Medieninformation BEZIEHUNG IN WEISS UND ROT Das IKRK und die Schweiz in den Jahren 1919–1939 Zürich, im Januar 2017 Seit seiner Gründung ist das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit der Schweiz verbunden. Die Jahre von 1919 bis 1939 sind Schlüsseljahre in der Beziehung der beiden Institutionen. Ein neues Buch untersucht die Geschichte dieses dynamischen Verhältnisses, das sich aus einem wechselseitigen Geben, Nehmen und Erwidern nährt. Bereits bei der Gründung des IKRK spielte die Schweizerische Eidgenossenschaft eine besondere Rolle. Die Beziehung zwischen dem IKRK und der Schweiz ist seither eng geblieben; sie ist viel beschrieben, aber wenig erforscht worden. Die meisten Untersuchungen beschränken sich auf die Darstellung gemeinsamer Aktionen oder gegenseitiger Abhängigkeiten in kriegerischen Konflikten. Dem Historiker Thomas Brückner zufolge lässt sich das besondere Verhältnis indes besonders gut anhand der Zwischenkriegsjahre untersuchen. Seine Dissertation Hilfe schenken. Die Beziehung zwischen dem IKRK und der Schweiz 1919–1939 ist seit Kurzem in einer allgemein verständlichen Ausgabe im Buchhandel erhältlich. Eine Beziehung lebt vom Austausch von Geschenken Brückner stellt seinen Forschungsgegenstand unter das Banner des Schenkens. Geschenke werden zwar aus freien Stücken gemacht, führen aber zu Asymmetrien und können Abhängigkeit oder gar Zwang erzeugen, etwa zum Gegengeschenk. Brückner zufolge ist das Schenkparadigma für seine Untersuchung deswegen interessant, weil sowohl Antiutilitarismus als auch «die Konzentration auf beziehungsstiftende Abhängigkeiten durch den Tausch» zwei wesentliche Aspekte der Beziehung zwischen der Schweiz und dem IKRK darstellen. In seinem Buch zeigt Brückner auf, dass die Gaben zwischen der Eidgenossenschaft und dem IKRK vielgestaltig sind und nicht nur aus Unterstützung bei humanitären Missionen, sondern auch «aus Rechtsgeschenken oder aus Ressourcengeschenken» bestanden. Die Schweiz profitierte im Gegenzug zu ihrer Unterstützung des IKRK vom Image der Hilfsbereitschaft und der humanitären Tradition; beides geht zu grossen Stücken auf die Tätigkeiten und Akzeptanz des IKRK zurück. Und Genf verdankt seinen Status als Zentrum der internationalen Diplomatie ebenfalls dem Roten Kreuz. Identitätsstiftendes humanitäres Narrativ Brückner eröffnet sein Buch mit einem Kapitel über die humanitären Einsätze, die zwischen 1919 und 1939 vom IKRK oder von der Schweiz ausgingen. Die darauffolgenden drei Kapitel widmen sich erstens den Tauschbeziehungen zwischen der Schweiz und dem IKRK bei der Pflege und Entwicklung des Rechts, zweitens dem institutionellen Wandel, dem beide Institutionen ausgesetzt waren: Das IKRK etwa stand ab 1918 in Konkurrenz zur neu gegründeten Thomas Brückner Hilfe schenken Die Beziehung zwischen dem IKRK und der Schweiz 1919–1939 2017. 272 S., 13 Abb., 15 × 22 cm, gebunden. Verlag NZZ Libro. Fr. 48.– (UVP) / € 48.– ISBN 978-3-03810-194-9 Download des Covers (JPG) auf www.nzz-libro.ch Liga der Rotkreuzgesellschaften und nahm finanzielle und personelle Geschenke der Schweiz an; die Eidgenossenschaft ihrerseits befand sich ebenfalls in einer institutionellen Umbruchszeit und führte z.B. das Proporzwahlrecht oder das Staatsvertragsreferendum ein. Neue Räume und Grenzen der Beziehung werden sichtbar. Drittens beantwortet das letzte Kapitel Fragen zu «den gesellschaftlichen Grundlagen und Mechanismen, die der Beziehung zugrunde lagen.» Zu diesen Mechanismen zählten etwa Ehrbezeugungen und Dankesbekundungen: «Der Ausdruck des Dankes ist ein Erwidern der erhaltenen Hilfe. Die gesellschaftliche Stellung des Helfenden ist (…) Gegenstand eines gesellschaftlichen Tauschprozesses, der soziale Bindungen schafft und untersucht werden kann. In einem solchen Prozess befand sich die Beziehung der Schweiz zum IKRK.» Brückner spürt dem Diskurs über die Beziehung nach, wie er beim Ehren, Danken und Erinnern zum Ausdruck kam. «Reiche Selbst- und Fremdbeschreibungen, wie sie zu Mobilisierungszwecken, zu Jubiläen, bei Ausstellungen, offiziellen Besuchen, Gedenken oder in geschichtlich informierten Abhandlungen gemacht wurden», bilden die Grundlage für das humanitäre Narrativ, das für die Schweiz identitätsstiftend war. Der Autor Thomas Brückner Thomas Brückner (* 1979) ist in Basel aufgewachsen. Magister Artium in Geschichte, Politikwissenschaften und Soziologie an der FU Berlin, Erasmus-Jahr an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales in Paris. Master of Science in «Theory and History of International Relations» an der London School of Economics, gefördert durch die Kurt-Tucholsky-Stiftung. 2009 bis 2015 Doktorstudium an der Universität Zürich, daneben Arbeit als Mediensprecher für die Eidgenössische Steuerverwaltung. Seit 1. Juli 2015 Leiter Kommunikation der Vollzugsstelle für den Zivildienst (ZIVI). Thomas Brückner: Hilfe schenken. Zürich, 2017. 272 S., NZZ Libro. Fr. 48.– (UVP) / € 48.– 80 Zeilen à 70 Anschlägen NEUE ZÜRCHER ZEITUNG AG · NZZ LIBRO Simon Rüttimann · Öffentlichkeitsarbeit und Werbung Zentrale +41 44 258 15 05 · Direkt +41 44 258 19 92 [email protected] · www.nzz-libro.ch
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