Kunstkontor Dr. Doris Möllers Münster Robert Sterl (1867 - 1932) Zeichnungen und Druckgraphik 1 Einleitung Neben Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt zählt Robert Sterl zu den bedeutensten Vertretern des deutschen Impressionismus. Dennoch stand sein Werk lange Zeit im Schatten der drei Künstler. Zum einen wird das mit seiner Zurückhaltung gegenüber dem Kunsthandel begründet (er hatte z. B. eine Abneigung gegen Kollektivausstellungen). Zum anderen gingen zahlreiche Werke in deutsche Privatsammlungen und blieben so der Öffentlichkeit vorenthalten. Nur wenige Bilder sind in Museen außerhalb Ostdeutschlands von ihm zu finden. Letztlich hat auch die Teilung unseres Landes dazu beigetragen, dass Künstler wie Sterl im Westen in Vergessenheit gerieten, trotz der hohen Qualität ihrer Werke. Sein Nachlaß befand sich nach Kriegsende in Dresden und war damit für bundesweite Ausstellungen oder Forschungsprojekte weitgehend unzugänglich. Ausstellungen der jüngsten Zeit lösten dadurch hier Erstaunen und Begeisterung für die Arbeiten des Künstlers aus. 1957 wurde die Robert-und-Helene-Sterl-Stiftung in die Sammelstiftung des Bezirkes Dresden integriert, die die Trägerschaft für das Sterl-Haus in Naundorf übernahm und seither den Nachlass und das Gebäude, das seit 1981 ein Museum ist, kunstwissenschaftlich betreut und so u. a. die Überarbeitung des Werkverzeichnisses der Gemälde förderte. Einmal jährlich vergeben die Sammelstiftungen den Robert-Sterl-Preis für Meisterschüler der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Im Schaffen Sterls gibt es einige Themenschwerpunkte, die seine Arbeiten unverwechselbar machen und die die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts sehr bereichert haben: Musikerdarstellungen, Impressionen aus Hessen und Rußland sowie die Arbeiter in den Steinbrüchen der Sächsischen Schweiz. Im vorliegenden Katalog, der auf zwei Privatsammlungen fußt, sind diese Werkgruppen eindrucksvoll vertreten. Die gut 100 Zeichnungen und Graphiken zeigen anschaulich den Weg aus der spätromantischen Kunstauffassung über den impressionistischen Pleinairismus in Richtung Moderne. Dabei gilt es besonders in Robert Sterl, nicht zuletzt auch durch seine Professur an der Dresdner Akademie, als „Vater der malerischen Eigenart der Dresdner Peinture“ (Horst Zimmermann), einen wichtigen Wegbereiter und Vermittler der Kunst des jungen neuen Jahrhunderts (wieder) zu entdecken. 2 Biographie Brüssel mit Besuch bei dem Bildhauer und Maler Constantin Meunier 1867 geboren am 23. Juni als Sohn eines Steinmetz in Großdobritz bei Dresden 1904 Auflösung der Malschule; Berufung als Lehrer an die Dresdner Kunstakademie; Mitglied der Dresdner Künstler- und Intellektuellenvereinigung „Die Zunft“; lernt den Dirigenten und Dresdner Generalmusikdirektor Ernst Edler von Schuch und den ungarischen Dirigenten Arthur Nikisch kennen; Ausstellung Vincent van Goghs in der Dresdner Kunsthandlung Arnold; Courbets „Steinklopfer“ wird für die Dresdner Gemäldesammlung erworben 1879 ab seinem 12. Lebensjahr besucht Sterl die Zeichenvorschule der Dresdner Kunstakademie (bis etwa 1881); der Vaters erkrankt an Silikose (Staublunge) und wird arbeitsunfähig (er stirbt 1884) 1881 wird in der Dresdner Kreuzkirche konfirmiert 1881–1889 beginnt mit 14 Jahren das Studium an der Dresdner Kunstakademie 1886 Meisterschüler im Atelier von Ferdinand Pauwels um 1887/88 Sterl lernt den hessischen Maler Carl Bantzer (1857 - 1941) kennen 1887 Beginn der freischaffenden Tätigkeit vor allem als Landschaftsmaler und Porträtist, bis 1904 auch als Illustrator 1889 silberne Medaille der Kunstakademie 1892 Arbeit in Goppeln bei Dresden; erste Reise nach Hessen, Studienaufenthalt in Willingshausen mit Bantzer 1893 Studienreisen nach Frankreich und Böhmen 1894 Mitglied im „Verein bildender Künstler“ (Dresdner Secession) 1896 Eröffnung einer privaten Malschule für Damen in seinem Atelier in Dresden (bis 1904) 1897 heiratet Helene Hedelt (1873-1950) 1899 Vera Struve wird seine Schülerin, wodurch sich zu ihr und ihrem Mann, dem Musiker Nikolai von Struve, eine enge Freundschaft entwickelt; Bau eines Atelierhauses in Wittgenborn; Beteiligung an der Deutschen Kunstausstellung in Dresden; Auszeichnung mit der kleinen goldenen Plakette 1900 Auszeichnung mit der goldenen Medaille „Bene Merentibus“ der Dresdner Kunstakademie; Beteiligung an der Internationalen Kunstausstellung in Dresden; Reise nach 1906 Ernennung zum Professor der Dresdner Kunstakademie; Studienreise nach Holland; im Anschluss Besuch bei Gustav Pauli in Bremen und bei Heinrich Vogeler in Worpswede 1908 Reise mit Nikolai von Struve nach Moskau und auf dessen Landgut in Iberdzy; Reise nach Holland 1909 Ernennung zum außerordentlichen Mitglied der Berliner Secession; Porträtauftrag in Leipzig: Orchester- und Bildnisstudien über Artur Nikisch; lernt in Dresden Sergej Rachmaninoff kennen 1910 zahlreiche Studien bei Artur Nikisch in Leipzig; Jurymitglied der Künstlerbundausstellung in Darmstadt; Teilnahme an der ersten Konzertreise mit Sergej Kussewitzky und seinem Orchester entlang der Wolga, Bekanntschaft mit dem Komponisten und Pianisten Alexander Skrjabin  1911 Klavierabend mit dem russischen Pianisten Alexander Skrjabin im Dresdner Künstlerhaus 1912 Teilnahme an der zweiten Wolgatournee mit Sergej Kussewitzky 1913–1930 Mitglied der Dresdner Galeriekommission 1914 Dritte Russlandreise; besucht Rachmaninow in Berlin; Mitglied der „Freien Sezession“; übernimmt die Leitung des Malsaals von Carl Bantzer; korrespondierendes Mitglied der Münchner Sezession  1915 als Kriegsmaler an der Westfront; Nachfolger von Gotthard Kuehl in der Meisterklasse für Malerei der Dresdner Kunstakademie; Mitglied des Akademischen Rates 1917 Kriegsmaler in den Tiroler Dolomiten 1918 Mitbegründer des „Künstlerrates zur Reformierung des 3 Kunstlebens“, zur Förderung einer freien und vom Staat unabhängigen Kunst in Dresden u. a. mit Kokoschka und Felixmüller 1919 Mitglied der Berliner Akademie der Künste Berlin; Kauf eines Wohnhauses in Naundorf/Sächsische Schweiz 1920 Mitglied des Dresdner Galeriebeirates; Beginn einer schweren Erkrankung 1923 Wahl zum Studienprofessor (Rektor) an der Dresdner Kunstakademie 1927 zum 60. Geburtstag erhält er die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig  1928 erste Retrospektive in der Kunsthütte zu Chemnitz, Katalogvorwort von Max Liebermann (siehe Seite 2)  1929 erste Monografie über Robert Sterl von Hans Posse 1930 empfiehlt Ankäufe von Werken Beckmanns, Kokoschkas, Feiningers und Picassos für die Dresdner Gemäldegalerie 1931 Aufgabe der Lehrtätigkeit; Errichtung einer Stiftung zur Förderung der Ausbildung von Studenten der Dresdner Kunstakademie 1932 Robert Sterl stirbt am 10. Januar in seinem Haus in Naundorf Max Liebermann schreibt am 15. Januar 1932 an Hans Posse: >Ich danke Ihnen herzlich für Ihre leider so traurige Mitteilung vom Ableben unseres gemeinschaftlichen Freundes Sterl: Ich bin zutiefst gerührt über sein letztes Schreiben an Sie, das in seiner Schlichtheit und Einfachheit sein ganzes Wesen offenbart. Ich war mit dem Entschlafenen wohl seit 30 Jahren befreundet. [...] Er war mir als Mensch und Künstler gleich sympathisch. [...] Sterl wird mir im Gedächtnis bleiben als der Prototyp eines tüchtigen, guten Menschen und Künstlers, , eine Vereinigung, die sich leider selten u. immer seltener findet.< (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 265). 4 Provenienz der Werke Die Zeichnungen Nachlaß Robert Sterl, Naundorf, ab 1941/43 Sammlung Rudolf Feldmann, Bielefeld; seither im Besitz der Familie Feldmann Rudolf Feldmann 1878 am 8. Mai in Essen geboren 1895-98 Ausbildung zum Gold- und Silberschmied 1907 erwirbt das Juweliergeschäft Schröder in Bielefeld 1913 Bekanntschaft mit dem Maler Peter August Böckstiegel (1889 - Arrode - 1951) 1925 Mitglied im Deutschen Werkbund 1929 Gründungsmitglied im Freundeskreis des Städtischen Kunsthauses Bielefeld 1930 Ausstellung im Sächsischen Kunstverein, gemeinsam mit Böckstiegel und Ernst Barlach 1958 am 10. September in Bielefeld gestorben „Rudolf Feldmann beginnt ab Mitte der 1920er Jahre in großem Stil moderne Kunst zu sammeln [...] In seiner Sammlung finden sich [...] Grafiken von Max Klinger und Hans Thoma, Gemälde und Aquarelle von Emil Nolde und anderen Expressionisten sowie ein großes Konvolut von Dresdner Künstlern, darunter Conrad Felixmüller und Otto Schubert. Erst in den frühen 1940er Jahren erwirbt Feldmann eine große Zahl von Arbeiten des Dresdner Malers Robert Sterl, als Böckstiegel dessen Witwe Gemälde und Zeichnungen abkauft und damit unter seinen Kunstfreunden in Bielefeld einen regen Handel beginnt (Böckstiegel kannte Robert Sterl bereits aus der Zeit an der Dresdner Kunstakademie, der Professor setzte sich während des Ersten Weltkrieges für Böckstiegel ein).“ (Renda, Gerhard, Hrsg., Peter August Böckstiegel und Rudolf Feldmann. Eine Künstlerfreundschaft. Katalog des Historischen Museums Bielefeld 2013. S: 61) Dank der in der Böckstiegel-Stiftung befindlichen Briefe (in eben zitiertem Katalog erstmals veröffentlicht) können wir die Entstehung der Sammlung nahezu lückenlos mitverfolgen: „Heute Morgen rief ich Frau Prof. Sterl wieder an. So werde ich Morgen früh also Sonnabend, den 15., nach Wehlen in das Elbsandsteingebiet fahren, um mich bei Ihr nach einem guten Ölgemälde, so auch nach Handzeichnungen umzusehen. Frau Sterl war ganz beglückt, von mir angerufen zu sein. Über meinen Besuch werde ich Ihnen sofort Nachricht geben. Sollte ich etwas gutes für Sie finden, nehme ich es mit und sende von Dresden das Bild als Expressgut. [...] Glauben Sie meinem Rat und greifen Sie zu, so viel wie nur möglich ist. Es sind Meisterwerke, die ewig ihren Wert be- halten. [...] So sehen Sie aus meiner zugesandten Aufstellung wie preiswert die Werke sind, die ich Ihnen anführte und zusammenstellte. Dabei sind die Blätter noch mehr Sterl in der ganzen Auffassung, dabei gut gezeichnet. Legen Sie sich eine ganze Sterl Sammlung an Herr Feldmann, die Gelegenheit ist dafür sehr günstig. Sie können nur gewinnen. Es wird eine Sammlung sein die ganz großartig ist, da aus allen Schaffensjahren Werke dabei sind in höchster Ausdruckskraft.“ (Böckstiegel an Feldmann am 14.3.1941) „Mein lieber Herr Feldmann! Gestern am 15. III. war ich den ganzen Tag bei Frau Sterl in Naundorf, Sächs. Schweiz. Es waren wirklich große Stunden in der Arbeitsstätte von Meister Sterl Umschau zu halten. Frau Sterl, in freudiger Stimmung über meinen Besuch, kramte alle Ecken aus. Im Atelier standen die Gemälde umher, eines noch schöner als das andere. So sah ich erst alles an Gemälden durch, um danach die Handzeichnungen und Tempera, Aquarelle zu betrachten. Es war ein großer Genuß, mit welchem Interesse Frau Sterl über jede Arbeit die richtigen Worte fand. Die Seele des Schaffenden wurde ganz lebendig. Der große Fleiß von Meister Sterl machte einen großen und tiefen Eindruck. Im großen Wohnzimmer standen die Stöße von Handzeichnungen, Pastellen und Aquarellen, Tempera-Bildern. Eines nach dem anderen glitt durch meine Hände, zwischendurch wurde etwas gegessen, wirklich, gastfreudig war die alte Dame. Frau Sterl fragte immer, welchen Preis darf ich denn für diese oder jene Arbeit sagen, kommen die Blätter in kunstbegeisterte Hände, war die Sorge. Nun schreibe ich Ihnen folgende Blätter auf, die ich auswählte und auf einen Haufen zusammenstellte: [...] Nr. 25. Bei Wolsk, Zeichnung 100,- RM (siehe unsere Nr. 67) [...] Nr. 28. Feldgottesdienst auf der Strudealp unter dickem Baum, Aquarell, sehr dunkel, für Herrn Böllhoff120,- RM (siehe unsere Nr. 99) [...] So haben Sie hier eine große Gelegenheit, noch größte herlichste [sic] Meisterwerke, eine ganze Sammlung zu erwerben, die ganz einzigartig ist und dabei den Vorzug des Preiswerten hat. Da ja Frau Sterl nicht zu verkaufen braucht, um zu leben, sondern nur den Wunsch hat, die Werke Ihres Mannes in besten Händen zu wissen, machte sie mir die großen Ausnahmepreise. Nun liegt es an Ihnen, Herrn Böllhoff, Herrn Feldmann, van Suntum usw. zuzugreifen. Wenn meine Mittel nicht so beschränkt wären, kaufte ich auch einige Blätter, so auch ein Gemälde. Von den Zeichnungen, Aquarellen und Tempera-Werken stellte ich allerbeste Stücke beisammen, und aus den verschiedenen Schaffensjahren, um einen ganz geschlossenen Schaffensgang zu haben. Da sind die Zeichnungen, welche Sie von Sterl von Kühl erwarben, Waisenkinder, so schön wie sie auch schon sind, hier sind wirklich klassische Stücke beieinander. Herr Feldmann, greifen Sie zu, solch eine gute Gelegenheit bietet sich nicht immer. Ebenso Herr Böllhoff und Herr Dr. Becker. Da muß sich van Suntum mit seinen Baumblättern verstecken. Da ist ihr Baum Aquarell, Herr Feldmann, eine dünne Sache dagegen. [...] (Böckstiegel an Feldmann am 16.3.1941) „Mein lieber Herr Feldmann,“ Nun Gestern am Sonnabend war ich zum dritten Mal bei Frau Sterl. Hatte mir einen Dienstmann mitgenommen, um die Arbeiten auf mein Atelier zu schaffen, damit alles gut eingepackt wird. So war ich um 7 Uhr wieder zurück. Heute am Sonntag Morgen war ich zum Atelier um in Ruhe die herrlichen Handzeichnungen und Aquarelle die Sie in dieser Woche nun als Expressgut zugesandt bekommen, durch zusehen. Ein Blatt ist immer noch schöner wie das andere. [...] Frau Sterl bat mich bei passender Gelegenheit, die Arbeiten Handzeichnungen u.s.w., die noch in Kisten verstaut wären mit ihr durchzusehen. Da wird noch manche gute Sache dabei sein. Sterl hat angeordnet alles zu vernichten, was nicht künstlerisch stark ist.“ (Böckstiegel an Feldmann am 30.3.1941) „Lieber Herr Feldmann! [...] Wo ich das letzte mal bei Frau Sterl war, waren zwei Freunde von mir mit, die auch einiges dort erwarben. [...] Wo ich die Blätter im Atelier hatte, war mein Kunstfreund aus Chemnitz da, Herr Protze. Er kaufte auch 4 Tempera Bilder, zwei andere Dresdner erwarben auch Blätter, so wurde es die höchste Zeit alles zu verpacken. Ich mußte schon Arbeiten verstecken, die ich für Sie dachte, die richtigen zu sein, wären sonst auch fort gewesen. So sehen Sie mein lieber Herr Feldmann wie zugriffen wurde.“ (Böckstiegel an Feldmann am 6.4.1941) „Lieber Herr Feldmann, Eben habe ich die Kiste mit den Gemälden, ebenso einige Handzeichnungen, so auch die Steinzeichnungen die ich Herrn Dr. Becker im Paket zusenden wollte zur Bahn, Expressgut mit 8000- RM versichert. So denke ich wird diese Sendung schnell und gut in Ihre Hände kommen. [...] Es freut mich, daß Sie mit Herrn Becker die Zeichnungen und Aquarelle betrachtet haben, wo ich Ihnen die ersten Preise schrieb, die ich so wie sie uns Frau Sterl nannte, aufschrieb, aber nach 2 Tagen von Frau Sterl die beiliegende Nachricht erhielt, wo sie mich bat noch einmal über die Preise zu reden. So sind die Preise die ich Ihnen auf der letzten Liste nannte die richtigen. Laut der Liste von Robert Sterl, sind diese Preise bei den meisten um 100150 RM niedriger. Es sind von Frau Sterl große Ausnahmen gemacht. Die Kunsthandlung Richter forderte für Aquarelle von Sterl aus Rußland 600- und mehr. Solch frühes Blatt aus Hessen wollte Frau Sterl überhaupt nicht abgeben, da mußte ich schon meine ganze Kunst der Begeisterung aufbringen, um für meine Freunde solche Blätter locker zu kriegen (Sie sagte mir ich hätte die Rosinen aus dem genommen). [...] Eine ganze Reihe dieser Arbeiten welche ich Ihnen schon zusandte, Aquarelle und Zeichnungen, wären schon hiergeblieben, wenn ich nicht so den Daumen auf alles gehalten hätte.“ (Böckstiegel an Feldmann am 16.4.1941) „Mein lieber Herr Feldmann! [...] Den Buchbinder habe ich bestellt die Kartons für die Zeichnungen nicht so dick zu machen, auch möchte er die Blätter nur lose anheften.“ (Böckstiegel an Feldmann am 30.4.1941) 5 „Mein lieber Herr Feldmann! [...] Daß Sie sich aus der Sterl Sendung eine Anzahl schöner Blätter ausgewählt haben freue ich mich für Sie mit. Ebenso für Herrn Böllhoff, je Bestimmter und Geschlossener man die Auswahl tritt, um so besser ist es ja. Besonders in dieser Sendung, wo ich Schon ganz bestimmt ausgesucht hatte. Da kann es für Freund Becker auch nicht schwer sein, das richtige raus zu suchen.[...] Wo ich zuletzt in Wehlen war, sah ich noch ein herliches [sic] Aquarell, Schiffe im Hafen von Astrachan, wollte es mitnehmen. Frau St. gab es nicht, so muß es bei passender Gelegenheit werden. Sie sehen also, daß alles nicht leicht ist, um die richtigen Werke frei zu bekommen. Und doch, im Großen gesehen, gab sie bei den Wünschen nach. Großzügig konnte dann alles eingepackt werden. Frau Sterl ist eine echte großzügige milde Künstlerfrau, mit dem Werke ihres Mannes stark verbunden.“ (Böckstiegel an Feldmann am 7.1.1942) zurück, da noch zwei andere Kunstfreunde im Auftrage von Frau Sterl zu mir ins Atelier kommen.“ (Böckstiegel an Feldmann am 27.11.1942) „Mein lieber Herr Feldmann! [...] Sobald es etwas wärmer wird, soll ich mit Frau Sterl noch die ganzen liegenden Mappen durchsehen. Vielleicht sind da auch noch Schätze verborgen.“ (Böckstiegel an Feldmann am 7. 2.1942) „Mein lieber Herr Feldmann! Herr Dr. Becker wird Ihnen gewiß über die Tage in Dresden und den Besuch bei Frau Sterl unterrichten. Auch wird er Ihnen Neue Handzeichnungen ebenso das ein oder andere Aquarell zeigen. Von den Arbeiten will Frau Sterl nichts verkaufen. Die zwei kleinen Oelstudien wird Ihnen gewiß Becker auch zeigen. Kann sich freuen, selbige erwischt zu haben. Da habe ich geredet, damit Sie auch noch solch Studien bekommen, habe ich schon vorgesorgt und sende vielleicht in den nächsten Tagen 2-3 Stücke zu. Da die Preisverhältnisse bei den Gemälden von Sterl durch Frau Sterls Verkäufe gewaltig in die Höhe gegangen sind, ist es aus mit den billigen Preisen [...] Ich habe keine Lust mehr, mit den Verkäufen der Frau Sterl in Wettkampf zu treten. An den Möglichkeiten billig zu kaufen, hatten ja alle beste Gelegenheit in B. u. Arrode, mehr wie ich getragen und gepackt habe, wird so leicht nicht wieder geschehen. Tür und Tor sind geöffnet gewesen, es sei denn, wenn einer jeden Preis zahlt. Freuen Sie sich über den kostbaren Schatz Handzeichnungen von Sterl.“ (Böckstiegel an Feldmann am 30.4.1943) „Mein lieber Herr Feldmann! [...] Gestern, am Donnerstag war ich zur Frau Sterl um alles in Ordnung zu bringen. Das Geschenk von Ihnen händigte ich aus. Frau Sterl freute sich sehr über Ihre Aufmerksamkeit und läßt Ihnen dafür Dank sagen. Wird Ihnen gewiß auch noch schreiben. Da sie 14 Tage krank war und erst einige Tage wieder auf war, hatte sie im Wohnzimmer den ganzen Tisch mit Neuen Handzeichnungen und einigen Aquarellen voll belegt. So ging es sofort wieder an ein Durchsehen. Der Reichtum von 100derten von Handzeichnungen breitete sich aus., und noch ist in einigen Kästen alles voll, so gegen 100 Blatt nahm ich mit nach Dresden_Da sind ganz frühe französische Reine Landschaften, ganz herliche [sic] Zeichnungen, einige ganze Figuren, dazu hessische frühe Blätter ganz großartig, alles für Ihre Sterlmappe passend, und andere Blätter aus den Steinbrüchen, klein und schön, aus Rußland u. so weiter, einige schöne Alpenlandschaften, herlich [sic] in der knappen Zeichnung. Ein kleines frühes Selbstbildnis auf der Rückseite einer ebenso guten Zeichnung. Dieses Blatt ist für Sie Herr Feldmann ganz Künstlerauge durftig und zart. (Siehe unsere Nr. 30) Da können Sie sich mit Herrn Böllhoff und Herrn Becker einen großen Genuß machen. Die französischen Blätter so meinte Frau Sterl müßten in einer Hand bleiben, also Herr Feldmann wissen Sie Bescheid. Klar und spritzig sind diese Blätter gezeichnet. Da ist auch eine Zeichnung von Bremen, ebenso von Moskau aus Hessen u. so w. Wunderschöne Ziegenstudien, hessische Männer und Frauenköpfe, also ein Künstlerischer Reichtum erster Klasse. Da können Sie Ihre Sterl-Handzeichnungen Sammlung auf das allerherrlichste gestalten. Greifen Sie tüchtig in die Kiste. Wie ich Sie kenne wird es daran nicht mangeln. Ebenso Herr Böllhoff. Für meine Sammlung lege ich auch einige Blätter zurück. [...] Im Laufe der kommenden Woche werde ich dann die Zeichnungen als Expressgut versichert an Ihre Adresse senden. Den Empfang wollen Sie mir wissen lassen. Wenn die Auswahl getroffen ist mit den anderen Kunstfreunden erbitte ich die übrichen wieder nach hier 6 „Mein lieber Herr Feldmann! [...] Daß Sie die Sterl Handzeichnungen schon in guten Mappen geordnet haben, wird die wunderbare Wirkung nicht ausbleiben. Sie werden eine gute Auswahl beisammen haben. [...] Frau Sterl wird von den Preisen im Kunsthandel mit angesteckt. So preiswert wie die früheren erworbenen Werke wird keines mehr zu erstehen sein. So haben meine Kunstfreunde Glück gehabt durch das schnelle zugreifen und durch mein unermüdliches zusammentragen. [...] Ich weiß daß die Arbeiten bei Ihnen gut aufgehoben sind. Die Sorge mit den Fliegern ist für Sie die größte. So wollen wir weiterhin mit Glück rechnen, damit Ihre Schätze auch verschont bleiben. (Böckstiegel an Feldmann am 27.2.1943) „Mein lieber Herr Böckstiegel! [...] Nun stehen wir vor dem 5. Weihnachtsfest im 2. Weltkrieg, da muß man sich doch fragen, womit hat unsere Generation das verdient? Was für ein Leben früher in der Stadt, die hell erleuchteten von den verlockendsten Dingen ausgefüllten Schaufenster, nur fröhliche Gesichter in Erwartung des schönen Festes. Heute schleicht man sich durch die dunklen Straßen, alle Schaufenster sind auf Anordnung restlos ausgeräumt, dazu in ständiger Angst vor dem zu erwartenden Bombenangriff. Wie soll da eine Weihnachtsstimmung aufkommen. Aber unser Bäumchen wollen wir doch morgen holen u. wie immer schmücken. Und wenn der Tisch auch leer bleibt - es gibt ja noch nicht mal ein vernünftiges Buch zu kaufen, so freuen wir uns wieder zusammen zu sein und im warmen Zimmer unterm Weihnachtsbaum zu sitzen. [...] Vor einigen Tagen waren wir im Theater, leider kam nach dem 1. Akt Alarm, aber wir haben eisern im Luftschutzkeller eine Stunde durchgehalten, dann ging‘s weiter: Die verkaufte Braut, eine reizende Oper von Smetana. Morgen hören wir hier die Schöpfung v. Haydn. Es ist schön, daß man sich durch diese Genüsse wenigstens für Stunden über die Misere dieser Zeit hinwegtäuschen kann. Und sonntags nehme ich mir die Sterl-Mappe vor, Blatt für Blatt wird mit Verstand genossen u. das Papier wird im warmen Raum mal wieder durchlüftet. Was soll ich wohl anfangen, wenn ich mich mit diesen u. ähnlichen Dingen nicht mehr befassen könnte. Nicht auszudenken u. doch kann in einer Stunde alles weg sein.“ (Feldmann an Böckstiegel am 16.12.1943) Die Graphiken Sämtliche hier aufgeführten Lithographien stammen aus dem Nachlass des Malers Rudolf Schmidt-Dethloff, den wir kunsthändlerisch vertreten. Rudolf Schmidt-Dethloff 1900 Geboren am 28. September in Rostock 1920-1925 Studium der Malerei in Hamburg, Weimar und in Dresden bei Richard Müller und Oskar Kokoschka 1929-1936 Vorsitzender der Rostocker Künstlervereinigung. 1953-1955 Wohnsitz in West-Berlin 1955-1958 Wohnsitze in Bregenz, Cuxhaven, Heidelberg und Freiburg ab 1958 Wohnsitz in Lindau am Bodensee 1971 Gestorben am 12. Juni in Lindau Rudolf Schmidt-Dethloff wird Sterl in Dresden begegnet sein und vermutlich bei ihm die Blätter erworben haben. Sie sind erst nach dem Tod Schmidt-Dethloffs Frau vor wenigen Jahren in seinem Nachlass gefunden worden, weitere Dokumente hierzu sind nicht erhalten. Es muss aber ein intensiver Kontakt vermutet werden, da sich in dem Nachlass sonst nur Einzelblätter seiner Künstlerkollegen befanden, während hier die ca. 20 Graphiken ein beachtliches Konvolut darstellen. 7 Jurymitglieder der Künstlerbundausstellung, Darmstadt 1910 Sitzend von links nach rechts: Hans von Volkmann, Christian Rohlfs, Lovis Corinth, Leopold von Kalchreuth, Max Klinger, Ludwig von Hofmann und Robert Sterl (dahinter stehend Schriftführer und Sekretäre) Sterl zeichnend. 1915 8 Studien zu den verschollenen Bildern „Vesper/Abendmahl in der Kreuzkirche“ 1886/87 1 a) Vesper. Tuschfederzeichnung auf glattem Papier, mit Tusche monogrammiert, betitelt und datiert, (18)86. 10,5 : 7 cm auf 20,7 : 11,7 cm (aufkaschiert auf Bütten). Etwas gebräunt, kleine Fehlstelle rechts neben der Betitelung, insgesamt leichte Altersspuren. 1 b) Ohne Titel (Studie zu „Vesper“). Tuschfederzeichnung (recto) bzw. Bleistiftzeichnung (verso) auf festerem Papier. 10,2 : 13 cm (Blattformat). Leichte Altersspuren, verso Montierungsstreifen. Vesper in der Kreuzkirche. Öl auf Leinwand 1887. Werkverzeichnis Popova 42. Verbleib unbekannt 1887 besuchte Sterl in Dresden eine Ausstellung mit Bildern französischer Impressionisten, seine erste Berührung mit der neuen Stilrichtung. Das Gemälde „Vesper in der alten Kreuzkirche“ entstand während Sterls Zeit als Meisterschüler im Atelier von Ferdinand Pauwels. Die sehr zahlreichen Studien zu diesem Bild schuf er in den Armenvierteln Dresdens. „Vesper in der Kreuzkirche“ ist der Auftakt zu mehreren Interieur-Bildern, die 1887/88 in dieser und der Dresdner Hofkirche entstanden. In der Dresdner Kreuzkirche wurde Sterl 1881 konfirmiert. Am 16. Februar 1897 brannte die Kreuzkirche völlig aus. „Die ,Vesper‘ erinnert in der Eindringlichkeit scharfer psychologischer Beobachtung an Menzel. In der Schilderung der Zuhörer wird zum erstenmal das später für Sterl charakteristische musikalische Motiv aufgenommen.“ (Posse, Hans, Robert Sterl. Dresden 1929. S. 17) 9 1a 1b verso 1b recto 10 2 a) Ohne Titel (Studie des schwerhörigen Mannes, am linken Bildrand von „Vesper in der Kreuzkirche“ zu sehen). Bleistift und Tuschfederzeichnung auf Büttenpapier, mit Bleistift monogrammiert, um 1887. 26,2 : 20,2 cm (Blattformat). Verso mit dem Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 490“. Mit einzelnen Fleckchen und Altersspuren. 2 b) Ohne Titel (Studie des jungen Herren, hinter dem Schwerhörigen stehend). Bleistift auf Büttenpapier, mit Bleistift betitelt, um 1887. 11 : 8 cm auf 20,9 : 11,2 cm. Verso mit dem Nachlaß-Stempel (verso leicht durchschlagend) und der Nummerierung „B 496“. Am unteren Rand größerer Fleck, insgesamt mit leichten Altersspuren.  2 c) Ohne Titel (Studienblatt zu der vorn rechts sitzenden Frau mit Kopfbedeckung). Bleistift auf Bütten, mit Bleistift monogrammiert, um 1887. Ca. 31,5 : 27 cm (Blattformat). Stellenweise fleckig und etwas angeschmutzt, einheitlich gebräunt. Der Rand oben und links etwas unregelmäßig. Vesper in der Kreuzkirche. Öl auf Leinwand 1887. Werkverzeichnis Popova 42. Verbleib unbekannt 2 d) Vesper (Studien zu dem nach oben blickenden Herren - dritter von rechts). Bleistift auf Zeichenblockpapier, mit Bleistift monogrammiert und betitelt, um 1887. 25,7 : 20,7 cm. Verso mit Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 262“. In den Ecken etwas angeschmutzt, der Rand stellenweise unregelmäßig, leichte Fleckchen und Altersspuren. 11 2b 2a 2c 12 2d 3) Ohne Titel (Studie recto und verso) für das im Vordergrund links sitzende Paar des Bildes „Abendmahl in der Kreuzkirche“. Bleistift auf Zeichenblockpapier, mit Bleistift monogrammiert, um 1887. 30 : 22,7 cm (Blattformat). Recto am rechten Rand noch der Ansatz einer weiteren Studie zu der sitzenden Frau. Stellenweise fleckig, verso Montierungsreste. 4) Ohne Titel (recto: Studie zu „Vesper“ oder „Abendmahl“ in der Kreuzkirche; verso: Altarstudie nebst kleinen Landschaftsskizzen). Lavierte Tuschpinselzeichnung mit Federzeichnung auf festerem Papier, stellenweise weiß gehöht sowie Aquarell über Bleistift, recto monogrammiert, um 1887/88. Ca. 30 : 21,8 cm (Papierformat). Das Blatt etwas unregelmäßig geschnitten, leichte Altersspuren. „Das unmittelbare Naturerlebnis erwies sich auch als eine wichtige Quelle für die malerische Gestaltung seiner Beobachtungen zum sozialen Umfeld der dargestellten Personen, Sterls Studien zur ,Vesper‘ zum ,Abendmahl‘ in der alten Kreuzkirche und zum Betenden ,In der katholischen Hofkirche‘, die noch im Meisteratelier Pauwels entstanden, fügen der Dresdner Malerei dieser Zeit des Aufbruchs neue Werte einer malerischen Kultur hinzu. [...] Die ,Vesper‘ zeigt eine psychologisch eindringlich charakterisierte Gemeinde und hebt dabei die junge Frau in schwarzer Kleidung vor einem weißen Pfeiler hervor - inhaltlich wie künstlerisch anspruchsvoll, vielleicht noch gründerzeitlich betont. Der weiße Pfeiler, der dem Raum in der Brechung des Lichts seine Helligkeit gibt, ist aus der Mitte herausgerückt und verstärkt die Zufälligkeit des Ausschnitthaften. Mit großer Sachkenntnis sind die Details der sakralen Architektur und der kirchlichen Gemeinde erfasst, wird die Lebensnähe des Sujets hervorgehoben. Noch ausführlicher und bis in die Charakterisierung der Kirchgänger hinein sind die Studien zum ,Abendmahl in der Kreuzkirche‘ gemalt. Sterl fühlte sich wohl eins mit der Gemeinde, die dieser Abendmahlsfeier beiwohnte. Voll religiöser Innigkeit gab er die Stimmung der in der Kirche Heil suchenden Menschen wieder [...]“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 24.) Abendmahl in der Kreuzkirche. Öl auf Leinwand 1887. Werkverzeichnis Popova 44. Verbleib unbekannt 13 3 recto 4 recto 14 3 verso 4 verso 5) Ohne Titel (Studie eines älteren Mannes). Kohle (teils gewischt) und Bleistift auf festem Papier, mit Bleistift signiert, ohne Jahr. 19 : 26,5 cm auf 20,7 : 28,5 cm. Verso mit Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 263“. Gelegentlich etwas fleckig und minimal knittrig. 6) Ohne Titel (Frau mit Tuch). Bleistift auf Karton, mit Bleistift monogrammiert, ohne Jahr. 25,5 : 20 cm auf 33,5 : 21,6 cm. Verso mit dem Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 527“. Im ehemaligen Passepartout-Ausschnitt gebräunt. Ausstellung: Robert Sterl. 1867-1932. Zeichnungen, Lithographien, Gemälde aus Bielefelder Privatsammlungen. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster 1977. Katalog-Nr. 11 (mit ganzseitiger Abbildung). 15 7) Ohne Titel (Lesende Dame). Bleistift auf glattem Papier, mit Bleistift monogrammiert, ohne Jahr. 11,2 : 6 cm auf 20 : 13,8 cm. Der obere und untere Rand ca. 1,5 cm umgeschlagen, am linken Rand zwei Einrisse, kleinere Altersspuren. Sterl betätigte sich zwischen 1887 und 1904 auch als Illustrator u. a. für den „Deutschen Jugendhain“, einem „Illustriertem Jahrbuch für Knaben und Mädchen“, das im Verlag von C. C. Meinhold in Dresden in mehreren Bänden erschien. Diese und die nachfolgende Zeichnung sich möglicherweise in diesem Kontext entstanden. 8) Ohne Titel (Rückenansicht eines knieenden Knaben). Bleistift auf Papierfragment (am rechten oberen Rand noch die Spur einer Zeichnung oder einer Graphik). 7,2 : 8 cm auf ca. 10,8 : 15 cm. Der rechte untere Rand um ca. 1,5 cm umgeschlagen, in der oberen linken Ecke die Bleistiftnotiz „7 x 9“. 16 9) Mittag (Pause der Arbeiter im Postelwitzer Steinbruch). Lavierte Tuschpinselzeichnung auf Bütten, mit Tusche betitelt, mit Bleistift bezeichnet „Postelwitz“ und datiert, 1889. 24,2 : 14,5 cm. Unten rechts der Nachlaß-Stempel mit der Nummerierung „B 474“. Die obere rechte Ecke treppenartig ausgeschnitten, verso Montierungsstreifen. Entgegen den bisherigen Annahmen, Sterl habe sich erst ab 1893 durch einen Illustrationsauftrag (siehe N° 17) mit dem Thema der Steinbruch-Arbeiter beschäftigt, finden wir hier einen Beleg für eine frühere Darstellung. 17 10) Ohne Titel (Ein Pferd mit Heuwagen geht durch). Tuschfederzeichnung, teils laviert, auf stärkerem Papier, ohne Jahr (um 1889). 14 : 12,2 cm (Blattformat). Der Rand etwas unregelmäßig. 1889, bereits ausgezeichnet mit der silbernen Medaille der Kunstakademie, fertigt Sterl zahlreiche Studien in der ländlichen Umgebung Dresdens. 11 recto 11) Ohne Titel (Waldstudien recto und verso). Bleistift auf festerem Papier, recto monogrammiert, ohne Jahr. 22,4 : 14,4 cm (Blattformat). Verso Montierungsreste. „Während seiner Lehrjahre im Meisteratelier von Ferdinand Pauwels suchte sich Sterl Quartiere in der ländlichen Umgebung von Dresden. So wohnte er in Rabenau, in dem wildromantischen, schon bei den Spätromantikern beliebten Rabenauer Grund mit dem Weißeritztal. Später quartierte er sich in dem linkselbischen Kleinzschachwitz gegenüber von Pillnitz ein, um auch hier vor Ort Studien zu treiben. Er schloss sich immer mehr einer im Aufbruch befindlichen Künstlergeneration an, die nach Ungebundenheit und malerischer Eroberung der Wirklichkeit strebte. Fortan war er im Meisteratelier des Historienmalers ein Naturalist des Alltäglichen, was dem Meister wohl nicht gefiel. So schrieb Sterl an Göhre: >Ich arbeite nicht wenig, doch Pauwels ist mir immer wieder ein Hemmnis. Ich würde mit viel größerer Frische viel mehr und die Arbeiten viel eher fertig machen, machte ich sie für mich alleine [...] mir wird die Zeit im Atelier zur völligsten Entsagung< (20.1.1888). Dass Sterl lieber ,vor Ort‘ arbeitete als im akademischen Atelier unter der Aufsicht eines Malers des Historismus, der den Freilicht-Realismus der Zeitgenossen ablehnte, ist nachvollziehbar [...]“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 23 f.) 18 11 verso 12 recto 12) Ohne Titel (Studien u. a. zu einem Kirchenbild; verso Szenerie mit Postkutsche). Tuschfederzeichnung, verso monogrammiert und datiert, (18)92. 36 : 24,5 cm (Blattformat). 12 verso Die Kutschen-Szene könnte von Sterl als Illustration eines Textes entstanden sein. 19 Reise nach Frankreich 1893 „Das Honorar für die Illustration des Kinderbuchs von Steinkamp gab Sterl die finanzielle Möglichkeit,nach Paris zu gehen um vor Ort den Impressionismus zu studieren. [...] Er mietete sich ein Atelier in der 4. Rue de l‘Université. In Skizzenbüchern hielt er seine Eindrücke von der Stadt mit ihrer großartigen Architektur, ihren berühmten Kirchen, ihren Palais und ihren Seinebrücken fest. Er vertiefte sich zeichnend in das großstädtische Leben und Treiben auf den Boulevards und an der Seine, und er vertraute mit akribischer Deutlichkeit seinen Skizzenbüchern an, was ihm besonders aufgefallen war. Er zeichnete aber auch die Pariser Atmosphäre wie Lichtlandschaften mit weichem Zeichenstift, auf der Seine schwimmende Kähne am Pont Royal mit dem Louvre im Hintergrund.“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 38 f.) 14) Ohne Titel. (Studien einer älteren Frau). Bleistift und Tusche auf festerem Papier, mit Bleistift monogrammiert und mit „Etaples“ beschriftet, ohne Jahr (1893). 26,8 : 15,5 cm auf 32,2 : 24,5 cm. Ein hinterlegter Einriss am rechten Rand, kleinere Altersspuren. Sterl reiste im Frühjahr 1893 nach Paris und im Juni von dort aus an die nördliche Küste nach Etaples und Camiers im Departement Pas de Calais. 20 13) Pont Royal (Paris). Bleistift auf Bütten, mit Bleistift betitelt, ohne Jahr (1893). 14,4 : 26,8 cm. Verso mit aufgeklebter Pappe mit Nachlaßstempel und der Nummerierung „B 753“. Einheitlich gebräunt, etwas fleckig, verso Montierungsstreifen. Literatur: Becker, Heinrich, Robert Sterl als Zeichner. Bielefeld 1952. Abb. 30 15) Ohne Titel (Dorfstraße in Nordfrankreich, Camiers?). Federzeichnung mit Bleistift auf Bütten, mit Bleistift datiert „13. Juni 1893“, darunter mit Tinte datiert „19. Juni 93“, mit Bleistift durchgestrichen, 1893. 22 : 14,3 cm (Blattformat). 16) Ohne Titel (Ziegenstudie). Bleistift auf festerem Papier, mit Bleistift bezeichnet „Johnsdorf“ und datiert, 17. Aug. (18)93. 32,5 : 24,2 cm (Blattformat). Verso mit Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 510“). Teils stärker fleckig, der Rand unregelmäßig beschnitten, etwas angestaubt. Seit 1891 hielt sich Sterl wiederholt im böhmischen Johnsdorf an der Elbe bei seinem Malerfreund Wilhelm Claudius auf. Mit ihm zusammen gründete er die sogenannte „Goppelner Schule“, eine dem Impressionismus nahestehende Künstlerkolonie im sächsischen Erzgebirge. 17) Schmilka. Tuschfederzeichnung auf Karton, mit Tusche betitelt und datiert, 19. Sept. (18)93. 24 : 16 cm. Verso mit NachlaßStempel und der Nummerierung „B 250“. Sterl verbrachte die letzten zwei Septemberwochen 1893 in den Steinbrüchen bei Schmilka an der Elbe, um für einen Illustrationsauftrag für Theodor Gampes Aufsatz „Aus den Elbsandsteinbrüchen“, der in der Zeitschrift „Universum“ erschien, Studien zu fertigen. (siehe auch N° 9). „Ein Illustrationsauftrag für einen Aufsatz über den Steinbruch im ,Universum‘, der ihm angetragen wurde, hat die Vorliebe für solche Gegenstände des tätigen Lebens voll Kraft und Bewegung noch bestärkt und den Anlaß zu eifrigen Studien in den Elbsandsteinbrüchen von Postelwitz und Cotta gegeben, von denen so viele Anregungen für sein Lebenswerk ausgegangen sind.“ (Posse, Hans, Robert Sterl. Dresden 1929. S. 20) 18) Erdwinde (Arbeiter am Göpel im Steinbruch). Bleistift auf Bütten, mit Bleistift monogrammiert und bezeichnet, ohne Jahr. 14,5 : 23,2 cm. Verso mit dem Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 741“. In den beiden oberen Ecken winzige Löchen, minimal knittrig. „Sterl suchte zunächst für seine Illustrationen die Sandsteinbrüche bei Schmilka und Cotta auf und zeichnete hier in unglaublich kurzer Zeit vom 17. bis zum 24. September 1893 alle wesentlichen Arbeitsvorgänge im Steinbruchbetrieb. Bemerkenswerterweise hat sich Sterl auch hier wie bei seinem ersten Auftrag von außen, gewissermaßen über die technischen Details zum Kern seines künstlerischen Anliegens vorgearbeitet. Er skizzierte alle Tätigkeiten in einem Steinbruch vom Bohren, Brechen, Behauen, Transportieren bis zur Beräumung und er notierte zeichnend alle Werkzeuge und Hilfsmittel, die Bohrer und Brechstangen, die Loren und Steinwagen, die Keile, Hämmer und Scharriereisen, die Abraumhalden und selbst die Steinkähnen auf der Elbe.“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 42.). 21 22 Impressionen aus Hessen 1893-1903 Sterl reiste im Oktober 1893 auf Empfehlung seines Malerfreundes Carl Bantzer ins hessische Wittgenborn. Bantzer (1857-1941) stammte aus Hessen und war als Professor der Dresdner Akademie u. a. Lehrer von Conrad Felixmüller. „Ich denke mir, das Wittgenborn für Dich hauptsächlich geschaffen ist. Außer kleinen Bauern besteht die Bevölkerung nur aus Töpfern, die nebenbei auch etwas Ackerbau betreiben“ (Brief Bantzers an Sterl vom 6. 9. 1893). 19) Ohne Titel (Lesender Mann mit kleinem Mädchen auf dem Schoß, daneben ein Knabe, den Betrachter anblickend). Bleistiftzeichnung auf Karton, mit Bleistift signiert, bezeichnet und datiert, „Wittgenborn 93“, 1893. 23 : 18,8 cm auf 32,2 : 24,1 cm. Geringfügige Altersspuren. 20 recto 20) Einäugiger Briefbote (recto); Rasierstube (verso). Tuschfeder- und Bleistiftzeichnung bzw. Bleistiftzeichnung, verso mit Bleistift monogrammiert, beidseitig betitelt, ohne Jahr. 19 : 9,5 cm bzw. 18 : 13,5 cm auf 30 : 23,5 cm. Mit leichten Altersspuren. “Neulich habe ich hier zufällig dem Dorfbarbier zugesehen, das war das Komischste was ich seit langer Zeit erlebt und wenn ich‘s recht humoristisch zeichnen könnte, würde ich‘s wohl versuchen.“ (Sterl in einem Brief an Claudius vom 13.11.1893). 20 verso 23 21) Ohne Titel. (Mann in hessischer Tracht am Esstisch). Bleistift auf festem Papier, mit Bleistift monogrammiert, bezeichnet und datiert „Holzburg am 12 Mai 94“, 1894. 31,8 : 29,8 cm. Kleinere Fleckchen und Altersspuren. Im Frühjahr 1894 reiste Sterl in die hessischen Orte Wittgenborn und Holzburg. 22) Ohne Titel (Geistlicher?). Bleistift, stellenweise etwas weiß gehöht, ohne Jahr. Ca. 29 : 24,2 cm. (Blattformat). 23) Ohne Titel (Alte Frau am Spinnrad). Bleistift auf festem Papier, mit Bleistift signiert, ohne Jahr. 35,8 : 23,7 cm (Blattformat). Verso mit Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 526“. Der Rand etwas unregelmäßig beschnitten. Laut handschriftlicher Betitelung von Feldmann auf dem ehemaligen Passepartout: „Hessische Frau am Spinnrad“. 24 24) Töpfer an der Farbmühle. Bleistiftzeichnung auf kräftigem Papier, recto mit Bleistift signiert, zweifach bezeichnet und datiert, recto in Tinte betitelt und signiert, 16. XI. (18)97. 31,2 : 24 cm. Recto mit Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 343“. Am rechten Rand kleiner Einriss, leichte Alters- und Gebrauchsspuren. Laut handschriftlicher Betitelung von Feldmann auf dem ehemaligen Passepartout: „Färbmühle mit Bürgermeister“. Wittgenborn hatte aufgrund seiner besondern Tonvorkommen eine jahrhunderte lange Töpfertradition. „Sterl sah sich, wie schon bei anderen Themen bemerkt, sehr genau im Milieu der Töpfer um, studierte auch ihre Arbeitswelt vom Interieur der Töpferstuben bis zum einzelnen Werkzeug und übertrug das Feierlich-Monumentale sonntäglicher Schwalmbauern in eine reale Arbeitssphäre der Häfner an der Töpferscheibe und am Mahlstein. [...] Sterl erforschte geradezu deren Arbeit von der Tongewinnung mit den Tongrubenarbeitern bis zu den Nachtwachen an den großen Brennöfen. Handwerk und Werkzeug hielt er mit gleicher Intensität fest. Er wollte ein authentisches Bild der Arbeit der Töpfer und ihres Umfeldes schaffen“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 44 f.). 25) Ohne Titel (Töpfer an der Drehscheibe, pflügender Bauer). Federzeichnungen auf dünnem, glatten Papier. Verso Fragment einer Studie in Tusche.9,8 : 16,7 cm. Der linke Bildteil könnte eine Studie zu dem Gemälde „Töpfer an der Drehscheibe“, entstanden 1894 in Wittgenborn (Popova 157) sein. Töpfer an der Drehscheibe und Farbmahlstein. Öl auf Leinwand 1894. Städtische Galerie Dresden. Werkverzeichnis: Popova 157 25 26) Ohne Titel (Tongrube in Hessen). Bleistift auf Zeichenblockpapier, unsigniert und undatiert. 15 : 21 cm auf ca. 16,5 : 21 cm. Verso mit NachlaßStempel und der Nummerierung B 387. Der untere Rand unregelmäßig, rechts Spuren ehemaliger Faltung. Laut handschriftlicher Betitelung von Feldmann auf dem ehemaligen Passepartout: „Tongrube in Hessen “. Im Juli 1900 kaufte Sterl ein Grundstück in Wittgenborn/ Hessen bei Wächtersbach zwischen Fulda und Frankfurt a. M., auf dem er ein Atelierhaus errichten ließ. Bevor es bezogen werden konnte, wohnt er im Haus des Bauern Stübing. „Am 12. Juni 1900 begannen die Ferien. Mit seiner Frau fuhr Sterl [...] nach Wächtersbach. Von dort ging es zu Fuß nach Wittgenborn. Helene Sterl beschrieb diese beschwerliche Reise und fügte dann an: >Der Weg war so früh morgens sehr schön, doch waren unsere Gedanken sehr ernst, wir gingen ja dem entgegen, worauf sich unser ganzes ferneres Leben aufbauen sollte. [...] Am Grenzweg des Dorfes trafen wir den Förster, der uns sagte, dass die schöne Eichenallee vor unserem Platz geschlagen sein. Wir waren ganz traurig darüber. Alles das, was das Dorf charakterisiert, kommt fort. Wir fürchten nur, dass noch manches verändert wird, was jetzt schön ist. Die wunderbaren Eichen an der Tonkuhle sind auch schon viel geringer geworden. Wir hatten uns so sehr gefreut, als wir aus Dresden fortgingen, auf unser neues Grün hin.“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 64). 27) Ohne Titel (Bei der Ernte). Bleistift auf Bütten, mit Bleistift bezeichnet „Früh 8 Uhr Wittenborn“ und datiert, 8. Sept. 1900. Ca. 11 : 15,2 cm. Mit kleineren Fleckchen. Der Rand etwas unregelmäßig. 28) Ohne Titel (Beim Wasserholen, Wittgenborn; verso Figurenstudien). Bleistift auf festerem Papier, recto signiert, datiert und mit „W“ bezeichnet, 15. 9.1900. 14 : 20,7 cm. Mit einigen Fleckchen, rechts mit unregelmäßigem Rand und Montierungsspuren. Laut handschriftlicher Betitelung von Feldmann auf dem ehemaligen Passepartout: „ Beim Wasserholen, Wittgenborn “. 28 recto und verso 26 29) Ohne Titel (Advokat und Mandant?). Bleistiftzeichnung auf festem Papier, mit Bleistift signiert, ohne Jahr. 24,8 : 23 cm auf 28,5 : 26,4 cm. Am unteren Rand beschriftet „23 x 23 breit“. Verso mit Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 237“. Stellenweise etwas fleckig und gebräunt. 30) Ohne Titel (Schularbeiten). Bleistiftzeichnung auf lindgrünem Ingrespapier, mit Bleistift signiert, ohne Jahr. 12 : 14,1 cm (Blattformat). Verso mit Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 364“. Am linken oberen Rand kleine Fleckchen, verso Montierungsstreifen. Entwurfszeichnung zu nachfolgender Lithographie (Becker 14), die 1900 entstanden ist. 32) Ohne Titel (Älterer Mann im Profil und Halbprofil). Bleistift auf Karton, mit Bleistift monogrammiert, ohne Jahr. 14 : 19,5 cm (Blattformat). Vorliegende Studie könnte zu dem verschollenen Gemälde „Der Dorfschuster“ von 1901 gehören, das während Sterls Sommeraufenthaltes in Wittgenborn entstand. Die dort gemalten Bilder gelten als „Meisterwerke feiner impressionistischer Malerei“ (Zimmermann, Horst, Der Maler Robert Sterl. Dresden 2011. S. 72) 31) Schularbeiten. Kreidelithographie in rotbraun auf gelblich-orangem Velin, mit Bleistift signiert, im Stein monogrammiert, 1900. 9,4 : 11,5 cm auf 24 : 32 cm. Becker 14. Auf der rechten Seite mit leichter, diagonal verlaufender Knickfalte (außerhalb der Darstellung). Der Dorfschuster. Öl auf Leinwand. Verbleib unbekannt. Werkverzeichnis: Popova 405 27 33) Selbstbildnis (verso Lesende). Bleistift auf Zeichenblockpapier, monogrammiert und betitelt, recto monogrammiert, undatiert (um 1902). 14 : 10,8 cm. Die Datierung stammt von Feldmann, handschriftlich auf der Rückseite des ehemaligen Passepartouts angebracht. Eines der wenigen Selbstbildnisse des Künstlers. „Ein kleines frühes Selbstbildnis auf der Rückseite einer ebenso guten Zeichnung. Dieses Blatt ist für Sie Herr Feldmann ganz Künstlerauge duftig und zart. (Böckstiegel an Feldmann am 27.11.1942)“ 28 33 verso 34) Ohne Titel (Wäschebleiche). Bleistift auf festerem Papier, mit Bleistift monogrammiert und datiert, 1903. 10,3 : 11,5 cm (Blattformat). Verso mit dem Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 357“. Sterl arbeitete von Mai bis November 1903 in Wittgenborn und Umgebung. 36) Ruhende Frau auf dem Acker. Kreidelithographie auf braunem Papier, mit Bleistift signiert, im Stein monogrammiert und datiert, 1903. 30,5 : 24,5 cm auf 39,8 : 29,7 cm. Becker 22. Bis auf rückseitige Montierungsreste sehr gut erhalten. 35) Sichlerin II. Kreidelithographie auf orangem Papier, mit Bleistift signiert, im Stein monogrammiert, 1903. 21 : 22 cm auf 34,2 : 49,2 cm. Becker 19. Der breite Rand mit mehreren hinterlegten Einrissen und kleineren Fehlstellen, ein hinterlegter Einriss bis ca. 4 cm in die Darstellung reichend (kaum sichtbar). 29 37) Ohne Titel (Schloß Ramholz in Hessen). Bleistift auf festem Papier, mit Bleistift bezeichnet „R“ (für Ramholz) und datiert, 4.7.1903. 13,5 : 18,5 cm. Sterl war im Juli 1903 zu Gast auf Schloß Ramholz, nahe Fulda gelegen. 30 „Im Juli weilte Sterl erneut auf Schloss Ramholz zu Porträtarbeiten, worüber er seiner Frau eingehend Bericht gab, fand aber auch Zeit, Ansichten und Interieurs des Schlosses zu malen. Am 7. Juli bat er seine Frau, ihm >hohe Kragen Nr. 42 und 44< zu schicken, denn >bei der Wärme und wenn man immer beim Zeichnen gebückt sitzt, braucht man, weil man doch bei den Mahlzeiten immer sauber sein muss, unglaublich viel Kragen. [...] Ich weiß nicht wo mir der Kopf steht vor lauter Eindrücken, die doch verarbeitet sein wollen und vor lauter Drang zur Arbeit, die mich erlösen soll<„ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 81). 38) Ohne Titel (Hessische Landschaft). Kreidezeichnung auf grünlich-grauem Ingresbütten, stellenweise weiß gehöht, mit Bleistift signiert, um 1904. 17,2 : 22,5 cm (Blattformat). Der rechte Rand etwas unregelmäßig, verso mit Montierungsstreifen am rechten Bildrand ein stecknadelkopf grosses Löchchen. 39) Ohne Titel (Hessische Landschaft). Kreidezeichnung auf grünlich-grauem Ingresbütten, stellenweise weiß gehöht, mit Bleistift monogrammiert und datiert, 1904. 25 : 21,4 cm. Der linke Rand etwas unregelmäßig, verso mit Montierungsstreifen. 31 40) Kartoffellegerin. Kreidelithographie auf braunem Papier, mit Bleistift signiert, 1904. 20,5 : 26,5 cm auf 31,5 : 46,8 cm. Becker 23. Der breite Rand rechts mit einem kleinen hinterlegten Einriss, oben etwas unfrisch, insgesamt aber schön erhalten. 32 41) Schafherde im Regensturm. Kreidelithographie auf grauem Ingres-Papier, mit Bleistift signiert, im Stein monogrammiert, 1904. 24 : 20,6 cm auf 31,5 : 28,5 cm. Becker 27. Ein kleiner Randeinriss rechts, sonst sehr gut erhalten. Aus dem Steinbruch von Diesbar/Elbe 1905 42) Ohne Titel. (Kopfstudie eines Mannes). Pastellkreidezeichnung in braun und weiß auf grünlichem Ingrespapier, mit Kreide datiert, „ D [für Diesbar ?] 23.6.1905“. 25 : 13 cm auf 32,6 : 26,2 cm. Verso mit dem Nachlaßstempel und der Inventarnummer „B 230“. Der rechte Rand etwas unregelmäßig, recto und verso kleinere Montierungsreste. Diese Studie könnte Sterl im Steinbruch in Diesbar an der Elbe gemacht haben, wo er sich im Mai und Juni des Jahres aufhielt. 43) Steineklopferin. Kreidelithographie auf orange/bräunlichem Papier, im Stein monogrammiert und datiert, mit Bleistift signiert, 1905. 14 : 17,4 cm auf 24 : 32 cm. Becker 30. Sterl sah die Szene im Steinbruch von Diesbar, nördlich von Meißen. Er hielt sie zunächst in seinem Skizzenbuch am 15. Juni 1905 fest und gleich im Anschluß auf unserer Lithographie, um sie schließlich zwei Jahre später im großen Format auf die Leinwand zu bringen. „Sterl gestaltete das Bild einer durch die körperlich schwere Arbeit von ihrem Kind getrennten Mutter, ein sozial klagendes Motiv. Er hatte schon in der Lithographie klargestellt, dass das in der Skizze schwer definierte Behältnis ein notdürftiger Sonnenschutz für ein darunter liegendes Kind sein sollte und die barfüßig knieende Frau mit beiden Händen einen Hammer zum Zerschlagen der vor ihr liegenden Abfallsteine schwingt.“ (Zimmermann, Horst, Die Steineklopferin. In: Popova, Kristina, Robert Sterl. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölskizzen. Dresden 2011. S. 38) 33 Die Steineklopferin. Öl auf Leinwand 1907. Robert-Sterl-Haus, Naundorf. Popova 691 34 In Rotterdam 1906 Im August 1906 reiste Sterl nach Holland und besuchte u. a. Amsterdam, Den Haag, Leiden und Rotterdam. Am Montag, den 12. August 1906 schrieb er an seine Frau aus Rotterdam: „Aber die Stadt ist das großartigste der ganzen Reise und insbesondere der Hafen. Das gewaltigste Material zu einem Leben voll Gemälden. Ich war auf einem Amerikadampfer der am Sonnabend abfährt, es ist ein Niederländer, der fieberhaft seine Ladung aus dem Schiff schafft und Kohlen und neue Ladung nimmt. Du lieber Gott was ist selbst der emsigste Tag in unserem Leben für eine Träumerei im Verhältnis zu diesem täglichen Tagwerk der Arbeiter. Kurz, es ist unglaublich, welche Bilder und welches Leben. Ich habe heute hier zwei Dutzend verknipst, hätte aber 10 Dutzend brauchen können und vor allen Dingen gleichmäßige Sonne. [...] Im Hafen saßen an kahlen Auswanderergebäuden ganze Haufen Auswanderer, wohl meist russ. Juden.“ Einen Tag später schreibt er: „Ich war soeben noch am Hafen, wo die größten Schiffe hereinfahren können. Trotz des ruhigen Sonntags war es aber ein so außerordentlich gewaltiger Anblick, ein solcher Wald von Masten und Schornsteinen, dass hier kolossal viel für mich zu malen wäre.“ (Zitiert aus: Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Dresden 2011. S. 89) 44) Schiffer auf der Brücke I. Kreidelithographie auf braunem Papier, mit Bleistift signiert, im Stein bezeichnet „R“ (= Rotterdam) und datiert, 13.8.1906. 15,2 : 21,5 cm auf 24,3 : 31,4 cm. Becker 32. Der rechte Rand wenig unregelmäßig, sonst schön erhalten. 45) Schiffer auf der Brücke II. Kreidelithographie auf dunkelbraunem Papier, mit Bleistift signiert, 1906. 15,5 : 16,4 cm auf 23,5 : 37,8 cm. Becker 33. Schön erhalten. 46) Auswandererschiff. Kreidelithographie auf braunem Papier, mit Bleistift signiert, im Stein spiegelverkehrt bezeichnet R (otterdam) und datiert, 13.8.1906. 21,5 : 27,2 cm auf 32 : 39,8 cm. Becker 34. 35 47) Lastträger. Kreidelithographie auf Maschinenbütten, mit Bleistift signiert, im Stein spiegelverkehrt bezeichnet „Rotterdam“ und datiert, 16.8.1906. 21,5 : 18,5 cm auf 47 : 30,2 cm. Becker 35. An den Rändern etwas unfrisch, sonst gut erhalten. 49) Dampfkran. Kreidelithographie auf gelblich-braunem Papier, mit Bleistift signiert, im Stein spiegelverkehrt bezeichnet „Rotterdam“ und datiert, 18.8.1906. 22,2 : 28,5 cm auf 32 : 44 cm. Becker 37. Am Rand kleinere Einrisse, stellenweise knittrig. 50) Strassenarbeiter. Kreidelithographie auf Japan-Bütten, mit Bleistift signiert, , im Stein signiert und datiert, 1908. 21,4 : 22,7 cm auf 38,5 : 53 cm. Becker 42. Der Rand mit Alters- und Gebrauchsspuren, sonst schön erhalten. Im Hintergrund ist der Hafen von Rotterdam zu sehen 48) Netzflicker. Kreidelithographie auf grau-grünlichem Papier, mit Bleistift signiert, im Stein spiegelverkehrt bezeichnet „R“(otterdam), 1906. 15 : 21,7 cm auf 24,6 : 34 cm. Becker 36. Gut erhalten. 36 Elbarbeiter 1908 „Ein Jahr nach seiner Ernennung zum Lehrer an der Kunstakademie Dresden stieß Sterl erstmals auf das Thema der Elbarbeiter, die unter höchster körperlicher Kraftanstrengung die Fahrrinne vertiefen oder das neue Ufer auffüllen. Aufgrund des zunehmenden Schiffsverkehrs auf der Elbe mussten Fluß wie auch Uferstrassen ständig ausgebaut werden. Wie schon die Steinbrucharbeit, stieß auch diese Tätigkeit auf Sterls Interesse. „Bei den Baggerern mögen ihn die unterschiedlichen Körperhaltungen beim Hantieren mit überlangen Stangen mit den unsichtbaren Schöpfeimern zum Schürfen oder Ausbaggern des Elbgrundes begeistert und zu eigenwilligen Kompositionen angeregt haben. [...] Sterl macht deutlich, dass die Arbeiter in einem vorgegebenen Rhythmus arbeiten müssen, erst einsenken, dann schürfen, hochziehen und entleeren, um sich nicht gegenseitig bei der Entleerung der Baggereimer zu behindern. [...] Der tief im Wasser liegende Lastkahn mit den Arbeitern ist vor dem anderen Elbufer in die obere Bildhälfte gerückt. So entstand in der unteren Bildhälfte eine impressionistische Wasserlandschaft.“ (Zimmermann, Horst, Die Elbebaggerer. In: Popova, Kristina, Robert Sterl. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölskizzen. Dresden 2011. S. 37) 51) Baggerer. Kreidelithographie auf gelb-orangem Papier, mit Bleistift signiert, im Stein monogrammiert, 1908. 23 : 19,3 cm auf 36,6 : 28,2 cm. Becker 44. Bis auf einen kleinen Randeinriss schön erhalten. Graphische Variante zu dem Gemälde „Elbebaggerer“ von 1905 (Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister, Werkverzeichnis: Popova 624). Elbebaggerer. Öl auf Leinwand 1905. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister Werkverzeichnis: Popova 624 52) Erdarbeiter. Kreidelithographie auf Büttenpapier, im Stein signiert und datiert, 1908. 19,5 : 15 cm auf 39 : 27 cm. Becker 51. 37 38 Musikerporträts 1908-1911 „Den großen Dirigenten des frühen 20. Jahrhunderts Kusswitzky, Nikisch und vor allem Schuch - war Robert Sterl eng verbunden. Neben seiner hervorragenden Begabung als Bildnismaler gelang es Sterl wie kaum einem anderen Künstler, dem Musizieren selbst und der atmosphärischen Stimmung im Konzertsaal malerisch lebhaften Ausdruck zu geben. [...] Es sind seine Bilder der Arbeit, deren beste - ganz gleich ob im Steinbruch oder im Orchestergraben entstanden - Momente der höchsten körperlichen wie geistigen Anspannung und Konzentration wiedergeben. Nicht die Musik, sondern der Akt des Dirigierens und Musizierens steht bei Sterl im Mittelpunkt.“ (Popova, Kristina, Bearb., Robert Sterl, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölskizzen. Dresden 2011. S. 59). recto verso 52 a) Leipzig Gewandhaus (Schuch dirigiert), verso weitere Studie des Dirigenten. Bleistift auf Büttenpapier, recto mit Bleistift monogrammiert, betitelt und datiert, 25. XI. 1908, verso betitelt „Leipzig Gewandhaus“ und datiert, 26. XI. (19)08. 28,6 : 22,2 cm (Blattformat). Verso Montierungsstreifen. 39 53) Ohne Titel (Studie des Orchesters der Dresdner Hofoper recto; weitere Studien verso, darunter rechts um 90 Grad nach rechts: Studie des Dirigenten Ernst von Schuch). Bleistift auf festerem Papier, mit Bleistift signiert und beidseitig datiert, 4. XII. 1908 und 22. 10. 1908. 19,6 : 24,5 cm. Verso Montierungsstreifen. „Schuch war bereits seit 1879 als Erster Kapellmeister in Dresden tätig, aber nun erst trat er in den Gesichtskreis des Malers Robert Sterl. Ernst von Schuch war zu dieser Zeit bereits Generalmusikdirektor unter der Generalintendanz von Graf Seebach, als er in den ersten Skizzen Sterls auftaucht. Interessanterweise zeichnete er den Dirigenten während der Orchesterproben zu Louis Nicodés ,stillste Stunde‘, einem zeitgenössischen jungen Dresdner Komponisten, um den Schuch sich ebenso bemühte, wie um Bruckner, Mahler oder Debussy. Sterl zeichnete den Dirigenten aus der Sicht der Musiker, während dieser sein Orchester in höchster Erregung in mitreißender Gebärde dirigiert.“ (Zimmermann, Horst, Das musikalische Thema bei Robert Sterl. In: Katalog der Ausstellung „Robert Sterl und die Musik“. Kulturforum Lüneburg 1994. S. 10). recto Ernst von Schuch dirigiert das Orchester. Öl auf Leinwand 1908. Robert-Sterl-Haus, Naundorf Werkverzeichnis: Popova 713 verso 40 54) Ohne Titel (Arthur Nikisch dirigiert). Bleistift auf Skizzenbuchpapier, mit Bleistift signiert, um 1909. 16,2 : 9 cm. Außer Montierungsspuren und einem winzigen Papierverlust am rechten Rand schön erhalten. „Nirgends zeigt sich deutlicher als im Bildnis die eminente Begabung Sterls als Zeichner. Seine Köpfe sind in ihrer charakteristischen Form bis ins letzte durchgearbeitet, oft bleibt die Zeichnung an gewissen Stellen des Gesichtes zwischen der pastosen Malerei stehen. Und so knapp und locker die Niederschrift der Bilder ist, so liegt ihr doch stets das straffe Gerüst der bis zum Extrakt gerundeten Zeichnung vor der Natur zugrunde.“ (Posse, Hans, Robert Sterl. Dresden 1929. S. 47) „Im Dezember 1909 erhielt Sterl den Auftrag, den ungarischen Dirigenten Arthur Nikisch (1855-1922) zu porträtieren. Dieser war ab 1895 bis zu seinem Tod Gewandhauskapellmeister in Leipzig und Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Zwischen dem 8. Dezember 1909 und dem 27. Januar 1910 schuf Sterl etwa 30 Zeichnungen des Musikers. Vom charismatischen Dirigenten tief beeindruckt, notierte Sterl am Rand einer Zeichnung: ,Der Kopf im Ausdruck sehr leidend, nervös angespannt‘, und so ist Nikisch auch in zwei Gemälden und der Porträtstudie wiedergegeben.“ (Popova, Kristina, Bearb., Robert Sterl, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölskizzen. Dresden 2011. S. 44). Arthur Nikisch 1901 41 55) Leipzig Generalprobe (Arthur Nikisch dirigiert), verso weitere Detailstudien. Bleistift auf glattem Papier, mit Bleistift signiert betitelt und datiert, 15.12.(19)09. 29 : 22,5 cm (Blattformat). Verso mit dem Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 1099“. Im ehemaligen Passepartoutausschnitt leicht gebräunt. verso >Das Porträt Nikischs mit dem schönen durchgeistigten Kopf, von der Leidenschaft visionärer Intuition beseelt, gehört zu Sterls menschlich tiefsten Bildnissen. Die im Lichtglanz wogende Fülle des Konzertsaals ist mit dem Porträt zur klangvollen Einheit geworden<, urteilte Hans Posse. Sterls Ruf als Bildnismaler erreichte nun seinen Höhepunkt [...]“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 108). 42 56) Ohne Titel (Zwei Violinisten). Bleistift auf festem Papier, mit Bleistift monogrammiert und datiert, 18. XII. (19)09. 13,4 : 15,2 cm (Blattformat). Verso mit Nachlaß-Stempel und Nummerierung „B 1034“. „So wie er das Jahr 1908 mit diesen furiosen Dirigentenbildern begonnen hatte, setzte er seine Studien mit einer wahrlichen Begierde nach realistischer Genauigkeit der Orchesterarbeit im Sinne Adolph von Menzels fort. Er tastete von unterschiedlichen Standorten aus das Orchester in zahlreichen Einzeluntersuchungen ab, zeichnete immer wieder Instrumentengruppen, Klarinettisten, Hornbläser, Kontrabassisten. Er umkreiste förmlich die Musiker und untersuchte ihre typische Haltungen bis zu den Kesselpaukern und erfaßte alle Details, mal in breiten und kraftvollen Strichlagen, mal in fast kritzelnder Akribie.“ (Zimmermann, Horst, Das musikalische Thema bei Robert Sterl. In: Katalog der Ausstellung „Robert Sterl und die Musik“. Kulturforum Lüneburg 1994. S. 10). 57) Ohne Titel (Gewandhauskonzert). Braune Kreide auf festerem Papier, mit Bleistift signiert, mit Kreide bezeichnet „Gewandhaus Leipzig rechte Seite“ und datiert, 27.I. (19)10. 29,5 : 27,5 cm (Blattformat). Einheitlich gebräunt. Papierverlust an der linken oberen Ecke wohl durch Feldmann ergänzt. Verso mit dem Nachlaß-Stempel und der Nummerierung „B 1052“. Zu sehen ist ein Entwurf der rechten Bildhälfte des Gemäldes „Gewandhauskonzert mit Arthur Nikisch“, deutlich zu erkennen die Rückenfigur des Musikers am vorderen Bildrand, die Dame rechts mit der aufwendigen Frisur, die zuhörenden Herren links neben dem in der Studie nicht vorhandenen Dirigenten. Gewandhauskonzert mit Arthur Nikisch Öl auf Leinwand 1910 Kriegsverlust (1945 verbrannt) Werkverzeichnis: Popova 828 43 58) Ohne Titel (Klavierabend Leipzig, Gewandhaus). Bleistift auf Skizzenbuchpapier, mit Bleistift signiert und mit „Leipzig“ betitelt, ohne Jahr (um 1911). 9,5 : 9 cm auf 16 : 10,4 cm. Der linke Rand etwas unregelmäßig, stellenweise kleine Fleckchen, verso Montierungsstreifen. Bei dem Pianisten könnte es sich um Alexander Nikolajewitsch Skrjabin (1872-1915) handeln. „Während des Konzertaufenthaltes Skrjabins in Dresden im Februar 1911, er spielte außerdem noch in Berlin und Leipzig, trat der Komponist mit einem großen und komplizierten, nur aus eigenen Werken bestehenden, Programm auf, die er nur dann aufführte, wenn er vom musikalischen Aufnahmevermögen des Publikums überzeugt war. So hatte Sterl, der während dieser Tage den russischen Komponisten und Pianisten ständig begleitete, eine Möglichkeit, sich ein Bild von der faszinierenden Persönlichkeit Skrjabins, die völlig in Musik aufging, zu verschaffen.“ (Kardinar, Natalia, Sterls Begegnungen mit Musikern in Dresden. In: Robert Sterl. Das Werk des Malers. Katalog der Ausstellung der Nationalgalerie Berlin (Ost) 1983/84. S. 29 f) 44 Russlandreisen 1908 und 1910 „Es sind diese Musikerstudien gewesen, die Sterl eines der entscheidendsten künstlerischen Erlebnisse seines Lebens vermittelt haben: die Bekanntschaft mit Rußland. In Begleitung eines Freundes, des russischen Komponisten Nicolai v. Struve, lernt er 1906 [sic] auf einer Reise von Moskau bis Nischni-Nowgorod und längs der Wolga Rußland zum erstenmal kennen. Fünfmal im ganzen ist Sterl in Rußland gewesen. Durch Struve und Nikisch ist er mit dem russischen Dirigenten Sergei Kussewitzky bekannt geworden. Sterl hat ihn 1908, 1910 und 1914 auf drei Konzertfahrten die Wolga entlang, von Twer und Nischni-Nowgorod bis Astrachan begleitet. [...] Dieser Eindruck Rußlands wirkt auf Sterl wie eine Erleuchtung. Alles Frühere tritt nun zurück. Nach der Enge der hessischen und selbst der Dresdner Verhältnisse tut sich ihm eine neue farbige, phantastische, unendlich reichere Welt auf. Was er bisher gesucht und erstrebt hat, tritt ihm in Rußland in einer ungeahnten Steigerung und Größe entgegen. Einfaches Menschentum, der Rhythmus der Arbeit und des Lebens, Form und Farbe klingen hier mit der großen Natur zu einer wunderbaren Harmonie zusammen. Europäisches fließt unmerkbar in Asiatisches hinüber, abendländische Kultur und Konvention in eine ursprüngliche Einfachheit des Lebens.“ (Posse, Hans, Robert Sterl. Dresden 1929. S. 33 f.) 59) Moscou (verso Blick über Dächer und Türme des Kreml). Bleistift auf Zeichenblockpapier, mit Bleistift monogrammiert und betitelt, ohne Jahr. 13,2 : 19,2 cm (Blattformat) Der rechte Rand etwas unregelmäßig, verso Montierungsstreifen. „Im März 1908 war Sterl Gast auf der Hochzeitsfeier seiner früheren Schülerin Jenny Siegel und lernte dort deren in Russland lebenden Eltern kennen, die ihn zu einem Besuch nach St. Petersburg einluden. [...] Am gleichen Tag [27. Juni] fuhr Sterl von abends 9 Uhr bis anderntags 1/2 9 Uhr im Schlafwagen nach Moskau, wo er Nic von Struwe [sic] traf und mit ihm auf dessen Gut Iberdzy weiterreiste. [...] Am 3. Juli fuhr er mit Struwes nach Moskau. Am 4./17.Juli besichtigten sie den Kreml über dessen Schätze er begeistert berichtete. >Heute Morgen waren Niko und ich im alten russ. Kaiserschloss, dem Kreml, und wir haben nicht nur die wunderbarsten Gold- und Silbergefäße, Waffen, die Kronen der Zaren von Peter dem Großen bis zum jetzigen Zaren und die der Zarinnen gesehen, zugleich auch die Krönungsgewänder. Es sind da Zaumzeuge von Katharina II. für ihre Pferde aus purem Gold, mit herrlichen Steinen eingefasst, die großartig noch jetzt aussehen und die früher, als die Rosse damit geschirrt geritten wurden, geradezu unglaublich gewirkt haben. [...] Du kannst keine Ahnung haben, was Moskau für eine malerische Stadt ist und in welcher großartigen Weise hier gelebt wird< (Iberdzy, 8.7.1908)“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 100). verso 45 46 „Während Sterl in Fortsetzung seiner Studien für das Porträt des berühmten Dirigenten Arthur Nikisch häufig im Leipziger Gewandhaus zeichnete, erhielt er eine Einladung des russischen Dirigenten Alexandrowitsch Kussewitzky, als Gast an dessen Konzerttournee mit seinem symphonischen Orchester entlang der Wolga vom 9. Mai bis 7. Juni 1910 teilzunehmen. Er hatte den bekannten Kontrabassisten und Komponisten bei dessen Konzert im Dresdner Künstlerhaus ein Jahr zuvor kennengelernt und war über diese Einladung sehr erfreut. Auch Arthur Nikisch, der Kusswitzky durch seine häufigen Konzerte mit russischen Orchestern in Moskau und St. Petersburg sehr gut kannte, wird Sterl auf das Besondere dieser Reise auf der Wolga hingewiesen haben. [...] Er folgte also mit einer gewissen Erwartungshaltung dieser ungewöhnlichen Einladung, denn Kussewitzky rief nicht die Bewohner der Wolgastädte nach Moskau, sondern er reiste mit seinem Orchester, um den Russen entlang der Wolga klassische europäische Musik mit hervorragenden Solisten nahezubringen. Das Orchester konzertierte in städtischen Theatern, in Konservatorien, in Sälen der Adelsversammlungen oder der Handelsgesellschaften. Es würde zweifellos ein großes gesellschaftliches Ereignis und ein musikalisches Experiment werden, das Sterl als Musikenthusiasten begeistern und als Maler herausfordern würde. Hinzu kam die Freude, der Wolga, diesem sagenhaften russischen Fluss nach zwei Jahren wieder zu begegnen.“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 112). Ladeplatz in Nischni-Nowgorod Öl auf Leinwand 1914 Staatliche Kunstsammlungen Dresden Werkverzeichnis Popova 98 60) N. N. (Nishnij Nowogorod). Bleistift auf festem Papier, mit Bleistift monogrammiert, bezeichnet und datiert, 15.5.1910. 11 : 23,3 cm. Am 15.5 gastiert das Orchester in Nishni-Nowgorod, am 17./18. 5. in Kasan. 47 61) Nishnij Nowogorod (Caféhausszene) recto; Kasan (Lastenträger an der Wolga) verso. Bleistiftzeichnungen, recto monogrammiert, jeweils betitelt und datiert, 16.5.1910 und 17.5.1910. 15 : 29,2 cm bzw. 16 : 17 cm auf 23,8 : 32 cm. „Immer wieder beschäftigt den Maler das Thema der Arbeit: die Wolgaschiffer, die Schiffszieher, die Ruderer, Flößer, Fischer, Transportarbeiter, das bunte Leben auf dem Wasser mit den dichtbesetzten Booten und Segelschiffen, auf den Ladeplätzen. Der Lastträger, der mit schwerbeladenen Schultern tiefgebeugt die gewaltigen Ballen ans Ufer, auf die Wolgaschiffe schleppt, die Schiffszieher in den bunten Trachten, die im wuchtigen Gleichmaß das Flußufer entlang stampfen, werden zu wahrhaft monumentalen Verkörperungen des russischen Arbeiterschicksals. Sterl kostet das künstlerische Erlebnis aus, er ist wie bezaubert von dieser neuen fremdartigen Welt. [...] Es entstehen in Mengen Skizzen und Studien, die durchglüht vom Fieber des Erlebnisses den vorübereilenden Moment und den Reiz flüchtiger Erscheinung in einer flüssig-farbigen Schnellschrift festzuhalten suchen.“ (Posse, Hans, Robert Sterl. Dresden 1929. S. 38) 62) Ohne Titel (Liegender, trinkender Knabe). Bleistift auf faserigem Papier, mit Bleistift monogrammiert und datiert, 1910. 16,2 : 17,4 cm (Blattformat). Der Rand etwas unregelmäßig, verso Montierungsstreifen. verso 63) Ohne Titel (Wäscherinnen an der Wolga). Bleistift auf festerem Papier, mit Bleistift monogrammiert, ohne Jahr. 10 : 11,5 cm. Der Rand etwas unregelmäßig, verso Montierungsstreifen. 48 64) Kasan (Lastenpferde). Federzeichnung auf glattem Papier, mit Tusche signiert, betitelt und datiert, 18. 5. 1910. 10 : 14,3 cm. Am linken Rand Montierungsstreifen. Literatur: Becker, Heinrich, Robert Sterl als Zeichner. Bielefeld 1952. S. 28 (mit Abb. 21). „Sterl war mehr als alles andere Maler und wurde immer aufs neue von unstillbarem Verlangen des Auges in diese fremde Welt getrieben. Jeder neue Besuch Rußlands bezeugt, daß es sich nicht um eine Fügung des Schicksals handelte, sondern um eine klare Entscheidung des Instinkts. Als er Rußland zum ersten Mal sah, war er neununddreißig Jahre alt, bei der letzten siebenundvierzig, in einem Alter also, wo der Mensch im Vollbesitz seiner Kräfte ist, aber auch in Gefahr, in Routine zu verfallen, sein eigener Nachahmer zu werden. Was Rußland ihm verhieß, war Bestätigung und Bereicherung seines Welt- und Menschenbildes, Weitung seiner Horizonte. Es zeigte ihm Höhen und Tiefen des Daseins in unerhörten Kontrasten, nährte seine Phantasie mit unverbrauchten Eindrücken und verlieh seinen Bildvorstellungen neue Weite und Intensität. Hier erlebte er Lebens- und Glaubensformen, wie sie das Abendland in wahrhaft biblisch anmutender Einfachheit, Demut und Genügsamkeit nicht mehr kannte. Eine Welt der Dumpfheit und der Schwermut, die nicht erlöst werden kann durch den Glanz und die Lebensverfeinerung einer von weit her kommenden Zivilisation.“ (Becker S. 27 f.) 65) Conzert. Bleistift auf Skizzenbuchpapier, mit Bleistift betitelt, bezeichnet „Samara I dann unleserlich“ und datiert, 20.5.1910. Verso: Studie eines Pferdes, bezeichnet „Darmstadt“ und datiert, 28.4.1910. 10 : 13 cm. Der obere Rand etwas unregelmäßig, links wohl beschnitten, verso Montierungsstreifen. „Dazwischen entstehen als eigentlicher Hintergrund der russischen Reisen Studien und Bilder in den Musikproben auf dem Schiff, in den Konzerten selbst, zu den Bildnissen von Kussewitzky, Rachmaninoff und Scriabine. Diese Konzertdarstellungen in den weiten, strahlend hellen Festsälen von Moskau, Simbirsk, Ribinsk, Samara, Kasan und Astrachan, mit der charakteristischen eleganten Gestalt des Dirigenten Kussewitzky, haben ein eigenes Tempo, ihren besonderen Klang. Noch leichter und beschwingter erscheinen Zeichnung und Farbe als in den vorangehenden Dresdner Darstellungen mit Schuch und Nikisch. Es sind jäh und leidenschaftlich ,hingehauene‘ Sachen.“ (Posse, Hans, Robert Sterl. Dresden 1929. S. 40) verso 49 66) Samara (Orchester Kussewitzky). Bleistift auf Skizzenbuchpapier, recto signiert, betitelt und datiert, 21.5.1910. 10,2 : 16,4 cm (Blattformat). Verso: Rückenstudie des Dirigenten. Hier mit Montierungsstreifen. Die Konzerttournee führte Kussewitzky und sein Orchester am 20./21. Mai 1910 nach Samara. „Die Solisten Damajew und Ehrlich spielten Werke von Mussorgsky, Konjus, Glasunow, Glinka, Tschaikowsky, Gretschaninow, Rimski-Korsakow und Kalinikow am 19.5. in Saratow, am 21.5. in Samara und am 23.5. in Kasan. [...] Während der Konzerte aber war er bewundernder Hörer und begeisterter Zeichner und Maler. Viele Zeichnungen enthalten exakte Angaben zu Ort und Zeit der Konzerte, so daß es durchaus möglich ist, anhand von flüchtigen Skizzen und Studien die Reise zu verfolgen und selbst bei weniger ausgeführten Arbeiten Rückschlüsse auf die dargestellten Solisten zu ziehen. verso Diese Mal- und Zeichenstudien auf der ersten Wolgareise sind überwiegend auf die überragende Persönlichkeit des Dirigenten Kussewitzky während der Konzerte als Beherrscher des Orchesters gerichtet. Sie zeigen ihn in allen erdenklichen Posen mit unterschiedlichen Armbewegungen und in den charakteristischen Kopfhaltungen.“ (Zimmermann, Horst, Das musikalische Thema bei Robert Sterl. In: Katalog der Ausstellung „Robert Sterl und die Musik“. Kulturforum Lüneburg 1994. S. 13 f.). 50 67) Ohne Titel (Pferdegespanne in Samara und zwei Männer in Wolsk recto; Landschaftsstudie verso). Bleistift auf festem Papier, recto mit Bleistift monogrammiert, datiert und bezeichnet, 21.5.1910. 18,3 : 27,2 cm (Blattformat). Verso mit Montierungsstreifen. Ausstellung: Robert Sterl. 1867-1932. Zeichnungen, Lithographien, Gemälde aus Bielefelder Privatsammlungen. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster 1977. Katalog-Nr. 54. recto 68) Astrachan (Orchester Kussewitzky) (verso: Jaroslawl). Bleistift auf Büttenpapier, betitelt, datiert, verso monogrammiert, 29.5.1910 bzw. 28.4.1912. 13,2 : 19,5 cm. Verso Montierungsstreifen. Kusswitzky gastierte am 28./29. Mai 1910 in Astrachan und während der zweiten Konzertreise auf der Wolga 1912, zu der Sterl ihn erneut begleitete, am 27. April in Jaroslawl. „Trotz der großen Flüchtigkeit in der ,vor Ort‘-Arbeit, und der dadurch auch nicht so nuancenreichen, eher eingeschränkten Palette bemühte sich Sterl doch einerseits sehr darum, den Eindruck des Unmittelbaren, des Dabeiseins hervorzurufen, andererseits die porträthafte Charakterisierung der Akteure nicht zu vernachlässigen. So ist die knisternde Spannung zwischen dem äußerst sensiblen und hochkonzentrierten Skrjabin am Flügel und dem nachdenklich ruhigen Kussewitzky am Pult fast körperlich zu spüren, und doch ist sie nur mit kompositorischen Mitteln ausgedrückt. Auch diese äußerst differenzierte Gestaltung kann, wenn man sie entdeckt, den Reiz der Beschäftigung mit diesen kleinen Meisterwerken impressionistischer Zeichenund Malkunst steigern.“ (Zimmermann, Horst, Das musikalische Thema bei Robert Sterl. In: Katalog der Ausstellung „Robert Sterl und die Musik“. Kulturforum Lüneburg 1994. S. 14 f.). recto 51 69) Ohne Titel („Frau von Struvis [sic] auf dem Steg. Iberdzy“ auf dem ehemaligen Passepartoutkarton in Bleistift beschriftet). Bleistift auf festem, glattem Papier, mit Bleistift monogrammiert und datiert, 18.6.1910. 14,5 : 16,5 cm (Blattformat). Sterl hielt sich nach Rückkehr von der Wolgareise bei seinem Freund Nikolai von Struve auf dessen Landgut in Iberdzy auf.Nicolai von Struves Frau Vera war Sterls Schülerin. „In Iberdzy, dem Landsitz seines Freundes v. Struve unweit Moskaus, wo Sterl 1910 einige Zeit zu Gast war, entstanden neben heiteren, wehenden Frühlingslandschaften in durchsichtiger, behender Zeichnung Kreidestudien in kleinem Format: Fischer beim Auslegen der Netze im Wasser stehend, Bauern beim Wasserholen mit Pferd und Wagen und ähnliche Vorgänge von fast idyllisch anmutender Haltung. Das war wie ruhiges Atemholen vor den erregenden Eindrücken, die ihn an der Wolga erwarteten.“ (Becker, Heinrich, Robert Sterl als Zeichner. Bielefeld 1952. S.29 f) 70) Ohne Titel (Fischer beim Aufstellen eines Fangnetzes). Bleistift auf festem, glattem Papier, mit Bleistift monogrammiert, ohne Jahr. 15 : 16,8 cm. 71) Ohne Titel (Landschaft bei Iberdzy). Bleistift auf Skizzenbuchpapier, mit Bleistift signiert und datiert, 19.6.1910. Ca. 11,8 : 23,3 cm (Blattformat). Unregelmäßig beschnitten, verso Montierungsstreifen. Auf dem ehemaligen Passepartoutkarton mit „Iberdzy“ in Bleistift beschriftet. 52 72) Ohne Titel (Ernst von Schuch dirigiert Beethovens Violin-Concert mit Fritz Kreisler als Solisten). Bleistift auf Skizzenbuchpapier, mit Bleistift monogrammiert, bezeichnet und datiert, 10. Feb. 1911. 12,6 : 20,6 cm (Blattformat). Der obere Rand etwas unregelmäßig. Schuch bei einer Orchesterprobe 1913 73) Schuch dirigierend II. Lithographie auf Japanbütten, im Stein signiert, mit Bleistift signiert, 1912. 31 : 24 cm. Becker 59 (mit Abbildung 48); unser Exemplar jedoch auch im Stein signiert. 74) Ohne Titel (Schuch dirigierend). Lithographie auf Japanbütten, im Stein signiert, mit Bleistift signiert, ohne Jahr. 30,5 : 23,2 cm. Nicht bei Becker. 53 73 74 54 Russlandreise 1912 „ Aus Moskau erhielt Sterl die folgende Einladung: >Sergej Kussewitzky und Frau geben sich die Ehre, Herrn und Frau Professor Sterl zur Teilnahme an der diesjährigen II. Konzert-Tournee in die größeren an der Wolga liegenden Städte ganz ergebenst einzuladen und bitten in der festen Hoffnung, dass Sie ihnen die Freude einer Zusage machen werden, um gütige Antwort. Moskau, März 1912. Dauer der Wolgafahrt vom 26. April bis 24. Mai deutschen Stils.< [...] Sterl fuhr ohne seine Frau und diesmal mit größerem Gepäck, denn Lovis Corinth hatte ihm geraten, etwas großformatigere Pappen und Leinwände mitzunehmen, was Sterl aufgriff und Corinth mitteilte. Dieser antwortete: >Es hat mich auch gefreut, dass Sie größere Formate mitnehmen, was wohl auf mein Zureden zurückzuführen ist. Ich bin überzeugt, dass Sie viel mehr Vergnügen daran haben werden. 1. es ist Ihnen neuer und 2. wenn es Ihnen glückt, wird die Arbeit wertvoller. Jedenfalls wünsche ich Ihnen von Herzen viel Glück und kommen Sie gesund und heil wieder zurück nach Dresden> (10.4.1912 Corinth an Sterl).“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 128.). 75) Ohne Titel (Lastpferde an der Tränke). Bleistiftzeichnung auf Skizzenbuchpapier, mit Bleistift monogrammiert, ohne Jahr. 13,3 : 17,3 cm (Papierformat). In der rechten oberen Ecke mit „2“ beziffert. recto 77) Simbirsk. Bleistift auf festem Papier, mit Bleistift betitelt, ohne Jahr. 15 : 25 cm auf 18,3 : 27,2 cm. Gebräunt, verso mit Montierungsstreifen. Das Orchester gastierte am 4./5. Mai 1912 in Simbirsk. Samara (Kuibyschew) (5./6. 5.), Saratow (8./9. 5.), Zarizyn (Wolgograd) (11. 5.) nach Astrachan, wo am 13. und 14. Mai Konzerte stattfinden. A, 15. Mai beginnt die Rückfahrt über die gleichen Städte jeweils wieder mit Konzerten, bis mit dem 18. Konzert in Nishni-Nowgorod (Gorki) die Reise am 25. Mai endet, von der er glaubt, >daß er mehr wie früher in künstlerischer Beziehung von der Reise gehabt< hat.“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien. Rostock 1976. S. 56) „Wir sind bei Regen angekommen. Die Arbeiter und Lastträger am Hafen sind ganz wundervoll und ich möchte hier gerne lange bleiben“ (Sterl an seine Frau von NishniNowgorod am 29. April 1912). 76) Jaroslawl (Verso Skizzen mit Farbnotizen). Bleistift auf Skizzenbuchpapier, mit Bleistift monogrammiert, datiert und betitelt, 28.4.1912. 13,2 : 19,5 cm. Der linke Rand etwas unregelmäßig, verso Montierungsstreifen. „Kussewitzky lädt Sterl zur 2. Konzertreise auf der Wolga in der Zeit vom 26. April bis 24. Mai ein. Er fährt am 23. April von Dresden ab und nimmt auf Empfehlung von Corinth größere Formate mit. Die Konzertreise beginnt am 26. April in Rybinsk und führt über Jaroslawl (27. April), Kostroma (28.4.), Nishni-Nowgorod (Gorki) (29./30. April), Kasan (2./3. Mai), Simbirsk (Uljanowski) (4.5.), 55 78) Ohne Titel (Russischer Markt). Bleistift auf Bütten, mit Bleistift monogrammiert und datiert, 1912. 12 : 17 cm auf 14 : 19,2 cm. Der Rand etwas unregelmäßig, stellenweise kleine Nadellöcher. 80) Ohne Titel (Wolgaschiffer). Bleistiftzeichnung auf Bütten, monogrammiert, bezeichnet „K“ und datiert, 6.5.1912. 12,8 : 17,4 cm. Der linke Rand etwas unregelmäßig und mit Montierungsstreifen, sonst sehr schön erhalten. „Heute waren wir etwa 2 Stunden von hier auf der Wolga, in einem Dorf, das so großartig, so grandios und malerisch war, daß es etwas so Wunderbares auf der ganzen Erde nicht noch einmal geben kann. Ich habe Gedächtnisskizzen gemacht und Aufnahmen. [...] Wir halten noch vor Anker im Angesicht der Stadt Samara.“ Sterl an seine Frau aus Samara am 6. Mai 1912. 56 79) Ohne Titel (Schiffe auf der Wolga). Bleistiftzeichnung auf geripptem Bütten, mit Bleistift signiert, undatiert. 25 : 28 cm (Blattformat). Einheitlich gebräunt, leichte Altersspuren. 81) Lastträger. Lithographie auf Japanbütten, im Stein bezeichnet und datiert, mit Kohle signiert und datiert, 8.5.1912. 22,3 : 30,1 cm. Becker 65 (mit Abbildung auf S. 33) Am Rand mit Altersmängeln, sonst schön erhalten. Zum Thema siehe auch Nr. 61 82) Tartaren (verso verschiedene Studien mit Notizen). Bleistiftzeichnung auf Zeichenblockpapier, mit Bleistift monogrammiert und (von fremder Hand, Feldmann ?) betitelt, ohne Jahr. 24,5 : 19,8 cm. Sehr leicht gebräunt, verso Montierungsstreifen. Laut handschriftlicher Betitelung von Feldmann „Tataren“ bezeichnet. recto 83) Samara. Kreidezeichnung auf Zeichenblockpapier, mit Bleistift signiert, betitelt und datiert, 1912. 18,2 : 24,5 cm. Verso mit dem Nachlaß-Stempel und der Nummerierung B 875. Von Feldmann mit Bleistift handschriftlich betitelt „Gespann - Samara“. Die Skizze könnte dem Gemälde „Ladeplatz an der Wolga mit Schimmel“ als Vorlage gedient haben. 57 84) Tartarenfrauen - Zarizyn. Kreidezeichnung auf Zeichenblockpapier, mit Bleistift monogrammiert, betitelt und datiert, 1912. 13,5 : 18 cm auf 22,8 : 26,4 cm. Recto mit einer Studie sowie dem NachlaßStempel mit Nummerierung B 876 (verso leicht durchscheinend). Stellenweise leicht gebräunt. Literatur: Posse, Hans, Robert Sterl. Dresden 1929. S. 41 (mit Abbildung) Becker, Heinrich, Robert Sterl als Zeichner. Bielefeld 1952. S. 30 (Abbildung 23) Im Zuge der Wolgareise hielt sich Sterl am 11. Mai in Zarizyn (Wolgograd) auf. recto 85) Ohne Titel (Boote auf der Wolga). Bleistift auf festem Papier, mit Bleistift monogrammiert und datiert, 1912. 29,2 : 26 cm. Im ehemaligen PassepartoutAusschnitt leicht gebräunt, verso Montierungsspuren. 86) Sänger, Sarentzky. Bleistift auf festem Papier, mit Bleistift monogrammiert, betitelt, bezeichnet „Astrachan“ und datiert, 12.5.1912.12,5 : 17,2 cm (Blattformat). Wahrscheinlich handelt es sich um zwei Musiker aus Kussewitzky Orchester. 58 87) Astrachan (Verso Studie eines Persers? mit Farbnotizen). Bleistift auf Bütten, mit Bleistift monogrammiert, betitelt und datiert, 12.5.1912. 26 : 31,5 cm (Blattformat). Einheitlich leicht gebräunt, verso Montierungsstreifen. „In Astrachan wollen wir uns diesmal viel mehr ansehen, was ja auch schon deshalb geht, weil wir dort zwei Tage bleiben. Kirgisen, Kalmücken, Kaspisches Meer - auf die Inseln usw. Ich möchte nur sehr gerne etwas vom Hafen malen, von derselben Stelle, von der aus ich 1910 das Aquarell machte, das ich Kussewitzky geschenkt habe.“ (Sterl an seine Frau am 12.5.1912) recto 88) Auswanderer. Kreidelithographie auf gelblichem Papier, mit Bleistift signiert und datiert, im Stein bezeichnet „Astrachan“, monogrammiert und datiert, 13.5.1912. 21,2 : 22,5 cm auf 29 : 39,8 cm. Becker 67: „Gruppe stehender Frauen, Kinder auf dem Arm tragend. Großes Reisebündel vorn“. Gut erhalten. 59 89) Ohne Titel (Schiffzieher am Treidel). Bleistift auf dünnem Papier, mit Bleistift monogrammiert, datiert und mit „N. N.“ bezeichnet (für Nishnij Nowogorod), 25.5.1912. 12,5 : 21,2 cm auf 17,4 : 21,3 cm. Leicht gebräunt. „Künstlerisch kulminierte sein Russlanderlebnis im dem Werk >Schiffszieher an der Wolga< [...] Das Schiffsziehermotiv hatte er schon 1905 in den säsichischen Bomätschern berührt und die russischen Burlaki [Treidler] waren ihm bereits während seiner ersten Konzertreise 1908 aufgefallen.“ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 117) Schiffszieher an der Wolga. Öl auf Leinwand 1912. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister. Popova 916 90) Ohne Titel. (Zuhörer recto; verso Studien). Bleistift auf festem, angerauhtem Papier, recto mit Bleistift monogrammiert, datiert und mit „N.N.“ (für Nishnij Nowogorod) bezeichnet, 25.5.1912. 12,7 : 17,4 cm. Verso Montierungsstreifen. Am 18.5.1912 endete die Konzertreise in Nishnij Nowogorod. 60 91) Strauß Reger Berlioz. Weiße Pastellkreide über Bleistift auf grünlichem Papier, mit Bleistift betitelt und datiert, 9. I. 1914. 17,2 : 7 cm auf 19 : 14,4 cm. Verso Montierungsstreifen. Zu sehen ist das Porträt Ernst von Schuchs, den Sterl auf seinen späten Skizzen - den nahenden Tod des Freundes (10. Mai 1914) antizipierend - immer wieder mit morbiden Zügen darstellt. „Es scheint, daß die Anfang 1914 nachweisbare außerordentliche Fülle der Konzertbesuche und sein engagiertes gesellschaftliches Wirken zu einer größeren Verinnerlichung des musikalischen Erlebens beitrugen und seine künstlerische Intensität förderten. Das ,Bildnis des Generalmusikdirektors Ernst Edler von Schuch‘ der Dresdner Gemäldegalerie Neue Meister entstand in dieser Sphäre höchster Anspannung. Die Idee zu diesem Bild ist aber bereits im Zusammenhang mit den Studien zum ,Rosenkavalier‘ in einer Zeichnung von 1912 festgelegt worden. Noch präziser formulierte Sterl seine Vorstellung in einer Arbeitsstudie des Kopfes, deren Entstehungsdatum mit dem 9.1.1914 angegeben ist. In dieser weißgehöhten Zeichnung scheinen die bildnishaften Gesichtszüge unter dem weich streuenden Licht ihre Prägnanz zu verlieren und der Bildnischarakter zu Gunsten einer hohen Verallgemeinerung zurückgenommen. In dem anspruchsvollen Gemälde, das noch im Januar 1914 entstanden sein muß, wird dieser Eindruck noch verstärkt, verschimmern im weich fließenden Licht die Konturen und verlieren sich die Gesichtszüge des Dirigenten im weichen Schatten der Orchesterbeleuchtung.“ (Zimmermann, Horst, Das musikalische Thema bei Robert Sterl. In: Katalog der Ausstellung „Robert Sterl und die Musik“. Kulturforum Lüneburg 1994. S. 18 f.). „Nach den Eintragungen in seinem >Kalender für 1914 - Gut für die Tasche< besuchte Sterl allein im Januar 16 Konzerte, Liedertafel- und Tonkünstlerkonzerte sowie Opernaufführungen. Er skizzierte schon vormittags während der Proben im Theater. Er notierte auf dem Kalenderblatt vom 1. Januar 1914: >Am 2. Frau Siegel aus St. Petersburg war hier [...] 9. Akademie, Generalprobe, Gesellschaft bei Frau Wolf, Sinfoniekonzert, Strauß, Reger, Berlioz. 11. Ins Atelier. Mit Schuch fertig geworden (Konzert). Um 5 Uhr zu Emo, Tee mit Familie.< Mit dem erwähnten Bild ist dasjenige der Dresdner Gemäldegalerie gemeint. Das in Sterls Aufzählung in Klammern gesetzte Wort >Konzert< unterstreicht, dass Schuch als eine in Malerei umgesetzte vergeistigte Arbeit des Dirigenten verstanden werden muss, als ein Bildnis, in dessen Antlitz sich der Genius des sein Orchester mitreißenden Dirigenten in emotionaler Eindringlichkeit offenbart. „ (Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 144). 61 Russlandreise 1914 92) Kalmücken (Rest unleserlich). Aquarell über Bleistift auf bräunlichem Papier, mit Bleistift signiert, ohne Jahr (1914?). 20,5 : 15,5 cm auf 26,8 : 19,7 cm. Im ehemaligen Passepartoutausschnitt einheitlich gebräunt, an den Rändern kleinere Läsuren. Auf der Rückseite des Original-Passepartout der Sammlung Feldmann Marke mit Nachlaß-Stempel und die Nummerierung B 152. Am 28. April 1914 trat Sterl seine letzte Wolgareise an, die am 28. Mai endete. „Von Deck aus skizzierte er entlang des Südlaufs der Wolga und im Hafen von Astrachan besonders häufig orientalische Perser und die farbenfroh gekleideten Kalmücken in ihren Booten. Die Kalmücken oder Oiraten, wie sie sich selbst nennen, sind ein mongolisches Volk, das im frühen 17. Jahrhundert aus Stammsitzen in der Dsungarei ins Wolgagebiet einwanderte. Sie siedelten vor allem in der Kaspischen Senke und lebten noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Nomaden, in Flussnähe aber auch vom Fischfang.“ (Popova, Kristina, Bearb., Robert Sterl, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölskizzen. Dresden 2011. S. 74). „Musik auf der Wolga, die Konzertfahrten des befreundeten Dirigenten, sind der Hintergrund dieser russischen Reisen. Oscar Bie, einer der Begleiter der Konzertfahrt Kussewitzkys auf der Wolga von 1914, schildert in einer schönen Veröffentlichung der ,Wahlverwandten‘, die Sterl selbst mit 17 Lithographien illustriert hat (Musik auf der Wolga 1914, Leipzig 1920, 114) seine Erlebnisses mit dem Maler. >Drei Maler waren bei uns. Der Ungar Gerlizzi hatte die Fähigkeit, die vorübergleitende Landschaft mit wenigen Strichen und Farbandeutungen charakteristisch zu fassen. Kußnetzoff, einer der angesehensten Jungrussen, war elegant und modern pariserisch in der Aufnahme der Ufer, der Stadtblicke und der Stilleben unserer eigenen Gewohnheiten. Sterl aus Dresden pflegte seine Spezialität, die Hafenarbeiter, und machte zu ihrer Verherrlichung schon das drittemal diese Reise mit. Ein Meister seines Faches, den ich liebgewann um des ernsten und unermüdlichen Eifers willen, mit dem er seine Augen und seine Hand in den Dienst seiner Kunst stellte. [...] Sterl saß in aller Herrgottsfrühe für sich allein auf Deck und skizzierte die Träger und das Volk, Fischereien und Prozessionen, um es dann in seiner als Atelier eingerichteten Kabine zu Ende zu führen. Schließlich hing es am Promenadendeck zum Trocknen. [...] Die anhaltende Gewöhnung ließ uns Reize in den Dingen entdecken, die dem üblichen Reisenden verlorengehen. Sie lehrte uns das Persönliche, in langen Äußerungen Charaktergewordene dieser Natur und noch mehr dieser Menschen. Zuerst erscheinen sie dem Blick als massive bunte Materie, als Ethnologie, als Rußland, als Armut und Körperschwere. Dann schwindet diese Neugierde, wir sehen nicht mehr den Elenden, den Russen, den Typ des Trachtenmuseums, wir fassen dieses Hafengetriebe und Prozessionsgeschiebe in der wassergeschwängerten, in der staubfreien Luft von einem Stil aus, der alle malerischen Möglichkeiten einer Übersetzung in den Geist uns an die Hand gibt. Jetzt wird das Tragen zu einer monumentalen Geste, das Schiffsleben zu einem differenzierenden Milieu, die Tracht zu einem 62 Blitzen ungebrochener Farben, die Luft zu einer Instrumentation in wesentliche Klänge, Kirchenkuppeln und langgestreckte Häusermassen, Wolganatur und Segelatem, Priestergewänder, Sarafane, Kaftane, Chalats, Bohlen und Fässer und Säcke, alles eint sich zu einer Musik, in der der einzelne Gegenstand ins Sensitive rückt, die Akzente und Takte den Willen des malenden Regisseurs darstellen und die Bewegung zur Melodie der Arbeit, dieser großen Arbeit der Hände, Füße, Rücken, zur Kontur der treibenden Energie sich erhebt. So fand ich es in Sterls Bildern. Wundervoll abgestuft nach der Struktur jeder einzelnen Aufgabe. Es schien mir, daß er die malerische Anschauung der Wolgaphänomene präziser traf als mancher Russe. Vielleicht mußte dazu ein Fremder kommen, denn die Russen sehen malerisch aus ihrem Lande weit heraus<.“ (Posse, Hans, Robert Sterl. Dresden 1929. S. ,34 ff) „Diese vom leidenschaftlichen Erlebnis und der Begeisterung für die unendlich reiche farbige Erscheinungswelt Rußlands getriebene Malerei gehört zu den besten und persönlichsten Ergebnissen, die der deutsche Impressionismus gezeitigt hat. Wie die gleichzeitigen Steinbrecher- und Musikerbilder fügen sie der deutschen Malerei eine eigene Note hinzu. In den russischen Bildern hat Sterl erst recht die Grenzen einer Lokalschule überschritten und über ein Spezialistentum hinaus sich das Anrecht auf Geltung im europäischen Bereich der Malerei erworben.“ (Posse, Hans, Robert Sterl. Dresden 1929. S. 40) Die in dem Aquarell eingefangene Farbigkeit der Gewänder setzte Sterl 1920 in seinem Bild „Kalmückenboot auf der Wolga“ in Öl um (Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Popova 1087). 93.) Kasan. Kreidezeichnung auf festerem Papier, mit Kreide monogrammiert, betitelt und datiert, 6. Mai 1914. 16 : 17,3 cm auf 18,7 : 26,7 cm. Verso Marke mit Nachlaß-Stempel und die Nummerierung „B 137“. Im ehemaligen Passepartoutausschnitt leicht gebräunt, der obere Rand etwas unregelmäßig, verso Montierungsstreifen. „Jetzt geht alles glatt und wir werden diese Nacht nach dem Konzert nach Kasan fahren, wo ich auch etwas Gutes zu arbeiten hoffe, weil ich dort etwas bestimmtes weiß und machen will. Ich denke und wir alle hoffen das, dass wir mit jedem Tag mehr Wärme und Sonne bekommen, sodass ich draussen bleiben kann.“ (Sterl an seine Frau am 4.5.1914) 94) Ohne Titel (Pferdefuhrwerke an einer Stadtmauer in Russland). Bleistift auf Bütten, mit Bleistift monogrammiert, ohne Jahr. 17,5 : 23,5 cm auf 20,2 : 26 cm. Im ehemaligen Passepartoutausschnitt lichtrandig, der linke Rand etwas unregelmäßig, am oberen Rand ca. 5 mm langer, hinterlegter Einriß. Das Orchester gastierte am 8. Mai in Simbirsk. 95) Ohne Titel (In der Loge). Bleistift auf dünnem Skizzenbuchpapier, mit Bleistift bezeichnet „Samara“ und datiert, 9. Mai 1914. 10,3 : 17,5 cm auf 11,5 : 20 cm. Verso mit Montierungsstreifen (recto durchscheinend). 63 96) Ohne Titel (Zuhörerinnen). Bleistift auf dünnem Skizzenbuchpapier. 10 : 16,5 cm auf 11,5 : 20 cm. Verso mit Montierungsstreifen (recto durchscheinend). „Ja wenn ich nur an einigen Stellen länger zum Arbeiten bleiben könnte in meinem Leben. So muß ich mit dem ersten Eindruck wohl immer gleich wieder Abschied nehmen. Das Publikum bei den Conzerten ist, da diese Conzerte da noch nie gehört wurden, natürlich sehr verschieden alle aber sind von einer rührenden Inbrunst und einem so starken musikalischen Interesse und musikalischer Bildung, daß es erstaunlich ist, wie das alles so im ganzen Volke schlummert.“ (Sterl in einem Brief an seine Frau). 97) Astrachan (Perser; verso: Landschaftstudie mit Farbnotizen). Farbige Pastellkreide auf festerem Papier, mit Bleistift signiert, betitelt und datiert, 1914. 26,8 : 18,5 cm (Blattformat). An den Rändern etwas angestaubt, verso mit Montierungsstreifen. Das Orchester gastierte am 17. und 18. Mai in Astrachan. Vorliegende Pastelstudie diente als Vorlage für das Gemälde „Perser in Astrachan“ von 1914. „Eben habe ich mir einen anderen Dampfer angesehen und bin durch die 3te und 4te Klasse gegangen, die ganz, ganz unglückliche Eindrücke gibt. Das Volk, Russen Tataren u. Perser, Kalmücken, ist so kolossal großartig, dass einem der Atem stockt und man sich so erbärmlich als Maler vorkommt.“ (Brief an seine Frau vom 21. Mai 1914) 98) Ohne Titel (Lastenträger beladen die wartenden Pferdekutschen). Bleistift auf festem Papier, mit Bleistift monogrammiert, ohne Jahr. 12 : 17 cm auf 16,3 : 21,3 cm. Gebräunt, die linke obere Ecke mit Ausriss. Diese Studie könnte in Zusammenhang mit dem Gemälde „Lastträger auf Steg“ von 1914 (Privatbesitz München Popova 996) entstanden sein. 64 Erster Weltkrieg 99) Messe auf Strudelalpe b/ Monte Cristallo. Aquarell- und Deckfarben über Bleistift auf einer unbedruckten österreichischen Postkarte, mit Bleistift monogrammiert, datiert und betitelt, 16.9.1917. 14,2 : 9 cm. Sterl war von August bis Oktober 1917 Kriegsmaler an der Südfront in den Dolomiten. Die Strudelalpe ist eine Hochebene über der Geierwand und war im Ersten Weltkrieg Teil der österreichischen Befestigung an der Grenze zu Italien. „1917 ist Sterl beim Feldmarschall Conrad von Hötzendorf in Tirol. Damals entstehen Aquarelle und Zeichnungen. Für den Maler wird es in der Folge immer schwieriger, ins Kampfgelände zu gelangen.“ (Posse, Hans, Robert Sterl. Dresden 1929. S. 42) „Erneut also zog Sterl Ende August 1917 an die Front, aber diesmal als Maler, der eher Landschaft als Krieg malen wollte. Sein Reisepass vom 22. August 1917 enthält ein Visum des österreichisch-ungarischen Konsulats in Dresden für die Zeit vom 22. August bis 21. September. Am 28. August meldete er sich aus dem Hotel König von Ungarn in Wien, in dem er schon früher mit seiner Frau logiert hatte. Er besuchte als erstes die Akademie, wo er die im österreichischen Kriegsgebiet gemachten Bilder anderer Künstler besichtigte. Er erhielt während der vorgeschriebenen Kontakte mit militärischen Dienststellen seinen Einsatzplan mit militärischen Befehlspapieren und fuhr über Innsbruck nach Bozen, wo er sich beim Heeresgruppenkommando melden musste. [...] Am 15. war er wieder in Bozen und besuchte von hier aus Meran. >Habe eben eine Postkarte für den Prinzen Johann Georg gezeichnet [...] Ich gehe in 2 Tagen ins Ortlergebiet [...].< Über diese Tage gibt es von Georg Hirzel einen Bericht in seinem Bozener Tagebuch. >Dritter Kriegsherbst in Tirol, 1917< mit einer Widmung >Seinem lieben Professor Sterl zur Erinnerung an gemeinsame Wochen in Bozen und seiner weiteren schießenden Umgebung< vom 4. März 1918. Es heißt dort: >Meine erste große Freude war, mit Professor Sterl aus Dresden wieder zusammenzukommen. Schon im Sommer hatte ich ihm so viel von meinen Herbstfahrten in Tirol erzählt und ihn verlockt, zusammen mit mir einige Wochen im Kriegsgebiet zu wandern und zu sehen, dass er Malkasten, Staffelei und Papier eingepackt hatte und noch vor mir in Bozen angekommen war. [...] Schon vor meiner Ankunft war er an den Christallo-Stellungen gewesen, hatte viel Studien und Zeichnungen mitgebracht und fährt morgen für einige Tage ins Ortlergebiet. Nach seiner Rückkehr wollen wir dann beide irgendwohin hinausziehen.<“(Zimmermann, Horst, Robert Sterl. Leben und Werk in Briefen und Selbstzeugnissen. Dresden 2011. S. 198) 65 Die Steinbrecher „Diese Arbeitermotive, vor allem aus dem Steinbruch, haben Sterl seitdem durch Jahrzehnte beschäftigt. Sie haben ihn zuerst in der weiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. Der Furor des Erlebnisses vor der Natur, der Eindruck der bewegten Erscheinung im Licht, in zitternder Luft und vibrierender Farbe wird immer reiner ins fertige Bild zu retten gesucht. Die Grenzen zwischen der zugreifenden Studie vor der Natur, in der sich von Anfang an Sterls Entwicklung am deutlichsten abgespielt hat, und dem auf ihrer Grundlage mit Überlegung im Atelier vollendeten Bild verwischen sich. [...] Es sind rein persönliche Schöpfungen, die in der deutschen Malerei einzig dastehen, etwa wie gewisse vielfach abgewandte Themen Liebermanns. So starke und neue Erlebnisse Sterl seit der Hessenzeit bewegt haben, immer wieder hat ihn die Welt des Steinbruchs zur Beschäftigung mit diesen Motiven vollkraftvoller Bewegung in Licht und Farbe gezogen.“ (Posse, Hans. Robert Sterl. Dresden 1929. S. 28 f.) „Jahre später beschäftigten Sterl Steinbrecher, die im wahren Wortsinn Steinblöcke vom Fels abbrechen [...] indem sie ihre Brechstangen in vorbereitete Bohrlöcher stecken und unter Ausnutzung der Hebelgesetze in gemeinsamer Aktion den Block von der Wand zu trennen zu legen suchen. Diese Parallelität als Ausdruck des notwendig gemeinsamen Handelns fand in Zeichnung und Farbe, in Komposition und malerisch zupackendem Vortrag eine überzeugende Niederschrift in den Studien zu den Steinbrechern, die sich in den Museen Bautzen, Essen und Leipzig befinden. In beeindruckender Intensität umkreiste Sterl neben den Steinhebern und Transporteuren gerade diese Steinbrecher, um ihre nur bei größter Kraftanstrengung gemeinsamen Handelns erfolgreiche Arbeit künstlerisch überzeugend umzusetzen. In zahlreichen vorbereitenden Zeichnungen orientierte sich Sterl, Standort und Ansicht wechselnd, an den Haltungen der in einer Reihe arbeitenden Männer.“ (Zimmermann, Horst, Steinbrecher. In: Dalbajewa, Birgit und Gisbert Porstmann, Hrsg., Robert Sterl. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölskizzen. Dresden 2011. S. 63 ff). Steinbrecher. Öl auf Leinwand 1926. Popova 1130. Verbleib unbekannt. 100) Ohne Titel (Studien zu dem Gemälde „Steinbrecher“). Pastellkreide und Bleistift auf grünlichem Ingrespapier, mit Bleistift monogrammiert, undatiert. Ca. 27,6 : 42 cm (Blattformat). 66 101) Ohne Titel (Studie zu dem Gemälde „Steinbrecher“). Kohle und Bleistift auf festem Papier, mit Bleistift monogrammiert und datiert, 1. Nov. 1925.18,3 : 19 cm auf 24,6 : 22,5 cm. Der rechte Rand etwas unregelmäßig, kleine Fleckchen, verso Montierungsstreifen. 67 102) Ohne Titel (Studie zu dem Gemälde „Steinbrecher“). Pastellkreide und Bleistift auf grauem Ingrespapier, mit Kohle monogrammiert und datiert, 25. XII. (19)25. 17 : 17 cm auf 22,2 : 19,5 cm. Die Ränder etwas unregelmäßig, verso Montierungsstreifen. 68 103) Ohne Titel (Studie zu dem Gemälde „Steinbrecher“). Pastellkreide und Bleistift auf grünlichem Ingrespapier, mit Kohle monogrammiert und datiert, 1. I. 1926. 15,8 : 15,2 cm auf 19,7 : 20,5 cm. Die Arbeit besteht aus zwei zusammengeklebten Blättern. 69 104) Ohne Titel (Studie zu dem Gemälde „Steinbrecher“). Pastellkreide und Bleistift auf grünlichem Ingrespapier, mit Bleistift monogrammiert und datiert, 2. I. 1926. 24,5 : 30,5 cm (Blattformat). Am unteren Rand fleckig. „Die Steinbrecherei freilich ist ein mühsames, gesundheitsschädliches und gefahrvolles Gewerbe, mit einer Menge anhaftender Übel, die jedes leidlich veranlagte Menschenherz mindestens verstimmen müssen. Wie mancher sitzt in seinem warmen Heim, umfaßt von den edelsten Sandsteinfassaden, und hat keine Ahnung davon, daß an jedem dieser Steine ein Stückchen Lunge hängt, welches der Steinbrecher bei jeder Arbeit zusetzen mußte.“ (Theodor Gampe, Aus den Sandsteinbrüchen. In: Universum. Dresden 1894. Spalte 2260) 70 Unsere nächsten Katalogvorhaben (gerne merken wir Sie vor) Fernand Piet (1869 - Paris - 1942) Werke aus dem Nachlaß des Künstlers Fernand Piet wurde als Sohn vermögender Eltern am 26. August 1869 in Paris geboren. Nach Studienjahren, darunter 1885 bis 1887 im berühmten Atelier von Fernand Cormon, wo er van Gogh und Toulouse-Lautrec begegnete, sowie an der École des Beaux-Arts, wurde Piet 1893 freischaffender Maler. Seitdem stellte er jährlich in der „Société Nationale des Beaux-Arts“ aus. Neben Reisen ans Mittelmeer und Holland, zog es ihn regelmäßig in die Bretagne. Nachdem er auf der Weltausstellung in Paris 1900 eine Bronzemedaille erhielt, stellte er ab 1902 im „Salon des Indépendants“aus, in dessen Jury er 1905 aufgenommen wurde. 1910 wurde Piet mit den „Palmes Académiques“ ausgezeichnet, die Aufnahme in die „Légion d‘Honneur“ 1911 lehnte er ab. Nach Teilnahme am Ersten Weltkrieg konnte er erst 1921 wieder im „Salon des Indépendants“ ausstellen. Von 1925 bis 1935 beteiligte sich Piet an der Ausstellungen der „Société Nationale des Beaux-Arts“. Ab 1930 zog er sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück und verstarb schließlich am 24. Februar 1942 in seinem Pariser Atelier. Der Katalog stellt 25 Unikate vor, die aus dem Nachlaß des Künstlers in eine Münchner Privatsammlung gelangten. Kinder am Strand in der Bretagne. Gouache um 1900 La Robe noir. Öl auf Pappe 1894 Schlafender Akt mit schwarzen Strümpfen. Öl auf Pappe um 1895 71 Alice Sommer (Dresden 1898 - 1982 Rotthalmünster) Zeichnungen aus dem Nachlaß der Künstlerin Nur zehn Jahre (1917-1927) war Alice Sommer künstlerisch aktiv. Obwohl Sie als Meisterschülerin von Max Feldbauer an der Dresdner Akademie ein eigenes Atelier besaß und zahlreiche Auszeichnungen erhielt, entschied sie sich letztlich dennoch gegen eine Existenz als Malerin. Gleichwohl zeigen Ihre hinterlassenen Zeichnungen (die Gemälde wurden fast gänzlich beim Bombenangriff auf Dresden zerstört) eine enorme Ausdruckskraft und große Qualität, die sie in die Nähe von Otto Dix und Conrad Felixmüller bringt, denen sie an der Akademie und auf Ausstellungen begegnete. Der Katalog wird eine Auswahl von ca. 100 oft großformatigen Zeichnungen aus dem Nachlaß der Künstlerin vorstellen. 1 2 72 3 1. Bildbildnis Hans Nötzel. Kreide 1923 2. Drei Kinder aus der Nachbarschaft. Kreide 1923 3. Lesende Kinder auf einer Bank. Kreide 1927 Kunstkontor Dr. Doris Möllers e. K. Rosenplatz 8 48143 Münster Gemälde - Arbeiten auf Papier - Skulpturen der Klassischen Moderne Telefon: 0049 - (0)251 - 4841298 Fax: 0049 - (0)251 - 4841299 E-mail: [email protected] website: www.kunstkontor.com Öffnungszeiten: Mittwoch - Samstag 11 - 18 Uhr sowie nach Vereinbarung Expertisen Schätzungen Einrahmung Restaurierung Beratung Liefer- und Geschäftsbedingungen: Festbestellungen werden bevorzugt behandelt. Es besteht kein Lieferzwang. Dem Käufer steht grundsätzlich ein Widerrufsrecht nach § 361 BGB und § 3 FernAbsG zu. Der Widerruf muss keine Begründung enthalten und schriftlich oder nach Rücksendung der Ware innerhalb von zwei Wochen erfolgen. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Gerichtsstand für Vollkaufleute Münster (Westf.) Der Eigentumsvorbehalt bis zur vollständigen Bezahlung gilt gemäß § 455 BGB. Uns unbekannte Besteller beliefern wir gegen Vorausrechnung. 73
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