Gen 2,4b-3,24

Stipp: Schöpfungserzählungen
Materialien 11
Gen 2,4b-3,24
Gen 2
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An dem Tag, als Jhwh Gott Erde und Himmel machte,
und alles Gesträuch des Feldes noch nicht war auf der Erde
und alles Kraut des Feldes noch nicht wuchs,
weil Jhwh Gott (noch) nicht regnen ließ auf der Erde,
und es keinen Menschen (~d"a' ’adam „Ackersmann“) gab,
den Ackerboden (hm'd"a] ’adamā) zu bearbeiten,
und ein Quellstrahl aufstieg von der Erde
und die ganze Oberfläche des Ackerbodens tränkte,
da formte Jhwh Gott den Menschen (~d"a' ’adam) aus Staub vom Ackerboden (hm'd"a] ’adamā)
und blies in seine Nase Lebensatem.
(So) wurde der Mensch zu einem lebenden Wesen.
Jhwh Gott pflanzte einen Garten in Eden im Osten
und setzte dorthin den Menschen,
den er geformt hatte.
Jhwh Gott ließ aus dem Ackerboden wachsen jeden Baum,
der begehrenswert zum Anblick und gut zur Speise ist,
und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens
und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.
Ein Strom geht aus von Eden, um den Garten zu tränken,
und von dort verzweigt er sich
und wird zu vier Armen.
Der Name des einen ist Pischon;
er ist (derjenige,) der das ganze Land Hawila umgibt,
wo das Gold ist.
Das Gold jenes Landes ist gut.
Dort (gibt es auch) das Bdellium-Harz und den Schoham-Stein.
Der Name des zweiten Flusses ist Gihon;
er ist (derjenige,) der das ganze Land Kusch umgibt.
Der Name des dritten Flusses ist Tigris;
er ist (derjenige,) der östlich von Assur fließt.
Der vierte Fluss ist der Eufrat.
Jhwh Gott nahm den Menschen
und setzte ihn in den Garten Eden, um ihn zu bearbeiten und zu bewachen.
Jhwh Gott gebot über den Menschen, sagend:
Von jedem Baum des Gartens darfst du (beliebig viel) essen.
Doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse – von ihm darfst du nicht essen,
denn sobald du von ihm isst, bist du des Todes!
Jhwh Gott sagte:
Das Alleinsein des Menschen ist nicht gut.
Ich ‘will’ ihm eine Hilfe (rz<[e ‘ezär) als sein Gegenüber (ADg>n<K. k=nägd=ō) machen!
Jhwh Gott formte aus dem Ackerboden alles Getier des Feldes und alle Vögel des Himmels
und brachte (sie) zum Menschen, um zu sehen,
wie er sie nennen würde.
Wie auch immer der Mensch sie nennen würde – die lebenden Wesen –,
das (war) ihr Name.
Der Mensch nannte Namen für alles Vieh, die Vögel des Himmels und alles Getier des Feldes.
Doch für ‘den Menschen’ fand (sich) keine Hilfe als sein Gegenüber.
Jhwh Gott ließ einen Tiefschlaf auf den Menschen fallen,
und er schlief ein.
Er nahm eine von seinen Rippen
und verschloss ihre Stelle mit Fleisch.
Jhwh Gott baute die Rippe,
die er von dem Menschen genommen hatte,
zu einer Frau
und brachte sie zu dem Menschen.
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Gen 3
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Materialien 12
Der Mensch sagte:
Diese ist endlich Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch!
Diese wird „Frau“ (hV'ai ’iššā) genannt werden,
denn von einem Mann (vyai ’īš) wurde diese genommen!
Deshalb verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter
und hängt seiner Frau an,
und sie werden zu einem Fleisch.
Die beiden waren nackt (~Ar[' ‘arōm), der Mensch und seine Frau,
wobei sie sich nicht schämten.
Der Schlang war listiger (~Wr[' ‘arūm) als alles Getier des Feldes,
das Jhwh Gott gemacht hatte.
Er sagte zur Frau:
(Ist es) wirklich (so),
dass Gott gesagt hat:
Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen!
Die Frau sagte zum Schlang:
Von den Früchten der Bäume des Gartens essen wir.
Aber von den Früchten des Baumes,
der in der Mitte des Gartens ist,
hat Gott gesagt:
Ihr dürft von ihnen nicht essen
und sie nicht anrühren,
damit ihr nicht sterbt!
Der Schlang sagte zur Frau:
Ihr werdet nicht des Todes sein.
Denn Gott weiß,
dass sobald ihr davon esst – eure Augen werden geöffnet werden
und ihr werdet wie Gott (/Götter?) sein, erkennend Gut und Böse!
Die Frau sah,
dass der Baum gut zur Speise war,
dass er eine Lust war für die Augen
und der Baum begehrenswert war, um klug zu machen.
Sie nahm von seinen Früchten,
aß
und gab auch ihrem Mann bei ihr,
und er aß.
Da wurden die Augen der beiden geöffnet,
und sie erkannten,
dass sie nackt (~Ar[' ‘arōm) waren.
Sie nähten Feigenblätter zusammen
und machten sich Schurze.
Da hörten sie das Geräusch Jhwh Gottes, der sich im Garten zum Tageswind erging,
und der Mensch und seine Frau versteckten sich vor Jhwh Gott
mitten unter den Bäumen des Gartens.
Jhwh Gott rief nach dem Menschen
und sagte ihm:
Wo bist du?
Er sagte:
Dein Geräusch habe ich im Garten gehört.
Da fürchtete ich mich,
weil ich nackt bin,
und versteckte mich.
Er sagte:
Wer hat dir mitgeteilt,
dass du nackt bist?
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Materialien 13
Hast du von dem Baum,
von dem ich dir geboten habe, nicht davon zu essen,
gegessen?
Der Mensch sagte:
Die Frau,
die du mir beigegeben hast,
die gab mir von dem Baum,
und ich aß.
Jhwh Gott sagte zur Frau:
Was hast du da getan?
Die Frau sagte:
Der Schlang hat mich verführt,
und ich aß.
Jhwh Gott sagte zum Schlang:
Weil du das getan hast:
Verflucht bist du weg von allem Vieh und von allem Getier des Feldes!
Auf deinem Bauch wirst du gehen
und Staub wirst du essen alle Tage deines Lebens.
Feindschaft werde ich setzen zwischen dir und der Frau,
zwischen deinem Samen und ihrem Samen.
Er wird dich am Kopf anfallen,
und du wirst ihn an der Ferse anfallen.
Zur Frau sagte er:
Überaus vermehren werde ich deine Beschwerde und deine Schwangerschaft.
Unter Beschwer wirst du Söhne gebären.
Doch nach deinem Mann (geht) dein Verlangen,
aber er wird über dich herrschen.
Zum ‘Menschen’ sagte er:
Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört
und von dem Baum gegessen hast,
von dem ich dir gebot, sagend:
Du darfst nicht von ihm essen! –:
Verflucht ist der Ackerboden um deinetwillen!
Unter Beschwerde wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens.
Dornen und Disteln wird er dir wachsen lassen,
und du wirst das Kraut des Feldes essen.
Im Schweiß deines Angesichts wirst du Brot essen
bis zu deiner Rückkehr zum Ackerboden,
denn von ihm wurdest du genommen.
Denn Staub bist du,
und zum Staub wirst du zurückkehren.
Der Mensch nannte den Namen seiner Frau „Eva“ (hW"x; hawwā),
denn sie wurde Mutter alles Lebendigen (yx; hayy).
Jhwh Gott machte ‘dem Menschen’ und seiner Frau Leibröcke aus Leder
und bekleidete sie.
Jhwh Gott sagte:
Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, indem er Gut und Böse erkennt.
Dass er jetzt nicht seine Hand ausstreckt,
auch vom Baum des Lebens nimmt,
isst
und für immer lebt!
Jhwh Gott schickte (/entließ, entsandte?) ihn fort aus dem Garten Eden,
um den Ackerboden zu bearbeiten,
wovon er genommen worden war.
Er vertrieb den Menschen
und ließ im Osten vom Garten Eden die Keruben und das zuckende Flammenschwert wohnen,
um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.
Stipp: Schöpfungserzählungen
Materialien 14
Rekonstruktion der mutmaßlichen vorjahwistischen Vorlage zu Gen 3
nach D. MICHEL, Ihr werdet sein wie Gott (1988/1997: 102); ROTTZOLL, Die Schöpfungs- und Fallerzählung in
Gen 2f., Teil 1 (1997: 497f.); vgl. SEEBASS, Urgeschichte (1996: 134-137)
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… Der Schlang war listiger (~Wr[' ‘arūm) als alles Getier des Feldes. …
Er sagte zur Frau:
(Ist es) wirklich (so),
dass Gott gesagt hat:
Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen!
Die Frau sagte zum Schlang:
Von den Früchten der Bäume des Gartens essen wir.
Aber von den Früchten des Baumes,
der in der Mitte des Gartens ist,
hat Gott gesagt:
Ihr dürft von ihnen nicht essen
und sie nicht anrühren,
damit ihr nicht sterbt!
Der Schlang sagte zur Frau:
Ihr werdet ganz gewiss nicht sterben.
Denn Gott weiß,
dass an dem Tag, an dem ihr davon esst – eure Augen werden geöffnet werden
und ihr werdet wie Götter sein, erkennend Gut und Böse!
Die Frau sah,
dass der Baum gut zur Speise war,
dass er eine Lust war für die Augen. …
Sie nahm von seinen Früchten,
aß
und gab auch ihrem Mann bei ihr,
und er aß.
Da wurden die Augen der beiden geöffnet,
und sie erkannten,
dass sie nackt (~Ar[' ‘arōm) waren.
Sie nähten Feigenblätter zusammen
und machten sich Schurze.
… Gott sagte:
Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, indem er Gut und Böse erkennt.
Dass er jetzt nicht seine Hand ausstreckt,
auch vom Baum des Lebens nimmt,
isst
und für immer lebt! …
Er vertrieb den Menschen
und ließ im Osten vom Garten Eden die Keruben und das zuckende Flammenschwert wohnen,
um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.
Physiologus, 43. Kapitel (ca. 2. Jh. n. Chr.)
zit. nach ROTTZOLL, Die Schöpfungs- und Fallerzählung in Gen 2f., Teil 1 (1997: 487)
Es gibt ein Tier, das wird Elefant genannt. In diesem Tier ist keine Begierde nach Geschlechtsverkehr. Wenn es
nun entschlossen ist, Junge zu zeugen, geht es nach Osten fort, in die Nähe des Paradieses. Dort aber gibt es
einen Baum, Mandragora genannt. Dorthin also ziehen sich das Weibchen und das Männchen zurück. Das Weibchen nimmt zuerst von dem Baum, bietet auch ihrem Mann (etwas) an und neckt ihn, bis auch er nimmt, und
wenn das Männchen gegessen hat, (dann) vereinigt es sich mit dem Weibchen. Deutung: Als ein Abbild Adams
und Evas sind der Elefant und seine Frau zu verstehen. Zu der Zeit, als sie (sc. Adam und Eva) vor ihrem Sündenfall im Genuss des Paradieses waren, da kannten sie (noch) keinen Geschlechtsverkehr, ja dachten nicht einmal an Begattung. Als aber die Frau von dem Baum aß – das heißt von den geistlichen Mandragoren – und auch
ihrem Mann (davon) gab, da erst erkannte Adam die/seine Frau.