Helaba Volkswirtschaft/Research WOCHENAUSBLICK 13. Januar 2017 Sticht der Trump(f)? REDAKTION Dr. Stefan Mitropoulos Tel.: 0 69/91 32-46 19 [email protected] HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/ Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1 1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1 1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2 1.3 Finanzmarktkalender KW 03 mit Prognosen .......................................................................... 3 2 Im Fokus...................................................................................................................................... 4 2.1 Aktien: Lackmustest ............................................................................................................... 4 2.2 USA: Trump – jetzt geht‘s los! ................................................................................................ 5 2.3 Corporates: Emissionsvolumen 2016 bricht alle Rekorde ...................................................... 6 3 Charttechnik ............................................................................................................................... 7 4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 8 1 Die Woche im Überblick 1.1 Chart der Woche Ulf Krauss Tel.: 0 69/91 32-47 28 Inflationsbeschleunigung setzt EZB unter Druck % % 3.50 3.50 3.00 3.00 2.50 2.50 2.00 2.00 Inflation Deutschland 1.50 1.50 1.00 1.00 0.50 0.50 0 0 EZB-Einlagenzins -0.50 -1.00 -0.50 Inflation Italien 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 -1.00 Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. Die Tauben im EZB-Rat dürften erleichtert sein, dass mit der Verlängerung des Kaufprogramms die entscheidende Weiche für 2017 bereits in der letzten Sitzung gestellt wurde. Nach dem deutlichen Anstieg der Teuerung, insbesondere in Deutschland, ist die Diskussion um eine adäquate geldpolitische Ausrichtung zuletzt neu entbrannt. Es wird daher spannend sein, wie Mario Draghi am Donnerstag die jüngste Inflationsentwicklung bewertet. Möglicherweise wird sie als Erfolg der beharrlichen Lockerungspolitik dargestellt, aber gleichzeitig betont, noch lange nicht am Ziel zu sein. Die mit zuletzt 0,9 % anhaltend niedrige Kernrate dürfte mehr Gewicht in der Argumentation bekommen. Da nach den US-Erfahrungen der letzten Jahre hier nicht mit großen Sprüngen zu rechnen ist, könnte sich die EZB so den Rücken freihalten um eine geldpolitische Wende möglichst lange hinauszuschieben. Ebenfalls eine kleine Rolle dürfte hierbei die langsamer steigende Inflation u. a. in Italien spielen. Die wieder größeren Abstände zwischen den Teuerungsraten werfen ein Schlaglicht auf ein altes Problem der EZB: Es gibt eben nur eine Geldpolitik für alle. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 3 . J A N U A R 2 0 1 7 · © H E L A B A 1 W OCHENAUSBLICK Claudia Windt Tel.: 0 69/91 32-25 00 1.2 Wochen-Quartals-Tangente Noch ergibt sich kein klares Bild, wohin die Reise an den Kapitalmärkten 2017 gehen wird. Es ist eher ein vorsichtiges Herantasten. Vieles was seit der Wahl Donald Trumps (S. 5) zum nächsten US-Präsidenten im November für Euphorie an den Aktienmärkten gesorgt hatte, schlägt nun einige Tweets und eine Pressekonferenz später in Ernüchterung um. Die erhoffte Reflationierungsoffensive ist bislang ausgeblieben. Kräftige Steuersenkungen sowie ein Investitionsprogramm für die US-Wirtschaft stehen für Trump scheinbar nicht ganz oben auf der Dringlichkeitsliste. Vielmehr treiben ihn wohl die Preissetzung von Pharmaunternehmen sowie Standortentscheidungen von Automobilproduzenten um. Insgesamt klingt dies nicht nach weniger, sondern nur nach einer anderen Regulierung. Wachstumsfantasie kann damit jedenfalls nicht entfacht werden. Diese Erkenntnis hat die Aktienmärkte (S. 4) dies- und jenseits des Atlantiks ausgebremst. Der deutsche Leitindex DAX verabschiedet sich mit einem leichten Verlust aus der Handelswoche. Ebenso büßte der US-Dollar einen Teil seiner Wahlgewinne ein. Der Greenback gehört neben dem Britischen Pfund zu den Verlierern des noch jungen Jahres. Interessant ist auch die Entwicklung seit Jahresbeginn an den Rentenmärkten (S. 1): Während die 10-jährigen US-Treasuries Kursgewinne verzeichneten, zogen die Renditen für Bundesanleihen an. Die Erwartungen an die Geldpolitik von Fed und EZB sprechen eigentlich für die umgekehrte Richtung. Einzig der Goldpreis ist mit knapp 4 % Wertzuwachs derzeit Trump(f). Letztlich bringt es das Edelmetall auf den Punkt: 2017 ist die Politik ein großer Unsicherheitsfaktor. Dies gilt im Übrigen nicht nur für die USA, sondern auch für Europa. Einige EU-Politiker setzen bei den anstehenden Wahlen deutlich auf den TrumpFaktor. Gold bietet sich da durchaus als „politischer Risikopuffer“ an. Zu den Gewinnern zählte 2016 die deutsche Volkswirtschaft. Getragen von einer starken Binnennachfrage wuchs das Bruttoinlandsprodukt mit 1,9 % (kalenderbereinigt 1,8 %) so kräftig wie zuletzt vor fünf Jahren. Mit einer anziehenden Weltwirtschaft sind die Aussichten für 2017 eigentlich günstig. Allerdings hat der Export kaum zum Ergebnis beigetragen. Sollte es zu einem Protektionismus-Wettlauf kommen, wäre die deutsche Wirtschaft wohl auf der Verliererseite auszumachen. Doch soweit ist es noch lange nicht. Die deutschen Konjunkturdaten in der Berichtswoche (ZEWKonjunkturerwartungen, Industrieproduktion) dürften bestätigen, dass es derzeit rund läuft. Finanzmarktrückblick und -prognosen Veränderung seit... 31.12.2016 05.01.2017 aktueller Stand* jeweils gg. Euro, % jeweils gg. Euro Q1/2017 Q2/2017 Q3/2017 US-Dollar -0,9 -0,1 1,06 1,15 1,15 1,15 Japanischer Yen 1,0 0,5 122 115 115 121 Britisches Pfund -2,2 -2,1 0,87 0,90 0,90 0,90 Schweizer Franken -0,1 -0,2 1,07 1,08 1,08 1,10 in Bp 3M Euribor % -1 -1 -0,33 -0,30 -0,30 -0,30 3M USD Libor 2 1 1,02 0,90 0,90 0,90 10 jähr. Bundesanleihen 11 7 0,32 0,25 0,35 0,35 10 jähr. Swapsatz 1 -1 0,67 0,70 0,80 0,80 10 jähr. US-Treasuries -8 2 2,36 2,10 2,30 2,30 11.300 11.600 11.800 50 52 50 1.400 1.450 1.500 % DAX 0,3 Index -0,6 11.521 % Brentöl $/B -1,4 -1,5 56 Gold $/U 3,7 1,3 1.195 *Schlusskurse vom 12.01.2017 Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 3 . J A N U A R 2 0 1 7 · © H E L A B A 2 W OCHENAUSBLICK 1.3 Finanzmarktkalender KW 03 mit Prognosen Zeit Land Periode Indikator HelabaBloom berg Vorperiode Prognose Consensus Montag, 16.01.2017 Martin Luther King Day - Märkte geschlossen US Dienstag, 17.01.2017 11:00 DE Jan ZEW-Indikator 20,0 19,0 13,8 14:30 US Jan Empire State Umfrage; Index 6,0 8,0 9,0 14:45 US New York Fed Präsident Dudley Mittw och, 18.01.2017 San Francisco Fed Präsident Williams 00:00 US 14:30 US Dez CPI Konsumentenpreise % m/m % y/y 0,4 2,2 0,3 2,1 0,2 1,7 14:30 US Dez CPI ohne Energie & Nahrungsmittel % m/m % y/y 0,2 2,2 0,2 2,1 0,2 2,1 15:15 US Dez Industrieproduktion, % m/m 0,7 0,4 -0,4 15:15 US Dez Kapazitätsauslastung; % 75,6 75,5 75,0 16:00 US Jan NAHB Housing Index 69 69 70 17:00 US Minneapolis Fed Präsident Kashkari 21:00 US Fed Präsidentin Yellen EZB-Sitzung Hauptrefinanzierungssatz Einlagensatz 0,0 -0,4 0,0 -0,4 0,0 -0,4 Donnerstag, 19.01.2017 13:45 EZ 14:30 US Jan Philadelphia Fed; Index 15,0 15,0 19,7 14:30 US Dez Baubeginne % m/m Tsd (JR) 5,5 1150 9,6 1195 -18,7 1090 14:30 US Dez Baugenehmigungen % m/m Tsd (JR) 0,7 1220 0,7 1220 -3,8 1212 14:30 US 14. Jan 255 k.A. 247 US Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Tsd Philadelphia Fed Präsident Harker Freitag, 20.01.2017 02:00 US Fed Präsidentin Yellen 03:00 CH Q4 BIP % q/q % y/y 1,6 6,7 1,7 6,7 1,8 6,7 08:00 DE Dez Erzeugerpreise % m/m % y/y 0,2 0,8 0,3 0,9 0,3 0,1 15:00 US 19:00 US US Philadelphia Fed Präsident Harker San Francisco Fed Präsident Williams Amtseinführung von Präsident Trump Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 3 . J A N U A R 2 0 1 7 · © H E L A B A 3 W OCHENAUSBLICK 2 Im Fokus 2.1 Aktien: Lackmustest Markus Reinwand, CFA Tel.: 069/91 32-47 23 Mit der Rally der vergangenen Wochen erhielten Aktien reichlich Vorschusslorbeeren. Angesichts des recht ausgeprägten Optimismus kann es kurzfristig durchaus zu Enttäuschungen kommen. Eine Trendwende zeichnet sich gleichwohl nicht ab. Das Jahr ist noch jung und dennoch könnte es an den Aktienmärkten zu einer ersten Belastungsprobe kommen. Wie realistisch sind die inzwischen in den Notierungen vorweggenommenen Perspektiven? Können die jüngsten Entwicklungen an den Aktienmärkten fortgeschrieben werden? Auch bei früheren Machtwechseln zugunsten von Republikanern (1952: Eisenhower, 1968: Nixon, 1980 Reagan) lief es in den ersten Monaten gut am US-Aktienmarkt. Die Ausnahme bildet die Wahl G. W. Bushs im Jahr 2000. Allerdings erbte dieser damals eine massive Überbewertung bei Aktien. Selbst wenn man den Bush-Fall außen vor lässt, gaben US-Titel unter Republikanern nach anfänglichen Kursgewinnen in der Folgezeit nach. Hohe Erwartungen Dieses Muster könnte sich auch diesmal wiederholen. Mit der Amtseinführung Trumps am 20. Januar müssen den Ankündigungen erst einmal Taten folgen. Angesichts der zuletzt gestiegenen Erwartungen kann es hier durchaus zu einer gewissen Ernüchterung kommen. Immerhin ist die Stimmung unter US-Anlegern inzwischen sehr optimistisch. So bewegt sich die implizite Aktienvolatilität der US-Indizes nunmehr am unteren Rand der historischen Spanne und signalisiert damit große Gelassenheit. Gleichzeitig haben Umfragewerte unter Aktienanlegern wieder langjährige Höchststände erreicht. Im Sinne der Kontraindikation mahnt dies zur Vorsicht. In der Vergangenheit folgten auf derartige Konstellationen nicht selten Zwischenkorrekturen. Wiederholt sich die Historie? Ausgeprägter Optimismus als Bürde Indexiert: Wahltag = 100 Saldo 115 115 S&P 500 110 110 Trump 105 105 100 100 95 95 Machtwechsel (DR ex G.W. Bush) 90 85 80 -9M 90 85 -6M -3M Wahltag +3M +6M +9M 80 +12M Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research Unternehmensgewinne im Fokus Index 60 2400 S&P 500 (rechte Skala) 50 2200 40 2000 30 1800 20 1600 10 1400 0 1200 -10 -30 -40 2009 1000 Stimmung US-Anleger (Investors Intelligence, linke Skala) -20 800 600 400 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Indessen läuft in den USA allmählich die Zwischenberichtssaison der Unternehmen an. Im dritten Quartal sind die Gewinne der S&P 500-Unternehmen erstmals seit fünf Quartalen wieder gewachsen. Steigende Frühindikatoren signalisieren, dass sich der positive Trend fortsetzen wird. Dies ist allerdings auch dringend nötig. Schließlich sind gerade US-Titel inzwischen recht hoch bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Schätzungen für die kommenden 12 Monate hat mittlerweile den oberen Rand der Spanne der vergangenen 10 Jahre erreicht. Auch auf Basis alternativer Kennziffern besteht kaum noch Raum für eine weitere Bewertungsexpansion. Es wäre somit durchaus gesund, wenn erst einmal eine Verschnaufpause einlegt würde, damit die Kursbewegung in Form weiter steigender Unternehmensergebnisse fundamental untermauert wird. Gegen spürbare Kursrückschläge sprechen insbesondere die weiterhin lockere Geldpolitik und vergleichsweise unattraktive Anlagealternativen. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 3 . J A N U A R 2 0 1 7 · © H E L A B A 4 W OCHENAUSBLICK 2.2 USA: Trump – jetzt geht‘s los! Patrick Franke Tel.: 069/91 32-47 38 Am 20. Januar wird Donald Trump als 45. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Selten wurde ein Amtsantritt mit solcher Spannung erwartet – und selten waren damit solche bizarren Diskussionen verbunden, wie die Frage, ob die Tänzerinnen der Radio City Rockettes gegen ihren Willen zu einem Auftritt bei den Feierlichkeiten gezwungen werden. Die von Donald Trump in den letzten Wochen kommunizierten Personalentscheidungen zeichnen noch kein eindeutiges Bild seiner zukünftigen Regierung – es ist für jeden was dabei: vom demagogischen Rechtsausleger über den obligatorischen Ex-Investmentbanker im Finanzministerium bis zu traditionellen Konservativen und Großindustriellen. Daneben hat vor allem sein ständiges (und offenbar von PR-Leuten unkontrolliertes) Tweeten die Gemüter erregt – zu Themen von Meryl Streep bis zu Standortentscheidungen von Toyota. Ob er diese Gewohnheit auch im Amt beibehalten wird bleibt abzuwarten. Zwar sollte man von den ersten Tagen Trumps im Weißen Haus nicht zu viel Konkretes erwarten. In der Woche ab dem 23. Januar werden wir aber ein „USA Aktuell“ veröffentlichen, in dem wir überprüfen, inwiefern Präsident Trump die vollmundigen Ankündigungen hinsichtlich seiner Taten „am ersten Tag im Amt“ wirklich umgesetzt hat. Es wird interessant sein, in welchem Umfang er hier Realitäten und Sachzwängen Rechnung zollen muss. Wie lange wird es dauern, bis Trump die ersten verbalen Breitseiten gegen China abfeuert oder – angesichts des hohen Handelsbilanzüberschusses – gegen Deutschland? Alle schauen nach Washington Aus dem Kongress waren zuletzt vor allem bremsende – ein eventuelles Infrastrukturprogramm müsste erst mal ausführlich diskutiert werden (Senatsmehrheitsführer McConnell) – oder sogar ablehnende Äußerungen – „wir werden keine Zölle erhöhen“ (Speaker Ryan) – zu hören. Der legislative Fokus wird wohl zunächst auf dem Abschaffen/Ersetzen der Gesundheitsreform Präsident Obamas und ersten Schritten zu Deregulierung und Steuervereinfachung/-senkung liegen. Im Senat stehen zudem diverse Anhörungen zur Besetzung der Kabinettsposten auf dem Programm. Aufgrund einer von den Demokraten implementierten Änderung des Prozedere haben diese nicht mehr die Möglichkeit, Kandidaten für das Kabinett zu blockieren, unabhängig davon, wie untragbar sie ihn/sie finden, da die republikanische Mehrheit für eine Ernennung nun ausreicht. „Feinde“ im Welthandel: Deutschland auf Platz 3 Dollar-Stärke: Handicap für die US-Wirtschaft Bilaterale Handelsbilanzdefizite der USA, Januar bis November 2016, Mrd. Dollar Dollar-Performance gegenüber wichtigen Handelspartnern, 7.11. 2016 = 100 350 350 300 300 250 250 200 200 150 150 100 100 50 50 0 0 China* Japan Deutschland Mexiko Irland * inkl. Hongkong. Quellen: BEA, Helaba Volkswirtschaft/Research 120 115 120 Mexiko 115 Japan 110 110 Eurozone 105 100 95 07.11.2016 105 China 100 Kanada 95 07.12.2016 07.01.2017 Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Die Finanzmärkte haben für den neuen Präsidenten seit dem Wahltag am 8. November bereits viele Vorschusslorbeeren verteilt, was zum Teil kontraproduktiv ist, denn der stärkere Dollar verschlechtert die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen. Der Zinsanstieg wirkt konjunkturell dämpfend und reduziert tendenziell den Handlungsspielraum der Fiskalpolitik. Sind die USA nun auf dem Weg zu einer „Bananenrepublik“ mit peinlichen Auftritten des Staatsoberhauptes am laufenden Band und einer Regierung, die sich durch Vetternwirtschaft und zu enge Beziehungen zu den Großunternehmen auszeichnet? Oder hat Newt Gingrich Recht, der in Donald Trump den Hoffnungsträger des Konservatismus sieht, der mit dem „alten Washington“ aufräumen und, in Trumps eigenen Worten, „den Sumpf trockenlegen“ wird? Wir werden sehen… H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 3 . J A N U A R 2 0 1 7 · © H E L A B A 5 W OCHENAUSBLICK 2.3 Corporates: Emissionsvolumen 2016 bricht alle Rekorde Ulrich Kirschner, CFA Tel.: 0 69/91 32-28 39 Beflügelt durch das Ankaufprogramm der EZB hat der Primärmarkt für Euro-Unternehmensanleihen im aufgelaufenen Turnus einen neuen Rekordwert erreicht. Aufgrund der anhaltend günstigen Bedingungen rechnen wir auch für 2017 mit einer dynamischen Marktentwicklung. Wie erwartet hat sich 2016 zum Rekordjahr für den Primärmarkt für Euro-Unternehmensanleihen entwickelt. Nachdem das Transaktionsvolumen in den ersten drei Monaten des Jahres noch deutlich hinter den Ergebnissen des Vorjahres zurückgeblieben war, sorgte das Ankaufprogramm der Europäischen Zentralbank ab dem zweiten Quartal für eine kräftige Belebung der Emissionstätigkeit. In der Summe wurden knapp 322 Mrd. Euro in rund 500 Transaktionen begeben. Damit lag das Emissionsvolumen ca. 20 Mrd. über dem Wert von 2015. Emissionsvolumen durchbricht die 300 Mrd. Euro-Marke Industrieunternehmen brachten auch 2016 die meisten Emissionen sowie das größte Platzierungsvolumen in Höhe von insgesamt 52 Mrd. Euro an den Markt. Auch der Telekommunikationssektor war mit 43 Mrd. Euro neu platzierter Titel sehr aktiv. Nicht-europäische Adressen erreichten einen Marktvolumenanteil von 28 % und damit fast so viel wie 2015. US-Emittenten blieben auch 2016 die bedeutendste außereuropäische Emittentengruppe, wenngleich ihr Marktanteil gegenüber dem Vorjahr von 23 % auf 21 % fiel. Europäische Peripherie-Emittenten begaben mit ca.14 % des Marktvolumens wieder etwas mehr als 2015. Nicht zuletzt die Nachfrage des neuen Superinvestors EZB dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass Investmentgrade-Titel den Primärmarkt dominierten und mit 80 % des Marktvolumens den höchsten Anteil seit 2009 auf sich vereinten. Nachrangtitel waren dagegen kaum noch gefragt. Darüber hinaus nutzten die Emittenten die günstigen Marktbedingungen, um umfangreiche Emissionen mit langer Laufzeit an den Markt zu bringen. So stieg der Anteil großvolumiger Anleihen mit einer Emissionsgröße von mehr als 500 Mio. Euro auf nahezu 90 %. Langläufer mit einer Laufzeit von mehr als sieben Jahren machten wie in den Jahren zuvor etwas mehr als die Hälfte des Marktes aus. In fast allen Laufzeitsegmenten stieg zudem das durchschnittliche Emissionsvolumen. Dynamische Entwicklung ab dem zweiten Quartal Großvolumige Titel liegen im Trend Volumen, Mrd. Euro Platzierungen nach Emissionsgröße (Aufteilung nach Volumen in Mio. Euro) 350 350 300 Q4 250 Q3 200 Q2 150 100 50 0 80% 80% 250 60% 60% 40% 40% 20% 20% 200 150 50 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quellen: Bloomberg, bondradar, Helaba Volkswirtschaft/Research Anhaltend gute Bedingungen 100% 300 100 Q1 100% 0% 0% 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 > 1500 >=1000 -1500 >= 500 -1000 >= 250-500 < 250 Quellen: Bloomberg, bondradar, Helaba Volkswirtschaft/Research Im Januar 2017 ist der Primärmarkt für Euro-Unternehmensanleihen erneut sehr dynamisch gestartet. In den ersten zwölf Tagen des neuen Jahres wurden 17 Mrd. Euro begeben – mehr als dreimal so viel wie im gesamten Januar 2016. Unseres Erachtens sollten die Marktbedingungen aufgrund der Verlängerung des Ankaufprogramms der EZB bis Dezember 2017 auch im weiteren Jahresverlauf günstig bleiben. Wir rechnen daher grundsätzlich mit einer anhaltend dynamischen Entwicklung der Transaktionsaktivität. Allerdings dürfte die zuletzt anspringende Inflation bei einigen Emittenten die Sorge nähren, dass sich die ultra-expansive Zentralbankpolitik allmählich ihrem Ende nähern könnte. Nicht auszuschließen bleibt daher, dass einige emissionswillige Unternehmen ihre Refinanzierungsbemühungen auf die erste Jahreshälfte konzentrieren. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 3 . J A N U A R 2 0 1 7 · © H E L A B A 6 W OCHENAUSBLICK 3 Charttechnik Bund-Future: Noch keine Entwarnung Widerstände: 164,19 164,94 165,26 MACD Unterstützungen: 163,04 162,62 162,47 Bund-Future (daily) Der Future hat zwar den seit Mitte Dezember bestehenden Aufwärtstrendkanal unterschritten, die Verluste hielten sich aber in Grenzen. So ist es ihm gelungen, sich oberhalb des 61,8 %-Retracements der Aufwärtsbewegung zu erholen. Entwarnung kann aber erst dann gegeben werden, wenn das Impulshoch vom 2. Januar bei 164,94 überwunden wird. Die technischen Indikatoren im Tageschart sind uneinheitlich. Während MACD und Stochastic nach oben drehen, stimmen das geringe Momentum und der schwache ADX skeptisch. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891) Euro: Vor wichtigen Hürden Widerstände: Unterstützungen: MACD EUR-USD (daily) 1,0684 1,0452 1,0706 1,0339 1,0872 1,0000 Dem Euro ist es gelungen, sich oberhalb der unteren Begrenzung der seit etwa zwei Jahren zu beobachtenden Seitwärtsspanne zu behaupten. Dies ist positiv hervorzuheben. Sollten nun noch die Widerstände bei 1,0670/84 und 1,0706 (Retracement) überwunden werden, würde Potenzial bis 1,0872 generiert. Hier liegt das markante Kurshoch vom 8. Dezember letzten Jahres. Die Indikatoren sind mehrheitlich positiv zu interpretieren. MACD und Stochastic richten sich oberhalb ihrer Signallinien gen Norden, das Kursmomentum steigt, nur der ADX ist auffällig niedrig. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891) DAX: Widersprüchliche Signale Widerstände: 11.690 11.802 11.996 Unterstützungen: 11.525 11.420 11.350 DMI / Ichimoku DAX (daily) Das Chartbild des DAX liefert derzeit widersprüchliche Signale. Einerseits hat der Index am Mittwoch ein prozyklisches Mehrjahreshoch erreicht. Andererseits sprechen verschiedene negative Divergenzen und der Rutsch unter die 45-Grad-Gannlinie sowie der geringer werdende Abstand zwischen Diplus und Diminus des DMI-Indikators für eine nachlassende Schwungkraft. Da sowohl die Trends in allen Zeitfenstern als auch die strukturelle Situation bei den DAX-Einzelwerten intakt sind, bleibt aktuell das Rückschlagpotenzial begrenzt. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388) Bitte beachten Sie: Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf der Technischen Analyse und sind kurzfristig orientiert. Die fundamentalen Analysen mit einer mittel- und langfristigen, strategischen Ausrichtung gehen nicht in diese Betrachtungen ein. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 3 . J A N U A R 2 0 1 7 · © H E L A B A 7 W OCHENAUSBLICK 4 Prognosetabelle Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise reale Veränderung gg. Vorjahr, % Veränderung gg. Vorjahr, % 2015 2016s 2017p 2018p 2015 2016s 2017p 2018p 1,9 1,6 1,4 1,4 0,0 0,2 1,2 1,4 Deutschland 1,5 1,8 1,5 1,4 0,3 0,5 1,4 1,5 Frankreich 1,2 1,2 1,2 1,3 0,1 0,3 1,2 1,4 Italien 0,6 0,8 1,1 1,2 0,1 -0,1 1,1 1,2 Spanien 3,2 3,2 2,5 2,1 -0,6 -0,3 1,1 1,3 Niederlande 2,0 1,7 1,5 1,7 0,2 0,2 0,9 1,2 Euroland Österreich 1,0 1,5 1,3 1,4 0,9 1,1 1,5 1,7 Griechenland -0,2 -0,7 1,3 1,7 -1,1 0,0 1,0 1,5 Portugal 1,6 0,9 1,1 1,4 0,5 0,7 1,1 1,4 Irland 26,3 4,5 3,0 3,2 0,0 -0,2 0,7 1,5 Großbritannien 2,2 2,0 0,8 1,0 0,1 0,7 2,5 2,2 Schw eiz 0,8 1,3 1,3 1,3 -1,1 -0,4 0,0 0,5 Schw eden 4,1 3,1 2,4 2,4 0,0 1,0 1,4 1,4 Norw egen 1,6 1,0 1,5 1,7 2,1 3,6 2,1 2,2 Polen 3,9 3,0 2,7 3,2 -0,9 -0,6 1,7 1,8 Ungarn 3,1 2,0 2,5 2,5 -0,1 0,2 1,6 2,4 Tschechien 4,5 2,5 2,4 2,3 0,3 0,7 1,6 2,0 Russland -3,7 -1,0 0,8 1,3 15,5 7,1 5,5 4,7 USA 2,6 1,6 2,2 2,0 0,1 1,3 2,2 2,4 Japan 1,2 0,9 0,4 0,3 0,8 -0,3 0,1 0,3 Asien ohne Japan 5,4 5,1 4,8 4,5 2,5 2,8 2,8 2,8 China 6,9 6,5 5,8 5,5 1,5 2,2 1,8 2,0 Indien 7,5 7,0 6,9 6,9 4,9 5,5 5,1 5,0 Lateinamerika Brasilien Welt 0,1 -0,5 1,6 2,5 12,6 17,0 14,0 12,5 -3,8 -3,0 0,8 1,5 9,0 8,5 5,5 5,0 3,0 2,8 3,0 2,9 3,0 3,4 3,5 3,4 s = Schätzung, p = Prognose; BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 3 . J A N U A R 2 0 1 7 · © H E L A B A 8
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