Junge Freiwillige sind für das Reformationsjubiläum aktiv Volunteers in Wittenberg: Johann-Hendrik, Paula und Miriam „Das ist der Hammer“ In Wittenberg reihen sich die Welterbestätten auf 1.000 Metern wie auf einer Perlenkette aneinander. Zwischen Lutherhaus und Schlosskirche ist in den Winterwochen noch die große Ruhe vor dem Sturm spürbar. Das wird sich ändern, wenn die Feiern zum Reformationsjubiläum im kommenden Jahr in ihre heiße Phase treten. Mittendrin: Rund 250 „Bufdis“, junge Leute, die sich für einen Bundesfreiwilligendienst in Wittenberg entschieden haben. Drei von ihnen sind Miriam, Johann-Hendrik und Paula, die aus dem Nordwesten kommen und sich schon jetzt auf den großen Ansturm freuen. Gerade das Abi in der Tasche, sind sie nach Wittenberg in die „Straße der Völkerfreundschaft“ gezogen. „Kurz Völkerfreundschaft“, sagt Miriam (18), die wie alle Volunteers dort in einer Wohngemeinschaft untergekommen ist: Plattenbauten, vierter oder fünfter Stock. 16.500 Konfirmanden in Wittenberg Anzeigen Konfirmandencamps, Weltausstellung zur Reformation, europäischer Stationenweg zum Jubiläum mit Endpunkt Wittenberg, ein Abschlussgottesdienst zum Deutschen Evangelischen Kirchentag auf den Elbwiesen - überall sind die Volunteers eingebunden. Alleine zu den Konficamps werden im Sommer rund 16.500 Jugendliche erwartet. Zur Weltausstellung rechnen die Veranstalter mit etwa 500.000 Besuchern. Beim Abschlussgottesdienst könnten es noch einmal 200.000 Menschen werden, vielleicht auch mehr. Bis Herbst nächsten Jahres feiert die evangelische Kirche, was am 31. Oktober 1517 passiert ist. Damals hatte Martin Luther (1483-1546) in Wittenberg seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Der Reformator als Badeente Schon jetzt verweisen in den Schaufenstern der Stadt jede Menge Luther-Andenken auf diese Geschichte. Meistens Kitsch, wenig Kunst. Das beginnt bei der Traminer-Spätlese „Lutherweg“, führt Kaffee, Lutherbier, Luthersocken (Aufdruck: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders“) bis zur quietschenden Badeente im LutherLook. Sogar „Ablassbriefe“ sind zu kaufen, sicher nicht nach Luthers Geschmack. 22 bremer kirchenzeitung Dezember 2016 · www.kirche-bremen.de Tausende Besucher täglich werden aus aller Welt in die kleine Stadt an der Elbe kommen, doch da bleiben die Drei aus dem Norden ganz cool. „Ich möchte mit vielen Menschen zusammenkommen“, bekräftigt Johann-Hendrik (19), der aus dem oldenburgischen Varel stammt. Zu seinen Wurzeln gehört wie bei Miriam aus dem emsländischen Lathen die kirchliche Jugendarbeit. Nach dem Freiwilligenjahr will er Religionspädagogik und Soziale Arbeit in Hannover studieren. Da sei Wittenberg eine gute Vorbereitung. Ein Gefühl von Freiheit offen für alles und fragt immer nach, wenn ihr euch unsicher seid. Alle sind mega-nett und werden euch gerne helfen.“ Derzeit engagieren sich 156 Volunteers für das Reformationsjubiläum. Demnächst kommen weitere Freiwillige aus dem europäischen Ausland und aus Übersee dazu. Und wer will, kann sich noch bewerben. Miriam schwärmt: „Wer sich für Wittenberg entscheidet, bekommt ein Gesamtpaket: Neue Freunde, viel Gemeinschaft - und die Chance, Verantwortung zu übernehmen.“ Text/ Foto: Dieter Sell/epd In Arbeitsgemeinschaften bereiten die Freiwilligen beispielsweise Workshops für die Konfirmandencamps vor, planen Straßenaktionen, organisieren Öffentlichkeitsarbeit, helfen beim Souvenirverkauf, renovieren Wohnungen für Volunteers, die noch kommen. „Wir stellen das alles gemeinsam auf die Beine, das ist der Hammer“, freut sich Paula (18), die unter anderem Erfahrungen aus der Bremer Jugendkirche „Garten Eden 2.0“ mitbringt. Doch es gehe nicht nur um die Arbeit, verdeutlicht Miriam. „Wir kriegen hier viel dazu: Neue Erfahrungen, viele Leute, ein Gefühl von Freiheit.“ Das sei ein schöner Übergang von Schule und Elternhaus hin zum nächsten Schritt. Miriam spricht von „warmem Entzug“, verbunden mit der Aufgabe, sich selbst zu organisieren. Und fügt hinzu: „Es gibt hier niemanden, der dir sagt: aufräumen, Staub saugen.“ Wenn sie in ihre WG komme, habe sich jedenfalls schon das Gefühl eingestellt: „Hey, jetzt bist du zu Hause.“ Dünne Wände in den WGs Freiwillig engagiert in Wittenberg Gesucht noch etwa 150 junge Leute im Bundesfreiwilligendienst für das Reformationsjubiläum Konditionen „Selbsterfahrung, nicht mehr bei den Eltern wohnen, das eigene Geld managen, Verantwortung übernehmen, neue Freundschaften, ausprobieren, was mir Spaß macht und was nicht“ - das ist es auch, was die Bremerin Paula neben der Arbeit fasziniert. Und dann ist da noch das, was die Freiwilligen aus ihrer Freizeit machen. Johann-Hendrik spricht von Schlafmangel, davon, dass viel gefeiert wird. Das passt zu den Tipps, die die ersten Volunteers für alle anderen aufgeschrieben haben. „Nicht wundern, wenn eure Nachbarn alles über euch wissen“, heißt es da beispielsweise. „Dann könnte es sein, dass man sich in den WGs zu laut unterhält: „Achtung: Die Wände sind sehr dünn.“ Und auch: „Seid 40 Stunden-Woche freie Unterkunft in Dreier- oder Vierer-WGs zentrale Verpflegung oder Verpflegungsgeld 150 Euro Taschengeld pro Monat Weitere Infos Lena Knote Telefon 03491/6434-782, [email protected] Lars Reisner Telefon 03491/6434-783, [email protected] Bewerbungen online r2017.org/volunteers/bewerbung www.kirche-bremen.de bremer kirchenzeitung Dezember 2016 23
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