Präsident Dieter Sarreither

Statistisches Bundesamt
Wiesbaden, 12. Januar 2017
Pressekonferenz
„Bruttoinlandsprodukt 2016 für Deutschland“
am 12. Januar 2017 in Berlin
Statement von Präsident Dieter Sarreither
– Es gilt das gesprochene Wort –
1.
Die deutsche Wirtschaft setzte ihren Wachstumskurs auch im Jahr 2016 fort:
Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt stieg um 1,9 %.
Schaubild 1
Bruttoinlandsprodukt in Deutschland
Preisbereinigt; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
kalenderbereinigte Werte
Ursprungswerte
6
4
2
0
-2
-4
1992
94
96
98
2000
02
04
06
08
10
12
14
2016
-6
Statistisches Bundesamt
Die konjunkturelle Lage in Deutschland war im Jahr 2016 gekennzeichnet durch ein solides und
stetiges Wirtschaftswachstum. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) war nach ersten
Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Jahresdurchschnitt 2016 um 1,9 % höher als
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 2 im Vorjahr (kalenderbereinigt: + 1,8 %). In den beiden vorangegangenen Jahren war das BIP in
einer ähnlichen Größenordnung gewachsen: 2015 um 1,7 % (kalenderbereinigt: + 1,5 %), 2014
um 1,6 % (kein messbarer Kalendereinfluss). Eine längerfristige Betrachtung zeigt, dass das
Wirtschaftswachstum im Jahr 2016 einen halben Prozentpunkt über dem Durchschnittswert der
letzten zehn Jahre von + 1,4 % lag.
In jeweiligen Preisen gerechnet war das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2016 mit 3 134 Milliarden
Euro um 3,3 % höher als im Vorjahr. Das Bruttonationaleinkommen (BNE) erhöhte sich ebenso
stark auf 3 200 Milliarden Euro. Die Differenz zwischen den Niveaus von Bruttoinlandsprodukt
und Bruttonationaleinkommen erklärt sich durch den Saldo der Primäreinkommen mit der
übrigen Welt, der nach ersten Berechnungen im Jahr 2016 bei + 66 Milliarden Euro lag und damit
genauso groß war wie im Vorjahr.
Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % und
betrug im Jahr 2016 durchschnittlich knapp 38 000 Euro. Die Zahl der Einwohner ist nach ersten
Schätzungen im Jahresdurchschnitt 2016 um rund ein Prozent gestiegen. Die wesentliche Ursache hierfür ist eine erhöhte Nettozuwanderung.
Am 14. Februar 2017 wird das Statistische Bundesamt erste Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) für das vierte Quartal 2016 sowie die überarbeiteten BIPErgebnisse für das Jahr 2016 veröffentlichen. Publiziert werden zu diesem Zeitpunkt dann
zunächst nur Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt insgesamt. Detaillierte Ergebnisse folgen am
23. Februar 2017.
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 3 2.
Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte im Jahresdurchschnitt 2016 einen
erneuten Höchststand.
Schaubild 2
Erwerbstätigkeit und Arbeitsstunden in Deutschland
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Erwerbstätige im Inland
Geleistete Arbeitsstunden je Erwerbstätigen
3
2
1
0
-1
-2
-3
1992
94
96
98
2000
02
04
06
08
10
12
14
2016
-4
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Die Wirtschaftsleistung in Deutschland wurde im Jahresdurchschnitt 2016 von knapp
43,5 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Das ist der höchste Stand
seit der deutschen Wiedervereinigung. Nach ersten vorläufigen Berechnungen waren im
Jahr 2016 rund 429 000 Personen oder 1,0 % mehr erwerbstätig als ein Jahr zuvor. Damit setzte
sich der seit über zehn Jahren anhaltende Aufwärtstrend fort. Der Anstieg fiel im Jahr 2016 wieder
etwas stärker aus als in den Jahren zuvor (+ 0,9 % im Jahr 2015 und + 0,8 % im Jahr 2014). Eine
höhere Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung sowie die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland glichen demografische Effekte aus.
Im Jahr 2016 arbeitete jeder Erwerbstätige nach ersten vorläufigen Schätzungen des Instituts für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (IAB) im Durchschnitt knapp fünf
Stunden oder 0,3 % weniger als im Jahr 2015. Da es aber deutlich mehr Erwerbstätige gab als im
Vorjahr, erhöhte sich die Zahl der von allen Erwerbstätigen geleisteten Jahresarbeitsstunden, das
sogenannte gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen, um 0,7 %.
Die Zahl der Erwerbslosen nach der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ging
2016 um 160 000 Personen oder 8,2 % zurück. Das ergaben erste Schätzungen auf Basis der
Arbeitskräfteerhebung. Der Anteil der Erwerbslosen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen lag
im Jahresdurchschnitt 2016 bei 4,0 %. Die Erwerbslosenquote hat sich damit seit ihrem Höchststand im Jahr 2005 von 10,3 % mehr als halbiert und war 2016 so niedrig wie noch nie seit 1991.
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 4 3.
Die Wirtschaftsleistung ist 2016 in allen Wirtschaftsbereichen gestiegen.
Schaubild 3
Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen 2016 in Deutschland
Preisbereinigt; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Land- und Forstwirtschaft,
Fischerei
0,3
Produzierendes Gewerbe
ohne Baugewerbe
1,6
Baugewerbe
2,8
Handel, Verkehr, Gastgewerbe
2,3
Information und Kommunikation
3,0
Finanz- und Versicherungsdienstleister
Grundstücks- und Wohnungswesen
2,5
0,8
Unternehmensdienstleister
2,0
Öffentliche Dienstleister,
Erziehung, Gesundheit
Sonstige Dienstleister
1,7
1,2
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Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts trugen alle Wirtschaftsbereiche zur wirtschaftlichen Belebung im Jahr 2016 bei. Insgesamt stieg die preisbereinigte Bruttowertschöpfung
im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr um 1,8 %.
Überdurchschnittlich entwickelte sich das Baugewerbe, das im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 %
zulegte. Auch im Produzierenden Gewerbe, das ohne das Baugewerbe gut ein Viertel der gesamten Bruttowertschöpfung erwirtschaftet, nahm die Wirtschaftsleistung zu, allerdings mit + 1,6 %
sehr viel moderater. Wesentlich getragen wurde dieser Anstieg vom exportorientierten Verarbeitenden Gewerbe, in dem die preisbereinigte Bruttowertschöpfung um 1,9 % höher war als ein
Jahr zuvor. Deutliche Zunahmen gab es daneben in den meisten Dienstleistungsbereichen:
Information und Kommunikation, Finanz- und Versicherungsdienstleister sowie Handel, Verkehr,
Gastgewerbe hatten Wachstumsraten von jeweils über zwei Prozent.
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 5 4.
Wachstumsimpulse kamen im Jahr 2016 von Konsum und Investitionen.
Schaubild 4a
Verwendung des deutschen Bruttoinlandsprodukts 2016
Preisbereinigt; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
4,2
3,4
2,5
2,2
1,9
2,0
0,8
BIP
Inländische
Verwendung
Private
Konsumausgaben
Konsumausgaben
des Staates
Bruttoinvestitionen
Exporte
Importe
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Ausschlaggebend für die positive Entwicklung der deutschen Wirtschaft im Jahr 2016 war die
inländische Verwendung. Neben dem Konsum stützten vor allem die Anlageinvestitionen das
BIP-Wachstum. Leicht gedämpft wurde es dagegen vom Außenbeitrag. Die Ergebnisse im
Einzelnen:
Die privaten Konsumausgaben waren preisbereinigt um 2,0 % höher als ein Jahr zuvor. Die staatlichen Konsumausgaben erhöhten sich mit + 4,2 % sogar noch deutlich stärker. Dieser kräftige
Anstieg ist unter anderem auf die hohe Zuwanderung von Schutzsuchenden und die daraus
resultierenden Kosten zurückzuführen. Einen stärkeren Zuwachs des Staatskonsums hatte es
zuletzt 1992 in Folge der deutschen Wiedervereinigung gegeben. Insgesamt legten die
Konsumausgaben um 2,5 % zu und waren auch im Jahr 2016 die größte, jedoch nicht die einzige
Stütze des deutschen Wirtschaftswachstums.
Auch die Bruttoanlageinvestitionen – das sind Ausrüstungsinvestitionen, Bauinvestitionen sowie
Sonstige Anlagen – stützten das Wachstum und legten im Vorjahresvergleich deutlich zu
(+ 2,5 %). Entscheidend für diesen Zuwachs waren die Investitionen in Wohnbauten, die um
4,3 % höher waren als im Jahr zuvor. Die Bauinvestitionen insgesamt stiegen im Jahr 2016 um
3,1 %. In Ausrüstungen – das sind vor allem Maschinen und Geräte sowie Fahrzeuge – wurde
preisbereinigt um 1,7 % mehr investiert als im Vorjahr. Die Sonstigen Anlagen, zu denen unter
anderem die Ausgaben für Forschung und Entwicklung gehören, lagen um 2,6 % über dem Vorjahresniveau. Die Bruttoinvestitionen insgesamt, zu denen neben den Bruttoanlageinvestitionen
auch die Vorratsveränderungen gehören, waren preisbereinigt lediglich um 0,8 % höher als
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 6 2015. Gebremst wurde das BIP-Wachstum im Jahr 2016 durch einen Vorratsabbau
(– 0,4 Prozentpunkte Wachstumsbeitrag zum BIP). Insgesamt betrachtet wurde die positive Entwicklung der deutschen Wirtschaft 2016 mit einem Wachstumsbeitrag von + 2,0 Prozentpunkten
von der inländischen Verwendung getragen.
Die deutschen Ausfuhren konnten im Jahresdurchschnitt 2016 trotz globaler Unsicherheiten
weiter zulegen: Die preisbereinigten Exporte von Waren und Dienstleistungen waren um 2,5 %
höher als im Vorjahr. Die Importe legten im gleichen Zeitraum jedoch stärker zu (+ 3,4 %), sodass
der resultierende Außenbeitrag, also die Differenz zwischen Exporten und Importen, das BIPWachstum mit – 0,1 Prozentpunkten geringfügig bremste.
Schaubild 4b
Verwendung des deutschen Bruttoinlandsprodukts 2016
Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP in Prozentpunkten1
2,0
1,9
2,0
1,1
0,8
0,2
-0,1
BIP
=
Außen- + Inländische
beitrag
Verwendung
Inländische =
Brutto+ Private + KonsumVerwendung
investitionen
Konsumausgaben
ausgaben
des Staates
1 Rechnerische Wachstumsbeiträge, ausgenommen Rundungsdifferenzen.
Statistisches Bundesamt
Betrachtet man zusammenfassend die Wachstumsbeiträge der Verwendungsaggregate – das
sind vereinfacht ausgedrückt gewichtete Veränderungsraten, die sich zur BIP-Wachstumsrate von
1,9 % summieren – so ergibt sich für 2016 folgendes Bild:
• Der Konsum war mit einem Wachstumsbeitrag von + 1,9 Prozentpunkten erneut die treibende
Kraft des BIP.
• Der Wachstumsbeitrag der Bruttoinvestitionen insgesamt war nur leicht positiv
(+ 0,2 Prozentpunkte). Ohne Berücksichtigung der negativen Vorratsveränderungen lag der
Wachstumsbeitrag der Bruttoanlageinvestitionen bei + 0,5 Prozentpunkten.
• Der Außenbeitrag bremste das deutsche BIP-Wachstum geringfügig, da die Importe im Jahresverlauf stärker zunahmen als die Exporte.
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 7 5.
Am meisten gaben die privaten Haushalte für das Wohnen aus. Die Preise
stiegen im Jahresdurchschnitt 2016 weiterhin moderat.
Schaubild 5
Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland nach Verwendungszwecken 2016
Anteile in %
Wohnung, Wasser, Strom, Gas u.a. Brennstoffe
Übrige Verwendungszwecke
(Gesundheit, Bildung u.a.)
19,5
Bekleidung und Schuhe
Beherbergungs- und
Gaststättendienstleistungen
4,8
23,6
Insgesamt
1 574,1
Mrd. EUR
5,5
17,4
6,6
Einrichtungsgegenstände,
Geräte für den Haushalt
Verkehr, Nachrichtenübermittlung
8,9
13,7
Freizeit, Unterhaltung und Kultur
Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren
Statistisches Bundesamt
Die privaten Haushalte steigerten ihre Konsumausgaben in jeweiligen Preisen gegenüber dem
Vorjahr um 2,4 %. Den größten Anteil an den Konsumausgaben der privaten Haushalte hatten
auch 2016 die Ausgaben für das Wohnen. Dazu gehören neben den tatsächlichen Mieten auch
unterstellte Mieten von selbstgenutztem Wohneigentum sowie Ausgaben für Wasser, Strom und
Gas. Ein weiterer großer Posten im Budget der privaten Haushalte waren die Konsumausgaben
für Verkehr und Nachrichtenübermittlung.
Die Preisentwicklung in Deutschland war im Jahresdurchschnitt 2016 auf allen Wirtschaftsstufen
weiterhin verhalten. Zurückführen lässt sich das vor allem auf im Vorjahresvergleich gesunkene
Preise für Rohöl und Mineralölerzeugnisse, die allerdings im unterjährigen Verlauf tendenziell
wieder anstiegen. Insgesamt gingen sowohl die Einfuhr- und Ausfuhrpreise als auch die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte und die Großhandelspreise im Vergleich zum Vorjahr zurück.
Gegen Jahresende 2016 gab es allerdings bei all diesen Preisindizes einen leichten Anstieg.
Für die Verbraucher in Deutschland haben sich die Preise insgesamt im Jahresdurchschnitt 2016
mit voraussichtlich + 0,5 % moderat erhöht, nachdem die Inflationsrate im Jahr 2015 nur + 0,3 %
betragen hatte. Diese nach wie vor recht schwache Preisentwicklung war geprägt von gegenläufigen Tendenzen: Im Vergleich zu 2015 waren wiederum die Energiepreise rückläufig, dagegen
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 8 lagen beispielsweise die Nahrungsmittelpreise und die Preise für Gesundheitspflege höher als
ein Jahr zuvor. Gegen Ende des abgelaufenen Jahres war auch bei den Verbraucherpreisen insgesamt im Vorjahresvergleich eine spürbare Beschleunigung zu beobachten.
6.
Die Einkommen legten 2016 kräftig zu – das Arbeitnehmerentgelt stieg
etwas stärker als die Unternehmens- und Vermögenseinkommen.
Schaubild 6a
Arbeitnehmerentgelt, Unternehmens- und Vermögenseinkommen in Deutschland
1991 = 100
220
200
180
Unternehmens- und
Vermögenseinkommen
160
140
Arbeitnehmerentgelt
120
100
1991
94
96
98
2000
02
04
06
08
10
12
14
2016
80
Statistisches Bundesamt
Das Volkseinkommen setzt sich aus dem Arbeitnehmerentgelt sowie den Unternehmens- und
Vermögenseinkommen zusammen. Ersten Berechnungen zufolge legten beide Einkommensarten
im abgelaufenen Jahr 2016 kräftig zu. Das Arbeitnehmerentgelt der Inländer erhöhte sich gegenüber 2015 um 3,6 %. Etwas weniger stark stiegen im selben Zeitraum nach vorläufigen Berechnungen die Unternehmens- und Vermögenseinkommen, nämlich um 3,1 %. Das Volkseinkommen insgesamt ist im Jahr 2016 um 3,4 % auf 2 341 Milliarden Euro gestiegen.
Die Lohnquote, die den Anteil des Arbeitnehmerentgelts am Volkseinkommen misst, lag bei
68,1 % und somit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Durch die Lohnquote wird ausgedrückt,
wie sich gesamtwirtschaftlich betrachtet das erwirtschaftete Einkommen auf die Arbeitnehmer
und die Bezieher von Unternehmens- und Vermögenseinkommen aufteilt. Bei der Interpretation
dieser Zahlen muss immer beachtet werden, dass auch Arbeitnehmer und ihre Angehörigen
Vermögenseinkommen – beispielsweise in Form von Zinsen und Dividenden – erhalten können
und dass der Arbeitslohn von Unternehmern Teil der Unternehmenseinkommen ist.
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 9 Die nach der Methodik der VGR berechneten Bruttolöhne und -gehälter aller Arbeitnehmer erhöhten sich im Jahr 2016 um 3,7 %. Dieser kräftige Anstieg resultierte vor allem aus der positiven
Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung. Die Nettolöhne und -gehälter stiegen etwas
weniger stark um 3,4 %, da die Abzüge der Arbeitnehmer – Sozialbeiträge und Lohnsteuer –
jeweils noch mehr gestiegen sind. Insgesamt waren die Abzüge der Arbeitnehmer 2016 um
4,4 % höher als ein Jahr zuvor. In den höheren Abgaben spiegeln sich, neben der positiven
Einkommensentwicklung, vor allem die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenzen in der
Sozialversicherung, die Anhebung des Zusatzbeitrags in der gesetzlichen Krankenversicherung
sowie die Steuerprogression wider.
Schaubild 6b
Brutto- bzw. Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer in Deutschland
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Nettolöhne und -gehälter
Bruttolöhne und -gehälter
4,0
3,5
2,5
2,3
2,6
2,8
2,7
2,4
2,1
1,8
2,6
2,8
2,4
2,5
2,2
1,9
1,4
1,0
0,8
0,0 0,1
-0,3
2006
07
08
09
10
11
12
13
14
15
2016
Statistisches Bundesamt
Im Durchschnitt je Arbeitnehmer erhöhten sich die Bruttolöhne und -gehälter um 2,5 % auf
monatlich 2 787 Euro. Die durchschnittlichen Nettolöhne und -gehälter stiegen etwas weniger
stark um 2,2 % auf monatlich 1 843 Euro.
Die Zahl der Arbeitnehmer (berechnet nach dem Inländerkonzept) erhöhte sich im Jahr 2016 um
1,2 %. Dadurch fiel der Anstieg der Lohnsumme – dies entspricht dem Produkt aus den durchschnittlichen Bruttolöhnen und -gehältern und der Anzahl der Arbeitnehmer – höher aus als der
Anstieg der jeweiligen Durchschnittslöhne.
Die Nettolöhne und -gehälter stellen die wichtigste Komponente des verfügbaren Einkommens
der privaten Haushalte dar, eine Größe, die das Einkommen nach Verteilung und Umverteilung
misst. Weitere bedeutsame Komponenten sind das Nettoeinkommen aus Unternehmertätigkeit
und Vermögen sowie die empfangenen monetären Sozialleistungen. Das verfügbare Einkommen
der privaten Haushalte nahm im Jahr 2016 durchschnittlich um 2,8 % zu. Da die privaten
Konsumausgaben in jeweiligen Preisen mit + 2,6 % etwas weniger gestiegen sind, lag die
Sparquote der privaten Haushalte im Jahr 2016 nach ersten Berechnungen durchschnittlich bei
9,8 % und damit etwas über dem Wert von 2015 mit 9,7 %.
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 10 7.
Die Lohnkosten sind auch 2016 stärker gestiegen als die
Arbeitsproduktivität.
Schaubild 7
Arbeitsproduktivität und Lohnstückkosten (Stundenkonzept) in Deutschland
2010 = 100
110
105
Arbeitsproduktivität1
100
95
Lohnstückkosten2
2006
07
08
09
10
11
12
13
14
15
2016
90
1 Preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je geleisteter Erwerbstätigenstunde.
2 Arbeitnehmerentgelt je geleisteter Arbeitnehmerstunde in Relation zur Arbeitsproduktivität je geleisteter Erwerbstätigenstunde.
Statistisches Bundesamt
Nach ersten vorläufigen Berechnungen war die Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je geleisteter Erwerbstätigenstunde, 2016 um 1,2 % höher als im
Vorjahr. Je Erwerbstätigen gemessen ist die Arbeitsproduktivität mit + 0,9 % weniger stark
gestiegen, weil sich die durchschnittliche Arbeitszeit je Erwerbstätigen im Vergleich zum Vorjahr
verringert hat.
Die Lohnstückkosten sind definiert als Relation der Lohnkosten zur Arbeitsproduktivität. Sie
werden gesamtwirtschaftlich auf zwei Arten berechnet: nach dem Stundenkonzept (Arbeitnehmerentgelt je geleisteter Arbeitnehmerstunde in Relation zum preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt je geleisteter Erwerbstätigenstunde) oder nach dem Personenkonzept (Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer in Relation zum preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen).
Im Jahr 2016 stieg das durchschnittliche Arbeitnehmerentgelt (Lohnkosten) nach beiden Konzepten sehr viel stärker an als die Arbeitsproduktivität. Folglich sind die Lohnstückkosten, wie schon
in den vergangenen vier Jahren, im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen: Sowohl nach dem
Stundenkonzept als auch nach dem Personenkonzept waren sie um 1,5 % höher als im Vorjahr.
Im Jahr 2015 war die Konstellation ähnlich gewesen.
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 11 8.
Der Staat erzielte 2016 erneut einen Finanzierungsüberschuss –
die Überschussquote lag bei 0,6 %.
Schaubild 8
Finanzierungssaldo des Staates in % des Bruttoinlandsprodukts
Deutschland
2
1
0,6
0
-1
-2
-3
-4
-5
1998
2000
02
04
06
08
10
12
14
2016
Statistisches Bundesamt
Die staatlichen Haushalte waren im Jahr 2016 weiter auf Konsolidierungskurs: Der Staatssektor
– dazu gehören Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen – beendete das Jahr nach
vorläufigen Berechnungen mit einem Finanzierungsüberschuss in Höhe von 19,2 Milliarden Euro.
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen errechnet sich für den Staat im
Jahr 2016 eine Überschussquote von + 0,6 %. Damit kann der Staat nach den neuesten Berechnungen das dritte Jahr in Folge mit einem Überschuss abschließen.
Im abgelaufenen Jahr stiegen die staatlichen Einnahmen mit + 3,9 % etwas schwächer als die
Ausgaben (+ 4,1 %). Die Steuern, die etwa die Hälfte der Einnahmen ausmachen, und die Sozialbeiträge sorgten im Zuge der günstigen Entwicklung von Binnenkonjunktur und Arbeitsmarkt
sowie der höheren Tarifabschlüsse für gut gefüllte Staatskassen. Bei den Ausgaben erhöhten
sich unter anderem die monetären Sozialleistungen kräftig. Das lag vor allem an der stärksten
Rentenanpassung seit den frühen 1990er Jahren zum 1. Juli 2016 sowie an den Folgen der hohen
Zuwanderung von Schutzsuchenden seit der zweiten Jahreshälfte 2015. Auf der anderen Seite
gingen vor allem die zu zahlenden Zinsen des Staates deutlich zurück, was die Ausgaben
reduzierte.
Bund, Länder und Sozialversicherungen erzielten jeweils Finanzierungsüberschüsse, die
Gemeinden hatten einen nahezu ausgeglichenen Etat. Den höchsten Überschuss erreichte
wieder der Bund.
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 12 9.
Deutschlands Wirtschaft wächst 2016 etwas stärker als der europäische
Durchschnitt.
Schaubild 9
Bruttoinlandsprodukt 2015 und 20161 im internationalen Vergleich
EU, China, USA und Japan
Preisbereinigt; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
2016
2015
Deutschland
1,9
1,7
Eurozone
1,7
2,0
1,8
EU28
2,2
6,6
China
1,6
USA
Japan
6,9
2,6
0,7
0,5
1 Europäische Kommission, Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen, Prognose Herbst 2016, außer für Deutschland.
Statistisches Bundesamt
Dank robuster Binnennachfrage und stabiler konjunktureller Lage liegt Deutschland 2016 mit
einem jahresdurchschnittlichen Wachstum von + 1,9 % im europäischen Vergleich voraussichtlich im Mittelfeld. Insgesamt geht die Europäische Kommission für die EU28 von einem Anstieg
des realen BIP um 1,8 % aus, der damit geringfügig unter dem deutschen Wert liegen würde. Für
die 19 Länder der Eurozone rechnet sie mit einem noch etwas niedrigeren BIP-Wachstum von
+ 1,7 %. Dieses Bild zeigt sich bei den im Herbst 2016 prognostizierten Werten. Eine Besonderheit gab es beim staatlichen Finanzierungssaldo: Neben Deutschland schlossen in der Eurozone
laut Prognose lediglich Estland und Luxemburg das Jahr 2016 mit einem Finanzierungsüberschuss ab.
Im außereuropäischen Vergleich ergibt sich ein heterogenes Bild. Für die US-Wirtschaft erwartet
die Kommission mit + 1,6 % ein etwas schwächeres BIP-Wachstum als für EU28 und Eurozone.
Im Unterschied zu den vorangegangenen Jahren würde die Wirtschaftsleistung damit in der EU
erstmals seit 2011 wieder schneller wachsen als in den USA. Für China wird ein weiterhin
starkes, aber gegenüber den Vorjahren verlangsamtes Wachstum von + 6,6 % prognostiziert. Für
Japan geht die Kommission davon aus, dass die Wirtschaft im Jahr 2016 weiterhin nur langsam
an Tempo gewinnt (+ 0,7 %).
Statement von Präsident Dieter Sarreither
Seite - 13 -
10. Zusammenfassend kann zur Wirtschaftslage in Deutschland im Jahr 2016
Folgendes festgestellt werden:
Schaubild 10
Gesamtwirtschaftliche Konjunkturdaten für Deutschland
in %
Durchschnitt 2005–2015
Finanzierungssaldo2
Wachstum1
6
4
2
1,9
1,4
0,6
0
-1,1
-2
-4
-6
2005
07
09
11
13
2016
2005
07
Erwerbstätigkeit3
4
2
09
11
13
Preisanstieg4
0,9
1,5
1,0
0,5
0
-2
2005
07
09
2016
11
13
2016
2005
07
09
11
13
2016
1 Veränderung des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP). 2 Finanzierungssaldo des Staates in % des BIP.
3 Veränderung der Erwerbstätigen im Inland. 4 Veränderung des Verbraucherpreisindex.
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Seite - 14 -
1. Die deutsche Wirtschaft zeigte sich auch im Jahr 2016 in einer soliden Verfassung.
Insgesamt wuchs das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt um 1,9 % und damit stärker
als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Der wichtigste Wachstumsmotor war die
inländische Verwendung: Die Konsumausgaben und die Bruttoanlageinvestitionen
stützten das Wirtschaftswachstum, während der Außenbeitrag das Wachstum leicht
dämpfte. Auf der Entstehungsseite nahm die Wirtschaftsleistung in allen Wirtschaftsbereichen zu.
2. Die staatlichen Haushalte sind weiter auf Konsolidierungskurs. Bund, Länder, Gemeinden
und Sozialversicherungen erreichten 2016 einen Finanzierungsüberschuss von
19,2 Milliarden Euro. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen errechnet
sich daraus für den Staat eine Überschussquote von + 0,6 %.
3. Die Zahl der Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland ist wiederum deutlich
gestiegen und erreichte 2016 mit 43,5 Millionen einen erneuten Höchststand.
4. Die Verbraucherpreise stiegen im Jahresdurchschnitt 2016 voraussichtlich nur moderat
um 0,5 %, gegen Ende des Jahres war aber eine spürbare Beschleunigung zu
beobachten.