Reformations-Radtour „95 Thesen-Tour“ START Anreise: 31. 10. 2017, ab Berliner Dom bis Wittenberg, weitere Start-Orte möglich siehe Ausschreibung START „95 Thesen-Tour“ 1. 11. 2017, Treffpunkt: Schlosskirche Lutherstadt Wittenberg, Abfahrt 9:15 Uhr, Anmeldung, vorerst telefonisch 03378-800966 Ziel: Schloss Moritzburg, Halle/Saale, Strecke: Radwege und Nebenstraßen in Anlehnung an die öffentliche Verbindung beider Städte Länge: ca. 90 km, Pausen: Gräfenhainichen und historisch-Bitterfeld Ausschreibung, über [email protected] anfordern Und warum das Ganze? Professor Dr. Martin Luther schickte eine „Dienstaufsichts“-Beschwerde (Brief vom 1.11.1517) von seinem Dienstort – Wittenberg – an seinen Dienstherren nach Halle. Dienstherr Albert war unter vielem anderen „… Erzbischof der Kirchen zu Magdeburg und Mainz, Primas, Markgraf zu Brandenburg usw., …“ (aus der langen Anrede Luthers im Brief an Albert) und als Kurfürst und Erzkanzler höchster Würdenträger des Heiligen Römischen Reiches, Deutscher Nation, die höchstmögliche Beschwerdestelle über die Ablasszustände seines ihm – Albert – direkt untergebenen Johann Tetzel. Dieser Akt war der Hintergrund für vielfältige Entwicklungen in der Folgezeit. Das Büro Albrechts auf Schloss Moritzburg in Halle leitete den Brief an den Chef zu dessen damaligem aktuellem Arbeitsort, nach Calbe/Saale, weiter. Hier wurde er am 17. 11. 1517 geöffnet. Albrecht machte das, was ihm später im 20. Jahrhundert nachgemacht wurde: Wenn Du nicht mehr weiterweißt, gründe einen Arbeitskreis. Das Ergebnis hat er aber nicht abgewartet. Er schickte Papst Leo X. schon am 13.12.1517 schnell eine Nachricht mit - Professor Martin Luthers Brief und - 95 Thesen, die M. L. in seinem Brief nur als Überschrift‘s-Notiz erwähnt hat. Fortsetzung Seite 2 Den Siegelring mit diesem Wappen übergab Prinz Friedrich von Sachsen persönlich M. L. Wann: 1530, zur Zeit des Reichstages in Augsburg Wo: Veste Coburg, zeitweiliger Aufenthaltsort von M. L. zur Zeit des Reichstages in Augsburg Fortsetzung von Seite 1 Die Aktualisierung der Auslegung der Glaubensgrundsätze durch M. L. in seinen Thesen wurde von Bürgern und Priestern in Sachsen sehr positiv bewertet und schnell im Reich verbreitet. Ihre Anwendung nahm enorme Fahrt auf – geduldet, gebremst und beschleunigt durch Kirchenfürsten und weltliche Herrscher, durch Befürworter wie Gegner. Damals, 1517, am Arbeitsort in Sachsen, regte M. L. die Erneuerung der christlichen Kirche an. Die im Brief des Augustiner Professors Dr. Martin Luther genannten 95 Thesen, in kleiner Auflage unter Freunden verteilt, aber wohl nicht an die Kirchentür der Schlosskirche angeschlagen, haben eine Vorbemerkung: „Aus Liebe zur Wahrheit und in dem Bestreben, sie ans Licht zu bringen, soll in Wittenberg über nachfolgende Sätze disputiert werden, …“ Beispiele: These 32. Es werden samt ihren Lehrern in Ewigkeit verdammt sein, die da glauben, durch Ablaßbriefe ihres Heils gewiß zu sein. These 51. Man lehre die Christen, dass der Papst ebenso bereit wie verpflichtet ist, sogar den Dom St. Peter zu verkaufen, um von seinem Gelde den vielen zu geben, die jetzt in großer Zahl durch gewisse Ablaßprediger um das Ihre gebracht werden. Persönliche Notizen über eine öffentliche Disputation in Wittenberg sind nicht bekannt. Sehr schnell aber wurden die 95 Thesen durch Dritte, insbesondere mit Hilfe der 1450 erfundenen Druckerpresse, verbreitet. Die Antwort des Papstes auf Albrechts Post (vom 13.12.1517, Brief + 95 Thesen) erfolgt im Sommer 1518. Papst Leo X eröffnet gegen Martin Luther den römischen Prozess (M. L. soll widerrufen oder er wird exkommuniziert). Fortsetzung Seite 3 Porträt des Papstes Leo X. (aus dem in Florenz damals schon seit 100 Jahren dominierenden Geschlecht der Medici; dank ihrer Bank für Päpste sowie Kaiser und Könige Europas) mit den Kardinälen Giulio de’ Medici, dem späteren Clemens VII. und Luigi de’ Rossi, Gemälde von Raffael, um 1518–1519, Florenz, Uffizien, gemeinfrei Öl auf Holz, 154 x 119 cm Er verurteilte in der Bulle Exsurge Domine vom 15. Juni 1520 insgesamt 41 Schriften Luthers und exkommunizierte ihn am 3. Januar 1521 mit der Bulle Decet Romanum Pontificem; Fortsetzung Seite 3 Fortsetzung von Seite 2 Die Prozessdurchführung mit dem Verhör erfolgen mit Zustimmung des Papstes ausnahmsweise in Augsburg, durch dessen Beauftragten Cajetan. Am 13. Oktober 1518 erklärte Luther in einer feierlichen protestatio, er sei in Übereinstimmung mit der Heiligen Römischen Kirche und könne nicht widerrufen, bevor er nicht davon überzeugt worden sei, dass er irre. Am 22. Oktober betonte er wiederum, dass sein Denken und Lehren sich innerhalb des Rahmens der Lehre der Römischen Kirche bewege. Es folgte die Leipziger Disputation im Sommer 1519. Danach ist wegen der Kaiserwahl Pause. Man befürchtete Störungen durch aufgebrachte Volksschichten, wenn Friedrich III., Kurfürst und Herzog von Sachsen, im Auftrag des Papstes gegen M. L. vorgeht. Außerdem: Der Papst und die französische Seite hätten gern Friedrich III. zum Kaiser gewählt. Dieser verzichtete auf die Kandidatur und bastelte/organisierte (später als „der Weise“ bezeichnet) einen „Maulkorb“ für den neuen Kaiser. Er erreichte sein Ziel – Stärkung der Reichsstädte und der deutschen Territorialfürsten –, bis Napoleon dieser Kleinstaaterei 300 Jahre später für 8 Jahre ein Ende setzte. Doch erst unter Bismarck wurde des Kurfürsten und Herzogs von Sachsen Vermächtnis überwunden – mit großen Zugeständnissen an das bayrische Königshaus, die noch heute wirken. Der junge Karl (Bernard van Orley) Friedrich der Weise, 1500, Albrecht Dürer Die Wiederaufnahme des Prozesses gegen M. L. erfolgte nach der Kaiserwahl 1519 durch Papst Leo X. im Sommer des Folgejahres. Am 15. Juni 1520 unterschreibt und siegelt der Papst die Bannandrohungsbulle gegen Martin Luther, die M. L. im Oktober 1520 erreicht. Am 10. Dezember 1520 verbrennt M. L. die Bannandrohungsbulle in Wittenberg gemeinsam mit den Vorschriften zum Kanonischen Recht. Damit distanzierte er sich von dem herrschenden Kirchenrecht. Als Antwort verhängte Papst Leo X. am 3. Januar 1521 den Kirchenbann. Fortsetzung Seite 4 Fortsetzung von Seite 3 Die Disputation wurde von „oben“ nach 4 Jahren Vorbereitung – s. o. – mit ansteigender Intensität und Härte auf dem Reichsparteitag in Worms am 17. und 18. April 1521 nachgeholt. http://www.grin.com/de/e-book/82863/martin-luther-und-die-bannandrohungsbulle-des-papstes-leo-x-von-1520 Der Kaiser leitete diese Disputation in kleiner Runde zum Abschluss des Reichsparteitages höchstpersönlich. M. L. nahm sich das Recht und redete aus innerster Überzeugung vor den wenigen verbliebenen Mitgliedern des Reichstages. In einem Nebengebäude war man zum Tagungsende zusammengekommen. Dem frisch gewählten 21-jährigen Karl V. drang M. L.´ s brillante Sprache eher nicht ins Gewissen. Der Habsburger Kaiser aus den Niederlanden verstand kaum Deutsch. „…weil ich meinem lieben Deutschland den Dienst nicht versagen wollte, den ich ihm schuldig bin.“ Es wurde ein flammender Appell dafür, dass sich noch mehr Fürsten dem erneuerten christlichen Glauben anschließen möchten. „… Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es offenkundig ist, daß sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun. Gott helfe mir, Amen." Luther auf dem Reichstag zu Worms. Kolorierter Holzschnitt von 1557 Der Text im Bild ist in Luthers Verteidigungsrede so nicht überliefert. Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=552816 Fortsetzung Seite 5 Fortsetzung von Seite 4 Dieser Rede auf dem Reichstag in Worms gingen seine Schriften 1520 voraus, die M. L. zurücknehmen sollte, insbesondere: - Von der Freiheit eines Christenmenschen (30 Thesen-Denkschrift Martin Luthers an dem Bürgermeister der Stadt Zwickau) - An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung mit den „4-Thesen“ - Bildung für alle - Zölibat und Kirchenstaat abschaffen - Zinnsnehmen einschränken - mit geregelter Armenführsorge das Betteln überwinden - Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche Ablehnung der Sakramentslehre in der damaligen Form Foto(versuch) vom Lutherdenkmal in Worms auf der 25. Radwanderung, Basel – Bonn 2012 Friedrich III., Kurfürst und Herzog von Sachsen, später als „der Weise“ bezeichnet Rechts: Professor Dr. Martin Luther Auf dem Sockel die Wappen der Unterzeichner der Augsburger Konfession von 1530: Kursachsen, Anhalt und Brandenburg, Nürnberg und Reutlingen, Hessen und Braunschweig – Lüneburg Unterhalb der Basreliefs läuft ein Schriftband um den unteren Würfel: "Begonnen 1856, vollendet 1868. Entworfen und zum Theil ausgeführt von E. Rietschel. Gegossen und ciselirt zu Lauchenhammer. Die Architectur gezeichnet von H. Nicolai" Es gilt als weltweit größtes Reformationsdenkmal, neben dem internationalen Reformationsdenkmal in Genf, das 1909-1917 errichtet wurde; u. a. mit der Figur des französischen König Heinrich IV. der am 13. April 1598 das Toleranzedikt von Nantes unterzeichnet, siehe Heinrich Mann, „Heinrich IV“, Gegenstand einer SchülerBuchbesprechung, 10 Klasse 1958, Besuch des Denkmals anlässlich einer Alpen Radwanderung Zürich – Genf 2010 Fortsetzung Seite 6 Fortsetzung von Seite 5 Mit dem https://de.wikipedia.org/wiki/Wormser_Edikt verhängte Karl V. vor den wenigen verbliebenen Reichstagsmitgliedern am 8. Mai 1521 über Martin Luther die Reichsacht. Damit wurde Bauern wie Bürgern, Kaufleuten wie Königen, die Lektüre und Verbreitung seiner Schriften verboten. Luther selbst sollte von jedermann, der seiner habhaft werden konnte, an Rom ausgeliefert werden, und es war verboten, ihn zu beherbergen. Da war aber M. L. schon von dem mächtigen Nutznießer seiner angestrebten Kirchenerneuerung aus Sachsen zu einem „Sicherheits- und Forschungsaufenthalt“ auf die Wartburg (1521/22) gebracht worden. Er übersetzte dort in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche – die wichtigste Veröffentlichung von M. L., die zur Grundlage der deutschen Schriftsprache wurde. http://www.luther.de/leben/wartburg.html Obwohl Friedrich III., Kurfürst und Herzog von Sachsen, von Historikern gern „der Weise“ genannt, M. L. nie empfangen hat und erst auf dem Sterbebrett am 5.5.1525 mit protestantischen Segen verabschiedet wurde, zählte er zu den bedeutendsten Unterstützern von M. L. Lutherstube auf der Wartburg, aus https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Luther Martin-Luther-1526.jpg Ergebnisse von M. L.´ s Engagement: Es entstand ein dem Volk verständliches Glaubensmanifest mit einheitlicher deutscher Schriftsprache. Luthers Aufruf https://de.wikipedia.org/wiki/Wider_die_ Mordischen_und_Reubischen_Rotten_ der_Bawren führte zur beschleunigten Niederschlagung der Bauernaufstände. Die Entwicklung nach Luther führte dann in Europa u. a. - zur weltweiten Differenzierung des christlichen Glaubens, - zum quasi Glaubenskrieg „30-jähriger Krieg“, … und brachte 500 Jahre Hoffnung, - dass mit christlichem Gedankengut, - gepaart mit aktivem christlichem Leben und - verbunden mit Martin Luthers christlichen Anregungen unser Leben und das nachfolgender Generationen umfassend friedlicher werden kann. Ist die von Professor Dr. Martin Luther angestrebte Erneuerung der christlichen Kirche z. B. mit seinen „4-Thesen“ - Bildung für alle - Zölibat und Kirchenstaat abschaffen - Zinnsnehmen einschränken - mit geregelter Armenführsorge das Betteln überwinden zufriedenstellend? Aus vielen Ecken des Internets zusammengestellt. Wer Nutzungs-Vorbehalte gegen Text / Fotos hat möge sich bitte schnellstmöglich melden, dass ich schnell reagieren kann: Brandenburgisches Wanderzentrum „Theodor Fontane“ Vorsitzender: Peter Scheunemann, Dachsweg 45, 14974 Ludwigsfelde 03378-800966 [email protected] www.itf-radreisen.de
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