter
089/790453-0
DAIJI OZAWA
oder [email protected]
zur Verfügung.
Unsere Stärke: Ein aktives Fondsmanagement, basierend auf einem tiefgründigen Research und unserer bewährten Analysemethode.
Alle veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlungen dar.
Aktienkurse können markt-, währungs- und einzelwertbedingt relativ stark schwanken. Auszeichnungen, Ratings und Rankings sind keine
Kauf- oder Verkaufsempfehlungen. Weitere Informationen zu Chancen und Risiken finden Sie auf der Webseite www.dje.de. Der Verkaufsprospekt und weitere Informationen sind kostenlos bei der DJE Kapital AG erhältlich. * Quelle: €uro (Ausgabe 02/2014)
* Informationen zu den Ratings und Auszeichnungen finden Sie auf unserer Website.
TO K I O 35° 41 N , 139° 41‘ O
Daiji Ozawa ist CIO des Japanese Equity
Value Portfolios bei Invesco. Ozawa ist
Chartered Financial Analyst (CFA).
Weitere Informationen
finden Sie auch unter
www.dje.de
Dr. Jens Ehrhardt Gruppe München | Frankfurt | Köln | Luxemburg | Zürich
Werbemittel
Investment
~ J A PA N ~
D
Masaki Takahashi, der
Tankstellenbesitzer, der sein
eigenes Biokraftwerk gebaut
hat. In der Hand hält er einen
Geldschein seiner eigenen
Währung, die er nach der
Katastrophe entwarf, um die
regionale Wirtschaft wieder in
Gang zu bringen.
Der Held
von Kesennuma
Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat in Deutschland die Energiewende bewirkt.
In Japan dagegen bleibt vieles beim Alten. Welche Nation investiert besser in die sicherere Zukunft?
Foto: Oliver Stock
Autor: Oliver Stock
36
GL BAL INVESTOR
03 2016
amals als die Welle kam, saß Masaki Takahashi im
kargen Besprechungszimmer einer seiner Tankstellen. Er kramte in Bewerbungsmappen. Die Tankstellen hatte er von seinem Vater übernommen. 15 waren
es, sie waren sein Leben. Alle lagen in Kesennuma, einem japanischen Fischerort etwa 250 Kilometer Luftlinie entfernt von Fukushima. Dann kam der Tag, an dem sich das Wasser auftürmte.
Takahashi dachte an seine vier Kinder, an seine Frau, die Eltern, an seine 160 Mitarbeiter. Er dachte an alle gleichzeitig, an
keinen allein. „Es ist schwer, darüber zu sprechen, aber gar nicht
zu sprechen, geht auch nicht“, sagt der 53-Jährige.
Sechs Jahre ist es bald her, dass ein Tsunami am 11. März 2011
die Ostküste von Japan überrollte, das Atomkraftwerk in Fukushima zerstörte und bislang mehr als 18.000 Menschen sterben
ließ. Eine Welle, die Japan zeitweise zwang, seine Energieversorgung komplett durch importiertes Öl und Gas sicherzustellen.
In Deutschland veranlasste die Katastrophe Angela Merkel
vier Wochen später, die Energiewende auszurufen. Die Folgen
spüren Energieversorger heute, deren Geschäftsmodell genauso
zusammengebrochen ist wie ihr Aktienkurs. Ehemalige Börsengiganten wie RWE und Eon haben sich aufgespalten in einen
alten und einen zukunftsträchtigen Teil. „Bad Bank“ nennen
Börsianer jene Nachfolgefirmen, unter deren Dach heute die
herkömmlichen Kraftwerke betrieben werden. Die Folgen der
Entscheidung spüren Stromverbraucher, die mehr bezahlen als
jemals zuvor, weil sie den teuren Ausbau erneuerbarer Energien
seither mitbezahlen. Mittelständler überlegen öffentlich, große
Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern, weil sie die
Energiekosten in Deutschland nicht mehr bezahlen wollen. In
Japan machen dagegen, im Land der Betroffenen, machen sie
weiter wie zuvor. Wie kann das passieren?
Kesennuma erreichte die Welle um 15.34 Uhr. 1.350 Menschen starben in dem Fischerort, der berühmt ist für den Bonito-Fisch, den sie hier fangen. Fünf Mitarbeiter von Takahashi
waren unter den Toten. Seine Familie überlebte, weil sie sich auf
dem benachbarten Hügel in Sicherheit bringen konnte. Er selbst
beobachtete die Flut vom Dach des Rathauses aus. Er sah, wie die
Welle Schiffe von der Länge eines Fußballfeldes anhob und mitten in den Ort hineindrückte. Zwölf Stunden blieb er da oben bei
eisigen Temperaturen, sah zu, wie Menschen und Tiere, Häuser
und Autos versanken. Wie ganze Stadtteile niederbrannten, weil
Kurzschlüsse Brände auslösten. Gischt und Qualm vermischten
sich, es roch nach Feuer und verbranntem Kunststoff. Takahashi sah die Apokalypse. Immer noch füllen sich die Augen dieses Mannes, dessen große Hände so stark und zupackend sind,
mit Tränen, wenn er den wackligen Film zeigt, den ein anderer
vom Dach der benachbarten Fischmarkthalle mit dem Handy
aufnahm. Eigentlich verlässt Takahashi den Raum, wenn dieses
Video läuft, heute schaut er zum ersten Mal zu.
Takahashi ist kein weicher Mann. „Ich war mehr verwirrt,
als dass ich Angst hatte“, sagt er. „Ich konnte irgendwie keinen
Bezug zur Realität herstellen.“ Das Telefonnetz war zusammengebrochen, aber E-Mails funktionierten noch. Als er erfuhr, dass
sich Frau und Kinder retten konnten, galt sein nächster Gedanke
der Frage: Was ist nun zu tun? Retter würden kommen, würden
schwere Räumfahrzeuge mitbringen, sie bräuchten Benzin. 13
seiner Tankstellen waren zerstört, doch in einer der beiden übriggebliebenen ließ sich der Treibstoff von Hand aus den Tanks
nach oben pumpen. Als am nächsten Tag Soldaten eintrafen,
versorgte er ihre schweren Maschinen mit Kraftstoff. „Ich habe
null ans AKW gedacht“, sagt er.
Doch während er Benzin mit der Handpumpe aus den
Tanks nach oben befördert, ereignet sich auf der anderen Seite
der Bucht, mit dem Fischerboot einen halben Tag entfernt, der
Super-GAU: Explosionen erschüttern den Atommeiler von Fukushima, vier von sechs Blöcken werden zerstört, eine dreifache
Kernschmelze nimmt ihren schrecklichen Lauf. Die radioaktive
Wolke verseucht eine Zone von 30 Kilometern rund ums Kraftwerk, Regen- und Meerwasser werden kontaminiert.
Etwa 160.000 Menschen müssen die Gegend verlassen, viele
kehren nie zurück. Später graben Gestalten in Schutzanzügen
den Boden auf einer hektargroßen Fläche rund um das Kraftwerk ab und schichten ihn zu riesigen Haufen. Im Jahr sechs
nach der Katastrophe kratzen noch immer vermummte Gestalten die oberste Erdschicht in den benachbarten Wäldern ab, um
der Verseuchung Herr zu werden.
Bis heute sind keine Maschinen, geschweige denn Menschen
bis zum Kern des Unglücksmeilers vorgestoßen. Es gibt auffällig viele Fälle von Schilddrüsenkrebs im Gebiet um Fukushima.
Doch die Regierung in Tokio sieht keinen Zusammenhang mit
dem Unfall. Drei Jahre nach dem Tag, als Fukushima explodierte,
verkündete Regierungschef Shinzo Abe: „Wir schalten die Kraftwerke wieder an.“ Etwa 50 Meiler, die nach der Katastrophe vom
Netz genommen wurden, sollten nach einer Sicherheitsüberprüfung wieder anlaufen. Vier Reaktoren waren schon wieder in Betrieb. Einer aber schaltete sich drei Tage nach dem Neustart im
Januar wegen Problemen selbst wieder ab, einen weiteren musste
Betreiber Kepco auf Weisung eines örtlichen Gerichts zunächst
wieder vom Netz nehmen – wegen Sicherheitsbedenken.
Atomgegner feiern die Entscheidung als Etappensieg. Sie fragen: „Wieso soll Japan, das Land der Katastrophe von Fukushima, weiter Atomkraft nutzen, während Deutschland auf Wind
und Sonne setzt?“ Die Suche nach einer Antwort führt vom Fischerort Kesennuma quer durchs halbe Land nach Tokio, an die
Schalthebel der Macht. „Der japanische Sicherheitsmythos ist
durch den Unfall zerstört worden“, stellt Akihiro Tada fest. Er ist
Direktor für die Energieversorgung im Wirtschaftsministerium.
In seinem Büro stapeln sich seit Monaten Umzugskisten, Stühle
gibt es viele, allerdings wenige, die nicht kaputt sind.
An der Wand hängt eine Karte, die die Erdbebengebiete in
Japan zeigt. Es sind viele. Tada steuert das, was in Japan als kleine
Energiewende bezeichnet werden könnte und eine bescheidene
Folge des zerstörten Glaubens in die Unfehlbarkeit japanischer
Atomingenieure ist: Bis zum Jahr 2030 soll nur noch knapp ein
Viertel des Energieverbrauchs durch Atomstrom gedeckt werden, ein weiteres Viertel soll aus erneuerbaren Energien stammen, der Rest muss importiert werden. Bis 2030.
Bis dahin wird die japanische Bevölkerung um etwa zehn
Prozent auf 110 Millionen Menschen geschrumpft sein. Eiichiro
Adachi ist Chef des Japan-Research-Instituts. Er beschäftigt
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
37
~ J A PA N ~
OLIVER STOCK
D Ü S S E L D O R F 51 ° 1 3 ‘ N , 6° 4 6 ‘ O
Oliver Stock ist stellvertretender Chefredakteur der
„Wirtschaftswoche“. Er bereiste Japan als Stipendiat
der Robert-Bosch-Stiftung. Das Ergebnis seiner
Recherche hat er im „Handelsblatt“ veröffentlicht.
www.wiwo.de
Info
TAKAHASHIS WÄHRUNG
Der Reneria ist eine klassische Parallelwährung und fußt
auf der Idee, dass bei Geldknappheit der Warenaustausch
zum Erliegen kommt und Versorgung und Wiederaufbau
nicht möglich sind. Takahashi ließ deswegen die Scheine
ca. vier Wochen nach dem Unglück drucken und verteilte
sie mithilfe der Gemeinde an alle Familien. Die Geschäfte
konnten sich freiwillig dazu bereit erklären, die Scheine zu
akzeptieren. Eine überwältigende Mehrheit machte mit. Das
System hielt sich einige Monate, bis die Versicherungen anfingen, die Schäden zu begleichen und wieder Geld ins Dorf
kam. Anschließend erklärte die Gemeinde den Reneria für
ungültig. Japan hat eine Tradition mit Komplementärwährungen in Krisenzeiten.
38
GL BAL INVESTOR
03 2016
sich mit der Alterung der japanischen Gesellschaft. Kein Industrieland der Erde hat eine ältere Bevölkerung als Japan. Das
Durchschnittsalter beträgt 46,5 Jahre. Die Folge ist, dass fast alle
Wirtschaftsdaten nach unten zeigen: Exporte, Bruttoinlandsprodukt, Binnenkonsum – alles geht langfristig zurück. Adachi berät
Unternehmen darin, wie sie auf das Phänomen reagieren sollen,
dass die Japaner scheinbar beschlossen haben, langsam auszusterben. Er preist das Geschäftsmodell einer Fitnesskette an, die
sich auf Menschen über 70 spezialisiert hat. Und er hält das Modell eines narrensicheren Handys hoch, mit dem sich wirklich
nichts als telefonieren lässt.
Adachi meint: „Ältere Menschen – zumal Japaner – vermeiden Konflikte.“ Toru Takeda, Dekan an der soziologischen Fakultät der renommierten Keisen-Frauen-Universität, beschäftigt
sich ebenfalls mit dem Phänomen. „Dramatische Änderungen
kommen in Japan nicht vor“, sagt er. Unfälle führten dazu, dass
Bewährtes korrigiert, aber eben nicht infrage gestellt wird. Ist
also ein alterndes Land zu einer Wende nicht mehr bereit? Was
bedeutet diese Erkenntnis für Deutschland, wo der Altersdurchschnitt nur dank junger Zuwanderer nicht so stark wächst wie
angenommen?
Ban Hideyuki ist ein Mann des sanften Widerstands. Er leitet das Nuklear-Informations-Zentrum in einem verwinkelten
Hinterhaus im Herzen Tokios. Das Zentrum, gegründet 1975,
ist so etwas wie die Graswurzel der Anti-Atomkraft-Bewegung
in Japan. Wer Hideyuki besucht, muss die Schuhe ausziehen und
anschließend durch ein Labyrinth von Aktenschränken wandern. 3.000 Mitglieder zählt seine Organisation. Nach Fukushima
kamen viele Anfragen, inzwischen hat das Interesse nachgelassen. „Was Deutschland macht“, sagt Hideyuki und meint dabei
die Energiewende, „muss auch in Japan das Ziel sein. Aber wir
haben allenfalls den halben Weg dorthin geschafft.“ Ein Ausstiegsbeschluss ist nicht in Sicht. Parteien, die sich klar gegen
die Atomkraft positionieren, verlieren bei Wahlen regelmäßig.
Er sehe, dass der Einfluss seiner Organisation begrenzt sei, fügt
Hideyuki selbstkritisch hinzu. Auch er hat die Revolution verschoben.
In Kesennuma sind derweil knapp sechs Jahre nach der
Katastrophe die Narben, die das tosende Wasser in der Stadt
hinterlassen hat, noch immer gut zu sehen. Die Trümmer sind
fortgeräumt, aber viele Häuser stehen leer und sehen aus wie
Fassaden einer Filmstadt. Es gibt eine ganze Geschäftsstraße
mit Restaurant und Friseurladen, die aus aufeinandergestapelten
Blechcontainern besteht.
Hier hat auch Takahashi, der Tankstellenbesitzer, sein
Stammlokal. Hier kennt ihn jeder, denn Takahashi hat den Tsŭnami und die Atomkatastrophe nicht verdrängt. Er hat sein Leben verändert und arbeitet nach Kräften daran, dass auch das
Leben in Kesennuma nicht mehr so wird wie vor dem Tag als die
Welle kam. Er gehört dem Wiederaufbau-Komitee an, das sich
zum Ziel gesetzt hat, innerhalb von zehn Jahren alle Spuren des
Tsunamis zu beseitigen.
Damals, als die Toten begraben wurden, aber alles zerstört
war, als die Versicherungen nicht einmal die Hälfte ersetzten und
die Not die Menschen niederdrückte, hat Takahashi eine eigene
Währung gedruckt, den Reneria. In mehr als 180 Läden des Fischerorts wurden die grünlichen Scheine, die an die Dollarnote
erinnern, akzeptiert. Die Menschen gaben sie aus, die Wirtschaft
im Ort lief langsam wieder an.
Der Plan des Wiederaufbau-Komitees heißt: gemeinsam mit
dem Meer leben. Nachhaltig. Dazu zählt, dass der Ort seine eigene Energieversorgung aufbauen will. Der Tankstellenbesitzer
hat dafür ein Biomasse-Kraftwerk gebaut. Nicht irgendeines,
sondern bisher eines der größten in einem Land, das nachhaltige Energieerzeugung nicht zu seinen Paradedisziplinen zählt.
Das Werk versorgt zwei Hotels mit Wärme und mehr als 1.500
Haushalte mit Strom.
Eine Firma aus Köln hat die Anlage geliefert und montiert.
In Takahashis Büro hängt ein Bild von der Vertragsunterzeichnung: ein Japaner und ein Deutscher im grauen Anzug, ein Stück
Papier, ein Füllfederhalter. Staatsverträge werden so fotografisch
festgehalten. Und Kapitulationen.
Takahashi hat Bauern und Fischer zu Waldarbeitern gemacht, die ihm nun das Holz für sein Kraftwerk liefern. Er hat
sich nicht entmutigen lassen, als die Anlage monatelang rußte
und öfter außer Betrieb war, als dass sie lief, weil die Holzqualität für die Öfen aus Köln schwer verdaulich war. Auf dem Weg,
seine persönliche Energiewende zu vollziehen, hätte Takahashi
beinahe aufgegeben, aber der Unternehmer in ihm ist zäh. „Ei-
gentlich“, so sagt er, „brauchen wir einen Staatsstreich in Japan.“
Er verzieht bei diesen Worten den Mund zu jenem Lächeln, das
er in den vergangenen Jahren erst mühsam wieder erlernt hat.
Vom Staatsstreich aber ist Tokio so weit entfernt wie ein
Rentner vom ersten Schultag. In der Regierungsmetropole geht
es nicht wie in Berlin um eine Wende, sondern darum, mit dem
Unfall zu leben.
Die Havarie des Atomkraftwerks soll allenfalls eine Fußnote
in der Geschichte der Energiepolitik bleiben. Die neue Normalität: Sie heißt das Leben mit dem GAU. Ein Shop, der in den
Häuserschluchten der Millionenstadt Tokio im vergangenen
Jahr eröffnet hat, steht wie kein anderer für diese Einstellung
des offiziellen Japans. Er sieht aus wie ein deutscher Bioladen.
Appetitlich türmen sich Äpfel und gut sortierte Pilze neben dem
Eingang, hinter dem Verkaufsraum ist ein Café eingerichtet. Auffällig viele Mitarbeiter kümmern sich um auffällig wenig Kunden. Die Theke mit den Frischprodukten verströmt den Duft
kalter Vorspeisen, wie sie die Japaner lieben. Es ist ein Fukushima-Shop. Hier werden nur Produkte aus der Region rund um
das havarierte Atomkraftwerk verkauft. „Probieren Sie den frischen Geschmack von Früchten und Gemüse aus Fukushima“,
steht auf einem Schild. Der Biogas-Unternehmer Takahashi würde hier nicht zugreifen. Doch seine Stimme bleibt im offiziellen
Japan bislang unerhört. //
~ T E C H N O LO G I E ~
R
Unberechtigte
Ablehnung
Robo Advisors sind kostengünstig und
transparent und treffen dennoch auf Ablehnung. Die Vorurteile sind unbegründet
und verbauen die Chance auf eine effiziente und erschwingliche Anlageberatung.
Autor: Gerald Klein
40
GL BAL INVESTOR
03 2016
obo Advisors gelten als einfach, kostengünstig und
transparent. Trotzdem ist die Skepsis bei vielen Anlegern groß. Die meisten Vorurteile sind jedoch unbegründet und Robo Advisors sind wertvolle Partner
im Wertpapiergeschäft. Aus dem Misstrauen gegenüber der vollautomatisierten Form der Geldanlage entstehen Vorurteile. Fünf
dieser Vorurteile sollen im Folgenden widerlegt werden. Das
erste Vorurteil ist, dass Robo Advisors den klassischen Berater
nicht ersetzen können und keine situationsspezifische und individualisierte Beratung möglich ist. Robo Advisors nutzen verschiedene Ansätze, um ihren Kunden das bestmögliche Portfolio
vorzuschlagen, nicht nur hinsichtlich der Produktqualität, sondern auch abgestimmt auf die persönlichen Bedürfnisse. Welche
Anlagestrategie am besten zu welchem Anleger passt, hängt im
Wesentlichen von der Anlagedauer, der individuellen Risikobereitschaft und der Risikotragfähigkeit ab. Im Rahmen eines freiwilligen Risikobereitschaftstests fragen Robo Advisors wichtige
Charakteristiken des Kunden ab: Wie wohl oder unwohl fühlt
sich der Kunde bei Verlustszenarien? Wie viel freies Vermögen
ist vorhanden? Sind zu wenig freie Mittel vorhanden, würde
eine risikobehaftete Anlage nicht empfohlen. Während Anleger
den Risikobereitschaftstest nicht zwingend ablegen müssen, ist
der zweite Schritt, die Angemessenheitsprüfung, vom Gesetzgeber vorgegeben. So soll sichergestellt werden, dass sich die
vom Anleger gewählte Portfoliostrategie mit seinen Kapitalanlage-Kenntnissen deckt. Sollten sich nach der Angemessenheitsprüfung Unstimmigkeiten ergeben, ist es die Aufgabe des Robo
Advisors, den Kunden aufzuklären.
Um eine situationsspezifische und individualisierte Beratung
zu ermöglichen, ist neben der Abstimmung auf die jeweiligen
Kundenbedürfnisse auch eine kontinuierliche Optimierung des
Portfolios nötig. Dafür sorgt das jährliche Rebalancing, mit dem
das vorgegebene Risikoniveau wieder hergestellt wird. Aus 50
Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen können nach einigen
guten Monaten am Aktienmarkt durchaus 55 Prozent Aktien
und 45 Prozent Anleihen werden. Die Zusammensetzung des
Depots entspricht dann nicht mehr dem ursprünglich vom Anleger angestrebten Risikoniveau. Zum anderen hat der „Best in
Class“-Ansatz das Ziel, dass das Vermögen der Kunden in den
besten Fonds der jeweiligen Anlageklassen investiert ist. Welche
Fonds die besten ihrer Anlageklasse sind, kann sich ändern. Zum
Beispiel, wenn ein Fondsanbieter die Preise erhöht, wenn ein
ETF von thesaurierend auf ausschüttend wechselt oder wenn
der ETF plötzlich einen anderen Index abbildet. Daher prüft
das Team eines guten Robo Advisors die Fonds permanent und
schlägt den Kunden gegebenenfalls den Austausch eines Fonds
im Portfolio vor.
Das zweite Vorurteil ist, dass in den Algorithmen Fehlfunktionen auftreten können. Robo Advisors sind vereinfacht
gesagt „Vermögensverwalter“, die die alltägliche Kundenkommunikation und die Optimierung des Portfolios automatisiert
haben. Algorithmen werden zum Beispiel eingesetzt, wenn die
Fondsqualität täglich oder einmal jährlich Potenziale beim Sparerpauschbetrag geprüft werden. Im sensiblen Handelsbereich
wird das Rebalancing mit Algorithmen gesteuert und bei Anbie-
~ T E C H N O LO G I E ~
Ein weiteres, weit verbreitetes Vorurteil ist, dass die Angebotern mit aktiven Ansätzen auch die Handelstransaktionen. Die
te von Robo Advisory unnötig sind, da man sich ein ETF-Portzunehmende Automatisierung in allen Bereichen der Geldanfolio auch selbst zusammenstellen kann. Als Privatanleger eigenlage führt zu Kosteneinsparungen, die am Ende beim Kunden
ständig ein Portfolio zusammenstellen ist zwar möglich, aber
zu einer höheren Rendite führen. Neu eingeführte Algorithmen
aufwendig. Anleger können die Strategie des Robo Advisors
werden umfangreichen Tests unterzogen. Dass Algorithmen in
auch kopieren, indem sie die angebotenen ETFs bei einem Disder Produktion eingesetzt werden und dort zu großen Schäden
count-Broker kaufen. Die Kosten bei den Ordergebühren sind
führen, ist unwahrscheinlich.
für Fondssparer aber wesentlich höher. Außerdem müssen sie
Das dritte Vorurteil ist, dass Daten auf einer Online-PlattStatistiken selbst berechnen und das Rebalancing sowie die reform nicht sicher sind und Anleger im Fall einer Insolvenz des
gelmäßige Überprüfung der Fonds hinsichtlich ihrer Qualität
Robo Advisors ihr Geld verlieren. Online-Plattformen sind nicht
übernehmen. Beim Robo Advisor hingegen ist die ständige Quaautomatisch ein Hackerparadies und die Kundendaten somit
litätsüberwachung Teil der Serviceleistung. Kunden erhalten
auch nicht zwangsläufig ungeschützt. Alle Daten sind verschlüsein verständliches Reporting, und können sie sich in wenigen
selt und ausschließlich auf deutschen Servern gespeichert. Die
Sekunden einen Überblick über die Wertentwicklung und
Sicherheitsstandards entsprechen denen einer Bank. Viel
Zusammensetzung ihres Portfolios machen. Ein
wahrscheinlicher ist, dass die Gefahr vom Kunden
weiterer Vorteil der automatisierten Geldanselber ausgeht: Sei es durch einen Trojaner
lage ist, dass ein guter Robo Advisor bei
auf dem heimischen Rechner oder Passder Fondsauswahl auch auf Kriterien
wortdiebstähle über Internetseiten,
achtet, die Einfluss auf die Wertentdie nicht SSL-verschlüsselt sind.
wicklung des Portfolios haben.
Doch selbst in einem solchen Fall
Ein Prozess, der zeitintensiv ist
sind bei einem seriösen Robo
und dessen sich Anleger oft gar
Advisor sowohl die Daten als
DIE
nicht bewusst sind. Bei der
auch das Vermögen des KunAUTOMATISIERTE
ETF-Auswahl sollte der Robo
den geschützt. Dafür sorgen
BERATUNG STEHT GANZ
Advisor beispielsweise darauf
Verfahren wie die Zwei-Fakachten, dass es sich um steutor-Authentifizierung: AusAM ANFANG UND
ereinfache Fonds handelt. Es
zahlungen sind dadurch nur
HAT GROSSES
fallen dann nämlich keine ausüber das im Depot angegeschüttungsgleichen
Erträge an.
bene Referenzkonto möglich.
POTENZIAL.
Das fünfte Vorurteil ist, dass
Alle Transaktionen autorisieren
der Markt für Robo Advisors bedie Kunden über eine mTAN.
reits gesättigt ist und es kein PoHacker müssten also neben den
tenzial mehr gibt. Im Laufe der Zeit
Zugangsdaten des Depots auch die
werden fast jede Bank und viele VersiTelefonnummer kennen, um die TAN
cherungen einen automatisierten Wertpaabzufangen. Und selbst in diesem Szenario
pierberater anbieten, der wahrscheinlich ihre
wäre das Vermögen nicht gefährdet – vom Deheutigen renditeschwachen Produkte anbietet. Für den
pot kann nur auf das angegebene Referenzkonto zurück
Anleger wird es daher schwieriger, die Robo Advisor zu erkenüberwiesen werden. Eine Robo-Advisory-Plattform ist folglich
nen, die frei von Interessenkonflikten objektiv das beste Angemindestens so gut geschützt wie eine klassische Bank.
bot für den Kunden bereitstellen. Viele andere Robo Advisors
Nicht nur potenzielle Cyberattacken lassen Anleger an der
bringen ihren Kunden aber einen Rendite-Push, weil die BeraSicherheit einer vollautomatisierten Geldanlage zweifeln. Eine
tungsleistung in der Wertschöpfungskette zunehmend automamögliche Insolvenz des Robo Advisors und die damit verbuntisiert wird und dieser Kostenvorteil an die Kunden weiter gegedene Frage, was mit dem angelegten Vermögen passiert, verunben wird. Die automatisierte Beratung steht ganz am Anfang und
sichert sie ebenfalls. Dank der Kooperation mit einer Partnerhat großes Potenzial. Heute erkennen insbesondere erfahrene
bank ist diese Sorge unbegründet: Während das Bankinstitut
Anleger diesen Vorteil und finden den Weg zum Robo Advisor. //
die Portfolioverwaltung übernimmt, ist der Robo Advisor als
Berater für die Strukturierung und Optimierung des Portfolios
zuständig. Muss der Robo Advisor nun Insolvenz anmelden,
liegt das Depot bei der Partnerbank und bleibt davon unberührt.
Der Anleger kann dann entscheiden, ob er seine Anteile verkauft
GERALD KLEIN
oder ob er sein Depot behalten und weiterführen möchte. Und
B E R L I N 52° 3 1‘ N , 13 ° 2 4 ‘ O
selbst im Fall einer Pleite der Partnerbank haben Anleger nichts
zu befürchten: Depots sind als Sondervermögen klassifiziert und
Gerald Klein ist Gründer & CEO von
werden wie ein Schließfach behandelt. Das Vermögen darf also
Growney.
Der Diplom-Volkswirt hat 25 Jahre
bei einer Insolvenz nicht berührt werden.
Bankenerfahrung im Kapitalmarktgeschäft.
03 2016
GL BAL INVESTOR
41
~ U S -WA H L ~
Donald J. Trump wurde
am 8. November
zum 45. Präsidenten
der USA gewählt.
„Deutschland
ist auf die
Zusammenarbeit
angewiesen“
Was lässt sich nach der Wahl Trumps
über die Auswirkungen auf Welthandel
und Handelsbeziehungen sagen? Sicher
ist nur die Unsicherheit.
Foto: Blind
Interview: Katharina Lamster
42
GL BAL INVESTOR
03 2016
03 2016
GL BAL INVESTOR
43
~ U S -WA H L ~
Beginnen wir mit der deutschen Reaktion auf Trumps Sieg: Hätte
Angela Merkel, die Trump als Erstes an demokratische Grundwerte
erinnert hat, diplomatischer handeln müssen?
Dr. Schmucker: Man muss vorab sagen: Dieser Wahlkampf ist
so schmutzig geführt worden wie noch nie, und wir sehen in
den USA den Partner, der unsere Werte teilt und der uns am
nächsten ist. Deswegen war es Merkel – im Namen der Deutschen, die diesen Wahlkampf mit verfolgt haben – ein Anliegen,
die Grundwerte zu betonen, an die wir und auch die Amerikaner glauben. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass die
Amerikaner eine Supermacht sind, auf die wir als Europäer und
gerade auch Deutschland angewiesen sind. Es war natürlich ein
Statement, aber ich glaube, es war richtig, besonders im Hinblick auf die Ängste, die auch die deutsche Bevölkerung hat nach
diesem Wahlkampf. Frau Merkel hat sehr souverän reagiert. Es
wäre ein Fehler, gegen Trump zu wettern oder zu sagen, dass es
der falsche Präsident ist. Wir sind auf die Zusammenarbeit angewiesen. Aber die Werte zu
erneuern, zu sagen, auf der Basis arbeiten wir gern zusammen, das war das
richtige Vorgehen.
„Deutschland braucht
die Amerikaner,
und zwar viel
mehr als
umgekehrt.“
Hätten sich Deutschlands Politiker
besser auf Trump vorbereiten müssen?
Dr. Schmucker: Vorbereiten ist
schwer, weil wir gar nicht wissen,
was uns erwartet. Wir haben uns
durch die Vorhersagen in die Irre führen
lassen, nach denen Trump als der Außenseiter dargestellt wurde und Clinton als diejenige, die das Amt übernimmt, obwohl das amerikanische Volk
sie nicht mag. Wir hätten natürlich mit allem rechnen müssen,
haben uns aber auf Clinton eingestellt. Auch ich war mir sicher,
dass es Clinton werden würde.
Wie sollten Frau Merkel und Frank-Walter Steinmeier jetzt handeln
und reagieren?
Dr. Schmucker: Also ich würde sagen: abwarten. Ich kann
es nicht oft genug betonen, wir in Deutschland brauchen die
Amerikaner, und zwar sehr viel mehr, als die Amerikaner uns
brauchen. Militärisch brauchen wir die Amerikaner, wirtschaftlich brauchen wir die Amerikaner, politisch brauchen wir die
Amerikaner, das heißt, wir sollten so mit den Amerikanern umgehen, wie man unter Freunden miteinander umgeht. Wir sollten immer das Gespräch suchen, und wir sollten abwarten. Ein
Möchtegern-Präsident im Wahlkampf ist jemand ganz anderes
als ein Präsident. Mr. Trump wird sehr viel moderater werden
als im Wahlkampf. Wir müssen sehen, wer die Berater sind, und
in welche Richtung er geht; er hat ja auch schon viele seiner Ankündigungen aus dem Wahlkampf wieder zurückgenommen.
Kurz: Wie Merkel und Steinmeier damit umgehen sollen ist ab44
GL BAL INVESTOR
03 2016
warten und freundlich das Gespräch suchen, so oft es geht.
Welche Folgen wird es für die USA haben, wenn er diese Handelsbarrieren einführt?
Trumps Präsidentschaft könnte auch langfristige Folgen haben, über
die Zeit seiner Präsidentschaft hinaus.
Dr. Schmucker: Ja. Das ist sehr ungewiss. Was vielleicht am
schwierigsten für die Wirtschaft ist, ist diese Ungewissheit. Deswegen habe ich immer gesagt, es ist wichtig, wer Berater wird.
Trump hat schon sehr viel Leute eingestellt für das Weiße Haus,
die sich widersprechen, teilweise Washington-Insider, teilweise
Berater, die seine sehr populistischen Themen teilen, die auch
Schwierigkeiten haben werden zusammenzukommen. Diese
Unsicherheit ist natürlich das Schlimmste, sowohl für die amerikanische Wirtschaft als auch für die Europäer, weil man nicht
weiß, in welche Richtung er will. Auch wenn ich von Konjunkturprogrammen rede, die Unsicherheit über das weitere Vorgehen ist immer das, was die Wirtschaft einbrechen lässt.
Könnte Trumps politische Unerfahrenheit sogar ein Vorteil sein,
weil er sich dann mehr auf seine Berater verlassen muss, die sehr
wahrscheinlich gemäßigter sind als er?
Dr. Schmucker: Ja, deswegen sagt man immer, die Berater sind
wichtig. Aber es kommt darauf an, welche Berater er hat. Und
Trump hat gegen das Establishment kandidiert. Er hat gesagt: Ich
bin einer, der ehrlich ist, der von außen kommt, gegen das, was
in Washington passiert. Die ersten Posten wirken schon relativ
schwierig. Im White House hat er einen Washington-Insider genommen und gleichzeitig jemanden, der ein Fernsehprogramm
macht, das sehr antizionistisch und rassistisch ist. Wenn er die
Populisten mit den Washington-Insidern verbindet, dann gibt
es Spannungen innerhalb dieses ganzen Betriebes. Dann haben
wir nicht wie erhofft die erfahrenen, moderaten Republikaner,
sondern Trump wird immer, auch aufgrund des Wahlkampfs,
die extremen Outsider einbinden. Und wie die Zusammenarbeit
klappt, da bin ich mir nicht sicher. Trump muss auch die Wähler bedienen, die er im Wahlkampf gefunden hat. Er kann jetzt
nicht alle moderaten Republikaner des Establishments nehmen.
Genau dagegen hat er den Wahlkampf geführt. Von daher wird
es meiner Meinung nach ziemlich schwierig; weil er Berater einstellen wird, die gegen Washington sind und gleichzeitig braucht
er die, die in der republikanischen Partei schon gut vernetzt
sind. Und da einen Weg zu schaffen, ohne Konflikte, halte ich
für schwierig.
Trump hat seinen Wählern viele Versprechen im Hinblick auf die
Außen- und Handelspolitik gegeben. Warum waren gerade diese so
überzeugend?
Dr. Schmucker: Trump hat, wie man immer sagt, die verlorene
Mittelklasse angesprochen, viele von den Weißen, die sich abgehängt fühlen von der Entwicklung, viele Arbeiter auch aus den
Industrien, aus dem Manufacturing, aus dem Rust Belt, wo die
Jobs einfach abgewandert sind in andere Länder. Die einfachste
Antwort ist, dass es am Handel liegt; dass China oder Mexiko
DR. CLAUDIA SCHMUCKER
B E R L I N 52° 31 ‘ N , 1 3° 24‘ O
Dr. Claudia Schmucker leitet seit 2002 das Programm
Globalisierung und Weltwirtschaft der Deutschen
Gesellschaft für Auswärtige Politik. Sie studierte
an der Rheinischen Friedrich-Wihelms-Universität
Bonn, am Elmira College, New York und an der Yale
Universität und hat einen Magister (M.A.) in Nordamerikastudien sowie einen Doktor der Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin. Claudia
Schmucker forscht und publiziert zu europäischer
und transatlantischer Handelspolitik, der Welthandelsorganisation (WTO) und Doha-Runde sowie zur
Rolle von informellen Foren wie G 7 und G 20.
www.dgap.org/de
Dr. Schmucker: Viele amerikanische Ökonomen sagen: Trump
ist ein Businessman und weiß, wann er den USA und den Unternehmen schadet und wann nicht. Das bedeutet, dass er deutlich
weniger protektionistisch sein wird als angekündigt. Wenn man
sagt, wir führen Handelsbarrieren gegen China ein, geht man im
Prinzip davon aus, dass es ein chinesisches Produkt gibt, was auf
den amerikanischen Markt will und wenn wir Handelsbarrieren
haben, kommt es nicht, sondern wir haben nur amerikanische
Produkte. So sieht der Markt aber gar nicht mehr aus. Welthandel ist gleichbedeutend mit globalen Wertschöpfungsketten:
Ganz viele amerikanische Unternehmen haben Tochterunternehmen in China, um Einzelteile zu produzieren, um sie dann
wieder auf dem amerikanischen Markt zu exportieren. Damit
schadet Protektionismus auch amerikanischen Firmen. Meine
Vermutung ist, dass Trump nicht so hart gegen China vorgehen
wird wie angekündigt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob er wirklich aus NAFTA austreten wird oder möglicherweise einfach
mehr Bedingungen stellt. Das sind aber nur Vermutungen und
auch hier ist wichtig, wen er als Berater nimmt.
Könnte Asien vielleicht sogar profitieren, weil Amerika, ein bedeutender Handelspartner Europas, deutlich geschwächt wird?
schuld sind, dass die Jobs in den USA verloren gehen. Deswegen möchte er die Handelsabkommen auf den Prüfstand stellen,
abbrechen, austreten oder China als Währungsmanipulator festlegen, um einfacher Handelssanktionen verhängen zu können.
Dr. Schmucker: Wir brauchen alle Märkte der Welt. Niemand
gewinnt, weil jemand anderes geschwächt wird. Die USA sind
ein Absatzmarkt, der größte Absatzmarkt der Welt. Amerika hat
immer Defizite in der Handelsbilanz, weil es so viel importiert.
Und wenn es den USA schlecht geht, geht es allen anderen auch
schlecht. Dann geht es China schlecht, dann geht es Europa
schlecht.
Man beruhigt sich immer damit, dass der Kongress viel Mitspracherecht hat. Aber gerade in der Handelspolitik hat Trump viele Kompetenzen. Was kann er alles im Alleingang durchsetzen?
Ich würde gern auf die einzelnen Regionen eingehen. Zunächst
natürlich auf Mexiko als direkten Nachbarn und als exportstärkstes
Land Lateinamerikas. Wie stark könnte es betroffen sein?
Dr. Schmucker: Im Handel muss er sich Kompetenzen mit dem
Kongress teilen. Der Präsident kann aber seit dem Trade Act von
1974 Handelsabkommen aufkündigen. Das heißt, er könnte theoretisch NAFTA aufkündigen. Bei der Verhandlung von neuen
Abkommen müsste er den Kongress auf seiner Seite haben. Neben NAFTA ging es auch immer um TPP. Der Wunsch war, die
transpazifische Partnerschaft durch den Lame-Duck-Kongress zu
kriegen, solange Obama noch im Amt ist, hier wird der Kongress
jetzt aber im Hinblick auf Trump auch nicht mehr zustimmen.
Trump wird möglicherweise aus NAFTA austreten und er wir
TPP einfach blockieren; TPP ist im Prinzip im Moment tot. Und
TTIP: Dort wird man auch sehen müssen, ob Trump überhaupt
noch weiter verhandelt. TTIP liegt auf Eis, wenn es nicht schon
tot ist. Der Präsident kann aus Abkommen austreten, Verhandlungen abbrechen und bestehende Handelsabkommen – beziehungsweise die Ratifizierung – verhindern.
Dr. Schmucker: Das ist stark abhängig davon, was Trump letztendlich durchsetzt. Er hat schon gesagt, dass er die illegalen Immigranten ausweisen möchte. Viele in Mexiko leben aber von
den Rückzahlungen von dem, was sie in Amerika verdienen.
Trump will eine Mauer errichten. Wenn er nicht aus NAFTA
austritt, wird er es zumindest deutlich verschärfen. Mexiko wird
das Land sein, was am meisten unter einem Präsidenten Trump
leiden wird, wenn er auch nur ansatzweise das durchsetzt, was
er gesagt hat.
Was hat Europa zu erwarten?
Dr. Schmucker: Wir sind ganz eng vernetzt, wirtschaftlich und
durch Investitionen. Zuerst geht es natürlich um TTIP und das
ist unter der Präsidentschaft Trump erst mal auf Eis gelegt. TTIP
wird jetzt nicht mehr weiter verhandelt. Erleichterte Regelun-
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
45
~ U S -WA H L ~
gen, gegenseitige Anerkennung, wie Schiedsgerichte, Investitionserleichterungen, das hätte Europas Wirtschaft Schwung gebracht. Von daher ist das ein negativer Punkt. Aber auch ohne
TTIP läuft der transatlantische Handel natürlich. Es gab immer
viele Stimmen, die gefragt haben: Warum brauchen wir das
überhaupt?
Trump hat viele Konjunkturprogramme versprochen; für die Infrastruktur und er will Verteidigungsausgaben erhöhen. Davon
könnten theoretisch auch europäische Unternehmen profitieren. Aber auch das ist erst mal ungewiss.
TTIP wurde auf Eis gelegt. Ist es wahrscheinlich, dass die Verhandlungen in ein paar Jahren wieder aufgenommen werden?
Dr. Schmucker: Es wäre wirtschaftlich sinnvoll, aber politisch
wird es wahrscheinlich nicht mehr passieren. Gegen TTIP gab
es so viel Widerstand in Europa, und ganz Europa ist so geschockt von einem Präsident Trump. TTIP wurde immer unter
dem Motto verkauft: Wir haben gemeinsame Werte, wir sind
diejenigen, die am engsten zusammenarbeiten, wir können gemeinsame Regeln erstellen. Selbst unter Präsident Obama gab es
schon sehr viel Widerstand in Europa, gerade in Deutschland.
Ich denke, unter Präsident Trump ist es einfach nicht möglich,
die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Er wird
auch kein Interesse haben an diesen Abkommen, das ist nicht, wo seine Priorität
liegt. Und dann die Europäer davon zu
überzeugen, mit einem Präsidenten
Trump über diese Dinge zu verhandeln, ist auch schwierig. Von daher
würde ich sagen, TTIP ist erst mal
tot.
„Mit
guten
Beratern wird
Trump diese
Pläne nicht so
durchsetzen,
dessen bin ich
mir sicher.“
Welche Wirtschaftszweige wären
denn besonders in Deutschland betroffen?
Dr. Schmucker: Schwer zu sagen. Trump
will vor allem Kohle und Stahl fördern. Er will
Manufacturing wieder zurückbringen nach Amerika, wobei
fraglich ist, wie man das überhaupt schaffen will. Einfach zu
sagen, wir blockieren den Handel mit China und dann haben
wir die Jobs wieder zurück, so geht es überhaupt nicht mehr.
Könnte jemand profitieren? Trump will die ganze Finanzwelt
deregulieren und die Kreditvergabe ankurbeln, er will Dodd
Frank wieder abschaffen. Daher wird wahrscheinlich der Finanzbereich einen Boom erleben. Banken könnten davon profitieren. Grundsätzlich ist ganz schwierig, über einzelne Sektoren
zu reden, weil noch so unsicher ist, was er tatsächlich machen
wird. Wenn Trump die Wirtschaft ankurbelt, profitieren alle, die
exportieren. Wenn er die Kreditvergabe ankurbelt, werden alle
Unternehmen profitieren, die am amerikanischen Markt tätig
sind. Wenn er die Programme auf die USA reduziert, nach den
Buy-American-Vorschriften, dann werden alle darunter leiden.
Er hat ja immer gesagt: „Make America great again“, vielleicht
46
GL BAL INVESTOR
03 2016
sagt er: „Nur Amerikaner dürfen sich beteiligen“. Wenn Trump
aber Steuererleichterungen für Unternehmen einführt, was er
auch angekündigt hat, dann werden die profitieren, die schon
in den USA investiert haben. Also muss man abwarten, was er
wirklich durchsetzt. Aber das jetzt schon in Sektoren reinzudefinieren, das halte ich für sehr schwierig.
Viele befürchten, dass besonders die Automobilbranche leiden wird,
die viel in Mexiko baut und nach Amerika exportiert.
Dr. Schmucker: Je nachdem was er für Zölle erhebt, je nachdem
wo die Standorte sind. Wenn die Autobauer direkt in Amerika
sind, können sie von der Konjunktur profitieren. Wenn es über
Mexiko geht, gibt es ein Problem – wie ich auch gerade gesagt
habe – Mexiko ist das Land, was am negativsten betroffen sein
wird unter Präsident Trump. Das heißt, wenn die Automobilindustrie viel über Mexiko in die USA lenkt, kann sie natürlich verlieren. Möglicherweise wird sie dann in den USA direkt investieren oder in andere Länder gehen. Aber alles, was über Mexiko
geht, ist ein Problem.
Ist es gerade durch Trump und die große Unsicherheit wahrscheinlich, dass sich Europa jetzt vermehrt auf Handelsbeziehungen mit
anderen Partnern konzentriert wie Kanada oder den asiatischen
Ländern?
Dr. Schmucker: Abkommen schließen wir mit ganz vielen Ländern. Wir verhandeln gerade mit Japan, wir haben mit Singapur
ein Abkommen ratifiziert, was aber noch am EuGH feststeckt.
Das heißt, wir werden definitiv versuchen, die Abkommen,
die wir mit den Asiaten haben, weiter voranzutreiben. Und die
Hoffnung ist, dass die Proteste, die gerade im Rahmen von TTIP
und CETA stattfanden, sich durch diese neue Handelsstrategie
abschwächen; dass wir in den Verhandlungen mit den Asiaten
sehr viele Reformen durchsetzen, und dass sie nicht die Ablehnung erfahren wie TTIP oder CETA. Wir werden alle Handelsabkommen weiter verhandeln und gerade Asien ist für uns immer
ein interessanter Partner, weil das Handelswachstum dort vergleichsweise hoch ist. Und deswegen werden wir alles dafür tun,
die Handelsbeziehungen zu den Asiaten weiter auszuweiten.
~ U S -WA H L ~
Da werden die Asiaten sich viel kompromissbereiter zeigen, weil
wir als europäischer Markt für sie sehr groß und sehr wichtig
sind. Aus diesem Grund kann die Verhandlung sehr viel problemloser vonstatten gehen, weil wir als großer Handelspartner
unsere Werte und unsere Reformen in die Abkommen mit einbringen können. Das wichtigste Abkommen, das wir haben, ist
mit Japan, da geht es um viele Bereiche, die sehr schwer zu verhandeln sind. Da wird jetzt viel Fokus drauf gelegt.
Nochmal zurück zu Trump. Er hat schon im Wahlkampf angekündigt, gerade in der Außen- und Handelspolitik unberechenbar zu
sein. Was verspricht er sich davon?
Dr. Schmucker: Ich denke, er verspricht sich davon, dass sich
kein Land sicher fühlt, das ist das Schlimmste, was der Weltwirtschaft passieren kann. Das ist das Schlimmste, was den amerikanischen Unternehmen passieren kann, in die Unsicherheit zu investieren, ohne zu wissen, ob die Handelsbeziehungen plötzlich
durch Strafzölle beeinträchtigt werden.
Mit geschickten Beratern wird Trump diese Pläne nicht so durchsetzen, dessen bin ich mir sicher. Dani Rodrik von der Harvard
Universität sagt: „Trump ist ein Businessman, er wird erkennen,
dass das nicht nur anderen Ländern schadet, sondern auch den
Amerikanern. Und er wird daher deutlich weniger protektionistisch sein, als wir es jetzt von ihm gehört haben.“
Es ist schön, dass Sie vorsichtig auf die positiven Seiten kommen.
Dr. Schmucker: Das ist Wunschdenken. Das ist einfach die Hoffnung, die wir haben. Wenn er das alles einführt, was er im Wahlkampf angekündigt hat, dann sind wir in einer weiteren Rezession. Da er aber die amerikanische Industrie stärken will, kann
er diese Sachen so nicht durchsetzen. Er wird bestimmt stärker
gegen China vorgehen. Da bin ich mir ganz sicher. Aber er wird
nicht aus der WTO austreten, was er auch angekündigt hat.
Gegenüber Mexiko hat er auch schon sehr viel moderatere Töne
angeschlagen. Die Mauer, die er bauen will, die auch Mexiko
noch finanzieren sollte, wird ja jetzt nur ein Zaun in einigen
Gebieten. Von den illegalen Einwanderern werden erst mal nur
noch die straffälligen zurückgeschickt.
Trump rudert in vielen Bereichen schon zurück. Aber die Tendenz ist trotzdem klar, keine weiteren Handelsabkommen, stärke Handelssanktionen gegenüber Ländern, wo er das Gefühl hat,
die sind unfair gegenüber Amerikanern.
Deutschland hat auf Clinton gehofft. Könnte es vielleicht doch Vorteile durch Trumps Sieg geben?
Dr. Schmucker: Also ich kann es mir einfach nicht vorstellen.
Ich bin Handelsexperte, ich bin für Freihandelsabkommen, ich
bin für die transpazifische Partnerschaft. Das sind genau die Themen, wo Trump sagte: „Strafzölle, keine Abkommen“. Also ich
kann es mir einfach nicht vorstellen aufgrund dieser Unsicherheit, auch gerade bei der NATO, die gesamten Bündnisse, die gerade für uns Europäer sehr wichtig sind.
Es geht im Moment nur um Amerika, alles andere ist Trump egal,
ein deutlich isolationistischer Präsident. Das gab es in der Vergangenheit immer wieder, und wir als Europäer müssen einfach
aufpassen, was das für uns bedeutet, weil Trump nicht derjenige
ist, der für Europa mitdenkt. Er ist derjenige, der nur für Amerika denkt: für amerikanische Unternehmen, für amerikanische
Ausgaben, für amerikanische Bürger; und damit ist er gewählt
worden. Clinton wäre eine sehr viel internationalere Präsidentin
geworden, die weiß, was Bündnisse, internationale Beziehungen
und Sicherheit bedeuten.
Dadurch, dass er so unerfahren ist, verbreitet Trump auch in der
Außenpolitik Unsicherheit, wir haben wahnsinnig viele Krisenherde, das ist ein Problem. Und das ist hoffentlich, deswegen
sage ich es auch immer wieder, ganz optimistisch, weniger groß
als gedacht, weil er sich gute Berater nimmt. //
DNB Technology – Ein Investment in die Zukunft
Könnten sich diese Verhandlungen beschleunigen?
Dr. Schmucker: Wir sind relativ festgefahren als Europäer. Wir
haben bestimmte Handelskapitel, die wir mit jedem Land verhandeln. Und da sind wir auch nicht bereit, weil TTIP tot ist, unsere Standards aufzugeben. Das Einzige, was TTIP so schwierig
gemacht hat im Vergleich zu allen anderen Handelsabkommen,
ist, dass TTIP mit einem gleichwertigen Handelspartner verhandelt wurde. Wenn wir als Europa mit Singapur oder mit Indonesien verhandeln, sind wir der stärkere Handelspartner. Wir
haben als Ausgangslage schon eine viel bessere Verhandlungsposition. Wir können sehr viel einfacher sagen – was die Amerikaner immer blockiert haben – wir wollen diese Schiedsgerichte
nicht, wir wollen einen ständigen Investitionsgerichtshof.
DNB Technology
Wertentwicklung August 2007 – Oktober 2016*
350
325
300
275
250
225
200
175
150
125
100
75
50
25
Aug-07
+239,54 %
+102,53 %
+68,13 %
Sep-09
DNB Technology
Apr-11
Feb-13
Benchmark TMT Index
Dez-14
Okt-16
Benchmark MSCI World
Investieren Sie mit dem „DNB Technology“
(LU0302296495), einem Long-only Aktienfonds
im UCITS-Mantel, in das globale Technologie-,
Medien- und Telekommunikations-Universum
und profitieren Sie von einem erfahrenen und
stabilen Managementteam, unter der Leitung
von Anders Tandberg-Johansen.
Investments in UCITS und Hedgefonds sind von Natur aus spekulativ und bergen Risiken unterschiedlichen Grades. Investments sind nicht für alle Investoren auf gleiche
Art und Weise geeignet, da die Möglichkeit besteht, dass sie einen Großteil, oder schlimmstenfalls die gesamte Investition, verlieren. Bitte entnehmen Sie Detailinformationen zur Benchmark dem Verkaufsprospekt. * Daten vom 16.08.2007 bis zum 19.10.2016 nach Abzug von Gebühren.
DNB Asset Management S.A. · Tel.: +352 45 49 45 1 · [email protected] · www.dnb.no/lu/de
~ TREND ~
Renditequelle
Demografie
Die Zahl älterer Menschen wächst
unaufhaltsam. Unternehmen, deren
Aktivität auf eine alternde Gesellschaft
ausgerichtet ist, weisen ein überdurchschnittliches Wachstum auf, das sich
sogar noch beschleunigen wird.
Autoren:Florian Peudevin, Thomas Page-Lecuyer, Rodolphe de Saint-Seine
48
GL BAL INVESTOR
03 2016
THOMAS PAGE-LECUYER
FLORIAN PEUDEVIN
PA R I S 48° 51 ‘ N , 2° 21 ‘ O
PA R I S 48° 51 ‘ N , 2° 21 ‘ O
Rodolphe de Saint-Seine ist Equity Produktspezialist bei CPR Asset Management.
2010 kam er als Vertriebsleiter zu CPR.
Thomas Page-Lecuyer ist seit 2014 Strategist
bei CPR AM. Zuvor arbeitete er für Société
Générale und Amundi Asset Management.
Florian Peudevin ist seit Januar 2015 Junior
Portfolio Manager bei CPR AM, unter anderem des CPR Silver Age.
Milliarde Menschen und zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei 1,7
Milliarden, aktuell leben 7,3 Milliarden Menschen. Es ist zu erwarten, dass sich der Trend fortsetzt und die Sterblichkeit vor
allem in den ärmsten Ländern der Erde weiter rückläufig ist. So
wird einer Prognose der Vereinten Nationen zufolge die Weltbevölkerung im Jahr 2050 9,5 Milliarden und im Jahr 2100 10,8
Millionen Menschen erreichen.
Hervorzuheben ist zudem der plötzliche Rückgang der Geburtenrate. Zwischen 1950 und 2000 ist sie um annähernd 50
Prozent von fünf auf 2,5 Kinder pro Frau gefallen. Sozio-kulturelle Veränderungen, der bessere Zugang zu Bildung, die Urbanisierung und Fortschritte bei der Empfängnisverhütung waren
dafür die wichtigsten Gründe.
Die Bevölkerungspyramide richtet sich aber nicht nur an der
Basis neu aus. Auch die sogenannten Baby-Boomer werden immer älter und sorgen dafür, dass sich die Bevölkerungspyramide
verschiebt. Für Deutschland bezeichnen die Statistiker die zwischen 1955 und 1969 Geborenen als geburtenstarke Jahrgänge.
So kamen 1964 mit mehr als 1,3 Millionen Geburten die meisten
Baby-Boomer auf die Welt, bevor 1965 der Pillenknick einsetze.
Aktuelle Prognosen offenbaren, dass die Gesellschaft auch
künftig altert. Wenn der Trend anhält, wird die Generation 65Plus weiter wachsen. Gibt es heute rund 900 Millionen Menschen über 65 Jahren, wird in zehn Jahren ein Anstieg auf 1,4
Millionen und bis 2050 eine weitere Steigerung auf 2,1 Millionen
prognostiziert. Dies hätte zur Folge, dass es global mehr Menschen der Generation 65-Plus als Kinder und Jugendliche unter
15 Jahren gibt.
Vor allem in Industrienationen zeichnen sich für die kommenden Jahre und Jahrzehnte Veränderungen ab. In Schwellenländern ist der demografische Wandel noch nicht so weit
fortgeschritten. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Alterung
der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung wird in den
nächsten 25 Jahren weltweit um mehr als zwei Prozent pro Jahr
wachsen.
Der Startpunkt für den demografischen Wandel war im 20.
Jahrhundert. Dank des wissenschaftlichen Fortschritts, der Weiterentwicklung in der Medizin, einer besseren Hygiene und neuer Behandlungsmethoden ist die Kindersterblichkeit weltweit
deutlich zurückgegangen. Zudem hat sich die Lebenserwartung
eines Neugeborenen im letzten Jahrhundert global in etwa verdoppelt. 1909 lag die Lebenserwartung noch bei 33 Jahren, heute
beträgt sie 68 Jahre – ein Gewinn an Lebenszeit von 35 Jahren in
nur einem Jahrhundert.
Der deutliche Rückgang der Kindersterblichkeit hat zu einem dramatischen Anstieg der Weltbevölkerung während der
letzten Jahrzehnte geführt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lag
die Weltbevölkerung Schätzungen zufolge noch bei rund einer
Fotos: CPR AM
I
n einem Umfeld mit schwachem Wirtschaftswachstum
und niedrigen Zinsen suchen Investoren vermehrt nach
neuen Renditequellen. Infrastruktur, ein anziehender Konsum in Schwellenländern, regenerative Energien und der
demografische Wandel sind nur einige Beispiele, die Anleger für
sich entdeckt haben. Die meisten Themen haben ihre individuellen Gesetzmäßigkeiten, Antriebskräfte und ihre einige Dynamik.
Es gibt kurzfristige Anlagethemen, bei denen die sich die
Antriebskräfte im Zeitablauf abschwächen oder wegfallen. Dazu
zählen einige regenerative Energien, wenn deren Erfolg maßgeblich von staatlichen Subventionen abhängt. Interessanter
sind langfristige oder dauerhafte Anlagethemen, die auf unumkehrbaren und nachhaltigen Trends basieren. Ein Beispiel dafür
ist die alternde Bevölkerung: Beim Demografiewandel handelt
es sich um einen insbesondere in Industrienationen unumkehrbaren und sich sogar noch beschleunigenden Trend. Der Anteil
RODOLPHE DE SAINT-SEINE
PA R I S 48° 51‘ N , 2° 21‘ O
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
49
~ TREND ~
DIE FRANKLIN DIVERSIFIED FONDS
WER NERVENKITZEL
SUCHT, SOLLTE
WOANDERS ANLEGEN
DER DEMOGRAFIEWANDEL IST EIN WELTWEITES PHÄNOMEN
2050
über 60-Jährige weltweit
0–9%
10 – 19 %
20 – 24 %
25 – 29 %
30+ %
keine Angaben
Quelle: UNDESA
2014
Überraschungen können spannend sein – aber bei der Geldanlage? Nein, danke.
Die Franklin Diversified Fonds* helfen Ihnen mit klaren Renditezielen.
Das macht Ihre Erträge planbar. Eine Multi-Asset-Lösung ohne
Überraschungen. Leb wohl, Nervenkitzel. Willkommen, Planbarkeit.
Prognose der weltweiten Alterung der Bevölkerung.
Erfahren Sie mehr unter
www.franklintempleton.de/multi-asset
der Bevölkerung in Schwellenländern wesentlich schneller voranschreitet als in den Industrienationen im 20. Jahrhundert.
In Frankreich dauerte es 100 Jahre, bis sich die Anzahl der über
65-Jährigen von sieben Prozent auf 14 Prozent verdoppelte. In
China und Brasilien wird es hingegen nur 25 Jahre dauern, bis
sich die Generation 65-Plus verdoppelt. Heute leben zwei Drittel
der über 60-Jährigen in Industrienationen, doch das wird sich
bald ändern. Für 2050 wird prognostiziert, dass 80 Prozent der
älteren Menschen in Schwellenländern leben. China wird dabei das erste Schwellenland sein, das sich den Herausforderungen einer kippenden Alterspyramide stellen muss. Der Anteil
der Rentner an der Gesamtbevölkerung wird in den nächsten
25 Jahren von heute zehn Prozent auf 25 Prozent steigen. China
muss eine Lösung dafür finden, wie es trotz des Rückgangs um
67 Millionen Arbeitskräfte seine Produktivität aufrecht erhalten
kann.
Trotz aller Herausforderungen, unter anderem für die Sozialversicherungssysteme, bietet der demografische Wandel große Chancen. Einem Bericht der chinesischen Regierung zufolge
entfallen acht Prozent des Konsums auf Senioren, das entspricht
einem Volumen von vier Billionen Renminbi. Für 2050 wird prognostiziert, dass dieser Anteil auf ein Drittel, beziehungsweise 20
Billionen, ansteigt. Mit Blick auf diese Veränderungen erstaunt
es nicht, dass Unternehmen in das Wachstumspotenzial und die
langfristigen Chancen investieren, die der demografische Wandel mit sich bringt.
Die Statistiken verschiedener Institute zeigen, dass die
höchsten Durchschnittsvermögen in Industrienationen von älteren Bevölkerungsschichten gehalten werden. In den USA erreicht das durchschnittliche Nettovermögen in der Gruppe der
65- bis 69-Jährigen seinen Höhepunkt, in der Eurozone in der
Gruppe der 55- bis 64-Jährigen. Da sich der Anteil der älteren Bevölkerungsgruppen in den nächsten 30 Jahren verdreifacht, wird
auch die Kaufkraft der älteren Bevölkerungsgruppen wachsen.
50
GL BAL INVESTOR
03 2016
Analysiert man das Konsumverhalten der Senioren hinsichtlich der sich im Zeitablauf wandelnden Bedürfnisse, lassen sich
bestimmte Branchen identifizieren, die besonderes von der alternden Bevölkerung profitieren sollten.
Um das Konsumverhalten und die Gewinner der Silver-Economy genauer erfassen zu können, hat CPR Asset Management
einen soziologischen Ansatz zugrunde gelegt, und die ältere
Bevölkerung in zwei Untergruppen unterteilt. Das Team des
CPR Silverage unterscheidet zwischen der Gruppe der jungen
Rentner, die zwischen 65 und 80 Jahre alt sind, und den Hochbetagten über 80 Jahren. Die jungen Senioren der Baby-BoomerGeneration verfügen im Durchschnitt über eine hohe Kaufkraft
und geben vergleichsweise viel Geld für Reisen und Freizeitaktivitäten sowie Well-Being aus. Sie sind in der Regel fit und aktiv. Zudem verfügen sie über die notwendigen Mittel, sich ihre
Konsumwünsche zu erfüllen. In der Gruppe der Hochbetagten
rücken hingegen die Themen Pflege, Sicherheit, Gesundheit und
Medizintechnologie stärker in den Fokus.
Relevant für beide Altersklassen zusammen sind die folgenden acht Branchen: Reise und Freizeit, Finanzunternehmen, Betreuung, Körperpflege und Well-Being, Sicherheit, medizinische
Geräte, Pharmazeutika und die Automobilindustrie.
Das Umsatzwachstum der entsprechenden Aktien lag im
Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre bei 7,3 Prozent im Vergleich zu 5,9 Prozent für den MSCI World. Das Gewinnwachstum belief sich im gleichen Zeitraum auf 11,6 Prozent, 1,3 Prozentpunkt mehr als der MSCI.
Die Analyse der Sensitivität der Gewinnrevisionen gegenüber dem Konsensus zeigt, dass die Silver-Age-Aktien bei fallenden Märkten weniger als der Gesamtmarkt leiden. Bei freundlichen Börsen hingegen liegen die Gewinnrevisionen gegenüber
dem Konsensus über den Vergleichswerten des Gesamtmarkts.
CPR managt eine europäische (Auflage 2009) und seit 2014 eine
globale Silver-Age-Strategie. //
*„Die Franklin Diversified Fonds“ wird als Sammelbegriff für diese drei Fonds verwendet: Franklin Diversified Conservative Fund, Franklin Diversified Balanced Fund und Franklin Diversified
Dynamic Fund. Diese Fonds sind Teilfonds der Franklin Templeton Investment Funds (FTIF), eine in Luxemburg registrierte SICAV. Die Anzeige stellt keine Anlageberatung dar. Anleger sollten
ihren Finanzberater kontaktieren, um sich über die Verfügbarkeit der Dienstleistungen oder Produkte in ihrem Land zu erkundigen.
Vor Abschluss einer Investition empfiehlt sich eine professionelle Anlageberatung. Fondsanlagen sind mit Risiken verbunden. Diversifizierung garantiert nicht einen Gewinn oder Schutz vor
Verlust. Der Wert einer Anlage kann steigen oder fallen. Anleger können ggf. nicht den investierten Betrag zurückerhalten.
Informieren Sie sich jetzt über die mit einer Anlage in unsere Fonds verbundenen Chancen und Risiken: www.franklintempleton.de.
Verkaufsprospekte und weitere Unterlagen erhalten Sie kostenlos bei der Franklin Templeton Investment Services GmbH, Postfach 11 18 03, 60053 Frankfurt a. M., Mainzer Landstraße 16,
60325 Frankfurt a. M., Tel. 08 00/0 73 80 01, Fax +49(0)69/2 72 23-120.
© 2016 Franklin Templeton Investments. Alle Rechte vorbehalten.
~ SHARING ECONOMY ~
Feldarbeit im September mit Traktor
und Egge. Landwirte helfen sich in
Maschinenzirkeln, schon lange vor
der Ära der Sharing Economy, durch
die Vermietung besonders teurer
Maschinen gegenseitig aus.
Teilen und
verdienen
Was ist die Shareconomy? Was
bedeutet das für die Unternehmen?
Was wünschen sich die Nutzer?
Welche Faktoren bestimmen über
den Erfolg? Wie sehen die Prognosen
aus? Eine Analyse aus verschiedenen
Blickwinkeln
Foto: Picture Alliance
Autor: Prof. Dr. Nikolas Beutin
52
GL BAL INVESTOR
03 2016
03 2016
GL BAL INVESTOR
53
~ SHARING ECONOMY ~
54
GL BAL INVESTOR
03 2016
Anmieten von Werkzeugen. 70 Prozent der Deutschen und 72
Prozent der US-Amerikaner halten die Shareconomy für sinnvoll, wie aus PwC Befragungen von 2015 hervorgeht.
Nicht nur für Nutzer ergeben sich Vorteile. Kollaborativer
Konsum führt dazu, dass Ressourcen geschont werden, denn
es müssen weniger einzelne Güter produziert werden, um den
gleichen Verbrauch oder die gleiche Nutzung zu ermöglichen.
Shareconomy spiegelt damit das gewachsene Bewusstsein – gerade in Industrienationen – wider, dass einer Wegwerf-Gesellschaft und einem verantwortungslosen Umgang mit Ressourcen
entgegengewirtschaftet werden muss. Die Shareconomy hat einen ökologischen Nutzen für die ganze Gemeinschaft, nicht nur
für den einzelnen Sharer. Hinzu kommt, dass das Leihen und
Recyceln von selten genutzten Gütern sowohl für die Anbieter
als auch für die Konsumenten günstiger sind. Gemeinsamer
Konsum reduziert Kosten, in der Folge führt dies zu einer besseren Versorgung. Nachfrager können Güter nutzen, die sie sich
sonst nicht leisten können oder wollen. Mitfahrgelegenheiten
beispielsweise vergünstigen Reisen. Das sehen über 40 Prozent
der Deutschen und 58 Prozent der US-Amerikaner als Vorteil.
Zudem werden Kommunen durch den Austausch und das
Teilen von Gütern und Dienstleistungen gestärkt. Außerdem erhöht die Shareconomy die Freiheit der Nutzer, die unabhängiger und flexibler werden. Die Shareconomy nutzt der gesamten
Volkswirtschaft. Der Konsum wird beschleunigt, Investitionen
erhöhen sich und es eröffnen sich Geschäftsfelder für Start-ups.
Kollaborativer Konsum hilft, Produkte schneller zu verbreiten.
Das gilt vor allem in Großstädten. Denn Verbraucher konsumieren eher, wenn sie Empfehlungen erhalten oder auf Plattformen
gut platzierte Angebote sehen. Das macht den Konsum bequemer und sicherer.
Auch die Investitionen steigen, da Privatpersonen und Unternehmen einen Anreiz haben, mehr zu investieren, auch wenn
sie die Einnahmen erst später erhalten. Beispielsweise werden
zusätzliche Schlafzimmer oder Büros gebaut, die zunächst nicht
benötigt werden. Die Shareconomy begünstigt auch die Entstehung von Start-ups. Neue Geschäftsmodelle führen zu Unternehmensgründungen und damit entstehen neue Arbeitsplätze,
von denen die Volkswirtschaft profitiert.
Und die Shareconomy profitiert im Gegenzug von wirtschaftlichen Entwicklungen. Die fortschreitende Digitalisierung
und der technologische Fortschritt haben es ermöglicht, dass
Shareconomy nahezu kostenlos und zeitlich sowie räumlich fast
unbegrenzt möglich ist. Die zunehmende Ressourcenknappheit
durch das schnelle Bevölkerungswachstum sowie der wachsende Wohlstand der Industrienationen führen zu höheren Kosten
und geringerer Verfügbarkeit von (neuen) Gütern, aber vor allem
auch zu einem Umdenken in vielen Teilen der Bevölkerung. Der
Trend entwickelt sich so noch schneller in Richtung des kollaborativen Konsums.
Grundsätzlich lässt sich die Shareconomy aus zwei Blickwinkeln analysieren. Aus akademischer Sicht werden makroökonomische, mikroökonomische und eine integrierte Sicht
unterschieden. Aus praxisbezogener wirtschaftlicher Sicht wird
üblicherweise zwischen Geschäftsart und Branche differenziert.
REIFEGRAD DER SHARECONOMY IN VERSCHIEDENEN BRANCHEN
Nische
Durchbruch
Normalität
Abnahme oder
Wiederbelebung
Höhepunkt
Werkzeugund Geräteverleih
Bücher
Übernachtung
mit
Frühstück
Fahrgemeinschaften
Geldverleih/
Kreditvergabe
innerhalb eines
Netzwerkes
sowie
Crowdfunding
Autovermietung
DVDVerleih
Musik- und
VideoStreaming
OnlineMitarbeiter
einsetzen und
anwerben
Übernachtungen
bei Fremden aus
einem Netzwerk
Die klassische makroökonomische Sicht sagt: Über Angebot und
Nachfrage in einem Markt kommt es zu einer Eigentumsübertragung und einem Austausch von Gütern gegen Bezahlung. Alternativ kommt es bei einer Zahlung von null zur Schenkung.
Die Shareconomy ist in diesem Sinne ein hybrides Marktmodell,
da das Eigentum nicht übertragen wird. So wird lediglich eine
temporäre Nutzung verkauft; das Gut wird also gegen Bezahlung
geteilt. In Zukunft kann eine Shareconomy vermutlich sogar die
Konjunktur einer Volkswirtschaft beeinflussen. Die Frage ist nur
in wie weit und in welchen Ausmaß.
Aus der mikroökonomischen Perspektive wird der Austausch zwischen dem Anbieter und dem Nachfragenden einzeln betrachtet. Hieraus ergeben sich weitere Fragen: Wie sieht
die Strategie aus? Wie läuft der eigentliche Sharing-Prozess ab?
Wie kommt der Nutzer an die Informationen zur Qualität? Aus
strategischer Sicht bedeutet die Shareconomy für Unternehmen
und vor allem für Start-ups ein neues Geschäftsmodell, das es zu
managen gilt. Bei den Prozessen steht der sichere Austausch im
Vordergrund. Gerade hier gibt es in der Praxis noch erheblichen
Regelungsbedarf. Das zeigen die häufigen Diskussionen um die
rechtliche und steuerliche Behandlung von Übernachtungs- und
Taxi-Plattformen. Bei den Informationen stellt sich wiederum
die Frage, wer welchen Informationsvorteil hat und ob alle Informationen vorliegen.
Doch die Grenzen zwischen makro- und mikroökonomischer Perspektive verschwimmen. Die noch relativ neue Richtung der Service Science kombiniert die Sichtweisen. Durch das
Service-System der Shareconomy verschwimmen traditionelle
Branchengrenzen. Ein Beispiel sind Privatpersonen, die nicht
nur die Übernachtungsmöglichkeit teilen, sondern auch das dazu
passende Auto. So bilden sich durch die Shareconomy neue,
branchenübergreifende Ökosysteme. Prägend sind dabei nicht
Quelle: PwC
D
ie Zeit, in der jeder allein vor sich hin konsumiert
ist vorbei. Gebrauchs- und Investitionsgüter werden
heute gemeinsam gekauft, genutzt und verliehen.
Vorbei auch die Zeit, in der jeder individuell tägliche benötigte Gegenstände und Güter nur für sich beansprucht.
Teilen liegt voll im Trend! Die sogenannte „Shareconomy“ oder
auch „Share Economy“, „kollaborativer Konsum“ oder „Sharing
Economy“ stellt ökologische und ökonomische Gründe in den
Mittelpunkt. Eine PwC-Studie belegt, dass die Mehrheit der
Deutschen (70 Prozent) das Prinzip des Teilens und Vermietens
von Gütern für sinnvoll und erstrebenswert hält. Durch gemeinsamen Konsum und Teilen lassen sich Kosten sparen, Ressourcen schonen, lokale Gemeinden stärken und die Selbstbestimmung der Verbraucher erhöhen. Und letztlich profitiert auch die
Volkswirtschaft davon.
Der Grundgedanke der Shareconomy ist nicht neu. Menschen aus unterschiedlichen Gruppen, beispielsweise Dorf- oder
Wohngemeinschaften, Wohnheime, Kommunen oder Kibbuze, nutzen seit Jahrtausenden Gebrauchsgüter wie Werkzeuge
gemeinschaftlich. Im vergangenen Jahrzehnt hat das private
gemeinsame Nutzen, Tauschen und Verleihen deutlich zugenommen. Ein Grund dafür ist, dass die Weltbevölkerung stetig
wächst. Eines der ältesten Beispiele für die Shareconomy ist
der 1958 gegründete Maschinenring. Betriebe aus der Landund Forstwirtschaft schließen sich zusammen, um Maschinen
gemeinsam zu nutzen, bei Überkapazitäten zu vermitteln und
gleichzeitig den Solidaritätsgedanken bei den Mitgliedern zu verbessern. Je nach Land sind bis zu 50 Prozent aller Landwirte über
Maschinenringe organisiert.
Abhängig von Produkt und Branche lassen sich unterschiedliche Entwicklungsstadien der Shareconomy beobachten: DVDs
oder Bücher zu vermieten oder zu verleihen, ist seit Jahren ein
alltäglicher Vorgang. Private Kredite über Crowdfunding einzusammeln oder Arbeit über Online-Plattformen zu vermitteln, ist
bisher eher ein Nischenangebot. Die private Vermittlung von
Übernachtungen oder das gemeinsame Nutzen von Autos haben
bereits den Durchbruch geschafft.
Es gibt viele unterschiedliche Formen der Shareconomy
und eine Abschätzung der Marktgröße ist daher schwierig. Eine
PwC-Studie aus dem Jahr 2014 beziffert den Markt auf 15 Milliarden US-Dollar. Das amerikanische Handelsministerium (US
Department of Commerce) geht von einer Marktzunahme um
bis zu 335 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 aus. Der Markt und
die Möglichkeiten der Shareconomy sind bereits heute enorm.
Starken Zulauf verzeichnen in den letzten zwei Jahren vor allem Anbieter von Musik- und Bewegtbild-Streaming-Angeboten.
Den gewünschten Content immer und überall verfügbar zu wissen ist heute bereits so gewöhnlich wie früher der Gang zu den
langsam verschwindenden Videotheken.
Teilen und Vermieten von Gütern, Dienstleistungen und Service-Angeboten bringt Vorteile in vielen Bereichen des Alltags.
Kreditangebote von privaten Anbietern werden vereinfacht, die
kurzfristige Miete von Autos im Stadtgebiet wird bequemer, die
angebotene Vielfalt bei Musik und Bewegtbild-Streaming-Diensten nimmt zu; hinzu kommen Platzvorteile zum Beispiel beim
~ SHARING ECONOMY ~
die Anbieter, sondern vor allem die Nutzer und deren Bedürfnisse. Hierdurch können sich traditionelle Unternehmensstrukturen und -organisationen auflösen. Es entstehen zum Beispiel
professionelle Mobilitätsanbieter, die mit Autokonzernen konkurrieren. Im Rahmen einer Hyperspezialisierung treten einzelne Personen als Produktionsstätten auf, etwa als spezialisierter
Anbieter von Übernachtungen mit mehreren Wohnungen. Eine
Weiterentwicklung gibt es auch im Bereich des Crowdsourcings.
Dort geht es nicht mehr nur um das Bündeln von Investitionskapital. Mittlerweile werden darüber auch personelle Ressourcen
gesucht und geteilt. Die praxisbezogene Sicht betrachtet das Phänomen der Shareconomy aus zwei Perspektiven: der Geschäftsart und der Branche.
In Europa gibt es laut Schätzung einer Studie für die EU rund
275 Shareconomy-Plattformen. Die Mehrzahl davon kommt aus
Großbritannien und Frankreich, wie aus einer PwC-Studie von
2015 hervorgeht. Aber auch in Deutschland nimmt die Shareconomy immer mehr zu, denn die Deutschen teilen gern.
Eine PwC-Studie aus dem Jahr 2015 hat die Einstellung zur
Shareconomy untersucht. Knapp die Hälfte (46 Prozent) der
befragten Deutschen hat in den vergangenen beiden Jahren
mindestens ein Shareconomy-Angebot genutzt. In Deutschland
erfreut sich somit das Teilen und Tauschen großer Beliebtheit.
Das gilt insbesondere auch im Vergleich zu anderen Ländern wie
den USA, wo nur rund ein Fünftel der Bürger teilt und tauscht.
Nicht erstaunen dürfte, dass mehr Menschen bereit sind, etwas
auszuleihen als selbst etwas zu verleihen. Nur gut ein Drittel der
Deutschen hat schon einmal Produkte oder Dienstleistungen
zum Tausch oder Verleih selbst angeboten. Mehr als die Hälfte
der Befragten plant dies jedoch für die Zukunft. Große Einigkeit
herrscht darüber, dass der Trend „Teilen statt Eigentum“ keine
Modeerscheinung, sondern eine langfristige Entwicklung sein
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
55
~ SHARING ECONOMY ~
Versicherungsschutz im Schadensfall. Zudem stellt sich in vielen
wird. Über die Hälfte der Befragten (55 Prozent) betrachten das
Bereichen auch die Frage nach dem Umgang mit ArbeitsschutzKonzept als Motor für Arbeitsplätze. Gut zwei Drittel (68 Pround Arbeitnehmerschutzrechten, zum Beispiel beim Teilen von
zent) sind der Meinung, dass es im Jahr 2030 normal sein wird,
Handwerker- und Putzdienstleistungen. Für viele Branchen ist
statt eines einzigen 40-Stunden-Jobs mehrere Einnahmequellen
auch offen, ob eine Shareconomy wirklich Jobs schafft oder
zu haben und sich Jobs zu teilen. Diese Einschätzung steht auch
nicht vielmehr Arbeitsplätze vernichtet. Dazu gibt es noch keine
im Einklang mit den Erwartungen der Deutschen an die Arbeit
repräsentativen und validen Studien.
der Zukunft: Fast die Hälfte (47 Prozent) möchte lieber freiberufDer größte Kritikpunkt zielt auf die eigentliche Ausrichtung
lich arbeiten als in einem Unternehmen mit festen Strukturen.
der Shareconomy: Die Intention einer fairen und sozialen VerAuffällig sind die großen Unterschiede zwischen den Alteilung verschwindet immer mehr. So wird der Gewinn heute in
tersgruppen beim Umgang mit der Shareconomy: 82 Prozent
vielen Fällen nicht mehr fair verteilt, die wenigen professioder unter 30-Jährigen haben bereits von einem Angebot zum
nellen Sharer dominieren. Eine weitere PwC-StuTeilen Gebrauch gemacht; bei der Generation 60die aus 2015 geht davon aus, dass nur noch
plus war es nur gut ein Viertel (27 Prozent).
85 Prozent der Umsätze bei den AnbieMänner haben tendenziell schon häutern ankommen – Tendenz sinkend.
figer Shareconomy-Produkte in AnDER GEDANKE DER
Dies ist eine Entwicklung, die sich
spruch genommen oder angeboten
auch bei den klassischen InterSHARECONOMY IST
als Frauen. Über alle Altersgrupnet-Marktplatz-Plattformen
pen hinweg wird sich das Teilen
NICHT NEU. MENSCHEN AUS
beobachten ließ. Viele Unterund Leihen als Alternative zum
UNTERSCHIEDLICHEN GRUPnehmen haben die UmsatzKauf noch weiter verbreiten.
und Gewinnmöglichkeiten
Rund zwei Drittel (64 Prozent)
PEN, WIE DORF- ODER WOHNerkannt. Dadurch hat sich
der Befragten gaben an, künfGEMEINSCHAFTEN, WOHNHEIME,
das Prinzip „Gewinn vor
tig Angebote aus der SharecoIdealismus“ auch in der Shanomy nutzen zu wollen.
KOMMUNEN ODER KIBBUZE,
reconomy festgesetzt. KonAuch auf die Frage, was
NUTZEN SEIT JAHRTAUSENsequenterweise wünscht sich
in Deutschland hauptsächlich
DEN GEBRAUCHSGÜTER WIE
daher ein Drittel aller Deutgeteilt wird, liefert die PwC-Stuschen, dass die Preise offengelegt
die Antworten. Bei der Nutzung
WERKZEUGE GEMEINwerden. Die Anbieter von Teil- und
stehen aktuell vor allem Angebote
SCHAFTLICH.
Tausch-Plattformen sind gefragt, die
aus dem Bereich Medien und Unternötigen Voraussetzungen zu schaffen,
haltung im Mittelpunkt: Ein Drittel der
damit die Verbraucher die Produkte und
Deutschen hat Erfahrung mit dem Teilen
Dienstleistungen sicher und transparent nutzen
von Büchern oder Musik. An zweiter Stelle rankönnen. Aber auch auf Seiten des Gesetzgebers besteht
gieren Angebote aus dem Konsumgüterumfeld: Drei von
Handlungsbedarf: Verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen
zehn Deutschen leihen sich Kleidung oder Spielzeug aus. Gut
sind für die Mehrheit der Deutschen eine wichtige Voraussetein Viertel hat Erfahrung mit der gemeinschaftlichen Nutzung
zung für die Nutzung von Share-Economy-Angeboten.
von Fahrzeugen. Aber auch Dienstleistungen wie Reparaturen
Der große Vorteil der Shareconomy ist, dass einzelne Persoim Haushalt oder private Übernachtungsmöglichkeiten werden
nen und Gemeinden jederzeit selbstständig ihre eigene, lokale
immer beliebter. In den Bereichen Hotellerie, Dienstleistungen
Shareconomy einrichten können. Sie sind nicht von kommeroder Transport wird sich die Nutzung von Shareconomy-Angeziellen Anbietern abhängig. Teilen bietet viele positive Aspekte,
boten in den kommenden zwei Jahren nahezu verdoppeln. Davon der nachhaltigeren Verwendung von Ressourcen über die
bei ist allerdings zu befürchten, dass sich die steigende NachfraVerringerung von Kosten bis hin zur Stärkung des Sozialverbange mangels Angebot gar nicht befriedigen lässt.
des. Aber auch unter Freunden und Nachbarn sollte gut geregelt
Es gibt jedoch auch eine Reihe von Kritikpunkten an der Shasein, wie und ob man teilt, zu leicht gibt es gerade bei Schadensreconomy. So wird vor allem in Deutschland und der Schweiz
fällen Streit. //
bemängelt, dass Mindeststandards fehlen. Dies gilt beispielsweise bei der Ausbildung und dem Versicherungsschutz bei Autobeförderungen oder Übernachtungen. Zu ähnlichen Ergebnissen
kommt eine PwC-Studie: 37 Prozent der deutschen Shareconomy-Nutzer äußerten darin Bedenken in Bezug auf die Qualität
PROF. DR. NIKOLAS BEUTIN
der Produkte und Dienstleistungen. 32 Prozent sind besorgt, ob
M Ü N C H E N 48° 8‘ N , 11° 34‘ O
die Sicherheit gewährleistet wird. Ein Viertel empfindet die geringere Privatsphäre und den schlechten Datenschutz als NachProf. Dr. Nikolas Beutin ist Partner bei
teil. Aber auch ein Viertel der Anbieter sorgt sich um die unklare
PricewaterhouseCoopers (PwC) in
Deutschland und leitet die Customer Practice.
Gesetzeslage, etwa im Hinblick auf die Gewerbesteuer oder den
56
GL BAL INVESTOR
03 2016
~ S H A R ~I NBGL IENCDO ~N O M Y ~
Weltoffene
Entdecker
Die ersten Finanzmittel erhielt Airbnb
von einem Gründerzentrum im Silicon
Valley. Heute vermittelt das Unternehmen
private Unterkünfte in 191 Ländern.
Interview: Katharina Lamster
Airbnb organisiert die Vermietung von Wohnraum von Privatpersonen. Oft sind die Vermieter abwesend, während sie ihre Zimmer an
unbekannte Gäste vermieten. Wie schaffen Sie es, das Vertrauen der
Vermieter zu gewinnen?
Schwarz: Sicherheit und Vertrauen innerhalb unserer Community zu schaffen, beginnt bei uns schon bei der Registrierung auf
unserer Plattform: Gäste und Gastgeber verifizieren ihre Identität, indem sie sich mit ihren sozialen Netzwerken verbinden oder
persönliche Informationen über sich hinterlegen.
Ein wichtiger Bestandteil ist dabei auch das Bewertungssystem.
Nach jeder Übernachtung bewerten Gast und Gastgeber sich gegenseitig. Die Bewertungen werden erst veröffentlicht und für
beide Seiten einsehbar, nachdem beide Bewertungen geschrieben wurden. Das hilft, vor der Buchung einen Eindruck voneinander und Vertrauen zu gewinnen. Des Weiteren gibt es die
Airbnb-Gastgeber-Garantie, sie versichert unsere Gastgeber mit
bis zu 800.000 Euro. Und die Versicherung zum Schutz des Gastgebers, die Schäden Dritter abdeckt.
Kann Airbnb verhindern, dass das Bewertungssystem neue Mitglieder der Plattform benachteiligt, die noch nicht bewertet wurden?
Schwarz: Um nicht benachteiligt zu werden, ist ein verifiziertes
Profilbild empfehlenswert. Gleichzeitig sind ein Personalausweis und eine Profilbeschreibung hilfreich. Airbnb hat außerdem unter dem Stichwort „Instant Book“ die Sofort-Buchung
eingeführt, bei der Gastgeber ihre Unterkunft als sofort-buchbar
anbieten, ohne eine vorhergegangene Bestätigung des Gastes.
Diese Funktion ist Teil von Airbnbs Initiative gegen Diskriminierung bei der Auswahl von Gästen.
Wie unterscheidet sich Airbnb von Hotels, Pensionen und Couchsurfing-Angeboten?
Das Gefühl der Zugehörigkeit und des Dabeiseins unterscheidet
Airbnb von anderen Anbietern. Gäste können Angebote von Luxusvillen und Schlössern, über Unterkünfte für Familien- und
Gruppenurlaube, bis hin zu Booten oder ganzen Inseln buchen.
So spricht Airbnb jede Nutzergruppe an. Der typische Gast ist
Mitte 30, auf Gastgeberseite sogar Ende 30. Airbnb-Gäste sind
vor allem weltoffene Menschen und Entdecker mit vielfältigen
Hintergründen.
Bisher wurde Airbnb eher für private Reisen oder Städtetrips genutzt. Wie wird Ihr relativ neues Angebot von Geschäftsreisenden
angenommen?
Schwarz: 2016 hat Airbnb für Geschäftsreisen sein Wachstum
verdreifacht: Bei zehn Prozent aller über Airbnb gebuchten Reisen handelt es sich mittlerweile um Business-Trips.
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Geschäftsreisenden in einer Unterkunft, die über Airbnb gebucht wurde, ist dabei mit 6,8 Tagen doppelt so lang wie in klassischen Unterkünften. Das zeigt auch, dass immer mehr Geschäftsreisende übers
Wochenende bleiben, um so eine neue Stadt und deren Nachbarschaft kennenzulernen.
Airbnb wird vorgeworfen, die Mietpreise in Metropolen wie Berlin
in die Höhe zu treiben. Professionelle Anbieter mieten oder kaufen
Wohnungen, um sie über Airbnb an Touristen zu vermitteln. Das
lässt die Mieten steigen, so der Vorwurf. Befürchten Sie mehr Regulierung?
Schwarz: In einer kürzlich von der GEWOS durchgeführten Studie zeigte sich, dass Airbnb und die Airbnb-Gastgeber keinen signifikanten Einfluss auf den Mietspiegel und den zur Verfügung
stehenden Wohnraum in Berlin haben. So bieten 90 Prozent der
Berliner Airbnb-Gastgeber nur eine Wohnung an – ihr Zuhause.
Dieser Wohnraum wird dem Wohnungsmarkt nicht entzogen
und kann folglich dem Wohnungsmarkt auch nicht wieder zugeführt werden. Airbnb arbeitet eng mit Regierungen und Gesetzgebern aus aller Welt zusammen, um die zum Teil veralteten
Gesetze anzupassen und für unsere Community und die Einwohner der Städte eindeutiger, fairer und moderner zu machen.
Dabei sehen wir große Fortschritte. Viele Politiker erkennen den
positiven Einfluss, den Airbnb auf die lokale Wirtschaft hat. So
haben zum Beispiel Amsterdam, Hamburg, London und Paris
vor Kurzem Gesetze verabschiedet, die das kurzfristige Vermieten und Airbnb besser regeln. //
ALEXANDER SCHWARZ
B E R L I N 52° 3 1‘ N , 13 ° 2 4 ‘ O
Alexander Schwarz ist seit Juni 2015 General
Manager für Airbnb in Deutschland, Schweiz
und Österreich.
03 2016
GL BAL INVESTOR
57
~ SHARING ECONOMY ~
Digitale Vertrauensnetzwerke
Mitfahrgelegenheiten
finden sich meist über
Plattformen wie Blablacar.
Ohne Vertrauen keine Interaktion und erst recht keine
Sharing Economy. Wildfremde auf Online-Plattformen genießen mehr
Vertrauen als unser Nachbar. Woran liegt das?
Autor: Frédéric Mazzella
Info
BLABLACAR
A
uch wenn man seine Nachbarn häufig sieht, weiß
man eigentlich sehr wenig über sie. Und würde man
300 Kilometer im gleichen Auto mit ihnen verbringen? Nicht unbedingt. Heutzutage kann man über
Onlineplattformen offenbar ein größeres Vertrauen zu Menschen aufbauen, denen man vorher noch nie begegnet ist, als zu
jenen, die man jeden Tag sieht. Das ist revolutionär. Die Digitalisierung setzt ein enormes kollaboratives Potenzial frei – und
bringt Menschen näher zueinander.
Vertrauen macht das Leben überhaupt erst möglich. Wenn
man sich die Entwicklungsgeschichte ansieht, beruhte die
Zusammenarbeit von Menschen schon immer auf zwischenmenschlichem Vertrauen. Der britische Anthropologe Robin
Dunbar hat herausgefunden, dass Menschen jedoch nur bis zu
150 Personen in ihrem Vertrauenskreis bewahren können. Dieses Vertrauen kann nur schwierig über diesen bestimmten Personenkreis hinausgehen. und ist nicht skalierbar. Deshalb hat
sich das intermediäre Vertrauen entwickelt: Regierungen und
eine Reihe von legislativen und finanziellen Institutionen agieren als Vertrauensvertreter und zentralisieren dabei die Systeme,
die für eine organisierte Gesellschaft nötig sind. Das erlaubt es
den Menschen, auch über ihre eigenen Kreise hinaus zu vertrauen. Auch Marken sind eine neue Form von Vertrauensvertretern
geworden. Doch Vertrauen zwischen Menschen, das zur Zusammenarbeit ermuntert, wurde nicht skaliert. Es war lange durch
Reichweite limitiert – auf die Menschen, die direkt in Beziehung
miteinander standen– und durch die Zeit, die nötig war, es zu
bilden. Bis heute.
Das Internet und neue digitale Tools haben zwischenmenschliches Vertrauen auch unabhängig von Reichweite und
Zeit ermöglicht und skalieren es so auf ein beinahe unendliches
Niveau. Dadurch wird ein Kollaborations-Potenzial freigesetzt.
Digitales Vertrauen bedeutet für zwischenmenschliche Interaktion, was die Erfindung des Telefons für menschliche Kommunikation bedeutet hat.
58
GL BAL INVESTOR
03 2016
Die Idee, Menschen mit demselben Reiseziel zu vernetzen,
kam Frédéric Mazzella an Weihnachten 2004, als er seine
Familie besuchen wollte, aber alle Züge schon ausgebucht
waren und seine Schwester ihn mit dem Auto abholen musste.
Mazzella fing mit einer ersten Website allein an, bevor er die
Mitgründer Nicolas Brusson und Francis Nappez kennenlernte.
Heute hat Blablacar 35 Millionen Mitglieder in 22 Ländern und
über 12 Millionen Reisende pro Quartal.
Digitale Vertrauenswerkzeuge, die von Onlineplattformen
wie Blablacar hergestellt werden, ermöglichen es Menschen, die
sich noch nicht kennen, eine gemeinsame Ebene herzustellen.
Jeder kann seine Vertrauenswürdigkeit spiegeln, die auf verifizierten Informationen und Bewertungen aus der Interaktion mit
echten Menschen beruht.
Mit dem sogenannten „D.R.E.A.M.S“-Gerüst hat Blablacar einen neuen Vertrauensstandard für Peer-to-Peer-Onlineplattformen geschaffen. Er besteht aus sechs Säulen: persönliche Angaben (Declared Information), Bewertungen (Ratings), Engagement
(Engagement), Aktivität (Activity), Moderation (Moderation) und
soziale Netzwerke (social networks). Es ermöglicht, gegenseitiges Vertrauen zu teilen und zu skalieren sowie persönliche Vertrauensbeziehungen zu erweitern.
In der Studie „Entering the Trust Age“ hat Blablacar in Kooperation mit Arun Sundararajan, Professor an der NYU Stern
und Autor von „The Sharing Economy“, untersucht, wie sich in
einer Peer-to-Peer-Gemeinschaft Vertrauen bildet. Über 18.000
Blablacar-Mitglieder in elf Ländern in Europa wurden dabei gebeten, auf einer Skala von null bis fünf das Maß an Vertrauen
gegenüber Menschen aus ihrem Bekanntenkreis, wie Familienmitgliedern, Freunden, Kollegen, Nachbarn und Kontakte aus
sozialen Netzwerken, anzugeben.
Die Befragten teilten Familie und Freunden das höchste Maß
an Vertrauen zu, gefolgt von Kollegen, Nachbarn und Kontakten
aus den sozialen Netzwerken. Sobald ein Blablacar-Mitglied mit
in die Auswahl aufgenommen wurde, zeigten sich die bemer-
kenswerten Ergebnisse: 88 Prozent der Befragten brachten dem
Blablacar-Mitglied mit einem vollständig ausgefüllten Profil ein
hohes Maß an Vertrauen (Level vier oder fünf ) entgegen. Dieses
Ergebnis liegt weit über dem Maß an Vertrauen, das Nachbarn
oder Kollegen entgegengebracht wird und verdeutlicht die Bedeutung der sozialen Veränderungen. Wenn alle Möglichkeiten
und Tools bereitgestellt werden, dann können Nutzer von Online-Plattformen ein so starkes Vertrauensgefühl erschaffen, dass
sie ohne Probleme in der Offline-Welt interagieren, wie zum Beispiel beim Teilen einer gemeinsamen Autoreise oder beim Übernachten in der Wohnung eines bis dahin Fremden.
Nachforschungen haben ebenfalls ergeben, dass das Vertrauen, welches auf einer Plattform bereits generiert werden konnte,
nicht nur in der gesamten Sharing Economy Gültigkeit behält,
sondern auch weit darüber hinaus. Beinahe die Hälfte der Blablacar-Mitglieder erklären, dass das Nutzen von Mitfahrgelegenheiten sie offener gegenüber anderen gemacht hat. Darüber hinaus
sind die Befragten durchs Mitfahren dreimal mehr bereit, auch
andere Sharing-Economy-Angebote zu nutzen. Nutzer gewöhnen sich schnell an vertrauensschaffende Mechanismen einer
Peer-to-Peer-Plattform. Die Nutzer werden in allen Lebensbereichen vertrauensvoller.
Diese Ergebnisse liefern einen Gegensatz zu vorherigen Studien wie beispielsweise der American General Social Survey, die
einen allgemeinen Rückgang des Vertrauens innerhalb der Gesellschaft feststellt – ein Phänomen, welches verstärkt unter Millennials auftritt. Wie kann es also sein, dass online eine Großzahl
der Menschen ihren Peers vertraut? Könnte dies auf eine kulturelle Entwicklung hindeuten, bei der digitale Werkzeuge wichtiger
werden als physische Vertrauenszeichen und somit neue soziale
Richtlinien herbeiführen? Laut dem Report „American Lifestyle
2015“ von Mintel treffen fast 70 Prozent der Online-Konsumenten (81 Prozent davon Millennials) ihre Online-Kaufentscheidung
aufgrund von Rezensionen Fremder. Wird die Bewertung Fremder also vertrauenswürdiger als etablierte Marken?
Blablacar ist noch einen Schritt weiter gegangen, um herauszufinden, welche Rolle eine Marke bei der digitalen Vertrauensbildung spielt. Wir haben die Befragten gebeten, ihr Vertrauen
gegenüber einem Peer zu bewerten, der oder die exakt dieselben
Informationen wie auf einem vollständig ausgefüllten Blablacar-Profil angegeben hat, jedoch auf einer generischen Plattform.
67 Prozent der Befragten brachten der Person mit einem vollständig ausgefüllten Profil ein hohes Maß an Vertrauen entgegen. Dieses Level liegt weiterhin über dem Maß an Vertrauen,
welches Kollegen entgegengebracht wird. Blablacar als Marke
spielt dennoch eine Rolle und bewirkt ein weiteres Vertrauensplus von 21 Prozentpunkten auf 88 Prozent.
Das ist der Anfang einer neuen Ära, in der alte und neue Vertrauenszeichen vermischt auftreten und neue soziale Richtlinien
entstehen. Alte Vertrauensstifter machen Platz für neue Lösungen, die oftmals passender sind für vorherrschende Bedürfnisse
und oftmals auch günstiger und effizienter. Vertrauen bestärkt
die Sharing Economy nachhaltig.
Vertrauen ist die Grundlage jeglicher Interaktion. Ohne Vertrauen gäbe es keine Zusammenarbeit und keine Wirtschaft. Und
dadurch keine Sharing Economy. Vertrauen ist das unsichtbare
Band zwischen jeder menschlichen Zusammenarbeit und sozialen Konstruktion. Heute wird Vertrauen von seinen historischen
Beschränkungen befreit und von einer seltenen in eine reichlich
vorhandene, von einer zeitintensiven in eine unmittelbare und
von einer begrenzten zu einer unendlichen Ressource gemacht. //
FRÉDÉRIC MAZZELLA
PA R I S 48° 51 ‘ N , 2 ° 2 1‘ O
Frédéric Mazzella ist Gründer von Blablacar.
Er ist unter anderem für die strategische Ausrichtung verantwortlich.
03 2016
GL BAL INVESTOR
59
~ SHARING ECONOMY ~
S
chon vor 16 Jahren, zum Jahrtausendwechsel und der
Geburtsstunde Zipcars, boomte die Urbanisierung. Ein
Trend, der bis heute anhält; deutlich geändert hat sich in
der Zwischenzeit, wie wir Städte erleben. Im Jahr 2000
war an Smart Cities nicht zu denken, Smartphones existierten
noch nicht und selbst das Senden einer MMS an ein Handy mit
Farbbildschirm war undenkbar.
2000 gab es nur zwei Städte mit einer Bevölkerung von über
20 Millionen. Heute gibt es davon bereits zehn. 3,9 Milliarden,
die Mehrheit der Weltbevölkerung, lebt in Städten. Vorhersagen
erwarten, dass dieser Wert bis 2050 auf 6,3 Milliarden ansteigen
wird. Das Leben in der Stadt wird gedrängter und stressiger und
die Infrastruktursysteme, die die Mobilität ermöglichen, drohen
der Belastung nicht standzuhalten.
Und genau aus dieser Notwendigkeit heraus, eine pragmatischen Ansatz für die urbane Mobilität zu finden, entstand Zipcar,
in einem Café in Cambridge. Das war 2000, die Sharing Economy
existierte noch nicht einmal als Idee, aber Carsharing demonstrierte den Willen, Dinge anders anzugehen. Zipcars Wachstum
beweist die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen und Produkten, die in den geschäftigen Alltag passen. Das „Time-Magazine“
hat Gemeinschaftskonsum 2011 als eine der zehn Ideen genannt,
die die Welt verändern werden.
Die Möglichkeit, Produkte und Dienstleistungen zu nutzen,
ohne die vollen Kosten des Eigentums tragen zu müssen, hat den
Alltag erleichtert. Die Finanzkrise 2008 hat die Konsumenten
am härtesten getroffen. Unsicherheit und finanzielle Engpässe
haben ein verstärktes Nachdenken über die effiziente Nutzung
von Ressourcen bewirkt. Das Internet und der Fortschritt in der
Mobilfunktechnologie ermöglichen das Wachstum des Gemeinschaftskonsums. Technologie durchdringt den Alltag; Smartphones und Tablets beschleunigen nicht nur die Sharing Economy,
sondern sind gleichzeitig wesentlich für den Aufbau von Gemeinschaften in fortschrittlichen Städten.
Städte benötigen eine Vielfalt an Transportmitteln, um die
Lebensqualität zu steigern, Carsharing gehört schon jetzt in diesen Mix. Das Wachstum des Netzwerks wird Prognosen zufolge
um ein Drittel pro Jahr wachsen, bis 2024 werden 23,4 Millionen Mitlieder weltweit erwartet, 6,1 Millionen davon in Europa.
Zipcar allein ist in 500 Städten in neun Ländern und drei Kontinenten vertreten. Eine Million Carsharing-Nutzer reduzieren die
Zahl der Autos auf den Straßen um 413.000. Der Grund liegt auf
der Hand: Mitglieder von Carsharing-Netzwerken besitzen mit
geringerer Wahrscheinlichkeit ein eigenes Auto oder verkaufen
es sogar, zudem fahren sie durchschnittlich ein Drittel weniger
als Autobesitzer. Ein Carsharing-Fahrzeug ersetzt mindestens
sechs Privatwagen.
Auch über Carsharing hinaus bereiten sich viele Städte auf
ihr Wachstum vor, besonders im Transportsektor. Über 160
Städte haben Schnellbussysteme eingeführt und mehr als 700
Städte Bike-Sharing. Paris verdoppelt bis 2020 die Anzahl seiner Fahrradwege, Hamburgs Städteplaner arbeiten an einem
grünen Netz, das die Parkanlagen innerhalb der Stadt miteinander verbinden soll und Helsinki schließt seine Vorstädte, deren
Bewohner bisher auf ein eigenes Auto angewiesen sind, durch
60
GL BAL INVESTOR
03 2016
Sechs auf
einen Streich
NICHOLAS COLE
LO N D O N 5 1° 3 0 ‘ N , 0 ° 7 ‘ W
Städte ächzen unter dem steigenden
Verkehrsaufkommen. Carsharing könnte
die Lösung sein, denn ein Auto, das
gemeinschaftlich genutzt wird, ersetzt
mehr als sechs privat genutzte. Das
Geschäft mit den geteilten Wagen wächst.
Autor: Nicholas Cole
Schnellverkehrsnetze an die Innenstadt an. Die Liste ist noch
nicht vollständig. Städteplaner erkennen, dass Straßen für Menschen und nicht für Fahrzeuge entworfen werden sollten, doch
sie haben noch einen langen Weg vor sich.
Der Mobilitätsbedarf wird mit der wachsenden Bevölkerung
weiter steigen. In Städten wie Shanghai und Singapur übersteigt
die Nachfrage nach Autos schon jetzt die Zahl der verfügbaren
Nummernschilder, sodass diese an den Meistbietenden versteigert oder verlost werden. Der Wechsel wird zwangsweise kommen, denn bald wird es zu viele Autos für den vorhandenen Platz
auf den Straßen geben. Vorausdenkende Stadtplaner suchen Lösungen für Probleme wie Staus und die Feinstaubbelastung und
versuchen, die Lebensqualität zu verbessern.
Unterstützt werden sie dabei von der technologischen Entwicklung, insbesondere die Entstehung des selbstfahrenden
Autos. Sie wird die Einstellung gegenüber Autos und urbaner
Mobilität grundlegend ändern. Autonomes Fahren wird Carsharing-Netzwerke im Alltag etablieren; auch für Mitglieder ohne
Fahrerlaubnis. Die Technologie, die es jetzt schon erlaubt, den
Standort und Zielort eines Zipcars auf dem Smartphone abzurufen, wird sich weiter verbreiten. Bald vernetzen sich mehr
und mehr Autos und werden dadurch Teil des städtischen Transportangebotes. Mckinsey sagt in seinem Szenario mit hoher Dis-
Nicholas Cole ist seit Mai 2015 „President
International“ von Zipcar. Bevor er zu Zipcar
kam, verbrachte Cole mehr als 15 Jahre bei
der Daimler AG, wo er in einer Reihe von
Führungspositionen innerhalb des Unternehmens tätig war, zuletzt als President und
Chief Executive Officer von Car2Go,
Daimlers Carsharing-Tochtergesellschaft.
www.zipcar.de
ruption für 2030 voraus, dass von 115 Millionen verkauften Autos
zehn Millionen Teil der Sharing Economy werden.
Diese Technologie liegt nicht in der fernen Zukunft, sie existiert schon und wird wohl in vier bis fünf Jahren verfügbar sein.
Nicht nur Stadtplaner heißen die neue urbane Mobilität und die
damit verbunden Möglichkeiten willkommen, denn die SharingEconomy-Bewegung macht das Leben in der Stadt sauberer und
angenehmer. //
03 2016
GL BAL INVESTOR
61
~ T E C H N O LO G I E ~
Info
INVESTITIONEN IN ISLAND
Island hat im europäischen Vergleich eine der
niedrigsten Gewerbesteuerraten, eine sehr gute
Infrastruktur, eine gut gebildete Bevölkerung und
auch die Grundstückspreise sind vergleichsweise
günstig. Hervor sticht Island durch seine Versorgung mit günstiger, erneuerbarer Energie, erzeugt
mit Erdwärme und Wasserkraft. Die Energie-Infrastruktur liegt im Europavergleich auf dem ersten
Platz. Die Wirtschaft des Landes ist dynamisch
sowie international wettbewerbsfähig und sie wird
gestützt von einem stabilen politischen System, jungen, mehrsprachigen, gut gebildeten Arbeitskräften, die sich schnell an technologische Änderungen
anpassen, einem flexiblen Arbeitsmarkt und der
hohen Lebensqualität. Die isländische Börse wird
unter dem Namen Nasdaq Iceland, oder auch ICEX,
betrieben. Gegründet wurde der Handelsplatz 1985
auf Initative der Zentralbank. An der Börse werden
Mid- und Smallcap-Unternehmen gehandelt.
Global Data Center in Reykjavik,
betrieben von Verne Global
Rechenzentrum zwischen
Geysiren und ewigem Eis
Die Datenmenge steigt weltweit immer schneller an und damit auch der Bedarf
an Rechenzentren, die diese verarbeiten können. Island ist der ideale Standort.
M
it dem Internet der Dinge, Industrie 4.0 und Big
Data sind wir in der vierten Industriellen Revolution angekommen. Da immer mehr Unternehmen Betriebs- und Maschinendaten sammeln
und analysieren, um Prozesse effizienter und kostengünstiger
zu gestalten, steigen die erzeugten Datenmengen immens. Um
dieser Mengen Herr zu werden und die Daten zu analysieren,
sind Rechenzentren und deren verfügbare Kapazitäten die Basis.
Das Internet der Dinge ist also ein wesentlicher Treiber für das
Wachstum von Rechenzentren.
Ohne ein Rechenzentrum ist die Analyse der gesammelten
Daten nicht möglich. Daher nennt jedes größere Unternehmen
ein Rechenzentrum sein Eigen. Hierzulande ist der Betrieb eines eigenen Datacenters allerdings recht kostspielig. Große
62
GL BAL INVESTOR
03 2016
Rechenzentren können Stromrechnungen in Millionenhöhe
produzieren. Laut Borderstep Institut verbrauchten Rechenzentren an deutschen Standorten im Jahr 2015 zwölf Milliarden
Kilowattstunden Strom. Eine beachtliche Summe, die für Server
und Storage gezahlt wurde. 2020 sollen es schon 14,3 Milliarden
Kilowattstunden sein, und bis 2025 prognostiziert das Institut
einen Stromverbrauch von 16,4 Milliarden Kilowattstunden im
Jahr. 2015 zahlte die deutsche Industrie laut Statista circa 15 Cent
pro Kilowattstunde bei einem jährlichen Stromverbrauch von
500 bis 2.000 Megawattstunden. Mit wesentlich günstigeren Angeboten locken die nördlichen Länder wie Schweden, Norwegen
oder Island. So zahlt die dortige Industrie im kommenden Jahr
schätzungsweise etwa fünf Cent pro Kilowattstunde bei einem
jährlichen Verbrauch von 500 bis 2.000 Megawattstunden. Im
Foto: Fred Rollison
Autorin: Birgit Kneschke
Vergleich zu einem deutschen Standort lässt sich so bis um die
Hälfte der Betriebskosten einsparen. Zusätzlich zu günstigem
Strom besitzt Island mit Norwegen und Schweden eines der
sichersten Stromnetze in Europa. Das wiederum macht isländische Rechenzentren extrem ausfallsicher.
Nicht nur hinsichtlich des Strompreises haben die nördlichen Länder die Nase vorn. Gerade wenn es um Energiegewinnung geht, ist Island anderen Ländern einen Schritt voraus:
Begünstigt durch die natürlichen Gegebenheiten wird fast sämtliche Energie über Wasserkraft und Geothermie erzeugt. Das erlaubt den Rechenzentrumsbetrieb aus 100 Prozent erneuerbaren
Energien. Unternehmen können so ihren CO2-Ausstoß deutlich
verringern.
Mit der steigenden Zahl an Anwendungen, die auf Rechenzentrumskapazität angewiesen sind, steigt auch die Leistungsdichte in modernen Rechenzentren. Dementsprechend wächst
der Energiebedarf für die Stromversorgung und effiziente Kühlung der Systeme. Analysen zeigen, dass durchschnittlich nur
etwas mehr als die Hälfte des Energiebedarfs auf die eigentliche
IT zurückgeht. Den anderen Teil verbraucht die versorgende
Infrastruktur wie unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV)
und Klimatisierung. Laut Bitkoms Leitfaden „Energieeffizienz
in Rechenzentren“ von 2015 lassen sich beispielsweise für ein
deutsches Rechenzentrum mit 1.000 Quadratmetern Rechenzentrumsfläche 59 Prozent des gesamten Stromverbrauchs auf die
IT-Landschaft wie Server, Netzwerk und Storage anrechnen. Da
bis zu 22 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs auf die Kühlung
entfallen, sollten Rechenzentrumsbetreiber ihr Augenmerk besonders darauf richten. Denn der Faktor Kühlung bietet dementsprechendes Sparpotenzial: Mit dem richtigen Standort und
der passenden Kühltechnologie lassen sich Energie und somit
Kosten sparen.
Besonders die Freikühlung hat sich in den letzten Jahren zu
einem beliebten Anlagensystem entwickelt. Grundsätzlich ist
freie Kühlung möglich, sobald die Außentemperatur circa ein
Grad Celsius unter der Rücklauftemperatur liegt. Tatsächlich
besitzen nur wenige Länder die ganzjährig passenden Temperaturen für echte Freikühlung. Bei ausreichendem Temperaturunterschied zwischen Außenluft und Innenraum kann ein Rechenzentrum auf diese Weise mit geringen operativen Kosten für die
Kühlung betrieben werden. Auch hier bieten sich Standorte im
Norden Europas an. Island beispielsweise verfügt über ein konstant kühles Klima – die Durchschnittstemperatur liegt zwischen
fünf bis 13 Grad Celsius im Winter sowie im Sommer. Die Großen der Branche haben diesen Trend erkannt: Sie siedeln ihr Rechenzentrum in Ländern nahe dem Polarkreis an, um ihre Serverkapazitäten mit kalter Luft zu kühlen. Eine Lösung, die nicht
nur kostengünstig ist, sondern die CO2-Bilanz der Unternehmen
verbessert.
Wie andere nordische Nationen sind auch Isländer bekannt
dafür, aufkommende Technologien schnell anzunehmen und zu
integrieren. Das zeigt schon die Nutzung von Facebook: Rund 70
Prozent der Bevölkerung sind auf der Plattform aktiv. Das verwundert nicht, denn Island hat weltweit die höchste Anzahl an
Internetbenutzern pro Einwohner. Das Land steht daher auch
in der IT weit vorn und bietet gut ausgebildete Techniker und
aktuelle Technologien.
Seit der Krise 2008 geht es für das damals schwer getroffene Land wirtschaftlich bergauf. Island zählt zu einer der am
schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Europas. Die Arbeitslosenquote beträgt gerade einmal 3,5 Prozent und die Reallöhne sind innerhalb eines Jahres um 8,8 Prozent gestiegen.
Offizielle Stellen und die Regierung haben die Wirtschaftskraft
Islands erkannt und unterstützen den Standort beispielsweise
mit der Förderung von Rechenzentren. Das ermöglicht den Betreibern, ihren Kunden die Wettbewerbsvorteile des Standortes
weiterzureichen. Dazu gehören neben langfristig stabilen Strompreisen auch reduzierte Steuern, geringere Sozialabgaben sowie
gute Umrechnungskurse. Auch die exponierte Lage des Wirtschaftsstandortes spricht für das nordische Land: Zwischen den
zwei großen Rechenzentrumsmärkten Europa und Nordamerika gelegen, kann es mit einer hervorragenden Datenanbindung
an beide Kontinente aufwarten. Farice, Danice und Greenland
Connect heißen die Tiefseekabel, die die Insel mit dem Rest der
Welt verbinden. Sie schließen mit einer Kapazität von je 28 Gigabit pro Sekunde das Rechenzentrum in Island an London beziehungsweise Amsterdam an. Dem sicheren Datenaustausch steht
also nichts im Wege.
Ein wichtiges Thema im Zusammenhang mit Datenaustausch ist Sicherheit. Da Island zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gehört, richtet sich das Land nach den Datenschutzbestimmungen der Europäischen Union. Damit gelten in
isländischen Rechenzentren die gleichen Datenschutzrichtlinien
wie an deutschen Standorten. Es macht also keinen Unterschied,
ob der Server in Regensburg oder Reykjavik steht.
Rechenzentren sind für die wirtschaftliche Entwicklung unerlässlich. Allerdings ist der Rechenzentrumsplatz energie- und
kostenintensiv. Laut Borderstep Institut ist zwischen 2010 und
2015 die Zahl der Server in deutschen Rechenzentren rasant gestiegen: 2010 gab es rund 1,2 Millionen physikalische und etwa
eine Million virtuelle Server. Im Jahr 2015 waren es insgesamt
schon mehr als fünf Millionen, davon knapp 3,5 Millionen virtuelle Server – Tendenz steigend. Dank immer effizienter werdender IT-Hardware und Rechenzentrumsinfrastruktur konnte der
Energieverbrauch in Datacentern seit 2008 auf gleichem Niveau
gehalten werden. Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung wird
der Verbrauch zwangsläufig wieder steigen und damit auch die
Kosten, die ein Rechenzentrum verursacht. Mit der Auslagerung
des Rechenzentrums oder bestimmten Bereichen nach Island ist
Rechenzentrumsbetreibern alles geboten: kostengünstige und
grüne Energie, Datensicherheit und gute Latenz. //
BIRGIT KNESCHKE
HAMBURG 53° 33‘ N, 9° 59‘ O
Birigt Kneschke verantwortet das Marketing
bei Verne Global für die DACH Region. Sie
hat über 15 Jahre Erfahrung im Marketing.
03 2016
GL BAL INVESTOR
63
~ EMERGING MARKETS ~
Der Höhenflug
und die Realität
Nachdem sie im Februar 2016 die Talsohle erreichten, haben die Zuflüsse in Schwellenländeranleihen und deren Kurse wieder zugelegt. Ein nachhaltiger Aufschwung ist
wahrscheinlich, denn die Lage war nie so schlecht, wie es die Stimmung suggerierte.
Foto: Picture Alliance
Autor: Rob Drijkoningen
64
GL BAL INVESTOR
03 2016
Präsentation der
südkoreanischen
Kosmetikmarke
Lavida. Die Kosmetikbranche ist eine
der wichtigsten
Branchen Südkoreas.
Das Land gehört
zu den robustesten
unter den Entwicklungsländern.
D
ie Asienkrise und der Zahlungsausfall Russlands
Ende der 1990er-Jahre führten in den Schwellenländern zu bedeutenden politischen Veränderungen.
Diese hatten, auch dank einer neuen Ära des Wachstums, einen starken Rückgang der Staatsverschuldung und eine
Zunahme der Fremdwährungsreserven zur Folge. Ein Ausdruck
dieser Entwicklung war die Outperformance von Schwellenländeranleihen oder auch die Robustheit, mit der viele Schwellenländer durch die Finanzkrise 2007 bis 2009 navigierten.
Nur wenige Jahre später jedoch wurden Ökonomen ebenso
wie Anleger von den Auswirkungen der sich abschwächenden
Konjunktur in China überrascht. Das Wachstum kam zum Stillstand, und in den meisten Ländern nahm die Schuldenlast seit
2007 zu. Nach einem Jahrzehnt steigender Bonität drehte sich
2015 der Trend, wobei vor allem die Herabstufung Russlands und
Brasiliens zu nennen sind. Zu dem breiten Rückzug aus Währungen von Schwellenländern gesellte sich eine Verschlechterung
der Finanzierungsbedingungen. Dies alles ereignete sich vor
dem Hintergrund zunehmender politischer und geopolitischer
Risiken.
So waren die Nettokapitalflüsse von Schwellenländern 2015,
erstmals und kaum überraschend, seit fast 30 Jahren negativ, wie
der internationale Bankenverband Institute of International Finance (IIF) mitteilte.
Seit Februar dieses Jahres hat sich die Marktstimmung indes
deutlich verbessert. Dazu trugen ein erwarteter langsamer Anstieg des amerikanischen Leitzinses und ausdrückliche Verweise
der Federal Reserve auf die globalen Risiken bei. Auch scheinen Schwellenländeranleihen immer noch attraktiv bewertet
im Vergleich zu Industrieländern trotz ihrer Erholung von den
Tiefständen zum Jahresanfang. Trotzdem lässt sich die jüngste
Outperformance der Schwellenmärkte nur schwer aus fundamentaler Sicht erklären. Vielleicht hilft die bessere globale Stimmung den Anlegern zu erkennen, dass es um die Schwellenländer doch nicht so schlecht bestellt war.
Anleger, die jetzt nach Belegen suchen, dass die Talsohle tatsächlich im Februar erreicht wurde und der aktuelle Höhenflug
durch solide Fundamentaldaten gestützt ist, sollten drei Dinge
erinnern:
Erstens: Die Schwellenländer sind weit weniger verschuldet
als die Industrieländer. Zweitens: Es gibt enorme Unterschiede
unter den Schwellenländern. Und drittens: Betrachtet man nur
einen Aspekt für sich genommen, wie etwa die Leistungs- oder
Haushaltsbilanzen oder die Unternehmensverschuldung, führt
das möglicherweise zu einem verzerrten Bild der finanziellen
Situation.
Die Staatsverschuldung ist seit 2007 gestiegen. Davor ist sie
aber viele Jahre lang gesunken. Heute belaufen sich die Staatsschulden in den USA auf über 100 Prozent des BIP und in Japan
auf deutlich über 200 Prozent. Selbst in Deutschland liegen sie
nahe 80 Prozent. Unter den Top-50-Schwellenländern erreichen
nur Ägypten, die Ukraine und Singapur ein solches Niveau – zwei
von Aufständen gebeutelte Staaten und ein Quasi-Industrieland.
Die Haushaltsbilanzen waren in letzter Zeit negativ. Das ist
jedoch auch der Sinn und Zweck einer längerfristig niedrigen
66
GL BAL INVESTOR
03 2016
Schuldenlast: So schafft man Spielraum für Haushaltsdefizite in
Abschwungphasen. Andersrum ist eine relativ hohe Schuldenlast
weniger besorgniserregend, wenn durch einen Haushaltsüberschuss Disziplin signalisiert wird. Russland kompensiert seine
Haushaltsdefizite durch eine geringe Schuldenlast. Hongkong
und Singapur wiederum gleichen ihre hohe Schuldenlast durch
Haushaltsüberschüsse aus – was sich darin zeigt, dass sie ihre
Anleihen vornehmlich begeben, um ihre Liquidität aufrechtzuerhalten, und nicht, um Ausgaben zu finanzieren.
Im Gegensatz dazu haben Indien, Argentinien, Malaysia, Mexiko, Brasilien und Südafrika bereits hohe Schuldenstände und
erzielen weiterhin Haushaltsdefizite. Nur Mexiko kann auf eine
baldige Entlastung durch ein höheres BIP-Wachstum hoffen, und
nur Indien konnte seine Schuldenlast seit 2007 erheblich verringern.
Seit dem „Taper Tantrum“ 2013 haben die Leistungsbilanzdefizite, insbesondere bei Rohstoffexporteuren, Besorgnis erregt.
Aber genauso wie eine niedrige Schuldenlast ein Haushaltsdefizit in einer Abschwungphase ermöglicht, können Reserven bei
Kapitalabflüssen Leistungsbilanzdefizite finanzieren. Brasilien
und Südafrika verfügen noch immer über ein starkes kurzfristiges Schulden-Reserven-Verhältnis. Das zeigt, wie gut die beiden
Länder für die jüngste Verschlechterung ihrer Leistungsbilanzen
aufgestellt waren. Dies trifft auf die asiatischen Rohstoffexporteure Indonesien und Malaysia nicht zu – und auch nicht auf Argentinien, das schon seit Längerem von den globalen Märkten
ausgeschlossen ist. Wer gehört zur Elite mit steigenden Reservequoten und Leistungsbilanzüberschüssen? Darunter finden
sich die Philippinen und Russland.
Viele vertreten die Ansicht, dass die Schwellenländer durch
die Verschuldung ihrer Unternehmen gefährdet sind, da diese
stark zugenommen und sich von Krediten lokaler Banken hin zu
Anleihemärkten mit harter Währung verlagert hat. Es besteht die
Angst, dass die Währungsinkongruenz zwischen Erträgen und
Verbindlichkeiten, die in den 1990er-Jahren Staaten nach unten
riss, sich nun einfach auf die Unternehmen und das Bankensystem verlagert hat.
Doch tatsächlich ist das durchschnittliche Verhältnis zwischen Verbindlichkeiten und Erträgen noch unter dem Niveau
von vor zehn Jahren. China, Brasilien, die Türkei und Chile sowie
die Bau-, Öl- und Gassektoren erlebten einen Anstieg der Verschuldung von Unternehmen. Das gibt Anlass zur Sorge, da
Chinas Wirtschaft abflaut, Brasilien in einer Rezession steckt
und Öl billig ist. Die lateinamerikanischen Schuldner sind ein
Schwachpunkt, wohingegen der Rohstoffsektor in Asien bereits
viele Schuldenumstrukturierungen vorgenommen hat und chinesische Immobilien auf dem Weg der Erholung sind.
Mit Blick auf das Währungsrisiko beläuft sich die Auslandsverschuldung auf weniger als 30 Prozent der ausstehenden
Schuldtitel – vor zehn Jahren lag dieser Wert bei 50 Prozent.
Darüber hinaus ersetzt ein Teil der Verbindlichkeiten in harter
Währung bestehende Auslandskredite, ein Teil ist abgesichert
und den Ausleihungen von Rohstoffexporteuren stehen entsprechende Umsätze in US-Dollar gegenüber. Dem höchsten Risiko
sind Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe und dem
~ EMERGING MARKETS ~
SCHULDENSTAND UND HAUSHALTSBILANZ
Lage sind, was das Risiko der
Kapitalabflüsse anbelangt? Die
100
Bedrohung durch den Bankensektor schließlich steht nicht
zwangsläufig im Einklang mit
den Daten zur Staatsverschuldung und den Leistungsbilanzen,
Russland
80
wie die soliden Positionen von
Chile, Russland, Peru, Malaysia,
Südafrika und Brasilien im Vergleich zu Ungarn, den Philippi60
nen und Thailand zeigen.
Wenn wir alle 25 unserer
CCM-Indikatoren
gewichten,
ragen unter den wichtigsten
Schwellenländern Korea, SingaTschechien
40
pur, Taiwan, Hongkong, China,
Chile
Malaysia und die Philippinen hePeru
raus, und bemerkenswert ist die
Slowakei
Korea
jüngste Verbesserung Indiens.
Hongkong
Türkei
Für die Zukunft lässt unser CCM
20
Argentinien
Nigeria
Ungarn
auch bessere Nachrichten für
Südafrika Kolumbien Polen
Thailand
die Ukraine, Russland, Brasilien,
Südafrika und die Türkei erwarIndonesien
Mexiko
Taiwan
Brasilien
Malaysia
ten. In den regionalen Rankings
Indien
Singapur
Philippinien
China
0
für 2016 hat Asien gleichwohl
20
100
40
60
80
immer noch die Nase deutlich
Linke Achse: CCM Bewertung der Staatsverschuldung, 2015: 100 Punkte stehen für die beste Bewertung
vorn und rohstoffexportierende
des Schuldenstandes, also eher geringe Schulden. Die Bestnote bei diesem Kriterium erreicht Russland.
Untere Achse: CCM Bewertung der Haushaltsbilanz, 2015: 100 Punkte stehen für die beste Bewertung der
Regionen liegen zurück.
Haushaltsbilanz. Die Bestnote bei diesem Kriterium erreicht Singapur.
Nicht vergessen werden darf,
dass einige Länder an einem
wichtigen Scheideweg stehen.
Brasiliens Währungs- und Leistungsbilanzanpassungen
können
hier als Beispiel dienen, oder
Immobiliensektor in Asien ausgesetzt, deren Staaten Schocks
auch die neue Regierung in Argentinien. Mexikos starkem Binbesser absorbieren können – ein weiteres Beispiel dafür, wie die
nenmarkt stand die hohe Abhängigkeit von den USA gegenüber.
Konzentration auf eine Kennzahl den Blick auf das große Ganze
Doch wenn der Handel wieder an Fahrt gewinnt, sollte sich das
verstellen kann.
produzierende Gewerbe als sehr wettbewerbsfähig erweisen.
Unsere Abbildungen veranschaulichen dieses Konzept. Sie
Diese Ausführungen stellen keine Anlageempfehlungen dar
basieren auf unserem Länderkreditmodell (Country Credit Mo– zum Beispiel wurden keine Bewertungen berücksichtigt. Doch
del, kurz CCM), bei dem zehn wichtige makroökonomische
zeigen sie, wie wichtig es ist, sich der Heterogenität von SchwelKennzahlen (darunter BIP, Inflation, Verschuldungsgrad) und
lenländern bewusst zu sein. Es sollte überlegt werden, wie die
15 Kennzahlen zu ökologischen, sozialen und Governance-Aserkennbaren Risiken durch eine häufig unerwartete Robustheit
pekten (wie Energieintensität, politische Stabilität, Risiko des
kompensiert werden können. Dann wird man immer MöglichBankensektors und Handelsoffenheit) gewichtet werden, um
keiten ausmachen – egal an welchem Punkt im Zyklus wir uns
Schwellenländer nach Ranglistenplätzen einzuordnen.
gerade befinden. //
Wir stellen unsere CCM-Werte (Höchstwert gleich 100)
für drei Paare vor, die sich gegenseitig kompensieren können:
Staatsverschuldung und Haushaltsbilanz, Leistungsbilanz und
Reserven sowie Risiko des Bankensektors und Staatsverschuldung. Generell gilt: Je weiter rechts oben, desto solider ist ein
ROB DRIJKONINGEN
Land.
D E N H A AG 5 2 ° 4 ‘ N , 4 ° 18 ‘ O
Wie vorhersehbar verfügen Chile, Hongkong und Singapur
über einen hohen haushaltspolitischen Spielraum. Doch wer
Rob Drijkoningen ist Senior Portfolio Manahätte das für Russland angenommen? Und wer hätte erwartet,
ger und Global Co-Head of Emerging Markets
dass Peru, Nigeria und Malaysia in einer solch komfortablen
Debt bei Neuberger Berman.
Quelle: Neuberger Bermann
~ EMERGING MARKETS ~
03 2016
GL BAL INVESTOR
67
~ G LO B A L E M A R K E N ~
Die Marke
Deutschland
Auch Länder sind Marken und es mag die
skeptischen Deutschen überraschen, dass
Deutschland auf Platz eins im Markenvergleich landet. Woran liegt das? Und was
kann Deutschland tun, um seine Marke zu
stärken?
Autoren: Denise Dahlhoff , Professor David J. Reibstein
Foto: Shutterstock
Kaum ein Land ist für seine Autobauer so bekannt wie Deutschland.
Mercedes ist mit seinen Mittel- und Oberklassemodellen weltweit beliebt.
68
GL BAL INVESTOR
03 2016
03 2016
GL BAL INVESTOR
69
I
n einer aktuellen Studie über die Wahrnehmung von 60
Ländern, die die Wharton School in Zusammenarbeit mit
BAV Consulting und U.S. News durchgeführt hat, erreichte Deutschland den ersten Platz. Das Ranking basiert auf
einer Umfrage aus dem Jahr 2015 mit über 16.000 Teilnehmern
aus 36 Ländern, einer nahezu genau ausgewogenen Mischung
aus informierter Elite, wirtschaftlichen Entscheidungsträgern
und allgemeiner Bevölkerung, über die berücksichtigten Länder.
Weitere Länder mit Top-Ranking nach Deutschland sind Kanada, das Vereinigte Königreich, die USA, Schweden, Australien,
Japan, Frankreich, die Niederlande und Dänemark.
Viele Deutsche sind vielleicht überrascht, dass ihr Land weltweit ein so positives Image genießt. Selbstkritik ist schnell geübt
und Ideen, wie man Deutschland noch besser machen könnte,
gibt es zuhauf. Die Welt sieht Deutschland aber als das Land mit
der stärksten Ländermarke. Deutschland hat in fast allen Punkten durchgehend hohe Bewertungen erzielt. Bei den Eigenschaften, die am meisten zum globalen Image eines Landes beitragen,
schneidet Deutschland besonders gut ab.
Was steckt hinter dieser guten Bewertung Deutschlands?
Jedes Land wurde anhand von 65 Eigenschaften bewertet,
die schließlich in neun Kategorien unterteilt wurden. Die Abbildung zeigt, welche Bewertung Deutschland in den einzelnen
Kategorien erhielt.
Für die Ermittlung der Gesamtplatzierung wurden die einzelnen Kategorien mit dem BIP korreliert, wobei die Bewertung
eines Landes in den verschiedenen Kategorien schließlich nach
den relativen Korrelationen gewichtet wurde. Wirtschaftliche
Eigenschaften wie Unternehmertum, Offenheit für Geschäfte
und Macht haben ein Gesamtgewicht von 36 Prozent; Eigenschaften wie Bürgerschaft und Lebensqualität, die es attraktiv
machen, in einem Land zu leben oder zu arbeiten, sind insgesamt mit 34 Prozent gewichtet. Auf die restlichen 30 Prozent fallen Kriterien im kulturellen oder emotionalen Bereich wie kultureller Einfluss und Kulturerbe, die Wahrnehmung der Triebkraft
eines Landes (Besonderheit, Dynamik, Einzigartigkeit) und ob es
ein Gefühl von Abenteuer vermittelt (Freundlichkeit, Spaß, angenehmes Klima, reizvolle Landschaft, Sexyness).
Deutschland erreichte eine sehr hohe Punktzahl bei Unternehmertum, der mit 17,4 Prozent am stärksten gewichteten
Eigenschaft, dank guter Bewertungen der Ressourcen und Bedingungen, die zur Führung eines produktiven Unternehmens
wichtig sind. Dazu zählen eine gut ausgebaute Infrastruktur, ein
solider Rechtsrahmen, ein hoher Bildungsgrad, qualifizierte Arbeitskräfte, Anbindung zur restlichen Welt, technische Expertise, unternehmensfreundliche, transparente Geschäftspraktiken,
einfacher Zugang zu Kapital und Innovation.
Während man Unternehmertum und Innovation vielleicht
eher mit digitalen Start-ups aus der Tech-Branche wie Google,
Amazon, Apple oder Facebook in Verbindung bringen mag,
kann Deutschland auf eine lange Liste technischer Innovationen
und wissenschaftlicher Entdeckungen verweisen, die kommerziell genutzt werden. Die Rede ist dabei weniger von auffälligen,
verbrauchernahen Segmenten, sondern von Branchen in den
Bereichen Ingenieurstechnik, Maschinen und Anlagen, Trans70
GL BAL INVESTOR
03 2016
portwesen/Automobiltechnik, Life Sciences, B2B-Produkte und
-Dienstleistungen einschließlich nachhaltiger Energiesysteme
wie Solar- und Windenergie, Chemikalien, Arzneimittel, Biotechnologie, Medizingeräte, Laser-Technologie und Software.
Dan Breznitz, Professor an der Universität Toronto, vertritt
eine interessante Sichtweise auf die Innovationskultur der Deutschen, die er für innovativer hält als jene von US-Amerikanern
oder Chinesen. Er weist darauf hin, dass traditionelle Industriezweige in Deutschland auch in Zeiten der hohen Technisierung
nicht vernachlässigt werden. Neue Entdeckungen und Ideen
werden mit bestehenden Produkten und Prozessen zusammengebracht, um die Modernisierung etablierter Unternehmen
voranzutreiben. Damit gelingt es Deutschland, den in vielen
Industrieländern verbreiteten Trend einer schrumpfenden traditionellen Industriebasis abzuschwächen. Automobilhersteller
wie BMW und Mercedes-Benz zum Beispiel haben Hightech-Daten und Kommunikationstechnologie in ihre Fahrzeugmodelle
integriert. Breznitz hebt noch zwei weitere Faktoren hervor,
die der deutschen Innovationskraft Auftrieb verleihen: die stark
verbreitete Kultur der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern und das enge Netzwerk anwendungsorientierter, teilweise
öffentlich finanzierter Forschungsinstitute wie der Fraunhofer-Gesellschaft, die dazu beitragen, Wissen aus der Forschung
in den Markt zu tragen.
Als drittstärkste Exportnation hinter China und den USA ist
Deutschland auf der ganzen Welt stark vertreten, wodurch die
Wahrnehmung des Landes hinsichtlich der oben genannten Kriterien möglicherweise positiv beeinflusst wird.
Die positive Wahrnehmung ist nicht nur auf bekannte deutsche Großkonzerne zurückzuführen, sondern auch den vielen
kleinen und mittleren Unternehmen des deutschen Mittelstands
geschuldet, der die deutsche Wirtschaft prägt und einzigartig
macht. Mit seiner Forschung zu Hidden Champions rückte Management-Denker Hermann Simon diese Art von Unternehmen
ins Rampenlicht. Als „heimliche Gewinner“ bezeichnet er kleinere, größtenteils relativ unbekannte Unternehmen, die in ihrem jeweiligen Segment Weltmarktführer sind. Sie greifen auf treue und
engagierte Mitarbeiter zurück und legen ihren Schwerpunkt auf
Forschung und Entwicklung und Innovation – nicht zuletzt inspiriert von einer engen Zusammenarbeit mit ihren Kunden. Die
globale Präsenz und produktive Arbeit dieser Unternehmen trägt
sicherlich zum positiven Image Deutschlands in der Welt bei.
Auch in den Kategorien Macht, Bürgerschaft und Lebensqualität erzielte Deutschland eine hohe Punktzahl und ließ
nur wenige Länder an sich vorbeiziehen. Dies ist vor allem auf
die allgemeine positive Wahrnehmung zurückzuführen, dass
Deutschland gute Führungsqualitäten besitzt, wirtschaftlich und
politisch einflussreich ist, starke internationale Allianzen unterhält, als fortschrittlich, vertrauenswürdig und wirtschaftlich
und politisch stabil gilt und es ein ausgereiftes öffentliches Gesundheits- und Bildungssystem gibt. Außerdem wird Deutschland als Umweltschützer wahrgenommen; in dem Punkt gehört
es zu den zehn höchstbewerteten Ländern der Welt. Jeder, der
schon einmal in Deutschland war oder dort gelebt hat, kann
bezeugen: Es gibt eine tief verwurzelte Kultur der Ressourcen-
Fotos: Picture Alliance
Solaranlage auf dem
Dach eines Wohnhauses.
Deutschland gilt als
Vorreiter bei den
erneuerbaren Energien.
schonung, des sparsamen Umgangs, der Wiederverwertung
und des Recyclings; man bewegt
sich möglichst nachhaltig (mit
öffentlichen Verkehrsmitteln,
Fahrrad oder zu Fuß) fort und
im ganzen Land sieht man Solaranlagen und Windräder.
In Bezug auf den kulturellen
Einfluss, die am viertschwersten
gewichtete Eigenschaft (13 Prozent), wurde Deutschland ebenfalls als eines der zehn stärksten
Länder eingestuft und als angesehen und modern wahrgenommen. Das historisch als Land der
Dichter und Denker bekannte
Deutschland scheint auch heute
noch einen wichtigen Platz in
der weltweiten Kulturlandschaft
einzunehmen.
Internationale deutsche Modemarken wie
Hugo Boss, Adidas und Puma
sowie designorientierte Automarken der oberen Preisklasse
wie BMW und Audi tragen möglicherweise zu dieser Wahrnehmung bei.
In der Kategorie Kulturerbe
landete Deutschland auf Platz
16 der insgesamt 60 berücksichtigten Länder. Demnach
wird Deutschland als Land mit
ereignisreicher Geschichte, guGoethe- und Schiller-Statue
tem Essen, kulturellen Sehensvor dem Nationaltheater
würdigkeiten und kultureller
in Weimar. Noch immer ist
Zugänglichkeit
wahrgenomDeutschland weltweit als
das „Land der Dichter und
men. Um die Bewertung in der
Denker“ bekannt.
Kategorie zu verbessern, müsste Deutschland vermutlich auf
strategische Werbung und Kommunikation zurückgreifen, durch die geringe Gewichtung dürfte
es allerdings schwerfallen, große Kommunikationsbudgets zu
rechtfertigen.
Angesichts des Top-Ergebnisses in der Kategorie Unternehmertum stellt sich die etwas niedrigere Punktzahl bei der Offenheit für Geschäfte, die die Bedingungen für die Unternehmensführung bewertet, etwas widersprüchlich dar. Die Gewichtung
liegt bei knapp zwölf Prozent. Die Wahrnehmung dieser Eigenschaft leidet unter der deutschen Regierungspolitik, bürokratischen Prozessen und höheren Produktionskosten. Trotzdem
rangiert Deutschland in diesem Punkt immer noch auf Platz 17
– unter den besten 60 Ländern der Welt.
In puncto Triebkraft, das heißt inwieweit das Land als besonders, dynamisch und einzigartig wahrgenommen wird, erzielte
~ G LO B A L E M A R K E N ~
Deutschland eine niedrigere Punktzahl. Mit Rang 27 bleibt es immerhin in der oberen Hälfte der Länderauswahl. Bei Abenteuer,
wo es um Freundlichkeit, Spaß, reizvolle Landschaft, Sexyness
und angenehmes Klima geht, liegt Deutschland mit Rang 45, aber
im unteren Viertel. Die schlechtere Bewertung im Punkt Abenteuer ist wenig überraschend, schließlich hält sich die Bewerbung
Deutschlands als Touristen- und Business-Destination in Grenzen und auf emotionaler Ebene geht es etwas verhaltener zu als
in Ländern wie Frankreich, Italien oder Thailand. Gelingt es, die
freizeitorientierten und emotionalen Eigenschaften Deutschlands
entsprechend zu kommunizieren, könnte die Wahrnehmung in
dem Bereich verbessert werden; angesichts der niedrigen Gewichtung von nur etwa drei Prozent sollten die entsprechenden
Kosten und Vorteile aber sorgfältig abgewogen werden.
Positive Assoziationen sind das Herzstück einer starken
Marke. Sie machen eine Marke zu einem Wirtschaftsgut, das
monetarisiert werden kann. Starke Marken schöpfen ihren wirtschaftlichen Wert aus der Unterstützung durch ihre Kunden,
Kundentreue, emotionaler Bindung, der Weiterempfehlung der
Marke, einer höheren Bereitschaft, für die markeneigenen Produkte und Dienstleistungen zu zahlen, einer stärkeren Verhandlungsposition gegenüber Händlern und Lieferanten und anderen
positiven Faktoren.
Überträgt man diese Stärken und Vorteile einer Marke nun
auf ein ganzes Land, kann eine starke Ländermarke den Außenhandel ankurbeln (sowohl im Export als auch bei Investitionen),
zu einer höheren Bereitschaft führen, für deutsche Produkte und
Dienstleistungen zu zahlen, eine positive Mundpropaganda und
emotionale Assoziationen in Gang setzen, begehrte Mitarbeiter
anziehen, den Tourismus ankurbeln und wirtschaftliche und politische Macht erzeugen, was sich auch positiv auf die diplomatischen Bemühungen anderer Länder auswirken kann. Außerdem
lassen sich die negativen Folgen ungünstiger Nachrichten über
ein Land oder seine Unternehmen mithilfe einer starken Ländermarke abfedern.
Die Wahrnehmung einer bestimmte Ländermarke hängt von
einer ganzen Reihe unterschiedlicher Erfahrungen ab, die etwa
durch die Nutzung der Produkte und Dienstleistungen eines
Landes gesammelt werden, (deutsche Autos, italienische Mode,
Schweizer Banken und Uhren, französischer Wein, costa-ricanischer Kaffee), auf Reisen, bei Geschäften mit ausländischen
Unternehmen, durch internationale Nachrichten und soziale
Medien. Wie Unternehmen, die mittels Werbung versuchen, die
Wahrnehmung ihrer Marken durch die Kunden zu steuern, versuchen auch Länder zu beeinflussen, wie ihr Land in der Welt
wahrgenommen wird, und zwar sowohl auf B2C-Ebene mit
Kampagnen zur Bewerbung eines Landes als Reisedestination,
als auch auf der weniger sichtbaren B2B-Ebene, durch Handelskammern, Außenministerien und Tourismusbehörden.
Es gibt einige hervorragende Beispiele für Städte-, Regionalund Ländermarketing – man denke an die New Yorker Kampagne „I Love New York“, „Virginia is for Lovers“ des US-Bundesstaates Virginia oder den altbekannten Slogan von Las Vegas
„What happens in Vegas, stays in Vegas“, mit dem die Stadt sich
als Spielwiese für Erwachsene bewirbt. Nachdem der versuch-
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
71
~ G LO B A L E M A R K E N ~
DEUTSCHLANDS PLATZIERUNG NACH KATEGORIEN
In den Punkten Unternehmertum,
Lebensqualität und kultureller
Einfluss liegt Deutschland auf den
ersten Plätzen. Weniger stark kann es
in der Kategorie Abenteuer punkten.
Unternehmertum
Bürgerschaft/Lebensqualität
SEIT GENERATIONEN
ERFOLGREICH
30
JAHRE
15
Kultureller Einfluss
Offenheit für Geschäfte
Triebkraft
10
Macht
5
Abenteuer
Kulturerbe
0
5
10
20
30
Deutschlands Platzierung im Ländervergleich
te Imagewechsel von Las Vegas hin zu einer familienorientierten
Destination gescheitert war, kehrte man wieder zurück zur alten
Kampagne. Interessanterweise startete Indien eine groß angelegte Kampagne namens „Make in India“, die im Gegensatz zu den
oben genannten Initiativen allerdings auf Unternehmen anstatt
Verbraucher abzielt.
Deutsche Unternehmen und die deutsche Regierung können die Erkenntnisse dieser Studie für ihre eigenen Ziele und
Initiativen nutzen. Zunächst einmal liegt es im Interesse eines
deutschen Unternehmens, seine Herkunft bekannt zu machen.
Das mag trivial klingen, aber in Ländern mit schwächerer Ländermarke ist es für Unternehmen durchaus von Vorteil, ihre
Herkunft nicht an die große Glocke zu hängen. Beispiel Lenovo: Damit westliche Märkte nicht sofort an ein chinesisches Unternehmen denken, wurde der Name wohl bewusst so gewählt,
denn viele Kunden brennen vielleicht nicht gerade darauf, ihre
vertraulichen Daten ausgerechnet auf einem chinesischen Computer zu speichern.
Je nach Kontext können Unternehmen bestimmte deutsche Eigenschaften hervorheben, die als etwas Positives wahrgenommen werden. Gegen die niedrigeren Bewertungen im
emotionalen/freizeittechnischen Bereich könnte strategische
Kommunikation Abhilfe schaffen. Deutschland könnte als attraktive Reisedestination mit landschaftlich reizvollen Regionen
beworben werden und die einzigartigen Eigenschaften des Landes könnten stärker betont werden. Wie bei jeder anderen Budget-Entscheidung müssen die Kosten der geplanten Maßnahmen
und der mögliche Nutzen gegeneinander abgewogen werden.
Ein Image ist nicht in Stein gemeißelt. Es ist dynamisch und
wird geformt von Politik, aktuellen Ereignissen und Entwicklungen sowie der Berichterstattung und den Kommentaren in
den sozialen Medien. Das Brexit-Votum wird sich zweifellos
auch auf das Ranking des Vereinigten Königreichs niederschlagen. Interessanterweise könnte der Volksentscheid in der Folge auch die Wahrnehmung anderer Länder beeinflussen, wenn
GL BAL INVESTOR
03 2016
40
50
Quelle: Wharton School 2016
Gewichtung der jeweiligen Kategorie in Prozent
20
72
THREADNEEDLE EUROPEAN SELECT FUND
THREADNEEDLE EUROPEAN SELECT FUND
30 Jahre Kapitalwachstum
sich die Geschäfte nach Spanien, Italien, Deutschland oder in
andere EU-Länder verlagern. Wichtig ist, dass Deutschland sich
nicht auf den Lorbeeren seiner Erstplatzierung ausruht, vor allem weil es durch seine zentrale Rolle in der Flüchtlingskrise,
der europäischen Schuldenkrise, Unternehmenskrisen wie dem
Volkswagen-Abgasskandal oder der Schwäche der Deutschen
Bank, aber auch durch sportliche Errungenschaften wie etwa
beim IronMan 2016, fünf der sieben besten männlichen Finisher
waren Deutsche, in den letzten Jahren vermehrt im internationalen Rampenlicht stand. Deutschlands Wahrnehmung in der Welt
kann sich weiter verändern – sowohl zum Positiven als auch zum
Negativen.
Nachdem das Ranking eines Landes auch vom Image anderer Länder abhängt, kann die Wahrnehmung eines Landes auch
durch die Folgewirkung einer globalen Entwicklung beeinflusst
werden, wie etwa im oben erwähnten Brexit-Beispiel. Jedes Land
sollte sein Image stets im Auge behalten und sollte überlegen, wie
es sich möglichst sinnvoll einsetzen lässt und wie sich die Wahrnehmung in der restlichen Welt möglicherweise beeinflussen
lässt. //
Dem fundierten Knowhow unseres 20-köpfigen
Teams für europäische
Aktien und unserem
bewährten Anlageprozess
ist es zu verdanken, dass
wir mit dem Threadneedle
European Select Fund
dauerhaft ausgezeichnete
Ergebnisse erzielen. Selbst
in unsicheren Zeiten.
Threadneedle European Select Fund* (Nettoperformance)
FTSE World Europe ex UK – Total Return
+1.112%
+995%
1986
1996
2006
2016
*ISIN: GB0002771169 (Retail Net Acc. EUR), die Wertentwicklung ist kein zuverlässiger
Hinweis auf die zukünftige Wertentwicklung. Quelle: Columbia Threadneedle Investments,
Index: FTSE International Limited („FTSE“). FTSE 2016. Alle Daten per 30.09.2016.
Besuchen Sie unsere Website und erfahren Sie, warum der Threadneedle European
Select Fund über Generationen hinweg Gewinne erwirtschaftet hat.
PROF. DAVID J. REIBSTEIN
P H I L A D E L P H I A 39° 57‘ N , 75° 9‘ W
Professor David J. Reibsteins Forschungsschwerpunkte sind kompetitive Marketingstrategien und Maßstäbe im Marketing.
DENISE DAHLHOFF
P H I L A D E L P H I A 39° 57‘ N , 75° 9‘ W
Denise Dahlhoff ist Forschungsdirektorin
des Baker Retailing Center an der Wharton
School.
David Dudding
columbiathreadneedle.de/europeanselectfund
Wichtige Informationen: Zurückliegende Wertentwicklung ist kein zuverlässiger Hinweis auf zukünftige Wertentwicklung. Der Wert von Investmentanteilen ist nicht garantiert und kann sowohl fallen als auch
steigen, und Wechselkursveränderungen unterliegen. Dies bedeutet, dass ein Anleger den angelegten Betrag unter Umständen nicht zurück erhält. Vergleich der Nettoinventarwerte in Euro, Bruttoausschüttungen
sind reinvestiert und aktuelle Kosten ohne Ausgabeaufschlag berücksichtigt. Indexerträge setzen die Wiederanlage von Dividenden und Kapitalgewinnen voraus und im Unterschied zu Fondserträgen,
spiegeln sie keine Gebühren oder Ausgaben wider. Der Index wird nicht verwaltet und eine direkte Anlage in einen Index ist nicht möglich. FTSE® ist eine geschützte Marke der London Stock Exchange Group
und wird unter Lizenz von der FTSE genutzt. Alle Urheberrechte auf die FTSE-Indizes gehören FTSE oder seinen Lizenzgebern. Weder FTSE noch ihre Lizenzgeber übernehmen Haftung für irgendwelche Fehler
oder Auslassungen in den FTSE Indizes und/oder FTSE Ratings oder zugrundeliegende Daten. Threadneedle Investment Funds ICVC (TIF) ist eine Kapitalanlagegesellschaft mit variablem Kapital (OEIC),
in Form einer Umbrella-Investmentgesellschaft aufgebaut, in England und Wales registriert, im Vereinigten Königreich zugelassen und reguliert von der Financial Conduct Authority (FCA), und entspricht der
europäischen UCITS-Richtlinie. Diese Veröffentlichung stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen und keine Anlageberatung und Dienstleistungen dar. Zeichnungen von Fondsanteilen dürfen ausschließlich auf
Basis des aktuellen Verkaufsprospektes und der wesentlichen Informationen für Anleger (Key Investor Information Document: KIID) sowie der aktuellsten Jahres- bzw. Halbjahresberichte und der geltenden
Geschäftsbedingungen getätigt werden. Bitte beachten Sie auch die Risikohinweise im Verkaufsprospekt, die Hinweise zu allen Risiken von Fondsanlagen, insbesondere Anlagen in diesen Fonds enthalten. Die
genannten Dokumente sind auf Anfrage kostenlos erhältlich. In Deutschland wenden Sie sich bitte an: JP Morgan AG, Junghofstr. 14, 60311 Frankfurt und in Österreich an: Erste Bank, Graben 21, 1010 Wien.
Herausgegeben von Threadneedle Investment Services Limited. Im Vereinigten Königreich zugelassen und reguliert von der Financial Conduct Authority (FCA). Registriert in England und Wales, Cannon Place.
78 Cannon street, London EC4N 6AG. Registriernummer 3701768.
J25256_GloInv
~ G LO B A L E M A R K E N ~
N
Die Spielzeugmarke Lego aus Dänemark liegt auf Rang drei der wachstumsstärksten globalen Marken.
Starke Truppe
Europäische Marken wie Lego, Zara, Hermès und Mercedes sind überraschend robust
und wachstumsstark. Worin liegt ihre Stärke begründet?
Foto: Shutterstock
Autor: Gonzalo Brujó
74
GL BAL INVESTOR
03 2016
ach dem Brexit-Votum Großbritanniens im Juni
häuften sich die Sorgen, die politische Ungewissheit
könnte viele Unternehmen an den Rand ihrer Existenz treiben und die überraschende Mehrheitsentscheidung wäre nur ein Vorbote des Zerfalls der Europäischen
Union. Laut einer Studie des Forschungsunternehmens IHS
Markit erreichte die Wachstumsrate der 19 Länder der Eurozone
im Oktober allerdings einen Jahreshöchststand. In der neuesten
Ausgabe (2016) des „Best Global Brands Report“ von Interbrand
wird dieser positive Trend bestätigt: Europäische Marken sind
stärker denn je. Die europäischen Marken, die zu den 100 stärksten Marken der Welt gehören, erzählen eine gemeinsame Geschichte des Wachstums quer durch alle Branchen. Sie alle sind
geprägt von einem tiefgreifenden Verständnis für den Aufbau
und den langfristigen Erfolg einer starken Marke sowie kontinuierlichen Investitionen in deren Wachstum.
Zwar sind es häufig amerikanische Marken, die auf globaler
Ebene dominieren, auch dieses Jahr, vor allem im Tech-Bereich,
doch europäische Marken legen deutlich und beständig zu. 35
der 100 wertvollsten Marken der Welt stammen aus Europa, 26
davon verzeichneten 2016 ein Wachstumsplus. Der Markenwert
aller 35 europäischen Marken beträgt 412.657 Milliarden US-Dollar, das entspricht 23 Prozent des Gesamtwertes der Best Global
Brands und einem Zuwachs von neun Prozent gegenüber 2015.
Vier der zehn wachstumsstärksten Marken im Ranking der
Best Global Brands stammen aus Europa: Lego, Zara, Mercedes-Benz und Porsche. Im Jahr 2016 waren mehr als die Hälfte
der globalen Marken mit zweistelligen Wachstumszahlen europäisch, darunter die Automobilmarken Mini, Audi, BMW und
Land Rover, die Luxusmarke Hermès, der Sportartikelriese Adidas, die Finanzdienstleister Axa und Allianz, die Technologiemarke SAP und der diversifizierte Dienstleister Siemens.
Dadurch wird deutlich, dass europäische Marken aus der
internationalen Markenlandschaft nicht wegzudenken sind. Europäischen Marken gelingt es in allen Branchen, ihren Wert zu
steigern. Sie stehen für Erfolg, Wachstum und Innovation. Die
Ergebnisse europäischer Marken sind nicht nur eine Momentaufnahme ihres Marktwertes. Die Unternehmen haben eine klare Ausrichtung und konzentrieren sich auf Maßnahmen, die das
Wachstum der Marke und des Unternehmens steigern.
Bei europäischen Marken lassen sich drei Merkmale erkennen, die den Marken- und Unternehmenswert steigern und die
Marken dadurch häufig zu einem Vorbild für andere globale Marken machen:
Das erste Merkmal ist eine klare Wachstumsstrategie, wie bei
Lego aus Dänemark. Die Marke auf Rang drei der wachstumsstärksten globalen Marken des Jahres ruht sich nicht auf dem
Erfolg ihrer beliebten Spielbausteine aus, sondern setzt auf Innovationen zur Förderung der Kreativität. Die Geschichte von
Lego zeigt, wie eine Spielzeugmarke über das eigentliche Produkt
hinauswachsen kann. Die Marke setzt ihren Digitalisierungskurs
schrittweise fort und schließt sich mit anderen Marken wie Disney zusammen.
Mit 92 Prozent des Gesamtmarkenwertes im Luxussegment
des Rankings beweisen die europäischen Luxusmarken eine ein-
zigartige Wachstumsstrategie. Im Jahr des „Luxury Reset“, in dem
der Markenwert vieler Luxusmarken einbrach, ernteten andere
Unternehmen die Früchte einer nachhaltigen Wachstumsstrategie. Diese hat drei Merkmale, die jede starke Marke ganz unabhängig von der jeweiligen Branche in sich trägt: Authentizität,
Zielsetzung und Hingabe.
Dior schaffte den Sprung in das Ranking der Top 100 dieses Jahr zum ersten Mal, während Gucci sich von erheblichen
Schwierigkeiten erholte und wieder ein positives Wachstum verbuchen konnte. Auf der Meta-Luxus-Ebene, wo Hermès seinen
Markenwert 2016 um 17 Prozent steigern konnte, wird der Fokus
dieser europäischen Marken auf die Nachhaltigkeit des Wachstums deutlich. Rebecca Robins, Global Director von Interbrand
und Koautorin von Meta-luxury, erklärte vor Kurzem im „Harper’s Bazaar UK“, was wir im Kontext des „Luxury Reset“ von
diesen Marken lernen können:
„[...] Meta-Luxusmarken wachsen durch ein kompromissloses Qualitätsbekenntnis und die Wahrnehmung von Grenzen. Bei
Entscheidungen zu Erweiterung und Wachstum behalten sie den
langfristigen Schutz ihrer Marke und die Gesundheit des Unternehmens stets im Blick – im Gegensatz zu den zahlreichen Marken, die gescheitert sind, weil sie sich der sofortigen Befriedigung
des schnellen Geldes hingaben, anstatt nachhaltige Wachstumsinitiativen zu unternehmen, was zu einer Verwässerung ihrer Marke und langfristig zu einem Einbruch ihres Markenwertes führte. Der Entscheidungsspielraum von Meta-Luxusmarken, wohin
ihre Marke sich bewegen soll – und, noch wichtiger, wohin nicht
– wird von den Leitsätzen definiert, die sie für sich selbst formuliert haben. Aber genau diese Integrität, die Einhaltung der Leitsätze, führt die Marke langfristig zum Erfolg.“
Zwar passen Luxusmarken ihre Geschäftsstrategie an diese
Wachstumskriterien an; sie versuchen aber auch, an allen Kontaktpunkten, an denen die Marke möglicherweise Erfahrung aufzuweisen hat, Wert zu schöpfen.
Das zweite Merkmal europäischer Marken ist, dass sie häufig
die Grenzen klassischer Industriezweige verwischen. Obwohl
europäische Marken und Unternehmen grundsätzlich als konservativer gelten als ihre amerikanischen Mitstreiter, fördern sie
dieses weltweite Phänomen nicht nur, sondern führen es auch
häufig an. Multidimensionales Markenwachstum kommt primär
dann zustande, wenn ein Unternehmen erkennt, wo die Trennlinien zwischen der eigenen Marke und der Norm verlaufen.
Diese Linien werden einerseits zu einem Maßstab für bestimme
Einschränkungen und andererseits zu einem Barometer der Potenziale.
Dies trifft vor allem auf die Automobilindustrie zu, die Branche Europas mit dem stärksten Wachstum. Die europäische
Automobilindustrie macht 82 Prozent des globalen Markenwertes der wertvollsten Marken im Automobilbereich aus, was
hauptsächlich auf die deutschen Marken Mercedes-Benz, Audi,
Volkswagen, Porsche und Mini zurückzuführen ist. Der Markenwert dieser Best Global Brands ist 2016 durchschnittlich um
zwölf Prozent gewachsen. Die deutschen Marken heben sich dabei besonders ab, denn Autos sind mehr als nur ein Transportmittel; sie sind die technische Lösung für individuelle Mobili-
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
75
~ G LO B A L E M A R K E N ~
DIE 50 BESTEN MARKEN
Unternehmen
GONZALO BRUJÓ
N E W YO R K 40° 42‘ N , 74° 0‘ W
Gonzalo Brujó leitet als Interbrand-CEO der Regionen Europa,
Naher Osten, Afrika und Lateinamerika die regionalen Unternehmensverbindungen. Er ist Partner von
führenden Unternehmen, multinationalen Konzernen und öffentlichen
Institutionen. BrujÓ hält regelmäßig
Vorträge auf Konferenzen und ist
zudem Kolumnist und der Verfasser
mehrerer Bestseller sowie
Professor an mehreren Wirtschaftshochschulen.
tätsbedürfnisse, oder das Zentrum unseres „Mecosystems“.
Wie diese Automarken Carsharing-Plattformen mitgestalten, anstatt vor ihnen zurückzuschrecken, ist ein weiteres gutes
Beispiel. Sie teilen die technologische Innovationsleistung und
ermöglichen es den neueren Marken damit, eine deutlich bessere Qualität und ein besseres Nutzer-Erlebnis zu gewährleisten.
Mercedes-Benz bietet in Zusammenarbeit mit Car2go elektrische
Smarts an, BMW kooperiert mit Drivenow und Volkswagen mit
Quicar.
Drittens wachsen Marken durch Kohärenz und Kundenorientierung, ein Bereich, in dem europäische Marken führen. Viele europäische Marken haben eine jahrhundertealte Geschichte.
BMW zum Beispiel feiert gerade sein 100-jähriges Bestehen. Die
meisten europäischen Best Global Brands haben sich immer wieder neu erfunden. Diese Marken haben verstanden, dass sie zu
jedem Zeitpunkt nur als Beta-Version existieren.
Aber auch jüngere Best Global Brands aus Europa sind interessant. Sie zeigen, wie Marken agil und relevant bleiben können.
Zara und Ikea sind die besten Beispiele dafür. Sie greifen den
76
GL BAL INVESTOR
03 2016
Status quo traditioneller, etablierter Marken an, wandeln ihn ab
und sichern sich damit den breiten Zuspruch von Kunden und
wichtigen Zielgruppen auf der ganzen Welt.
Die Menschen gehen nicht nur zu Ikea, weil es günstiger ist,
sondern weil es zahlreiche Lösungen bietet, die sich einfach anpassen lassen. Ikea hat das Erbe und die Tradition schwedischen
und nordischen Designs globalisiert. Einige der bedeutendsten
Möbelikonen der letzten 25 Jahre stammen von Ikea.
Zara startete mit der wichtigen Wachstumsstrategie „Leihen
von den Besten“. Die Gründung basierte auf einer Idee, die zur
damaligen Zeit als gewagt galt: Das Unternehmen machte Investitionen in den Standort und eindrucksvolle Schaufenster zu
einer Priorität, was man bisher nur aus europäischen Großstädten außerhalb Spaniens (etwa Paris) kannte. Der Zara-Gründer
machte die Marke zu einem demokratischen Luxusgut mit einem
guten Preis-Leistungs-Verhältnis und setzte in der Herstellung
auf Schnelligkeit und Qualität. Mit seinem globalen Logistik-System und der Einführung mobiler Zahlungsmöglichkeiten in allen
Stores ist Zara zum führenden Einzelhandelsunternehmen avan-
Foto: PR
www.interbrand.com
ciert. Auf globaler Ebene zählt Zara mit einem Markenwachstum
von 19 Prozent unter den Best Global Brands zu den digitalen
Einzelhändlern mit dem größten Durchbruch.
Europäische Marken stehen durchweg für Qualität und Führungsstärke. Sie haben sich auf globale Märkte konzentriert, die
kritische Masse erreicht und erfolgreich starke Marken aufgebaut. Wollen sie ihre Spitzenposition in dem zunehmend komplexen Wettbewerb mit neuen Akteuren aus den USA, Asien
und Lateinamerika verteidigen, müssen Europas Marken aber
weiterhin Innovationen vorlegen. Dazu müssen sie Investitionen in Marketing-Kapazitäten und -Prozesse verstärken, um in
allen Regionen eine klare Linie zu fahren, die gleichzeitig flexibel
genug ist, sich an lokale Bedürfnisse und Marktveränderungen
anzupassen.
Gelingt es den europäischen Marken, ihre gemeinsame Führungsrolle weiterhin unter Beweis zu stellen und ihre Stärken
langfristig auszubauen, werden sie im Hinblick auf Marken- und
Unternehmenswachstum weltweit weiterhin richtungsweisend
sein. //
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
Wert in
Mio. USD
Apple
Google
Coca-Cola
Microsoft
Toyota
IBM
Samsung
Amazon
Mercedes-Benz
GE
BMW
McDonald‘s
Disney
Intel
Facebook
Cisco
Oracle
Nike
Louis Vuitton
H&M
Honda
SAP
Pepsi
Gillette
American Express
Ikea
Zara
Pampers
UPS
Budweiser
J.P. Morgan
eBay
Ford
Hermès
Hyundai
Nescafe
Accenture
Audi
Kellogg‘s
Volkswagen
Philips
Canon
Nissan
HP Enterprise
L‘Oréal
Axa
HSBC
HP
Citi
Porsche
178.119
133.252
73.102
72.795
53.580
52.500
51.808
50.338
43.490
43.130
41.535
39.381
38.790
36.952
32.593
30.948
26.552
25.034
23.998
22.681
22.106
21.293
20.265
19.950
18.358
17.834
16.766
16.134
15.333
15.099
14.227
13.136
12.962
12.833
12.547
12.517
12.033
11.799
11.711
11.436
11.336
11.081
11.066
11.027
10.930
10.579
10.458
10.386
10.276
9.537
Wachstum*
4,6
10,8
-6,8
7,6
9,2
-19,3
14,4
32,7
18,5
2,0
11,6
-1,1
6,2
4,3
48,0
3,7
-2,7
8,5
7,9
2,1
-3,8
13,5
3,3
-10,2
-3,0
7,8
19,5
5,7
4,1
8,3
3,5
-5,8
12,0
17,3
11,1
2,1
11,4
14,2
-7,3
-8,8
3,7
-1,7
21,8
neu
1,2
14,3
-10,3
neu
5,0
18,4
* prozentuale Veränderung zum Vorjahreswert
03 2016
GL BAL INVESTOR
77
~ G LO B A L E M A R K E N ~
A
udi und BMW sind laut der aktuellen Hi-Brands-Studie des Marktforschungsinstituts Harris Interactive
die zukunftsfähigsten Automarken Deutschlands.
Mindestens 70 Prozent der befragten Konsumenten
sehen die beiden Marken in einer starken Position – jetzt und in
Zukunft. Führend im Premiumsegment, gemessen an der Anzahl
verkaufter Autos, ist jedoch weiterhin Mercedes.
Auch von Expertenseite gilt derzeit Mercedes als führend
bei Innovationen und der strategischen Ausrichtung. In der Verbraucherbefragung landet die Marke jedoch nur auf Rang vier.
Dagegen erwartet fast jeder zweite Teilnehmer, dass Audi und
BMW neue Autos und Mobilitätsangebote entwickeln, von denen sie sich als Verbraucher angesprochen fühlen.
Viele Anlagestrategien beruhen auf einem
Zukunftsfähige Unternehmen innerhalb einer Branche zu
nach Marktkapitalisierung gewichteten
identifizieren, erfordert Know-how. Eine Anlagestrategie für
Referenzindex. Sie agieren rückwärtsden Vermögensaufbau, die sich auf die Auswahl solch führender
Marken spezialisiert, muss die nachhaltige Ertragsfähigkeit der
gewandt. Ein aktiver Ansatz versucht
Unternehmen berücksichtigen. Doch lediglich Erfahrungen aus
zukünftige Gewinner zu identifizieren, von
der Vergangenheit auf die Zukunft zu projizieren, ist kein Garant
für kontinuierlichen Erfolg – gerade in einer schnelllebigen und
denen er profitieren kann.
globalisierten Welt, in der sich auch führende Unternehmen das
Verbrauchervertrauen immer wieder neu erarbeiten müssen.
Autor: Moritz Rehmann
Referenzindizes, die auf die aktuelle Marktkapitalisierung setzen
und gern von passiven ETF-Fondstrategien verwendet werden,
sind daher zur Identifikation der potentiellen Gewinner von
morgen ungeeignet.
Aktien von starken Markenunternehmen bieten die Chance auf langfristige Erträge. Aus der Kombination einer nachgewiesenen Managementqualität und dem Verweis auf gesunde
Bilanzen lassen sich belastbare Vorhersagen über die Qualität
der Unternehmen treffen. Dank der guten Margen und des hohen Wachstumspotenzials versprechen die Aktien von Markenunternehmen auch in schwierigeren und schwankungsreichen
Börsenphasen Erfolg. Da in schwachen Marktzyklen selektiver
konsumiert wird, kommen diese Aktien oftmals robuster durch
Krisen und stabilisieren das Portfolio.
Im Gegensatz zu Anbietern von No-Name- oder weniger beliebten Produkten könGAMAX Funds Junior*
nen Unternehmen mit bekannten Marken
ISIN: LU0073103748
+90 %
sich auf eine nachhaltige Verbrauchernachfrage stützen. Dadurch sind sie in der Lage,
+75,1
höhere Preise für ihre Produkte zu verlangen und so Margen zu erwirtschaften.
Anlagestrategien sollten Unternehmen
im Blick haben, die dank einer vielfältigen
+35,5
Produktpalette Potenzial für zukünftige
Erträge bieten. Beste Beispiele sind Apple,
+3,5
Nike oder Shimano, die es mit ihren Pro0
dukten immer wieder schaffen, ganz oben in
–20 %
der Gunst der Konsumenten zu landen. Das
1 JAHR
5 JAHRE
3 JAHRE
Markenimage ist hier besonders für jüngere
* totale Performance in Prozent seit
einem, drei und fünf Jahren
Verbraucher ein wesentlicher Faktor, vor
Fondsgesellschaft: GAMAX
allem, wenn es um die Bereiche TechnoloManagement AG
gie und Mode geht. Stimmen Qualität und
Fondswährung: Euro
Image, ist die Treue der Konsumenten wahrFondsvolumen: 161 Mio. Euro
2
GL BAL INVESTOR
Gewinner
von morgen
03 2016
Foto: Shutterstock
Bei Jugendlichen besonders beliebt: Schuhmodelle der Marke Nike.
scheinlich, solange seine Produkte konsequent weiterentwickelt
werden. Als Investor sollte man daran interessiert sein, dass das
Management fähig ist, die kontinuierliche Innovation im Unternehmen immer wieder zu entwickeln und zu erhalten.
Dass das kein Selbstläufer ist, zeigt der Untergang großer
Marken: Wer es wie Kodak, AOL oder Nokia zeitweilig versäumt, auf technologische Entwicklungen zu reagieren, kann
seinen Status schnell verlieren. Dabei ist es besonders wichtig,
die junge Klientel im Auge zu behalten. Wer die Kundschaft von
morgen begeistert und an sich bindet, hat – die richtige Strategie
vorausgesetzt – die besten Aussichten darauf, sie über ihren Lebenszyklus hinweg zu begleiten.
Die Unterscheidung zwischen Hype und Trend ist essenziell bei der Bestimmung und Auswahl der zukünftig ertragreichsten Unternehmen. Wichtigstes Erkennungsmerkmal sind
die unterschiedlichen Zyklen. Ein Hype ist kurzfristig und verflüchtigt sich schnell. Ein bekanntes Beispiel ist das Platzen der
Dotcom-Blase zu Beginn des neuen Jahrtausends, als am neuen
Markt von Investoren sowie Unternehmen die Entwicklung des
Internets überschätzt wurde.
Trends hingegen entwickeln sich und bestehen über einen
längeren Zeitraum. Unternehmen, die es schaffen, regelmäßig
Trends zu kreieren oder mit ihnen zu wachsen, sind für das
Portfolio interessant. Wichtig ist, Eintagsfliegen und sogenannte One-Hit-Wonder zu vermeiden. Nicht der einmalige Erfolg
zeichnet erfolgreiche Unternehmen aus, sondern die Fähigkeit,
Konsumenten über einen längeren Zeitraum und zu gewinnen.
Die 19- bis 35-Jährigen sind Trendsetter, deren Konsumverhalten als Indikator für den Erfolg eines Unternehmens dient.
Generell sind junge Konsumenten immer ein Hinweis darauf,
dass ein Unternehmen in der Lage ist, neue Kunden zu gewinnen. Wenn die Wünsche dieser Verbraucher erfüllt werden, teilen sie ihre positiven Erfahrungen gern über soziale Netzwerke.
Eventuelle Mängel werden innerhalb kürzester Zeit weltweit
verbreitet – dies könnte als frühes Signal für negative Überraschungen auf der Ergebnisseite gewertet werden.
Das ist ein Indiz für Veränderungen im Verbraucherverhalten. Ein weiterer Ansatz zur Trenderkennung ist die eigene Beobachtung: Was wird im Büro und in den Medien aktuell thematisiert, wie kleiden sich die jungen Menschen in den Straßen und
in welche Geschäfte zieht es sie am Wochenende vorwiegend?
Außerdem müssen die grundlegenden Einflussfaktoren im Verhalten junger Verbraucher mithilfe der Marktforschung analysiert werden. Dazu dient der Einsatz von Tools wie die Trendsuche bei Google und die Verkaufsränge von Amazon oder auch
direkte Kundenbefragungen.
Einen wichtigen Impuls für Trends geben die schnell wachsenden Schwellenmärkte, insbesondere China. Laut der aktuellen PwC-Studie „Total Retail 2016“ ist das Einkaufsverhalten der
chinesischen Verbraucher dem der deutschen Konsumenten
etwa drei bis vier Jahre voraus. So tätigen in China 66 Prozent
der Endkunden mindestens einmal im Monat Käufe über das
Smartphone, was einer Verdopplung im Vergleich zu vor zwei
Jahren entspricht. Unternehmen, die einen wachsenden Anteil
ihrer Produkte in den Emerging Marktes vertreiben, sind deshalb von besonderem Interesse. In den Schwellenländern spielt
die junge Bevölkerung eine wichtige Rolle. Sie zählt dort zur
einkommensstärksten und damit konsumfreudigsten Verbrauchergruppe, die das Umsatzwachstum vieler Unternehmen ankurbelt. Angesichts des dynamischen Bevölkerungswachstum
werden besonders die asiatischen Märkte diese Vorreiterrolle
weiter ausbauen. Immer mehr junge Konsumenten streben nach
höheren Einkommen und bilden eine sich etablierende Mittelschicht, die kaufkräftig und markenaffin ist.
Markenunternehmen vergrößern nachhaltig ihren Marktanteil. Sie eignen sich daher besonders für Anlagestrategien zum
Vermögensaufbau. Um die Markenstärke eines Unternehmens
zu bewerten, gilt es, dessen Sensibilität gegenüber Veränderungen des Umfelds zu untersuchen. Verfügt das Unternehmen über
Wettbewerbsvorteile, die die Markentreue begünstigen?
Die Unternehmen im Portfolio des GAMAX Funds Junior
sind in der Lage, Schwächen des Marktes besser zu überstehen
als der Gesamtmarkt und so langfristig positiver zur Wertentwicklung beizutragen. Damit verfolgt der Fonds eine Strategie
für den Vermögensaufbau, die einer geringeren Volatilität als der
Markt insgesamt unterliegt. //
MORITZ REHMANN
P U L L AC H 4 8 ° 3 ‘ N , 11° 3 1‘ O
Moritz Rehmann ist Manager des GAMAX
Funds Junior und tätig im Research und Portfoliomanagement der DJE Kapital AG.
03 2016
GL BAL INVESTOR
3
~ KO N J U N K T U R AU S B L I C K ~
N
80
GL BAL INVESTOR
03 2016
Die Finanzmärkte
im nächsten Jahr
Die Entwicklung der Weltwirtschaft
schien zuletzt ungewiss. Bei genauer
Betrachtung der Lage zeigt sich jedoch,
dass der übergeordnete Trend allen
Widrigkeiten zum Trotz immer noch
nach oben zeigt.
Autoren: Dr. Harald Preißler, Dr. Andreas Busch, Dr. Daniel Hartmann
Chinas Präsident Xi Jinping Ende Oktober 2016. Von der chinesischen
Wirtschaft hängt die Entwicklung der globalen Konjunktur ab.
vielen Ländern im Zuge des wirtschaftlichen Abschwungs in den
vergangenen Jahren aufgelaufen ist. Vor allem in Brasilien, das
zusätzlich durch politische Turbulenzen in eine tiefe Rezession
getrieben wurde, besteht die Chance auf eine steigende Wachstumsdynamik. Die offiziellen Frühindikatoren kündigen bereits
eine ausgeprägte Wiederbelebung an.
Positiv ist auch die Entwicklung in Argentinien und Indien.
So zeichnet sich in Argentinien nach der Ablösung der Regierung Kirchner durch Mauricio Macri ein Wandel mit umfassenden Reformen ab. Diese Reformen haben das Potenzial, einen
nachhaltigen Wachstumsschub auszulösen. In Indien konnte
Premierminister Narendra Modi mit der Verabschiedung seiner
umfassenden Steuerreform durch das Parlament ein zentrales
Reformprojekt umsetzen. Künftig soll eine bundesweit geltende
Mehrwertsteuer das bisherige Wirrwarr an unzähligen lokalen
und regionalen Steuern ablösen und damit zum ersten Mal in der
Geschichte des Landes einen einheitlichen Binnenmarkt schaffen. Für die indische Wirtschaft dürften sich daraus Effizienzgewinne ergeben, die das BIP-Wachstum zusätzlich anschieben.
Diese Beispiele zeigen, dass die Perspektiven für die Schwellenländer trotz der Wachstumsverlangsamung in China verhalten optimistisch sind. Die Risiken dort sind groß. Die Rekordverschuldung von 250 Prozent des BIP und die Überkapazitäten
in der Schwerindustrie sowie in der Wohnungswirtschaft haben
nach wie vor das Potenzial, einen scharfen Wachstumseinbruch
auszulösen.
Foto: Picture Alliance
ach dem Jahresauftakt an den Finanzmärkten, der
von enttäuschenden Konjunkturdaten aus China
und dem erneut abtauchenden Rohölpreis belastet
worden war, ist die Stimmung vieler Anleger immer noch durchwachsen. Auch aus den USA und der Eurozone
kamen in den ersten Monaten mehrheitlich schwache Zahlen.
Krisenpropheten fürchteten gar, die Weltwirtschaft könne schon
bald in eine Rezession abgleiten. In den vergangenen Wochen
wurden zwar zunehmend positive Daten veröffentlicht, aber die
globale Konjunktur gibt immer noch kein einheitliches Bild ab.
Bei einer Analyse der Weltwirtschaft wird deutlich, was die
Bantleon-Frühindikatoren schon am Jahresanfang signalisiert haben: Die globale Konjunktur ist relativ schwach, aber sie wächst.
Das gilt besonders für die chinesische Wirtschaft. Die jüngsten
Daten aus China lassen nach dem enttäuschenden Start ins Jahr
eine wieder anziehende Konjunkturdynamik erkennen: Für 2016
rechnet Bantleon mit einem BIP-Wachstum von 6,6 Prozent.
Aus makroökonomischer Sicht betrachtet bleibt China auch
in den nächsten zwölf Monaten ein Gefahrenherd. Bislang ist es
den Autoritäten stets gelungen, akute Brände schnell unter Kontrolle zu bringen. Wegen der Liberalisierung wird das jedoch immer schwieriger – und irgendwann unmöglich. Eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft wird eine weltweite Rezession
nach sich ziehen, vor allem die Europäer würden stark in Mitleidenschaft gezogen. Ein Einbruch der Aktienmärkte um mehr als
30 Prozent und ein Sturz der Renditen zehnjähriger Bundesanleihen auf minus ein Prozent wären die Folge.
Mit Blick auf 2017 geht Bantleon davon aus, dass das chinesische Wirtschaftswachstum seinen übergeordneten Abwärtstrend fortsetzt, der eine Konsequenz des langfristigen Strukturwandels vom investitionsgetriebenen zum konsumgetriebenen
Wachstumsmodell ist. Bis zum Jahresende 2017 wird der BIP-Zuwachs der Analyse zufolge auf 6,1 Prozent sinken. Im Durchschnitt des kommenden Jahres sollte er bei 6,3 Prozent liegen
und könnte 2018 sogar erstmals seit über 25 Jahren leicht unter
die Sechs-Prozent-Marke rutschen.
Die staatlich gesteuerte Wachstumsverlangsamung ist für die
Weltwirtschaft kein Problem, solange es der Regierung gelingt,
die Abkühlung zu kontrollieren. Weil China immer noch stärker
expandiert als alle anderen Länder, wird das geringere Wachstumstempo durch den stetig wachsenden Anteil Chinas an der
Weltwirtschaft ausgeglichen. Derzeit beträgt er knapp 17 Prozent
und steigt jährlich um 0,5 Prozentpunkte. Der Einfluss von China auf das globale BIP bliebe somit nahezu konstant.
In diesem Fall wird sich auch die aktuell zu beobachtende Stabilisierung bei den Rohstoffpreisen fortsetzen – zumindest sollte
es nicht zu einem erneuten Absturz kommen. Das wäre vor allem
für diejenigen Länder positiv, die stark von der Rohstoffförderung
abhängen. Schon die bislang zu beobachtende Normalisierung
bei den Rohstoffnotierungen lässt den Gegenwind ausklingen,
der viele Schwellenländer in den vergangenen Jahren gebremst
hat. Die Wachstumsperspektiven für die anderen aufstrebenden
Volkswirtschaften bleiben deshalb trotz der sich abzeichnenden
Wachstumsverlangsamung in China freundlich.
Dazu trägt auch der umfangreiche Nachholbedarf bei, der in
Ähnlich wie in China bereitete Anfang des Jahres auch in den
USA der Konjunkturausblick Sorgen. Einbrechende Rohstoffpreise, der aufwertende US-Dollar, abtauchende Einkaufsmanagerindikatoren und sinkende Unternehmensgewinne schürten
Ängste vor einer schwerwiegenden Wachstumsverlangsamung,
die sogar in die nächste Rezession münden könnte. Doch die
Stimmungsindikatoren drehten wieder nach oben und die Rohstoffpreise sowie der Wechselkurs stabilisierten sich. Das Wirtschaftswachstum fiel zwar in den ersten beiden Quartalen dieses
Jahres mit durchschnittlich einem Prozent unerwartet schwach
aus. Im dritten Quartal hat die Dynamik indes wieder merklich
zugelegt. Und es gibt gute Gründe für eine Fortsetzung dieser
positiven Entwicklung.
Erstens klingen die Belastungen aus, die von den eingebrochenen Investitionen zur Rohölförderung ausgegangen sind. In
den vergangenen sechs Quartalen wurde das BIP-Wachstum dadurch um 0,7 Prozentpunkte gebremst. Auf ein Ende des Rückgangs deuten die Bodenbildung beim Ölpreis und die steigende
Zahl aktiver Förderanlagen hin. Zweitens zeichnet sich bei der
Entwicklung der Lagerhaltung eine Wende zum Besseren ab. Der
kontinuierliche Abbau der Lagerbestände bremst seit Mitte 2015
ähnlich stark wie die Investitionsverweigerung der Ölförderer.
Die sich wandelnde Unternehmensstimmung deutet auf eine
moderate Aufstockung der Vorräte mit entsprechend positiven
Impulsen für das BIP-Wachstum im zweiten Halbjahr hin.
Drittens hat der Gegenwind von der Währungsseite abgenommen. Nachdem der US-Dollar Anfang 2016 um rund 20
Prozent gegenüber dem Durchschnitt von 2014 aufgewertet hat,
stabilisiert er sich. Davon profitiert die Exportwirtschaft. In den
kommenden Quartalen ist mit einer Fortsetzung dieses Trends
zu rechnen.
Wenn die Gewinne der Unternehmen steigen, hellt sich
auch der Ausblick für die Investitionsnachfrage auf. Angesichts
der Zurückhaltung in den vergangenen Quartalen herrscht dort
Nachholbedarf. Stützend wirkt die wachsende Bereitschaft der
Banken zur Kreditvergabe.
Das spricht dafür, dass die US-Wirtschaft im Jahr 2017 – nach
dem enttäuschend schwachen Plus von unter zwei Prozent im
laufenden Jahr – wieder stärker wächst. Ein BIP-Zuwachs von 2,3
Prozent ist wahrscheinlich. Gleichwohl dürfte der Erholungsprozess holprig verlaufen. Die Frühindikatoren kündigen angesichts der in der ersten Jahreshälfte 2017 wieder nachlassenden
Impulse von der Währungsseite und von den Rohstoffpreisen
eine temporäre Schwächephase an. Im zweiten Halbjahr dürfte
die Expansionsdynamik erneut zulegen.
Die Wirtschaft der Eurozone wächst solide, aber aufgrund
der weltwirtschaftlichen Turbulenzen und der Brexit-Abstimmung kraftlos. In den Kernländern sind Anzeichen einer konjunkturellen Belebung zu erkennen, während sich in den Peripheriestaaten Ermüdungserscheinungen zeigen.
Vor allem Italien leidet unter der Bankenkrise und unter der
nachlassenden Binnennachfrage. Die Effekte der Arbeitsmarktreform von Anfang 2015 ebben ab. Gleichzeitig befindet sich
das Lohnwachstum in einem anhaltenden Abwärtstrend. Hinzu
kommt die Unsicherheit über den Ausgang des Senatsreferen-
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
81
~ KO N J U N K T U R AU S B L I C K ~
haltige Korrektur der Inflationsentwicklung“ noch nicht eindums Anfang Dezember. Das BIP-Wachstum wird im zweiten
getreten ist und entsprechend die Anleihenkäufe im aktuellen
Halbjahr 2016 voraussichtlich kaum über der Nulllinie liegen.
Umfang (80 Milliarden Euro pro Monat) bis September 2017 fortMit ganz ähnlichen Problemen wie Italien – lahmende Konjunkgeführt werden müssen. Dies setzt allerdings eine umfassende
tur, Bankenkrise und einer fragilen Regierung – muss sich auch
Anpassung der technischen Parameter des QE-Programms vorPortugal auseinandersetzen. In Spanien sah es bis zuletzt besser
aus. Bantleon rechnet mit zwei wesentlichen Änderungen. Zum
aus. Besonders der Tourismus hat das hohe Expansionstempo
einen der Anhebung des Emittentenlimits bei Staatsanleihen von
stabilisiert. Gewisse Abnutzungstendenzen, die sich unter an33 Prozent auf 50 Prozent. Zum anderen mit der Aufhebung der
derem in einem rückläufigen Geschäftsklima zeigen, sind aber
Zinsuntergrenze, die derzeit bei minus 0,40 Prozent liegt und
unübersehbar.
damit einen Großteil deutscher Bundesanleihen aus dem Pool
In der Eurozone gibt es eine ambivalente Gemengelage. Das
QE-fähiger Anleihen ausschließt. Nur beide Maßnahmen zusamaußenwirtschaftliche Umfeld scheint stabil zu sein. Gleichzeitig
men versetzen die EZB in die Lage, die unkonventionelle Geldhaben jedoch die binnenwirtschaftlichen Risiken zugenommen.
politik fortzusetzen. Ein allmählicher Ausstieg (Tapering) sollte
Deshalb rechnet Bantleon für das vierte Quartal mit einer konerst im späteren Verlauf des kommenden Jahres beginnen, gänzjunkturellen Seitwärtsbewegung auf vergleichsweise bescheidelich beendet wären die Anleihenkäufe dann frühestens
nem Niveau, die Wachstumsrate dürfte 0,3 Prozent nicht
Ende 2018.
überschreiten.
Dieses Umfeld wirkt sich auch auf die
Bantleon geht davon aus, dass die EuBEI
Finanzmärkte aus. Die Investoren warozone um die Jahreswende 2016/2017
ren Anfang Oktober mehrheitlich beeine Schwächephase durchstehen
EINER ANALYSE
arish und unterinvestiert in Aktien.
muss. Danach sollte bei den drei
DER WELTWIRTSCHAFT
Ein Grund für die zurückhaltende
zentralen NachfragekomponenPositionierung ist in der verten – Konsum, Investitionen,
WIRD DEUTLICH, WAS DIE
meintlich hohen Bewertung
Export – eine moderate WieFRÜHINDIKATOREN
der meisten Aktienmärkte zu
derbelebung einsetzen, woSCHON AM JAHRESANFANG
suchen. Das Verhältnis von
durch im Laufe des kommenKursen zu Gewinnen ist fast
den Jahres und Anfang 2018
SIGNALISIERT HABEN: DIE
überall auf der Welt markant
wieder BIP-Zuwächse um
GLOBALE KONJUNKTUR IST
gestiegen und befindet sich
0,5 Prozent pro Quartal, also
deutlich über den historischen
annualisiert zwei Prozent, erRELATIV SCHWACH, ABER SIE
Durchschnittsniveaus – das gilt
reicht würden. Aufgrund des
WÄCHST.DAS GILT
vor allem für die USA. Zieht man
gedämpften Jahresauftakts wird
BESONDERS FÜR DIE
alternativ die Kurs-Buchwert-Redas Wachstum 2017 im Jahreslationen zu Rate, fällt das Urteil
durchschnitt wohl nur bei 1,4 ProCHINESISCHE WIRTweniger eindeutig aus. Dann sind die
zent liegen (nach 1,6 Prozent in 2016).
SCHAFT.
US-Märkte neutral einzustufen, ähnlich
Für 2018 prognostiziert Bantleon 1,8 Prowie deutsche Standardwerte. Der Eurostoxx50
zent Wachstum. Damit ist die Prognose etwas
befindet sich deutlich unter der historischen Norm.
zuversichtlicher als der Konsensus, der von einem
Ohne Zweifel sind die Aktienmärkte nicht mehr billig, teuer sind
Anstieg um 1,2 Prozent in 2017 und 1,5 Prozent in 2018 ausgeht.
sie aber nicht.
Die Mehrheitsmeinung rechnet nicht mit einer namhaften BeHinzu kommt, dass sich die Entwicklung der Produktivilebung der Weltwirtschaft und unterstellt stärkeren Gegenwind
tät im zweiten Halbjahr 2016 umkehrt. Die Produktivität ist in
vom Brexit und den kriselnden Banken.
den zurückliegenden Jahren deutlich gesunken und hat damit
Trotz dieses optimistischen Konjunkturausblicks bleibt der
wesentlich zum Rückgang der Gewinnmargen beigetragen. Der
fundamentale Inflationsdruck wegen des kaum vorhandenen
Tiefpunkt ist mittlerweile durchschritten, der übergeordneLohndrucks, der immer noch tiefen Rohstoffpreise und der
te Trend dreht im Windschatten gestiegener Investitionen mit
schwachen Binnennachfrage gering. Deshalb geht Bantleon dader üblichen mehrjährigen Verzögerung nach oben. Dadurch
von aus, dass sich die Kerninflation bis auf Weiteres auf einem
können Unternehmen höhere Löhne zahlen und trotzdem die
tiefen Niveau von plus 0,8 Prozent seitwärts bewegt und frühesGewinnmargen ausdehnen. Von dieser Seite werden die getens in der zweiten Jahreshälfte 2017 wieder in eine flache Aufwinnbasierten Bewertungskennzahlen entlastet, wodurch aus
wärtsbewegung übergehen wird und der Headline-Inflationsrate
Value-Perspektive Raum für höhere Kurse entsteht.
wenig Impulse gibt. Diese dürfte sich erst 2018 auf einem Niveau
Zusätzlich bewegen sich die Bewertungskennzahlen im
von 1,5 Prozent bewegen. Bantleon unterstellt einen gemäßigEinklang mit dem Konjunkturzyklus. Sollte sich die moderat
ten Aufwärtstrend beim Ölpreis in Richtung 70 US-Dollar Ende
optimistische Prognose im Hinblick auf die globale Wachstums2018.
dynamik als richtig erweisen, werden sich auch die BewertungsVor diesem Hintergrund sollte der EZB-Rat nach Einschätrelationen ihren Weg nach oben bahnen. Bantleon geht daher
zung von Bantleon zu dem Ergebnis kommen, dass eine „nach-
82
GL BAL INVESTOR
03 2016
~ KO N J U K T U R AU S B L I C K ~
davon aus, dass die Aktienmärkte mittelfristig weiter zulegen
werden und halten an einer Übergewichtung fest.
Bei der regionalen Allokation setzt Bantleon auf den Nachzügler der jüngeren Vergangenheit – Europa. Die Schwellenländer, die längere Zeit untergewichtet waren, sind seit diesem
Frühjahr wieder neutral gewichtet. Im Fall weiter anziehender
Rohstoffpreise sowie steigender Frühindikatoren bieten sich die
Emerging Markets für einen temporären taktischen Ausbau der
Aktienquote an. Die US-Märkte sind wegen des zu erwartenden
zinspolitischen Gegenwindes durch die Fed untergewichtet.
Auch bei Anleihen ist der Ausblick gemischt. Bei deutschen
Bundesanleihen und US-Treasuries ist mittelfristig mit steigenden Renditen und entsprechenden Kursverlusten zu rechnen.
Bundesanleihen werden durch die Ausweitung des Kaufspektrums der EZB unter Druck geraten, amerikanische Staatsanleihen wegen der anstehenden Leitzinserhöhung der Fed im
Dezember. Dennoch sollten sicherheitsbewusste Anleger auf
solche Staatsanleihen nicht ganz verzichten, weil sie eine natürliche Absicherung im Fall erneuter Finanzmarktturbulenzen sind.
Mit Blick auf die Rendite sind Peripherie-Staatsanleihen und
Unternehmensanleihen guter sowie schlechterer Bonität interessanter. Bei den Staatsanleihen der Peripherie ist jedoch zu beachten, dass die Zeit uniformer Trends vorbei ist. In der Regel
werden die Risikoaufschläge von länderspezifischen Faktoren
getrieben, was zu zwei Ländern führt: Spanien und Italien. Die
Risikoprämien spanischer Staatsanleihen werden von aktuell
100 Basispunkten auf etwa 50 Basispunkte sinken. In Italien sind
die Zusammenhänge komplizierter. Die für den 4. Dezember
angesetzte Volksbefragung zur Senatsreform wurde vom Ministerpräsidenten zur persönlichen Schicksalsfrage stilisiert. Die
Chancen für einen Sieg stehen indes nicht sonderlich gut, weil
die Abstimmung von den Oppositionsparteien zu einer Generalabrechnung mit dem Establishment genutzt wird. Dennoch geht
Bantleon davon aus, dass die Risikoprämien wegen der EZB-Käufe um rund 50 Basispunkte auf 75 Basispunkte sinken werden
– auch dort bleibt Bantleon gegenüber Staatsanleihen der Kernländer übergewichtet.
Obwohl Euro-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating von Januar bis Ende September einen Gesamtertrag
von sechs Prozent erzielt haben, bieten sie noch Potenzial. Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung war neben den QE-Käufen der EZB die günstige Konjunkturentwicklung. Die Risikoprämien werden voraussichtlich um weitere 30 Basispunkte bis auf
etwa 60 Basispunkte sinken.
Auch europäische High-Yield-Unternehmensanleihen sieht
Bantleon mittelfristig positiv. Sie profitieren von guten Konjunkturaussichten, der Renditejagd und dem Sogeffekt der
QE-Käufe der EZB. Deshalb sollten die Renditeaufschläge von
High-Yield-Unternehmensanleihen mit vierjähriger Restlaufzeit von derzeit 400 Basispunkten auf auf etwa 300 Basispunkte sinken. Dort bleibt Bantleon ebenso übergewichtet wie bei
Euro-Unternehmensanleihen der Bonität Investment Grade.
Die Rohstoffmärkte haben sich seit Mitte Januar erholt.
Wenn es zu keinem weiteren Einbruch kommt, dürfte 2016 das
erste positive Rohstoffjahr seit 2012 werden – und das beste seit
2010. Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung war die Erholung der Rohölpreise auf zuletzt 50 US-Dollar pro Barrel. Die Reaktivierung der Fracking-Bohrlöcher als Folge der gestiegenen
Ölpreise würde jedoch wieder zu sinkenden Preisen führen.
Diesem Umfeld entsprechend ist Bantleon im Rohstoffbereich unverändert neutral positioniert, wobei der Fokus auf
Gold liegt. Solange die US-Realzinsen fallen, die Inflationsraten
stärker steigen oder langsamer fallen als die Nominalrenditen,
bleibt diese Positionierung unverändert. Das Kursziel für den
Goldpreis beträgt kurzfristig 1.400 US-Dollar pro Feinunze. Erst
wenn ein nachhaltiger Anstieg der Realzinsen droht, gilt es, sich
von Gold zu verabschieden. Dann gewinnen US-Treasuries wieder an Attraktivität und sind die deutlich bessere und weniger
volatile Absicherung für Krisenfälle. Sobald die globale Industrieproduktion wieder deutlich anzieht, bietet sich ein Ausbau
der Rohstoffquote über den Kauf des breiten Marktes – ohne Agrarrohstoffe – an. Dann sollten vor allem Industriemetalle ihren
Aufwärtstrend fortsetzen.
Bei allem Optimismus sind jedoch die zahlreichen Unwägbarkeiten zu berücksichtigen, die zu Verwerfungen an
den Finanzmärkten führen können. Dies betrifft zunächst den
Wahlsieg Donald Trumps, der im Extremfall eine neue Ära der
wirtschaftlichen Isolation in den USA einleiten könnte. Das wäre
schlecht für die Aktien- und die (US-)Anleihenmärkte, dürfte für
Bundesanleihen aber positiv sein, weil sie dann die Rolle des sicheren Hafens exklusiv für sich in Anspruch nehmen.
Aber auch Italien, Großbritannien und Frankreich drohen
mit der Abstimmung über die Senatsrefom im Dezember, mit
den ab Frühjahr 2017 beginnenden Brexit-Verhandlungen und
den Präsidentschaftswahlen Ende April negative Impulse. Erneut zum Vorteil von deutschen Bundesanleihen. Die Renditen
würden neue Tiefststände erreichen, während die Risikoprämien kräftig steigen und die Aktienmärkte unter Druck geraten. //
DR. ANDREAS BUSCH
Z U G 47° 9‘ N , 8 ° 3 0 ‘ O
Dr. Andreas Busch ist Senior Analyst Economics des Vermögensverwalters Bantleon.
DR. DANIEL HARTMANN
Z U G 47° 9‘ N , 8 ° 3 0 ‘ O
Dr. Daniel Hartmann ist Senior Analyst Economics des Vermögensverwalters Bantleon.
DR. HARALD PREISSLER
Z U G 47° 9‘ N , 8 ° 3 0 ‘ O
Dr. Harald Preissler ist Chefvolkswirt und
Leiter Anlagemanagement des Vermögensverwalters Bantleon.
03 2016
GL BAL INVESTOR
83
~ K RY P TOWÄ H R U N G E N ~
~ K RY P TOWÄ H R U N G E N ~
Willkommen im Wilden Westen
DIE DREI WICHTIGSTEN ALTCOINS
Dollar
50
Litecoin
Ethereum
Monero
40
30
20
10
0
5/2013
2
1/2014
GL BAL INVESTOR
9/2014
03 2016
5/2015
endgültig platzen lassen konnte. Spekulieren auf Steroiden, das
ist wohl die treffendste Beschreibung für diesen Mikrokosmos,
den Technologie, Träume, Anarchie und Geld im Netz erschufen und der, obwohl er nicht im Darknet, sondern offen und frei
zugänglich im Netz entstand, lange Zeit von der Öffentlichkeit
nicht wahrgenommen wurde.
Nicht einmal, als im Sommer 2014 mit Ethereum das bis dahin größte Crowdfunding aller Zeiten stattfand. Für die Vision
eines „Weltcomputers“, also einer verbesserten Blockchain, die
nicht nur, wie die von Bitcoin, Geld ohne Mittelsmänner verwalten können solle, sondern beliebig programmierbar sei, sammelten die Entwickler damals aus dem Stand mehr als 18 Millionen
US-Dollar ein. Das Besondere: Kaufen konnte man die Anteile an
Ethereum einzig und allein mit Bitcoin.
Gänzlich außerhalb des „traditionellen“ Finanzsystems
wurde Ethereum damit zur ersten komplett durch Kryptowährungen finanzierten Organisation. Heute, gut zwei Jahre später,
hat Ethereum eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Das
Projekt hat schon lange das Interesse von Banken, Energieunternehmen, Tech-Konzernen und anderen global agierenden
Unternehmen geweckt und
ist mit einer Marktkapitalisierung von knapp einer Milliarde US-Dollar zur Nummer
zwei der Kryptowährungen
aufgestiegen. Das ist ganz im
Sinne der Investoren, denn
der Aufstieg hat sie reich
gemacht. Kaum ein anderes
Projekt kann in den vergangenen zwei Jahren einen
vergleichbaren Wertzuwachs
vorweisen. Wer im Sommer
1/2016
9/2016
Quelle: Highcharts.com
I
ch gebe es zu: Auch mich hatte das digitale Goldfieber gepackt und wie so viele andere dachte ich, ich könnte mit
dem Spekulieren auf Altcoins schnell reich werden. Das
war Anfang 2014, der Bitcoin-Kurs war in den Wochen zuvor rasant gestiegen und hatte kurzzeitig sogar die 1.000-US-Dollar-Marke durchbrochen. Inzwischen war der Kurs wieder eingebrochen und stark rückläufig, aber Bitcoin war ja längst nicht
mehr die einzige Kryptowährung. Alternative Bitcoin-Projekte,
sogenannte Altcoins, sprossen wie Pilze aus dem Boden und befeuerten die Neugier von technikaffinen, abenteuerlustigen Hobbyspekulanten.
Kurzerhand legte ich mir also ein Konto bei einer der vielen Online-Altcoin-Börsen an. Binnen einer Stunde verdreifachte sich mein Altcoin-Investment, doch schon am nächsten Tag
war alles weg. Für eine kurze Zeit war ich mittendrin in dieser
wilden, faszinierenden und anarchistischen Krypto-Blase, in
der es keine Geschäftszeiten gibt, keine Regeln oder Aufpasser,
die nicht aus gesicherten Informationen, sondern nur aus vermeintlichem Insiderwissen besteht und in der schon ein einziger Tweet die Kursträume eines Altcoins massiv befeuern oder
Foto: PR
Investieren, Spekulieren und Traden war lange Zeit nur einer versierten
Elite vorbehalten. Mit dem Aufkommen von Kryptowährungen wie Bitcoin, Litecoin,
Ethereum und Co. hat sich das geändert. Zugangsbeschränkungen, Aufsicht
oder Regulierung gibt es nicht. Das lockt und reizt viele Hobbyspekulanten, doch
Erfolg und Scheitern liegen nah beieinander.
ein deutlicher Kratzer im Image von Ethereum und Entwickler,
2014 Ethereum-Anteile im Wert eines Bitcoins kaufte, bekäme
denen der Erfolg ihres Projekts über den Kopf gewachsen war.
heute dafür mehr als 33 Bitcoins. Keine schlechte Rendite, insDoch Scheitern ist ebenso ein elementarer Bestandteil des
besondere wenn man bedenkt, dass auch der Kurs von Bitcoin
Krypto-Ökosystems wie das kollektive Lernen daraus. Wer
selbst steigt. Wer Anfang 2013 für 10 US-Dollar Bitcoins kaufte,
heute in Kryptowährungen oder Kryptowährungs-Projekte
diese dann ein gutes Jahr später in Ethereum investierte, bekäme
investieren will, muss nicht mehr selbst in jedes Fettnäpfchen
dafür heute mehr als 20.000 US-Dollar.
treten, sondern kann mittlerweile auf fundierte Informationen,
Genau solche Hätte-Wenn-Rechenbeispiele sind es jedoch,
bewährte Tipps und umfangreiche Analysen zurückgreifen. Da
die den Hype um Kryptowährungen immer wieder befeuern
wäre zum Beispiel die grundsätzliche Frage, ob es sich langfristig
und mitunter zu Spekulations-Blasen aufblähen. Solch eine Blaüberhaupt lohnt, in Altcoins zu investieren. In den meisten Fälse ist im Sommer gerade erst geplatzt. Wieder ging es um ein
len wohl eher nicht, wie eine kürzlich durchgeführte Simulation
Crowdfunding, wieder gab es einen Rekord. Mit einer Finanziezeigt. In verschiedenen Zusammenstellungen verglich man über
rung von 160 Millionen US-Dollar stieg mit „The DAO“ erneut
einen Zeitraum von drei Jahren den Kursverlauf eines Indexes
ein Kryptowährungs-Projekt zum größten Crowdfunding aller
der besten Altcoins mit dem von Bitcoin. Das ErgebZeiten auf. Die Idee war es, die programmierbare Ethenis fiel überraschend deutlich aus. Während sich
reum-Blockchain zu nutzen, um einen sich selbst
der Wert des reinen Bitcoin-Investments über
verwaltenden Investmentfonds zu schaffen.
den gesamten Zeitraum beinahe verfünffachDenn wenn sich mit der Blockchain-Technolote, stieg der Index der besten Altcoins nur um
gie Banken und andere Intermediäre ersetzen
den Faktor 1,2. Darüber hinaus wird deutlich,
ließen, warum sollte das nicht auch mit Inwie sehr die Kursentwicklung von Altcoins
vestoren, Kreditgebern und Fondsmanagern
im Allgemeinen vom Kursverlauf der Krypmöglich sein? Man könnte doch, so die Visito-Leitwährung Bitcoin abhängt. Steigt der
on, einen nicht-manipulierbaren KryptowähBitcoin-Kurs, ziehen die Altcoins mit, fällt der
rungsfonds ins Leben rufen, dessen Mittel alle
Kurs, geht es tendenziell auch mit allen andeInvestoren online gemeinsam verwalten und
ren bergab. Natürlich gibt es immer wieder
mit dem sich neue Entwicklungen, Start-ups
FRIEDEMANN
Ausnahmen, aber diese Nadel im Heuhaufen
und Projekte im Krypto-Umfeld schneller, einBRENNEIS
Hunderter Kryptowährungen zu finden, ist
facher und zeitgemäßer finanzieren ließen.
O R T B L I N D 00° 00‘ N , 00° 1 7‘ W
eine Herausforderung, die viel Zeit, umfasDie Idee, Zahlungen, Verwaltung und AbFriedemann Brenneis ist Joursende ökonomische und technische Fachstimmungen dieser dezentralen autonomen
nalist, Autor und Dozent zum
kenntnisse erfordert.
Organisation (abgekürzt: DAO) offen, demoThema Bitcoin und Blockchain.
Wenn Sie also mit dem Gedanken spielen,
kratisch und verbindlich über Programmcode
Seit 2013 begleitet er das Thema
in den Kryptowährungsmarkt einzusteigen,
auf der Ethereum-Blockchain abzuwickeln
intensiv und kritisch in seinem
nutzen Sie die kollektiven Erfahrungen der
und künftige Erlöse automatisiert auszuschütRechercheblog The Coinsponletzten Jahre. Einen soliden Einstieg ermögliten, traf in der Community auf großes Interdent. Darüber hinaus arbeitet er
chen zum Beispiel die folgenden drei Grundesse. Binnen kürzester Zeit wurde das Funfür „Die Zeit“ und den Deutschregeln: Investieren Sie erstens zuerst in Krypding-Ziel von 500.000 US-Dollar überschritten
landfunk, lehrt an der Univertowährungen und dann in Geschäftsmodelle.
und durch gutes Marketing angetrieben entwisität Leipzig und der Leipzig
School of Media und erarbeitet
Denn Bitcoin-Unternehmen sind schon viele
ckelte sich eine Eigendynamik. Immer größein praxisnahen Workshops
verschwunden, das Kryptogeld selbst jedoch
re Geldsummen zogen immer mehr Aufmerksinnvolle Bitcoin- und Blockkonnte noch nie korrumpiert werden. Zweisamkeit auf das Projekt, was wiederum mehr
chain-Strategien.
tens sollten Sie sich insgesamt auf Bitcoin
Geld brachte und das Investitionsvolumen
konzentrieren, denn es ist die mit Abstand
weiter in die Höhe schießen ließ. Die außergrößte, bewährteste und relevanteste Krypordentliche gute Kursentwicklung von Etheretowährung und hat, sowohl was Entwickler
um im Hinterkopf, vermuteten hier viele die
als auch Nutzer angeht, den Netzwerkeffekt
nächste große Chance, um schnell viel Geld
auf ihrer Seite. Drittens sollten Sie, wenn,
zu verdienen. Insbesondere die, die zwei Jahre
dann nur einen kleinen Teil Ihres Portfolios
zuvor noch bei einer Investition in Ethereum
mit Altcoins abrunden und sich hierbei auf
gezögert hatten.
die wichtigsten konzentrieren.
Doch so rasant der Aufstieg der DAO war,
Dazu am Ende noch mein ganz persönliso abrupt kam ihr Ende. Noch bevor ein eincher Rat: Bleiben Sie kritisch, neugierig und
ziges Projekt durch den Blockchain-Fonds fimutig. Vieles rund um Bitcoin und Krypnanziert werden konnte, wurde die DAO getowährungen mag ungewohnt, neu und anhackt. Die Macher hatten schlicht und einfach
ders sein. Aber genau das macht es so innovaschlecht gecoded. Die DAO wurde abgewickelt
tiv und spannend! //
und zurück blieben enttäuschte Erwartungen,
03 2016
GL BAL INVESTOR
3
~ NEUE FONDS ~
www.sentix-am.de
Marktneutral
zahlt sich aus
und antizyklisch in die Aktienmärkte zu investieren und damit
ein besseres Chance-Risiko Profil zu generieren. Der Fonds richtet sich an Anleger, welche frei von einer Aktien-Benchmark die
Chancen aus der Ertragsquelle Sentiment Value maximal nutzen
wollen und gleichzeitig von dem besonderen Diversifikationseffekt durch den Behavioral-Finance-Investmentstil profitieren
möchten. Der Anlagehorizont sollte sich dabei auf mindestens
drei Jahre erstrecken.“ (DE000A2AMPE9)
D
er sentix Risk Return -A- fährt eine offensive, aktienorientierte und Benchmark-freie Strategie. Er
investiert vor allem in weltweite Aktien, wobei der
Schwerpunkt eindeutig auf Europa liegt. Patrick
Hussy, Geschäftsführer von sentix Asset Management, erläutert
den Ansatz des Fonds wie folgt: „Wir konzentrieren uns in diesem Fonds auf Aktien und erschließen so dem Anleger die attraktive Ertragsquelle ‚Aktie‘ bei deutlich geringeren Schwankungen.“ Damit sei der neue Fonds eine lohnenswerte Alternative zu
herkömmlichen Aktieninvestments. „Um den Sentiment-Value
und damit die Chancennutzung dieses Ansatzes zu maximieren,
wurde der Fonds als Mischfonds konzipiert. Der Investitionsgrad kann damit sehr akzentuiert von Minus 50 Prozent bis auf
130 Prozent gesteuert werden. Zudem muss keine fest definierte Aktienquote eingehalten werden. Zusätzlich können wir sowohl von steigenden als auch von fallenden Märkten profitieren,
sofern uns dies aus dem Research angezeigt wird. Das Anlageuniversum erstreckt sich von Länder- auf Branchenindizes bis
hin zu Aktien-Einzeltitel. Fremdwährungsrisiken werden zusätzlich analysiert, um diese im Bedarfsfall abzusichern oder
andererseits auch von deren Entwicklung zu profitieren“, fügt
Hussy hinzu. Das Fondsmanagement orientiert sich an einem
Behavioral-Finance-Modell, welches Hussy genau erläutert:
„Der sentix-Ansatz, der sich über all unsere Fonds erstreckt, hat
das Ziel, Behavioral Finance als Ertragsquelle zu nutzen. Behavioral Finance ist ein Teilgebiet der Verhaltensökonomie und
konzentriert sich darauf, Erklärungen dafür zu finden, warum
sich der Mensch am Finanzmarkt entgegen dem allgemeingültigen Ideal des Homo oeconomicus immer wieder irrational
verhält.“ Wie Studien belegen würden, sind nur etwa 20 Prozent
der Marktschwankungen durch Fundamentaldaten zu erklären,
während der Rest auf das menschliche Verhalten zurückzuführen sei. Ein wichtiger Punkt liegt vor allem bei dem Timing der
Käufe und der Verkäufe: „Ein Hauptaugenmerk unserer Arbeit
liegt darin, möglichst frühzeitig Umkehrpunkte am Markt zu erkennen und diese in unseren Fondsmandaten gewinnbringend
zu nutzen. Bekommen wir zum Beispiel ein Signal über den
Sentiment-Indikator zum Dax, dass die Anleger in Bezug auf die
kurzfristige Marktentwicklung extrem bearish sind, denken wir
über das Kaufen nach.“ Laut Hussy wurde der Fonds vor allem
für folgende Zielgruppe konzipiert: „Wie schon einst die Investmentlegende Sir John Templeton sagte, ist es unmöglich, überdurchschnittliche Renditen zu erreichen, wenn man das Gleiche
tut wie alle anderen. Diese Maxime prägt auch unser Tun. Jedem
Investor bietet der sentix Risk Return -A- die Möglichkeit, clever
86
GL BAL INVESTOR
03 2016
~ NEUE FONDS ~
www.allianzglobalinvestors.de
Klein,
aber fein
I
n der Vergangenheit erzielten Nebenwerte bessere Renditen als Blue Chips. Hiervon will auch der Fonds Allianz
Global Smaller Companies profitieren, der von Björn
Mehrmann gelenkt wird. Zur Anlagestrategie sagt der
Fondsmanager: „Unser Anlageuniversum umfasst nicht nur
Small Caps im engeren Sinne, sondern auch Mid Caps. Das ermöglicht uns beispielsweise, erfolgreich wachsende Unternehmen länger halten zu können. Der Fokus des Fonds liegt auf Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung unter zehn Milliarden
US-Dollar.“ Dem Börsenumsatz gebühre bei Small Caps besonderes Augenmerk. „Wir verfügen hier über langjährige Erfahrungen, einen risikokontrollierten Ansatz, und ausgezeichnete
Aktienhändler. Wir betrachten den Börsenumsatz eines potenziellen Fondsinvestments unter anderem im Zusammenhang mit
dem Investment Case, dem Risikoprofil sowie unserer Überzeugung“, untermauert Mehrmann. Bei der Aktienauswahl verfolgt
das Management eine ganz klare Linie: „Wir investieren nach
Björn Mehrmann: „Wir investieren nach einem fundamentalen
Ansatz, mit dem Ziel, Informationsineffizienzen zu nutzen.“
einem rigorosen fundamentalen Ansatz, mit dem Ziel, die Informationsineffizienzen zu nutzen, die bei Smaller Companies charakteristisch sind.“ Das sehr breite Anlageuniversum mit seiner
relativ geringen Research-Abdeckung durch Banken und Broker
eröffne fundamentalen Investoren exzellente Möglichkeiten,
um Alpha zu generieren. „Dabei verfolgen wir einen langjährig
bewährten, risikokontrollierten Bottom-up-Investmentprozess
und kommen durch die fundamentale Analyse der potenziellen
Investment-Kandidaten zu unseren Investmententscheidungen.
Wir setzen dabei auf Primär-Research und direkte Kontakte zu
den Aktiengesellschaften und nutzen dafür die umfangreichen
globalen Research-Ressourcen von Allianz Global Investors. Der
Fonds wird von einem auf Small- und Mid Caps spezialisierten,
multi-regionalen Portfoliomanagement-Team verwaltet. Gerade
bei kleineren Unternehmen ist es von Vorteil, dass sowohl unsere Analysten als auch unsere Portfoliomanager vor Ort in den
Regionen der Unternehmen ansässig sind, also in den USA, in
Europa und in Asien. Dies ermöglicht ein tiefergehendes Verständnis für die Unternehmen und ihre regionalen Besonderheiten, und erleichtert den direkten Kontakt zu den Unternehmensvorständen.“ Bei der Auswahl der Anlageregionen ist Mehrmann
sehr flexibel und breit diversifiziert: „Wir finden sowohl in Nordamerika als auch in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum
eine Vielzahl hochattraktiver Investments. Dabei konzentrieren
wir uns vor allem auf die Developed Markets.“ In all diesen Regionen verfüge Allianz Global Investors sowohl über ortsansässige
Analysten als auch lokale Small/Mid- Cap-Portfoliomanager, die
mit den Märkten und Unternehmen ihrer Region bestens vertraut seien. „Bezüglich der Gewichtung der Regionen orientieren wir uns eng an unserer Benchmark, die zu knapp 60 Prozent
nordamerikanische Aktien und zu etwa einem Viertel europäische Titel umfasst. Den Rest bildet die asiatisch-pazifische Region.“ Für den Erfolg eines Fonds ist natürlich das Timing von
entscheidender Bedeutung. Dies schließt auch die Veräußerung
der Aktien mit ein ein. Hierzu sagt Mehrmann: „Grundsätzlich
verkaufen wir Positionen vor allem dann, wenn sie nicht mehr
attraktiv genug sind, und zwar im Vergleich zu alternativen Investment-Kandidaten. Dies liegt zum einen dann vor, wenn sich
der Aktienkurs so gut entwickelt hat, dass das Kurspotenzial
ausgeschöpft ist. Zum anderen kann sich natürlich der Investment-Case verschlechtert haben, durch unternehmensinterne
oder auch externe Faktoren wie Nachfrage und Wettbewerb.”
Jede Fondsposition werde genau beobachtet und müsse ihren
Platz kontinuierlich verteidigen, um nicht durch eine bessere Alternative ersetzt zu werden. „Dabei kommt uns der Team-Ansatz
sehr zugute, bei dem jede Position – insbesondere bei schlechter als erwarteter Performance – kritisch hinterfragt wird. Dies
führt zu emotionslosen und konsequenten Entscheidungen. Bei
uns kann sich keine Aktie ‚verstecken‘ und keine zu einem ‚Liebling‘ werden,” ergänzt Mehrmann. Die Zielgruppe des Fonds ist
relativ breit. Hierzu sagt der Manager: „Der Fonds eignet sich
sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Investoren,
die von den attraktiven Renditechancen des globalen Small- und
Mid Cap-Segments mit einem aktiven, fundamentalen Fonds
profitieren wollen und über eine entsprechende Risikotoleranz
sowie einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont verfügen.
Der Fonds bietet sich insbesondere als strategische Ergänzung
für Anleger an, die bisher hauptsächlich in Large Caps investiert
haben sowie für Anleger, die schon in Small-Cap-Fonds investiert sind, aber bisher nur einzelne Regionen abbilden. In beiden
Fällen besteht nicht nur die Chance auf attraktive langfristige
Rendite, sondern unter Umständen auch die Möglichkeit, durch
Diversifikation mit dem Allianz Global Investors Smaller Companies ihr Risiko-Rendite-Profil zu optimieren.“ (LU1449864237)
www.columbiathreadneedle.de
Im Seitwärtstrend
Geld verdienen
S
eit rund zwei Jahren tendieren Europas Börsen eher im
Seitwärtsmodus. Zumeist stellen sich Kursgewinne als
nicht nachhaltig heraus und wurden früher oder später
wieder abverkauft. Deshalb sind immer mehr Investoren daran interessiert, auch in solchen Phasen Rendite zu erzielen. Paul Doyle und Fred Jeanmaire, die den Threadneedle (Lux)
Pan European Absolute Alpha managen, haben daher einen interessanten Ansatz neu auf den Markt gebracht. Grundsätzlich verfügen die Experten über folgende Erwartung: „Wir gehen davon
aus, dass Europa weiterhin von Unsicherheit geprägt sein wird,
zum Beispiel wegen des anstehenden Referendums in Italien und
wegen der Wahlen in Frankreich und Deutschland. Als aktiver
Stockpicker ist Columbia Threadneedle herausragend positioniert, um gerade auch in einem solchen Umfeld erhöhter Volatilität Mehrwert für Anleger zu erwirtschaften. Denn ein solches
Umfeld eröffnet uns sowohl im Long- als auch im Short-Segment
attraktive Anlagemöglichkeiten.“ Zur Strategie ihres Fonds sagen
Doyle und Jeanmaire: „Der Threadneedle (Lux) Pan European
Absolute Alpha verfolgt eine Long-Short-Strategie und investiert
in europäische Aktien. Renditequelle ist vor allem die Einzeltitelauswahl, welche auf starken Überzeugungen und einem Bottom-up-Prozess basiert. Das damit verbundene Potenzial nutzen
wir auf drei Arten: Erstens gehen wir Long-Positionen in unterbewerteten Unternehmen mit starken Fundamentaldaten ein.
Diese Long-Positionen bilden gewissermaßen den Kern unseres
Portfolios. Zweitens bauen wir über Swap-Geschäfte thematische Short-Engagements in überbewerteten Unternehmen auf,
deren Fundamentaldaten sich abschwächen. Und drittens gehen
wir Pair Trades ein, zum Beispiel von zwei Unternehmen aus
derselben Branche. Damit setzen wir darauf, dass Aktienkurse
nach Ausschlägen nach oben beziehungsweise unten historisch
betrachtet wieder zu ihrem langfristigen Mittelwert zurückkehren. Sowohl Long- als auch Short-Positionen analysieren wir anhand des Fünf-Kräfte-Modells von Porter.“ Hierbei umfasse das
Portfolio typischerweise 40 bis 80 Einzelwerte. Das Gewicht
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
87
~ NEUE FONDS ~
der einzelnen Long-Positionen betrage in der Regel 0,5 bis vier
Prozent, bei den Short-Positionen seien es 0,5 bis zwei Prozent.
Das Fünf-Kräfte-Modell von Porter beschreiben die Fachleute
detailliert: „Das Fünf-Kräfte-Modell nach Professor Michael Porter dient der Analyse von Wettbewerbsvorteilen und Preissetzungsmacht der Unternehmen. Auf Basis dieses Modells untersuchen wir Unternehmen auf fünf Kriterien hin. Dabei handelt
es sich um ihre Rivalität zu Wettbewerbern, Eintrittsbarrieren
für den entsprechenden Markt, die Austauschbarkeit der Produkte des Unternehmens, die Anbieterstärke und die Nachfragestärke, sprich die Macht der Kunden.“ Der Markt gehe davon
aus, dass diese Wettbewerbsvorteile im Laufe der Zeit schwinden werden. „Wir suchen Unternehmen, die dieser Tendenz
widerstehen können und daher aus unserer Sicht unterbewertet
sind. Insofern ergänzt das Fünf-Kräfte-Modell von Porter unsere
Strategie neben dem aktiven Stockpicking, dem unabhängigen
fundamentalen Research und dem Teamansatz ausgezeichnet“,
ergänzen die beiden Fondsmanager. Ähnliche Ansätze haben
sich laut Doyle und Jeanmaire bereits bewährt: „Die Strategie,
auf welcher der Threadneedle (Lux) Pan European Absolute Alpha beruht, hat sich im Threadneedle UK Absolute Alpha und im
Threadneedle (Lux) American Absolute Alpha in den vergangenen Jahren bereits bewährt. So gehört der Threadneedle UK Absolute Alpha auf Sicht von fünf Jahren zum besten Viertel seiner
Vergleichsgruppe beim Analysehaus Morningstar, gemessen an
der Wertentwicklung. Der Threadneedle (Lux) American Absolute Alpha hat seine Stärke vor allem 2015 und 2014, als das Umfeld für die Vergleichsgruppe insgesamt schwierig war, gezeigt.“
Geeignet sei der Fonds laut den Experten für folgende Anlegergruppe: „Angesichts der extremen Marktbewegungen der vergangenen Monate halten Anleger vermehrt nach Möglichkeiten
Ausschau, um den Einfluss der Volatilität auf ihre Portfolios zu
verringern und gleichzeitig konstante risikobereinigte Renditen
zu erzielen. Mit dem Threadneedle (Lux) Pan European Absolute
Alpha streben wir unter allen Marktbedingungen eine langfris-
Fred Jeanmaire: „Wir setzen darauf, dass Aktienkurse nach
Ausschlägen wieder zu ihrem Mittelwert zurückkehren.“
88
GL BAL INVESTOR
03 2016
~ NEUE FONDS ~
tig positive Rendite an. Damit werden wir der Nachfrage nach
Long-Short-Fonds für europäische Aktien, die Volatilität gezielt
nutzen, gerecht. Unser Referenzindex ist der Drei-Monats-Euribor. Der Fonds soll die Wertentwicklung dieses Indexes über
einen Marktzyklus hinweg im Schnitt um sechs bis acht Prozentpunkte pro Jahr übertreffen, wobei der Anlagehorizont bei drei
bis fünf Jahren liegt. Unsere Zielvolatilität liegt in einer Bandbreite von bis zu acht Prozent.“ (LU1469428814)
www.ossiam.com
In Japan mit
Köpfen investieren
B
ei den weltweiten Investoren stoßen japanische Aktien
auf ein unverändert starkes Interesse. Ossiam hat hierzu einen ETF auf dem Markt gebracht, der von den Vorteilen der Tokioter Börse profitiert. Bruno Poulin, CEO
und Mitgründer von Ossiam, beschreibt den Ansatz des Ossiam
Japan Minimum Variance ETF: „Der Fonds bildet die Performance des Japan Minimum Variance Euro Hedged Index NR ab.
Der Index ist ein Total-Return-Index, das heißt, er berücksichtigt
die Nettodividenden. Dabei werden Währungsschwankungen
des Yen gegenüber dem Euro abgesichert. Mit dem Fonds partizipieren Anleger an einem breit diversifizierten Portfolio der 140
liquidesten Aktien des S&P/Topix 150 Index NR.“ Die Aktien aus
dem Referenzindex würden mit dem Ziel ausgewählt, die Volatilität des Portfolios gegenüber dem traditionellen, kapitalgewichteten Aktienindex zu minimieren. Als Basis dafür würden historische Volatilitäts-Rankings und Korrelationen dienen. „Mittels
eines Optimierungsprozesses werden die Gewichtungen der Aktien festgelegt, die in der Vergangenheit wenig geschwankt und
geringe Korrelationen zueinander aufgewiesen haben. Kein Titel
darf dabei ein Portfoliogewicht von mehr als 4,5 Prozent haben,
das Gewicht einzelner Sektoren ist auf 20 Prozent begrenzt. Mit
dieser zugrunde liegenden Minimum-Varianz-Strategie bietet der
Fonds eine effiziente Lösung, um Risiken zu minimieren, ohne
notwendigerweise die Ertragserwartungen zu beschneiden“, erläutert Poulin. Bei dem ETF versucht das Management, niemals
Marktentwicklung vorherzusagen. Poulin erklärt hierzu den genauen Ansatz seiner Strategie: „Unser japanischer Minimum-Varianz-ETF nutzt einen systematischen Prozess, um Aktien aus
einem traditionellen, nach Marktkapitalisierung gewichteten Index auszuwählen. Das geschieht auf Basis historischer Schwankungen und Korrelationen, aber nicht auf derjenigen von Prognosen über künftige Volatilitäten oder Renditen. Als einer der
Pioniere unter den Anbietern von Smart-Beta-Strategien sind wir
bei Ossiam davon überzeugt, dass eine entscheidende Voraussetzung für alle unsere Strategien darin besteht, den jeweiligen
Ansatz streng systematisch in jedem denkbaren Marktumfeld
umzusetzen; und zwar ohne jedes Fine-Tuning durch menschliche Eingriffe. Gleichzeitig halten wir die Zahl der bestimmenden Parameter bei jeder Strategie bewusst begrenzt.“ Zusammen
führe dies zu einem über Marktzyklen hinweg konsistenten und
robusten Ansatz. „Wir bewegen uns schon eine ganze Weile in
der Investmentbranche und haben schon häufiger festgestellt,
dass das Risikobewusstsein mit wachsendem Ertragsdruck regelmäßig sinkt. Genau aus diesem Grund wollen wir gerade keine Modeprodukte anbieten, die nur unter bestimmten, gerade
aktuellen Marktbedingungen attraktive Erträge versprechen –
aber eben auch entsprechende Risiken bergen. Unser Ansatz ist
auf Beständigkeit ausgerichtet; wie derjenige eines klassischen
deutschen Produzenten, wenn Sie so wollen. Insbesondere was
unsere Minimum-Varianz-Produkte betrifft, haben viele institutionelle Investoren und erfahrene Privatanleger die Vorzüge
dieses Ansatzes erkannt“, untermauert Poulin. Laut dem CEO
richtet sich der ETF an folgende Zielgruppe: „Dieser ETF eignet
sich als Kerninvestment für langfristig orientierte Investoren
– institutionell wie privat –, die eine Position in japanischen
Aktien aufbauen wollen und dabei einen gewissen Schutz
sowohl auf der Aktien- als auch auf der Währungsseite suchen.“
(ISIN: LU1254453902)
int.lfde.com/de
Multi Asset ist ein
Dauerbrenner
B
ei den Fondsabsatzstatistiken des BVI liegen Multi-Asset-Fonds weiterhin sehr weit vorn. Von diesem
Trend will auch der französische Asset-Manager La Financière de l’Echiquier profitieren, welcher den Echiquier QME auf dem Markt eingeführt hat. Fondsmanager Alexis
Grutter erläutert besondere an seiner Strategie: „Der Name Echiquier QME steht für Quantitative Multi Edge. Der Fonds ist ein
diversifizierter, quantitativer Multi-Asset-Fonds. Er investiert in
mehr als 60 börsennotierte und liquide Terminkontrakte, die auf
die vier Anlageklassen Währungen, Aktienindizes, Staatsanleihen und Zinssätze aufgeteilt sind. Der Fonds kombiniert dabei
zwei sich ergänzende Strategien: Erstens verfolgt der QME zu
70 Prozent eine sogenannte Momentum-Strategie, mit denen die
mittel- und langfristigen Markttrends sowohl nach oben als auch
nach unten ausgenutzt werden. Zweitens investiert der Fonds zu
30 Prozent nach der sogenannten Satelliten-Strategie, die dazu
beiträgt, die Performance des Fonds in Phasen von Trendwenden oder in Phasen fehlender Trends zu glätten.“ Die Grundidee
des QME sei es, ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis zu ermöglichen. Das aktuelle Kapitalmarktumfeld sei sehr volatil, was
Investoren täglich merken würden, wenn sie auf ihr Portfolio
blicken. „Die Schwankungen sind je nach Aufstellung enorm –
Alexis Grutter: „Die Grundidee des QME ist es, ein besseres RenditeRisiko-Verhältnis zu ermöglichen.“
sowohl nach unten als auch nach oben. Dank dem QME kann
diese Volatilität geglättet werden. Im Endergebnis ist dadurch
ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis für Anleger möglich. Gerade in den letzten Wochen, in denen es an vielen Märkten keine
klaren Trends gab, konnten wir gegenüber der Peergroup durch
die Beimischung unserer Satelliten-Strategie einen Mehrwert
für unsere Anleger erzielen“, sagt Grutter. Den starken Einsatz
von Derivaten begründet Grutter folgendermaßen: „Der Echiquier QME ist ein systematischer Fonds. Systematische Fonds
oder CTA für Commodity Trading Advisor stellen eine der fünf
Hauptstrategien im Universum der alternativen Investments dar.
Es handelt sich um Fonds, die auf der Grundlage quantitativer
Modelle in Derivate oder Terminkontrakte anlegen. Beim QMEFonds ist der erste Schritt das Research beziehungsweise die
Analyse. Wir identifizieren an den Märkten mittel- oder langfristige Trends auf der Grundlage von Kauf- und Verkaufssignalen
und werten diese aus. Diese Trends sind bestimmend für die sogenannte Korrelation, also die Frage: Was passiert mit meinem
Portfolio, wenn sich der Markt in eine bestimmte Richtung entwickelt? Je höher die Korrelation, desto stärker entwickelt sich
ein Portfolio mit dem allgemeinen Trend – nach oben oder nach
unten. Genau diesen Effekt wollen wir glätten. Deswegen nutzen wir im zweiten Schritt Derivate.“ Die Volatilität möchte der
Fondsmanager mit folgenden Instrumenten begrenzen: „Wir
perfektionieren den Algorithmus der QME-Strategie seit mehr
als zehn Jahren. Grundsätzlich gilt: Unser Research ist die beste
Grundlage für Risikosteuerung, wie es bei Volatilität oder dem
maximalen Drawdown nötig wird. Dazu haben wir im Research ein ausgeklügeltes System von sogenannten Ex-post- und
Ex-ante- Indikatoren implementiert, um den Fonds so robust
wie möglich zu machen.“ Beispiele für die sogenannten Ex-postIndikatoren seien die Analyse des historischen Betas oder die
›
03 2016
GL BAL INVESTOR
89
GL BAL INVESTOR
~ NEUE FONDS ~
Das neue Magazin für Investment-Profis!
Volatilität eines Indexes oder einer Aktie. „Bei den Ex-ante-Indikatoren, also den vorausblickenden Indikatoren, verwenden wir
beispielsweise Stresstests, die bestimmte Extremsituationen an
den Märkten simulieren“, fügt Grutter hinzu. (FR0012815876)
Einhundert Prozent
Investmentfonds –
4x im Jahr!
www.lupusalpha.de
Volatilität schafft
Rendite
90
GL BAL INVESTOR
02 2016
JETZT BESTELLEN!
FAX 040 – 51 444 259
GL BAL INVESTOR
Tim Rademacher ist leitender
Redakteur bei Global Investor
mit Sitz in Frankfurt am Main.
RENDITECHANCE
Investitionen
in sauberes
Wasser
✔ Ja, ich möchte GLOBAL INVESTOR regelmäßig 4x im Jahr
er
zum Preis von 25 Euro frei Haus beziehen.
Firma
Name, Vorname*
Straße*
PLZ, Ort*
Telefon
E-Mail*
AKTIEN
68
Die erfolgreichsten
Marken der Welt
TREND
52
Der unaufhaltsame Erfol
g
der Sharing Economy
✔
Ich bezahle bequem per Bankeinzug
MÄRKTE
30
Wie Japan schon lange
ohne Zinsen lebt
Kontoinhaber*
Kreditinstitut*
DE
IBAN*
✘
TIM RADEMACHER
JANUAR – MÄRZ 2017
Die dritte Ausgabe
by
Datum, Unterschrift*
F R A N K F U R T 50° 06‘ N , 08° 40‘ W
EUR 7,00
NOTWENDIGKEIT UND
Investitionen in sauberes
Wass
Performance.“ Laut Raviol ist die Strategie des Fonds weitgehend
marktneutral: „Weder steigende noch fallende Aktien- und Rentenmärkte sind für die Erreichung der Ziele notwendig. Relevant
für die Fondsrendite ist die Differenz zwischen impliziter und
realisierter Volatilität.“ Sei dieser Abstand positiv, ist auch die
Risikoprämie positiv, die der Fonds als Vola-Verkäufer vereinnahmen könne. Lediglich in Stressphase an den Kapitalmärkten
käme es vorübergehend zu Verlusten. „Kommt es jedoch zu starken Kursverlusten an den Aktienmärkten, liegt einer der Vorteile
der Vola-Strategie von Lupus Alpha in der relativ schnellen und
von den Aktien unabhängigen Erholungsphase“, bestätigt Raviol.
Die Vorteile der Strategie fasst Raviol zusammen: „In ‚normalen‘
Marktphasen konnte bislang eine deutlich positive Performance durch die Vereinnahmung der Risikoprämie Volatilität erzielt
werden. In Krisenphasen fallen die Verluste im Vergleich zu vielen anderen Assetklassen in der Regel geringer aus. Gleichzeitig zeichnet sich der Lupus Alpha Volatility Risk- Premium sich
durch deutlich schnellere Erholungsphasen aus. Dadurch kann
eine Beimischung des Lupus Alpha Volatility Risk Premium zur
Reduktion von Drawdowns und Renditeerhöhung in risikobehafteten Portfolios beitragen.“ Die durchschnittliche Volatilität
läge seit Ende August 2015 bei 9,03 Prozent, der maximale Drawdown bei minus 4,22 Prozent. Insgesamt erzielt der Lupus Alpha
Volatility Risk-Premium seit seiner Auflegung eine Sharpe Ratio
von plus 0,69“, unterstreicht Raviol. (DE000A1J9DU7) //
N0. 3
Alexander Raviol: „Wir nutzen eine Short-Volatilitätsstrategie, um
die Risikoprämie Volatilität zu vereinnahmen.“
* Pflichtangaben
GL BAL INVESTOR
D
ie Anleiherenditen sind am Boden. Aus Sicht der
Anleger ist die Niedrigzinsphase längt keine Phase
mehr, sie ist der Normalzustand. Mit Renten lässt
sich kaum mehr etwas verdienen. Dieser Zustand
dürfte Investoren noch lange begleiten und stellt sie vor große
Herausforderungen. „In einer solchen Situation kann Volatilität
als alternative Anlageklasse Abhilfe schaffen“, unterstreicht Alexander Raviol, Head of Portfoliomanagement Alternative Solutions, von Lupus Alpha. Hierzu erklärt der Experte die eigentlichen Kennzeichen von Volatilität: „Eine zentrale Funktion der
Finanzmärkte ist der Transfer von Risiken. Die systematische
Entschädigung für die Übernahme bestimmter Risiken nennt
man Risikoprämien. Die klassischste aller Risikoprämien ist die
Entschädigung für das Eingehen unternehmerischen Risikos,
beispielsweise in Form eines Aktienkaufs. Der Aktieninvestor
gibt dem Unternehmen Eigenkapital und beteiligt sich so an den
Chancen, aber auch an den Risiken des jeweiligen Geschäftsmodells.“ Ähnlich wie der Aktienkäufer erhielte auch der Käufer von
Volatilität eine Entschädigung für das Eingehen die Übernahme
von unternehmerischen Risiken. „Diese Risikoprämie Volatilität
ist handelbar und kann langfristig nachhaltige Renditebeiträge
liefern. Ein Käufer von Volatilität möchte sich gegen das Risiko
starker Wertschwankungen zum Beispiel eines Aktienindexes
oder einer Aktie in einer bestimmten Anlageperiode absichern.“
Zum Ansatz des Fonds sagt Raviol: „Der Lupus Alpha Volatility Risk-Premium nutzt eine reine Short-Volatilitätsstrategie, um
die Risikoprämie Volatilität zu vereinnahmen. Ziel ist es dabei,
Investoren eine alternative Renditequelle zu erschließen – und
das weitestgehend unabhängig von der Entwicklung der Aktienoder Rentenmärkten.“ Grundidee des Fonds sei der systematische Verkauf der künftigen Volatilität. Hierbei würden kurzlaufende börsengehandelte Aktienindex-Optionen verkauft, um die
Volatilitätsrisikoprämie zu vereinnahmen. „Dabei gibt es zwei
Arten von Volatilität: die zukünftige Volatilität, die der Markt
erwartet (implizite Volatilität), und die tatsächlich am Markt zu
eingetretene Volatilität (realisierte Volatilität). Für den Fonds gilt
dabei: Der Gewinn liegt im Verkauf. Die erzielte Performance
ist danach umso höher, je größer der Abstand (Spread) zwischen
der verkauften (erwarteten) Volatilität und der tatsächlich realisierten Volatilität ist. Je größer dieser Abstand, desto höher die
GI-3_Titel.indd 1
Der Bezug kann jederzeit und mit sofortiger Wirkung gekündigt werden. Bestellen Sie jetzt!
Email:[email protected]
Fax:
040-51 444 259
Post: Cash. Print GmbH, Stresemannstraße 163, 22769 Hamburg
Mit GLOBAL INVESTOR die Finanzmärkte weltweit im Blick!
23.11.16 13:11
~ WATC H L I S T ~
~ WATC H L I S T ~
FONDS WELTWEIT
Performance *
Fonds
Allianz Strategiefonds Balance
Blackrock Global Funds - Global Equity Income
Carnegie Fund Worldwide
Credit Suisse (Lux) Global Value Equity Fund
Deka-Dividendenstrategie
Deutsche Invest I Top Dividend
DJE - Dividende & Substanz
DWS Top Dividende
DWS Vermögensbildungsfonds
Fidelity Funds - World Fund
FT Interspezial
Flossbach von Storch Global Quality
Invesco Global Structured Equity
JP Morgan Global Dividend Fund
Kepler Risk Select
LGT Sustainable Equity Fund Global
M&G Global Dividend Fund
Metzler International Growth
MFS Meridian Funds - Global Equity
MS Investment Funds - Global Opportunity Fund
Newton Global Inc GBP Inc
Nordea 1- Global Stable Equity Fund
Nordea-1 Global Dividend BP
Pictet - High Dividend Selection
Pictet-Global Megatrend Selection
Robeco BP Global Premium Equities
Schroder ISF Global Dividend Maximiser
Siemens DC Balanced
State Street World Index Equity Fund
Templeton Growth
Threadneedle Global Eq Inc Retl EUR Acc
Unifavorit: Aktien
Union Investment Uniglobal
Uni-Global - Equities World
Uniinstitutional Global High Dividend Equities
Valueinvest Lux Global
Vanguard Global Stock Index Fund
Vanguard Inv Series Plc Glb Small-Cap Index
Vontobel Global Equity Hi
Siemens DC Balanced
ISIN
Währung
Volumen**
DE0009797258
Euro
616.127.831
LU0545039389
USD
2.157.733.587
LU0086737722
NOK
2.047.882.966
LU0129338272
Euro
175.063.357
DE000DK2CDS0 Euro
3.286.323.515
LU0507265923
Euro
4.505.100.131
LU0159550150
Euro
1.194.847.469
DE0009848119
Euro
17.535.158.591
DE0008476524
Euro
6.670.655.576
LU1261432659
Euro
1.076.104.406
DE0008478009
Euro
199.687.154
LU0366178969
Euro
277.544.576
LU0482497954
Euro
599.982.878
LU0329202252
Euro
84.068.136
AT0000A0NUW5 Euro
95.589.466
LI0106893030
Euro
276.279.988
GB00B39R2S49
Euro
7.027.842.049
IE0003723560
Euro
40.677.447
LU0094560744
Euro
4.470.186.321
LU0552385295
USD
1.128.441.085
GB00B0MY6T00 GBP
5.554.647.731
LU0097890064
Euro
2.214.527.253
LU0772951868
USD
65.751.112
LU0503634221
Euro
1.082.442.287
LU0386882277
Euro
3.980.637.308
LU0203975437
Euro
1.859.104.513
LU0867894346
Euro
3.123.256.929
DE000A0LF5G1
Euro
882.407.615
LU1159235107
Euro
2.948.967.491
LU0114760746
Euro
6.874.344.956
GB00B1Z2NR59
Euro
2.863.712.725
DE0008477076
Euro
1.488.427.476
DE0008491051
Euro
4.704.042.480
LU0337270200
Euro
929.887.935
DE000A0RPAP8 Euro
922.144.742
LU0135991064
Euro
832.214.620
IE00B03HCZ61
Euro
7.651.589.402
IE00B3X1NT05
GBP
662.990.177
LU0333249364
Euro
1.581.207.743
DE000A0LF5G1
Euro
882.407.615
1 Jahr
-0,87
-6,81
18,9
-2,91
3,82
-1,41
3,73
-1,16
0,73
-2,85
4,99
-5,41
-1,5
4,44
18,83
6,04
-4,79
0,68
4,87
32,92
5,23
2,08
-0,36
1,84
0,03
0,96
1,71
-1,93
0,73
0,37
-1,29
-0,5
-0,51
5,53
1,73
31,57
-0,24
0,96
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
8
9,48
7,34
2,09
6,1
10,27
3,88
7,57
12,15
6,99
9,88
15,37
9,36
11,77
12,27
11,13
11,38
9,78
7,96
9,91
12,18
11,8
11,91
10,23
11,13
12,04
13,31
10,87
12,15
12,03
10,94
11,67
11,71
5,88
9,12
13,68
8,38
10,67
11,01
14,79
13,87
10,99
19,34
18,42
11,72
6,39
10,87
14,44
9,32
11,88
12,55
10,43
14,3
12,26
12,54
13,07
14,63
15,1
14,78
10,57
14,69
15,53
10,48
6,46
8,98
10,71
10,31
13,34
12,02
11,5
15,22
11,84
1,05
4,19
5,93
5,16
11,39
14,28
11,28
5,54
11,78
13,88
8,09
11,94
12,39
12,37
14,53
11,32
9,77
12,57
11,27
4,56
7,39
14,97
9,27
12,04
9,71
13,8
14,73
10,11
11,3
14,09
11,29
13,51
16,13
12,45
4,04
7,43
16,61
4,19
5,93
5,16
ROHSTOFFE
Fonds
Aureus Fund (Ireland) Plc
Barclays Capital Combats Fund
Credit Suisse (Lux) Commodity Allocation Fund
FIVV-MIC-Mandat-Rohstoffe
Hansagold Euro-Klasse
LBBW Rohstoffe 2 LS
Market Access III RICI Enh. Commodity Index Fund
ISIN
Währung
IE0031772803
Euro
LU0571661007
CHF
LU0499368180
Euro
DE000A0NAAA1 Euro
DE000A0RHG75 Euro
DE000A0X97E0
Euro
LU0384596192
Euro
Volumen**
253.887.169
10.493.015
1.301.098.835
6.271.026
127.259.330
90.470.887
0
1 Jahr
9,03
-2,93
-4,84
-1,43
5,73
-2,08
-20,41
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
2,61
-3,51
18,47
-0,4
-2
9,94
-14,07
-12,9
18,54
-0,73
-2,32
13,13
-5,43
-8,26
20,49
-4,64
-1,83
10,99
-11,23
-3,24
23,31
* durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert)
92
GL BAL INVESTOR
03 2016
GLOBALE THEMENFONDS
Performance *
Fonds
Allianz Global Agricultural Trends
AXA Rosenberg Global Small Cap Alpha Fund
Bellevue Funds (Lux)-BB Adamant Biotech
Blackrock Global Funds - New Energy
Blackrock Global Funds - World Energy
Blackrock Global Funds - World Healthscience
Carnegie Fund Medical
Carnot Efficient Energy Fund
Deka-Telemedien TF
DJE - Agrar & Ernährung
Edmond De Rothschild Fund - Global Healthcare
Fidelity Funds - Global Technology Fund
Fidelity Funds - Global Telecommunications Fund
First State Global Listed Infrastructure Fund
Franklin Biotechnology Discovery Fund
Global Brands Fund Hedged Class
GS Global Small Cap Core Equity Portfolio
Henderson Global Technology Fund
Janus Global Life Sciences Fund
JP Morgan Global Natural Resources Fund
Jupiter Global Financials
Kepler Small Cap Aktienfonds
Macquarie Global Listed Infrastructure Fund
MFS Meridian Funds - Global Energy
NN (L) Food & Beverages
Ökoworld Ökovision Classic A
Parvest Equity World Consumer Durables
Pictet-Timber
Pictet-Water
Polar Capital Healthcare Opportunities Fund
Schroder ISF Global Smaller Companies
UBS (Lux) Equity Fund - Biotech
UBS (Lux) Equity Fund - Global Innovators
ISIN
Währung
LU0342688941
Euro
IE0031069168
Euro
LU0415392249
Euro
LU0252964944
Euro
LU0171301533
Euro
LU0171307068
Euro
LU0090908194
Euro
LU0330113779
Euro
DE0009771923
Euro
LU0350835707
Euro
LU1160356009
Euro
LU1213836080
Euro
LU0261951957
Euro
GB00B2PDR286 Euro
LU0109394709
USD
LU0335216932
Euro
LU0300997029
USD
LU0572954062
Euro
IE0002122038
Euro
LU0208853274
Euro
LU0262307480
Euro
AT0000653670
Euro
LU0433812962
Euro
LU0406711613
Euro
LU0119207214
USD
LU0551476806
Euro
LU0823412183
Euro
LU0340559557
Euro
LU0385405567
USD
IE00B3K83P04
Euro
LU0279460892
Euro
LU0400035332
USD
LU0130799603
Euro
Volumen**
172.876.915
491.807.034
54.342.793
811.539.803
1.700.838.486
2.580.654.931
4.605.258.852
43.428.978
413.502.308
91.208.998
390.129.582
1.088.937.585
147.303.295
2.165.210.144
2.232.121.549
6.354.818.284
329.050.787
1.829.386.682
1.264.378.890
727.618.958
58.554.719
55.721.721
55.129.558
24.115.331
415.258.500
567.698.858
81.654.316
349.744.111
3.955.777.577
738.442.891
157.324.173
994.716.746
90.749.038
1 Jahr
0,38
-0,41
-24,95
6,31
0,65
-7,38
-18,11
8,05
0,59
4,23
-11,82
13,68
-4,45
8,87
-19,06
-1,31
2,99
7,02
-14,87
25,03
-3,06
6,63
2,55
1,63
4,37
0,48
-3,23
-0,65
5,6
-11,02
3,23
-19,97
2,03
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
9,32
6,79
14,41
10,38
15,64
12,35
12,77
24,54
25,04
8,25
9,83
-5,07
-2,43
15,46
20,26
14,66
19,4
3,92
8,45
15,41
12,39
16,79
12,88
0,87
8,47
12,91
13,55
18,5
13,04
6,05
10
11,01
14,34
14,37
11,71
6,86
18,89
23,76
4,7
7,76
17,56
3,84
10,62
13,01
17,25
15,72
14,36
8,7
17,16
19,15
-6,08
-10,71
27,08
7,55
13,75
15,04
15,92
15,74
11,21
9,58
10,25
10,71
-0,83
2,28
15,22
6,94
9,93
10,09
7,73
11,8
13,08
10,08
4,84
10,95
15,25
10,79
12,82
10,59
17,46
25,04
11,99
14,52
12,33
7,73
19,46
24,6
7,65
10,86
13,69
Fonds
Aberdeen Global - Emerging Markets Equity
Carmignac Emergents
Comgest Growth Emerging Markets
First State Global Emerging Markets Leaders Fund
ISIN
Währung
LU0498181733
Euro
FR0010149302
Euro
IE00B65D2871
Euro
GB00B2PDTP51 Euro
Volumen**
5.741.159.230
1.263.049.221
4.252.321.185
3.213.053.667
1 Jahr
11,8
4,49
8,9
4,96
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
4,89
6,09
17,04
5,85
5,5
14,2
8,15
7,71
16,12
6,86
9,34
13,69
JP Morgan Emerging Markets Equity Fund
M&G Global Emerging Markets Fund
Morgan Stanley Emerging Markets Equity Fund
Robeco Emerging Cons. High Dividend Equities
Russell IC Emerging Markets Equity Fund
Schroder ISF Emerging Markets
Schroder ISFFrontier Markets Equity
Skagen Kon-Tiki
Templeton Emerging Markets Fund
Vanguard Emerging Markets Stock Index Fund
LU0217576759
GB00B3FFXZ60
LU0365481349
LU0582533245
IE0002549487
LU0248178492
LU0968301142
NO0010140502
LU0188151921
IE0031786142
4.002.112.426
2.004.033.202
1.781.995.904
3.355.938.813
3.724.431.368
2.240.500.422
1.134.114.437
3.959.898.575
537.485.407
7.157.415.255
14,19
11,94
11,43
3,79
11,7
11,34
6,29
6,5
14,22
9,67
EMERGING MARKETS
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
USD
Euro
Euro
5,72
3,27
7,1
4,65
5,49
6,57
9,58
-5,11
2,53
4,9
5,54
5,15
7,87
8,06
5,87
7,59
-0,39
2,71
5,08
16,36
18,06
13,5
16,07
15,89
15,83
16,33
* durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert)
03 2016
GL BAL INVESTOR
93
~ WATC H L I S T ~
~ WATC H L I S T ~
Performance *
EUROPA GESAMT
Fonds
Allianz Europe Equity Growth
AXA Wf - Framlington Europe Small Cap
BGF Euro-Markets
Deka-Europa Aktien Spezial
Franklin European Small-Mid Cap Growth Fund
JP Morgan Europe Equity Plus Fund
Metzler European Smaller Companies
MFS Meridian Funds - European Value Fund
Nordea 1- European Value Fund
Schroder ISF Emerging Europe
Threadneedle Pan European Sm Companies Fund
UBS (Lux) Equity - European Opp. Unconstrained
Vontobel Fund - European Equity
ISIN
Währung
LU0256839274
Euro
LU0125741180
Euro
LU0147386659
Euro
LU0835598458
Euro
LU0188151095
Euro
LU0289089384
Euro
IE0002921975
Euro
LU0125951151
Euro
LU0064319337
Euro
LU0106817157
Euro
GB00B0PHJS66
Euro
LU0549584711
Euro
LU0153585137
Euro
Volumen**
6.489.297.742
593.317.237
3.033.970.809
997.654.842
576.092.620
3.572.199.863
488.703.362
5.996.416.540
1.178.379.177
462.004.418
2.706.919.551
3.089.359.925
620.626.961
1 Jahr
-6,96
-2,86
-3,06
-6,44
-15,95
-6,8
-4,79
-2,24
-5,14
16,47
-5,41
-11,46
-7,72
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
7,82
12,06
12,99
10,96
15,21
12,01
6,55
13,96
13,63
7,96
0,87
11,46
13,73
6,7
14,26
12,38
10,47
14,58
14,23
9,12
13,05
10,02
5,28
9,72
11,24
-1,46
4,39
17,53
9,18
13,99
12,2
9,37
16,39
12,59
5,94
10,38
10,27
ISIN
Währung
LU0087656699
Euro
BE0942851115
Euro
IE00B6X8T619
Euro
LU0012195615
NOK
FR0010588343
Euro
LU0261948060
Euro
LU0261948904
Euro
GB00B0LLB641
GBP
LU0995123261
Euro
GB0033547604
GBP
LU0352162191
Euro
LU0129602636
CHF
IE00B6X8T619
Euro
Volumen**
321.058.860
203.406.086
2.105.767.434
388.497.655
1.377.432.098
208.866.797
654.973.534
1.501.846.429
60.988.601
97.346.512
1.172.857.667
173.317.030
2.105.767.434
1 Jahr
-20,61
3,92
-6,79
4,64
-4,38
-6,22
-9,32
13,47
-16,9
-2,11
-4,24
10,64
-6,79
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
0,08
8,65
18,56
11,38
14,76
11,41
5,91
11,78
10,85
21,24
25,13
13,07
4,71
9,74
13,81
4,54
10,91
11,99
2
10,05
14,93
8,93
11,95
8,57
-4,25
9,39
11,51
5,69
12,67
12,72
4,44
11,97
11,9
11,18
14,42
12,22
5,91
11,78
10,85
ISIN
Lu0086738027
Lu0012195888
Lu0083425479
Lu0346392995
Lu0278527428
Lu0950373059
Lu0385664312
Währung
SEK
NOK
Euro
SEK
Euro
Euro
SEK
Volumen**
620.840.150
219.809.219
644.631.783
3.455.758.924
90.090.208
37.346.283
1.332.442.739
1 Jahr
4,99
-3,5
6,65
22,51
16,18
15,85
17,1
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
14,34
14,73
11,93
13,31
13,08
13,4
14,25
19,16
12,62
13,42
14,87
12,58
19,71
17,99
13,83
18,57
19,18
-
ISIN
LU0505664713
IE0004852103
LU0156840208
LU0146864797
LU0332315638
IE0000111876
AT0000805460
LU0070133888
LU0122613903
Währung
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Volumen**
53.218.875
864.370.037
177.873.047
161.619.112
180.739.763
61.361.621
346.263.309
138.645.500
277.355.599
1 Jahr
8,52
14,44
-1,44
24,76
14,85
10,92
4,87
0,95
9,89
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
-1,94
3,61
17,29
-4,38
-0,5
19,57
5,23
8,59
-0,76
0,3
26,57
-4,83
-1,22
18,95
-3,93
-1,76
18,3
-7,65
-1,78
19
-1,7
3
15,49
-3,27
-0,65
16,52
EUROPA LÄNDERFONDS
Fonds
AXA WF Framlington Italy
Candriam Equities B Belgium
Comgest Growth Europe
Danske Invest Denmark Focus
Edmond de Rothschild Tricolore Rendemen
Fidelity Funds - France Fund
Fidelity Funds - Iberia Fund
JOHCM UK Opportunities Fund
Schroder ISF UK Opportunities
Threadneedle UK Mid 250
UBAM - Swiss Equity
Vontobel Fund - Swiss Mid and Small Cap Equity
Comgest Growth Europe
NORDEUROPA
Fonds
Carnegie Nordic Markets Fund
Danske Invest Nordic
DNB Fund - Scandinavia
Fidelity Funds - Nordic Fund
Nordea 1- Nordic Equity Small Cap Fund
Parvest Equity Nordic Small Cap
SEB Nordic Small Cap
OSTEUROPA
Fonds
Aberdeen Global - Eastern European Equity
Baring Eastern Europe Fund
Danske Invest Eastern Europe Convergence
DWS Russia
East Capital (Lux) Eastern European Fund
Metzler Eastern Europe
Raiffeisen-Osteuropa-Aktien
SEB Eastern Europe Ex Russia Fund
Templeton Eastern Europe Fund
* durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert)
94
GL BAL INVESTOR
03 2016
DEUTSCHLAND
Performance *
Fonds
ACATIS Aktien Deutschland ELM
Akrobat Fund - Europa
AL Trust Aktien Deutschland
Allianz Adifonds
Allianz German Equity
Allianz Nebenwerte Deutschland
Allianz Thesaurus
Allianz Vermögensbildung Deutschland
AXA Deutschland
Baring German Growth Trust
Concentra A
DB Platinum IV Platow
Deka-Deutschland Nebenwerte
Dekafonds
Dekalux-Deutschland TF
Deutschland-Invest
DWS Aktien Strategie Deutschland
DWS Deutschland
DWS German Small/Mid Cap
DWS Investa
Fidelity Funds - Germany Fund
FPM Funds Stockpicker Germany Small/Mid Cap
FT Frankfurt-Effekten-Fonds
GS&P Fonds Deutschland Aktiv
JB EF German Value
JP Morgan Germany Equity Fund
LBBW Aktien Deutschland
Lupus Alpha Smaller German Champions
Mainfirst Germany Fund
MEAG Proinvest
Metzler Aktien Deutschland
Monega Germany
Pioneer Investments German Equity
SEB Aktienfonds
UBS (D) Aktienfonds - Special I Deutschland
Unideutschland XS
Unifonds
ISIN
LU0158903558
LU0138526776
DE0008471608
DE0008471038
LU0840617350
DE0008481763
DE0008475013
DE0008475062
DE0008471368
GB0008192063
DE0008475005
LU1239760025
LU0923076540
DE0008474503
LU0062624902
DE0008479288
DE0009769869
DE0008490962
DE0005152409
DE0008474008
LU0261948227
LU0207947044
DE0008478058
LU0068841302
LU0048167497
LU0143832128
DE0008484650
LU0129233093
LU0390221256
DE0009754119
DE0009752238
DE0005321038
DE0009752303
DE0008473471
DE0008488206
DE0009750497
DE0009750208
Währung
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Volumen**
176.333.224
215.738.044
167.800.952
209.214.726
393.082.207
667.916.009
158.111.017
679.948.387
21.800.636
473.306.498
2.038.797.734
115.668.374
69.924.609
4.187.065.525
536.680.874
57.852.613
2.815.212.031
5.564.733.746
176.923.014
3.440.138.933
937.902.934
53.721.416
1.917.763.339
31.548.427
87.910.792
184.498.125
91.103.413
556.943.432
211.978.156
127.684.023
133.830.158
125.998.522
129.563.772
736.195.180
121.021.228
647.263.675
431.707.298
1 Jahr
-2,81
5,97
-2,31
-4,21
-4,24
-3,92
-4,2
-1,47
-2,52
-1,89
-3,58
0
2,79
-4,15
-5,75
0,28
-3,29
1,6
-2,8
-4,08
-7
4,78
-3,33
-7,39
-5,89
-2,18
-4,78
1,98
3,55
-1,99
-6,74
-2,04
-4,43
-2,5
-4,72
-4,14
-4,27
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
8,62
14,69
13,26
2,78
10,47
10,36
5
9,19
16,58
7,26
11,62
15,4
7,58
13,28
15,61
6,79
14,94
14,81
7,06
12,59
15,57
5,9
11,82
16,33
6,71
11,6
15,75
7,27
13,45
14,89
7,71
13,17
15,75
12,74
18,48
13,71
11,68
4,95
10,38
16,33
3,76
9,32
16,47
6,35
12,82
15,61
11,89
17,65
16,58
8,34
15,52
17,43
10,5
18,45
14,9
7,18
14,06
17,43
6,39
13,42
14,57
7,78
14,82
13,85
2,97
8,67
16,51
4,1
9,51
12,01
5,96
11,83
14,44
7,16
13,52
14,83
4,01
9,67
15,24
13,42
18,42
12,96
19,8
20,27
15,07
6,57
12,99
17,7
3,76
10,81
14,84
4,79
10,06
16,68
4,07
10,39
15,58
5,24
11,95
15,79
4,27
10,94
15,41
14,76
16,96
14,45
3,79
9,48
15,69
ISIN
Währung
Volumen**
De000a0x7541
Euro
1.255.657.898
Lu0352312184
Euro
2.461.396.171
De0009789453
Euro
1.253.038.819
Fr0010135103
Euro
23.800.075.411
Lu0323578657
Euro
10.362.926.367
Lu0323578145
Euro
1.211.433.555
LU0243957239
Euro
6.792.062.525
Lu0247992398
Euro
6.557.524.291
Gb00b1vmcy93
Euro
17.829.375.287
Lu0227384020
Euro
19.464.488.499
1 Jahr
-0,81
0,92
-1,92
2,7
2,31
3,68
2,36
-4
5,73
3,9
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
4,39
7,35
5,68
7,11
9,84
6,96
8,28
11,05
12,37
4,29
4,83
6,91
8,51
9,99
8,79
7,58
7,11
6,85
5
9,72
7,86
7,32
6,44
10,83
3,08
5,63
4,43
5,74
6,49
4,15
MULTI ASSET
Fonds
Acatis Gané Value Event Fonds
Allianz Strategy 50
AXA Chance Invest
Carmignac Patrimoine
Flossbach von Storch Sicav -Multiple Opportunities
Flossbach von Storch -Multi Asset - Balanced
Invesco Pan European Hi Inc A Acc
JP Morgan Global Macro Opportunities Fund
M&G Optimal Income Fund
Nordea 1 – Stable Return Fund
* durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert)
03 2016
GL BAL INVESTOR
95
~ WATC H L I S T ~
~ WATC H L I S T ~
NORDAMERIKA
Performance *
Fonds
BGF Global Allocation Fund
BGF US Small & Midcap Opportunities Fund
Dimensional Funds - US Small Companies Fund
Edgewood US Select Growth
First Eagle Amundi International Fund
Franklin Global Fundamental Strategies Fund
Franklin Income Fund
GS US Focused Growth Equity Portfolio
Invesco Balanced-Risk Allocation Fund
Janus Balanced Fund
JP Morgan Funds ­US Smaller Companies Fund
Kathrein US Equity
Legg Mason Clearbridge US Agressive Growth Fund
Legg Mason Royce US Small Cap Opportunity Fund
M&G Optimal Income Fund
MFS Meridian Funds Global Total Return Fund
Parvest Equity USA Mid Cap
Parvest Equity USA Small Cap
Pioneer Funds - US Mid Cap Value
Robeco US Premium Equities
Schroder US Small & Mid-Cap Equity
T. Rowe Price Funds Sicav - Us Sm Comp. Eq.
Templeton Global Income Fund
UBS (Lux) Key Selection Sicav - Glb Allocation
UBS Strategy Balanced
ISIN
Währung
Volumen**
LU0171283459
Euro
16.897.237.401
LU0171298648
Euro
316.038.993
IE0032768974
Euro
134.088.739
LU0138007074
Euro
2.130.533.981
LU0565135745
USD
7.787.990.512
LU0316494805
Euro
1.639.599.724
LU1129995152
Euro
2.097.789.429
LU0133264951
Euro
29.313.249
LU0432616737
Euro
2.452.955.735
IE0009514989
Euro
526.766.776
LU0210528922
USD
529.146.807
AT0000779673
Euro
53.091.719
IE00B19ZB219
USD
248.288.958
IE00B19Z4C24
Euro
513.122.630
GB00B1VMCY93 Euro
17.829.375.287
LU0219418836
Euro
2.579.573.087
LU0212196652
Euro
469.759.006
LU0823410724
Euro
587.106.034
LU0133607589
Euro
385.190.648
LU0674140123
USD
1.760.614.607
LU0248178732
Euro
1.292.212.423
LU0918140210
Euro
774.953.034
LU0211332563
Euro
1.126.845.446
LU0423408631
USD
857.563.005
LU0049785792
USD
1.046.721.691
1 Jahr
1,37
-0,92
4,29
-0,08
5,28
0,09
2,19
-5,31
7,06
-3,03
7,29
-0,56
0,84
6,2
5,73
3,81
3,32
6,42
2,05
3,42
8,46
4,71
-2,3
-2,99
1,94
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
8,91
8,98
12,83
14,93
11,99
17,59
13,52
10,3
13,84
17,43
2,62
4,77
6,42
9,71
10,41
11,39
14,43
13,19
2,72
4,23
6,1
0,99
5,28
6,46
6,64
12,71
11,98
16,56
17,64
12,9
5,65
10,42
9,74
7,3
14,81
16,07
3,08
5,63
4,43
9,63
10,36
7,84
1,71
9,65
19,96
13,63
17,55
14,52
11,9
14,35
11,74
8,79
14,14
12,06
16,39
17,75
11,17
13,6
18,51
12,53
6,08
9,24
10,57
1,52
5,32
8,16
2,93
4,86
5,8
ISIN
LU0396314667
LU0171289498
LU0196696453
LU0831102792
LU0073231317
LU0248181363
GB00B64TSG63
DK0060647873
LU0592650328
GB00B0WJ2D10
LATEINAMERIKA
Fonds
Aberdeen Global - Latin American Equity Fund
BGF Latin American Fund
HSBC Global Investment Funds - Brazil Equity
JP Morgan Latin America Equity Fund
Morgan Stanley Latin American Equity Fund
Schroder Int. Selection Fund Latin American
Stewart Investors Latin America Fund
Sydinvest Latin America Equities
Templeton Latin America Fund
Threadneedle Latin American Retail
Währung
Euro
Euro
GBP
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Volumen**
447.519.262
1.296.078.009
375.162.976
871.090.220
379.906.484
216.459.087
204.923.893
9.087.375
1.021.646.370
1.122.601.571
1 Jahr
37,35
30,12
108,3
29,27
30,77
26,77
32,7
16,27
29,47
26,69
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
-1,01
0,83
24,69
0,99
-1,36
-2,59
-4,75
-0,12
-0,59
-0,96
-2,53
-2,29
22,55
6,13
6,96
19,28
0,71
0,94
19,54
-2,14
-2,49
20,98
-3,16
-2,78
23,4
ISIN
Währung
LU0569692097
Euro
LU0433847240
Euro
LU0329759921
Euro
LU0209404259
Euro
LU0352132285
Euro
LU0355584979
Euro
LU0401356422
Euro
IE00B3NMJY03
Euro
NL0006238131
Euro
Volumen**
59.333.605
59.326.605
80.839.102
37.244.352
78.420.308
187.625.569
94.422.704
24.346.407
39.694.935
1 Jahr
-9,94
-2,26
3,43
-3,64
-14,57
-6,6
-4,77
0,96
-5,42
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
-0,5
5,3
14,94
-4,13
-3,23
17,28
-4,68
3,22
26,16
4,16
8,84
15,7
-3,17
3,6
16,46
2,37
6,35
17,28
19,21
20,33
16,37
-4,06
3,92
16,91
AFRIKA, NAHER UND MITTLERER OSTEN
Fonds
Amundi Funds Equity MENA
BB African Opportunity
Deutsche Invest I Africa
DWS Türkei
Franklin MENA Fund
JP Morgan Africa Equity Fund
JP Morgan Emerging Middle East Equity Fund
Magna MENA Fund
Robeco Afrika Fonds
* durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert)
96
GL BAL INVESTOR
03 2016
CHINA
Performance *
Fonds
Allianz China Equity
GAM Star China Equity
Invesco Greater China Equity Fund
JP Morgan Greater China
Schroder ISF Greater China
UBS Equity China Opportunity
ISIN
Währung
LU0348827899
Euro
IE00B1W3WK72 Euro
LU0482497798
Euro
LU0522352946
Euro
LU0365775922
Euro
LU0067412154
USD
Volumen**
424.550.419
932.389.268
859.162.195
499.587.081
617.529.997
1.648.786.135
1 Jahr
1,04
-4,87
6,08
3,04
12,63
9,05
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
10,75
9,4
19,62
8,03
10,91
22,38
2,91
7,44
21,69
9,57
10,92
17,13
14,61
12,26
17,25
9,36
12,25
19,74
ISIN
LU0476876759
LU0255399742
IE00B1GCTJ86
LU0217390730
LU0289132655
IE00B5648R31
LU0255979402
LU0236737465
Währung
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Euro
Volumen**
2.863.076.269
1.063.662.293
417.104.195
2.250.812.525
2.122.190.853
3.135.311.126
1.581.721.446
2.565.780.027
1 Jahr
-4,63
-6,7
-13,19
9,75
4,91
-15,11
5,98
-10,51
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
8,51
14,86
26,8
4,63
14,06
28,53
6,87
18,04
30,5
13,79
16,01
19,23
12,41
12,96
19,45
5,26
11,02
34,37
12,33
14,33
20,65
4,02
12,11
28,23
ISIN
Währung
LU0498184596
Euro
IE00B56BR119
Euro
LU0197230542
Euro
LU0231205187
Euro
LU0333810181
USD
LU0266115632
USD
IE00B0JY6M65
USD
GB00B2PF5X11
Euro
Volumen**
3.390.711.323
154.798.512
1.461.699.737
2.915.248.944
1.831.800.326
366.304.388
1.035.110.000
362.902.273
1 Jahr
5,82
10,65
6,89
11,24
8
12,38
7,1
6,36
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
19,5
29,91
13,25
23,38
21,19
11,28
22,24
24,87
12,62
22,4
19,34
11,95
23,23
27,07
14,7
21,94
10,08
21,94
26,19
17,92
18,48
ISIN
LU0011963328
LU0368678339
LU0044681806
Währung
AUD
Euro
AUD
Volumen**
69.011.595
1.986.170.573
279.905.584
1 Jahr
2,5
10,78
-0,99
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
3,97
7,09
17,01
13,16
15,63
14,93
-1,16
6,97
18,8
ISIN
LU0348798009
LI0028571698
LU0075458603
LU0048587868
IE0003842543
LU0441852612
LU0823429823
Währung
Euro
CHF
USD
USD
USD
Euro
Euro
Volumen**
151.207.622
999.784
146.770.755
71.859.107
126.795.501
535.795.465
64.711.506
1 Jahr
8,78
12,11
13,82
6,74
-22,14
12,73
23,08
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
6,72
16,11
14,24
7,77
12,09
17,08
5,36
7,98
12,48
-8,37
-1,12
13,95
2,28
0,27
15,83
5,98
9,62
14,28
8,9
3,49
15,15
ISIN
LU0302296495
LU0547714526
LU0083425479
LU0302237721
LU1303786500
Währung
Euro
Euro
Euro
Euro
NOK
Volumen**
346.001.000
223.000.000
66.980.000
48200000
1.167.950.000
1 Jahr
12,9
8,5
1,2
9,76
5.20
3 Jahre 5 Jahre Vol.***
20,5
19,7
15,9
3,8
2,4
7,3
8,9
11,4
14,3
23,80
11,34
22,0
-
JAPAN
Fonds
Aberdeen Global - Japanese Equity Fund
BGF Japan Small & Mid Cap Opportunities Fund
CC Japan Alpha Fund
Japan Equity Fund
JB EF Japan
MAN GLG Japan Core Alpha Equity
Pictet-Japanese Equity Opportunities
Schroder Japanese Equity
INDIEN
Fonds
Aberdeen Global - Indian Equity Fund
Comgest Growth India
Fidelity Funds - India Focus Fund
Franklin India Fund
Goldman Sachs India Equity Portfolio
Morgan Stanley Indian Equity Fund
Pinebridge India Equity Fund
Stewart Investors Indian Subcontinent Fund
PAZIFIK
Fonds
Aberdeen Global - Australasian Equity Fund
FF - Pacific Fund
UBS Equity Australia
FERNER OSTEN
Fonds
Allianz Thailand Equity
AMCFM Vietnam Equity Fund
Fidelity Funds - Taiwan Fund
Fidelity Funds - Malaysia Fund
Invesco Korean Equity Fund
JP Morgan Asean Equity Fund
Parvest Equity Indonesia
DNB
Fonds
DNB Fund – Technology
DNB Fund – TMT Abs. Return
DNB Fund – Scandinavia
DNB Fund – India
DNB SICAV High Yield
* durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert)
03 2016
GL BAL INVESTOR
97
~ ZU GUTER LETZT ~
Im nächsten Heft
INDIEN
INTERNET OF THINGS
No. 4 – 2. März 2017
Das bald bevölkerungsreichste Land
Die Vernetzung intelligenter Geräte
der Erde macht sich durch strikte
erinnert an Science-Fiction-Szenarien.
Ein Leistungsspektrum. Das erfolgreich macht.
DSL Bank. Ihr Partner für ausgezeichnete Finanzierungslösungen.
Reformen für Investoren attraktiv.
MULTI-ASSET-FONDS
ENERGIE
Eine breite Streuung der Anlage
Die Welt lechzt nach Energie – ein
verbindet Rendite mit Sicherheit.
In der aktuellen Niedrigzins-Phase bieten Immobilienfinanzierungen und Privatkredite
überdurchschnittliche Umsatzmöglichkeiten. Besonders, wenn sie so ausgezeichnet
sind wie die der DSL Bank. Und das ist nicht der einzige Grund, unser Partner zu werden.
Ihre Vorteile:
aussichtsreiches Feld für Fonds.
HOHE ZINSEN
High-Yield-Bonds gehören in
Wie Fonds die Chancen der
kundige Hände, denn der hohe
neuen globalen Metropolen nutzen.
Ertrag ist mit Risiken verbunden.
GLOBAL INVESTOR IMPRESSUM
Herausgeber/Chefredakteur: Josef Depenbrock, Redaktion/Themenmanagement: Katharina Lamster, Autor: Tim Rademacher/Frankfurt am Main, Layout und Produktion:
www.layoutraum.de, Infografik: www.AxelKock.de, Lektorat: Dr. Gabriele Raudszus, Werbe- und Vertriebsleitung: Carsten Moritzen, Anzeigenleitung: Helge Schaubode,
Tel.: +49 (0)40/51444-262, Gerhard Langstein, Tel.: +49 (0)40/51444-195. Geschäftsführung: Ulrich Faust. Anschrift: Cash.Print GmbH, Redaktion Global Investor,
Stresemannstraße 163, 22769 Hamburg, Tel.: +49 (0)40/51444-0, E-Mail: [email protected]. Ein Magazin der Cash.Medien AG. Vorstand: Ulrich Faust.
Abo- und Leserservice: Tel.: +49 (0)40/51444-251, E-Mail: [email protected]. Zeitschriftenhandel: MZV Moderner ZeitschriftenVertrieb GmbH & Co. KG,
Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim, www.mzv.de. Litho: MWW Medien GmbH, Hamburg. Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG, Kassel. Einzelverkaufspreis
(D/A): 7,00 Euro, Jahresabonnement Inland: 25,00 Euro für vier Ausgaben inkl. MwSt. und Versand
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Autors und nicht unbedingt die der Redaktion wieder.
© 2016. Für alle Beiträge und Tabellen bei GLOBAL INVESTOR sind sämtliche Rechte vorbehalten: Nachdruck, Übernahme in elektronischen Medien oder auf Internetseiten
auch auszugsweise nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2016
98
GL BAL INVESTOR
03 2016
Flexible und innovative Produktpalette
Attraktive Konditionen –
z. B. bis zu 30 Jahre Sollzinsbindung
Individuelle Provisionsgestaltung
Online-Vertriebsplattform Starpool
mit Angeboten der wichtigsten
Produktgeber
Illustration: Kai Felmy
IMMOBILIEN
Garantierter Kundenschutz/
keine Cross-Selling-Verpflichtungen
Stornofreies Privatkreditgeschäft
Vielfältige Qualifizierungsangebote,
z. B. zu § 34i GewO
Bundesweites Servicenetz mit
persönlichen Ansprechpartnern
Werden Sie jetzt Partner der DSL Bank und nutzen Sie unsere Angebote für
Ihren Erfolg.
Telefon: 0228 889-71100 • [email protected] • www.dslbank.de/partner
DSL Bank – Ein Geschäftsbereich der Deutsche Postbank AG
Warum lohnt es sich für Sie, wenn wir genau hinsehen?
Ziel von Metzler Asset Management ist, für Sie dauerhaft Wertzuwachs zu erwirtschaften.
Um die Portfolios zu optimieren, analysieren wir die Unternehmen, in die wir für Sie investieren,
nicht nur nach klassischen fundamentalen Kriterien. Werthaltiges Investieren umfasst für uns
auch die Integration von Nachhaltigkeitskomponenten in alle Stufen des Investmentprozesses.
So entstehen für Sie höchst zeitgemäße und zukunftsweisende Konzepte, die Ihren Zielen wie
auch Ihren Werten entsprechen. Mehr zu unserer Sichtweise unter Telefon (0 69) 21 04 - 5 32 und
www.metzler-asset-management.com