VDS-Infobrief 2. Woche 1. Presseschau vom 6. bis 12. Januar 2017 ● Goethes Schicksalsberg ● Cicero-Rangliste der 500: Prof. Krämer wieder dabei ● Unwort des Jahres 2016 ● Gegen das Vergessen ● Sprachliche und schriftliche Defizite bei Kindern 2. Berichte ● Deutsch in Ghana 3. VDS-Termine 4. Literatur ● Weltliteraturfestival Poetica 5. Denglisch ● Karstadt entdeckt den Schlussverkauf wieder ● Neue Wortschatz„trends“ 1. Presseschau vom 6. bis 12. Januar 2017 Goethes Schicksalsberg Dreimal besuchte Goethe das Sankt-Gotthard-Massiv in den Schweizer Alpen. 1775 auf seiner Reise nach Italien, 1779 im Alter von 30 Jahren als Beamter am Weimarer Hof und 1797 zu einer landeskundlichen Forschungsreise über die Schweiz und ihre Bewohner. Die Neue Zürcher Zeitung arbeitet Spuren dieser Reise in seinem dichterischen Werk heraus. „Das Gebirge war für Goethe ein Ort der Selbstfindung, eine Fundstätte der Erkenntnis und eine Goldader für Motive und Szenen.“ Die dritte Reise habe sich vor allem in seiner Tragödie „Faust“ niedergeschlagen. So könnte ihn die Sage um die Tuschezeichnung Goethes mit Blick nach Italien vom Teufelsbrücke über die Schöllenenschlucht bewogen Gotthardt, 1775 haben, den Teufelspakt zum Leitmotiv des „Faust“ zu © Wikipedia erheben. Der Sage zufolge habe der Teufel diese Brücke erbaut und als Gegenleistung die Seele des ersten gefordert, der sie überquert. Umgekehrt habe der Dichter den Gotthard „literaturfähig“ gemacht und das Gebirge für „Heerscharen von Nachfolgern“ erschlossen. (nzz.ch) Cicero-Rangliste der 500: Prof. Krämer wieder dabei Die politische Zeitschrift Cicero hat in ihrer Januarausgabe zum fünften Mal seit 2006 eine Rangliste der 500 einflussreichsten Intellektuellen des deutschsprachigen Raumes veröffentlicht. Der Gründer und Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache, Professor Walter Krämer, ist bereits das zweite Mal vertreten, auf Platz 254. Dies dürfte ihn nicht nur persönlich freuen, es ist auch für den Verein und sein sprachpolitisches Wirken ein bedeutsames Ereignis. Dr. Kurt Gawlitta vom Vorstand des Vereins erklärt dazu: Für die Medienwirksamkeit einer Bürgerorganisation kommt es entscheidend darauf an, dass ihre Spitzenkräfte am öffentlichen Dialog teilnehmen und die Gesellschaft dies wahrnimmt. Damit hat es zu tun, ob die repräsentierte Organisation in der Öffentlichkeit mit ihren Forderungen und Aktionen ernstgenommen wird. Freilich ist Professor Krämer in erster Linie wegen seiner Veröffentlichungen und Fernsehauftritte in dem Fachgebiet seines Lehrstuhls an der Universität Dortmund, der Wirtschaftsstatistik, in die Liste aufgenommen worden. Der Verein profitiert gleichwohl davon, dass sein Präsident nicht nur in Fachkreisen ein geschätzter Experte, sondern eben auch eine Figur des öffentlichen Lebens unseres Landes ist. (cicero.de) Unwort des Jahres 2016 „Volksverräter“ ist das Unwort des Jahres 2016, „weil es ein typisches Erbe von Diktaturen, unter anderem der Nationalsozialisten ist“, heißt es in der Presseerklärung der „Unwort“-Jury. Von Anhängern der Pegida, der AfD und ähnlichen Initiativen genutzt, werde der Begriff in erster Linie gegen Politiker verwendet, z. B. gegen den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel im August 2016 durch rechte Demonstranten in Salzgitter. Das Unwort des Jahres wird seit 1991 gewählt. 2016 waren 1064 Einsendungen mit 594 verschiedenen Vorschlägen eingegangen. (unwortdesjahres.net, spiegel.de) Gegen das Vergessen Rund die Hälfte der weltweit rund 6000 Sprachen ist vom Aussterben bedroht. Daniel Kaufmann, Linguistikprofessor am Queens College in New York, hat aus diesem Grund im Jahr 2010 die Gesellschaft für gefährdete Sprachen gegründet (Endangered Language Alliance) mit dem Ziel, Muttersprachen und Dialekte zu vertonen und zu verschriftlichen, um gegen das Vergessen vorzugehen. Neben der Veränderung von Landesgrenzen Anfang des letzten Jahrhunderts und der damit verbundenen Sprachentwicklung ist auch der berufliche Wandel der letzten Jahrzehnte ein Grund für den Verlust von Sprachen. Der Autor Johann Rottmeir beobachtet eine solche Tendenz vor allem im Bairischen, das seinen bäuerlichen Wortschatz verliert, weil die Landwirtschaft zurückgeht. Auch durch die wachsende Bedeutung moderner Technik seien viele Wörter, wie beispielsweise das „Gäuwagerl“, kaum noch bekannt. (deutschlandradiokultur.de, ovb-online.de) Sprachliche und schriftliche Defizite bei Kindern Nach Hochrechnungen der Krankenkasse Barmer GEK weist deutschlandweit jedes achte Kind sprachliche Defizite auf. Im Landkreis Westfalen-Lippe in Nordrhein-Westfalen benötigt sogar jeder vierte Junge im Alter von sechs Jahren eine Sprachtherapie. Die Gründe dafür seien vor allem sozialer Natur, berichten die Westfälischen Nachrichten. Besonders der schon im Säuglingsalter beginnende Fernsehkonsum sei für die sprachlichen Mängel verantwortlich. „Eltern müssen mit ihren Kindern sprechen, singen und lesen“, mahnt Hermann Josef Kahl, Sprecher des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte. Obgleich in erster Linie die Eltern für die sprachliche Entwicklung der Kinder zuständig sein sollten, darf die Relevanz des schulischen Deutschunterrichts nicht missachtet werden. Besonders die Methode des rein lautorientierten Verschriftlichens in den ersten Schuljahren findet viele Kritiker. Zwar sind die Ziele des Deutschunterrichts klar geregelt, für die hinführende Methodik gibt es jedoch keine einheitlichen Vorgaben beim Erlernen des Schreibens. Mit der Folge, dass bei der letzten Erhebung im Jahr 2011 ein Drittel der Viertklässler unter dem Niveau des Regelstandards für Rechtschreibung lag. (wn.de, tagesspiegel.de) 2. Berichte Deutsch in Ghana Der Landesvertreter des Vereins Deutsche Sprache e. V. in Ghana, Hayford Anyidoho, hat für ghanaische Deutschlerner und -lehrende einen Internetblog für den gegenseitigen Austausch eingerichtet. Neben allgemeinen Informationen zum Thema Deutsch in Ghana finden sich dort auch Lernspiele, Veranstaltungstipps und Erfahrungsberichte der Deutschlerner und -lehrer. Anyidoho organisiert im Namen des VDS regelmäßig Infoveranstaltungen für Interessierte an Schulen und Universitäten in Ghana. (gatgghana.wordpress.com) 3. VDS-Termine 16. - 28 Januar 2017 Region Frankreich 14. Ausgabe der Deutsch-Französischen Woche Ort: Goethe-Institut in Toulouse (4 Bis Rue Clémence Isaure, 31000 Toulouse) 17. Januar 2017 Region 57 (Siegen) Mitgliedertreffen Zeit: 18:00 Uhr Ort: Landgasthof „Merje“, Kredenbacher Straße 18, 57223 Kreuztal-Kredenbach 20. Januar 2017 Region (70-74) Nordwürttemberg Mitgliedertreffen Zeit: 19:00 Uhr Ort: „Trollingerstuben“, Rotebühlstraße 50, 70178 Stuttgart (Stuttgart-West, Haltestelle „Feuersee“) 4. Literatur Weltliteraturfestival Poetica Unter dem Motto „Die Seele und ihre Sprachen“ findet vom 9. bis zum 14. Januar die dritte Poetica in Köln statt. Zusammen mit dem Internationalen Kolleg Morphomata der Universität Köln hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung namhafte Autorinnen und Autoren aus neun Ländern eingeladen, die das Thema „Seele“ poetisch erarbeiten. Das Weltliteraturfestival verbindet Literatur, Wissenschaft und Öffentlichkeit durch ein breites Programm aus Lesungen, Diskussionsrunden und Installationen. (kulturkurier.de, poetica.uni-koeln.de) 5. Denglisch Karstadt entdeckt den Schlussverkauf wieder Man stutzt, glaubt an eine plötzliche Fehlsichtigkeit. An den Eingängen ihres Hauses in der Wilmersdorfer Straße in Berlin-Charlottenburg, vermutlich auch an den übrigen Häusern, lädt die Warenhauskette Karstadt die Kunden wieder zum „Schlussverkauf“ ein. Ebenso in einer Beilage an die Zeitungsabonnenten. Von „Sale“ ist keine Rede mehr, obwohl man sich beinahe schon daran gewöhnt hatte. Sollte dem Konzern, der seit langem unter wirtschaftlichem Druck steht, aufgegangen sein, dass man die verehrten Kunden am besten mit der hier gut eingeführten Landessprache Deutsch anspricht? Einfach, damit sie wissen, was man vorhat! „Sale“ war inzwischen wie ein breit ausgelaufener Ölfleck. Ob Winter- oder Sommerschlussverkauf, ob eine einzelne Rabattaktion oder Vorzugspreise anlässlich einer Geschäftsaufgabe: Alles war „Sale“! Hat Karstadt etwa bemerkt, dass Denglisch alleine noch keinen Umsatz hervorbringt? Die Kunden gehören schon dazu. Jetzt sehen sie wieder klarer! 2012 haben die Mitglieder des VDS die Kaufhauskette für den Versuch, sich mit englischen Modewörtern vor der Schließung zu retten, zum Sprachpanscher des Jahres gewählt. (vds-ev.de) Neue Wortschatz„trends“ Jeweils zum Ende eines Jahres veröffentlicht das Institut für Deutsche Sprache eine aktualisierte Liste mit Neologismen, die dann im Zehnjahresrhythmus im gedruckten „Neologismenwörterbuch“ erscheinen. Dort stehen Neubildungen bzw. neue Bedeutungen, die jene bereits existierender Wörter ergänzen. Auch einige neue Anglizismen sind dabei, die sicherlich nicht nötig gewesen wären. Beispielsweise der Begriff „Superfood“, der sich auf bestimmte, in erster Linie nur teuer vermarktete Nahrungsmittel aus Südamerika bezieht. Auch der „Foodtruck“, einst ein einfacher Imbisswagen, hat Einzug in die Liste gehalten. Hinzu kam außerdem das Verb „whatsappen“, welches das Kommunizieren über den Nachrichtendienst „Whatsapp“ meint. (sueddeutsche.de, owid.de) Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten und Nachrichten der vergangenen Woche über die deutsche Sprache. Bestellbar unter: [email protected]. RECHTLICHE HINWEISE Bitte antworten Sie nur dann auf diesen Infobrief, wenn Sie ihn abbestellen oder eine neue E-Post-Adresse angeben wollen. Zur Diskussion bietet sich das VDS-Internet-Forum an: http://rundbrief.vds-ev.de. Verein Deutsche Sprache e.V. Dortmund Redaktion: Anna Beckmann, Kurt Gawlitta, Lea Jockisch, Holger Klatte Der Verein Deutsche Sprache e.V. nimmt den Schutz Ihrer persönlichen Daten ernst. Ihre Daten werden ausschließlich für den Versand dieses Infobriefs gespeichert. © Verein Deutsche Sprache e.V.
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