Erfahrungsbericht: Edinburgh

Erfahrungsbericht: Edinburgh
2005/2006
Melanie Becker
Kontakt: [email protected]
I. Vorbereitung: Die Vorbereitungen verliefen relativ problemlos. Die Unterlagen bekommt man
von der Universität zugeschickt, muss diese ausfüllen und zurücksenden und man bekommt
jeden Schritt zur Genüge erklärt und kann kaum etwas übersehen oder vergessen. Man sollte
alle Unterlagen sorgfältig aufbewahren und mit nach Edinburgh nehmen, denn einige dieser
Formulare muss man dort bei der Einschreibung nochmals vorzeigen. Das einzige Problem,
dass sich bei mir ergab war die Wahl der Kurse. Mit den Unterlagen bekommt ein Formular
zugeschickt in dem man angegeben soll, welche Kurse man belegen möchte. Die
angebotenen Kurse lassen sich nur im Internet finden und es sind leider auch nur die
Vorjahreskurse. Man ist nach
Zurücksenden dieses Formulars auch für keinen der Kurse eingeschrieben, dies muss vor Ort
noch mal mit dem DoS (Director of Studies) abgesprochen werden. Er ist auch der einzige, der
einen überhaupt für Kurse anmelden kann. Es kann dann, wie es bei mir der Fall war,
vorkommen, dass einige der vorher ausgewählten Kurse nicht stattfinden, da es ja im Grunde
nur die Kurse des Vorjahres waren, die im Internet erschienen sind. Der DoS ist aber
grundsätzlich sehr bemüht einem zu helfen noch andere passende Kurse zu finden. Wenn
man gerne Kurse in seinen Nebenfächern machen möchte kann einem der DoS jedoch auch
nicht viel weiterhelfen, da dieser meistens nur für das Hauptfach zuständig ist. Man kann in
Edinburgh sogut wie jeden Kurs belegen, solange man sich einen first-year course aussucht.
Für die weiteren Kurse sind entsprechende Kenntnisse notwendig und meiner Erfahrung nach
werden die Nebenfächer nicht genauso anerkannt wie die Hauptfächer, so konnte ich zum
Beispiel keine third-year Kurse in meinen beiden Nebenfächern machen.
II. Universität/Kurse/Prüfungen: Besonders auffallend war für mich, dass die Studenten in
Edinburgh pro Semester nur drei Kurse belegen, was etwa 6 Semesterwochenstunden
entspricht und man daher verhältnismäßig viel freie Zeit hat. Meine Kurse in Ethnologie waren
Dealing with strangers, Contemporary Hunter-Gatherers, Ritual and Religion und Refugees.
Ich war im Grunde mit allen Kurse sehr zufrieden, jedoch waren sie ziemlich anders aufgebaut
als in Heidelberg. Zunächst einmal gibt es viel weniger Kurse in einem Fach zur Auswahl, man
kann allerdings auch in anderen Fachrichtungen die first-year Kurse besuchen, wenn einem
die Anerkennung nicht so wichtig ist. Meine Kurse bestanden alle aus 2 SWS, wobei die erste
Stunde jeweils eine Art Vorlesung von Seiten des Dozenten war und man in der zweiten
Stunde entweder Referate halten musste oder es Diskussionsgruppen gab. Zwischen den
zwei Stunden gab es jedes Mal eine Pause, die die Mehrzahl der Studenten dazu genutzt hat,
sich zu verdrücken, da die von den Dozenten vorgeschriebenen Diskussionsgruppen sich
irgendwie leider nie als ergiebig bewiesen haben. Die Referate waren viel anspruchsloser als
ich es gewohnt war.
Als Prüfungsleistungen gelten pro Kurs entweder zwei Essays (ein kurzer und ein langer) oder
ein Essay und eine Klausur. Es hat mich doch ein wenig überrascht wie viel man statt der nur
6 SWS für die einzelnen Kurse zu tun hatte! Das Akademische Jahr wird in Edinburgh in zwei
Semester unterteilt, wobei das erste von September bis Dezember geht, man Anfang
Dezember vorlesungsfrei hat und dann noch mal etwa 2 Wochen Zeit hat bis man die Essays
abgegeben muss. Im zweiten Semester sind die Vorlesungen bis Mitte März und dann beginnt
die eigentliche
exam period, in der alle Klausuren stattfinden und man Essays abgeben muss. Bei mir war
das alles Ende April fertig, wobei es auch Kurse gibt in denen die Klausuren im Mai stattfinden.
III.Wohnen: Man hat die Wahl zwischen einer Unterkunft im Studentenwohnheim oder sich
privat etwas zu suchen. Obwohl es scheinbar für einige leicht war etwas Privates zu finden,
hat es bei mir leider nicht geklappt. Das Bewerben um ein Wohnheimzimmer geht allerdings
recht einfach, man bekommt die Unterlagen auch von der Universität zugeschickt und kann
sich nun noch mal zwischen self catering flats - und catered flats unterscheiden. Bei letzterem
ist Verpflegung mitinbegriffen, daher sehr teuer und man ist an bestimmte Essenszeiten
gebunden. Zudem ist Pollock Halls auch recht außerhalb. Ein Nachteil allgemein an den
Wohnungen, sie sind verdammt teuer!! Man kann bei der Beerbung drei Wunschwohnheime
angeben und auch andere Wünsche, zum Beispiel mit wem man zusammen wohnen möchte.
Dies wird soweit es geht berücksichtigt, heißt es zumindest, allerdings kenne ich niemanden
bei dem es so war. Man kann sein Wohnheimzimmer auch noch mal wechseln, muss
allerdings dafür eine Gebühr von 50 Pfund zahlen. Der Accomodation Manager und die
Assistants helfen einem immer bei allen möglichen Problemen, sind wirklich sehr sehr nett und
hilfsbereit. Die Wohnheime an sich sind leider auch sehr laut, da oft im Zentrum (Cowgate,
Royal Mile) gelegen, nahe den Pubs und zumal die Schottischen Studenten ja mit 17 anfangen
zu studieren und daher ihre Freizeit mit Party machen verbringen. Man kommt sich auch zum
Teil schon sehr alt vor! Wichtig wären vielleicht auch noch die Regeln der Wohnheime zu
nennen, es gibt Putzfrauen die zweimal die Woche kommen und normalerweise putzen
sollten, oft aber auch aufräumen und zwar so wie es ihnen passt. Der Accomodation Manager
kommt alle paar Wochen um sich die Wohnung, auch die einzelnen Zimmer anzuschauen und
auch um einem mitzuteilen, wo geputzt oder aufgeräumt werden soll. Auch die Flat Assistants
kommen so ca. alle 2 Monate vorbei um sich anzuschauen ob alles okay ist. Dazu kommen
noch die Feueralarme, davon kann es mehrere pro Woche geben und zwar immer dann wenn
jemand einen Toast anbrennen lässt. Das kann auch zu jeder Tages- und Nachtzeit sein und
alle müssen das Haus verlassen. Um im Wohnheim zu wohnen, zumindest in dem,in dem ich
gewohnt habe, sollte man doch sehr wenig Schlaf benötigen und recht nachtaktiv sein, denn
das sind die anderen auch alle. Ich würde also denen die die Möglichkeit haben raten sich
etwas privat zu suchen, wobei wirklich die Bewerbung fürs Wohnheim sehr sehr viel einfacher
ist, zudem alle Nebenkosten mitinbegriffen sind und auch noch Resnet, d.h. Telefonanschluss
und Internet!
IV. Edinburgh: Die Stadt ist auf jeden Fall sehr sehr schön! Calton Hill und Sir Arthur’s Seat
machen meiner Meinung nach den Charme der Stadt aus und auch die umliegenden Städte
und vor allem die Highlands sind leicht mit Bahn und Bus zu erreichen sind. Das ISC
(International Students Centre) organisiert jeden Samstag für 6 Pfund Ausflüge ins Umland,
allerdings sollte man doch früh genug erscheinen, um ein Ticket zu ergattern, denn die sind
heißbegehrt und oft muss man Schlange stehen. Nebenbei werden auch noch Mottopartys
und ähnliches organisiert. Leider finden im zweiten Semester wieder die gleichen Ausflüge
statt. Dienstags gibt es dann immer noch den Pubtreff für alle Internationalen Studenten im
Bannermann’s. Ansonsten kann ich noch die Societies empfehlen, für einige muss man
zahlen, doch es gibt auch viele Möglichkeiten so teil zu nehmen.