Aarhus WS 07/08

Erasmus Erfahrungsbericht: Århus
Nora Zimmermann
Herbstsemester 2007
I) Vorbereitung:
Formalitäten:
Die vor dem Aufenthalt zu erledigenden Erasmusformalitäten für die Universität
Aarhus zu meistern war kein Problem. Das Vorlesungsverzeichnis für das
Wintersemester war schon im April online und man konnte bequem seine Kurse
auswählen. Im auf der Internet Plattform „selfservice“ kann man seinen
Studentenstatus überprüfen und auch seine zukünftige Adresse einsehen. Nach der
Immatrikulation muss man von dort seine Immatrikulationsbestätigung ausdrucken.
Außerdem kann man dort überprüfen, ob man für die richtigen Prüfungen
eingetragen ist und seine Ergebnisse einsehen.
Wohnen:
Bei der Anmeldung konnte man zudem angeben, dass das „International Office“ eine
Wohnung, bzw. ein Zimmer für einen sucht. Wenn man dies früh genug mitteilte,
wurde einem eine Unterkunft garantiert. Bei den Angaben zur Unterkunft konnte man
allerdings Prioritäten zur Art des Wohnens angeben. Dies verursachte später viele
Unannehmlichkeiten und Komplikationen, da die angegebenen Wünsche (wie zum
Beispiel: Ich möchte mein Bad nicht mit 4 Leuten teilen…) gänzlich missachtet
wurden. Als wir Erasmusstudenten in Aarhus ankamen, mussten wir teilweise böse
Überraschungen in Kauf nehmen. In Aarhus ist es durchaus nicht üblich
ausländischen Studenten die guten Zimmer zu überlassen… Nach der Ankunft in
Aarhus auf eigene Faust ein Zimmer zu suchen, wird einem sehr schwer gemacht.
Zwar kann man sein eigenes Zimmer je nach Mietbedingungen einfach kündigen,
man kann sich jedoch nicht noch einmal über die zentrale Wohnverwaltung der Uni,
das „Kollegietkontoret“ bewerben. Ich selber musste in einem überteuerten
Wohnheim (Skjoldhoej Kollegiet) wohnen von dem ich genau 1Std. und 10 min bis
zur Bushaltestelle vor meinem Institut in Moesgaard brauchte.
Sprache:
In Deutschland konnte man sich sehr schlecht auf das Dänische vorbereiten. In
Heidelberg (sowie in den umliegenden Städten, damit meine ich Mannheim usw.)
werden keine Dänisch-Sprachkurse angeboten. Auch die Bibliothek des Zentrale
Sprachlabors bot absolut kein Lehrmaterial für Dänisch an. Die einzige und auch
sehr schöne Möglichkeit in Heidelberg Dänisch zu lernen, ist über die Suche nach
einem Sprachpartner. In Heidelberg sind immer Dänische Erasmusstudenten und
meistens auch welche aus Aarhus. Ich selber hatte das Glück einen
Erasmusstudenten, der an meinem Institut studierte als Sprachpartner gewinnen zu
können. Das Dänische hat es allerdings in sich und auch hier gilt: Ohne Fleiß kein
Preis. Diese Devise traf leider voll und ganz auf mich zu.
Achtung:
Die Hilfen des Erasmusprogramms zur Orientierung und die darin enthaltene
Checkliste vor dem Auslandsstudium erreichen einen meistens erst nach Beginn des
Aufenthalts (unter anderem auf Grund der verschobenen Semesterzeiten). Ich
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möchte hier nachfolgende Studenten darauf hinweisen, dass Dänemark eine starke
finanzielle
Zusatzbelastung
gegenüber
Deutschland
darstellt
und
der
Erasmuszuschuss keinesfalls ausreicht um die Mehrkosten zu decken. Vor allem die
Grundnahrungsmittel sind in Dänemark teuer. Außerdem wird von den Studenten
erwartet, dass sie sich zusätzlich zu Readern und Kopien zwei bis drei Bücher im
Gesamtwert von bis zu 100 Euro pro Kurs anschaffen. Man kann sich natürlich davor
drücken die Bücher zu kaufen. Es ist jedoch schwieriger als in Heidelberg, da es
keine Semesterapparate (Präsenzgarantie!) gibt.
Bevor man nach Aarhus kommt, wird einem ein Mentor bzw. eine Mentorin zugeteilt.
Diese kümmert sich darum einen vom Bahnhof abzuholen und hilft einem dabei
seine Schlüssel zu bekommen.
II) Der Aufenthalt
Denmark Today:
Der Semesterstart in Aarhus war besonders schön. Er begann mit „Denmark Today“.
Da in Dänemark nicht davon ausgegangen wird, dass die ausländischen
Studierenden die Landessprache beherrschen, wird ein Vorsemester Dänisch
Sprach- und Kulturkurs angeboten, der „Denmark Today-Kurs“. Leider begann der
Kurs bereits am 1. August und die Vorlesungszeit in Heidelberg endete erst am 28.7.
Dies bedeutete: Keine Ferien. Die Zeit des Denmark Today-Kurses zählt aber mit zu
meinen besten Erfahrungen in Aarhus. Die meisten meiner Erasmusfreunde habe ich
während dieser Zeit kennen gelernt. Alle waren noch entspannt, neugierig und
unbeschwert. Es galt gemeinsam die Stadt zu entdecken und Hürden wie die
Anmeldung beim Civil Registration Office zu meistern. Nicht zu vergessen das erste
Beschnupper bei den legendären Erasmuspartys ☺.
Zur Sprache:
Sprachliche brachte der Denmark Today-Kurs leider wirklich nur rudimentäre
Kenntnisse. Im Dänischen gilt leider nicht „von Null auf Hundert“. Als Deutscher tut
man es sich zwar leichter als als Spanier (besonders mit dem Lesen), Dänisch zählt
jedoch von der Aussprache her zu den schwersten Sprachen der Welt. Ich habe
nach dem Vorsemesterkurs jedoch noch nicht aufgegeben, sondern am Sprogcenter
im Zentrum vom Aarhus einen semesterbegleitenden Kurs besucht. In diesem Kurs
hatte ich allerdings Probleme mit dem Niveau. Es wurden zwar verschiedene
Niveaus angeboten, doch für mich war nicht das richtige dabei. Am Sprogcenter liegt
auch das Augenmerk darauf bestimmte Prüfungen zu bestehen und nicht die
Sprache gründlich zu lernen.
Das Studium:
Man braucht an der AU natürlich kein Dänisch zu können um zu studieren, da
genügend Kurse auf Englisch angeboten werden. Die Auswahl ist dann jedoch
natürlich eingeschränkt. Ich habe die Kommunikation mit den Sekretariaten als sehr
anstrengend empfunden. Man muss sich für die Kurse bei der Erasmuskoordinatorin
anmelden, seine Studentenkarte für das jeweilige Institut und die jeweilige Bibliothek
aktivieren lassen und nähere Informationen beim Institutssekretariat erfragen. Meine
Erasmuskoordinatorin war leider ein wenig schwer anzutreffen, da sie ein Sekretariat
auf dem Hauptkampus (Ringgade) und eines am Institut für Archäologie, Ethnologie
und Linguistik in Moesgaard hat und zwischen diesen hin und her pendelt.
Für die Examen (=Hausarbeiten) muss man sich auch in den Sekretariaten
persönlich anmelden. Die dänischen Studenten können dies online machen.
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Insgesamt ist die Koordination der Institute untereinander sehr schlecht und ich habe
mich damit überfordert gefühlt an drei verschiedenen Instituten Kurse zu besuchen.
Eigentlich habe ich mich erst zum Zeitpunkt der Rückreise richtig an den
verschiedenen Instituten der Universität zurecht gefunden. Mit meiner Kurswahl hatte
ich auch ein bisschen Pech. Zwei meiner drei Kurse begannen erst nach der
Herbstpause (in Dänemark gibt es im Oktober eine Woche Ferien). Das heißt, ich
hatte bis zu den Herbstferien nur sehr wenig an der Uni zu tun und danach um so
mehr, da die Halbsemesterkurse zweimal pro Woche (und das dreistündig)
unterrichtet werden.
Die Qualität der Kurse war ok. Das Englisch, was gesprochen wurde, war sehr
verständlich und die Anforderungen waren mit denen in Heidelberg vergleichbar.
Allgemein gilt es ein hohes Lesepensum zu bewältigen.
Bei der Kommunikation mit den Dozenten und den anderen Studenten spielt für
Studenten der „Humanwissenschaften“, also Studenten an der Humaniora, das
Online -Kommunikationssystem „firstclass“ eine wichtige Rolle.
Die Bibliothekssitutation in Aarhus ist sehr gut. Mit der Studentenkarte kann man zu
jeder Tages- und Nachtzeit die Bibliotheken seiner Institute benutzen und die
allgemeine Universitätsbibliothek (Statsbiblioteket) hat unglaublich viele Texte online
verfügbar und ist somit besser ausgerüstet als die Universitätsbibliothek Heidelberg.
Das Niveau der Hausarbeiten entspricht etwa dem Niveau der Hausarbeiten in
Heidelberg.
Zum Unipersonal, zu den Sekretären und Dozenten lässt sich sagen: Sie sind
durchweg netter und hilfsbereiter als in Heidelberg. Sie helfen einem gerne in einem
persönlichen Gespräch mit der Themen und Literatursuche für eine Seminararbeit.
Die Stadt Aarhus:
Aarhus gilt als eine „Stadt des Lächelns“ in Dänemark. Die Leute gelten als
entspannt und freundlich. Meine Erfahrungen bestätigen diese Klischees. Die
Aarhusianer sind sehr hilfsbereit. Im Sommer kann man im Meer schwimmen gehen
oder sich am Kanal hinsetzten und ein im Seven Eleven gekauftes Bier trinken. Die
Sehenswürdigkeiten von Aarhus sind allerdings schnell abgearbeitet. Besonders
empfehlenswert finde ich das Kunstmuseum AROS.
Verkehr:
In Aarhus ist das Hauptverkehrsmittel je nach Typ das Fahrrad oder der Bus. Für den
Bus kann man in der Touristeninformation oder am Busbahnhof ein Monatsticket
kaufen. In Aarhus gilt bei der Busfahrt eine Kuriosität: Bitte immer hinten einsteigen
und vorne aus.
Wenn man sich lieber etwas sportlich betätigt, kann man auch das Fahrrad benutzen.
Aarhus ist für eine dänische Stadt jedoch recht hügelig und im Winter regnet es
natürlich oft und ist sehr zugig. Wenn man ein Fahrrad kaufen will, geht man am
besten nicht zur ersten oder zweiten Police-auction. Die Fahrräder dort sind meiner
Meinung nach überteuert und der Andrang ist groß. Fragt dann lieber einen Dänen,
ob er euch hilft im Internet (es gibt dafür eine extra Seite) ein Fahrrad zu finden. Ich
habe je nach Wetter beide Verkehrsmittel benutzt.
Studentenleben:
Wie vielleicht überall auf der Welt machen auch die Studenten in Aarhus sehr gerne
Party. Eine besonders große Rolle spielt dabei Alkohol in Form von Bier und „Snaps“.
Die Studentenpartys sind also sehr „feucht-fröhlich“. Es wird auch sehr viel getanzt.
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Die Dänen sind nicht solche Tanzmuffel wie die Deutschen. Sie tanzen vor allem
nicht nur allein, sondern auch gemeinsam mit dem anderen Geschlecht, folgen dabei
aber keinem festgelegten Tanzschritt.
Freitags bieten fast alle Institute eine Fredagsbar an. Dort kann man schon um 14.00
mit dem Trinken anfangen und dabei Kommilitonen und Freunde treffen.
Unter den Erasmusstudenten ist der Social Club besonders beliebt, bzw. berüchtigt.
Dort wird von 23.00 bis 24.00 Bier umsonst ausgeschenkt, deswegen sehen ihn
einige Erasmusstudenten als notwendiges Übel an.
Wem das freitägliche trinken nicht ausreicht, der kann auch in der Unibar (kleine Bar
in der Uni) trinken. Von morgens bis abends und das jeden Tag.
Für die Erasmusstudenten organisiert darüber hinaus das Studenterhus Aarhus
Ausflüge, Partys und andere Aktivitäten. In dem gleichnamigen Haus am Hafen findet
dienstags auch immer der Erasmusstammtisch („International Night“ statt.
Mit meinem Wohnheim war ich bis auf die Lage, bzw. Entfernung zur Uni und auf den
Preis zufrieden. Das Skjoldhoejkollegiet ist das größte Wohnheim in Aarhus. Die
Zimmer haben eine normierte Größe und fast alle ein eigenes Bad und einen Balkon.
Zwischen den Häusern gibt es große Wiesen. Außerdem gibt es einen Kraftraum,
einen Musikraum, eine Sauna, einen kleinen Supermarkt und eine Bar. Das
Wohnheim ist allerdings Einbruch gefährdet. Man darf die Fenster nicht
unbeaufsichtigt offen lassen.
Das Zusammenleben ist stark abhängig von den jeweiligen Mitbewohnern. Es
wohnen fast in jeder Wohneinheit auch Austauschstudenten. Ich habe mit 8 Dänen, 2
Deutschen und einer Spanierin die Küche und das Wohnzimmer geteilt und konnte
mich nicht beklagen. Gerade die Dänen sorgten dafür, dass ein Zusammenleben
stattfand und kümmerte sich um gemeinsame Anschaffungen und vorhandene
Objekte, wie ein gemeinschaftlicher Fernseher und Computer.
Zur Weihnachtszeit:
In der Vorweihnachtszeit, die in Dänemark ungefähr Anfang November beginnt,
findet in Dänemark eine Kuriosität statt, das „Chistmasdinner“, bzw. die Julefrokost.
Dies ist ein Dinner, bei welchem man dänische Weihnachtsdelikatessen verzehrt,
das Pakespil spielt, schnulzige Weihnachtsmusik hört und natürlich reichlich Snaps
trinkt. Man veranstaltet zahlreiche solcher Partys, jeweils eine mit dem Kurs, mit dem
Freundeskreis, mit der Wohngemeinschaft und mit zahlreichen anderen Vereinen.
Als Erasmusstudent beschleicht einen leicht ein Argwohn, der den Dänen unterstellt,
nur wieder einen neuen Vorwand zu trinken kreiert zu haben.
Hinweis: Dieser Bericht ist selbstverständlich stark subjektiv geprägt!
III) Fazit
Mein Erasmusaufenthalt in Aarhus hat meine Erwartungen erfüllt. Ich wollte vor allem
eine andere Uni kennenlernen. Zudem hatte ich viel Spaß mit vielen netten Leuten
aus vielen verschiedenen Ländern und diese Erfahrung möchte ich nicht missen.
Wer weitere Fragen hat, kann mich gerne kontaktieren! Ich verleihe auch gerne mein
Dänisch-sprachmaterial.
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