Psychologie aktuell: Immuntherapie zur Behandlung von Alzheimer

Psychologie aktuell: Immuntherapie zur Behandlung von Alzheimer
19-01-17
Immuntherapie zur Behandlung von Alzheimer
Ein Forscherteam des Inserm (französisches Institut für Gesundheit und medizinische
Forschung), der CEA (französische Behörde für Atom- und alternative Energien) und der
Universität Pierre & Marie Curie haben nachgewiesen, dass das Molekül Interleukine-2 (IL-2)
des Immunsystems in der Lage ist, die Entzündung von Gehirnzellen, die bei
neurodegenerativen Erkrankungen (wie Alzheimer) betroffen sind, zu kontrollieren und
gestörte kognitive Fähigkeiten im Tiermodell wiederherzustellen.
Es gibt zahlreiche Interaktionen zwischen dem Nerven- und dem Immunsystem. Die Zellen des
Immunsystems bewegen sich im Gehirn und können bei neurodegenerativen Erkrankungen direkt
oder indirekt eine Rolle spielen. Bei der Multiplen Sklerose spielen sie z.B. eine direkte und bei
Entzündungen eine indirekte Rolle. Typische Symptome der Alzheimer-Erkrankung sind
Ablagerungen verklumpter Proteine im Gehirn sogenannte Amyloid-Plaques.
Aktuelle Studien haben gezeigt, dass die Lernfähigkeit und das Gedächtnis von IL-2-defizienten
Mäusen Alzheimer-Züge aufweisen. Derzeit wird untersucht, inwieweit IL-2 die regulatorischen
T-Lymphozyten (Treg) stimulieren, die eine wichtige Rolle bei der Kontrolle der Entzündung spielen.
Die Autoren diagnostizierten bei Gehirnbiopsien bei Patienten, die an Alzheimer gestorben waren,
zunächst eine deutliche Abnahme der IL-2. Daraufhin untersuchten sie das therapeutische Potential
dieses Moleküls an Mäusen, die bereits Alzheimer-Symptome aufwiesen. Die Behandlung mit IL-2
führte zu einer Ausbreitung und Aktivierung der regulatorischen T-Lymphozyten im Gehirn und damit
zu einer Verringerung der Amyloid-Plaques.
Die Forscher stellten fest, dass die Abnahme der Amyloid-Plaques mit einer umfassenden
Gewebeveränderung einhergeht, die die Struktur und die Funktion der Synapsen verbessert. Diese
Verbesserung bedeutet gleichzeitig eine Verbesserung der Gedächtnisleistungen. Die behandelten
Mäuse wiesen in Tests vergleichbare Ergebnisse wie gesunde Mäuse auf. Diese positiven
Auswirkungen auf die Amyloid-Plaque und die Plastizität der Synapsen tragen wiederum zur
Aktivierung der Astrozyten bei jene Zellen, deren Schutzfunktion bei der Alzheimer-Erkrankung
nachgewiesen wurde.
Die Behandlung mit IL-2 zielt demzufolge direkt auf die Folgen der Krankheit ab: den Verlust der
Synapsen und die damit einhergehenden kognitiven Symptome.
In einem nächsten Schritt soll das therapeutische Potential des Moleküls Interleukine-2 beim
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Menschen nachgewiesen werden.
https://idw-online.de/de/news666481
Fischer-Terworth, Christian: Evidenzbasierte Demenztherapie Wissenschaftlich fundierte
neuropsychiatrisch-psychologische Therapien für den ambulanten und stationären Bereich
Pabst, 132 Seiten, ISBN 978-3-89967-896-3
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