Klare Verhältnisse

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AKTION
Sonnabend/Sonntag, 31. Dezember 2016/1. Januar 2017, Nr. 306
junge Welt
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Klare Verhältnisse
Gegenkultur
Teil 2: Genossenschaft LPG junge Welt e. G. stellt 2016 Verlag
8. Mai GmbH auf stabile Grundlage. Von Dietmar Koschmieder
E
ine wichtige Voraussetzung für
die weitere Existenz der Tageszeitung junge Welt konnte im
Jahr 2016 geschaffen werden: Die Genossenschaft LPG junge Welt e. G. hat
Beschlüsse umgesetzt und die Verlag
8. Mai GmbH, in der die junge Welt erscheint, auf stabile Grundlagen gestellt.
Am 5. April 1995 schien es soweit:
Die Tageszeitung junge Welt sollte
eingestellt werden, der damals herausgebende Verlag in den Konkurs
geschickt. Aber wenige Tage später
übernahm der neugegründete Verlag 8. Mai GmbH die Geschäfte und
brachte die junge Welt weiter heraus.
Dafür konnte der damalige Betriebsratsvorsitzende Koschmieder gerade
mal die 25.000 DM mobilisieren, die
zwingend erforderlich waren. Schon
deshalb hielten die meisten dieses Projekt für nicht überlebensfähig – wie
konnte es auf einer so schwachen ökonomischen Grundlage möglich sein,
eine Tageszeitung zu betreiben? Eine Genossenschaft sollte das richten,
die dann nicht zufällig am 7. Oktober 1995 konstituiert wurde. Im März
1998 besaß diese genug Anteile und
übernahm 52 Prozent des Stammkapitals am Verlag 8. Mai. Der ehemalige
Betriebsratsvorsitzende blieb Minderheitsgesellschafter mit 48 Prozent der
Anteile. In den kommenden Jahren
kämpften Verlag, Redaktion und Genossenschaft auf einem komplizierten
Markt, der bis heute vor allem durch
Niedergang gekennzeichnet ist. Trotz
positiver Aboentwicklung schlossen
auch beim Verlag der jungen Welt die
Geschäftsjahre meistens mit Verlusten
ab. Ein Konkurs blieb trotzdem erspart: Zum einen, weil nachgewiesen
wurde, dass eine tatsächliche Überschuldung nicht vorlag. Zum anderen
aber, weil über Genossenschaftskredite der Verlag zahlungs- und damit
handlungsfähig blieb. Auf jeder ordentlichen Generalversammlung wurde die Entwicklung aufgezeigt, und die
Versammlung wurde im Juni 2016 darüber informiert, dass sich mittlerweile
ein nicht gedeckter Fehlbetrag in Höhe
von 950.000 Euro in der Bilanz des
Verlages angesammelt hat. Bei einer
Eigenkapitalausstattung von lediglich
25.000 Euro keine stabile Basis.
Was aber ist das Besondere im Jahr
2016? Die Geschäftsbeziehungen zwischen Verlag und Genossenschaft wurden auf eine neue Grundlage gestellt.
Das war möglich, weil die Genossenschaft mittlerweile 1.974 Mitglieder
hat. Die ordentliche Generalversammlung im Juni stimmte dem Vorschlag
zu, für Kredite in Höhe von 355.000
Euro (für die zuvor bereits ein Rangrücktritt erklärt wurde) einen endgültigen Verzicht auszusprechen. Auf
einer außerordentlichen Vollversammlung am 19. November wurde der Vorstand bevollmächtigt, eine Kapitalerhöhung vorzunehmen und als stiller
Gesellschafter aktiv zu werden. Von
105 anwesenden Genossinnen und Genossen stimmten nur drei gegen diese
Pläne. Noch im Dezember wurden diese Beschlüsse umgesetzt: Nach einer
Kapitalerhöhung beim Verlag 8. Mai
GmbH auf insgesamt 286.000 Euro
besitzt jetzt die Genossenschaft 95,6
Prozent, der Minderheitsgesellschaf-
ter Koschmieder noch 4,4 Prozent der
Anteile am Stammkapital. Zudem
wurde eine sogenannte atypisch stille
Einlage der Genossenschaft in Höhe
von 500.000 Euro vertraglich fixiert –
dazu werden Kredite in der genannten
Höhe in eine stille Einlage umgewandelt und die Rechte der Genossenschaft erweitert. Konsequenzen dieser
Beschlüsse werden in der Geschäftsbilanz für das Jahr 2016 deutlich: Der
Verlag 8. Mai GmbH wird voraussichtlich erstmals seit 1998 bilanziell nicht
überschuldet sein.
Wichtig ist, dass diese Sanierung ohne Hilfe von außen stattfinden konnte.
Die junge Welt kann so gestärkt den
70. Geburtstag im Februar 2017 feiern – als vom großen Kapital weiterhin
unabhängige marxistische Tageszeitung. Genau dafür wurde die Genossenschaft 1995 gegründet und dafür Dank
an alle Genossinnen und Genossen der
LPG junge Welt e. G. Allerdings ist mit
der Stabilisierung des Verlages ein anderes Kernproblem noch nicht gelöst,
das ebenfalls die Existenz der Zeitung
bedroht: Das Herstellen und Vertreiben
der Tageszeitung junge Welt verursacht
in der Regel nach wie vor mehr Kosten,
als Einnahmen durch Aboerlöse erzielt
werden. Deshalb werden Verlag, Redaktion und Genossenschaft die Kampagne »Dein Abo zur rechten Zeit« mit
Volldampf weiterführen. Über die ersten Ergebnisse dieser Kampagne wird
auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz
am 14. Januar in Berlin berichtet.
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Herausgeberin: Linke Presse Verlags- Förderungs- und Beteiligungsgenossenschaft junge Welt e. G. LADENGALERIE: 0 30/53 63 55-56
junge Welt erscheint in der Verlag 8. Mai GmbH. Gesellschafter Verlag 8. Mai GmbH: 1. Linke Presse
Verlags-, Förderungs- und Beteiligungsgenossenschaft junge Welt e. G. (kurz: LPG junge Welt e. G.):
FAX:
0 30/53 63 55-44
95,6 Prozent. Vorstand der Genossenschaft: Stefan Huth, Redakteur junge Welt (Berlin); Michael
Sommer, Herstellungsleiter, junge Welt (Berlin), Simon Zeise, Redakteur junge Welt. Aufsichtsrat der
E-MAIL: [email protected]
Genossenschaft: Heinzjürgen Hagenmüller, Rentner (Dresden); Andreas Siegmund-Schultze, Layouter
INTERNET: www.jungewelt.de
junge Welt (Berlin); Eckehard Schlauß, Altenpfleger, Vorsitzender des Aufsichtsrates (Berlin). – 2. Dietmar
facebook.com/jungewelt
Koschmieder, Geschäftsführer Verlag 8. Mai GmbH (Berlin): 4,4 Prozent. Adresse von Genossenschaft,
Verlag und Redaktion: Torstraße 6, 10119 Berlin. Geschäftsführung: Dietmar Koschmieder.
twitter.com/jungewelt
Chefredaktion: Stefan Huth (V. i. S. d. P.), Arnold Schölzel (stellv.).
Auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz gehören
Politik und Kultur eng zusammen
I
n 14 Tagen findet die XXII. In- Hedeler berichten über Pläne für das
ternationale Rosa-Luxemburg- zweite Lenin-Buch im Verlag 8. Mai
Konferenz statt – in politisch sehr GmbH: Zum 100. Jahrestag der Oktobewegten Zeiten. Unsere Referentin- berrevolution soll Lenins »Staat und
nen und Referenten kommen von drei Revolution« neu ediert werden.
Kontinenten, nicht wenige von ihnen
Musik kommt auch nicht zu kurz:
sind von Freiheitsentzug und schlim- Heinz Ratz von der Band Strom &
merem bedroht. Die Konferenz ist Wasser erzählt über sein gemeinsam
schon deshalb ein konkreter Akt der mit Konstantin Wecker initiiertes »Büinternationalen Solidarität. Der Vor- ro für Offensivkultur«. Mit seinem Giverkauf der Einlassbänder läuft noch tarristen Ruben Röh lädt er zu einem
bis 3. Januar. Es empfiehl sich, diesen kleinen Konzert ein. Der chilenische
zu nutzen. Danach
Ausnahmekünstgibt es diese nur
ler Nicolás Minoch in der Laquea diskutiert
Gegen rechts
dengalerie und an ist nicht genug Sozialistische mit M&R-ChefreAlternativen
der Tageskasse.
dakteurin Susann
erkämpfen
Reservierungen
Witt-Stahl über
werden
weiter
Re ch t s e n tw i ckentgegengenomlung in der Kulmen, die Bänder
tur. Auch er wird
müssen dann aber
auf der Konferenz
rechtzeitig an der
seine energischen
Tageskasse abgeLieder gegen den
XXII. Internationale
holt werden.
Trend setzen. Der
Neben
den
Schauspieler Rolf
Konferenz
H a u p t re fe r a t e n
Becker stellt den
gibt es wieder ein 14. Januar 2017 | Mercure-Hotel MOA | Berlin u r u g u ay i s c h e n
umfangreiches BeMusiker Daniel
gleitprogramm, eine Kunstausstellung Viglietti vor, der am 25. Februar bei
und zahlreiche Buch- und Infostände der großen Festveranstaltung zum
von Organisationen und Verlagen. In 70jährigen Jubiläum der jungen Welt
diesem Jahr spielt die Filmkunst ei- in Berlin auftreten wird. Nach der Pone hervorgehobene Rolle: Gian Paolo diumsdiskussion lassen wir die VeranPicchiami, Leadsänger der legendären staltung kraftvoll ausklingen, wenn die
Banda Bassotti aus Italien, stellt den Konferenzgäste gegen 20 Uhr gemeinaktuellen Film »Banda Bassotti – La sam die Internationale singen.
brigata internazionale« vor. Über die
Wer dann immer noch weitermaBegegnung von Moshe Zuckermann chen will, kann die Lenin-Liebknechtaus Israel, der antifaschistischen Luxemburg-Veranstaltung der DKP
Musikerin Esther Bejarano und dem am gleichen Ort besuchen – oder sich
Schauspieler Rolf Becker sowie ihre auf Mojito bei kubanischer Livemusik
Gespräche über jüdische Welten liegt des Proyecto Son Batey freuen.
ein beeindruckender Dokumentarfilm
vor, Auszüge werden den KonferenzVerlag, Redaktion, Genossenschaft
teilnehmern gezeigt, noch vor der PreJetzt Einlassbänder bestellen:
miere am 2. Februar in der jW-Ladengalerie. Volker Külow und Wladislaw www.rosa-luxemburg-konferenz.de
Redaktion (Ressortleitung, Durchwahl):
Wirtschaft & Soziales: Klaus Fischer (-20);
Außenpolitik: André Scheer (-70);
Innenpolitik: Sebastian Carlens (-26);
Interview: Claudia Wrobel (-24);
Feuilleton und Sport: Christof Meueler (-12);
Thema: Daniel Bratanovic (-65);
Leserpost: Lena Grünberg (-41/[email protected]);
Bildredaktion: Sabine Koschmieder-Peters (-40);
Herstellungsleitung/Layout: Michael Sommer (-45);
Internet/Reportagen: Peter Steiniger (-32);
Rosa Luxemburg
Marketing: Katja Klüßendorf (-16);
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