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Markt
Fleischmärkte in Unruhe
2015 soll der globale Fleischmarkt nur noch halb so
schnell wachsen wie gewohnt. Die US-Regierung erwartet
uneinheitliche Entwicklungen. Heribert Breker von der
LWK NRW hat die neuesten Prognosen ausgewertet.
hende Quotenende sind Bestände und
Produktion zuletzt sogar gestiegen. Für
2015 erwartet die EU-Kommission aber
wieder einen leichten Rückgang um
0,7 %. Die EU bleibt Nettoimporteur.
Auf der Nachfrageseite sind im
kommenden Jahr vor allem China und
Russland interessant. Für China und
Hongkong prognostizieren die US-Experten 2015 einen zusätzlichen Import-
Rindfleisch auf dem Rückzug?Welt-
weit hatte sich die Erzeugung von Rindfleisch in den letzten drei Jahren etwas
erholt. Dieser Trend soll sich 2015 nicht
fortsetzen. Die Produktion wird demnach deutlich um 1,4 % sinken, sagen die
US-Experten (Übersicht 1). Die Entwicklung in den wichtigsten Rindfleischregionen ist aber unterschiedlich:
• In den USA geht es weiter bergab.
Den Rinder-Farmern haben Dürren und
hohe Kraftfutterpreise in den letzten
Jahren zugesetzt. Die US-Herden
schrumpfen 2015, sodass 2,3 % weniger
Rindfleisch auf den Markt kommt. Dabei lagen die Rindfleischpreise zuletzt
mit über 5 € je kg SG auf Rekordniveau.
• Brasilien als weltgrößter Exporteur
dürfte die Produktion hingegen um
rund 3 % ausbauen. Das Russlandgeschäft treibt dort die Preise an.
• Die Produktion in Indien soll 2015 an
Schwung verlieren. Erzeugung und
Export wachsen aber noch immer um
3,6 bzw. 5 % im Vergleich zum Vorjahr.
• Trockenheit hatte in Australien zuletzt zu höheren Schlachtzahlen und
dem Abbau der Rinderherden geführt.
2015 gibt es weniger Schlachttiere.
• In Argentinien hat sich die Erzeugung
zwar stabilisiert. Die starke Flächenkonkurrenz zwischen Weide auf der
einen und Mais und Soja auf der anderen Seite verhindert aber, dass die Gauchos wieder mehr Rinder halten. Außerdem lähmen die hohe Inflation und
der Staatsbankrott die Agrarwirtschaft.
Und was passiert bei uns? In der EU
ist Rindfleisch seit jeher ein Koppelprodukt der Milchviehhaltung. Durch die
hohen Milchpreise und das bevorste-
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top agrar 12/2014
Übersicht 1: Der Markt wächst weiter
120
Weltweit
wird immer
mehr
Schweineund Geflügelfleisch
erzeugt und
gegessen.
Nur der
Markt für
Rindfleisch
stagniert.
Mio. t
Schwein
Hähnchen
Rind
100
80
60
40
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015*
*geschätzt
bedarf von 14 % auf dann 1,265 Mio. t.
Russlands Einfuhren fallen hingegen
von über 1 Mio. t vor zwei Jahren auf
nur noch 825 000 t im kommenden
Jahr. Die fehlenden Lieferungen aus der
EU kann Moskau offenbar durch brasilianische Ware nur teilweise ersetzen.
Für deutsche und europäische Rinderhalter bleibt aber ein Wermutstropfen.
Ihre Preisaussichten sind deutlich trüber als im Rest der Welt. Die EU-Kommisson erwartet 2015 kaum bessere
Preise als im laufenden Jahr.
Schweinemarkt gebremst:Auf bessere Preise warten auch die Schweinehalter. Impulse dafür könnte der Weltmarkt liefern. Sicher scheint bisher aber
nur, dass die Produktion von Schweinefleisch weltweit mit 1,1 % etwas langsamer wächst als in den Vorjahren.
Quelle: USDA
Übersicht 2: Wer importiert Schweinefleisch?
Sonstige
1,79
Philippinen
0,20
Für 2015 in Mio. t
Japan
1,28
China
1,00
Grafiken: Orb
D
ie Erzeugerpreise für Fleisch enttäuschen derzeit. Vor allem das
fehlende Russlandgeschäft drückt
auf die Stimmung am Markt. Ob das
2015 besser wird, hängt insbesondere
von unserer Konkurrenz in Amerika
und der Nachfrage in Asien ab. Grund
genug, sich den neuen Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) genauer anzuschauen.
Verantwortlich dafür ist vor allem
China. Dort haben die Erzeuger nach
verlustreichen Monaten ihre Sauenherden um rund 9 % im Jahresvergleich abgestockt. Aktuell sind die Preise mit
rund 2,50 € je kg SG wieder kostendeckend, sodass schon 2015 die Erzeugung
moderat um etwa 1,5 % steigen soll. Da
aber gleichzeitig der Verbrauch um
2,2 % anzieht, steigen unterm Strich die
Importe um geschätzte 17 % auf dann
1 Mio. t für China und 360 000 t für
Hongkong (siehe Übersicht 2).
Davon profitieren voraussichtlich
auch hiesige Schweinehalter. Demnach
sollen die EU-Ausfuhren nach USDAPrognose um 2,3 % gegenüber dem
schwachen Jahr 2014 zunehmen. Im
Südkorea
0,49
Russland
0,38
Mexiko
0,84
Hongkong
0,36
Quelle: USDA
Die größten Importeure für Schweinefleisch sitzen mittlerweile in Fernost.
fleisch mehr absetzt werden. Zumindest in Südkorea und den Philippinen
scheint es noch etwas Luft zu geben.
Rindfleisch hat viele
Freunde. Es ist im
Vergleich allerdings
relativ teuer.
Gegensatz dazu rechnet die EUKommission in ihrer Vorschätzung nur
mit stagnierenden Exportmengen. Wer
Recht behält, wird sich zeigen.
US-amerikanische Schweinehalter
machen sich um den Absatz derzeit wenig Sorgen. Ihr Inlandsmarkt ist wegen
der PEDv-Seuche knapp versorgt, sodass Betriebe, die nicht betroffen sind,
richtig Kasse machen. Kein Wunder,
dass die Produktion im nächsten Jahr
um 5 % steigen soll. Mit Absatzproblemen rechnen die Amerikaner aber auch
dann nicht, denn Schweinefleisch ist
zurzeit ein willkommener Ersatz für
knappes und teures Rindfleisch. Der
Schweinefleischverbrauch soll jedenfalls um 5 % steigen.
Noch besser läuft es momentan für
Brasilien. Bei Schweinefleisch sind die
Südamerikaner wichtigster Ersatz-Lie-
ferant Russlands. Um ein Fünftel sollen
die brasilianischen Exporte 2015 auf
700 000 t steigen. Bei Schweinepreisen
von 2 €/kg SG, fallenden Futterkosten
und schwacher Inlandswährung schießen die Gewinne durch die Decke.
Die Brasilianer können die Versorgungslücke in Russland aber auch nur
zu einem Drittel schließen, sodass die
Russen 2015 wohl deutlich weniger
Fleisch auf den Teller bekommen. Daran ändert auch die Tatsache nichts,
dass Moskau die eigene Produktion um
6 % ausbauen dürfte.
Der EU hilft das aber auch nicht. Auf
absehbare Zeit bleibt der russische
Markt wohl gesperrt. Chancen hat
EU-Schweinefleisch deshalb eher in
Fernost. Schon im laufenden Jahr
konnte in Japan, Südkorea und den
Philippinen etwa 120 000 t Schweine-
Foto: Mennerich
Geflügelmarkt wächst:Der Geflügel-
markt wächst im Vergleich weiterhin
am schnellsten. Die Zunahmen bleiben
allerdings mit plus 1,5 % hinter den Vorjahreswerten zurück. Interessant ist,
dass die Geflügelhaltung nicht mehr
nur bei den Platzhirschen wie Brasilien,
USA und der EU auf dem Vormarsch
ist, sondern auch bei aufstrebenden
Ländern wie Argentinien, Thailand und
der Türkei. Ihr Anteil am Welthandel
mit Geflügelfleisch steigt stetig.
Die Türken haben beispielsweise seit
2010 ihre Erzeugung um 25 % ausgebaut.
Fast ein Viertel der produzierten Ware
geht mittlerweile in den Export – vor
allem in den Nahen Osten. Dort verdrängen sie zunehmend traditionelle
Lieferländer, da sie kurze Transportwege haben und Halal-Fleisch liefern.
Sie treffen damit den Geschmack von
Ländern wie Saudi Arabien, Irak und
den Vereinigten Emiraten, wo hohes
Wirtschaftswachstum, steigende Einkommen und anspruchsvollere Verzehrgewohnheiten den Verbrauch ankurbeln. Allein in diesen drei Ländern
wird ein Viertel des Welthandels mit
Geflügelfleisch abgewickelt.
Vom wachsenden Welthandel profitieren die USA und die EU im kommenden Jahr kaum. Zwar dürfte die Erzeugung in beiden Ländern um 2 bis 3 %
zulegen. Die zusätzliche Ware geht aber
fast vollständig in den Inlandsverbrauch. Kein Wunder, denn preislich
liegen Europäer und Amerikaner derzeit rund 50 % über den Hähnchenfleischangeboten aus Südamerika. Die
Brasilianer bauen deshalb ihre Position
als größter Exporteur weiter aus. Die
Ausfuhren sollen um 6 % steigen.
Schnell gelesen
• Die Fleischerzeugung wächst
2015 langsamer.
• Bei Rindfleisch gehen
­ rzeugung und Verbrauch
E
weltweit zurück.
• Der Schweinemarkt bleibt
schwierig. Für die EU ist
Russland bis auf Weiteres
dicht. Immerhin scheint das
Asiengeschäft stabil zu sein.
• Geflügelfleisch bleibt auf
Wachstumskurs. Davon profitieren vor allem Brasilien und
die Türkei.
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