Liebe Schwelmer außerhalb unserer Vaterctadtt

l. Folge / I- Dezember 1952
Liebe SchwelmeraußerhalbunsererVaterctadtt
Der erste Sdrwelmer Heimatbrief geht hinaus. Er will allen
alten Schwelmern den Weihnadrtsgruß
ihrer Heimatstadt
übermitteln, mögen sie nun in anderen Gegenden unseres
deutsctren Vaterlandes, im Westen oder im Osten, oder mögen
sie im Auslande, vielleidrt gar jenseits des großen Meeres,
wohnen. Wir hoffen, daß dieser Gruß überall offene llerzen
findeü und bei allen alte und liebe Erinnerungen weclct, daß
er die Bande, die die alten Sdrwelmer noctr mit ihrer Vaterstadt verbinden, fester knüpfen hilft. Dann hat der Heimatbrief seinen ZwecJr erfüllt.
Allen Empfängern wünschen wir von ganzem Herzen ein
frohes \Ä/eihnadrtsfest und ein erfolgreidtes und glüchliches
neues Jahr,
S chwelm,
H einric h
im Dezem ber 1952.
Ilo mbe rg
Bürgermeister.
Hugo
Sc hüßler
Stadtdüektor.
Sdton bei den Feiern des 35Ojährigen Stadtjubiläums
im
Jahre 195O empfingen wir von vielen hundert außerhalb unserer Vaterstadt wohnenderq gebürtigen Sdrwelmern zahlreiche Beweise treuester Anhänglictrkert zum alten, geliebten
Sdtwelm. Seit dieser Zeit sind die Fäden der gegenseitigen
Verständigung und der wiederholten Fühlungnahme
nicht
mehr abgerissen, Eine seit 1950 betriebene systematisdre
Sammlung von Adressen hatte das errreulidre Ergebnis, daß
uns nunmehr rund 600 Anschriften von gebürtigen Schwelmern zur Verfügung stehen, dre jetzt auuerhalb der Vaterstadt wohnen
Besondere Ereignisse in den Jahren 1951 und 1,952haben wir
zum Anlaß genommen, in unseren früheren Mitbürgern Erinnerungen an Sctrwelm wadrzurufen, indem wir versctriedene
Drucksachen zum Versand brachten. So konnten jeweils die
Festzeitungen aus Anlaß der Heimatfeste 1951 rind 1952 sowie
die' Jubiläumsdruchsclrriften
des Verkehrsvereins versctridrt
werden. Die Antworten auf unsere Sendungen und Rundsdrreiben liefen in soldrer Vielzahl ein, daß es uns nidrt in
jedem einzelnen Falle möglidr war, sie zu beantworten. Sie
ermutigten uns jedoch zur Besdrleunigung unsererPläne,alsbald etwas End,gültiges im Verkehr zwischen der alten Vaterstadt und den vielen hundert auswärtigen Sdrwelmern zu
sdraffen, 'damit der Zusammenhang aller derjenigen wieder
hergestellt würde, die mit uns in unverbrüdtlidter
Liebe zu
unserer Heimat stehen. Nadr monatelangen Vorbereitungen
kam der ,,Sdrwelmer Heimatbrief" zustande, der mit seiner
heutigen ersten Folge die ständige Verbindung zwisdren den
,,Alten Schwelmern" und der Vaterstadt herstellen soll. Der
,,Sdrwelmer Heimatbrief" wird zwar zunädrst nodr nidtt in
regelmäßiger Folge ersdreinen können, wir werden uns aber
darum bemühen, im Laufe der Zeit eine regelmäßige Folge
sidrerzustellen.
Der ,,Sctrwelmer Heimatbrief.. wird seinen Weg in die engere
und weitere Umgebung unserer Vaterstadt. in die Bezirke
und Länder der Bundesrepublik und darübär hinaus in das
europäische und überseeisdre Ausland gehen. Er wird mit
Zügen und Autos, mit Sdriffen und Flugzeugen befördert
werden und wird allen denen, die ihre Heimat und unser
aites Sctrwelm lieben, die Grijße der schönen, alten Vaterstadt überbringen.
Das bevorstehende Weihnactrtsfest gibt
uns die besondere Veranlassung, allen gebürtigen Sctrwelmern
außerhalb unserer Vaterstadt die Grüße Schwelms zu übermitteln. Wir bitten daher die Empfänger des ,,sctrwelmer
Heimatbriefes" darum, den Gruß der Heimat zugleictr als
eine bescheidene Weihnadrtsgabe anzunehmen und durctr das
Lesen der im Heimatbrief vermittelten Ausführungen sictr in
die weihnacltlidte
Stimmung der alten Vaterstadt zu versetzen.
Sie ist in diesen Tagen herrligla ausgesdrmückt. Die Hauptgeschäftsstraßen sind mit Hunderten von Weihnaehtsglocken
gesdmückt, und die vielen Baulücl<en und Trümmergrundstücke sind durctr Tannenanlagen und Lidrterketten
der Erinnerung an wenig schöne Stunden in der Vergangenheit
beraubt, So sdricken wir denn die Grüße unserer Stadt auf
diesem Weg in die Ferne! Möge der,,Sctrwelmer Heimatbrief"
in den kommenden Monaten und Jahren die innige Verbindung zwischen unserer alten Stadt und unseren ,,Alten
Sctrwelmern" herstellen, damit dieser Heimatbrief uns alle
in Liebe zur Vaterstadt vereint und damit wir gemeinsam
immer an das Wort denken, das der Bürgermeister des Jubiiäumsjahres an den Sdrluß seiner Festrede setzte:
,,Vivat suelma nostra -
es lebe unser Sdrwelm!"
Verkehrsverein
H orstH aarmann
Erster Vorsitzender.
e.V.
Dr. Hugo Siegert
Geschäf tsf . Vorstandsmitglied.
4JJ'/^
Aus
dem
Inhalt:
19
--37t.l
34,
Dio Se}welmer Kommunalpolitik
in der Zeit von 1945bis heute
Stadtdirektor Hugo Sdrüßler
Konzert und Gesang in der Kreisstadt seit 1945
Stadtinspektor !\Iilhelm Hollkott
Unsere Kirchen
Beiträge der beiden Kirctrengerneinden
Aus dem Leben der Sehwelmer Obersdtulen
Oberstudiendirektor
Kaspers
Reges Schwelmer Sportleben
Redakteur Herbert Bergmann
Spaziergang ilurch ilie Statlt
Sdrriftleiter
Fritz Rüssel
'
'
I
I
arbe.t wertgerrend. unmogLcn machte. So galt in dieser Zeit
auch in Sctlwerm dre Sorge der Stadtverwaltung in erstdi
Lrnie der Trümmerbesertl€ung und oer Versorgung der Be_
vorkerung mrt .t\ahrungsmrtteln und lJrennsrofren. Auch auf
ciem Gebtete der Wohnungsrursorge waren umfangreicrre und
zum l'erl ernschneroende Ivlathahrnen durcfrzutühren. War
doen oer Wohnraum ernmal ourclr dre Zerstörung zahlreicher
Wonnhduser., dann aber auch qurch UebernahmJvon Uvakuierten aus Wuppertal, Lioenum, Wanne-]trcKel, Hagen und
'stark
Voerde sowle vun zanlrersten Ostdeutschen
eingeschrankt, ern Zustand, oer nach ernem durcngreifeno-en,
selrnellen Ausgie^crr verlangte. l)ab aucfi die allgemeine Frir_
sorge oer Sraot vor wtdttrge Entscheroungen st€rlte, liegt auf
oer dand. Surleljllcfr rst ars erns oer vordringucnsten probleme dreser Zert nocrr dre Wreoeringangbnngung des Schulbetnebes zu nennen, Nachoem bererts im Herbst 1g4b die
unteren Klassen der Volksscrtuien cten Unterncht wieder
aulgenommen hatten, war es dann rm !.rüh3anr tg4ti so wert,
dao alre Vo^Kssqrurkrassen und ote uberscnuren wteder elnen
ernlgermaben norma.en Unterrtcn[ durerr,ünren konnten,
Das alles waren sehr wictrtige Arbeiten. Trotzdem beginnt
oer Wlerreraurbau etgentrlcn erst mrt dem Zettpunkt, wo nactr
der Wahrungsrerorm dre Stadt wreoer über drejenrgen Geldrnrttel verlugte, dre zu erner wertesctratfenden Kommunalpoutrk notwend,g srnd. Dre Aufgaben, oie ore Staot vor sictt
sah, walen rlesengrolj. lm Zusammenhang mit dem Wiederaurbau ergab stcn als vordrrngrrco€ ürid unabwetsbare Notwendigkert das Problem erner durchgreifenden städtebaulicnen Neuplanung, oie die kommrmarpoirtische Arbeit für
elne Rerhe von Jahrzehnten mal3gebend beeinflussen wird.
Leider finden oie auf dresem Gebtet von dem Stadtparlament
ge,aßten Besctrrüsse nrcht bei al1en Betroffenen in ausreicnendem Maße Verstandnis, wodurdr die Aufgabe der
Stacit sehr erschwert wird,
Im übrigen wird das Aufgabengebiet der Stadt weitgehend
von dem Umstand bestimmt, oaISwährend des ganzen Krieges
wie auch in den ersten Nachkriegsjahren die Ausführung der
meisten widrtigen, an sidr laufend notwendig gewesenen Aufgaben immer wreder zurückgestelit worden rst, weil es an
allem Notwendigen mangelte, am Kapital, am Material und
auch an den Arbeitskräften. Das alles ist ja für die Zwecke
des Krieges vergeudet worden, während für kommunalpolitische Aufgaben nidrts übrig blieb. Man denke nur, um
einen Punkt herauszugreifen, an den Straßenbau. Zwar ist
auf diesem Gebiet inzwischen sdron sehr vrel getan worden,
aber um das ganze Sdrwelmer Straßennetz wreder in einen
wirklidr guten und den Erfordernissen des Verkehrs entsprectrenden Zustand zu bringen, sind noch Geldmittel von
mehr als zwei Millionen DM errorderlich.
Auf dem Gebiete des Sdrulwesens ist der erste Bauabsdtnitt
des 13 Sctrulklassen umfassenden Neubauprojektes derkatholischen Voikssdrule an der Augustastralle - westlich der
katholisdren Kirche - durchgeführt worden. Die Einweihung
dieses modernen sectrsklassigen Voikssctrulgebäudes fand im
Januar i952 statt. Ein werterer Voiksschulneubau ist zut Zeit
in der Nordstadt in der Entstehung begriffen und wird Ostern
1953 seiner Zweckbestimmung übergeben werden können.
Dieses Schul.gebäude liegt zwisctren der Metzer Straße und
der mittleren Hattinger Straße. Es handelt sich um eine achtklassige Sdtule. Nadr ihrer Fertigstellung wird die bestehende
Raumnot der Volkssdrulen weiter gemildert werden. Es ist
das erste Mal, daß die Stadt Schweim ungefähr zur gleidren
Zeit zw ei versdriedene Sclrulneubauten erridttet.
Die Wiederaufbau- und Instandsetzungsarbeiten an dem im
Kriege schwer mitgenommenen Gebäude der Obersdrule sind
im großen und ganzen abgesdrlossen. Allerdings geht der
Wiederaufbau der total zerstörten Aula nur langsam vorwärts, weil die Restfinanzierung bisher nidlt gesichert werden konnte.
Das Projekt einer umfassenden Erweiterung des Städtischen
Krankenhauses ist wegen der damit veibundenen
hohen
Kosten in den näctrsten Jahren wohl noctr nicht durchführbar,
mu[J aber in absehbarer Zeit auctr verwirklicht werden.
Nichi
länger hinauszuschieben war aber dre Scfiafrung nesonAerär
Raume für dre ambu.r.anteKrankenbehandlung, deren
Umfang
aulJerordentlich zugenommen hat, so daß erne weitere
Be_
nutzung oer Operatronsraume hrerfür auf keinen Fall
mehr
verantwortet weroen konnte. Damrt ergab srctr zugleictr
die
Notwendrgkeit emer Umgestaitung des laupremgangs,
einer
Erneuerung oes personenautzuges und ernes terlweisen
Neu_
anstrrcxrs oer I'lure und .I.reppenhauser. IJre ljaukoscen
für
alre- d-rese Arberten, dre im Jalr€ r9b2 durcrrgetunrt worden
sind, betragen runo rB0Ouo DIVI.
Ein Problem, das die Stadt nictrt zur Ruhe kommen läßt,
ist
dre l'rage des Wonnungsbaues. Hrer mulJ ore Staqt sejbst
arüiv weroen. Sre darr srcrr nicnt mehr atte.n Oaiiut UÄ_
scrrränken, andere Leute bauen zu lassen, vreimehr bedarf es
JeJzt au{Jr.rnrer -Ejlgenrnrtratrve,um oen sogenannten sozralen
Wonnungsbau, also den Wohnungsbau fr.iräen wrrtscha"tticfr
schwacrreren l3evolkerungsterl, tatKräftig
und wirksam
zu
fördern. Auch hrerzu beoau es oer r:eieiis,elung g";ljurcr
s_tadtergener Mittel. I'ür dre Unterbnngung uboauioür
wur_
den von oer stadt WohnungsneubautJn e]nracrrer öauart an
der Wuppertaler Stadtgrenze nahe der Hauptstraße und an
der Biucrrerstraße errrsrtet. Hrerdurch wuroen lB Zwei_
raumwotrnungen und 12 Emraumwohnungen
gewonnen. Die
beiden Bauten haben zusammen rund tb;0ü{J DM gekostet.
Ein weiterer Wohnungsschlcntbau
mrt 20 Ernzrmmärunter_
künften wird von der staot an oer ösilichen Hauptstraße auf
dem städtiscrren Grunosttick hinter der stral]enbän"-W"gäri:
haile errichtet.
Als besonders wesentlidt ist auctr das projekt einer Kanali_
sation des Westens der Stadt anzusehen. Das Fehlen einer
Kanahsation in dem von Jahr zu Jahr stärker bebauten Ge_
lände westlich cier Potthoftstraße ist ein hygienrscher l\4.ßstand, der nun lange genug bestanden hat und endlicfr beseitigt werden muß. Die Abwä'sser fließen in diesem Stadtteil
immer noch durch einen offenen, sctrmalen Graben der Kläranlage zu, Natürlich kostet die umrassende Kanalisation eines
ganzen Stadtteils sehr viel Geld, und auf einmal ist ein solches Projekt deshalb nidrt durctrzuführen. Vorerst muß aber
wenigstens einmal ein Hauptkanal gebaut werden. Das ist
dann der Anfang, zugleidr aber auch sdron der wichtigste
TeiI des in den folgenden Jahren weiter auszubauenden Kanalnetzes dieser Gegend. Dieser erste Bauabsdrnitt wird etwa
350 000 DM kosten, deren Beschaffung auctr durdr Anleihemittel sdron sidrergestellt ist. Es ist beabsichti.gt, den Hauptkanal im Frühjahr 1953 in Angriff zu nehmen.
In den letzten Jahren ist übrigens auch ein schon seit Jahrzehnten bestehendes kommunalpolitisdres Projekt erstmalig
wirksam gefördert worden. Die Stadt hat das Gelände für
den an der Barmer Straße, östlictt des Friedhofs der katholisdren Kirctrengemeinde, herzurichtenden Kommunalfriedhof
erworben. Das Stadtbauamt ist zur Zeit mit der Planbearbeitung für die Ausgestaltung der Friedhofsanlage besdtäftigt.
t
iu Schwelw
Feuerwerh
Ein llöhepunkt
vom
Heimatfest
1952
Photo: Gerhard Esser-Schwelm
Im übrigen wird allgemein anerkannt, daß Schwelm in den
Jahren nadr l(riegsende sdröner geworden ist. Nicht zulelzt'
haben hierzu die Bemühungen der Stadt um die Schaffung
neuer Grünanlagen an den versdriedensten Stellen der Stadt
beigetragen. Endlidr ist in diesem Zusammenhang auctr nodr
der Erwerb der Waldungen am Ländchen zu erwähnen, wodurdr der Sdtwelmer Bevölkerung neue Erholungsgebiete ersdrlossen worden sind.
Wir wissen, daß der Stadt .noctr unendlidr viel zu tun verbleibt. Ein Ausfall von vollen 10 Jahren in der kommunalpolitisctren Arbeit, wie ihn der Krieg und die erste Nachkriegszeit gebractrt haben, ist so sdrnell nictrt aufzuholen,
zumal immer nodr erheblidre Kriegssclräden zu beseitigen
sind. Jedes Jahr bringt neue und schwerwiegende Probleme,
bei denen die Finanzfrage meist die wictrtigste Rolle spielt.
Es ist nur gut, daß die Sctrwelmer Wirtsdraft zut Zeit teehl
gesund und daß insbesondere die Industrie gut beschäftigt ist.
So ist zu hoffen, daß die Stadt in den kommenden Jahren in
der Lage sein wird, nactr und naclr immer mehr von all dem
durclrzuführen, was für eine aufstrebende Mittelstadt nun
einmal unerläßIidt ist.
EiuekleiueBitte!
Die ,,schwelmer Heimatbriefe" sind eine Gabe des Verkehrsvereins e. V. Schwelm, der diese Briefe mit Unterstützung der
Stadtverwaltung
und zahlreicher Inserenten als Freunde
dieser Sache herausbringt. Demzufolge rvird der ,,Schwelmer
allen nicht in Schwelm woh4enden gebürtigen
Heimalbrief"
Schwelmern kostenlos zugestellt. Wir hoffen, daß wir diese
bescheidene Gabe, tlie der Verbindung aller Schwelme'r untereinander und der außerhalb wohnenden gebürtigen Schwelmer mit der Vaterstadt tlient, auch in Zukunft in dieser Form
abgeben können.
T,rotzdem sind uns naturgemäß Beihilfen irgendeiner Art sowie auch von
wohl von Empfängern des Heimatbriefes
Schwelmer Stellen jederzeit erwünscht und werden dankbar
angenommen. Es wird aber ausdrücklich darauf hingewieseu,
daß der Versand nicht von einer solchen, an sich erwünschten
Spendo abhängig gemacht wird, Wer uns eine solche zuwenrlen kann, der möge sie auf das Konto des Verkehrsvereins
bei der Städt. Sparkasse Nr. 22?8 freuntlliehst überweisen.
Allen denienigen, die uns bisher schon Spenden übermittelten, sprcchen wir unseren herzlichsten Dank aus.
Konzert und Gesangin der Kreisstadtseit lg45
Von St a d t i n s p e k t o r Wi l h e l m H o l l k o t r
t-
Sdtwelm ist seit langen Jahren eine Stadt mit einem regen
Musrkleben, ein Umstand, der umso bemerkenswerter ist, äls
hier dre I(onkurrenz der Nachbargroßstadt Wuppertal mit
ihrem großen Kulturprogramm naturgemäß stark zu spüren
Lst Es ist verständlidr, daß in den letzten Kriegsjahren ,Iie
Ivlrlse'.rschrveigen mußten. Aber sehr bald nach dem Ende rles
Krieges setzte, übrigens nicht nur in Schwelm, ein Hochbelrieb irrr Konzertwesen ein, wie er vorher kaum jemais
erlebt v'crden ist. Eine Konzertveranstaltung folgte der andern, und die Konzerte waren durchweg ausverkauft. Diesef
plötzliche Auftrieb ist leicht zu erklären. NacLr dem Grauen
des Krieges sehnten sich die Menschen nach allem, rvas
Freucie nracht und was sie lange hatten entbehren müssu-rr.
Finzu Lam, daß sie für das Geld, das sie damals besaßen,
reale Werte kaum erhalten konnten. Daß die Währungsrefortn
vom Juni 1948 auch auf diesem Gebiet eine Aenderung
brachte. wird niemanden wundern. Trotzdem ist auch seit
diesem Zeitpunkt das Konzertleben in Schwelm keinesfalls
eingesdrlafen. Wir haben audr heute noch in jedem Konzertwinter eine ganze Fülle zum Teil wertvoller Veranstaltungen,
mitunter mehrere in einer Woche, und die veranstaltenden
Vereine sind übereingekommen, ihre Termine aufeinander
abzustimmen, damit Uebersdrneidungen vermieden werden.
Die Schwelmer Stadtväter fördern das musikalische Leben in
der Stadt planmäßig. Der Sctrwelmer Haushaitsplan weist
heute als Beihilfe zur Förderung der Musikpflege einen Betrag aus, wie ihn sidrer nidrt viele Gemeinden gleidrer Größe
für diesen Zwecl< bereitstellen. Im Haushaltsjahr 1952 stehen
? 500 DM zur Verfügung. Neben der Unterhaltung des Städtischen Konzertvereins und des Städtischen Kammerorchesters läßt sich die Stadt auch die tatkräftige Förderung der
sonstigen musiktreibenden Vereine, das sind die Chöre und
die Oictrestervereine, angelegen sein. Sie geht dabei von der
Erwägung aus, daß diese Musikvereine, insbesondere die
Gesangvereine, im Kampf gegen den musikalischen Kitsdt
und gögen das Seictrte in der Musik in vorderster Reihe
Musikgutes
wertvollen
stehen und durclr die Verbreitung
Gesdimack
wesentlictr dazu beitragen, den musikalisdren
weiterer Kreise zu heben. Dabei kommt es der Stadt auctt
darauf an, daß das Sctrwelmer Musikleben ein eigengepräg-tes
Aussehen hat. Ein Meisterkonzert mit einem hervorragenden
Solisten der Spitzenklasse ist deshalb unter Umständen nidtt
so. wertvoll, wie etwa die Aufführung eines Oratoriums, die
weitere musikalische Kreise der BevöIkerung für Monate in
ihren Bann zieht.
I:: Schweim gibt es zur Zeit 14 Chöre und 5 Orchestervereine,
die alle in regelmäßigen Zeitabständen öffenilidte Konzerte
veranstalten. Darunter sind einige, deren künstlerisdre Leistungen auf beachtlickrer Höhe stehen und die mit vollem
Recht auch schwierigere musikalisdre Aufgaben übernehmen
können. Von Sdrwelmer Musikvereinen wurden in den Jahren seit der Währungsreform die folgenden größeren Musikwerke aufgeführt:
J. S. Bach:
Weihnachtsoratorium
Verschiedene Kantaten
Haydn:
Die Schöpfung
Mozart:
Requiem
Beethoven:
9. Sinfonie
Große Chor-Phantasie
Schubert:
Messe in B-dur
Mendelssohn:
Paulus
Verdi:
Requiem
Max Brudr:
Frithjof.
Der Städtisdre Konzertverein bringt jährlidr 6 kün.sflerisch
hodrstehende Abonnementskonzerte, deren programm teils
von guten Vokal- und Instrumentalsolisten. teils vom Städtischen Kammerorchester bestritten wird.
Auch einige bedeutende auswärtige Chöre haben in den letzten Jahren in Schwelm konzertiert, so
die Spandauer Kantorei
(unter ihrem Leiter Gottfried Grote,
einem gebürtigen Schwelmer)
der Bielefelder Kinderdror
der Dresdener Kreuzctror
die Elberfelder Kurrende
der Domchor Münster
der Schwarzmeer-Kosakendror.
UnsereKirchen
Der fast vollendete Wiederaufbau der Christuskirche und der Pfarrkirche St. Marien ist ein erhebendes Beispiel der Opferbereitschafü 6er Mitglieder beider Gemeinden. Darum haben wir in der ersten Ausgabe des Heimatbriefes der evangelisehen und katholischen Kirchengemeinde das Wort gegeben, darüber zu berichten. Um beide Kirchen scharen sich clie
und prägen sich neue stätltebauliche Bilder.
Christen der Stactt. Und um beide Kirchen bilden sich neue Statltviertel
lViederholt durch Brand in Schutt und Asche gesunken und immer wieder neu aufgebaut! Mögen sie nun Bestand haben
so lange, bis freie Beschlüsse der über sie bestimmenden Kräfte es anders wollen und mögen sie niemals mehr unfriedlicher und roher Gewatt weichen müssen. Die Freilegung der Christuskirche in diesen Tagen, die vor der geplanten
Neugestaltung ihrer Umgebung erfolgen mußte, hat übrigens in der Oeffentlichkeit eine sehr lebhafte Aussprache darüber
herbeigeführt, ob tlie Christuskirche nun entlgültig wieder umbaut werden soll, oder nicht. Wir glauben, daß darüber
Oder sollte das doeh noch einmal anders
wohl entschieden ist, denn die städtischen Aufbaupläne sind wohl endgültig!
kom me n?
treitung.
Die schrif
Aus der Geschichteder Christuskirche
Die Gesdridrte der Schwelmer Kirche ist so alt wie die Gesdridrte der Siedlung Schwelm. Es besteht die Vermutung'
daß bereits um das Jahr 800 hier eine Kapelle vorhanden
war. Die erste urkundlidre Erwähnung der Schwelmer Kirche
findet sidr im Jahre 1085, Wie lange diese Kirctre bestanden
hat, ist ungewiß. Im Jahre 1225 sollte eine neue Kirdte durch
Erzbischof Engelbert von Köln eingeweiht werden. Auf
seinem Ritt nadr Sdrwelm wurde er am 7. November i225 in
am Gevelsberge von den Mannen
der Lindengrabensdrludtt
seines Verwandten Friedrictr von der Isenburg ersdrlagen,
Die Aufbahrung der Leidre in der n€uen Kirdre wurde von
dem Pfarrer Bertoldus, dem ersten Sdrwelmer Pfarrer, der
uns namentlidr bekannt ist, verweigert, so daß sie für eine
Nadrt in dem nahegelegenen Fronhof Aufnahme finden
mußte. Diese neue Kirdre stand bereits auf iem gleidren
Platz, auf dem jetzt die Christuskirdte steht. Sie fiel im Jahre
1520 einem Brand zum Opfer, der das ganze Dorf Sdtwelm
der
zerstörte. Der genaue Zeitpunkt
des Wiederaufbaues
Kirche ist nictrt bekannt, dodt wird wahrscheinlich schon 1521
damit begonnen worden sein, da in jenem Jahre bereits die
Glocke ,,Johannes der Täufer" gegossen wurde. Nactr einer
späteren Glod<eninschrift soll die Kirche erst 1552 wieder
eingeweiht worden sein. Der große Stadtbrand von 1722hatte
diese Kirche verschont, sie erwies sich aber bald als baufällig
und wurde daher 1737 abgebrochen. Der vergrößerte Neubau
konnte schon am 13. November 1739 eingeweiht werden. Im
Jahre 1836 fiel auclr diese Kirdre einem Brand zum Opfer.
In den folgenden Jahren war die lutherisdte Gemeinde sowohl bei der katholiscLren Gemeinde als auctr bei der reformierten Gemeinde mit ihren Gottesdiensten zu Gast, die
katholische Gemeinde dankte damit für den gleichen Dienst,
den ihr die lutherisdre Gemeinde nach 1827 erwiesen hatte,
als bei einem großen Stadtbrand die katholische Kirche vernichtet wurde. Am 27. August 1842 wurde in Anwesenheit
des damaligen preußischen Ilönigs Friedrich Wilhelm IV. der
Grundstein für die neue I(irche gelegt. Nadt siebenjähriger
Bauzeit konnte die lutherisdre l(irdre am 12. Dezember 1849
eingeweiht werden. Diese große Kirche mit den beiden wudttigen Türmen wurde das Wahrzeichen der Stadt Sdtwelm
und war bis weit in die Umgebung sichtbar. Die Baukosten
dieser Kirche haben damals 121'000 Taler betragen, wozu der
preußische König 20 000 Taler zusteuerte. Die Aufbringung
der restlichen Kosten mit rund 100000 Talern bedeutete eine
schwere Last für die Gemeinde. Nadr 20 Jahren konnte das
letzte aufgenommene Fremdkapital getilgt werden. Die TiIgung der restlichen Sdrulden beim eigenen Vermögen erforderte noch weitere 25 Jahre. Die Kirche, die für Jahrhunderte
erbaut schien, wurde nicht einmal 100 Jahre alt. Am Sonnabend, dem 3. März 1945, kurz vor Beendigung des llrieges,
fiel sie einem Bombenangriff zum Opfer. An diesem Schrekkenstag für Schwelm ertönten gegen 16.30 Uhr die Alarmsirenen, und schon fielen die Bomben. Die westliche Innenstadt stand bald in Flammen. Bald brannte auch die Christuskirche, und es war ein schauriger Anblick, als am Abend die
mächtigen Turmhelme in sicl'r zusammensanken. Eine letzte
kleine Glocke schmolz in den Gluten, während die anderen
bereits 1942 aus den Türmen herausgeholt worden waren. Als
nach einigen Tagen, nachdem die Glut abgekühlt war, die
Kirclre wieder betreten werden konnte, bot sie ein ersdrütterndes Bild, nur die massiven Außenmauern des l(irchenschiffes, des Altarraumes und die Turmhelme waren erhalten
geblieben, sie hatten der zerstörenden Macht des Feuers
widerstanden. Alles andere war in Schutt und Asche gesunken und bedeckte in riesigen Bergen den Fußboden. Später
stellte es sidr aber dann nodr heraus, daß die große Altarbibel, die Pfarrer Nonne zur Einweihung der Kirdte 1849
gestiftet hatte, in den Trümmern des Altars fast unbeschädi,gt
erhalten geblieben war. Sie liegt heute wieder auf dem Altar
der erneuerten Christuskirche.
Die Gemeinde verharrte. nicht lange in untätiger Trauer,
sdron bald fanden sidr freiwillige Helfer, die mit der Enttrümmerung begannen. Zuerst waren es Konfirmanden und
einzelne Gemeindeglieder, später fanden sich zahlreiche Männer der Gemeinde, die in einem freiwilligen Arbeitsdienst
allabendlidr mehrere Stunden Sdrutt forträumten, Steine
klopften usw. Sdron im Spätherbst 1945 bestellte das Presbyterium einen Kirchbau-Aussdruß, der sictr mit den Vorarbeiten für einen Wiederaufbau der l{irche befassen sollte und
bereits am 17. Dezember 1945 beschloß das Presbyterium,
auf Grund der Vorschläge des Kirchbau-Ausschusses, die
Kirche nactr den Plänen des Architekten Albrecht Lutter baldi,gst wieder aufzubauen.
Von diesem Beschluß bis zur Wiedereinweihung war ein langer und, durclr die Verhältnisse in den Jahren naclr dem
Kriege bedingt, ein mühevoller und sorgenreicher Weg. Im
Jahre 1946 wurde die Enttrümmerung beendet, und zu den
freiwilligen Helfern traten jetzt auch Unternehmer. Es gelang
trotz vieler Schwierigkeiten, das Innere der beiden Türme
wiederherzustellen und eine Absclrlußdecke aus Beton auf
die Turmstümpfe zu bringen. Das von Gemeindegliedern gestiftete neue Geläut von 4 Gußstahlglocken, hergestelit in der
Gloekenwerkstatt des Bochumer Vereins für Gußstahlfabrikation in Bochum, konnte am 14. Dezember 1947 unter großer
Beteiligung der Gemeinde feierlidr geweiht werden. In diesem Jahre wurden weiterhin die Fundamente für die Säulen
und Pfeiler im Kirchensdtiff fertiggestellt. Im Jahre 1948
gingen die Arbeiten im Kirdrensctriff weiter. Die Südempore
war fast fertiggestellt, als die Währungsreform im Juni 1948
die weitere Arbeit unmöglich madrte, da keinerlei Geldmittel
mehr vorhanden waren. Aus dem gleichen Grunde ruhten die
Arbeiten auch während des ganzen Jahres 1949. Erst im Mai
1950 konnten die Arbeiten in großem Umfange wieder auf-
Christuskirche
vor der Zerstörung
genommen werden. Es gelang, bis zum Erntedankfest 1950
die Orgelempore, die Nordempore und die eiserne Dadrkonstruktion fertigzustellen. Die Eindeckung des Kirdrendadres
erfolgte anschließend. Damit war die Kirche gegen weitere
zerstörende Witterungseinflüsse gesichert. Um die Jahreswende 195,0/51konnte zahlreichen früheren Gemeindegliedern,
die jetzt außerhalb wohnten, ein Kirchbaukalender übersandt
werden, der viel Freude bei den Empfängern ausgelöst hat,
wie zahlreiclre Briefe bezeugt haben. Im Herbst 1951, nadrdem wiederum die Finanzierung des Bauabschnittes gesichert
war, wurde der Ausbau des Kircheninneren in Angriff genommen und ohne Unterbrechung, auch nicht während der
Wintermonate, weitergeführt. Das Bauprogramm sah die
Fertigstellung der Wände, der Decke, des Fußboderx, der
Kanzel, der Türen und der Beleuchtung vor. Außerdem gelang die Ausmalung der Kirclrendeche, die Aufstellung eines
provisorischen Altars, die provisorisdre Bestuhlung und der
Einbau der Zentralheizung. Bewegten llerzens wohnte die
Gemeinde der Einweihung der Kirche am 21. September 1952
bei, die von dem Präses der Evangelischen l(irche von Westfalen D. WiIm vollzogen wurde.
Vieles ist in den letzten Jahren geleistet worden, aber mandre
Arbeit muß in den nächsten Jahren noch getan werden. Die
Fertigstellung des Hauptportals und des Vorraumes, die Beschaffung des endgültigen Gestühls für das Kirdrensdriff und
die Emporen, der Einbau einer großen Orgel, anstelle des
jetzigen Provisoriums, und die Wiederherstellung der Turmhelme, die früher den Wanderer nach Sdrwelrn schon von
weitem grüßten, gehören neben manclren kleineren Arbeiten
zum Bauprogramm der nächsten Jahre. Gemeindeglieder und
Gemeinde müssen bis zur endgültigen Fertigstellung nodt
erhebliche Geldmittel aufbringen, womit schon bald begonnen werden soII, nadrdem die bisher entstandenen Kosten
alle beglichen worden sind.
Apothekergäßchen
v '-
am Attmarkt
Die Kosten des Wiederaufbaues haben bis zur Währungsreform rund 170 000 RM betragen, dazu treten nodr viele
wertvolle Materialspenden, deren Wert nur sdrwer ermittelt
werden kann. Für die Arbeiten in den Jahren 195O bis 1952
mußten rund 315 000 DM aufgebracht werden. Während die
Geldmittel bis zur Währungsreform
fast ausschließlich aus
freiwilligen
Sammlungen und Spenden bestritten werden
konnten, mußte nach 1948 zur Ded<ung der Kosten nidrt nur
größerer Grundbesitz verkauft, sondern audr eine große Anleihe in Höhe von 100 000 DM aufgenommen werden. Die
Mitglieder des Kirdrbauvereins, der im Jahre 1948 gegründet
wurde, haben in den letzten Jahren durch ihre monatlidren
Beiträge insgesamt 58000 DM zur Verfügung gesteilt und
werden audr weiterhin nadr Kräften zur Fertigstellung der
Kirche beitragen. Auctr eine weitere Leistung der Gemeindeglieder für den Wiederaufbau darf nidrt unerwähnt bleiben.
In der Zeit, vor der Währungsreform war es notwendig, den
Bauarbeitern eine zusätzlidre Mahlzeit zu bereiten, denn bei
den damaligen spärlidten Lebensmittelrationen
konnten die
sdrweren Arbeiten ohne eine Zusatzverpflegung nidrt geleistet werden. Da die Gemeinde selbst keine Möglidtkeiten
hatte, zusätzlidre Lebensmittel zu besdraffen, wancite man
sictr mit der Bitte um Hilfe an die Gemeindeglieder, Trotz
der Hungerrationen, die damals der Bevölkerung zugeteilt
wurden, bat man die Gemeindeglieder um b gr Fett, 100 gr
Nährmittel und 300 gr Brot monatlictr. Ob diese Bitte wohl
Gehör finden würde, fragten sidr die verantwortlidren
Männer für den Kirctrbau, denn die monatlictre Zuteilung an Fett
betrug damals z. B. nur 6215gr! Die Gemeindeglieder zeigten
aber damals, rvas ihnen ihre Christuskirdre wert war und
brachten ein wirklidr vorbildlictres Opfer. Es wurden damals
insgesamt rund 13 Zentner Brot und Mehl, 3/n Zentner Fett
und Fleisdr, 14 Zentner Nährmittel
aller Art, 60 Zentner
Kartoffeln, eine große Menge Rauchwaren und viele andere
damals kostbaren Güter gestiftet. Davon konnten in jener
Zeit rund 2 500 Mittagessen für die Bauarbeiter
in einer
Schwehner Werksküdre zubereitet werden.
Dieser kurze Berictrt soll Zeugnis dafür abiegen, was bisher
für den Wiederautbau der jetzigen Christuskirdre, der früheren lutherisdren Kirdre, getan worden ist und gleichzeitig
auch aufzeigen, was nodr geschafft werden muß, um dieses
Gotteshaus so aufzubauen, wie es alle ehemaligen Schwelmer
im Gedäctrtnis haben, damit sie, wenn sie ihre Heimatstadt
einmal wieder besudren, auctr die Christuskirctre so wiederfinden, wie sie sie gescträtzt haben.
In einem späteren Heimatbrief soll über das Schicksal der
Pauluskirdre, der früheren reformierten
Kirctre, beriehtet
werden, die an jenem 3, März 1945 auch der Vernichtung anheimfiel.
Der Wiederaufbau
der katholischenPfarrkircheSt.Marien
Beim Fliegerangriff
auf Scfrwelm am 3. März 1,945 war
auch die kath. Pfarrkirdre St. Marien in Flammen aufgegangen. Bereits zwei Tage später regten sidr fleißige Hände, um
die Trümmer zu beseitigen. So hätte nach zwei Wodren der
erste Gottesdienst in der allerdings fensterlosen Kirdre gehalten werden können, wenn man nidrt den Einsturz der
Gewölbe hätte fürdrten müssen. Ein orkanartiger Sturm
brachte dann audr am 26,. Oktober 1945 die Giebelwand
zwischen l(irdrensctriff
und Chorraum zum Einsturz. Audr
ein Teil .der Gewölbe stürzte zusammen. Unter den Einflüssen der Witterung stürzte das ganze übrige Gewölbe
samt den Säulen ein. Jetzt standen vom Kirdrensdriff nur
nodr die vier Umfassungsmauern.
Mit einem bewunderungswürdigen Eifer gingen Männer
und Jungmänner trotz der durctr Hunger gesctrwädrten Körperkräfte ans Werk, um lange Wochen hindurdr Trümmer
und Sdrutt zu beseitigen. Manctrer Teller Wibbelbohnensuppe
wurde den freiwilligen Bauhelfern gereidrt und mußte neue
Kräfte wecken.
Inzwischen war es dem 1950 leider allzu früh verstorbenen
Pfarrer Wilhelm Peters durdr unermüdlidre Bemühungen
gelungen, eine eiserne Dadrkonstruktion errichten zu lassen.
Leider wurden die Einschalungsarbeiten durdr die einbrechende Kälte für vier Monate behindert, so daß sie erst
zu Ostern 1947 beendet waren. Nun konnte mit dem Innenputz begonnen werden. In den ijden Fensterhöhlen wurden
neue Fenster eingebaut, die allerdings erst Mitte August
fertiggestellt wurden. Sctron Oktober 1946 war im Kirdrenbunker
eine Werkstatt
für
Bleiverglasung
eingerichtet
wcrden.
Es war zwar nodr nidrt möglictr, GewöIbe und Fußboden
zu erneuern, aber dennodr wurde am 13. Juli 194T in festIichem Zuge unter Musik und Gesan€ das Allerheiligste aus
der beängstigenden Enge des Kolpingsaales wieder in die
Kirche übertragen. Mit Dank gegen Gott wurde zum ersten
Mal wieder das hl. Meßopfer gefeiert.
Die Währungs-Reform entwertete das mühsam gesammelte
GeId, aber im Vertrauen auf Gottes Hilfe und den Opfergeist
der Gemeinde wurde die Arbeit fortgesetzt. Auctr diesmal
bewährten sictr wieder viele freiwillige
Helfer, die fleißig
mit Hand anlegten.
Ende Juli 1948 waren die Eisenbetonarbeiten an der neuen
Empore fertiggestellt. Inzwisdten war audr das Dach mit
elektrolytisdr-verkupferten
Blechplatten bedecJctworden, die
sich leider nicht bewährten und uns neue Sorgen bereiten.
Zur größten Freude der Gemeinde erhielt die ISrctre 1949/5,0
durch das neue GewöIbe wieder den Charakter eines sakralen
Raumes. Wesentlidr versctrönt wurde sie Herbst 1950 durdr
den neuen Fußboden mit Sonhofer Platten. Ein Jahr später
war die völlig ausgebrannte Sakristei mit eingebauten Eidrenschränken neu ausgestattet.
Die reichlichen Opfer ließen bereits Weihnadrten 1951 einen
weiteren llerzenswunsch der Gemeinde in Erfüllung gehen.
trine Krippe mit etwa dreißig holzgesctrnitzten Figuren
konnte aufgestellt werden und zog viele stille Beter an.
Der Palmsonntag 1952 ließ die Herzen der Gläubigen abermals höher sdrlagen, als die neue, von der Firma Paul Faust,
Schwelm, erbaute Orgel zum ersten Mal erklang. Die 16 Register wurden inzwisctren auf 18 erhöht. Der dreimanualige
Spieltisch ist für ein Orgelwerk mit insgesamt 38 Registern
oin
oorinhfot
Torbogen der früheren
Sternenberg'schen Fabrik
Im August dieses Jahres konnten drei neue Beidrtstühle in
die bereits von Pfarrer Peters geschaffenen Nisdren eingebaut werden, ein Meisterwerk aus den Werkstätten der
Firma Gebr. Mosblech.
Ein holzgeschnitzter Kreuzweg von Georg Kämper, München,
konnte am Vorabend des Allerseelentages 195.2in feierlicher
Weise im Andenken an die Gefallenen und aIle anderen
Opfer des Krieges eingeweiht werden.
Noch vieles bleibt zu sdraffen, ehe das Gotteshaus vollständig hergerichtet ist. Viel Sorge bereitet noch der Turm,
aber der traditionelle Opfergeist der Gemeinde wird es sdron
schaffen.
Aus demLebender SchwelmerOberschulen
Vo n Ob e rstudi endi rektor
Der Krieg hinterließ der Sdrwelmer Obersdrule ein sclrweres
Erbe. Noctr am 13. März 1945 wurde das Sdrulgebäude erheblidr beschädigt; vor allem unsere schöne AuIa wurde
völlig vernictrtet, und mehrere Jahre hindurdt konnten unter
anderem der Zeichen- und Gesangssaal, der Chemieraum und
die Turnhalle niclrt benutzt werden. Auch die Lehrmittel, die
naturwissensctraftlichen Sammlungen und die Lehrerbüdterei
hatten schwer gelitten. Dazu kam der Mangel an Lehrkräften,
wodurdr der Unterricht in den musischen Fädrern zunächst
ausfallen mußte, wie audr in den wissenschaftlichen Fächern
nidrt immer die volle Stundenzahl gegeben werden konnte.
Die Stadt Schwelm machte große Anstrengungen, um das
Schulgebäude so sdrnell wie möglidt wieder in den alten Zustand zu setzen. Im Jahre 1949/50 wurde das Obergesctroß
wieder aufgebaut, wodurch zugleictr drei neue Klassenräume
gewonnen wurden, in denen die Oberstufenklassen untergebradrt wurden, Leider ist die Aula noch nicht wieder benutzbar; sie ist nicht nur für die Sdrule ein dringendes
pädagogisches Bedürfnis, sondern auch für die Veranstaltungen des städtisdren Kulturlebens eine zwingende Notwendigkeit. Auch der organisatorische Wiederaufbau ist abgesdrlossen. In diesem Jahr sind wie in früheren Zeiten die l(Iassen
des Gymnasiums bis zui Untersekunda wieder zweizügig eingeridrtet.
In der praktisdren Schulreform nahm unsere Sclrule seit
Ostern 1949 eine besondere Stellung ein. Durch finanzielle
Zusdrüsse der Stadt Sdrwelm wurde es für die Mittelstufe
des Gymnasiums möglich, Werkkurse für Buchbinderei,
Schreinerei und Sdrlosserei, in der Frauenoberschule eine
Buchbinderei und eine Handweberei einzurichten. In den
Werkräumen im Kellergesclroß, die mit allen notwendigen
Maschinen und Werkzeugen ausgestattet sind, arbeiten die
Jungen und Mädel an zwei Nachmittagen in der Woche in
kleinen Gruppen unter der Leitung von Fachkräften für den
Bedarf der Schule und für den Eigengebraudr.
K aspers
Von mindestens ebensogroßer Bedeutung sind die Versuche,
den Schülern der Oberstufe durch ein bewegliches System
einer begrenzten Wahlfreiheit Bewegungsfreiheit für eine
ihren persönlichen Fähigkeiten und Anlagen entspreclrende
Bildung zu sdraffen. Nur in einem TeiI der Sdrulfäctrer wird
der Unterricht für dre ganze Klasse gemeinsam erteilt; in
den Fäctrern seiner Wahl kann der Sclrüler wählen zwischen
einem Kurs mit geringerer und einem mit erhöhter Stundenzahl. Völ.lig wahlfrei ist z. Zt. nur Französisch a1s 3. Fremdsprache. Zu den wahlfreien Arbeitsgemeinsctraften sind als
neue Sachgebiete Gesellschaftslehre, Gegenwartskunde und
Altertumskunde gekommen.
Der Gedanke einer individuellen, begrenzten Wahlfreiheit
ist an sich keineswegs neu. Seit 1905 hat das Prinzip der
Wahlfreiheit auf der Oberstufe bei den großen Pädagogen
immer wieder seinen Niederschlag gefunden. Schon vor 19,14,
in erhöhtem Maße nach dem ersten Weltkrieg, wurden solche
Versudre unternommen. In anderen Ländern steht das Schulwesen schon seit langem fest auf dieser Grundlage. Es handelt sich bei dieser Schulreform also nicht um ein Experiment,
sondern um eine echte Besinnung auf den Geist der großen
humanistischen Pädagogen und um ein Einmünden in den
Strom der pädagogischen Entwicl<Iung. Die allgemeine Menschenbildung schließt eine Individualisierung nicht aus, fordert sie vielmehr geradezu. Die Individualisierung ist eine
Konzentration auf bestimmte Fächer und hat in ihrem Wesen
nichts mit einer Spezialisierung im Sinne einer Berufsschule,
einer Fach- oder einer Hochschule zu tun. Nach wie vor geht
es uns um die Erziehung und Formung des ganzen Menschen
und nicht um eine fachliche Berufsausbildung. Ein äußeres
Zeichen für dle Veränderungen in der Sctrule ist :las gröl3-.re
Maß freier Mitverantwortung der SchüIer am Leben unserer
SchuIe.
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Natürlich hat die Sctrule immer noch ihre eigene Gesetzlichkeitt aber sie steht heute dem Leben offener a1s je zuvor
Je weniger die Schule vom Schüler als eine beschwerliche
und Iästige Durchgangsstufe zu einem Beruf betrachtet wird,
je mehr sie innerlich bejaht wird, unrso mehr ergibt sidt
auch die innere Notwendigkeit, die früheren Schüler in einer
engeren Beziehung zur Sdrule zu halten. Wie in vielen anderen Städten soll auch in Schwelm eine ,,Vereinigung ehemaliger Schüler" gegründet werden. Wir stehen z. Zl. bei det
zeitraubenden und schwierigen Vorarbeit der Sammlung und
Erfassung der Ansdrriften früherer Sdrüler. Sobald wie möglidr soli die Vereinigung auf eigene Füße gestellt werden,
sie soll ihr eigenes Betätigungsfeld finden, sich selbst ihre
Aufgaben suchen; sie soll sich nicht in der Erinnerung an die
frühere Schulzeit erschöpfen, sondern in fördernde Beziehung
treten zum jetzigen Leben der Sdrule. So bitten wir alle
früheren Schüler des Gymnasiums und der Frauenober'schule,
die sich der Schutre noch verpflichtet wissen, um ihre Anschrift und ihre tätige Mitarbeit.
RegesSchweknerSportleben
Gesunde Breiten- und vorbildliche Jugendarbeit
im Vordergrund
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Vernichtend traf die l(riegsaxt den Stamm des Schwelmer
Sportbaumes, dessen.viele Zweige so schöne Blüten getrieben
hatten. Der Rücksctrlag war relativ viel größer als in den
Nachbarstädten. Bis 1948 herrschte eine böse Zeit. Nur wenige
Idealisten hielten vollen Herzens, aber leeren Magens das
Banner hoch. Um sie scharte sich erneut die Jugend. Und so
pflanzte man einen neuen Stamm. Die alten Idealisten kämpfen auch verzweifelt um Bestand der alten Ideale - gegen
eine kommerzielle Behandlung des Sportes - für den reinen
Amateurgeist. Sport um des Sportes willen! Schwelms Stärke
liegt nicht in der Hervorbringung einzelner Spitzenkönner
und Stars, sondern in einer gesunden Breiten- und vorbildiichen Jugendarbeit.
Sie wird getrieben auf den alten, teils nach Kriegszerstörungen wieder hergestellten Sportplätzen am Brunnen (FC 06)'
an der Rennbahn (Rote Erde und Sportfreun-de) und auf der
Wilhelmshöhe (SC Grün-Weiß und SSV Winterberg). Der
schmale Sportplatz an der Oberschule steht fast alien Jugendabteilungen zur VerfüEung. Der Sportplatz am Martfeld
wurde mit Wohnbaraken bebaut. Als Ersatz für ihn Iäßt die
r-
Feierabendidyll in der Römerstraße
Stadtverwaltung in den Roten Bergen auf dem ausbaufühigen Gelände der ehemaligen Mütlkippe eine neue Kampfbahn bauen, auf der neben den Ballspielen auch die Leichtathletik, bisher ohne geeignete Trainingsstätte, eine Pflegestätte findet.
Zusammengefaßt sind fast alie Schwelmer Vereine im Stadtvelband für Leibesübungen. Seinen älteren Pionieren ist es
zu danken, daß der alte Festsaal Wilhelmshöhe vor dem
Verfall gerettet und in eine Sporthalie umgebaut wurde. Sie
client vor allem den ballspieltreibenden Vereinen (einschließIich Tennisclub) als Trainingsstätte und machte auch den
Flallenhanoball in Schwelm beliebt. Die Sporthalle ist ein
mehr als guter Ersatz iür die zerstörte Turnhalle der Schule
Kaiserstraße. Die drei anderen HaIIen (Oberschule, Schillerstraße und Schule Potthoffstraße) überlebten den Krieg und
rverden fleißig benutzt.
Der Reit- und Fahrverein baute sich ein schönes Trainingsgelände in direkter Nachbarschaft des Schwelmebades. Daneben wünscLren sich die Schwimmer ein Hallenbad, woran
in naher Zukunft nicht zu denken ist. Tennisplätze wurden
am Friedrichsbad ausgebaut. Der Schützenverein übt im
Rheinisclren Hof.
I m F u ß b a 1l spielt nach wie vor der FC 06 die erste Rolle.
Er fiel in der Notzeit fast in die Ietzte Klasse zurück und ist
auf dem besten Wege, wieder die Rückkehr in die oberste
Amateurklasse zu schaffen, der er in seiner Glanzzeit angehörte. Zur Zeit steht er ungeschlagen an 2. Stelle der
Bezirksklasse Sauerland, wohin er dieses Jahr zwangsweise
verfrachtet wurde, nachdem er im Bereich Wuppertal wertvolle Wiederaufbauarbeit leisten konnte. Da die Sdrwelmer
zunächst nicht im südwestfälischren Bereidr antreten wollten'
wurden ihnen vier Minuspunkte für zweimaliges Nichtantreten zudiktiert. Sonst ständen sie sdron jetzt relativ an
der Spitze. - Nach bewegtem Auf und Ab seit seiner Wiedergründung (194?) ist der SC Grün-Weiß (früher Tus 95) auf
dem besten Wege, der zweite große Fußballverein Schwelms
zu werden. lfr steht an zweiter Stelle der l. Kreisklasse und
hofft auf Rückkehr in die Bezirksklasse. Die DJK-EIf Sportfreunde und SSV Winterberg spielen in der 2. Kreisklasse'
I{ a n db a I I : Der FC ,06 stellt eine schlagkräftige Handballmannschaft für Halle und Feld. Knapp wurde 1950/51 der
Aufstieg zur Oberliga verpaßt. Zur Zeit spielt die Elf eine
führende Rolle in der Landesliga Niederrhein. Die Handballer von ,,Rote Erde" spielen dagegen in der Landesliga
Südwestfalen.
Der SFC 06 hat neben Fuß- und Handball zwei weitere
Seine Tischtennisspieler gehören der
starke Abteilungen:
Oberliga an, seine Boxer sorgen für spannende Kämpfe.
Der andere Großverein neben 06 ist die Turngemeinde ,,Zut
roten Erde", die außer dem Handball vor allem Leiütathletik
und Turnen treibt. Hier finden auch viele Frauen und Mädchen den Weg zur Leibesübung.
Ihm zur Seite als Turnverein steht die Freie Sportvereinigung.
- Im Sdrwimmverein.setzt man auf guten Wasserball- und
Turmspringer-Nachwudrs. Gut herausgekommen.sind zlvei
junge Sportvereine: Der Radsportverein Bergland, dessen
Jugendlichen zum Teil zur westdeutsdren Spitzenklasse gehören, und der Motorradsportclub, dessen Geländefahrt am
Küldren zahlreictre Zusdrauer zog. Das ist von den Radrennen ..Rund um den Neumarkt" auctr zu berichten. Der
Reit- und Fahrverein richtete im Jubiläumsjahr 1950 ein
großes Turnier aus und die Schützen des Schützenvereins
holten die Kreismeisterschaft. Ueberall reges Leben und
hoffnungsvoller Blid< in die Sportzukunft Sdrwelms.
Herbert
Bergmann.
Spaziergangdurch die Stadt
Lieber Heimatfreundl Vielleictrt gehörst auOl Uu zu jenen
alten Sclrwelmern, die in der Nachkriegszeit nödr kerne Gelegenheit zu einem Besuche der Heimatstadt hatten. Ich lade
Dich daher ein, einmal im Geiste mit mir durch die Straßen
der Stadt zu wandern, in jene Winkel hinein, die Dir sidrer
noch altvertraut sind und niclrt der Kriegsfurie zum. Opfer
fielen. Ictr will Dir aber auclr alles zeigen, was aus den
Ruinen neu erstanden, und das, was noclr des Wiederaufbaus
wartet.
Vom Altmarkt aus soll unser Weg zunädtst in die Oberstadt
führen. Während die alte Oberstadt, von der man, wie.Du
Didr erinnerst, einen so sdrönen Blick auf unsere große
Christuskirche hat, dank des mutigen Einsatzes ihrer Anwohner von den Auswirkungen der Brandbombenangriffe
verschont blieb, hat der Altmarkt stark gelitten. Der ganze
Winkel zur Hauptstraße hin, wo früher das große .Gesdtäftshaus von Voswinkel neben anderen Schieferhäusern .stand
und die kleinen Häuschen hinter der Kirche, fielen dem
Brande im März des Jahres 1945 zum Opfer. Nun ist man
von dem irüheren PIan zur Freilegung der Christuskirche
doch nodr abgegangen und hat an der Stelle, wo früher das
Haus -der Gebr. Voswinkel und die Häuser Fischer standen,
zwei Neubauten errichtet, von denen der zur Apotheke
legene als Arkadenbau - mit einem Laubengang über den
Bürgersteig hinweg - erstand. Von einem Wiederaulbau der
kieinen Häuser hinter der Christuskirche hat man abgesehen.
Hier wurde das Geschäftshaus Mebus mit einer schönen Front
zur Kirche hin wieder aufgebaut. Es ist eines der schönsten
Geschäftshäuser der Stadt geworden. In einer langen Fensterfront zeigt hier ein von auswärts kommender Textilkaufmann eine reiche Auswahl an Textilwaren aller Art. Das
Geschäft führt den Namen .,Mebus" und häIt damit die Tradition des Hauses aufrecht. Während die Schnapsbrennerei
und das bergisclre Haus Gogarten am Fuße der Christuskirche,
deren Gebäüde dem Metzgermeister Uhr gehörten, den
Brandbomben zlrm Opfer fielen, mußten die beiden über 300
Jahre alten Schieferhäuser zwischen dem Treppenaufgang
Durchblick zur Brunnenstraße
Rüelfront
der Alten Post
zur Christuskirdre und dem an der Ecl<e stehenden Verwaltungsgebärtde der Eygl. Kirctrengemeinde wegen BaufäIligkeit abgebrochen werden. So stören uns am Altmarkt
rloch die letzten Erinnerungen
an die Schreckenstage des
März 19115.Dodr sollen auch am Fuße der l(irche später
wieder Geschäfts- und Wohnhäuser errichtet werden. Die
Freitreppe" wird dabei um zwei Meter verbreitert, wodurdr
der Blick {uf die wiederaufuebaute Kirche mit ihrem großen
Portal an l der Westseite verbessert wird. Auch von der
Hauptstra{e aus werden breite Treppenaufgänge zur Christuskirche pngelegt.
Unser We{ {ührt jetzt zur Bahnhofstraße. Hier sieht es noclr
rectrt öd ufd leer aus. Der ganze obere Straßenzug, bis zum
Eingang der Döinghauser Straße, fiel den Bomben zum Opfer.
In dem Winkel von der katholisdren Kirche bis zur Döinehauser Straße steht ein5am und. vdrlassen das hohe Geschäftlhaus Siegeft (früher trlürstenberg). Alle Bemühungen der Anlieger der Bahnhofstraße um einen Wiederaufbau sdreiterten
an den finanziellen Schwierigkeiten. Ein guter Anfang ist
an der Ecke Bqhnhofstraße-Hauptstraße gemacht, wo früher
die alte Wirtsdraft Vorwerk stand. Hier errichtete BrillenZiehm eineq Neubau, der sich der Ardritektur der Häuser
seiner Naclrbarschaff, am Altmarkt bestens anpaßt. Werfen
wir von dieser Ed<d aus noch einen Blick zurück auf den
Altmarkt, so erffeueri wir uns an dem am Eingang der Kölner Straße errichtei,bn Neubau des Lebensmittelgeschäftes
Schneider. Die Pläne.zum Wiederaufbau der Bahnhofstraße
aber werden nidrt fallen gelassen. Zur Zeit steht man in Verhandlungen zu seiner Finanzierung. Eine große Lücke im
Ilerzen unserer Stadb finden wir in dem Raume zwisdren
Bahnhofstraße u4d Kasinostraße. An der Ecke Bahnhofstraße,
wo früher das Haus Weustenfeld * das äiteste Rathaus der
Stadt - stand, haben ausgebombte Gescträftsleute Pavillons
errichtet. Die große Flädre des zerstörten ,,Märkisctren Hofes"
aber liegt noch öd und leer da. Dieser Teil der Hauptstraße
*:'zeighauf der Südseite nocih einige Lüchen. Ueberall aber sind
Verhandlungen zum Wiederaufbau eingeleitet.
Dann lenken wir unsere Si*rritte zum Sdrwelmer Brunnen
hin. Zunächst zur Rast im vöIlig renovierten ,,Friedrictrsbad".
Auch die Brunnenanlagen, in denen man leider viele. der
alten, hohen Budren in der kohlenarmen Zeit gefällt hat,
wurden neu gestaltet. Hinter der Gaststätte Drebes machen
wir einen Besuctr in der Siedlung ,,Neue Heimal". Zwanzig
Siedlerhäusctren wurden hier von Schwelmern zum größten
Teil in Eigenarbeit erridrtet, die durdr diese Selbsthilfe zur
Behebung der großen Wohnungsnot ein gut Teil beitrugen.
In den ,,Roten Bergen", die als Natursdrutzgebiet anerkannt
sind, wird in dem Teil, der als Kippe diente, zur Zeit ein
großer Sportplatz von der Stadtverwaltung angelegt.
Partie am Winterberg
6 Fotos: Foto-Dämmer
Erstaunt und freudig zugleidr aber wirst Du aufblichen,
wenn unser Spaziergang über die untereBahnhofstraße führt.
Da ist die Höd<e tm iite" Friedhof verschwunden und' det'
Blick geht frei an den alten Eiben vorbei über die mit hohen
des ehemaligen
bestandenen Grünflächen
Baumgruppen
Friedhofes. Nur der hintere, zur Döinghauser Straße gelegene
Teil konnte nodr nicht als eine der' Allgemeinheit dienende
Grünanlage ersdtlossen werden. Der sidr südlictt ansdtließende alte katholische Friedhof soll im kommenden Frühjahr
zu einer Grünanlage ausgestaltet werden.
Vor dem Bahnhof erfreüst Du Didr an den neuen Grünanlagen, die das ganze Gebiet der ehemaligen Grundstüd<e der
Holzhandlung Siepmann und der ansdtließenden Gärten umfassen. Besonders prädrtig hier die weitausladenden Rotbudren, die unter Natursdrutz gestellt sind. Das hier früher
stehende Schieferhaus Siepmann fiel auch den Bomben zum
Opfer. Ueberall stehen Ruhebänke, sind kleine Blumenbeete
angelegt, Auctr das Gebiet des früheren Güterladestranges
soll später als Grünstreifen ausgebaut werden.
Eine liebe Erinnerung wird Dir der Blick auf Sdrloß Martfeld sein, an dem vorbei wir unseren Weg nadr Möllenkotten
nehmen. Gleidr hinter der Eisenbahnbrücke, wo früher der
unsclröne Fabrikbau von Müller stand, der auctr durdr die
Bomben vernictrtet wurde, steht heute eine lange Fludtt
schöner Wohn- und Gesdräftshäuser. Ja, Du staunst, wie sictr
auctr in Möllenkotten das Seschäftliche Leben gehoben hat.
Der Hauptanziehungspunkt ist hier im Sommer das am Ländclren gelegene ,,Sdrwelmebad". Im Grün der Wiesen und
Wälder eingebettet, ist die sportlidr hervorragende Freibadanlage ein Schmuchstüch der Stadt Sdrwelm, das vidle au+-wärtige Besudrer heranlocht und dem sictr in Kürze die
modernste Saunaanlage Westdeutsctrlands ansdtließen wird.
Der Tag geht zur Neige. Doctr wollen wir noch einen kleinen
Abstedrer zur Oehde madren. Mit der Straßenbahn fahren
wir bis zur Haltestelle Potthoffstraße. Wenige Sdrritte weiter
biegen wir in ein Portal ein, wo der Weg in das altbergisdte
Sternenbergsdre Haus führt. Hier ist jetzt das Heimatmuseum
untergebradrt. Nadr einer Stipvisite spazieren wir welter bis
zum Eingang der Jesinghauser Straße. Ich sehe, wie erstaunt
sidr Deine Au,gen weiten. Ja, hier entsteht ein ganz neues
Stadtviertel neben und hinter dem sogenannten Papageienviertel. Allerdings sind die meisten der hier erstandenen und
noctr im Bau begriffenen Wohnungen für Umsiedler, jene aus
dem Osten Vertrrebenen. Bauherren sind.ctieSdtrvelmerWohnungsgenossenschaft und die nadr dem Kriege gegründete
Soziale Wohnungsbaugenossensctraft, Sdrwelm.
Mit einem TagesSpaziergang können wir gar nictrt alles erfassen, was in den Nactrkriegsjahren
sidr im Sdrwelmer
Stadtgebiet verändert hat. Die Stadt wädtst. Ueberall erstehen neue Wohnungsbauten. Ueber die Sdrulneubauten
wird Dir an anderer Stelle beridrtet, So wollen wir in der
näctrsten Ausgabe unseren Spaziergang fortsetzen und durdr
eini€e Illustrationen ergänzen.
Idr weiß nidrt, wie lange Du nicht in Deiner Heimatstadt
warst. I(ennst Du unser großes Volksfest ,,Mitten in der
Stadtl' mit seinem Heimatfestzug? Audt darüber will ich Dir
im nächsten Heimatbrief erzählen.
R ü sse l .
. I 'r i t , z
Empfänger des lleimatbriefes!
Bitte:
Berictrtigen Sie falsche Anscluiften!
Nodr gehen wir hier über das holprige Pflaster des ehemaligen Ladestranges am ,,Parlament", dem altbekannten
Restäurant am Ende der Mittelstraße, vorbei. Linker Hand
sehen wir di6 große W'erksanlage des Sdrwelmer Eisenwerks,
das heute wieder über 2 0O0 Arbeiter besdtäftigt und seine
Erzeugnisse, Eisenfässer, Tankanlagen und Tanksäulen, in
atle Welt exportiert. Auctr die ,,Rhenania", das Emaillierwerk
hinter dem Eisernen Steg, der die Mittelstraße mit der Loherstraße verbindet, ist wieder aufgebaut, größer und sctröner
als es war. So kommen wir zur Nordstraße und Prinzenstraße. Vor zwei Jahren sah man hier noctr Trümmerstätten,
heute steheir hier wieder schmuche Wohnhäuser.
Herausgeber: Verkehrsverein e. V., Sctrwelm -
Schreiben Sie uns mal wieder!
Unsere Anschrift
Verkehrsverein
e. V., Schlirelm i W.
Postfach 21
Verantwortlich
Kopf: Kurt Sctreithauer -
lautet:
für den gesamten Inhalt: Dr. Hugo Siegert, Schwelm
Druck: Sdterz & Co., Sdrwelm
/)
Die nachfolgendenFirmen aus dem WirtsdraftslebenunsererStadt grüßen die alten Sdrwelmer.
Dem Verkehrsvereinwar es leider nicht möglich, alle Wünscheauf Aufnahme aller lnserate zu
berücksichtigen,wir hoffen aber, daß das bei den späterenFolgen möglich ist.
Dos Kculhcus
qusgebombl,
Mebus, wöhrend des Krieges
wurde
auf
der
Hauplslrcße
wieder neu eröIfnel. In seiuer grsdlinigen
uodernen
Beilros
Bcuweise
und
isl es ein wesenllicher
zum Wiederqulbcu
des wesllichen
Stadtteils von Schwelm.
Aus dem Schwelmer Stailtwalil
Das sroßslödlischeTexlilkculhcus in Schwelm
fu)cAü.ettührnt
Gusl,
durch
Schwelm i.Westt. -
gegründel 1888
$chönheil
undleistung
0ualitüt,
Schuhinstandsetzungsmaschi nen
.eo*+do-rl6>h'e
Filmspulen
scHwEtM
i.w.
LA/rWU
Sc hwelm , H a u p t s t r a ß e 8 4
F e r n r u f 2 16 8
@
Seit 1876
kauft die Hausfrau
der Landwirt
SCHMIDT
& G(}.K.O.
Metollworenfobrik
undKunststoffwerk
die Industrieund
das Handwerk
Fabri kat.i on von Möbel beschl ägen
aus
im Fachgeschäft
bei
DnnEeERsBasTrar
K unst.stof.f
und Metal l für Inl and und Expor t