tz vom 31.12.2015 - Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort

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FC Bayern
Uli Hoeneß im tzInterview: Jetzt
attackiert er die AfD
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Aktualisiert: 31.12.16 - 10:57
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Uli Hoeneß beim Interview.
© Jantz
München - Uli Hoeneß spricht im
tz-Interview über RB Leipzig,
sein Comeback beim FC Bayern
München - und attackiert im
Hinblick auf die Bundestagswahl
2017 die AfD.
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FC Bayern München - Uli Hoeneß im tz-Interview: Jet
Bayern-Präsident über sein Jahr, Leipzig und Politik
AUTOR
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Für Uli Hoeneß geht ein Jahr zu Neige, das er in durchaus
positiver Erinnerung behalten dürfte. Nicht nur, dass dem 64Jährigen zu Beginn des Jahres von den Richtern eine
Halbstrafe für seine Steuervergehen gewährt wurde, Ende 2016
machte er zudem sein Versprechen an die Bayernfans („Das
war’s noch nicht!“) wahr und kehrte als Präsident des FC
Bayern an die Vereinsspitze zurück. Doch wie hat Hoeneß 2016
persönlich wahrgenommen? Welche Momente sind ihm in
Erinnerung geblieben? Und vor allem: Wie stellt er sich das
neue Jahr 2017 vor? All diese Fragen und mehr beantwortet der
alte und neue Präsident des Rekordmeisters im großen tzInterview zum Jahresende. Das Beste kommt eben doch immer
zum Schluss!
Herr Hoeneß, unsere tz-Jahresendausgabe steht unter dem
Motto „Das Beste zum Schluss“. Das hat sich Ihre Mannschaft
beim 3:0-Sieg über RB Leipzig wohl auch gedacht.
Hoeneß: Ja, das war natürlich unheimlich wichtig. Alle
Beteiligten wussten genau, wenn wir dieses Spiel nicht
gewonnen hätten – vor allem in dieser deutlichen und
dominanten Art und Weise – dann hätten wir keine ruhigen
Weihnachtsferien haben können. Hinter RB Leipzig in die
Winterpause zu gehen, wäre in der Öffentlichkeit nicht gut
angekommen.
Der Sieg hat also nicht nur für drei Punkte, sondern auch für
ein frohes und entspanntes Weihnachtsfest gesorgt?
Hoeneß: Absolut. Leipzig kam ja daher und hatte schon jetzt
vor, an der Vorherrschaft des FC Bayern zu kratzen. Ich glaube,
diesen Versuch haben wir in aller Deutlichkeit zurückgewiesen.
Es ist natürlich besonders schön gewesen, dass die
Mannschaft eines eindrucksvoll bewiesen hat: Wenn sie mit
dem Rücken zur Wand steht und es wirklich drauf ankommt, ist
sie in der Lage eine Schippe draufzulegen und Gas zu geben.
2016 war nicht nur für den FCB, sondern auch für Sie ein
bewegtes Jahr. Welcher Moment ist für Sie der bedeutendste
gewesen?
Hoeneß: Ich kann mich noch ganz genau erinnern, als ich im
Januar die Wahnsinnsnachricht von meinen Anwälten erhielt.
Sie teilten mir mit, dass die Richterin in Landsberg meine
Halbstrafe bestätigt hat. Das war für mich persönlich die
allerwichtigste Meldung in diesem Jahr. Denn nur diese
Entscheidung hat dazu geführt, dass ich mich im Herbst wieder
als Präsidentschaftskandidat des FC Bayern aufstellen konnte.
Wäre ich bis Oktober in Haft gewesen, hätte ich mich im
November kaum zur Wahl stellen können. So hatte ich von
März an viel Zeit, den Leuten zu zeigen, dass ich wieder zurück
bin und gesundheitlich und körperlich in der Lage bin, dieses
Amt erneut auszuüben. Und ich bin unseren Mitgliedern sehr
dankbar, dass sie mich in dieser überzeugenden Art gewählt
haben. Bei einem Ergebnis von 60 oder 70 Prozent wäre ich
sicher sehr nachdenklich geworden. Aber diese unglaubliche,
überwältigende Mehrheit hat mich unheimlich stolz gemacht.
War dieser Abend das Sahnehäubchen auf Ihren
persönlichen Jahresrückblick?
Hoeneß: Ohne unsere Mitglieder wäre ich zu dieser Wahl ja gar
nicht mehr angetreten. Hätten sie mich 2014 auf der
außerordentlichen Mitgliederversammlung nicht so gefeiert,
hätte ich mich in diesem Jahr gar nicht mehr zur Wahl
aufgestellt. Dieser Abend hat das Tor geöffnet für meine
erneute Bewerbung um das Präsidentenamt. Unsere Mitglieder
und ihr Zuspruch waren für mich die treibende Kraft, um noch
einmal zurückzukehren.
Uli Hoeneß: Es muss alles getan werden, um die
AfD-Politiker zu entlarven
In diesem Jahr hat sich auch außerhalb Münchens viel
ereignet: Durch die deutsche Politik geht ein Ruck, in Amerika
ist Donald Trump zum Präsidenten gewählt worden, der
Terror in Europa ist kurz vor Weihnachten endgültig in
unserem Land angekommen. Was stimmt Sie besonders
nachdenklich?
Hoeneß: Die große Überraschung in diesem Jahr ist für mich,
dass man Umfragen nicht mehr richtig trauen kann. Viele
Personen in der Politik, die sich nur ober ächlich mit der
Bevölkerung beschäftigen, wissen nicht, was die Menschen
wirklich denken. Nur diese Tatsache lässt den Schluss zu, dass
eine Partei wie die AfD überhaupt zu solchen Wahlerfolgen
kommen konnte. Eine Partei, die so tut, als würde sie den Finger
in die Wunde legen. Aus meiner Sicht haben sie bis heute
allerdings noch keine einzige Alternative aufgezeigt. Für mich
zählen ihre Politiker auch nur zu den Besserwissern, nicht den
Bessermachern. Ich bin der Meinung, dass alles getan werden
muss, um diese Leute zu entlarven.
Wer hat aus Ihrer Sicht die Kraft, dies zu tun?
Hoeneß: Die richtigen Politiker sind aufgerufen, sich mit den
Menschen, mit deren Sorgen und Nöten intensiver zu
beschäftigen. Sie müssen wissen, was die Menschen bewegt.
Und die Ursachen dafür sind einfacher zu untersuchen, wenn
man sie denn kennt.
2017 steht die Bundestagswahl an. Blicken Sie gespannt oder
mit Sorge in den Herbst?
Hoeneß: Selten war eine Bundestagswahl wichtiger als die
kommende, weil es eine richtungweisende wird. Es kommt sehr
darauf an, ob die etablierten Parteien wie die CDU/CSU, die
SPD oder auch die Grünen in der Lage sind, die Wähler
zurückzuholen, die sie in den vergangenen Landtagswahlen
verloren haben. Es ist sehr wichtig, dass wir in Europa keine
rechten Mehrheiten kriegen. Deswegen wünsche ich mir, dass
die etablierten Parteien die Bürger vernünftig vertreten.
Muss vielleicht auch mal ein Ruck durch die Bevölkerung
gehen, damit das Miteinander wieder stärker als das
Gegeneinander wird?
Hoeneß: Ich glaube sowieso, dass es einen Schwenk in der
Gesellschaft geben wird und die Werte wieder wichtiger werden.
Dass man zusammenrückt, dass Freundschaften und
Beziehungen wieder enger werden. Das Miteinander sollte nicht
daraus bestehen, stundenlang in sein Smartphone zu glotzen,
sich von irgendwelchen Schlagzeilen – die teilweise
unquali ziert dahergeschrieben werden – leiten zu lassen und
darüber zu reden. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen
ihre Smartphones mal weglegen und sich wieder miteinander
unterhalten. Dass sie die Probleme unserer Gesellschaft mit
ihrem Emp nden diskutieren und sich nicht von in ltrierten
Nachrichten lenken lassen.
Warum werden wichtige Werte einer Demokratie wie Freiheit,
Gerechtigkeit oder Toleranz immer unwichtiger in unserer
Gesellschaft?
Hoeneß: Weil viele Menschen sich nur noch über Schlagzeilen
informieren und dementsprechend ober ächlich diskutieren.
Die Gesellschaft kratzt sich heute zu oft nur an der Ober äche,
informiert sich in der Tiefe aber viel zu wenig, um eine eigene
Meinung zu gewissen Dingen zu haben.
Uli Hoeneß: Wir müssen es schaffen, die Angst
vor dem Terror wieder kleiner werden zu lassen
Ist das vielleicht der Hauptgrund, weshalb die politische Mitte
gefühlt immer kleiner wird und die Menschen immer näher an
den Rand rücken?
Hoeneß: Das ist ein Grund, glaube ich. Es hängt aber vor allem
mit der aktuellen Lage zusammen – nicht nur in Deutschland,
sondern in der ganzen Welt. Wir brauchen wieder mehr Frieden.
Wir müssen es schaffen, die Angst vor dem Terror wieder
kleiner werden zu lassen.
Wie ist das machbar?
Hoeneß: Ich sehe es zum Beispiel als großes Problem, dass wir
Deutschen Russland so extrem kritisieren und so
herabwürdigend zur Seite schieben. Mir ist durchaus bewusst,
dass in Russland nicht nur Wohltäter arbeiten und Samariter
beschäftigt sind, aber ich glaube, dass es klug wäre, sich
zusammen mit den Russen und Amerika den Problemen dieser
Welt anzunehmen. Wenn diese drei Mächte – Europa, Amerika
und Russland – zusammenarbeiten würden, wären viele
Probleme schnell lösbar. Tun sie es nicht, wird die derzeitige
Situation, die bedauerlicherweise ständig eskaliert, nicht besser
werden. Und gerade in Deutschland gibt es seit Jahren eine
große Anti-Russland-Stimmung, die ich für völlig falsch halte.
Glauben Sie, dass sich unsere Gesellschaft wieder in eine
andere Richtung bewegen würde, wenn auf der Welt Frieden
herrscht?
Hoeneß: Die Politik kann für den Frieden auf der Erde sorgen,
aber ob sich die Gesellschaft verändert, liegt an jedem
Einzelnen. Das kann eine Regierung nicht vorschreiben. Ich
glaube, wir alle müssen uns in unserem privaten Umfeld wieder
auf Dinge besinnen, die wichtig sind. Zuverlässigkeit beweisen,
Freundschaften p egen, Familien zusammenhalten,
Jugendlichen eine gute Zukunft bieten - das sind Aufgaben, die
wir selbst von uns einfordern müssen. Und um nachhaltig
etwas zu verbessern, muss man bei der Kindererziehung
anfangen. Sich Zeit für die Kleinen nehmen, statt sie in die Kita
zu bringen, wenn es nicht sein muss. Kindererziehung ist
Fronarbeit, keine Frage. Aber das ist trotzdem eine Aufgabe, die
ich sehr wichtig nde – auch wenn damit manchmal der
Verlust auf andere schöne Dinge im Leben mit einhergeht.
Uli Hoeneß: „Leute, die miteinander reden, führen
keine Kriege“
Wie viel Verantwortung kann gerade bei der Entwicklung von
jungen Menschen ein Verein wie der FC Bayern übernehmen?
Vor allem was Werte, Integration oder Perspektiven angeht...
Hoeneß: Das kann der Fußball nicht leisten. Er kann
Hilfestellungen geben, zum Beispiel bei der
Völkerverständigung, indem er völlig unpolitisch Menschen
verschiedenster Nationen zusammenbringt. Die EM in
Frankreich war dafür ein tolles Beispiel. Die Menschen haben
zusammen gefeiert, miteinander gesprochen und füreinander
Verständnis aufgebracht. Dadurch sind eine Menge
Freundschaften entstanden. Ich sage immer: Leute, die
miteinander reden, führen keine Kriege.
Was möchten Sie in Ihrer neuen Amtszeit leisten? Reizt Sie
eine Aufgabe noch besonders?
Hoeneß: Ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Ich habe
keine spektakulären Projekte im Kopf, um mich anschließend
dafür feiern zu lassen. Ich möchte der Patron dieses Vereins
und ein Präsident für alle sein. Ich möchte für die Fans da sein,
ihre Sorgen ernst nehmen und ansprechbar sein – deshalb
werde ich auch die Präsidentengespräche wieder einführen. So
haben die Mitglieder die Möglichkeit, mir ihre Probleme
persönlich darzulegen. Und ich werde auch den Spielern in
Erinnerung rufen, dass wir unsere tägliche Arbeit für die Fans
tun, denen wir dienen müssen. Den Mitgliedern gehört der
Verein, den Zuschauern unsere Gunst.
Das klingt simpel, ist aber in den Zeiten der Globalisierung
gerade für einen Verein wie den FCB gar nicht so einfach...
Hoeneß: Trotz der Globalisierung dürfen wir nicht vergessen,
wo wir herkommen. Diesen schwierigen Spagat gilt es zu
meistern. Unsere Wurzeln liegen in Waldkraiburg, Deggendorf
und Freyung.
2017 geht es für Sie beim FC Bayern neben Titeln dann vor
allem darum, die Vereinskultur und das
Zusammengehörigkeitsgefühl wieder zu bestärken?
Hoeneß: Wir sind ja nicht nur für das Tagesgeschäft dieses
Vereins verantwortlich. Ich werde jetzt 65 Jahre alt, Karl-Heinz
(Rummenigge, Anm. d. Red.) ist 61 - unsere wichtigste Aufgabe
ist es, den Verein personell in die Zukunft zu führen. Nicht nur
im Spielerbereich, sondern auch in der Führungsetage. Wir
müssen den Verein t für die Zukunft machen, da gilt es in den
nächsten Jahren gut überlegte Entscheidungen zu treffen. Wir
müssen die Generation heranführen, die unseren Verein in den
nächsten 15-20 Jahren führt.
Interview: Sven Westerschulze
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