Erasmus Erfahrungsbericht: Århus Nora Zimmermann Herbstsemester 2007 I) Vorbereitung: Formalitäten: Die vor dem Aufenthalt zu erledigenden Erasmusformalitäten für die Universität Aarhus zu meistern war kein Problem. Das Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester war schon im April online und man konnte bequem seine Kurse auswählen. Im auf der Internet Plattform „selfservice“ kann man seinen Studentenstatus überprüfen und auch seine zukünftige Adresse einsehen. Nach der Immatrikulation muss man von dort seine Immatrikulationsbestätigung ausdrucken. Außerdem kann man dort überprüfen, ob man für die richtigen Prüfungen eingetragen ist und seine Ergebnisse einsehen. Wohnen: Bei der Anmeldung konnte man zudem angeben, dass das „International Office“ eine Wohnung, bzw. ein Zimmer für einen sucht. Wenn man dies früh genug mitteilte, wurde einem eine Unterkunft garantiert. Bei den Angaben zur Unterkunft konnte man allerdings Prioritäten zur Art des Wohnens angeben. Dies verursachte später viele Unannehmlichkeiten und Komplikationen, da die angegebenen Wünsche (wie zum Beispiel: Ich möchte mein Bad nicht mit 4 Leuten teilen…) gänzlich missachtet wurden. Als wir Erasmusstudenten in Aarhus ankamen, mussten wir teilweise böse Überraschungen in Kauf nehmen. In Aarhus ist es durchaus nicht üblich ausländischen Studenten die guten Zimmer zu überlassen… Nach der Ankunft in Aarhus auf eigene Faust ein Zimmer zu suchen, wird einem sehr schwer gemacht. Zwar kann man sein eigenes Zimmer je nach Mietbedingungen einfach kündigen, man kann sich jedoch nicht noch einmal über die zentrale Wohnverwaltung der Uni, das „Kollegietkontoret“ bewerben. Ich selber musste in einem überteuerten Wohnheim (Skjoldhoej Kollegiet) wohnen von dem ich genau 1Std. und 10 min bis zur Bushaltestelle vor meinem Institut in Moesgaard brauchte. Sprache: In Deutschland konnte man sich sehr schlecht auf das Dänische vorbereiten. In Heidelberg (sowie in den umliegenden Städten, damit meine ich Mannheim usw.) werden keine Dänisch-Sprachkurse angeboten. Auch die Bibliothek des Zentrale Sprachlabors bot absolut kein Lehrmaterial für Dänisch an. Die einzige und auch sehr schöne Möglichkeit in Heidelberg Dänisch zu lernen, ist über die Suche nach einem Sprachpartner. In Heidelberg sind immer Dänische Erasmusstudenten und meistens auch welche aus Aarhus. Ich selber hatte das Glück einen Erasmusstudenten, der an meinem Institut studierte als Sprachpartner gewinnen zu können. Das Dänische hat es allerdings in sich und auch hier gilt: Ohne Fleiß kein Preis. Diese Devise traf leider voll und ganz auf mich zu. Achtung: Die Hilfen des Erasmusprogramms zur Orientierung und die darin enthaltene Checkliste vor dem Auslandsstudium erreichen einen meistens erst nach Beginn des Aufenthalts (unter anderem auf Grund der verschobenen Semesterzeiten). Ich 1 möchte hier nachfolgende Studenten darauf hinweisen, dass Dänemark eine starke finanzielle Zusatzbelastung gegenüber Deutschland darstellt und der Erasmuszuschuss keinesfalls ausreicht um die Mehrkosten zu decken. Vor allem die Grundnahrungsmittel sind in Dänemark teuer. Außerdem wird von den Studenten erwartet, dass sie sich zusätzlich zu Readern und Kopien zwei bis drei Bücher im Gesamtwert von bis zu 100 Euro pro Kurs anschaffen. Man kann sich natürlich davor drücken die Bücher zu kaufen. Es ist jedoch schwieriger als in Heidelberg, da es keine Semesterapparate (Präsenzgarantie!) gibt. Bevor man nach Aarhus kommt, wird einem ein Mentor bzw. eine Mentorin zugeteilt. Diese kümmert sich darum einen vom Bahnhof abzuholen und hilft einem dabei seine Schlüssel zu bekommen. II) Der Aufenthalt Denmark Today: Der Semesterstart in Aarhus war besonders schön. Er begann mit „Denmark Today“. Da in Dänemark nicht davon ausgegangen wird, dass die ausländischen Studierenden die Landessprache beherrschen, wird ein Vorsemester Dänisch Sprach- und Kulturkurs angeboten, der „Denmark Today-Kurs“. Leider begann der Kurs bereits am 1. August und die Vorlesungszeit in Heidelberg endete erst am 28.7. Dies bedeutete: Keine Ferien. Die Zeit des Denmark Today-Kurses zählt aber mit zu meinen besten Erfahrungen in Aarhus. Die meisten meiner Erasmusfreunde habe ich während dieser Zeit kennen gelernt. Alle waren noch entspannt, neugierig und unbeschwert. Es galt gemeinsam die Stadt zu entdecken und Hürden wie die Anmeldung beim Civil Registration Office zu meistern. Nicht zu vergessen das erste Beschnupper bei den legendären Erasmuspartys ☺. Zur Sprache: Sprachliche brachte der Denmark Today-Kurs leider wirklich nur rudimentäre Kenntnisse. Im Dänischen gilt leider nicht „von Null auf Hundert“. Als Deutscher tut man es sich zwar leichter als als Spanier (besonders mit dem Lesen), Dänisch zählt jedoch von der Aussprache her zu den schwersten Sprachen der Welt. Ich habe nach dem Vorsemesterkurs jedoch noch nicht aufgegeben, sondern am Sprogcenter im Zentrum vom Aarhus einen semesterbegleitenden Kurs besucht. In diesem Kurs hatte ich allerdings Probleme mit dem Niveau. Es wurden zwar verschiedene Niveaus angeboten, doch für mich war nicht das richtige dabei. Am Sprogcenter liegt auch das Augenmerk darauf bestimmte Prüfungen zu bestehen und nicht die Sprache gründlich zu lernen. Das Studium: Man braucht an der AU natürlich kein Dänisch zu können um zu studieren, da genügend Kurse auf Englisch angeboten werden. Die Auswahl ist dann jedoch natürlich eingeschränkt. Ich habe die Kommunikation mit den Sekretariaten als sehr anstrengend empfunden. Man muss sich für die Kurse bei der Erasmuskoordinatorin anmelden, seine Studentenkarte für das jeweilige Institut und die jeweilige Bibliothek aktivieren lassen und nähere Informationen beim Institutssekretariat erfragen. Meine Erasmuskoordinatorin war leider ein wenig schwer anzutreffen, da sie ein Sekretariat auf dem Hauptkampus (Ringgade) und eines am Institut für Archäologie, Ethnologie und Linguistik in Moesgaard hat und zwischen diesen hin und her pendelt. Für die Examen (=Hausarbeiten) muss man sich auch in den Sekretariaten persönlich anmelden. Die dänischen Studenten können dies online machen. 2 Insgesamt ist die Koordination der Institute untereinander sehr schlecht und ich habe mich damit überfordert gefühlt an drei verschiedenen Instituten Kurse zu besuchen. Eigentlich habe ich mich erst zum Zeitpunkt der Rückreise richtig an den verschiedenen Instituten der Universität zurecht gefunden. Mit meiner Kurswahl hatte ich auch ein bisschen Pech. Zwei meiner drei Kurse begannen erst nach der Herbstpause (in Dänemark gibt es im Oktober eine Woche Ferien). Das heißt, ich hatte bis zu den Herbstferien nur sehr wenig an der Uni zu tun und danach um so mehr, da die Halbsemesterkurse zweimal pro Woche (und das dreistündig) unterrichtet werden. Die Qualität der Kurse war ok. Das Englisch, was gesprochen wurde, war sehr verständlich und die Anforderungen waren mit denen in Heidelberg vergleichbar. Allgemein gilt es ein hohes Lesepensum zu bewältigen. Bei der Kommunikation mit den Dozenten und den anderen Studenten spielt für Studenten der „Humanwissenschaften“, also Studenten an der Humaniora, das Online -Kommunikationssystem „firstclass“ eine wichtige Rolle. Die Bibliothekssitutation in Aarhus ist sehr gut. Mit der Studentenkarte kann man zu jeder Tages- und Nachtzeit die Bibliotheken seiner Institute benutzen und die allgemeine Universitätsbibliothek (Statsbiblioteket) hat unglaublich viele Texte online verfügbar und ist somit besser ausgerüstet als die Universitätsbibliothek Heidelberg. Das Niveau der Hausarbeiten entspricht etwa dem Niveau der Hausarbeiten in Heidelberg. Zum Unipersonal, zu den Sekretären und Dozenten lässt sich sagen: Sie sind durchweg netter und hilfsbereiter als in Heidelberg. Sie helfen einem gerne in einem persönlichen Gespräch mit der Themen und Literatursuche für eine Seminararbeit. Die Stadt Aarhus: Aarhus gilt als eine „Stadt des Lächelns“ in Dänemark. Die Leute gelten als entspannt und freundlich. Meine Erfahrungen bestätigen diese Klischees. Die Aarhusianer sind sehr hilfsbereit. Im Sommer kann man im Meer schwimmen gehen oder sich am Kanal hinsetzten und ein im Seven Eleven gekauftes Bier trinken. Die Sehenswürdigkeiten von Aarhus sind allerdings schnell abgearbeitet. Besonders empfehlenswert finde ich das Kunstmuseum AROS. Verkehr: In Aarhus ist das Hauptverkehrsmittel je nach Typ das Fahrrad oder der Bus. Für den Bus kann man in der Touristeninformation oder am Busbahnhof ein Monatsticket kaufen. In Aarhus gilt bei der Busfahrt eine Kuriosität: Bitte immer hinten einsteigen und vorne aus. Wenn man sich lieber etwas sportlich betätigt, kann man auch das Fahrrad benutzen. Aarhus ist für eine dänische Stadt jedoch recht hügelig und im Winter regnet es natürlich oft und ist sehr zugig. Wenn man ein Fahrrad kaufen will, geht man am besten nicht zur ersten oder zweiten Police-auction. Die Fahrräder dort sind meiner Meinung nach überteuert und der Andrang ist groß. Fragt dann lieber einen Dänen, ob er euch hilft im Internet (es gibt dafür eine extra Seite) ein Fahrrad zu finden. Ich habe je nach Wetter beide Verkehrsmittel benutzt. Studentenleben: Wie vielleicht überall auf der Welt machen auch die Studenten in Aarhus sehr gerne Party. Eine besonders große Rolle spielt dabei Alkohol in Form von Bier und „Snaps“. Die Studentenpartys sind also sehr „feucht-fröhlich“. Es wird auch sehr viel getanzt. 3 Die Dänen sind nicht solche Tanzmuffel wie die Deutschen. Sie tanzen vor allem nicht nur allein, sondern auch gemeinsam mit dem anderen Geschlecht, folgen dabei aber keinem festgelegten Tanzschritt. Freitags bieten fast alle Institute eine Fredagsbar an. Dort kann man schon um 14.00 mit dem Trinken anfangen und dabei Kommilitonen und Freunde treffen. Unter den Erasmusstudenten ist der Social Club besonders beliebt, bzw. berüchtigt. Dort wird von 23.00 bis 24.00 Bier umsonst ausgeschenkt, deswegen sehen ihn einige Erasmusstudenten als notwendiges Übel an. Wem das freitägliche trinken nicht ausreicht, der kann auch in der Unibar (kleine Bar in der Uni) trinken. Von morgens bis abends und das jeden Tag. Für die Erasmusstudenten organisiert darüber hinaus das Studenterhus Aarhus Ausflüge, Partys und andere Aktivitäten. In dem gleichnamigen Haus am Hafen findet dienstags auch immer der Erasmusstammtisch („International Night“ statt. Mit meinem Wohnheim war ich bis auf die Lage, bzw. Entfernung zur Uni und auf den Preis zufrieden. Das Skjoldhoejkollegiet ist das größte Wohnheim in Aarhus. Die Zimmer haben eine normierte Größe und fast alle ein eigenes Bad und einen Balkon. Zwischen den Häusern gibt es große Wiesen. Außerdem gibt es einen Kraftraum, einen Musikraum, eine Sauna, einen kleinen Supermarkt und eine Bar. Das Wohnheim ist allerdings Einbruch gefährdet. Man darf die Fenster nicht unbeaufsichtigt offen lassen. Das Zusammenleben ist stark abhängig von den jeweiligen Mitbewohnern. Es wohnen fast in jeder Wohneinheit auch Austauschstudenten. Ich habe mit 8 Dänen, 2 Deutschen und einer Spanierin die Küche und das Wohnzimmer geteilt und konnte mich nicht beklagen. Gerade die Dänen sorgten dafür, dass ein Zusammenleben stattfand und kümmerte sich um gemeinsame Anschaffungen und vorhandene Objekte, wie ein gemeinschaftlicher Fernseher und Computer. Zur Weihnachtszeit: In der Vorweihnachtszeit, die in Dänemark ungefähr Anfang November beginnt, findet in Dänemark eine Kuriosität statt, das „Chistmasdinner“, bzw. die Julefrokost. Dies ist ein Dinner, bei welchem man dänische Weihnachtsdelikatessen verzehrt, das Pakespil spielt, schnulzige Weihnachtsmusik hört und natürlich reichlich Snaps trinkt. Man veranstaltet zahlreiche solcher Partys, jeweils eine mit dem Kurs, mit dem Freundeskreis, mit der Wohngemeinschaft und mit zahlreichen anderen Vereinen. Als Erasmusstudent beschleicht einen leicht ein Argwohn, der den Dänen unterstellt, nur wieder einen neuen Vorwand zu trinken kreiert zu haben. Hinweis: Dieser Bericht ist selbstverständlich stark subjektiv geprägt! III) Fazit Mein Erasmusaufenthalt in Aarhus hat meine Erwartungen erfüllt. Ich wollte vor allem eine andere Uni kennenlernen. Zudem hatte ich viel Spaß mit vielen netten Leuten aus vielen verschiedenen Ländern und diese Erfahrung möchte ich nicht missen. Wer weitere Fragen hat, kann mich gerne kontaktieren! Ich verleihe auch gerne mein Dänisch-sprachmaterial. 4
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