Naturforschung, Naturschutz und Umweltbildung

Michael Geiger- Hans-Wolfgang Helb (Hrsg .)
Naturforschung, Naturschutz
und Umweltbildung
Bilder des Umschlages:
Gelbwürfeliger Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon) Foto: 0. Röller
Gottesanbeterin (Mantis religiosa ) Foto: 0. Röller
Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) Foto: 0 . Röller
Graues Langohr (Piecotus austriacus) Foto: 0. Röller
Teufelstisch bei Hinterweidenthai Foto: M . Geiger
Exkursionsgruppe am Grünstadter Berg Foto: M. Geiger
Grünspecht (Picus viridis) Foto: R. Rößner
Hauhechel-Bläu ling (Po/yommatus icarus) Foto: 0. Röller
Förderung:
Gedruckt mit dankenswerter finan zieller Unterstützung des Ministeriums
für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, Landesregierung Rheinland-Pfalz, Mainz
Herausgeber, Schriftleiter und Autoren erhalten kein Honorar. Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren verantwortlich . Aus Gründen der Vereinheitlichung des Gesamtwerkes haben Herausgeber und Schriftleiter die Beiträge formal bearbeitet.
Impressum
Eigenverlag der POLLICHIA, Verein für Naturforschung und Landespflege e. V.
Haus der Artenvielfalt, Erfurter Straße 7, 67433 Neustadt!Wstr.
978-3-925754-63-1
ISBN:
Erscheinungsort:
Neustadt!Wstr. 2015
Layout und Gestaltung :
· Michael Geiger, Thomas Maier, Kerstin Sturm
Druck und Gesamtherstellung: Maier-Druck, Lingenfeld www.maierdruck.de
Vertrieb:
Rechte:
Eigenverlag der POLLICHIA
©Al le Rechte einschließlich der fotomechanischen und
elektronischen Wiedergabe des auszugsweisen Nachdrucks
sind dem Eigenverlag der POLLICHIA vorbehalten.
Die POLLICHIA
Die Sammlungen
Frank Wieland
6.02 Die zoologischen Sammlungen
Einblick in einen
Kasten der POLLICHIA-Käfersamm lung
im Pfa lzmuseum . ln
wissenschaftlichen
Sammlungen sind die
Tiere meist systematisch
geordnet und werden
eng und platzsparend
gesteckt.
Seit 175 Jahren tragen die POLLICHIA-Mitglieder ihre
zoologischen, botanischen und geowissenschaftliehen
Sammlungen zusammen und bilden so eine der wichtigsten Grundlagen für die Erforschung der vergangenen und
gegenwärtigen Vielfalt und den Naturschutz in der Pfalz.
Während die zoologischen und botanischen Sammlungen
im Pfalzmuseum in Bad Dürkheim untergebracht sind, liegen
Pflege und Bearbeitung der geologischen, mineralogischen
und paläontologischen Teile der Sammlungen in Händen der
Kollegen am Urweltmuseum GEOSKOP auf der Burg Lichtenberg bei Kusel.
Die zoologischen Sammlungen der POLLICHIA im Pfalzmuseum für Naturkunde umfassen nach derzeitigem Kenntnisstand etwa 205.000 Exemplare. Den weitaus größten
Anteil daran haben die Insekten mit rund 180.000 Belegen .
Dabei stehen die Schmetterlinge mit nahezu 130.000 lndi-
viduen an erster Stelle, die Käfer und die übrigen Insektengruppen machen immerhin etwa 50.000 Exemplare aus.
Spinnen, Krebse und andere wirbellose Tiergruppen sind mit
etwas über 500 Exemplaren vertreten. Auch die Weichtiere
stellen mit rund 19.000 Belegen einen beachtlichen Teil der
Sammlungen . Die Wirbeltiersammlung umfasst rund 3.600
Objekte, von denen die Vögel den Großteil ausmachen und
überwiegend als Ausstellungspräparate aufgestellt sind . Die
Vogeleiersammlung ist ebenfalls beachtlich und umfasst
mehrere tausend Eier.
Die Sammlungen wachsen langsam aber stetig weiter.
Beispielsweise werden häufig Totfunde von Vögeln und Säugern im Museum abgegeben. Auch die Insektensammlungen gewinnen an Umfang, unter anderem durch Schenkungen und Nachlässe.
Wie aus den genannten Zahlen deutlich wird, bilden
die Schmetterlinge das Herzstück der zoologischen Sammlungen. Einige Sammlungen stechen heraus, sei es durch
ihren Umfang (z. B. die Sammlungen Jöst oder Boszkus)
oder weil zu nahezu jedem Schmetterling auch die zugehörige Raupe präpariert wurde (z. B. die Sammlung Griebe!) (van Gyseghem 1983). in der Schmetterlingssammlung
befinden sich viele Schätze, darunter auch Arten, die mittlerweile in Rheinland-Pfalz ausgestorben sind . Hierzu zählt
der Eschen-Scheckenfalter Euphydryas maturna, dessen
mitteleuropäische Vorkommen stark zurückgegangen sind.
Zuletzt wurde er in Rheinland-Pfalz 1939 von Jöst in der Gegend um Speyer gesammelt. ln den POLLICHIA-Sammlungen sind solche Belege archiviert und werden für kommende
Generationen bewahrt.
Auch die Vogelsammlung birgt kleine Wunder. Im Jahr
1911 brütete im Kreis Bad Dürkheim auf dem Drachenfels
noch der Schlangenadler (Zumstein 1911; Groh 1966). Die
Vögel wurden - aus heutiger Perspektive unvorstellbar abgeschossen und befinden sich heute noch immer in der
POLLICHIA-Sammlung. Zwar ist die Art in ihren Brut- und
Überwinterungsgebieten in Eurasien, Afrika und Indien noch
weit verbreitet, bei dem Pärchen vom Drachenfels handelte es sich jedoch um den letzten Brutnachweis des Schlangenadlers für die Bundesrepublik Deutschland (Gettmann I
John 1990).
Das größte Präparat der Säugetiersammlung ist der Eisbär, der im Rahmen der Antarktisausstellung im Jahr 2012
Teil der Sammlung wurde. Als weitere große Raubtiere zieren Wolf und Luchs die Sammlungen und bekommen ihren
festen Platz in der neuen Dauerausstellung .
Ein kleinerer Räuber, der Marderhund, sieht dem zu den
Kleinbären zählenden Waschbären ähnlich, ist jedoch ein
echter Wildhund . Heimisch ist er in Teilen Sibiriens, Chinas und in Japan . Ende des 19. Jh. wurde der Marderhund
westlich des Urals zur Nutzung seines Pelzes ausgesetzt und
begann seine Ausbreitung gen Westen. Um 1960 erreichte
der Marderhund Deutschland . Zwar gab es mehrfach Sichtungen in Rheinland-Pfalz, doch fehlte lange ein handfester Nachweis für seine Existenz. Im Jahr 2003 wurde dem
Pfalzmuseum der Schädel eines Marderhundes als Beleg
überreicht. Das Tier wurde bereits 1983 erlegt und dokumentiert. Damit liegt der Beweis vor- der Exot ist vor über
30 Jahren hier angekommen .
Neben dem des Marderhundes beherbergt die Sammlung des Pfalzmuseums noch die Schädel zahlreicher weiterer Wirbeltiere . Auch vollständige Skelette sind vertreten,
beispielsweise von Ziege, Ente, Wasserfrosch und Maulwurf.
An der Schädelsammlung haben die Vögel den größten Anteil . Stoßgeschützt, staubfrei und sicher in Kunststoffbehältern eingeschlossen, sind die meisten von ihnen in einem
Schubladenschrank untergebracht.
Die Sammlung der Säugetierschädel umfasst unter den
Katzen neben der Hauskatze auch Wildkatze und Luchs
sowie Löwe, Puma und Jaguar. Die Bären werden von
Schwarz-, Lippen- und Eisbär vertreten . Fuchs, Wolf und
Goldschakal seien stellvertretend für die Hunde genannt.
Auch die kleinsten Räuber sind dabei: Die Schädel einiger
Fledermäuse und Spitzmäuse sind kleiner als ein Fingerglied. Unter den Huftieren sind beispielsweise die Schädel
von Schaf, Reh und Pferd in der Sammlung zu finden. Biber,
Nutria, Mäuse, Hasen, Feldhamster und andere repräsentieren die Nagetiere. Zu den ausgefalleneren Stücken ohne
direkten Pfalzbezug zählen beispielsweise die Schädel von
Seehund, Tümmler und Schimpanse.
Die POLLICHIA-Sammlungen beherbergen auch eine
umfangreiche Eiersammlung zumeist einheimischer Vögel.
Wanderfalke, Uhu, Storch und Wasseramsel - all ihre Eier
lagern bruchsicher verpackt in Kunststoffdosen in Schränken und Regalen des Vogelmagazins . Auch die Eier vieler
Seevögel wie Lummen oder Möwen sind in der wissenschaftlichen Sammlung vertreten . Ebenso finden sich die
Gelege einiger exotischer Arten, beispielsweise das grüne
Ei des australischen Emu . Landschildkröteneier sind erst auf
den zweiten Blick von denen der Vögel zu unterscheiden .
Auch sie findet man in der Sammlung .
Unter dem Dach des Museums erwartet das Raritätenkabinett die Museumsgäste (Bild Seite 194). Hier kann
man noch den Geist der Kuriositätenkabinette des 18. und
19. Jh . verspüren . Im Raritätenkabinett sind exotische Präparate untergebracht, die meist keinen unmittelbaren Bezug zur Natur in der Pfalz haben . Es sind Stücke, die zum
Teil einst den Status von Prunkstücken der Sammler innehatten, Schätze, die aus der gesamten Weit zusammengetragen wurden . An der Rückwand des Raumes etwa prangt
das drei bis vier Meter lange Skelett eines Tigerpython, darüber durchmisst die Stirnwand des Raumes die Haut eines
beinahe doppelt so langen Felsenpythons. Auch Krokodil,
Schwertfisch und Pfau fehlen nicht.
ln den historischen Vitrinen kann der Besucher Emu,
Paradiesvögel, Gürteltiere, Haigebisse und exotische Schneckengehäuse bewundern . Auch die Schädel von Nilpferd
und Giraffe sind ein eindrucksvoller Anblick, ganz zu
schweigen von den präparierten Köpfen von Eich und Bison. ln diesem Raum sind auch zwei Neptunsbecher zu bewundern- bis zu eineinhalb Meter hohe Riesenschwämme
in Kelchform.
Literatur:
VAN GvsEGHEM, R. (1983): Schmetterlinge der Pfalz. Die Beleg- und
Schausammlungen im Pfalzmuseum für Naturkunde (POLLICHIA-Museum) in Bad Dürkheim.- Mitt. POLLICHIA 71: 123-130.
GmMANN, W. I JoHN, V. (Red .-1990): Pfal zmuseum für Naturkunde,
Bad Dürkheim . - Museen in Rheinland-Pfalz 4, Speyer, 136 S.
GRoH, G. (1966): Pfälzische Belegstücke in der Vogel sammlung der
POLLICHIA.- Mitt. POLLICHIA 3 (13): 83-96 .
Zu MSTEIN, F. (1911): Der Schlangenadler als Brutvogel bei Bad Dürkheim.- Pfälzische Heimatkunde 7: 181-183.
Der EschenScheckenfalter oder
Maivogel Euphydryas
maturna ist in Rheinland-Pfalz ausgestorben. Die letzten
Nachweise stammen
von Jöst, der 1939
noch ein Exemplar
bei Speyer fing.
Der erste
Nachweis des
Marderhundes in Rheinland-Pfalz.
Das Tier wu rde bereits
1983 erlegt, der Schädel
wurde dem Pfalzmuseum 2003 übergeben.