N0. 3 EUR 7,00 JANUAR – MÄRZ 2017 Die dritte Ausgabe GL BAL INVESTOR by NOTWENDIGKEIT UND RENDITECHANCE Investitionen in sauberes Wasser Investitionen in sauberes Wasser AKTIEN 68 Die erfolgreichsten Marken der Welt TREND 52 Der unaufhaltsame Erfolg der Sharing Economy MÄRKTE 30 GL BAL INVESTOR Wie Japan schon lange ohne Zinsen lebt GI-3_Titel.indd 1 23.11.16 13:36 ~ E D I TO R I A L ~ Harte Jungs und ein kluger Kopf Liebe Leserin, lieber Leser, DIE ERSTE ADRESSE FÜR KREATIVE FONDSGESTALTUNG Viele erfolgreiche Fonds tragen zwar unsere Handschrift, aber nicht unseren Namen. Aus gutem Grund: Unser Spezialistenteam unterstützt und berät unsere Partner bei der Konzeption und Umsetzung ihrer Fondsideen. Das Spektrum reicht vom Publikumsfonds bis zu Spezialfonds für private Vermögen, Family Offices und speziellen Lösungen für Unternehmen. Unsere Kernkompetenz ist das Entwickeln kreativer und auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittener Investmentfondslösungen und deren Auflegung – gemeinsam mit unseren Kunden. Viele unserer Kunden gehören zu den Top-Adressen im Investmentfondsgeschäft und bauen auf unsere Gesamtlösungen aus einer Hand. Mehr über uns erfahren Sie auf unserer Homepage www.ipconcept.com. Dort finden Sie auch Informationen über unsere Partner. Gerne informieren wir Sie auch persönlich, wenn Sie einen Fonds auflegen wollen. Sprechen Sie uns bitte an. E-Mail: [email protected] oder per Telefon unter +352 26 02 48 – 22 22 die harten Jungs haben Konjunktur: Putin, Erdogan, Orban, Farage, Duerte und Trump dominieren die Nachrichten mit ihren Parolen. Dem komplexen Weltgeschehen stellen diese Männer einfache Botschaften entgegen, zuvorderst eine fest implementierte Freund-Feind-Kennung, die Proklamierung der Schuldigen und das Versprechen des großen Aufräumens. So protzen sie mit Tatkraft. Weitere selbst ernannte Gralshüter des Nationalstolzes wittern längst ihre Chance, insbesondere in Europa – denn ihr Instinkt ist dem der Eurokraten in Brüssel und Straßburg weit überlegen. Dort herrschen Erbsenzähler, die ihre Mitgliedsländer mit Verordnungen, Forderungen und Kontrollen piesacken. Keine Gedanken verschwenden sie dagegen an menschliche Fürsorge und Wärme für alle Menschen in der Europäischen Gemeinschaft, beispielsweise an gemeinsame Grundlöhne und Renten über alle Länder hinweg und auf einem Niveau wohlgemerkt, das klar aussagt: Wir sind ein einiges Europa, wir kümmern uns um unsere Menschen und setzen dabei Standards. Doch es sieht eher so aus, dass die Europäische Union in Kleinstaaterei zurückfällt und ihre Zukunft verspielen könnte. An anderer Stelle tritt ein Mann gegen ineffiziente Kleinstaaterei an, der in den hiesigen Nachrichten kaum Aufmerksamkeit fand im Vergleich zu den politischen Schreihälsen: Narendra Modi, der indische Regierungschef. Er hat 29 Bundesstaaten und sieben sogenannte Unionsterritorien zu einem großen Wirtschaftsraum zusammengeführt, indem er eine einheitliche Steuer auf Waren und Dienstleistungen einführte. Diesem Mann mangelt es nicht an Weitsicht und Entschlusskraft. Schritt für Schritt modernisiert er das bald bevölkerungsreichste Land der Welt und steigert dessen Wettbewerbsfähigkeit – ohne Frage die Basis eines baldigen Wirtschaftsbooms. Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre! Ein Unternehmen der DZ PRIVATBANK Ihr Josef Depenbrock, Herausgeber 03 2016 GL BAL INVESTOR 3 ~ AU TO R E N ~ ~ AU TO R E N ~ NICHOLAS COLE Total Global! Autoren auf der ganzen Welt geben einen fundierten Einblick in ihr Fachgebiet und in die Entwicklungen der regionalen Finanzmärkte. LO N D O N 51° 30‘ N , 0° 7‘ W Nicholas Cole, CEO von Zipcar, blickt in die Zukunft der Infrastruktur von Smart Cities. ROB DRIJKONINGEN Mehr dazu ab Seite 60 D E N H A A G 5 2 ° 4 ‘ N , 4 ° 18 ‘ O BIRGIT KNESCHKE H A M B U R G 53° 33‘ N , 9° 59‘ O Weitere Experten Birgit Kneschke von Verne Global schreibt über Island als idealen Standort für Serverzentren. G O N Z A LO B R U J Ó N E W YO R K 40° 4 2 ‘ N , 74° 0‘ W Josef Bollag Friedemann Brenneis PROF. DR. NIKOLAS BEUTIN Mehr dazu ab Seite 74 Le i pz i g Mehr dazu ab Seite 64 Mehr dazu ab Seite 62 Gonzalo BrujÓ, CEO von Interbrand, erklärt den Erfolg europäischer Marken. B as e l Rob Drijkoningen, Portfoliomanager bei Neuberger Berman, gibt einen Überblick über die Lage der Schwellenländer. M Ü N C H E N 48° 8‘ N , 11° 3 4 ‘ O Dr. Andreas Busch Professor Dr. Nikolas Beutin fasst Studienergebnisse zur Sharing Economy zusammen. Z ug Denise Dahlhoff Phi la del ph i a Mehr dazu ab Seite 52 Markus Güntner F r an k fu r t Gerald Klein B e r lin Christian Machts F r an k fu r t Thomas Page-Lecuyer Par i s Florian Peudevin Par i s Dr. Harald Preißler DAIJI OZAWA Z ug TO K I O 3 5 ° 4 1 N , 13 9 ° 4 1‘ O Tim Rademacher F r an k fu r t Daiji Ozawa von Invesco erklärt das Dilemma der japanischen Geldpolitik. Moritz Rehmann Mehr dazu ab Seite 30 Pulla ch Rodolphe de Saint-Seine Par i s André Schmidt-Carré Kö ln Edda Schröder F r an k fu r t Stefan Schütz B as e l Alexander Schwarz DR. CLAUDIA SCHMUCKER B E R L I N 52° 3 1 ‘ N , 1 3° 2 4 ‘ O Dr. Claudia Schmucker von der DGAP spricht über die Folgen von Trumps Sieg für den Welthandel. Mehr dazu ab Seite 42 DR. DANIEL HARTMANN Z U G 47 ° 9 ‘ N , 8 ° 3 0 ‘ O DAVID J. REIBSTEIN B e r lin P H I L A D E L P H I A 39° 57 ‘ N , 75° 9‘ W Oliver Stock David J. Reibstein, Professor der Wharton School, erforscht die Bedeutung von Ländermarken. D ü ss el dorf Mehr dazu ab Seite 68 FRÉDÉRIC MAZZELLA PA R I S 48° 51 ‘ N , 2° 21 ‘ O Dr. Daniel Hartmann von Bantleon gibt einen Ausblick auf die Finanzmärkte in 2017. Mehr dazu ab Seite 80 Frédéric Mazzella , Gründer von Blablacar, beschreibt den Aufbau von Vertrauen in digitalen Netzen. Mehr dazu ab Seite 58 4 GL BAL INVESTOR 03 2016 03 2016 GL BAL INVESTOR 5 10 Inhalt 3EDITORIAL 4AUTOREN 84 KOLUMNE: KRYPTOWÄHRUNG 86 NEUE FONDS 92WATCHLIST 98IMPRESSUM 98 ZU GUTER LETZT WASSER 10 KOSTBARES GUT Investitionen können die Verschwendung senken 16 STAAT UND PRIVATWIRTSCHAFT GEGEN DEN MANGEL Wie die Wasserversorgung in Manila verbessert wurde 18 WASSERFONDS IM ÜBERBLICK Große Auswahl für Investitionen in Wasser SOCIAL MEDIA 22 MIT BIG DATA DIE ZUKUNFT PROGNOSTIZIEREN Warum Analysten von transparenten Nutzern profitieren MIKROKREDITE 26 SCHRITT IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT Aufschwung beginnt mit dem Zugang zu Krediten JAPAN 22 30 LEBEN MIT DEFLATION UND NULLZINS Geldpolitik allein ist in Japan wirkungslos geblieben 36 ATOMENERGIE TROTZ FUKUSHIMA Masaki Takahashis Einsatz für grüne Energie in Japan ROBO ADVISORS 40 AUTOMATISCHE ANLAGEBERATER 30 26 Warum die fünf größten Vorurteile nicht standhalten GEWINNER DER ZUKUNFT IM GLOBALEN WANDEL Wie investieren, wenn die Erde sich aufheizt, die Arktis schmilzt, das Meer steigt, Wasser, Boden und Nahrung immer knapper werden und Ungleichheit zur Bedrohung wird? M SERE NREISE N U H N SIE A L A SSE BA AVEN! N E RH .K INN GEW D EINE 1 N BREME STAN AHAUS I E S S ME M KLIM ZU Mit uns finden Sie Unternehmen, die zukunftsfähig eine ethisch, sozial und ökologisch nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft gestalten. US-WAHL 42 SCHOCK FÜR DEN WELTHANDEL Interview mit Handelsexpertin Dr. Claudia Schmucker DEMOGRAFIE 48 RENDITE DANK ALTERUNG Welche Branchen wachsen werden SHARING ECONOMY 52 BESITZ STATT EIGENTUM Wie sich Gemeinschaftskonsum zum Trend entwickelt hat 57 URLAUB IN PRIVATWOHNUNGEN Interview mit Airbnb DACH-CEO Alexander Schwarz 58 DIGITALE VERTRAUENSNETZWERKE 64 Ohne Vertrauen keine Sharing Economy: Wie es entsteht 60CARSHARING Die Sharing Economy entlastet die urbane Infrastruktur e jahr 2016 6 199 i a 2. m ISLAND 62 RECHENLEISTUNG IM EWIGEN EIS „Besuchen Besuchen Sie uns auf dem FONDS professionell KONGRESS. KONGRESS Sprechen Sie mit R. Andreas Kraemer, dem Co-Vorsitzenden des Was Island zum idealen Standort für Serverzentren macht ÖKOVISION-Anlageausschusses. Sein Vortrag Gewinner der Zukunft EMERGING MARKETS im globalen Wandel wird Ihnen wertvolle Erkenntnisse vermitteln.“ 64 DIE ANLEIHENMÄRKTE DER SCHWELLENLÄNDER Alfred Platow, Gründer und Verwaltungsratsvorsitzender der ÖKOWORLD LUX S. A. 68 52 Rückkehr zur Normalität nach Hype und Vertrauensverlust GLOBALE MARKEN 68 GÜTESIEGEL „MADE IN GERMANY“ Das 11-köpfige Expertengremium des unabhängigen Anlageausschusses Deutschland kann seine Beliebtheit besser vermarkten 74 ERFOLG AUS EUROPA Die Gründe für das Wachstum europäischer Marken 78 INVESTITION IN STARKE MARKEN Erfolgreiche Marken sind die Gewinner von morgen KONJUNKTURAUSBLICK 80 PROGNOSE 2017 42 Wie sich die Finanzmärkte im nächsten Jahr entwickeln ÖKOWORLD LUX S. A. Repräsentanz GmbH Itterpark 1, 40724 Hilden | Düsseldorf, Telefon: 0 2103 | 28 41-0 E-Mail: [email protected], www.oekoworld.com ~ WA S S E R ~ Wasser – das kostbare Gut Nicht nur in Entwicklungsländern ist Wassermangel ein großes Problem. Auch in Industrieländern ist die Infrastruktur teilweise stark veraltet. Investitionen in den Wassersektor versprechen nachhaltige Renditen, gutes Gewissen inklusive. Tauernwasser im Rohrmoos-Untertal in der Steiermark. Auch wenn Wasser in einigen Teilen der Welt scheinbar im Überfluss vorhanden ist, ist ein effizienter Umgang mit der Ressource unumgänglich. 10 GL BAL INVESTOR 03 2016 Foto: Picture Alliance Autor: Markus Güntner 03 2016 GL BAL INVESTOR 11 ~ WA S S E R ~ D as World Economic Forum hat den drohenden Wassermangel als eine der zehn größten globalen Risiken für die Menschheit bezeichnet. Diese Aussage unterstreicht eindrücklich, dass die globale Wasserversorgung für die Weltgemeinschaft eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist. In Zukunft sind globale Investitionen nötig, um das „blaue Gold“ flächendeckend zu verteilen, effizienter einzusetzen oder wiederaufzubereiten. Anleger, die in den gesamten Wasser-Sektor investieren, erschließen sich ob der künftig zu erwartenden Entwicklungen langfristige Renditechancen in einem nach Ansicht von Swisscanto nachhaltigen Anlagesegment. Zudem gewinnt die Berücksichtigung nachhaltiger Faktoren seit Jahren an Bedeutung. 2015 hatten rund 750 Millionen Menschen keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser, wie aus dem Weltwasserbericht 2015 hervorgeht, und fast 2,5 Milliarden Menschen verfügten nicht über einfache sanitäre Anlagen. Verschmutztes Wasser ist heute eine der Hauptursachen für Krankheiten. Besonders Afrika und Teile Asiens sind über Gebühr betroffen. Selbst in Europa können heiße Sommer beispielsweise in Italien oder Spanien zu akuten Versorgungsproblemen führen. Besorgniserregend sind auch nachfolgende Zahlen: Der weltweite Verbrauch liegt bei 4.500 Kubikkilometer Wasser, der sich auf die drei Kernverbraucher aufteilt: Gemeinden und Haushalte verbrauchen 600 Kubikkilometer Wasser, die Industrie 800 Kubikkilometer und der Löwenanteil von 3.100 Kubikkilometern wird von der Landwirtschaft verbraucht. Bis zum Jahr 2030 wächst gemäß Prognosen von „The 2030 Water Resources Group“ der Verbrauch auf 6.900 Kubikkilometer an. Mit Grundwasser und nutzbarem Oberflächenwasser abzüglich Entnahmen für Wasserreservoirs sind aber lediglich 4.200 Kubikkilometer pro Jahr abgedeckt. Die Rechnung ist einfach: Schon in 14 Jahren entsteht ein Defizit von 2.700 Kubikkilometern. Global betrachtet hat sich allein in den vergangenen hundert Jahren der direkte Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser verdoppelt. Und Prognosen zufolge wächst die Weltbevölkerung in den nächsten 20 Jahren um zwei bis drei Milliarden Menschen. Auch die Landwirtschaft trägt ihren Teil dazu bei. Sie ist für 70 Prozent des globalen Wasserverbrauchs verantwortlich. Auf die Produktion von einer Tonne Getreide kommen 1.000 Tonnen Wasser. Zudem sorgen Erhöhung des Lebensstandards sowie das Wachstum des Industriesektors für einen weiteren Nachfrageanstieg und die Erhöhung des Wasserfußabdrucks. Die Fakten zeichnen ein eindeutiges Bild: Ein effizienterer Umgang mit Wasser und Investitionen sind nötig. Es ist daher mit steigenden Wachstumsraten im Wasser-Sektor zu rechnen. Bereits heute betragen sie zwischen fünf und zehn Prozent jährlich bei einem Umsatz des globalen Wassermarkts von 400 bis 500 Milliarden US-Dollar. Das spricht dafür, Wasserinvestments als eine Diversifikationsmöglichkeit im Portfolio zu berücksichtigen. Um der steigenden Wassernachfrage gerecht zu werden, sind Erneuerung und Ausbau der Wasser-Infrastruktur erforderlich. Gerade Entwicklungsländer und aufstrebende Nationen der Emerging Markets weisen eine unzureichende Wasser12 GL BAL INVESTOR 03 2016 MARKUS GÜNTNER F R A N K F U R T 50° 6‘ N , 8° 40‘ O Markus Güntner, Jahrgang 1963, ist Nachhaltigkeitsexperte bei Swisscanto Asset Management International. Der Diplom-Betriebswirt durchlief einige Stationen in der Sparkassen-Organisation vor seinem Wechsel zur DekaBank im Jahr 1998. Bei Swisscanto trat der ausgebildete Bankkaufmann und Verkaufstrainer im Jahr 2006 ein und spezialisierte sich auf den Bereich Nachhaltigkeit. Zudem unterstützt Güntner die Tätigkeiten des Forums Nachhaltige Geldanlagen, um den nachhaltigen Gedanken beim Investieren zu fördern. www.swisscanto.de Swisscanto (LU) Equity Fund Global Water Invest AT* +110 % ISIN: LU0302976872 +102,6 +36,7 0 –20 % +17,1 1 JAHR 3 JAHRE 5 JAHRE * totale Performance in Prozent seit einem, drei und fünf Jahren Fondsgesellschaft: Swisscanto Asset Management International SA Fondswährung: Euro Fondsvolumen: 173 Mio. Euro nen Gebieten vermehrt Entsalzungsanlagen zum Einsatz. Neben Infrastruktur auf. Zum Beispiel werden in Mexiko-City die der Verwendung von thermischen Verfahren, die auf sehr enerWasserverluste auf über 40 Prozent geschätzt. Aber auch Indusgieintensiven Verdampfungstechnologien basieren, gewinnen trieländer haben Defizite, überwiegend aufgrund überalterter Verfahren zunehmend an Bedeutung, bei denen Membranen zur Wasserleitungen. In London versickern jährlich 50 Prozent des Entsalzung genutzt werden. Leitungswassers durch Lecks, da die Stadt lediglich 0,1 Prozent Diese machen – mit steigender Tendenz – rund 50 Prozent der Wasserleitungen repariert anstatt der notwendigen ein bis der weltweiten Meerwasser-Entsalzungskapazitäten aus. Beim zwei Prozent. Und in ganz Frankreich belaufen sich die Wasseram häufigsten angewendeten Verfahren (Umkehrosmose) wird verluste auf rund 20 Prozent. mit einem Druck von bis zu 80 bar das Wasser durch MembraDiese Verluste sind sehr kostspielig, da das verlorene Wasnen gepresst. Die Lebensdauer der Membranen liegt zwischen ser meistens aufwändig aufbereitet wurde. Daher wurden in den drei und sieben Jahren. Die Kosten für die Aufbereitung von vergangenen Jahren für Wasserversorgungen sogenannte Smartein Kubikmeter Süßwasser mit Membranen konnten seit den Water-Management-Systeme entwickelt. Paris verfügt bereits 1980er-Jahren von 1,5 US-Dollar auf rund 0,7 US-Dollar gesenkt über ein derartiges System. Dieses ist mit Druckflussmessern werden. Der Energieaufwand für einen Kubikmeter Wasser entund Drucksensoren ausgestattet, die den Wasserdruck messpricht etwa dem Strombedarf einer Wäschetrocknerladung. sen und so Hinweise auf Lecks sowie mit speziellen Sensoren Das weltweite Investitionsvolumen für die MeerwasseSchwebstoffe ermitteln. Bei der Analyse der Ergebnisse rentsalzung (alle Technologien) soll bis 2018 auf werden eigens entwickelte Softwarelösungen rund zehn Milliarden US-Dollar anwachgenutzt. Ziel ist es unter anderem, heraussen. Derzeit bezieht rund ein Prozent zufinden, welche Bereiche des Netzes aller Menschen Wasser aus Entsalvorrangig repariert werden müssen. GLOBAL BETRACHTET zungsanlagen. Prognosen der VerZu einem intelligenten Waseinten Nationen gehen davon sermanagement gehören auch HAT SICH ALLEIN IN DEN aus, dass bis 2025 bereits 14 elektronische Wasserzähler. VERGANGENEN HUNDERT Prozent der Weltbevölkerung Diese ersetzen mechanische JAHREN DER DIREKTE PRO-KOPFentsalztes Wasser nutzt. Zähler und haben den VorEin weiterer Aspekt im teil, dass die Hausbewohner VERBRAUCH AN WASSER VERgesamten Segment der Wasauf Knopfdruck über den DOPPELT. PROGNOSEN ZUFOLGE serinvestments ist, dass die Wasserverbrauch informiert Mehrheit aller staatlichen sind und dass der Zählerstand WÄCHST DIE WELTBEVÖLKERUNG Wasserversorger ihre Kosten effizient in elektronischer IN DEN NÄCHSTEN 20 JAHREN nicht durch den Wasserpreis Form an den Wasserversorger UM ZWEI BIS DREI MILLIARdecken kann und abhängig von übermittelt wird. Der weltweite staatlichen Quersubventionen ist. Markt für intelligentes WasserDEN MENSCHEN. Ein Grund dafür ist die Scheu der management wurde bereits im Jahr Regierungen davor, der Bevölkerung 2013 auf 3,6 Milliarden US-Dollar gehöhere Kosten für die Wasserversorgung schätzt. Bis 2018 wird sich dieser Markt aufzubürden. In Anbetracht der steigenden voraussichtlich auf rund sieben Milliarden Staatsverschuldungen dürfte sich aber der Trend US-Dollar verdoppeln. zur Privatisierung der Wasserversorger weiter verstärken. In Der Wassermarkt entwickelt sich weiterhin positiv. So wird Griechenland und in vielen anderen Ländern sollen durch den zunehmend an der Verbesserung von Technologien zur SteiVerkauf öffentlicher Unternehmen die Staatsfinanzen saniert gerung der Wassereffizienz gearbeitet. In der Landwirtschaft werden. Besonders emotional und kontrovers wird in diesem gewinnt daher die Mikro- oder Tröpfchen-Bewässerung an BeZusammenhang der Verkauf von Wasserwerken diskutiert. deutung. Viel Wasser versickerte bis dato ungenutzt im AckerDie Gegner der Privatisierung führen an, dass es grundsätzbau mit Kanalsystemen und Flutungsverfahren. Auch in der lich keinen Grund gibt anzunehmen, dass die Privatisierung industriellen Fertigung ist der Wasserverbrauch sehr hoch und zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität führt. ÖffentliEinsparmaßnahmen vonnöten. Das steigert das Absatzpotenzial che Wasserversorger haben gemäß den Privatisierungsgegnern für Hersteller von Wassertechnologien. Unternehmen dieses Beeinen Vorteil gegenüber den Privaten: Sie müssen ihre Profite reichs werden stärker wachsen als der Gesamtmarkt . nicht an Aktionäre abtreten, sondern können die Gelder direkt Wasseraufbereitung ist eine Zukunftsindustrie: Das Aufwieder investieren. Aufgrund von Staatsgarantien gebe es kein tragsvolumen von Unternehmen, die sich auf den Bau von Problem bei der Kapitalbeschaffung. Privatisierungsgegner beKläranlagen oder Meerwasserentsalzungsanlagen spezialisiert fürchten Preisanstiege des Wassers gepaart mit einer Abnahme haben, steigt. Der Bedarf ist groß, da einige Regionen schon an notwendigen Investitionen, da bei privaten Wasserversorheute unter Trinkwasserknappheit leiden und nicht vom Import gern die kurzfristige Profitmaximierung im Vordergrund stehe. abhängig werden möchten. Da die vorhandenen SüßwasserreDie Befürworter argumentieren im Gegenzug, dass in vieserven immer knapper werden, kommen in besonders trocke- › 03 2016 GL BAL INVESTOR 13 EIN VIERTELJAHRHUNDERT FÜR ÖKOVISION ~ WA S S E R ~ 14 GL BAL INVESTOR 03 2016 Der unabhängige Anlageausschuss begeht im Jahr 2017 sein 25-jähriges Bestehen. Der getrennte Investmentprozess und der unabhängige Nachhaltigkeitsfilter sind somit seit einem Vierteljahrhundert etabliert. E M EIN AUS I E H N MAN KLIMAH N I M IE EN S REISE ZU EN! N N I V GEW SE BAHN MERHA E AS IN BR 1 . KL 5 e uss jahr h c s aus e g anla Es ist uns wichtig, Ihnen als Berater die Herausforderungen auf den Finanzmärkten in Zeiten des ökologischen Strukturwandels zu zeigen – und auch die Chancen. Es geht uns um Wissenstransfer. Besuchen Sie ÖKOWORLD auf dem FONDS professionell KONGRESS. Sprechen Sie mit R. Andreas Kraemer, dem Co-Vorsitzenden des ÖKOVISION-Anlageausschusses und hören Sie seinen Vortrag Gewinner der Zukunft im globalen Wandel. Das 11-köpfige Expertengremium des unabhängigen Anlageausschusses Foto: Picture Alliance gulator ab. Wenn das regulatorische Umfeld derart gestaltet ist, len Fällen die öffentlichen Wasserwerke wenig effizient sind und dass der zusätzliche Gewinn aus Investitionen in die Wasserines an Anreizen sowie an finanziellen Mitteln für den Ausbau der frastruktur die Kapitalkosten übersteigt, dann wird Mehrwert Wasserinfrastruktur fehlt. Ein bekanntes Beispiel hierfür sei die für die nachhaltige Entwicklung und den Aktionär geschaffen. britische Wasserversorgung. Zahlreichen Städten und GemeinDie zunehmende Privatisierung in der Wasserversorgung wird den hätten in den 80er- und 90er-Jahren die finanziellen Mittel in vielen Regionen der Erde zu einer Erhöhung des nach wie vor gefehlt, um die nötigen Investitionen in Wasseraufbereitungsgünstigen Wasserpreises führen, damit Unternehmen gewinnanlagen und das vernachlässigte Leitungsnetz zu tätigen. Nach bringend wirtschaften können. Allerdings sollten unbedingt der Privatisierung seien die Investitionen und damit die Qualität nachhaltige Geschäftspraktiken eingehalten werden. Daher ist der Wasserinfrastruktur gestiegen, aber auch die Tarife für die die Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Aspekten Kunden. eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Privatisierungen, Einerseits sind zahlreiche hoch effiziente Wasserwerke der gerade in den Schwellenländern. Wasser muss auch für einkomWelt – zum Beispiel in Deutschland, in der Schweiz oder in Sinmensschwache Bevölkerungsgruppen bezahlbar bleiben. gapur – in öffentlicher Hand. Andererseits leisten viele der öfAufgrund des überdurchschnittlichen Potenzials im gesamfentlichen Versorger mangelhafte Arbeit. In Städten gehen oft ten Wassersektor wird das Thema bei Investoren an Popularität mehr als 50 Prozent des Trinkwassers im maroden Leitungsnetz gewinnen. Starkes Marktwachstum inklusive hohem verloren; Kläranlagen sind vielfach in erbärmlichem Investitionsbedarf und begrenztes WasseranZustand. In Schwellenländern sind die armen gebot bei steigender Nachfrage sprechen Bevölkerungsgruppen oft gar nicht an das Tröpfchenbewässerungssystem für sich. Anleger sollten das blaue öffentliche Wasserverteilnetz angein Wangxiaowang, einem Dorf Gold, welches über kurz oder lang schlossen. in der Henan-Provinz, China. zum kostbarsten Rohstoff wird, Damit private WasserversorTröpfchenbewässerung wird aufgrund ihrer Effizienz immer beliebter. in ihrem Depot berücksichtigen ger langfristig erfolgreich sein – sofern sie über ein bestimmkönnen, müssen folgende Krites Maß an Risikobereitschaft terien erfüllt sein: verfügen und die marktübWasserversorger müssen lichen Kursschwankungen regelmäßig Investitionen in akzeptieren. die Wasserinfrastruktur täDa es sich im Wassersegtigen, damit langfristig eine ment häufig um klein- oder hohe Qualität des Trinkwasmittelkapitalisierte Unternehsers und des gereinigten Abmen handelt, ist der Vorteil wassers gewährleistet werden einer Streuung in viele Werte kann. Zudem sollen sie dazu innerhalb eines Portfolios ein beitragen, den Wasserverbrauch wichtiges Argument für Investozu senken, sei es durch die Verren, um nicht die Risiken der direkminderung von Verlusten, durch ten Aktienanlage in wenige Werte in Lecks im Leitungssystem oder durch Kauf nehmen zu müssen. die Anwendung wassereffizienterer TechAnleger sollten bei ihrer Auswahl genau prünologien. In den Schwellenländern müssen die fen, ob nachhaltige Kriterien zum Konzept gehören oder Unternehmen in Absprache mit dem Regulator eine Preisnicht. Denn nicht jeder Wasserfonds ist gleichzeitig ein nachhalpolitik verfolgen, die auch den einkommensschwachen Teilen tiger Fonds. der Bevölkerung den Zugang zu Trinkwasser ermöglicht. SinnDer Swisscanto (LU) Equity Fund Global Water Invest AT voll ist zum Beispiel ein gestufter Tarif, sodass die ersten 50 Liter ist ein Nachhaltigkeitsfonds. Es kommen sowohl Positiv- als pro Kopf und Tag, die für Ernährung und Körperhygiene lebensauch Ausschlusskriterien des Swisscanto-Nachhaltigkeitsnotwendig sind, preiswert sind. Der Wasserverbrauch, der die researchs zur Anwendung. Die drei Hauptsektoren in dem Grundbedürfnisse übersteigt, kann aber deutlich teurer sein, Wasserfonds-Portfolio sind Industrie, Haushalt/Gebäude und damit die notwendigen Investitionen in die Wasserinfrastruktur Wasserversorgung. Deren Gewichtung beträgt Stand Ende Sepauch profitabel sein können. Wasserversorger sind Monopolistember über 90 Prozent. ten und müssen durch einen weitsichtigen Regulator kontrolWährend Wasserversorger in jüngerer Vergangenheit hohe liert werden. Dieser setzt die Wasserpreise und damit indirekt Performancebeiträge lieferten, sieht das Management derzeit den Gewinn des Unternehmens in Relation zu den Investitionen das höchste Potenzial in der Industrie. Entsprechend investiert in die Wasserinfrastruktur fest. Nur Wasserversorger, die diese der Fonds knapp die Hälfte seines Volumens in WassertechnoKriterien erfüllen, qualifizieren sich für den Swisscanto Equity logie-Unternehmen aus den Bereichen Industriegüter, Rohstoffe Fund Global Water Invest B. und Informationstechnologie und etwa ein Viertel in dividenOb im Falle von Wasserversorgern eine hohe Qualität im denstarke Wasserversorger. // Einklang mit dem Interesse des Aktionärs steht, hängt vom Re- ÖKOWORLD LUX S. A. Repräsentanz GmbH Itterpark 1, 40724 Hilden | Düsseldorf, Telefon: 0 2103 | 28 41-0 E-Mail: [email protected], www.oekoworld.com R. Andreas Kraemer Co-Vorsitzender des ÖKOVISIONAnlageausschusses ~ WA S S E R ~ D 2 GL BAL INVESTOR 03 2016 Quezon City, östlich von Manila: Am Vortag des Weltwassertages 2013 werden Trinkwasserkanister für den Verkauf aufgefüllt und versiegelt. Privates Geld und der Staat können es schaffen Wasserknappheit betrifft auch die reichsten Volkswirtschaften der Welt; ein Grund mehr, in die Wasser-Infrastruktur zu investieren. Wie es geht, zeigt das Beispiel Manila. Autoren: Stefan Schütz, Josef Bollag Foto: Picture Alliance ie Behauptung, dass Wasser ein knappes Gut sei, ist keineswegs gewagt und betrifft nicht nur Schwellenländer oder Länder der Dritten Welt. Selbst die USA und Europa bekommen mittlerweile das Ungleichgewicht zwischen verfügbarem Wasser und der stetig wachsenden Nachfrage zu spüren, etwa während der Trockenperiode in Kalifornien im vergangenen Jahr, welche die Regierung dazu zwang, der Bevölkerung Sparmaßnahmen aufzuerlegen. Oder an den Trinkwasserskandal in der Stadt Flint im Nordosten der USA, welcher Anfangs 2016 für Aufsehen sorgte. Das stark mit Schadstoffen belastete Wasser des Flint River wurde nur unzureichend aufbereitet, was dazu führte, dass Blei aus alten bleihaltigen Rohren in das Trinkwasser gelangte. Viele Experten sind sich einig, dass Wasserknappheit oft ein Problem der fehlenden Infrastruktur ist und nicht ein Problem der grundsätzlichen Verfügbarkeit. Wir verlieren schlicht eine zu große Menge des Rohstoffes aufgrund mangelhafter Infrastruktur. Der Verlust von Wasser wird unter dem Begriff „non-revenue water“ (NRW) zusammengefasst. Per Definition handelt es sich bei NRW um die Differenz zwischen der Menge Wasser, welche in ein System eingespeist wird, und jener Menge Wasser, welche an Kunden verrechnet wird. Im weltweiten Durchschnitt liegt die NRW-Quote bei etwa 30 Prozent. Für Wasserverlust gibt es zwei Gründe: der Verlust von Wasser ist entweder physisch oder ökonomisch. Physische Verluste von Wasser treten entlang des gesamten Distributionssystems auf. Rohrbrüche gibt es natürlich, und sie verursachen hohe Schäden. Im Vergleich zu kleinen Lecks, welche lange unentdeckt bleiben, sind die großen Vorfälle jedoch marginal. Rund 90 Prozent des Wassers, welches in lecken Leitungen verlorengeht, kann an der Oberfläche nicht ausgemacht werden – diese undichten Stellen bleiben oft über Jahre und Jahrzehnte unentdeckt. Um physische Verluste eindämmen zu können, gibt es vier Möglichkeiten: Erstens die aktive Überwachung von Leitungen, im Gegensatz zur passiven Überwachung, bei welcher nur repariert wird, was sichtlich beschädigt ist. Ein Team von Inspekteuren kann beispielsweise über akustische Aufzeichnungen lecke Stellen orten. Zweitens müssen lokalisierte Lecks sofort behoben werden. Drittens müssen die Leitungen langfristig saniert oder gar komplett erneuert werden. Viertens muss der Druck im System überwacht und reguliert werden. Druckverhältnisse und Leckrate stehen in einem direkten Zusammenhang. Je höher der Druck, desto größer ist das Volumen an versickertem Wasser. Ökonomische Verluste von Wasser sind im Umfang meist geringer, aber nicht zu vernachlässigen. Die wichtigsten Elemente sind mangelhafte Wasserzähler, Fehler in Datenverarbeitung und Abrechnung sowie illegale Anschlüsse und der Diebstahl von Wasser. Die Ursachen kommerzieller Verluste sind meist technischer Natur und können nicht so einfach behoben werden. Für den Ersatz von Zählern fallen beispielsweise hohe Investitionen an. Ebenfalls schwierig gestaltet sich die Eindämmung von Diebstahl. Der Diebstahl von Wasser wird oft den armen Teilen der Bevölkerung zugeschoben, völlig zu Unrecht. Die Erfahrung in zahlreichen Ländern zeigt, dass gerade in Bevölkerungsschichten mit niedrigen Einkommen die Bereitschaft für Leitungswasser zu bezahlen hoch ist. Diebstahl von Wasser durch Industriekunden und Haushalte mit höheren Einkommen fallen oft stärker ins Gewicht. Aufgrund dieser Verluste hat der Wasserversorger Interesse daran, die Leckrate zu senken. So kann er seine Erträge steigern und auch mehr Haushalte an das Vertriebsnetz anschließen. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Energiekosten des Wasserversorgers; Aufbereitung und Transport von Wasser kosten viel Energie. Entsprechend ist diese in Leitungswasser gebunden. Energiekosten stehen also mit der Leckrate direkt in Verbindung. Der Umgang mit „non-revenue water“ stellt die Wasserversorger vor einige Herausforderungen. Es braucht auf der einen Seite entsprechende Tarife, damit sich die Investitionen finanzieren lassen und auf der anderen Seite entsprechende Technologie und Fachwissen, um die Leckrate zu bestimmen und einzudämmen. Dass dies gelingen kann, zeigt sich am Beispiel eines Unternehmens, in welches der Tareno Waterfund investiert ist: Manila Water. 1971 wurde die Wasserversorgung der Metropolregion Manila in einer staatlich kontrollierten Einheit zusammengefasst: der „Metropolitan Waterworks and Sewerage System“, kurz MWSS. Mitte der 90er-Jahre steckte das Unternehmen in einer tiefen Krise. Über Jahrzehnte waren Investitionen in die Infrastruktur vernachlässigt worden. Nur etwas mehr als zwei Drittel der im Konzessionsgebiet lebenden Menschen waren an die Wasserversorgung angeschlossen. Die Leckrate lag bei 63 Prozent, was ein Grund dafür war, dass nur zehn Prozent der Anschlüsse ausreichend mit Wasser versorgt werden konnten. Zu der ungenügenden Versorgung kam hinzu, dass nur drei Prozent der Kunden an ein Abwassersystem angeschlossen waren. Für die Umwelt bedeutete dies eine hohe Belastung durch Schadstoffe. Verständlicherweise stand es um die Zahlungsmoral der Kunden angesichts der ungenügenden Dienstleistung nicht sonderlich gut, was die MWSS zusätzlich finanziell schwächte. Das starke Wirtschaftswachstum und die zunehmende Urbanisierung Ende der 90er-Jahre stellte das Unternehmen schließlich vor eine enorme Herausforderung. Es entstand die Idee, den privaten Sektor einzubinden. Heute ist diese Art der Zusammenarbeit zwischen staatlichen Einheiten und der Privatwirtschaft unter dem Ausdruck „Private Public Partnership“, kurz PPP, ein Begriff. 1995 legte die Regierung den Grundstein für die Geschichte von Manila Water. Es wurde eine Reihe von Gesetzen verabschiedet, welche den Weg für die Errichtung von PPP-Projekten ebneten. In einem PPP ist der Vertreter aus der Privatwirtschaft für die Planung, die Finanzierung, den Bau und den Betrieb des Projektes verantwortlich. Während der Laufzeit der Konzession sorgt der Staat über einen angemessenen Tarif dafür, dass das Projekt rentabel betrieben werden kann und die Investitionen gesichert sind. Nach Ablauf der Konzession kann diese verlängert werden, oder geht an den Staat zurück. Der Start verlief für Manila Water mit der Asienkrise 1997 und der Trockenheit im Tareno Waterfund* +120 % ISIN: LU0319773478 +101,0 +29,0 0 –20 % –0,6 1 JAHR 3 JAHRE 5 JAHRE * totale Performance in Prozent seit einem, drei und fünf Jahren Fondsgesellschaft: Tareno AG in Basel, Fondswährung: Euro Fondsvolumen: 121 Mio. Euro Jahr darauf wenig glücklich. Eine Vielzahl an Ausbildungsprogrammen wurde lanciert, um neue Talente zu gewinnen. So entstand aus dem trägen Apparat ein profitables Unternehmen. Heute hat die Firma ihr Konzessionsgebiet in rund 1.700 Einheiten aufgeteilt. Die Leckrate konnte sukzessive gesenkt werden. 1997 betrug sie 63 Prozent und 2010 erreichte sie den Tiefststand von elf Prozent. All der Erfolge zum Trotz stellen sich Manila Water immer neue Herausforderungen wie die zunehmende Urbanisierung. Die Erschließung neuer Ressourcen und der Aufbau der Infrastruktur im Bereich Abwasser sind neue Herausforderungen. Während die Abdeckung im Bereich Leitungswasser bei über 90 Prozent liegt, sind erst knapp 20 Prozent der Haushalte an Kläranlagen angeschlossen. Bis 2022 soll eine Abdeckung von 100 Prozent erreicht werden. Diese Fakten führen dazu, dass der Tareno Waterfund in allen Regionen der Welt exponiert ist. Bereiche, in welchen der Fonds nicht engagiert ist, sind Wasserquellen und Mineralwasser. Gemessen am gesamten Wasserverbrauch beträgt der Anteil von Mineralwasser weniger als ein Prozent, weshalb der Fonds diesen Bereich bewusst außen vor lässt. // STEFAN SCHÜTZ B A S E L 47° 3 3 ‘ N , 7 ° 3 5 ‘ O Stefan Schütz ist als Analyst für die Fundamentalanalyse des Anlageuniversums des Tareno Waterfund verantwortlich. JOSEF BOLLAG B A S E L 47° 3 3 ‘ N , 7 ° 3 5 ‘ O Josef Bollag ist Lead-Fundmanager des Tareno Waterfund. 2005 schloss er sich der Tareno AG als Partner an. 03 2016 GL BAL INVESTOR 3 ~ WA S S E R ~ Wie Fonds auf Wasser setzen Anleger sollten genau hinschauen, in welche Unternehmen ein Wasserfonds investiert und wie deren Bezug zum Geschäftsfeld Wasser aussieht. Denn die Konzepte der Fonds sind sehr unterschiedlich – und damit auch ihre Zusammensetzung. Abfüllanlage des „Bad Dürrheimer Mineralbrunnen“. Abgefülltes Wasser ist ein Milliardengeschäft, PET Flaschen belasten jedoch die Umwelt. D ie Deutschen fühlen sich als Wassersparer, schließlich lernen hierzulande schon Kinder, während des Zähneputzens den Wasserhahn zuzudrehen. Mittlerweile ist der Wasserverbrauch vielerorts so stark gesunken, dass Experten immer wieder vor verstopften Rohrleitungen warnen. Gleichzeitig regnet es in Deutschland vergleichsweise viel und häufig, Wasser ist meist in großen Mengen verfügbar. Investitionen in das auf den ersten Blick so gar nicht knappe Gut Wasser scheinen aus dieser Sicht wenig attraktiv. Der offensichtliche Wasserverbrauch ist aber nur ein Teil, und zudem ein sehr kleiner Teil der Wahrheit: Der sogenannte virtuelle Wasserabdruck Deutschlands ist immens. Denn die Verbraucher hierzulande zählen zu den konsumstärksten der Welt. Und ein Großteil des Wassers wird weltweit längst nicht mehr zum Trinken oder Duschen, sondern in der industriellen Produktion verbraucht. Das Problem: Gerade in vielen asiatischen und afrikanischen Ländern, die sich in den vergangenen Jahrzehnten zu den Werkbänken und Rohstofflieferanten der globalisierten Weltwirtschaft entwickelt haben, ist Wasser knapp. Die Notwendigkeit, in vielen Regionen in Wasser sparende Technik und effiziente Wasser-Infrastruktur zu investieren, ist entsprechend groß, und damit auch der Anreiz für Anleger, in Firmen aus der Wasserbranche zu investieren. Europaweit zählt der Fondsratinganbieter Morningstar derzeit 19 zugelassene Wasserfonds, die ein Volumen von 6,8 Milliarden Euro verwalten. Die Fonds investieren überwiegend in Industrieunternehmen, die technische Geräte und Anlagen etwa zur Wasseraufbereitung und -analyse herstellen, und in Versorger, die Infrastruktursysteme wie Rohrleitungsnetze aufbauen 2 GL BAL INVESTOR 03 2016 und unterhalten, Kläranlagen und Wassermanagementsysteme betreiben. Hinzu kommen Unternehmen etwa aus dem Gesundheitssektor, die zum Beispiel Wassertests anbieten. Gemessen am gesamten Fondsuniversum sind die Themenfonds rund ums kühle Nass nur eine kleine Nische. Aber immerhin eine, die es schon seit vielen Jahren gibt, und die im Gegensatz zu vielen anderen Themenfonds nicht nach wenigen Jahren wieder in der Versenkung verschwinden. Zwar war es um die Fonds in den vergangenen Jahren eher ruhig, nach einem zwischenzeitigen Hype in den Jahren vor der Finanzkrise mussten viele Fonds unter dem Strich Mittelabflüsse verzeichnen. Im vergangenen Jahr stieg das Volumen des in Wasserfonds verwalteten Vermögens europaweit immerhin um etwas mehr als zwei Prozent. Im laufenden Jahr ist der Zufluss erstmals wieder deutlich spürbar, rund 600 Millionen Euro und damit um die zehn Prozent mehr Geld verwalten die Fonds derzeit im Vergleich zum Beginn des Jahres. An der Spitze der Hackordnung der Fonds ändert das freilich nichts. Die klare Nummer eins beim Volumen ist der Pictet-Water der gleichnamigen Schweizer Privatbank mit einem verwalteten Vermögen von 3,6 Milliarden Euro, der damit mehr als die Hälfte des gesamten in europäische Wasserfonds investierten Kapitals auf sich vereint. Der Fonds war der erste seiner Art und damit Begründer der Themensparte Wasser. Fondsmanager Hans Peter Portner verwaltet den Fonds seit dem Jahr 2001, aufgelegt wurde das Produkt ein Jahr zuvor. Der Morningstar-Report lobt die „langfristige orientierte und disziplinierte Umsetzung des Themas Wasser in diesem Fonds“, auch wenn der Marktführer bei der Rendite nicht immer top war. In den Jahren 2012/2013 Foto: Picture Alliance Autor: André Schmidt-Carré machte dem Fonds sein verstärktes Engagement in den Emerging Marktes zu schaffen. Das fünfköpfige Management-Team um Portner hatte zum Beispiel in brasilianische Wasserversorger und weitere Titel aus Schwellenländern investiert, in der Spitze machte das in Emerging Markets angelegte Geld mehr als 20 Prozent aus. Zwischenzeitig fiel dieser Anteil wieder auf zwölf Prozent, 2014/15 lag der Fonds bei der Rendite wieder vor der Konkurrenz. Auf Sicht von fünf Jahren erzielte der Pictet ein Plus von 13,12 Prozent pro Jahr und lag damit leicht unter dem Kategorie-Durchschnitt von 13,88 Prozent. Deutlich besser schnitt im selben Zeitraum der zweitälteste Wasserfonds ab: Der Robeco SAM Sustainable Water wurde 2001 aufgelegt und erzielte über die vergangenen fünf Jahre ein durchschnittliches Plus von 15,39 Prozent. Nur ein aktiv gemanagter Wasserfonds war im Vergleichszeitraum noch besser: Der BNP Paribas Aqua erzielte in den vergangenen fünf Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 17,22 Prozent. Damit schlagen die Rendite-Spitzenreiter der Wasserfonds sogar den Aktiendurchschnitt des MSCI World, der bei 14,41 Prozent lag. Beim verwalteten Fondsvolumen können die beiden Spitzenreiter dem Branchenurgestein von Pictet allerdings nicht das Wasser reichen: Der BNP Paribas Aqua verwaltet derzeit rund 870 Millionen Euro, der Robeco SAM Sustainable Water etwa 741 Millionen Euro. Damit belegen die Produkte in der Reihenfolge der größten Wasserfonds die Plätze zwei und drei. Ein Blick auf die Firmen, in die die Wasserfonds investieren, zeigt vor allem zwei Schwerpunkte: Im Durchschnitt investieren die Fonds 54 Prozent des Kapitals in Industrieunternehmen und 23 Prozent in Versorger, hinzukommen mit deutlichen Abstand Sparten wie chemische Grundstoffe und Gesundheit. Viele der Fonds wie die Schwergewichte Pictet Water, BNP Paribas Aqua und Robeco SAM Sustainable investieren mit einer solchen oder ähnlichen Gewichtung. Im Pictet-Produkt sind die zehn größten Positionen entsprechend allesamt Industriewerte und Versorger, der größte Einzeltitel ist Veolia Environment sowie der Versorger Suez Environment aus Frankreich, die Versorger United Utilities Group und Pennon Group aus Großbritannien, der Industrietitel Danaher aus den USA. Freilich werden auch Anleger fündig, die eine andere Gewichtung der Branchen bevorzugen. Der Hornet Infrastructure Water wird seinem Namen gerecht und investiert mehr als 70 Prozent des Kapitals in Versorger, beim AMCFM Global Water sind es rund 40 Prozent, mit entsprechend kleineren Anteilen an Industrieunternehmen. Eine Sonderstellung hat der Alta Water inne, der 65 Prozent in defensive und 31 Prozent seines Vermögens in zyklische Konsumtitel investiert. Einzig der Ökoworld Water for Life investiert ebenfalls mit rund 16 Prozent zumindest nennenswert in Konsumtitel, die anderen Fonds mischen die Branche allenfalls im kleinen einstelligen Prozentbereich oder gar nicht bei. Die größte Position des Ökoworld-Produktes sind mit 18 Prozent Technologietitel. Die ungewöhnliche Zusammensetzung beschert den Fonds allerdings keine außergewöhnliche Rendite: Der AMCFM schafft es mit einem jährlichen Plus von 13,61 Prozent über fünf Jahre immerhin noch vor den Klassiker von Pictet, der konsumorientiere Alta Water mit 11,04 Prozent liegt schon spürbar zurück, ebenso der Ökoworld-Fonds mit 8,80 Prozent, dem Hornet-Produkt beschert sein starker Ver- › 03 2016 GL BAL INVESTOR 3 ~ WA S S E R ~ Jahr mit 18,18 Prozent Rendite klar die Nummer eins, noch vor sorger-Schwerpunkt durchschnittlich vergleichsweise magere dem besten aktiv verwalteten Fonds. Und der Erfolg des Lyxor7,28 Prozent pro Jahr. ETF ist kein Einzelfall: Den dritten Platz im Ranking der ProSo unterschiedlich die Wasserfonds sind, haben die meisten dukte mit der höchsten Fünf-Jahres-Rendite teilt sich der Robeco von ihnen eines gemeinsam: die vergleichsweise hohen KosSAM mit dem Global Water des ETF-Anbietes iShares. Der pasten. Der teuerste Fonds ist der AMCF Global Water mit jährlich sive Fonds bildet den Kursverlauf des Indexes S&P Global Wa2,87 Prozent laufenden Kosten, gefolgt vom Alta Water mit 2,74 ter ab, der wiederum die Wertentwicklung der 50 größten und Prozent und dem Ökoworld Water For Life mit 2,51 Prozent. liquidesten börsennotieren Aktien widergibt, die ihr Geld in den „Wasserfonds sind im Vergleich zu anderen Fonds relativ teuer“, Geschäftsfeldern Wasserversorgung und Infrastruktur einerseits sagt Analystin Barbara Claus von der Fondsratingagentur Morsowie Wasseraufbereitung andererseits verdienen. Der Index ningstar. „Das ist eigentlich nicht einzusehen, das Management enthält jeweils 25 Unternehmen aus beiden Bereichen mit einer ist jedenfalls nicht grundsätzlich aufwendiger als das anderer Marktkapitalisierung von mindestens 250 Millionen US-Dollar. aktiv gemanagter Fonds.“ Deren Kosten liegen in der Regel bei Ein einzelner Titel macht maximal zehn Prozent des Fondsverrund 1,6 bis 1,8 Prozent jährlich. Claus beobachtet das Phänomögens aus, wenn das Unternehmen Geschäftsfelder men auch bei anderen Themenfonds. „Die Ursache ist mit Bezug zu Wasser als Hauptgeschäft betreibt, wohl das überschaubare Angebot und die beansonsten maximal fünf Prozent. Auch das grenzte Auswahl. Zudem wissen die FondsKonzept des iShares-Wasser-ETF hat anbieter, dass Anleger, die eine solchen sein Auflegung 2007 viele Investoren speziellen Fonds haben wollen, auch DER OFFENSICHTüberzeugt, derzeit verwaltet der bereit sind, dafür einen gewissen LICHE WASSERVERFonds ein Vermögen in Höhe Aufpreis zu zahlen.“ Die hohen BRAUCH IST NUR EIN TEIL, von 390 Millionen Euro. Kosten sind auch ein Grund Viele Anleger von Wasserdafür, warum die Sparte trotz UND ZUDEM EIN SEHR KLEINER fonds wollen nicht nur Geld der guten Performance vieler TEIL DER WAHRHEIT: DER SO verdienen, sondern obenWasserfonds etwas schlechdrein etwas Gutes tun. Im ter abschneiden als der große GENANNTE VIRTUELLE WASSERABGrundsatz ist das auch eine Aktienkorb des MSCI World DRUCK DEUTSCHLANDS IST IMrichtige Idee: „Wenn WassETF. Der Aktien-Welt-Index MENS. DENN DIE VERBRAUCHER erfonds in Unternehmen inschaffte in den vergangenen vestieren, dank deren Technik fünf Jahren durchschnittlich HIERZULANDE ZÄHLEN ZU der Wasserverbrauch sinkt oder 14,41 Prozent und damit rund eiDEN KONSUMSTÄRKSTEN die in die Netzinfrastruktur innen halben Prozentpunkt pro Jahr vestieren, bewirken sie damit etwas mehr als die Wasserfonds im DurchDER WELT. Gutes“, sagt Volker Weber, Vorstandsschnitt. Der stark rentierende BNP Pavorsitzender des Forums für nachhaltige ribas Aqua zählt mit laufenden Kosten von Geldanlage (FNG). Wer auf Nummer sicher 2,39 Prozent ebenso zu den teuren Fonds wie gehen will, sollte sich zumindest die größten Posider Robeco SAM Sustainable Water, bei dem ebentionen eines Fonds anschauen, um einen Überblick zu bekomfalls hohe laufende Kosten von 2,20 Prozent eine noch bessere men, wie groß dessen Wasserengagement tatsächlich ist. „Es Rendite verhindern. „Während die Rendite regelmäßig schwankt gibt keine Definition, welchen Anteil seines Vermögens ein und die Spitzenreiter im nächsten Jahr schon deutlich schlechter Fonds mindestens in Wasseraktivitäten investieren muss“, sagt abschneiden können, ändert sich an den hohen Kosten in der Fondsanalystin Claus. Ein hundertprozentiges WasserengageRegel kaum etwas“, beobachtet Claus. ment ist ohnehin kaum möglich, weil die meisten UnternehEine Alternative können passiv verwaltete Exchange Trade men auf verschiedenen Geschäftsfeldern unterwegs sind. Wer Funds (ETFs) sein, deren Kosten meist deutlich niedriger sind Aktien solcher Unternehmen kauft, hat also automatisch fast als die der aktiv verwalteten Pendants. Zum Beispiel fallen beim immer auch Nicht-Wasser-Engagements im Depot. So schätzt Lyxor ETF World Water 0,6 Prozent pro Jahr an laufenden Kosdas Management des Pictet-Water den Anteil des Portfolios an ten an, der Fonds bildet den Verlauf des World-Water-Indexes der Geschäftsfeldern mit Bezug zu Wasser auf rund 70 Prozent. Der Lyxor-Mutter Société Génerale nach. Der Index beinhaltet die 20 Mindestanteil des Wassergeschäfts von Unternehmen, um für größten börsennotierten Unternehmen weltweit aus den Spardas Anlageuniversum des Fonds überhaupt infrage zu kommen, ten Infrastruktur, Wasseraufbereitung und Wasserversorgung, liegt demnach bei 20 Prozent. Einige Fonds investieren auch in zu den größten Positionen des Fonds zählen entsprechend der Titel, bei denen Wassergeschäftsfelder eine noch geringere Rolle Gewichtung im Index zum Beispiel der Wasserversorger Amerispielen. Ob das dann noch waschechte Wasserinvestments sind, can Water Works und der Schweizer Sanitärhersteller Geberit. muss letztlich jeder Anleger selbst entscheiden. Das Konzept des Fonds mit der Nachbildung des Index bei gerinObendrein ist nicht jedes Wasserengagement automatisch gen Kosten ist in der jüngeren Vergangenheit klar aufgegangen: moralisch gut. Zu den größten Positionen des Wasserfonds Alta Der Fonds ist in der Wasser-Kategorie über die vergangenen fünf 4 GL BAL INVESTOR 03 2016 ~ WA S S E R ~ Water zählen Nestlé und Pepsi, die mit diversen Wassermarken am Markt sind und das milliardenschwere Geschäft mit abgefülltem Wasser längst als lukrativen Markt für sich entdeckt haben. Und dafür immer wieder in der Kritik stehen: Nestlé wird etwa vorgeworfen, Wasser in Regionen der dritten Welt billig abzupumpen, wo es ohnehin knapp ist, um es dann im Flaschen abgefüllt für ein Vielfaches wieder zu verkaufen. Und Pepsi steht ebenso wie weitere Anbieter in der Kritik, weil das Unternehmen schlicht Leistungswasser in Flaschen verkauft und kein Quellwasser. Letzteres glauben aber viele Konsumenten angesichts von idyllischen Naturpanoramen auf den Etiketten etwas anderes und zahlen entsprechend viel Geld für das vermeintlich hochwertige Wasser. Ein weiteres Problem ist laut Umweltschutzorganisationen die Verpackung: Weltweit verkaufen Firmen abgefülltes Wasser vor allem in Plastikflaschen, deren Produktion viel Wasser verbraucht, obendrein verschmutzt der Plastikmüll später als Müll die Weltmeere. Auch hier entscheidet letztlich jeder Anleger selbst, ob er solche Geschäftsmodelle als sinnvolles Wasserinvestment akzeptiert. Eine Orientierung bei der Suche nach dem passenden Wasserfonds können die Nachhaltigkeitsstrategien der Fonds liefern. Die sagen zwar nicht unbedingt etwas darüber aus, wie genau sich das Wasserengagement eines Fonds zusammensetzt. Aber der Investor bekommt einen Überblick, ob ein Fonds grundsätz- lich Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl von Aktien berücksichtigt. „Rund die Hälfte der im deutschsprachigen Raum zugelassenen Wasserfonds verfolgen explizit eine Nachhaltigkeitsstrategie“, sagt FNG-Chef Weber. Zum Beispiel investiert der Ökoworld Water for Life nachhaltig in Bezug auf Umwelt und Soziales: Investments in Agrochemie, fossile Brennstoffe, grüne Gentechnik und Kernenergie sind ebenso ausgeschlossen wie Engagements in Unternehmen, die sich nicht verpflichtet haben, bestimme Mindeststandards bei Rechten von Mitarbeitern einzuhalten. Der Fonds bezieht 100 Prozent seines Portfolios in die Analyse ein, zudem nehmen die Fondsmanager nicht nur die Unternehmen selbst, sondern auch strategisch wichtige Zulieferer in Bezug auf deren Nachhaltigkeit unter die Lupe. So gesehen hat der Ökoworld Water for Life dann doch noch mehr zu bieten als seine vergleichsweise niedrige Rendite. // ANDRÉ SCHMIDT-CARRÉ KÖ L N 50° 56 ‘ N , 6 ° 5 7 ‘ O André Schmidt-Carré ist Redakteur bei „Wortwert“. Der Diplom-Kaufmann schreibt über Finanz- und Investmentthemen. Investieren Sie in die wichtigsten globalen Finanzmärkte. Oder auch nicht. Bantleon Opportunities World Von einem der besten aktiven Asset Manager. Bei der vorliegenden Anzeige handelt es sich um Werbung. Sie stellt keine Anlageberatung dar. Insbesondere ist die Anzeige keine auf die individuellen Verhältnisse eingehende Handlungsempfehlung und ersetzt nicht die individuelle Beratung. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Die vollständigen Angaben zu den »Bantleon Fonds« sind dem Verkaufsprospekt, den wesentlichen Anleger informationen, ergänzt durch den Halbjahres- und Jahresbericht, zu entnehmen. Sie sind in elektronischer oder gedruckter Form kostenlos bei der Bantleon AG, Karl-Wiechert-Allee 1A, D-30625 Hannover oder unter www.bantleon.com erhältlich. ~ SOCIAL MEDIA ~ Big Data, der neue Stimmungsindikator Die Digitalisierung und soziale Netzwerke führen zu einer regelrechten Flut an öffentlich verfügbaren Daten. Richtig ausgewertet liefern sie Portfoliomanagern ein detailliertes Stimmungsbild in Echtzeit; gut für die Rendite. Autor: Christian Machts Google Campus in Silicon Valley. GoogleAnfragen zeichnen inzwischen ein genaueres Bild als klassische Stimmungsindikatoren. 22 GL BAL INVESTOR 03 2016 Foto: Picture Alliance D ie Digitalisierung führt zu einer wachsenden Menge öffentlich verfügbarer Daten. Portfoliomanager können daraus Informationsvorsprünge und Anlageideen gewinnen. 204 Millionen E-Mails wurden 2014 innerhalb einer Minute verschickt, 50 Millionen Mitteilungen über Whatsapp gesendet, vier Millionen Google-Suchanfragen gestartet und 342.000 Tweets abgesetzt. Inzwischen dürften diese Zahlen des Centre for Learning Research der finnischen University of Turku nochmals höher ausfallen, denn das Wachstum verläuft exponentiell: Der IT-Konzern IBM schätzt, dass etwa 90 Prozent der heutzutage weltweit verfügbaren Daten innerhalb der vergangenen beiden Jahre geschaffen wurden. „Big Data“ lautet das neue Schlagwort, das diese riesige und exponentiell steigende Flut öffentlich vorhandener Daten bezeichnet. Die zunehmende Digitalisierung nahezu aller Lebensbereiche birgt erhebliches Potenzial, unser Leben weiter zu verbessern: Die Unternehmensberatung McKinsey schätzt, dass Big Data der Gesundheitsbranche helfen kann, jährlich 300 bis 450 Milliarden Dollar einzusparen – indem gesundheitliche Leiden früher erkannt und effizienter therapiert werden. Kfz-Versicherer bieten inzwischen spezielle Tarife für Fahrer an, die an ihren Autos Messinstrumente zur Aufzeichnung ihres Fahrverhaltens installieren lassen – wer umsichtig fährt, kann sich über Rabatte freuen. Landwirte nutzen neuartige Analysesysteme, um Düngemittel effizienter einzusetzen und Ernteergebnisse zu steigern. Und im Profisport helfen immer detailliertere Spielerstatistiken den Trainern, Mannschaften optimaler aufzustellen. Auch Asset Manager analysieren, wie sie das vorhandene Material nutzen können, um für ihre Investoren noch bessere Anlageergebnisse zu erzielen. Die Aufbereitung und Analyse von Daten als Basis für Anlageentscheidungen ist grund- sätzlich nicht neu. Quantitative Investmentstrategien, die auf der Analyse von Wertpapierkursen, Bewertungskennziffern wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis und Dividenden beruhen, sind seit mehreren Jahrzehnten am Markt. Insofern liegt es nahe, Big Data als Renditequelle zu nutzen. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen klassischen quantitativen Ansätzen und der Analyse von Big Data: Die riesigen Datenmengen, die über Internet-Suchmaschinen, soziale Medien etc. kreiert werden, sind im Gegensatz zu den Daten, mit denen klassische quantitative Strategien arbeiten, weitestgehend unstrukturiert. Das stellt diejenigen, die sie nutzen wollen, vor besondere Herausforderungen: Welche Daten sind wirklich zuverlässig? Wie lassen sie sich aggregieren? Welche Korrelationen sind stabil? Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen? Das sind nur einige Fragen, wenn es darum geht, aus den riesigen öffentlich verfügbaren Datenmengen fundierte Anlageentscheidungen abzuleiten. Asset Manager, die über die notwendigen Ressourcen verfügen, um diese Fragen zu beantworten, können daraus Informationsvorsprünge gegenüber anderen Marktteilnehmern ableiten. Bei BlackRock beschäftigt sich der Bereich Scientific Active Equity (SAE) seit den 1990er-Jahren damit, das Potenzial öffentlich verfügbarer Daten als Renditequelle zu nutzen. Ken Kroner, der globale Leiter dieses Bereiches, hat die Herausforderung beim Herausfiltern des Relevanten aus dem gigantischen Datenstrom sehr treffend auf den Punkt gebracht: Es sei ähnlich, wie wenn man versuche, einen Schluck aus einem Feuerwehrschlauch zu trinken. Vor allem drei Bereiche von Big Data sind den bisherigen Erkenntnissen zufolge für Asset Manager interessant: Erstens Anfragen über Internet-Suchmaschinen wie Google. So liefert die Häufigkeit bestimmter Schlagwörter, nach › 03 2016 GL BAL INVESTOR 23 ~ SOCIAL MEDIA ~ denen die Nutzer suchen, Aufschluss über ihre Stimmung. Beispielsweise können häufigere Suchanfragen nach Urlaubsreisen oder neuen Autos auf zunehmende Konsumfreude infolge besserer Beschäftigungsverhältnisse und steigender Löhne hindeuten, die ihrerseits einen wirtschaftlichen Aufschwung anzeigen. Nehmen dagegen die Google-Suchen nach Fachanwälten für Arbeitsrecht zu, deutet dies eher auf eine gedämpfte Stimmung am Arbeitsmarkt hin – zum Beispiel weil die Konjunktur sich eintrübt. Der zweite Bereich umfasst soziale Medien einschließlich Chat-Foren für bestimmte Interessengruppen. Internet-Gruppen, in denen Arbeitnehmer sich über ihre Unternehmen austauschen und diese bewerten, sind in den USA schon weitaus stärker verbreitet als etwa in Deutschland. Spiegelt sich darin eine positive Grundstimmung wider, könnte das ein Zeichen für eine gesunde Verfassung des Unternehmens sein. Äußern die Angestellten dagegen zunehmend Unmut, liefert das eher ein negatives Indiz. Auch Foren, in denen Hobbytrader Anlageideen diskutieren, bieten interessante Erkenntnisse: Werden bestimmte Aktien dort sehr stark empfohlen, könnte dies einen Hinweis darauf liefern, dass der Wert überkauft ist. Wer solche Muster frühzeitig erkennt, kann sein Portfolio zum Beispiel mit Short-Positionen entsprechend ausrichten. Big Data unterfüttert auf diese Weise gewissermaßen Erkenntnisse aus dem Bereich Behavioral Finance, wonach ein allzu stark ausgeprägtes Sentiment am Kapitalmarkt auf eine Trendwende hindeutet. Drittens können Verschriftlichungen von Analystenkonferenzen mit Unternehmensvorständen deutlich aufschlussreicher sein als die vorangegangenen Telefonkonferenzen selbst. Das Scientific-Active-Equity-Team bei BlackRock wertet pro Quartal etwa 5.000 solcher Transkripte aus und sucht dabei gezielt nach bestimmten Stichworten. Die Häufigkeit, mit der optimistisch oder pessimistisch besetzte Begriffe fallen, liefert oft einen besseren Einblick in die Stimmung in der Vorstandsetage und in die Zahlen als jene Nachricht, die Firmen bewusst verbreiten möchten. Eine besondere Herausforderung dabei ist es beispielsweise, Negierungen zu erkennen – etwa wenn davon die Rede ist, dass das Rekordwachstum des vergangenen Jahres vermutlich nicht übertroffen werden kann. Ebenfalls aufschlussreich ist, mit wie vielen Zahlen insbesondere der Finanzvorstand seine Aussagen unterfüttert: Denn wo gute Zahlen nicht für sich sprechen können, bedienen die Vorstände sich stattdessen eher wortreicher Formulierungen. Unabhängig davon, welche Big-Data-Quellen Asset Manager nutzen, lassen sich daraus Informationsvorsprünge gewinnen. Denn viele wichtige klassische Konjunkturindikatoren laufen der Entwicklung nach, sie spiegeln wider, wie die Stimmung in den vergangenen Wochen gewesen ist. Big Data liefert dagegen das aktuelle Bild. Dazu zwei Beispiele: Ende 2014 fragten sich Volkswirte, Analysten und Investoren, inwieweit der niedrigere Ölpreis zu höheren Konsumausgaben bei Privathaushalten führen würde. Angesichts dieser Erwartung legten die Aktienkurse zu. Eine Analyse 24 GL BAL INVESTOR 03 2016 der Google-Suchanfragen führte jedoch schnell zu der Erkenntnis, dass die Verbraucher keineswegs sofort mehr konsumierten. Auch Internet-Blogs in China lieferten wichtige Hinweise auf die Stimmung – weil chinesische Konsumenten insgesamt rund 30.000-mal pro Tag berichten, was sie gerade gekauft haben, wie zufrieden sie mit ihren Anschaffungen sind und was sie demnächst kaufen wollen. Bei der Auswertung von Transkripten ist das Scientific-Active-Equity-Team von BlackRock im Sommer 2015 auf einen europäischen Industriekonzern gestoßen, in dessen Analystenkonferenz die Anzahl der Nennungen von „verbessert“ und „beeindruckend“ deutlich zugelegt hatte. Das Team stieg ein und profitierte in den Wochen darauf von zahlreichen Heraufstufungen der Aktie durch Analysten. Das Bild, das Big Data liefert, ist nicht nur aktueller als bei klassischen Konjunkturindikatoren – es ist auch umfassender: Einkaufsmanagerindizes und andere Stimmungsindikatoren basieren auf Befragungen einiger Hundert oder weniger Tausend Experten. Dagegen spiegeln Google-Suchanfragen und soziale Medien häufig wider, was Zehnoder gar Hunderttausende denken, wie sie handeln oder was sie beabsichtigen. Diese umfassendere Grundgesamtheit ermöglicht ein besonders robustes und aussagekräftiges Bild. Voraussetzung dafür ist, dass die Daten entsprechend aufbereitet und analysiert werden. Daher brauchen Asset Manager, die Big Data erfolgreich als Renditequelle nutzen wollen, nicht nur Portfoliomanager, Volkswirte und Kapitalmarktanalysten. Im Zusammenspiel von Portfoliomanagern und IT-Experten kann Big Data zusätzliche Informationen bereitstellen und somit zur wertvollen Renditequelle werden. So wertet das Scientific Active Equity Team bei BlackRock rund 50 Faktoren aus, auf deren Basis es Anlageentscheidungen trifft. Etwa die Hälfte dieser Faktoren beziehen sich bereits heute auf die Analyse von Big Data. Die bisherigen Ergebnisse sind ebenfalls vielversprechend: Erfolgreiche Strategien zeigen etwa einen Absolute-Return-Charakter, der weitgehend unabhängig vom aktuellen Marktumfeld positive Renditen ermöglicht. Insofern kann die Einbindung von Big-Data-Analysen zur Verbesserung des Rendite-Risiko-Profils von Portfolios beitragen. Dieses Potenzial dürfte im Zuge des technologischen Fortschrittes weiter zunehmen – etwa wenn noch intelligentere Systeme zur Spracherkennung noch präzisere Analysen der Transkripte von Analystenkonferenzen ermöglichen. // CHRISTIAN MACHTS F R A N K F U R T 50° 6‘ N , 8° 40‘ O Wenn es turbulent wird, hilft dicke Haut. Ein gutes Fondsmanagement besitzt die Eigenschaften eines Elefanten. Deshalb handeln wir mit Besonnenheit, Erfahrung und Gespür. Überzeugen Sie sich selbst: die vermögensverwalteten Mischfonds von ETHENEA. ethenea.com Christian Machts ist Leiter des Privatkundengeschäftes in Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock. Ausführliche Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte dem letztgültigen Verkaufsprospekt. Maßgeblich sind die Angaben im Verkaufsprospekt sowie der aktuelle Halbjahresund Jahresbericht. Die Wesentlichen Anlegerinformationen, den Verkaufsprospekt sowie die Berichte in deutscher Sprache erhalten Sie kostenlos bei der Verwaltungsgesellschaft ETHENEA Independent Investors S.A., 16, rue Gabriel Lippmann, L-5365 Munsbach oder bei der DZ BANK AG, Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank, Platz der Republik, D-60325 Frankfurt am Main. ~ MIKROKREDITE ~ Unterstützung der Unabhängigkeit Mikrokredite ermöglichen Menschen in Entwicklungsländern den Schritt in die Selbstständigkeit. Autorin: Edda Schröder Obst- und Gemüsehändlerin in Südostasien. Mikrokredite werden bevorzugt an Frauen vergeben, um ihnen die Selbstständigkeit zu ermöglichen. 26 GL BAL INVESTOR 03 2016 Finanzsektor ist die Zielgruppe: Menschen mit geringer Kaufkraft und ohne Ressourcenausstattung können die Kriterien des formalen Finanzsektors nicht erfüllen und fallen damit aus etablierten Wirtschafts- und Finanzierungssystemen heraus. Gerade sie benötigen aber Anschub- oder Überbrückungsfinanzierungen, um Saatgut zu kaufen, in einer Hochphase Erntehelfer zu beschäftigen oder um einen Transporter anzuschaffen, damit die Ernte auch zum Markt transportiert werden kann. Der Weg über Mikrofinanzinstitute im Land des Darlehensempfängers bietet einen Lösungsweg: Private oder institutionelle Geldgeber stellen ihr Kapital einem Mikrofinanzfonds zur Verfügung. Das Portfoliomanagement vergibt nach Zustimmung eines Investmentkomitees Darlehen an Mikrofinanzinstitute, die wiederum Kredite in geringer Höhe an Kleinstunternehmer vergeben. In umgekehrter Reihenfolge findet anschließend der Kapital- und Zinsrückfluss statt. Gründer dieser Idee ist Prof. Muhammad Yunus, der in Bangladesch im Rahmen eines Entwicklungsprojektes an der Universität Kleinstkredite vergab. 1983 wurde das Vorgehen institutionalisiert und die Grameen Bank entstand. Yunus, Managing Director der Bank, wurde 2006 für seine Idee der „wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung von unten“ (Nobelkomi- IIV Mikrofinanzfonds* ISIN: DE000A1H44S3 +15 % +12,5 +10,9 0 –3 % Foto: Invest in Visions D ie Entwicklungsorganisation Oxfam führte Anfang 2016 in einem Report die großen und wachsenden sozialen Diskrepanzen vor. „Die Zeit“ sprach in der Berichterstattung von der „Obszönität“ des Missverhältnisses der Zahlen, während beispielsweise WeltN24 und „FAZ“ einen Gegentrend aus den Zahlen herauslesen konnten. Diese Diskussionen führen aber vor allem zu einer höheren Sensibilität der Leser. Zeitgleich verlieren europäische Staatsanleihen stark an Wert und das altbewährte Sparbuch wird von Null- bis Negativzinsen bedroht. Das Risiko der Vermögensverluste durch Nicht-Handeln ist so hoch, dass es sich auch für Nicht-Anleger lohnt, über Geldanlagen nachzudenken. Eine Möglichkeit bietet sich im noch jungen, aber bereits etablierten Bereich der Mikrofinanz. Mikrofinanz verfolgt das Ziel, Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern, die sonst keinen oder nur begrenzten Zugang zu Finanzdienstleistungen haben, verlässliche und bedarfsgerechte Leih- und Sparmöglichkeiten anzubieten. Darunter fallen finanzielle Basisdienstleistungen wie Kreditvergaben, Sparmöglichkeiten, Finanztransaktionen und Versicherungen. Die Erfahrung zeigt, dass oft bereits kleine Darlehen reichen, um etwas zu bewegen. Der Hauptunterschied zwischen dem Mikrofinanzwesen und dem formalen +1,9 1 JAHR 3 JAHRE 5 JAHRE * totale Performance in Prozent seit einem, drei und fünf Jahren Fondsgesellschaft: Invest in Visions GmbH, Fondswährung: Euro Fondsvolumen: 196 Mio. Euro tee Oslo 2006) mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Für Arme in ländlichen Gegenden ergibt sich aus dem Zugang zu Finanzdienstleistungen nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch soziale Zugehörigkeit und somit die gesellschaftliche Anerkennung Einzelner. Viele Beispiele zeigen, dass besonders Frauen von dieser Entwicklung profitieren. Rund 65 Prozent der Mikrokreditnehmer sind weiblich. Insbesondere durch die Möglichkeit, mit bereits bestehenden Fertigkeiten als Kleinst- oder Kleinunternehmerin am Markt teilzunehmen, erfahren Kreditnehmerinnen Autonomie und Selbstbestimmung, die sich in und durch ihr soziales Umfeld (Peergroup) verstärken kann. Mikrokreditnehmer verfügen aber kaum über ausreichende Sicherheiten. Eine Beurteilung von „viel“ oder „wenig“ ist nur dann andeutungsweise möglich, wenn man sich einen Eindruck von den allgemeinen Lohn- und Verbrauchskosten macht. Die absolute Armutsverteilung im direkten Vergleich mit dem Zugang zu Finanzdienstleitungen verdeutlicht die prekäre Lage. 2,8 von 7,3 Milliarden Menschen leben von weniger als zwei Dollar täglich und 2,4 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen. Daher baut das Mikrofinanzwesen auf Solidarität und gegenseitige Verantwortung. Es zeichnet sich nicht allein der Darlehensempfänger für die Rückzahlung seines Kredites verantwortlich, sondern mit ihm seine Peergroup. Ein solches System der Gegenseitigkeit etablierte sich in Europa bereits Mitte des 19. Jahrhunderts als Lösung für Landwirte in finanziellen Engpässen, durch ein genossenschaftliches System. Dadurch wurden Finanzierung und vergünstigter Einkauf von Saatgut und Düngemitteln möglich. Auch in Schwellenländern sind gegenseitige Bürgschaften, Gruppenhaftung und solidargemeinschaftliche Leistungen in der Praxis erfolgreiche und weitgehend akzeptierte Grundlagen der Kreditsicherung, auch zur Vermeidung von Missbrauch. Mikrofinanzinstitute, sogenannte MFIs, sind in den lokalen Strukturen kundig und können die Bonität der Darlehensempfänger prüfen und eine beratende Funktion übernehmen. Jungunternehmer können so wirtschaftliche Grundkenntnisse erlangen, damit das Projekt, das hinter der Investition steht, gelingt. Die (lokalen) Mikrofinanzinstitute erhalten die finanziellen Mittel zur Darlehensvergabe zum Beispiel über Mikrofinanzfonds. Mikrofinanz ermöglicht Personengruppen Zugang zu finanziellen Mitteln, die im gängigen Kredit- und Darlehenssystem durch das Raster fallen und keine Chance auf eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation haben. Daher wird Mikrofinanz auch als Instrument der Entwicklungshilfe verstanden. Somit sind Mikrofinanzinvestitionen mit den Leitlinien ethischer Vermögensanlagen konform. Statt nach einer Ausschlussliste vorzugehen, trägt Mikrofinanz dem Bedürfnis nach Transparenz Rechnung. Stiftungen können nicht nur ihrem Auftrag gemäß vermögenserhaltend anlegen, sondern zugleich transparente Anlageziele mit den Stiftungszielen verbinden. In Deutschland können sich seit 2011 auch private Anleger an diesem Konzept beteiligen. Mit dem IIV Mikrofinanzfonds hat die Invest in Visions den ersten Fonds dieser Anlageklasse auf den deutschen Markt gebracht. Als Benchmark für Mikrofinanzinvestments hat sich › 03 2016 GL BAL INVESTOR 27 ANZEIGE ~ MIKROKREDITE ~ WERTENTWICKLUNG DES SYMBIOTICS-MICROFINANCE-INDEXES Euro 150 Prozent 1,0 140 0,4 120 0 –0,4 100 1/2006 1/2008 1/2010 1/2012 1/2014 1/2016 28 GL BAL INVESTOR EI KR beispielsweise wenn ein Mikrofinanzinstitut ein Darlehen nicht rechtzeitig tilgen kann, wird versucht, zwischen allen Parteien eine Lösung zu erarbeiten, die für Investoren/Darlehensgeber und auch für das Mikrofinanzinstitut tragbar ist. Schwierigkeiten können aber auch unverschuldet durch höhere Gewalt entstehen, wie es im Frühjahr 2016 der Fall war. Der IIV Mikrofinanzfonds war vom Ausfall eines Mikrofinanzinstituts in Ecuador bedroht, nachdem ein schweres Erdbeben den Norden des Landes erschüttert hatte. Zwei der Mikrofinanzinstitute in Ecuador hatten größere Teile ihres Portfolios in der vom Erdbeben betroffenen Region investiert. Glücklicherweise waren die materiellen Schäden größtenteils durch Versicherungen gedeckt und Geschäftsdaten gespeichert. Der Investmentprozess schließt auch die Bewertung der verfügbaren Absicherungsinstrumente der Währungen ein. Im Vergleich zu einer kommerziellen Due-Diligence-Prüfung ist die Datenerhebung und Absicherung der Datenglaubwürdigkeit wesentlich schwieriger. Entwicklungs- und Schwellenländer verfügen oft nicht über Behörden, die makroökonomische Auskünfte über die generelle wirtschaftliche Lage des Landes und der Haushalte geben können. Neben der qualitativen Auswahl der Mikrofinanzinstitute ist aus diesem Grund auch die breite Risikodiversifizierung in Form einer Streuung der Fondsmittel über verschiedene Regionen, Länder und Mikrofinanzinstitute notwendig. Da es in einigen Ländern nicht möglich ist, Darlehen in Dollar oder Euro zu vergeben, muss ein Lokalwährungskredit abgesichert werden. Das Währungsrisiko schlägt sich auch in der Diskrepanz zwischen der Währung des Kredits (oft in US-Dollar) und der Währung der Gehälter (Lokalwährung) nieder. Bei Währungsschwankungen kann es deshalb zu einer Verschlechterung der Portfolioqualität der MFIs kommen. Deshalb ist es wichtig, dass MFIs ihr Portfolio hinsichtlich der Währungen diversifizieren. Verschiedene Kriterien schließen bestimmte Länder oder Ländergruppen für Mikrofinanzinvestments gänzlich aus, bei- EDDA SCHRÖDER F R A N K F U R T 50° 6‘ N , 8° 40‘ O Edda Schröder gründete vor zehn Jahren die Invest in Visions GmbH und ist heute geschäftsführende Gesellschafterin. Bei den Verbraucherschützern stehen sie hoch im Kurs, die Exchange Traded Funds (ETFs). Der Grund ist schnell gefunden – sie sind günstiger als herkömmliche Fonds. Kein Wunder, denn bei ETFs versucht kein teurer Fondsmanager einen Markt zu schlagen und ein Alpha (Mehrrendite zum Index) zu generieren. Hier kauft man einfach nur die Entwicklung des gewünschten Marktes – nicht mehr und nicht weniger. Kostengünstig ja, aber auch wirklich sinnvoll? Schön, wenn der gewählte Markt steigt. Katastrophal, wenn eben dieser Markt ins Bodenlose fällt. Ein ETF hat keine Reißleine oder integrierte Risikobegrenzung. Und auch über die Risikostreuung lohnt es sich nachzudenken. Nehmen wir an Sie kaufen einen „DAX-ETF“. Dann setzen Sie ausschließlich auf die großen Werte des deutschen Aktienmarktes. Und wenn die Musik in anderen Aktienmärkten spielt? Oder in Deutschland eher die kleineren Aktien laufen? Sie merken schon, eigentlich macht nur „ein ausgewogenes Bündel“ von ETFs wirklich Sinn. Aber welche soll man wählen? Und wie dann gewichten? Problem erkannt, Gefahr gebannt – die PatriarchSelect ETF Trend 200 Vermögensverwaltung! Doch es gibt auch ein ETF-Angebot, wo man die zuvor aufgezeigten Risiken elemiminiert hat. Der Frankfurter Produktkonstrukteur Patriarch bietet seit ca. einem Jahr über die Augsburger Aktienbank AG eine „Timing-Fondsvermögensverwaltung mit 100% weltweiten Aktien-ETFs“ an, die von „Mr. ETF“, Markus Kaiser (Vorstand der StarCapital AG), gemanaged wird. Die weltweite Streuung der AktienETFs wird anhand des GDPs (Bruttoinlandsprodukt) der einzelnen Staaten ausgerichtet und die Absicherung bei Marktverwerfungen erfolgt über Signale der 200-Tage-Linie des Portfolios. In schwierigen Markt- „Mr. ETF“ Markus Kaiser, phasen, wird zu Vorstand der StarCapital AG 100% in Geldmarktund Renten-ETFs umgeschichtet, wie zuletzt vom 24.8.15 – 12.7.16. Seit gut 2 Monaten sind die Anleger wieder positiv investiert und konnten sich die enormen Schwankungen der 11 Monate zuvor in Ruhe vom Seitenrand ansehen. So macht ETF-Investment Sinn. Verständlich, dass sich endlich einmal Berater, Anleger und auch Verbraucherschützer einig sind. Internet-Link zur PatriarchSelect ETF Trend 200: http://www.patriarch-fonds.de/fondsvermoegensverwaltung.html 03 2016 FOCUS-MONEY xx/2016 Ein neues Konzept lässt Anleger zurecht aufhorchen. NG der Symbiotics-Microfinance-Index (SMX) etabliert, der sechs Fonds umfasst und die Renditeentwicklung seit 2003 nachvollziehbar macht. Er zeigt, dass der Sektor kontinuierlich an Wert gewonnen hat, selbst in den Jahren der Finanzkrise 2007/2008. Die Performance eines Mikrofinanzfonds ist wesentlich mit der Rückzahlungsmoral der Darlehensnehmer verbunden. Mikrofinanzanlagen sind nur gering mit dem Kapitalmarkt korreliert, da die Zahlungsmoral der Darlehensnehmer nicht von der Entwicklung am Kapitalmarkt beeinflusst wird. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 2,5 bis 5,5 Prozent, keinem Jahr mit negativer Rendite (2003 bis 2016) und einer durchschnittlichen Volatilität von 0,5 Prozent per annum gleicht diese Anlageform damit eher einer Geldmarktanlage als einem Engagement in den Emerging Markets. Die Anlageform stellt aufgrund der eingeschränkten Liquidität jedoch keinen Geldmarktersatz dar. Der Erfolg der Mikrofinanz provoziert auch immer wieder Kritik. Selbstverständlich ist Mikrofinanz kein Allheilmittel gegen Ungerechtigkeit, sondern ein Ansatz unter einer Vielzahl von Möglichkeiten. Mikrokredite haben sich mittlerweile als Geschäftsmodell etabliert. Es sind lokale Märkte entstanden, kommerzielle Anbieter beleben den Wettbewerb. Dies ist nicht immer förderlich für die wirtschaftliche Qualität der Darlehen, da zwar die Zinssätze für Kreditnehmer sinken, jedoch wenig oder keine Beratung erfolgt. Daher achtet das Fondsmanagements insbesondere auf die genaue Auswahl der Mikrofinanzinstitute. Kreditnehmern sollte nicht nur Kapital oder Dienstleistungen zur Verfügung gestellt werden, sie sollten zusätzlich unterstützt werden, beispielsweise durch Weiterbildungsmaßnahmen. In der Zusammenarbeit mit den Mikrofinanzinstituten spielt neben Pflege und Erhalt auch die finanzielle Stabilität eine große Rolle. Die Darlehen oder Schuldverschreibungen haben eine Laufzeit von durchschnittlich zwei Jahren. Bei Schwierigkeiten, ETFs ohne Schwächen? ZU SL 12/2003 Quelle: Symbiotics Monatliche Wertentwicklung (linke Achse) Symbiotics-Microfinance-Index (SMX) 0,8 spielsweise ein erschwerter Marktzugang durch lokale Regularien. Beispielsweise hat Äthiopien Kapitalverkehrsbeschränkungen eingeführt. Diese haben zur Folge, dass Investoren im Land gebunden sind, also im Notfall ihre Gelder nicht mehr aus dem Land abziehen können. Subventioniertes Funding in vielen Märkten Afrikas und der MENA-Region (Middle East & North Afrika) führt zu so niedrigen Zinssätzen, dass es für kommerzielle Investoren schwer ist, dort wirtschaftlich zu investieren, was auch für Mikrofinanzfonds gilt. Mit derzeit vier für den öffentlichen Vertrieb in Deutschland zugelassenen Mikrofinanzfonds ist der Markt noch eher dünn besiedelt. Das Niedrigzinsumfeld sorgt für hohe Liquidität im Mikrofinanzsektor. Verstärkt wird dieser Effekt durch Anleger, die die fehlende Korrelation mit den Kapitalmärkten nutzen und Investitionen in Mikrofinanz zur Diversifikation ihres Portfolios einsetzen. Als bewährtes Konzept für die „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist es eines der wichtigsten Instrumente S ZUR ARMU ELDE in der EntwicklungszusammenTSB G ES EG arbeit. Für dieses Jahr wird D RE F U ein globales Wachstum N A Mikrofinanzdes Mikrofinanzmarktes Institute von zehn bis fünfzehn in EntwicklungsProzent erwartet, ländern KAPITAL/ und für die Region ZINSFLUSS Asien-Pazifik eine Zuwachsrate von 30 Prozent. IIV MikrofinanzWährend sich fonds/ Kleinstunternehmer/ Mikrofinanzder Markt zunehinnen produkte mend saturiert, birgt die Digitalisierung besonders Internationale in Afrika ein hohes Geber, Stiftungen, Entwicklungspotenprivate zial: Das Mobilfunknetz Investoren, KAPITALFLUSS institutionelle ermöglicht den Zugang zu Investoren mobilem Banking für das Gros der Bevölkerung. Bereits heute nutzen in Teilen Afrikas bis zu 50 Prozent der Bevölkerung unterschiedliche Formen des „Mobile Banking“. Damit können in Zukunft auch potenzielle Mikrokreditnehmer in ländlichen und entfernt liegenden Gegenden erreicht werden. Dies würde die operativen Kosten der Mikrofinanzinstitute erheblich senken, es müssten keine zusätzlichen Niederlassungen eröffnet werden. Den ärmsten Bevölkerungsschichten wäre die Möglichkeit gegeben, sich eine Existenz aufzubauen – ganz im Sinne des Gründervaters Prof. Yunus. // Fotos: xxxxxxxxxxx/FOCUS-MONEY Composing: xxx/FOCUS-MONEY ~ J A PA N ~ Das Leben in der Zinsfalle Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda in Washington D.C. am 6. Oktober 2016. Im Rahmen der Jahresstagung des IWF und der Weltbank trafen sich die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G-20-Staaten. Die Japaner haben es vorgemacht: Expansive Geldpolitik, um die Wirtschaft anzukurbeln. Ein Erfolgsrezept auch für Europa? Foto: Picture Alliance Autor: Daiji Ozawa 30 GL BAL INVESTOR 03 2016 03 2016 GL BAL INVESTOR 31 ~ J A PA N ~ F risch im Amt rief Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda vor gut drei Jahren, am 4. April 2013, die Politik der sogenannten „quantitativen und qualitativen Lockerung“ (QQE) aus. Mit seiner „neuen Dimension der geldpolitischen Lockerung“ überraschte Kuroda die Finanzmärkte und stellte sich den Schwarzsehern entgegen, die Anleger jubelten. Das Ausmaß der geldpolitischen Lockerung war enorm. Auf den ersten Blick überzeugten auch die geplanten Maßnahmen. Um ihr Inflationsziel von zwei Prozent innerhalb von rund zwei Jahren zu erreichen, stellte die Bank of Japan die Verdoppelung ihrer Ankäufe japanischer Staatsanleihen und ETFs sowie der japanischen Geldbasis in Aussicht. Zu diesem Zeitpunkt ist der Yen bereits von rund 80 auf 93 Yen gegenüber dem US-Dollar gefallen, am japanischen Aktienmarkt waren die Kurse seit Amtsantritt von Premierminister Minister Shinzo Abe und seiner Liberaldemokratischen Partei (LDP) Ende 2012 um rund 30 Prozent gestiegen. Daher gab es genug Skeptiker am Markt, die warnten, dass die Märkte die möglichen positiven Auswirkungen der Abenomics-Politik einschließlich einer mutigen Geldpolitik zum größten Teil bereits eingepreist hätten. Heute weiß man, wie falsch sie mit dieser Einschätzung lagen. Tatsächlich war dies erst der Beginn einer dreijährigen Rallye am japanischen Aktienmarkt. Befeuert wurde diese vor allem von ausländischen Investoren, die von April 2013 bis Ende 2014 120 Milliarden US-Dollar in japanische Aktien investierten, ungewöhnlich hohe Zuflüsse 32 GL BAL INVESTOR 03 2016 für so einen kurzen Zeitraum. Am 29. Januar 2016, fast drei Jahre nachdem Kuroda das erste Feuerwerk zündete, legte die BOJ noch einmal nach und verkündete „QQE mit Negativzins“. Diesmal fiel die Marktreaktion deutlich verhaltener aus. Der Yen reagierte mit einem kurzfristigen Rückgang von 118 auf 121 Yen gegenüber dem US-Dollar, erholte sich aber schon in der Folgewoche wieder auf 112 bis 113 Yen, gestützt durch größere Unsicherheiten über die Wachstumsaussichten in China und schwächere Rohstoffpreise. Die Anleger zeigten sich enttäuscht darüber, dass es der BOJ mit ihrer überraschenden Aktion nicht gelang, den Yen nachhaltig zu schwächen – vor allem aber verärgert darüber, dass sich die BOJ entgegen wiederholter Beteuerungen des Notenbankchefs für die Einführung von Strafzinsen entschied. Seither sind die kritischen Stimmen noch lauter geworden, selbst unter den ausländischen Investoren, die zuvor nur Lob für die BOJ und ihren Gouverneur fanden. Nun hieß es, dass QQE offensichtlich nicht funktioniere, die BOJ intransparent sei und Kuroda die Märkte hintergehe. Das Fazit von Invesco ist deutlich einfacher: Die Verbindung von QQE und Negativzinsen funktioniert nicht. Bei gleichzeitiger Ausweitung der Geldbasis helfen Strafzinsen nicht. Ganz im Gegenteil; sie verhindern, dass das eigentliche Ziel der Geldpolitik erreicht wird, weil beide Maßnahmen nicht zueinander passen. Der konzeptionelle Ansatz mit drei Kategorien von Zinssätzen ist jedoch gut. Die Einlagen der Banken bei der Zentralbank werden der Höhe nach in drei Foto: Shutterstock Hauptgebäude der japanischen Zentralbank, Bank of Japan, in Tokio, der Hauptstadt Japans. mein angenommen, dass die Deflation ein Grund für die schwiejeweils unterschiedliche Kategorien aufgeteilt, sodass nur auf eirige wirtschaftliche Lage sei. Vor diesem Hintergrund wurden nen Teil negative Zinsen erhoben werden. der ehemalige BOJ-Gouverneur Masaaki Shirakawa und die BOJ Die Zinsen sind inzwischen so niedrig, dass weitere gevon der sogenannten „Reflationsfraktion“ stark dafür kritisiert, ringfügige Zinssenkungen die Haushalte und Unternehmen dass sie die Deflation nicht ausreichend bekämpften. Zu diesen kaum zum Umdenken bewegen werden. An tiefe Zinsen haKritikern gehörte auch der derzeitige Vizechef der BOJ, Kikuo ben sich die Japaner längst gewöhnt, die Kreditnachfrage Iwata, einer der prominentesten Befürworter einer reflationären wurde so bislang nicht angekurbelt. Ein positiver Aspekt hinPolitik. Allein die BOJ soll schuld an der anhaltenden Deflation gegen ist die schrittweise Verlagerung der Geldpolitik von in Japan sein – da es ihr unter der Führung von Shirakawa an der der Ausweitung der Geldbasis zur Zinssteuerung. Damit Entschlossenheit gefehlt hat, ein Inflationsziel von zwei Prozent schlägt die BOJ einen potenziell nachhaltigeren geldpolitizu erreichen und sich ein Ziel für eine deutliche Ausweitung der schen Pfad ein. Am Markt wird es bald nicht mehr genug jaGeldbasis zu setzen. panische Staatsanleihen geben, wenn die Notenbank weiter Japans derzeitiger Notenbankchef Kuroda dürfte kaum der so kräftig ankauft wie bisher. Dennoch haben die Märkte ne„Reflationsfraktion“ angehören. Kuroda sagte im Februar 2016 gativ auf die plötzliche Einführung von QQE mit Negativvor dem japanischen Parlament: „Es ist nicht so, dass die Geldzins und die dadurch ausgelöste Abflachung der Zinsstrukturbasis allein die Inflation oder die Inflationserwartungen kurve reagiert. Auch die von hauchdünnen Zinsmargen schüren wird. Wir wollen höhere Preise durch betroffenen Finanzinstitute sowie Pensionäre höhere Inflationserwartungen und eine geund Sparer haben sich zunehmend beringere Lücke zwischen Angebot und schwert. Nachfrage durch QQE erreichen.“ In die gleiche Richtung zielt die Die von Kuroda im April 2013 einjüngste Neuerung in der japanigeführte QQE-Politik ist dennoch schen Geldpolitik, die „quantitanichts anderes als das, was die tive und qualitative geldpolitiNUN HEISST ES, DASS DIE „Reflationsfraktion“ gefordert sche Lockerung mit Steuerung hat. Ein Grund für den Kursder Zinsstrukturkurve“, die QUANTITATIVE LOCKERUNG wechsel der Notenbank ist, am 21. September 2016 anNICHT FUNKTIONIERE, DIE dass sich die japanische Wirtgekündigt wurde. Durch die schaft seit Ende 2012 auf dem BANK OF JAPAN INTRANSPARENT Aufgabe des Ankaufsziels Erholungspfad befand und und die Umstellung auf die SEI UND KURODA DIE MÄRKTE der japanische Yen zu stark erSteuerung der ZinsstrukturHINTERGEHE. schien. Invesco geht davon aus, kurve soll die Nachhaltigkeit dass es Kurodas Ziel war, mit der Geldpolitik gestärkt werden. einem Kurswechsel in der GeldDieser Schritt ist allerdings hoch politik Einfluss auf die japanischen kontrovers; vor allem die Frage, ob Aktienmärkte und Währung nehmen die BOJ die Anleiherenditen am lanzu können. gen Ende der Zinskurve überhaupt konWie erwartet, wertete der Yen nach der trollieren kann. Kuroda scheint die KommuEinführung von QQE im April 2013 weiter ab. Die nikation mit den Märkten in jedem Fall verbessern Aktienkurse reagierten mit heftigen Ausschlägen, die Unternehzu wollen. Gleichzeitig hat er, obwohl er dies vehement leugmensgewinne stiegen und der Verbraucherpreisindex begann net, inzwischen weniger Optionen für eine weitere Lockerung anzuziehen. Das Zwei-Prozent-Ziel hat die japanische Teuerung der Geldpolitik. Kuroda selbst sieht vier mögliche Ansätze: eine allerdings nie erreicht. Stattdessen hat die BOJ ihre Inflationsweitere Senkung der Negativzinsen, eine Ausweitung der Staatserwartungen in ihren Ausblicken wiederholt zurückgenommen. anleihenkäufe, eine Senkung der Zinsen am langen Ende der Dass sie ihr Preisstabilitätsziel von zwei Prozent nicht erreicht Zinsstrukturkurve oder eine Ausweitung der ETF-Käufe. Jede hat und die Inflationserwartungen stattdessen rückläufig geweeinzelne dieser Maßnahmen dürfte schwierig umzusetzen sein sen sind, führt die BOJ selbst auf mehrere Faktoren zurück. Ersund verspricht wenig Wirkung. tens den sinkenden Ölpreis, zweitens die Nachfrageschwäche Die japanische Regierung hat noch nicht öffentlich gemacht, nach Anhebung der Konsumsteuer im Jahr 2014 und drittens die dass die Jahresrate des Verbraucherpreisindexes ohne LebensWachstumsverlangsamung in den Schwellenmärkten sowie die mittel und Energie seit September 2013 positiv ist, wenn auch weltweite Finanzmarktvolatilität. Die größte Überraschung ist, das Zwei-Prozent-Ziel noch in weiter Ferne liegt. dass trotz des engen Arbeitsmarktes und der geringen ArbeitsloÜber die Frage, ob die Deflation Ursache oder Folge der senrate von drei Prozent die nominalen Löhne in Japan in den schwachen Wirtschaftsentwicklung ist, besteht immer noch keiletzten Jahren nur minimal gestiegen sind und langsamer als die ne Einigkeit. Als Shinzo Abe und seine LDP Ende 2012 wiederVerbraucherpreisinflation, da der schwächere Yen die Einfuhrgewählt wurden, kämpfte Japan bereits seit rund 15 Jahren mit preise erhöht hat. Das wiederum hat die Kaufkraft der KonDeflation und Wachstumsschwäche. Zu der Zeit wurde allge- › 03 2016 GL BAL INVESTOR 33 ~ J A PA N ~ KERNINFLATION UND GELDBASIS Jährliche Steigerung in Prozent 1,5 Yen in Billionen 400 1,0 300 0 200 –1,0 100 –2,0 0 10. 1. 11. 1. 12. 1. 13. 1. 14. 1. 15. 1. 16. 1. 2016 Quelle: Bank of Japan Geldbasis (rechte Achse) sumenten geschwächt. In Japan sind Vollzeitbeschäftigte, durch Lohn, Jobsicherheit, Zusatzleistungen und den resultierenden sozialen Status, deutlich bessergestellt als Nicht-Vollzeitbeschäftigte. Der Anreiz für Vollzeitbeschäftigte ist konsequenterweise groß, der Arbeitsplatzsicherheit mehr Gewicht zu geben als Lohnerhöhungen. Solange die Konditionen für Vollzeitbeschäftigte so viel besser sind als für Nicht-Vollzeitbeschäftigte, ist mit einer nennenswerten Teuerung durch Lohnwachstum in Japan daher nicht zu rechnen. Das ist einer der Gründe, warum die Abe-Regierung derzeit an Arbeitsmarktreformen arbeitet. Nach Einschätzung von Invesco bereitete der BOJ das trotz der deutlichen Yen-Abwertung ausbleibende reale Exportwachstum Kopfschmerzen. Anfangs führten Marktbeobachter die Exportschwäche auf den „J-Kurven-Effekt“ zurück. Die Importe werden bei einer Währungsabwertung zunächst teurer, sodass sich die Handelsbilanz kurzfristig verschlechtert. Durch die Abwertung der Währung exportiert das Land aber langfristig mehr, weil die Produkte für ausländische Abnehmer günstiger werden. Soweit die Theorie. In der Praxis ist eine nennenswerte Beschleunigung der japanischen Exporte – und damit der gesamtwirtschaftlichen Dynamik – ausgeblieben, weil die japanischen Unternehmen ihre Preise trotz der schwächeren Währung hochgehalten haben. Offensichtlich wurde ihnen klar, dass sie nicht mehr über den Preis, sondern über die Qualität konkurrieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt des japanischen Dilemmas ist das hoch kontroverse ETF-Ankaufprogramm der BOJ. Am 29. Juli 2016 gab die BOJ bekannt, dass sie ihre Ankäufe von ETFs auf den TOPIX, den JPX Nikkei 400, den Nikkei 225 und weitere Indizes im Rahmen ihres geldpolitischen Lockerungsprogramms um sechs Billionen Yen pro Jahr aufstocken würde. Am 20. Oktober hielt die BOJ bereits diverse japanische Aktien-ETFs im Wert von zehn Billionen Yen (100 Milliarden US-Dollar). Im Oktober hat die BOJ den Ansatz ihrer ETF-Käufe angepasst, indem sie anstelle des kursgewichteten Nikkei 225 stärker auf den kapitalisierungsgewichteten TOPIX setzt, um die Marktauswirkungen ihrer ETF-Käufe zu minimieren. Die Markteingriffe der BOJ waren dennoch nie größer. Stand Juni 2016 war der japanische GPIF 34 GL BAL INVESTOR 03 2016 (Government Pension Investment Fund), einer der weltgrößten Pensionsfonds, mit rund 27 Billionen Yen in japanischen Aktien investiert. Sollte die BOJ das aktuelle Tempo ihrer ETF-Ankäufe fortsetzen, würde sie den GPIF schon in wenigen Jahren als größten Aktionär des Landes ablösen. Corporate Governance steht auch in Japan weit oben auf der Agenda, und viele Investoren drängen die Unternehmen in ihren Portfolios dazu, ihre Kapitaleffizienz zu verbessern. Der GPIF ist einer der Treiber dieser Entwicklung, während sich die BOJ bislang zurückhaltend gibt und diesbezüglich wenig unternimmt. Aus der Kosten-Nutzen-Betrachtung heraus kann Invesco das umfangreiche ETF-Ankaufprogramm daher vor allem langfristig nicht gutheißen. Die BOJ und Gouverneur Kuroda haben angesichts größter Herausforderungen Mut zu ungewöhnlichen monetären Entscheidungen gezeigt und haben es gewagt, völlig neue Wege in der Geldpolitik zu gehen. Das sollte trotz einiger unerwarteter Folgen nicht vergessen werden. Gleichzeitig bleibt es aber auch dabei, dass die BOJ inzwischen weniger Optionen für zusätzliche Lockerungsmaßnahmen hat, auf die sie vermutlich auch nur als letzten Ausweg zurückgreifen würde, zum Beispiel bei einer schlagartigen Aufwertung der japanischen Währung. Das Team von Invesco bleibt zuversichtlich. Dank der Anstrengungen der BOJ und ihres obersten Währungshüters ist bekannt, dass die Geldpolitik allein nicht ausreicht, um die Wirtschaft aus der Krise zu manövrieren, vor allem wenn sich ein Land in der Liquiditätsfalle gefangen ist. So scheinen auch Premierminister Shinzo Abe und seine Regierung zu sehen, dass Strukturreformen und Fiskalpolitik gefragt sind, sie also das Ruder übernehmen und der Bank of Japan die Möglichkeit geben sollten, sich für eine Weile stärker im Hintergrund zu halten. So hat die Regierung auch bereits einen Gesetzesentwurf für ein beachtliches Wachstumspaket verabschiedet und arbeitet an ihrem dritten Nachtragshaushalt. Eine weitere gute Nachricht ist, dass sich die US-Wirtschaft im Aufschwung befindet, auch wenn die Erholung noch schleppend ist, und die Fed-Vorsitzende Janet Yellen entschlossen scheint, die Geldpolitik zu normalisieren. Dadurch werden die Renditen wieder steigen. Gelingt es der Bank of Japan, die japanischen Zinsen tief zu halten, könnte ein größerer Zinsabstand zwischen den USA und Japan die japanische Währung in den kommenden Jahren etwas schwächen und so die japanische Wirtschaft insgesamt stützen. Das würde bedeuten, dass sich die BOJ getrost im Hintergrund halten könnte. Sie müsste nicht erneut in die geldpolitische Trickkiste greifen und sich massiver Kritik aussetzen. // Wir verbinden Stärke mit Beständigkeit DJE – DIVIDENDE & SUBSTANZ Der mehrfach ausgezeichnete*, substanzorientierte Dividendenfonds. Viel wichtiger als schnelle Gewinne sind stabile Erträge. Diese lassen sich bei derzeitig niedrigen Zinsen und Börsenschwankungen am besten mit Dividenden erzielen. Seit über zwölf Jahren setzt Dr. Jan Ehrhardt mit dem mehrfach ausgezeichneten Fonds „DJE – Dividende & Substanz“ (ISIN: LU0159550150) auf ertragsstarke und werthaltige Unternehmen mit hohen und vorzugsweise steigenden Dividendenzahlungen. Sie haben Fragen? Unser Team steht Ihnen gerne unter 089/790453-0 DAIJI OZAWA oder [email protected] zur Verfügung. Unsere Stärke: Ein aktives Fondsmanagement, basierend auf einem tiefgründigen Research und unserer bewährten Analysemethode. Alle veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlungen dar. Aktienkurse können markt-, währungs- und einzelwertbedingt relativ stark schwanken. Auszeichnungen, Ratings und Rankings sind keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen. Weitere Informationen zu Chancen und Risiken finden Sie auf der Webseite www.dje.de. Der Verkaufsprospekt und weitere Informationen sind kostenlos bei der DJE Kapital AG erhältlich. * Quelle: €uro (Ausgabe 02/2014) * Informationen zu den Ratings und Auszeichnungen finden Sie auf unserer Website. TO K I O 35° 41 N , 139° 41‘ O Daiji Ozawa ist CIO des Japanese Equity Value Portfolios bei Invesco. Ozawa ist Chartered Financial Analyst (CFA). Weitere Informationen finden Sie auch unter www.dje.de Dr. Jens Ehrhardt Gruppe München | Frankfurt | Köln | Luxemburg | Zürich Werbemittel Investment ~ J A PA N ~ D Masaki Takahashi, der Tankstellenbesitzer, der sein eigenes Biokraftwerk gebaut hat. In der Hand hält er einen Geldschein seiner eigenen Währung, die er nach der Katastrophe entwarf, um die regionale Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Der Held von Kesennuma Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat in Deutschland die Energiewende bewirkt. In Japan dagegen bleibt vieles beim Alten. Welche Nation investiert besser in die sicherere Zukunft? Foto: Oliver Stock Autor: Oliver Stock 36 GL BAL INVESTOR 03 2016 amals als die Welle kam, saß Masaki Takahashi im kargen Besprechungszimmer einer seiner Tankstellen. Er kramte in Bewerbungsmappen. Die Tankstellen hatte er von seinem Vater übernommen. 15 waren es, sie waren sein Leben. Alle lagen in Kesennuma, einem japanischen Fischerort etwa 250 Kilometer Luftlinie entfernt von Fukushima. Dann kam der Tag, an dem sich das Wasser auftürmte. Takahashi dachte an seine vier Kinder, an seine Frau, die Eltern, an seine 160 Mitarbeiter. Er dachte an alle gleichzeitig, an keinen allein. „Es ist schwer, darüber zu sprechen, aber gar nicht zu sprechen, geht auch nicht“, sagt der 53-Jährige. Sechs Jahre ist es bald her, dass ein Tsunami am 11. März 2011 die Ostküste von Japan überrollte, das Atomkraftwerk in Fukushima zerstörte und bislang mehr als 18.000 Menschen sterben ließ. Eine Welle, die Japan zeitweise zwang, seine Energieversorgung komplett durch importiertes Öl und Gas sicherzustellen. In Deutschland veranlasste die Katastrophe Angela Merkel vier Wochen später, die Energiewende auszurufen. Die Folgen spüren Energieversorger heute, deren Geschäftsmodell genauso zusammengebrochen ist wie ihr Aktienkurs. Ehemalige Börsengiganten wie RWE und Eon haben sich aufgespalten in einen alten und einen zukunftsträchtigen Teil. „Bad Bank“ nennen Börsianer jene Nachfolgefirmen, unter deren Dach heute die herkömmlichen Kraftwerke betrieben werden. Die Folgen der Entscheidung spüren Stromverbraucher, die mehr bezahlen als jemals zuvor, weil sie den teuren Ausbau erneuerbarer Energien seither mitbezahlen. Mittelständler überlegen öffentlich, große Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern, weil sie die Energiekosten in Deutschland nicht mehr bezahlen wollen. In Japan machen dagegen, im Land der Betroffenen, machen sie weiter wie zuvor. Wie kann das passieren? Kesennuma erreichte die Welle um 15.34 Uhr. 1.350 Menschen starben in dem Fischerort, der berühmt ist für den Bonito-Fisch, den sie hier fangen. Fünf Mitarbeiter von Takahashi waren unter den Toten. Seine Familie überlebte, weil sie sich auf dem benachbarten Hügel in Sicherheit bringen konnte. Er selbst beobachtete die Flut vom Dach des Rathauses aus. Er sah, wie die Welle Schiffe von der Länge eines Fußballfeldes anhob und mitten in den Ort hineindrückte. Zwölf Stunden blieb er da oben bei eisigen Temperaturen, sah zu, wie Menschen und Tiere, Häuser und Autos versanken. Wie ganze Stadtteile niederbrannten, weil Kurzschlüsse Brände auslösten. Gischt und Qualm vermischten sich, es roch nach Feuer und verbranntem Kunststoff. Takahashi sah die Apokalypse. Immer noch füllen sich die Augen dieses Mannes, dessen große Hände so stark und zupackend sind, mit Tränen, wenn er den wackligen Film zeigt, den ein anderer vom Dach der benachbarten Fischmarkthalle mit dem Handy aufnahm. Eigentlich verlässt Takahashi den Raum, wenn dieses Video läuft, heute schaut er zum ersten Mal zu. Takahashi ist kein weicher Mann. „Ich war mehr verwirrt, als dass ich Angst hatte“, sagt er. „Ich konnte irgendwie keinen Bezug zur Realität herstellen.“ Das Telefonnetz war zusammengebrochen, aber E-Mails funktionierten noch. Als er erfuhr, dass sich Frau und Kinder retten konnten, galt sein nächster Gedanke der Frage: Was ist nun zu tun? Retter würden kommen, würden schwere Räumfahrzeuge mitbringen, sie bräuchten Benzin. 13 seiner Tankstellen waren zerstört, doch in einer der beiden übriggebliebenen ließ sich der Treibstoff von Hand aus den Tanks nach oben pumpen. Als am nächsten Tag Soldaten eintrafen, versorgte er ihre schweren Maschinen mit Kraftstoff. „Ich habe null ans AKW gedacht“, sagt er. Doch während er Benzin mit der Handpumpe aus den Tanks nach oben befördert, ereignet sich auf der anderen Seite der Bucht, mit dem Fischerboot einen halben Tag entfernt, der Super-GAU: Explosionen erschüttern den Atommeiler von Fukushima, vier von sechs Blöcken werden zerstört, eine dreifache Kernschmelze nimmt ihren schrecklichen Lauf. Die radioaktive Wolke verseucht eine Zone von 30 Kilometern rund ums Kraftwerk, Regen- und Meerwasser werden kontaminiert. Etwa 160.000 Menschen müssen die Gegend verlassen, viele kehren nie zurück. Später graben Gestalten in Schutzanzügen den Boden auf einer hektargroßen Fläche rund um das Kraftwerk ab und schichten ihn zu riesigen Haufen. Im Jahr sechs nach der Katastrophe kratzen noch immer vermummte Gestalten die oberste Erdschicht in den benachbarten Wäldern ab, um der Verseuchung Herr zu werden. Bis heute sind keine Maschinen, geschweige denn Menschen bis zum Kern des Unglücksmeilers vorgestoßen. Es gibt auffällig viele Fälle von Schilddrüsenkrebs im Gebiet um Fukushima. Doch die Regierung in Tokio sieht keinen Zusammenhang mit dem Unfall. Drei Jahre nach dem Tag, als Fukushima explodierte, verkündete Regierungschef Shinzo Abe: „Wir schalten die Kraftwerke wieder an.“ Etwa 50 Meiler, die nach der Katastrophe vom Netz genommen wurden, sollten nach einer Sicherheitsüberprüfung wieder anlaufen. Vier Reaktoren waren schon wieder in Betrieb. Einer aber schaltete sich drei Tage nach dem Neustart im Januar wegen Problemen selbst wieder ab, einen weiteren musste Betreiber Kepco auf Weisung eines örtlichen Gerichts zunächst wieder vom Netz nehmen – wegen Sicherheitsbedenken. Atomgegner feiern die Entscheidung als Etappensieg. Sie fragen: „Wieso soll Japan, das Land der Katastrophe von Fukushima, weiter Atomkraft nutzen, während Deutschland auf Wind und Sonne setzt?“ Die Suche nach einer Antwort führt vom Fischerort Kesennuma quer durchs halbe Land nach Tokio, an die Schalthebel der Macht. „Der japanische Sicherheitsmythos ist durch den Unfall zerstört worden“, stellt Akihiro Tada fest. Er ist Direktor für die Energieversorgung im Wirtschaftsministerium. In seinem Büro stapeln sich seit Monaten Umzugskisten, Stühle gibt es viele, allerdings wenige, die nicht kaputt sind. An der Wand hängt eine Karte, die die Erdbebengebiete in Japan zeigt. Es sind viele. Tada steuert das, was in Japan als kleine Energiewende bezeichnet werden könnte und eine bescheidene Folge des zerstörten Glaubens in die Unfehlbarkeit japanischer Atomingenieure ist: Bis zum Jahr 2030 soll nur noch knapp ein Viertel des Energieverbrauchs durch Atomstrom gedeckt werden, ein weiteres Viertel soll aus erneuerbaren Energien stammen, der Rest muss importiert werden. Bis 2030. Bis dahin wird die japanische Bevölkerung um etwa zehn Prozent auf 110 Millionen Menschen geschrumpft sein. Eiichiro Adachi ist Chef des Japan-Research-Instituts. Er beschäftigt › 03 2016 GL BAL INVESTOR 37 ~ J A PA N ~ OLIVER STOCK D Ü S S E L D O R F 51 ° 1 3 ‘ N , 6° 4 6 ‘ O Oliver Stock ist stellvertretender Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“. Er bereiste Japan als Stipendiat der Robert-Bosch-Stiftung. Das Ergebnis seiner Recherche hat er im „Handelsblatt“ veröffentlicht. www.wiwo.de Info TAKAHASHIS WÄHRUNG Der Reneria ist eine klassische Parallelwährung und fußt auf der Idee, dass bei Geldknappheit der Warenaustausch zum Erliegen kommt und Versorgung und Wiederaufbau nicht möglich sind. Takahashi ließ deswegen die Scheine ca. vier Wochen nach dem Unglück drucken und verteilte sie mithilfe der Gemeinde an alle Familien. Die Geschäfte konnten sich freiwillig dazu bereit erklären, die Scheine zu akzeptieren. Eine überwältigende Mehrheit machte mit. Das System hielt sich einige Monate, bis die Versicherungen anfingen, die Schäden zu begleichen und wieder Geld ins Dorf kam. Anschließend erklärte die Gemeinde den Reneria für ungültig. Japan hat eine Tradition mit Komplementärwährungen in Krisenzeiten. 38 GL BAL INVESTOR 03 2016 sich mit der Alterung der japanischen Gesellschaft. Kein Industrieland der Erde hat eine ältere Bevölkerung als Japan. Das Durchschnittsalter beträgt 46,5 Jahre. Die Folge ist, dass fast alle Wirtschaftsdaten nach unten zeigen: Exporte, Bruttoinlandsprodukt, Binnenkonsum – alles geht langfristig zurück. Adachi berät Unternehmen darin, wie sie auf das Phänomen reagieren sollen, dass die Japaner scheinbar beschlossen haben, langsam auszusterben. Er preist das Geschäftsmodell einer Fitnesskette an, die sich auf Menschen über 70 spezialisiert hat. Und er hält das Modell eines narrensicheren Handys hoch, mit dem sich wirklich nichts als telefonieren lässt. Adachi meint: „Ältere Menschen – zumal Japaner – vermeiden Konflikte.“ Toru Takeda, Dekan an der soziologischen Fakultät der renommierten Keisen-Frauen-Universität, beschäftigt sich ebenfalls mit dem Phänomen. „Dramatische Änderungen kommen in Japan nicht vor“, sagt er. Unfälle führten dazu, dass Bewährtes korrigiert, aber eben nicht infrage gestellt wird. Ist also ein alterndes Land zu einer Wende nicht mehr bereit? Was bedeutet diese Erkenntnis für Deutschland, wo der Altersdurchschnitt nur dank junger Zuwanderer nicht so stark wächst wie angenommen? Ban Hideyuki ist ein Mann des sanften Widerstands. Er leitet das Nuklear-Informations-Zentrum in einem verwinkelten Hinterhaus im Herzen Tokios. Das Zentrum, gegründet 1975, ist so etwas wie die Graswurzel der Anti-Atomkraft-Bewegung in Japan. Wer Hideyuki besucht, muss die Schuhe ausziehen und anschließend durch ein Labyrinth von Aktenschränken wandern. 3.000 Mitglieder zählt seine Organisation. Nach Fukushima kamen viele Anfragen, inzwischen hat das Interesse nachgelassen. „Was Deutschland macht“, sagt Hideyuki und meint dabei die Energiewende, „muss auch in Japan das Ziel sein. Aber wir haben allenfalls den halben Weg dorthin geschafft.“ Ein Ausstiegsbeschluss ist nicht in Sicht. Parteien, die sich klar gegen die Atomkraft positionieren, verlieren bei Wahlen regelmäßig. Er sehe, dass der Einfluss seiner Organisation begrenzt sei, fügt Hideyuki selbstkritisch hinzu. Auch er hat die Revolution verschoben. In Kesennuma sind derweil knapp sechs Jahre nach der Katastrophe die Narben, die das tosende Wasser in der Stadt hinterlassen hat, noch immer gut zu sehen. Die Trümmer sind fortgeräumt, aber viele Häuser stehen leer und sehen aus wie Fassaden einer Filmstadt. Es gibt eine ganze Geschäftsstraße mit Restaurant und Friseurladen, die aus aufeinandergestapelten Blechcontainern besteht. Hier hat auch Takahashi, der Tankstellenbesitzer, sein Stammlokal. Hier kennt ihn jeder, denn Takahashi hat den Tsŭnami und die Atomkatastrophe nicht verdrängt. Er hat sein Leben verändert und arbeitet nach Kräften daran, dass auch das Leben in Kesennuma nicht mehr so wird wie vor dem Tag als die Welle kam. Er gehört dem Wiederaufbau-Komitee an, das sich zum Ziel gesetzt hat, innerhalb von zehn Jahren alle Spuren des Tsunamis zu beseitigen. Damals, als die Toten begraben wurden, aber alles zerstört war, als die Versicherungen nicht einmal die Hälfte ersetzten und die Not die Menschen niederdrückte, hat Takahashi eine eigene Währung gedruckt, den Reneria. In mehr als 180 Läden des Fischerorts wurden die grünlichen Scheine, die an die Dollarnote erinnern, akzeptiert. Die Menschen gaben sie aus, die Wirtschaft im Ort lief langsam wieder an. Der Plan des Wiederaufbau-Komitees heißt: gemeinsam mit dem Meer leben. Nachhaltig. Dazu zählt, dass der Ort seine eigene Energieversorgung aufbauen will. Der Tankstellenbesitzer hat dafür ein Biomasse-Kraftwerk gebaut. Nicht irgendeines, sondern bisher eines der größten in einem Land, das nachhaltige Energieerzeugung nicht zu seinen Paradedisziplinen zählt. Das Werk versorgt zwei Hotels mit Wärme und mehr als 1.500 Haushalte mit Strom. Eine Firma aus Köln hat die Anlage geliefert und montiert. In Takahashis Büro hängt ein Bild von der Vertragsunterzeichnung: ein Japaner und ein Deutscher im grauen Anzug, ein Stück Papier, ein Füllfederhalter. Staatsverträge werden so fotografisch festgehalten. Und Kapitulationen. Takahashi hat Bauern und Fischer zu Waldarbeitern gemacht, die ihm nun das Holz für sein Kraftwerk liefern. Er hat sich nicht entmutigen lassen, als die Anlage monatelang rußte und öfter außer Betrieb war, als dass sie lief, weil die Holzqualität für die Öfen aus Köln schwer verdaulich war. Auf dem Weg, seine persönliche Energiewende zu vollziehen, hätte Takahashi beinahe aufgegeben, aber der Unternehmer in ihm ist zäh. „Ei- gentlich“, so sagt er, „brauchen wir einen Staatsstreich in Japan.“ Er verzieht bei diesen Worten den Mund zu jenem Lächeln, das er in den vergangenen Jahren erst mühsam wieder erlernt hat. Vom Staatsstreich aber ist Tokio so weit entfernt wie ein Rentner vom ersten Schultag. In der Regierungsmetropole geht es nicht wie in Berlin um eine Wende, sondern darum, mit dem Unfall zu leben. Die Havarie des Atomkraftwerks soll allenfalls eine Fußnote in der Geschichte der Energiepolitik bleiben. Die neue Normalität: Sie heißt das Leben mit dem GAU. Ein Shop, der in den Häuserschluchten der Millionenstadt Tokio im vergangenen Jahr eröffnet hat, steht wie kein anderer für diese Einstellung des offiziellen Japans. Er sieht aus wie ein deutscher Bioladen. Appetitlich türmen sich Äpfel und gut sortierte Pilze neben dem Eingang, hinter dem Verkaufsraum ist ein Café eingerichtet. Auffällig viele Mitarbeiter kümmern sich um auffällig wenig Kunden. Die Theke mit den Frischprodukten verströmt den Duft kalter Vorspeisen, wie sie die Japaner lieben. Es ist ein Fukushima-Shop. Hier werden nur Produkte aus der Region rund um das havarierte Atomkraftwerk verkauft. „Probieren Sie den frischen Geschmack von Früchten und Gemüse aus Fukushima“, steht auf einem Schild. Der Biogas-Unternehmer Takahashi würde hier nicht zugreifen. Doch seine Stimme bleibt im offiziellen Japan bislang unerhört. // ~ T E C H N O LO G I E ~ R Unberechtigte Ablehnung Robo Advisors sind kostengünstig und transparent und treffen dennoch auf Ablehnung. Die Vorurteile sind unbegründet und verbauen die Chance auf eine effiziente und erschwingliche Anlageberatung. Autor: Gerald Klein 40 GL BAL INVESTOR 03 2016 obo Advisors gelten als einfach, kostengünstig und transparent. Trotzdem ist die Skepsis bei vielen Anlegern groß. Die meisten Vorurteile sind jedoch unbegründet und Robo Advisors sind wertvolle Partner im Wertpapiergeschäft. Aus dem Misstrauen gegenüber der vollautomatisierten Form der Geldanlage entstehen Vorurteile. Fünf dieser Vorurteile sollen im Folgenden widerlegt werden. Das erste Vorurteil ist, dass Robo Advisors den klassischen Berater nicht ersetzen können und keine situationsspezifische und individualisierte Beratung möglich ist. Robo Advisors nutzen verschiedene Ansätze, um ihren Kunden das bestmögliche Portfolio vorzuschlagen, nicht nur hinsichtlich der Produktqualität, sondern auch abgestimmt auf die persönlichen Bedürfnisse. Welche Anlagestrategie am besten zu welchem Anleger passt, hängt im Wesentlichen von der Anlagedauer, der individuellen Risikobereitschaft und der Risikotragfähigkeit ab. Im Rahmen eines freiwilligen Risikobereitschaftstests fragen Robo Advisors wichtige Charakteristiken des Kunden ab: Wie wohl oder unwohl fühlt sich der Kunde bei Verlustszenarien? Wie viel freies Vermögen ist vorhanden? Sind zu wenig freie Mittel vorhanden, würde eine risikobehaftete Anlage nicht empfohlen. Während Anleger den Risikobereitschaftstest nicht zwingend ablegen müssen, ist der zweite Schritt, die Angemessenheitsprüfung, vom Gesetzgeber vorgegeben. So soll sichergestellt werden, dass sich die vom Anleger gewählte Portfoliostrategie mit seinen Kapitalanlage-Kenntnissen deckt. Sollten sich nach der Angemessenheitsprüfung Unstimmigkeiten ergeben, ist es die Aufgabe des Robo Advisors, den Kunden aufzuklären. Um eine situationsspezifische und individualisierte Beratung zu ermöglichen, ist neben der Abstimmung auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse auch eine kontinuierliche Optimierung des Portfolios nötig. Dafür sorgt das jährliche Rebalancing, mit dem das vorgegebene Risikoniveau wieder hergestellt wird. Aus 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen können nach einigen guten Monaten am Aktienmarkt durchaus 55 Prozent Aktien und 45 Prozent Anleihen werden. Die Zusammensetzung des Depots entspricht dann nicht mehr dem ursprünglich vom Anleger angestrebten Risikoniveau. Zum anderen hat der „Best in Class“-Ansatz das Ziel, dass das Vermögen der Kunden in den besten Fonds der jeweiligen Anlageklassen investiert ist. Welche Fonds die besten ihrer Anlageklasse sind, kann sich ändern. Zum Beispiel, wenn ein Fondsanbieter die Preise erhöht, wenn ein ETF von thesaurierend auf ausschüttend wechselt oder wenn der ETF plötzlich einen anderen Index abbildet. Daher prüft das Team eines guten Robo Advisors die Fonds permanent und schlägt den Kunden gegebenenfalls den Austausch eines Fonds im Portfolio vor. Das zweite Vorurteil ist, dass in den Algorithmen Fehlfunktionen auftreten können. Robo Advisors sind vereinfacht gesagt „Vermögensverwalter“, die die alltägliche Kundenkommunikation und die Optimierung des Portfolios automatisiert haben. Algorithmen werden zum Beispiel eingesetzt, wenn die Fondsqualität täglich oder einmal jährlich Potenziale beim Sparerpauschbetrag geprüft werden. Im sensiblen Handelsbereich wird das Rebalancing mit Algorithmen gesteuert und bei Anbie- ~ T E C H N O LO G I E ~ Ein weiteres, weit verbreitetes Vorurteil ist, dass die Angebotern mit aktiven Ansätzen auch die Handelstransaktionen. Die te von Robo Advisory unnötig sind, da man sich ein ETF-Portzunehmende Automatisierung in allen Bereichen der Geldanfolio auch selbst zusammenstellen kann. Als Privatanleger eigenlage führt zu Kosteneinsparungen, die am Ende beim Kunden ständig ein Portfolio zusammenstellen ist zwar möglich, aber zu einer höheren Rendite führen. Neu eingeführte Algorithmen aufwendig. Anleger können die Strategie des Robo Advisors werden umfangreichen Tests unterzogen. Dass Algorithmen in auch kopieren, indem sie die angebotenen ETFs bei einem Disder Produktion eingesetzt werden und dort zu großen Schäden count-Broker kaufen. Die Kosten bei den Ordergebühren sind führen, ist unwahrscheinlich. für Fondssparer aber wesentlich höher. Außerdem müssen sie Das dritte Vorurteil ist, dass Daten auf einer Online-PlattStatistiken selbst berechnen und das Rebalancing sowie die reform nicht sicher sind und Anleger im Fall einer Insolvenz des gelmäßige Überprüfung der Fonds hinsichtlich ihrer Qualität Robo Advisors ihr Geld verlieren. Online-Plattformen sind nicht übernehmen. Beim Robo Advisor hingegen ist die ständige Quaautomatisch ein Hackerparadies und die Kundendaten somit litätsüberwachung Teil der Serviceleistung. Kunden erhalten auch nicht zwangsläufig ungeschützt. Alle Daten sind verschlüsein verständliches Reporting, und können sie sich in wenigen selt und ausschließlich auf deutschen Servern gespeichert. Die Sekunden einen Überblick über die Wertentwicklung und Sicherheitsstandards entsprechen denen einer Bank. Viel Zusammensetzung ihres Portfolios machen. Ein wahrscheinlicher ist, dass die Gefahr vom Kunden weiterer Vorteil der automatisierten Geldanselber ausgeht: Sei es durch einen Trojaner lage ist, dass ein guter Robo Advisor bei auf dem heimischen Rechner oder Passder Fondsauswahl auch auf Kriterien wortdiebstähle über Internetseiten, achtet, die Einfluss auf die Wertentdie nicht SSL-verschlüsselt sind. wicklung des Portfolios haben. Doch selbst in einem solchen Fall Ein Prozess, der zeitintensiv ist sind bei einem seriösen Robo und dessen sich Anleger oft gar Advisor sowohl die Daten als DIE nicht bewusst sind. Bei der auch das Vermögen des KunAUTOMATISIERTE ETF-Auswahl sollte der Robo den geschützt. Dafür sorgen BERATUNG STEHT GANZ Advisor beispielsweise darauf Verfahren wie die Zwei-Fakachten, dass es sich um steutor-Authentifizierung: AusAM ANFANG UND ereinfache Fonds handelt. Es zahlungen sind dadurch nur HAT GROSSES fallen dann nämlich keine ausüber das im Depot angegeschüttungsgleichen Erträge an. bene Referenzkonto möglich. POTENZIAL. Das fünfte Vorurteil ist, dass Alle Transaktionen autorisieren der Markt für Robo Advisors bedie Kunden über eine mTAN. reits gesättigt ist und es kein PoHacker müssten also neben den tenzial mehr gibt. Im Laufe der Zeit Zugangsdaten des Depots auch die werden fast jede Bank und viele VersiTelefonnummer kennen, um die TAN cherungen einen automatisierten Wertpaabzufangen. Und selbst in diesem Szenario pierberater anbieten, der wahrscheinlich ihre wäre das Vermögen nicht gefährdet – vom Deheutigen renditeschwachen Produkte anbietet. Für den pot kann nur auf das angegebene Referenzkonto zurück Anleger wird es daher schwieriger, die Robo Advisor zu erkenüberwiesen werden. Eine Robo-Advisory-Plattform ist folglich nen, die frei von Interessenkonflikten objektiv das beste Angemindestens so gut geschützt wie eine klassische Bank. bot für den Kunden bereitstellen. Viele andere Robo Advisors Nicht nur potenzielle Cyberattacken lassen Anleger an der bringen ihren Kunden aber einen Rendite-Push, weil die BeraSicherheit einer vollautomatisierten Geldanlage zweifeln. Eine tungsleistung in der Wertschöpfungskette zunehmend automamögliche Insolvenz des Robo Advisors und die damit verbuntisiert wird und dieser Kostenvorteil an die Kunden weiter gegedene Frage, was mit dem angelegten Vermögen passiert, verunben wird. Die automatisierte Beratung steht ganz am Anfang und sichert sie ebenfalls. Dank der Kooperation mit einer Partnerhat großes Potenzial. Heute erkennen insbesondere erfahrene bank ist diese Sorge unbegründet: Während das Bankinstitut Anleger diesen Vorteil und finden den Weg zum Robo Advisor. // die Portfolioverwaltung übernimmt, ist der Robo Advisor als Berater für die Strukturierung und Optimierung des Portfolios zuständig. Muss der Robo Advisor nun Insolvenz anmelden, liegt das Depot bei der Partnerbank und bleibt davon unberührt. Der Anleger kann dann entscheiden, ob er seine Anteile verkauft GERALD KLEIN oder ob er sein Depot behalten und weiterführen möchte. Und B E R L I N 52° 3 1‘ N , 13 ° 2 4 ‘ O selbst im Fall einer Pleite der Partnerbank haben Anleger nichts zu befürchten: Depots sind als Sondervermögen klassifiziert und Gerald Klein ist Gründer & CEO von werden wie ein Schließfach behandelt. Das Vermögen darf also Growney. Der Diplom-Volkswirt hat 25 Jahre bei einer Insolvenz nicht berührt werden. Bankenerfahrung im Kapitalmarktgeschäft. 03 2016 GL BAL INVESTOR 41 ~ U S -WA H L ~ Donald J. Trump wurde am 8. November zum 45. Präsidenten der USA gewählt. „Deutschland ist auf die Zusammenarbeit angewiesen“ Was lässt sich nach der Wahl Trumps über die Auswirkungen auf Welthandel und Handelsbeziehungen sagen? Sicher ist nur die Unsicherheit. Foto: Blind Interview: Katharina Lamster 42 GL BAL INVESTOR 03 2016 03 2016 GL BAL INVESTOR 43 ~ U S -WA H L ~ Beginnen wir mit der deutschen Reaktion auf Trumps Sieg: Hätte Angela Merkel, die Trump als Erstes an demokratische Grundwerte erinnert hat, diplomatischer handeln müssen? Dr. Schmucker: Man muss vorab sagen: Dieser Wahlkampf ist so schmutzig geführt worden wie noch nie, und wir sehen in den USA den Partner, der unsere Werte teilt und der uns am nächsten ist. Deswegen war es Merkel – im Namen der Deutschen, die diesen Wahlkampf mit verfolgt haben – ein Anliegen, die Grundwerte zu betonen, an die wir und auch die Amerikaner glauben. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass die Amerikaner eine Supermacht sind, auf die wir als Europäer und gerade auch Deutschland angewiesen sind. Es war natürlich ein Statement, aber ich glaube, es war richtig, besonders im Hinblick auf die Ängste, die auch die deutsche Bevölkerung hat nach diesem Wahlkampf. Frau Merkel hat sehr souverän reagiert. Es wäre ein Fehler, gegen Trump zu wettern oder zu sagen, dass es der falsche Präsident ist. Wir sind auf die Zusammenarbeit angewiesen. Aber die Werte zu erneuern, zu sagen, auf der Basis arbeiten wir gern zusammen, das war das richtige Vorgehen. „Deutschland braucht die Amerikaner, und zwar viel mehr als umgekehrt.“ Hätten sich Deutschlands Politiker besser auf Trump vorbereiten müssen? Dr. Schmucker: Vorbereiten ist schwer, weil wir gar nicht wissen, was uns erwartet. Wir haben uns durch die Vorhersagen in die Irre führen lassen, nach denen Trump als der Außenseiter dargestellt wurde und Clinton als diejenige, die das Amt übernimmt, obwohl das amerikanische Volk sie nicht mag. Wir hätten natürlich mit allem rechnen müssen, haben uns aber auf Clinton eingestellt. Auch ich war mir sicher, dass es Clinton werden würde. Wie sollten Frau Merkel und Frank-Walter Steinmeier jetzt handeln und reagieren? Dr. Schmucker: Also ich würde sagen: abwarten. Ich kann es nicht oft genug betonen, wir in Deutschland brauchen die Amerikaner, und zwar sehr viel mehr, als die Amerikaner uns brauchen. Militärisch brauchen wir die Amerikaner, wirtschaftlich brauchen wir die Amerikaner, politisch brauchen wir die Amerikaner, das heißt, wir sollten so mit den Amerikanern umgehen, wie man unter Freunden miteinander umgeht. Wir sollten immer das Gespräch suchen, und wir sollten abwarten. Ein Möchtegern-Präsident im Wahlkampf ist jemand ganz anderes als ein Präsident. Mr. Trump wird sehr viel moderater werden als im Wahlkampf. Wir müssen sehen, wer die Berater sind, und in welche Richtung er geht; er hat ja auch schon viele seiner Ankündigungen aus dem Wahlkampf wieder zurückgenommen. Kurz: Wie Merkel und Steinmeier damit umgehen sollen ist ab44 GL BAL INVESTOR 03 2016 warten und freundlich das Gespräch suchen, so oft es geht. Welche Folgen wird es für die USA haben, wenn er diese Handelsbarrieren einführt? Trumps Präsidentschaft könnte auch langfristige Folgen haben, über die Zeit seiner Präsidentschaft hinaus. Dr. Schmucker: Ja. Das ist sehr ungewiss. Was vielleicht am schwierigsten für die Wirtschaft ist, ist diese Ungewissheit. Deswegen habe ich immer gesagt, es ist wichtig, wer Berater wird. Trump hat schon sehr viel Leute eingestellt für das Weiße Haus, die sich widersprechen, teilweise Washington-Insider, teilweise Berater, die seine sehr populistischen Themen teilen, die auch Schwierigkeiten haben werden zusammenzukommen. Diese Unsicherheit ist natürlich das Schlimmste, sowohl für die amerikanische Wirtschaft als auch für die Europäer, weil man nicht weiß, in welche Richtung er will. Auch wenn ich von Konjunkturprogrammen rede, die Unsicherheit über das weitere Vorgehen ist immer das, was die Wirtschaft einbrechen lässt. Könnte Trumps politische Unerfahrenheit sogar ein Vorteil sein, weil er sich dann mehr auf seine Berater verlassen muss, die sehr wahrscheinlich gemäßigter sind als er? Dr. Schmucker: Ja, deswegen sagt man immer, die Berater sind wichtig. Aber es kommt darauf an, welche Berater er hat. Und Trump hat gegen das Establishment kandidiert. Er hat gesagt: Ich bin einer, der ehrlich ist, der von außen kommt, gegen das, was in Washington passiert. Die ersten Posten wirken schon relativ schwierig. Im White House hat er einen Washington-Insider genommen und gleichzeitig jemanden, der ein Fernsehprogramm macht, das sehr antizionistisch und rassistisch ist. Wenn er die Populisten mit den Washington-Insidern verbindet, dann gibt es Spannungen innerhalb dieses ganzen Betriebes. Dann haben wir nicht wie erhofft die erfahrenen, moderaten Republikaner, sondern Trump wird immer, auch aufgrund des Wahlkampfs, die extremen Outsider einbinden. Und wie die Zusammenarbeit klappt, da bin ich mir nicht sicher. Trump muss auch die Wähler bedienen, die er im Wahlkampf gefunden hat. Er kann jetzt nicht alle moderaten Republikaner des Establishments nehmen. Genau dagegen hat er den Wahlkampf geführt. Von daher wird es meiner Meinung nach ziemlich schwierig; weil er Berater einstellen wird, die gegen Washington sind und gleichzeitig braucht er die, die in der republikanischen Partei schon gut vernetzt sind. Und da einen Weg zu schaffen, ohne Konflikte, halte ich für schwierig. Trump hat seinen Wählern viele Versprechen im Hinblick auf die Außen- und Handelspolitik gegeben. Warum waren gerade diese so überzeugend? Dr. Schmucker: Trump hat, wie man immer sagt, die verlorene Mittelklasse angesprochen, viele von den Weißen, die sich abgehängt fühlen von der Entwicklung, viele Arbeiter auch aus den Industrien, aus dem Manufacturing, aus dem Rust Belt, wo die Jobs einfach abgewandert sind in andere Länder. Die einfachste Antwort ist, dass es am Handel liegt; dass China oder Mexiko DR. CLAUDIA SCHMUCKER B E R L I N 52° 31 ‘ N , 1 3° 24‘ O Dr. Claudia Schmucker leitet seit 2002 das Programm Globalisierung und Weltwirtschaft der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Sie studierte an der Rheinischen Friedrich-Wihelms-Universität Bonn, am Elmira College, New York und an der Yale Universität und hat einen Magister (M.A.) in Nordamerikastudien sowie einen Doktor der Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin. Claudia Schmucker forscht und publiziert zu europäischer und transatlantischer Handelspolitik, der Welthandelsorganisation (WTO) und Doha-Runde sowie zur Rolle von informellen Foren wie G 7 und G 20. www.dgap.org/de Dr. Schmucker: Viele amerikanische Ökonomen sagen: Trump ist ein Businessman und weiß, wann er den USA und den Unternehmen schadet und wann nicht. Das bedeutet, dass er deutlich weniger protektionistisch sein wird als angekündigt. Wenn man sagt, wir führen Handelsbarrieren gegen China ein, geht man im Prinzip davon aus, dass es ein chinesisches Produkt gibt, was auf den amerikanischen Markt will und wenn wir Handelsbarrieren haben, kommt es nicht, sondern wir haben nur amerikanische Produkte. So sieht der Markt aber gar nicht mehr aus. Welthandel ist gleichbedeutend mit globalen Wertschöpfungsketten: Ganz viele amerikanische Unternehmen haben Tochterunternehmen in China, um Einzelteile zu produzieren, um sie dann wieder auf dem amerikanischen Markt zu exportieren. Damit schadet Protektionismus auch amerikanischen Firmen. Meine Vermutung ist, dass Trump nicht so hart gegen China vorgehen wird wie angekündigt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob er wirklich aus NAFTA austreten wird oder möglicherweise einfach mehr Bedingungen stellt. Das sind aber nur Vermutungen und auch hier ist wichtig, wen er als Berater nimmt. Könnte Asien vielleicht sogar profitieren, weil Amerika, ein bedeutender Handelspartner Europas, deutlich geschwächt wird? schuld sind, dass die Jobs in den USA verloren gehen. Deswegen möchte er die Handelsabkommen auf den Prüfstand stellen, abbrechen, austreten oder China als Währungsmanipulator festlegen, um einfacher Handelssanktionen verhängen zu können. Dr. Schmucker: Wir brauchen alle Märkte der Welt. Niemand gewinnt, weil jemand anderes geschwächt wird. Die USA sind ein Absatzmarkt, der größte Absatzmarkt der Welt. Amerika hat immer Defizite in der Handelsbilanz, weil es so viel importiert. Und wenn es den USA schlecht geht, geht es allen anderen auch schlecht. Dann geht es China schlecht, dann geht es Europa schlecht. Man beruhigt sich immer damit, dass der Kongress viel Mitspracherecht hat. Aber gerade in der Handelspolitik hat Trump viele Kompetenzen. Was kann er alles im Alleingang durchsetzen? Ich würde gern auf die einzelnen Regionen eingehen. Zunächst natürlich auf Mexiko als direkten Nachbarn und als exportstärkstes Land Lateinamerikas. Wie stark könnte es betroffen sein? Dr. Schmucker: Im Handel muss er sich Kompetenzen mit dem Kongress teilen. Der Präsident kann aber seit dem Trade Act von 1974 Handelsabkommen aufkündigen. Das heißt, er könnte theoretisch NAFTA aufkündigen. Bei der Verhandlung von neuen Abkommen müsste er den Kongress auf seiner Seite haben. Neben NAFTA ging es auch immer um TPP. Der Wunsch war, die transpazifische Partnerschaft durch den Lame-Duck-Kongress zu kriegen, solange Obama noch im Amt ist, hier wird der Kongress jetzt aber im Hinblick auf Trump auch nicht mehr zustimmen. Trump wird möglicherweise aus NAFTA austreten und er wir TPP einfach blockieren; TPP ist im Prinzip im Moment tot. Und TTIP: Dort wird man auch sehen müssen, ob Trump überhaupt noch weiter verhandelt. TTIP liegt auf Eis, wenn es nicht schon tot ist. Der Präsident kann aus Abkommen austreten, Verhandlungen abbrechen und bestehende Handelsabkommen – beziehungsweise die Ratifizierung – verhindern. Dr. Schmucker: Das ist stark abhängig davon, was Trump letztendlich durchsetzt. Er hat schon gesagt, dass er die illegalen Immigranten ausweisen möchte. Viele in Mexiko leben aber von den Rückzahlungen von dem, was sie in Amerika verdienen. Trump will eine Mauer errichten. Wenn er nicht aus NAFTA austritt, wird er es zumindest deutlich verschärfen. Mexiko wird das Land sein, was am meisten unter einem Präsidenten Trump leiden wird, wenn er auch nur ansatzweise das durchsetzt, was er gesagt hat. Was hat Europa zu erwarten? Dr. Schmucker: Wir sind ganz eng vernetzt, wirtschaftlich und durch Investitionen. Zuerst geht es natürlich um TTIP und das ist unter der Präsidentschaft Trump erst mal auf Eis gelegt. TTIP wird jetzt nicht mehr weiter verhandelt. Erleichterte Regelun- › 03 2016 GL BAL INVESTOR 45 ~ U S -WA H L ~ gen, gegenseitige Anerkennung, wie Schiedsgerichte, Investitionserleichterungen, das hätte Europas Wirtschaft Schwung gebracht. Von daher ist das ein negativer Punkt. Aber auch ohne TTIP läuft der transatlantische Handel natürlich. Es gab immer viele Stimmen, die gefragt haben: Warum brauchen wir das überhaupt? Trump hat viele Konjunkturprogramme versprochen; für die Infrastruktur und er will Verteidigungsausgaben erhöhen. Davon könnten theoretisch auch europäische Unternehmen profitieren. Aber auch das ist erst mal ungewiss. TTIP wurde auf Eis gelegt. Ist es wahrscheinlich, dass die Verhandlungen in ein paar Jahren wieder aufgenommen werden? Dr. Schmucker: Es wäre wirtschaftlich sinnvoll, aber politisch wird es wahrscheinlich nicht mehr passieren. Gegen TTIP gab es so viel Widerstand in Europa, und ganz Europa ist so geschockt von einem Präsident Trump. TTIP wurde immer unter dem Motto verkauft: Wir haben gemeinsame Werte, wir sind diejenigen, die am engsten zusammenarbeiten, wir können gemeinsame Regeln erstellen. Selbst unter Präsident Obama gab es schon sehr viel Widerstand in Europa, gerade in Deutschland. Ich denke, unter Präsident Trump ist es einfach nicht möglich, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Er wird auch kein Interesse haben an diesen Abkommen, das ist nicht, wo seine Priorität liegt. Und dann die Europäer davon zu überzeugen, mit einem Präsidenten Trump über diese Dinge zu verhandeln, ist auch schwierig. Von daher würde ich sagen, TTIP ist erst mal tot. „Mit guten Beratern wird Trump diese Pläne nicht so durchsetzen, dessen bin ich mir sicher.“ Welche Wirtschaftszweige wären denn besonders in Deutschland betroffen? Dr. Schmucker: Schwer zu sagen. Trump will vor allem Kohle und Stahl fördern. Er will Manufacturing wieder zurückbringen nach Amerika, wobei fraglich ist, wie man das überhaupt schaffen will. Einfach zu sagen, wir blockieren den Handel mit China und dann haben wir die Jobs wieder zurück, so geht es überhaupt nicht mehr. Könnte jemand profitieren? Trump will die ganze Finanzwelt deregulieren und die Kreditvergabe ankurbeln, er will Dodd Frank wieder abschaffen. Daher wird wahrscheinlich der Finanzbereich einen Boom erleben. Banken könnten davon profitieren. Grundsätzlich ist ganz schwierig, über einzelne Sektoren zu reden, weil noch so unsicher ist, was er tatsächlich machen wird. Wenn Trump die Wirtschaft ankurbelt, profitieren alle, die exportieren. Wenn er die Kreditvergabe ankurbelt, werden alle Unternehmen profitieren, die am amerikanischen Markt tätig sind. Wenn er die Programme auf die USA reduziert, nach den Buy-American-Vorschriften, dann werden alle darunter leiden. Er hat ja immer gesagt: „Make America great again“, vielleicht 46 GL BAL INVESTOR 03 2016 sagt er: „Nur Amerikaner dürfen sich beteiligen“. Wenn Trump aber Steuererleichterungen für Unternehmen einführt, was er auch angekündigt hat, dann werden die profitieren, die schon in den USA investiert haben. Also muss man abwarten, was er wirklich durchsetzt. Aber das jetzt schon in Sektoren reinzudefinieren, das halte ich für sehr schwierig. Viele befürchten, dass besonders die Automobilbranche leiden wird, die viel in Mexiko baut und nach Amerika exportiert. Dr. Schmucker: Je nachdem was er für Zölle erhebt, je nachdem wo die Standorte sind. Wenn die Autobauer direkt in Amerika sind, können sie von der Konjunktur profitieren. Wenn es über Mexiko geht, gibt es ein Problem – wie ich auch gerade gesagt habe – Mexiko ist das Land, was am negativsten betroffen sein wird unter Präsident Trump. Das heißt, wenn die Automobilindustrie viel über Mexiko in die USA lenkt, kann sie natürlich verlieren. Möglicherweise wird sie dann in den USA direkt investieren oder in andere Länder gehen. Aber alles, was über Mexiko geht, ist ein Problem. Ist es gerade durch Trump und die große Unsicherheit wahrscheinlich, dass sich Europa jetzt vermehrt auf Handelsbeziehungen mit anderen Partnern konzentriert wie Kanada oder den asiatischen Ländern? Dr. Schmucker: Abkommen schließen wir mit ganz vielen Ländern. Wir verhandeln gerade mit Japan, wir haben mit Singapur ein Abkommen ratifiziert, was aber noch am EuGH feststeckt. Das heißt, wir werden definitiv versuchen, die Abkommen, die wir mit den Asiaten haben, weiter voranzutreiben. Und die Hoffnung ist, dass die Proteste, die gerade im Rahmen von TTIP und CETA stattfanden, sich durch diese neue Handelsstrategie abschwächen; dass wir in den Verhandlungen mit den Asiaten sehr viele Reformen durchsetzen, und dass sie nicht die Ablehnung erfahren wie TTIP oder CETA. Wir werden alle Handelsabkommen weiter verhandeln und gerade Asien ist für uns immer ein interessanter Partner, weil das Handelswachstum dort vergleichsweise hoch ist. Und deswegen werden wir alles dafür tun, die Handelsbeziehungen zu den Asiaten weiter auszuweiten. ~ U S -WA H L ~ Da werden die Asiaten sich viel kompromissbereiter zeigen, weil wir als europäischer Markt für sie sehr groß und sehr wichtig sind. Aus diesem Grund kann die Verhandlung sehr viel problemloser vonstatten gehen, weil wir als großer Handelspartner unsere Werte und unsere Reformen in die Abkommen mit einbringen können. Das wichtigste Abkommen, das wir haben, ist mit Japan, da geht es um viele Bereiche, die sehr schwer zu verhandeln sind. Da wird jetzt viel Fokus drauf gelegt. Nochmal zurück zu Trump. Er hat schon im Wahlkampf angekündigt, gerade in der Außen- und Handelspolitik unberechenbar zu sein. Was verspricht er sich davon? Dr. Schmucker: Ich denke, er verspricht sich davon, dass sich kein Land sicher fühlt, das ist das Schlimmste, was der Weltwirtschaft passieren kann. Das ist das Schlimmste, was den amerikanischen Unternehmen passieren kann, in die Unsicherheit zu investieren, ohne zu wissen, ob die Handelsbeziehungen plötzlich durch Strafzölle beeinträchtigt werden. Mit geschickten Beratern wird Trump diese Pläne nicht so durchsetzen, dessen bin ich mir sicher. Dani Rodrik von der Harvard Universität sagt: „Trump ist ein Businessman, er wird erkennen, dass das nicht nur anderen Ländern schadet, sondern auch den Amerikanern. Und er wird daher deutlich weniger protektionistisch sein, als wir es jetzt von ihm gehört haben.“ Es ist schön, dass Sie vorsichtig auf die positiven Seiten kommen. Dr. Schmucker: Das ist Wunschdenken. Das ist einfach die Hoffnung, die wir haben. Wenn er das alles einführt, was er im Wahlkampf angekündigt hat, dann sind wir in einer weiteren Rezession. Da er aber die amerikanische Industrie stärken will, kann er diese Sachen so nicht durchsetzen. Er wird bestimmt stärker gegen China vorgehen. Da bin ich mir ganz sicher. Aber er wird nicht aus der WTO austreten, was er auch angekündigt hat. Gegenüber Mexiko hat er auch schon sehr viel moderatere Töne angeschlagen. Die Mauer, die er bauen will, die auch Mexiko noch finanzieren sollte, wird ja jetzt nur ein Zaun in einigen Gebieten. Von den illegalen Einwanderern werden erst mal nur noch die straffälligen zurückgeschickt. Trump rudert in vielen Bereichen schon zurück. Aber die Tendenz ist trotzdem klar, keine weiteren Handelsabkommen, stärke Handelssanktionen gegenüber Ländern, wo er das Gefühl hat, die sind unfair gegenüber Amerikanern. Deutschland hat auf Clinton gehofft. Könnte es vielleicht doch Vorteile durch Trumps Sieg geben? Dr. Schmucker: Also ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Ich bin Handelsexperte, ich bin für Freihandelsabkommen, ich bin für die transpazifische Partnerschaft. Das sind genau die Themen, wo Trump sagte: „Strafzölle, keine Abkommen“. Also ich kann es mir einfach nicht vorstellen aufgrund dieser Unsicherheit, auch gerade bei der NATO, die gesamten Bündnisse, die gerade für uns Europäer sehr wichtig sind. Es geht im Moment nur um Amerika, alles andere ist Trump egal, ein deutlich isolationistischer Präsident. Das gab es in der Vergangenheit immer wieder, und wir als Europäer müssen einfach aufpassen, was das für uns bedeutet, weil Trump nicht derjenige ist, der für Europa mitdenkt. Er ist derjenige, der nur für Amerika denkt: für amerikanische Unternehmen, für amerikanische Ausgaben, für amerikanische Bürger; und damit ist er gewählt worden. Clinton wäre eine sehr viel internationalere Präsidentin geworden, die weiß, was Bündnisse, internationale Beziehungen und Sicherheit bedeuten. Dadurch, dass er so unerfahren ist, verbreitet Trump auch in der Außenpolitik Unsicherheit, wir haben wahnsinnig viele Krisenherde, das ist ein Problem. Und das ist hoffentlich, deswegen sage ich es auch immer wieder, ganz optimistisch, weniger groß als gedacht, weil er sich gute Berater nimmt. // DNB Technology – Ein Investment in die Zukunft Könnten sich diese Verhandlungen beschleunigen? Dr. Schmucker: Wir sind relativ festgefahren als Europäer. Wir haben bestimmte Handelskapitel, die wir mit jedem Land verhandeln. Und da sind wir auch nicht bereit, weil TTIP tot ist, unsere Standards aufzugeben. Das Einzige, was TTIP so schwierig gemacht hat im Vergleich zu allen anderen Handelsabkommen, ist, dass TTIP mit einem gleichwertigen Handelspartner verhandelt wurde. Wenn wir als Europa mit Singapur oder mit Indonesien verhandeln, sind wir der stärkere Handelspartner. Wir haben als Ausgangslage schon eine viel bessere Verhandlungsposition. Wir können sehr viel einfacher sagen – was die Amerikaner immer blockiert haben – wir wollen diese Schiedsgerichte nicht, wir wollen einen ständigen Investitionsgerichtshof. DNB Technology Wertentwicklung August 2007 – Oktober 2016* 350 325 300 275 250 225 200 175 150 125 100 75 50 25 Aug-07 +239,54 % +102,53 % +68,13 % Sep-09 DNB Technology Apr-11 Feb-13 Benchmark TMT Index Dez-14 Okt-16 Benchmark MSCI World Investieren Sie mit dem „DNB Technology“ (LU0302296495), einem Long-only Aktienfonds im UCITS-Mantel, in das globale Technologie-, Medien- und Telekommunikations-Universum und profitieren Sie von einem erfahrenen und stabilen Managementteam, unter der Leitung von Anders Tandberg-Johansen. Investments in UCITS und Hedgefonds sind von Natur aus spekulativ und bergen Risiken unterschiedlichen Grades. Investments sind nicht für alle Investoren auf gleiche Art und Weise geeignet, da die Möglichkeit besteht, dass sie einen Großteil, oder schlimmstenfalls die gesamte Investition, verlieren. Bitte entnehmen Sie Detailinformationen zur Benchmark dem Verkaufsprospekt. * Daten vom 16.08.2007 bis zum 19.10.2016 nach Abzug von Gebühren. DNB Asset Management S.A. · Tel.: +352 45 49 45 1 · [email protected] · www.dnb.no/lu/de ~ TREND ~ Renditequelle Demografie Die Zahl älterer Menschen wächst unaufhaltsam. Unternehmen, deren Aktivität auf eine alternde Gesellschaft ausgerichtet ist, weisen ein überdurchschnittliches Wachstum auf, das sich sogar noch beschleunigen wird. Autoren:Florian Peudevin, Thomas Page-Lecuyer, Rodolphe de Saint-Seine 48 GL BAL INVESTOR 03 2016 THOMAS PAGE-LECUYER FLORIAN PEUDEVIN PA R I S 48° 51 ‘ N , 2° 21 ‘ O PA R I S 48° 51 ‘ N , 2° 21 ‘ O Rodolphe de Saint-Seine ist Equity Produktspezialist bei CPR Asset Management. 2010 kam er als Vertriebsleiter zu CPR. Thomas Page-Lecuyer ist seit 2014 Strategist bei CPR AM. Zuvor arbeitete er für Société Générale und Amundi Asset Management. Florian Peudevin ist seit Januar 2015 Junior Portfolio Manager bei CPR AM, unter anderem des CPR Silver Age. Milliarde Menschen und zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei 1,7 Milliarden, aktuell leben 7,3 Milliarden Menschen. Es ist zu erwarten, dass sich der Trend fortsetzt und die Sterblichkeit vor allem in den ärmsten Ländern der Erde weiter rückläufig ist. So wird einer Prognose der Vereinten Nationen zufolge die Weltbevölkerung im Jahr 2050 9,5 Milliarden und im Jahr 2100 10,8 Millionen Menschen erreichen. Hervorzuheben ist zudem der plötzliche Rückgang der Geburtenrate. Zwischen 1950 und 2000 ist sie um annähernd 50 Prozent von fünf auf 2,5 Kinder pro Frau gefallen. Sozio-kulturelle Veränderungen, der bessere Zugang zu Bildung, die Urbanisierung und Fortschritte bei der Empfängnisverhütung waren dafür die wichtigsten Gründe. Die Bevölkerungspyramide richtet sich aber nicht nur an der Basis neu aus. Auch die sogenannten Baby-Boomer werden immer älter und sorgen dafür, dass sich die Bevölkerungspyramide verschiebt. Für Deutschland bezeichnen die Statistiker die zwischen 1955 und 1969 Geborenen als geburtenstarke Jahrgänge. So kamen 1964 mit mehr als 1,3 Millionen Geburten die meisten Baby-Boomer auf die Welt, bevor 1965 der Pillenknick einsetze. Aktuelle Prognosen offenbaren, dass die Gesellschaft auch künftig altert. Wenn der Trend anhält, wird die Generation 65Plus weiter wachsen. Gibt es heute rund 900 Millionen Menschen über 65 Jahren, wird in zehn Jahren ein Anstieg auf 1,4 Millionen und bis 2050 eine weitere Steigerung auf 2,1 Millionen prognostiziert. Dies hätte zur Folge, dass es global mehr Menschen der Generation 65-Plus als Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren gibt. Vor allem in Industrienationen zeichnen sich für die kommenden Jahre und Jahrzehnte Veränderungen ab. In Schwellenländern ist der demografische Wandel noch nicht so weit fortgeschritten. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Alterung der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung wird in den nächsten 25 Jahren weltweit um mehr als zwei Prozent pro Jahr wachsen. Der Startpunkt für den demografischen Wandel war im 20. Jahrhundert. Dank des wissenschaftlichen Fortschritts, der Weiterentwicklung in der Medizin, einer besseren Hygiene und neuer Behandlungsmethoden ist die Kindersterblichkeit weltweit deutlich zurückgegangen. Zudem hat sich die Lebenserwartung eines Neugeborenen im letzten Jahrhundert global in etwa verdoppelt. 1909 lag die Lebenserwartung noch bei 33 Jahren, heute beträgt sie 68 Jahre – ein Gewinn an Lebenszeit von 35 Jahren in nur einem Jahrhundert. Der deutliche Rückgang der Kindersterblichkeit hat zu einem dramatischen Anstieg der Weltbevölkerung während der letzten Jahrzehnte geführt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lag die Weltbevölkerung Schätzungen zufolge noch bei rund einer Fotos: CPR AM I n einem Umfeld mit schwachem Wirtschaftswachstum und niedrigen Zinsen suchen Investoren vermehrt nach neuen Renditequellen. Infrastruktur, ein anziehender Konsum in Schwellenländern, regenerative Energien und der demografische Wandel sind nur einige Beispiele, die Anleger für sich entdeckt haben. Die meisten Themen haben ihre individuellen Gesetzmäßigkeiten, Antriebskräfte und ihre einige Dynamik. Es gibt kurzfristige Anlagethemen, bei denen die sich die Antriebskräfte im Zeitablauf abschwächen oder wegfallen. Dazu zählen einige regenerative Energien, wenn deren Erfolg maßgeblich von staatlichen Subventionen abhängt. Interessanter sind langfristige oder dauerhafte Anlagethemen, die auf unumkehrbaren und nachhaltigen Trends basieren. Ein Beispiel dafür ist die alternde Bevölkerung: Beim Demografiewandel handelt es sich um einen insbesondere in Industrienationen unumkehrbaren und sich sogar noch beschleunigenden Trend. Der Anteil RODOLPHE DE SAINT-SEINE PA R I S 48° 51‘ N , 2° 21‘ O › 03 2016 GL BAL INVESTOR 49 ~ TREND ~ DIE FRANKLIN DIVERSIFIED FONDS WER NERVENKITZEL SUCHT, SOLLTE WOANDERS ANLEGEN DER DEMOGRAFIEWANDEL IST EIN WELTWEITES PHÄNOMEN 2050 über 60-Jährige weltweit 0–9% 10 – 19 % 20 – 24 % 25 – 29 % 30+ % keine Angaben Quelle: UNDESA 2014 Überraschungen können spannend sein – aber bei der Geldanlage? Nein, danke. Die Franklin Diversified Fonds* helfen Ihnen mit klaren Renditezielen. Das macht Ihre Erträge planbar. Eine Multi-Asset-Lösung ohne Überraschungen. Leb wohl, Nervenkitzel. Willkommen, Planbarkeit. Prognose der weltweiten Alterung der Bevölkerung. Erfahren Sie mehr unter www.franklintempleton.de/multi-asset der Bevölkerung in Schwellenländern wesentlich schneller voranschreitet als in den Industrienationen im 20. Jahrhundert. In Frankreich dauerte es 100 Jahre, bis sich die Anzahl der über 65-Jährigen von sieben Prozent auf 14 Prozent verdoppelte. In China und Brasilien wird es hingegen nur 25 Jahre dauern, bis sich die Generation 65-Plus verdoppelt. Heute leben zwei Drittel der über 60-Jährigen in Industrienationen, doch das wird sich bald ändern. Für 2050 wird prognostiziert, dass 80 Prozent der älteren Menschen in Schwellenländern leben. China wird dabei das erste Schwellenland sein, das sich den Herausforderungen einer kippenden Alterspyramide stellen muss. Der Anteil der Rentner an der Gesamtbevölkerung wird in den nächsten 25 Jahren von heute zehn Prozent auf 25 Prozent steigen. China muss eine Lösung dafür finden, wie es trotz des Rückgangs um 67 Millionen Arbeitskräfte seine Produktivität aufrecht erhalten kann. Trotz aller Herausforderungen, unter anderem für die Sozialversicherungssysteme, bietet der demografische Wandel große Chancen. Einem Bericht der chinesischen Regierung zufolge entfallen acht Prozent des Konsums auf Senioren, das entspricht einem Volumen von vier Billionen Renminbi. Für 2050 wird prognostiziert, dass dieser Anteil auf ein Drittel, beziehungsweise 20 Billionen, ansteigt. Mit Blick auf diese Veränderungen erstaunt es nicht, dass Unternehmen in das Wachstumspotenzial und die langfristigen Chancen investieren, die der demografische Wandel mit sich bringt. Die Statistiken verschiedener Institute zeigen, dass die höchsten Durchschnittsvermögen in Industrienationen von älteren Bevölkerungsschichten gehalten werden. In den USA erreicht das durchschnittliche Nettovermögen in der Gruppe der 65- bis 69-Jährigen seinen Höhepunkt, in der Eurozone in der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen. Da sich der Anteil der älteren Bevölkerungsgruppen in den nächsten 30 Jahren verdreifacht, wird auch die Kaufkraft der älteren Bevölkerungsgruppen wachsen. 50 GL BAL INVESTOR 03 2016 Analysiert man das Konsumverhalten der Senioren hinsichtlich der sich im Zeitablauf wandelnden Bedürfnisse, lassen sich bestimmte Branchen identifizieren, die besonderes von der alternden Bevölkerung profitieren sollten. Um das Konsumverhalten und die Gewinner der Silver-Economy genauer erfassen zu können, hat CPR Asset Management einen soziologischen Ansatz zugrunde gelegt, und die ältere Bevölkerung in zwei Untergruppen unterteilt. Das Team des CPR Silverage unterscheidet zwischen der Gruppe der jungen Rentner, die zwischen 65 und 80 Jahre alt sind, und den Hochbetagten über 80 Jahren. Die jungen Senioren der Baby-BoomerGeneration verfügen im Durchschnitt über eine hohe Kaufkraft und geben vergleichsweise viel Geld für Reisen und Freizeitaktivitäten sowie Well-Being aus. Sie sind in der Regel fit und aktiv. Zudem verfügen sie über die notwendigen Mittel, sich ihre Konsumwünsche zu erfüllen. In der Gruppe der Hochbetagten rücken hingegen die Themen Pflege, Sicherheit, Gesundheit und Medizintechnologie stärker in den Fokus. Relevant für beide Altersklassen zusammen sind die folgenden acht Branchen: Reise und Freizeit, Finanzunternehmen, Betreuung, Körperpflege und Well-Being, Sicherheit, medizinische Geräte, Pharmazeutika und die Automobilindustrie. Das Umsatzwachstum der entsprechenden Aktien lag im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre bei 7,3 Prozent im Vergleich zu 5,9 Prozent für den MSCI World. Das Gewinnwachstum belief sich im gleichen Zeitraum auf 11,6 Prozent, 1,3 Prozentpunkt mehr als der MSCI. Die Analyse der Sensitivität der Gewinnrevisionen gegenüber dem Konsensus zeigt, dass die Silver-Age-Aktien bei fallenden Märkten weniger als der Gesamtmarkt leiden. Bei freundlichen Börsen hingegen liegen die Gewinnrevisionen gegenüber dem Konsensus über den Vergleichswerten des Gesamtmarkts. CPR managt eine europäische (Auflage 2009) und seit 2014 eine globale Silver-Age-Strategie. // *„Die Franklin Diversified Fonds“ wird als Sammelbegriff für diese drei Fonds verwendet: Franklin Diversified Conservative Fund, Franklin Diversified Balanced Fund und Franklin Diversified Dynamic Fund. Diese Fonds sind Teilfonds der Franklin Templeton Investment Funds (FTIF), eine in Luxemburg registrierte SICAV. Die Anzeige stellt keine Anlageberatung dar. Anleger sollten ihren Finanzberater kontaktieren, um sich über die Verfügbarkeit der Dienstleistungen oder Produkte in ihrem Land zu erkundigen. Vor Abschluss einer Investition empfiehlt sich eine professionelle Anlageberatung. Fondsanlagen sind mit Risiken verbunden. Diversifizierung garantiert nicht einen Gewinn oder Schutz vor Verlust. Der Wert einer Anlage kann steigen oder fallen. Anleger können ggf. nicht den investierten Betrag zurückerhalten. Informieren Sie sich jetzt über die mit einer Anlage in unsere Fonds verbundenen Chancen und Risiken: www.franklintempleton.de. Verkaufsprospekte und weitere Unterlagen erhalten Sie kostenlos bei der Franklin Templeton Investment Services GmbH, Postfach 11 18 03, 60053 Frankfurt a. M., Mainzer Landstraße 16, 60325 Frankfurt a. M., Tel. 08 00/0 73 80 01, Fax +49(0)69/2 72 23-120. © 2016 Franklin Templeton Investments. Alle Rechte vorbehalten. ~ SHARING ECONOMY ~ Feldarbeit im September mit Traktor und Egge. Landwirte helfen sich in Maschinenzirkeln, schon lange vor der Ära der Sharing Economy, durch die Vermietung besonders teurer Maschinen gegenseitig aus. Teilen und verdienen Was ist die Shareconomy? Was bedeutet das für die Unternehmen? Was wünschen sich die Nutzer? Welche Faktoren bestimmen über den Erfolg? Wie sehen die Prognosen aus? Eine Analyse aus verschiedenen Blickwinkeln Foto: Picture Alliance Autor: Prof. Dr. Nikolas Beutin 52 GL BAL INVESTOR 03 2016 03 2016 GL BAL INVESTOR 53 ~ SHARING ECONOMY ~ 54 GL BAL INVESTOR 03 2016 Anmieten von Werkzeugen. 70 Prozent der Deutschen und 72 Prozent der US-Amerikaner halten die Shareconomy für sinnvoll, wie aus PwC Befragungen von 2015 hervorgeht. Nicht nur für Nutzer ergeben sich Vorteile. Kollaborativer Konsum führt dazu, dass Ressourcen geschont werden, denn es müssen weniger einzelne Güter produziert werden, um den gleichen Verbrauch oder die gleiche Nutzung zu ermöglichen. Shareconomy spiegelt damit das gewachsene Bewusstsein – gerade in Industrienationen – wider, dass einer Wegwerf-Gesellschaft und einem verantwortungslosen Umgang mit Ressourcen entgegengewirtschaftet werden muss. Die Shareconomy hat einen ökologischen Nutzen für die ganze Gemeinschaft, nicht nur für den einzelnen Sharer. Hinzu kommt, dass das Leihen und Recyceln von selten genutzten Gütern sowohl für die Anbieter als auch für die Konsumenten günstiger sind. Gemeinsamer Konsum reduziert Kosten, in der Folge führt dies zu einer besseren Versorgung. Nachfrager können Güter nutzen, die sie sich sonst nicht leisten können oder wollen. Mitfahrgelegenheiten beispielsweise vergünstigen Reisen. Das sehen über 40 Prozent der Deutschen und 58 Prozent der US-Amerikaner als Vorteil. Zudem werden Kommunen durch den Austausch und das Teilen von Gütern und Dienstleistungen gestärkt. Außerdem erhöht die Shareconomy die Freiheit der Nutzer, die unabhängiger und flexibler werden. Die Shareconomy nutzt der gesamten Volkswirtschaft. Der Konsum wird beschleunigt, Investitionen erhöhen sich und es eröffnen sich Geschäftsfelder für Start-ups. Kollaborativer Konsum hilft, Produkte schneller zu verbreiten. Das gilt vor allem in Großstädten. Denn Verbraucher konsumieren eher, wenn sie Empfehlungen erhalten oder auf Plattformen gut platzierte Angebote sehen. Das macht den Konsum bequemer und sicherer. Auch die Investitionen steigen, da Privatpersonen und Unternehmen einen Anreiz haben, mehr zu investieren, auch wenn sie die Einnahmen erst später erhalten. Beispielsweise werden zusätzliche Schlafzimmer oder Büros gebaut, die zunächst nicht benötigt werden. Die Shareconomy begünstigt auch die Entstehung von Start-ups. Neue Geschäftsmodelle führen zu Unternehmensgründungen und damit entstehen neue Arbeitsplätze, von denen die Volkswirtschaft profitiert. Und die Shareconomy profitiert im Gegenzug von wirtschaftlichen Entwicklungen. Die fortschreitende Digitalisierung und der technologische Fortschritt haben es ermöglicht, dass Shareconomy nahezu kostenlos und zeitlich sowie räumlich fast unbegrenzt möglich ist. Die zunehmende Ressourcenknappheit durch das schnelle Bevölkerungswachstum sowie der wachsende Wohlstand der Industrienationen führen zu höheren Kosten und geringerer Verfügbarkeit von (neuen) Gütern, aber vor allem auch zu einem Umdenken in vielen Teilen der Bevölkerung. Der Trend entwickelt sich so noch schneller in Richtung des kollaborativen Konsums. Grundsätzlich lässt sich die Shareconomy aus zwei Blickwinkeln analysieren. Aus akademischer Sicht werden makroökonomische, mikroökonomische und eine integrierte Sicht unterschieden. Aus praxisbezogener wirtschaftlicher Sicht wird üblicherweise zwischen Geschäftsart und Branche differenziert. REIFEGRAD DER SHARECONOMY IN VERSCHIEDENEN BRANCHEN Nische Durchbruch Normalität Abnahme oder Wiederbelebung Höhepunkt Werkzeugund Geräteverleih Bücher Übernachtung mit Frühstück Fahrgemeinschaften Geldverleih/ Kreditvergabe innerhalb eines Netzwerkes sowie Crowdfunding Autovermietung DVDVerleih Musik- und VideoStreaming OnlineMitarbeiter einsetzen und anwerben Übernachtungen bei Fremden aus einem Netzwerk Die klassische makroökonomische Sicht sagt: Über Angebot und Nachfrage in einem Markt kommt es zu einer Eigentumsübertragung und einem Austausch von Gütern gegen Bezahlung. Alternativ kommt es bei einer Zahlung von null zur Schenkung. Die Shareconomy ist in diesem Sinne ein hybrides Marktmodell, da das Eigentum nicht übertragen wird. So wird lediglich eine temporäre Nutzung verkauft; das Gut wird also gegen Bezahlung geteilt. In Zukunft kann eine Shareconomy vermutlich sogar die Konjunktur einer Volkswirtschaft beeinflussen. Die Frage ist nur in wie weit und in welchen Ausmaß. Aus der mikroökonomischen Perspektive wird der Austausch zwischen dem Anbieter und dem Nachfragenden einzeln betrachtet. Hieraus ergeben sich weitere Fragen: Wie sieht die Strategie aus? Wie läuft der eigentliche Sharing-Prozess ab? Wie kommt der Nutzer an die Informationen zur Qualität? Aus strategischer Sicht bedeutet die Shareconomy für Unternehmen und vor allem für Start-ups ein neues Geschäftsmodell, das es zu managen gilt. Bei den Prozessen steht der sichere Austausch im Vordergrund. Gerade hier gibt es in der Praxis noch erheblichen Regelungsbedarf. Das zeigen die häufigen Diskussionen um die rechtliche und steuerliche Behandlung von Übernachtungs- und Taxi-Plattformen. Bei den Informationen stellt sich wiederum die Frage, wer welchen Informationsvorteil hat und ob alle Informationen vorliegen. Doch die Grenzen zwischen makro- und mikroökonomischer Perspektive verschwimmen. Die noch relativ neue Richtung der Service Science kombiniert die Sichtweisen. Durch das Service-System der Shareconomy verschwimmen traditionelle Branchengrenzen. Ein Beispiel sind Privatpersonen, die nicht nur die Übernachtungsmöglichkeit teilen, sondern auch das dazu passende Auto. So bilden sich durch die Shareconomy neue, branchenübergreifende Ökosysteme. Prägend sind dabei nicht Quelle: PwC D ie Zeit, in der jeder allein vor sich hin konsumiert ist vorbei. Gebrauchs- und Investitionsgüter werden heute gemeinsam gekauft, genutzt und verliehen. Vorbei auch die Zeit, in der jeder individuell tägliche benötigte Gegenstände und Güter nur für sich beansprucht. Teilen liegt voll im Trend! Die sogenannte „Shareconomy“ oder auch „Share Economy“, „kollaborativer Konsum“ oder „Sharing Economy“ stellt ökologische und ökonomische Gründe in den Mittelpunkt. Eine PwC-Studie belegt, dass die Mehrheit der Deutschen (70 Prozent) das Prinzip des Teilens und Vermietens von Gütern für sinnvoll und erstrebenswert hält. Durch gemeinsamen Konsum und Teilen lassen sich Kosten sparen, Ressourcen schonen, lokale Gemeinden stärken und die Selbstbestimmung der Verbraucher erhöhen. Und letztlich profitiert auch die Volkswirtschaft davon. Der Grundgedanke der Shareconomy ist nicht neu. Menschen aus unterschiedlichen Gruppen, beispielsweise Dorf- oder Wohngemeinschaften, Wohnheime, Kommunen oder Kibbuze, nutzen seit Jahrtausenden Gebrauchsgüter wie Werkzeuge gemeinschaftlich. Im vergangenen Jahrzehnt hat das private gemeinsame Nutzen, Tauschen und Verleihen deutlich zugenommen. Ein Grund dafür ist, dass die Weltbevölkerung stetig wächst. Eines der ältesten Beispiele für die Shareconomy ist der 1958 gegründete Maschinenring. Betriebe aus der Landund Forstwirtschaft schließen sich zusammen, um Maschinen gemeinsam zu nutzen, bei Überkapazitäten zu vermitteln und gleichzeitig den Solidaritätsgedanken bei den Mitgliedern zu verbessern. Je nach Land sind bis zu 50 Prozent aller Landwirte über Maschinenringe organisiert. Abhängig von Produkt und Branche lassen sich unterschiedliche Entwicklungsstadien der Shareconomy beobachten: DVDs oder Bücher zu vermieten oder zu verleihen, ist seit Jahren ein alltäglicher Vorgang. Private Kredite über Crowdfunding einzusammeln oder Arbeit über Online-Plattformen zu vermitteln, ist bisher eher ein Nischenangebot. Die private Vermittlung von Übernachtungen oder das gemeinsame Nutzen von Autos haben bereits den Durchbruch geschafft. Es gibt viele unterschiedliche Formen der Shareconomy und eine Abschätzung der Marktgröße ist daher schwierig. Eine PwC-Studie aus dem Jahr 2014 beziffert den Markt auf 15 Milliarden US-Dollar. Das amerikanische Handelsministerium (US Department of Commerce) geht von einer Marktzunahme um bis zu 335 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 aus. Der Markt und die Möglichkeiten der Shareconomy sind bereits heute enorm. Starken Zulauf verzeichnen in den letzten zwei Jahren vor allem Anbieter von Musik- und Bewegtbild-Streaming-Angeboten. Den gewünschten Content immer und überall verfügbar zu wissen ist heute bereits so gewöhnlich wie früher der Gang zu den langsam verschwindenden Videotheken. Teilen und Vermieten von Gütern, Dienstleistungen und Service-Angeboten bringt Vorteile in vielen Bereichen des Alltags. Kreditangebote von privaten Anbietern werden vereinfacht, die kurzfristige Miete von Autos im Stadtgebiet wird bequemer, die angebotene Vielfalt bei Musik und Bewegtbild-Streaming-Diensten nimmt zu; hinzu kommen Platzvorteile zum Beispiel beim ~ SHARING ECONOMY ~ die Anbieter, sondern vor allem die Nutzer und deren Bedürfnisse. Hierdurch können sich traditionelle Unternehmensstrukturen und -organisationen auflösen. Es entstehen zum Beispiel professionelle Mobilitätsanbieter, die mit Autokonzernen konkurrieren. Im Rahmen einer Hyperspezialisierung treten einzelne Personen als Produktionsstätten auf, etwa als spezialisierter Anbieter von Übernachtungen mit mehreren Wohnungen. Eine Weiterentwicklung gibt es auch im Bereich des Crowdsourcings. Dort geht es nicht mehr nur um das Bündeln von Investitionskapital. Mittlerweile werden darüber auch personelle Ressourcen gesucht und geteilt. Die praxisbezogene Sicht betrachtet das Phänomen der Shareconomy aus zwei Perspektiven: der Geschäftsart und der Branche. In Europa gibt es laut Schätzung einer Studie für die EU rund 275 Shareconomy-Plattformen. Die Mehrzahl davon kommt aus Großbritannien und Frankreich, wie aus einer PwC-Studie von 2015 hervorgeht. Aber auch in Deutschland nimmt die Shareconomy immer mehr zu, denn die Deutschen teilen gern. Eine PwC-Studie aus dem Jahr 2015 hat die Einstellung zur Shareconomy untersucht. Knapp die Hälfte (46 Prozent) der befragten Deutschen hat in den vergangenen beiden Jahren mindestens ein Shareconomy-Angebot genutzt. In Deutschland erfreut sich somit das Teilen und Tauschen großer Beliebtheit. Das gilt insbesondere auch im Vergleich zu anderen Ländern wie den USA, wo nur rund ein Fünftel der Bürger teilt und tauscht. Nicht erstaunen dürfte, dass mehr Menschen bereit sind, etwas auszuleihen als selbst etwas zu verleihen. Nur gut ein Drittel der Deutschen hat schon einmal Produkte oder Dienstleistungen zum Tausch oder Verleih selbst angeboten. Mehr als die Hälfte der Befragten plant dies jedoch für die Zukunft. Große Einigkeit herrscht darüber, dass der Trend „Teilen statt Eigentum“ keine Modeerscheinung, sondern eine langfristige Entwicklung sein › 03 2016 GL BAL INVESTOR 55 ~ SHARING ECONOMY ~ Versicherungsschutz im Schadensfall. Zudem stellt sich in vielen wird. Über die Hälfte der Befragten (55 Prozent) betrachten das Bereichen auch die Frage nach dem Umgang mit ArbeitsschutzKonzept als Motor für Arbeitsplätze. Gut zwei Drittel (68 Pround Arbeitnehmerschutzrechten, zum Beispiel beim Teilen von zent) sind der Meinung, dass es im Jahr 2030 normal sein wird, Handwerker- und Putzdienstleistungen. Für viele Branchen ist statt eines einzigen 40-Stunden-Jobs mehrere Einnahmequellen auch offen, ob eine Shareconomy wirklich Jobs schafft oder zu haben und sich Jobs zu teilen. Diese Einschätzung steht auch nicht vielmehr Arbeitsplätze vernichtet. Dazu gibt es noch keine im Einklang mit den Erwartungen der Deutschen an die Arbeit repräsentativen und validen Studien. der Zukunft: Fast die Hälfte (47 Prozent) möchte lieber freiberufDer größte Kritikpunkt zielt auf die eigentliche Ausrichtung lich arbeiten als in einem Unternehmen mit festen Strukturen. der Shareconomy: Die Intention einer fairen und sozialen VerAuffällig sind die großen Unterschiede zwischen den Alteilung verschwindet immer mehr. So wird der Gewinn heute in tersgruppen beim Umgang mit der Shareconomy: 82 Prozent vielen Fällen nicht mehr fair verteilt, die wenigen professioder unter 30-Jährigen haben bereits von einem Angebot zum nellen Sharer dominieren. Eine weitere PwC-StuTeilen Gebrauch gemacht; bei der Generation 60die aus 2015 geht davon aus, dass nur noch plus war es nur gut ein Viertel (27 Prozent). 85 Prozent der Umsätze bei den AnbieMänner haben tendenziell schon häutern ankommen – Tendenz sinkend. figer Shareconomy-Produkte in AnDER GEDANKE DER Dies ist eine Entwicklung, die sich spruch genommen oder angeboten auch bei den klassischen InterSHARECONOMY IST als Frauen. Über alle Altersgrupnet-Marktplatz-Plattformen pen hinweg wird sich das Teilen NICHT NEU. MENSCHEN AUS beobachten ließ. Viele Unterund Leihen als Alternative zum UNTERSCHIEDLICHEN GRUPnehmen haben die UmsatzKauf noch weiter verbreiten. und Gewinnmöglichkeiten Rund zwei Drittel (64 Prozent) PEN, WIE DORF- ODER WOHNerkannt. Dadurch hat sich der Befragten gaben an, künfGEMEINSCHAFTEN, WOHNHEIME, das Prinzip „Gewinn vor tig Angebote aus der SharecoIdealismus“ auch in der Shanomy nutzen zu wollen. KOMMUNEN ODER KIBBUZE, reconomy festgesetzt. KonAuch auf die Frage, was NUTZEN SEIT JAHRTAUSENsequenterweise wünscht sich in Deutschland hauptsächlich DEN GEBRAUCHSGÜTER WIE daher ein Drittel aller Deutgeteilt wird, liefert die PwC-Stuschen, dass die Preise offengelegt die Antworten. Bei der Nutzung WERKZEUGE GEMEINwerden. Die Anbieter von Teil- und stehen aktuell vor allem Angebote SCHAFTLICH. Tausch-Plattformen sind gefragt, die aus dem Bereich Medien und Unternötigen Voraussetzungen zu schaffen, haltung im Mittelpunkt: Ein Drittel der damit die Verbraucher die Produkte und Deutschen hat Erfahrung mit dem Teilen Dienstleistungen sicher und transparent nutzen von Büchern oder Musik. An zweiter Stelle rankönnen. Aber auch auf Seiten des Gesetzgebers besteht gieren Angebote aus dem Konsumgüterumfeld: Drei von Handlungsbedarf: Verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen zehn Deutschen leihen sich Kleidung oder Spielzeug aus. Gut sind für die Mehrheit der Deutschen eine wichtige Voraussetein Viertel hat Erfahrung mit der gemeinschaftlichen Nutzung zung für die Nutzung von Share-Economy-Angeboten. von Fahrzeugen. Aber auch Dienstleistungen wie Reparaturen Der große Vorteil der Shareconomy ist, dass einzelne Persoim Haushalt oder private Übernachtungsmöglichkeiten werden nen und Gemeinden jederzeit selbstständig ihre eigene, lokale immer beliebter. In den Bereichen Hotellerie, Dienstleistungen Shareconomy einrichten können. Sie sind nicht von kommeroder Transport wird sich die Nutzung von Shareconomy-Angeziellen Anbietern abhängig. Teilen bietet viele positive Aspekte, boten in den kommenden zwei Jahren nahezu verdoppeln. Davon der nachhaltigeren Verwendung von Ressourcen über die bei ist allerdings zu befürchten, dass sich die steigende NachfraVerringerung von Kosten bis hin zur Stärkung des Sozialverbange mangels Angebot gar nicht befriedigen lässt. des. Aber auch unter Freunden und Nachbarn sollte gut geregelt Es gibt jedoch auch eine Reihe von Kritikpunkten an der Shasein, wie und ob man teilt, zu leicht gibt es gerade bei Schadensreconomy. So wird vor allem in Deutschland und der Schweiz fällen Streit. // bemängelt, dass Mindeststandards fehlen. Dies gilt beispielsweise bei der Ausbildung und dem Versicherungsschutz bei Autobeförderungen oder Übernachtungen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine PwC-Studie: 37 Prozent der deutschen Shareconomy-Nutzer äußerten darin Bedenken in Bezug auf die Qualität PROF. DR. NIKOLAS BEUTIN der Produkte und Dienstleistungen. 32 Prozent sind besorgt, ob M Ü N C H E N 48° 8‘ N , 11° 34‘ O die Sicherheit gewährleistet wird. Ein Viertel empfindet die geringere Privatsphäre und den schlechten Datenschutz als NachProf. Dr. Nikolas Beutin ist Partner bei teil. Aber auch ein Viertel der Anbieter sorgt sich um die unklare PricewaterhouseCoopers (PwC) in Deutschland und leitet die Customer Practice. Gesetzeslage, etwa im Hinblick auf die Gewerbesteuer oder den 56 GL BAL INVESTOR 03 2016 ~ S H A R ~I NBGL IENCDO ~N O M Y ~ Weltoffene Entdecker Die ersten Finanzmittel erhielt Airbnb von einem Gründerzentrum im Silicon Valley. Heute vermittelt das Unternehmen private Unterkünfte in 191 Ländern. Interview: Katharina Lamster Airbnb organisiert die Vermietung von Wohnraum von Privatpersonen. Oft sind die Vermieter abwesend, während sie ihre Zimmer an unbekannte Gäste vermieten. Wie schaffen Sie es, das Vertrauen der Vermieter zu gewinnen? Schwarz: Sicherheit und Vertrauen innerhalb unserer Community zu schaffen, beginnt bei uns schon bei der Registrierung auf unserer Plattform: Gäste und Gastgeber verifizieren ihre Identität, indem sie sich mit ihren sozialen Netzwerken verbinden oder persönliche Informationen über sich hinterlegen. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei auch das Bewertungssystem. Nach jeder Übernachtung bewerten Gast und Gastgeber sich gegenseitig. Die Bewertungen werden erst veröffentlicht und für beide Seiten einsehbar, nachdem beide Bewertungen geschrieben wurden. Das hilft, vor der Buchung einen Eindruck voneinander und Vertrauen zu gewinnen. Des Weiteren gibt es die Airbnb-Gastgeber-Garantie, sie versichert unsere Gastgeber mit bis zu 800.000 Euro. Und die Versicherung zum Schutz des Gastgebers, die Schäden Dritter abdeckt. Kann Airbnb verhindern, dass das Bewertungssystem neue Mitglieder der Plattform benachteiligt, die noch nicht bewertet wurden? Schwarz: Um nicht benachteiligt zu werden, ist ein verifiziertes Profilbild empfehlenswert. Gleichzeitig sind ein Personalausweis und eine Profilbeschreibung hilfreich. Airbnb hat außerdem unter dem Stichwort „Instant Book“ die Sofort-Buchung eingeführt, bei der Gastgeber ihre Unterkunft als sofort-buchbar anbieten, ohne eine vorhergegangene Bestätigung des Gastes. Diese Funktion ist Teil von Airbnbs Initiative gegen Diskriminierung bei der Auswahl von Gästen. Wie unterscheidet sich Airbnb von Hotels, Pensionen und Couchsurfing-Angeboten? Das Gefühl der Zugehörigkeit und des Dabeiseins unterscheidet Airbnb von anderen Anbietern. Gäste können Angebote von Luxusvillen und Schlössern, über Unterkünfte für Familien- und Gruppenurlaube, bis hin zu Booten oder ganzen Inseln buchen. So spricht Airbnb jede Nutzergruppe an. Der typische Gast ist Mitte 30, auf Gastgeberseite sogar Ende 30. Airbnb-Gäste sind vor allem weltoffene Menschen und Entdecker mit vielfältigen Hintergründen. Bisher wurde Airbnb eher für private Reisen oder Städtetrips genutzt. Wie wird Ihr relativ neues Angebot von Geschäftsreisenden angenommen? Schwarz: 2016 hat Airbnb für Geschäftsreisen sein Wachstum verdreifacht: Bei zehn Prozent aller über Airbnb gebuchten Reisen handelt es sich mittlerweile um Business-Trips. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Geschäftsreisenden in einer Unterkunft, die über Airbnb gebucht wurde, ist dabei mit 6,8 Tagen doppelt so lang wie in klassischen Unterkünften. Das zeigt auch, dass immer mehr Geschäftsreisende übers Wochenende bleiben, um so eine neue Stadt und deren Nachbarschaft kennenzulernen. Airbnb wird vorgeworfen, die Mietpreise in Metropolen wie Berlin in die Höhe zu treiben. Professionelle Anbieter mieten oder kaufen Wohnungen, um sie über Airbnb an Touristen zu vermitteln. Das lässt die Mieten steigen, so der Vorwurf. Befürchten Sie mehr Regulierung? Schwarz: In einer kürzlich von der GEWOS durchgeführten Studie zeigte sich, dass Airbnb und die Airbnb-Gastgeber keinen signifikanten Einfluss auf den Mietspiegel und den zur Verfügung stehenden Wohnraum in Berlin haben. So bieten 90 Prozent der Berliner Airbnb-Gastgeber nur eine Wohnung an – ihr Zuhause. Dieser Wohnraum wird dem Wohnungsmarkt nicht entzogen und kann folglich dem Wohnungsmarkt auch nicht wieder zugeführt werden. Airbnb arbeitet eng mit Regierungen und Gesetzgebern aus aller Welt zusammen, um die zum Teil veralteten Gesetze anzupassen und für unsere Community und die Einwohner der Städte eindeutiger, fairer und moderner zu machen. Dabei sehen wir große Fortschritte. Viele Politiker erkennen den positiven Einfluss, den Airbnb auf die lokale Wirtschaft hat. So haben zum Beispiel Amsterdam, Hamburg, London und Paris vor Kurzem Gesetze verabschiedet, die das kurzfristige Vermieten und Airbnb besser regeln. // ALEXANDER SCHWARZ B E R L I N 52° 3 1‘ N , 13 ° 2 4 ‘ O Alexander Schwarz ist seit Juni 2015 General Manager für Airbnb in Deutschland, Schweiz und Österreich. 03 2016 GL BAL INVESTOR 57 ~ SHARING ECONOMY ~ Digitale Vertrauensnetzwerke Mitfahrgelegenheiten finden sich meist über Plattformen wie Blablacar. Ohne Vertrauen keine Interaktion und erst recht keine Sharing Economy. Wildfremde auf Online-Plattformen genießen mehr Vertrauen als unser Nachbar. Woran liegt das? Autor: Frédéric Mazzella Info BLABLACAR A uch wenn man seine Nachbarn häufig sieht, weiß man eigentlich sehr wenig über sie. Und würde man 300 Kilometer im gleichen Auto mit ihnen verbringen? Nicht unbedingt. Heutzutage kann man über Onlineplattformen offenbar ein größeres Vertrauen zu Menschen aufbauen, denen man vorher noch nie begegnet ist, als zu jenen, die man jeden Tag sieht. Das ist revolutionär. Die Digitalisierung setzt ein enormes kollaboratives Potenzial frei – und bringt Menschen näher zueinander. Vertrauen macht das Leben überhaupt erst möglich. Wenn man sich die Entwicklungsgeschichte ansieht, beruhte die Zusammenarbeit von Menschen schon immer auf zwischenmenschlichem Vertrauen. Der britische Anthropologe Robin Dunbar hat herausgefunden, dass Menschen jedoch nur bis zu 150 Personen in ihrem Vertrauenskreis bewahren können. Dieses Vertrauen kann nur schwierig über diesen bestimmten Personenkreis hinausgehen. und ist nicht skalierbar. Deshalb hat sich das intermediäre Vertrauen entwickelt: Regierungen und eine Reihe von legislativen und finanziellen Institutionen agieren als Vertrauensvertreter und zentralisieren dabei die Systeme, die für eine organisierte Gesellschaft nötig sind. Das erlaubt es den Menschen, auch über ihre eigenen Kreise hinaus zu vertrauen. Auch Marken sind eine neue Form von Vertrauensvertretern geworden. Doch Vertrauen zwischen Menschen, das zur Zusammenarbeit ermuntert, wurde nicht skaliert. Es war lange durch Reichweite limitiert – auf die Menschen, die direkt in Beziehung miteinander standen– und durch die Zeit, die nötig war, es zu bilden. Bis heute. Das Internet und neue digitale Tools haben zwischenmenschliches Vertrauen auch unabhängig von Reichweite und Zeit ermöglicht und skalieren es so auf ein beinahe unendliches Niveau. Dadurch wird ein Kollaborations-Potenzial freigesetzt. Digitales Vertrauen bedeutet für zwischenmenschliche Interaktion, was die Erfindung des Telefons für menschliche Kommunikation bedeutet hat. 58 GL BAL INVESTOR 03 2016 Die Idee, Menschen mit demselben Reiseziel zu vernetzen, kam Frédéric Mazzella an Weihnachten 2004, als er seine Familie besuchen wollte, aber alle Züge schon ausgebucht waren und seine Schwester ihn mit dem Auto abholen musste. Mazzella fing mit einer ersten Website allein an, bevor er die Mitgründer Nicolas Brusson und Francis Nappez kennenlernte. Heute hat Blablacar 35 Millionen Mitglieder in 22 Ländern und über 12 Millionen Reisende pro Quartal. Digitale Vertrauenswerkzeuge, die von Onlineplattformen wie Blablacar hergestellt werden, ermöglichen es Menschen, die sich noch nicht kennen, eine gemeinsame Ebene herzustellen. Jeder kann seine Vertrauenswürdigkeit spiegeln, die auf verifizierten Informationen und Bewertungen aus der Interaktion mit echten Menschen beruht. Mit dem sogenannten „D.R.E.A.M.S“-Gerüst hat Blablacar einen neuen Vertrauensstandard für Peer-to-Peer-Onlineplattformen geschaffen. Er besteht aus sechs Säulen: persönliche Angaben (Declared Information), Bewertungen (Ratings), Engagement (Engagement), Aktivität (Activity), Moderation (Moderation) und soziale Netzwerke (social networks). Es ermöglicht, gegenseitiges Vertrauen zu teilen und zu skalieren sowie persönliche Vertrauensbeziehungen zu erweitern. In der Studie „Entering the Trust Age“ hat Blablacar in Kooperation mit Arun Sundararajan, Professor an der NYU Stern und Autor von „The Sharing Economy“, untersucht, wie sich in einer Peer-to-Peer-Gemeinschaft Vertrauen bildet. Über 18.000 Blablacar-Mitglieder in elf Ländern in Europa wurden dabei gebeten, auf einer Skala von null bis fünf das Maß an Vertrauen gegenüber Menschen aus ihrem Bekanntenkreis, wie Familienmitgliedern, Freunden, Kollegen, Nachbarn und Kontakte aus sozialen Netzwerken, anzugeben. Die Befragten teilten Familie und Freunden das höchste Maß an Vertrauen zu, gefolgt von Kollegen, Nachbarn und Kontakten aus den sozialen Netzwerken. Sobald ein Blablacar-Mitglied mit in die Auswahl aufgenommen wurde, zeigten sich die bemer- kenswerten Ergebnisse: 88 Prozent der Befragten brachten dem Blablacar-Mitglied mit einem vollständig ausgefüllten Profil ein hohes Maß an Vertrauen (Level vier oder fünf ) entgegen. Dieses Ergebnis liegt weit über dem Maß an Vertrauen, das Nachbarn oder Kollegen entgegengebracht wird und verdeutlicht die Bedeutung der sozialen Veränderungen. Wenn alle Möglichkeiten und Tools bereitgestellt werden, dann können Nutzer von Online-Plattformen ein so starkes Vertrauensgefühl erschaffen, dass sie ohne Probleme in der Offline-Welt interagieren, wie zum Beispiel beim Teilen einer gemeinsamen Autoreise oder beim Übernachten in der Wohnung eines bis dahin Fremden. Nachforschungen haben ebenfalls ergeben, dass das Vertrauen, welches auf einer Plattform bereits generiert werden konnte, nicht nur in der gesamten Sharing Economy Gültigkeit behält, sondern auch weit darüber hinaus. Beinahe die Hälfte der Blablacar-Mitglieder erklären, dass das Nutzen von Mitfahrgelegenheiten sie offener gegenüber anderen gemacht hat. Darüber hinaus sind die Befragten durchs Mitfahren dreimal mehr bereit, auch andere Sharing-Economy-Angebote zu nutzen. Nutzer gewöhnen sich schnell an vertrauensschaffende Mechanismen einer Peer-to-Peer-Plattform. Die Nutzer werden in allen Lebensbereichen vertrauensvoller. Diese Ergebnisse liefern einen Gegensatz zu vorherigen Studien wie beispielsweise der American General Social Survey, die einen allgemeinen Rückgang des Vertrauens innerhalb der Gesellschaft feststellt – ein Phänomen, welches verstärkt unter Millennials auftritt. Wie kann es also sein, dass online eine Großzahl der Menschen ihren Peers vertraut? Könnte dies auf eine kulturelle Entwicklung hindeuten, bei der digitale Werkzeuge wichtiger werden als physische Vertrauenszeichen und somit neue soziale Richtlinien herbeiführen? Laut dem Report „American Lifestyle 2015“ von Mintel treffen fast 70 Prozent der Online-Konsumenten (81 Prozent davon Millennials) ihre Online-Kaufentscheidung aufgrund von Rezensionen Fremder. Wird die Bewertung Fremder also vertrauenswürdiger als etablierte Marken? Blablacar ist noch einen Schritt weiter gegangen, um herauszufinden, welche Rolle eine Marke bei der digitalen Vertrauensbildung spielt. Wir haben die Befragten gebeten, ihr Vertrauen gegenüber einem Peer zu bewerten, der oder die exakt dieselben Informationen wie auf einem vollständig ausgefüllten Blablacar-Profil angegeben hat, jedoch auf einer generischen Plattform. 67 Prozent der Befragten brachten der Person mit einem vollständig ausgefüllten Profil ein hohes Maß an Vertrauen entgegen. Dieses Level liegt weiterhin über dem Maß an Vertrauen, welches Kollegen entgegengebracht wird. Blablacar als Marke spielt dennoch eine Rolle und bewirkt ein weiteres Vertrauensplus von 21 Prozentpunkten auf 88 Prozent. Das ist der Anfang einer neuen Ära, in der alte und neue Vertrauenszeichen vermischt auftreten und neue soziale Richtlinien entstehen. Alte Vertrauensstifter machen Platz für neue Lösungen, die oftmals passender sind für vorherrschende Bedürfnisse und oftmals auch günstiger und effizienter. Vertrauen bestärkt die Sharing Economy nachhaltig. Vertrauen ist die Grundlage jeglicher Interaktion. Ohne Vertrauen gäbe es keine Zusammenarbeit und keine Wirtschaft. Und dadurch keine Sharing Economy. Vertrauen ist das unsichtbare Band zwischen jeder menschlichen Zusammenarbeit und sozialen Konstruktion. Heute wird Vertrauen von seinen historischen Beschränkungen befreit und von einer seltenen in eine reichlich vorhandene, von einer zeitintensiven in eine unmittelbare und von einer begrenzten zu einer unendlichen Ressource gemacht. // FRÉDÉRIC MAZZELLA PA R I S 48° 51 ‘ N , 2 ° 2 1‘ O Frédéric Mazzella ist Gründer von Blablacar. Er ist unter anderem für die strategische Ausrichtung verantwortlich. 03 2016 GL BAL INVESTOR 59 ~ SHARING ECONOMY ~ S chon vor 16 Jahren, zum Jahrtausendwechsel und der Geburtsstunde Zipcars, boomte die Urbanisierung. Ein Trend, der bis heute anhält; deutlich geändert hat sich in der Zwischenzeit, wie wir Städte erleben. Im Jahr 2000 war an Smart Cities nicht zu denken, Smartphones existierten noch nicht und selbst das Senden einer MMS an ein Handy mit Farbbildschirm war undenkbar. 2000 gab es nur zwei Städte mit einer Bevölkerung von über 20 Millionen. Heute gibt es davon bereits zehn. 3,9 Milliarden, die Mehrheit der Weltbevölkerung, lebt in Städten. Vorhersagen erwarten, dass dieser Wert bis 2050 auf 6,3 Milliarden ansteigen wird. Das Leben in der Stadt wird gedrängter und stressiger und die Infrastruktursysteme, die die Mobilität ermöglichen, drohen der Belastung nicht standzuhalten. Und genau aus dieser Notwendigkeit heraus, eine pragmatischen Ansatz für die urbane Mobilität zu finden, entstand Zipcar, in einem Café in Cambridge. Das war 2000, die Sharing Economy existierte noch nicht einmal als Idee, aber Carsharing demonstrierte den Willen, Dinge anders anzugehen. Zipcars Wachstum beweist die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen und Produkten, die in den geschäftigen Alltag passen. Das „Time-Magazine“ hat Gemeinschaftskonsum 2011 als eine der zehn Ideen genannt, die die Welt verändern werden. Die Möglichkeit, Produkte und Dienstleistungen zu nutzen, ohne die vollen Kosten des Eigentums tragen zu müssen, hat den Alltag erleichtert. Die Finanzkrise 2008 hat die Konsumenten am härtesten getroffen. Unsicherheit und finanzielle Engpässe haben ein verstärktes Nachdenken über die effiziente Nutzung von Ressourcen bewirkt. Das Internet und der Fortschritt in der Mobilfunktechnologie ermöglichen das Wachstum des Gemeinschaftskonsums. Technologie durchdringt den Alltag; Smartphones und Tablets beschleunigen nicht nur die Sharing Economy, sondern sind gleichzeitig wesentlich für den Aufbau von Gemeinschaften in fortschrittlichen Städten. Städte benötigen eine Vielfalt an Transportmitteln, um die Lebensqualität zu steigern, Carsharing gehört schon jetzt in diesen Mix. Das Wachstum des Netzwerks wird Prognosen zufolge um ein Drittel pro Jahr wachsen, bis 2024 werden 23,4 Millionen Mitlieder weltweit erwartet, 6,1 Millionen davon in Europa. Zipcar allein ist in 500 Städten in neun Ländern und drei Kontinenten vertreten. Eine Million Carsharing-Nutzer reduzieren die Zahl der Autos auf den Straßen um 413.000. Der Grund liegt auf der Hand: Mitglieder von Carsharing-Netzwerken besitzen mit geringerer Wahrscheinlichkeit ein eigenes Auto oder verkaufen es sogar, zudem fahren sie durchschnittlich ein Drittel weniger als Autobesitzer. Ein Carsharing-Fahrzeug ersetzt mindestens sechs Privatwagen. Auch über Carsharing hinaus bereiten sich viele Städte auf ihr Wachstum vor, besonders im Transportsektor. Über 160 Städte haben Schnellbussysteme eingeführt und mehr als 700 Städte Bike-Sharing. Paris verdoppelt bis 2020 die Anzahl seiner Fahrradwege, Hamburgs Städteplaner arbeiten an einem grünen Netz, das die Parkanlagen innerhalb der Stadt miteinander verbinden soll und Helsinki schließt seine Vorstädte, deren Bewohner bisher auf ein eigenes Auto angewiesen sind, durch 60 GL BAL INVESTOR 03 2016 Sechs auf einen Streich NICHOLAS COLE LO N D O N 5 1° 3 0 ‘ N , 0 ° 7 ‘ W Städte ächzen unter dem steigenden Verkehrsaufkommen. Carsharing könnte die Lösung sein, denn ein Auto, das gemeinschaftlich genutzt wird, ersetzt mehr als sechs privat genutzte. Das Geschäft mit den geteilten Wagen wächst. Autor: Nicholas Cole Schnellverkehrsnetze an die Innenstadt an. Die Liste ist noch nicht vollständig. Städteplaner erkennen, dass Straßen für Menschen und nicht für Fahrzeuge entworfen werden sollten, doch sie haben noch einen langen Weg vor sich. Der Mobilitätsbedarf wird mit der wachsenden Bevölkerung weiter steigen. In Städten wie Shanghai und Singapur übersteigt die Nachfrage nach Autos schon jetzt die Zahl der verfügbaren Nummernschilder, sodass diese an den Meistbietenden versteigert oder verlost werden. Der Wechsel wird zwangsweise kommen, denn bald wird es zu viele Autos für den vorhandenen Platz auf den Straßen geben. Vorausdenkende Stadtplaner suchen Lösungen für Probleme wie Staus und die Feinstaubbelastung und versuchen, die Lebensqualität zu verbessern. Unterstützt werden sie dabei von der technologischen Entwicklung, insbesondere die Entstehung des selbstfahrenden Autos. Sie wird die Einstellung gegenüber Autos und urbaner Mobilität grundlegend ändern. Autonomes Fahren wird Carsharing-Netzwerke im Alltag etablieren; auch für Mitglieder ohne Fahrerlaubnis. Die Technologie, die es jetzt schon erlaubt, den Standort und Zielort eines Zipcars auf dem Smartphone abzurufen, wird sich weiter verbreiten. Bald vernetzen sich mehr und mehr Autos und werden dadurch Teil des städtischen Transportangebotes. Mckinsey sagt in seinem Szenario mit hoher Dis- Nicholas Cole ist seit Mai 2015 „President International“ von Zipcar. Bevor er zu Zipcar kam, verbrachte Cole mehr als 15 Jahre bei der Daimler AG, wo er in einer Reihe von Führungspositionen innerhalb des Unternehmens tätig war, zuletzt als President und Chief Executive Officer von Car2Go, Daimlers Carsharing-Tochtergesellschaft. www.zipcar.de ruption für 2030 voraus, dass von 115 Millionen verkauften Autos zehn Millionen Teil der Sharing Economy werden. Diese Technologie liegt nicht in der fernen Zukunft, sie existiert schon und wird wohl in vier bis fünf Jahren verfügbar sein. Nicht nur Stadtplaner heißen die neue urbane Mobilität und die damit verbunden Möglichkeiten willkommen, denn die SharingEconomy-Bewegung macht das Leben in der Stadt sauberer und angenehmer. // 03 2016 GL BAL INVESTOR 61 ~ T E C H N O LO G I E ~ Info INVESTITIONEN IN ISLAND Island hat im europäischen Vergleich eine der niedrigsten Gewerbesteuerraten, eine sehr gute Infrastruktur, eine gut gebildete Bevölkerung und auch die Grundstückspreise sind vergleichsweise günstig. Hervor sticht Island durch seine Versorgung mit günstiger, erneuerbarer Energie, erzeugt mit Erdwärme und Wasserkraft. Die Energie-Infrastruktur liegt im Europavergleich auf dem ersten Platz. Die Wirtschaft des Landes ist dynamisch sowie international wettbewerbsfähig und sie wird gestützt von einem stabilen politischen System, jungen, mehrsprachigen, gut gebildeten Arbeitskräften, die sich schnell an technologische Änderungen anpassen, einem flexiblen Arbeitsmarkt und der hohen Lebensqualität. Die isländische Börse wird unter dem Namen Nasdaq Iceland, oder auch ICEX, betrieben. Gegründet wurde der Handelsplatz 1985 auf Initative der Zentralbank. An der Börse werden Mid- und Smallcap-Unternehmen gehandelt. Global Data Center in Reykjavik, betrieben von Verne Global Rechenzentrum zwischen Geysiren und ewigem Eis Die Datenmenge steigt weltweit immer schneller an und damit auch der Bedarf an Rechenzentren, die diese verarbeiten können. Island ist der ideale Standort. M it dem Internet der Dinge, Industrie 4.0 und Big Data sind wir in der vierten Industriellen Revolution angekommen. Da immer mehr Unternehmen Betriebs- und Maschinendaten sammeln und analysieren, um Prozesse effizienter und kostengünstiger zu gestalten, steigen die erzeugten Datenmengen immens. Um dieser Mengen Herr zu werden und die Daten zu analysieren, sind Rechenzentren und deren verfügbare Kapazitäten die Basis. Das Internet der Dinge ist also ein wesentlicher Treiber für das Wachstum von Rechenzentren. Ohne ein Rechenzentrum ist die Analyse der gesammelten Daten nicht möglich. Daher nennt jedes größere Unternehmen ein Rechenzentrum sein Eigen. Hierzulande ist der Betrieb eines eigenen Datacenters allerdings recht kostspielig. Große 62 GL BAL INVESTOR 03 2016 Rechenzentren können Stromrechnungen in Millionenhöhe produzieren. Laut Borderstep Institut verbrauchten Rechenzentren an deutschen Standorten im Jahr 2015 zwölf Milliarden Kilowattstunden Strom. Eine beachtliche Summe, die für Server und Storage gezahlt wurde. 2020 sollen es schon 14,3 Milliarden Kilowattstunden sein, und bis 2025 prognostiziert das Institut einen Stromverbrauch von 16,4 Milliarden Kilowattstunden im Jahr. 2015 zahlte die deutsche Industrie laut Statista circa 15 Cent pro Kilowattstunde bei einem jährlichen Stromverbrauch von 500 bis 2.000 Megawattstunden. Mit wesentlich günstigeren Angeboten locken die nördlichen Länder wie Schweden, Norwegen oder Island. So zahlt die dortige Industrie im kommenden Jahr schätzungsweise etwa fünf Cent pro Kilowattstunde bei einem jährlichen Verbrauch von 500 bis 2.000 Megawattstunden. Im Foto: Fred Rollison Autorin: Birgit Kneschke Vergleich zu einem deutschen Standort lässt sich so bis um die Hälfte der Betriebskosten einsparen. Zusätzlich zu günstigem Strom besitzt Island mit Norwegen und Schweden eines der sichersten Stromnetze in Europa. Das wiederum macht isländische Rechenzentren extrem ausfallsicher. Nicht nur hinsichtlich des Strompreises haben die nördlichen Länder die Nase vorn. Gerade wenn es um Energiegewinnung geht, ist Island anderen Ländern einen Schritt voraus: Begünstigt durch die natürlichen Gegebenheiten wird fast sämtliche Energie über Wasserkraft und Geothermie erzeugt. Das erlaubt den Rechenzentrumsbetrieb aus 100 Prozent erneuerbaren Energien. Unternehmen können so ihren CO2-Ausstoß deutlich verringern. Mit der steigenden Zahl an Anwendungen, die auf Rechenzentrumskapazität angewiesen sind, steigt auch die Leistungsdichte in modernen Rechenzentren. Dementsprechend wächst der Energiebedarf für die Stromversorgung und effiziente Kühlung der Systeme. Analysen zeigen, dass durchschnittlich nur etwas mehr als die Hälfte des Energiebedarfs auf die eigentliche IT zurückgeht. Den anderen Teil verbraucht die versorgende Infrastruktur wie unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) und Klimatisierung. Laut Bitkoms Leitfaden „Energieeffizienz in Rechenzentren“ von 2015 lassen sich beispielsweise für ein deutsches Rechenzentrum mit 1.000 Quadratmetern Rechenzentrumsfläche 59 Prozent des gesamten Stromverbrauchs auf die IT-Landschaft wie Server, Netzwerk und Storage anrechnen. Da bis zu 22 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs auf die Kühlung entfallen, sollten Rechenzentrumsbetreiber ihr Augenmerk besonders darauf richten. Denn der Faktor Kühlung bietet dementsprechendes Sparpotenzial: Mit dem richtigen Standort und der passenden Kühltechnologie lassen sich Energie und somit Kosten sparen. Besonders die Freikühlung hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Anlagensystem entwickelt. Grundsätzlich ist freie Kühlung möglich, sobald die Außentemperatur circa ein Grad Celsius unter der Rücklauftemperatur liegt. Tatsächlich besitzen nur wenige Länder die ganzjährig passenden Temperaturen für echte Freikühlung. Bei ausreichendem Temperaturunterschied zwischen Außenluft und Innenraum kann ein Rechenzentrum auf diese Weise mit geringen operativen Kosten für die Kühlung betrieben werden. Auch hier bieten sich Standorte im Norden Europas an. Island beispielsweise verfügt über ein konstant kühles Klima – die Durchschnittstemperatur liegt zwischen fünf bis 13 Grad Celsius im Winter sowie im Sommer. Die Großen der Branche haben diesen Trend erkannt: Sie siedeln ihr Rechenzentrum in Ländern nahe dem Polarkreis an, um ihre Serverkapazitäten mit kalter Luft zu kühlen. Eine Lösung, die nicht nur kostengünstig ist, sondern die CO2-Bilanz der Unternehmen verbessert. Wie andere nordische Nationen sind auch Isländer bekannt dafür, aufkommende Technologien schnell anzunehmen und zu integrieren. Das zeigt schon die Nutzung von Facebook: Rund 70 Prozent der Bevölkerung sind auf der Plattform aktiv. Das verwundert nicht, denn Island hat weltweit die höchste Anzahl an Internetbenutzern pro Einwohner. Das Land steht daher auch in der IT weit vorn und bietet gut ausgebildete Techniker und aktuelle Technologien. Seit der Krise 2008 geht es für das damals schwer getroffene Land wirtschaftlich bergauf. Island zählt zu einer der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Europas. Die Arbeitslosenquote beträgt gerade einmal 3,5 Prozent und die Reallöhne sind innerhalb eines Jahres um 8,8 Prozent gestiegen. Offizielle Stellen und die Regierung haben die Wirtschaftskraft Islands erkannt und unterstützen den Standort beispielsweise mit der Förderung von Rechenzentren. Das ermöglicht den Betreibern, ihren Kunden die Wettbewerbsvorteile des Standortes weiterzureichen. Dazu gehören neben langfristig stabilen Strompreisen auch reduzierte Steuern, geringere Sozialabgaben sowie gute Umrechnungskurse. Auch die exponierte Lage des Wirtschaftsstandortes spricht für das nordische Land: Zwischen den zwei großen Rechenzentrumsmärkten Europa und Nordamerika gelegen, kann es mit einer hervorragenden Datenanbindung an beide Kontinente aufwarten. Farice, Danice und Greenland Connect heißen die Tiefseekabel, die die Insel mit dem Rest der Welt verbinden. Sie schließen mit einer Kapazität von je 28 Gigabit pro Sekunde das Rechenzentrum in Island an London beziehungsweise Amsterdam an. Dem sicheren Datenaustausch steht also nichts im Wege. Ein wichtiges Thema im Zusammenhang mit Datenaustausch ist Sicherheit. Da Island zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gehört, richtet sich das Land nach den Datenschutzbestimmungen der Europäischen Union. Damit gelten in isländischen Rechenzentren die gleichen Datenschutzrichtlinien wie an deutschen Standorten. Es macht also keinen Unterschied, ob der Server in Regensburg oder Reykjavik steht. Rechenzentren sind für die wirtschaftliche Entwicklung unerlässlich. Allerdings ist der Rechenzentrumsplatz energie- und kostenintensiv. Laut Borderstep Institut ist zwischen 2010 und 2015 die Zahl der Server in deutschen Rechenzentren rasant gestiegen: 2010 gab es rund 1,2 Millionen physikalische und etwa eine Million virtuelle Server. Im Jahr 2015 waren es insgesamt schon mehr als fünf Millionen, davon knapp 3,5 Millionen virtuelle Server – Tendenz steigend. Dank immer effizienter werdender IT-Hardware und Rechenzentrumsinfrastruktur konnte der Energieverbrauch in Datacentern seit 2008 auf gleichem Niveau gehalten werden. Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung wird der Verbrauch zwangsläufig wieder steigen und damit auch die Kosten, die ein Rechenzentrum verursacht. Mit der Auslagerung des Rechenzentrums oder bestimmten Bereichen nach Island ist Rechenzentrumsbetreibern alles geboten: kostengünstige und grüne Energie, Datensicherheit und gute Latenz. // BIRGIT KNESCHKE HAMBURG 53° 33‘ N, 9° 59‘ O Birigt Kneschke verantwortet das Marketing bei Verne Global für die DACH Region. Sie hat über 15 Jahre Erfahrung im Marketing. 03 2016 GL BAL INVESTOR 63 ~ EMERGING MARKETS ~ Der Höhenflug und die Realität Nachdem sie im Februar 2016 die Talsohle erreichten, haben die Zuflüsse in Schwellenländeranleihen und deren Kurse wieder zugelegt. Ein nachhaltiger Aufschwung ist wahrscheinlich, denn die Lage war nie so schlecht, wie es die Stimmung suggerierte. Foto: Picture Alliance Autor: Rob Drijkoningen 64 GL BAL INVESTOR 03 2016 Präsentation der südkoreanischen Kosmetikmarke Lavida. Die Kosmetikbranche ist eine der wichtigsten Branchen Südkoreas. Das Land gehört zu den robustesten unter den Entwicklungsländern. D ie Asienkrise und der Zahlungsausfall Russlands Ende der 1990er-Jahre führten in den Schwellenländern zu bedeutenden politischen Veränderungen. Diese hatten, auch dank einer neuen Ära des Wachstums, einen starken Rückgang der Staatsverschuldung und eine Zunahme der Fremdwährungsreserven zur Folge. Ein Ausdruck dieser Entwicklung war die Outperformance von Schwellenländeranleihen oder auch die Robustheit, mit der viele Schwellenländer durch die Finanzkrise 2007 bis 2009 navigierten. Nur wenige Jahre später jedoch wurden Ökonomen ebenso wie Anleger von den Auswirkungen der sich abschwächenden Konjunktur in China überrascht. Das Wachstum kam zum Stillstand, und in den meisten Ländern nahm die Schuldenlast seit 2007 zu. Nach einem Jahrzehnt steigender Bonität drehte sich 2015 der Trend, wobei vor allem die Herabstufung Russlands und Brasiliens zu nennen sind. Zu dem breiten Rückzug aus Währungen von Schwellenländern gesellte sich eine Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen. Dies alles ereignete sich vor dem Hintergrund zunehmender politischer und geopolitischer Risiken. So waren die Nettokapitalflüsse von Schwellenländern 2015, erstmals und kaum überraschend, seit fast 30 Jahren negativ, wie der internationale Bankenverband Institute of International Finance (IIF) mitteilte. Seit Februar dieses Jahres hat sich die Marktstimmung indes deutlich verbessert. Dazu trugen ein erwarteter langsamer Anstieg des amerikanischen Leitzinses und ausdrückliche Verweise der Federal Reserve auf die globalen Risiken bei. Auch scheinen Schwellenländeranleihen immer noch attraktiv bewertet im Vergleich zu Industrieländern trotz ihrer Erholung von den Tiefständen zum Jahresanfang. Trotzdem lässt sich die jüngste Outperformance der Schwellenmärkte nur schwer aus fundamentaler Sicht erklären. Vielleicht hilft die bessere globale Stimmung den Anlegern zu erkennen, dass es um die Schwellenländer doch nicht so schlecht bestellt war. Anleger, die jetzt nach Belegen suchen, dass die Talsohle tatsächlich im Februar erreicht wurde und der aktuelle Höhenflug durch solide Fundamentaldaten gestützt ist, sollten drei Dinge erinnern: Erstens: Die Schwellenländer sind weit weniger verschuldet als die Industrieländer. Zweitens: Es gibt enorme Unterschiede unter den Schwellenländern. Und drittens: Betrachtet man nur einen Aspekt für sich genommen, wie etwa die Leistungs- oder Haushaltsbilanzen oder die Unternehmensverschuldung, führt das möglicherweise zu einem verzerrten Bild der finanziellen Situation. Die Staatsverschuldung ist seit 2007 gestiegen. Davor ist sie aber viele Jahre lang gesunken. Heute belaufen sich die Staatsschulden in den USA auf über 100 Prozent des BIP und in Japan auf deutlich über 200 Prozent. Selbst in Deutschland liegen sie nahe 80 Prozent. Unter den Top-50-Schwellenländern erreichen nur Ägypten, die Ukraine und Singapur ein solches Niveau – zwei von Aufständen gebeutelte Staaten und ein Quasi-Industrieland. Die Haushaltsbilanzen waren in letzter Zeit negativ. Das ist jedoch auch der Sinn und Zweck einer längerfristig niedrigen 66 GL BAL INVESTOR 03 2016 Schuldenlast: So schafft man Spielraum für Haushaltsdefizite in Abschwungphasen. Andersrum ist eine relativ hohe Schuldenlast weniger besorgniserregend, wenn durch einen Haushaltsüberschuss Disziplin signalisiert wird. Russland kompensiert seine Haushaltsdefizite durch eine geringe Schuldenlast. Hongkong und Singapur wiederum gleichen ihre hohe Schuldenlast durch Haushaltsüberschüsse aus – was sich darin zeigt, dass sie ihre Anleihen vornehmlich begeben, um ihre Liquidität aufrechtzuerhalten, und nicht, um Ausgaben zu finanzieren. Im Gegensatz dazu haben Indien, Argentinien, Malaysia, Mexiko, Brasilien und Südafrika bereits hohe Schuldenstände und erzielen weiterhin Haushaltsdefizite. Nur Mexiko kann auf eine baldige Entlastung durch ein höheres BIP-Wachstum hoffen, und nur Indien konnte seine Schuldenlast seit 2007 erheblich verringern. Seit dem „Taper Tantrum“ 2013 haben die Leistungsbilanzdefizite, insbesondere bei Rohstoffexporteuren, Besorgnis erregt. Aber genauso wie eine niedrige Schuldenlast ein Haushaltsdefizit in einer Abschwungphase ermöglicht, können Reserven bei Kapitalabflüssen Leistungsbilanzdefizite finanzieren. Brasilien und Südafrika verfügen noch immer über ein starkes kurzfristiges Schulden-Reserven-Verhältnis. Das zeigt, wie gut die beiden Länder für die jüngste Verschlechterung ihrer Leistungsbilanzen aufgestellt waren. Dies trifft auf die asiatischen Rohstoffexporteure Indonesien und Malaysia nicht zu – und auch nicht auf Argentinien, das schon seit Längerem von den globalen Märkten ausgeschlossen ist. Wer gehört zur Elite mit steigenden Reservequoten und Leistungsbilanzüberschüssen? Darunter finden sich die Philippinen und Russland. Viele vertreten die Ansicht, dass die Schwellenländer durch die Verschuldung ihrer Unternehmen gefährdet sind, da diese stark zugenommen und sich von Krediten lokaler Banken hin zu Anleihemärkten mit harter Währung verlagert hat. Es besteht die Angst, dass die Währungsinkongruenz zwischen Erträgen und Verbindlichkeiten, die in den 1990er-Jahren Staaten nach unten riss, sich nun einfach auf die Unternehmen und das Bankensystem verlagert hat. Doch tatsächlich ist das durchschnittliche Verhältnis zwischen Verbindlichkeiten und Erträgen noch unter dem Niveau von vor zehn Jahren. China, Brasilien, die Türkei und Chile sowie die Bau-, Öl- und Gassektoren erlebten einen Anstieg der Verschuldung von Unternehmen. Das gibt Anlass zur Sorge, da Chinas Wirtschaft abflaut, Brasilien in einer Rezession steckt und Öl billig ist. Die lateinamerikanischen Schuldner sind ein Schwachpunkt, wohingegen der Rohstoffsektor in Asien bereits viele Schuldenumstrukturierungen vorgenommen hat und chinesische Immobilien auf dem Weg der Erholung sind. Mit Blick auf das Währungsrisiko beläuft sich die Auslandsverschuldung auf weniger als 30 Prozent der ausstehenden Schuldtitel – vor zehn Jahren lag dieser Wert bei 50 Prozent. Darüber hinaus ersetzt ein Teil der Verbindlichkeiten in harter Währung bestehende Auslandskredite, ein Teil ist abgesichert und den Ausleihungen von Rohstoffexporteuren stehen entsprechende Umsätze in US-Dollar gegenüber. Dem höchsten Risiko sind Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe und dem ~ EMERGING MARKETS ~ SCHULDENSTAND UND HAUSHALTSBILANZ Lage sind, was das Risiko der Kapitalabflüsse anbelangt? Die 100 Bedrohung durch den Bankensektor schließlich steht nicht zwangsläufig im Einklang mit den Daten zur Staatsverschuldung und den Leistungsbilanzen, Russland 80 wie die soliden Positionen von Chile, Russland, Peru, Malaysia, Südafrika und Brasilien im Vergleich zu Ungarn, den Philippi60 nen und Thailand zeigen. Wenn wir alle 25 unserer CCM-Indikatoren gewichten, ragen unter den wichtigsten Schwellenländern Korea, SingaTschechien 40 pur, Taiwan, Hongkong, China, Chile Malaysia und die Philippinen hePeru raus, und bemerkenswert ist die Slowakei Korea jüngste Verbesserung Indiens. Hongkong Türkei Für die Zukunft lässt unser CCM 20 Argentinien Nigeria Ungarn auch bessere Nachrichten für Südafrika Kolumbien Polen Thailand die Ukraine, Russland, Brasilien, Südafrika und die Türkei erwarIndonesien Mexiko Taiwan Brasilien Malaysia ten. In den regionalen Rankings Indien Singapur Philippinien China 0 für 2016 hat Asien gleichwohl 20 100 40 60 80 immer noch die Nase deutlich Linke Achse: CCM Bewertung der Staatsverschuldung, 2015: 100 Punkte stehen für die beste Bewertung vorn und rohstoffexportierende des Schuldenstandes, also eher geringe Schulden. Die Bestnote bei diesem Kriterium erreicht Russland. Untere Achse: CCM Bewertung der Haushaltsbilanz, 2015: 100 Punkte stehen für die beste Bewertung der Regionen liegen zurück. Haushaltsbilanz. Die Bestnote bei diesem Kriterium erreicht Singapur. Nicht vergessen werden darf, dass einige Länder an einem wichtigen Scheideweg stehen. Brasiliens Währungs- und Leistungsbilanzanpassungen können hier als Beispiel dienen, oder Immobiliensektor in Asien ausgesetzt, deren Staaten Schocks auch die neue Regierung in Argentinien. Mexikos starkem Binbesser absorbieren können – ein weiteres Beispiel dafür, wie die nenmarkt stand die hohe Abhängigkeit von den USA gegenüber. Konzentration auf eine Kennzahl den Blick auf das große Ganze Doch wenn der Handel wieder an Fahrt gewinnt, sollte sich das verstellen kann. produzierende Gewerbe als sehr wettbewerbsfähig erweisen. Unsere Abbildungen veranschaulichen dieses Konzept. Sie Diese Ausführungen stellen keine Anlageempfehlungen dar basieren auf unserem Länderkreditmodell (Country Credit Mo– zum Beispiel wurden keine Bewertungen berücksichtigt. Doch del, kurz CCM), bei dem zehn wichtige makroökonomische zeigen sie, wie wichtig es ist, sich der Heterogenität von SchwelKennzahlen (darunter BIP, Inflation, Verschuldungsgrad) und lenländern bewusst zu sein. Es sollte überlegt werden, wie die 15 Kennzahlen zu ökologischen, sozialen und Governance-Aserkennbaren Risiken durch eine häufig unerwartete Robustheit pekten (wie Energieintensität, politische Stabilität, Risiko des kompensiert werden können. Dann wird man immer MöglichBankensektors und Handelsoffenheit) gewichtet werden, um keiten ausmachen – egal an welchem Punkt im Zyklus wir uns Schwellenländer nach Ranglistenplätzen einzuordnen. gerade befinden. // Wir stellen unsere CCM-Werte (Höchstwert gleich 100) für drei Paare vor, die sich gegenseitig kompensieren können: Staatsverschuldung und Haushaltsbilanz, Leistungsbilanz und Reserven sowie Risiko des Bankensektors und Staatsverschuldung. Generell gilt: Je weiter rechts oben, desto solider ist ein ROB DRIJKONINGEN Land. D E N H A AG 5 2 ° 4 ‘ N , 4 ° 18 ‘ O Wie vorhersehbar verfügen Chile, Hongkong und Singapur über einen hohen haushaltspolitischen Spielraum. Doch wer Rob Drijkoningen ist Senior Portfolio Manahätte das für Russland angenommen? Und wer hätte erwartet, ger und Global Co-Head of Emerging Markets dass Peru, Nigeria und Malaysia in einer solch komfortablen Debt bei Neuberger Berman. Quelle: Neuberger Bermann ~ EMERGING MARKETS ~ 03 2016 GL BAL INVESTOR 67 ~ G LO B A L E M A R K E N ~ Die Marke Deutschland Auch Länder sind Marken und es mag die skeptischen Deutschen überraschen, dass Deutschland auf Platz eins im Markenvergleich landet. Woran liegt das? Und was kann Deutschland tun, um seine Marke zu stärken? Autoren: Denise Dahlhoff , Professor David J. Reibstein Foto: Shutterstock Kaum ein Land ist für seine Autobauer so bekannt wie Deutschland. Mercedes ist mit seinen Mittel- und Oberklassemodellen weltweit beliebt. 68 GL BAL INVESTOR 03 2016 03 2016 GL BAL INVESTOR 69 I n einer aktuellen Studie über die Wahrnehmung von 60 Ländern, die die Wharton School in Zusammenarbeit mit BAV Consulting und U.S. News durchgeführt hat, erreichte Deutschland den ersten Platz. Das Ranking basiert auf einer Umfrage aus dem Jahr 2015 mit über 16.000 Teilnehmern aus 36 Ländern, einer nahezu genau ausgewogenen Mischung aus informierter Elite, wirtschaftlichen Entscheidungsträgern und allgemeiner Bevölkerung, über die berücksichtigten Länder. Weitere Länder mit Top-Ranking nach Deutschland sind Kanada, das Vereinigte Königreich, die USA, Schweden, Australien, Japan, Frankreich, die Niederlande und Dänemark. Viele Deutsche sind vielleicht überrascht, dass ihr Land weltweit ein so positives Image genießt. Selbstkritik ist schnell geübt und Ideen, wie man Deutschland noch besser machen könnte, gibt es zuhauf. Die Welt sieht Deutschland aber als das Land mit der stärksten Ländermarke. Deutschland hat in fast allen Punkten durchgehend hohe Bewertungen erzielt. Bei den Eigenschaften, die am meisten zum globalen Image eines Landes beitragen, schneidet Deutschland besonders gut ab. Was steckt hinter dieser guten Bewertung Deutschlands? Jedes Land wurde anhand von 65 Eigenschaften bewertet, die schließlich in neun Kategorien unterteilt wurden. Die Abbildung zeigt, welche Bewertung Deutschland in den einzelnen Kategorien erhielt. Für die Ermittlung der Gesamtplatzierung wurden die einzelnen Kategorien mit dem BIP korreliert, wobei die Bewertung eines Landes in den verschiedenen Kategorien schließlich nach den relativen Korrelationen gewichtet wurde. Wirtschaftliche Eigenschaften wie Unternehmertum, Offenheit für Geschäfte und Macht haben ein Gesamtgewicht von 36 Prozent; Eigenschaften wie Bürgerschaft und Lebensqualität, die es attraktiv machen, in einem Land zu leben oder zu arbeiten, sind insgesamt mit 34 Prozent gewichtet. Auf die restlichen 30 Prozent fallen Kriterien im kulturellen oder emotionalen Bereich wie kultureller Einfluss und Kulturerbe, die Wahrnehmung der Triebkraft eines Landes (Besonderheit, Dynamik, Einzigartigkeit) und ob es ein Gefühl von Abenteuer vermittelt (Freundlichkeit, Spaß, angenehmes Klima, reizvolle Landschaft, Sexyness). Deutschland erreichte eine sehr hohe Punktzahl bei Unternehmertum, der mit 17,4 Prozent am stärksten gewichteten Eigenschaft, dank guter Bewertungen der Ressourcen und Bedingungen, die zur Führung eines produktiven Unternehmens wichtig sind. Dazu zählen eine gut ausgebaute Infrastruktur, ein solider Rechtsrahmen, ein hoher Bildungsgrad, qualifizierte Arbeitskräfte, Anbindung zur restlichen Welt, technische Expertise, unternehmensfreundliche, transparente Geschäftspraktiken, einfacher Zugang zu Kapital und Innovation. Während man Unternehmertum und Innovation vielleicht eher mit digitalen Start-ups aus der Tech-Branche wie Google, Amazon, Apple oder Facebook in Verbindung bringen mag, kann Deutschland auf eine lange Liste technischer Innovationen und wissenschaftlicher Entdeckungen verweisen, die kommerziell genutzt werden. Die Rede ist dabei weniger von auffälligen, verbrauchernahen Segmenten, sondern von Branchen in den Bereichen Ingenieurstechnik, Maschinen und Anlagen, Trans70 GL BAL INVESTOR 03 2016 portwesen/Automobiltechnik, Life Sciences, B2B-Produkte und -Dienstleistungen einschließlich nachhaltiger Energiesysteme wie Solar- und Windenergie, Chemikalien, Arzneimittel, Biotechnologie, Medizingeräte, Laser-Technologie und Software. Dan Breznitz, Professor an der Universität Toronto, vertritt eine interessante Sichtweise auf die Innovationskultur der Deutschen, die er für innovativer hält als jene von US-Amerikanern oder Chinesen. Er weist darauf hin, dass traditionelle Industriezweige in Deutschland auch in Zeiten der hohen Technisierung nicht vernachlässigt werden. Neue Entdeckungen und Ideen werden mit bestehenden Produkten und Prozessen zusammengebracht, um die Modernisierung etablierter Unternehmen voranzutreiben. Damit gelingt es Deutschland, den in vielen Industrieländern verbreiteten Trend einer schrumpfenden traditionellen Industriebasis abzuschwächen. Automobilhersteller wie BMW und Mercedes-Benz zum Beispiel haben Hightech-Daten und Kommunikationstechnologie in ihre Fahrzeugmodelle integriert. Breznitz hebt noch zwei weitere Faktoren hervor, die der deutschen Innovationskraft Auftrieb verleihen: die stark verbreitete Kultur der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern und das enge Netzwerk anwendungsorientierter, teilweise öffentlich finanzierter Forschungsinstitute wie der Fraunhofer-Gesellschaft, die dazu beitragen, Wissen aus der Forschung in den Markt zu tragen. Als drittstärkste Exportnation hinter China und den USA ist Deutschland auf der ganzen Welt stark vertreten, wodurch die Wahrnehmung des Landes hinsichtlich der oben genannten Kriterien möglicherweise positiv beeinflusst wird. Die positive Wahrnehmung ist nicht nur auf bekannte deutsche Großkonzerne zurückzuführen, sondern auch den vielen kleinen und mittleren Unternehmen des deutschen Mittelstands geschuldet, der die deutsche Wirtschaft prägt und einzigartig macht. Mit seiner Forschung zu Hidden Champions rückte Management-Denker Hermann Simon diese Art von Unternehmen ins Rampenlicht. Als „heimliche Gewinner“ bezeichnet er kleinere, größtenteils relativ unbekannte Unternehmen, die in ihrem jeweiligen Segment Weltmarktführer sind. Sie greifen auf treue und engagierte Mitarbeiter zurück und legen ihren Schwerpunkt auf Forschung und Entwicklung und Innovation – nicht zuletzt inspiriert von einer engen Zusammenarbeit mit ihren Kunden. Die globale Präsenz und produktive Arbeit dieser Unternehmen trägt sicherlich zum positiven Image Deutschlands in der Welt bei. Auch in den Kategorien Macht, Bürgerschaft und Lebensqualität erzielte Deutschland eine hohe Punktzahl und ließ nur wenige Länder an sich vorbeiziehen. Dies ist vor allem auf die allgemeine positive Wahrnehmung zurückzuführen, dass Deutschland gute Führungsqualitäten besitzt, wirtschaftlich und politisch einflussreich ist, starke internationale Allianzen unterhält, als fortschrittlich, vertrauenswürdig und wirtschaftlich und politisch stabil gilt und es ein ausgereiftes öffentliches Gesundheits- und Bildungssystem gibt. Außerdem wird Deutschland als Umweltschützer wahrgenommen; in dem Punkt gehört es zu den zehn höchstbewerteten Ländern der Welt. Jeder, der schon einmal in Deutschland war oder dort gelebt hat, kann bezeugen: Es gibt eine tief verwurzelte Kultur der Ressourcen- Fotos: Picture Alliance Solaranlage auf dem Dach eines Wohnhauses. Deutschland gilt als Vorreiter bei den erneuerbaren Energien. schonung, des sparsamen Umgangs, der Wiederverwertung und des Recyclings; man bewegt sich möglichst nachhaltig (mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrad oder zu Fuß) fort und im ganzen Land sieht man Solaranlagen und Windräder. In Bezug auf den kulturellen Einfluss, die am viertschwersten gewichtete Eigenschaft (13 Prozent), wurde Deutschland ebenfalls als eines der zehn stärksten Länder eingestuft und als angesehen und modern wahrgenommen. Das historisch als Land der Dichter und Denker bekannte Deutschland scheint auch heute noch einen wichtigen Platz in der weltweiten Kulturlandschaft einzunehmen. Internationale deutsche Modemarken wie Hugo Boss, Adidas und Puma sowie designorientierte Automarken der oberen Preisklasse wie BMW und Audi tragen möglicherweise zu dieser Wahrnehmung bei. In der Kategorie Kulturerbe landete Deutschland auf Platz 16 der insgesamt 60 berücksichtigten Länder. Demnach wird Deutschland als Land mit ereignisreicher Geschichte, guGoethe- und Schiller-Statue tem Essen, kulturellen Sehensvor dem Nationaltheater würdigkeiten und kultureller in Weimar. Noch immer ist Zugänglichkeit wahrgenomDeutschland weltweit als das „Land der Dichter und men. Um die Bewertung in der Denker“ bekannt. Kategorie zu verbessern, müsste Deutschland vermutlich auf strategische Werbung und Kommunikation zurückgreifen, durch die geringe Gewichtung dürfte es allerdings schwerfallen, große Kommunikationsbudgets zu rechtfertigen. Angesichts des Top-Ergebnisses in der Kategorie Unternehmertum stellt sich die etwas niedrigere Punktzahl bei der Offenheit für Geschäfte, die die Bedingungen für die Unternehmensführung bewertet, etwas widersprüchlich dar. Die Gewichtung liegt bei knapp zwölf Prozent. Die Wahrnehmung dieser Eigenschaft leidet unter der deutschen Regierungspolitik, bürokratischen Prozessen und höheren Produktionskosten. Trotzdem rangiert Deutschland in diesem Punkt immer noch auf Platz 17 – unter den besten 60 Ländern der Welt. In puncto Triebkraft, das heißt inwieweit das Land als besonders, dynamisch und einzigartig wahrgenommen wird, erzielte ~ G LO B A L E M A R K E N ~ Deutschland eine niedrigere Punktzahl. Mit Rang 27 bleibt es immerhin in der oberen Hälfte der Länderauswahl. Bei Abenteuer, wo es um Freundlichkeit, Spaß, reizvolle Landschaft, Sexyness und angenehmes Klima geht, liegt Deutschland mit Rang 45, aber im unteren Viertel. Die schlechtere Bewertung im Punkt Abenteuer ist wenig überraschend, schließlich hält sich die Bewerbung Deutschlands als Touristen- und Business-Destination in Grenzen und auf emotionaler Ebene geht es etwas verhaltener zu als in Ländern wie Frankreich, Italien oder Thailand. Gelingt es, die freizeitorientierten und emotionalen Eigenschaften Deutschlands entsprechend zu kommunizieren, könnte die Wahrnehmung in dem Bereich verbessert werden; angesichts der niedrigen Gewichtung von nur etwa drei Prozent sollten die entsprechenden Kosten und Vorteile aber sorgfältig abgewogen werden. Positive Assoziationen sind das Herzstück einer starken Marke. Sie machen eine Marke zu einem Wirtschaftsgut, das monetarisiert werden kann. Starke Marken schöpfen ihren wirtschaftlichen Wert aus der Unterstützung durch ihre Kunden, Kundentreue, emotionaler Bindung, der Weiterempfehlung der Marke, einer höheren Bereitschaft, für die markeneigenen Produkte und Dienstleistungen zu zahlen, einer stärkeren Verhandlungsposition gegenüber Händlern und Lieferanten und anderen positiven Faktoren. Überträgt man diese Stärken und Vorteile einer Marke nun auf ein ganzes Land, kann eine starke Ländermarke den Außenhandel ankurbeln (sowohl im Export als auch bei Investitionen), zu einer höheren Bereitschaft führen, für deutsche Produkte und Dienstleistungen zu zahlen, eine positive Mundpropaganda und emotionale Assoziationen in Gang setzen, begehrte Mitarbeiter anziehen, den Tourismus ankurbeln und wirtschaftliche und politische Macht erzeugen, was sich auch positiv auf die diplomatischen Bemühungen anderer Länder auswirken kann. Außerdem lassen sich die negativen Folgen ungünstiger Nachrichten über ein Land oder seine Unternehmen mithilfe einer starken Ländermarke abfedern. Die Wahrnehmung einer bestimmte Ländermarke hängt von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Erfahrungen ab, die etwa durch die Nutzung der Produkte und Dienstleistungen eines Landes gesammelt werden, (deutsche Autos, italienische Mode, Schweizer Banken und Uhren, französischer Wein, costa-ricanischer Kaffee), auf Reisen, bei Geschäften mit ausländischen Unternehmen, durch internationale Nachrichten und soziale Medien. Wie Unternehmen, die mittels Werbung versuchen, die Wahrnehmung ihrer Marken durch die Kunden zu steuern, versuchen auch Länder zu beeinflussen, wie ihr Land in der Welt wahrgenommen wird, und zwar sowohl auf B2C-Ebene mit Kampagnen zur Bewerbung eines Landes als Reisedestination, als auch auf der weniger sichtbaren B2B-Ebene, durch Handelskammern, Außenministerien und Tourismusbehörden. Es gibt einige hervorragende Beispiele für Städte-, Regionalund Ländermarketing – man denke an die New Yorker Kampagne „I Love New York“, „Virginia is for Lovers“ des US-Bundesstaates Virginia oder den altbekannten Slogan von Las Vegas „What happens in Vegas, stays in Vegas“, mit dem die Stadt sich als Spielwiese für Erwachsene bewirbt. Nachdem der versuch- › 03 2016 GL BAL INVESTOR 71 ~ G LO B A L E M A R K E N ~ DEUTSCHLANDS PLATZIERUNG NACH KATEGORIEN In den Punkten Unternehmertum, Lebensqualität und kultureller Einfluss liegt Deutschland auf den ersten Plätzen. Weniger stark kann es in der Kategorie Abenteuer punkten. Unternehmertum Bürgerschaft/Lebensqualität SEIT GENERATIONEN ERFOLGREICH 30 JAHRE 15 Kultureller Einfluss Offenheit für Geschäfte Triebkraft 10 Macht 5 Abenteuer Kulturerbe 0 5 10 20 30 Deutschlands Platzierung im Ländervergleich te Imagewechsel von Las Vegas hin zu einer familienorientierten Destination gescheitert war, kehrte man wieder zurück zur alten Kampagne. Interessanterweise startete Indien eine groß angelegte Kampagne namens „Make in India“, die im Gegensatz zu den oben genannten Initiativen allerdings auf Unternehmen anstatt Verbraucher abzielt. Deutsche Unternehmen und die deutsche Regierung können die Erkenntnisse dieser Studie für ihre eigenen Ziele und Initiativen nutzen. Zunächst einmal liegt es im Interesse eines deutschen Unternehmens, seine Herkunft bekannt zu machen. Das mag trivial klingen, aber in Ländern mit schwächerer Ländermarke ist es für Unternehmen durchaus von Vorteil, ihre Herkunft nicht an die große Glocke zu hängen. Beispiel Lenovo: Damit westliche Märkte nicht sofort an ein chinesisches Unternehmen denken, wurde der Name wohl bewusst so gewählt, denn viele Kunden brennen vielleicht nicht gerade darauf, ihre vertraulichen Daten ausgerechnet auf einem chinesischen Computer zu speichern. Je nach Kontext können Unternehmen bestimmte deutsche Eigenschaften hervorheben, die als etwas Positives wahrgenommen werden. Gegen die niedrigeren Bewertungen im emotionalen/freizeittechnischen Bereich könnte strategische Kommunikation Abhilfe schaffen. Deutschland könnte als attraktive Reisedestination mit landschaftlich reizvollen Regionen beworben werden und die einzigartigen Eigenschaften des Landes könnten stärker betont werden. Wie bei jeder anderen Budget-Entscheidung müssen die Kosten der geplanten Maßnahmen und der mögliche Nutzen gegeneinander abgewogen werden. Ein Image ist nicht in Stein gemeißelt. Es ist dynamisch und wird geformt von Politik, aktuellen Ereignissen und Entwicklungen sowie der Berichterstattung und den Kommentaren in den sozialen Medien. Das Brexit-Votum wird sich zweifellos auch auf das Ranking des Vereinigten Königreichs niederschlagen. Interessanterweise könnte der Volksentscheid in der Folge auch die Wahrnehmung anderer Länder beeinflussen, wenn GL BAL INVESTOR 03 2016 40 50 Quelle: Wharton School 2016 Gewichtung der jeweiligen Kategorie in Prozent 20 72 THREADNEEDLE EUROPEAN SELECT FUND THREADNEEDLE EUROPEAN SELECT FUND 30 Jahre Kapitalwachstum sich die Geschäfte nach Spanien, Italien, Deutschland oder in andere EU-Länder verlagern. Wichtig ist, dass Deutschland sich nicht auf den Lorbeeren seiner Erstplatzierung ausruht, vor allem weil es durch seine zentrale Rolle in der Flüchtlingskrise, der europäischen Schuldenkrise, Unternehmenskrisen wie dem Volkswagen-Abgasskandal oder der Schwäche der Deutschen Bank, aber auch durch sportliche Errungenschaften wie etwa beim IronMan 2016, fünf der sieben besten männlichen Finisher waren Deutsche, in den letzten Jahren vermehrt im internationalen Rampenlicht stand. Deutschlands Wahrnehmung in der Welt kann sich weiter verändern – sowohl zum Positiven als auch zum Negativen. Nachdem das Ranking eines Landes auch vom Image anderer Länder abhängt, kann die Wahrnehmung eines Landes auch durch die Folgewirkung einer globalen Entwicklung beeinflusst werden, wie etwa im oben erwähnten Brexit-Beispiel. Jedes Land sollte sein Image stets im Auge behalten und sollte überlegen, wie es sich möglichst sinnvoll einsetzen lässt und wie sich die Wahrnehmung in der restlichen Welt möglicherweise beeinflussen lässt. // Dem fundierten Knowhow unseres 20-köpfigen Teams für europäische Aktien und unserem bewährten Anlageprozess ist es zu verdanken, dass wir mit dem Threadneedle European Select Fund dauerhaft ausgezeichnete Ergebnisse erzielen. Selbst in unsicheren Zeiten. Threadneedle European Select Fund* (Nettoperformance) FTSE World Europe ex UK – Total Return +1.112% +995% 1986 1996 2006 2016 *ISIN: GB0002771169 (Retail Net Acc. EUR), die Wertentwicklung ist kein zuverlässiger Hinweis auf die zukünftige Wertentwicklung. Quelle: Columbia Threadneedle Investments, Index: FTSE International Limited („FTSE“). FTSE 2016. Alle Daten per 30.09.2016. Besuchen Sie unsere Website und erfahren Sie, warum der Threadneedle European Select Fund über Generationen hinweg Gewinne erwirtschaftet hat. PROF. DAVID J. REIBSTEIN P H I L A D E L P H I A 39° 57‘ N , 75° 9‘ W Professor David J. Reibsteins Forschungsschwerpunkte sind kompetitive Marketingstrategien und Maßstäbe im Marketing. DENISE DAHLHOFF P H I L A D E L P H I A 39° 57‘ N , 75° 9‘ W Denise Dahlhoff ist Forschungsdirektorin des Baker Retailing Center an der Wharton School. David Dudding columbiathreadneedle.de/europeanselectfund Wichtige Informationen: Zurückliegende Wertentwicklung ist kein zuverlässiger Hinweis auf zukünftige Wertentwicklung. Der Wert von Investmentanteilen ist nicht garantiert und kann sowohl fallen als auch steigen, und Wechselkursveränderungen unterliegen. Dies bedeutet, dass ein Anleger den angelegten Betrag unter Umständen nicht zurück erhält. Vergleich der Nettoinventarwerte in Euro, Bruttoausschüttungen sind reinvestiert und aktuelle Kosten ohne Ausgabeaufschlag berücksichtigt. Indexerträge setzen die Wiederanlage von Dividenden und Kapitalgewinnen voraus und im Unterschied zu Fondserträgen, spiegeln sie keine Gebühren oder Ausgaben wider. Der Index wird nicht verwaltet und eine direkte Anlage in einen Index ist nicht möglich. FTSE® ist eine geschützte Marke der London Stock Exchange Group und wird unter Lizenz von der FTSE genutzt. Alle Urheberrechte auf die FTSE-Indizes gehören FTSE oder seinen Lizenzgebern. Weder FTSE noch ihre Lizenzgeber übernehmen Haftung für irgendwelche Fehler oder Auslassungen in den FTSE Indizes und/oder FTSE Ratings oder zugrundeliegende Daten. Threadneedle Investment Funds ICVC (TIF) ist eine Kapitalanlagegesellschaft mit variablem Kapital (OEIC), in Form einer Umbrella-Investmentgesellschaft aufgebaut, in England und Wales registriert, im Vereinigten Königreich zugelassen und reguliert von der Financial Conduct Authority (FCA), und entspricht der europäischen UCITS-Richtlinie. Diese Veröffentlichung stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen und keine Anlageberatung und Dienstleistungen dar. Zeichnungen von Fondsanteilen dürfen ausschließlich auf Basis des aktuellen Verkaufsprospektes und der wesentlichen Informationen für Anleger (Key Investor Information Document: KIID) sowie der aktuellsten Jahres- bzw. Halbjahresberichte und der geltenden Geschäftsbedingungen getätigt werden. Bitte beachten Sie auch die Risikohinweise im Verkaufsprospekt, die Hinweise zu allen Risiken von Fondsanlagen, insbesondere Anlagen in diesen Fonds enthalten. Die genannten Dokumente sind auf Anfrage kostenlos erhältlich. In Deutschland wenden Sie sich bitte an: JP Morgan AG, Junghofstr. 14, 60311 Frankfurt und in Österreich an: Erste Bank, Graben 21, 1010 Wien. Herausgegeben von Threadneedle Investment Services Limited. Im Vereinigten Königreich zugelassen und reguliert von der Financial Conduct Authority (FCA). Registriert in England und Wales, Cannon Place. 78 Cannon street, London EC4N 6AG. Registriernummer 3701768. J25256_GloInv ~ G LO B A L E M A R K E N ~ N Die Spielzeugmarke Lego aus Dänemark liegt auf Rang drei der wachstumsstärksten globalen Marken. Starke Truppe Europäische Marken wie Lego, Zara, Hermès und Mercedes sind überraschend robust und wachstumsstark. Worin liegt ihre Stärke begründet? Foto: Shutterstock Autor: Gonzalo Brujó 74 GL BAL INVESTOR 03 2016 ach dem Brexit-Votum Großbritanniens im Juni häuften sich die Sorgen, die politische Ungewissheit könnte viele Unternehmen an den Rand ihrer Existenz treiben und die überraschende Mehrheitsentscheidung wäre nur ein Vorbote des Zerfalls der Europäischen Union. Laut einer Studie des Forschungsunternehmens IHS Markit erreichte die Wachstumsrate der 19 Länder der Eurozone im Oktober allerdings einen Jahreshöchststand. In der neuesten Ausgabe (2016) des „Best Global Brands Report“ von Interbrand wird dieser positive Trend bestätigt: Europäische Marken sind stärker denn je. Die europäischen Marken, die zu den 100 stärksten Marken der Welt gehören, erzählen eine gemeinsame Geschichte des Wachstums quer durch alle Branchen. Sie alle sind geprägt von einem tiefgreifenden Verständnis für den Aufbau und den langfristigen Erfolg einer starken Marke sowie kontinuierlichen Investitionen in deren Wachstum. Zwar sind es häufig amerikanische Marken, die auf globaler Ebene dominieren, auch dieses Jahr, vor allem im Tech-Bereich, doch europäische Marken legen deutlich und beständig zu. 35 der 100 wertvollsten Marken der Welt stammen aus Europa, 26 davon verzeichneten 2016 ein Wachstumsplus. Der Markenwert aller 35 europäischen Marken beträgt 412.657 Milliarden US-Dollar, das entspricht 23 Prozent des Gesamtwertes der Best Global Brands und einem Zuwachs von neun Prozent gegenüber 2015. Vier der zehn wachstumsstärksten Marken im Ranking der Best Global Brands stammen aus Europa: Lego, Zara, Mercedes-Benz und Porsche. Im Jahr 2016 waren mehr als die Hälfte der globalen Marken mit zweistelligen Wachstumszahlen europäisch, darunter die Automobilmarken Mini, Audi, BMW und Land Rover, die Luxusmarke Hermès, der Sportartikelriese Adidas, die Finanzdienstleister Axa und Allianz, die Technologiemarke SAP und der diversifizierte Dienstleister Siemens. Dadurch wird deutlich, dass europäische Marken aus der internationalen Markenlandschaft nicht wegzudenken sind. Europäischen Marken gelingt es in allen Branchen, ihren Wert zu steigern. Sie stehen für Erfolg, Wachstum und Innovation. Die Ergebnisse europäischer Marken sind nicht nur eine Momentaufnahme ihres Marktwertes. Die Unternehmen haben eine klare Ausrichtung und konzentrieren sich auf Maßnahmen, die das Wachstum der Marke und des Unternehmens steigern. Bei europäischen Marken lassen sich drei Merkmale erkennen, die den Marken- und Unternehmenswert steigern und die Marken dadurch häufig zu einem Vorbild für andere globale Marken machen: Das erste Merkmal ist eine klare Wachstumsstrategie, wie bei Lego aus Dänemark. Die Marke auf Rang drei der wachstumsstärksten globalen Marken des Jahres ruht sich nicht auf dem Erfolg ihrer beliebten Spielbausteine aus, sondern setzt auf Innovationen zur Förderung der Kreativität. Die Geschichte von Lego zeigt, wie eine Spielzeugmarke über das eigentliche Produkt hinauswachsen kann. Die Marke setzt ihren Digitalisierungskurs schrittweise fort und schließt sich mit anderen Marken wie Disney zusammen. Mit 92 Prozent des Gesamtmarkenwertes im Luxussegment des Rankings beweisen die europäischen Luxusmarken eine ein- zigartige Wachstumsstrategie. Im Jahr des „Luxury Reset“, in dem der Markenwert vieler Luxusmarken einbrach, ernteten andere Unternehmen die Früchte einer nachhaltigen Wachstumsstrategie. Diese hat drei Merkmale, die jede starke Marke ganz unabhängig von der jeweiligen Branche in sich trägt: Authentizität, Zielsetzung und Hingabe. Dior schaffte den Sprung in das Ranking der Top 100 dieses Jahr zum ersten Mal, während Gucci sich von erheblichen Schwierigkeiten erholte und wieder ein positives Wachstum verbuchen konnte. Auf der Meta-Luxus-Ebene, wo Hermès seinen Markenwert 2016 um 17 Prozent steigern konnte, wird der Fokus dieser europäischen Marken auf die Nachhaltigkeit des Wachstums deutlich. Rebecca Robins, Global Director von Interbrand und Koautorin von Meta-luxury, erklärte vor Kurzem im „Harper’s Bazaar UK“, was wir im Kontext des „Luxury Reset“ von diesen Marken lernen können: „[...] Meta-Luxusmarken wachsen durch ein kompromissloses Qualitätsbekenntnis und die Wahrnehmung von Grenzen. Bei Entscheidungen zu Erweiterung und Wachstum behalten sie den langfristigen Schutz ihrer Marke und die Gesundheit des Unternehmens stets im Blick – im Gegensatz zu den zahlreichen Marken, die gescheitert sind, weil sie sich der sofortigen Befriedigung des schnellen Geldes hingaben, anstatt nachhaltige Wachstumsinitiativen zu unternehmen, was zu einer Verwässerung ihrer Marke und langfristig zu einem Einbruch ihres Markenwertes führte. Der Entscheidungsspielraum von Meta-Luxusmarken, wohin ihre Marke sich bewegen soll – und, noch wichtiger, wohin nicht – wird von den Leitsätzen definiert, die sie für sich selbst formuliert haben. Aber genau diese Integrität, die Einhaltung der Leitsätze, führt die Marke langfristig zum Erfolg.“ Zwar passen Luxusmarken ihre Geschäftsstrategie an diese Wachstumskriterien an; sie versuchen aber auch, an allen Kontaktpunkten, an denen die Marke möglicherweise Erfahrung aufzuweisen hat, Wert zu schöpfen. Das zweite Merkmal europäischer Marken ist, dass sie häufig die Grenzen klassischer Industriezweige verwischen. Obwohl europäische Marken und Unternehmen grundsätzlich als konservativer gelten als ihre amerikanischen Mitstreiter, fördern sie dieses weltweite Phänomen nicht nur, sondern führen es auch häufig an. Multidimensionales Markenwachstum kommt primär dann zustande, wenn ein Unternehmen erkennt, wo die Trennlinien zwischen der eigenen Marke und der Norm verlaufen. Diese Linien werden einerseits zu einem Maßstab für bestimme Einschränkungen und andererseits zu einem Barometer der Potenziale. Dies trifft vor allem auf die Automobilindustrie zu, die Branche Europas mit dem stärksten Wachstum. Die europäische Automobilindustrie macht 82 Prozent des globalen Markenwertes der wertvollsten Marken im Automobilbereich aus, was hauptsächlich auf die deutschen Marken Mercedes-Benz, Audi, Volkswagen, Porsche und Mini zurückzuführen ist. Der Markenwert dieser Best Global Brands ist 2016 durchschnittlich um zwölf Prozent gewachsen. Die deutschen Marken heben sich dabei besonders ab, denn Autos sind mehr als nur ein Transportmittel; sie sind die technische Lösung für individuelle Mobili- › 03 2016 GL BAL INVESTOR 75 ~ G LO B A L E M A R K E N ~ DIE 50 BESTEN MARKEN Unternehmen GONZALO BRUJÓ N E W YO R K 40° 42‘ N , 74° 0‘ W Gonzalo Brujó leitet als Interbrand-CEO der Regionen Europa, Naher Osten, Afrika und Lateinamerika die regionalen Unternehmensverbindungen. Er ist Partner von führenden Unternehmen, multinationalen Konzernen und öffentlichen Institutionen. BrujÓ hält regelmäßig Vorträge auf Konferenzen und ist zudem Kolumnist und der Verfasser mehrerer Bestseller sowie Professor an mehreren Wirtschaftshochschulen. tätsbedürfnisse, oder das Zentrum unseres „Mecosystems“. Wie diese Automarken Carsharing-Plattformen mitgestalten, anstatt vor ihnen zurückzuschrecken, ist ein weiteres gutes Beispiel. Sie teilen die technologische Innovationsleistung und ermöglichen es den neueren Marken damit, eine deutlich bessere Qualität und ein besseres Nutzer-Erlebnis zu gewährleisten. Mercedes-Benz bietet in Zusammenarbeit mit Car2go elektrische Smarts an, BMW kooperiert mit Drivenow und Volkswagen mit Quicar. Drittens wachsen Marken durch Kohärenz und Kundenorientierung, ein Bereich, in dem europäische Marken führen. Viele europäische Marken haben eine jahrhundertealte Geschichte. BMW zum Beispiel feiert gerade sein 100-jähriges Bestehen. Die meisten europäischen Best Global Brands haben sich immer wieder neu erfunden. Diese Marken haben verstanden, dass sie zu jedem Zeitpunkt nur als Beta-Version existieren. Aber auch jüngere Best Global Brands aus Europa sind interessant. Sie zeigen, wie Marken agil und relevant bleiben können. Zara und Ikea sind die besten Beispiele dafür. Sie greifen den 76 GL BAL INVESTOR 03 2016 Status quo traditioneller, etablierter Marken an, wandeln ihn ab und sichern sich damit den breiten Zuspruch von Kunden und wichtigen Zielgruppen auf der ganzen Welt. Die Menschen gehen nicht nur zu Ikea, weil es günstiger ist, sondern weil es zahlreiche Lösungen bietet, die sich einfach anpassen lassen. Ikea hat das Erbe und die Tradition schwedischen und nordischen Designs globalisiert. Einige der bedeutendsten Möbelikonen der letzten 25 Jahre stammen von Ikea. Zara startete mit der wichtigen Wachstumsstrategie „Leihen von den Besten“. Die Gründung basierte auf einer Idee, die zur damaligen Zeit als gewagt galt: Das Unternehmen machte Investitionen in den Standort und eindrucksvolle Schaufenster zu einer Priorität, was man bisher nur aus europäischen Großstädten außerhalb Spaniens (etwa Paris) kannte. Der Zara-Gründer machte die Marke zu einem demokratischen Luxusgut mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und setzte in der Herstellung auf Schnelligkeit und Qualität. Mit seinem globalen Logistik-System und der Einführung mobiler Zahlungsmöglichkeiten in allen Stores ist Zara zum führenden Einzelhandelsunternehmen avan- Foto: PR www.interbrand.com ciert. Auf globaler Ebene zählt Zara mit einem Markenwachstum von 19 Prozent unter den Best Global Brands zu den digitalen Einzelhändlern mit dem größten Durchbruch. Europäische Marken stehen durchweg für Qualität und Führungsstärke. Sie haben sich auf globale Märkte konzentriert, die kritische Masse erreicht und erfolgreich starke Marken aufgebaut. Wollen sie ihre Spitzenposition in dem zunehmend komplexen Wettbewerb mit neuen Akteuren aus den USA, Asien und Lateinamerika verteidigen, müssen Europas Marken aber weiterhin Innovationen vorlegen. Dazu müssen sie Investitionen in Marketing-Kapazitäten und -Prozesse verstärken, um in allen Regionen eine klare Linie zu fahren, die gleichzeitig flexibel genug ist, sich an lokale Bedürfnisse und Marktveränderungen anzupassen. Gelingt es den europäischen Marken, ihre gemeinsame Führungsrolle weiterhin unter Beweis zu stellen und ihre Stärken langfristig auszubauen, werden sie im Hinblick auf Marken- und Unternehmenswachstum weltweit weiterhin richtungsweisend sein. // 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 Wert in Mio. USD Apple Google Coca-Cola Microsoft Toyota IBM Samsung Amazon Mercedes-Benz GE BMW McDonald‘s Disney Intel Facebook Cisco Oracle Nike Louis Vuitton H&M Honda SAP Pepsi Gillette American Express Ikea Zara Pampers UPS Budweiser J.P. Morgan eBay Ford Hermès Hyundai Nescafe Accenture Audi Kellogg‘s Volkswagen Philips Canon Nissan HP Enterprise L‘Oréal Axa HSBC HP Citi Porsche 178.119 133.252 73.102 72.795 53.580 52.500 51.808 50.338 43.490 43.130 41.535 39.381 38.790 36.952 32.593 30.948 26.552 25.034 23.998 22.681 22.106 21.293 20.265 19.950 18.358 17.834 16.766 16.134 15.333 15.099 14.227 13.136 12.962 12.833 12.547 12.517 12.033 11.799 11.711 11.436 11.336 11.081 11.066 11.027 10.930 10.579 10.458 10.386 10.276 9.537 Wachstum* 4,6 10,8 -6,8 7,6 9,2 -19,3 14,4 32,7 18,5 2,0 11,6 -1,1 6,2 4,3 48,0 3,7 -2,7 8,5 7,9 2,1 -3,8 13,5 3,3 -10,2 -3,0 7,8 19,5 5,7 4,1 8,3 3,5 -5,8 12,0 17,3 11,1 2,1 11,4 14,2 -7,3 -8,8 3,7 -1,7 21,8 neu 1,2 14,3 -10,3 neu 5,0 18,4 * prozentuale Veränderung zum Vorjahreswert 03 2016 GL BAL INVESTOR 77 ~ G LO B A L E M A R K E N ~ A udi und BMW sind laut der aktuellen Hi-Brands-Studie des Marktforschungsinstituts Harris Interactive die zukunftsfähigsten Automarken Deutschlands. Mindestens 70 Prozent der befragten Konsumenten sehen die beiden Marken in einer starken Position – jetzt und in Zukunft. Führend im Premiumsegment, gemessen an der Anzahl verkaufter Autos, ist jedoch weiterhin Mercedes. Auch von Expertenseite gilt derzeit Mercedes als führend bei Innovationen und der strategischen Ausrichtung. In der Verbraucherbefragung landet die Marke jedoch nur auf Rang vier. Dagegen erwartet fast jeder zweite Teilnehmer, dass Audi und BMW neue Autos und Mobilitätsangebote entwickeln, von denen sie sich als Verbraucher angesprochen fühlen. Viele Anlagestrategien beruhen auf einem Zukunftsfähige Unternehmen innerhalb einer Branche zu nach Marktkapitalisierung gewichteten identifizieren, erfordert Know-how. Eine Anlagestrategie für Referenzindex. Sie agieren rückwärtsden Vermögensaufbau, die sich auf die Auswahl solch führender Marken spezialisiert, muss die nachhaltige Ertragsfähigkeit der gewandt. Ein aktiver Ansatz versucht Unternehmen berücksichtigen. Doch lediglich Erfahrungen aus zukünftige Gewinner zu identifizieren, von der Vergangenheit auf die Zukunft zu projizieren, ist kein Garant für kontinuierlichen Erfolg – gerade in einer schnelllebigen und denen er profitieren kann. globalisierten Welt, in der sich auch führende Unternehmen das Verbrauchervertrauen immer wieder neu erarbeiten müssen. Autor: Moritz Rehmann Referenzindizes, die auf die aktuelle Marktkapitalisierung setzen und gern von passiven ETF-Fondstrategien verwendet werden, sind daher zur Identifikation der potentiellen Gewinner von morgen ungeeignet. Aktien von starken Markenunternehmen bieten die Chance auf langfristige Erträge. Aus der Kombination einer nachgewiesenen Managementqualität und dem Verweis auf gesunde Bilanzen lassen sich belastbare Vorhersagen über die Qualität der Unternehmen treffen. Dank der guten Margen und des hohen Wachstumspotenzials versprechen die Aktien von Markenunternehmen auch in schwierigeren und schwankungsreichen Börsenphasen Erfolg. Da in schwachen Marktzyklen selektiver konsumiert wird, kommen diese Aktien oftmals robuster durch Krisen und stabilisieren das Portfolio. Im Gegensatz zu Anbietern von No-Name- oder weniger beliebten Produkten könGAMAX Funds Junior* nen Unternehmen mit bekannten Marken ISIN: LU0073103748 +90 % sich auf eine nachhaltige Verbrauchernachfrage stützen. Dadurch sind sie in der Lage, +75,1 höhere Preise für ihre Produkte zu verlangen und so Margen zu erwirtschaften. Anlagestrategien sollten Unternehmen im Blick haben, die dank einer vielfältigen +35,5 Produktpalette Potenzial für zukünftige Erträge bieten. Beste Beispiele sind Apple, +3,5 Nike oder Shimano, die es mit ihren Pro0 dukten immer wieder schaffen, ganz oben in –20 % der Gunst der Konsumenten zu landen. Das 1 JAHR 5 JAHRE 3 JAHRE Markenimage ist hier besonders für jüngere * totale Performance in Prozent seit einem, drei und fünf Jahren Verbraucher ein wesentlicher Faktor, vor Fondsgesellschaft: GAMAX allem, wenn es um die Bereiche TechnoloManagement AG gie und Mode geht. Stimmen Qualität und Fondswährung: Euro Image, ist die Treue der Konsumenten wahrFondsvolumen: 161 Mio. Euro 2 GL BAL INVESTOR Gewinner von morgen 03 2016 Foto: Shutterstock Bei Jugendlichen besonders beliebt: Schuhmodelle der Marke Nike. scheinlich, solange seine Produkte konsequent weiterentwickelt werden. Als Investor sollte man daran interessiert sein, dass das Management fähig ist, die kontinuierliche Innovation im Unternehmen immer wieder zu entwickeln und zu erhalten. Dass das kein Selbstläufer ist, zeigt der Untergang großer Marken: Wer es wie Kodak, AOL oder Nokia zeitweilig versäumt, auf technologische Entwicklungen zu reagieren, kann seinen Status schnell verlieren. Dabei ist es besonders wichtig, die junge Klientel im Auge zu behalten. Wer die Kundschaft von morgen begeistert und an sich bindet, hat – die richtige Strategie vorausgesetzt – die besten Aussichten darauf, sie über ihren Lebenszyklus hinweg zu begleiten. Die Unterscheidung zwischen Hype und Trend ist essenziell bei der Bestimmung und Auswahl der zukünftig ertragreichsten Unternehmen. Wichtigstes Erkennungsmerkmal sind die unterschiedlichen Zyklen. Ein Hype ist kurzfristig und verflüchtigt sich schnell. Ein bekanntes Beispiel ist das Platzen der Dotcom-Blase zu Beginn des neuen Jahrtausends, als am neuen Markt von Investoren sowie Unternehmen die Entwicklung des Internets überschätzt wurde. Trends hingegen entwickeln sich und bestehen über einen längeren Zeitraum. Unternehmen, die es schaffen, regelmäßig Trends zu kreieren oder mit ihnen zu wachsen, sind für das Portfolio interessant. Wichtig ist, Eintagsfliegen und sogenannte One-Hit-Wonder zu vermeiden. Nicht der einmalige Erfolg zeichnet erfolgreiche Unternehmen aus, sondern die Fähigkeit, Konsumenten über einen längeren Zeitraum und zu gewinnen. Die 19- bis 35-Jährigen sind Trendsetter, deren Konsumverhalten als Indikator für den Erfolg eines Unternehmens dient. Generell sind junge Konsumenten immer ein Hinweis darauf, dass ein Unternehmen in der Lage ist, neue Kunden zu gewinnen. Wenn die Wünsche dieser Verbraucher erfüllt werden, teilen sie ihre positiven Erfahrungen gern über soziale Netzwerke. Eventuelle Mängel werden innerhalb kürzester Zeit weltweit verbreitet – dies könnte als frühes Signal für negative Überraschungen auf der Ergebnisseite gewertet werden. Das ist ein Indiz für Veränderungen im Verbraucherverhalten. Ein weiterer Ansatz zur Trenderkennung ist die eigene Beobachtung: Was wird im Büro und in den Medien aktuell thematisiert, wie kleiden sich die jungen Menschen in den Straßen und in welche Geschäfte zieht es sie am Wochenende vorwiegend? Außerdem müssen die grundlegenden Einflussfaktoren im Verhalten junger Verbraucher mithilfe der Marktforschung analysiert werden. Dazu dient der Einsatz von Tools wie die Trendsuche bei Google und die Verkaufsränge von Amazon oder auch direkte Kundenbefragungen. Einen wichtigen Impuls für Trends geben die schnell wachsenden Schwellenmärkte, insbesondere China. Laut der aktuellen PwC-Studie „Total Retail 2016“ ist das Einkaufsverhalten der chinesischen Verbraucher dem der deutschen Konsumenten etwa drei bis vier Jahre voraus. So tätigen in China 66 Prozent der Endkunden mindestens einmal im Monat Käufe über das Smartphone, was einer Verdopplung im Vergleich zu vor zwei Jahren entspricht. Unternehmen, die einen wachsenden Anteil ihrer Produkte in den Emerging Marktes vertreiben, sind deshalb von besonderem Interesse. In den Schwellenländern spielt die junge Bevölkerung eine wichtige Rolle. Sie zählt dort zur einkommensstärksten und damit konsumfreudigsten Verbrauchergruppe, die das Umsatzwachstum vieler Unternehmen ankurbelt. Angesichts des dynamischen Bevölkerungswachstum werden besonders die asiatischen Märkte diese Vorreiterrolle weiter ausbauen. Immer mehr junge Konsumenten streben nach höheren Einkommen und bilden eine sich etablierende Mittelschicht, die kaufkräftig und markenaffin ist. Markenunternehmen vergrößern nachhaltig ihren Marktanteil. Sie eignen sich daher besonders für Anlagestrategien zum Vermögensaufbau. Um die Markenstärke eines Unternehmens zu bewerten, gilt es, dessen Sensibilität gegenüber Veränderungen des Umfelds zu untersuchen. Verfügt das Unternehmen über Wettbewerbsvorteile, die die Markentreue begünstigen? Die Unternehmen im Portfolio des GAMAX Funds Junior sind in der Lage, Schwächen des Marktes besser zu überstehen als der Gesamtmarkt und so langfristig positiver zur Wertentwicklung beizutragen. Damit verfolgt der Fonds eine Strategie für den Vermögensaufbau, die einer geringeren Volatilität als der Markt insgesamt unterliegt. // MORITZ REHMANN P U L L AC H 4 8 ° 3 ‘ N , 11° 3 1‘ O Moritz Rehmann ist Manager des GAMAX Funds Junior und tätig im Research und Portfoliomanagement der DJE Kapital AG. 03 2016 GL BAL INVESTOR 3 ~ KO N J U N K T U R AU S B L I C K ~ N 80 GL BAL INVESTOR 03 2016 Die Finanzmärkte im nächsten Jahr Die Entwicklung der Weltwirtschaft schien zuletzt ungewiss. Bei genauer Betrachtung der Lage zeigt sich jedoch, dass der übergeordnete Trend allen Widrigkeiten zum Trotz immer noch nach oben zeigt. Autoren: Dr. Harald Preißler, Dr. Andreas Busch, Dr. Daniel Hartmann Chinas Präsident Xi Jinping Ende Oktober 2016. Von der chinesischen Wirtschaft hängt die Entwicklung der globalen Konjunktur ab. vielen Ländern im Zuge des wirtschaftlichen Abschwungs in den vergangenen Jahren aufgelaufen ist. Vor allem in Brasilien, das zusätzlich durch politische Turbulenzen in eine tiefe Rezession getrieben wurde, besteht die Chance auf eine steigende Wachstumsdynamik. Die offiziellen Frühindikatoren kündigen bereits eine ausgeprägte Wiederbelebung an. Positiv ist auch die Entwicklung in Argentinien und Indien. So zeichnet sich in Argentinien nach der Ablösung der Regierung Kirchner durch Mauricio Macri ein Wandel mit umfassenden Reformen ab. Diese Reformen haben das Potenzial, einen nachhaltigen Wachstumsschub auszulösen. In Indien konnte Premierminister Narendra Modi mit der Verabschiedung seiner umfassenden Steuerreform durch das Parlament ein zentrales Reformprojekt umsetzen. Künftig soll eine bundesweit geltende Mehrwertsteuer das bisherige Wirrwarr an unzähligen lokalen und regionalen Steuern ablösen und damit zum ersten Mal in der Geschichte des Landes einen einheitlichen Binnenmarkt schaffen. Für die indische Wirtschaft dürften sich daraus Effizienzgewinne ergeben, die das BIP-Wachstum zusätzlich anschieben. Diese Beispiele zeigen, dass die Perspektiven für die Schwellenländer trotz der Wachstumsverlangsamung in China verhalten optimistisch sind. Die Risiken dort sind groß. Die Rekordverschuldung von 250 Prozent des BIP und die Überkapazitäten in der Schwerindustrie sowie in der Wohnungswirtschaft haben nach wie vor das Potenzial, einen scharfen Wachstumseinbruch auszulösen. Foto: Picture Alliance ach dem Jahresauftakt an den Finanzmärkten, der von enttäuschenden Konjunkturdaten aus China und dem erneut abtauchenden Rohölpreis belastet worden war, ist die Stimmung vieler Anleger immer noch durchwachsen. Auch aus den USA und der Eurozone kamen in den ersten Monaten mehrheitlich schwache Zahlen. Krisenpropheten fürchteten gar, die Weltwirtschaft könne schon bald in eine Rezession abgleiten. In den vergangenen Wochen wurden zwar zunehmend positive Daten veröffentlicht, aber die globale Konjunktur gibt immer noch kein einheitliches Bild ab. Bei einer Analyse der Weltwirtschaft wird deutlich, was die Bantleon-Frühindikatoren schon am Jahresanfang signalisiert haben: Die globale Konjunktur ist relativ schwach, aber sie wächst. Das gilt besonders für die chinesische Wirtschaft. Die jüngsten Daten aus China lassen nach dem enttäuschenden Start ins Jahr eine wieder anziehende Konjunkturdynamik erkennen: Für 2016 rechnet Bantleon mit einem BIP-Wachstum von 6,6 Prozent. Aus makroökonomischer Sicht betrachtet bleibt China auch in den nächsten zwölf Monaten ein Gefahrenherd. Bislang ist es den Autoritäten stets gelungen, akute Brände schnell unter Kontrolle zu bringen. Wegen der Liberalisierung wird das jedoch immer schwieriger – und irgendwann unmöglich. Eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft wird eine weltweite Rezession nach sich ziehen, vor allem die Europäer würden stark in Mitleidenschaft gezogen. Ein Einbruch der Aktienmärkte um mehr als 30 Prozent und ein Sturz der Renditen zehnjähriger Bundesanleihen auf minus ein Prozent wären die Folge. Mit Blick auf 2017 geht Bantleon davon aus, dass das chinesische Wirtschaftswachstum seinen übergeordneten Abwärtstrend fortsetzt, der eine Konsequenz des langfristigen Strukturwandels vom investitionsgetriebenen zum konsumgetriebenen Wachstumsmodell ist. Bis zum Jahresende 2017 wird der BIP-Zuwachs der Analyse zufolge auf 6,1 Prozent sinken. Im Durchschnitt des kommenden Jahres sollte er bei 6,3 Prozent liegen und könnte 2018 sogar erstmals seit über 25 Jahren leicht unter die Sechs-Prozent-Marke rutschen. Die staatlich gesteuerte Wachstumsverlangsamung ist für die Weltwirtschaft kein Problem, solange es der Regierung gelingt, die Abkühlung zu kontrollieren. Weil China immer noch stärker expandiert als alle anderen Länder, wird das geringere Wachstumstempo durch den stetig wachsenden Anteil Chinas an der Weltwirtschaft ausgeglichen. Derzeit beträgt er knapp 17 Prozent und steigt jährlich um 0,5 Prozentpunkte. Der Einfluss von China auf das globale BIP bliebe somit nahezu konstant. In diesem Fall wird sich auch die aktuell zu beobachtende Stabilisierung bei den Rohstoffpreisen fortsetzen – zumindest sollte es nicht zu einem erneuten Absturz kommen. Das wäre vor allem für diejenigen Länder positiv, die stark von der Rohstoffförderung abhängen. Schon die bislang zu beobachtende Normalisierung bei den Rohstoffnotierungen lässt den Gegenwind ausklingen, der viele Schwellenländer in den vergangenen Jahren gebremst hat. Die Wachstumsperspektiven für die anderen aufstrebenden Volkswirtschaften bleiben deshalb trotz der sich abzeichnenden Wachstumsverlangsamung in China freundlich. Dazu trägt auch der umfangreiche Nachholbedarf bei, der in Ähnlich wie in China bereitete Anfang des Jahres auch in den USA der Konjunkturausblick Sorgen. Einbrechende Rohstoffpreise, der aufwertende US-Dollar, abtauchende Einkaufsmanagerindikatoren und sinkende Unternehmensgewinne schürten Ängste vor einer schwerwiegenden Wachstumsverlangsamung, die sogar in die nächste Rezession münden könnte. Doch die Stimmungsindikatoren drehten wieder nach oben und die Rohstoffpreise sowie der Wechselkurs stabilisierten sich. Das Wirtschaftswachstum fiel zwar in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres mit durchschnittlich einem Prozent unerwartet schwach aus. Im dritten Quartal hat die Dynamik indes wieder merklich zugelegt. Und es gibt gute Gründe für eine Fortsetzung dieser positiven Entwicklung. Erstens klingen die Belastungen aus, die von den eingebrochenen Investitionen zur Rohölförderung ausgegangen sind. In den vergangenen sechs Quartalen wurde das BIP-Wachstum dadurch um 0,7 Prozentpunkte gebremst. Auf ein Ende des Rückgangs deuten die Bodenbildung beim Ölpreis und die steigende Zahl aktiver Förderanlagen hin. Zweitens zeichnet sich bei der Entwicklung der Lagerhaltung eine Wende zum Besseren ab. Der kontinuierliche Abbau der Lagerbestände bremst seit Mitte 2015 ähnlich stark wie die Investitionsverweigerung der Ölförderer. Die sich wandelnde Unternehmensstimmung deutet auf eine moderate Aufstockung der Vorräte mit entsprechend positiven Impulsen für das BIP-Wachstum im zweiten Halbjahr hin. Drittens hat der Gegenwind von der Währungsseite abgenommen. Nachdem der US-Dollar Anfang 2016 um rund 20 Prozent gegenüber dem Durchschnitt von 2014 aufgewertet hat, stabilisiert er sich. Davon profitiert die Exportwirtschaft. In den kommenden Quartalen ist mit einer Fortsetzung dieses Trends zu rechnen. Wenn die Gewinne der Unternehmen steigen, hellt sich auch der Ausblick für die Investitionsnachfrage auf. Angesichts der Zurückhaltung in den vergangenen Quartalen herrscht dort Nachholbedarf. Stützend wirkt die wachsende Bereitschaft der Banken zur Kreditvergabe. Das spricht dafür, dass die US-Wirtschaft im Jahr 2017 – nach dem enttäuschend schwachen Plus von unter zwei Prozent im laufenden Jahr – wieder stärker wächst. Ein BIP-Zuwachs von 2,3 Prozent ist wahrscheinlich. Gleichwohl dürfte der Erholungsprozess holprig verlaufen. Die Frühindikatoren kündigen angesichts der in der ersten Jahreshälfte 2017 wieder nachlassenden Impulse von der Währungsseite und von den Rohstoffpreisen eine temporäre Schwächephase an. Im zweiten Halbjahr dürfte die Expansionsdynamik erneut zulegen. Die Wirtschaft der Eurozone wächst solide, aber aufgrund der weltwirtschaftlichen Turbulenzen und der Brexit-Abstimmung kraftlos. In den Kernländern sind Anzeichen einer konjunkturellen Belebung zu erkennen, während sich in den Peripheriestaaten Ermüdungserscheinungen zeigen. Vor allem Italien leidet unter der Bankenkrise und unter der nachlassenden Binnennachfrage. Die Effekte der Arbeitsmarktreform von Anfang 2015 ebben ab. Gleichzeitig befindet sich das Lohnwachstum in einem anhaltenden Abwärtstrend. Hinzu kommt die Unsicherheit über den Ausgang des Senatsreferen- › 03 2016 GL BAL INVESTOR 81 ~ KO N J U N K T U R AU S B L I C K ~ haltige Korrektur der Inflationsentwicklung“ noch nicht eindums Anfang Dezember. Das BIP-Wachstum wird im zweiten getreten ist und entsprechend die Anleihenkäufe im aktuellen Halbjahr 2016 voraussichtlich kaum über der Nulllinie liegen. Umfang (80 Milliarden Euro pro Monat) bis September 2017 fortMit ganz ähnlichen Problemen wie Italien – lahmende Konjunkgeführt werden müssen. Dies setzt allerdings eine umfassende tur, Bankenkrise und einer fragilen Regierung – muss sich auch Anpassung der technischen Parameter des QE-Programms vorPortugal auseinandersetzen. In Spanien sah es bis zuletzt besser aus. Bantleon rechnet mit zwei wesentlichen Änderungen. Zum aus. Besonders der Tourismus hat das hohe Expansionstempo einen der Anhebung des Emittentenlimits bei Staatsanleihen von stabilisiert. Gewisse Abnutzungstendenzen, die sich unter an33 Prozent auf 50 Prozent. Zum anderen mit der Aufhebung der derem in einem rückläufigen Geschäftsklima zeigen, sind aber Zinsuntergrenze, die derzeit bei minus 0,40 Prozent liegt und unübersehbar. damit einen Großteil deutscher Bundesanleihen aus dem Pool In der Eurozone gibt es eine ambivalente Gemengelage. Das QE-fähiger Anleihen ausschließt. Nur beide Maßnahmen zusamaußenwirtschaftliche Umfeld scheint stabil zu sein. Gleichzeitig men versetzen die EZB in die Lage, die unkonventionelle Geldhaben jedoch die binnenwirtschaftlichen Risiken zugenommen. politik fortzusetzen. Ein allmählicher Ausstieg (Tapering) sollte Deshalb rechnet Bantleon für das vierte Quartal mit einer konerst im späteren Verlauf des kommenden Jahres beginnen, gänzjunkturellen Seitwärtsbewegung auf vergleichsweise bescheidelich beendet wären die Anleihenkäufe dann frühestens nem Niveau, die Wachstumsrate dürfte 0,3 Prozent nicht Ende 2018. überschreiten. Dieses Umfeld wirkt sich auch auf die Bantleon geht davon aus, dass die EuBEI Finanzmärkte aus. Die Investoren warozone um die Jahreswende 2016/2017 ren Anfang Oktober mehrheitlich beeine Schwächephase durchstehen EINER ANALYSE arish und unterinvestiert in Aktien. muss. Danach sollte bei den drei DER WELTWIRTSCHAFT Ein Grund für die zurückhaltende zentralen NachfragekomponenPositionierung ist in der verten – Konsum, Investitionen, WIRD DEUTLICH, WAS DIE meintlich hohen Bewertung Export – eine moderate WieFRÜHINDIKATOREN der meisten Aktienmärkte zu derbelebung einsetzen, woSCHON AM JAHRESANFANG suchen. Das Verhältnis von durch im Laufe des kommenKursen zu Gewinnen ist fast den Jahres und Anfang 2018 SIGNALISIERT HABEN: DIE überall auf der Welt markant wieder BIP-Zuwächse um GLOBALE KONJUNKTUR IST gestiegen und befindet sich 0,5 Prozent pro Quartal, also deutlich über den historischen annualisiert zwei Prozent, erRELATIV SCHWACH, ABER SIE Durchschnittsniveaus – das gilt reicht würden. Aufgrund des WÄCHST.DAS GILT vor allem für die USA. Zieht man gedämpften Jahresauftakts wird BESONDERS FÜR DIE alternativ die Kurs-Buchwert-Redas Wachstum 2017 im Jahreslationen zu Rate, fällt das Urteil durchschnitt wohl nur bei 1,4 ProCHINESISCHE WIRTweniger eindeutig aus. Dann sind die zent liegen (nach 1,6 Prozent in 2016). SCHAFT. US-Märkte neutral einzustufen, ähnlich Für 2018 prognostiziert Bantleon 1,8 Prowie deutsche Standardwerte. Der Eurostoxx50 zent Wachstum. Damit ist die Prognose etwas befindet sich deutlich unter der historischen Norm. zuversichtlicher als der Konsensus, der von einem Ohne Zweifel sind die Aktienmärkte nicht mehr billig, teuer sind Anstieg um 1,2 Prozent in 2017 und 1,5 Prozent in 2018 ausgeht. sie aber nicht. Die Mehrheitsmeinung rechnet nicht mit einer namhaften BeHinzu kommt, dass sich die Entwicklung der Produktivilebung der Weltwirtschaft und unterstellt stärkeren Gegenwind tät im zweiten Halbjahr 2016 umkehrt. Die Produktivität ist in vom Brexit und den kriselnden Banken. den zurückliegenden Jahren deutlich gesunken und hat damit Trotz dieses optimistischen Konjunkturausblicks bleibt der wesentlich zum Rückgang der Gewinnmargen beigetragen. Der fundamentale Inflationsdruck wegen des kaum vorhandenen Tiefpunkt ist mittlerweile durchschritten, der übergeordneLohndrucks, der immer noch tiefen Rohstoffpreise und der te Trend dreht im Windschatten gestiegener Investitionen mit schwachen Binnennachfrage gering. Deshalb geht Bantleon dader üblichen mehrjährigen Verzögerung nach oben. Dadurch von aus, dass sich die Kerninflation bis auf Weiteres auf einem können Unternehmen höhere Löhne zahlen und trotzdem die tiefen Niveau von plus 0,8 Prozent seitwärts bewegt und frühesGewinnmargen ausdehnen. Von dieser Seite werden die getens in der zweiten Jahreshälfte 2017 wieder in eine flache Aufwinnbasierten Bewertungskennzahlen entlastet, wodurch aus wärtsbewegung übergehen wird und der Headline-Inflationsrate Value-Perspektive Raum für höhere Kurse entsteht. wenig Impulse gibt. Diese dürfte sich erst 2018 auf einem Niveau Zusätzlich bewegen sich die Bewertungskennzahlen im von 1,5 Prozent bewegen. Bantleon unterstellt einen gemäßigEinklang mit dem Konjunkturzyklus. Sollte sich die moderat ten Aufwärtstrend beim Ölpreis in Richtung 70 US-Dollar Ende optimistische Prognose im Hinblick auf die globale Wachstums2018. dynamik als richtig erweisen, werden sich auch die BewertungsVor diesem Hintergrund sollte der EZB-Rat nach Einschätrelationen ihren Weg nach oben bahnen. Bantleon geht daher zung von Bantleon zu dem Ergebnis kommen, dass eine „nach- 82 GL BAL INVESTOR 03 2016 ~ KO N J U K T U R AU S B L I C K ~ davon aus, dass die Aktienmärkte mittelfristig weiter zulegen werden und halten an einer Übergewichtung fest. Bei der regionalen Allokation setzt Bantleon auf den Nachzügler der jüngeren Vergangenheit – Europa. Die Schwellenländer, die längere Zeit untergewichtet waren, sind seit diesem Frühjahr wieder neutral gewichtet. Im Fall weiter anziehender Rohstoffpreise sowie steigender Frühindikatoren bieten sich die Emerging Markets für einen temporären taktischen Ausbau der Aktienquote an. Die US-Märkte sind wegen des zu erwartenden zinspolitischen Gegenwindes durch die Fed untergewichtet. Auch bei Anleihen ist der Ausblick gemischt. Bei deutschen Bundesanleihen und US-Treasuries ist mittelfristig mit steigenden Renditen und entsprechenden Kursverlusten zu rechnen. Bundesanleihen werden durch die Ausweitung des Kaufspektrums der EZB unter Druck geraten, amerikanische Staatsanleihen wegen der anstehenden Leitzinserhöhung der Fed im Dezember. Dennoch sollten sicherheitsbewusste Anleger auf solche Staatsanleihen nicht ganz verzichten, weil sie eine natürliche Absicherung im Fall erneuter Finanzmarktturbulenzen sind. Mit Blick auf die Rendite sind Peripherie-Staatsanleihen und Unternehmensanleihen guter sowie schlechterer Bonität interessanter. Bei den Staatsanleihen der Peripherie ist jedoch zu beachten, dass die Zeit uniformer Trends vorbei ist. In der Regel werden die Risikoaufschläge von länderspezifischen Faktoren getrieben, was zu zwei Ländern führt: Spanien und Italien. Die Risikoprämien spanischer Staatsanleihen werden von aktuell 100 Basispunkten auf etwa 50 Basispunkte sinken. In Italien sind die Zusammenhänge komplizierter. Die für den 4. Dezember angesetzte Volksbefragung zur Senatsreform wurde vom Ministerpräsidenten zur persönlichen Schicksalsfrage stilisiert. Die Chancen für einen Sieg stehen indes nicht sonderlich gut, weil die Abstimmung von den Oppositionsparteien zu einer Generalabrechnung mit dem Establishment genutzt wird. Dennoch geht Bantleon davon aus, dass die Risikoprämien wegen der EZB-Käufe um rund 50 Basispunkte auf 75 Basispunkte sinken werden – auch dort bleibt Bantleon gegenüber Staatsanleihen der Kernländer übergewichtet. Obwohl Euro-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating von Januar bis Ende September einen Gesamtertrag von sechs Prozent erzielt haben, bieten sie noch Potenzial. Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung war neben den QE-Käufen der EZB die günstige Konjunkturentwicklung. Die Risikoprämien werden voraussichtlich um weitere 30 Basispunkte bis auf etwa 60 Basispunkte sinken. Auch europäische High-Yield-Unternehmensanleihen sieht Bantleon mittelfristig positiv. Sie profitieren von guten Konjunkturaussichten, der Renditejagd und dem Sogeffekt der QE-Käufe der EZB. Deshalb sollten die Renditeaufschläge von High-Yield-Unternehmensanleihen mit vierjähriger Restlaufzeit von derzeit 400 Basispunkten auf auf etwa 300 Basispunkte sinken. Dort bleibt Bantleon ebenso übergewichtet wie bei Euro-Unternehmensanleihen der Bonität Investment Grade. Die Rohstoffmärkte haben sich seit Mitte Januar erholt. Wenn es zu keinem weiteren Einbruch kommt, dürfte 2016 das erste positive Rohstoffjahr seit 2012 werden – und das beste seit 2010. Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung war die Erholung der Rohölpreise auf zuletzt 50 US-Dollar pro Barrel. Die Reaktivierung der Fracking-Bohrlöcher als Folge der gestiegenen Ölpreise würde jedoch wieder zu sinkenden Preisen führen. Diesem Umfeld entsprechend ist Bantleon im Rohstoffbereich unverändert neutral positioniert, wobei der Fokus auf Gold liegt. Solange die US-Realzinsen fallen, die Inflationsraten stärker steigen oder langsamer fallen als die Nominalrenditen, bleibt diese Positionierung unverändert. Das Kursziel für den Goldpreis beträgt kurzfristig 1.400 US-Dollar pro Feinunze. Erst wenn ein nachhaltiger Anstieg der Realzinsen droht, gilt es, sich von Gold zu verabschieden. Dann gewinnen US-Treasuries wieder an Attraktivität und sind die deutlich bessere und weniger volatile Absicherung für Krisenfälle. Sobald die globale Industrieproduktion wieder deutlich anzieht, bietet sich ein Ausbau der Rohstoffquote über den Kauf des breiten Marktes – ohne Agrarrohstoffe – an. Dann sollten vor allem Industriemetalle ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Bei allem Optimismus sind jedoch die zahlreichen Unwägbarkeiten zu berücksichtigen, die zu Verwerfungen an den Finanzmärkten führen können. Dies betrifft zunächst den Wahlsieg Donald Trumps, der im Extremfall eine neue Ära der wirtschaftlichen Isolation in den USA einleiten könnte. Das wäre schlecht für die Aktien- und die (US-)Anleihenmärkte, dürfte für Bundesanleihen aber positiv sein, weil sie dann die Rolle des sicheren Hafens exklusiv für sich in Anspruch nehmen. Aber auch Italien, Großbritannien und Frankreich drohen mit der Abstimmung über die Senatsrefom im Dezember, mit den ab Frühjahr 2017 beginnenden Brexit-Verhandlungen und den Präsidentschaftswahlen Ende April negative Impulse. Erneut zum Vorteil von deutschen Bundesanleihen. Die Renditen würden neue Tiefststände erreichen, während die Risikoprämien kräftig steigen und die Aktienmärkte unter Druck geraten. // DR. ANDREAS BUSCH Z U G 47° 9‘ N , 8 ° 3 0 ‘ O Dr. Andreas Busch ist Senior Analyst Economics des Vermögensverwalters Bantleon. DR. DANIEL HARTMANN Z U G 47° 9‘ N , 8 ° 3 0 ‘ O Dr. Daniel Hartmann ist Senior Analyst Economics des Vermögensverwalters Bantleon. DR. HARALD PREISSLER Z U G 47° 9‘ N , 8 ° 3 0 ‘ O Dr. Harald Preissler ist Chefvolkswirt und Leiter Anlagemanagement des Vermögensverwalters Bantleon. 03 2016 GL BAL INVESTOR 83 ~ K RY P TOWÄ H R U N G E N ~ ~ K RY P TOWÄ H R U N G E N ~ Willkommen im Wilden Westen DIE DREI WICHTIGSTEN ALTCOINS Dollar 50 Litecoin Ethereum Monero 40 30 20 10 0 5/2013 2 1/2014 GL BAL INVESTOR 9/2014 03 2016 5/2015 endgültig platzen lassen konnte. Spekulieren auf Steroiden, das ist wohl die treffendste Beschreibung für diesen Mikrokosmos, den Technologie, Träume, Anarchie und Geld im Netz erschufen und der, obwohl er nicht im Darknet, sondern offen und frei zugänglich im Netz entstand, lange Zeit von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wurde. Nicht einmal, als im Sommer 2014 mit Ethereum das bis dahin größte Crowdfunding aller Zeiten stattfand. Für die Vision eines „Weltcomputers“, also einer verbesserten Blockchain, die nicht nur, wie die von Bitcoin, Geld ohne Mittelsmänner verwalten können solle, sondern beliebig programmierbar sei, sammelten die Entwickler damals aus dem Stand mehr als 18 Millionen US-Dollar ein. Das Besondere: Kaufen konnte man die Anteile an Ethereum einzig und allein mit Bitcoin. Gänzlich außerhalb des „traditionellen“ Finanzsystems wurde Ethereum damit zur ersten komplett durch Kryptowährungen finanzierten Organisation. Heute, gut zwei Jahre später, hat Ethereum eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Das Projekt hat schon lange das Interesse von Banken, Energieunternehmen, Tech-Konzernen und anderen global agierenden Unternehmen geweckt und ist mit einer Marktkapitalisierung von knapp einer Milliarde US-Dollar zur Nummer zwei der Kryptowährungen aufgestiegen. Das ist ganz im Sinne der Investoren, denn der Aufstieg hat sie reich gemacht. Kaum ein anderes Projekt kann in den vergangenen zwei Jahren einen vergleichbaren Wertzuwachs vorweisen. Wer im Sommer 1/2016 9/2016 Quelle: Highcharts.com I ch gebe es zu: Auch mich hatte das digitale Goldfieber gepackt und wie so viele andere dachte ich, ich könnte mit dem Spekulieren auf Altcoins schnell reich werden. Das war Anfang 2014, der Bitcoin-Kurs war in den Wochen zuvor rasant gestiegen und hatte kurzzeitig sogar die 1.000-US-Dollar-Marke durchbrochen. Inzwischen war der Kurs wieder eingebrochen und stark rückläufig, aber Bitcoin war ja längst nicht mehr die einzige Kryptowährung. Alternative Bitcoin-Projekte, sogenannte Altcoins, sprossen wie Pilze aus dem Boden und befeuerten die Neugier von technikaffinen, abenteuerlustigen Hobbyspekulanten. Kurzerhand legte ich mir also ein Konto bei einer der vielen Online-Altcoin-Börsen an. Binnen einer Stunde verdreifachte sich mein Altcoin-Investment, doch schon am nächsten Tag war alles weg. Für eine kurze Zeit war ich mittendrin in dieser wilden, faszinierenden und anarchistischen Krypto-Blase, in der es keine Geschäftszeiten gibt, keine Regeln oder Aufpasser, die nicht aus gesicherten Informationen, sondern nur aus vermeintlichem Insiderwissen besteht und in der schon ein einziger Tweet die Kursträume eines Altcoins massiv befeuern oder Foto: PR Investieren, Spekulieren und Traden war lange Zeit nur einer versierten Elite vorbehalten. Mit dem Aufkommen von Kryptowährungen wie Bitcoin, Litecoin, Ethereum und Co. hat sich das geändert. Zugangsbeschränkungen, Aufsicht oder Regulierung gibt es nicht. Das lockt und reizt viele Hobbyspekulanten, doch Erfolg und Scheitern liegen nah beieinander. ein deutlicher Kratzer im Image von Ethereum und Entwickler, 2014 Ethereum-Anteile im Wert eines Bitcoins kaufte, bekäme denen der Erfolg ihres Projekts über den Kopf gewachsen war. heute dafür mehr als 33 Bitcoins. Keine schlechte Rendite, insDoch Scheitern ist ebenso ein elementarer Bestandteil des besondere wenn man bedenkt, dass auch der Kurs von Bitcoin Krypto-Ökosystems wie das kollektive Lernen daraus. Wer selbst steigt. Wer Anfang 2013 für 10 US-Dollar Bitcoins kaufte, heute in Kryptowährungen oder Kryptowährungs-Projekte diese dann ein gutes Jahr später in Ethereum investierte, bekäme investieren will, muss nicht mehr selbst in jedes Fettnäpfchen dafür heute mehr als 20.000 US-Dollar. treten, sondern kann mittlerweile auf fundierte Informationen, Genau solche Hätte-Wenn-Rechenbeispiele sind es jedoch, bewährte Tipps und umfangreiche Analysen zurückgreifen. Da die den Hype um Kryptowährungen immer wieder befeuern wäre zum Beispiel die grundsätzliche Frage, ob es sich langfristig und mitunter zu Spekulations-Blasen aufblähen. Solch eine Blaüberhaupt lohnt, in Altcoins zu investieren. In den meisten Fälse ist im Sommer gerade erst geplatzt. Wieder ging es um ein len wohl eher nicht, wie eine kürzlich durchgeführte Simulation Crowdfunding, wieder gab es einen Rekord. Mit einer Finanziezeigt. In verschiedenen Zusammenstellungen verglich man über rung von 160 Millionen US-Dollar stieg mit „The DAO“ erneut einen Zeitraum von drei Jahren den Kursverlauf eines Indexes ein Kryptowährungs-Projekt zum größten Crowdfunding aller der besten Altcoins mit dem von Bitcoin. Das ErgebZeiten auf. Die Idee war es, die programmierbare Ethenis fiel überraschend deutlich aus. Während sich reum-Blockchain zu nutzen, um einen sich selbst der Wert des reinen Bitcoin-Investments über verwaltenden Investmentfonds zu schaffen. den gesamten Zeitraum beinahe verfünffachDenn wenn sich mit der Blockchain-Technolote, stieg der Index der besten Altcoins nur um gie Banken und andere Intermediäre ersetzen den Faktor 1,2. Darüber hinaus wird deutlich, ließen, warum sollte das nicht auch mit Inwie sehr die Kursentwicklung von Altcoins vestoren, Kreditgebern und Fondsmanagern im Allgemeinen vom Kursverlauf der Krypmöglich sein? Man könnte doch, so die Visito-Leitwährung Bitcoin abhängt. Steigt der on, einen nicht-manipulierbaren KryptowähBitcoin-Kurs, ziehen die Altcoins mit, fällt der rungsfonds ins Leben rufen, dessen Mittel alle Kurs, geht es tendenziell auch mit allen andeInvestoren online gemeinsam verwalten und ren bergab. Natürlich gibt es immer wieder mit dem sich neue Entwicklungen, Start-ups FRIEDEMANN Ausnahmen, aber diese Nadel im Heuhaufen und Projekte im Krypto-Umfeld schneller, einBRENNEIS Hunderter Kryptowährungen zu finden, ist facher und zeitgemäßer finanzieren ließen. O R T B L I N D 00° 00‘ N , 00° 1 7‘ W eine Herausforderung, die viel Zeit, umfasDie Idee, Zahlungen, Verwaltung und AbFriedemann Brenneis ist Joursende ökonomische und technische Fachstimmungen dieser dezentralen autonomen nalist, Autor und Dozent zum kenntnisse erfordert. Organisation (abgekürzt: DAO) offen, demoThema Bitcoin und Blockchain. Wenn Sie also mit dem Gedanken spielen, kratisch und verbindlich über Programmcode Seit 2013 begleitet er das Thema in den Kryptowährungsmarkt einzusteigen, auf der Ethereum-Blockchain abzuwickeln intensiv und kritisch in seinem nutzen Sie die kollektiven Erfahrungen der und künftige Erlöse automatisiert auszuschütRechercheblog The Coinsponletzten Jahre. Einen soliden Einstieg ermögliten, traf in der Community auf großes Interdent. Darüber hinaus arbeitet er chen zum Beispiel die folgenden drei Grundesse. Binnen kürzester Zeit wurde das Funfür „Die Zeit“ und den Deutschregeln: Investieren Sie erstens zuerst in Krypding-Ziel von 500.000 US-Dollar überschritten landfunk, lehrt an der Univertowährungen und dann in Geschäftsmodelle. und durch gutes Marketing angetrieben entwisität Leipzig und der Leipzig School of Media und erarbeitet Denn Bitcoin-Unternehmen sind schon viele ckelte sich eine Eigendynamik. Immer größein praxisnahen Workshops verschwunden, das Kryptogeld selbst jedoch re Geldsummen zogen immer mehr Aufmerksinnvolle Bitcoin- und Blockkonnte noch nie korrumpiert werden. Zweisamkeit auf das Projekt, was wiederum mehr chain-Strategien. tens sollten Sie sich insgesamt auf Bitcoin Geld brachte und das Investitionsvolumen konzentrieren, denn es ist die mit Abstand weiter in die Höhe schießen ließ. Die außergrößte, bewährteste und relevanteste Krypordentliche gute Kursentwicklung von Etheretowährung und hat, sowohl was Entwickler um im Hinterkopf, vermuteten hier viele die als auch Nutzer angeht, den Netzwerkeffekt nächste große Chance, um schnell viel Geld auf ihrer Seite. Drittens sollten Sie, wenn, zu verdienen. Insbesondere die, die zwei Jahre dann nur einen kleinen Teil Ihres Portfolios zuvor noch bei einer Investition in Ethereum mit Altcoins abrunden und sich hierbei auf gezögert hatten. die wichtigsten konzentrieren. Doch so rasant der Aufstieg der DAO war, Dazu am Ende noch mein ganz persönliso abrupt kam ihr Ende. Noch bevor ein eincher Rat: Bleiben Sie kritisch, neugierig und ziges Projekt durch den Blockchain-Fonds fimutig. Vieles rund um Bitcoin und Krypnanziert werden konnte, wurde die DAO getowährungen mag ungewohnt, neu und anhackt. Die Macher hatten schlicht und einfach ders sein. Aber genau das macht es so innovaschlecht gecoded. Die DAO wurde abgewickelt tiv und spannend! // und zurück blieben enttäuschte Erwartungen, 03 2016 GL BAL INVESTOR 3 ~ NEUE FONDS ~ www.sentix-am.de Marktneutral zahlt sich aus und antizyklisch in die Aktienmärkte zu investieren und damit ein besseres Chance-Risiko Profil zu generieren. Der Fonds richtet sich an Anleger, welche frei von einer Aktien-Benchmark die Chancen aus der Ertragsquelle Sentiment Value maximal nutzen wollen und gleichzeitig von dem besonderen Diversifikationseffekt durch den Behavioral-Finance-Investmentstil profitieren möchten. Der Anlagehorizont sollte sich dabei auf mindestens drei Jahre erstrecken.“ (DE000A2AMPE9) D er sentix Risk Return -A- fährt eine offensive, aktienorientierte und Benchmark-freie Strategie. Er investiert vor allem in weltweite Aktien, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf Europa liegt. Patrick Hussy, Geschäftsführer von sentix Asset Management, erläutert den Ansatz des Fonds wie folgt: „Wir konzentrieren uns in diesem Fonds auf Aktien und erschließen so dem Anleger die attraktive Ertragsquelle ‚Aktie‘ bei deutlich geringeren Schwankungen.“ Damit sei der neue Fonds eine lohnenswerte Alternative zu herkömmlichen Aktieninvestments. „Um den Sentiment-Value und damit die Chancennutzung dieses Ansatzes zu maximieren, wurde der Fonds als Mischfonds konzipiert. Der Investitionsgrad kann damit sehr akzentuiert von Minus 50 Prozent bis auf 130 Prozent gesteuert werden. Zudem muss keine fest definierte Aktienquote eingehalten werden. Zusätzlich können wir sowohl von steigenden als auch von fallenden Märkten profitieren, sofern uns dies aus dem Research angezeigt wird. Das Anlageuniversum erstreckt sich von Länder- auf Branchenindizes bis hin zu Aktien-Einzeltitel. Fremdwährungsrisiken werden zusätzlich analysiert, um diese im Bedarfsfall abzusichern oder andererseits auch von deren Entwicklung zu profitieren“, fügt Hussy hinzu. Das Fondsmanagement orientiert sich an einem Behavioral-Finance-Modell, welches Hussy genau erläutert: „Der sentix-Ansatz, der sich über all unsere Fonds erstreckt, hat das Ziel, Behavioral Finance als Ertragsquelle zu nutzen. Behavioral Finance ist ein Teilgebiet der Verhaltensökonomie und konzentriert sich darauf, Erklärungen dafür zu finden, warum sich der Mensch am Finanzmarkt entgegen dem allgemeingültigen Ideal des Homo oeconomicus immer wieder irrational verhält.“ Wie Studien belegen würden, sind nur etwa 20 Prozent der Marktschwankungen durch Fundamentaldaten zu erklären, während der Rest auf das menschliche Verhalten zurückzuführen sei. Ein wichtiger Punkt liegt vor allem bei dem Timing der Käufe und der Verkäufe: „Ein Hauptaugenmerk unserer Arbeit liegt darin, möglichst frühzeitig Umkehrpunkte am Markt zu erkennen und diese in unseren Fondsmandaten gewinnbringend zu nutzen. Bekommen wir zum Beispiel ein Signal über den Sentiment-Indikator zum Dax, dass die Anleger in Bezug auf die kurzfristige Marktentwicklung extrem bearish sind, denken wir über das Kaufen nach.“ Laut Hussy wurde der Fonds vor allem für folgende Zielgruppe konzipiert: „Wie schon einst die Investmentlegende Sir John Templeton sagte, ist es unmöglich, überdurchschnittliche Renditen zu erreichen, wenn man das Gleiche tut wie alle anderen. Diese Maxime prägt auch unser Tun. Jedem Investor bietet der sentix Risk Return -A- die Möglichkeit, clever 86 GL BAL INVESTOR 03 2016 ~ NEUE FONDS ~ www.allianzglobalinvestors.de Klein, aber fein I n der Vergangenheit erzielten Nebenwerte bessere Renditen als Blue Chips. Hiervon will auch der Fonds Allianz Global Smaller Companies profitieren, der von Björn Mehrmann gelenkt wird. Zur Anlagestrategie sagt der Fondsmanager: „Unser Anlageuniversum umfasst nicht nur Small Caps im engeren Sinne, sondern auch Mid Caps. Das ermöglicht uns beispielsweise, erfolgreich wachsende Unternehmen länger halten zu können. Der Fokus des Fonds liegt auf Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung unter zehn Milliarden US-Dollar.“ Dem Börsenumsatz gebühre bei Small Caps besonderes Augenmerk. „Wir verfügen hier über langjährige Erfahrungen, einen risikokontrollierten Ansatz, und ausgezeichnete Aktienhändler. Wir betrachten den Börsenumsatz eines potenziellen Fondsinvestments unter anderem im Zusammenhang mit dem Investment Case, dem Risikoprofil sowie unserer Überzeugung“, untermauert Mehrmann. Bei der Aktienauswahl verfolgt das Management eine ganz klare Linie: „Wir investieren nach Björn Mehrmann: „Wir investieren nach einem fundamentalen Ansatz, mit dem Ziel, Informationsineffizienzen zu nutzen.“ einem rigorosen fundamentalen Ansatz, mit dem Ziel, die Informationsineffizienzen zu nutzen, die bei Smaller Companies charakteristisch sind.“ Das sehr breite Anlageuniversum mit seiner relativ geringen Research-Abdeckung durch Banken und Broker eröffne fundamentalen Investoren exzellente Möglichkeiten, um Alpha zu generieren. „Dabei verfolgen wir einen langjährig bewährten, risikokontrollierten Bottom-up-Investmentprozess und kommen durch die fundamentale Analyse der potenziellen Investment-Kandidaten zu unseren Investmententscheidungen. Wir setzen dabei auf Primär-Research und direkte Kontakte zu den Aktiengesellschaften und nutzen dafür die umfangreichen globalen Research-Ressourcen von Allianz Global Investors. Der Fonds wird von einem auf Small- und Mid Caps spezialisierten, multi-regionalen Portfoliomanagement-Team verwaltet. Gerade bei kleineren Unternehmen ist es von Vorteil, dass sowohl unsere Analysten als auch unsere Portfoliomanager vor Ort in den Regionen der Unternehmen ansässig sind, also in den USA, in Europa und in Asien. Dies ermöglicht ein tiefergehendes Verständnis für die Unternehmen und ihre regionalen Besonderheiten, und erleichtert den direkten Kontakt zu den Unternehmensvorständen.“ Bei der Auswahl der Anlageregionen ist Mehrmann sehr flexibel und breit diversifiziert: „Wir finden sowohl in Nordamerika als auch in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum eine Vielzahl hochattraktiver Investments. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf die Developed Markets.“ In all diesen Regionen verfüge Allianz Global Investors sowohl über ortsansässige Analysten als auch lokale Small/Mid- Cap-Portfoliomanager, die mit den Märkten und Unternehmen ihrer Region bestens vertraut seien. „Bezüglich der Gewichtung der Regionen orientieren wir uns eng an unserer Benchmark, die zu knapp 60 Prozent nordamerikanische Aktien und zu etwa einem Viertel europäische Titel umfasst. Den Rest bildet die asiatisch-pazifische Region.“ Für den Erfolg eines Fonds ist natürlich das Timing von entscheidender Bedeutung. Dies schließt auch die Veräußerung der Aktien mit ein ein. Hierzu sagt Mehrmann: „Grundsätzlich verkaufen wir Positionen vor allem dann, wenn sie nicht mehr attraktiv genug sind, und zwar im Vergleich zu alternativen Investment-Kandidaten. Dies liegt zum einen dann vor, wenn sich der Aktienkurs so gut entwickelt hat, dass das Kurspotenzial ausgeschöpft ist. Zum anderen kann sich natürlich der Investment-Case verschlechtert haben, durch unternehmensinterne oder auch externe Faktoren wie Nachfrage und Wettbewerb.” Jede Fondsposition werde genau beobachtet und müsse ihren Platz kontinuierlich verteidigen, um nicht durch eine bessere Alternative ersetzt zu werden. „Dabei kommt uns der Team-Ansatz sehr zugute, bei dem jede Position – insbesondere bei schlechter als erwarteter Performance – kritisch hinterfragt wird. Dies führt zu emotionslosen und konsequenten Entscheidungen. Bei uns kann sich keine Aktie ‚verstecken‘ und keine zu einem ‚Liebling‘ werden,” ergänzt Mehrmann. Die Zielgruppe des Fonds ist relativ breit. Hierzu sagt der Manager: „Der Fonds eignet sich sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Investoren, die von den attraktiven Renditechancen des globalen Small- und Mid Cap-Segments mit einem aktiven, fundamentalen Fonds profitieren wollen und über eine entsprechende Risikotoleranz sowie einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont verfügen. Der Fonds bietet sich insbesondere als strategische Ergänzung für Anleger an, die bisher hauptsächlich in Large Caps investiert haben sowie für Anleger, die schon in Small-Cap-Fonds investiert sind, aber bisher nur einzelne Regionen abbilden. In beiden Fällen besteht nicht nur die Chance auf attraktive langfristige Rendite, sondern unter Umständen auch die Möglichkeit, durch Diversifikation mit dem Allianz Global Investors Smaller Companies ihr Risiko-Rendite-Profil zu optimieren.“ (LU1449864237) www.columbiathreadneedle.de Im Seitwärtstrend Geld verdienen S eit rund zwei Jahren tendieren Europas Börsen eher im Seitwärtsmodus. Zumeist stellen sich Kursgewinne als nicht nachhaltig heraus und wurden früher oder später wieder abverkauft. Deshalb sind immer mehr Investoren daran interessiert, auch in solchen Phasen Rendite zu erzielen. Paul Doyle und Fred Jeanmaire, die den Threadneedle (Lux) Pan European Absolute Alpha managen, haben daher einen interessanten Ansatz neu auf den Markt gebracht. Grundsätzlich verfügen die Experten über folgende Erwartung: „Wir gehen davon aus, dass Europa weiterhin von Unsicherheit geprägt sein wird, zum Beispiel wegen des anstehenden Referendums in Italien und wegen der Wahlen in Frankreich und Deutschland. Als aktiver Stockpicker ist Columbia Threadneedle herausragend positioniert, um gerade auch in einem solchen Umfeld erhöhter Volatilität Mehrwert für Anleger zu erwirtschaften. Denn ein solches Umfeld eröffnet uns sowohl im Long- als auch im Short-Segment attraktive Anlagemöglichkeiten.“ Zur Strategie ihres Fonds sagen Doyle und Jeanmaire: „Der Threadneedle (Lux) Pan European Absolute Alpha verfolgt eine Long-Short-Strategie und investiert in europäische Aktien. Renditequelle ist vor allem die Einzeltitelauswahl, welche auf starken Überzeugungen und einem Bottom-up-Prozess basiert. Das damit verbundene Potenzial nutzen wir auf drei Arten: Erstens gehen wir Long-Positionen in unterbewerteten Unternehmen mit starken Fundamentaldaten ein. Diese Long-Positionen bilden gewissermaßen den Kern unseres Portfolios. Zweitens bauen wir über Swap-Geschäfte thematische Short-Engagements in überbewerteten Unternehmen auf, deren Fundamentaldaten sich abschwächen. Und drittens gehen wir Pair Trades ein, zum Beispiel von zwei Unternehmen aus derselben Branche. Damit setzen wir darauf, dass Aktienkurse nach Ausschlägen nach oben beziehungsweise unten historisch betrachtet wieder zu ihrem langfristigen Mittelwert zurückkehren. Sowohl Long- als auch Short-Positionen analysieren wir anhand des Fünf-Kräfte-Modells von Porter.“ Hierbei umfasse das Portfolio typischerweise 40 bis 80 Einzelwerte. Das Gewicht › 03 2016 GL BAL INVESTOR 87 ~ NEUE FONDS ~ der einzelnen Long-Positionen betrage in der Regel 0,5 bis vier Prozent, bei den Short-Positionen seien es 0,5 bis zwei Prozent. Das Fünf-Kräfte-Modell von Porter beschreiben die Fachleute detailliert: „Das Fünf-Kräfte-Modell nach Professor Michael Porter dient der Analyse von Wettbewerbsvorteilen und Preissetzungsmacht der Unternehmen. Auf Basis dieses Modells untersuchen wir Unternehmen auf fünf Kriterien hin. Dabei handelt es sich um ihre Rivalität zu Wettbewerbern, Eintrittsbarrieren für den entsprechenden Markt, die Austauschbarkeit der Produkte des Unternehmens, die Anbieterstärke und die Nachfragestärke, sprich die Macht der Kunden.“ Der Markt gehe davon aus, dass diese Wettbewerbsvorteile im Laufe der Zeit schwinden werden. „Wir suchen Unternehmen, die dieser Tendenz widerstehen können und daher aus unserer Sicht unterbewertet sind. Insofern ergänzt das Fünf-Kräfte-Modell von Porter unsere Strategie neben dem aktiven Stockpicking, dem unabhängigen fundamentalen Research und dem Teamansatz ausgezeichnet“, ergänzen die beiden Fondsmanager. Ähnliche Ansätze haben sich laut Doyle und Jeanmaire bereits bewährt: „Die Strategie, auf welcher der Threadneedle (Lux) Pan European Absolute Alpha beruht, hat sich im Threadneedle UK Absolute Alpha und im Threadneedle (Lux) American Absolute Alpha in den vergangenen Jahren bereits bewährt. So gehört der Threadneedle UK Absolute Alpha auf Sicht von fünf Jahren zum besten Viertel seiner Vergleichsgruppe beim Analysehaus Morningstar, gemessen an der Wertentwicklung. Der Threadneedle (Lux) American Absolute Alpha hat seine Stärke vor allem 2015 und 2014, als das Umfeld für die Vergleichsgruppe insgesamt schwierig war, gezeigt.“ Geeignet sei der Fonds laut den Experten für folgende Anlegergruppe: „Angesichts der extremen Marktbewegungen der vergangenen Monate halten Anleger vermehrt nach Möglichkeiten Ausschau, um den Einfluss der Volatilität auf ihre Portfolios zu verringern und gleichzeitig konstante risikobereinigte Renditen zu erzielen. Mit dem Threadneedle (Lux) Pan European Absolute Alpha streben wir unter allen Marktbedingungen eine langfris- Fred Jeanmaire: „Wir setzen darauf, dass Aktienkurse nach Ausschlägen wieder zu ihrem Mittelwert zurückkehren.“ 88 GL BAL INVESTOR 03 2016 ~ NEUE FONDS ~ tig positive Rendite an. Damit werden wir der Nachfrage nach Long-Short-Fonds für europäische Aktien, die Volatilität gezielt nutzen, gerecht. Unser Referenzindex ist der Drei-Monats-Euribor. Der Fonds soll die Wertentwicklung dieses Indexes über einen Marktzyklus hinweg im Schnitt um sechs bis acht Prozentpunkte pro Jahr übertreffen, wobei der Anlagehorizont bei drei bis fünf Jahren liegt. Unsere Zielvolatilität liegt in einer Bandbreite von bis zu acht Prozent.“ (LU1469428814) www.ossiam.com In Japan mit Köpfen investieren B ei den weltweiten Investoren stoßen japanische Aktien auf ein unverändert starkes Interesse. Ossiam hat hierzu einen ETF auf dem Markt gebracht, der von den Vorteilen der Tokioter Börse profitiert. Bruno Poulin, CEO und Mitgründer von Ossiam, beschreibt den Ansatz des Ossiam Japan Minimum Variance ETF: „Der Fonds bildet die Performance des Japan Minimum Variance Euro Hedged Index NR ab. Der Index ist ein Total-Return-Index, das heißt, er berücksichtigt die Nettodividenden. Dabei werden Währungsschwankungen des Yen gegenüber dem Euro abgesichert. Mit dem Fonds partizipieren Anleger an einem breit diversifizierten Portfolio der 140 liquidesten Aktien des S&P/Topix 150 Index NR.“ Die Aktien aus dem Referenzindex würden mit dem Ziel ausgewählt, die Volatilität des Portfolios gegenüber dem traditionellen, kapitalgewichteten Aktienindex zu minimieren. Als Basis dafür würden historische Volatilitäts-Rankings und Korrelationen dienen. „Mittels eines Optimierungsprozesses werden die Gewichtungen der Aktien festgelegt, die in der Vergangenheit wenig geschwankt und geringe Korrelationen zueinander aufgewiesen haben. Kein Titel darf dabei ein Portfoliogewicht von mehr als 4,5 Prozent haben, das Gewicht einzelner Sektoren ist auf 20 Prozent begrenzt. Mit dieser zugrunde liegenden Minimum-Varianz-Strategie bietet der Fonds eine effiziente Lösung, um Risiken zu minimieren, ohne notwendigerweise die Ertragserwartungen zu beschneiden“, erläutert Poulin. Bei dem ETF versucht das Management, niemals Marktentwicklung vorherzusagen. Poulin erklärt hierzu den genauen Ansatz seiner Strategie: „Unser japanischer Minimum-Varianz-ETF nutzt einen systematischen Prozess, um Aktien aus einem traditionellen, nach Marktkapitalisierung gewichteten Index auszuwählen. Das geschieht auf Basis historischer Schwankungen und Korrelationen, aber nicht auf derjenigen von Prognosen über künftige Volatilitäten oder Renditen. Als einer der Pioniere unter den Anbietern von Smart-Beta-Strategien sind wir bei Ossiam davon überzeugt, dass eine entscheidende Voraussetzung für alle unsere Strategien darin besteht, den jeweiligen Ansatz streng systematisch in jedem denkbaren Marktumfeld umzusetzen; und zwar ohne jedes Fine-Tuning durch menschliche Eingriffe. Gleichzeitig halten wir die Zahl der bestimmenden Parameter bei jeder Strategie bewusst begrenzt.“ Zusammen führe dies zu einem über Marktzyklen hinweg konsistenten und robusten Ansatz. „Wir bewegen uns schon eine ganze Weile in der Investmentbranche und haben schon häufiger festgestellt, dass das Risikobewusstsein mit wachsendem Ertragsdruck regelmäßig sinkt. Genau aus diesem Grund wollen wir gerade keine Modeprodukte anbieten, die nur unter bestimmten, gerade aktuellen Marktbedingungen attraktive Erträge versprechen – aber eben auch entsprechende Risiken bergen. Unser Ansatz ist auf Beständigkeit ausgerichtet; wie derjenige eines klassischen deutschen Produzenten, wenn Sie so wollen. Insbesondere was unsere Minimum-Varianz-Produkte betrifft, haben viele institutionelle Investoren und erfahrene Privatanleger die Vorzüge dieses Ansatzes erkannt“, untermauert Poulin. Laut dem CEO richtet sich der ETF an folgende Zielgruppe: „Dieser ETF eignet sich als Kerninvestment für langfristig orientierte Investoren – institutionell wie privat –, die eine Position in japanischen Aktien aufbauen wollen und dabei einen gewissen Schutz sowohl auf der Aktien- als auch auf der Währungsseite suchen.“ (ISIN: LU1254453902) int.lfde.com/de Multi Asset ist ein Dauerbrenner B ei den Fondsabsatzstatistiken des BVI liegen Multi-Asset-Fonds weiterhin sehr weit vorn. Von diesem Trend will auch der französische Asset-Manager La Financière de l’Echiquier profitieren, welcher den Echiquier QME auf dem Markt eingeführt hat. Fondsmanager Alexis Grutter erläutert besondere an seiner Strategie: „Der Name Echiquier QME steht für Quantitative Multi Edge. Der Fonds ist ein diversifizierter, quantitativer Multi-Asset-Fonds. Er investiert in mehr als 60 börsennotierte und liquide Terminkontrakte, die auf die vier Anlageklassen Währungen, Aktienindizes, Staatsanleihen und Zinssätze aufgeteilt sind. Der Fonds kombiniert dabei zwei sich ergänzende Strategien: Erstens verfolgt der QME zu 70 Prozent eine sogenannte Momentum-Strategie, mit denen die mittel- und langfristigen Markttrends sowohl nach oben als auch nach unten ausgenutzt werden. Zweitens investiert der Fonds zu 30 Prozent nach der sogenannten Satelliten-Strategie, die dazu beiträgt, die Performance des Fonds in Phasen von Trendwenden oder in Phasen fehlender Trends zu glätten.“ Die Grundidee des QME sei es, ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis zu ermöglichen. Das aktuelle Kapitalmarktumfeld sei sehr volatil, was Investoren täglich merken würden, wenn sie auf ihr Portfolio blicken. „Die Schwankungen sind je nach Aufstellung enorm – Alexis Grutter: „Die Grundidee des QME ist es, ein besseres RenditeRisiko-Verhältnis zu ermöglichen.“ sowohl nach unten als auch nach oben. Dank dem QME kann diese Volatilität geglättet werden. Im Endergebnis ist dadurch ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis für Anleger möglich. Gerade in den letzten Wochen, in denen es an vielen Märkten keine klaren Trends gab, konnten wir gegenüber der Peergroup durch die Beimischung unserer Satelliten-Strategie einen Mehrwert für unsere Anleger erzielen“, sagt Grutter. Den starken Einsatz von Derivaten begründet Grutter folgendermaßen: „Der Echiquier QME ist ein systematischer Fonds. Systematische Fonds oder CTA für Commodity Trading Advisor stellen eine der fünf Hauptstrategien im Universum der alternativen Investments dar. Es handelt sich um Fonds, die auf der Grundlage quantitativer Modelle in Derivate oder Terminkontrakte anlegen. Beim QMEFonds ist der erste Schritt das Research beziehungsweise die Analyse. Wir identifizieren an den Märkten mittel- oder langfristige Trends auf der Grundlage von Kauf- und Verkaufssignalen und werten diese aus. Diese Trends sind bestimmend für die sogenannte Korrelation, also die Frage: Was passiert mit meinem Portfolio, wenn sich der Markt in eine bestimmte Richtung entwickelt? Je höher die Korrelation, desto stärker entwickelt sich ein Portfolio mit dem allgemeinen Trend – nach oben oder nach unten. Genau diesen Effekt wollen wir glätten. Deswegen nutzen wir im zweiten Schritt Derivate.“ Die Volatilität möchte der Fondsmanager mit folgenden Instrumenten begrenzen: „Wir perfektionieren den Algorithmus der QME-Strategie seit mehr als zehn Jahren. Grundsätzlich gilt: Unser Research ist die beste Grundlage für Risikosteuerung, wie es bei Volatilität oder dem maximalen Drawdown nötig wird. Dazu haben wir im Research ein ausgeklügeltes System von sogenannten Ex-post- und Ex-ante- Indikatoren implementiert, um den Fonds so robust wie möglich zu machen.“ Beispiele für die sogenannten Ex-postIndikatoren seien die Analyse des historischen Betas oder die › 03 2016 GL BAL INVESTOR 89 GL BAL INVESTOR ~ NEUE FONDS ~ Das neue Magazin für Investment-Profis! Volatilität eines Indexes oder einer Aktie. „Bei den Ex-ante-Indikatoren, also den vorausblickenden Indikatoren, verwenden wir beispielsweise Stresstests, die bestimmte Extremsituationen an den Märkten simulieren“, fügt Grutter hinzu. (FR0012815876) Einhundert Prozent Investmentfonds – 4x im Jahr! www.lupusalpha.de Volatilität schafft Rendite 90 GL BAL INVESTOR 02 2016 JETZT BESTELLEN! FAX 040 – 51 444 259 GL BAL INVESTOR Tim Rademacher ist leitender Redakteur bei Global Investor mit Sitz in Frankfurt am Main. RENDITECHANCE Investitionen in sauberes Wasser ✔ Ja, ich möchte GLOBAL INVESTOR regelmäßig 4x im Jahr er zum Preis von 25 Euro frei Haus beziehen. Firma Name, Vorname* Straße* PLZ, Ort* Telefon E-Mail* AKTIEN 68 Die erfolgreichsten Marken der Welt TREND 52 Der unaufhaltsame Erfol g der Sharing Economy ✔ Ich bezahle bequem per Bankeinzug MÄRKTE 30 Wie Japan schon lange ohne Zinsen lebt Kontoinhaber* Kreditinstitut* DE IBAN* ✘ TIM RADEMACHER JANUAR – MÄRZ 2017 Die dritte Ausgabe by Datum, Unterschrift* F R A N K F U R T 50° 06‘ N , 08° 40‘ W EUR 7,00 NOTWENDIGKEIT UND Investitionen in sauberes Wass Performance.“ Laut Raviol ist die Strategie des Fonds weitgehend marktneutral: „Weder steigende noch fallende Aktien- und Rentenmärkte sind für die Erreichung der Ziele notwendig. Relevant für die Fondsrendite ist die Differenz zwischen impliziter und realisierter Volatilität.“ Sei dieser Abstand positiv, ist auch die Risikoprämie positiv, die der Fonds als Vola-Verkäufer vereinnahmen könne. Lediglich in Stressphase an den Kapitalmärkten käme es vorübergehend zu Verlusten. „Kommt es jedoch zu starken Kursverlusten an den Aktienmärkten, liegt einer der Vorteile der Vola-Strategie von Lupus Alpha in der relativ schnellen und von den Aktien unabhängigen Erholungsphase“, bestätigt Raviol. Die Vorteile der Strategie fasst Raviol zusammen: „In ‚normalen‘ Marktphasen konnte bislang eine deutlich positive Performance durch die Vereinnahmung der Risikoprämie Volatilität erzielt werden. In Krisenphasen fallen die Verluste im Vergleich zu vielen anderen Assetklassen in der Regel geringer aus. Gleichzeitig zeichnet sich der Lupus Alpha Volatility Risk- Premium sich durch deutlich schnellere Erholungsphasen aus. Dadurch kann eine Beimischung des Lupus Alpha Volatility Risk Premium zur Reduktion von Drawdowns und Renditeerhöhung in risikobehafteten Portfolios beitragen.“ Die durchschnittliche Volatilität läge seit Ende August 2015 bei 9,03 Prozent, der maximale Drawdown bei minus 4,22 Prozent. Insgesamt erzielt der Lupus Alpha Volatility Risk-Premium seit seiner Auflegung eine Sharpe Ratio von plus 0,69“, unterstreicht Raviol. (DE000A1J9DU7) // N0. 3 Alexander Raviol: „Wir nutzen eine Short-Volatilitätsstrategie, um die Risikoprämie Volatilität zu vereinnahmen.“ * Pflichtangaben GL BAL INVESTOR D ie Anleiherenditen sind am Boden. Aus Sicht der Anleger ist die Niedrigzinsphase längt keine Phase mehr, sie ist der Normalzustand. Mit Renten lässt sich kaum mehr etwas verdienen. Dieser Zustand dürfte Investoren noch lange begleiten und stellt sie vor große Herausforderungen. „In einer solchen Situation kann Volatilität als alternative Anlageklasse Abhilfe schaffen“, unterstreicht Alexander Raviol, Head of Portfoliomanagement Alternative Solutions, von Lupus Alpha. Hierzu erklärt der Experte die eigentlichen Kennzeichen von Volatilität: „Eine zentrale Funktion der Finanzmärkte ist der Transfer von Risiken. Die systematische Entschädigung für die Übernahme bestimmter Risiken nennt man Risikoprämien. Die klassischste aller Risikoprämien ist die Entschädigung für das Eingehen unternehmerischen Risikos, beispielsweise in Form eines Aktienkaufs. Der Aktieninvestor gibt dem Unternehmen Eigenkapital und beteiligt sich so an den Chancen, aber auch an den Risiken des jeweiligen Geschäftsmodells.“ Ähnlich wie der Aktienkäufer erhielte auch der Käufer von Volatilität eine Entschädigung für das Eingehen die Übernahme von unternehmerischen Risiken. „Diese Risikoprämie Volatilität ist handelbar und kann langfristig nachhaltige Renditebeiträge liefern. Ein Käufer von Volatilität möchte sich gegen das Risiko starker Wertschwankungen zum Beispiel eines Aktienindexes oder einer Aktie in einer bestimmten Anlageperiode absichern.“ Zum Ansatz des Fonds sagt Raviol: „Der Lupus Alpha Volatility Risk-Premium nutzt eine reine Short-Volatilitätsstrategie, um die Risikoprämie Volatilität zu vereinnahmen. Ziel ist es dabei, Investoren eine alternative Renditequelle zu erschließen – und das weitestgehend unabhängig von der Entwicklung der Aktienoder Rentenmärkten.“ Grundidee des Fonds sei der systematische Verkauf der künftigen Volatilität. Hierbei würden kurzlaufende börsengehandelte Aktienindex-Optionen verkauft, um die Volatilitätsrisikoprämie zu vereinnahmen. „Dabei gibt es zwei Arten von Volatilität: die zukünftige Volatilität, die der Markt erwartet (implizite Volatilität), und die tatsächlich am Markt zu eingetretene Volatilität (realisierte Volatilität). Für den Fonds gilt dabei: Der Gewinn liegt im Verkauf. Die erzielte Performance ist danach umso höher, je größer der Abstand (Spread) zwischen der verkauften (erwarteten) Volatilität und der tatsächlich realisierten Volatilität ist. Je größer dieser Abstand, desto höher die GI-3_Titel.indd 1 Der Bezug kann jederzeit und mit sofortiger Wirkung gekündigt werden. Bestellen Sie jetzt! Email:[email protected] Fax: 040-51 444 259 Post: Cash. Print GmbH, Stresemannstraße 163, 22769 Hamburg Mit GLOBAL INVESTOR die Finanzmärkte weltweit im Blick! 23.11.16 13:11 ~ WATC H L I S T ~ ~ WATC H L I S T ~ FONDS WELTWEIT Performance * Fonds Allianz Strategiefonds Balance Blackrock Global Funds - Global Equity Income Carnegie Fund Worldwide Credit Suisse (Lux) Global Value Equity Fund Deka-Dividendenstrategie Deutsche Invest I Top Dividend DJE - Dividende & Substanz DWS Top Dividende DWS Vermögensbildungsfonds Fidelity Funds - World Fund FT Interspezial Flossbach von Storch Global Quality Invesco Global Structured Equity JP Morgan Global Dividend Fund Kepler Risk Select LGT Sustainable Equity Fund Global M&G Global Dividend Fund Metzler International Growth MFS Meridian Funds - Global Equity MS Investment Funds - Global Opportunity Fund Newton Global Inc GBP Inc Nordea 1- Global Stable Equity Fund Nordea-1 Global Dividend BP Pictet - High Dividend Selection Pictet-Global Megatrend Selection Robeco BP Global Premium Equities Schroder ISF Global Dividend Maximiser Siemens DC Balanced State Street World Index Equity Fund Templeton Growth Threadneedle Global Eq Inc Retl EUR Acc Unifavorit: Aktien Union Investment Uniglobal Uni-Global - Equities World Uniinstitutional Global High Dividend Equities Valueinvest Lux Global Vanguard Global Stock Index Fund Vanguard Inv Series Plc Glb Small-Cap Index Vontobel Global Equity Hi Siemens DC Balanced ISIN Währung Volumen** DE0009797258 Euro 616.127.831 LU0545039389 USD 2.157.733.587 LU0086737722 NOK 2.047.882.966 LU0129338272 Euro 175.063.357 DE000DK2CDS0 Euro 3.286.323.515 LU0507265923 Euro 4.505.100.131 LU0159550150 Euro 1.194.847.469 DE0009848119 Euro 17.535.158.591 DE0008476524 Euro 6.670.655.576 LU1261432659 Euro 1.076.104.406 DE0008478009 Euro 199.687.154 LU0366178969 Euro 277.544.576 LU0482497954 Euro 599.982.878 LU0329202252 Euro 84.068.136 AT0000A0NUW5 Euro 95.589.466 LI0106893030 Euro 276.279.988 GB00B39R2S49 Euro 7.027.842.049 IE0003723560 Euro 40.677.447 LU0094560744 Euro 4.470.186.321 LU0552385295 USD 1.128.441.085 GB00B0MY6T00 GBP 5.554.647.731 LU0097890064 Euro 2.214.527.253 LU0772951868 USD 65.751.112 LU0503634221 Euro 1.082.442.287 LU0386882277 Euro 3.980.637.308 LU0203975437 Euro 1.859.104.513 LU0867894346 Euro 3.123.256.929 DE000A0LF5G1 Euro 882.407.615 LU1159235107 Euro 2.948.967.491 LU0114760746 Euro 6.874.344.956 GB00B1Z2NR59 Euro 2.863.712.725 DE0008477076 Euro 1.488.427.476 DE0008491051 Euro 4.704.042.480 LU0337270200 Euro 929.887.935 DE000A0RPAP8 Euro 922.144.742 LU0135991064 Euro 832.214.620 IE00B03HCZ61 Euro 7.651.589.402 IE00B3X1NT05 GBP 662.990.177 LU0333249364 Euro 1.581.207.743 DE000A0LF5G1 Euro 882.407.615 1 Jahr -0,87 -6,81 18,9 -2,91 3,82 -1,41 3,73 -1,16 0,73 -2,85 4,99 -5,41 -1,5 4,44 18,83 6,04 -4,79 0,68 4,87 32,92 5,23 2,08 -0,36 1,84 0,03 0,96 1,71 -1,93 0,73 0,37 -1,29 -0,5 -0,51 5,53 1,73 31,57 -0,24 0,96 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 8 9,48 7,34 2,09 6,1 10,27 3,88 7,57 12,15 6,99 9,88 15,37 9,36 11,77 12,27 11,13 11,38 9,78 7,96 9,91 12,18 11,8 11,91 10,23 11,13 12,04 13,31 10,87 12,15 12,03 10,94 11,67 11,71 5,88 9,12 13,68 8,38 10,67 11,01 14,79 13,87 10,99 19,34 18,42 11,72 6,39 10,87 14,44 9,32 11,88 12,55 10,43 14,3 12,26 12,54 13,07 14,63 15,1 14,78 10,57 14,69 15,53 10,48 6,46 8,98 10,71 10,31 13,34 12,02 11,5 15,22 11,84 1,05 4,19 5,93 5,16 11,39 14,28 11,28 5,54 11,78 13,88 8,09 11,94 12,39 12,37 14,53 11,32 9,77 12,57 11,27 4,56 7,39 14,97 9,27 12,04 9,71 13,8 14,73 10,11 11,3 14,09 11,29 13,51 16,13 12,45 4,04 7,43 16,61 4,19 5,93 5,16 ROHSTOFFE Fonds Aureus Fund (Ireland) Plc Barclays Capital Combats Fund Credit Suisse (Lux) Commodity Allocation Fund FIVV-MIC-Mandat-Rohstoffe Hansagold Euro-Klasse LBBW Rohstoffe 2 LS Market Access III RICI Enh. Commodity Index Fund ISIN Währung IE0031772803 Euro LU0571661007 CHF LU0499368180 Euro DE000A0NAAA1 Euro DE000A0RHG75 Euro DE000A0X97E0 Euro LU0384596192 Euro Volumen** 253.887.169 10.493.015 1.301.098.835 6.271.026 127.259.330 90.470.887 0 1 Jahr 9,03 -2,93 -4,84 -1,43 5,73 -2,08 -20,41 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 2,61 -3,51 18,47 -0,4 -2 9,94 -14,07 -12,9 18,54 -0,73 -2,32 13,13 -5,43 -8,26 20,49 -4,64 -1,83 10,99 -11,23 -3,24 23,31 * durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert) 92 GL BAL INVESTOR 03 2016 GLOBALE THEMENFONDS Performance * Fonds Allianz Global Agricultural Trends AXA Rosenberg Global Small Cap Alpha Fund Bellevue Funds (Lux)-BB Adamant Biotech Blackrock Global Funds - New Energy Blackrock Global Funds - World Energy Blackrock Global Funds - World Healthscience Carnegie Fund Medical Carnot Efficient Energy Fund Deka-Telemedien TF DJE - Agrar & Ernährung Edmond De Rothschild Fund - Global Healthcare Fidelity Funds - Global Technology Fund Fidelity Funds - Global Telecommunications Fund First State Global Listed Infrastructure Fund Franklin Biotechnology Discovery Fund Global Brands Fund Hedged Class GS Global Small Cap Core Equity Portfolio Henderson Global Technology Fund Janus Global Life Sciences Fund JP Morgan Global Natural Resources Fund Jupiter Global Financials Kepler Small Cap Aktienfonds Macquarie Global Listed Infrastructure Fund MFS Meridian Funds - Global Energy NN (L) Food & Beverages Ökoworld Ökovision Classic A Parvest Equity World Consumer Durables Pictet-Timber Pictet-Water Polar Capital Healthcare Opportunities Fund Schroder ISF Global Smaller Companies UBS (Lux) Equity Fund - Biotech UBS (Lux) Equity Fund - Global Innovators ISIN Währung LU0342688941 Euro IE0031069168 Euro LU0415392249 Euro LU0252964944 Euro LU0171301533 Euro LU0171307068 Euro LU0090908194 Euro LU0330113779 Euro DE0009771923 Euro LU0350835707 Euro LU1160356009 Euro LU1213836080 Euro LU0261951957 Euro GB00B2PDR286 Euro LU0109394709 USD LU0335216932 Euro LU0300997029 USD LU0572954062 Euro IE0002122038 Euro LU0208853274 Euro LU0262307480 Euro AT0000653670 Euro LU0433812962 Euro LU0406711613 Euro LU0119207214 USD LU0551476806 Euro LU0823412183 Euro LU0340559557 Euro LU0385405567 USD IE00B3K83P04 Euro LU0279460892 Euro LU0400035332 USD LU0130799603 Euro Volumen** 172.876.915 491.807.034 54.342.793 811.539.803 1.700.838.486 2.580.654.931 4.605.258.852 43.428.978 413.502.308 91.208.998 390.129.582 1.088.937.585 147.303.295 2.165.210.144 2.232.121.549 6.354.818.284 329.050.787 1.829.386.682 1.264.378.890 727.618.958 58.554.719 55.721.721 55.129.558 24.115.331 415.258.500 567.698.858 81.654.316 349.744.111 3.955.777.577 738.442.891 157.324.173 994.716.746 90.749.038 1 Jahr 0,38 -0,41 -24,95 6,31 0,65 -7,38 -18,11 8,05 0,59 4,23 -11,82 13,68 -4,45 8,87 -19,06 -1,31 2,99 7,02 -14,87 25,03 -3,06 6,63 2,55 1,63 4,37 0,48 -3,23 -0,65 5,6 -11,02 3,23 -19,97 2,03 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 9,32 6,79 14,41 10,38 15,64 12,35 12,77 24,54 25,04 8,25 9,83 -5,07 -2,43 15,46 20,26 14,66 19,4 3,92 8,45 15,41 12,39 16,79 12,88 0,87 8,47 12,91 13,55 18,5 13,04 6,05 10 11,01 14,34 14,37 11,71 6,86 18,89 23,76 4,7 7,76 17,56 3,84 10,62 13,01 17,25 15,72 14,36 8,7 17,16 19,15 -6,08 -10,71 27,08 7,55 13,75 15,04 15,92 15,74 11,21 9,58 10,25 10,71 -0,83 2,28 15,22 6,94 9,93 10,09 7,73 11,8 13,08 10,08 4,84 10,95 15,25 10,79 12,82 10,59 17,46 25,04 11,99 14,52 12,33 7,73 19,46 24,6 7,65 10,86 13,69 Fonds Aberdeen Global - Emerging Markets Equity Carmignac Emergents Comgest Growth Emerging Markets First State Global Emerging Markets Leaders Fund ISIN Währung LU0498181733 Euro FR0010149302 Euro IE00B65D2871 Euro GB00B2PDTP51 Euro Volumen** 5.741.159.230 1.263.049.221 4.252.321.185 3.213.053.667 1 Jahr 11,8 4,49 8,9 4,96 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 4,89 6,09 17,04 5,85 5,5 14,2 8,15 7,71 16,12 6,86 9,34 13,69 JP Morgan Emerging Markets Equity Fund M&G Global Emerging Markets Fund Morgan Stanley Emerging Markets Equity Fund Robeco Emerging Cons. High Dividend Equities Russell IC Emerging Markets Equity Fund Schroder ISF Emerging Markets Schroder ISFFrontier Markets Equity Skagen Kon-Tiki Templeton Emerging Markets Fund Vanguard Emerging Markets Stock Index Fund LU0217576759 GB00B3FFXZ60 LU0365481349 LU0582533245 IE0002549487 LU0248178492 LU0968301142 NO0010140502 LU0188151921 IE0031786142 4.002.112.426 2.004.033.202 1.781.995.904 3.355.938.813 3.724.431.368 2.240.500.422 1.134.114.437 3.959.898.575 537.485.407 7.157.415.255 14,19 11,94 11,43 3,79 11,7 11,34 6,29 6,5 14,22 9,67 EMERGING MARKETS Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro USD Euro Euro 5,72 3,27 7,1 4,65 5,49 6,57 9,58 -5,11 2,53 4,9 5,54 5,15 7,87 8,06 5,87 7,59 -0,39 2,71 5,08 16,36 18,06 13,5 16,07 15,89 15,83 16,33 * durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert) 03 2016 GL BAL INVESTOR 93 ~ WATC H L I S T ~ ~ WATC H L I S T ~ Performance * EUROPA GESAMT Fonds Allianz Europe Equity Growth AXA Wf - Framlington Europe Small Cap BGF Euro-Markets Deka-Europa Aktien Spezial Franklin European Small-Mid Cap Growth Fund JP Morgan Europe Equity Plus Fund Metzler European Smaller Companies MFS Meridian Funds - European Value Fund Nordea 1- European Value Fund Schroder ISF Emerging Europe Threadneedle Pan European Sm Companies Fund UBS (Lux) Equity - European Opp. Unconstrained Vontobel Fund - European Equity ISIN Währung LU0256839274 Euro LU0125741180 Euro LU0147386659 Euro LU0835598458 Euro LU0188151095 Euro LU0289089384 Euro IE0002921975 Euro LU0125951151 Euro LU0064319337 Euro LU0106817157 Euro GB00B0PHJS66 Euro LU0549584711 Euro LU0153585137 Euro Volumen** 6.489.297.742 593.317.237 3.033.970.809 997.654.842 576.092.620 3.572.199.863 488.703.362 5.996.416.540 1.178.379.177 462.004.418 2.706.919.551 3.089.359.925 620.626.961 1 Jahr -6,96 -2,86 -3,06 -6,44 -15,95 -6,8 -4,79 -2,24 -5,14 16,47 -5,41 -11,46 -7,72 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 7,82 12,06 12,99 10,96 15,21 12,01 6,55 13,96 13,63 7,96 0,87 11,46 13,73 6,7 14,26 12,38 10,47 14,58 14,23 9,12 13,05 10,02 5,28 9,72 11,24 -1,46 4,39 17,53 9,18 13,99 12,2 9,37 16,39 12,59 5,94 10,38 10,27 ISIN Währung LU0087656699 Euro BE0942851115 Euro IE00B6X8T619 Euro LU0012195615 NOK FR0010588343 Euro LU0261948060 Euro LU0261948904 Euro GB00B0LLB641 GBP LU0995123261 Euro GB0033547604 GBP LU0352162191 Euro LU0129602636 CHF IE00B6X8T619 Euro Volumen** 321.058.860 203.406.086 2.105.767.434 388.497.655 1.377.432.098 208.866.797 654.973.534 1.501.846.429 60.988.601 97.346.512 1.172.857.667 173.317.030 2.105.767.434 1 Jahr -20,61 3,92 -6,79 4,64 -4,38 -6,22 -9,32 13,47 -16,9 -2,11 -4,24 10,64 -6,79 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 0,08 8,65 18,56 11,38 14,76 11,41 5,91 11,78 10,85 21,24 25,13 13,07 4,71 9,74 13,81 4,54 10,91 11,99 2 10,05 14,93 8,93 11,95 8,57 -4,25 9,39 11,51 5,69 12,67 12,72 4,44 11,97 11,9 11,18 14,42 12,22 5,91 11,78 10,85 ISIN Lu0086738027 Lu0012195888 Lu0083425479 Lu0346392995 Lu0278527428 Lu0950373059 Lu0385664312 Währung SEK NOK Euro SEK Euro Euro SEK Volumen** 620.840.150 219.809.219 644.631.783 3.455.758.924 90.090.208 37.346.283 1.332.442.739 1 Jahr 4,99 -3,5 6,65 22,51 16,18 15,85 17,1 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 14,34 14,73 11,93 13,31 13,08 13,4 14,25 19,16 12,62 13,42 14,87 12,58 19,71 17,99 13,83 18,57 19,18 - ISIN LU0505664713 IE0004852103 LU0156840208 LU0146864797 LU0332315638 IE0000111876 AT0000805460 LU0070133888 LU0122613903 Währung Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Volumen** 53.218.875 864.370.037 177.873.047 161.619.112 180.739.763 61.361.621 346.263.309 138.645.500 277.355.599 1 Jahr 8,52 14,44 -1,44 24,76 14,85 10,92 4,87 0,95 9,89 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** -1,94 3,61 17,29 -4,38 -0,5 19,57 5,23 8,59 -0,76 0,3 26,57 -4,83 -1,22 18,95 -3,93 -1,76 18,3 -7,65 -1,78 19 -1,7 3 15,49 -3,27 -0,65 16,52 EUROPA LÄNDERFONDS Fonds AXA WF Framlington Italy Candriam Equities B Belgium Comgest Growth Europe Danske Invest Denmark Focus Edmond de Rothschild Tricolore Rendemen Fidelity Funds - France Fund Fidelity Funds - Iberia Fund JOHCM UK Opportunities Fund Schroder ISF UK Opportunities Threadneedle UK Mid 250 UBAM - Swiss Equity Vontobel Fund - Swiss Mid and Small Cap Equity Comgest Growth Europe NORDEUROPA Fonds Carnegie Nordic Markets Fund Danske Invest Nordic DNB Fund - Scandinavia Fidelity Funds - Nordic Fund Nordea 1- Nordic Equity Small Cap Fund Parvest Equity Nordic Small Cap SEB Nordic Small Cap OSTEUROPA Fonds Aberdeen Global - Eastern European Equity Baring Eastern Europe Fund Danske Invest Eastern Europe Convergence DWS Russia East Capital (Lux) Eastern European Fund Metzler Eastern Europe Raiffeisen-Osteuropa-Aktien SEB Eastern Europe Ex Russia Fund Templeton Eastern Europe Fund * durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert) 94 GL BAL INVESTOR 03 2016 DEUTSCHLAND Performance * Fonds ACATIS Aktien Deutschland ELM Akrobat Fund - Europa AL Trust Aktien Deutschland Allianz Adifonds Allianz German Equity Allianz Nebenwerte Deutschland Allianz Thesaurus Allianz Vermögensbildung Deutschland AXA Deutschland Baring German Growth Trust Concentra A DB Platinum IV Platow Deka-Deutschland Nebenwerte Dekafonds Dekalux-Deutschland TF Deutschland-Invest DWS Aktien Strategie Deutschland DWS Deutschland DWS German Small/Mid Cap DWS Investa Fidelity Funds - Germany Fund FPM Funds Stockpicker Germany Small/Mid Cap FT Frankfurt-Effekten-Fonds GS&P Fonds Deutschland Aktiv JB EF German Value JP Morgan Germany Equity Fund LBBW Aktien Deutschland Lupus Alpha Smaller German Champions Mainfirst Germany Fund MEAG Proinvest Metzler Aktien Deutschland Monega Germany Pioneer Investments German Equity SEB Aktienfonds UBS (D) Aktienfonds - Special I Deutschland Unideutschland XS Unifonds ISIN LU0158903558 LU0138526776 DE0008471608 DE0008471038 LU0840617350 DE0008481763 DE0008475013 DE0008475062 DE0008471368 GB0008192063 DE0008475005 LU1239760025 LU0923076540 DE0008474503 LU0062624902 DE0008479288 DE0009769869 DE0008490962 DE0005152409 DE0008474008 LU0261948227 LU0207947044 DE0008478058 LU0068841302 LU0048167497 LU0143832128 DE0008484650 LU0129233093 LU0390221256 DE0009754119 DE0009752238 DE0005321038 DE0009752303 DE0008473471 DE0008488206 DE0009750497 DE0009750208 Währung Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Volumen** 176.333.224 215.738.044 167.800.952 209.214.726 393.082.207 667.916.009 158.111.017 679.948.387 21.800.636 473.306.498 2.038.797.734 115.668.374 69.924.609 4.187.065.525 536.680.874 57.852.613 2.815.212.031 5.564.733.746 176.923.014 3.440.138.933 937.902.934 53.721.416 1.917.763.339 31.548.427 87.910.792 184.498.125 91.103.413 556.943.432 211.978.156 127.684.023 133.830.158 125.998.522 129.563.772 736.195.180 121.021.228 647.263.675 431.707.298 1 Jahr -2,81 5,97 -2,31 -4,21 -4,24 -3,92 -4,2 -1,47 -2,52 -1,89 -3,58 0 2,79 -4,15 -5,75 0,28 -3,29 1,6 -2,8 -4,08 -7 4,78 -3,33 -7,39 -5,89 -2,18 -4,78 1,98 3,55 -1,99 -6,74 -2,04 -4,43 -2,5 -4,72 -4,14 -4,27 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 8,62 14,69 13,26 2,78 10,47 10,36 5 9,19 16,58 7,26 11,62 15,4 7,58 13,28 15,61 6,79 14,94 14,81 7,06 12,59 15,57 5,9 11,82 16,33 6,71 11,6 15,75 7,27 13,45 14,89 7,71 13,17 15,75 12,74 18,48 13,71 11,68 4,95 10,38 16,33 3,76 9,32 16,47 6,35 12,82 15,61 11,89 17,65 16,58 8,34 15,52 17,43 10,5 18,45 14,9 7,18 14,06 17,43 6,39 13,42 14,57 7,78 14,82 13,85 2,97 8,67 16,51 4,1 9,51 12,01 5,96 11,83 14,44 7,16 13,52 14,83 4,01 9,67 15,24 13,42 18,42 12,96 19,8 20,27 15,07 6,57 12,99 17,7 3,76 10,81 14,84 4,79 10,06 16,68 4,07 10,39 15,58 5,24 11,95 15,79 4,27 10,94 15,41 14,76 16,96 14,45 3,79 9,48 15,69 ISIN Währung Volumen** De000a0x7541 Euro 1.255.657.898 Lu0352312184 Euro 2.461.396.171 De0009789453 Euro 1.253.038.819 Fr0010135103 Euro 23.800.075.411 Lu0323578657 Euro 10.362.926.367 Lu0323578145 Euro 1.211.433.555 LU0243957239 Euro 6.792.062.525 Lu0247992398 Euro 6.557.524.291 Gb00b1vmcy93 Euro 17.829.375.287 Lu0227384020 Euro 19.464.488.499 1 Jahr -0,81 0,92 -1,92 2,7 2,31 3,68 2,36 -4 5,73 3,9 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 4,39 7,35 5,68 7,11 9,84 6,96 8,28 11,05 12,37 4,29 4,83 6,91 8,51 9,99 8,79 7,58 7,11 6,85 5 9,72 7,86 7,32 6,44 10,83 3,08 5,63 4,43 5,74 6,49 4,15 MULTI ASSET Fonds Acatis Gané Value Event Fonds Allianz Strategy 50 AXA Chance Invest Carmignac Patrimoine Flossbach von Storch Sicav -Multiple Opportunities Flossbach von Storch -Multi Asset - Balanced Invesco Pan European Hi Inc A Acc JP Morgan Global Macro Opportunities Fund M&G Optimal Income Fund Nordea 1 – Stable Return Fund * durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert) 03 2016 GL BAL INVESTOR 95 ~ WATC H L I S T ~ ~ WATC H L I S T ~ NORDAMERIKA Performance * Fonds BGF Global Allocation Fund BGF US Small & Midcap Opportunities Fund Dimensional Funds - US Small Companies Fund Edgewood US Select Growth First Eagle Amundi International Fund Franklin Global Fundamental Strategies Fund Franklin Income Fund GS US Focused Growth Equity Portfolio Invesco Balanced-Risk Allocation Fund Janus Balanced Fund JP Morgan Funds US Smaller Companies Fund Kathrein US Equity Legg Mason Clearbridge US Agressive Growth Fund Legg Mason Royce US Small Cap Opportunity Fund M&G Optimal Income Fund MFS Meridian Funds Global Total Return Fund Parvest Equity USA Mid Cap Parvest Equity USA Small Cap Pioneer Funds - US Mid Cap Value Robeco US Premium Equities Schroder US Small & Mid-Cap Equity T. Rowe Price Funds Sicav - Us Sm Comp. Eq. Templeton Global Income Fund UBS (Lux) Key Selection Sicav - Glb Allocation UBS Strategy Balanced ISIN Währung Volumen** LU0171283459 Euro 16.897.237.401 LU0171298648 Euro 316.038.993 IE0032768974 Euro 134.088.739 LU0138007074 Euro 2.130.533.981 LU0565135745 USD 7.787.990.512 LU0316494805 Euro 1.639.599.724 LU1129995152 Euro 2.097.789.429 LU0133264951 Euro 29.313.249 LU0432616737 Euro 2.452.955.735 IE0009514989 Euro 526.766.776 LU0210528922 USD 529.146.807 AT0000779673 Euro 53.091.719 IE00B19ZB219 USD 248.288.958 IE00B19Z4C24 Euro 513.122.630 GB00B1VMCY93 Euro 17.829.375.287 LU0219418836 Euro 2.579.573.087 LU0212196652 Euro 469.759.006 LU0823410724 Euro 587.106.034 LU0133607589 Euro 385.190.648 LU0674140123 USD 1.760.614.607 LU0248178732 Euro 1.292.212.423 LU0918140210 Euro 774.953.034 LU0211332563 Euro 1.126.845.446 LU0423408631 USD 857.563.005 LU0049785792 USD 1.046.721.691 1 Jahr 1,37 -0,92 4,29 -0,08 5,28 0,09 2,19 -5,31 7,06 -3,03 7,29 -0,56 0,84 6,2 5,73 3,81 3,32 6,42 2,05 3,42 8,46 4,71 -2,3 -2,99 1,94 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 8,91 8,98 12,83 14,93 11,99 17,59 13,52 10,3 13,84 17,43 2,62 4,77 6,42 9,71 10,41 11,39 14,43 13,19 2,72 4,23 6,1 0,99 5,28 6,46 6,64 12,71 11,98 16,56 17,64 12,9 5,65 10,42 9,74 7,3 14,81 16,07 3,08 5,63 4,43 9,63 10,36 7,84 1,71 9,65 19,96 13,63 17,55 14,52 11,9 14,35 11,74 8,79 14,14 12,06 16,39 17,75 11,17 13,6 18,51 12,53 6,08 9,24 10,57 1,52 5,32 8,16 2,93 4,86 5,8 ISIN LU0396314667 LU0171289498 LU0196696453 LU0831102792 LU0073231317 LU0248181363 GB00B64TSG63 DK0060647873 LU0592650328 GB00B0WJ2D10 LATEINAMERIKA Fonds Aberdeen Global - Latin American Equity Fund BGF Latin American Fund HSBC Global Investment Funds - Brazil Equity JP Morgan Latin America Equity Fund Morgan Stanley Latin American Equity Fund Schroder Int. Selection Fund Latin American Stewart Investors Latin America Fund Sydinvest Latin America Equities Templeton Latin America Fund Threadneedle Latin American Retail Währung Euro Euro GBP Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Volumen** 447.519.262 1.296.078.009 375.162.976 871.090.220 379.906.484 216.459.087 204.923.893 9.087.375 1.021.646.370 1.122.601.571 1 Jahr 37,35 30,12 108,3 29,27 30,77 26,77 32,7 16,27 29,47 26,69 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** -1,01 0,83 24,69 0,99 -1,36 -2,59 -4,75 -0,12 -0,59 -0,96 -2,53 -2,29 22,55 6,13 6,96 19,28 0,71 0,94 19,54 -2,14 -2,49 20,98 -3,16 -2,78 23,4 ISIN Währung LU0569692097 Euro LU0433847240 Euro LU0329759921 Euro LU0209404259 Euro LU0352132285 Euro LU0355584979 Euro LU0401356422 Euro IE00B3NMJY03 Euro NL0006238131 Euro Volumen** 59.333.605 59.326.605 80.839.102 37.244.352 78.420.308 187.625.569 94.422.704 24.346.407 39.694.935 1 Jahr -9,94 -2,26 3,43 -3,64 -14,57 -6,6 -4,77 0,96 -5,42 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** -0,5 5,3 14,94 -4,13 -3,23 17,28 -4,68 3,22 26,16 4,16 8,84 15,7 -3,17 3,6 16,46 2,37 6,35 17,28 19,21 20,33 16,37 -4,06 3,92 16,91 AFRIKA, NAHER UND MITTLERER OSTEN Fonds Amundi Funds Equity MENA BB African Opportunity Deutsche Invest I Africa DWS Türkei Franklin MENA Fund JP Morgan Africa Equity Fund JP Morgan Emerging Middle East Equity Fund Magna MENA Fund Robeco Afrika Fonds * durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert) 96 GL BAL INVESTOR 03 2016 CHINA Performance * Fonds Allianz China Equity GAM Star China Equity Invesco Greater China Equity Fund JP Morgan Greater China Schroder ISF Greater China UBS Equity China Opportunity ISIN Währung LU0348827899 Euro IE00B1W3WK72 Euro LU0482497798 Euro LU0522352946 Euro LU0365775922 Euro LU0067412154 USD Volumen** 424.550.419 932.389.268 859.162.195 499.587.081 617.529.997 1.648.786.135 1 Jahr 1,04 -4,87 6,08 3,04 12,63 9,05 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 10,75 9,4 19,62 8,03 10,91 22,38 2,91 7,44 21,69 9,57 10,92 17,13 14,61 12,26 17,25 9,36 12,25 19,74 ISIN LU0476876759 LU0255399742 IE00B1GCTJ86 LU0217390730 LU0289132655 IE00B5648R31 LU0255979402 LU0236737465 Währung Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Volumen** 2.863.076.269 1.063.662.293 417.104.195 2.250.812.525 2.122.190.853 3.135.311.126 1.581.721.446 2.565.780.027 1 Jahr -4,63 -6,7 -13,19 9,75 4,91 -15,11 5,98 -10,51 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 8,51 14,86 26,8 4,63 14,06 28,53 6,87 18,04 30,5 13,79 16,01 19,23 12,41 12,96 19,45 5,26 11,02 34,37 12,33 14,33 20,65 4,02 12,11 28,23 ISIN Währung LU0498184596 Euro IE00B56BR119 Euro LU0197230542 Euro LU0231205187 Euro LU0333810181 USD LU0266115632 USD IE00B0JY6M65 USD GB00B2PF5X11 Euro Volumen** 3.390.711.323 154.798.512 1.461.699.737 2.915.248.944 1.831.800.326 366.304.388 1.035.110.000 362.902.273 1 Jahr 5,82 10,65 6,89 11,24 8 12,38 7,1 6,36 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 19,5 29,91 13,25 23,38 21,19 11,28 22,24 24,87 12,62 22,4 19,34 11,95 23,23 27,07 14,7 21,94 10,08 21,94 26,19 17,92 18,48 ISIN LU0011963328 LU0368678339 LU0044681806 Währung AUD Euro AUD Volumen** 69.011.595 1.986.170.573 279.905.584 1 Jahr 2,5 10,78 -0,99 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 3,97 7,09 17,01 13,16 15,63 14,93 -1,16 6,97 18,8 ISIN LU0348798009 LI0028571698 LU0075458603 LU0048587868 IE0003842543 LU0441852612 LU0823429823 Währung Euro CHF USD USD USD Euro Euro Volumen** 151.207.622 999.784 146.770.755 71.859.107 126.795.501 535.795.465 64.711.506 1 Jahr 8,78 12,11 13,82 6,74 -22,14 12,73 23,08 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 6,72 16,11 14,24 7,77 12,09 17,08 5,36 7,98 12,48 -8,37 -1,12 13,95 2,28 0,27 15,83 5,98 9,62 14,28 8,9 3,49 15,15 ISIN LU0302296495 LU0547714526 LU0083425479 LU0302237721 LU1303786500 Währung Euro Euro Euro Euro NOK Volumen** 346.001.000 223.000.000 66.980.000 48200000 1.167.950.000 1 Jahr 12,9 8,5 1,2 9,76 5.20 3 Jahre 5 Jahre Vol.*** 20,5 19,7 15,9 3,8 2,4 7,3 8,9 11,4 14,3 23,80 11,34 22,0 - JAPAN Fonds Aberdeen Global - Japanese Equity Fund BGF Japan Small & Mid Cap Opportunities Fund CC Japan Alpha Fund Japan Equity Fund JB EF Japan MAN GLG Japan Core Alpha Equity Pictet-Japanese Equity Opportunities Schroder Japanese Equity INDIEN Fonds Aberdeen Global - Indian Equity Fund Comgest Growth India Fidelity Funds - India Focus Fund Franklin India Fund Goldman Sachs India Equity Portfolio Morgan Stanley Indian Equity Fund Pinebridge India Equity Fund Stewart Investors Indian Subcontinent Fund PAZIFIK Fonds Aberdeen Global - Australasian Equity Fund FF - Pacific Fund UBS Equity Australia FERNER OSTEN Fonds Allianz Thailand Equity AMCFM Vietnam Equity Fund Fidelity Funds - Taiwan Fund Fidelity Funds - Malaysia Fund Invesco Korean Equity Fund JP Morgan Asean Equity Fund Parvest Equity Indonesia DNB Fonds DNB Fund – Technology DNB Fund – TMT Abs. Return DNB Fund – Scandinavia DNB Fund – India DNB SICAV High Yield * durchschnittliche Rendite pro Jahr (in Prozent), ** in Fondswährung, *** annualisierte Standardabweichung (5-Jahreswert) 03 2016 GL BAL INVESTOR 97 ~ ZU GUTER LETZT ~ Im nächsten Heft INDIEN INTERNET OF THINGS No. 4 – 2. März 2017 Das bald bevölkerungsreichste Land Die Vernetzung intelligenter Geräte der Erde macht sich durch strikte erinnert an Science-Fiction-Szenarien. Ein Leistungsspektrum. Das erfolgreich macht. DSL Bank. Ihr Partner für ausgezeichnete Finanzierungslösungen. Reformen für Investoren attraktiv. MULTI-ASSET-FONDS ENERGIE Eine breite Streuung der Anlage Die Welt lechzt nach Energie – ein verbindet Rendite mit Sicherheit. In der aktuellen Niedrigzins-Phase bieten Immobilienfinanzierungen und Privatkredite überdurchschnittliche Umsatzmöglichkeiten. Besonders, wenn sie so ausgezeichnet sind wie die der DSL Bank. Und das ist nicht der einzige Grund, unser Partner zu werden. Ihre Vorteile: aussichtsreiches Feld für Fonds. HOHE ZINSEN High-Yield-Bonds gehören in Wie Fonds die Chancen der kundige Hände, denn der hohe neuen globalen Metropolen nutzen. Ertrag ist mit Risiken verbunden. GLOBAL INVESTOR IMPRESSUM Herausgeber/Chefredakteur: Josef Depenbrock, Redaktion/Themenmanagement: Katharina Lamster, Autor: Tim Rademacher/Frankfurt am Main, Layout und Produktion: www.layoutraum.de, Infografik: www.AxelKock.de, Lektorat: Dr. Gabriele Raudszus, Werbe- und Vertriebsleitung: Carsten Moritzen, Anzeigenleitung: Helge Schaubode, Tel.: +49 (0)40/51444-262, Gerhard Langstein, Tel.: +49 (0)40/51444-195. Geschäftsführung: Ulrich Faust. Anschrift: Cash.Print GmbH, Redaktion Global Investor, Stresemannstraße 163, 22769 Hamburg, Tel.: +49 (0)40/51444-0, E-Mail: [email protected]. Ein Magazin der Cash.Medien AG. Vorstand: Ulrich Faust. Abo- und Leserservice: Tel.: +49 (0)40/51444-251, E-Mail: [email protected]. 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