Mittwoch

DEN ALLER WELT KREIS NIE BESCHLOSS, DER LIEGT IN
MARIEN SCHOSS. ER IST EIN KINDLEIN WORDEN KLEIN,
DER ALLE DING ERHÄLT ALLEIN. KYRIELEIS
Ich glaube an Jesus Christus..., empfangen durch den
Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria
Psalm: Lukas 1, 68 – 79
Lesung Jesaja 9, 1-6
Vor der Predigt: Wir bekennen unseren christlichen Glauben mit den Worten des
Apostolischen Bekenntnisses. Und wir singen miteinander und füreinander:
Du wertes Licht, gib uns deinen Schein.
lehr uns Jesus Christ kenne allein,
daß wir an ihm bleiben, dem treuen Heiland,
der uns bracht hat zum rechten Vaterland. Kyrieleis.
Lukas 2, 1-4
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein gebot von dem Kaiser
Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese
Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da
Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er
sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt
Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt
Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte
Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem
vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren,
kann die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten
Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe,
denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den
Hürden, ie hüteten des Nachts ihre Herde. Und des HERRN Engel
trat zu ihnen, und die Klarheit des HERRN leuchtete um sie, und
sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet
euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem
Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren,
welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids. Und das
habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln
gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem
Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott
und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden
bei den Menschen seines Wohlgefallens.
-2Da sind wir beieinander und miteinander und zusammen mit
Gott, umfangen von seinem Licht, das aufbrach mit der
Schöpfung und die Welt hell macht und nun gebündelt ist in dem
Sohn in der Krippe, der das Licht der Welt ist, unauslöschbar,
unvergänglich, nicht tötend, radioaktiv strahlend, verbrennend,
sondern hell und klar und leuchtend, ganz warm, ganz sanft,
völlig aus ihm kommend, wie es der Maler Rembrandt in seinen
Weihnachtsbildern malt: da geht von der Krippe aus das Licht,
die reine Quelle des Lichtes ist der menschgeborene Gottessohn
Jesus und von ihm her werden die Gesichter der Umstehenden
angestrahlt, erleuchtet, hell gemacht.
Da sind wir beieinander, der ewige, heilige, gerechte Gott und wir
sterblichen, ungerechten, unheiligen Menschen; in Gott
ineinander verflochten sind wir in diesem Sohn, dem
eingeborenen, unverwechselbaren, unaustauschbaren Ebenbild
Gottes, und Marias erstem Sohn.
Wundersam staunend singen die Menschen, den Engelchor
aufnehmend: Wie kommst du uns Menschen so nah!
Nicht nur nah, liebe Gemeinde: er verwickelt sich in unser
Menschsein, in dessen Höhen und Tiefen, in dessen
Gottverkümmerung und Gottesliebe; wie in Windeln gewickelt,
läßt Gott sich hinein verwickeln in unser Geschick, das geht von
der Geburt in den Tod, vom Kindsein ins Altwerden, vom Glück
ins Unglück, von der Schuld ins Gericht- da ist er nun dabei,
darin verhaftet, der Sohn, er nimmt an die Knechtsgestalt,
die uns Menschen bestimmt - und seien wir noch so groß und
strahlend wie Augustus der Kaiser - , die immer eine Gestalt ist,
versklavt unter Leid und Sünde und Tod, Hochmut und Mordgier,
Gottesverachtung und Menschenleid.
Ja, da ist er dabei, hier beginnt es: empfangen durch den Heiligen
Geist, geboren von der Jungfrau Maria.
Liebe Gemeinde: Gott, der Vater ist von seinem Sohn, ist von
Jesus nicht zu trennen. Man kann nicht sagen: Gott ja, aber
Jesus? Oder: den Jesus kann ich akzeptieren, aber Gott?
Wer den Namen unseres Gottes nennt, muß sich auch zum
Namen Jesus bekennen. Sie sind eins.
-3Wer den Sohn sieht, sieht den Vater, und wer den Vater, den
Allmächtigen, bekennt, bekennt sich zu Jesus.
Hier ist nicht zu trennen, nur zu unterscheiden!
Darin, daß wir den Sohn des Vaters, Jesus, vom Vater trennen in
Gedanken, Worten und Taten, liegt der Grund für das langsame
Sterben der Kirchen hierzulande und das langsame Versumpfen
und Unwirklichwerden unseres christlichen Glaubens und die
Vergleichgültigung des Christenlebens und der Verlust der ewige
gültigen Zukunft in Gott! Und die Predigt und unser Glaube
nistet nur noch indem Riß, den wir zwischen Jesus und Gott
reißen und dann selber kitten wollen!
Und die Weihnachtsgeschichte des Evangeliums nach Lukas ist
eine von den Geschichten, die diese Einheit in der
Unterscheidung so erzählen, daß wir klug werden, daß wir
aufatmen, daß wir uns hinknien können an den Futtertrog in
Bethlehem und in der Stube in Affoltern und im Lebensnebelfeld
deines Lebens- und den Sohn vor Augen und im Herzen haben:
und da bist du beim Vater, beim Schöpfer des Himmels und der
Erde und deines Lebens, und er ist dir ganz nah.
Den aller Weltkreis nie beschloß,
der liegt in Marien Schoß,
er ist ein Kindlein worden klein,
der alle Welt erhält allein!
Versteht ihr, liebe Gemeinde, wie da schon anklingt jenes andere
Lied, auf das wir zugehen und von dem wir immer herkommen,
wenn wir von Jesus reden und einzig seinen Namen verkündigen
und ihn allein ehren, lieben und loben, jener Vers, toderprobt
und höllendurchwandert:
Wär er (der Schöpfer aller Ding!) nicht erstanden,
so wär die Welt vergangen!
Das ist das nur dem Glauben offene Geheimnis seines Lebens,
seines, wie die Theologen sagen, göttlichen Wesens, seines
Kommens und Gehens und bei uns Bleibens.
-4Da dir seine heilvolle Nähe aufgeht, du in ihm dein Leben als neu
gemacht, gerettet. gelöst von allen Banden, die dich einwickeln
und fesseln wollen in Erdenschwere und Lebensdumpfheit,
erkennst die unausdenkbare, allem Denken, Hoffen, Zweifeln,
Glauben vorausgehende Liebe des Vaters zum Sohn des Vaters
und des Sohnes im Heiligen Geist zu Dir:
Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren
und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt, erkoren,
eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir
bedacht, wie du mein wollest werden!
Da und nur dann wird Heiliger Abend.
Nicht der, den wir kennen, und auf den die glaubenslose
Christenheit hierzulande und die bangende, sich immer wieder
von falschen Versprechungen der Mächtigen und Ideologien und
Weltanschauungen fesseln lassende Menschenwelt wieder
säuselnd und bimmelnd zu rennt.
Es ist der Heilige Tag, der sich jetzt, heute, hier in dieser Kirche
für dich ereignet. Immer, wenn der wahre Gott sein wahres Wort
vom Sohn Jesus Christus verkündigen läßt, - und du hörst und
glaubst und anbetest, ist ein heiliger Tag, ein heiliger Abend, eine
heilige Stunde.
Davon und wie das um alles in der Welt möglich ist, wollen wir
nun an diesem zweiten Abend hören.
Und deshalb, liebe Gemeinde, müßt ihr, wenn es irgend geht,
alles engelflatternde, christbaumgeschmückte, seelenselige
Gebimmel von euch tun, wie wir es zu erleben gewohnt sind am
Heiligen Abend mit „dem seltsamen Knaben im lockigen –
die Nazzis sangen: blonden- Haar und dem heidnischen
O Tannenbaum - Gesäusel!
Es ist in dem Sohn versammelt das Geschick des ganzen Kosmos
und das Schicksal eines jeden Lebens, auch dein Schicksal!
Hier ist doch, als ob man sorglich den Menschen Jesus vom wie
Gott verehrten Sohn trennen müßte, uns erzählt,
-5wie sie, der Sohn und der Vater, um unseres ewigen Heiles willen
zu trennen und weshalb doch wieder da Mensch und Gott zu
vereinen sind:
in der Futtertrogarmseligkeit des Kindes und in der
himmelhochjauchzenden Herrlichkeit der Botschaft vom heiligen,
allmächtigen Gott, der da seine Verheißungen, seine
Bundesgelöbnisse, die er seinem erstgeliebten Volk Israel –und
wegen ihm der ganzen Welt - gegeben hat, einhält und einlöst.
Jetzt ereignet es sich, wird es ein für alle Mal wahr,
was der Zacharias, Vater Johannes des Täufers, betete:
Gelobt sei der HERR, der Gott Israels,
denn er hat besucht und erlöst sein Volk!
Der Retter, der Löser ist da, heißt: Jesus: Gott rettet,
heißt: Immanuel: Gott ist mit uns- wer mag wider uns sein!
Aber, nicht wahr, wie klein, wie gering, wie man doch fast nichts
sieht!
Was sieht Man(n),was sieht Frau?
Einen Futtertrog. Darin ein Säugling, eben geboren, eben
gewickelt. Die bleiche, müde, erschöpfte sehr junge Mutter,
Mirjam -Maria.
Der ältere Mann, so stellt man ihn sich vor, sie behutsam im Arm
haltend: der Vater Joseph. Mehr siehst du in dieser Geschichte
gemalt, nicht.
Siehe: da ist deine Gott! Ganz niedrig, ganz gering, schier verloren
ja, wahrhaftig: Er ist auf Erden kommen arm, daß er unser sich
erbarm‘- und wer Gott, den allmächtigen Schöpfer Himmels und
der Erden, wahrhaftig verehren und ihm nahekommen, ja Gott
selber begegnen will, der muß hier, hier ganz unten beginnen...
Ochs und Esel kommen später dazu, in den Ausschmückungen,
aber zu recht, denn sie kommen her aus dem Alten Testament.
Diese beiden Tiere sind Zeugen dafür, daß der Sohn in sein
Eigentum kam und die Menschen, die er zu seinem Eigentum
erkaufen wird mit seinem Blut und erwerben wird mit seinem
Sterben, in seine Erlösung sein Heil, seine Freude hinein rufen
wird, die hören nicht.
-6So hat Gott selber durch den Propheten Jesaja und in seinem
Buch Jesaja geweissagt: gleich am Anfang, im ersten Kapitel, als
wolle er sagen, seine Menschen, auch die klügsten, gerade die,
sind solche Ochsen, Holzköpfe, Esel und sturen Eigenbrötler;
und das sie allezeit und immer wieder das Schicksal des die
Menschen liebenden, rufenden und mahnenden und zu seiner
Liebe lockenden Gottes:
Höret, ihr Himmel und Erde, nimm zu Ohren,
denn der HERR redet:
Ein Ochse kennt seinen Herrn
und ein Esel die Krippe seines Herrn,
aber mein Volk kennt‘s nicht und versteht‘s nicht
So also kam er in sein Eigentum. Wer kann es ahnen, wer kann
es wissen, wer kann es verstehen?
Er entäußert sich all seiner G‘walt,
wird niedrig und gering,
nimmt an sich eines Knechts Gestalt,
der Schöpfer aller Ding!
Und da liegt er nun, in Windeln gewickelt, im Stall, am Rande der
feiernden Welt.
Immerzu ist er am Rande und bei denen, die am Rande sind, die
müde und beladen, sorgend und schuldbehaftet sind, nicht aus
noch ein wissen, an Gott und seiner Barmherzigkeit und Nähe
zweifeln und in diesen Zweifeln ihren Glauben verlieren, da ist er,
bis er dann draußen vor der brodelnden, reichen, herrlichen,
tempelgeschmückten, opferseligen Religionsstadt Jerusalem
gekreuzigt wird.
Unser Gott.
Der Glaube sieht ihn da, erkennt ihn da: wie den herunter
gekommenen Gott in der Krippe, in Windeln gewickelt, so sieht er
ihn auf den Straßen des Landes und in den Dörfern gehen, rufen,
heilen, retten.
-7Der Glaube allein sieht staunend über Gottes Niedrigkeit in ihm,
wie der Jesus mit großen Augen und mit wehem Herzen sieht er
die Gott vergessenden Menschen, auch uns, die ihn in Kirchen
und Tempeln scheinbar verehren, aber doch in ihrer Religion nur
sich selber und ihren Nutzen suchen, sich selber groß und
machtvoll und siegend sehen wollen; die sieht Jesus, wie sie ihn
nicht sehen, nicht verstehen, nicht hören, weil er sie zur Umkehr
ruft von den toten Eigentumsgötzen, zu dem einen wahren
lebendigen und Leben schaffenden Gott, dem Vater im Himmel.
Darum allein geht es dem Sohn, daß des Vaters Reich komme,
daß dessen Wille geschehe, dessen Name geheiligt wird, auch von
uns, auch vor Dir, du Menschenkindlein, unverständiges Eselein
und Öchslein Frau und Mann: dazu ist er da, der Jesus, der
Sohn des Vaters.
Und wer ihn so sieht und so hört, in die Tiefen menschlicher
Verlorenheit herrlich rufend und predigend: Kommt her zu mir!,
wer ihn so hört, der hört Gott!
Ja, da liegt er, unser Gott. Und er ist auf ewig dein, wenn du
niederkniest, wie die Hirten, wie die Könige dann und ihn
anbetest: ein großes Geschenk mußt du nicht mitbringen, mußt
nicht superreich und gut und eifrig und tatkräftig sein und dir
den Kopf zerbrechen, was du ihm schenkst!
Denn er, der Sohn, hatte ja alles, alles, allergrößte Herrlichkeit
des ewigreichen Gottes- und ließ für dich alles los und kam,
damit du ihm nur eines gibst: dein Herz!
Damit du Dich ihm zu eigen gibst, denn du bist ja schon längst,
seit du geboren warst, nein lange, ewigkeitslange vorher schon:
sein geliebtes Menschenkind.
Und jetzt mach die Augen auf und die Ohren und schau und
höre: hier, in dem Jesus Christus, ist dein einziger Trost im
Leben und im Sterben und für alle Ewigkeit.
Und Deine fröhliche Einwilligung ist ja nur ein Einwilligen in das,
was du schon seit Ewigkeit bist:
-8Du großer Gott, du kleiner Sohn,
hab Dank für deine Liebe;
die dich von deinem hohen Thron
so tief herunter triebe.
Der Himmel hat dich ausgegossen,
den du uns wieder aufgeschlossen;
den Himmel auf, die Hölle zu.
Hab Dank für die erworb‘ne Ruh!
dichtet Sigmund von Birken für dich und- für Augustus und für
die Gouverneure Quirinus und Pilatus und für die Mächtigen
dieser Erde, die den Himmel auf Erden versprechen und Höllen
aufmachen und Menschen vernichten.
Und dichtet es für die – nicht nur drei – Könige und Regenten, die
den Stern des Lebens sehen, ahnen wenigstens und ihre Völkern
mit Recht und Gerechtigkeit regieren möchten- und es lernen
müssen und gerichtet werden an der Regierungsweise des Herrn
Jesus Christus der dann der König aller Könige und Herr aller
Herren genannt und bekannt werden wird... (Aber da muß er
vorher noch in die tiefste Erniedrigung erhöht werden ans
Sklavenkreuz und in die Hölle dieser Weltregenten hinab).
Er dichtet es für die Hirten, die aus der Nacht kommen und ins
Gotteslicht schauen dürfen, dichtet es für die Hirten samt
Schafen, die nichts vernahmen und nun die weltenwendende
Botschaft vernahmen.
Die klingt zwar scheinbar genau so wie die, die zigtausendfach
im römischen Weltreich zu hören und zu lesen war, die vom
Friedenskaiser Augustus, der da mit den römischen Truppen den
Frieden brachte und erhielt- natürlich mit Blut und Tränen
getränkt und verschmiert und mit Leichenhaufen und Gräbern
allüberall.
Da hinein nun bricht mit der Botschaft der Engel, die immer die
Wahrheit Gottes verkünden, und es wird für alle Zeiten, die
kamen und kommen werden, verkündet, wer hier gekommen ist,
wer hier anzubeten ist, wem hier die Zukunft gilt und wer der ist,
bei dem und in dem die Welt allein Zukunft und Frieden hat:
Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden
bei den Menschen seines Wohlgefallens! –
an denen Er ein Wohlgefallen hat!
-9Also ist die Geburt Jesu der Beginn der Friedensherrschaft
Gottes. Die Errichtung und Durchsetzung seines Friedensreiches
beginnt, die Erfüllung seines Willens fängt an, die Heiligung
seines Namens. Wo geschieht das? In seiner Gemeinde, der
wahren Kirche, die allein auf die Stimme des Guten Hirten hört
und dem gekreuzigten Sohn nachfolgt in Worten und Werken, sie
mag, diese Kirche, diese Gemeinde, noch so klein, gering, wenig
überzeugend sein, äußerlich, aber sie sind der Vortrupp seines
Lebens!
Im Glauben an den Sohn, in der Folge seines Rufes: Folge mir
nach, beginnt es, hörst du den Willen, das Wort des Vaters, hörst
du Gott selber : Menschenwort in Gottesmund, Gotteswort in
Menschenmund: das ist Jesus: wer Ihn hört, hört den Vater!
Das ist nun der vom Kommen, Leben und Sterben des Sohnes bis
zum Bersten angefüllte Name Gottes: Vater! Nur: Immanuel, euer
Vater, der Gott, der mit euch geht. Und dem sich, wie hier in der
Krippe, wie auf den Straßen Galiläas, wie auf den Wegen der
Welt, jeder nahen kann. Dessen Thron die Krippe ist und das
Kreuz, nicht wie jener chinesische Kaiser (und all die, die
herrschen möchten über Leben und Tod) thronte in riesigem
leerem Saal, von dem ich las:
„Der Thron sollte mit einem furchterregenden tiefen Raum
umgeben werden, einer metallisch glänzenden Weite, die jeder
durchmessen mußte, der sich – auf Knien – dem Sitz näherte.
Den gepanzerten Kriegern, die sich als gehelmte Schatten reglos
wie Statuen entlang der mit Gobelins geschmückten Wände
standen, konnte so viel Raum und viel, viel Zeit bleiben, um
jeden, der sich dem Allmächtigen näherte, noch im letzten
Augenblick von einer falschen Bewegung oder auch nur einem
einzigen falschen Wort abzuhalten und ihn unter ihren Panzern
zu begraben.“
O, wie wunderbar dieser König in der Krippe! Da gibt es keine
Wachen, die uns abhalten, in sein Licht des Lebens hinein zu
sehen; da gibt es keine Gepanzerten, die uns verwehren, sein
Gnadenwort zu hören. Da gibt es keine Religions- und
Sittenwächter, die uns verbieten könnten, seine Arme
ausgestreckt zu finden, nach Dir in Liebe verlangend, dich zu
umfangen.
-10Und da gibt es keine eifersüchtigen Götter, die verhindern wollen
mit allen Mitteln, dass du diesen menschgeborenen Gott
umfangen, gar küssen kannst! Nur das gilt allerdings:
Und wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will,
muß vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel...
Ja er nimmt seinen Raum bei dir ein, seinen Thron bei dir, er
wohnt bei den Schwachen, bei den Kranken, bei den Elenden und
hoffnungslos Verurteilten- und bei den Glücklichen auch und
denen, die seine Gebote halten und danach tun, da ist er mitten
unter ihnen.
Er gibt alles dran, der allmächtige Gott, ohne irgendein
Hindernis, wer auch immer es dir in den Weg legen will, und sei
es dein Gewissen oder deine eigene Schild oder deine selbst
gemachte Bekümmernis, dir nahe zu sein und mit dir den Weg
der Nachfolge zu gehen.
Nicht wahr, ihr Lieben: wie klein, verborgen, niedrig fängt das an.
Der hohe Gott kommt tief herunter, damit du erhöht wirst! Das
Seht, wir werden alle geboren, jeder von uns kam, Gott sei Dank,
aus dem bergenden, warmen, uns hilflose
Menschenwürmlein schützenden und nährenden Mutterleib.
Dahin wir uns immer zurück sehnen, auch in den Armen des
geliebten Menschen, auch in der Umarmung unserer zugeneigten
Freundschaft, die wir dem andern gönnen, auch in der
Berührung am Sterbebett, im letzten Kuß: du willst zurück ins
absolut Geborgene. Das ist die Leib usnerer Mutter, einer jeden
Mutter, dafür seien die Mütter, wie Maria auch, hoch gelobt und
verehrt von uns, den Kindern.
Aber wir sind Menschen. Und Gott ist Gott. Und Gott wird
Mensch- begibt sich in den Mutterleib der Maria, nichts anders
umschriebt dieses Bekenntnis:
Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau
Maria als dies einzigartig, nie so geschehen und nie wieder
geschehende Gottesereignis: Er kommt aus seines Vaters Schoßund wird ein Kindlein klein.
-11Gott selber kommt zur Welt in ihm, weil nur Gott auch die von
ihm erschaffene Welt erlösen kann- das kann kein Mensch, und
sei er noch so mächtig oder dünke sich allmächtig.
Ganz scharf gesagt: Ist er nur Mensch, können wir ihn vergessen,
kein Mensch kann Menschen erlösen aus Sünde, Verderben und
Tod; ist er ein Halbgott, ist er ein Götze, der uns in die Irre führt.
Gott von Gott, bekennt die wahre Kirche, sei Jesus, Licht vom
Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, nicht geschaffen! Darauf
kommt es an: er ist kein Geschöpf, und sei es das allergrößte,
allerwichtigste, allermenschlichste- so sehen ihn unendlich viele
und verehren Jesus als großen Menschen- aber neben anderen.
Aber der sich erniedrigte in den Mutterschoß (man müßte fast
sagen: der allmächtige Gott zwängt sich da hinein, geboren zu
werden und Mensch zu sein wie wir und kein Mensch darf im
Mutterschoß abgetrieben werden in den Tod) und bis zum Tode,
ist der HERR, er allein!
Wir aber, die wir ihm unser Herz schenken, schenken es nicht
einem Menschen (das sollen die Liebenden einander tun, und
wie!)- sondern wir Weihen unser Leben Gott selber, der es uns
gab, am Schlagen hält und mit Freude erfüllt!
Das ist ja Weihnacht: Dem, der da in die Niedrigkeit kam, uns
heraus, ja herauf zu lieben in seine Herrlichkeit, das Leben zu
weihen.
Und der noch tiefer hinein mußte in unser Leben, bis er die Hölle
geschmeckt hatte, der Sohn des Vaters im Himmel.
Da von wollen wir zitternd und zagend, staunend und
lobpreisend hören am Donnerstag.
Aber zuvor und immer neu singen wir doch unser Lob und
unsere Anbetung dem uns so nahe gekommen, uns zur Freude
des Lebens rufenden Jesus das Krippen- und Weihnachtslied:
In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesus Christ!
Durch dich wir haben himmlische Gaben, du der wahre Heiland bist.
Hilfest von Schanden, rettest von Banden,
wer dir vertrauet, hat wohl gebauet, wird ewig bleiben. Halleluja!
Zu deiner Güte steht unser G’müte, an dir wir kleben im Tod und
Leben, nichts kann uns scheiden. Halleluja!