Efficiency and Risk Adjustement of German Hospital Care (PDF, 39

EFFICIENCY AND RISK ADJUSTMENT OF GERMAN
HOSPITAL CARE
Kurzfassung
Obwohl bereits national als auch international zahlreiche Studien bezüglich
Krankenhauseffizienz durchgeführt wurden, werden laufend neue und aktuelle Erkenntnisse
über Einflussfaktoren bezüglich Krankenhauseffizienz, speziell jene die für die Praxis
relevant sind, mit Hilfe von modernen Methoden, benötigt. Da die eigentliche Funktion von
Krankenhäusern darin besteht Patienten zu heilen, die wiederum unterschiedlich über die
Krankenhäuser verteilt sind, ist die Risikoadjustierung ein weiteres wichtiges
Forschungsobjekt.
Diese Dissertation beinhaltet drei Effizienzstudien aus verschiedenen Forschungsperspektiven
unter Verwendung von longitudinalen Krankenhausdaten; sie beinhaltet weiterhin eine vierte
Studie, die Gewichte für Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) anhand eines kombinierten
Satzes aus Charlson- und Elixhauser-Gruppen für Komorbiditäten bezüglich
Krankenhausmortalität entwickelt. Sie ist die erste Studie in diesem Kontext, die zusätzlich
Hauptdiagnosen berücksichtigt und Daten aus Deutschland verwendet.
1.) In der ersten Studie wurde der Zusammenhang zwischen Krankenhauseffizienz und
Krankenhausspezialisierung untersucht. Dabei wurden verschiedene Spezialisierungsmaße
verwendet, u.a. zwei neue Maße, die auf Patientenanzahlen statt auf Patientenanteilen
beruhen. Während die neuen Spezialisierungsmaße indirekt professionelle Erfahrung oder
technische Ausstattung berücksichtigen, fokussieren sich die bereits existierenden Maße auf
die Diversifikation oder, besser gesagt, auf die Konzentration von Leistungen. Die Ergebnisse
der einstufigen Stochastic Frontier Analysis zeigen, dass die volumenbasierte Spezialisierung
Effizienz positiv beeinflusst. Damit stehen die Ergebnisse im Gegensatz zu denen der früher
entwickelten Spezialisierungsmaße und unterstreichen damit die Notwendigkeit genau zu
definieren, welche Art von Spezialisierung man untersuchen möchte. Darüber hinaus zeigen
die Ergebnisse, dass Spezialisierung im Sinne der Behandlung von Mindestmengen an
Patienten zu Effizienzvorteilen führt, was für Gesundheitsökonomen aus Forschung und
Praxis wichtig ist.
2.) In der zweiten Studie wurden zuvor abgeleitete Hypothesen bezüglich der Ursachen und
Konsequenzen formaler Privatisierung von öffentlich-rechtlichen Krankenhäusern in
Deutschland als Alternative zur materiellen Privatisierung mit empirischen Methoden
untersucht. Dabei wurde folgendermaßen vorgegangen: Berechnen von Effizienzwerten unter
Verwendung der bootstrapped Data Envelopment Analysis, Untersuchen der Ursachen für
formale Privatisierung mit Hilfe logistischer Regression, Konstruieren einer adäquaten
Kontrollgruppe aus nicht formal privatisierten öffentlich-rechtlichen Krankenhäusern mit
Hilfe von Genetic Matching, und schließlich Vergleichen der Effizienzänderung von formal
privatisierten und nicht-privatisierten öffentlich-rechtlichen Krankenhäusern unter
Verwendung eines Difference-in-Difference Ansatzes. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass
Krankenhäuser unter folgenden Umständen mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit
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formal privatisiert werden, nämlich, in Gegenden mit einem größeren räumlichen
Wettbewerb, in den Jahren um die Einführung des neuen Vergütungssystems herum (20032005) und falls sie vorher rechtlich abhängig waren; wohingegen die Ausgangseffizienz keine
Rolle zu spielen scheint. Damit werden die Ergebnisse früherer Studien unterstützt und
erweitert, und Faktoren, die die Kontingenztheorie unterstützen, identifiziert. Des Weiteren
hat die formale Privatisierung einen signifikant positiven Effekt auf die Effizienz vormals
öffentlich-rechtlicher Krankenhäuser. Dieser Effekt war größer für Krankenhäuser, die zuvor
rechtlich unabhängig waren, als für die, die rechtlich abhängig waren. Zusammenfassend
kann die formale Privatisierung somit eine wirksame Alternative zur materiellen
Privatisierung darstellen. Die Ergebnisse stützen zudem die Idee des Vorhandenseins von
Prinzipal-Agenten-Mechanismen im Krankenhauskontext, die durch Privatisierung adressiert
werden können. Damit liefert die Studie wichtige Implikationen für Forschung und
Management öffentlicher Organisationen.
3.) Die dritte Krankenhauseffizienzstudie dieser Dissertation hat sich auf die Zertifizierungen
prozess-orientierter
Qualitätsmanagementsysteme
fokussiert.
Dabei
wurden
Krankenhauszertifizierungen nach ISO 9001, welche weltweit verbreitet sind, und solche
nach KTQ (Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen), die speziell für
das deutsche Gesundheitssystem entwickelt wurden, untersucht. Um Informationen darüber
zu erhalten, ob die untersuchten Krankenhäuser zertifiziert wurden, wurde eine umfangreiche
manuelle Datenerhebung durchgeführt und die gewonnen Date wurden an die bereits
erwähnten Krankenhausdaten gematcht. Für die Analyse wurden die folgenden Methoden
gewählt: Berechnen von Effizienzwerten, Konstruieren einer adäquaten Kontrollgruppe aus
nicht zertifizierten Krankenhäusern mit Hilfe von Genetic Matching, und schließlich
Vergleichen der Effizienzänderung von zertifizierten und nicht-zertifizierten Krankenhäusern
unter Verwendung eines Difference-in-Difference Ansatzes innerhalb einer trunkierten
Regression. Die Ergebnisse zeigen, dass Krankenhauseffizienz mit ISO 9001 Zertifizierungen
negativ, und mit KTQ Zertifizierungen positive verknüpft sind. Darüber hinaus waren die
Koeffizienten des Difference-in-Difference Interaktionsterms in den Perioden zwischen der
ersten und der Re-Zertifizierung immer größer als in den Perioden davor und danach. Dieses
Ergebnis ist aus Perspektive des Operational Research besonders wichtig, weil
Zertifizierungen von Qualitätsmanagementsystemen grundsätzlich zur Qualitätsverbesserung
gedacht sind, und anscheinend auch mit Effizienz, und dazu nicht immer positiv, verbunden
sind.
4.) In der vierten Studie wurden Gewichte mit und ohne Hauptdiagnosen-Adjustierung für
Komorbiditäten bezüglich Krankenhausmortalität entwickelt und intern validiert. Dabei
wurden administrative Daten, die ca. 14 Millionen Krankenhausaufenthalte beinhalten,
analysiert. Die Gewichte der 32 Komorbiditätsgruppen wurden mit Hilfe logistischer
Regression geschätzt und reichen von -3 (Bluthochdruck) bis zu 5 (Krebsmetastasen), wobei
der Wert 1 am häufigsten vorkam. Acht Gewichte waren negativ, drei waren Null. Neun
Gewichte haben sich geändert (acht sind gesunken, eines ist gestiegen) als im Modell
zusätzlich für die Hauptdiagnose kontrolliert wurde. Nachdem die Gewichte für jede
Komorbidität in jeder Beobachtung aufsummiert wurden, um den jeweiligen
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Komobiditätsscore zu berechnen, wurde der Score in einer weiteren logistischen Regression
validiert. Das Unterscheidungsvermögen des Scores zwischen tatsächlich verstorbenen und
überlebenden Patienten wurde mit Hilfe der c-Statistik bewertet. Der nicht adjustierte Score
(c=0.864) und der adjustierte Score (c=0.860) haben beide die c-statistik, verglichen mit dem
Modell ohne einen Score (d.h. nur Alter und Geschlecht als unabhängige Variable),
verbessert. Beide Scores weisen eine gute Performance auf, aber der nicht adjustierte Score
übertrifft den adjustierten Score. Diese Studie trägt zur epidemiologischen Literatur bei und
die Gewichte können zur Risikoadjustierung in weiteren Studien verwendet werden.
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