Tagesrest Bruchstücke, was übrig bleibt

Tagesrest Bruchstücke,
was übrig bleibt
Madita Dahmen
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in Gr - 24004 Koroni, Messinias
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Tagesrest Bruchstücke, was übrig bleibt...
:Trotz der Heftigkeit der gestrigen Umstülpung und
plötzlich wider Erwarten... Am Morgen denke ich,
dass es doch etwas mit den Gebeten zu tun haben
kann. Manchmal hält es in uns den Atem an um ganz
Schweigen zu sein | der Stille lauschen (können)
ohne Eingriffe. (Aber) ein wandernder Schmerz
beheimatet in den Knochen, im Mark, bricht aus...,
und das Gelegenhaben in der späten Sonne. Das
Augenöffnen nach einer Zeit und die damit immer
verbundene Farblosigkeit im Blick (obwohl es doch
rauschendes Grün versprach ungesagt). Zuerst
fielen ihr wieder die roten unter den Blumen auf... Er
denke daran nach Australien zu gehen (so wie jetzt
auch M) – seine Frau und Tochter seien jetzt gerade
in diesem Moment schon dort und mehr noch erzählt
er. Wir hatten uns über eine Stunde lang unterhalten
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in seinem kleinen Geschäft mit all den Keksen und
hölzernem Möbiliar | dunkle Töne | gedämpftes Licht.
Das alles lässt eine Intimität zu die jetzt verboten ist
| Dünnhäutigkeit ganz umgeben. Und ich erinnere
wie sehr es meiner Anstrengung bedarf diese
Unterhaltung zu führen (er wirkt so wohl in sich
und mich ekelt: Dauerlächeln). Meine Kniee jedoch
– das Gefühl als würden sie weinen. Die letzten
drei Schritte verlangten alle Konzentration, alles
Zusammenreißen der innerlichen Flüsse. Ich brüte
und brenne | verglühen, schmilzen | Flüssigkeiten |
Intimitäten. (Aber) wie voll heute der Bach war und sie
hatte Steine suchen müssen um einen Weg zu legen.
Am Abend werde ich wieder unbemerkt einschlafen
| Enderschöpfung | Wohltat | mit kleinem Licht und
des Nachts aufwachen, unruhig und Grauen | Panik
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| innerlich | Dunkelheit. doch wie sehr ich mich
freute (trotz der erschöpfenden Weite und vielen
Schritte | Unwegsamkeiten | Steigungen | Keuchen
beinahe), letztendlich doch (...) und ich wollte gerade
umdrehen, aufgeben, war schon im Rückwegnehmen
begriffen. (Aber) die Agressionen lassen nur langsam
nach und die Übertragungen anderer Eindrücke,
Unnahbarkeiten. Gelegentliches Gehaltenwerden
| Balsamsprache. Dann: Wieder ein Ankommen –
wieder Abreise. Die weiße Stadt...wir beben, sind
bewegt. Halsverdrehen | Augenaufreißen. Die
Steinsplitter sind noch immer in ihrer Tasche. Gräue,
Diebstahl aller Farbe erneut. Die tiefstehende
Sonne – ihre Ankündigungen. Klageliederspiel des
Abends. Das Bild der kleinen Frau vor Augen und der
Schüchternheit ihres Augenschlags – aus welchem
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Grund? Zurücklassungen. Abgebrochenheit oder
Unvollständigkeiten – zu viele Leben schon immer
| Wunschtraum | ich Superlativ | Ideen. Wie ihr das
Stück Zwiebelschale auffiel beim Darübersteigen
auf der Straße und eine merkwürdige Betroffenheit
sich einstellte. Der noch ungewohnte Raum macht
stolpern, die Stufen noch nicht kennend und der
große Abstand dieser einen ganz oben | Quietschen
der Schritte. Kneten der rechten Unterlippenhälfte
unbekanntes Gebiet für den Moment. Heilsame
Belanglosigkeiten und die erste Nacht im neuen
Bett | Waschmittelgerüche momentweise. Die
immer sich wiederholende Frage eingebrannt
und ständige Affirmation. Bilder des bald und
Nichtwissen | ewiger Versuch. Einiges bleibt auch
vor dem Selbst unausgesprochen | Hinweisdeutend
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| Kopfnicken dort und da. Jetzt wirklich ganz
Abgeschnitten sein – ein Altbekanntes und mit etwas
Freudigem. (Aber) noch immer das Zerschnürte
der Kehle und der Drang nach gehen im Bauch.
Begegnung am kommenden Tage. Die stönende
Stimme die hingebungsvolle, die Genommene.
Aufeinanderdrücken der Zahnreihen (dazwischen
Zunge). Gewaltsames Zusammenhalten des
Schädels (dazwischen Stechen | Gedanken oder
nur das Denken als solches welches aber nicht die
Ursache des Schmerzes ist). Sie stottert. An anderer
stelle sagte er: Dir die Worte aus dem Munde küssen.
Straßenfund eines Haargummis am folgenden
Tage. Betrachtung kurzzeitig : Momentaufnahme
der zusammengestellten Schuhe – darüber
achtlos geworfener Pullover | :Durchlöchertes
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Lieblingsstück. Erneutes atmen und tiefer als
Lösungsangebot angenommen | zustimmende
Kopfbewegung. Nervöses Fingerspiel | Bedürfnisse
| Zärtlichkeiten. Umgebenes Regenrauschen |
Tröpfeln, Plätschern, Autos die über nasse Straßen
fahren | der mir folgende Regen. Als es anfing lag ihr
Blick auf dem stillen Wasser des Seitenarms mit seinen
kleinen Booten, teils untergegangen | Aureolen |
Kraftverteilung radial. Neue Heimat in blau an der
Straße erstanden am Karnevalstag (Masken und
ähnliche Ausflüchte). Einiger Tage zum Abschluss
hin scheint Regen die nötige oder fast zwangsläufige
Konsequenz – logischer Verlauf. Das Parfum eines
Vorübergehenden weckt Erinnerungen. Ab und zu
war ihr ein Stein aus der Hand gefallen beim Spiel
und auf der Suche nach dem richtigen Ort und sich
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darüber Fragen stellend. Ein Luftkuss der mich trifft
doch warum mich(?). Zu deutliche Reaktionen auf
eine geheime Zuneigung die noch bestreitbar ist als
solche | Sehnsucht | Abgründe. Die Möglichkeit des
Missverstehens dahinter und vermehrt. Ausharren
auf dem Ponton | wankende Bewegungen |
Erinnerungen des vergangenen Sommers. Heute
musste ich an den roten Punkt denken von dem du
sprachst. (Aber) meine pendelnde Bewegung in der
Stadt. Der tiefe Wunsch nach Flucht und zugleich
das starke Bedürfnis nach Geborgenheit. Als könne
sie das Sein als solches aufheben – ihm entgehen
| entfliehen. Der Bettler schmeichelt ihr beim
Vorübergehen mit einem (kindlich) offenen Blick |
Leuchten. Aus Geschehenem extrahierte Essenz.
Paradox (aber): Mangel an Varianten des Ich-
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Begriffs. In eine Decke gewickelt – der Blick draußen
auf der gegenüberhausenden Ruine liegend | Ruhe
| tasten. P spielt Töne auf den Saiten in den unteren
Räumen | seine tiefe tiefe Stimme. Das Motiv des
Pendelns. Draußen Rufe. Das Umgebene lässt
Mutmaßungen auf Ruhe zu. Auch die fehlenden
Ansprüche und gähnende Zufriedenheit ließen mich
fliehen machen. Die Gültigkeit ihrer Blicke deutet
auf Gleichgültigkeit. Mechanisches Ausweichen bei
Annäherungen, Eindringungen dieser Art. Schwere
des Kopfes | Gerötetheit der Wangen und des Blicks,
der Tiefe des Blickes wie in Röte gefärbt. Schwarz
und warm um den Kopf gebunden. gleich heißes
Wasser und Hautkontakt. „Hast du gesehen, wie
er den Kopf drehte soeben?”„ja, er hielt ihn wie den
eines Fremden”„und der starre Blick zugleich.”„und
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die Schwärze der Augen und Tiefe.” Farblosigkeit des
Umgebenden – aller Fokus auf den Körper gerichtet
nun. Das sagen wollen aber nicht sprechen können
| Begleiterscheinung | des Wirkens immanente
Ursache | Selbsterhaltungsprinzip. Alle (seine)
Worte erschöpfen in Rhetorik | stranden. (Und) wir
saßen an der großen Tafel uns gegenüber auf den viel
zu kleinen Stühlchen. (Doch) sprachen miteinander
kein Wort und blickten uns (nur) vereinzelt an. An
diesem Tag kein Haargummi gefunden. Vertraulich
beugt sie sich zu ihr hinüber, bedächtig mit Zeit, als
wolle sie ihre Kraft zusammenhalten. Schließlich gab
sie: „Den ganzen Tag lang bin ich gegangen. Und wie
erwartet verlief ich mich erneut in den bekanntesten
Straßen. Doch dann traf ich unbemerkt auf eine
Straße – und der gesamte Boden dort war nass. – Wie
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kann das sein? (...) (Und) als ich endlich angekommen
war, hatte ich mich nicht erinnern können, was ich
eigentlich suchte. Also versuchte ich einen Rückweg
zu finden und ging.” Der Druck im Kiefer bleibt
jedoch erhalten. In diesem Fall aber liegt es am
Wachstum, genauer: Umstrukturierung alles Festen
in ihr. Doch dann ein anderes: Ein unbeleuchteter
Seitenweg – das letzte Licht der Dämmerung fällt
ein – hier wird die ganze Unendlichkeit allen Seins
präsent und alle Hoffnungslosigkeit. Dass von ihm
keine Nachricht kommt spielt bald keine Rolle mehr.
Im Moment zählt nur den hellen Pfeifton im Raum
zu hören und damit die Zimmerhöhe abzutasten
| Tastorgan | Ausschalung | Höhleneindruck. Das
schlafen oder Gelegenhaben am Nachmittag |
Wirkenlassen der vergangenen Tage und Wochen.
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Ständige Straßengeräusche raunend | :eingehüllt in.
:Trotz der täglichen Wärme der frühen Jahreszeit –
trotz dieser Gemäuerskälte wie sie in die Knochen
zieht all umhaust. (Doch) die Nächte sind warm und
immer duftiger. Stark geneigt in Phrasen Antwort zu
geben auf Unfragen dieser sehr durchschnittlichen
Art | Herausforderung | Provokation. Anschmiegen
des Kopfes auf den atmenden Untergrund mit Heben
und Senken. Ich kann mich wohl nicht daran erinnern
wann ich zum ersten mal einen Wal sah – vielleicht
habe ich eigentlich noch nie einen gesehen. Ein
vor ihr gehender Mann spreizt den kleinen Finger.
all die Menschen und ihre Wege – (und) es bleibt
völlig unklar was sie treibt in diesen Momenten,
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Frühlingsmomenten oder Sommermomenten. Der
Schock des frühen und heftigen Winters macht sie
noch frieren – vielleicht hat man sich Gestern noch
einen wärmenden Mantel gekauft. Sie drehte sich
ruckartig um zur Maske | Straßenfund | vielleicht
einziges Spiegelbild | als hätte sie schon fort sein
können – als hätte jemand gekommen sein können
und sie habe nehmen können. Die Bettler – einzig
wiederkehrende Gesichter dieser tage | tägliche
Wege | tägliche Orte | Heimwege ganz sicher |
Sicherheiten darin. Paradox (aber): wohltuend
sie zu sehen, (vielleicht) sie dort zu wissen.
Schokoladenbauchschmerz oder aus anderen
Gründen. Eingekauert wie ein Stein aber auch ein
vom Himmel gefallener Vogel. Es ist noch Wille
darin. Eben als sie die Räumlichkeiten verlassen
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wollte (Aufbrechen des Tageswillens) hatte der
Regen begonnen, diese sanfte Gewalt. Doch die
Singvögel des benachbarten Balkons hatten nicht
aufgehört zu singen in diesem Moment – so kann
der Regen kaum einen Anlass ergeben. Honigtöpfe.
Beobachtungen (heimlich) des gegenüberliegenden
Balkons – und merkwürdige Gewohnheiten kaum
öffnet sich die Tür, begleitet von schallender Musik.
Ein altes Leben zurücklassen – sollte es möglich sein
soweit. Heroische Musik an verregneten Tagen – ein
glänzender Widerspruch und komisch wirkender
Versuch | er in finsterer Höhle wohnend vielleicht
sogar leben. (Doch) alle Indizien deuten auf ein
bloßes Existieren wider aller Selbstwahrnehmung.
Ein wasser in dem tote Blüten schwimmen –
meine morgentliche Betrachtung. Dann wieder
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die Frage wie weit die Rückziehungen noch gehen
mögen, wie weit es noch zu treiben sei, man ihm
denn noch folgen solle | scheues Fluchtgetier.
Türen öffnen sich und schließen | Stimmen lautbar
teils unbestimmbarer Herkunft | Echoraum |
Klangkörper Hinterhof. Zum Aufstehen brauche er
laute Musik. Davon platze ihm derKopf, das brauche
er, wird er vielleicht sagen. Sie habe die Asche des
verstorbenen genommen und daraus ein Gläsernes
geschmolzen – überhaupt sei ihr Glas angenehm
flüssig bisweilen. Zweidimensionaler mensch. Und
ich sehe sie noch wie sie da steht, hochschauend
aus dem Hinterhof vorbei an den hohen Kanten der
umliegenden Häuser den letzten Ausschnitt kleinst
von Himmel erhascht durch diese ganze Schwere
ebene des Seins und trotz der Verhangenheit des
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Himmels dieses Gefühl von Weite in sich spürt bei
diesem scheuen Blickfang. Der Taubenschwarm
fliegt wieder über den Platz. Mit dem Moment in
dem sie letztlich die Augen aufschlug hatte der
Donner begonnen und es gab sich als würde es bis
zum Abend hin durchhalten | auch diese Spannung
in der Luft ist zu spüren. Ich stelle mir vor ich würde
eingeschlafen sein auf der Couch neben dem
Fenster und schließe kurz die Augen. (Aber) als
ich das Geschäft verlasse, hatte der Regen schon
wieder eingesetzt – ich war jedoch nicht schneller
gegangen dadurch. (Doch) endlich stehe ich hier: Ich
stehe vor einer weiten Landschaft namens grünem
Himmel, grüner Ferne im Licht, ein paar Bäume
vereinzelt oder in Gruppen. So oft ich mich auch
drehen mag und auf der Stelle, bleibt hinter mir die
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Landschaft unverändert dort. Mein Blick beharrend
in dem von der rechten Hand gehaltenen Spiegel
dies alles betrachtend. Ich höre ein Prasseln aber
es ist kein Regen.Eine Ruhe liegt in der Luft. Wir
lauschen dem Herannahen morgiger Geschehnisse
oder sollte ich sagen: baldiger. Ein Schlüssel steckt
von außen im Schloss in Gemeinschaft vieler anderer
und er soll dort nicht sein. Warum ängstige ich dass
die Verletzungen nicht heilen mögen – es ist dieser
doch ihre Art. Hiesige Sonnenverweilungen sind
kein Ersatz für südlichere Lieben | Schwellfinger
| Versehrbarkeit | Aufbrechen aus Schläfen in
sachter Todesangst. Sonnenstrahlliebkosungen.
Was geht in ihrer aller Leben vor – neben dem
Augenscheinlichen(?). Wieder frierend auf dem
Boden in der Raummitte. Die Eigenwärme war doch
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bloß von außen gekommen | innerliches Frieren seit
ehedem. Seit es mit dem Kopfzerbrechen begann.
Oder mit den Gefülen. Ich erinnere Amüsiertheit
über einen sich bettenden Kater | schöne Dreistigkeit
| Existenzberechtigung eigener Marotten. Aber
warst du da? Außer partikular in allem Umgebenden
| Verflochtenheit in Manifestationen vielleicht noch
unausgegorener Ideen. Ist das Unausgegorene der
Idee denn an sich überhaupt heilbar. Wieder muss
ich an die zwei grünköpfigen Schwäne denken.
Nebenschauplatz: Erster Blick nach innen. Worte
spiegeln niemals Gedanken wieder | Sagbares |
Unsagbares. Ausschnitte des verhangenen Himmels
| Sehnsüchte (wieder) | Augbrennen | Erinnerungen
an wahre Weite, an wahre überhaupt. Augbrennen
erneut. Das Gutgefühl neben diesem zu sein. Ich
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spüre die Angestrengtheit. Darf es denn keinen
Moment geben in dem der Zerissenheit kein
Einlass gewährt wird. Die Tür zum Zimmer hinter
dem dreifach geflügelten Pferd: warum haben
sie nicht geküsst – es war doch so sehr möglich...
Überlegungen betreffend der Kratzspuren
im
Fensterglas
unterbrechen
Irritationen
verschiedener Art. Die Dauerhaftigkeit darin |
einzige Kontinuität | Teilstück (ganz) eines Selbsts
(gespalten). Koketterie der eigenen Belanglosigkeit
| Nebenschauplatz: drinnenliegendes oder Ich |
phrasenmenschengepflastert.
Unergründbare
Herkunft der Abneigungen. Aufgeschlagenes
Buchmaterial | Lustverlust | schwarzgekleidet |
Tanzbedarf. Von links zeugt die Hitze – von rechts
der Verlust derselben.
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:Trotz der vielen dazwischenliegenden Tage reihen
sich Gegebenheiten aneinander ohne merklichen
Abbruch der Ereignislosigkeit. Eine Weile sitzend
in dieser Zimmerecke gleich einem verstörten
Tier erhebt Fragen nach der eigentlichen Dauer
dieses Stücks. Diesen ewigen Schmerz und die
Schwere ertragen zu lernen oder eben begreifen.
Beides im Grunde vollkommen unmöglich | denken
von Ewigkeit oder von Unewigkeit. (Doch) als
sie in das kaum vernehmbare Rauschen horcht,
erklingt dort Nacht. Nnd die Nacht kommt in
Stetigkeit. Sie streunert (durch Gedanken) –
vor dem Getriebensein selbst auf der Flucht.
Bitte gib mir doch einen Kuss | Erlösungskuss |
Märchenfigurensyndrom. Wer wäre nicht gern
der Prinz in diesen Tagen? Nötige Rückschau
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auf die gewesenen Ichheiten und gestorbenen |
erwachten. Wo ist mein Mut? | Eitelkeiten | Mangel
an Vorbildern wenn überhaupt. Loslösen allen
Losgelöstseins | alter Traum des Ankommens jetzt
ganz deutlich | umgeben von Tristess | liebloses
Werden aus unverständlichen Motiven. Alles
auf derFlucht | Abwehrreaktionen der lautbaren
Innerlichkeit | Gehaltensein wiederholt. Tränen
beteuern die noch vorhandene Liebesfähigkeit
| Liebe als Motiv der beteuerungen überhaupt |
Tränenlosigkeit (teilweise) möglich. Künstliche Hitze
| Wärmespender vermeintlich. Dieser Regen bleibt
und er könnte Nebel mit sich führen (und Wärme).
Ich weiß wenn sie die Augen schließt, taucht sie in
diesen Zustand und kommt nicht wieder hinaus.
Stetes Klopfen. Das milliardenhafte Fallen in
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nur einem Augenblick (mit mehreren Leibern).
sehnsuchtsdämpfendes Tropfen |Umarmung. Bei
dem Wort Umarmung entzieht sich die Kraft aus
ihren Schultern und fällt zu Boden. Letzte Option
findet sich einzig im Lauschen. Atemlos stehe ich vor
dir noch in Gedanken. Wenn nur der Kopfschmerz
nicht wieder (...) (und) immer zufallende Augenlieder.
Anhalten können. Köpfe an Fensterscheiben
kühlen an denen Wasser wohnt. Eingerollte
Körper in sich. Zitronensaure Küssesucht. (Aber)
dieses schreckliche Gelb. Die Gigantenjäger und
steinernes warten auf ihre Ankunft | Heimkehrer
und Besuchende. Unbeeindruckbarkeit lässt mich
Ohnmacht spüren. Maschinenlandschaft. Mir wollen
Tränen (...) und das Flötenspiel kämpft sinnlos gegen
den Wind. Abbild im Un-bild. Ihr Festhalten an einem
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nie Gewesenen | (und) ablenkende Nervenlasten.
Er sagte: Hundert Seiten. Verdutzt darüber nach
zwei Tagen meine eigene Stimme wieder zu hören
– sie hat sich verändert oder das Hören hat es. Ich
hatte lachen müssen gegenüber der Einsicht meiner
völligen Unerfahrenheit. Ist Wundenlecken denn das
einzige oder das letzte Mittel? Es war ihre Absicht
sich das Verlorensein zur Gewohnheit zu machen.
Der Gang zum Schloss und das Desinteresse für
dieses. (Doch) ein Funken Wildnis war vergessen
worden und hielt fest. Er wird täglich Stunden
dort sitzen müssen in Stummheit konzentriert.
In diesem Moment wünscht sie sich sein Alter.
Überhaupt der Flug ins All – und die Frage nach
der Herkunft dieses sonderbaren Bildes. Dieses
Wasser mit sicherem Salzgeschmack und weitere
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giganten. begutachtet werden | entkleidungsgefühl
ganz echt. jetzt ist hier der schönste platz. (doch)
der wind erzeugt noch immer unsagbares seit dem
tod. zeitreisengänge | rückschaufluchtmomente
| trauergefühlliebkosungen ungewollt doch
gewünscht auf diese oder jene weise. mein
arm gehört nun wieder mir. ich gebe mich allen
erdenklichen einbildungen hin. (und) wie gut
das lachen mit diesem tat. ich führe wieder
selbstgespräche oder anders: mir fällt wieder auf
dass ich es tue | sprechgesänge | taktierung. ein
schöner schlaf wird mir die zeit rauben die nicht
mir zu gehören schien. mein nimmersattes herz.
sein sich auflösender zustand lässt mich Innehalten
und zusehen wie sein Äußeres sich loslöst von der
Stimme die zu mir spricht – sein Blick hat sich längst
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entfernt. Vorschau auf den gemeinsamen Gang
immer in Richtung dieser einen Wolke die immer
nur zu fliehen schien. Ich erahne dich in den Bildern
meiner Träume an die ich mich, seit dem ersten Licht
das ich in meine Augen ließ, nicht mehr erinnern kann.
Wiederholter Greifversuch nach diesem Bildhaften
der Erinnerungen – sie waren nicht zum Verweilen
zu mir gekommen. (Und) mit dem Regen kommt
abermals die tiefe Traurigkeit. Barocke töne. Endlich
bin ich wieder zum Schreiben gekommen | läuternde
Zeilen | Zuwendungen | Gift in unterdimensionierten
Dosen. Noch die Erzählungen der Loorbeerwälder
im Ohr. Noch anderen Eindrücken auf der Spur
und Fragen denen die Antwort längst Entwachsen
scheint. Ich kann nicht mehr behaupten zu Wissen
warum ich weine – der Wind ist wenigstens daran
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beteiligt und der Regen bisweilen. Vorstellungen
mir die See zur Freundin zu machen erschweren
das Zugehörigkeitsgefühl – Umgeben von Mächten
und Mächtigerem | seine Demut schien mir so
ungreifbar fern dass ich ihn zu lieben begann.
Doch (die Liebe) beginnt die Ausweglosigkeit des
Sichhingebens zu begreifen und ein schwaches
Gefühl entrinnt aus ihren Gliedern wie Blutstropfen.
(Und) die Erschöpftheit lässt gerade noch zu, dir
einige Gedanken zu widmen und das Feuerwerk in
der Ferne zu bemerken | mein Zusammenzucken |
Gewalten. Was hat der Wind mit alledem zu tun(?).
Die Aneinanderreihungen der Eindrücke geschehen
wie fast zufällig | Momente des Innehaltens
verlaufen. (Und) das ständige Gefühl als habe man
etwas vergessen, sei vom Wege abgekommen |
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neue Ziele. Sie hat Gesichter nötig (und diesen
speziellen Blick). Hatte er mir nicht ungesagt
Versprechungen gegeben bezüglich unseres
Lachens und dem damit verbundenen Schmerz
den diese Nähe immer auszulösen vermochte. Die
Umschau beweist die Unverrückbarkeit der Dinge
und meinen fehlenden Halt – sie scheinen sich zu
bewegen. Und die Vorrübergehenden werden nicht
zum Weilen angehalten. Die Utopisten haben sich in
sichere Verstecke zurückgezogen. Das Gebücktsein
habe sie abgeworfen, doch ziehe es stetig hinab |
Lastentier | Erbarmung des Schweren das ich mit
Liebe verwechsle. Ein zuckerrotes Lächeln erwartet
den Donner mit freundschaftlichen Gesten und
bedeutet Kompromislosigkeit. Ich sage mir Liebe
und fühle es (und brauche keine Hilfe dabei).
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Das Beugen gegenüber allen Ängsten geschieht
willentlich und aus reinem Selbstzweck so täusche
ich vor. Fast hatte ich vergessen, dass das Warten
der Ankunft jener Zeit gewidmet ist | heben des
Kopfes | Blickeschweifen. Irgendwann wird es still
sein um micht und ich werde den Geruch von Erde
vergessen haben. Die kleine Gruppe am Rande der
Mauer wartet unbewusst den möglichen Moment
ihrer Hilfeleistung ab – sie werden nicht helfen
können. Die Sonne scheint ihr in den Nacken und die
vorüber gegangene Hälfte der Stunde gibt Anlass
sich in allen Richtungen nach einem Regenbogen
umzuschauen der allerdings nicht (...) – er ist genau
über ihr | (auch) Ursprung des Hoffens. Starres
Gebeugtsein und unwirkliche Kaubewegung.
Gedanken zurück | Traumgeglitzer. Alraungeflüster
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und Nestsein. Du entgleitest seit wenigen Tagen.
Tage mehren sich. Hinweg aller Unzulänglichkeiten
| ewig scheiternder Versuch.
:Trotz des Verlusts des komischerweise
Liebgewonnenen. (Doch) noch am selben Tag
erreichte sie das Kap. Die Gräser | Gräue | doch
das Wogen über alles in diesem Sinne, Windsinne
| Pflanzenbewegungen. Sie hatten wieder Eis
angesagt. Momenthaftes Starren, Stielen ohne
zu einem Ende zu kommen, kommen zu können,
wie denn auch(?). Perlmuttener Knochenfund.
Blütenjagd, Stadtverwirrungen. Das alter der Dünen.
Meine widersprüchlichen Wünsche behaupten sich
gleichsam. Er geht auf das Meer zu als wolle er das
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Ufer hinter sich lassen. Ich kenne meine Medizin
doch vergesse es bisweilen | Überlebensmedizin
| Grundnahrung eigentlich. Die operation des
Eingravierten, Autooperation, nur ein kleines kleines
stück Haut | Mutterhaut quasi. (Doch) kann ich dem
Schwund der Wörter nichts entgegensetzen | mein
Wörterschatz – wie ich ihn liebe. Sie betrachtet
vermutlich jede meiner Tränen aus der Ferne. (Und)
Musik die sich jeder Beiläufigkeit entzieht. Ich strecke
die Hand aus, doch dort ist nichts. Er gesteht ihr so
viel ohne es eigentlich zu wollen oder es zu wissen.
Jede seiner Bewegungen deutet auf Gefälligkeit.
sie denkt an das Flötenspiel | einzig mögliches |
Transzendenzen. Brennender Sonnenkörper |
Glutliebe und Wahnsinn. Wachbissiges Treiben um
Stunden, meinen Lebensstunden. Ewigkeitsgrüße
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in langanhaltenden Momenten | Kurzzeitgefühl des
Ewigen, oder allem (wieder Tod, Notiz über den Tod).
Ausschauhalten nach flachen Ebenen voller leerer
Wüstenfärbungen. Einander ersehnen, betastendes
Loslassen. Grimassenschneiden an Morgenden, allzu
laut. Gerüche der Ferne und ein stehenbleibendes
Herz. Eine schiebende Kraft schallt blechernes
Echo in allen Fingerspitzen. Wir zählten die Wolken
und kamen auf fünfeinhalb. (Doch) die Reflektionen
scheinen von Mausetoten zu kommen. (Und) das
jähe Atmen der immergrünen Feuerluft. Es war
sicher kein Hirsch am Flussufer, doch ich sehe ihn
klar und stolz. Trinken in kleinen Schlucken und das
Spürenlernen des Windes ohne Angst. Wiederholtes
Fragen ob die gelben Lilien auch essbar seien.
Und von Weitem die hohen Schulhäuser älterer
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Generationen. Brennesselsprache, artikelloses Ich.
Lippengoldverklebt. Sachtheit schnäbelt in mir sein
Ungepflegtsein | Lumpenkleid. Tollkühne Gedanken
brechen mir aus | dein Räumliches. Zenitisches
Scheitern oder gänzlicher Fall gen süden. Übertritt
des Meridians. Eine Ziffer zieht an ihr vorrüber und
stellt gerechtfertigte Behauptungen auf. Absorbtion
des Unumgänglichen | geimpftes Alltägliches |
infektionelle Freigiebigkeit. Das glühende Rotbraun
ihrer Rücken, gehörnter Duft voll Windstille. Jeder
Versuch des geradeaus wird sehr ungelenk, auch
gezielte Würfe des Blicks. Jetzt ganz eingekapselt
sein, gar nicht mehr rauskommen, oder rein, je nach
dem. Röhrenfokus | Raumschnitte. Jede Geste
und alle Liebe sind dem Ankommen gewidmet.
Im Gras liegend mit ganz furchtbar nackten
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Füßen. Ein metallenes Klimpern ungewisser
Herkunft. Alles Röcheln dieser Sommernahe |
deine Fingerspitzen | Nackengriffe | Lockenspiel.
Leuchtende Festtage unerhört und nicht gewesen.
Alles Tasten selbst der Zeit entronnen. Und ich,
wie froh war ich mit dem Vergessen verschwistert.
Ein Sonnenpunkt verbrennt mein wandeln und
alles Geräuschvolle wider dem Schimmer eines
Unerhörtseins | Unerhörtbleibens. Die Atemräuber,
ich selbst einst Küssedieb. Einhalten. Vom Schlaf
beschwichtigte
Nagetierbewegungen
dieser
eigentlich Pflanzensinne. Pflänzlichstes Verlangen
| Kaltwasserwünsche | Grüngefiederschütteln.
Putzsucht, sanft geschnäbelt, Muttertier. (Und)
wundersame Einladungen gehen aus von diesem
umgestürzten Gehölz | ganzum bemoost.
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Götterkühle | Diebstah eines Bruchstücks. Mein
Eiland und sein Bärenklauschloss ins Herbarium
gepresst. Meine Liebesschwüre an den Wald und
Erdduftende Küsse | Leiblichkeiten. Ich stemme
mich und meinen Körper gegen diese bleierne
und aberbleierne Schwere. Ich habe nicht gelogen,
doch vielleicht kenne ich die Wahrheit noch nicht.
Es ist taghell und die Wolken haben sich zu einem
schwarm geschlossen. Allesamt übertriebene
Gesten | blankpolierendes Lachen, erhöhte Stimme
| Schmerzresonanz | überspannte Freundlichkeit,
Zähnezeigen von Lippe umgeben. Mein Blick wirft
sich in den grauen Himmel, doch er sagt nicht wie
der Morgen wird. Mich voran tragen müssen und
gestehen | Festtagsscheu. Seit einer unbekannten
Weile in neuem Zustandskleid, Hautbrennen mit
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zugekniffenen Liedern, suchen, sehend.
:Trotz ständig abgewandtem Blick. einfaches, heißt
müheloses, Sehen einer blinden Tagestaubheit,
heißt gefühllos. Das ständige Du – begleitende
Teilhaberschaft.
Wachende
Abwesenheit
gleich einem einstimmenden Lied am Morgen.
Das Fahnenkleid ausgeliefertes Wehen. So
paradox unwissende Selbstregie | Kummerjubel
| Niemandslied und Hymne. Wie deutlich das
Vergehen der Tage und ihre Unwiederbringlichkeit.
Kein einhalten in Sicht - nicht einmal das Aufblühen
unverhoffter Momente, unverhofftes überhaupt.
Lippenspitz | an meinen Fingerkuppen scheinen
Federn zu wachsen. Sie vergräbt das Gesicht
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tief in ihrem Arm vorm blendenden Licht - kein
metapherloses. Vorstellungen der angenehmen
Last, vor allem der Duftschwere. Zu viel Liebeslied
| Lippenblau und schwarze immerschwarze
Echsenaugen, so schön. Ein gleitender Absturz,
doch es gibt gar keinen Boden. Verdunsten und zu
Atem werden. Ich bewundere die vollkommene
Verschiedenartigkeit der Vorüberziehenden, und
dass es mein Vorüberziehen ist. (Und) erträume
die trockene Hitze eines Loorbeerwaldes und
dem grünhaften Dunkelsein ihrer flirren Blätter.
Kormoranschwarm. Maskenkleider und Rüstungen,
kein Elfenbein, mineralische Annäherungen, seitliches
Blicken. Mein Fingertippen, nervöses Zucken
allen Andenkens. Vielverbissen und dann wieder
sachtes Hängenlassen und ein wenig flüssig werden
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wenigstens. Das Kind das nach seiner Mutter schreit.
Sich leicht erhitzendes Fleisch. Lichtgewordenes
Elfenbeinmark. Das Entfernte scheint diesmal
nicht nah, ich introvertiere | Implosion | konkav als
Bündelung. Sie zweifelt über die sie begleitende
Übelkeit, (doch) ein Raunen derer. Im Hintergrund
Unmelodisches | ganz viel Allgemeinheit, Absinken
des Kopfes gleichsam der Augenlieder, Fingerzeiger
und dieser tastenden Sinne darin. Eine Schwere
ausgehend vom Stierinnen Nacken zum Zweck
sich in Handschalen zu verströmen. glutstrahlende
Kraftlosigkeit zäh wie altgewordener Äther|
verharztes Seelengleichtnis| zungenbrecherisches
Eingeständnis, ausgerissene Wurzelstöcke. Ein
Auffangen des ichen Regenschauers, Zerfließendes,
Zustandloses. amorfiner Rauschraum| Flugbild und
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Traumschau. Mein Silberschwarzer. Ich spaziere in
den Ruinen und wage keinen näheren Blick durch
die abgeschlossenen Gittertüren. Es ist nur Dunkel
darin. Ein warmer warmer Steinboden und blanke
Fußsohlen die darüber tretet, den Stein zerdrücken.
Hinter mir ein Rondell, sich darum kreiselnde
Suchbewegungen und Gesten. Alles geschieht wie
im Flug oder als geschehe es gar nicht und ich sehe
die Tiere die vor mir einmal hier waren. Im Gras
liegender, sich Gebender und Zehrender. Der Kopf
nickt weg und fällt einfach zu Boden, zu Füßen, und
rollt etwas herum - vielleicht in meinen Schoß. Er
wiederholt immer wieder, jetzt sei er stabil - und
ich verstehe wohin daran die Erinnerung schweift.
All die Geschenke, nie wäre ich selbst auf die Idee
gekommen. Womöglich verbindet er Großartiges
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damit | seine Ehrlichkeit und Bemühen. In diesen
Momenten sehe ich ihm an, dass er niemanden
hat. Die Gäste flanieren, suchen Aussicht bis zum
Horizont | Heraussicht aus sich. Ihr glühender
Körper. wildes Gestikulieren eines doch Unwilden
(auch ohne Falkenkopf). Ausgelassenheit der Kinder,
und die Alten gefallen sich in ihrer Wachsamkeit.
Das Wasser kommt zurück und all die Spuren, auch
Worte in der neuen Sprache. Wieder Begehe ich
einen Jungendiebstahl | bedachtes Ausschauhalten
| Opferwilligkeit. Ein gesamter Himmel voll
Sonnenuntergang. Alles bläht sich, Häute spannen
bedenklich. Sie beobachtet alles Wehende um die
Inneren Sinne zu kühlen (doch) die Beobachtung
selbst scheint zu schmelzen. Kammartiges
Aufbäumen und Schwinden, flacher und sanfter
39
werdend wie Rythmus, wiederholtes Ansteigen es entzieht sich einem Bedürfnis des anderen. Die
Flut eines sehr erhitzten Wesens erfasst. Fänger
streifen den Weg und dampfenden Asphalt. Sie
sagt j‘arrive. Willst du mir über den Kopf streicheln
in Gedanken? Ein Stottern oder einfach darauflos
sprechen gefolgt von Stille und unsicherer Mimik,
wunderbar wie große Kinder. Befangenheit jedoch
in Wärme gebadet. Eine Rauhe und Ungebürstete
steckt sich die Zigarette zwischen die Zähne, wendet
sich von mir ab | mein folgender Blick, alles zu sehen
scheinender Wurf | Sinneshaftungen. Auf der Suche
nach einem neuen unverstellten Kopf, seit einigen
Tagen schon, doch zu beiläufig. Zerbrechliche
Welt menschlicher Schwächen | gläserne Kolosse
umpfärchen zitternde Herzen | Bebendes in dieser
40
Nacktheit, rebellartiges Abwenden. (Doch) ihre
komisch wirkende Unvollkommenheit ist ganz und
gar mit Absicht wie es scheint. Wartende, doch nicht
in Hast, gar nicht in Hast. Beinahe ein Schreien, ein
Platzen das er an mich richtet doch ich entschuldige
- es mache nichts, sagt er. Ein Büffelherz zum
Verzehr. (Jedoch) der leichte Wind versetzt mich in
Zeitlosigkeit, für den Moment. ‚Deine Körperwärme‘
muss ich schreiben weil ich sie denken muss und so
fort. Ich sagte dir du fehlst...woraufhin du dich ganz
zurückziehst...doch was hätte ich sagen sollen(?).
Das Tapsen auf der Tastatur | beruhigende Klänge.
Könnte ich Unsterblichkeit versprechen(!). Eine
Sprache die sich in stöhnenden Lauten äußert, in
Ausrufungen. Alabasterküste, Kristallglitzersteine.
Schlichten, Schläfriges, Besänftigungen. dann:
41
wieder Regen und das Rastenmüssen, ich denke:
‚endlich‘, und hindere das Süß nicht am Eintritt
obdoch es ein Perlen ist. Auf diese Weise scheint
ein Ankommen nicht möglich, doch wohl außer in
mir selbst. (Ich) schlafe bis ich nicht mehr Schlafen
kann um dann denken zu können. Sie schreibt ohne
Punkt und Komma und ist eine herrliche Cascade
| ungebranntes Kind. Das schaurige Gefühl beim
Wehen des Windes | Heulen | Heimsuchungen.
Eine Photografie von Palmen zwischen den
Buchseiten, eher die geworfenen Schatten der
selben, es waren künstliche – ich erinnere mich
vielleicht daran | Kulissenlandschaft. Nicht die
Abwesenheit von Inspiration | Zugesperrt für alle
Eindrücke | nur mein eigenes einsames Bild gelten
lassen. Geburtstagstag vergeht mit Verpöntem.
42
Das Neuwerden immer wieder | Mausermensch
oder Seele oder dazwischen | wievielte Haut schon.
Heisere Stimme. Ich war nicht immer wie jetzt, bin es
vielleicht selbst jetzt nicht einmal | konklumeratisch
| Kristallbewucherungen. Immer scheint mir du
müssest mich gut kennen doch verheimlichst mich
mir. der Bruch - ganz intimer Freund. Ich wollte nie
Prinzessin sein. Träume von einer fremden Ruhe, wie
kann das sein? Die normalen sagen Wahnvorstellung
dazu, so wie mir die neuen Worte durchs Gemüt
huschen und durch den Bauch, in den Ohren kitzeln,
so überlebe ich vielleicht. Durch dich hindurch ein
Weltbewundern.
:Trotz der Hellsicht und anderen Wahrheiten. Ein
43
Melonenduft der mich bedrängt. Trotzdem, wenn
du frei wärst und ich auch usw. So unzugänglich
wie die Küste die ich so sehr liebe, gerade die
Unzugänglichkeit, Erhabenheitsdemut. Warum
sehe ich in den letzten Tagen so häufig tote Vögel.
Die Taube mit den so sehr ausgestreckten Beinen
aber ganz zufrieden (beinahe), liegend, wäre nicht
der kahl geriebene Kopf und Hals gewesen, sie war
ganz schwarz und ich musste weiter, obwohl ich
sie auch hätte aufnehmen wollen, etwas beweinen
oder ihr sagen, dass es mich immerhin kümmert
– so fordernd lag sie da, mitten auf dem Weg, so
schwarz und kahlgerieben. Begraben in Ferne die
dir allein gehört, glänzt dir selbst genügend. Was
bleibt mir als Einbildung die dich verschönert, dir die
Wirklichkeit, die entstellende Wirklichkeit von den
44
Wangen reißt. Und die Mövenmenschen putzten
ihre Federn | Revierverbissenen. Weiterhin diese
hitzigen Selbstanschläge, (aber) es ist ein Teil. (Aber)
sehr Anteilig sozusagen (innerliches Schütteln
des Kopfes, Ungläubigkeit, eine nur phrasenhafte
Gewohnheit, Kopfschütteln erneut). Elegantes
Narbengesicht, warum ergreift mich Mitleid wie
albern. Ganz und gar grundlos schleicht sich ein
wenig Glück durch meine unsichtbaren, unsehbaren
Züge und der mich Umgebenden | lauernder Humor
zum Sprung bereit. Das Blau und weiß gestreift - sind
es die Partisanen? Ich bitte darum sie mögen es sein.
Dann: Das Begreifen, auf frischer Tat gestellt haben
können, dieser Überernsthaftigkeit. Der Junge
verrät sich, die seitlichen Blicke: aufgeschreckter
Fluchtversucht des Geistes. Ein ernster Blick trifft
45
mir ins Gesicht, doch es war nur ein Test den ich
nicht ganz bestehe. Die schützende Hand des alten
Mannes, sein warmer schwerer Prankenschutz auf
dem Jungen. Er macht Albernheiten, eine ruhige
Stimme im Rücken | viel Wohlwollen. Ziselierende
Farbwahrnehmung, eher der Kontraste, Tagesbilder,
warum achte ich auf diese nebensächlichen
Einzelheiten(?). Ich sage Fingertippen doch niemand
weiß was gemeint ist. Schön, das Textzeilenlöschen
| Ausradierung des Nichtich. Ein Lauschen der
Tropfen (oder), springenden Insekten. Wieder ein
Traum von dir | die Traumwahrheiten – wie traurig,
wenn ich es bedenke... Ich sage ihm mein Magen
könne es nicht aushalten, verstehe nicht die Hektik
in alledem. Hatte mich schon wiederholt, von innen
heraus, körperlich wiederholt usw. Es geht doch
46
schließlich um mein Leben dabei. Erinnerungen an
das Zusammenzucken beim kleinsten Anzeichen
von Kichern oder Lachen außerhalb meiner Schale,
meine Abgeschältheit (auch Stimmen jeglicher
Fasson). Muss mich in eine dicke dicke Decke hüllen
und über den Boden rollen vielleicht geht es dann
irgendwie weiter | ganz blankgekaute Nerven,
ständiges Nagen und Fädenziehen. Wie unsagbar
diese Hitzeperioden, Gluttage, pulsierende
Aufgedunsenheit und Fische sterben. Schon nach
wenigen Tagen schleicht sich die Endgültigkeit ein.
Beim ersten Versuch ins Wasser gefallen und ich
konnte lachen. Die Finger am Zaun entlang gleiten
lassen heißt: ihn in Frage stellen. Und das Essen
der wilden Pflanzen obwohl zu erkennen ist, doch
jederman ersichtlich, dass hier Gift (...). und mir
47
den Bauch mit den herrlich schwarzen Beeren
vollschlagen – so lange muss ich sammeln und suchen,
sträunern durch Sträuche, die Wildblumenwiese
und der Wildapfelbaum. Fenchelgeschmack auf
dieser Zunge, weiße Lavendelschwärme, gierige
Hummelfelder. Der Zirkus ist in der Stadt und feiert
ein Begrüßungsfest für die Graugewordenen wie
mich. Dieser hatte eine schlechte Erfahrung mit den
Malven, sagt er, doch erzählt er sie mir nicht. Eine
alte glückliche Frau - ich will auch so eine haben. Mit
lehmverkrusteten Stiefeln betrete ich das Geschäft ich komme aus dem Schlamm – was sollte ich sagen(?).
Ich beobachte: kurzzeitige Gewahrwerdung des
Lebens vielleicht, oder des Nichtlebens. Sie sollte
(wollte) doch Blumen sammeln eigentlich. Es ist
doch eigentlich alles besser so. –doch gar nichts
48
ist gut. Mein Bruchstück Zigeunerhaftes fühlt
sich sehr wohl im Bärengarten, dieser Absteige
neben den Straßen und dem Gewohnten der
Asphaltgänger. Am Rande leben, mich immer auf der
Grenze bewegen - (doch) nicht zu sehr oder noch
nicht genug. Ich glaube wohl es müsse unmittelbar
der Atemstillstand eintreten oder ein Schock des
Herzens beim Verzehr dieser geringen menge Gift.
Gestärkt drehe ich mich um, begebe mich zurück
und schon spüre ich das Taumeln, wanke nach
haus, in meine glühenden Feigenwälder, kahler Fels
– meine Wüste, ich will in meine Wüste zurück |
lieblicher Kindersstarrsinn | vielleicht hilft Wollen,
meine Träume haben die Eigenschaft sich wahr zu
machen. Talentbesudelte Spitzfindigkeiten. Fast
schlafe ich auf der Bank ein, noch die Blütenpollen
49
abzupfend. Dann kommt der Anruf und alle meine
ungestellten Fragen bleiben offen. Die Sehnsucht
nach etwas Scharfem im Bauch, zufallende
Lieder, jetzt ganz diesen Träumen in tiefer intimer
Umarmung, vielleicht sogar den Duft beschwören
können, dass er momentweise in mich dringen
mag. Die nervöse Aufregung die sich einzustellen
beginnt bei seinen Zeilen | tägliches Manifest.
Etwas in die Höhe halten wie Andeutungen, tägliche
Andeutungen | Erinnerungen, Notizen. Deine
herrlichen Annäherungen an eine Klarsicht die sich
aus den Angeln hebt. Wenn plötzlich das Zahnfleisch
zu bluten beginnt. Seltsames Schmuckstück |
Ungeziefer, Unkraut, Untat, lauter Unerhörtes, aber
lauter, unlauter. ‚ach‘ sage ich und es ist eine Geste,
wie die Hand zum Himmel ragen, oder zur Steinstirn
50
(kalt) oder überhaupt die Geste der Hand, so barsch
so offenkundig Wille. Explosionen, Zerrüttungen,
Zerrungen | eine vergessene Feier | ringen mit
allen Mitteln gerade nicht hier (...). Vergeblichkeiten,
ziellos | Dinge tun ohne Sinn wie er sagte und sie
stimmte innerlich in Beifallstoben, händeringendes
ja. Wörterzählen statt Schritte in diese unbekannte
Richtung, dieses auf dem Weg dahin. All die
Wartenden aufgespreizten Augenlieder in der
Dunkelheit die Blicke gerichtet auf den schwarzen
Himmel sodass das Fest beginnen möge welch eine
Anspannung angesichts des Nichts der Einbildung
des Kommenden | die sich selbst beschwörende
Masse, eins mit Tod und Glück. Eine heimliche
Kerze brennt in der Höhle eines Nähergelegenen,
schweigend ihrer selbst gedenkend, meine Kerze
51
mein zweites Ich wenn es denn möglich wäre.
Ganz und gar trunken von der Bereitwilligkeit des
Wartens. Denke in nicht weiter ausdehnbaren
Maßstäben der Sensation, überhaupt: kein anhalten
können und Schweigen. Es ist ein Ergötzen das ich
an jede Weise meiner eigenen Zerbrechlichkeit
richte. Eine dicknebelige Masse gesellt sich zur
Absurdität dieses Ortes | Wesenheiten darin.
Eine abendliche Sammlung meiner in Schlaf
gebetteten Gedankengänge | unwiederbringlich
verlorene Wahrheiten, oder Wirklichkeiten. Alles
muss phantastischer werden oder utopischer.
Unglaublichkeiten und Ungläubigkeit gegenüber
zukünftiger Gesten des (...).
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:Trotz des chronischen Verlorenseins und der leere
dieses Kopfes, des ständigen Schlafes |
Lebensbetrachtungen aus Augenwinkeln | nie richtig
gehen gelernt haben. Die Trauer hat nur etwas mit
der unatembaren Luft zu tun und Feuchte der
Kleider, Dunkelheit des Himmels und dem Eindruck
des Nichts in naher Umgebung, des Nichteindrucks,
das Fehlen jeder Aufweckung | der Nebel macht es.
Meanderspuren an der Steilküste | meine
Fußabdrücke | Manifestationen in Sand (Ironie des
Lebens). Tageweiser Schlaf und Drehen um die
eigene Achse, auch gedanklich, nicht im geringsten
ein räumliches Bewegen als auch physisch.
Regenmobile. Ich will mich als ein wir denken.
Zielschläge nun im letzten Atemzug einer Etappe
Richtung Hintertür | muss mir was offen halten. Das
53
Tempelhafte, eher Schrein – Ausräucherungen.
Vergessen ergänzt sich in Bruchstücken zum völligen
und gewünschten Dunkel. Jeder Tag ist neu gleich.
Die Perlenflechtungen sind eine Notiz für Afrika.
Mein Weintrinken ist eine Notiz für diesen | nicht
vergessen wollen, es ständig im Blick haben | latente
Anwesenheiten | im Wein der Altar, Anbetungen
was weiß ich. (Aber) meine erneute und baldige
Wortlosigkeit - auch im Blick. (Und) suchende
Lippen, aber es ist nur Warten darin (auch als Zeit
geben gemeint). Vertieft bis zu den Ohrenspitzen in
den Überresten meiner Einbildungen und
zärtlichsten Fantasien die jede für sich stirbt nach
einmaligem Gedachtwerden | Friedhofsbesuch alles
dessen was nicht in diesem Leben (...) | Trauerritual
am Fuße der Regenbögen. Gedanken drehen sich
54
schwindelförmig. Bildreste des Tages als sei sonst
nichts gewesen, kein Eindruck vom Ganzen, nur
diese winzigen Bruchstücke, zu mehr nicht fähig.
Brennendes Gesicht, die Möven, fliegende Begleiter,
mein Kinderlachen freut mich selbst zutiefst. In
Erinnerung an mich, Selbstschau, Selbstbeobachtung,
mich aus der Ferne sehend. Schwere Müdigkeit.
Tanzlust. In genügsamen Schlaf gehüllt und mich
spüren, nur ich sein (Lächeln auf den Lippen).
Tagezählen, Vorkoma und Gelähmtsein. Ich habe
unbekannte Grenzen überschritten und unsichtbare.
Übertriebene Dumpfheit oder nicht mich vergessen,
bezahlbarer Preis oder freies Geschenk. Ein
Flüstern richte ich an den Raum der sich in Flüstern
füllt. Umzingelt von einem Draußen das mit dem
Chaos spielt. Meditationen in aller tiefste
55
Bauchhöhlenlandschaften. Als ich nachsehe erkenne
ich mich wirklich kaum wieder und hinterlasse selbst
einen Schock in mir, mein Ich ein schock in meiner
Erinnerung, nur für kurz - bis es wieder vorbei ist.
Das Licht der Kerzen muss den Raum wärmen,
meine Kälte ist zu stark, zu übermächtig gegen jedes
Leben, mich friert seit ehedem. Gutenachtkuss und
Umarmung, nur ein Gedanke – einen verschwenden
oder verschenken. Lippenbrennende Essenz und
Geist. Sie sagt ‚Eunuch‘, und in mir erinnert sich ein
Gefühl an seine Existenz. Zwischendurch die Augen
schließen und sehen, etwas schauen | Rückschau auf
eben gewesenes. Zarathustra. Vieles fügt sich,
ständig und immer wieder. noir nota (Schwaze
Notiz?). Es geht um ein Vielfaches eines Vergessens
eines losen Fadens oder Endes, ein Wiederaufnehmen
56
der selben oder wieder Aufnehmenwollen, einem
Wunsch ohne Tat folgen lassen oder lassen können,
einem ausgeliefert sein oder sein wollen. Bepelzte
Klarsicht die ich tastend erkunde mit Tränen in den
Augen teils glaubend oder glauben wollen, teils
gänzlich in Hoffnungslosigkeit – dann wieder
Stehenbleiben | Erschöpftheit an Wiederholungen.
Ich schaue das Gewebte - Kopfschütteln, muss zu
mir kommen | Frage was Wachheit sei außer Wort
und Utopie. Mit dir sein - Kraft schwindet aus (...) |
eine Lache | ertrinken in sich nicht: Ertrinken in (...).
mein
Urzeitgewissen
:du
und
Unwiederbringlichkeiten. Ich brauche ganz dringend
einen Traum der nicht von mir handelt sondern in dir
(...). sekundenhafte Flüge über oder durch dieses
metallene oder tageweise. Das nicht trennen können
57
von Gift und Heilsamkeiten oder nicht trennen
wollen aus ungewissn Gründen wie allem
Ungewissen ein Vorrag. (Und) ein Schmerz der sich
vergrößert oder weitet, vielleicht zum Platzen gerät,
sodass er oder es in mir zum Platzen gerät, oder in
ihr. Wärmebehandlung und Ausatmen, Stille in
diesen Kopf gelangen lassen, meine Stille oder ihre.
In Geruch einbalsamierte Momente oder in Poesie,
zu viel von dem | Rückschau und Vorschau auf
Trümmerhaufen | Heimatlosigkeit. Ein ehedem in
allen Vergangenen und ein Tun ohne zu wissen was.
Ein Zeitlosigkeit Verlangendes Tor gesäumt von
ausgelagerten Blumenarenen - mein Eintritt, dann
Wald und Wäldlichstes bis zum Küstenstreifen,
abgebrochene Welt und Grenzsituaionen, ein
Entlanggehen
daran
ganz
benommen,
58
Augenschließen bei plötzlich überkommenden
Rückschaumomenten oder wieder Vorschau | mit
Blindheit,
blind
geglaubter
Geist
|
Aneinanderreihungen eines nichts oder nicht viel, zu
wenig vielleicht. Ich beobachte eher gedanklich die
Aufsteigenden
und
umherwankenden
Rauchschwaden gleich meinen umherwankenden
Bewegungen und Passivitäten | Rauchassoziationen
und Geschehnissen. In der Ferne heulende Musik
und
Fröhlichgestimmtes.
(schon
wieder)
Sonnenuntergang | nenne es biblisch. All die
Sinnlosigkeiten vor Augen und müde Lieder. Die
Gewissheit, dass die Natur mich bereits
ausgesondert hätte, dass die Lebensberechtigung
nicht mehr sicher ist. Das Verschobensein ist
physisch geworden und gewaltsam | ein Ausreißen
59
der Angeln jetzt nach so langer Zeit und Weg beginnt
die Verbundenheit zu reißen | Distanzen entreißen.
(Doch) ich verstehe alles, bin verwirrt von so viel
Vermögen meines Verstehens und spüre keine
Fremdheit in erreichbaren Weltenenden (dieser
Raum und Gäste darin). Wir legen die Hände aufs
Herz beim Abschied, diese kurze Begegnung mit viel
Wohlwollen (wieder) gegenüber den Kinder oder
des Kindlichen. Das Mädchen im Arm spricht den
Riesen an, der sie unter sich findet, sich nach ihr
beugt oder verbeugt. der Arzt ist ein alter Indianer,
hat sich selbst nicht abgelegt daneben oder hinter
sich und liegen lassen, weil alles so schnell gehen
musste wie immer – alte Lüge. Ihr Labradorhaar und
Lefzen, wie der Kopf aus dem Rumpf ragt, daran
stößt eigentlich Schildkrötenartig. Wir sind mit
60
Krankheit konfrontiert die uns mit uns konfrontiert
und mich mit mir. Einige werden unters Rad kommen
– vielleicht gehören du und ich dazu. Ich meine, das
Wir als solches, ein Zustand der nicht existieren
wird, dem die Existenz entnommen wird oder wurde.
(Doch) nicht von Liebe zu sprechen, diese nicht
erwähnt zu lassen, zu verschweigen, gleicht nicht
einem Unaussprechlichen. Wie sehr sie sich
schämen, sich umschauen nach Beschauenden sich
selbst beobachten für ihren Sohn der ihnen so sehr
gleicht, wie sehr ist mir zum Weinen zu Mute.
(Wieder) ein brennender fleck in der angeordnetheit
meiner glieder, ein nasser rechter schuh, die suche
nach (...) und das beobachten von (...). komisch
ungewisses gefühl im nacken (oder woanders in den
schläfen bis in die zehenspitzen manchmal). nicht
61
aufhören können, nur kurze rast, das unbedingte
weitermachenmüssen oder wollen - jetzt sitzt sie da
und erholt sich diese momenthafte weile, holt sie
sich, greift danach mit geweitetem gefühl von
unbedingtem müssen | über die stirn fahren,
beschauen
der
Hautstruktur.
Warten.
Lorbeerblattsammlung,
Kristallsteinküste,
Anemonenspiel. Jegliche praktische Gedanken aus
dem Kopf blasen, alles Praktische lassen, als auch die
winzingste Überlegung derartig. In Erwartung eines
toten Vogels am kommenden Tage - uneigenwilliger
Tag | Vorhersehbarkeiten im Zufall? Was wenn alles
nur ein Traum ist - das Maulbeerenpflücken, der
Mann mit der Walze, das Kleid das nicht passt,
allabendliches Räucherritual und überhaupt der
Schmerz. Aus Allem herausgewachsen. (Doch) ich
62
habe sie wirklich heilen können. Erneutes
Hineinwachsen in Alles oder Einiges wenigstens.
Die Entfernung spielt Musik | Ausgelassenheiten
und Bildreste dringen vor, von einem Morgigen
keine Ankündigung, jetzt, am letzten der Tage einer
Lebenswoche
für
die
Festtagssuchenden.
Aneinandergliederung aufgereihter Körperteile. Ich
bin im Mittelpunkt all dieses Lachens und Lebens,
der Radschläge am Strand, der schlangenhaften
Handbewegungen und Flanieren. Ein seine Flügel
trocknender Kormoranjunge. Der unbedingte Reiz
der Sandgebäude
und -bauten. Meine alles
verneinende Laune – außer das unmittelbar
Körperliche | Sommerzustand. Ist es Krankheit oder
nur Leben das ich in ihnen sehe (oder sie mir zeigen).
Insektenwanderungen. Sie geht riesige Umwege um
63
nicht sprechen zu müssen (nicht lügen zu müssen
oder die Wahrheit sagen), mit den bekannt
Gewordenen auf den gewohnten Wegen (nicht
deshalb die kürzesten). das ist meine
Bruchstückwanderung, ein Dasein aus Ausschnitten
zusammengefügt, eher zerstückelt, zersprengt |
ständige Explosionen und Donnerschläge. Eine Frau
führt den weißen Wolf. Kratzspuren auf einer allzu
salzigen Haut. In der Weite endet und enden in
Miniatur, derartig kleinst - nicht mehr auffindbar. Ein
Zeremoniell :dieser Tag. Ich lege Betonung auf jede
Geste um gesehen zu werden oder sehen zu machen.
Warten (noch immer), doch auch angekommen sein.
Plissierten Schrittes und leeren Blickes vor
Selbstbenommenheit gerade noch den Weg.., doch
nichts anderes mehr findend. Der Wille ist nicht
64
ganz gebrochen worden können. Homer, die Odysse
- dieser Kauf ist rein symbolisch. Wenn ich jetzt in
dieses Café gehe, ohne Umwege, mit diesem einen
Ziel im sinn, ohne auf zu schauen ohne irgendwelche
Eindrücke in mich zu lassen, dann schaffe ich es,
diesen einen Plan zu verfolgen, einmal. (Aber) die
schwarze Frau mit dem blauen Schnurrbart ist
gealtert seit letztem Winter. Am Kai sitzen – eher
hocken und kauen – in einem Drinnen graben oder
blind tasten – vielleicht nur ein passives Warten aus Gefühlen werden Erinnerungen an Gefühle, aus
Hoffen wird Realität und Zustand. Wieder ist das
Sehen begrenzt durch die Unwiderlegbarkeit des
Seins, dieses seins | einen kleinen Tod sterben. Ich
sage ihm: Ich liebe es, mit dem Essen zu spielen.
Dann wieder Beklommenheit des Atmens |
65
Unpässlichkeiten der Körperfunktionen. Wovon
brennen meine Finger dermaßen(?) – vom
Vergessenwollen? Regelmäßigkeiten der Sterne
erzeugen
Ungeregeltheit.
Später:
Sternschnuppenfall und wenigstens ein sehr
suchender Blick (der eines Kindgewordenen). Wir
sprechen über Unsicherheiten, mir stockt der Atem
bei verschiedensten Gedanken an Realitäten und
Zustände in deren Gegenwart ich mich befinde - das
betrachten der brenenden Kerze ist nicht mehr wie
einst – so wie es vieles nicht mehr ist – wenn
überhaupt noch irgendwas. Ein Gegenstand täuscht
Ähnlichkeit mit einem Altbekannten und weckt in
mir die Erinnerung an eine mächtige Pranke, Symbol
des Schutzes. Manchmal kommt es so plötzlich über
mich und es ist schon einige Jahre her und doch
66
unwiderruflich das Nicht-mehr-gesagt-habenkönnen. Es liegt eine Zwangsläufigkeit in allem
Begonnenen. Heute liegt nur Warten in der
regnerischen Luft, und ein Versprechen auf eine
scheinbar erhöhte Drehgeschwindigkeit des
Erdballs.
:Trotz des Umgebenseins derbster Unsicherheiten
und allem Druck des Windes und der Grenze zu
einer Topografie der Zustände im übertragensten
aller Sinne. Die Flamme frisst und leckt sich stetig
durch den Wachs (als ginge es einzig um das
Verbrennen, Selbstverbrennen). Meine Handlungen
- einstudierte Mimik und Gestik des räumlich
Möglichen | Gedankenräume und erdachte
67
Horizonte. Schluckweise leeren des Bechers |
Vorantreiben etappenweise in unbekanntes, immer
unbekanntes. Verschiebungen im Raum oder der
Atmosphäre - einziger Sinngehalt (dass ich es jetzt
erst sehe). Abgewogeneres Schweigenwollen und
Redenkönnen, wieder Blick in die Kerze oder
Flamme. Er tut dem Hund sanft eine unterdrückte
Vergewaltigung an und schaut selbst dabei weg, er
stiehlt ihm sein ganzes Leben. Ich verbringe meines
barfuß in Schuhen. Der vater der seine Tochter
schlägt, und wir gehen vorbei mit Rückwärtsblicken |
Schulterblicken und betasten eines seienden
Vergangenen.
Das
umschalten
ihres
Gesichtsausdrucks nach der Fotosituation | ganz
künstliche Abruptheit, Gefühlsschaltungen. (Und)
Ausgeschlossene umschlossen, ein alter Bart den er
68
trägt und der ihn beschwert wider seines Alters. Ich
bin von erheblicher Schnelligkeit umgeben, umkreist
| ein Schwindel - Ich-Mitte oder mittendrin. Wieder
durchdringe ich so sehr bis zu diesem ausschließlich
Schwachen, alles Ausgeliefertsein der Absichten.
Meine leeren Blicke und das Leeren des Blickes |
Ausschüttungen des ich in ein Nichts, diesen
Nichtpunkt fokussiert und hinein und ausschütten,
herausschütten. Augenreiben (vielleicht) aufwachen.
Sie zeigten schwarze Gemälde. Später sehe ich auch
schwarz aus dem Munde der Zeichnung kommen,
sie schreit. (Und) meine Augen sehen
verschwommenes neben der künstlichen Müdigkeit
| Drogenwirkung. Ein Junge der seine Eltern verliert
| Souvenir. Suche die Sicht zurück zu richten auf
gerade vergangene Momente, Bildeindrücke, aber
69
könnte nicht sagen ob es Jahre waren die vergingen
seitdem, seit ehedem. Wir sitzen im Schriftstellercafé
und beobachten beide auf unsere Weise die
Bedienung, das Mädchen, sie sagt ‚alors‘ und hüpft.
Der Schleier meiner Bleigedanken, meines
Bleibewusstseins und Augenlieder, dieses Grau
oder Himmel, Zeitlosigkeit gerade auch weil oder in
diesem Lokal, Lokal der Schriftsteller, unsere
Eckbank. Schriftstellerkaffee und Schokolade. Vor
dem Ständer mit den Postkarten stehen und gar
nicht begreifen können wie die Augen haften bleiben
können und diese Bilder, ihre Existenz in diesem
Zusammenhang | unbegreifliche Ungläubigkeit,
(und) ob ich diese Welt betasten könnte. es besteht
ein Anteil an Möglichkeit, dass sie sich aufzulösen
ließe. Sie tauschen küsse doch der Raum beherbergt
70
eine Schweigsamkeit die von Ungeschehenem zu
zeugen scheint. Vielleicht (nur) ein Täuschen der
Küsse,
überhaupt
eine
Täuschung
des
Vorranschreitens der Dinge. Gestrige Gespräche
und gesammeltes Ungesagtes eines Lebens |
Teilzeitexistenz und Geschehnisse, das immer
Befristete der Wunden gleichsam Wunder.
Augenschließen
und
Wiedergewinn
allen
Vermögens, ein Tanz dreht sich um mich. Ertrunkene
Schnecken auf dem Weg. Sie ist der gelbe Mantel
der sich durch die Gartenwälder bewegt, die
Oberfläche und Grund des Abperlens zahlloser
Tropfen | Undurchlässigkeiten. Zurück oder
hinterher diesem bewegten Punkt, Relativieren von
Drehung oder Linie. Regenland und die Stille des
Wassers gleich eines Sees, wieder vergeht ein Leben
71
in Betrachtung des Seeschauens und Selbstflüsse
samt Strömungen, zufallende Augenlieder, Ende.
Deine Feuerbrauen und Flammen schlagen aus im
Fahrtwind einiger deiner Gesichtszüge. Er sagt:
‚status quo‘, er schläft: neben mir auf der Bank.
(Später) entkleidende Fundstücke am Ufer,
versunkene Marien an deren Bild ich denken muss in
der Nacht, Vollmondlicht, Nebel, diese kleine
Isoliertheit und charmante Cafés die die
Begrenztheit der Sommermonate demonstrieren
und zurückgehaltene Ausgelassenheit. Momente
des Schweigenmüssens diesmal. Engster Raum und
Arrangement. Bewegt werden auf unwegsamen
Elementen. Die Zeitlosigkeit reicht an ihr Ende. All
die Tage begleitet von schon vergessenem Schmerz
und die Stadt in Sicht haben. Vieles hat sich zeitgleich
72
genährt und umkreist | umzingelt sein von Morgen was geschieht zwischen den Kapiteln. Sich
überkreuzende Leben oder kollidierende Unwege,
ein Bewegen im Netz. Versuche erneut der
Rückschau doch ein innerliches Schweigenmüssen
verhindert jegliche Idee. Fremde Worte benutzen
zum Sprechenkönnen nicht weniger als sonst.
(Dann) wieder einzeln, wieder eins in seiner
Gesamtheit und nie gewesene Dualitäten wider
aller Vollendetheit des immerhin doch Gewesenen.
Ein Wink zum Abschied und kurzer Gang richtung
Zentrum. Mit dem Gedanken an das immerda
Glühen des Sonnenballs hört sie ein Knirschen unter
den sich gegenseitig überholenwollenden Füßen |
alles sich erinnernde an Erdenbälle und Schweben
in luftleerem Raum | materiearm und höhchste
73
Konzentration. Ein gutes Gefühl zu wissen was am
Ende der Allee ist, ich schaue auf die lange Straße an
deren anderem Ende ich bin. Die Schornsteine
widmen ihre Höhe der Aussicht aus allen
umliegenden Winkeln dieses Ortes. Der morgenliche
Nebel komme täglich sagt die Frau des Lokals am
Ende der Welt und sie lacht bald toll mit
vorreckendem Kopf mir entgegen. Der Junge
arbeite die ganze Nacht und macht seine durchsagen
entsprechend den Eintreffenden, am Ende jeder ein
Dank für die Aufmerksamkeit oder Verständnis. Mir
ist ein Bleibendürfen Angeboten für die Nacht, ich
nehme an aus Mangel an Beleuchtetheit des
weiteren Wegs. Bin ganz Bauch bald ganz Kopf bald
ganz Zahn. Mein Ziel könnte sich teilen in
unterschiedliche Richtungen, in alle zumindest.
74
(Und) die Müdigkeit nimmt ihren Lauf. Schicke mir
deine Lebensetappe, lasse mich dich lesen oder was
davon übrig bleibt | Essenz des Geistes. Bedrängt
sein von Geschenken und der Gedanke an Afrika
und Grüße unbekannter, vielmals lächeln. Ob ich gut
geschlafen habe und gegessen, ob ich durstig sei meine Idee haftet zu sehr an einem nahen Punkt den
es zu erreichen gilt und dass es eine Antwort gibt die
mir aussteht. Ein Brennen auf der Brust, Wartende
ringsum oder Rastende - einen Ort besuchen, was
heißt das? Einen Kaffee nehmen an der Ecke,
gegenüber des Bahnhofs, unter den Platanen Anfang
Herbst, mit Blick aufs Meer, belagert von
Mäusevögeln, windgeschützt oder lieber nicht Regen steht aus, die Bläue des Himmels betont ihr
Anhalten. Das bisher geschehene galt vorbereitend
75
auf diesen Punkt | Entschwindelung des
Drehpunktes,
Entschleunigung
überhaupt,
Entangstung und noch ein gutes Stück. Er küsst mich
auf den Kopf wie eine kleine Schwester oder seine.
Das Bild des nächtlichen Schneckenkriechens nicht
als Schwarm, Idee der Übertragbarkeit auf den
Himmel | Sternenkriechen oder Wanderung |
verkaufe Planetenschwärme. Die Darstellung
deiner Wahrheiten | kaum und gar nicht Enden
wollende Unerreichbarkeit. Ein unerwartetes
Anliegen und Herantreten - wie sehr es alles
verändert und wie sehr momentweise auch. Erster
zugezogener Tag | Dominanzen | Regenwunsch ein
vielleich gemeinsames Weinen und wieder trocknen
können (falls gewünscht). Wohltuendes grau der
Blätter, aufgeplatzte Hautschichten. Seit Tagen hebt
76
sie erstmals den Blick und bemerkt ein umliegendes
in jeder Richtung (wieder Grenzgänge) |
Grenzblicken im Eigentlichen. Und) Nervositäten
stellen sich ein, dann: Danksagung die unmöglich
scheint. Nahe Gesänge die ich aus der Ferne
empfangen muss und anderes Spiel und Nähen
(solche der Ferne), Opern teils Chantsans. Feuer
statt Kerzen, Murmelspiel zwischen Fingern und
Kies. Freudesrufe dann Augleuchten. Die verwelkten
Blumen tragen immer noch grün, ganz grün. Neben
dem Stillstand der Zeit oder während dessen
existiert das stille Rind aus rot und orange und
halbiertere Farbtöne. Glutsplitter, alles aufnehmen
immer überall - ein Schlaf folgt | Attraktionen,
Sensationen | Augenblicke im sehr eigentlichen
Sinne des Wortes, Worte denken geschrieben. Alle
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greifen nach dem Bären außer auch einige. Sie sagt,
aber fragt indes - Ablesen der Zwischenschichten
zwischen was und was. Sonnenflecken streifen die
Passion. Mit Unausweichlichkeit konfrontiert und
allzu nackten Füßen. er sagt: Es sei gewollt und
erzählt Geschichten und Sensationen und Augfang
als auch. Murmelerzeugungen oder langes
Ausatmen mit einhergehendem Stimmbandzittern,
oder Augfang als auch. Alle Beobachtung
konzentriert sich auf einen Punkt und alles Gehör
zerfleischt | zerbrochene Töne ergeben Gleichungen
zum Ungebrochen. Es geht schon lange nicht mehr
um dich | wo ist das Zimmer der Kinder und warum
eigentlich. Wie endet mein Liebesbrief der keiner
mehr ist. Wie kann ich dir gute Nacht sagen. Und
was kommt dann. Die Kugel läuft über das nasse
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Papier und hinterlässt seine Spur. Ich – leerer Kopf
fällt zu Boden und wieder erinnere ich Fragen auf
die es keine Antwort gab. Das ausgewaschene
Schwarz und übrig bleibt blau. Auch ein blau des
Windes der durch die Spalten der Fenster zieht. Alle
Türen im Haus müssen verschlossen sein. Die
Verwunderung hat so sehr nachgelassen. Auch das
Farbspiel der benommenen Formen | Sichtungen |
changierendes Begegnen. Minzblüten und die
Schritte des festen Schuhwerks, rotes Beinkleid.
befellte Liebkosungen und erneut: das nicht
begradigen können der schmerzhaften Beugung
meines Rückens | Aufrechtseinsollens. Seitenblicken
ausgesetzt. Und weiteres Aus-dem-Weg-gehende,
die Pflicht und Kür unseres Verhaltens und Fehltritte
unnahrbare, spiralförmige Verknotung. Der
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Herbsthimmel sinkt über das gewesene Begegnen,
die Mückenstiche des Winters erwarten mich und
neue Vereinigungen, vielleicht mit fremden Sanden
und meiner Südhitze, Blütenspuren in Gold und
dornenreich, altbekannte Laute und Duft, das
Lachen der alten Herren, ihre Liebe im Wein oder
Wahrheit. Der Kater ist schwarz und darunter
gestreift, meine weiße Stadt - ich komme und
verlasse das violett der hiesigen Weite und den
Hauch einer Mondsichel oder Insel die so sehr
vermisst wurde von den Nichtsehenden und
staunenden Kindermündern. Ich feiere den letzten
Abend mit dir - vielleicht dass es vorerst der letzte
ist. Doch ich vergesse nicht, dass ich noch nicht
danke gesagt habe und es mag sein dass es nicht
dazu kommen wird. Über das Zulassenkönnen
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schweigen wir | lautes Schweigen einmal wieder und
immer noch | Verstörtheit eindeutig aber Kunst im
Sinne des Menschenspiels, ein Spiel mit undeutiger
Regie. Anhaltende Interpretierbarkeit als höchstes
oder einziges Ziel. Gen Morgen aus dem Nebel in
den roten Wald. Das Warten auf das
Vereinigungssignal und Auswahltreffen, zwischen
Herbstgrün das Reife zeigt und wieder Ende, gleich
den dämmernden Stunden des Morgens und Abends
| durch Dämmern bestimmt. In vollem Bewusstsein
meiner Asymmetrie so sehr ich mich auch bemühen
mag | das Liegenwollen auf der Wasseroberfläche
und doch stürzen in die weiche Schwere, doch
Sturzgleich immerhin. der Schatten hinter mir in der
Sonne ich meine ihn zu kennen doch weiche meinen
Blick. Sie hört auf verstehen zu wollen doch auch
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dem Unverständnis keine Akzeptanz. Das nächtliche
Wimmern des Kindes und Tröstungen, der alte Vater
wacht am Ufer seiner Töchter und beliebt das
Kreischenwollen und Verausgabungen. Der Wunsch
alles Befreiende zu stützen, alle Befreiungen, ich
schreibe dir wieder und immer noch. Die letzte
Umarmung war ehrlich. Das morgendliche Ritual
wiederholt sich | Wiederholungen und Alltag ohne
Brüche ohne Unbequemlichkeit. Ein Gedanke an
Mutter und Vater, einen Gedanken an die Echtheit
des Nichtkönnens, allen Beschränkungen, wieder
der Wunsch dem täglichen Lauf der Schatten zu
begegnen in Atemstillstand | kurzweiliger
Atemstillstand, doch so lange er dauern möge oder
der Lauf der Schatten. Du lädst mich herzlich ein die
letzte Nacht bei dir zu verbringen doch erkennst
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kaum mein Gesicht in all der Fluktuation oder den
Räuschen und ständige Berauschtheit eines
Autogenius und Alterego, das klar Kindliche ist
vergessen mit dem Zustand des völligen Erwachens
| Entrauschtheit und Grenzgang, einzige
Konfrontation. Zermarternder Druck der Gedanken
doch ohne Sprache, striktes Zähneknirschen, steifer
Schritt. Auch dein letzter Besuch des Schwebestoffs
am morgen der Abreise und freudiges Winken, wie
oft schon diese Szene (deiner gedenend). Mein
Echsenkleid weiß verfugt, bunte Sommersprossen
und Girlanden des Ernteendes, der Ernteelfenspiel.
Die Sicht lässt wahrhaft Raum für violett auf den nah
entfernten Hügeln. Das Bild seiner den Daumen
haltenden Hand, fast pressen, all die Anstrengung
und Versteckenmüssen - umso lieber weiß ich dich
83
im Schlaf sodass er dir Erholung gönnt. In wie vielen
Tagen wird es aufhören zu beginnen, wieder erneut
und
letztmalig.
Mein
Lesewunsch
doch
Schreibenmüssen | Zurückgezogenheit und
Eingekehrtheit. Das Rasen durch die brennende
Luft, wehende Stoffe und eindringender Balsam |
Umschmeicheln des potentiell Tödlichen, ich bin
schon unzählbar in dir erstickt und ringe nach Luft
und nach Atemlosigkeit. Ich blicke auf und sehe einen
Wald, rote Erde darum, vor mir ein Du ständig
aufleuchtende Frage und meine Gedanken wenden
sich nicht mit Glück an dich (sie taten es nie).
Verharren in eingebildetster Selbstbetrachtung.
Und Wundervolles geschieht. Das Klappern der Tür
und äußerliche Schritte, ein Laut und untraumvolle
Drehungen | Umwälzung alles gestrigen wiederholt
84
und die vertrauten Stimmen. Der letzte Abend des
Lachens und längst nicht mehr die Fülle im
Mondplanet im gewohnten, doch das Uhrticken und
Gedanken an Zeit damit und ihr Vergehen auch
zukünftig. Ich höre nicht mehr und denke mich schon
fliegend und die Ankunft nach all dem blau und
Sommernähe, Altbekanntes Sehen und Blicke und
Besteigen des Olymp, Luftküsse nach Augleuchten
und Einsamkeit und warme Decken oder einhüllen
in. Es sind schwarze Locken und das Theatergesicht
dem das Messer als Geschenk auf den Beistellstuhl
- ich werde das Leuchten vermissen das die Tristheit
nach dem Gehen ersetzt | nicht umdrehen dürfen.
wir, die Verrusten. Das nicht Eingreifenkönnen. Das
Arsenal der modernen Piraten. Die Ähnlichkeit mit
dem Vergessenen oder betrogen. Umgeklappte
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Teppichkante und der messinge Becher auf dem
Tisch mit all dem Ornamentespiel und liebevollster
Verzierungstaktik in rot und schwarz |
Gravuren,Fingerspiel,
Schattenschlag
und
seltsamste Härten. Kopfablegen Seitenschlaf,
Schrittelauschen
und
Stillefurcht.
Neue
Sphärenstimmen und seine Wildschweinwimpern
und Krypton in allem, jegliche Vermischung. All das
Abgehackte, steif und brutal bald prioritär in Sinnen
und Sätzen, Blicken bald materialisierten Gesten
doch Wiederspruchsnebel und nach allen Regeln.
Zuvorkommende Gedanken im örtlichsten Sinne
doch Zeitreise zugleich | zukünftiger Leib in einem
Jetzt des Vergangenen, taktvolles Springen und
Spiel in allem Wesen und Sein. Das Passieren der
Erinnerungen an den Hirsch. Nimbische
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Warteschleife und Flechtungen von Zeit überhaupt
oder Verflochtenheit vielleicht wider Willen. Man
bleibt seinen Bewegungen treu. Es sind Farben ganz
außer sich vor Fülle einer Leuchtkraft im Licht des
diskreten Wolkenmantels dieses Tages, dieser Stadt
die den Hügel besucht und sich ablegte am Fuß eines
Grenzrandes zwischen jenem und bläue - mein
Weilen ist dem unbedingten Vergehen unterworfen
ehe einem Angekommensein. Lichtreflektionen
vortäuschen meinem verschlafenen Auge ein
Fliegen oder wenigstens folgen dieser künstlichen
Zirkulation wodurch es sich verrät. Der stolpernde
Mann in seinen Stiefeln und rauchend, raucht
Nervösheit, saugt und kippt sich von einem
Unbequem ins andere. Mir wachsen Krallen und
Reißzahnähnliches, gehörnt behuft und Lederhaut
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bald schneebepelztes Elfenhaar in wirklich
unbekannten Waldtälern und Luftfeuchte. Die Hitze
lässt mich zittern machen auch in Erinnerung an
lebenslange Trunkenheit. Lichtkegel brechen durch
Abschiedstränen und zitterzarte Rückkehrwünsche
in Zeiten die ihr Ende hatten. Nun bin ich wieder frei
und keine plagenden Gedanken. Dem Nass
konfrontiert und einer kommenden letzten Nacht
(wieder). Der Regen wird nicht wieder vergehen
wollen diesmal - zu viele Augen in deren Zeichen er
steht | ich nehme ein Fallen in Kauf. Die scheinbare
Undurchlässigkeit der Erdoberfläche haftet an
weitere Überlegungen einen wächsernen Bezug als
verberge sich darunter bloße Trockenheit. Ein
Ungetüm verlässt mich in die Dunkelheit der Nacht
sodass ich an Dämmerung zu denken beginne - die
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kommende Dämmerung der Luft - ich werde Schlaf
gefunden haben bis dahin, dann folgen Kälte und
Sehnsucht, doch ich bin gewappnet.
:Trotz allem Endsein und Abschiedshabitus des
sogar noch Folgenden. Die bekleideten Männer
blasen Rauchformationen und Klangbilder mit
all der möglichen Lautkraft von Lunge, Lippe und
zwischenliegendem Gestikschatz und Rauheit der
scharfen Rückwärtssprache im Klang - ein Lächeln
auf Lippen legen wollen. Schlaf suchendes Irren in
unbekanntem Terrain und meinen Kopf ablegen
wollen auf diesen vertrauenvollsten Neuerungen. Ich
habe dich aus allem zu löschen versucht oder daran
gedacht. Nimbisch kontemplativ beim schwachen
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Schein eines gedachten Gedichtes. Punkte zeichnen
mit dem stift. Das nur Wenige Geben von sich dann
Bruch | Abbruch der Selbstabgabe aus unbekanntem
Grund doch offensichtlich und sehr geziel in der
Mattheit allem so weit Klaren. Verwundert über ihre
unweigerlichen Ähnlichkeiten | Verschwistertheit
unter Unblutsbrüdern, doch wer weiß wie viel Blut...
Gang mit dem Hüter der zweien | Erfüllen anderer
idealer Bilder - die Möglichkeit dessen. Ein Traum mit
Ich (dann) ganz aufgewacht doch unweigerlich, nach
dem tiefen Blick in allzu bekannte Augen (dermaßen
eigenständig). Wie beendet man einen Liebesbrief.
Und was kommt dann. Die Kugel läuft über das nasse
Papier und hinterlässt seine Spur. Ein leerer Kopf
fällt zu Boden. Heikles Liebeswesen und gepflücktes
Blumenwerk, verwelkte Geste und Verhärtung. Das
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Angenehme der ruhigen Stimme der bekannten
und Wiedererkennen. Ich schreibe dir wieder
und immernoch. Ein Jahresende naht. Zurück in
meiner weißen Stadt. Du hast mich wieder und ich
gehöre ganz dir. Straßenstreunern und Heimlichkeit
der Nacht geleitet von irrenden Lichtern. Dem
Kunstlicht entgehen und übergrüntes Blattgeflecht
oder Atemluft selbst. Kreise ziehen und ein leicht
geöffneter Mund | Hundbellen, alarmierende
Aufmerksamkeit. Passanten ziehen an ihr vorrüber,
lassen sie stehen. Dornenreich Girlandenüberfluss,
wieder habe ich mich verlaufen und endlich: das
unbeleuchtete Haus in dem nur die Blumen leben.
Ein Schild spricht von musikalischen Horizonten.
Die morgenliche Nachricht lässt eine Unruhe und
vage Angst sich ausbreiten, Gedanken an die Zeit
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ohne Schuhe und Mantel. Der Puppenspieler ist ein
erwachsener Mann geworden. Beobachtungen eines
bellenden Herren der nachts und schlaff hängend in
den Armen der Hund mit aufrechtem Blick. Wir sind
alle älter geworden. Das Milchigweiße des Geistes
und seiner Essenz, weil mehr nicht übrig bleibt |
unbedingte Trübheit und andauernd. In Gedanken
abgelenkt in allen Einzelheiten bar jeglichem Fokus.
Tränenhafter Fall zum erneut sich wellenden Papier.
All die Hitze bezeugend die mich immer schon und
noch lieben macht. Der Diplomat spricht von der
Uhr des Königs mit Bewunderung und zitternder
Hand aus anderen Gründen. Das Schwarzgetönte
und baldige Ankunft in einem vermeintlichen Jungel,
vielleicht Nest doch ganz sicher Räucherungen und
der Beginn der wieder anhaltenden Ewigkeit meiner
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Drehbewegung um keine lineare Achse der Zeit
doch Unmittelbarerem. Der Blick ist ganz und fast
aufs Innere gerichtet ohne Sehenwollen.
:Trotz der erreichbaren Lichtgeschwindigkeit. In
Erinnerung an selbste Attitüden beschauen
umliegendes Bewegen und werden. Bestaunen der
Blitze der Beleuchtungen des Erhelltwerdens der
Ferne. Zeitspannen und mögliche nur zu mögliche
Ausdehnungen und seltenere Versuche des Raffens
oder Vergessens. Meine Stimme wiedergefunden
haben und ein liebgewonnenes Getränk an meiner
Seite, so wie auch ich ebenerdig und flüssig bis zu
gewissen Temperaturen. Nun im Zeichen des
Vertrages stehend und andere Zukunften und
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wahrere in Augenschein und greifbarer Nähe | ganz
gemächliches Entgegensehnen in Wildschweinaugen
und Büffelrücken, Stierstirn und Vogelliebe. Ich als
Traum seiner selbst, meine Wörter Überbrückungsversuch nicht nur zeitlicher
Distanzen. rauhe, riefenvolle Hände, schwere des
Kopfs (wie seit ehedem), dein Abbild schwankend in
Memorienhaftem. Du mein See. Ein augenvoller
Blick verschlingende Tiefe und draußen der blechern
ächzende Wind. Ungesagtes über die Möglichkeit
des zweiten Herzschlages (wie soll man von
Wundern berichten). Das Uhrticken Manifest des
Wartens und ich ohne Manifestes. Wir laden
Stimmen und Fernes in die überheizten
Räumlichkeiten | denken an Wüste wo keine Wüste
ist, doch Asche vielleicht. Die Vagheit der ächtzenden
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und mein Gewissen - jetzt alles wagen. Über Verluste
erklommen und schwere Schritte in Fernschau
schon gegangen und erstickt die Atemnot |
Erschöpfung, Schlüsselwort - Schlüsselsprache.
Wieder in nächtenlang und mich wiedergefunden
darin oder erneutes Verlorengehen - noch immer
wanken am Rand und wie lange noch. All die Augen
und blau und braun und leuchten des roten Himmels
- wie wir am Fenster standen mit offenen Mündern
gegenüber dieser Unwiederholbarkeit. In Rauschen
aufgehen oder nur umgebensein | Eindringungen,
auch von Sprache. Keine Liebe nicht mehr, kein
Sehnen. Zu leidenschaftslose Versuche der
vergangenen Tage, ein mich nicht in sich
Aufnehmenkönnen umgibt mich. Mich endlich
wieder fühlen können und wollen - vielleicht auch
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bald ein genießen des Umgebenden, vielleicht des
Sees, vielleicht Lassenkönnen und neusehen - wie
hätte ich wissen können was es mit sich bringt und
die Weitersuche. Die Pause war unerwartetes Ende
bis zum Einstieg des wieder - in lebendiges und
woher auch immer es kommen mag | unsere Rätsel.
Sieben Köpfe, sieben Türme. Nur das unbewachte
Schloss und mein Besuch. Eine Zimmerecke und
Blicke, die Ferne im Hintergrund, dahinter. Das weiß
deckt sich mit dem Fingerdruck, Zeugnisnahme auf
unbestimmte Ewigkeit. Stillende Katzenleiber und
Heiserkeit bei all der Sommerhitze | Unstillbarkeit
des hiesigen. Die Kommenden von weit, schländernd,
besuchend alter Leben und anderer. Mein
Mustermalen, den Zufall lassen - möglichst und
immer wieder. Selbsterinnerungen an Sand und
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Düfte, die steinerne Mauerwand, das kleine Stück
zur Geltung gebracht. Mit bemalten Fingerspitzen,
Stäuben und Luftanhalten versuchen doch scheitern.
Mich deckend mit meinem Schatten in Verhalten
bringen, betragen gleichsam. Wieder ein Buch
schreiben - aus dem Fenster schauen und wieder ein
Buch schreiben. Von der Wolke zu erzählen
versuchen die von sich zu erzählen versucht und
Unmöglichkeiten in umständlichen Wortgewändern
- Sprache lernen oder Sprechen. In drei Minuten.
Vor mir ein Rosenstrauch - Worte suchen und dann
den Sinn. Das Vorbeigehen symptomatisch,
Handlungsforderung und Entscheidung im
unwahrscheinlichen Falle des Bleibens. Haut
abgeschnürt und Druckzeichnungen - Kribbeln oder
vor Kälte. Das gegenüberliegende grün jetzt
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tageweise und jeglich, teils sonnenbeschienene
Saftigkeit des Tons. Papierend der Mond, ihre
Stimme und der Hall mit Echolausch. Wir von Stein
umgeben, draußen ein anders, Sommerschein |
Wiedererwähntes und erholsame Bekanntschaft.
Für den Augenblick sich zeigend und entschlüpft der
Zeit: ein schwarz auf weiß. Die Schritte rutschen
und Sohlen, unaufhaltsam, erneuertes Vergessen:
Worte sammeln: Postkartenständer und andere
Unwirklichkeiten.
Unser
Missverständnis
Verlegenheit und begegnungsschaffend, ich danke
und danke sehr | das geschützte Kind und
Kinderlächeln. Wieder verhalten, ich blicke ihre
Körper an - als sei ich stumm. Der Mann von
gegenüber | die Freundschaft hat auf sich warten
lassen - vielleicht wird sie umso länger halten.
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Vermutungen aus Routine | Phrasen - wir sprechen
von Auferstehung. Ich will nicht zynisch sein.
Entfernte Leckerbissen, alles in Erinnerung
gespeichert - von oben singt die Frau, die
Unbekannte. Hintergrundklänge wie in mir
entstanden und klagend. Luftvülle, bald schwebender
Kopf - all dies pragmatisch und Nützliche.
Zielstrebigkeit feindlich diesseits der Fantasie |
andere Eelten und Selbstwiederholt. Dejavues
mehren sich nur wieder in Geträumtem. Platz für
Randnotizen tagsüber zu sehr randgedrängt. Wir
wandeln in Winden und der nichtsprechende Junge
- doch fragenvoll, lerngedrängt innenraus. Ich
nachdenke an die Stärke der Kräfte und das Wort
Wichtigkeit - wie er von der Krabbe berichtete. Der
Alte zieht vorbei - immer nur von der einen Seite und
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die hereinwehende Blüte die keine ist nur farbiges
Blatt. Die Farbe rot und alles zittert und schwankt,
mit kriechendem Habitus, geiferndes Wildschein mein Schwalbennest | kleine luchsende Köpfchen wiedererkennen
und
Herzensgruß.
Kristallwachstum, noch einmal das Lied anhören
und Blut. Danke für die Inspiration und das
Wiederfinden, das wieder überhaupt, manchmal
Abschied mit Tränen vielleicht sogar immer und
wieder. Die Magie dieser Tage so sehr spüren
können. Der kleine Ring aus den minderwertigen
Metallen doch der Gefühle hochwert - wieder ein
Sommer als seien erst drei vergangen. Besinnung
auf körperliches fördert die Erinnerung des Drucks
und der Schwere im Kopf sowie Kieferfront und
Heck. Ich hatte beinahe deinen Namen vergessen,
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und ich habe indes nach etwas Hässlichem gesucht,
doch wieder schwindet die Kraft meiner Lieder und
das betörende Gift mag seine Ursache daran finden.
Lebenlöschen | was in der Erinnerung haften
geblieben ist, es reicht für weitere diese zu füllen.
„Eine Aufforderung zum Spiel“, so lautete der Titel
ihrer Arbeit. Alles war auf Versenkung ausgelegt,
das Gehen verwandelte sich zum Schreiten, die
Räume des alten Schulgebäudes verwandelten sich
zu Sälen - es lag keine Aufgeregtheit in der Luft. Wir
wussten was wir taten. Ein halbes Lied und nicht
weiter. Es hatte aufgehört. Liegend und mit
geschlossenen Augen | der schöne Taumel |
Schwindel des Geflogenseins. Eine kleine Behausung
fremder Wünsche und Träume | Libellenschlag.
gestriges Nächtliches legt sich balsamartig als feine
101
Betäubtheit | Verwirrung, nicht ganz bei mir zu sein.
Ich habe dich in Verlegenheit gebracht mit meinem
Aufdringen und Nachstellen | mit all den kleinen
Notizen und Erinnerungen an meinen Leuchtversuch
|Jägerleiden und dessen Memoiren. Dir den
Schmerz nehmen | (und) ganz taub dastehen |
staunen | angesicht des Offensichtlichsten. Das
Wiederholen der einmaligen Ausschweifung. Ein mir
gewidmeter Leuchtgruß | Aufflammen. Morgen wird
sie das Buch mitbringen und wird mir erklären und
wir werden uns anblicken - es ist ihr eine Freude. Die
Fremdheit im Moment des Blickens - in Erinnerung
an sein Trippeln | Zehenkneifen zum Küssen, oder in
die Hände nehmen | Umschließungen allgemein.
Erst viel später fällt mir auf, dass der Hund schon die
ganze Zeit gebellt hatte. (Und) er schleicht sich an
102
der Wand entlang als wolle er stürzen, vielleicht sich
im letzten Moment von ihr aufgehalten wissen.
meine Schmierzettel, überall | das Durcheinandersein
- ich brauche es, weil ich aus Fetzen bestehe. Die
Leere im Magen und das gleichzeitige Angefülltsein,
Überfülltsein und Gedanken, Bilder des Gestern,
ein Fuß der sich meine Aufmerksamkeit verschafft
und nun das Fehlen und Kraftfülle | Zahmheit. (Und)
das einfallen in mich, Häute, Losungen. Die
flackernden Windräder die Straße abwärts oder
aufwärts. Die wundervolle Geste des Kindes, nun
zwei welke Blüten vor der Türschwelle. Zerrissenes
Papier, wieder in einer Atmosphäre der
Unerreichbarkeit. Ich nehme dich mit in die große
Stadt, oder in großes Staunen. Reicht nicht das
Staunen ohne das zu Schauende. Ein Absitzen,
103
Strafwarten selbst auferlegt. Die jungen Eltern |
unbedingte Existenzbehauptung. Er schlägt vor wir
setzen uns uns gegenüber und kauen unsere Worte.
Und wie mir ein innerlicher Jubel ausbricht, in mich
hinein bricht - und wie treffend. Das ein Monstrum
in Menschengestalt. (Und) das urplötzliche daran wieder Unentschiedenheit, Sehnen ohne festes Ziel
und Wille | ein Treibenlassen und für und ganz dem
Moment. Rechtschreibfehler bedeutend im
übertragenen Sinne. Wieder Liebesbrief - das
wieder daran - wie es mir an den Kopf schlägt und im
Kopf, im ganzen Leib. Kopfschütteln, Leibschütteln
trotz Steifheit. Meine Gedanken werden mutiger,
neigen sich dem Abend wie der Tag. Ertrage das
Dunkel mit typischem Schönerwerden und möchte
dir vorlesen | Unerreichbarkeit. Die schöne Brust
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und der nämliche Blick dann Satz wie ein Traum
unwirklich erscheinend, zusammengefasst auf eine
Momenterscheinung, niemals vergessenkönnen - es
war das erste Mal - du bist das erste Mal. (Und)
Unsinnigkeiten, stilles Warten und mich
Widersprechen. Den Blättern zuschauen wie sie
wachsen - er hatte gelogen, sie waren alle abgefallen,
(und) das Hautblättern geht weiter. (Aber) ich bin
dem Flüchten auf der Spur. Das fixieren einer
Variablen, ständig bewegender Körper | Wachstum
als Inhalt - Auswachsen und blühen, sprießen,
vielleicht sogar Wurzeln schlagen. Das Andenken.
Die Zwillinge kreisen um sie in ihrer Umlaufbahn,
die wehenden Tücher, Staubigkeit | einzig
unwiederlegbares Prinzip. Das Näherkommen
grellen Farbversuchs, diesige Weite und anrollende
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Absichten an Ecken schlagend | Richtungswechsel
unbedacht, wie rein zufällig Geschehendes. (Und)
jetzt bewundere ich ihre Steifheit und das grau des
Mannes den niemals wiederzusehen es verheißt.
Das „wir uns“, abstrakte Begrifflichkeit | Heerscharen.
Reue und der Glanz einer Haut. Betrachtungen der
trockenen Tücher, das Windwehen darin.
Reisegelüste, weiteschauend. Stelzengang. Das
Aufkommen einer Angst aus alten Zeiten und ein
Versprechen darin auf Wiederkehr. Dich am Morgen
zu sehen ohne Eile oder überhaupt. Ein Verbot
aussprechen und darin der Sinnlichkeit widerstehen.
Ich weiß keine Antwort für dich - und es tut mir leid.
Mein Abschiedslied, und betreffender Satz. Du
gehst, aber ich werde dich immer lieben, und wie viel
Wahrheit darin. Doch das was ich an dir liebe bleibt
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bei mir, verborgenes Geheimnis. Ein Verschwimmen,
Zerfetzen wahrlich in Streifen sich reißendes Bild
dessen was nicht im Umliegenden (...). Fremdheiten,
alles wider der Verschmelzung. Einmal wurde sie
geliebt - das kann genug sein für ein leben.
Ausrufungen der Wärme schmeichelnd, ein Suchen,
neusortieren, (dann) gepresstes Schreiten, das
vorstechende und Entsprechung. Ich übe mich in
einem Hinterher - in Varianten. Das Fremde und
doch allzu bekannte in Varianten zu teilen.
:Brief an eine lesebegabte Liebe.
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