Deutschland mix in german Created at 2016-12

Announcement
Deutschland mix in german 100 articles, created at 2016-12-23 12:02
1 US-Geschäfte: Deutsche Bank und Credit Suisse müssen
zahlen
(5.29/6)
Wegen Kundentäuschungen im US-Hypothekengeschäft muss die Deutsche Bank
insgesamt 7,2 Milliarden Dollar zahlen. Darauf einigte sich das Geldhaus in einem
Vergleich mit den US-Behörden. Eine massive Strafzahlung akzeptierte auch bei der
Credit Suisse. 2016-12-23 09:25 4KB www.tagesschau.de
2 - Anschlag auf Einkaufszentrum befürchtet: Zwei Brüder
festgenommen
(4.08/6)
Die Polizei meldet einen Großeinsatz in einem Oberhausener Einkaufszentrum. Kurze
Zeit später heißt es, zwei Brüder seien in Duisburg festgenommen worden. Sie sollen
möglicherweise einen Anschlag auf das Kaufhaus geplant haben. 2016-12-23 09:02
1014Bytes www.sueddeutsche.de
3 Einigung in Hypotheken-Streit: Nur blaues Auge für die
Deutsche Bank in den USA
(3.21/6)
Einst war die Deutsche Bank ein globales Vorzeige-Institut. Doch das ist lange vorbei.
Zu viele Probleme lasten auf dem Konzern. 2016-12-23 00:00 4KB www.nzz.ch
4 Großeinsatz für New Yorker Feuerwehr: 24 Menschen bei
Hochhaus-Brand verletzt
(2.06/6)
In einem Hochhaus nahe dem Central Park bricht ein Feuer aus und greift rasch auf
mehrere Etagen über. Starker Wind erschwert die Löscharbeiten der New Yorker
Feuerwehr. 24 Menschen erleiden Verletzungen - darunter Kinder und Feuerwehrleute.
2016-12-23 09:26 1KB www.n-tv.de
5 Monte dei Paschi: Parlament billigt BankenRettungspaket
(2.06/6)
Die italienischen Geldinstitute leiden unter faulen Krediten. 2016-12-23 07:55 1KB
www.tt.com
6 Nuklearwaffen: Trump und Putin verschärfen Ton
Putin und Trump schlagen im Umgang mit den Atomwaffenarsenalen ihrer Länder
markige Töne an. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch
(1.08/6)
7 Italien: Regierung beschließt Milliarden-Rettungsfonds
(1.04/6)
Italiens drittgrößte Bank wird faktisch verstaatlicht: Die Regierung hat ein
Rettungspaket in Höhe von 20 Milliarden Euro beschlossen, um die Bankenkrise
einzudämmen. 2016-12-23 07:41 2KB www.zeit.de
8 Sebastian Koch auch in neuer "Homeland"-Staffel dabei
(1.02/6)
Schauspieler Sebastian Koch (54) wird auch in der sechsten Staffel der preisgekrönten
US-Serie 'Homeland' zu sehen sein. 'Natürlich ist es toll, bei solch 2016-12-23 09:38 1KB
www.t-online.de
9 Özdemir: "Tunesien soll Verbrecher zurücknehmen"
(1.02/6)
Wegen eines fehlenden tunesisches Passes konnte der mutmaßliche Attentäter von
Berlin nicht in seine Heimat abgeschoben werden. CSU und Grünen üben deshalb nun
Kritik an dem Maghreb-Staat - und drohen mit der Kürzung finanzieller Hilfen.
2016-12-23 09:35 3KB www.tagesschau.de
10 Kein Weihnachtsfrieden: Verdi weitet Streik bei Amazon
aus
(1.02/6)
Der Ausstand wurde auf insgesamt sechs deutsche Standorten ausgeweitet. Die
Gewerkschaft will bis Heiligabend streiken. 2016-12-23 08:52 1KB diepresse.com
11 Kommt deutsches "Abwehrzentrum gegen
Desinformation"?
(1.02/6)
Wegen der Zunahme von Falschnachrichten in sozialen Netzwerken soll das deutsche
Innenministerium die Schaffung eines Abwehrzentrums überlegen. 2016-12-23 08:18 2KB
diepresse.com
12 Video: IS-Terroristen verbrennen türkische Soldaten
(1.02/6)
Die IS-Terrormiliz hat ein grausames Video veröffentlicht, in dem zu sehen ist, wie zwei
türkische bei lebendigem Leibe verbrannt werden. Die Echtheit des Materials ließ sich
vorerst nicht bestätigen. 2016-12-23 07:58 2KB www.tt.com
13 Anschlag in Berlin: Deutschlands verdrängtes Dilemma
In Deutschland hat ein heftiger Streit über die Schuldigen des Anschlags in Berlin
eingesetzt. Doch in der Verantwortung stehen alle. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch
(1.02/6)
14 Weisse Trüffeln: Trüffeln schnüffeln
Die Weisse Trüffel, auch Alba-Trüffel genannt, ist die teuerste Delikatesse der Welt.
2016-12-23 00:00 736Bytes www.nzz.ch
(0.01/6)
15 St. Antönien: Ein Leben ohne Schneekanonen
Die Letzten werden die Ersten sein: Das Prättigauer Dorf St. 2016-12-23 00:00 637Bytes
www.nzz.ch
(0.01/6)
16 Restriktive bedingte Entlassung: Die Gefängnistür
bleibt zu
(0.01/6)
Herr S. ist wegen vorsätzlicher Tötung verurteilt worden und schmort seit 13 Jahren im
Knast. 2016-12-23 00:00 8KB www.nzz.ch
17 Versuchter Einbruch in Einfamilienhaus - Einbrecher
lösten Alarmanlage aus - Polizei bittet um Hinwe
Bonn (ots) - In den frühen Abendstunden des 22.12.2016 waren Einbrecher im Bereich
eines Einfamilienhauses auf der Mühlenbacher Straße in Bornheim-Roisdorf
2016-12-23 09:40 1KB www.t-online.de
18 Billerbeck, Hagen, Verkehrsunfallflucht
Coesfeld (ots) - In der Zeit vom 22.12.16, 18:35 Uhr - 18:59 Uhr beschädigte ein bisher
unbekannter Autofahrer einen geparkten blauen Mercedes Benz auf dem
2016-12-23 09:40 912Bytes www.t-online.de
19 Handyraub in der Innenstadt
Hagen (ots) - In der Nacht zu Freitag wurde eine junge Frau in der Hagener Innenstadt
Opfer eines Raubüberfalls. Gegen 02.45 Uhr befand sich die 35-Jährige zu
2016-12-23 09:40 1KB www.t-online.de
20 Schreiber für Ausweitung der Videoüberwachung
Im Gegensatz zur Linie des rot-rot-grünen Senats hat sich der Berliner SPDAbgeordnete und Innenexperte Tom Schreiber für eine Ausweitung der
Videoüberwachung 2016-12-23 09:38 1KB www.t-online.de
21 Auto fährt in Bushaltestelle: Ein Schwerverletzter
Ein Mann ist an einer Bushaltestelle in Hamburg-Rothenburgsort von einem Auto
erfasst und schwer verletzt worden. Er wurde am Donnerstag mit einem Polytrauma
2016-12-23 09:38 978Bytes www.t-online.de
22 (Ludwigshafen) - Autodiebstahl
Ludwigshafen (ots) - Zwischen 18.12.2016, 15 Uhr und 22.12.2016, 13 Uhr, wurde in
der Erich-Reimann-Straße ein schwarzer Mercedes Benz, Typ C 180 Kompressor
2016-12-23 09:35 803Bytes www.t-online.de
23 Auffahrunfall mit einem leicht Verletzten
Recklinghausen (ots) - Ein 30-jähriger Dattelner wurde am Donnerstag um 16.15 Uhr
bei einem Auffahrunfall leicht verletzt. Der fuhr mit seinem Wagen auf der
2016-12-23 09:35 825Bytes www.t-online.de
24 Karlsruhe- Mit Straßenbahn zusammengeprallt
Karlsruhe (ots) - Eine 43-jährige Mercedes-Lenkerin ist am Donnerstag gegen 22 Uhr
mit einer Straßenbahn zusammengeprallt. Sie war auf der Rastatter Straße
2016-12-23 09:35 1KB www.t-online.de
25 Automatisiertes Fahren: Letztverantwortung bleibt beim
Menschen
Die deutsche Regierung will einem Medienbericht zufolge die Änderung des
Straßenverkehrsgesetzes vorantreiben. 2016-12-23 08:59 1KB diepresse.com
26 Weihnachtsmarkt hat wieder geöffnet | Berlin zwischen
Trotz und Trauer
Sie haben getrauert und geschwiegen. Sie haben Kerzen angezündet und Blumen
abgelegt. Dann haben die Schausteller vom Weihnachtsmarkt an der Berliner
Gedächtniskirche angepackt, die Trümmer beiseitegeräumt, ihre Buden repariert, die
Grills angefeuert und den Glühwein heiß gemacht. Am wichtigsten aber: Sie haben
mit... 2016-12-23 08:57 1KB www.bild.de
27 IG Metall will Arbeitszeit grundlegend neu regeln
Bei den Arbeitszeiten kommen die Interessen der Beschäftigten regelmäßig zu kurz,
findet die IG Metall. Sie will das komplexe Thema über Jahre hinweg bearbeiten und
eine ganz neue Kultur schaffen. 2016-12-23 08:56 4KB www.heise.de
28 Nach EuGH-Urteil: Befürworter der
Vorratsdatenspeicherung unbeeindruckt
Obwohl der Europäische Gerichtshof zum wiederholten mal gegen Regelungen zur
Vorratsdatenspeicherung entschieden hat, geben sich Befürworter unbeeindruckt. Das
eigene Gesetz sei nicht betroffen, meint etwa die Union. 2016-12-23 08:54 4KB
www.heise.de
29 Endspurt für Weihnachtseinkäufer
Einige Branchen haben schon gute Geschäfte gemacht, es gibt Händler, die hinter den
Erwartungen geblieben sind. Der Geschäftsführer der City Initiative hat einen großen
Wunsch. 2016-12-23 12:02 4KB www.augsburger-allgemeine.de
30 Schwede fährt im Rollstuhl zum Südpol
In seiner Kindheit ist Aron Anderson an Krebs erkrankt und sitzt seitdem im Rollstuhl.
Trotzdem bricht er regelmäßig zu außergewöhnlichen Expedition auf. 2016-12-23 10:44
2KB www.sueddeutsche.de
31 2. Bundesliga: Slomka neuer Trainer beim KSC
Vor Kurzem wollte sich Mirko Slomka selbst ins Traineramt beim VfL Wolfsburg reden.
Nun heuert er bei seinem Freund Oliver Kreuzer in Karlsruhe an. 2016-12-23 10:44 4KB
www.sueddeutsche.de
32 Wie die Diktatur in Tunesien den Terrorismus nährte
Das Regime wollte einen "Staat ohne Islamisten", heute kommen Tausende Kämpfer
aus dem kleinen Land - auch der mutmaßliche Berliner Attentäter. Die Zahl
perspektivloser junger Männer steigt. 2016-12-23 10:44 3KB www.sueddeutsche.de
33 SZ Espresso: Der Morgen kompakt
Was wichtig ist und wird. 2016-12-23 10:44 3KB www.sueddeutsche.de
34 Türkische Chronik (XIX) - Russland wird seine Chance
nutzen
Der Mord an Moskaus Botschafter in Ankara verändert die Machtverhältnisse in der
Region - zu Ungunsten der Türkei. 2016-12-23 10:44 2KB www.sueddeutsche.de
35 "Nocturnal Animals" im Kino - Attraktive Albträume
In Tom Fords neuem Film "Nocturnal Animals" wird eine Familie auf nächtlicher
Landstraße von Hillbillys terrorisiert. Leider bremst der Modedesigner Ford den
Thriller-Regisseur Ford aus. 2016-12-23 10:44 2KB www.sueddeutsche.de
36 Borussia Dortmund ist dringend urlaubsreif
Mit elf Punkten weniger als vor einem Jahr schleppt sich der BVB in die Winterpause.
Manche Spieler sehnen sich nach mehr Stabilität und Einfachheit. 2016-12-23 10:44 2KB
www.sueddeutsche.de
37 Pregau in der ARD: Miniserie, die auf gute Art weh tut
Die deutschen Antworten auf den Serien-Boom fielen bislang unbefriedigend aus. Der
ARD-Vierteiler "Pregau" traut sich, dick aufzutragen. 2016-12-23 10:44 7KB
www.sueddeutsche.de
38 Prozess um eine seltsame Beziehung
Ein psychisch kranker Mann soll seine Freundin eingesperrt und vergewaltigt haben später war von Verlobung die Rede. Vor Gericht können sich beide nur noch
bruchstückhaft erinnern. 2016-12-23 10:44 4KB www.sueddeutsche.de
39 Syrien: Assads Illusion von einer heilen Welt
Geht es nach dem syrischen Regime, feiern die Menschen jetzt ihre Befreiung von den
Rebellen. Das Leid der Stadt kommt in den TV-Bildern nicht vor - dafür
Weihnachtsmützen als Symbol der Freiheit. 2016-12-23 10:44 4KB www.sueddeutsche.de
40 Sieben Festnahmen wegen Terrorverdachts in
Australien
Sechs Männer und eine Frau sollen laut den Ermittlern an Weihnachten mehrere
Anschläge in der Stadt Melbourne geplant haben. Die Pläne sollen vom IS "inspiriert"
gewesen sein. 2016-12-23 10:44 2KB www.sueddeutsche.de
41 Hirnarbeit - sechs Berufe mit Köpfchen
Neuromarketing, Produktdesign oder Psychologie: Jobs, die sich mit dem Denkapparat
beschäftigen, sind so vielschichtig wie das Gehirn selbst. 2016-12-23 08:32 1KB
www.sueddeutsche.de
42 Carlo Ancelotti - Ein Trainer für die großen Spiele
Bisher wusste man nicht recht, warum Bayern-Trainer Ancelotti so wenig auf seine Elf
einwirkt. Nun hat er gegen Leipzig seine wahre Stärke gezeigt. 2016-12-23 10:44 3KB
www.sueddeutsche.de
43 Licht als Symbol für den Frieden wird verteilt
Nach dem dritten Tiefgaragen-Überfall in drei Tagen konnte die Polizei einen 25jährigen Kroaten.... 2016-12-23 10:44 5KB www.tt.com
44 Syrien: Armee feiert vollständige Eroberung Aleppos
Die letzten Busse mit Zivilisten und Rebellen haben das völlig zerstörte Aleppo
verlassen. Das Regime von Baschar al-Assad spricht von einem Wendepunkt im
Krieg. 2016-12-23 08:44 5KB www.zeit.de
45 Fisch, Kaffee und Nüsse aus dem Paradies
Kaffee, Macadamianüsse, Tropenfrüchte: Auf den Inseln Hawaiis wächst das alles in
Hülle und Fülle. Gehandelt wird mit den Erzeugnissen vor allem auf den hiesigen
Märkten – ein Genuss für das Auge und den Gaumen. 2016-12-23 08:43 6KB www.tt.com
46 Niederländische ING-Tochter kauft Versicherer Delta
Lloyd
Die Delta-Führung nahm das verbesserte Angebot an. Die NN Group zahlt 5,40 Euro
pro Aktie. 2016-12-23 08:40 1KB diepresse.com
47 Weil will AfD unter fünf Prozent drücken
Die Kommunalwahlen im Herbst haben es gezeigt: In Niedersachsen ist die AfD
weniger populär als in vielen anderen Bundesländern. Ministerpräsident Stephan We...
2016-12-23 10:44 2KB www.haz.de
48 Abgeordneter bleibt bei Chemtrails hartnäckig
Der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Bäumer hat eine weitere Anfrage zu
sogenannten Chemtrails bei der niedersächsischen Landesregierung gestellt. Diesmal
geht... 2016-12-23 10:44 2KB www.haz.de
49 Medien: Leverkusener Toprak im Sommer nach
Dortmund
Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund macht im Werben um den türkischen
Nationalspieler Ömer Toprak offenbar ernst. Nach Informationen der Bild-Zeitung ist...
2016-12-23 10:44 1KB www.haz.de
50 Missbrauchsskandal in England: Kein Liga-Regelbruch
bei Chelsea
Die derzeitige Führungsetage des englischen Fußball-Erstligisten FC Chelsea hat im
Zuge des Missbrauchsskandals keine Liga-Regeln verletzt. Dies teilte die P...
2016-12-23 10:44 1KB www.haz.de
51 DFB-Präsident Grindel nimmt WM-Organisatoren in
Russland in die Pflicht
Reinhard Grindel hat die Organisatoren der Fußball-WM 2018 in Russland erneut in die
Pflicht genommen. "Es müssen die richtigen Rahmenbedingungen herrsc...
2016-12-23 10:45 1KB www.haz.de
52 Gesellschaftskritik: Über Weihnachten bei Brangelina
Es war ein trauriges Jahr. Auch Brangelina stehen nach ihrer Trennung mit
angeschlossenem Rosenkrieg noch vor einer großen Herausforderung: Weihnachten.
2016-12-23 08:29 2KB www.zeit.de
53 Wolfsburg soll attraktives Umfeld für Start-ups werden
Für VW geht ein nicht gerade einfaches Jahr zu Ende. Betriebsratschef Bernd
Osterloh zieht Bilanz und spricht über Altersteilzeit, kreative Montagewerker, di...
2016-12-23 10:45 1012Bytes www.haz.de
54 Großspenden: CDU liegt 2016 vorne
2016 war wieder ein einträgliches Jahr für deutsche Parteien. Zahlreiche Großspenden
sorgten für volle Kassen – aber nicht bei allen Bundestagsparteien. 2016-12-23 10:44 2KB
www.haz.de
55 Kommentar: Der lange Winter des Pikachu
Viele Spieler mögen längst abgesprungen sein, aber Gerald Himmelein hält Pokémon
Go weiterhin die Stange – wenn auch mit eisesstarren Fingern. Eine Zwischenbilanz
nach sechs Monaten und 2037 Taubsis. 2016-12-23 07:45 5KB www.heise.de
56 Elternzeit: Familienzeit schadet Papas Karriere nicht
Täglich hilfreiches Karrierewissen: Heute, warum sich eine Elternzeit für Väter nicht
nachteilig auf den Job auswirkt, Teilzeitarbeit aber schon. 2016-12-23 07:28 4KB
www.zeit.de
57 Volkswagen erzielt Vergleich mit Privatklägern
Im Skandal um manipulierte Abgaswerte hat Volkswagen in den USA einen weiteren
Vergleich mit Privatklägern ausgehandelt. Es sei eine „Grundsatzvereinbarung ü...
2016-12-23 10:45 1KB www.haz.de
58 Wir sind die Freeses: Zeit absitzen
So, Bianca und Svenni müssen dann mal los nach Frechen. Und weil Svenni am
letzten Schultag nicht zur Schule geht, werden während der Zugfahrt die ganze Zeit
Lehrfilme geguckt. 2016-12-23 07:17 751Bytes www.ndr.de
59 Alex Roach: Vier muss gewinnen
Die Eisbären setzen auf ihren neuen Verteidiger Alex Roach – schon am Freitagabend
gegen Wolfsburg. Viel Zeit zur Eingewöhnung bekommt der Deutsch-Kanadier nicht.
2016-12-23 07:10 4KB www.tagesspiegel.de
60 Anleitung zum Weihnachtsschwänzen
Wir lieben unsere Familie, ehrlich! Wir brauchen nur mal kurz eine Pause.
2016-12-23 07:02 5KB www.jetzt.de
61 Ivanka Trump beschimpft: Passagiere müssen Flieger
verlassen
Einer der beiden Männer soll die Tochter des designierten US-Präsidenten wegen
dessen Politik beschimpft haben: "Dein Vater ruiniert unser Land. " 2016-12-23 06:59 1KB
diepresse.com
62 EU-Kommissarin fordert Extra-Bonus für europäische
VW-Kunden
Eine Informationskampagne und ein Ersatzwagen während der Reparaturphase seien
nicht genug, sagte EU-Justizkommissarin Jourova. In Übersee gebe es Milliarden für
die Kunden. 2016-12-23 06:47 3KB diepresse.com
63 Winterpalais: Ein Engel voll Wucht und Grandezza
Der Lemberger Barock-Bildhauer mit Namen Pinsel ist eine der rätselhaften Gestalten
der Kunstgeschichte: Man weiß fast nichts über ihn. 2016-12-23 06:33 5KB diepresse.com
64 Tricopter auf Speed: Yi Erida
Mit dem Tricopter Yi Erida will Yi Technology jetzt auch in den Fotodrohnenmarkt
einsteigen. Die App-gesteuerte Drohne soll bis zu 120 km/h schnell sein und 40
Minuten in der Luft bleiben können. Sie ist mit einer 4K-Action Cam von Yi bestückt.
2016-12-23 06:30 1KB www.heise.de
65 Neuvermessung des Sporthandels: Die Stunde der
Kleinen
Nach der Eybl-Übernahme hat sich der Staub gelegt. Vor allem die kleinen
Fachhändler füllten das Vakuum. Nun steht neue Konkurrenz vor der Tür.
2016-12-23 05:45 4KB diepresse.com
66 Irland und der Brexit: Gewinner und Verlierer
Es gibt kaum zwei europäische Volkswirtschaften, die so eng verflochten sind wie die
britische und die irische. 2016-12-23 00:00 8KB www.nzz.ch
67 Fondazione Feltrinelli in Mailand: Eine laizistische
Kathedrale
In Mailand wurde eben die Fondazione Feltrinelli eröffnet. 2016-12-23 00:00 3KB
www.nzz.ch
68 Rätselhafter Pilz: Geheimnisvolles Leben im Untergrund
Trüffeln sind exklusiv – und dies nicht nur, was ihren Preis und ihre Seltenheit angeht.
Auch Daten zu ihrer Biologie sind rar. 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch
69 US-Steuerstreit: Raiffeisen kommt ohne Busse davon
Die Raiffeisen-Gruppe kann den Steuerstreit noch im alten Jahr abschliessen. Die
Bank kommt ohne eine Busse davon. 2016-12-23 00:00 811Bytes www.nzz.ch
70 Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ):
Umstrittenes Vorgehen des Eigentümers
Der Regierungsrat will das Geschäftsfeld der EKZ eingrenzen und seinen Gewinn zum
Teil abschöpfen. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch
71 Heilritual in Senegal: Die letzten Zuckungen des
Heidentums
Bei Erkrankungen sind nach senegalesischer Auffassung oft Geister im Spiel. Im
Ndepp-Ritual sollen Opfer und Tanz sie beschwichtigen. 2016-12-23 00:00 9KB
www.nzz.ch
72 Kunstzeughaus Rapperswil: Manche treiben's bunt
Das Kunstzeughaus Rapperswil-Jona gibt einen Überblick über das regionale
Kunstschaffen. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch
73 HSG rückt in die Stadt: St. Gallen wird wieder zur
Universitätsstadt
Die St. Galler Wirtschaftsuniversität thront seit 1963 auf einem Hügel abgehoben von
der Stadt. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch
74 Verhaftungswelle in der Türkei: Istanbuler HDPAbgeordnete vorübergehend festgenommen
In der Türkei hat die Polizei die Parlamentarierin Pervin Buldan am Freitagmorgen aus
ihrer Wohnung in Istanbul heraus abgeführt. 2016-12-23 00:00 1KB www.nzz.ch
75 Wahrnehmung des Menschen: Wie das Gehirn die Zeit
misst
Schon wieder ist ein Jahr rum. Je älter man wird, desto schneller scheint die Zeit zu
vergehen. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch
76 Bereits bewegt - Kawasaki Z650: Nachwuchs in der ZFamilie
Nach mehr als 120 000 verkauften Einheiten der Kawasaki ER-6n mutiert deren
Nachfolgerin zum sportlichen Naked Bike. 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch
77 Aperto-Übernahme: Coop kauft die Bahnhof-Shops
Der Detailhändler Coop wird noch grösser. Ab 2017 gehört auch die schweizerische
Aperto-Gruppe zum Unternehmen. 2016-12-23 00:00 899Bytes www.nzz.ch
78 Hoher Intelligenzquotient: Skepsis wäre klug
Die Wissenschaft versucht immer wieder zu belegen, dass Hochbegabte mehr
erreichen als Normalbürger. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch
79 Wahlen in den USA: Die gefallene Fee und die
erfolgreiche Hexe
Zwei
Frauen
besetzten
im
amerikanischen
Wahlkampf
Schlüsselpositionen.
2016-12-23 00:00 2KB www.nzz.ch
80 Mehrere Ziele in Melbourne: Terroranschlag in
Australien vereitelt
Die australische Polizei hat Anschläge in Melbourne verhindert. Ins Scheinwerferlicht
gerät eine bestimmte Bevölkerungsgruppe. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch
81 Bi Feiyus bewegender Gesellschaftsroman «Sehende
Hände»: «Als Blinder sah er klar»
Selten wurde der paradoxe Erkenntnisgewinn aus der Erfahrung der Blindheit
literarisch so überzeugend dargestellt wie in Bi Feiyus 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch
82 Sechzig Jahre Royal Court Theatre: Die Hauptrolle
spielt der Autor
Das Royal Court Theatre ist einzigartig in Englands Theatergeschichte. 2016-12-23 00:00
6KB www.nzz.ch
83 Reform der Firmensteuern: Mehr Steuerautonomie für
die Städte?
Grosse Städte wie Zürich und Bern bekämpfen die Reform der Firmensteuern, weil sie
hohe Ertragsausfälle befürchten. 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch
84 Schöne Bescherung (23): Der Vorhang reisst langsam
Ein Elektriker aus Danzig verändert mit seiner Gewerkschaft Solidarnosc Europa.
2016-12-23 00:00 2KB www.nzz.ch
85 Bereits bewegt - Renault Zoe Z. E. 40: Der
Reichweitenangst ein Ende
Mit der Neuauflage des Zoe senkt Renault das Kapazitätsproblem auf ein Minimum.
2016-12-23 00:00 4KB www.nzz.ch
86 Die Anfänge des modernen Tourismus: Als der Löwe
laufen lernte
Die Tourismusindustrie läuft wie geschmiert. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch
87 Koexistenz der Weltanschauungen: Der leere Himmel
In diesen Tagen wuchert das Brauchtum in unserer Weltgegend, der Himmel bevölkert
sich mit Engeln und fliegenden Weihnachtsmännern. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch
88 Terroranschlag in Berlin: Gefasstheit statt «German
Angst»
Nach dem bisher schwersten Terroranschlag in Deutschland überwiegt die Sorge um
den inneren Frieden die Furcht vor weiteren Taten. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch
89 Jugenddelinquenz: Wenn das Smartphone zum
Beweismittel wird
Die Folgen missbräuchlicher Mediennutzung können für Jugendliche massiv sein –
nicht nur im Bereich der Pornografie, wenn intime Bilder 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch
90 Was heute wichtig ist
Saftige Busse für CS im US-Hypotheken-Streit / Evakuierung aus Ost-Aleppo
abgeschlossen / Mutmassliche Anschläge in Duisburg und 2016-12-23 00:00 3KB
www.nzz.ch
91 Kleiderdetailhandel: Zalando lässt Schweizer
Modehäuser alt aussehen
Der deutsche Online-Modepionier Zalando lehrt Schweizer Modehäuser das Fürchten.
2016-12-23 00:00 8KB www.nzz.ch
92 Kampf um Wintergäste: Alphorn blasen statt Ski fahren
Bis auf 2000 Meter liegt in weiten Teilen der Schweiz kein Schnee. Flugs haben viele
Skigebiete neue Angebote auf die Beine gestellt. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch
93 Reden über die Schweiz: Genug polemisiert
Die Schweiz ist ein erfolgreiches, stabiles und offenes Land. Selbstverständlich ist das
nicht. Es gibt zerstörerische Tendenzen. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch
94 Schweizer Golfer: Vom Ersparten leben
Professionelles Golf in der Schweiz ist ein hartes Business – auch finanziell. Nur André
Bossert kommt einigermassen durch. 2016-12-23 00:00 4KB www.nzz.ch
95 Mobilität der Zukunft: Flexible Kombination von
Verkehrsträgern
Es besteht künftig Bedarf nach ganzheitlichen, verkehrsträgerübergreifenden
Rahmenbedingungen. 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch
96 Edita Gruberová zum 70. Geburtstag: Steiniger Weg an
die Spitze
Ihre Domäne sind die Meister des Belcanto, deren koloraturengespickte Partien sie auf
allen wichtigen Bühnen verkörpert hat – und die 2016-12-23 00:00 4KB www.nzz.ch
97 Bereits bewegt - Mercedes-AMG E 63 S: Business-Jet
für die Strasse
Mercedes rüstet die E-Klasse vom Geschäftswagen zum ultimativen Sportgerät auf.
2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch
98 Leichenfund Pfäffikon SZ: Männliche Leiche gefunden
Die Polizei fand am Donnerstagmorgen in Pfäffikon SZ eine männliche Leiche. Die
Todesursache ist noch nicht ermittelt. 2016-12-23 00:00 770Bytes www.nzz.ch
99 Wende im Syrien-Krieg: Asad kontrolliert wieder ganz
Aleppo
Die vollständige Rückeroberung Aleppos ist offenbar abgeschlossen. 2016-12-23 00:00
3KB www.nzz.ch
100 Fifa-World: Die grosse Furcht vor dem Freistoss
Das Fifa-Museum in Zürich kämpft ums Überleben. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch
Articles
Deutschland mix in german 100 articles, created at 2016-12-23 12:02
1 /100
US-Geschäfte: Deutsche Bank und Credit Suisse müssen
(5.29/6)
zahlen
Wegen
Kundentäuschungen
im
US-Hypothekengeschäft
muss die Deutsche Bank
insgesamt 7,2 Milliarden
Dollar
zahlen.
Darauf
einigte sich das Geldhaus
in einem Vergleich mit den
US-Behörden.
Eine
massive
Strafzahlung
akzeptierte auch bei der
Credit Suisse.
Die Deutsche Bank hat
ihren Streit mit den US-Behörden über faule Hypothekenpapiere mit einer Strafzahlung von 3,1
Milliarden Dollar beigelegt. Das Geldhaus gab den mit Spannung erwarteten Vergleich in der
Nacht bekannt. Hinzu kommen noch 4,1 Milliarden Dollar für Kundenhilfen in den USA.
Insgesamt zahlt die Deutsche Bank damit 7,2 Milliarden Dollar. Für alle Rechtsstreitigkeiten
zusammen hatte das Geldhaus zuletzt jedoch nur 5,9 Milliarden Euro zurückgelegt.
Ursprünglich hatte das US-Justizministerium eine Rekordsumme von 14 Milliarden Dollar
aufgerufen. Das hatte an den Finanzmärkten zeitweise für große Verunsicherung gesorgt. Denn
die Reserven der Bank, die mitten in der Sanierung steckt, sind knapp und die Kapitaldecke ist
im Vergleich zu vielen Rivalen dünn.
Die jetzige Einigung zur Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche gegen die Bank ist noch vorläufig.
Sie wird das Ergebnis des Dax-Konzerns im laufenden vierten Quartal aber bereits belasten vor Steuern mit 1,17 Milliarden Dollar. "Ob die Erleichterungen für Verbraucher finanzielle
Auswirkungen haben, hängt von den endgültigen Bedingungen des Vergleichs ab. Derzeit wird
daraus kein wesentlicher Einfluss auf das Ergebnis des Geschäftsjahres 2016 erwartet. "
Der Hypothekenstreit ist eine der größten Altlasten der Deutschen Bank. Die Aufsichtsbehörden
sehen es als erwiesen an, dass das Institut vor der Finanzkrise auf dem amerikanischen
Immobilienmarkt trickste: Es bündelte faule Hypotheken in hochkomplexe Wertpapiere, die in
der Krise auf einen Schlag wertlos wurden und bei vielen Anlegern zu hohen Verlusten führten.
Viele andere Großbanken haben ähnlich dubiose Geschäfte gemacht, sich aber auch früher mit
den Behörden verglichen.
Neben dem Hypothekenstreit will die Deutsche Bank zeitnah drei weitere große Fälle zu den
Akten legen, die viel Geld kosten könnten: der Geldwäsche-Skandal in Russland, mutmaßliche
Sanktionsverstöße bei Iran-Geschäften und Manipulationen auf dem billionenschweren
Devisenmarkt.
Neben der Deutschen Bank einigte sich auch die Credit Suisse auf einen Vergleich mit den USBehörden. Auch in diesem Rechtsstreit ging es um Hypothekengeschäfte in den USA.
Die nach der UBS zweitgrößte Schweizer Bank muss nach eigenen Angaben rund 5,3
Milliarden Dollar zahlen, um das Thema abhaken zu können. Die Zahlung setze sich
zusammen aus einem Bußgeld von 2,48 Milliarden Dollar und Entschädigungszahlungen für
die Verbraucher von 2,8 Milliarden Dollar. Die Entschädigungen sollen über einen Zeitraum von
fünf Jahren entrichtet werden. Der mit dem US-Justizministerium ausgehandelte Vergleich
müsse noch unterschrieben und vom Credit-Suisse-Verwaltungsrat genehmigt werden.
US-Behörden werfen einer ganzen Reihe von Großbanken vor, Investoren jahrelang über die
Risiken von hypothekenbesicherten Wertpapieren getäuscht zu haben. Die Käufer dieser
komplexen Anlageprodukte erlitten Milliardenverluste, als der US-Immobilienmarkt kollabierte.
Hypotheken-Streit beigelegt |
Deutsche Bank zahlt 3,1
Milliarden Dollar an die USA
bild.de
Hypothekengeschäfte:
Deutsche Bank zahlt
Milliarden-Strafe
zeit.de
Deutsche Bank zahlt
Milliarden-Buße
haz.de
US-Hypotheken-Streit:
Milliardenbusse für die
Credit Suisse
nzz.ch
Deutsche Bank legt USHypothekenstreit für 3,1
Mrd. Dollar bei
diepresse.com
US-Behörden brummen
Credit Suisse MilliardenStrafe auf
diepresse.com
2016-12-23 09:25 tagesschau.de www.tagesschau.de
2 /100
- Anschlag auf Einkaufszentrum befürchtet: Zwei Brüder
(4.08/6)
festgenommen
Die Polizei meldet einen
Großeinsatz
in
einem
Oberhausener
Einkaufszentrum.
Kurze
Zeit später heißt es, zwei
Brüder seien in Duisburg
festgenommen worden. Sie
sollen
möglicherweise
einen Anschlag auf das
Kaufhaus geplant haben.
Sicherheitslage - Zwei
Festnahmen in Duisburg
wegen möglicher
Anschlagsvorbereitungen
sueddeutsche.de
Zwei Festnahmen in
Duisburg: Möglicherweise
Anschlag auf ein Kaufhaus
verhindert
nzz.ch
Festgenommene Brüder
sollen IS-Kontakt gehabt
haben
tagesspiegel.de
Anschlag auf
Einkaufszentrum
befürchtet: Zwei Brüder
festgenommen
stern.de
2016-12-23 09:02 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
3 /100
Einigung in Hypotheken-Streit: Nur blaues Auge für die
(3.21/6)
Deutsche Bank in den USA
(dpa/sda/gru.) Die Deutsche Bank kommt im Streit um dubiose
Hypothekengeschäfte in den USA mit einem blauen Auge davon.
Deutschlands grösstes Geldhaus muss dafür tief in die Kassen greifen 3,1 Mrd. $ Zivilbusse und 4,1 Mrd. $ an Bereitstellungen für
Entschädigungen an Kunden in den Vereinigten Staaten. Auf einen
entsprechenden Vergleich mit der US-Justiz einigte sich das Institut nach
monatelangen Verhandlungen, wie die Bank in der Nacht zum Freitag mitteilte.
Ursprünglich hatte allerdings eine Strafe von 14 Mrd. $ gedroht. Mitte September hatte das USJustizministerium mit dieser Forderung die Anleger der Deutschen Bank in höchste Alarmstufe
versetzt. Das Bekanntwerden liess den Börsenwert des Instituts einbrechen und löste sogar
Spekulationen über mögliche Staatshilfen aus. Der Konzern hatte zuletzt rund 5,9 Mrd. € für
seine Rechtsrisiken zurückgelegt. Obwohl die Einigung zur Beilegung zivilrechtlicher
Ansprüche erst vorläufig ist, wird sie das Resultat der Bank bereits im vierten Quartal belasten mit 1,2 Mrd. € vor Steuern.
In dem Streit ging es um die Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche im Zusammenhang mit der
Ausgabe von mit Hypotheken gedeckten Wertpapieren zwischen 2005 und 2007. Dem DAXKonzern wurde vorgeworfen, mit solchen Geschäften zum Kollaps des US-Häusermarktes im
Jahr 2008 beigetragen zu haben.
Die ursprüngliche Forderung wäre die höchste Strafe für ein ausländisches Geldhaus gewesen,
die Behörden in den USA je verhängt haben. Aber auch in anderen Fällen war es so, dass die
US-Justiz zunächst mit viel höheren Summen in die entscheidende Phase von
Vergleichsverhandlungen eingestiegen war. Die führende US-Investmentbank Goldman Sachs
hatte im April in einem Vergleich nach einer ähnlich hohen Einstiegsforderung der US-Justiz
schliesslich etwas mehr als 5 Mrd. $ zahlen müssen.
Für die Deutsche Bank sind die Unsicherheiten über die Kosten für die zahlreichen
Rechtsstreitigkeiten einer der grössten Belastungsfaktoren. Sie warfen den Konzern auf seinem
Sanierungskurs immer wieder zurück. In den vergangenen Jahren kosteten Strafen
Deutschlands grösstes Geldhaus bereits mehr als 12 Mrd. € - etwa wegen der Beteiligung an
Zinsmanipulationen (Libor), umstrittener Hypothekengeschäfte und Verstössen gegen
Handelssanktionen.
Vorstandschef John Cryan hatte der juristischen Aufarbeitung zuletzt höchste Priorität
eingeräumt und versprochen, die wichtigsten Rechtsfälle noch in diesem Jahr beizulegen. Offen
ist nun vor allem noch eine mögliche Strafe wegen des Verdachts auf Sanktionsverstösse bei
Iran-Geschäften und Geldwäsche bei Geschäften in Russland. Der Aktienkurs der Deutschen
Bank stieg zum Handelbeginn um über 4%.
Auch gegen die Schweizer Banken UBS und Credit Suisse sind im Zusammenhang mit
Hypothekengeschäften in den USA Zivilklagen und Untersuchungen von Regulatoren hängig,
darunter auch des US-Justizministeriums. Mit der Credit Suisse wurde ebenfalls heute eine
Einigung erzielt. Die Bank zahlt ein Busse in Höhe von 5,3 Mrd. $. Die UBS schraubte per Ende
Oktober dieses Jahres ihre Rückstellungen für Rechtsfälle am US-Hypothekenmarkt deutlich
nach oben. Die Grossbank hat nun für sämtliche Verfahren 1,4 Mrd. $ zurückgelegt, zur
Jahresmitte waren es 988 Mio. $.
Zu keiner aussergerichtlichen Einigung dürfte es zwischen dem US-Justizministerium und der
britischen Bank Barclays kommen. Die Behörde verklagte das Geldhaus am Donnerstag wegen
betrügerischer Hypothekengeschäfte, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Barclays wird
vorgeworfen, Investoren zwischen 2005 und 2007 über die Risiken von Wertpapieren im Wert
von mehr als 31 Mrd. $ getäuscht zu haben, die mit faulen Immobilienkrediten hinterlegt waren.
Die Bank wies die Anschuldigungen in einer Stellungnahme zurück. Barclays werde sich
energisch gegen die Klage zur Wehr setzen.
Hypotheken-Streit beigelegt |
Deutsche Bank zahlt 3,1
Milliarden Dollar an die USA
bild.de
Hypothekengeschäfte:
Deutsche Bank zahlt
Milliarden-Strafe
zeit.de
Deutsche Bank legt USHypothekenstreit für 3,1
Mrd. Dollar bei
diepresse.com
2016-12-23 00:00 Christoph G www.nzz.ch
4 /100
Großeinsatz für New Yorker Feuerwehr: 24 Menschen bei
(2.06/6)
Hochhaus-Brand verletzt
In einem Hochhaus nahe
dem Central Park bricht ein
Feuer aus und greift rasch
auf mehrere Etagen über.
Starker Wind erschwert die
Löscharbeiten der New
Yorker
Feuerwehr.
24
Menschen
erleiden
Verletzungen - darunter
Kinder
und
Feuerwehrleute.
Bei einem Brand in einem
Hochhaus in New York am
Donnerstagabend sind 24 Menschen verletzt worden. Unter den Verletzten waren auch vier
Feuerwehrleute, berichteten örtliche Medien.
14 Menschen seien leicht verletzt, sechs schwer, teilte die New Yorker Feuerwehr mit. Ein
Feuerwehrmann erlitt demnach schwerwiegende Verbrennungen. Unter den Verletzen
befinden sich auch drei Kinder - zwei Babys und ein siebenjähriges Mädchen. Neun Bewohner
konnten mithilfe eines Helikopters unverletzt vom Dach des Hochhauses gerettet werden.
Das Feuer war in einer Wohnung in der dritten Etage des 33-stöckigen Gebäudes in Manhattan
ausgebrochen. Dort standen laut Angaben der Feuerwehr die Fenster offen. Innerhalb kürzester
Zeit hatte deshalb dichter Rauch die oberen Stockwerke erfasst.
Starker Wind erschwerte die Löscharbeiten, die dann nach über zwei Stunden erfolgreich
abgeschlossen wurden. 170 Feuerwehrleute waren der "New York Post" zufolge im Einsatz. In
dem Wohnhaus in der 59th Street nahe dem Central Park befinden sich insgesamt 465
Appartements.
Quelle: n-tv.de
24 Verletzte bei HochhausBrand in New York
diepresse.com
New York: 24 Verletzte bei
Hochhaus-Brand
nzz.ch
2016-12-23 09:26 n-tv www.n-tv.de
5 /100
Monte dei Paschi: Parlament billigt Banken-Rettungspaket
(2.06/6)
Siena – Angesichts der
Bankenkrise in Italien hat
die Regierung in Rom ein
Rettungspaket im Umfang
von bis zu 20 Milliarden
Euro
beschlossen.
Ministerpräsident
Paolo
Gentiloni gab in der Nacht
auf Freitag bekannt, sein
Kabinett habe das Dekret
für
den
Rettungsplan
verabschiedet.
Am
Mittwoch hatte bereits das
Parlament grünes Licht
gegeben.
Das Milliarden-Paket soll die Banken vor dem Zusammenbruch bewahren und den Sparern ihre
Guthaben garantieren. Die italienischen Banken sitzen auf faulen Krediten in Höhe von
insgesamt 360 Milliarden Euro.
Akut gefährdet ist die Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS), das drittgrößte Institut des
Landes. Die BMPS kämpft darum, bis Jahresende eine Kapitalerhöhung um fünf Milliarden Euro
zu erreichen. Gelingt dies nicht, wäre sie wohl pleite. Eine Intervention des Staates bedeutet die
faktische Verstaatlichung des Geldhauses, das 1472 gegründet als älteste Bank der Welt gilt.
(APA/AFP/dpa)
Monte dei Paschi: Italiens
Parlament billigt
Rettungspaket
diepresse.com
Monte dei Paschi di Siena:
Italien rettet Krisenbank
erneut mit Steuergeld
nzz.ch
2016-12-23 07:55 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
6 /100
Nuklearwaffen: Trump und Putin verschärfen Ton
(1.08/6)
(ap) Der designierte amerikanische Präsident Donald Trump hat sich für
eine drastische nukleare Aufrüstung seines Landes ausgesprochen. Das
amerikanische Atomwaffenkapazität müsse «massiv gestärkt und
ausgebaut» werden, bis der Rest der Welt im Umgang mit Nuklearwaffen
«zur Vernunft kommt», twitterte Trump am Donnerstag. Tags zuvor hatte
er sich auf seinem Landsitz in Palm Beach mit ranghohen Vertretern von
Pentagon und Auftragnehmern in der Rüstungsindustrie getroffen.
Trumps Äusserungen kamen nur Stunden nach ähnlichen Einlassungen von Kremlchef
Wladimir Putin über Russlands Nuklearmacht. Deren Stärkung solle im kommenden Jahr das
militärische Hauptziel sein, sagte der Präsident beim Jahresabschlusstreffen des
Verteidigungsministeriums in Moskau. Konkret sagte Putin, Russland müsse komplexe Raketen
ausbauen, damit sie «bestehende und künftige Raketenabwehrsysteme durchdringen»
könnten.
Ob Trump mit seiner Twitter-Nachricht auf die Äusserungen aus Moskau Bezug nahm, war
unklar. Der Sprecher des künftigen amerikanischen Präsidenten, Jason Miller, lieferte aber
später einen Kontext für die Äusserungen seines Chefs. Trump habe die Gefahr durch eine
Verbreitung von Nuklearwaffen «vor allem bei und unter terroristischen Organisationen und
instabilen und schurkischen Staaten» gemeint. Der designierte Präsident sehe die
Modernisierung der Abschreckungskapazitäten Amerikas als «ein wichtiges Mittel, um Frieden
durch Stärke zu fördern», sagte Miller weiter.
Amerika und Russland verfügen über die grössten Atomwaffenarsenale der Welt. 2010
unterschrieben beide Länder den New-START-Vertrag, der eine Deckelung der Zahl ihrer
atomaren Sprengköpfe und Raketenwerfer vorsieht. Er gilt bis 2021 und kann um fünf weitere
Jahre verlängert werden. Amerika und Russland sind ausserdem Unterzeichnerstaaten des
Atomwaffensperrvertrags, der dessen Mitglieder zur atomaren Abrüstung verpflichtet.
Gleichwohl treibt Amerika schon seit längerer Zeit ihre Pläne zur Modernisierung ihrer in die
Jahre gekommenen Atomwaffen voran. Erst zu Jahresbeginn hatte etwa Pentagonchef Ashton
Carter angekündigt, das über die nächsten fünf Jahre 108 Milliarden Dollar (rund 103 Milliarden
Euro) in Instandhaltung und Verbesserung der Nuklearmacht fliessen sollen. Dennoch würde
Trump mit einem Ausbau des Atomwaffenarsenals eine scharfe Abkehr von der
sicherheitspolitischen Linie des scheidenden Präsidenten Barack Obama markieren. Dieser
hatte einst die nukleare Nichtverbreitung zum Herzstück seiner Agenda erklärt und sich 2009
dafür stark gemacht, dass Amerika sich an die Spitze der Bemühungen um eine
atomwaffenfreie Welt setzen müsste. Zugleich räumte Obama ein, dass dieses Ziel weder
schnell noch leicht erreicht werden könne.
Auf Trumps Webseite zum präsidialen Übergang hiess es, der künftige Präsident wisse um die
«einzigartigen, katastrophalen Bedrohungen, die von Atomwaffen und Cyber-Angriffen
ausgehen». Amerika müsste daher sein Arsenal modernisieren, «um sicherzustellen, dass sie
eine wirksame Abschreckung sind». Im Wahlkampf hatte Trump bereits gesagt, Amerika sollte
mehr Atomwaffen haben und die Ansicht vertreten, die Welt wäre «besser dran», wenn Staaten
wie Südkorea und Japan Atomwaffen hätten. Seine demokratische Rivalin Hillary Clinton hatte
ihn immer wieder als zu sprunghaft und unberechenbar dargestellt, als dass man ihm die
Verantwortung über die Atomwaffen anvertrauen könnte.
Trump und Putin wollen ihre
Atomwaffen "stärken"
stern.de
2016-12-23 00:00 Peter Winkler www.nzz.ch
7 /100
Italien: Regierung beschließt Milliarden-Rettungsfonds
(1.04/6)
Die italienische Regierung
hat ein Rettungspaket für
die Bank Monte dei Paschi
di Siena beschlossen. Das
Kabinett erließ ein NotfallDekret, das die Bildung
eines Fonds in Höhe von
20
Milliarden
Euro
anordnet, hieß es in einer
Mitteilung
der Regierung. Grund für
den Rettungsfonds ist die
Krise
der
drittgrößten
italienischen Bank, die außer Kontrolle geraten und damit weitere Banken und damit die
Wirtschaft des Landes treffen könnte. Auch
deshalb stellt Rom nun Hilfen für die Traditionsbank aus Siena bereit.
Das Ziel der Intervention des Staates sei, die Ersparnisse
von Bürgern so weit wie möglich zu schützen und Italiens Bankensektor zu
stärken, sagte Ministerpräsident Paolo Gentiloni. Der Rettungsfonds ist aber auch für andere
Banken gedacht, die Probleme
bekommen könnten. Insgesamt sollen Italiens Banken faule Kredite in Höhe
von 360 Milliarden Euro besitzen.
Die Regierung erwarte, dass Monte dei
Paschi um die Freigabe der Staatshilfe bitte, um zu gewährleisten, dass die
Bank den Rettungsplan weiter verfolgen kann, sagte Finanzminister Pier Carlo
Padoan.
Das Problem von Monte dei Paschi di Siena, der ältesten Bank Europas, sind faule Kredite. Die
Bank braucht bis Endes des Jahres fünf Milliarden Euro, um Verluste durch die Auslagerung
dieser Kredite zu decken. Eine geplante Kapitalerhöhung mit der Hilfe von Investoren war
gescheitert, weshalb nun der italienische Staat helfen muss. Die Intervention der Regierung
zielt auf das Kapital und die Liquidität ab.
Der Verwaltungsrat beschrieb den
Zustand der Bank in einer Mitteilung als "heikel".
Teil der Rettung ist ein im Sommer vereinbarter Sanierungsplan , der bis Ende des
Jahres erfüllt werden muss. "Die drittgrößte Bank Italiens wird wieder vollständig
die Kraft erlangen, um zu operieren", sagte Padoan. Eine Intervention des
Staates bedeutet die faktische Verstaatlichung des Geldhauses. Das Rettungspaket könnte
aber auch
anderen angeschlagenen Instituten zugute kommen.
- Neues Rettungspaket für
italienische Banken
sueddeutsche.de
2016-12-23 07:41 ZEIT ONLINE www.zeit.de
8 /100
Sebastian Koch auch in neuer "Homeland"-Staffel dabei
(1.02/6)
Schauspieler Sebastian Koch (54) wird auch in der sechsten Staffel der preisgekrönten US-
Serie "Homeland" zu sehen
sein. "Natürlich ist es toll,
bei solch einer großartigen
Serie dabei zu sein. Der
internationale Erfolg der
ersten fünf Staffeln spricht
ja schon für sich", sagte der
in Karlsruhe geborene
Koch ("Das Leben der
Anderen") der Deutschen
Presse-Agentur.
Die
Dreharbeiten hätten schon
Anfang September in New
York stattgefunden. "Aber
zu viel zu meiner Rolle kann ich jetzt noch nicht verraten. "
In der fünften Staffel, die größtenteils in Berlin gedreht wurde, schlüpfte Koch in die Rolle des
charmanten Milliardärs Otto Düring, der die ehemalige CIA-Agentin Carrie Mathison (gespielt
von Claire Danes) als Sicherheitschefin für seine Stiftung engagiert. Auch andere deutsche
Schauspieler wie Alexander Fehling oder Nina Hoss spielten mit.
Die neuen "Homeland"-Episoden werden ab dem 15. Januar in den USA ausgestrahlt. In
Deutschland lief die Thriller-Serie zuletzt auf Sat.1.
Sebastian Koch bleibt
„Homeland“ treu
haz.de
2016-12-23 09:38 www.t-online.de
9 /100
Özdemir: "Tunesien soll Verbrecher zurücknehmen"
(1.02/6)
Wegen eines fehlenden tunesischen Passes konnte der mutmaßliche Attentäter von Berlin nicht
in seine Heimat abgeschoben werden. CSU und Grünen üben deshalb nun Kritik an dem
Maghreb-Staat - und drohen mit der Kürzung finanzieller Hilfen.
Nach dem Terroranschlag von Berlin haben deutsche Politiker Vorwürfe gegen Tunesien
erhoben - das Heimatland des mutmaßlichen Attentäters Anis Amri. Grünen-Chef Cem Özdemir
sagte der "Bild", das Verhalten der tunesischen Behörden bei der gescheiterten Abschiebung
sei "ärgerlich". Es könne nicht sein, "dass manche Länder über Unterstützung dankbar sind,
aber sich weigern, Verbrecher aus ihren Ländern wieder aufzunehmen".
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte im gemeinsamen "Morgenmagazin" von
ARD und ZDF auf die Frage, ob dem nordafrikanischen Land Hilfsmittel gekürzt werden sollten:
"Wenn man die Regierung treffen kann, bin ich sehr dafür, auch solche Mittel anzuwenden. "
Ähnlich hatten sich zuvor
schon
Bayerns
Innenminister
Joachim
Herrmann (CSU) im ZDF"Heute Journal" geäußert:
"Da muss man notfalls
auch mal damit drohen, die
Entwicklungshilfe
zu
kürzen, wenn sich solche
Länder nicht kooperativ
zeigen. "
Die deutschen Behörden
hatten Amri vor dem
Anschlag monatelang als "Gefährder" auf dem Radar, konnten ihren Verdacht aber nicht
konkretisieren. Eine Abschiebung nach Tunesien war gescheitert, weil er keinen Pass hatte.
Nach dem Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt war zuletzt auch die Debatte um die
Deklarierung der Maghreb-Staaten als "sichere Herkunftsländer" wieder aufgeflammt. Die große
Koalition will Tunesien, Marokko und Algerien auf die entsprechende Liste setzen - Asylanträge
könnten damit schneller bearbeitet und in aller Regel abgelehnt werden. Der Bundesrat
blockiert das Gesetz jedoch seit längerem. Für eine Zustimmung müssten einige der von
Grünen mitregierten Länder mit Ja stimmen.
Özdemir und seine Co-Vorsitzende Peter verteidigten diese Entscheidung: "Der Fall des
Tatverdächtigen Amri hat mit dem zweifelhaften Instrument der sicheren Herkunftsstaaten nichts
zu tun", sagte Peter der "Rheinischen Post". Wer einen Zusammenhang konstruiere, dem gehe
es nicht um Lösungen sondern "nur um politische Stimmungsmache".
Tunesien: Die Wüste der
Extremisten
zeit.de
2016-12-23 09:35 tagesschau.de www.tagesschau.de
10 /100
Kein Weihnachtsfrieden: Verdi weitet Streik bei Amazon
(1.02/6)
aus
Der Ausstand wurde auf insgesamt sechs deutsche Standorten ausgeweitet. Die Gewerkschaft
will bis Heiligabend streiken.
23.12.2016 | 08:52 |
( DiePresse.com )
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat ihren Weihnachtsstreik beim Online-Versandhändler
Amazon ausgeweitet. Seit
Freitag werde auch in den
Verteilzentren in Leipzig und
im hessischen Bad Hersfeld
gestreikt,
erklärte
die
Gewerkschaft. Die Ausstände
würden bis einschließlich
Heiligabend fortgesetzt.
Bereits am Mittwoch hatten
Arbeitsniederlegungen in den
nordrhein-westfälischen
Logistikzentren
Rheinberg
und
Werne
sowie
im
bayerischen Graben begonnen, seit Montag wird schon in Koblenz gestreikt.
Die Gewerkschaft will Amazon zum Abschluss eines Tarifvertrags bewegen. Die Beschäftigten
wollten "verbindlich garantierte, existenzsichernde und gute Arbeitsbedingungen", erklärte
Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
(APA)
Keine Ende der Dauerfehde
zwischen Verdi und Amazon
in Sicht
heise.de
2016-12-23 08:52 diepresse.com
11 /100
Kommt
deutsches
(1.02/6)
Desinformation"?
Wegen der Zunahme von
Falschnachrichten in sozialen
Netzwerken soll das deutsche
Innenministerium
die
Schaffung
eines
Abwehrzentrums überlegen.
23.12.2016 | 08:18 |
( DiePresse.com )
Angesichts der Zunahme von
Falschnachrichten
in
den
sozialen Netzwerken schlägt
das
deutsche
"Abwehrzentrum
gegen
Innenministerium nach "Spiegel"-Informationen die Schaffung eines "Abwehrzentrums gegen
Desinformation" vor. "Mit Blick auf die Bundestagswahl sollte sehr schnell gehandelt werden",
zitierte das Nachrichtenmagazin in seiner jüngsten Ausgabe aus einem Vermerk von Beamten
des Ministeriums.
Die Federführung für dieses Abwehrzentrum sollte beim Bundeskanzleramt (Bundespresseamt)
angesiedelt werden, schlagen die Experten demnach vor. Als besonders anfällige
Bevölkerungsgruppen hebt das Papier "Russlanddeutsche" sowie "türkischstämmige
Menschen" hervor, bei denen eine "Intensivierung der politischen Bildungsarbeit" erfolgen
sollte, wie das Magazin berichtet. Zudem lege das Innenministerium den Parteien nahe, sich
noch vor den nächsten Landtagswahlen auf Grundregeln des Wahlkampfes und gegen den
Einsatz von Falschnachrichten zu einigen.
Google und Facebook waren zuletzt im US-Wahlkampf ins Visier der Kritik geraten, weil über
die Internetanbieter immer wieder Falschmeldungen in Umlauf gebracht und immens verbreitet
wurden. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte zunächst den Einfluss manipulierter
Nachrichten auf die Wahl des Rechtspopulisten Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten
bestritten. Später änderte sein Unternehmen aber die Richtlinien.
In Deutschland wächst die Sorge, dass die Verbreitung von Falschnachrichten auch die
Bundestagswahl beeinflussen könnte. Kürzlich war die Grünen-Politikerin Renate Künast per
Strafanzeige und Strafantrag gegen eine gefälschte Nachricht auf Facebook vorgegangen.
(APA/Reuters/AFP)
Innenministerium will
Abwehrzentrum gegen Fake
News schaffen
stern.de
2016-12-23 08:18 diepresse.com
12 /100
Video: IS-Terroristen verbrennen türkische Soldaten
(1.02/6)
Damaskus – In einem mutmaßlich von der Terrormiliz IS (Daesh) veröffentlichten Video ist zu
sehen, wie Terroristen zwei türkische Soldaten bei lebendigem Leib verbrennen. Das
drastische Video verbreitete sich am Donnerstag im Internet. Türkische Truppen und
verbündete Milizen rücken in Syrien in blutigen Kämpfen gegen den IS vor.
Nach dem Auftauchen des Videos wurden in der Türkei in der Nacht auf Freitag soziale Medien
blockiert. In Zeiten von Aufständen drosseln türkische Behörden häufig Dienste wie Twitter,
Facebook und YouTube – auch, um die Verbreitung bestimmter Inhalte zu verhindern.
Die auf jihadistischen Internetseiten veröffentlichten Aufnahmen zeigen zwei uniformierte
Männer, die aus einem Käfig herausgetrieben und dann verbrannt werden. Die mutmaßlichen
Soldaten sprechen und nennen ihre Namen.
Die Echtheit des Materials
ließ
sich
nicht
von
unabhängiger
Seite
bestätigen.
Von
der
türkischen Regierung gab es
zunächst keinen Kommentar
zu dem Video. Türkische
Journalisten
riefen
auf
Twitter dazu auf, das Video
nicht zu teilen, um die ISPropaganda
nicht
zu
unterstützen
Zwei Soldaten vermisst
Die Türkei hatte im vergangenen Monat bestätigt, den Kontakt zu zwei Soldaten verloren zu
haben, die in Syrien kämpften. Es blieb allerdings unklar, ob es sich dabei um dieselben
Männer handelte.
Im August hatte die Türkei eine Bodenoffensive in Syrien begonnen, mit der sie Rebellen
unterstützt. Seitdem sind 37 türkische Soldaten getötet worden. Am Ende des Videos drohen
zwei IS-Milizen der Türkei und erklären, dass weitere Aufnahmen dieser Art folgen würden,
sollten sich die Soldaten nicht zurückziehen. (dpa, TT.com)
Video: IS-Anhänger
verbrennen türkische
Soldaten
diepresse.com
2016-12-23 07:58 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
13 /100
Anschlag in Berlin: Deutschlands verdrängtes Dilemma
(1.02/6)
«Wieso läuft so einer noch frei herum?» Die Online-Ausgabe des
deutschen Boulevardblattes «Bild» hat es mit ihrer Schlagzeile vom
Donnerstag auf den Punkt gebracht. Das durch Medienberichte
gezeichnete Sündenregister des mutmasslichen Attentäters vom Berliner
Breitscheidplatz ist derart lang, dass die Frage einfach im Raum steht. Die
Behörden wussten um die Gefahr, die von dem jungen Tunesier ausging.
Trotzdem konnte er ungestört den Terroranschlag durchführen.
In Deutschland hat diese schier unglaubliche Lage eine heftige Diskussion über das Versagen
von Behörden und Politikern ausgelöst. Das ist nicht nur verständlich, es ist überfällig. Trotz den
unablässigen Warnungen der Nachrichtendienste hat das Land die Terrorgefahr viel zu lange
verdrängt. Es hat geglaubt, man könne die unausweichlichen moralischen Dilemmas zwischen
Grosszügigkeit und Sicherheit ignorieren, die sich im Kontext des islamistischen Extremismus
durch die unkontrollierte, massenhafte Aufnahme von Migranten stellten. Leider hat erst das
tatsächliche Erleben von Terroranschlägen wie den beiden im Juli in Bayern und dem dritten
nun in Berlin eine selbstkritische Debatte darüber ausgelöst.
Wohin diese führen wird, ist offen. Der Beginn verlief nicht sehr produktiv. Behörden und
Politiker schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Dasselbe tun die Parteien. Über
allem schwebt der nahende Wahltag im grössten Bundesland, Nordrhein-Westfalen, im Mai
sowie für den Bundestag im September. Das lädt dazu ein, die Verantwortung jeweils dem
Gegner zuzuschieben.
Doch dieses Spiel greift viel zu kurz. CDU und CSU stehen seit 2005 im Bund unablässig an
der Macht. Die SPD regiert seit 1998, mit einem Unterbruch bloss zwischen 2009 und 2013.
Zudem führen beide Parteien Landesregierungen, die in Fragen der Sicherheit als Erste in der
Verantwortung stehen. Selbst die FDP, die nun in Nordrhein-Westfalen scharfe Kritik als
Oppositionspartei äussert, stand als Koalitionspartner in Berlin während vier der letzten zehn
Jahre in der Mitverantwortung. Und auch die Grünen sitzen mit in vielen Booten. Die Gesetze
und Verwaltungsvorgänge, die nun am Pranger stehen, wurden von diesen Parteien geschaffen
und verantwortet. Die Verantwortung für Fehler sollten sie deshalb zuerst bei sich selbst
suchen.
Die wirklich schwierigen Fragen stehen aber noch aus. Sie drehen sich um die Widersprüche,
die zwischen dem Schutz von rechtsstaatlichen Prinzipien und Menschenrechten auf der einen
und dem Schutz vor Terroranschlägen auf der andern Seite auftreten. Der Fall des
tatverdächtigen Tunesiers zeigt, dass nicht alle Ziele voll erfüllt werden können. Schmerzliche
Kompromisse zwischen Moral und Sicherheit sind unumgänglich.
Die Briten haben nach 9/11 mit komplizierten Strafbefehlen zu experimentieren begonnen, die
Freiheit von Terrorverdächtigen gezielt einschränken, ohne dass sie ins Gefängnis geworfen
werden. Die Franzosen setzen seit dem Pariser Terroranschlag auf das grobe Werkzeug des
Ausnahmezustands. In Deutschland wird man nicht um eigene Gedanken herumkommen. Mit
der Erleichterung von Abschiebungen hat CDU-Innenminister de Maizière erste Schritte
eingeleitet. Weitere werden folgen müssen, ohne dass das Mass für Recht und Fairness aus
den Augen gerät.
Amri offenbar kurz nach
Anschlag nahe Berliner
Moschee gefilmt
stern.de
2016-12-23 00:00 Peter Rasonyi www.nzz.ch
14 /100
Weisse Trüffeln: Trüffeln schnüffeln
(0.01/6)
Die Weisse Trüffel, auch Alba-Trüffel genannt, ist die teuerste Delikatesse der Welt. Gefunden
wird sie im Piemont, dank speziellen Trüffelhunden. Das Geschäft ist hart umkämpft. Und ob es
die Echten sind, die am Schluss auf unseren Tellern liegen, kann man auch nicht mit Sicherheit
sagen.
Weisse Trüffel: Die Königin
der Nacht
nzz.ch
2016-12-23 00:00 Roman Sigrist www.nzz.ch
15 /100
St. Antönien: Ein Leben ohne Schneekanonen
(0.01/6)
Die Letzten werden die Ersten sein: Das Prättigauer Dorf St. Antönien,
das einst kein Geld hatte für grosse Investitionen, steht heute finanziell
solider da als viele, die alles auf die Karte Skizirkus setzten.
St. Antönien: Es gibt ein
Leben ohne Schneekanonen
nzz.ch
2016-12-23 00:00 Reto Gratwohl www.nzz.ch
16 /100
Restriktive bedingte Entlassung: Die Gefängnistür bleibt
(0.01/6)
zu
Ihn einen Sympathieträger zu nennen, wäre wahrlich verwegen. Er ist
heute 37 Jahre alt, als Teenager von Kosovo in die Schweiz verfrachtet
worden und hier mehr oder minder subito auf die schiefe Bahn gerutscht.
Seit dem 13. Lebensjahr gerät er immer wieder mit dem Gesetz in
Konflikt, häufig wegen Einbruch, Diebstahl, Verkehrs- und
Drogendelikten, aber auch wegen Nötigung oder Körperverletzung. Das
Vorstrafenregister von Herrn S., das sagt auch sein Anwalt Marcel Bosonnet, sei unerfreulich
lang, doch eines sei zu bedenken: Gewaltdelikte lägen klar in der Minderheit.
Seit 13 Jahren delinquiert der Kosovare nicht mehr und hält sich tadellos, denn seit dem letzten
Vorfall – den er bestreitet – sitzt er hinter Gittern. Diese letzte Sache ist mit Abstand die
schlimmste; ganz unabhängig davon, wer alles schuld daran ist oder nicht.
Im Dezember 2003 wird ein Mann in Winterthur auf offener Strasse erschossen und stirbt, seine
Begleiterin überlebt unverletzt. Die Hintergründe der Tat werden nie genau geklärt, alle
eruierten Beteiligten sind als Drogendelinquenten bekannt, auch Herr S., der seinen
Unschuldsbeteuerungen zum Trotz und nach einer langen, kurvenreichen Prozessgeschichte
vom damaligen Zürcher Geschworenengericht wegen vorsätzlicher Tötung und Gefährdung des
Lebens zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren und 9 Monaten verurteilt wird.
Das Verdikt, das rechtskräftig werden soll, ist im September 2008 gefallen. Muss der Mann
seine Strafe bis zum letzten Tag absitzen, so kommt er im September 2019 auf freien Fuss und
wird wohl sofort nach Kosovo abgeschoben. Das will er übrigens auch, wie er bei jeder
Gelegenheit betont.
Herr S. hat das Privileg, auf ein Umfeld zählen zu können, das trotz Kriminalkarriere und langer
Freiheitsstrafe zu ihm hält. Seit 13 Jahren wird er regelmässig von seiner Ehefrau und den
beiden Kindern besucht, und er plant, mit der Familie in Kosovo eine neue Existenz
aufzubauen. Eine Arbeitsstelle beim Onkel und eine Wohnung stehen bereit. Weder Herr S.
noch sein Rechtsanwalt Marcel Bosonnet verstehen, warum die Abschiebung nicht schon
längst stattgefunden hat. Denn gemäss dem Schweizerischen Strafgesetzbuch und gestützt auf
die höchstrichterliche Rechtsprechung sollte ein Insasse im Regelfall das Gefängnis bedingt
verlassen können, wenn er zwei Drittel seiner Strafe abgesessen hat.
Sinn und Zweck dieser Bestimmung ist die Wiedereingliederung in die Gesellschaft – oder, wie
es das Bundesgericht schreibt: Der Insasse soll den Umgang mit der Freiheit (wieder) lernen,
was nur in Freiheit möglich sei. Die bedingte Entlassung stellt die letzte Stufe im Strafvollzug
dar. Der erlassene Drittel gilt als Probezeit, in der Weisungen erteilt werden können und der
Häftling unter Aufsicht der Bewährungshilfe steht. Verhält er sich nicht korrekt, wandert er zurück
ins Gefängnis.
Der Regelfall ist allerdings an zwei Bedingungen geknüpft. Der Insasse ist nur dann bedingt zu
entlassen, «wenn es sein Verhalten im Strafvollzug rechtfertigt und nicht anzunehmen ist, er
werde weitere Verbrechen oder Vergehen begehen», wie es in Artikel 86 des
Strafgesetzbuches heisst. Die erste Bedingung erfüllt Herr S. ohne weiteres. Er hat die ersten
paar Gefängnisjahre in der Kantonalzürcher Anstalt Pöschwies verbracht und wurde danach auf
seinen Wunsch ins zugerische Bostadel versetzt, wo er sich heute noch befindet.
Die Anstaltsleitungen stellen ihm tadellose Zeugnisse aus: Er halte sich an die Regeln, erbringe
sehr gute Arbeitsleistungen, sei zu den Mitgefangenen und den Angestellten höflich und
aufgeschlossen, zeige ein vorbildliches Verhalten. Doch trotz dem dicken Lob vonseiten der
Anstaltsleitungen spricht das Zürcher Amt für Justizvollzug von einer nur «oberflächlichen
Anpassungsleistung» und verweigert diesen Sommer zum zweiten Mal in Folge die bedingte
Entlassung. Das Amt geht von einer hohen Rückfallgefahr aus: weil sich der Insasse mit dem
Tötungsdelikt, das er nach wie vor bestreitet, nicht auseinandersetze, ebenso wenig mit seinem
bisherigen
kriminellen
Verhalten.
Erwähnt
werden
zudem
eine
dissoziale
Persönlichkeitsstörung «mit einem ausgesprochen hohen Psychopathiewert» sowie die vielen
Vorstrafen. Das alles führt zu einer negativen Prognose – und dazu, dass Herr S. hinter Gittern
bleibt: seit 13 Jahren, ohne Vollzugslockerungen.
Marcel Bosonnet hat den abschlägigen Entscheid angefochten, die Sache ist derzeit vor dem
Zürcher Verwaltungsgericht hängig. Der Anwalt stört sich vor allem daran, dass die
Gerichtspsychiater von einer Therapierung zwar mehrfach abgeraten haben, seinem Klienten
gleichzeitig aber die fehlende Therapie als wichtiger Grund für die schlechte Prognose
angelastet wird. Zudem wehrt sich Bosonnet dagegen, dass ohne nachvollziehbare
Begründung von einer bloss oberflächlichen Anpassungsleistung die Rede ist: «Kein Mensch
kann sich 13 Jahre lang verstellen, schon gar nicht im Strafvollzug, wo man unter
Dauerbeobachtung steht», so Bosonnet.
Seine Einschätzung wird vom Zürcher Psychiater Mario Gmür gestützt, der zur Frage der
bedingten Entlassung von Herrn S. ein Privatgutachten erstellt hat. Gmür kommt nach dem
Aktenstudium und nach Gesprächen mit dem Insassen und mit dessen Bruder zum Schluss, es
sei nicht gerechtfertigt, die bedingte Entlassung an die Anforderung einer Psychotherapie zu
knüpfen, die vom Gericht nicht angeordnet worden sei und vom Gerichtspsychiater als nicht
erfolgversprechend beurteilt werde. Da eine endliche Strafe vorliege, so Gmür, würde es die
bedingte Entlassung ermöglichen, den Häftling, dessen Sozialverhalten und Bewährung zu
beobachten. Wird der Mann erst am letzten Tag seiner Strafe unvorbereitet vor die Gefängnistür
gesetzt, ist eine solche Beobachtung nicht mehr möglich.
Rechtsanwalt Marcel Bosonnet befürchtet, dass der Umgang mit seinem kosovarischen
Klienten keinen Einzelfall darstellt. Er vermutet, dass im Zuge der immer stärkeren Fokussierung
auf Sicherheit und Nullrisiko im Umgang mit Straftätern die bedingte Entlassung restriktiver
angewandt wird. Solche Befürchtungen haben Hand und Fuss, wie eine neue Studie zeigt.
Thomas Freytag, Vorsteher des Amts für Justizvollzug im Kanton Bern, und Aimée Zermatten
von der Universität Freiburg haben festgestellt, dass je nach Landesteil und je nach
Entscheidgremium ganz anders mit der bedingten Entlassung umgegangen wird: restriktiv in
der lateinischen Schweiz, liberal, aber mit einer Tendenz zu mehr Verweigerungen, in der
Deutschschweiz.
Diese Entwicklung sei erstaunlich, sagt Freytag, denn im Gegensatz zur Praxis seien die
Anforderungen an die bedingte Entlassung gesenkt worden: «Folgt man dem Willen des
Gesetzgebers sowie der bundesgerichtlichen Rechtsprechung, muss die Gewährung der
bedingten Entlassung nach Verbüssung von zwei Dritteln der Strafe klar die Regel und die
Verweigerung die Ausnahme sein.» In der Deutschschweiz sei dies nach wie vor der Fall – trotz
der abnehmenden Tendenz. So hat beispielsweise der Kanton Zürich 2004 in 96 Prozent der
Fälle die bedingte Entlassung gewährt – 2015 allerdings waren es nur noch 76 Prozent, also
exakt 20 Prozent weniger. Was ist der Grund für diese Entwicklung?
Florian Funk, Leiter des Rechtsdienstes beim Zürcher Amt für Justizvollzug, betont, man halte
sich an die gesetzlichen Vorgaben – die enorm gestiegenen gesellschaftspolitischen
Sicherheitsansprüche hätten jedoch Auswirkungen auf den Vollzug. «Es gibt eine Fokussierung
auf die Risiken. Man schaut genauer hin, geht systematischer vor, wendet Triage-Instrumente
an, verfasst Gutachten. Und wo man genauer hinschaut, da findet man auch mehr.» Beide
Vollzugsexperten, Thomas Freytag aus Bern und Florian Funk aus Zürich, verhehlen nicht, dass
es bei entsprechender Risikokonstellation für einen ungeständigen Insassen, der nicht
deliktstherapeutisch behandelt wird, schwierig sei, bedingt entlassen zu werden. Eine denkbar
schlechte Ausgangslage also für Herrn S., der nun das Verdikt des Zürcher Verwaltungsgerichts
abwartet. Was bleibt ihm schon anderes übrig?
Bedingte Entlassung aus
dem Strafvollzug: Freiheit
mit Probezeit
nzz.ch
2016-12-23 00:00 Brigitte Hürlimann www.nzz.ch
17 /100
Versuchter Einbruch in Einfamilienhaus - Einbrecher
lösten Alarmanlage aus - Polizei bittet um Hinwe
Bonn (ots) - In den frühen
Abendstunden
des
22.12.2016
waren
Einbrecher im Bereich
eines
Einfamilienhauses
auf der
Mühlenbacher
Straße
in
BornheimRoisdorf
aktiv:
Gegen
17:30 Uhr betraten die
Unbekannten
das
rückwärtige
Grundstück
des Hauses. Nach den
bisherigen Feststellungen
kletterten sie zunächst auf eine Terrassenüberdachung und machten sich dann an einem
Fenster des Obergeschosses zu schaffen. Hierbei lösten die Täter eine Alarmanlage aus - die
Einbrecher flüchteten daraufhin über das Grundstück in Richtung der nahegelegenen
Bahnlinie. Eine aufmerksame Nachbarin wurde auf das Geschehen aufmerksam und alarmierte
unverzüglich die Polizei. Die Fahndung nach den in diesem Zusammenhang beobachteten
beiden dunkel gekleideten Personen ca. 170 - 180 cm groß auffallend schlanke Statur
führte bislang nicht zur Festnahme der Personen. Das zuständige KK 34 hat die weiteren
Ermittlungen zu dem Geschehen übernommen. Mögliche Zeugen können sich unter der
Rufnummer 0228-150 mit der Polizei in Verbindung zu setzen.
2016-12-23 09:40 www.t-online.de
18 /100
Billerbeck, Hagen, Verkehrsunfallflucht
Coesfeld (ots) - In der Zeit vom 22.12.16, 18:35 Uhr - 18:59 Uhr
beschädigte ein bisher unbekannter Autofahrer einen geparkten blauen
Mercedes Benz auf dem Parkplatz eines Schuh-und Sportgeschäftes.
Anschließend flüchtete der Unfallverursacher von der Unfallstelle, ohne
sich um den entstandenen Sachschaden zu kümmern. Der Schaden wird
mit 1500 Euro angegeben. Hinweise nimmt die Polizei in Coesfeld
entgegen, Tel.: 02541-140.
2016-12-23 09:40 www.t-online.de
19 /100
Handyraub in der Innenstadt
Hagen (ots) - In der Nacht zu Freitag wurde eine junge Frau in der
Hagener Innenstadt Opfer eines Raubüberfalls. Gegen 02.45 Uhr befand
sich die 35-Jährige zu Fuß auf der Körnerstraße. Unvermittelt
umklammerte sie ein bislang unbekannter Mann von hinten, griff sich das
Mobiltelefon aus ihrer Jackentasche und stieß sie danach zu Boden. Der
Räuber flüchtete in Richtung Mark E, er ist etwa 40 Jahre alt, 1,65 Meter groß, hat ein schmales
Gesicht und eine spitze Nase. Er trug eine schwarze Jacke sowie eine schwarze Strickmütze mit
einem breiten weißen Rand. Bei der Tat verletzte sich die Frau leicht, eine sofortige
medizinische Versorgung war nicht erforderlich. Die erste Fahndung der alarmierten
Polizeibeamten verlief ohne Erfolg. Hinweise im Zusammenhang mit dem Überfall bitte an die
986 2066.
2016-12-23 09:40 www.t-online.de
20 /100
Schreiber für Ausweitung der Videoüberwachung
Im Gegensatz zur Linie des
rot-rot-grünen Senats hat
sich der Berliner SPDAbgeordnete
und
Innenexperte
Tom
Schreiber
für
eine
Ausweitung
der
Videoüberwachung
ausgesprochen.
Im
Koalitionsvertrag habe man
verabredet, die Sicherheit
in Berlin zu erhöhen. "Für
mich gehört dazu auch
mehr Videoüberwachung",
sagte Schreiber der "Bild"-Zeitung und der "B. Z. " (Freitag).
Beim Lkw-Anschlag auf dem Breitscheidplatz sei man auf zufällige Aufnahmen von
Augenzeugen angewiesen gewesen. "Es geht nicht darum, flächendeckend Kameras zu
installieren", betonte Schreiber. Sondern sie sollten da stehen, wo Kriminalität eine große Rolle
spiele.
Trotz des Anschlags soll es bisher aus Sicht des Senats keine Ausweitung der
Videoüberwachung in der Hauptstadt geben. Dies hatte erst vor zwei Tagen
Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) bekräftigt und damit Innensenator Andreas Geisel
(SPD) unterstützt.
2016-12-23 09:38 www.t-online.de
21 /100
Auto fährt in Bushaltestelle: Ein Schwerverletzter
Ein Mann ist an einer Bushaltestelle in Hamburg-Rothenburgsort von einem Auto erfasst und
schwer verletzt worden. Er wurde am Donnerstag mit einem Polytrauma in eine Klinik gebracht,
wie die Feuerwehr am Freitag mitteilte. Zuvor waren aus zunächst ungeklärter Ursache zwei
Autos miteinander kollidiert, von denen eines von der Fahrbahn abkam und den Mann im
Bereich der Bushaltestelle erfasste.
2016-12-23 09:38 www.t-online.de
22 /100
(Ludwigshafen)
- Autodiebstahl
Ludwigshafen
(ots)
Zwischen 18.12.2016, 15
Uhr und 22.12.2016, 13
Uhr, wurde in der ErichReimann-Straße
ein
schwarzer Mercedes Benz, Typ C 180 Kompressor gestohlen.
Sachdienliche Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Ludwigshafen unter der Telefonnummer
0621/963-2773 oder per Email [email protected] entgegen.
2016-12-23 09:35 www.t-online.de
23 /100
Auffahrunfall mit einem leicht Verletzten
Recklinghausen (ots) - Ein 30-jähriger Dattelner wurde am Donnerstag
um 16.15 Uhr bei einem Auffahrunfall leicht verletzt. Der fuhr mit seinem
Wagen auf der Hafenstraße und musste bremsen. Eine hinter ihm
fahrende 28-Jährige aus Oer-Erkenschwick erkannte dies zu spät und
fuhr auf. Der Sachschaden beträgt etwa 2000 Euro.
2016-12-23 09:35 www.t-online.de
24 /100
Karlsruhe- Mit Straßenbahn zusammengeprallt
Karlsruhe (ots) - Eine 43-jährige Mercedes-Lenkerin ist am Donnerstag
gegen 22 Uhr mit einer Straßenbahn zusammengeprallt. Sie war auf der
Rastatter
Straße
unterwegs
und
bog
an
der
Kreuzung
Pfauenstraße/Herrenalber Straße bei Grünlicht für den Geradeausverkehr
verbotenerweise nach links ab. Dabei kam es zum Zusammenstoß mit
einer in Richtung Süden fahrenden Straßenbahn. Die Verursacherin
wurde leicht verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Sachschaden wird auf circa 9.000
Euro geschätzt. Der Straßenbahnverkehr war bis gegen 22.45 Uhr behindert.
Sabine Doll, Pressestelle
2016-12-23 09:35 www.t-online.de
25 /100
Automatisiertes Fahren: Letztverantwortung bleibt beim
Menschen
Die deutsche Regierung
Straßenverkehrsgesetzes
vorantreiben.
will
einem
Medienbericht
zufolge
die
Änderung
des
23.12.2016 | 08:59 |
( DiePresse.com )
Die deutsche Regierung will
nach
Informationen
der
"Süddeutschen Zeitung" das
automatisierte
Fahren
in
Deutschland
mit
einer
Änderung
des
Straßenverkehrsgesetzes
vorantreiben. Ein entsprechender Entwurf erlaube, dass "das technische System in bestimmten
Situationen die Fahrzeugsteuerung übernehmen kann", berichtete das Blatt am Freitag.
Das Papier stelle erstmals die Regeln für den Einsatz solcher Fahrsysteme auf und schaffe so
die Bedingung für den Alltagseinsatz auf deutschen Straßen. Der Mensch solle aber auch beim
Einsatz des Computers grundsätzlich die letzte Verantwortung behalten. Automatische Systeme
müssten "jederzeit durch den Fahrzeugführer übersteuerbar oder deaktivierbar" sein. Der
Gesetzentwurf befinde sich derzeit noch in der Ressortabstimmung, zitierte die Zeitung das
federführende Verkehrsministerium.
(APA/Reuters)
2016-12-23 08:59 diepresse.com
26 /100
Weihnachtsmarkt hat wieder geöffnet | Berlin zwischen
Trotz und Trauer
Sie haben getrauert und
geschwiegen. Sie haben
Kerzen angezündet und
Blumen abgelegt. Dann
haben die Schausteller
vom Weihnachtsmarkt an
der
Berliner
Gedächtniskirche
angepackt, die Trümmer
beiseitegeräumt,
ihre
Buden repariert, die Grills
angefeuert
und
den
Glühwein heiß gemacht.
Am wichtigsten aber: Sie
haben mit alldem der Welt ein Zeichen gesetzt: UNS BERLINER KRIEGT IHR NICHT UNTER!
BILD hat den Markt am Tag der Wiedereröffnung besucht...
Weiterlesen mit
-Abo
2016-12-23 08:57 www.bild.de
27 /100
IG Metall will Arbeitszeit grundlegend neu regeln
Bei
den
Arbeitszeiten
kommen die Interessen der
Beschäftigten regelmäßig
zu kurz, findet die IG Metall.
Sie will das komplexe
Thema über Jahre hinweg
bearbeiten und eine ganz
neue Kultur schaffen.
Die IG Metall will die
Arbeitszeiten
der
Beschäftigten
in
Deutschland grundlegend
reformieren.
Allein
mit
einem neuen Regelwerk sei das Thema allerdings nicht lösbar, sagte der Erste Vorsitzende der
größten deutschen Einzelgewerkschaft, Jörg Hofmann, im Gespräch mit dpa. Ziel sei letztlich
eine neue Unternehmens- und Führungskultur, welche die Zeitinteressen der Beschäftigten
ernster nehme als bislang.
"Wir haben seit der Krise 2008/2009 wieder einen ungebremsten Aufschwung in Sachen
Arbeitszeiten. Sie wurden in Länge, Lage und Intensität noch einmal deutlich ausgeweitet",
stellte Hofmann fest. Mehr Schichtarbeit für immer weitere Beschäftigtenkreise, zu prall gefüllte
Arbeitszeitkonten, ständige Erreichbarkeit und wenig Rücksicht auf private Belange seien
einige der drängendsten Probleme, von denen Beschäftigte und Betriebsräte berichteten.
Siehe zu dem Thema auch:
Weißbuch Arbeiten 4.0: Nahles will flexiblere Arbeitszeiten
Arbeitgeber fordern flexiblere Arbeitszeiten – DGB für Recht auf Ruhe
Arbeit im "digitalen Zeitalter": Arbeitgeber dringen auf Ende des starren Acht-Stunden-Tags
Die IG Metall will der Problematik mit tariflichen und betrieblichen Vereinbarungen begegnen.
Hofmann kündigte dafür einen langen Atem weit über die nächste Tarifrunde Ende 2017 an. "Es
ist kein Kampagnenprojekt für die nächsten 15 Monate und danach ist alles geregelt, sondern
es ist eine lang dauernde Fokussierung der IG Metall auf das Thema. Da wird der nächste
Gewerkschaftstag 2019 vermutlich erst mal eine Zwischenbilanz ziehen können. "
Geplant sind aktuell betriebliche Arbeitszeit-Projekte und eine Neuauflage der zuletzt 2013
durchgeführten IG-Metall- Beschäftigtenumfrage, die das Thema Arbeitszeit verstärkt in den
Fokus nehme. Erste konkrete Forderungen würden bereits für die kommende Tarifrunde in der
Metall- und Elektroindustrie vorbereitet. "Wir werden das auf ein oder zwei Themen verdichten
müssen, wohlwissend, dass wir dann andere Aspekte zunächst nicht behandeln können. "
Keinen Änderungsbedarf sieht der IG-Metall-Chef bei dem von den Arbeitgebern angegriffenen
Arbeitszeitgesetz. Es schütze vor Überforderung, regele die notwendigen Pausen und sehr
zeitgemäß auch das "Recht auf Abschalten", sagte Hofmann. Er kritisierte das einseitige
Streben der Unternehmen nach Flexibilität, die kein Selbstzweck an sich sei. Sehr viel wichtiger
sei die Stabilität des Unternehmens in all seinen Beziehungen zu Kunden und Mitarbeitern. Mit
einer sinnvollen Nutzung der Digitalisierung könne es auch Entlastungen der Beschäftigten
geben.
Nach gewerkschaftlicher Einschätzung wird die Schichtarbeit in den Betrieben auch in die
Angestelltenbereiche ausgeweitet. Starre, häufig mit falschen technischen Begründungen
durchgesetzte Arbeitszeitregeln schafften eine Vielzahl von Problemen bei den Beschäftigten.
"Mit Arbeitszeitmodellen, die mehr Selbstbestimmung erlauben, können auch hier viele
Alltagsprobleme gelöst werden. So funktioniert auch Gleitzeit in der Produktion. Man muss es
nur wollen und verschiedene Lebenslagen abbilden", sagte Hofmann.
Übergreifend verfolgt die IG Metall das Ziel, das Vollzeitarbeitsvolumen für Beschäftigte in
besonderen Lebenslagen zumindest zeitweise absenken zu können. Wer Kinder erzieht,
Angehörige pflegt oder sich beruflich fortbildet, sollte die Arbeitszeit in einem Korridor zwischen
28 und 35 Stunden wählen können und tarifliche Leistungen zum Lohnausgleich erhalten,
schlägt Hofmann vor. Diese Leistungen sollten steuerfrei gestellt und auch keine Abgaben an
die Krankenkassen erhoben werden.
Weiter fordert die IG Metall einen Grundzuschuss durch den Gesetzgeber. Ein Verweis auf
Teilzeitmodelle sei für die meisten Beschäftigten nicht attraktiv, weil sie zu Recht befürchteten,
dort von beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten abgehängt zu werden. ( dpa ) /
( jk )
2016-12-23 08:56 heise online www.heise.de
28 /100
Nach
EuGH-Urteil:
Befürworter
Vorratsdatenspeicherung unbeeindruckt
der
Obwohl der Europäische
Gerichtshof
zum
wiederholten mal gegen
Regelungen
zur
Vorratsdatenspeicherung
entschieden hat, geben
sich
Befürworter
unbeeindruckt. Das eigene
Gesetz sei nicht betroffen,
meint etwa die Union.
Einer der juristischen Väter
der Cybercrime Konvention
des Europarates, Henrik
Kaspersen, nannte eine anlasslose Vorratsdatenspeicherung schon mal eine " Big Brother
Aktion ". 12 Jahre und zahlreiche ähnlich lautende Gerichtsurteile später glauben das
konservative Politiker immer noch nicht und verweisen auf den Anschlag von Berlin.
Die Speicherung von Verkehrsdaten bleibe ein "sehr wichtiges Aufklärungsinstrument für
Polizei und Strafermittler", ließ die rechtspolitische Sprecherin der CDU/CSUBundestagsfraktion Elisabeth Winkelmeier-Becker einen Tag nach dem Grundsatzurteil des
Europäischen Gerichtshofs mitteilen. Auch der Berliner Anschlag muss herhalten für die
Argumentation. "Mit der Vorratsdatenspeicherung können beispielsweise die Ermittlungen von
etwaigen Hintermännern, Gehilfen, Lieferanten von Schusswaffen und der Abläufe vor und
nach einer schweren Straftat erheblich erleichtert werden", meint Winkler-Becker. Die CDUPolitikerin wiederholte, in ihrer Partei halte die im kommenden Jahr in Kraft tretende deutsche
Regelung für vereinbar mit dem Urteil.
Der Vorsitzende der Parlamentarischen Linken in der SPD, Matthias Miersch, begrüßte das
Urteil dagegen als Anlass dafür, die in der Vergangenheit in seiner Partei sehr kontrovers
geführte Debatte wieder aufzunehmen. "Die SPD wird in diesem Rahmen an einem
angemessenen Ausgleich zwischen Freiheit und Sicherheit arbeiten", sagte Miersch der
Rheinischen Post. Das EuGH habe mit seinem Urteil "einen weiteren Pflock" für den Schutz
personenbezogener Daten und privater Kommunikation eingeschlagen, erklärte auch die
Bundesdatenschutzbeauftragte Angelika Voßhoff. Der Deutsche Journalisten-Verband sieht
darin "Anlass zur Hoffnung". "Das gibt uns Auftrieb für unsere Verfassungsbeschwerde", sagte
der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.
Kurze Speicherfristen, Ausnahme von Berufsgruppen und der Richtervorbehalt, unterscheidet
auch nach Ansicht eines Sprechers des Bundesjustizministeriums die deutsche Regelung von
den von den Luxemburger Richtern verworfenen Gesetzen in Großbritannien und Schweden.
Die offizielle Marschroute der Regierung insgesamt lautet: kein Problem, die deutsche
Regelung ist europarechtskonform. Immerhin wird noch einmal "geprüft", so die
Sprachregelung, der sich auch das Bundesinnenministerium anschloss, das auf Nachfrage von
heise online kurzerhand auf die Zuständigkeit des Justizministers verwies.
Gegner der Vorratsdatenspeicherung, nicht nur in Deutschland, sehen sich dagegen in ihren
Klagen bestärkt und hoffen auf eine ähnlich lautende Entscheidung aus Karlsruhe noch vor der
Wiedereinführung im kommenden Jahr. In Schweden, dessen Regelung von Luxemburg
verworfen wurde, sprach der Gründer der Piratenpartei, Rick Falkevinge, von einem " totalen
Sieg " gegen "12 Jahre Bullshit". In Frankreich, wo ebenfalls gegen die
Vorratsdatenspeicherung geklagt wurde, nachdem der Gesetzgeber die ursprüngliche
Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs gegen die Vorratsdatenspeicherung als ohne
Wirkung für die eigene Regelung erklärt hatte, begrüßte LaQuadrature das neue Urteil als
entscheidend im laufenden Rechtsstreit.
Begrüßt wurde das Urteil auch von Providerverbänden, etwa im Nachbarland Österreich , wo
die Vorratsdatenspeicherung abgeschafft wurde und der Datenschutzrat gerade eine
Aufarbeitung zum Nutzen anriet. Deutsche Provider könnten mit dem gestrigen Urteil im Rücken
auch gegen die Speicherpflicht klagen und aus einem Verwaltungsgerichtsverfahren heraus
eine Vorlage in Luxemburg erwirken. Der eco Verband forderte schon einmal postwendend ein
Moratorium , um nicht unnötig in eine Infrastruktur zu investieren, die einem späteren
Gerichtsurteil zum Opfer fällt. Vielleicht überzeugt ein weiteres europäisches Urteil dann auch
Berlin. ( mho )
2016-12-23 08:54 Monika Ermert www.heise.de
29 /100
Endspurt für Weihnachtseinkäufer
Endgültig abgerechnet wird
zur
Mittagszeit
an
Heiligabend: Dann steht
fest,
wie
gut
das
Weihnachtsgeschäft für die
heimische
Geschäftswelt
gelaufen ist. Je näher der
Tag der Bescherung rückt,
desto großzügiger werden
die Einkäufer. Begehrt sind
oftmals Gutscheine, die auf
den
letzten
Drücker
erworben werden. Diese
Einschätzung ist nicht neu.
Sie scheint auch in diesem Jahr einmal mehr einzutreten. Sagt Heinz Stinglwagner , der
Geschäftsführer der City Initiative Augsburg (CIA). Er kennt die Aussagen der Geschäftswelt, die
in den zurückliegenden Tagen an ihn herangetragen wurden: „Die letzte Woche ist
entscheidend, wie zufrieden der Handel sein wird. Dies gilt für den stationären Handel, aber
auch den Onlinehandel. Viele Geschäfte fahren da ja inzwischen zweigleisig.“
Von Verbandsseite ist zu hören, dass auch in diesem Jahr Bücher, Elektronikgeräte und
Spielwaren besonders beliebt waren. Eine Erkenntnis, die Bezirksgeschäftsführer Wolfgang
Puff vom Einzelhandelsverband nicht überrascht: „Einbußen gibt es mangels Schnee für die
Sportbranche. Auch die Oberbekleidung und Schuhe leiden unter dem nicht wirklich
winterlichen Wetter.“ Auffällig sei, dass es extreme Frequenzschwankungen gegeben habe:
„Sehr starke Tage lösten schwache ab.“ Der Handel setze jetzt auf einen starken Endspurt, von
dem vor allem der Lebensmittelbereich profitiere.
Den Wert und die Akzeptanz von Gutscheinen erlebt die City Initiative Augsburg mittlerweile
direkt über ein eigenes Angebot, das sie federführend betreibt. Seit November 2015 gibt es den
Augsburg-City-Gutschein, der bei nunmehr über 120 Partnern einzulösen ist. „Gerade in der
Vorweihnachtszeit sind die Gutscheine sehr beliebt“, sagt Stinglwagner. Seit der Einführung
habe die City Initiative Gutscheine im Wert von über 300000 Euro abgesetzt: „Die Tendenz ist
steigend.“
Es ist aber nicht nur die Vorweihnachtszeit, in der sich die Augsburger Innenstadt attraktiv
präsentieren möchte. Funktioniert die Strategie? Stinglwagner sieht generell eine Entwicklung,
die ihn mit Blick nach vorne optimistisch stimmt: „Augsburg ist sehr gesund aufgestellt. Die
Frequenz nimmt zu, die City ist in vielen Bereichen ein Hingucker geworden, das Angebot
stimmt.“ Wenn er allerdings einen Wunschzettel für das Jahr 2017 schreiben würde, dann
würde er einen Spielwarenfachmarkt und einen Sportartikel-Fachmarkt in der City als
Sortimente benennen, die sich zusätzlich ansiedeln sollen. Bei dem dritten Wunsch von
Stinglwagner geht es weniger um den Handel selbst, er richtet sich an die verkehrliche
Situation: „Ein neues Parkleitsystem wäre wünschenswert.“
Dass die Innenstadt in den zurückliegenden Monaten an Zuspruch gewonnen hat, bestätigt
Wirtschaftsreferentin Eva Weber. Sie verweist auf Ergebnisse einer Passantenbefragung.
Einkaufen sei der Hauptgrund für den Innenstadtbesuch. Mehr als jeder vierte Befragte
verbindet zudem den Aufenthalt in der City mit einem Gastronomiebesuch. Aber auch „Freunde
treffen“ oder ein „Stadt-Schaufensterbummel“ seien immer häufiger genannte Besuchsgründe,
die laut Weber „ein klares Indiz für die gesteigerte Aufenthaltsqualität sind“.
Das von CIA-Geschäftsführer Stinglwagner gewünschte Parkleitsystem lässt allerdings noch
länger auf sich warten. Baureferent Gerd Merkle ließ zuletzt verlauten, dass mit der Umsetzung
im Jahr 2017 noch nicht zu rechnen ist. Unterstützung erhält Stinglwagner von Thomas Schörg,
Regionalgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK). Um Besucher
komfortabel in die City zu leiten, sollte die Stadt das dynamische Parkleitsystem umsetzen:
„Wird ein Parkhaus und damit der nächste freie Parkplatz auf schnellstem Weg gefunden,
reduziert dies die Verkehrsbelastungen in der Innenstadt.“
2016-12-23 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
30 /100
Schwede fährt im Rollstuhl zum Südpol
In seiner Kindheit ist Aron
Anderson
an
Krebs
erkrankt und sitzt seitdem
im Rollstuhl. Trotzdem
bricht er regelmäßig zu
außergewöhnlichen
Expedition auf.
Mehr als 300 Kilometer
über Eis und Schnee und
das bei Temperaturen um
die Minus 30 Grad Celsius.
Schon
für
gesunde
Menschen ist eine Reise zum Südpol eine sportliche Höchstleistung. Erstmals vollbrachte diese
1911 der Norweger Roald Amundsen. 95 Jahre später hat der Schwede Aron Anderson den
Südpol mit einem Rollstuhl auf Skiern erreicht.
"Nichts ist unmöglich", jubelte der 28-Jährige am Mittwoch auf seiner Facebookseite und
veröffentlichte dazu ein Foto, das ihn in seinem Rollstuhlschlitten und der schwedischen Flagge
zeigt. 21 Tage hat er für die Reise zum Südpol gebraucht. Er denke, er sei der erste Mensch,
der diese Strecke in einem Rollstuhl geschafft habe, sagte Anderson in einem Interview mit dem
schwedischen Rundfunk.
Seit er als Kind an Krebs erkrankte, ist Anderson auf einen Rollstuhl angewiesen. Trotzdem
testet der Sportverrückte immer wieder seine Möglichkeiten und Grenzen aus. Anderson hat an
vier Paralympischen Spielen teilgenommen - in den Sportarten Segeln, Leichtathletik und
Schlittenhockey. Er bestieg den Kilimandscharo, den höchsten Berg Afrikas, und hat den
Ironman mitgemacht.
Mit seinem neuesten Abenteuer, der Reise zum Südpol, wollte Anderson aber nicht nur sich
selbst etwas beweisen. Unter dem Motto "Pole of Hope" sammelte er für die schwedische
Kinderkrebsorganisation Barncancer Fonden fast fünf Millionen Kronen (514.000 Euro), wie er
auf seiner Facebook-Seite mitteilte.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
31 /100
2. Bundesliga: Slomka neuer Trainer beim KSC
Der
abstiegsgefährdete
Zweitligist Karlsruher SC
hat noch vor Weihnachten
einen Nachfolger für den
vor
drei
Wochen
entlassenen Tomas Oral
gefunden: Mirko Slomka
soll beim KSC für den
Aufschwung sorgen, der
49-Jährige
unterschrieb
einen Kontrakt bis Ende
Juni 2018.
Vor zwei Wochen etwa
spielte Oliver Kreuzer, der gerade als Nachfolger von Jens Todt als Sportdirektor des KSC mit
der Trainersuche betraut worden war, in einer TV-Sportsendung ein lustiges Spielchen mit: Der
Journalist legte Kreuzer Bilder von potenziellen Kandidaten auf dessen Schreibtisch in der
KSC-Geschäftsstelle, die der 51-Jährige dann launig kommentierte. Als ein Bild von Mirko
Slomka an der Reihe war, sagte Kreuzer: "Der Mirko ist ein sehr guter Freund von mir,
interessanter Mann. " In der Pressemitteilung, die der KSC gestern um 16.54 Uhr verschickte,
wird Kreuzer nach der Verpflichtung seines Freundes so zitiert: "Mit Mirko haben wir unseren
Wunschtrainer gewinnen können. " Ob das so stimmt, ist allerdings fraglich, nachdem zuletzt
durchgesickert war, dass Franco Foda lieber bei Sturm Graz in Österreichs erster Liga bleibt,
und auch der jüngst in Augsburg gefeuerte Dirk Schuster via Berater eine Anfrage des KSC
negativ bescheiden ließ.
Nun also Slomka, der in Hannover, Schalke und dem Hamburger SV in der ersten Liga
gearbeitet hat - beim HSV mit dem Sportdirektor Oliver Kreuzer. Seit 15. September 2014 aber
war Slomka nach seiner Entlassung in Hamburg ohne Job. Er gilt als karrierebewusster
Ehrgeizling. Erst vor zehn Tagen riefen Äußerungen des gebürtigen Hildesheimers Empörung
in der Branche hervor, als er sich als Gast einer TV-Show unverhohlen als Trainerkandidat beim
VfL Wolfsburg ins Gespräch brachte ("Ich bin Niedersachse"), in dem er auch den amtierenden
und in der Kritik stehenden VfL-Coach Valerien Ismael nach dem 0:5 gegen den FC Bayern
diskreditierte ("Die Bilanz von Valerien Ismael ist nicht so stark, dass man unbedingt an ihm
festhalten muss") - ein Tabubruch unter Trainerkollegen. Nun heuerte der Niedersachse also in
Baden mit blumigen Worten an. "Der KSC gehört für mich in die Reihe großer Traditionsvereine
in Deutschland. Und vor diesem Hintergrund ist es mir ein Anliegen, diese Tradition aufrecht zu
erhalten und zu pflegen", flötete Slomka.
Ausschlaggebend seien die sehr guten Gespräche mit den Verantwortlichen und das Wissen
um die fruchtbare Zusammenarbeit mit Oliver Kreuzer in der Vergangenheit gewesen, so der
Trainer: "Auf dieser Basis ist es aus meiner Sicht möglich, hier mit allen gemeinsam etwas zu
entwickeln. " Eine schnelle Verpflichtung eines neuen Trainers war notwendig, um auf dem
Transfermarkt handlungsfähig zu sein, der KSC sucht einen Innenverteidiger, möglicherweise
ist der Klub auch an Ex-Spieler Marco Terrazzino interessiert, der derzeit bei der TSG
Hoffenheim nicht zum Einsatz kommt.
Vielleicht aber ist Slomka auch nicht mehr so gefragt in Liga eins, so dass er jetzt den
Überlebenskampf des KSC in Liga zwei als Chance begriff. Der KSC musste einen neuen
Coach verpflichten, da Interims- und Nachwuchscoach Lukas Kwasinok wegen fehlender
Lizenz nur 15 Tage hatte amtieren können.
Der KSC steht nach der Vorrunde mit nur 14 Punkten und nur elf erzielten Toren auf
Tabellenrang 15 - nur drei Zähler vor dem Letzten St. Pauli. Wenigstens musste Kreuzer nach
den Absagen Fodas und Schusters sein Trainerprofi nicht ändern: Gesucht war ja ein externer
und erfahrener Coach, den Kreuzer gut kenne. Nach seinem Affront gegen Ismael wird Slomka,
der zum Trainingsauftakt am 3. Januar auf einer Pressekonferenz beim KSC vorgestellt wird,
nicht überall in der Branche freudig empfangen werden.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
32 /100
Wie die Diktatur in Tunesien den Terrorismus nährte
Das Regime wollte einen
"Staat ohne Islamisten",
heute kommen Tausende
Kämpfer aus dem kleinen
Land
auch
der
mutmaßliche
Berliner
Attentäter.
Die
Zahl
perspektivloser
junger
Männer steigt.
Auch
neueste
Überwachungstechnik
made in Germany konnte
Tunesien nicht helfen. Im
Februar meldete die Regierung in Tunis noch stolz, 250 Kilometer seiner Grenze zum
Bürgerkriegsstaat Libyen mit einem Sandwall gesichert zu haben - vor allem aber mit einem von
deutschen Ingenieuren erdachten Frühwarnsystem, das Bewegungen in einem Radius von
Kilometern aufzeichnet. Keinen Monat später zeigte sich, dass dies nicht reicht, um
Dschihadisten fernzuhalten: Mehr als 100 IS-Kämpfer überrannten die Grenzstadt Ben Gardane
und versuchten, einen Außenposten des sogenannten Islamischen Staates in Tunesien zu
errichten.
Als die Anti-Terror-Einheiten von Polizei und Armee in dem Städtchen ankamen, mehr als 50
Kämpfer töteten und durchsuchten, war klar: Die meisten waren keine IS-Männer aus Libyen, es
waren Tunesier, die im Nachbarland ausgebildet worden waren. Radikalisiert hatten sie sich
aber zu Hause - um wirklich effektiv gegen die dschihadistische Gefahr vorzugehen, bräuchte
Tunesien also nicht nur ein Frühwarnsystem an der Grenze, sondern auch eines, das
Radikalisierungstendenzen im Inland aufzeigt.
Der Maghreb-Staat, in dem vor fünf Jahren der Arabische Frühling seinen Anfang nahm, hat ein
ernsthaftes Terrorismusproblem: Tunesien ist mit elf Millionen Einwohnern eine eher kleine
arabische Nation, unter den Kämpfern des IS und der al-Qaida-nahen Al-Nusra-Front stellen
Tunesier aber die größte ausländische Gruppe. Amerikanische Experten sprechen von bis zu
7000 Tunesiern, die in den Krieg nach Syrien zogen, die eigene Regierung von immerhin 3000.
Auch bei Terrorattacken in Europa sind immer wieder Tunesier die Täter: Anis Amri, der
mutmaßliche Attentäter von Berlin, stammte genauso von dort wie der Amokfahrer von Nizza,
den sich Amri wohl zum Vorbild genommen hatte. Ob sich Amri bereits in der Heimat
radikalisierte oder erst nach seiner Ausreise 2011, ist bisher nicht bekannt.
Zunächst mag das verwundern: Die tunesische Gesellschaft gilt im Vergleich zu denen anderer
arabischer Länder als relativ säkular, als gebildet, als fortschrittlich. In den meisten Moscheen
wird eine gemäßigte Form des Islam gepredigt und selbst die Ennadha-Partei, die einst aus der
weltweit agierenden Bewegung der Muslimbrüder hervorging, gilt als vergleichsweise moderat manche beschreiben die Partei als "eine Art islamische CDU".
Gleichzeitig nahm die Frequenz der islamistischen Anschläge in den vergangenen Jahren auch
in Tunesien dramatisch zu. Nachdem das Land lange praktisch keine religiös motivierte Gewalt
gekannt hatte, kam 2002 mit dem Attentat auf die Synagoge der Touristeninsel Dscherba der
islamistische Terror nach Tunesien. 2006 und 2007 lieferte sich die Armee mehrmals Gefechte
mit Milizen im Grenzgebiet zu Algerien, außer Kontrolle geriet die Lage schließlich nach dem
zeitweisen Zusammenbruch der staatlichen Ordnung während der Revolution 2011.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
33 /100
SZ Espresso: Der Morgen kompakt
Was wichtig ist und wird.
Was wichtig ist
Deutsche Bank zahlt Milliardenstrafe in den USA. Das Geldinstitut hatte
Hausbaukredite verkauft, ohne Kunden ausreichend über Risiken
aufzuklären. Die Papiere gelten als ein Auslöser der Finanzkrise. Die Bank zahlt 3,1 Milliarden
Dollar Strafe und weitere 4,1 Milliarden Dollar für betroffene Kunden zurücklegen, berichtet
Claus Hulverscheidt.
Überwachungskamera filmt Terrorverdächtigen Amri in Berlin. Acht Stunden nach dem
Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin soll er sich Medienberichten zufolge vor einem
Moschee-Verein in Moabit aufgehalten haben. Die Bundesanwaltschaft erlässt einen Haftbefehl
gegen den flüchtigen Tunesier. Alle Neuigkeiten im Liveblog. Die Behörden hätten Amri vor der
Tat packen können, kommentiert Heribert Prantl.
Polizei nimmt Brüder in Duisburg wegen möglicher Anschlagsvorbereitungen fest. Die beiden
Männer stehen im Verdacht, einen Anschlag auf das Einkaufszentrum Centro in Oberhausen
geplant zu haben. Die Polizei verstärkt ihre Präsenz in der Stadt. Mehr dazu
Aleppo ist wieder unter Kontrolle der syrischen Regierung. Die letzten Zivilisten und Kämpfer
haben die verbliebenen Rebellengebiete der nordsyrischen Stadt offenbar verlassen. Nach
Angaben der Vereinten Nationen sind seit dem Beginn der Evakuierung Ost-Aleppos vor einer
Woche mindestens 35 000 Menschen aus der Stadt gebracht worden. Die Einzelheiten
Was wichtig wird
Putin hält jährliche Pressekonferenz ab. Immer am Jahresende steht der russische Präsident
den Journalisten oft stundenlang Rede und Antwort. Angemeldet haben sich mehr als 1400, die
meisten kommen von russischen Provinzmedien.
"Together Berlin": Zehntausende zu Gedenkkonzert erwartet. Mit einem Konzert am
Brandenburger Tor wollen Berliner Künstler und Politiker am Freitag der Opfer des Anschlags
auf dem Weihnachtsmarkt gedenken. Neben dem Gedenken an die Toten solle unter dem Motto
"Together Berlin" für das Leben, gemeinsame Werte und Freiheit demonstriert werden. Vor
Beginn des Konzerts um 15.00 Uhr wird es eine Gedenkminute geben.
UN-Sicherheitsrat stimmt über Resolutionsentwurf zu Südsudan ab. Der scheidende UNGeneralsekretär Ban Ki Moon hat davor gewarnt, dass sich der Südsudan ohne sofortige
Maßnahmen der Weltgemeinschaft auf dem Weg in einen Genozid befindet. Die instabile Lage
in der jüngsten Nation der Erde gefährde die gesamte Region, sagte Ban. Den Rat forderte er
auf, ein Waffenembargo zu verhängen.
Frühstücksflocke
Der Weihnachtsmann in Rot ist eine Erfindung von Coca-Cola? Stimmt nicht! Wer die
Kommerzialisierung von Weihnachten und die Macht des Marketings beklagen will, führt gerne
an, dass die Figur des Santa Claus, der dem deutschen Weihnachtsmann entspricht, erst durch
eine Werbekampagne des Getränkekonzerns aus dem Jahr 1933 in die Welt gekommen sei.
Tatsächlich gibt es den Weihnachtsmann in Rot schon seit dem frühen 18. Jahrhundert. Und
selbst in der Werbung für Getränke war Coca-Cola nicht das erste Unternehmen, das die Figur
nutzte, wie diese Bilder zeigen.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
34 /100
Türkische Chronik (XIX) - Russland wird seine Chance
nutzen
Der Mord an Moskaus
Botschafter
in
Ankara
verändert
die
Machtverhältnisse in der
Region - zu Ungunsten der
Türkei.
Am Tag danach ging alles
seinen Gang, als wäre
nichts
passiert.
Der
türkische Präsident Recep
Tayyip Erdoğan eröffnete
im Kumkapı-Viertel der
Altstadt von Istanbul den
5,4 Kilometer langen und 1,25 Milliarden Dollar teuren Eurasien-Tunnel. Er soll Europa und
Asien unter dem Bosporus miteinander verbinden.
Doch Erdoğans Stolz auf das Projekt war getrübt durch die Ermordung des russischen
Botschafters Andrej Karlow am Tag zuvor. Mehrfach hatte Erdoğan sich bei seinem russischen
Kollegen Wladimir Putin entschuldigt. Ein russisches Ermittlerteam war in Ankara gelandet.
Putin hatte freie Hand bei den Untersuchungen gefordert, Erdoğan hatte dies akzeptieren
müssen.
Das Zugeständnis bedeutet allerdings eine folgenschwere diplomatische Kapitulation vor
Moskau, vor allem mit Blick auf die Situation in Syrien.
In gewisser Hinsicht gehört Karlows Ermordung in eine Reihe mit dem Abschuss eines
russischen Flugzeugs an der türkisch-syrischen Grenze im November 2015. Der damalige
Vorfall verschärfte die Spannungen zwischen dem Nato-Partner Türkei und Russland. Die
Türkei entschuldigte sich; Russland fühlte sich danach berufen, seine militärischen Interessen
im Syrien-Konflikt noch rücksichtsloser durchzusetzen.
Nun, etwa ein Jahr später, erschüttert der Mord in der türkischen Hauptstadt die fragile
Machtbalance in Syrien und zum Teil auch im Irak.
Der Anschlag fällt in eine unruhige Zeit. In den USA steht eine Machtverschiebung bevor. Die
Regierung von Präsident Barack Obama, deren Syrien-Politik bestenfalls unentschlossen war,
übergibt die Geschäfte an Donald Trump, dessen politische Strategie viele Fragen aufwirft. Die
Schüsse auf den Botschafter dürften die amerikanische Außenpolitik noch schwieriger machen.
Vor allem aber wirft der Mord einen dunklen Schatten auf Erdoğan und seine Regierung. Die
Umstände, die dem Täter, einem jungen türkischen Polizisten aus einer Schnelleinsatztruppe,
seine Tat ermöglichten, führen der internationalen Gemeinschaft die großen Sicherheitslücken
in der Türkei vor Augen.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
35 /100
"Nocturnal Animals" im Kino - Attraktive Albträume
In Tom Fords neuem Film
"Nocturnal Animals" wird
eine Familie auf nächtlicher
Landstraße von Hillbillys
terrorisiert. Leider bremst
der Modedesigner Ford
den Thriller-Regisseur Ford
aus.
Der zweite Spielfilm des
amerikanischen
Modedesigners Tom Ford
heißt "Nocturnal Animals",
der bessere Titel wäre
jedoch: "Rothaarige Frauen mit unterschiedlich tiefen Ausschnitten erleben blutige Abenteuer".
Die rothaarige Frau Nummer eins hat das größte Dekolleté, und auch wenn das mit der
Handlung des Films überhaupt nichts zu tun hat, kann man schwerlich darüber hinwegsehen,
weil Tom Ford sich dafür entschieden hat, sie und ihre Brüste aus allen erdenklichen
Perspektiven, aber auf jeden Fall in Nahaufnahme zu porträtieren. Susan (Amy Adams) ist eine
reiche und erfolgreiche Galeristin in Los Angeles, die sich aber vor der Dekadenz ihrer
Weißwein-Vernissage-Welt zu ekeln beginnt.
Weil das Auswählen von brustbetonten Kleidern keine ausreichende Abwechslung bietet, ist sie
nicht unglücklich, als sie eines Tages ein Päckchen von ihrem Ex-Mann bekommt, den sie einst
im adoleszenten Liebesrausch geheiratet und nach der baldigen Scheidung zwanzig Jahre
nicht mehr gesprochen hat.
In diesem Päckchen findet sie ein Romanmanuskript mit dem Titel "Nocturnal Animals", was
quasi eine indirekte Widmung des Verflossenen ist, der sie früher immer ein nachtaktives Tier
genannt hat, weil sie an einer Schlafstörung leidet.
Susan setzt sich mit einem Glas Wein und ihrer klobigen Nerdbrille ins Bett und beginnt zu
lesen, was uns zu den rothaarigen Frauen Nummer zwei und drei bringt, die einen Hauch
zugeknöpfter gekleidet sind. Das Buch handelt von einer Familie - Vater, Mutter, TeenagerTochter -, die in finsterer Nacht mit einem alten Mercedes durch die Wüste fährt. Der Mann
konzentriert sich auf die Fahrbahn, während die Frauen mit ihren Fingern an ihren roten Haaren
spielen. Im Kopfkino der Leserin Susan, die sich beim Umblättern ebenfalls durch ihre roten
Haare fährt, sind die Hauptrollen dieser Geschichte sofort prägnant besetzt: Der Mann am
Steuer (Jake Gyllenhaal) sieht aus wie ihr Ex, die Frauen wie leichte Variationen von ihr selbst.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
36 /100
Borussia Dortmund ist dringend urlaubsreif
Die Fragen nach Marc
Bartra drängten sich auf auch bei Thomas Tuchel.
Ein Verteidiger, der vom FC
Barcelona kommt, der es
dort an jedem Trainingstag
mit Messi, Neymar und
Suarez zu tun hatte, der
aktueller
spanischer
Nationalspieler ist und
dazu
auserkoren,
bei
Borussia Dortmund den
großen Mats Hummels zu
ersetzen: Wie kann so
einem so viel Einfaches misslingen, wie kann so einer verunsichert sein wie ein entnervter AJugend-Spieler? Der Trainer wies seinem Abwehrchef nach 45 miserablen Minuten lieber
gleich einen Platz unter der Dusche an.
Am Gegentor, das dem FC Augsburg zu einem 1:1 in Dortmund reichte, war der Katalane Bartra
natürlich auch beteiligt gewesen, mit einem haarsträubenden Fehlpass und falschem
Stellungsspiel. Daran, dass Dortmund danach 20 Torschüsse hatte und dabei nur einen Treffer
erzielte, konnte man Bartra allerdings keine Schuld geben. Und natürlich nahm ihn Tuchel in
Schutz - jedenfalls so, wie man einen in Schutz nehmen kann, dessen Leistung man während
des Spiels mit Kopfschütteln und Abwendung beurteilt hatte.
Da können Worte die Körpersprache nur noch bedingt korrigieren: "Marc ist es nicht gewohnt,
alle drei Tage zu spielen und alle drei Tage für das Spiel große Verantwortung zu tragen", sagte
Trainer Tuchel also. Bartra sei manchmal überengagiert, wolle aber immer das Beste. In ein
normales Arbeitszeugnis hätte Tuchel so etwas nicht schreiben dürfen.
Eine halbe Stunde vorher, nach dem Abpfiff, gab es etwas, was in Dortmund nur die älteren
Zuschauer noch kennen: Pfiffe für die eigene Mannschaft, wenn auch nur ein paar Herzschläge
lang. Gemeint war längst nicht nur Bartra, der ein bisschen der Sündenbock des Abends war.
Gemeint war das ganze undurchschaubare fußballerische Dickicht des Spiels, die Verwirrtheit
und Verkrampftheit einer hoch begabten Elf, die sich im bedauernswerten Bartra nur am
deutlichsten zu spiegeln schien.
Auch dies destillierte Tuchel aus den letzten Spielen heraus. Er stehe bisweilen vor einem
"Rätsel", warum seine Mannschaft von Spiel zu Spiel oder, wie gegen Augsburg, auch
innerhalb von 90 Minuten so oszilliere zwischen Genie und Irrsinn. "Absoluter Wahnsinn, dass
wir das siebte Mal in Folge in Rückstand geraten", klagte Tuchel über die fatale 0:1-Serie seiner
Elf.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
37 /100
Pregau in der ARD: Miniserie, die auf gute Art weh tut
Die deutschen Antworten
auf den Serien-Boom fielen
bislang
unbefriedigend
aus. Der ARD-Vierteiler
"Pregau" traut sich, dick
aufzutragen.
An den aktuellen Rollen
des
Schauspielers
Maximilian Brückner kann
man gut ablesen, dass sich
im deutschen Fernsehen
vielleicht
doch
etwas
bewegt, sogar in die
richtige Richtung. Im März startet im BR die Serie Hindafing , in der Brückner einen
opportunistischen bayerischen Provinzbürgermeister auf Crystal Meth spielt, mehr Breaking
Bad als Um Himmels Willen. Brückner sagt, die Serie sei "so böse, so schmerzhaft, so eigen im
Ton, dass sie fast österreichisch ist. Auch Pregau ist eine Serie, die weh tut. Und genau diese
Farbe hat mich gereizt. "
Pregau ist nicht nur fast österreichisch, sondern spielt in einer Kleinstadt in der Steiermark,
zudem wurden die vier 90-minütigen Episoden produziert von der Wiener Firma Mona Film, die
mit dem Demenzdrama Die Auslöschung ihr Faible für ambitionierte Produktionen bewiesen
hat. "Wir sind offen für Filme mit Tiefgang", heißt es auf der Webseite. Das würde da nicht
stehen, wenn Tiefgang im öffentlich-rechtlichen Fernsehbetrieb der Normalfall wäre.
Pregau von Regisseur und Autor Nils Willbrandt handelt von Hannes Bucher, einem "ganz
normalen Polizisten im Range eines Inspektors", wie er sich selbst im Vorspann vorstellt, der
seiner Frau Maria (Ursula Strauss) zuliebe in deren Heimatort gezogen ist und dort nicht
glücklich wird. Die Ehe bröckelt. Bucher ist Deutscher - und auch ansonsten ein Fremdkörper.
Die einflussreiche Familie Hartmann, die ihren Schwiegersohn nie akzeptiert hat, hält ihn auf
Abstand - auch um ihre korrupten Machenschaften zu decken.
Sein Leben verändert sich radikal, als er sich von seiner Nichte Rosa verführen lässt, die er bei
einer nächtlichen Verkehrskontrolle betrunken und ohne Führerschein anhält. Kurz darauf stirbt
Rosa bei einem Verkehrsunfall, ihr Beifahrer liegt im Koma - und wird als Augenzeuge für
Bucher zur Bedrohung. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Bucher und seinen
Verfolgern. Plötzlich hat er nicht mehr nur die Hartmanns gegen sich, sondern auch seine
Kollegen.
Die meisten deutschen Antworten auf den angelsächsischen und skandinavischen SerienBoom fielen bislang ja eher unbefriedigend aus, Die Stadt und die Macht war ein peinliches
Berliner Polit-Drama , Morgen hör ich auf mit Bastian Pastewka, ein ziemlich müder Breaking
Bad-Abklatsch. In vielen Sendern ist offenbar immer noch der Irrglaube verbreitet, mit der
Handlung auch den Erfolg der Vorbilder kopieren zu können.
Pregau aber gehört zu den Produktionen, die genau das vermeiden möchten. Maximilian
Brückner lobt, dass "mal nicht zwanghaft versucht worden" sei, "amerikanische oder britische
Serien einzudeutschen, was ja leider häufig versucht wird und selten gelingt". Düster ist in
Pregau , einer Mischung aus Krimi, Komödie und großer Oper, nicht nur die Vorspannmusik,
eine Art Sirenengesang ("Kommst du mit mir in dieses Tal, für alle Zeit, es ist soweit"), auch die
Kamera von Peter Nix beklemmt, setzt sie Totalen doch nur sehr dosiert ein und klebt ansonsten
am Geschehen. Die Enge Pregaus wird so beinahe körperlich spürbar.
"Es wäre mit Sicherheit alles anders gekommen, wenn ich diesen einen Fehler nicht gemacht
hätte", sagt Hannes Bucher im Vorspann. "Dann wären niemals so viele Menschen gestorben. "
Mit anderen Worten: Pregau traut sich, dick aufzutragen, erzählt die Geschichte einer
Eskalation. Ein Fehler zieht immer weitere nach sich.
"Sie müssen weitermachen. Ist immer noch einfacher als aufzuhören", sagt der Sonderling Max
Dirrmeyer (Armin Rohde) irgendwann, der ungewollt zu Buchers Komplizen wird. Als Zuschauer
genießt man es, Brückners Bucher beim Zappeln im selbstgesponnenen Netz zu beobachten und hofft doch, dass er sich daraus befreien kann. Das sei für ihn die zentrale Herausforderung
gewesen, sagt Brückner: "dass er unterm Strich, trotz seiner Verbrechen, ein Sympathieträger
bleibt".
Wenige Schauspieler wären als Identifikationsfigur besser geeignet als der 37-Jährige, den alle
nur "Maxi" nennen. Brückner, wohnhaft in einem Dorf bei Rosenheim, hat im deutschen
Fernsehen lange das Landei vom Dienst gegeben, zwischenzeitlich auch im Tatort aus
Saarbrücken, aus dem er und sein Kollege recht unsanft entfernt wurden. Nur diese eine Welle
zu reiten, sagt er, "birgt die Gefahr, auf die Schnauze zu fallen, wenn der Bayern-Hype abebbt".
Also habe er "die Tür weit aufgemacht" und bemühe sich bei der Rollenauswahl um
Vielseitigkeit. Derzeit steht er als Martin Luther vor der Kamera.
Wie das Ergebnis ist auch die Entstehungsgeschichte von Pregau bemerkenswert. Die
Produzenten Thomas Hroch und Gerald Podgornig haben nicht, wie sonst in der Branche
üblich, auf den Auftrag eines Senders gewartet, sondern Autor Willbrandt erst in Ruhe
schreiben lassen, die Arbeit am Drehbuch vorfinanziert - mit dem Risiko, auf den Kosten sitzen
zu bleiben, wenn niemand zugreift. "Für mich war das neu, dass der Produzent die Entwicklung
eines Stoffes so geschützt hat", sagt Willbrandt. "Das waren schon ungewohnt coole
Arbeitsbedingungen. "
Doch der ORF und die ARD Degeto haben zugegriffen, schnell sogar - was umso
überraschender ist, als der Tatort -erfahrene 50-Jährige zwar kein Unbekannter ist, aber eben
auch kein Dominik Graf. In Österreich lief Pregau vor drei Monaten, der Marktanteil lag im
Schnitt bei 24 Prozent. Den Erfolg wollen die Macher in Deutschland wiederholen, wissen aber
um die Gefahr, das Publikum zu überfordern. Als Filmemacher werde man hierzulande "auf
Empathie gebrieft", sagt Willbrandt. "Ambivalenzen und Antihelden haben es da eher schwer. "
Den Österreichern spricht er "mehr Erfahrung in der filmischen Verarbeitung menschlicher
Abgründe" zu. Und er sagt: "Um solche Stoffe weitermachen zu können, muss man natürlich
Erfolg haben, sonst wird es sicher nicht leichter. "
Pregau , der unweihnachtliche Weihnachtsvierteiler, dem die ARD den sehr öffentlichrechtlichen Krimi-Beinamen "Mörderisches Tal" verpasste, ist keine reine Brückner-Show,
sondern ein Ensemblestück: Armin Rohde, Ursula Strauss, Robert Palfrader, Patricia Aulitzky,
Wolfgang Böck, Antoine Monot, Jr., Helmut Berger und andere geben der Erzählung eine im
deutschen Fernsehen seltene Tiefe. Nebenrollen sind hier kein schmückendes Beiwerk, sind
mehr als nur Stichwortgeber.
Pregau hat Nils Willbrandt auf den Geschmack gebracht. Noch im Schnitt begann er an einer
weiteren Miniserie zu schreiben - Arbeitstitel "Die Siedlung". Damit möchte er sich seiner
eigenen norddeutschen Reihenhaus-Herkunft stellen - sofern sich ein Sender dafür findet. Man
darf davon ausgehen, dass auch hinter diesen Türen diverse Abgründe lauern und nicht auf
jede Figur ein Happy End wartet.
Mörderisches Tal - Pregau, ARD. 25., 26., 27. und 28. Dezember, 21.45 Uhr.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
38 /100
Prozess um eine seltsame Beziehung
Die Anklage wiegt schwer: Der 50 Jahre alte David B. soll im Januar
seine Ex-Freundin tagelang in ihrer Wohnung festgehalten, eingesperrt
und vergewaltigt haben. Seit Januar ist der psychisch kranke Mann
deshalb im Isar-Amper-Klinikum in Haar untergebracht. Als seine 47
Jahre alte ehemalige Freundin zur Aussage vor der dritten großen
Strafkammer des Landgerichts München I erscheint, huscht ein Lächeln
über seine Lippen. Und sie sagt: "Ich empfinde nach wie vor was für ihn. Er war nie gewalttätig
zu mir und hat mir beim Sex auch nicht wehgetan. "
Richtig kurios wird es für das Gericht unter dem Vorsitz von Anton Winkler, als auch noch von
einer Verlobung der beiden die Rede ist. Am Ende aber erweist sich die als nicht ganz real,
ebenso wie die Anschuldigungen von Christine C. Das Gericht kann weder Vergewaltigung
noch Freiheitsberaubung nachweisen, David B. verlässt am Abend den Gerichtssaal als freier
Mann, es steht ihm sogar eine finanzielle Entschädigung zu.
"Es ist so was, wie bei Liz Taylor und Richard Burton, eine On-off-Beziehung", erzählt der
Betreuer von Christine K. Wobei der Vergleich rein äußerlich hinkt. David B. ist ergraut und
korpulent, was auch Folge seines erheblichen Alkoholkonsums sein mag. Außerdem leidet er
unter eine schizoaffektiven Störung, die sich in Wahnvorstellungen äußert. "Ich hatte religiöse
Psychosen", erzählt er vor Gericht.
Er sei in einer Art Sekte aufgewachsen, durfte nicht fernsehen, Radio hören oder Musik spielen.
Etwa achtmal in seinem Leben war er stationär in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.
Was er erzählt, klingt zunächst logisch, doch längere Gedankengänge kann er nicht schlüssig
fortführen. Oder er streut Sätze ein wie "möge der liebe Gott uns auf den richtigen Weg bringen".
Gewalt soll im Januar 2016 allerdings im Spiel gewesen sein. Das Paar - oder Nicht-Paar kennt sich seit etwa zwei Jahren. Anfang des Jahres saß David B. im Gefängnis, weil er eine
Geldstrafe nicht bezahlt hatte. Als der seit Längerem arbeitslose, gelernte Dreher entlassen
wurde, tauchte er mangels Wohnung bei Christine K. auf. Die blonde Frau litt an einer
langjährigen Suchterkrankung, war im Substitutionsprogramm und schluckt diverse
Psychopharmaka. Laut Anklage soll sie ihn am 13. Januar aus der Wohnung geworfen haben,
weil er auf den Teppich urinierte. Drei Tage später soll er sich gewaltsam Zutritt in ihre
Wohnung verschafft und sie eingesperrt haben. Er soll zu einvernehmlichem und erzwungenem
Geschlechtsverkehr gekommen sein. Einmal, am 20. Januar, soll er sie mit einem spitzen
Gegenstand penetriert haben, woraufhin sie massiv blutete.
"Es geht um den 20. Januar", sagt Richter Winkler an die Frau gewandt. Sie antwortet: "Was war
da? Ich habe keine Ahnung. " Dann fängt sie zu weinen an und sagt, sie habe damals so viel
Wut empfunden. David B. soll ihren Schmuck und ihre Handys ins Klo geworfen haben,
Lebensmittel an die Möbel geschmiert und sie aufs übelste beschimpft haben. Er riss das
Telefonkabel aus der Wand, "damit sie nicht mehr Gift bestellen kann, das sie sich immer
gespritzt hat", sagt er. An eine Vergewaltigung kann sie sich nicht erinnern. Ihr Betreuer sagt
aus, dass er am jenem 20. Januar bei ihr in der Wohnung war. "Sie hat aufgemacht, er war nicht
da", berichtet er.
Dann liest Anton Winkler aus einem Brief vor, den sie David B. nach Haar geschickt hat:
"Vergiss mich nicht, ich gebe dich nicht her". Und am Ende "I love you, dein Schneeflöckchen".
Zu dem Zeitpunkt, im Mai, hielt sich Christine K. selbst aufgrund einer Psychose in der Klinik auf.
Der Staatsanwalt forderte die weitere Unterbringung von David B., doch das Gericht folgte dem
Antrag von Rechtsanwalt Uwe Paschertz und ließ den 50-Jährigen frei. Paschertz lieh seinem
verdutzten Mandanten Geld, damit der mit der S-Bahn nach Haar fahren und seine Sachen
holen konnte. Denn eine Rückfahrt in die Klinik lehnten die Behörden ab.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
39 /100
Syrien: Assads Illusion von einer heilen Welt
Geht
es
nach
dem
syrischen Regime, feiern
die Menschen jetzt ihre
Befreiung
von
den
Rebellen. Das Leid der
Stadt kommt in den TVBildern nicht vor - dafür
Weihnachtsmützen
als
Symbol der Freiheit.
Ein
leuchtender
Tannenbaum - mitten im
syrischen
Aleppo.
Die
blitzenden Lichterketten an
den Häuserfassaden mögen manche an den Glutregen der Phosphorbomben erinnern, die das
Regime noch kürzlich über dem Ostteil der Stadt abwarf. Doch das Publikum hier hat solche
Gedanken nicht: "Mit unserer Seele, unserem Blut opfern wir uns für dich, Baschar", ruft ein
Mann ins Megafon, Sprechchöre folgen aus der Menge. Der syrische Präsident Baschar alAssad schaut von einem Plakat auf die feiernde Menge herab. Sein Porträt reicht über drei
Stockwerke, neben ihm hängt die syrische Flagge. Viele Menschen tragen rote
Weihnachtsmannkostüme, manche tragen rot-weiß gestreifte Zipfelmützen. Im von Assad
eroberten Teil Aleppos feiern die Menschen Weihnachten, aber vor allem den Sieg der
syrischen Armee in Aleppo. Die Rebellen bezeichnen viele hier nur als "Terroristen".
Während eine Frau gerade ein Interview gibt, ist plötzlich ein lauter Knall zu hören. In der Nähe
der Menschenmenge explodiert eine Bombe, verletzt wird niemand. Einige Leute verlassen das
Fest, doch schon bald füllt sich der Platz wieder. "Wir warten seit vier Jahren auf diesen
fröhlichen Moment, wir danken der Armee aus tiefstem Herzen. Egal was wir sagen, es drückt
nicht mal annähernd unsere Dankbarkeit aus", sagt eine Syrerin ins Mikrofon. Ein anderer Mann
hofft, dass Assad bald ganz Syrien zurückerobert.
Diese im syrischen Staatsfernsehen und per Video im Internet verbreiteten Szenen sollen den
Syrern zeigen: In den von der Armee kontrollierten Gebieten kehrt Normalität, ja sogar Freude
ein. Aleppo, so teilte das syrische Militär mit, steht wieder unter völliger Regierungskontrolle.
Eine entsprechende Mitteilung wurde am Donnerstagabend verbreitet, nachdem die letzten
Rebellen den Osten der einstigen Wirtschaftsmetropole in Bussen verließen.
Hier können Minderheiten unbeschwert ihre Feste feiern. In den Rebellengebieten herrsche
hingegen nur islamistischer Terror. Diese Illusion der heilen Welt erinnert an die
Werbekampagne des Tourismusministeriums, die vor wenigen Monaten Aufsehen erregte. Es
veröffentlichte einen Image-Film über das Urlaubsparadies Syrien, in denen Menschen auf
Jetskis übers Meer flitzen und sich am Sandstrand sonnen. Der Titel des Videos: "Syria - always
beautiful. " Inmitten von Chaos, Tod und Zerstörung versucht Assad, eine Art Pseudo-Normalität
aufrechtzuerhalten.
Unterdessen haben die Syrer auf der anderen Seite der Stadt bei Minustemperaturen ihr letztes
Hab und Gut zusammengepackt und Aleppo in eine ungewisse Zukunft verlassen. Nach
Angaben von Augenzeugen saßen Mitte der Woche zahlreiche Menschen etwa 36 Stunden in
Bussen frierend und hungrig fest. Die Evakuierung geriet nach dem Beschluss des UNSicherheitsrates vom Montag zur Stationierung von Beobachtern in Aleppo ins Stocken. Mit der
Türkei, aber "ohne die UN und ohne die USA" wollen sich Russland und Iran nun um eine
Waffenruhe in Syrien und um neue Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition
bemühen. Mittlerweile sollen 34 000 Menschen Ost-Aleppo verlassen haben.
Eine von ihnen war Bana al-Abed. Die Siebenjährige berichtete im Netz über den Kriegsalltag
in Ost-Aleppo. Viele der mehr als 360 000 Menschen, die ihr auf Twitter folgten, sahen in ihr
eine authentische Stimme, die das Leid der Bevölkerung aus kindlicher Perspektive schilderte,
Assad-Unterstützer bezeichneten sie als Propagandaprodukt. Nach dem Fall Ost-Aleppos war
Bana verschwunden, als sie wenige Tage später im Umland der Stadt auftauchte, war das etwa
der BBC eine Eilmeldung wert. Nun ist das Mädchen in der Türkei, dort empfing es der türkische
Staatschef Recep Tayyip Erdoğan im Präsidentenpalast. Wange an Wange ließ er sich mit dem
Kind ablichten, inszeniert sich so als Schutzpatron der Flüchtlinge von Aleppo.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
40 /100
Sieben Festnahmen wegen Terrorverdachts in Australien
Bei einem Großeinsatz der Polizei in der australischen Stadt Melbourne sind am Tag vor
Heiligabend
sieben
Menschen festgenommen
worden,
die
unter
Terrorverdacht stehen.
Nach
Angaben
der
Ermittler hatte die Gruppe
von sechs Männern und
einer Frau an Weihnachten
mehrere Anschläge auf
beliebte
Sehenswürdigkeiten in der
Stadt
geplant,
unter
anderem auf den Bahnhof
Flinders Street und die Paulus-Kathedrale. Dabei hätten sie offenbar Sprengstoff, Messer und
Gewehre einsetzen wollen.
Zwei der Festgenommenen - ein 26-Jähriger und eine 20-jährige Frau - wurden später ohne
Anklage wieder freigelassen. Die anderen fünf Männer zwischen 21 und 26 Jahren blieben
dagegen in Haft. Ihnen soll noch am Freitag formal vorgeworfen werden, einen Terroranschlang
vorbereitet zu haben. Vier von ihnen wurden in Australien geboren, bei dem fünften handelt es
sich um einen gebürtigen Ägypter mit doppelter Staatsbürgerschaft.
"Wenn uns dies entgangen wäre, wäre es sicherlich ein folgenschwerer Anschlag geworden",
sagte der Polizeichef Graham Ashton. Australiens Premierminister Malcom Turnbull sprach von
einem "sehr schwerwiegenden" Attentat und sagte, die mutmaßlichen Terroristen hätten das
Weihnachtsfest "zerstören" wolllen.
Die Sicherheitskräfte seien gegenwärtig in höchster Alarmbereitschaft: "Islamistischer
Terrorismus ist eine globale Herausforderung, die uns alle betrifft. Aber wir dürfen uns nicht von
Terroristen einschüchtern lassen", sagte Turnbull auch mit Blick auf den Anschlag auf einen
Berliner Weihnachtsmarkt zu Anfang der Woche.
Nach Angaben der Polizei sollen die Pläne der mutmaßlichen Terrorgruppe von der
Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" inspiriert gewesen sein. "Was hier geplant wurde, war
nicht ein Akt des Glaubens oder des religiösen Bekenntnisses, sondern es war in seiner
Planung eine Tat des Bösen, eine kriminelle Tat", sagte Daniel Andrews, der Regierungschef
des Bundesstaates Victoria. Zwei der Festgenommen seien bereits wieder auf freiem Fuß,
mindestens vier müssten sich aber am Freitag vor Gericht verantworten.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
41 /100
Hirnarbeit - sechs Berufe mit Köpfchen
Neuromarketing, Produktdesign oder Psychologie: Jobs, die sich mit dem Denkapparat
beschäftigen, sind so vielschichtig wie das Gehirn selbst.
"Ich möchte später mal etwas mit Gehirnen machen! " - das sagt so gut wie kein Kind. Diese
sechs Frauen beweisen, dass die Arbeit mit den Erkenntnissen der Neurowissenschaften
ungemein spannend und vielseitig ist.
Gruppendiskussion,
Postkorb,
Persönlichkeitstest: Welche
Aufgaben Sie erwarten,
was die Personaler testen
wollen und wie Sie punkten
können.
Von Sarah Schmidt mehr...
Wie gut sind Sie im
analytischen Denken und
logischen Schlussfolgern?
Mit Hilfe des IQ-Tests von
SZ.de können sie ermitteln, wie hoch Ihr Intelligenzquotient ist.
mehr...
2016-12-23 08:32 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
42 /100
Carlo Ancelotti - Ein Trainer für die großen Spiele
Bisher wusste man nicht
recht,
warum
BayernTrainer Ancelotti so wenig
auf seine Elf einwirkt. Nun
hat er gegen Leipzig seine
wahre Stärke gezeigt.
Doch, Manuel Neuer hat
dann auch noch etwas
halten müssen in der
Münchner Arena. Mit zwei
gewaltigen Paketen auf
dem Arm marschierte er
Richtung Ausgang. Was da
wohl drin war? 100 Dosen Brausewasser? Haarbleichmittel für alle? Oder hat sich Neuer die
Last-Minute-Weihnachtsgeschenke für die Familie einfach an den Arbeitsplatz liefern lassen?
Man wird es nie erfahren, keinen Spalt breit hat Neuer seine Pakete geöffnet. Das war aber
nicht weiter schlimm. Der Nationaltorwart als feixender Postbote - das Bild an sich stand schon
stellvertretend für die Erkenntnis, dass sie sich beim FC Bayern jetzt ohne große Beschwernisse
den Festtagen widmen können.
Der FC Bayern hat eine Woche hinter sich, die in einer Zeit, die noch gar nicht so lange her ist,
wie es sich anfühlt, als typische FC-Bayern-Woche gegolten hätte. In den Vor-Guardiola-Jahren
nämlich. Erst war da so ein lästiges Pflichtdingsbums in, na,. .. Darmstadt! Nun ja. Musste halt
sein. 1:0 gewonnen, mit halber Kraft und dank eines Kunstschusses zur rechten Zeit. Eine Art
Schwarzbrot-ohne-Spiegelei-Spiel, keine Delikatesse. Und dann folgte am Mittwoch das
Festtagsspiel gegen Leipzig - und diesmal war von der ersten Minute an zu besichtigen, dass
sich die Münchner in Schale geworfen hatten, in jeder Hinsicht.
Nicht, dass RB Leipzig auf dem Rasen tatsächlich der große Gegner zu sein vermochte, der
sich hinter dem Label "Spitzenspiel" verborgen hatte. Aber die Bayern sind dieses Spiel
erkennbar so angegangen, als erwarte man nicht Rasenball, sondern Real, in der Champions
League. Der Trainer Carlo Ancelotti , dessen einzige Regung am Spielfeldrand sonst das
grausame Malträtieren seines Kaugummis ist, stand ständig an der Seitenlinie, schon nach
wenigen Minuten korrigierte er die Formation. Und seine Aufstellung setzte zwar ein paar
eherne Klubgesetze außer Kraft ("Müller spielt immer"), verriet aber gerade dadurch, dass da
einer jetzt den Zugriff auf und die Deutungshoheit über seine Mannschaft beansprucht.
Ancelotti hat quasi einen Spalt weit ein Fenster geöffnet - und den Blick freigegeben ins
kommende Frühjahr, in dem der FC Bayern dann wirklich seine großen Spiele haben soll. Also
die mit Spiegelei. Man vermochte ja nicht recht einzuschätzen, ob die oft undefinierten Auftritte
der Ancelotti-Bayern zuletzt eher der Wurschtigkeit ihres Übungsleiters geschuldet waren - oder
eben doch der Gelassenheit eines Mannes, der zwar nicht wie sein Vorgänger Guardiola jede
Schwäche jedes Linksverteidigers jedes Erstligisten auswenig kennt. Der es in seiner Karriere
aber überall verstanden hat, seine Mannschaften immer dann zu fokussieren, wenn es zählt.
Jetzt hat man immerhin eine Ahnung bekommen: von Ancelotti, dem Trainer für die großen
Spiele. Gegen Peter Gulacsi, Diego Demme und Marcel Halstenberg sah das sehr ordentlich
aus. Wie es gegen Luka Modric, Toni Kroos und Cristiano Ronaldo aussähe, im April, wenn
wirklich Champions League ist? So weit ist das Fenster dann doch nicht aufgegangen.
2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
43 /100
Licht als Symbol für den Frieden wird verteilt
Nach
dem
dritten
Tiefgaragen-Überfall in drei
Tagen konnte die Polizei
einen
25-jährigen
Kroaten...
Slalom-Dominator Henrik
Kristoffersen schlägt ÖSVStar Marcel Hirscher nach
einem großartigen Finale.
Beide Athleten lagen mit
über
einer
Sekunde
Vorsprung v...
Das umstrittene „Tirol Haus“ soll doch nicht ins Hilton-Hochhaus einziehen. Wo derzeit das
Casino steht, sollen Tirol Werbung und Co. einen Neuba...
Nicht Favoritin Hillary Clinton, sondern der republikanische Quereinsteiger Donald Trump wird
der 45. Präsident der USA.
Von der Ski- bis zur Bergtour, von der Mountainbike-Runde bis zur Kletterpartie: Für die
wöchentlichen Tourentipps in der TT sind die Redakteure immer aktuel...
Nach der enttäuschenden EURO will das ÖFB-Team in der WM-Quali sein wahres Gesicht
zeigen. Die Gegner auf dem Weg nach Russland: Wales, Serbien, Irland, Geor...
Alle Infos rund um den alpinen Ski-Weltcup. Mit TT.com sind Sie vom Auftakt in Sölden bis zum
Weltcup-Finale in Aspen mit dabei. Zahlen, Daten, Fakten inklus...
Nach dem dritten Tiefgaragen-Überfall in drei Tagen konnte die Polizei einen 25-jährigen
Kroaten ...
Das umstrittene „Tirol Haus“ soll doch nicht ins Hilton-Hochhaus einziehen. Wo derzeit das
Casino steht, sollen Tirol Werbung und Co. einen Neuba...
Im Bezirk Schwaz herrscht ein Mangel an Zahnärzten mit Gebietskrankenkassenvertrag.
Patienten werden daher vielfach abgewiesen. Das darf im Notfall nicht sein.
Polizisten werden nicht mehr von den Inspektionen abgezogen. Polizei-direktor will so
Belastungen...
Das umstrittene „Tirol Haus“ soll doch nicht ins Hilton-Hochhaus einziehen. Wo derzeit das
Casino steht, sollen Tirol Werbung und Co. einen Neuba...
Im Bezirk Schwaz herrscht ein Mangel an Zahnärzten mit Gebietskrankenkassenvertrag.
Patienten werden daher vielfach abgewiesen. Das darf im Notfall nicht sein.
Nicht Favoritin Hillary Clinton, sondern der republikanische Quereinsteiger Donald Trump wird
der 45. Präsident der USA.
Alexander Van der Bellen hat sich auch in der Stichwahl-Wiederholung gegen Norbert Hofer
(FPÖ) durchgesetzt.
Bei der Schnäppchenjagd im Netz landen immer mehr Tiroler in gefälschten Shops. FakeSeiten sind...
Landecks Wirtschaftskammer wirft der AK-Bezirksstelle populistisches Agieren vor. Die
Arbeiterkammer hatte „Dienstgeber-Fouls“ aufgezeigt.
Die „Wasser Tirol“ als 100-Prozent-Tochter der Tiwag ist ein wasser- und energiewirtschaftlicher Dienstleister. Nur: Zwei Drittel der Um-sätze k...
Nach dem dritten Tiefgaragen-Überfall in drei Tagen konnte die Polizei einen 25-jährigen
Kroaten ...
Eine 20-Jährige wurde von einem IVB-Bus erfasst und verletzt. Jetzt klagen sie die IVB.
Ein Sachverständigengutachten schließt ein technisches Gebrechen aus. Arch war am 8.
September im Großglocknergebiet bei einem Hubschrauberabsturz tödlich ve...
Fast sieben Wochen nach ihrem schweren Sturz ist Tirols Ski-Star Eva-Maria Brem die Krücken
wiede...
Slalom-Dominator Henrik Kristoffersen schlägt ÖSV-Star Marcel Hirscher nach einem
großartigen Finale. Beide Athleten lagen mit über einer Sekunde Vorsprung v...
Andreas Goldberger erzählt im TT-Interview, warum Gregor Schlierenzauer eine Krise mehr
bringt als zehn Siege, die Österreicher um den Tourneesieg mitspringe...
Alle Zahlen, Daten und Fakten rund um die Königsklasse des Motorsports finden Sie in
unserem Formel-1-Dossier.
Nach der enttäuschenden EURO will das ÖFB-Team in der WM-Quali sein wahres Gesicht
zeigen. Die Gegner auf dem Weg nach Russland: Wales, Serbien, Irland, Geor...
Bei allen wichtigen Fußball-Spielen dieser Welt darf ein subjektiver Beobachter nicht fehlen.
Der TT.com-Live-Ticker schaute den Kickern immer ganz genau auf...
Alle Infos rund um den alpinen Ski-Weltcup. Mit TT.com sind Sie vom Auftakt in Sölden bis zum
Weltcup-Finale in Aspen mit dabei. Zahlen, Daten, Fakten inklus...
Das Bergsilvester-Feuerwerk gibt es heuer zum letzten Mal, ein Ersatzprogramm soll bis Mitte
2017...
Paradiesisch startete die Tour der Osttiroler Radfamilie. Nun machten sich die vier auf den Weg
in den Urwald. Aufregende Erlebnisse sind vorprogrammiert. We...
Ja, was schenk ich denn nun? Der Geschenkekauf ist oft ein leidiges Thema, nicht nur zur
Weihnachtszeit. Sollten Sie sich heuer wieder besonders schwer getan...
Von der Ski- bis zur Bergtour, von der Mountainbike-Runde bis zur Kletterpartie: Für die
wöchentlichen Tourentipps in der TT sind die Redakteure immer aktuel...
Interviews, Porträts, Album-Kritiken: In der Rubrik Soundstube Tirol stellen wir lokale Künstler
und Bands vor. Aber auch Neuigkeiten aus der Tiroler Musiksz...
Fehlkauf vermeiden, vorher informieren. Rezensionen zu den aktuellsten Spielen regelmäßig
auf TT Online.
Sie haben sich im Jahr 2016 das JA-Wort gegeben? Dann nehmen Sie teil an unserem
Gewinnspiel zum ...
Termin: 05. bis 12. September 2017
Termin: 01. bis 17. November 2017
2016-12-23 10:44 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
44 /100
Syrien: Armee feiert vollständige Eroberung Aleppos
Der syrische Präsident Baschar al-Assad und seine Truppen haben die vollständige Kontrolle
über Aleppo erlangt. Die letzten Kämpfer der Opposition sowie Zivilisten verließen am
Donnerstagabend die vormaligen Rebellengebiete im Osten der Stadt, wie die staatliche
Nachrichtenagentur Sana und die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für
Menschenrechte meldeten.
Assad nannte die Einnahme einen "Meilenstein auf dem Weg zur Auslöschung des
Terrorismus". Das syrische Regime bezeichnet jeden als Terroristen, der gegen es kämpft.
Syrien teile sich den Sieg mit seinen Verbündeten Russland und Iran, sagte Assad. Die
Eroberung Aleppos bereite den Weg für ein Ende des Bürgerkriegs.
Die Eroberung Aleppos
könnte tatsächlich einen
Wendepunkt
im
Bürgerkrieg bedeuten.
Die
frühere
Handelsmetropole
war
lange Zeit umkämpft und
gilt als
symbolische
und
strategisch wichtige Stadt.
Das Militär habe Sicherheit
und Stabilität in Aleppo wiederhergestellt, hieß es in einer vom Staatsfernsehen verbreiteten
Erklärung. Im Fernsehen waren zudem die letzten Evakuierungsbusse zu sehen, die Rebellen
und Zivilisten aus der Stadt gebracht hatten. In Übertragungen aus West-Aleppo waren
Freudenschüsse zu hören. Menschen riefen "Aleppo, Aleppo! " und "Nur Gott, Syrien und
Baschar! " Umringt von Feiernden mit syrischen Flaggen sagte ein Korrespondent des
Staatsfernsehens: "Kein Osten und Westen mehr".
Aleppo war bis vor Kurzem geteilt. Die Rebellen hatten den Ostteil der Stadt kontrolliert, die
Regierung den Westen. Für die Aufständischen ist der Verlust der Stadt eine schwere
Niederlage. Das Datum des Falls Aleppos "werden wir nie vergessen und niemals vergeben",
schrieb der Aktivist Ahmed al-Chatib auf Twitter. Die Welt solle bezeugen, wie Assad Menschen
getötet und vertrieben und Aleppo zerstört habe.
Weil die Regierungstruppen vor Monaten einen Belagerungsring um Ost-Aleppo gezogen und
Versorgungswege blockiert hatten, war es trotz zahlreicher Appelle der internationalen
Staatengemeinschaft an die syrische Regierung und Russland zu einer humanitären
Katastrophe gekommen. Bomben von russischen Kampfjets unterstützten die syrischen
Truppen. Der Zugang zu Trinkwasser, Medikamenten und Strom, die Nahrungsmittel wurde
dramatisch knapp, Krankenhäuser waren überfüllt und wurden bombardiert, die UN
befürchteten einen "gigantischen Friedhof". Bevor Assad zusammen mit Russland Mitte
November eine Großoffensive auf Ost-Aleppo startete, lebten dort nach Schätzungen der
Vereinten Nationen 250.000 bis 300.000 Menschen.
Nach heftigen Kämpfen mit zahlreichen Toten und Verletzten stimmten die Rebellen schließlich
zu, ihre Stellungen in Aleppo zu räumen. Die Evakuierungen von Soldaten und Zivilisten
begannen vergangene Woche, wurden aber immer wieder unterbrochen. Tausende Menschen
harrten bei Minusgraden und Schneefall ohne etwas zu essen auf den Straßen aus, während
sie auf die Busse warteten, die sie in Sicherheit bringen würden.
Regierung und Rebellen hatten sich auf ein Abkommen geeinigt. Im Gegenzug dafür, dass
Regierung die Evakuierungsbusse nach Ost-Aleppo fahren ließ, verpflichteten sich
Rebellen, zwei von ihnen belagerte Orte zu evakuieren. Dabei handelt es sich um
Schiitendörfer Al-Fua und Kefraja in der Provinz Idlib. Weil Bewaffnete einige der für
Evakuierung vorgesehenen Busse in Brand gesetzt hatten, verzögerten sich
Rettungsaktionen sowohl in Idlib als auch in Aleppo.
die
die
die
die
die
Die Vereinten Nationen forderten, dass eine weitere Schlacht vom Ausmaß wie in Aleppo
unbedingt verhindert werden müsse. Am Mittwoch hatte die UN-Vollversammlung beschlossen,
mögliche Kriegsverbrechen zu untersuchen. Zudem schickten die UN 31 Beobachter nach
Aleppo.
Derweil geht der syrische Bürgerkrieg weiter. Nur etwa 50 Kilometer nordöstlich von Aleppo
lieferten sich türkische Regierungstruppen und verbündete Rebellen in Al-Bab heftige Gefechte
mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Im Internet verbreitete sich ein mutmaßlich vom IS
veröffentlichtes Video, in dem zu
sehen ist, wie Terroristen zwei türkische Soldaten bei lebendigem Leib
verbrennen.
In der Vergangenheit waren mehrere internationale Konferenzen daran gescheitert, anhaltende
Waffenruhen in Syrien und effiziente humanitäre Hilfen zu organisieren. Trotzdem soll es auch
in Zukunft Friedensgespräche geben, um eine politische Lösung des Konflikts zu erzielen. Der
UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, plant Friedensverhandlungen ab dem 8.
Februar in Genf.
Zusätzlich haben Russland, Türkei und Iran eine eigene Initiative gestartet. Nach russischen
Angaben werden diese Gespräche voraussichtlich Anfang nächsten Jahres in Kasachstan
beginnen. Die Länder würden sich darauf
konzentrieren, wie ein landesweiter Waffenstillstand in Syrien
erreicht werden könne.
Russland teilte mit, dass die Gespräche mit der Türkei und dem Iran kein Ersatz für andere
Verhandlungen sein sollen. Die USA teilten mit, dass sie nicht brüskiert darüber seien, dass sie
der Gesprächsrunde nicht angehörten. Das sei zudem kein Zeichen für einen sinkenden
Einfluss in der Region.
2016-12-23 08:44 ZEIT ONLINE www.zeit.de
45 /100
Fisch, Kaffee und Nüsse aus dem Paradies
Es knallt und zischt aus dem
Inneren
des
kleinen
Metallkessels,
der
sich
langsam dreht. Der Duft von
frisch
geröstetem
Kaffee
breitet sich langsam in dem
Raum mit dem herrlichen
Blick
über
Tausende
Kaffeebüsche aus. Peggy
Stevens
gibt
letzte
Anweisungen: „Steck noch
einmal den Holzlöffel in den
Kessel und schau die Bohnen
an“, sagt sie, während sie
einen langen Lederhandschuh bereithält. „Jetzt kipp den Kessel um.“ Es dampft in dem kleinen
Sieb, das vor dem Kessel steht. Und wieder kommt der Holzlöffel zum Einsatz. „Das Sieb muss
jetzt auf den Ventilator, damit die Bohnen abkühlen können – sonst rösten sie weiter und
werden immer dunkler.“
Stevens ist die Managerin der Ushema Coffee Company in den Bergen hoch über Kona auf der
Insel Hawaii, die bei Einheimischen Big Island heißt. Kona, auf der Westseite der größten Insel
des Archipels gelegen, hat sich in den vergangenen Jahren zum Hotspot für Kaffeeliebhaber
entwickelt. Auf zahlreichen Farmen wird Kaffee angebaut. Die vulkanische Erde, die Sonne und
die vergleichsweise großen Niederschlagsmengen bieten beste Voraussetzungen. „Aber
Kaffeeplantagen sind hier nicht neu“, sagt Stevens. Bereits im 19. Jahrhundert seien die Büsche
in Kona angebaut worden.
Während die Ushema-Farm auf gut 300 Metern Seehöhe noch recht viel Sonne abbekommt,
liegt die Mountain-Thunder-Plantage oft in den Wolken. Sie liegt auf mehr als 1000 Metern
Höhe – hier ist es auch an sonnigen Tagen kühl und mitunter regnerisch. „Dem Kaffee macht
das nichts aus, er gedeiht hier prächtig“, sagt Mary Ellen, die Besucher durch die Produktion
führt – nicht mehr als eine große Scheune. Doch der Kaffee ist begehrt, es gab schon viele
Preise.
Keith de la Cruz hatte einen ganz anderen Job, als er nach Hawaii kam – allerdings auf die
Ostseite, nach Hilo. Er hat mit Grundstücken spekuliert. Heute leitet er eine Farm-Kooperative in
den Hügeln über Hilo und hat den örtlichen Farmers Market ins Leben gerufen. In der kleinen
Stadt bringen Farmen an mehreren Tagen in der Woche ihre Erzeugnisse an Frau und Mann:
Mango, Papaya, Ananas, Avocado, Litschi. Und Gemüse wie den Tarok, aus dem die
Hawaiianer schon seit Jahrhunderten Poi machen – eine universelle Beilage, die aussieht wie
dünner Kartoffelbrei und eher neutral schmeckt.
Und natürlich: „Mac Nuts“, Macadamianüsse. Auf zahlreichen Farmen in Hilo werden sie
angebaut. „Wir haben genau das richtige Klima hier, denn die Nüsse wachsen nur zwischen
dem 10. und 20. Breitengrad“, sagt Jicky Mebane, der eine Farm auf dem Hallelujah Hill
betreibt. Regen, Sonne, der Boden – genau die richtige Umgebung.
Die Produktion ist eine langwierige Angelegenheit: Die Macadamias wachsen in einer grünen
Hülle am Baum, sie sehen fast aus wie kleine Limetten. „Erst wenn sie vom Baum fallen, sind
sie reif“, sagt Mabene. „Dann können wir sie einsammeln.“ Sattgrün müssen die Hüllen sein und
glänzen. „Dann sind sie perfekt.“ Die grüne Hülle wird entfernt, dann müssen die Nüsse in ihrer
Schale eine Weile trocknen. „Dadurch schrumpft die Nuss und wir können sie knacken“, sagt er.
Denn die frischen Nüsse sind weich wie das Fleisch einer Kokosnuss. Die größte Schwierigkeit:
Man bekommt sie kaum aus der Schale heraus.
Nüsse, Tropenfrüchte und Fisch – das sind die Produkte, die frisch auf den Markt kommen oder
sogar direkt an der Straße verkauft werden. So wie bei James Collins. Er hat am Mamaloha
Highway in Kona einen einfachen Holzstand an die Straße über seinem Haus gestellt und
verkauft dort alles, was reif an seinen Bäumen hängt. „Warum soll das ganze Obst verrotten?“
Die Mangos hängen zu Hunderten an den Ästen. „So viel kann niemand essen.“ In einer
kleinen Box sammelt Collins Geld für die Papayas, Mangos, Zitrusfrüchte, Avocados und
Bananen, die er in einzelne Kisten sortiert hat. „Und wer nichts hat, kann sich trotzdem
bedienen.“
Etwas anders sieht die Preisgestaltung auf dem Fischmarkt von Honolulu aus. Jeden Morgen
außer sonntags herrscht hier geschäftiges Treiben, wenn die zahlreichen Fischer mit ihrem
Fang im Hafen einlaufen und der Fisch versteigert wird. Samstags dürfen auch Touristen dem
Schauspiel beiwohnen – und sehen riesige Fische, die aus großen Tiefen im Meer vor der Insel
Oahu gefangen werden: Uku, Ono, Hapu‘upu‘u, Kajiki – Namen verschiedener Snapper- und
Thunfisch-Arten, die vor der Küste Hawaiis schwimmen.
Nur hier und in New York dürfen die Fische direkt an die Kunden verkauft werden. John
Kaneko, Manager des Hawaii Seafood Councils, geht mit den interessierten Gästen zu den
Schiffen und in die langgestreckte Halle. Dort wird der Fang der Nacht auf Holzpaletten am
Boden begutachtet und in einer fast stillen Auktion verkauft – so schnell und effizient handelt der
Auktionator die Preise aus.
Doch nicht alle gehen in der Früh auf den Markt, erzählt Ed Kenney. Er ist seit vielen Jahren
Koch in Honolulu und hat sich vor allem der hawaiianischen Küche verschrieben – mit ein
bisschen Fusion aus anderen Kulturen. „Ich kenne meine Fischer. Und wenn einer einen richtig
guten Fang gemacht hat, ruft er mich direkt an.“ Entsprechend gestaltet Kenney die Speisekarte.
„Das Meer und das Land versorgen uns hier schon seit vielen Jahrhunderten“, sagt er. „Warum
also soll ich mit Zutaten arbeiten, die aus einer Plastiktüte kommen?“ Der Erfolg scheint ihm
Recht zu geben: Erst vor Kurzem hat Kenney sein drittes Restaurant eröffnet. (APA,dpa)
2016-12-23 08:43 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
46 /100
Niederländische ING-Tochter kauft Versicherer Delta
Lloyd
Die Delta-Führung nahm das
verbesserte Angebot an. Die
NN Group zahlt 5,40 Euro pro
Aktie.
23.12.2016 | 08:40 |
( DiePresse.com )
Der größte niederländische
Versicherer NN Group steht
nach
einem
erhöhten
Kaufgebot vor der Übernahme
des Konkurrenten Delta Lloyd.
Die Führung von Delta nahm
das auf 2,5 Milliarden Euro von zuvor 2,4 Milliarden aufgestockte Gebot an, wie Delta am
Freitag mitteilte. Noch im Oktober hatte sie den ursprünglichen Preis von 5,30 Euro je Aktie
abgelehnt. Nun liegt er bei 5,40 Euro.
Die NN Group ist gemessen am Börsenwert der größte Versicherer des Landes vor Aegon. Sie
ist ein Ableger des Finanzkonzerns ING.
(APA/Reuters)
2016-12-23 08:40 diepresse.com
47 /100
Weil will AfD unter fünf Prozent drücken
Hannover. Niedersachsens SPD-Chef Stephan Weil will bei der Landtagswahl 2018 einen
Einzug der AfD in das Parlament
verhindern. Er halte es für möglich,
die AfD unter einem Ergebnis von
fünf Prozent zu halten, sagte Weil
der Deutschen Presse-Agentur.
"Das ist eines meiner politischen
Ziele. Wir werden hart dafür
kämpfen, auch wenn das unter
heutigen Aspekten ambitioniert ist. "
In Niedersachsen wird am 14.
Januar 2018 ein neuer Landtag
gewählt.
Bei den Kommunalwahlen im September hatte die AfD ein Ergebnis von 7,8 Prozent erzielt. Das
war deutlich weniger als bei vorangegangenen Wahlen in anderen Bundesländern. So war die
AfD bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern Anfang September mit 20,8 Prozent
an der CDU vorbeigezogen.
Auch das Kommunalwahlergebnis von 7,8 Prozent für die Rechtspopulisten sei ihm noch
deutlich zuviel, sagte Weil. Ob es gelingt, die AfD unter die Fünf-Prozent-Hürde zu drücken,
hängt aus seiner Sicht vor allem davon ab, ob sich in Deutschland und in Niedersachsen ein
starker Staat präsentiere, dem die Bürger vertrauen könnten. Wichtig sei auch, dass die 90
Prozent der Bevölkerung, die bei den Kommunalwahlen aus guten Gründen etwas anderes
gewählt hätten, sich bei der Landtagswahl "laut und deutlich" bemerkbar machten.
Für den Bundestagswahlkampf im kommenden Herbst wünscht sich der Ministerpräsident,
"dass die Demokraten mehr zeigen, was sie miteinander verbindet, anstatt den Eindruck eines
heillosen Streits zu vermitteln".
Das von Weil gesteckte Ziel sei für Niedersachsen möglich, Prognosen zum Abschneiden der
AfD seien momentan aber schwierig, sagte der Politologe Stephan Klecha, Dozent an der
Universität Göttingen. "Die Kommunalwahlen haben gezeigt, dass die etablierten Parteien in
Niedersachsen eine bessere Verankerung haben als in anderen Bundesländern. " Klecha gab
aber zu Bedenken: "Vieles hängt von der Wählermobilisierung ab, und die kann auch im letzten
Moment noch zu Verzerrungen führen. "
dpa
2016-12-23 10:44 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
48 /100
Abgeordneter bleibt bei Chemtrails hartnäckig
Hannover. Wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Freitag) berichtet , hat der umweltpolitische
Sprecher der CDU-Fraktion in Hannover mittlerweile seine dritte Anfrage zu dem Thema an die
niedersächsische Landesregierung gestellt. Darin will er unter anderem wissen, warum Bayern
bei der lufthygienischen Überwachung Barium- und Aluminium-Werte ausweist, das Land
Niedersachsen aber nicht. Die beiden chemischen Elemente gelten Verschwörungstheoretikern
als Beleg dafür, dass durch das Ausbringen von Chemikalien in der Luft Einfluss auf Menschen
oder die Umwelt genommen wird.
Versprühtes Gift? Der Glaube an
sogenannte Chemtrails ist eine
klassische Verschwörungstheorie.
Dahinter steckt die These, dass
Staaten Flugzeuge benutzen, um
Chemikalien zu versprühen, die
das Wetter beeinflussen oder sich
gegen die Bevölkerung richten.
Hinweise
darauf sehen
die
Chemtrail-Anhänger
unter
anderem in den Kondensstreifen
von Flugzeugen. Kondensstreifen
entstehen, wenn die Abgase der
Flieger nicht verdunsten, weil die
Luft sehr kalt oder feucht ist.
Bäumer hatte die Landesregierung zuvor bereits zur Existenz von Chemtrails befragt und dafür
bundesweit Spott geerntet. Die SPD im niedersächsischen Landtag bezeichnete ihn etwa als
"Abgeordneten mit Alu-Hut". Allerdings hat sich Bäumer – von der Anfrage zu den Chemtrails
mal abgesehen – durchaus Respekt bei anderen Abgeordneten erworben. So fragte bei der
Explosion einer Chemiefirma in Ritterhude hartnäckig nach.
Im Gespräch mit der "NOZ" verteidigte Bäumer seine Anfragen: "Es reicht nicht aus, etwas
einfach als Verschwörungstheorie abzustempeln, ohne die Hintergründe beleuchtet zu haben.
Wenn wir das zulassen, haben wir als Gesellschaft schon verloren. "
r
2016-12-23 10:44 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
49 /100
Medien: Leverkusener Toprak im Sommer nach Dortmund
Dortmund. Toprak soll den BVB angeblich
rund zwölf Millionen Euro kosten und
einen Vertrag bis 2021 erhalten.
Der Vizemeister profitiert dem Bericht
zufolge von einer Ausstiegsklausel in
Topraks Vertrag mit Leverkusen. Demnach
kann der 27-Jährige im Sommer für eine
festgeschriebene Ablöse im niedrigen
zweistelligen Bereich die Rheinländer
verlassen.
Bereits vor Saisonbeginn hatte Dortmund
nach dem Weggang von Weltmeister Mats
Hummels Interesse an Toprak gezeigt, ein
Transfer scheiterte jedoch an Leverkusens Ablöseforderung.
© 2016 SID
2016-12-23 10:44 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
50 /100
Missbrauchsskandal in England: Kein Liga-Regelbruch
bei Chelsea
London. Der Verein hatte die Vorwürfe des
früheren Jugendspielers Gary Johnson
nicht an die Liga gemeldet.
"Nach sorgfältiger Prüfung hat der
Vorstand festgestellt, dass keine Regeln
der Premier League durch den Klub
gebrochen
wurden,
als
die
Anschuldigungen 2014 nicht gemeldet
wurden", hieß es in dem Statement.
Die Liga besteht aber darauf, dass
Chelsea die Vorwürfe durch einen
unabhängigen Experten ausführlich prüfen
lässt. Zudem müssen die Londoner der
Premier League Details der internen Untersuchungen zur Verfügung stellen.
Mittlerweile sollen sechs frühere Chelsea-Spieler angegeben haben, als Jugendliche vom
mittlerweile verstorbenen Jugendtrainer Eddie Heath sexuell missbraucht worden zu sein. Die
meisten Vorfälle sollen sich während Heaths Tätigkeit für Chelsea in den 70er Jahren ereignet
haben.
© 2016 SID
2016-12-23 10:44 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
51 /100
DFB-Präsident Grindel
Russland in die Pflicht
nimmt
WM-Organisatoren
in
Köln. Und es müssen die
allgemeinen Prinzipien der
Grundfreiheit gelten, dazu
gehören zum Beispiel das
Demonstrationsrecht oder
der
Schutz
von
Minderheiten. "
Grindel kündigte an, sich für die Einhaltung dieser Rechte einsetzen zu wollen. "Wir werden als
DFB dem russischen Organisationskomitee sehr deutlich machen, dass zu einer WM ein
entsprechender Rahmen gehört", sagte der 55-Jährige.
Grindel machte zudem erneut deutlich, dass er eine Aufstockung der WM auf 40 oder sogar 48
Mannschaften nicht grundsätzlich ablehne. "Ich darf nicht in eine geistige
Verweigerungshaltung eintreten, sollte es eine klare Mehrheit für eine Erweiterung in der FIFA
geben. Dann müsste ich meinen Beitrag leisten, das Beste für unsere Vereine, Mannschaften
und Spieler einzufordern", sagte Grindel, der allerdings hofft, dass über eine Aufstockung nicht
bereits auf der Sitzung des FIFA-Councils am 9./10. Januar in Zürich entschieden wird: "Ich
würde mir wünschen, dass man mit Beschlüssen wartet, um in der UEFA zu einer einheitlichen
Position zu kommen. "
© 2016 SID
Die HAZ versucht natürlich immer am Puls der Zeit zu sein – bei den Teilnehmern der HAZLaufgruppe sind wir diesmal aber sogar noch etwas dichter dran als sonst. Seit wenigen Tagen
können die rund 70 Läuferinnen und Läufer mit dem offiziellen HAZ-Laufgruppen-Shirt
trainieren.
2016-12-23 10:45 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
52 /100
Gesellschaftskritik: Über Weihnachten bei Brangelina
Eine Sache, so dachten
wir, habe sich überlebt: die
Schlammschlacht am Ende
einer
Prominenten-Ehe.
Spätestens
seit
sich
Gwyneth Paltrow und Chris
Martin nicht nur stilvoll,
sondern sogar stilbildend
getrennt hatten, schien der
öffentlich
ausgetragene
Rosenkrieg etwas zu sein,
was man einfach nicht
mehr tut, schon allein der
schlechten PR, äh, der
Kinder wegen. Die Schlammschlacht bekam den Ruf eines quasi mittelalterlichen Rituals.
Heute feiern Geschiedene und Getrennte sogar das Weihnachtsfest zusammen – und nicht nur
der Kinder wegen: wie etwa Jogi Löw , der, nach angekündigter Scheidung, ganz
selbstverständlich erzählte, Weihnachten feiere er trotzdem mit seiner Frau Daniela. Gwyneth
Paltrow prägte auch gleich den Begriff für diese vorbildliche Art der Trennung:
conscious uncoupling,
die bewusste Entpartnerung.
Doch das Jahr 2016 hat uns gezeigt, dass nichts, was man für gegeben hält, so bleiben muss.
Gerade erleben wir, wie das ehemals berühmteste Traumpaar der Welt alle Regeln einer
gütlichen Trennung in den Wind schlägt: Seit Angelina Jolie im September bekannt gab, dass
sie sich von Brad Pitt scheiden lassen will , schenkt sie ihm nichts. Sie will das alleinige
Sorgerecht. Brad habe den ältesten Sohn im Privatjet misshandelt, warf sie ihm vor, die Kinder
seien traumatisiert. Das FBI musste ermitteln und kam zu dem Schluss, dass da wohl nichts
dran sei. Ihm wurde auch eine Affäre mit seiner Filmpartnerin Marion Cotillard angedichtet. Ließ
sich ebenfalls nicht halten. Dann hieß es, er habe seinen Drogenkonsum nicht im Griff, deshalb
solle er sich nun regelmäßigen Tests unterziehen. Bis die Scheidung rechtskräftig sei, dürfe er
die Kinder nur in Anwesenheit von Therapeuten sehen. Zur Uraufführung seines Films
Allied – Vertraute Fremde
(mit besagter Marion Cotillard in der weiblichen Hauptrolle) zeigte sich Brad Pitt im November
zum ersten Mal wieder in der Öffentlichkeit, abgemagert und unsicher stand er auf dem roten
Teppich herum.
Angelina erwischten die Fotografen Anfang Dezember, in ein langes schwarzes Kleid gehüllt,
noch klappriger als sonst.
Das sieht nach viel Arbeit für viele Therapeuten aus – vor allem, falls Weihnachten (der Kinder
wegen) doch zusammen verbracht werden sollte. Vielleicht ein kleiner Trost für alle, die sich
ebenfalls nicht ganz so "bewusst entpartnert" haben.
2016-12-23 08:29 Christine Meffert www.zeit.de
53 /100
Wolfsburg soll attraktives Umfeld für Start-ups werden
Ernst Piëch VW im
chinesischer Käufer?
Visier
Unerwarteter Überschuss AOK
verdoppelt Sonderleistungen
für Mitglieder
Vereinbarung geschlossen VW
Nutzfahrzeuge streicht 1500
Jobs in Hannover
Online-Banking
Sparkasse
Soest berechnet Gebühr für
Klicks
2016-12-23 10:45 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
54 /100
Großspenden: CDU liegt 2016 vorne
Berlin. Die CDU ist bisher der größte
Profiteur von Großspenden im Jahr
2016. Dieses Jahr kam durch zehn
Spenden eine Summe von 925.000
Euro zusammen, wie aus einer
Aufstellung
des
Bundestages
hervorgeht (Stand: 22. Dezember).
Auf Rang zwei folgen demnach die
Grünen mit knapp 710.000 Euro, der
größte
Teil
geht
auf
zwei
Überweisungen des Anlageberaters
Jochen Wermuth zurück.
Spenden von mehr als 50.000 Euro
müssen sofort nach Eingang veröffentlicht werden. Unter den in der Liste genannten
Geldgebern finden sich Industrieverbände, Unternehmen und Einzelpersonen. Die Summe aller
Parteispenden dieses Jahres wird erst im Frühjahr 2018 bekannt.
Die CSU erhielt im Dezember eine Großspende in Höhe von 350.000 Euro vom Verband der
Bayerischen Metall- und Elektroindustrie. Der FDP wurden 2016 zwei Spenden von zusammen
310.000 Euro zuteil, der SPD drei von zusammen 250.000 Euro. Für die Linke wurde keine
Großspende verzeichnet. 170.000 Euro gingen aber an die Marxistisch-Leninistische Partei
Deutschlands, eine linke Kleinpartei.
Einen Sonderfall stellt 2016 der Südschleswigsche Wählerverband dar, die
Interessensvertretung der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein. Die vier „traditionellen
Zuwendungen“ des Staates Dänemark summieren sich bis November 2016 auf gut 470.000
Euro – damit kommt er auf Platz drei unter den Parteien. „Der SSW bekommt seit über 20
Jahren vom dänischen Staat Zuschüsse“, teilte ein Sprecher mit. Aber erst seit 2016 würden die
Großspenden auch mit den anderen beim Bundestag veröffentlicht. In der Regel sind
Parteispenden aus dem Ausland verboten – das Gesetz erlaubt aber Ausnahmen, wenn es um
nationale Minderheiten geht.
Ohne die Spenden an den SSW kommen die Parteien so 2016 bis zum 22. Dezember auf
insgesamt 2,71 Millionen Euro - im Jahr zuvor waren es rund 2,07 Millionen Euro. Damals lag
die CDU vor der FDP an der Spitze, die Grünen kamen nur auf eine einzige Großspende von
110 000 Euro.
Von RND/dpa
2016-12-23 10:44 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
55 /100
Kommentar: Der lange Winter des Pikachu
Viele Spieler mögen längst
abgesprungen sein, aber
Gerald Himmelein hält
Pokémon Go weiterhin die
Stange – wenn auch mit
eisesstarren Fingern. Eine
Zwischenbilanz nach sechs
Monaten
und
2037
Taubsis.
"Wie, du spielst das noch?
", bekomme ich immer
wieder zu hören, wenn
Leute
auf
meinem
Smartphone die freundlich-grüne Landkarte von Pokémon Go sehen. Dabei ist das noch die
freundliche Version. "Pokémon ist doch sowas von out! " Wie kann man nur so hinter dem Mond
sein, das trotzdem noch zu spielen. Noch dazu bei diesem Wetter.
Tatsächlich hat sich Pokémon Go vom Hype-Spiel zu einer Minderheitenbeschäftigung
zurückgebildet. Im August wusste ich : Wenn vor mir einer immer wieder stehen bleibt, dann
fängt der grad Taubsis. Wenn jetzt jemand vor mir konzentriert auf sein Handy starrt, wischt er
vermutlich wieder nur Tinder-Matches aus dem Weg.
Diese Entwicklung kommt mir nicht ganz unwillkommen. Andere Spieler zu treffen, macht Spaß,
aber die Herdenveranstaltungen im Sommer konnten mich nie anziehen. Mittlerweile findet der
Austausch mit Mitspielern vor allem online statt.
Auf diesem Weg habe ich mir inzwischen den korrekten Wortschatz angeeignet und weiß
Garados strategisch einzuschätzen. Ein Kollege trinkt sich strategisch durch alle verfügbaren
Biersorten, ich denke mir Eselsbrücken für Arena-Kampfstrategien aus. Keiner von uns würde
mit dem anderen tauschen wollen. Muss ja auch nicht.
Immer wieder verblüfft mich, welche Feindseligkeit dem Spiel mittlerweile entgegenschlägt.
Eines Abends hat tatsächlich ein wildfremder Mann versucht, mir das Smartphone aus der Hand
zu schlagen, wobei er "Du bist süchtig! " schrie. Dann wollte er unbedingt eine Tätowierung an
seinem Handgelenk zeigen, bevor er fragte, ob ich schwul sei und wenn nicht, warum ich dann
an dieser Ecke herumstünde. All das mitten in einem Arenakampf. Ich weiß immer noch nicht,
ob der Mann irgendwo entsprungen war. Vielleicht gehörte er auch zum gelben Team und
wollte verhindern, dass ich seine Arena übernahm. (Hat nicht geklappt.)
Ist der Arbeitsplatz gefährliches Gelände oder nicht?
Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass mich das Spiel selbst zum Aufgeben bringen will.
Bei jedem Start erscheint eine andere Ermahnung. "Betritt beim Spielen von Pokémon Go kein
gefährliches Gelände" kommt verdächtig häufig am Arbeitsplatz. Immer wieder kommt die
Warnung " Du bewegst Dich zu schnell " – gern auch beim Essen in der Kantine, wenn Fehler
bei der GPS-Positionierung die Spielfigur quer durch die Nachbarschaft jagen.
Und dann das Wetter. Pokémon Go ist ein Spiel, das man nur draußen spielen kann, für das
man in Bewegung bleiben muss. Zwischendurch muss man aber auch stehenbleiben – um
Pokéstops abzuernten, wilde Pokémon zu fangen, Arenen zu erobern oder zu stärken. Definitiv
nix für kalte Tage.
Die Entwickler geben ihr Möglichstes, die verbliebenen Spieler der nördlichen Halbkugel
trotzdem bei Laune zu halten. Mittlerweile gibt es einen Bonus für das erste gefangene
Pokémon des Tages, den ersten gedrehten Pokéstop des Tages und Bonus-Boni für sieben
Tage am Stück. Es gab ein Halloween-Event mit Gruselmonstern , ein Thanksgiving-Event mit
Bonuspunkten und in ein paar Tagen beginnt ein Weihnachts-Event mit – wenn die Gerüchte
stimmen – Geschenken.
Das Wetter hält dagegen. Mittlerweile bin ich beim vierten Paar Touchscreen-Handschuhe
angekommen. Das erste war total bequem und prima fürs Spiel – aber nicht winddicht. Brr. Das
zweite Paar war winddicht und bequem, aber trotzdem viel zu dünn. Bibber. Die dritten
Handschuhe waren dicker und weniger gut für den Touchscreen – aber die Fingerkuppen
wurden immer noch taub. Au.
Jetzt trage ich ein vierfach gefüttertes Paar, bei dem sich die letzten drei Finger eine
Ausbuchtung teilen müssen. Hier ist der Touchscreen-Finger zu unzuverlässig, um damit auch
nur ein Taubsi zu fangen. Deshalb dirigiere ich notgedrungen einen Touchscreen-Stift. Mit den
blöden Handschuhen. Wenn ich auf diesem Weg eine halbe Stunde lang eine rote Arena
niederkämpfe, verkrampfen sich die Finger immer noch vor Kälte.
Für die Weihnachtszeit haben die Entwickler Pikachu eine rote Mütze übergestülpt.
Es ist ein hartes Los, im Winter Pokémon Go zu spielen. Aber... ohne würde mir was fehlen. So
habe ich stets einen Ansporn, in Bewegung zu bleiben. Trotz Temperaturen um den Nullpunkt
fahre ich auf dem Rad zur Arbeit – damit die gesammelten Pokémon-Eier schneller schlüpfen.
Noch im Spätsommer habe ich zudem meine Frau mit dem Spiel angesteckt. Jetzt steigen wir
selbst bei kaltem Nieselregen eine Haltestelle früher aus oder gehen zu Fuß, wohin wir früher
zwei Stationen gefahren wären. Egal wie lausig das Wetter ist, keiner will dem anderen das
Spiel verderben.
Es gibt aber einen noch besseren Grund, warum ich weiterspiele, obwohl es nicht mehr "in" ist.
Ich spiele Pokémon Go, weil es mir Spaß macht. Wenn ich das aber jemandem sage, bekomme
ich mitleidsvolle Blicke, als wüchse mir ein Geschwür im Gesicht. Ich gucke dann genauso
mitleidsvoll zurück. Was muss man für ein kleiner Geist sein, um anderen Leuten zu verübeln,
dass diesen etwas Freude bereitet, woran man selbst den Spaß verloren hat.
Ich muss jetzt schließen: Vor dem Verlag sitzt ein Pikachu mit Weihnachtsmütze , das nicht mehr
lange wartet. ( ghi )
2016-12-23 07:45 Gerald Himmelein www.heise.de
56 /100
Elternzeit: Familienzeit schadet Papas Karriere nicht
Stetig steigt die Zahl der
Väter,
die
Elternzeit
nehmen. Schon mehr als
jeder dritte Mann nimmt
einige Monate Auszeit vom
Job, um sich um sein Kind
zu kümmern. Die Sachsen
sind
Zahlen
des
Statistischen
Bundesamt
zufolge
dabei
sogar
Spitzenreiter: Hier nimmt
fast schon jeder zweite
Vater Elternzeit.
Und auch bei der traditionellen Aufteilung der Elternzeitmonate zwischen den Partnern hat sich
einiges getan. Zwar nimmt immer noch die Mutter den Großteil der Elternzeit, allerdings steigen
auch die Zahlen der Väter, die sieben oder mehr Monate Auszeit vom Job machen – und somit
den größeren Anteil an der Erziehungsarbeit übernehmen.
Offenbar setzt auch in der Wirtschaft allmählich ein Umdenken ein: Waren in den ersten Jahren
nach Einführung der Elterngeldmonate die Befürchtungen gerade bei den Vätern sehr groß,
dass die Auszeit ihrer Karriere schade, unterstützen mittlerweile immer mehr Unternehmen
Männer, die für die Kinder eine Weile aussetzen.
Allerdings: An der Teilzeitquote der Männer macht sich das noch nicht bemerkbar. Während der
überwiegende Teil der erwerbstätigen Mütter in den ersten Lebensjahren des Kindes in Teilzeit
arbeitet und teilweise die Arbeitszeit stark reduziert, machen die Väter kaum von
Arbeitszeitreduzierung Gebrauch. Im Gegenteil: Nach einigen Monaten Elternzeit kehren sie
wieder in Vollzeit zurück. Häufig machen die jungen Väter dann sogar mehr Überstunden, vor
allem wenn sie bezahlt werden. Die Vermutung liegt nahe: Eine junge Familie braucht Geld –
erst recht, wenn die Mutter die Arbeitszeit reduziert hat und entsprechend weniger verdient.
Nun stellt eine neue Untersuchung vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung fest,
dass Väter zumindest beim Geld keine Nachteile durch Elternzeit befürchten müssen. Das
berichtet Wirtschaftspsychologie aktuell. Denn ihr Stundenlohn ändert sich demnach langfristig
nicht. Anders ist der Effekt, wenn sich die Männer für eine Arbeitszeitreduzierung entscheiden –
die Studie zeigt, dass sie damit den Anschluss an eine gute Lohnentwicklung verpassen.
Untersucht wurden Daten aus dem sozio-ökonomischen Panels und Daten aus dem Panel
Familien in Deutschland aus den Jahren 1991 bis 2013. Die Daten zeigten, dass Väter keine
Einbußen beim Stundenlohn hinnehmen mussten, wenn sie in Elternzeit gingen – und das
unabhängig von der Dauer der Väterzeit. Entschieden sich die Männer dagegen dazu, ihre
Arbeitszeit zu reduzieren, sank auch ihr Stundenlohn. Der Untersuchung zufolge um 0,2
Prozent pro Monat Teilzeitarbeit. Das heißt: Ein Jahr Teilzeit verringerte den Stundenlohn um
drei Prozent!
Wie kommt das? Während die Väter nach der Elternzeit den Anschluss im Job schnell schafften
und dann entsprechend entweder Tariferhöhungen mitnehmen konnten (weil sie ein
Rückkehrrecht auf einen gleichwertigen Job hatten) – oder eben nachverhandelten, gelang
dies den Männern in Teilzeit weniger gut.
Man kennt das aus Untersuchungen zur Frauenerwerbstätigkeit: Wenn Frauen wegen der
Familie in Teilzeit wechseln, sind damit oft weniger attraktive Tätigkeiten verbunden. Auch wenn
der Arbeitgeber allein wegen Teilzeit Beschäftigte nicht auf weniger qualifizierte Positionen
versetzen und dann schlechter bezahlen darf, so bleiben doch häufig Beförderungen oder die
Möglichkeit an prestigeträchtigen Projekten mitzuarbeiten aus. Und das hat langfristig negative
Effekte auf das Einkommen.
Bei Männern zeigt der gleiche Effekt. Noch nicht untersucht ist, ob er stärker oder schwächer ist
als bei den Frauen. Klar ist aber: Solange Arbeitgeber Teilzeitarbeit als weniger wertvoll
ansehen und als Zeichen für fehlendes Karriereinteresse werten, so lange werden viele Väter
davor zurückscheuen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Und das trägt dauerhaft nicht dazu bei,
dass sich Männer und Frauen nach der Familiengründung die Erziehungs- und Erwerbsarbeit
gleichberechtigt aufteilen.
2016-12-23 07:28 ZEIT ONLINE www.zeit.de
57 /100
Volkswagen erzielt Vergleich mit Privatklägern
San Francisco. Der Vergleich mit den Privatklägern betrifft Fahrer von Dieselfahrzeugen mit
Drei-Liter-Motoren, wie das Unternehmen mitteilte.
Das Gericht habe die Parteien angewiesen, die erforderlichen Unterlagen bis Ende Januar
einzureichen und die Inhalte der Vereinbarung vertraulich zu behandeln. Die Klägervertreterin
Elizabeth Cabraser erklärte, die Kunden könnten über eine Umrüstung oder einen Rückkauf
ihres Fahrzeuges hinaus mit einer bedeutenden Entschädigung rechnen.
Am Dienstag hatte sich Volkswagen zunächst mit den US-Behörden auf das
Entschädigungsprogramm für die rund 83.000 Autos mit Drei-Liter-Motoren geeinigt. Es kostet
den Konzern vermutlich eine Milliarde Dollar (957 Millionen Euro) - zusätzlich zu der schon
ausgehandelten Zahlung von knapp 15 Milliarden Dollar für Zwei-Liter-Fahrzeuge.
VW hatte im September 2015 nach
Ermittlungen
der
US-Behörden
zugegeben, weltweit in rund elf
Millionen Dieselfahrzeugen eine
illegale Software eingesetzt zu
haben. Diese sorgte bei Abgastests
für einen geringeren Ausstoß von
Stickoxiden. Für die Kosten zur
Aufarbeitung des Skandals hat
Volkswagen 18 Milliarden Euro zur
Seite gelegt.
Von RND/afp
2016-12-23 10:45 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
58 /100
Wir sind die Freeses: Zeit absitzen
"Leg doch mal das Handy
weg": Bei den Freeses geht
es
um
die
wirklich
wichtigen Themen und die
immer wieder gestellte
Frage "Können wir nicht
einmal wie eine ganz
normale Familie sein? ".
mehr
2016-12-23
www.ndr.de
59 /100
07:17
NDR
Alex Roach: Vier muss gewinnen
Bei der Frage nach dem
berühmtesten
deutschen
Spieler
mit
der
Trikotnummer vier muss
Alex Roach überlegen.
Ohne Hilfe kommt der neue
Verteidiger der Eisbären
nicht drauf, als der Name
Uwe Krupp fällt, lächelt er
und sagt: „Eigentlich ist die
Sieben meine Nummer, ich
habe mir die Vier hier nicht
ausgesucht.“ Schon am
Freitag wird der 23-Jährige
erstmals für sein neues Team auflaufen , wenn die Berliner nach zuletzt drei Niederlagen in
Folge um 19.30 Uhr den Tabellendritten Grizzlys Wolfsburg in der Arena am Ostbahnhof
empfangen.
Obwohl die jüngsten Leistungen wenig Grund zur Freude boten, hat Uwe Krupp seinen Humor
noch nicht verloren. Angesprochen auf die Trikotnummer seines Neuzugang, sagt der Trainer
der Eisbären : „Die Vier ist eine besondere Nummer, das sind normalerweise gute Verteidiger.
Und Alex Roach hat ja auch so ein bisschen meine Statur.“ Tatsächlich ist der im bayrischen
Schongau geborene Deutsch-Kanadier eine imposante Erscheinung. Roach misst 1,95 Meter
bei einem Gewicht von 102 Kilogramm. Dazu kommt ein 1,80 Meter langer Schläger – selbst im
Spitzeneishockey gibt es das nicht oft.
So richtig geholfen haben Roach seine körperlichen Vorzüge aber bisher nicht. In den
Farmteams der Los Angeles Kings und zuletzt der Boston Bruins konnte er sich nicht
durchsetzen. „Nach Europa zu kommen, dürfte das Beste für meine Entwicklung sein. Meine
Chancen, irgendwann mal in der NHL zu spielen, waren einfach nicht mehr so gut“, sagt er
selbst. In dieser Saison saß er bei den Providence Bruins meist nur auf der Tribüne, als er ein
Level weiter nach unten versetzt wurde, hat er wenigstens noch zwölf Mal für die Atlanta
Gladiators in der East Coast Hockey League gespielt.
Wie kann er den Eisbären da überhaupt helfen? „Ich versuche natürlich meinen Körper
einzusetzen und mit meinem langen Schläger an viele Scheiben zu kommen“, sagt Roach, der
tatsächlich sogar ein bisschen deutsch spricht und es noch ein bisschen besser versteht.
Trotzdem sind die Voraussetzungen für ihn alles andere denn ideal. Roach kommt mitten in der
Saison in ein Team, bei dem es nicht wirklich rund läuft. Er muss sich an die große Eisfläche
gewöhnen, kennt die Mitspieler und die Liga nicht. „Leider haben wir keine Zeit, viel zu
experimentieren“, sagt Uwe Krupp. Ob er Roach, dem er „Beweglichkeit und einen guten
Schuss“ attestiert, auch im zuletzt schwachen Powerplay einsetzen will, ist noch offen.
Immerhin ist für Roach nicht alles neu. Zwar war er noch nie in Berlin, aber durch seine
deutschen Verwandten mütterlicherseits, hat er das Land häufiger besucht. „Mir gefällt die
Lebensweise und das Essen hier“, sagt er. Dass jetzt Currywurst statt Weißwurst auf der
Speisekarte steht, dürfte kein Problem sein. Schwieriger ist da schon die Erwartungshaltung im
Klub. Endlich haben die Eisbären einen Neuzugang verpflichtet und der soll nun nach
Möglichkeit auch einschlagen. „Wir befinden uns in einer schwierige Phase“, sagt Uwe Krupp,
der insbesondere die fehlende Lockerheit seiner Spieler beklagt: „Wir dürfen nicht so viel
denken, sondern müssen unseren Instinkten vertrauen.“
Vielleicht kann ein neues Gesicht da tatsächlich gut tun. Roach wird gegen Wolfsburg
zusammen mit Micki DuPont in einem Verteidigerpärchen auflaufen. Den kennt er vom
gemeinsamen Sommertraining in Calgary. Sollte er die Eisbären in den verbleibenden 21
Hauptrundenspielen tatsächlich weiterbringen, kann der Klub seinen Vertrag bis Saisonende
per Option um ein Jahr verlängern. „Ich denke, dass ich sowohl offensiv als auch defensiv
helfen kann“, sagt Roach. Das muss er wohl auch – schon damit die Nummer vier weiterhin
eine besondere bleibt.
2016-12-23 07:10 Jörg Leopold www.tagesspiegel.de
60 /100
Anleitung zum Weihnachtsschwänzen
Das Weihnachtsfest ist ein Familienfest. Prinzipiell ist das für die meisten Menschen schön, es
sind ja selten mal wirklich alle vereint. Aber: Drei Tage Non-Stop-Gesellschaft von Onkels,
Tanten und Schwippschwagern können auch sehr anstrengend sein, und man braucht da
Ruhepausen, um bei Verstand zu bleiben.
Leider sind die auf dem engen Raum eines
Wohnzimmers Mangelware, und um dieses Zimmer zu
verlassen, braucht man eine Ausrede. Denn alle
Abwesenheitsgründe, die sonst im Alltag funktionieren,
zählen an Weihnachten nicht. (Schule, Uni, Arbeit, all
das kann – zumindest nach Tanten-Onkelmeinung,
doch jetzt mal ruhen).
Man muss sich seine Rückzugsorte und Auszeiten also
mühevoll konstruieren. Zum Beispiel mit diesem jetztWeinachtsschwänzer-Guide in fünf Punkten.
Letzte Einkäufe
Wer schon am Heiligabend oder am Tag davor anreist und anfängt, unter Lagerkoller zu leiden,
hat die Möglichkeit, sich noch schnell vor Ladenschluss für die letzten zu erledigenden Einkäufe
zu melden. Das verschafft je nach Distanz und Umfang der Erledigungen bis zu zwei Stunden
Zeit. Der Haken: Spätestens um 14.30 ist man von so einer Tour allerdings zurück. Wen der
Gedanke an einen Aldi-Besuch kurz vor Ladenschluss am Heiligabend abschreckt: LastMinute-Erledigungen antizipieren und bereits am 23. besorgen. Dann trotzdem für die Aufgabe
melden und ab in die Kneipe oder ins Café! Jahrelange Erfahrung ist hier natürlich von Vorteil.
Geheimniskrämerei
Was gerade an Weihnachten besonders gut geht, ist Geheimniskrämerei. Hierfür ist noch nicht
mal besondere Kreativität in Sachen Ausreden gefragt. Es genügt, sich mit möglichst
schwammigen, und doch offensichtlichen Äußerungen ins Zimmer zurück zu ziehen. Jeder wird
denken: Aha, der muss noch Geschenke basteln oder einpacken. Das rechtfertigt es sogar, die
Tür zu verschließen. Das schafft die perfekte Privatsphäre und ist zugleich authentisch. Einmal
in geheimer Mission zurückgezogen, kannst du dann entspannt Netflix anschmeißen, Facebook
checken oder einfach nur durchatmen. Vorausgesetzt natürlich, du musst nicht wirklich noch
panisch Geschenke basteln.
Weihnachtspunsch
Weihnachten ist auch die Zeit der Rituale. Die Aufgaben sind bei der immer gleichen Prozedur
in der Regel strikt verteilt. Als junger Erwachsener hat man das Recht, mit der Verantwortlichkeit
für ein eigenes Ritual seinen Beitrag zum persönlichen Familienbrauchtum zu leisten.
Besonders geeignet sind, logisch, zeitaufwändige Rituale, wie zum Beispiel die Zubereitung
eines komplexen Weihnachtspunsches. Hier gilt: Je aufgeblähter die Rezeptur, desto besser!
Für einen wirklich gelungenen Punsch ist natürlich eine ausgeklügelte Abfolge von Erhitzen
und Abkühlen genauso wichtig wie regelmäßiges Abschmecken. Das heißt: Wer hierfür
verantwortlich ist, hat die Pflicht, sich den gesamten Tag über immer wieder für einige Minuten
vor den Herd zu setzen und aufzupassen, dass auch ja alles strikt nach Vorgabe läuft. Muss ja
keiner wissen, dass man dabei nur geistesabwesend im Topf rührt und die Gedanken
schweifen lässt. Spätestens im dritten Jahr ist der Punsch als Weihnachtstradition allgemein
akzeptiert und die eigene Unverzichtbarkeit stellt einen von vielen anderen ungeliebten
Aufgaben frei.
Tanten-Taxi-Service zum Bahnhof
Während der Vorschlag, 20 Minuten allein mit Tante Irmgard im Auto zu verbringen, um sie vom
Zug abzuholen, bei dir unter normalen Umständen sofort Depressionen verursacht, ist die
Rechnung bereits nach 24 Stunden Weihnachten ohne Verschnaufpause eine andere. Denn
mit den 20 Minuten Rückweg vom Bahnhof mit Tante Irmgard gewinnst du 20 Minuten Hinweg,
in denen du alleine im Auto sitzt. Mit „Feiertagsverkehr“ (Café oder Kneipe) lassen sich daraus
gerne 40 machen. Der Haken an der Sache ist offensichtlich: Du solltest dafür einigermaßen
nüchtern sein.
Dog-Sitter
Das Weihnachtsfest führt es mit sich, dass viele Menschen dafür verreisen. Das war schon anno
Null so. Während Maria und Josef damals ihren Esel noch als Transportmittel brauchten, sind
die meisten Haustiere heute auf solchen Reisen eher lästig. Es bleiben also reichlich Hunde,
Katzen und Wellensittiche unbeaufsichtigt zurück. Wer sich bereit erklärt, für seinen Nachbarn
dreimal am Tag mit dem Hund zu gehen oder den Vogel zu füttern, sammelt nicht nur
Sympathiepunkte, sondern auch schön gleichmäßig verteilte Auszeiten für die gesamte Dauer
der Abwesenheit. Wenn die Möglichkeit nicht besteht, kannst du dich zur Not auch an das
Tierheim wenden oder per Kleinanzeige ein Gesuch aufgeben. Wenn du kaltblütig genug bist,
kannst du die Gassirunde auch verkürzen und den Hund für die Dauer eines Kaffees vor der
nächsten Kneipe oder dem nächsten Café anbinden.
Mehr vorweihnachtliche Hilfestellungen:
2016-12-23 07:02 Von Nadja www.jetzt.de
61 /100
Ivanka Trump beschimpft: Passagiere müssen Flieger
verlassen
Einer der beiden Männer soll
die Tochter des designierten
US-Präsidenten
wegen
dessen Politik beschimpft
haben: "Dein Vater ruiniert
unser Land. "
23.12.2016 | 06:59 |
( DiePresse.com )
Zwei Männer sind wegen
Beschimpfung von Ivanka
Trump aus einem Flugzeug
geschmissen worden. Die
beiden hätten die Maschine in New York vor dem Start verlassen müssen, erklärte die
Fluggesellschaft JetBlue am Donnerstag.
Zuvor hatte bereits die Promi-Website TMZ über den Vorfall berichtet. Demnach beschimpfte
einer der beiden Männer die Tochter des designierten US-Präsidenten wegen der Politik ihres
Vaters. "Dein Vater ruiniert unser Land", sagte er dem Bericht zufolge. "Wieso ist sie an Bord
dieses Flugs? Sie sollte einen Privatflug nehmen", habe er gerufen.
Nach Angaben von JetBlue seien die beiden Männer und ihr Kind daraufhin aufgefordert
worden, das Flugzeug zu verlassen. Es habe die Gefahr bestanden, dass die Lage in der Luft
eskaliere.
Laut TMZ reiste Ivanka Trump in Begleitung ihres Mannes Jared Kushner und ihrer drei Kinder.
Sie habe sich bemüht, den verbalen Angriff zu ignorieren und ihre Kinder mit Malstiften
abzulenken. Die 35-jährige Geschäftsfrau spielte im Wahlkampf ihres Vaters eine wichtige
Rolle. Es wird erwartet, dass sie ihren Vater auch im Weißen Haus unterstützt.
(APA/AFP)
2016-12-23 06:59 diepresse.com
62 /100
EU-Kommissarin fordert Extra-Bonus für europäische
VW-Kunden
Eine Informationskampagne
und ein Ersatzwagen während
der Reparaturphase seien
nicht genug, sagte EUJustizkommissarin Jourova. In
Übersee gebe es Milliarden
für die Kunden.
23.12.2016 | 06:47 |
( DiePresse.com )
Im VW-Dieselskandal fordert
EU-Justizkommissarin
Vera
Jourova
erneut
eine
Entschädigung der 8,5 Millionen betroffenen Kunden in Europa. "Eine europaweite
Informationskampagne und ein Ersatzwagen während der Reparaturphase sind nicht genug",
sagte sie der Zeitung "Die Welt" laut Vorausbericht. In den USA und Kanada zahle Volkswagen
Milliarden für die Entschädigung der Kunden. Die VW-Aktien büßen im Geschäft von Lang &
Schwarz und im Frankfurter Frühhandel jeweils etwa zwei Prozent ein.
"Ich vermisse aber immer noch einen Extra-Bonus oder eine freiwillige Kompensation für die
europäischen Kunden. " Es gehe um eine faire Behandlung von Verbrauchern in der
Europäischen Union. "Ich werde mich Anfang Februar mit dem VW-Vorstandsvorsitzenden
(Matthias) Müller treffen und bis dahin erwarte ich, dass sich VW in dieser Frage bewegen wird",
sagte die EU-Kommissarin für Justiz- und Verbraucherschutzfragen.
Zahlreiche Autobesitzer klagen wegen überhöhter Stickoxidwerte auf Rückabwicklung des
Kaufs oder Schadensersatz. Eine Entschädigung der Kunden in Europa lehnt VW jedoch nach
wie vor ab. Sollte diese dennoch fällig werden, könnte das Volkswagen finanziell das Genick
brechen, fürchten Experten.
Zudem forderte Jourova von dem Wolfsburger Konzern eine Versicherung, dass die Autos auch
vereinbarungsgemäß repariert werden. VW habe sie darüber informiert, dass nun ungefähr 7,8
Millionen von insgesamt 8,5 Millionen Autos repariert werden. "Diese Zusage betrifft allerdings
nicht mehrere Skoda-Modelle. VW muss seine Anstrengungen verstärken und sicherstellen,
dass bis Herbst 2017 auch tatsächliche alle Autos repariert werden. " Sollte dies nicht der Fall
sein, werde die Brüsseler Behörde mit den nationalen Verbraucherschutzbehörden weitere
Schritte einleiten.
Indes hat Volkswagen einen weiteren Vergleich mit US-Klägern ausgehandelt. Es sei eine
Grundsatzeinigung mit Behörden und Kunden über Reparaturen, Rückkäufe und
Entschädigungen bei gut 80 000 größeren Dieselwagen ausgehandelt worden, verkündete der
zuständige US-Richter Charles Breyer am Donnerstag bei einer Anhörung in San Francisco.
Bereits am Dienstag hatten sich VW und die US-Behörden darauf geeinigt, dass der Konzern
Rückkaufe für etwa 20.000 ältere der betroffenen Fahrzeuge mit 3,0-Liter-Dieselmotoren von
Audi anbietet. Bei den restlichen Autos erhält VW zunächst die Chance zur technischen
Umrüstung.
Mit den Fahrzeugbesitzern habe der Konzern sich im Grundsatz auf die Zahlung "substanzieller
Entschädigungen" verständigt. Die Details der außergerichtlichen Einigung sollen bis Ende
Jänner ausgearbeitet werden, bevor Richter Breyer seine Zustimmung geben kann. Bei etwa
475 000 Dieselautos mit 2,0-Liter-Motoren hatte der Autobauer bereits einen MilliardenVergleich mit US-Klägern geschlossen.
(Reuters)
2016-12-23 06:47 diepresse.com
63 /100
Winterpalais: Ein Engel voll Wucht und Grandezza
Der
Lemberger
BarockBildhauer mit Namen Pinsel ist
eine der rätselhaften Gestalten
der Kunstgeschichte: Man
weiß fast nichts über ihn.
Außer, dass er großartige,
dramatische
Holzfiguren
schnitzte. Jetzt erstmals in
Wien zu sehen.
23.12.2016 | 06:33 | Von
Almuth Spiegler
( Die Presse )
Es geht nicht anders, man muss sich unter die rauen Fittiche dieses mächtigen Engels
begeben, der hier im ersten Ausstellungsraum des Winterpalais plötzlich, ja, schwebt. Trotz
seiner überlebensgroßen Monstrosität und hölzernen Masse, trotz seiner michelangeloesken
Muskeln am nackten Oberkörper. Ganz einsam steht man hier, nur dieser über 250 Jahre alte
Engel und man selbst, unter dem linken auskragenden Flügel in emotionaler Aufwallung erstarrt
wie sein in fast kubistischen Zacken sich hinter ihm aufbauschendes Gewandtuch. Der Blick
schweift zögerlich nach oben, nur wenige Zentimeter weit, in dieses so unendlich sanftmütige
Gesicht mit dieser so unendlich großen Nase. Schön? Ist etwas anderes. Aber es ist die
wildeste barocke Bildschnitzerei, die man in Wien bislang gesehen hat.
Derartige Dramatik ist man hierzulande einfach nicht gewöhnt, eher klassisches Ebenmaß und
Schöngeist, die Wiener Barockskulptur ist italienisch geprägt, daran kann man sich bestens
erinnern, wenn man an den nur 40 Jahre vor dem Holzengel entstandenen Atlanten Giovanni
Giulianis vorbei die Prunkstiegen zum Ausstellungsgeschoß hinaufsteigt. Hinauf in einen
anderen Kulturkreis, in eine der rätselhaftesten Geschichten barocker Bildhauerkunst.
Bis vor wenigen Jahren wusste man nicht einmal seinen Vornamen: Meister Pinsel, hieß es nur
über die prägende Künstlerfigur der Region Lemberg im Hochbarock, heute in der Westukraine
gelegen. Nur ein Jahrzehnt, die 1750er-Jahre, scheint dieser Meister hier diese unglaublich
expressiven, exaltierten Figuren mit ihren spitzen Gesichtern und auffälligen Charakternasen
aus dem Holz gehauen zu haben. Unter den Sowjets wurden sie tatsächlich aus den Kirchen
geschleppt, zersägt und verheizt. Nur noch 30 Prozent des Sakralschmucks, der in der
Zwischenkriegszeit in dieser Region vorhanden war, sind es heute noch, berichtet BelvedereBarockkurator Georg Lechner, der gemeinsam mit Maike Hohn diese Pinsel-Ausstellung
kuratiert hat. Hätte der Direktor des Lemberger Museums, Borys Voznytskyi, in den
Sechzigerjahren nicht begonnen, die Figuren von Pinsel einzusammeln, wären wohl fast keine
mehr erhalten. Genau wie die Kirchenbücher. Hätte nicht irgendein Pole irgendeine dieser
wichtigen Quellen in den Wirren nach 1918 mitgenommen – in welcher man vor wenigen
Jahren dann die Pinsel'schen Vornamen, Johann Georg, fand.
Wo wurde er ausgebildet? In Südtirol, im süddeutschen Raum? Über seine Herkunft, über seine
Ausbildung, bevor er gen Osten, in die damals florierende polnische Gegend um Lemberg
gezogen ist, kann man nur mutmaßen. Aber er kam und siegte, bekam gleich große Aufträge für
mehrere Kirchen zwischen Lemberg und Butschatsch, wo er seine Werkstätte hatte. Er prägte in
dieser Region wesentlich den Barockstil und gleich mehrere Schülergenerationen. Auch ein
stilistischer Bezug zu Wien lässt sich herstellen, nicht in der Bildhauerei wie gesagt, sondern in
der zeitgleichen späten Barockmalerei etwa eines Franz Anton Maulbertsch, in der man ähnlich
spitze Gesichter, ähnliche sich von den Körpern selbstständig machende Faltenwürfe findet.
Den direkten Vergleich kann man in dieser wundervollen Ausstellung ziehen, für die rund 20
Originale aus Lembergs Nationalgalerie herangekarrt wurden. Man könnte sich aber auch ganz
woandershindenken, wenn man etwa vor der in sich zusammengekrümmten „Ecclesia“ steht.
An indonesische Tänzerfiguren, die viel später Egon Schiele so fasziniert haben. Eine gewisse
assoziative Freiheit ist natürlich dadurch möglich, dass die Heiligenfiguren aus ihrem
Zusammenhang gerissen sind. Ohne ihre Altäre, ohne ihre Konterparts wirken sie fast bizarr,
wie moderne, autonome Schöpfungen. Das waren sie nicht. Und sie standen auch nicht auf
schicken Tiffany-türkisen Sockeln wie hier im Winterpalais. Aber solche Brüche machen diese
Ausstellung trotz ihres scheinbar sperrigen, kunsthistorischen Themas zugänglich, auf eine
emotionale Wirkung ausgerichtet, die auch jemanden einzunehmen vermag, der nicht schon in
ein paar Kunstgeschichte-Zyklus-Vorlesungen geschlummert hat. Diese Ausstellung nimmt
einen unter ihre Fittiche. Womit wir wieder Aug in Aug mit unserem so seltsam sanften,
wuchtigen, spröden Riesenengel stehen, der so gut in unsere Zeit passt.
Bis 12. Februar. Himmelpfortgasse 8, Wien 1, täglich: 10–18 Uhr, mittwochs: 10–21 Uhr.
()
2016-12-23 06:33 Von Almuth diepresse.com
64 /100
Tricopter auf Speed: Yi Erida
Mit dem Tricopter Yi Erida
will Yi Technology jetzt
auch
in
den
Fotodrohnenmarkt
einsteigen.
Die
Appgesteuerte Drohne soll bis
zu 120 km/h schnell sein
und 40 Minuten in der Luft
bleiben können. Sie ist mit
einer 4K-Action Cam von Yi
bestückt.
Der Tricopter Erida ist mit
einer 4K-Action Cam von Yi
Technology aus Shanghai bestückt und soll sich mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu
120 km/h bewegen. Bei ersten Testflügen soll eine maximale Flugdauer von 40 Minuten erreicht
worden sein. Gesteuert wird Erida über eine Smartphone-App. Yi hat sich für die Fotodrohne,
die im Januar 2017 auf der CES in Las Vegas vorgeführt werden soll, mit einer Firma namens
Atlas Dynamics zusammengetan. Mit dieser Kooperation will man eine Fotodrohne für den
Massenmarkt der privaten Endverbraucher bereitstellen.
Bei dem jetzt mit dem Vornamen Yi versehenen Tricopter handelt es sich um kein gänzlich
neues Produkt. Yi Erida geht zurück auf das im Jahre 2015 bei Indiegogo platzierte, jedoch
nicht erfolgreiche Projekt Erida. Man konnte damals nur 41 Prozent des Finanzierungsziels
erreichen. Der von Ivan Tolchinsky aus Riga/Lettland und seiner Firma namens Atlas
Aerospace entwickelte Tricopter soll weitgehend aus Karbon gefertigt sein.
2016-12-23 06:30 Christoph Jehle www.heise.de
65 /100
Neuvermessung des Sporthandels:
Kleinen
Nach der Eybl-Übernahme hat
sich der Staub gelegt. Vor
allem die kleinen Fachhändler
füllten das Vakuum. Nun steht
neue Konkurrenz vor der Tür.
23.12.2016 | 05:45
Antonia Löffler
| von
( Die Presse )
Wien.
Als
der
britische
Diskonter Sports Direct 2013
in
den
österreichischen
Sporthandel einstieg, hoffte er,
Die Stunde der
hierzulande etwas in Bewegung zu setzen. Das Ziel wurde erreicht – wenn auch nicht im Sinne
der Briten.
In den vergangenen zwei Jahren wurde ein gutes Stück des 1,7 Milliarden Euro schweren
Umsatzkuchens im Sportfachhandel neu verteilt. Sports Direct fungierte ungewollt als
Katalysator für eine ganze Branche. Als die britische Kette den oberösterreichischen Sport-Eybl/Sports-Experts-Läden ihr international gängiges Geschäftsmodell überstülpte, wandte sich
deren Stammkundschaft in Scharen ab. Wo sie zuvor Fachwissen und Markenartikel fand,
wehte jetzt der Wind des Diskonts. Der Umsatz sackte von 307 Mio. Euro im Geschäftsjahr
2012/13 um ein gutes Drittel auf 189 Mio. Euro 2014/15 ab. Das Viertel des Markts, das der
ehemalige Platzhirsch Eybl/Experts vor allem in den Städten erfolgreich verteidigt hatte, wollte
neu verteilt werden.
Sport 2000 und Intersport, zuvor die ewigen Zweiten, ließen sich nicht lang bitten. Sie wussten
aus Markterhebungen: Der Österreicher ist ein marken- und beratungsaffiner Sportkunde, der
sich seine Ausrüstung pro Jahr 302 Euro kosten lässt. Die deutschen Nachbarn geben laut dem
österreichischen Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster hingegen nur 89 Euro
pro Jahr aus.
Also fuhren sie ihre Ausbildungsprogramme hoch, expandierten auf der Fläche und konnten
binnen zwei Jahren jeweils rund zehn Prozent Umsatzplus einstreichen. „Die Eybl-Übernahme
hat die Prozesse beschleunigt“, sagt Holger Schwarting, der Geschäftsführer der
oberösterreichischen Einkaufsgenossenschaft Sport 2000. Damit spricht er eine nicht
ausschließlich positive Entwicklung für die Großen an: Seit 2011 konnten unabhängige
Fachhändler entgegen dem internationalen Trend ihren Marktanteil von acht auf 13 Prozent
steigern. Die Großen büßten hingegen ein und sanken von 35 auf 27 Prozent ab.
Die spezialisierten Sportläden füllten – teils sogar von ehemaligen Eybl-Mitarbeitern geführt –
vor allem im städtischen Bereich das plötzliche Vakuum. Alfred Eichblatt, dessen Hervis-Kette
zwar wie Sports Direct die Preisführerschaft im Land für sich beansprucht, aber den Begriff
Diskonter ablehnt, gibt sich gelassen: „Ich sehe gar keine Bedrohung durch den Fachhandel.
Wir haben eine Freude mit jedem Lauf- und Rennradshop, der aufsperrt.“ Diese Art von
kompetenter Konkurrenz belebe die Nachfrage in seinen knapp 90 österreichischen Filialen,
betont Eichblatt.
Schwarting sieht den Trend eher als Weckruf für seine Einkaufsgenossenschaft und ihre klein
strukturierten Mitglieder: „Gegenüber den Kunden muss eine stärkere Profilierung entstehen.
Das zeigen uns die kleinen Händler.“ In Zukunft will Sport 2000 seinen 230 Händlern helfen,
sich auf ein bis zwei Sortimente zu spezialisieren. Und man will die Neuen für den Verband
erwärmen.
Einen anderen Konkurrenten, der zurzeit seinen Markteintritt vorbereitet, wird sich Sport 2000
nicht so schnell einverleiben können. Die norwegische Kette XXL – auch sie eine, die sich
durch starkes Service und hohe Markenanteile auszeichnet – hat bereits Mietverträge für zwei
Standorte in Wien unterschrieben. Bis zu 20 Geschäfte sollen 2017 in den Ballungszentren
eröffnen. Und noch ein weiterer Neuzugang steht den Sportfachhändlern bevor: Der
französische Diskonter Decathlon soll ebenfalls auf Herbergssuche sein.
„Es ist immer ein Kommen und Gehen. Neue Mitbewerber haben uns noch nie Angst gemacht“,
gibt sich Eichblatt auch hier gelassen. Zurzeit bestehe laut Michael Nendwich, dem Vertreter
des Sportartikelhandels in der WKO, für die existierenden Anbieter kein Grund für Panik.
Bestimmte Regionen wie Wien böten noch Raum für kleine Fachgeschäfte wie auch große
Ketten. „Der Markt ist groß genug, dass es keine Verdrängung geben wird.“
Anders sieht das Schwarting. Der Kuchen sei vollends umverteilt. „XXL wird den Bestehenden
etwas wegnehmen müssen“, ist er sicher. In diesem Fall sei er froh, dass seine Händler
großteils in den westlichen Skigebieten daheim seien. „Decathlon, XXL – sie alle gehen dorthin,
wo Sport 2000 nicht primär ist: in die Großstädte.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2016)
2016-12-23 05:45 Von Antonia diepresse.com
66 /100
Irland und der Brexit: Gewinner und Verlierer
Der Brexit-Ärger beginnt im vermeintlich Kleinen. Siemens zum Beispiel
installiert und wartet in Irland Windkraftanlagen – sowohl in der Republik
im Süden wie auch in Nordirland im Vereinigten Königreich. Die
Techniker der hauseigenen Serviceteams leben nördlich und südlich der
Grenze und können frei zusammengestellt und nach Bedarf und
Verfügbarkeit auf der ganzen Insel eingesetzt werden. «Die Grenze [zu
Nordirland] gibt es für uns nicht», sagt Siemens-Irland-Chef Gary O'Callaghan, «aber wird es so
bleiben?»
Die Unsicherheiten, was Anstellung und freie Niederlassung der Beschäftigten angeht, ist das
eine Problem, das andere sind Handelshindernisse. Die meisten Einzelteile der Windturbinen
werden in Dänemark hergestellt. Falls die Briten den Binnenmarkt und die Zollunion mit der EU
verlassen, wonach es derzeit aussieht, könnten für Anlagen im Norden und Süden der Insel
verschiedene Zolltarife oder – in fernerer Zukunft – andere technische Standards gelten.
O'Callaghan ist sich sicher: «Der Brexit macht die Gewinnung von Windenergie weniger
effizient, also teurer.»
In Grossbritannien werden Unternehmer, die europäisch integrierte Produktions- und
Vertriebsketten nutzen, von ähnlichen Sorgen geplagt. In Irland kommt jedoch hinzu, dass
Importeure und Grossverteiler das Land mit seinen 4,6 Mio. Konsumenten wie ein Anhängsel
Grossbritanniens, das dreizehnmal mehr Einwohner zählt, behandeln. Sie beliefern ihre
irischen Kunden also über britische Geschäfts- und Logistikzentren. Nach dem Vollzug des
Brexit werden die Iren möglicherweise gezwungen sein, Waren separat und direkt einzuführen.
Ein Beispiel ist der deutsche Pharmaproduzent Bayer, der Medikamente derzeit einheitlich für
Grossbritannien und Irland verpackt. «In Zukunft», sagte Iwer Baecker von Bayer Irland kürzlich
während einer von der Deutsch-Irischen Industrie- und Handelskammer organisierten
Einladung, «gelten möglicherweise unterschiedliche Zulassungsverfahren und Auflagen für die
Beipackzettel.» Die Folgen sind immer dieselben: höhere Kosten.
Das Economic and Social Research Institute (Esri), ein Think-Tank in Dublin, rechnet laut einer
im November veröffentlichten Studie bei einem «harten» Brexit mit Einnahmeverlusten, die sich
bis in zehn Jahren auf 3,8% des Bruttoinlandprodukts (BIP) summieren. «Hart» bedeutet dabei,
dass nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus dem Binnenmarkt im Aussenhandel mit
der EU die Tarife der Welthandelsorganisation (WTO) angewendet werden. Die Folgen für
Irland wären beträchtlich. Das Land konnte die Verflechtung mit dem grossen Nachbarn zwar
etwas lösen. Die Exporte nach Grossbritannien gingen gesamthaft von 50% vor 40 Jahren auf
heute 13% zurück. In der traditionellen einheimischen Industrie, insbesondere der
Landwirtschaft und der Nahrungsmittelverarbeitung, liegt der Anteil jedoch bei rund 40%, bei
Produkten wie Rindfleisch bei 80%. Auch Güterimporte aus Grossbritannien fallen mit 30% der
Einfuhren überdurchschnittlich ins Gewicht.
Um einen Brexit-Schock zu verhindern, muss Irland an einem «weichen» Brexit gelegen sein,
also dem Verbleib Grossbritanniens im Binnenmarkt oder in der Zollunion. Dublin will nicht in
die Ecke eines Fürsprechers Londons gedrängt werden. Bei Beratungen unter den 27
restlichen EU-Mitgliedstaaten (EU-27) werde man «nicht den Stellvertreter Londons spielen»,
sagt Elizabeth McCullough von der europapolitischen Abteilung im Premierministeramt. Trotz
wirtschaftlicher Verflechtung und einer ähnlich wirtschaftsliberalen Europapolitik wie
Grossbritannien hat die EU für Dublin Priorität. Die irischen Ausfuhren in die EU-27 betragen
mehr als das Doppelte derjenigen auf die Nachbarinsel.
Die Verbundenheit der Iren mit der EU geht im Übrigen weit über Wirtschaftsinteressen hinaus.
Für Briten, die mit «Brüssel» eine ausgesprochen unsentimentale Beziehung verbindet, ist dies
so schwer nachvollziehbar wie die emotionale Bindung von Franzosen und Deutschen an die
Union. Wie diese sind die Iren Anhänger des europäischen Integrationsgedankens. Seit dem
Beitritt 1973 – gleichzeitig mit Grossbritannien – flossen über 40 Mrd. € an EU-Subventionen
nach Irland. Die Mitgliedschaft im Bündnis habe Irland erlaubt, «aus dem postkolonialen
Schatten Grossbritanniens zu treten und sich wirtschaftlich zu emanzipieren», sagt der FineGael-Politiker Eoghan Murphy und Juniorminister im Finanzdepartement. Die Iren weisen bei
Umfragen mit die höchste Zustimmung zur EU auf; laut der neuesten Umfrage des
Europaparlaments halten 74% die EU-Mitgliedschaft für «eine gute Sache».
Mit dem britischen Euroskeptizismus können Iren nichts anfangen. Politiker und Fachleute
wundern sich über die angebliche Ahnungslosigkeit, mit der die Briten den Brexit beschlossen
hätten. Laut dem Europaabgeordneten Bryan Hayes (Fine Gael) werden englische Lobbyisten
in Brüssel vorstellig. Sie hofften, dass London auch nach dem Brexit über die sogenannten
Passporting-Rechte verfügen werde, die den Zugang des Londoner Finanzplatzes zum EUBinnenmarkt garantieren. «Dieses Privileg gibt es nur, wenn ein Staat neben den alten auch
alle neuen Gesetze der EU im Finanzbereich akzeptiert», sagt Hayes. Dies würde dem BrexitPlebiszit und der Unabhängigkeit vom Europäischen Gerichtshof aber entgegenlaufen.
Der Esri-Forschungsleiter Edgar Morgenroth sagt, Irland habe seine Hausaufgaben besser
gelöst als der grosse Nachbar. «Wir hatten Brexit-Szenarien ausgearbeitet, die Briten nicht.»
Morgenroth glaubt, London werde das Nachsehen haben, sollten Theresa May und ihre BrexitMinister, wie es den Anschein macht, sektorielle Abkommen mit der EU anstreben, also eine
teilweise Teilhabe am Binnenmarkt. «Die Verhandlungen werden scheitern», glaubt
Morgenroth und sagt den Niedergang der Agrarwirtschaft voraus, vor allem der Rinderzucht.
Irisches Fleisch müsste auf dem britischen Markt mit billigerem südafrikanischem konkurrieren;
in Nordirland, das am stärksten betroffen wäre, sind laut Morgenroth ein Drittel der
landwirtschaftlichen Stellen gefährdet.
Den drohenden Kosten des Brexit stehen in der Republik Irland aber auch mögliche Gewinne
gegenüber. Martin Shanahan, Direktor der Industrial Development Agency (IDA), einer
Investitionsagentur, zeichnet ein rosiges Bild von der robusten irischen Volkswirtschaft. Diese
weist seit drei Jahren das höchste Wachstum in der EU aus: Durchschnittlich nahm das
Bruttosozialprodukt (BSP) um 10% pro Jahr zu. (Wegen der hohen Bedeutung ausländischer
Leasingfirmen und Anbieter von Internetdiensten ist das BSP ein zuverlässigerer Massstab der
Wirtschaftsleistung als das BIP.) Von der Kreditkrise von 2008 und ihren Folgen ist keine Rede
mehr, die Beschäftigung wächst um 2% pro Jahr.
Laut Shanahan hat die IDA seit dem britischen EU-Referendum über hundert Anfragen
ausländischer Firmen erhalten, die in Grossbritannien ansässig sind, ihre Operationen aber
teilweise verlegen wollen, um weiterhin Zutritt zum EU-Binnenmarkt zu erhalten. Banken,
Fondsverwalter und Versicherungen benötigen wegen der nötigen Bewilligungsverfahren zwei
Jahre, um ihr Geschäft zu dislozieren. Einige Interessenten sollen bereits die Überprüfung ihrer
Sorgfaltspflicht hinter sich haben und sich in Dublin und Umgebung nach Bürogebäuden
umschauen.
London werde das wichtigste Finanzzentrum Europas bleiben, glaubt Shanahan, aber Teile der
EU-Operationen würden wohl ausgelagert. Beim resultierenden Standortwettbewerb hat Irland
gute Karten: eine tiefe Unternehmenssteuer von 12,5%, eine effiziente Finanzaufsicht und
Schiedsverfahren, ausgebaute Sicherheitssysteme gegen Cyberattacken, einen starken
Technologiesektor, ein Rechtssystem, das dem britischen ähnlich ist, sowie die englische
Sprache. Viele Firmen der Londoner City betreiben schon jetzt Backoffices, also interne
Dienstleistungen, in der irischen Provinz. Der Trend wird zunehmen, weil in Dublin Wohn- und
Büroraum knapp ist. Der Wohnungsbau hinkt der Nachfrage um jährlich 13 000 Einheiten – drei
Viertel des Bedarfs – hinterher und bildet einen Engpass für Investoren.
Der Brexit wird Irland treffen und verändern, sind sich die Experten einig. Landwirte und
einheimische mittlere und kleine Betriebe, die in der Nahrungsmittelverarbeitung tätig sind, sind
die Verlierer der Entwicklung, ausländische Konzerne, namentlich im Finanz- sowie im InternetSektor, die Gewinner. Das ländliche Irland verliert, Dublin wird gestärkt. Es sind langfristige
Umwälzungen, die Irland prägen dürften, den Verantwortlichen aber durchaus auch Sorgen
bereiten.
2016-12-23 00:00 Markus M www.nzz.ch
67 /100
Fondazione Feltrinelli
Kathedrale
in Mailand:
Eine laizistische
Im Hause Feltrinelli kann in Ruhe Weihnachten gefeiert werden. Der
Mailänder Verlag führt mit Roberto Savianos neuem Roman über die
Rolle Jugendlicher im organisierten Verbrechen Neapels («La paranza
dei bambini») seit Wochen alle Bestsellerlisten an. Und die Fondazione
Giangiacomo Feltrinelli konnte jüngst ihren neuen Sitz beziehen, den
Herzog & de Meuron unweit der Mailänder Porta Garibaldi errichtet hat.
Das fast 200 Meter lange und 32 Meter hohe Gebäude mutet mit einem spitz zulaufenden Dach
und angewinkelter Fassade gotisch an – und wird doch, da nach allen Seiten verglast, ganz
zeitgemäss von Licht durchflutet. Eine «laizistische Kathedrale» nennt Jacques Herzog das
Glashaus, dessen erstes Drittel die Fondazione belegt, während im grösseren hinteren Teil im
Februar Microsoft Italien seinen Hauptsitz eröffnet.
Von Giangiacomo Feltrinelli 1954 gegründet, gehört das Unternehmen mittlerweile zu den
renommiertesten Verlagshäusern in Italien. Der extrem links orientierte Verleger kam 1972
unter nie ganz geklärten Umständen bei einem Bombenanschlag ums Leben. Heute führt sein
Sohn Carlo das Familienunternehmen, das er zu einer stark diversifizierten Kulturholding mit
einem jährlichen Umsatz von umgerechnet rund 470 Millionen Schweizer Franken entwickelt
hat. Ein Verleger müsse heute viele Berufe gleichzeitig ausüben, sagte der 54-jährige Carlo
Feltrinelli kürzlich in einem Interview: Buchhändler, Barkeeper, TV-Produzent – «nur so kann
man die Zukunft von Büchern und Arbeitsplätzen sichern».
Die Fondazione Feltrinelli spielte lange Zeit nur eine marginale Rolle. Dabei hatte alles mit ihr
angefangen. Noch vor dem Verlag hatte Giangiacomo Feltrinelli 1949 eine Bibliothek zur
Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegungen gegründet, die später in eine Stiftung
umgewandelt wurde.
Die Fondazione verfügt mit rund 1,5 Millionen Archivblättern, 250 000 Bänden, 17 000
Zeitschriften und 14 000 politischen Plakaten heute in Europa über einen der reichsten
Bestände zur Geschichte und Theorie der Politik und der Sozialbewegungen. Bibliothek und
Archiv – bisher an verschiedenen Orten untergebracht – finden jetzt Platz in den
Kellergeschossen des Neubaues.
Carlo Feltrinelli, der inzwischen auch die Leitung der Stiftung übernommen hat, sieht die
Zukunft des Institutes in einer «Spannung aus Innovation und Tradition». Vier Themenfelder
bilden den Schwerpunkt der Forschung: Arbeit in Zeiten der digitalen Revolution,
Globalisierung und Nachhaltigkeit, neue Dynamiken der politischen Partizipation und
europäisches Staatsbürgertum. Zugleich will sich die Fondazione der Stadt Mailand und als
eine «casa di cultura» dem Publikum öffnen.
Ein Lesesaal unter dem spitzen Glasdach, in dem eine originale weinrote Fahne der Pariser
Kommune von 1871 ausgestellt wird, ist täglich für das Publikum geöffnet. Lesungen und
Ausstellungen sollen in einem Veranstaltungsraum für bis zu 200 Besucher stattfinden.
In der vergangenen Woche führten Schauspieler des Mailänder Teatro Filodrammatici Texte
von Ernesto Che Guevara oder Malcolm X, Salvador Allende oder Michail Bakunin szenisch
auf. Und im Erdgeschoss hat eine Feltrinelli-Buchhandlung zusammen mit einem Café eröffnet.
Hinter der Kasse ist dazu passend eine Neon-Installation des chilenischen Künstlers Alfredo
Jaar zu sehen: «Cultura = Capitale».
2016-12-23 00:00 Henning Klüver www.nzz.ch
68 /100
Rätselhafter Pilz: Geheimnisvolles Leben im Untergrund
«Sobald man sie ausgegraben hat, hat man ihr System zerstört.» Ulf
Büntgen von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee
und Landschaft (WSL) erklärt eines der Probleme, die Erforschung der
Trüffeln mit sich bringt. Ein zweites: «Wir sehen nur, was der Trüffelhund
findet – und uns zeigt.» Und das sei nur ein Ausschnitt aus dem
Lebenszyklus des Pilzes. Mit ihrer verborgenen Lebensweise machen es
die exklusiven Gewächse den Forschern schwer.
Kulinarisch interessant sind nur wenige der fast zweihundert Arten Echter Trüffeln (Tuber spec.),
die man kennt. Wirklich relevant sind nur drei: die Weisse oder Piemont-Trüffel (Tuber
magnatum), die Schwarze oder Périgord-Trüffel (Tuber melanosporum) und die
Burgundertrüffel (Tuber aestivum). Gemeinsam ist ihnen – und allen anderen Trüffeln –, dass
sie unterirdisch, in enger Gemeinschaft mit Gehölzen leben, als sogenannte Mykorrhiza-Pilze.
Das Geflecht eines solchen Pilzes dringt in die feinen Wurzeln seines Baum- und StrauchPartners ein und hilft, diesen mit Wasser und Mineralien zu versorgen. Im Gegenzug bekommt
der Pilz einen Teil des Zuckers, den sein Partner mithilfe von Licht und Blattgrün herstellt.
Die Weisse Trüffel ist nicht nur die im Aroma intensivste unter den drei «wichtigen» Arten,
sondern auch die seltenste: Sie wächst in Italien, an einigen Stellen in Frankreich und auf der
Balkanhalbinsel, wo sie jeweils nur während weniger Monate «geerntet» werden kann – und
sie widersetzt sich bis anhin jedem Versuch, sie zu kultivieren. Entsprechend ist die Weisse
Trüffel die teuerste der Trüffeln. Auch die Schwarze Trüffel ist selten, aber doch nahezu im
ganzen Mittelmeerraum und auf dem Balkan bis nach Ungarn verbreitet.
Die Burgundertrüffel schliesslich – die am wenigsten exklusive der exklusiven – kommt noch
weit hierüber hinaus selbst im Norden Schwedens und in China vor und lässt sich fast das
ganze Jahr über irgendwo ernten. Und sowohl Schwarze wie auch Burgundertrüffeln lassen
sich in Plantagen kultivieren. Dazu werden auf verschiedene Weise mit Trüffelsporen
«geimpfte» Bäumchen ausgepflanzt – und mit etwas Glück nach einigen Jahren die ersten
Trüffeln geerntet. Denn woran genau es liegt, dass eine Plantage erfolgreich ist, ist nicht ganz
klar.
Wissenschafter fanden in Deutschland Burgundertrüffeln an der Fichte – eine Neuheit für die
Art, die mit Eichen, Buchen und Haselnuss in Verbindung gebracht wird.
Sicher ist: Trüffeln brauchen ihre Wirtsbäume. Doch selbst hier sind sie für Überraschungen gut:
So fanden die Wissenschafter erst vor wenigen Jahren in Deutschland Burgundertrüffeln an der
Fichte (Picea abies) – eine Neuheit für die Art, die gewöhnlich mit Eichen, Buchen und
Haselnuss in Verbindung gebracht wird. Man weiss auch, dass Trüffeln einen kalkhaltigen, eher
nährstoffarmen Boden benötigen. Auch Niederschläge und Temperaturen sind wichtig.
So fanden die Forscher bei Untersuchungen in einer spanischen Plantage heraus, dass die
Bäume dort am besten wuchsen, wenn das Frühjahr warm und der Sommer niederschlagsreich
war – aber nicht zu sehr: Gab es zu viel Wasser, störte das die Bäume nicht. Aber die
Schwarzen Trüffeln, um die es eigentlich ging, bildeten weniger Fruchtkörper aus – jene
begehrten Knollen, die von Feinschmeckern so geschätzt werden.
Sie bestehen aus einer Hülle, in deren Innerem ein dichtes Geflecht aus Pilzfäden kleine
«Säcke» mit je wenigen Sporen birgt. Über diese Sporen, die entstehen, wenn sich die
getrenntgeschlechtlichen Gewächse sexuell vermehren, breiten sich die Pilze aus. Weit
kommen sie so allerdings nicht: Im Schnitt etwa fünf Meter, wie die Forscher festgestellt haben.
Die Geflechte der einzelnen Pilz-Individuen dagegen können, wenn auch selten, offenbar doch
beachtliche Grössen erreichen. Büntgen und seine Kollegen identifizierten in Deutschland
Pilzfäden der Burgundertrüffel mit identischem Erbgut bis über hundert Meter voneinander
entfernt. Ihre Erklärung: Die Fäden stammen entweder von einem einzigen Individuum oder von
vegetativ entstandenen «Ablegern» eines Pilzes.
Wie genau die Bildung solcher «Ableger» vor sich gehen könnte, ist allerdings unklar.
Möglicherweise würden abgerissene Pilzfäden durch Tiere verschleppt, spekulieren die
Forscher. Auch die tierischen «Ausbreiter» der Fruchtkörper beziehungsweise der Sporen sind
noch nicht sicher identifiziert. Es könnten kleine Nagetiere sein, wofür die geringe Reichweite
der Ausbreitung spricht.
Eine weitere Überraschung: Obwohl Mykorrhiza-Pilze laut den Forschern wichtige Rollen in der
Radioökologie natürlicher Systeme spielen, reichern Burgundertrüffeln gemäss einer
diesjährigen Untersuchung offenbar kein radioaktives Cäsium an. Guten Appetit!
2016-12-23 00:00 Stephanie Kusma www.nzz.ch
69 /100
US-Steuerstreit: Raiffeisen kommt ohne Busse davon
cts. Die Raiffeisen-Gruppe
hat
mit
dem
amerikanischen
Justizdepartement (DoJ) im
Rahmen des Programms
zur
Beilegung
des
Steuerstreits
eine
Vereinbarung erzielt. Wie
die
Bank
in
einem
Communiqué
mitteilt,
konnte die Bank das USProgramm ohne Zahlung
einer Busse abschliessen.
Die am 21. Dezember 2016 abgeschlossene Vereinbarung schaffe nun Rechtssicherheit.
2016-12-23 00:00 Christoph G www.nzz.ch
70 /100
Elektrizitätswerke
des
Kantons
Zürich
Umstrittenes Vorgehen des Eigentümers
(EKZ):
Zwischen der Zürcher Regierung und Axpo besteht viel
Übereinstimmung. Anders im Fall der Elektrizitätswerke des Kantons
Zürich (EKZ): Hier klaffen die Strategie des Eigentümers und jene des
Unternehmens offensichtlich auseinander. Wie schwierig das Verhältnis
ist, zeigt sich daran, dass die EKZ-Spitze erst um 17 Uhr am Vorabend
der regierungsrätlichen Pressekonferenz vom Mittwoch über deren Inhalt
ins Bild gesetzt wurde. Nur der CEO und der Sekretär des Verwaltungsrats wurden zwei
Wochen vorher summarisch informiert.
Es gibt klare Differenzen. In ihrer Mitteilung distanzierten sich die EKZ regelrecht von
Eigentümerstrategie: Mit einer gesetzlich festgeschriebenen Dividende wäre ein Teil
Gewinns gebunden und könnte nicht mehr anderweitig verwendet werden, etwa
Investitionen in die Zukunft. Die EKZ sehen darin eine grundsätzliche Anpassung
Geschäftsmodells.
der
des
für
des
Auf Nachfrage präzisiert Urs Rengel, CEO der EKZ, der ordentliche Weg über eine gesetzliche
Verankerung einer Gewinnabschöpfung sei durchaus gangbar. Deshalb wählen die EKZ den
gerichtlichen Weg gegen das Vorgehen der Regierung auf dem Verordnungsweg. Denkbar ist
für CEO Rengel auch eine kantonale Konzessionsabgabe, die dann für alle im Kanton aktiven
Elektrizitätswerke gelten müsste. «Allen diesen Massnahmen ist aber gemeinsam, dass sie zu
einem höheren Netznutzungspreis und damit zu einem höheren Strompreis führen», sagt
Rengel. Die Politik müsse entscheiden, ob die EKZ gemeinwirtschaftlich und dem Wohl der
Bürger verpflichtet oder gewinnorientiert aufgestellt sein sollten.
Schon am Mittwoch kritisierten die EKZ, dass die Regierung sie auffordert, keine
Auslandinvestitionen mehr zu tätigen. Für Rengel wäre ein solches Verbot ein
Wettbewerbsnachteil. Der Zubau von neuen Anlagen zur Produktion von erneuerbarer Energie
wäre blockiert. Die EKZ seien derzeit mit rund 250 Millionen Franken an diversen Windparks in
Europa beteiligt, so Rengel. Das sei mit einer Rendite von sieben Prozent ein gutes Geschäft,
das nicht nur einen Beitrag zur Energiewende leiste, sondern den Kunden in Form von tiefen
Preisen zugutekomme.
Anders als bei Axpo benötigen die neue Strategie und die Änderung der Rechtsform in eine
EKZ AG eine Anpassung des Gesetzes. Aus dem Kantonsrat kommt Widerstand von linksgrüner Seite. Die SP will die EKZ als kantonale Agentur für den ökologischen Umbau
positionieren. Dem stehe ein Rückzug aus der Produktion erneuerbarer Energien entgegen. Für
die Grünen ist diese Strategie bei gleichzeitig anvisierter Abschöpfung der Gewinne an
Widersprüchlichkeit nicht zu überbieten. Auffällig ist, dass die bürgerlichen Parteien mit
Ausnahme der beifälligen CVP keine Stellung nahmen.
Bevor der Kantonsrat am Zug ist, will die Regierung bis Ende 2017 einen Entwurf für ein EKZGesetz ausarbeiten. Nachdem sie die Strategie noch allein ausheckte, will sie dafür dann mit
den EKZ zusammenarbeiten.
2016-12-23 00:00 Stefan Hotz www.nzz.ch
71 /100
Heilritual in
Heidentums
Senegal:
Die
letzten
Zuckungen
des
Auf dem Höhepunkt des Rituals liegt die Patientin neben dem gefesselten
Rind. Unter ohrenbetäubendem Trommelwirbel wird sie mit etwa zwanzig
warmen Tüchern zugedeckt, bis man nichts mehr sieht, weder von ihr
noch vom Zebu. Die Frauen tanzen um den Stoffhaufen herum. Es ist
Mittag im senegalesischen Dorf Deni Biram Ndao, es muss tierisch heiss
sein dort unten. Endlich reissen die Tänzerinnen die Tücher weg, die
benommene Madame Faye wird an der Hand genommen und steigt mehrmals über das Tier.
Dann setzt sie sich auf seinen Rücken, der Schlachter schneidet ihm die Halsschlagader durch.
Die Frau hockt sich davor, hält die Hände in die pulsierende Wunde, rührt im Eimer, in den das
Blut strömt, bis es schäumt, und schmiert sich davon ins Haar. Dann steht sie auf und trägt den
Eimer zum nahen Hain, wo das Blut den Geistern dargebracht wird.
Das sogenannte Ndepp-Ritual wird von den Lebu praktiziert, einer Volksgruppe in Senegal.
Wie oft im subsaharischen Afrika ist die traditionelle Religion mit Heilungen verbunden, wobei
Krankheit als Störung aufgefasst wird, die durch Geister oder Hexerei verursacht ist. Die etwa
fünfzigjährige Madame Faye wohnt mit ihrem Mann in Deni Biram Ndao. Seit Jahren ist sie
krank und wird trotz medizinischer Behandlung immer wieder rückfällig. Sie leidet an
Appetitlosigkeit und Bauchweh sowie an Symptomen, die ihr kein Arzt erklären kann. Sie stürzt
ohne Anlass zu Boden. Sie sagt, sie könne Dinge, die sie beginne, nicht zu Ende bringen. Zwei
Mal hat sie sich bereits einem kleineren Ndepp unterzogen, ohne Erfolg. Nun haben die Heiler
bei der Orakelbefragung festgestellt, dass auch ihre Kinderlosigkeit von den Geistern herrührt,
und ihr ein richtiges Ritual empfohlen, mitsamt Zebu-Opfer.
So eine Zeremonie kostet allerdings Tausende von Franken. Alle Verwandten müssen anreisen
und finanziell helfen. Das ist Teil des therapeutischen Prozesses. Früher dauerte das Ritual
acht Tage. Heute können sich das nur noch wenige leisten; es beschränkt sich auf einen Tag.
Am Mittwoch sind die Verwandten angekommen, am Abend haben die Priesterinnen die Geister
geweckt, wie sie es nennen. Am Donnerstag findet das Ritual statt, am Freitag wird die Patientin
nachbetreut.
Der Donnerstagmorgen beginnt mit einer Diagnose. Die Ritualleiterin Thioune setzt sich mit
ihren Helferinnen und der Patientin in einem abgeschlossenen Raum zusammen, wo sie
versuchen, die Identität des Geistes festzumachen, der für die Probleme verantwortlich ist. Sie
giessen Hirse und Kolanüsse über den Körper der Kranken und sammeln sie in einer grossen
Kalebasse ein. Andere «aufgeladene» Gegenstände werden in der Kalebasse placiert: Gefüllte
und mit rotem Stoff verschlossene Hörner, Kaurischnecken, kleine Kürbisse, Maniok- und
Wurzelstücke. Das Orakel enthüllt die Natur der unsichtbaren Störenfriede. Dahinter steht die
Idee, dass man oft einem Geist ins Gehege kommt, ohne von seiner Existenz zu wissen. Der
Heiler findet heraus, wie der Geist heisst und warum er der Patientin das Leben schwermacht.
Es kann zum Beispiel sein, dass er Hühnerfleisch verabscheut. Also wird die Person in Zukunft
auf Poulet verzichten. Sie erweist dem Geist mit dem Ritual Respekt und versöhnt sich mit ihm.
Durch regelmässige Opfer macht sie den Feind zum Freund. Man gibt der chaotischen,
unberechenbaren Beziehung zum Geist eine Form, man domestiziert ihn.
Die ganze Verwandtschaft muss mithelfen. Sie ist eine Einheit; was einer einzelnen Person
zustösst, betrifft alle. Aus psychologischer Sicht spräche man von einem systemischen Ansatz.
Als die Namen der Geister feststehen, stellt sich heraus, dass sie unzufrieden sind, weil einige
Verwandte aus dem Ausland fehlen. Die Geister verlangen, dass sie zur Strafe doppelt so viel
zum Ndepp beitragen müssen wie abgemacht. Das Ndepp ist ein Appell zu traditioneller
Ordnung und familiärer Solidarität, auch wenn einige Mitglieder inzwischen einen
individuelleren, westlichen Lebensstil pflegen und sich den alten Verpflichtungen entziehen
wollen.
Anschliessend versammeln sich die etwa hundert Teilnehmer des Rituals auf dem Sandplatz
neben Madame Fayes Haus im Kreis. Ein Grüppchen nach dem andern begibt sich zum neuen
Altar in einem ummauerten Hain, nimmt eine Handvoll Hirse aus der geheimnisvollen
Kalebasse, murmelt Glückwünsche für die Patientin hinein und leert es zurück. Die Griots –
traditionelle Sänger, Geschichtenerzähler und Trommler – führen inzwischen das Zebu in die
Mitte des Zeremonialplatzes. Es legt sich hin, sie fesseln ihm die Füsse aneinander. Dann
setzen sie zu Rhythmen und Gesängen an, die auf die identifizierten Geister abgestimmt sind.
Einige Anwesende fallen in Trance, verdrehen die Augen, wälzen sich zuckend im Sand, gehen
auf allen Vieren, vergraben ihr Gesicht im Schoss einer Umstehenden. Ein gutes Omen – sie
folgen dem musikalischen «Ruf».
Madame Faye legt sich zum Zebu, schmiegt sich an seinen Rücken. Rasch werden die beiden
zugedeckt, so dass sich am Ende in der Mitte des Platzes nur ein rätselhafter, verhüllter Haufen
befindet, auf den man den Teller mit den Objekten stellt. Kein Aussenstehender käme darauf,
dass sich unter den Tüchern ein Tier und eine Frau befinden. Die Helferinnen tanzen darum
herum, angefeuert von der alten Geisterpriesterin Penda mit ihrem Megafon.
Auf ein Zeichen hin werden die Tücher plötzlich weggezogen. Madame Faye, die auf einmal
fremd wirkt inmitten der Menschen, erhebt sich schwankend. Wird dem Zebu dann die Kehle
durchgeschnitten, ist es, als ob Madame Faye stürbe. Sie und das Tier sind eins geworden.
Früher war die Patientin mittlerweile nackt, schmierte sich den ganzen Körper mit dem
Rinderblut ein und trug den Magen des Tieres als Mütze auf dem Kopf. Tod und Wiedergeburt:
Die alte Person mit ihren Problemen geht, eine neue erblickt das Licht der Welt.
Das Rind wird zerlegt, Fleischstücke und die Organe landen säuberlich getrennt in
Blechschüsseln. Manche werden im Hain vergraben, als Geschenk an die Geister. Ein Teil des
Fleisches wird als Opfer an die Armen verteilt, der Rest rasch zubereitet. Alle Beteiligten essen
gemeinsam aus grossen Schüsseln; das Mahl soll die Verbindung zwischen den Verwandten
noch weiter besiegeln.
Es ist Gebetszeit, der Muezzin ruft. Nach der Rückkehr aus der Moschee versammeln sich alle
auf dem Dorfplatz. Sie haben sich umgezogen und schön gemacht. Die Kalebasse mit dem
mysteriösen Inhalt steht in der Mitte, die Ritualleiterin zieht einen Kreis aus Milch darum. Die
Griots bringen sich wieder in Position mit ihren Trommeln, die Geisterpriesterinnen umrunden
die Kalebasse. Der Rhythmus wird intensiver, die Geister fahren wieder in die Anwesenden.
Der Übergang zwischen Tanz und Trance ist fliessend. Auch Madame Faye ist wieder
besessen. Eben noch ganz sanft, rennt sie auf einmal brüllend herum und faucht die
Anwesenden an. Vielleicht sind die «Geister» ja ein gutes Vehikel, um auch für einmal andere
Seiten hervorzukehren und sich vorübergehend zu befreien. Tatsächlich wird sie später auf die
Frage, wie sie sich nun fühle nach dem Ritual, antworten: «Leichter.» Aber dann ruft der
Muezzin zum Abendgebet, schlagartig ist das deliriöse Fest zu Ende. Eine Ernüchterung, als
leerte man Wasser über die Menge. Viele eilen zur nahen Moschee.
Die meisten sehen keinen Widerspruch zwischen traditionellen Riten wie dem Ndepp und dem
Islam. Neunzig Prozente der Senegalesen sind Muslime, viele gehören mystisch angehauchten
Bruderschaften wie den Mouriden an. Früh kommen sie in Berührung mit Heilritualen,
Initiationszeremonien oder den Marabouts, die Korankenntnisse, afrikanisches Heilwissen und
Magie in einer Art kombinieren, die Islamisten zur Weissglut bringt.
Aber offensichtlich geraten selbst hier – wie in ganz Afrika und auch in Asien – vorislamische
Traditionen unter Druck. Der Ethnologe Jürg von Ins, der das Ndepp-Ritual seit den achtziger
Jahren untersucht , sagt: «Es wird stromlinienförmiger und kürzer; am Freitag, dem islamischen
Feiertag, wird kaum noch getanzt; es gibt weniger Nacktheit, Blut und Dreck». Er stellt fest, dass
die Geister zunehmend nicht mehr wie früher «rab», sondern «djinn» genannt und dämonisiert
werden, wie im Koran. Die traditionelle Meergöttin Maam Yalla Geej, früher zentral im Ritual,
verschmilzt mit Allah. Die Bedeutung der Frauen als Ritualleiterinnen schrumpft, Männer treten
in ihre Fussstapfen; früher praktizierten männliche Zeremonienmeister gelegentlich in
Frauenkleidern, heute kaum noch.
«Heidnischen» Ritualen wie dem Ndepp wird zum Verhängnis, dass der Vormarsch des Islams
(oder des Christentums, in andern afrikanischen Regionen) in diesem Fall konvergiert mit den
Wirkungen der Modernisierung. Man betrachtet den Islam oft als antimoderne,
rückwärtsgewandte Kraft, aber geht es um afrikanische Traditionen, wirkt er ganz im Sinne des
Zivilisationsprozesses als ordnende, disziplinierende Instanz, die auch der Staatlichkeit nur
förderlich ist. Ob Christianisierung oder Islamisierung, ist zweitrangig, der Monotheismus führt
zu einer Moralisierung und Rationalisierung des Lebens, zu Monokultur. Wobei der Islam noch
effizienter ist als der Katholizismus; seine Rolle im Modernisierungsprozess ähnelt derjenigen
des Protestantismus mit seiner puritanischen Ethik. Eine Frau, die sich halbnackt an ein Rind in
Todesangst schmiegt, damit die Geister sich mit ihr versöhnen – das hat in einer
monotheistischen Welt mit ihrem Schwarz-Weiss und ihrer Eindeutigkeit nichts verloren.
2016-12-23 00:00 David Signer www.nzz.ch
72 /100
Kunstzeughaus Rapperswil: Manche treiben's bunt
Wenn eine sechsköpfige Jury aus 307 eingereichten Dossiers von Künstlerinnen und Künstlern
aus den Kantonen Zürich, St. Gallen, Glarus, Schwyz, Appenzell
Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden 58 Arbeiten auswählen muss,
ist sie ganz schön gefordert, wenn sie nicht gar an ihre Grenzen kommt.
So geschehen an zwei Tagen im vergangenen August im Kunstzeughaus
in Rapperswil-Jona, wo jetzt gemeinsam mit dem Ausstellungsraum in
der Alten Fabrik der Gebert-Stiftung für Kultur zum zweiten Mal seit 2014 die Grosse Regionale
einen Überblick über das reiche Kunstschaffen in der Ostschweiz geben will. Auf insgesamt
1500 Quadratmetern lassen sich auf zwei Rundgängen Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen,
Videoarbeiten, einige grössere Installationen und erstaunlich wenig Fotografien erfahren und
erleben.
Die Auswahl wurde sorgfältig getroffen. Die meisten Arbeiten sind anregend, ironisch,
hintergründig oder auch verstörend. Alexandra Blättler, die Kuratorin der Gebert-Stiftung für
Kultur, hat im klassischen Ausstellungsraum der Alten Fabrik eine ruhige, beinahe museale
Anordnung getroffen, während es Peter Stohler und Bettina Mühlebach im offenen
Ausstellungsraum des Kunstzeughauses mit monumentalen Installationen, heftigen bis wilden
Malereien eher bunt treiben. Allerdings finden auch dort stillere Arbeiten ihren Platz, etwa
Corina Heinrichs Bodenarbeit (*1991) «Du hier, ich dort», die in kunstvoll gedrehten Garnhüllen
eingepackte Gummigeschosse präsentiert oder vieldeutig aparte Arrangements aus
Modellierwachs, Filz und Jutesäcken zeigt. Asal Habibs (* 1974) unspektakuläre Auswahl aus
42 Ready-mades mit von Lebensmitteln übrig gelassenen Fettspuren auf Backpapier regen
zum Nachdenken über unseren Umgang mit Esswaren an und wirken gleichwohl
sinnenfreudig.
Interstellares Rauschen dringt aus einer an eine Rakete oder einen Sputnik erinnernden
Skulptur von Bruno Streich (*1964), sobald man die Hand hineinhält. Beim Aufgang ins
Obergeschoss des Kunstzeughauses sticht das aus Flugzeugsperrholz, Klebestoff und Bootlack
gefertigte Gebilde als Erstes ins Auge. In Sichtweite davon experimentiert Roman Sonderegger
(* 1979) mit seinem «Kabinett der Kräfte» mit an Säulen befestigten Paketen aus Backsteinen
oder kunstvoll verschlungenen und mit Zerrgurten im Gleichgewicht gehaltenen Holzlatten mit
der Schwerkraft. Zwischen bedrohlich und ironisch empfindet man diese monumentalen
Gebilde und betrachtet sie gerne mit gebührendem Abstand.
Rund fünfzig Jahre Altersunterschied trennen Jean Marin (* 1937) und Andriu Deplazes (*
1993). Die Malereien der beiden hängen in der Ausstellung an prominenter Stelle unmittelbar
nebeneinander. Und während der Jüngere mit wilden Körperlandschaften in heftigen Farben
seine exzessive Lust am figurativen Bild demonstriert, wobei auch das rätselhaft Abstossende
nicht zu kurz kommt, zeigt der Ältere eine schwebend leichte, abstrahierte Malerei in zarten
Farben.
Wie ein urtümliches Tier wölbt sich Sandra Kühnes (* 1976) Papierarbeit «Verwerfung» über
dem Boden der Alten Fabrik. Das fragile Gebilde ist vollständig mit Grafitspuren bedeckt und mit
Leinöl verfestigt, glänzt metallisch und bezaubert mit seinen tektonischen Verwerfungen. Eine
ähnlich besinnliche Stimmung vermag die grossformatige Fotografie einer scheinbaren
Sternennacht von Stefan Rohrer (* 1959) hervorzuzaubern. Die weissen Punkte auf der nach
dem alten fotografischen Verfahren der Cyanotypie in Direktbelichtung vor dem Atelier
entstandenen Fotografie sind indes keine Sterne, sondern simple Kieselsteine, die der Künstler
dort vorgefunden hat.
2016-12-23 00:00 Suzanne Kappeler www.nzz.ch
73 /100
HSG rückt in die Stadt: St. Gallen wird wieder zur
Universitätsstadt
Oben das Studium, unten das Leben. Etwas erhöht thront die unter dem
Kürzel HSG bekannte Wirtschaftsuniversität auf dem Hügel über der Stadt
St. Gallen. 8337 Studierende gehen hier zurzeit ein und aus. Auch die
Weiterbildungsstufe, die jedes Jahr von rund 5000 Personen besucht
wird, hat ihren Standort auf dem Rosenberg gefunden, stadtabgewandt
mit Blick zur Bodenseeregion. St. Gallen ist zwar HSG-Standort, zur
Universitätsstadt muss die Ostschweizer Metropole aber erst wieder werden: Zu augenfällig ist
die Distanz zwischen dem abgehobenen Campus und dem städtischem Leben.
In etwa zehn Jahren, wenn alles klappt, werden viele Studierende nicht mehr die steilen
Treppen vom Stadtzentrum hinauf zur HSG bewältigen müssen. Weil die Universität permanent
aus ihren Nähten platzt, soll ein Erweiterungsbau in der Innenstadt für rund 3000 Studierende
entstehen, zudem für Weiterbildung und Drittnutzungen Platz bieten. Er kommt ganz in die Nähe
des einstigen HSG-Standorts im Museumsquartier zu liegen: Erst 1963 zog die 1898
gegründete Universität, auch damals wegen Platzmangels, von der Innenstadt auf den
Rosenberg.
Noch liegt das Bauprojekt nicht vor, doch für kommendes Jahr ist das Planauflageverfahren
vorgesehen, danach die parlamentarische Beratung und die kantonale Volksabstimmung. Mit
dem Baubeginn wird etwa 2024 gerechnet.
Die Realisierung öffentlicher Projekte ist zeitraubend. Umso rascher und unkomplizierter haben
die HSG-Leitung und zwei traditionsreiche Restaurants in der Altstadt die Idee von «EduRooms» auf die Beine gestellt. Der «Goldene Leuen» und der «Bierfalken» sind seit drei
Monaten mit kostenlosem WLAN und mit Steckdosen ausgestattet und bieten Studierenden
während der Morgenstunden Lernplätze an. Einzige Bedingung: die Konsumation eines
Getränks. Das auf vorerst zwei Jahre angelegte Pilotprojekt soll einerseits den Wirten etwas
mehr Gäste am Morgen verschaffen, anderseits den Studierenden eine Alternative zu den
Arbeitsplätzen in der überfüllten HSG-Bibliothek bieten.
Noch wird das Angebot nur spärlich genutzt. Bei einer Stichprobe finden sich in den Lokalen
zwar Tischrunden mit gesetzten Herren, doch keine Studierenden. «Zwischen null und sechs
Lernende» zählt einer der beiden Wirte, Walter Tobler, der auch Kantonalpräsident von Gastro
St. Gallen ist, jeweils morgens in seinem Lokal. Beunruhigt über die mässige Nachfrage ist er
nicht: «Das ist ein Prozess, der Zeit braucht.» In den USA sei es normal, in einer Beiz zu
arbeiten, erzählt er. Für Walter Tobler zählt die langfristige Perspektive, und so sind die beiden
«Edu-Rooms» der leise Anfang für die Rückkehr der HSG ins St. Galler Stadtzentrum.
Der zweite Schritt ist ebenfalls schon getan. Am 6. Dezember hat die HSG den neuen «Campus
E» eingeweiht. Er befindet sich ebenfalls im Stadtzentrum im 2009 eröffneten
Kongressgebäude des Hotels Einstein, das zum Textilunternehmen Akris gehört. Seit Jahren
bietet die HSG Weiterbildungskurse nicht nur auf dem Rosenberg, sondern auch in Zürich und
im Kongresszentrum Einstein an. Mittels langfristiger Partnerschaft, die vorerst bis 2021 fixiert
ist, soll das HSG-Kursangebot im «Einstein» ausgebaut werden. Wer sich hier weiterbildet,
kann nicht nur den zugehörigen Fitnesspark benutzen, sondern trägt seinerseits dazu bei, dass
sich HSG und Stadt wieder näherkommen.
2016-12-23 00:00 Jörg Krummenacher www.nzz.ch
74 /100
Verhaftungswelle in der Türkei: Istanbuler
Abgeordnete vorübergehend festgenommen
HDP-
(dpa) Nach der Inhaftierung zahlreicher HDP-Abgeordneter hat die
türkische Polizei eine weitere Parlamentarierin der pro-kurdischen
Oppositionspartei vorübergehend festgenommen. Pervin Buldan sei am
Freitagmorgen aus ihrer Wohnung in Istanbul heraus abgeführt worden,
berichteten sowohl die HDP als auch die staatliche Nachrichtenagentur
Anadolu.
Anadolu meldete, Buldan habe nach der Festnahme am Freitagmorgen in Istanbul eine
Aussage zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen gemacht, zu denen unter anderem
Terrorpropaganda zählten. Die HDP berichtete, Buldan sei danach wieder freigelassen worden.
Die Partei nannte die Festnahme der Abgeordneten in deren Wohnung unrechtmässig.
Gegen die meisten der 59 HDP-Abgeordneten ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen
Terrorverdachts. Zwölf HDP-Parlamentsmitglieder sitzen inzwischen wegen Terrorvorwürfen in
Untersuchungshaft, darunter die Parteichefs Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hält die HDP für den verlängerten Arm der verbotenen
kurdischen Arbeiterpartei PKK.
2016-12-23 00:00 Peter Winkler www.nzz.ch
75 /100
Wahrnehmung des Menschen: Wie das Gehirn die Zeit
misst
Die Zeit ist unberechenbar, zumindest in der eigenen Wahrnehmung.
Einmal rast sie einem davon. Ein andermal scheint sie stillzustehen,
besonders dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. Ist man
in Eile, können drei Minuten an der Ampel eine halbe Ewigkeit dauern.
Amüsiert man sich, vergehen drei Stunden wie im Flug. Daraus könnte
man schliessen, dass auf das eigene Zeitgefühl wenig Verlass ist. Das
trifft aber nur bedingt zu, denn die meisten Menschen können die Dauer kurzer Zeitintervalle gut
einschätzen, wenn sie ihre Aufmerksamkeit darauf lenken. Sie müssen demnach eine relativ
genaue innere Uhr besitzen.
Seit Jahrzehnten suchen Forscher nach einem solchen Zeitmesser im Gehirn. Dabei zeigt sich,
dass es wahrscheinlich nicht eine zentrale Uhr gibt, sondern eher mehrere in verschiedenen
Hirnregionen und für verschiedene Aspekte der Zeitwahrnehmung. Wahrscheinlich seien
unterschiedliche Systeme beteiligt, wenn man Zeitintervalle von Sekunden, Minuten oder
rückblickend Stunden sowie Jahre beurteile, sagt Marc Wittmann vom Institut für Grenzgebiete
der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg.
Rückblickend nimmt man die Zeit oft ganz anders wahr als im Moment. Typischerweise dehnt
sie sich, wenn man eine langweilige Tätigkeit ausübt. Werden Menschen aber im Nachhinein
gefragt, wie lange sie damit beschäftigt waren, unterschätzen sie die Dauer oft, weil sie in der
Zeit nichts erlebt haben. Mit dem gleichen Phänomen erklärt Wittmann, warum viele Menschen
mit zunehmendem Alter das Gefühl haben, dass die Jahre immer schneller vergehen.
Als Teenager oder im Alter der Zwanziger mache man ständig neue Erfahrungen, das erste Mal
betrunken, der erste Kuss, die erste eigene Wohnung usw. Diese hochemotionalen Erlebnisse
prägten sich stark ins Gedächtnis ein. Mit fortschreitendem Alter entwickelten die meisten
Menschen mehr Routine, sie gingen der gleichen Arbeit nach, hätten einen etablierten
Freundeskreis. Weil man weniger einschneidende Erinnerungen aus einem Jahr mache,
erscheine es im Rückblick kürzer.
Erinnerungen scheinen also eine Messeinheit der rückblickenden Zeitmessung darzustellen.
Für die momentane Zeitwahrnehmung sucht man dagegen noch nach einer solchen Einheit.
Laut einer Theorie, die in verschiedenen Varianten seit etwa 50 Jahren kursiert, gibt es im
Gehirn ein System, das wie ein Taktgeber regelmässig Impulse generiert. Diese werden in einer
Zentrale oder vielleicht auch mehreren Zentralen zusammengezählt und repräsentieren ein
bestimmtes Zeitintervall. Der Hirnbotenstoff Dopamin scheint diesen Taktgeber zu beeinflussen
und steigert die Impulsrate, so dass die innere Uhr schneller abläuft.
Studien zeigen, dass Drogen wie Kokain und Methamphetamin, die das dopaminerge System
anregen , die innere Uhr beschleunigen. Tiere und Menschen schätzen dann eine Dauer
tendenziell länger ein, weil sie mehr Impulse in dieser Zeit erhalten. Dabei schreibt man den
dopaminergen Neuronen in einer Hirnregion in der Mitte des Gehirns, dem Striatum, eine
zentrale Rolle zu.
Kürzlich publizierten Forscher eine Studie mit Mäusen , in der sie zeigten, dass dopaminerge
Nervenzellen in einer tief im Gehirn liegenden Region namens Substantia nigra ebenfalls die
Zeitwahrnehmung steuern, aber auf eine ganz andere Weise, als es das Dopamin-Modell
vorhersagt.
Joe Paton vom Champalimaud Centre for the Unknown in Lissabon und sein Team trainierten
Mäuse darauf, kurze Pausen zwischen zwei Tönen zu unterscheiden. Je nachdem, ob die
Zeitintervalle kürzer oder länger als 1,5 Sekunden dauerten, bekamen die Tiere an
unterschiedlichen Fenstern in der Käfigwand eine Belohnung. Da sie nur belohnt wurden, wenn
sie sofort das richtige Fenster aufsuchten, erhielten sie jeweils unmittelbar eine Rückmeldung
über ihre Zeitschätzung.
Nachdem die Mäuse nach einigen Wochen gelernt hatten, die Zeitintervalle zu unterscheiden,
massen die Forscher währenddessen die Aktivität der dopaminergen Nervenzellen in der
Substantia nigra. Diese schien bei der Zeitwahrnehmung entscheidend zu sein. Die Forscher
konnten das «Zeitgefühl» der Tiere sogar manipulieren: Wenn sie die dopaminergen
Nervenzellen in der Substantia nigra aktivierten, unterschätzten die Mäuse die Zeit tendenziell,
wenn sie die Zellen hemmten, überschätzten sie sie.
Zwar ist das genau die entgegengesetzte Wirkung, wie man sie, ausgehend von dem
postulierten Dopamin-Modell, erwarten würde. Eine mögliche Erklärung liegt darin, dass es sich
beim Dopamin-System um ein kompliziertes Netzwerk handelt, in dem die Nervenzellen
verschiedener Hirnregionen aktivierend und hemmend aufeinander einwirken.
Auf jeden Fall zeigten die Forscher mit ihrer Manipulation, dass die dopaminergen Neuronen in
der Substantia nigra die Zeitwahrnehmung im Bereich von einer bis zwei Sekunden ziemlich
direkt steuern. Sie gehen davon aus, dass es sich beim Menschen ähnlich verhalten könnte.
Dafür spreche, dass Parkinsonpatienten, bei denen die dopaminergen Neuronen in der
Substantia nigra absterben, oft auch eine gestörte Zeitwahrnehmung hätten, schreiben sie.
Wenn es aber um längere Zeitintervalle von mehreren Sekunden geht, ist beim Menschen laut
Wittmann eine andere Hirnregion bei der Zeitwahrnehmung massgebend: die Insula. Sie gehört
zum Kortex und liegt direkt unter der äusseren Hirnrinde. Hier laufen alle Informationen über
den Zustand des Körpers ein, wie zum Beispiel das Gefühl für Kälte, Hunger, der Herzschlag,
aber auch, wie man auf dem Stuhl sitzt und ob der Fuss gerade einschläft. In der Insula werden
diese Signale mit Informationen aus der Umwelt zusammengebracht, und so entsteht ein Gefühl
für den Körper in Raum und Zeit.
Deshalb kam der Neuroanatom Bud Craig von der Arizona State University aus theoretischen
Überlegungen darauf, dass dieser kontinuierliche Eingang von Signalen aus dem Körper ein
Gefühl für die Zeit vermitteln könnte. Laut dieser Theorie, die er 2009 publiziert e, wären die
Körpersignale die Impulse oder die Messeinheit für die Zeitwahrnehmung. Tatsächlich zeigte
Wittmann ein Jahr später, dass die Insula bei der Zeitwahrnehmung aktiv ist. Bei Probanden, die
Zeitintervalle von 9 und 18 Sekunden schätzen sollten, stieg die Aktivität in der Insula über die
gesamte Zeitdauer an und brach jäh ab, wenn das Ende erreicht war. Als würden dort die
eingehenden Signale zusammengezählt und bei Erreichen eines bestimmten Werts gestoppt.
Laut Wittmann können zwei Mechanismen hier die subjektive Zeitwahrnehmung beeinflussen:
die Aufmerksamkeit und der Erregungszustand des Körpers. Beide verändern die Zahl der
registrierten Impulse und können somit die Uhr langsamer oder schneller laufen lassen. Je
weniger man abgelenkt ist, desto eher achtet man auf seinen Körper, und desto mehr Signale
gehen ein und umgekehrt. Bei Emotionen wie Angst oder Freude werden dagegen Hormone
ausgeschüttet, die über das vegetative Nervensystem den Erregungszustand des Körpers
verändern und so die Impulsrate verändern. Besonders eindrücklich ist dies in einer
«Schrecksekunde», wenn der Eindruck entsteht, dass alles in Zeitlupe abläuft.
Beim Dopamin- und beim Insula-Modell handelt es sich um zwei der gängigsten Hypothesen
darüber, wie das subjektive Zeitgefühl entsteht. Wie es sich tatsächlich verhält, bleibt rätselhaft.
2016-12-23 00:00 Lena Stallmach www.nzz.ch
76 /100
Bereits bewegt - Kawasaki Z650: Nachwuchs in der ZFamilie
Dem Z-Baureihen-Konzept entsprechend kommt die neue Z650 im
aggressiven Look ihrer Geschwister. Kawasaki beschreibt diesen
besonderen Stil typisch japanisch mit «Sugomi», was für «eine intensive
Energie» steht, die «von grossen Persönlichkeiten oder beeindruckenden
Objekten ausgestrahlt wird und alles in ihren Bann zieht». Tatsächlich
zeichnet sich das dynamische Design der neuen Z650 durch eine
sportliche Linienführung aus. Tiefe Lampenmaske, kantige Konturen und ein hohes Heck
verleihen dem Motorrad ein energiegeladenes Aussehen in geduckter Haltung. Familiäres
Markenzeichen ist das als «Z» dargestellte LED-Rücklicht.
Auffallend an der neuen Z650 ist der Rahmen, und das ganz besonders bei der von uns
gefahrenen Farbvariante «Pearl Flat Stardust White/Metallic Spark Black», bei welcher diese
Gitterkonstruktion aus Stahlrohren in Limettengrün leuchtet. Effektvoller noch als die grüne
Farbe des Rahmens ist jedoch dessen Gewicht. Die neue Konstruktion wiegt lediglich 15
Kilogramm, was im Vergleich zur ER-6n einer Reduzierung um 10 Kilogramm entspricht.
Ähnliches gilt für die Hinterradschwinge. Sie ist aus Pressstahl gefertigt und sieht einer
Konstruktion aus Alu zum Verwechseln ähnlich. Mit 4,8 Kilogramm wiegt sie beachtliche 2,7
Kilogramm weniger als diejenige der Vorgängerin.
Wesentliche Änderungen gibt es beim Motor. Im Zuge der ab 2017 geltenden Euro4-Regelung
verliert der Parallel-Twin zwar ein wenig Leistung, er gewinnt im Gegenzug jedoch leicht an
Drehmoment. Statt wie bisher 72 PS bei 8500 Umdrehungen pro Minute drückt das Aggregat
nun bereits bei 8000 Touren 68 PS auf die Kurbelwelle. Das maximale Drehmoment von 65,7
Nm liegt bei 6500 Umdrehungen an (ER-6n: 64 Nm, 7000 U./min). Geänderte Ein- und
Auslassnocken mit kleineren Arbeitswinkeln, zusätzliche Sekundärdrosselklappen sowie
diverse weitere Modifikationen bewirken eine im unteren und mittleren Drehzahlbereich
gestärkte Leistungscharakteristik.
Neu ist zudem die sogenannte Assist- und Rutschkupplung. Die Assist-Funktion bewirkt eine
Verringerung der Betätigungskräfte am Kupplungshebel. Bei abrupt einsetzender
Motorbremswirkung – zum Beispiel beim schnellen Herunterschalten aus hohen Drehzahlen –
verhindert die Rutschkupplung ein Stempeln und somit ein Rutschen des Hinterrades. Aus
Kostengründen verzichtet Kawasaki auf den Einsatz einer Traktionskontrolle sowie auf
wählbare Motorvoreinstellungen. Gut so, denn zumindest Letztere sind in dieser
Leistungsklasse nicht wirklich erforderlich.
Im Vergleich zur ER-6 hat die neue Z650 beachtliche 19 Kilogramm abgespeckt, und das merkt
man bereits, wenn der Seitenständer eingeklappt wird. Schieben und Manövrieren im Stand
funktioniert nahezu gleichermassen leicht wie mit einem Mofa. Der Lenkeinschlag ist
überdurchschnittlich gross, und das ermöglicht Wendemanöver auf engstem Raum. Die
niedrige Sitzposition mit engem Knieschluss wird vor allem kleinere Fahrer begeistern. Für
Personen über 180 cm empfiehlt sich der optional erhältliche höhere Sattel.
Die Gestaltung des Digital-Cockpits ist ganz im Stil der ER-6 gehalten. Die negativen Anzeigen
mit weisser Schrift auf dunklem Hintergrund sind kontrastreich und sehr gut ablesbar. Neben
den üblichen Informationen wie Tacho, Tages-Kilometer-Zähler, Ganganzeige, Zeituhr und
Verbrauch gibt es sogar eine auf die bevorzugte Tourenzahl einstellbare blinkende
Schaltanzeige. Lobenswert sind zudem die fünffach einstellbaren Handhebel für Bremse und
Kupplung. Dazu kommt, dass umfangreiches Originalzubehör eine weitere Betonung des
sportlichen Designs sowie Optimierungen bezüglich Komfort und praktischen Nutzens
ermöglicht.
Neben geringem Gewicht, sportlicher Geometrie und kompakten Abmessungen trägt auch die
nicht übermässig breite Bereifung (120/70ZR17 vorne, 16/60ZR17 hinten) massgeblich zu den
agilen Handling-Eigenschaften bei. Ohne nennenswerten Aufwand lässt sich die Z650 von
einer Kurve zur anderen umlegen, sie bleibt stabil und findet nahezu wie von selbst die
optimale Linie. Hinten eher sportlich straff, passt die Abstimmung der Federelemente für alle
Bereiche gut. Ähnliches gilt für den Motor, der sowohl beim gemütlichen Dahingleiten als auch
bei zügiger Fahrweise kaum Anlass zur Kritik gibt. Leichte Vibrationen im Lenker und in den
Fussrasten untermauern den kernigen Charakter des Twins. Die Bremsen funktionieren
ordentlich. Die beiden vorderen 300er-Scheiben geben ein klares Feedback, und sie verzögern
effektiv mit progressiver Wirkung. Im Gegensatz dazu benötigt die Hinterradbremse relativ viel
Druck, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen.
Im Gesamteindruck zeigt sich, dass die neue Kawasaki Z650 viele gute Tugenden der ER-6n
übernommen und diese in sportlicher Richtung weiterentwickelt hat. Optisch und dynamisch ist
der Transfer in die Z-Familie gut gelungen. Dank geringem Gewicht, niedriger Sitzhöhe und
Fahreigenschaften frei von Tücke ist sie nicht nur für Motorradeinsteiger eine gute Wahl.
Bezüglich Soziustauglichkeit kann sie allerdings nicht mit ihrer Vorgängerin mithalten. Der
Beifahrersitz ist deutlich kleiner, und Haltegriffe fehlen komplett.
2016-12-23 00:00 Hanspeter Küffer www.nzz.ch
77 /100
Aperto-Übernahme: Coop kauft die Bahnhof-Shops
(sda) Der Detailhändler Coop wird noch grösser. Ab 2017 gehört auch
die schweizerische Aperto-Gruppe zum Unternehmen.
Zum Kaufpreis macht Coop in der Mitteilung vom Freitag keine Angaben.
Bisher gehörte Aperto der Hofer Holding und der Villars Holding.
Interessant für Coop sind vor allem die Aperto-Läden an den Bahnhöfen. Die TankstellenShops hingegen werden 2017 an die Oel-Pool AG übertragen, welche die zugehörigen
Tankstellen betreibt.
2016-12-23 00:00 Christoph G www.nzz.ch
78 /100
Hoher Intelligenzquotient: Skepsis wäre klug
Es sei erwiesen, meinte eine Freundin neulich in geselliger Runde, dass
Kinder, die aus Teenagerschwangerschaften resultierten, im Durchschnitt
einen niedrigeren IQ hätten. Wenn dem so ist, wäre das denn ein
Problem, und müsste man dann, um die Bevölkerung auf mehr Intelligenz
zu trimmen, fortan der Jugend das Kinderkriegen verbieten? Der Kult um
die Intelligenz wird selten hinterfragt. Während normalbegabte Schüler
als Schreinerinnen, Metzger oder Anwälte enden, entwickeln Hochbegabte, so eine geläufige
Vorstellung, neue Öko-Treibstoffe oder schreiben Weltliteratur. Verständlich, dass sich jede
Mutter und jeder Vater wünscht, das eigene Kind möge zur kognitiven Elite gehören – und sich
entsprechend vehement gegen Lehrpersonen wehrt, die durchblicken lassen, die schulischen
Leistungen ihres Sprösslings liessen anderes vermuten.
Doch sind intelligente Menschen überhaupt besser als normalbegabte? Tendieren sie wirklich
dazu, eher Kunstwerke zu schaffen und Gerätschaften oder Konzepte zu erfinden, welche die
Menschheit voranbringen?
Bereits der amerikanische Psychologe und Eugenik-Sympathisant Lewis Terman (1877–1956)
versuchte in den 1920er Jahren, ein für alle Mal zu beweisen, dass Hochbegabte mehr
erreichen als Normalbürger. Dazu verfolgte Terman das Schicksal von rund 1500 Kindern,
deren IQ über 130 lag – die meisten davon aus wohlbehüteten Verhältnissen.
Jahre später, als «seine» Kinder erwachsen geworden waren, musste Terman jedoch
feststellen, dass ein beachtlicher Teil davon sich für Berufe entschieden hatte, für die keine
Hochbegabung erforderlich ist, vom Polizisten oder Matrosen bis hin zum Büroangestellten.
Und dies, obwohl Terman seine Studienergebnisse grosszügig aufbesserte, indem er den
Studienteilnehmern bei der Stellensuche und Studienwahl unter die Arme griff. «Ein grosser
Intellekt muss keineswegs mit bedeutenden Leistungen korrelieren», hielt der Psychologe in
einem Bericht resigniert fest.
Kommt dazu, dass gerade klugen Menschen oft dumme Fehler unterlaufen – Fehler, denen
Normalbegabte viel leichter aus dem Weg gehen können. Weil sie ihre eigenen intellektuellen
Fähigkeiten für überlegen halten, neigen Kluge zum Beispiel eher dazu, Anlage- und sonstigen
Betrügern auf den Leim zu gehen. Da sie besser darin sind, ihre eigenen Annahmen
argumentativ zu verteidigen, gelingt es intelligenten Menschen oft, sich erfolgreich einzureden,
ein Schneeballsystem sei kein Schneeballsystem, sondern eine gute Investition. Bernie Madoff
lässt grüssen. Auch in einer anderen Hinsicht kann Intelligenz davon abhalten, kritisch zu
denken: Laut einer Studie der Universität von Oklahoma korrelieren höhere akademische
Abschlüsse, vom Master bis zum Doktor, mit dem Glauben an Astrologie, Gespenster und
ähnlichen Hokuspokus.
Eltern müssen sich also keineswegs schämen, wenn ihr Kind bloss über eine «normale»
Intelligenz verfügt. Vor allem, wenn sie bedenken, dass intelligente Menschen eher an einer
bipolaren Störung oder Depressionen leiden und überdurchschnittlich viel Alkohol und Drogen
zu sich nehmen. Angesichts dieser Tatsachen ist es nicht besonders klug, klug sein zu wollen.
Der Wunsch, das eigene Kind möge hochbegabt sein, ähnelt dem ebenso bekannten Fluch,
man möge in interessanten Zeiten leben. Anstatt also dem Kult der Hochbegabung und der
mittels standardisierter Methoden gemessenen mentalen Rechenleistung zu huldigen, sollte
man sich darauf besinnen, bei Kindern wie Erwachsenen die Neugier und eine gesunde
Skepsis zu fördern – und zwar unabhängig von der Intelligenz.
2016-12-23 00:00 Florian Oegerli www.nzz.ch
79 /100
Wahlen in den USA:
erfolgreiche Hexe
Die gefallene Fee und die
Das Paar war so entgegengesetzt, dass es geradezu nach gemeinsamen
Parallel-Porträts verlangte, auch in der NZZ. In den Beschreibungen der
beiden Amerikanerinnen schwang oft ein leiser Grundton mit: hier die
feenhafte exotische Anmut, da die rabiate Kämpferin, ein Hexenweib
eben. Huma Abedin spielte in Hillary Clintons Wahlkampfstab eine
Schlüsselrolle, weil sie auch schon vorher, im Aussenministerium unter
Clinton, eine Schlüsselrolle gespielt hatte. Sie war das Scharnier zur Clinton-Stiftung und hatte
Clinton schon während deren Zeit als Senatorin und als First Lady als persönliche Mitarbeiterin
gedient. Sie war quasi deren Adoptivtochter.
Kellyanne Conway dagegen wurde erst im August aufgeboten, als Donald Trump gegenüber
seiner Konkurrentin einen nicht mehr einholbaren Rückstand aufzuweisen schien. Sie brachte
den gerne irrlichternden Baumagnaten mit scharfer Zunge und noch schärferem Verstand auf
eine diszipliniertere Linie. Und wenn die Lage trotzdem brenzlig wurde, konnte Conway ihr
spezielles Talent ausspielen: Gestählt in unzähligen Fernsehdiskussionen, in denen sie neben
Laura Ingraham und Anne Coulter zu einem Liebling der rechten republikanischen Basis
geworden war, ist sie imstande, in jeder Situation blitzschnell den Spiess umdrehen. Für die
Linke ist Conway darum so etwas wie die böse Hexe im Märchen, während Abedin stets die
gute, hilfreiche Fee im Schatten Clintons war.
Die Wirklichkeit wirbelte die märchenhaften Klischees durcheinander. Conway ist soeben zur
persönlichen Beraterin des nächsten Präsidenten berufen worden und wird damit im Weissen
Haus zu den einflussreichsten Figuren gehören. Abedin dagegen ist der gefallene Engel. Sie
hatte das Pech, sich zu spät von ihrem Ehemann Anthony Weiner zu trennen, der seinen
exhibitionistischen Geschlechtstrieb nicht kontrollieren kann. Kurz vor der Wahl entdeckte das
FBI auf seinem Laptop im Rahmen einer weiteren Sex-Untersuchung E-Mails von Clintons
privatem Server. Der Wirbel, den die Sache erzeugte, half mit, Clintons Wahlchancen zu
ruinieren.
2016-12-23 00:00 Peter Winkler www.nzz.ch
80 /100
Mehrere Ziele in Melbourne: Terroranschlag in Australien
vereitelt
Nach Angaben der australischen Behörden ist Melbourne einem
Anschlag über die Weihnachtstage entgangen. Am frühen Freitagmorgen
hat die Polizei mehrere Häuser gestürmt und insgesamt sieben Personen
festgenommen. Zwei von ihnen wurden kurz darauf freigelassen, ohne
dass Anklage gegen sie erhoben wird. Die fünf anderen müssen sich
wegen Vorbereitung einer terroristischen Tat vor Gericht verantworten.
Die Polizei geht davon aus, dass die Gruppe gleichzeitige Anschläge auf mehrere Ziele geplant
hatte. Dazu zählten der Bahnhof Flinders Street, der Knotenpunkt des regionalen Bahnverkehrs.
Ebenso im Visier waren der Federation Square im Geschäftszentrum von Melbourne und die
Kathedrale St. Paul's, der Sitz des anglikanischen Bischofs von Melbourne.
Der Polizeichef des Gliedstaates von Victoria, Graham Ashton, sagte, dass die Verdächtigen
seit einiger Zeit unter Beobachtung gestanden hätten. Man gehe davon aus, dass alle am Plan
Beteiligten in Polizeigewahrsam seien und dass die Gefahr damit gebannt sei. Der geplante
Anschlag habe aber das Potenzial gehabt, eine grosse Zahl von Menschen zu verletzen oder
zu töten.
Premierminister Malcolm Turnbull sagte, dass es sich um einen der bedeutendsten
aufgedeckten Anschlagspläne der letzten Jahre gehandelt habe. Die Verhafteten hätten
öffentliche Orte im Visier gehabt, an denen sich Australier traditionell zu Weihnachten
zusammenfinden. «Wir haben die Pläne der Terroristen durchkreuzt», sagte Turnbull, «nun sind
sie verhaftet und keine Gefahr mehr für Australien.» Er rief die Bürgerinnen und Bürger dazu
auf, wachsam zu sein.
Vier der Verhafteten sind Australier libanesischer Herkunft, die in Australien geboren wurden.
Beim fünften handelt es sich um einen in Ägypten geborenen australischen Bürger. Alle sind
zwischen 21 und 26 Jahre alt. Die Verdächtigen sollen sich nach Ansicht der Polizei selber
radikalisiert haben, wobei die Ideologie des IS als Vorbild gedient habe.
Damit rückt die libanesische Gemeinschaft in Australien, die insgesamt rund 200 000 Personen
zählt, ins Scheinwerferlicht. Vertreter des rechten Randes des politischen Spektrums kreiden
an, dass sich unter Terrorverdächtigen auffällig viele Libanesen befinden. Alle libanesischen
Australier in den islamistischen Topf zu werfen, ist aber alleine schon deshalb falsch, weil die
Mehrheit von ihnen christlichen Glaubens ist.
Die Diskussion über die libanesischen Australier hatte vor einem Monat an Heftigkeit
gewonnen, nachdem Immigrationsminister Peter Dutton die Aufnahme von Libanesen in den
1970er Jahren als Fehler bezeichnet hatte.
Allerdings sind die fünf nun verhafteten Männer offenbar nicht in Kriegsgebiete gereist. Nach
Schätzungen von Experten kämpfen gegen hundert australische Bürger aufseiten der
Islamisten im Irak und in Syrien. Die Sicherheitskräfte stehen vor grossen Herausforderungen,
wenn diese kampferprobten und radikalisierten Männer nach Australien zurückkehren.
Die Polizei hat angekündigt, dass sie die Sicherheit in Melbourne über die Festtage erhöhen
wird. Das gilt auch für den Boxing Day Test, der am 26. Dezember in Melbourne beginnt. Beim
traditionellen Kricketspiel tritt dieses Jahr Pakistan gegen Australien an.
2016-12-23 00:00 Patrick Zoll www.nzz.ch
81 /100
Bi Feiyus bewegender Gesellschaftsroman «Sehende
Hände»: «Als Blinder sah er klar»
Leser chinesischer Gegenwartsliteratur kommen aus dem Staunen kaum
heraus. Die Fülle und Qualität der literarischen Neuerscheinungen, die
neben dem englischen vor allem das deutschsprachige Publikum in
anspruchsvollen Übersetzungen erreichen, sind enorm. Nach den
Literaturnobelpreisen für Gao Xingjian und Mo Yan sind mit den
politischen Romanen von Ma Jian und Yu Huas «Brüder»-Roman im
Reich der Mitte weitere Romane erschienen, die es verdienen, hervorgehoben zu werden.
Jüngst war es Yan Liankes hochkomischer und tieftrauriger Roman «Lenins Küsse» , der ein
internationales Echo fand. Jetzt wird mit Bi Feiyus Roman «Sehende Hände» ein Publikum
erreicht, das die traditionsreiche chinesische Literatur verbindet mit der Öffnung für die
literarische Moderne.
Beobachtungs- und Darstellungsgabe, Sensibilität und Scharfblick kommen bei Bi Feiyu
zusammen. Souverän verknüpft er die Sujets und die Stilebenen. Mit zahlreichen nationalen
und internationalen Auszeichnungen hat es der 1964 in der Provinz Jiangsu geborene Autor zu
weltweiter Reputation gebracht. Sein 2008 in der chinesischen Erstausgabe erschienener
Roman «Sehende Hände» riskiert es, wie Bi Feiyus vorausgegangene Romane (
herausragend: «Die Mondgöttin» ), brisante politische Fragen mit lebensweltlichen,
gesellschaftlichen, medizinischen und gesundheitspolitischen Fragen zu verbinden. Jetzt sind
die Blinden und die Blindheit das beherrschende Thema.
Erzählt wird von unterschiedlichen Formen und Entstehungsgeschichten der Blindheit, von
Halbblinden und total Erblindeten, die durch Krankheiten und Unfälle in ihre Lebenskatastrophe
gestürzt worden sind. Mit der Etablierung einer unter dem Namen «Tui Na» von Blinden
betriebenen Massagepraxis, deren – irreführende – sexuelle Konnotation auf die käuflichen
Massagesalons anspielt, mit ihnen aber nichts gemein hat, konkretisiert sich eine profitable
Geschäftsidee.
Mit Präzision und Enthusiasmus gehen die Blinden ihrer Arbeit nach. Der wirtschaftliche Erfolg
bleibt nicht aus. Das «Tui Na» floriert. Aber es fehlt auch nicht an Dissonanzen. Durchweg
tragisch endende Liebesbeziehungen und Eifersuchtsdramen geben dem Roman eine
leidenschaftliche existenzielle, nicht nur berufliche Spannung. Der wirtschaftliche Erfolg des
physiotherapeutischen Programms wird stabilisiert, aber auch unterlaufen durch die Liebesund Konkurrenzbeziehungen zwischen den Blinden. Die Porträts des menschlichen Umfelds
zeigen, auf wie dünnem Grund das Leben der Blinden ruht. Als ausgerechnet der schönen Du
die Katastrophe widerfährt, ihren Daumen so zu brechen, dass eine Fortsetzung ihrer Arbeit nur
noch bedingt möglich ist, scheint die ganze bisher so stabile Welt von «Tui Na» zu zerbröseln.
Die Eltern von Du versuchen, die familiäre und die individuelle Katastrophe mit allen Mitteln zu
entschärfen, aber sie scheitern. Im Umgang miteinander haben die Blinden indessen ohne
elterliche Hilfe einen eigenen Weg gefunden. Schwierig wird es erst, wenn sich Sehende unter
sie mischen. Aus der Position der Schwäche heraus, in der sich die Blinden unweigerlich
befinden, können sie kein Vertrauen in ihre Art des zwischenmenschlichen Umgangs
entwickeln, und so machen sie sich in der Begegnung mit den Sehenden instinktiv deren Art
des Umgangs zu eigen. Weil sie aber nicht sehen können, haben sie die «Wahrheit» und die
«Tatsachen» niemals auf ihrer Seite.
Das ist die verklausulierte Erkenntnisperspektive ihres Elends, das auf keinen Glauben mehr
hoffen kann. Also müssen sie sich in Urteilen und Handeln auf die Augen der Sehenden
stützen, bis sie, ohne es zu merken, in all ihren zwischenmenschlichen Beziehungen den
Sehenden folgen. Sie ahnen nicht, dass ihre Urteile nicht ihre eigenen sind. Gewappnet mit
ihrem Stolz und ihrer Entschlossenheit, spalten sie sich selber: in ein Ich, das an sich, seine
Welt, seine Vorstellung glaubt, und in ein zweites, anderes Ich, das zweifelt und seine Zweifel
radikal ernst nimmt.
Diese halb gläubige, halb skeptische Haltung nehmen denn auch die beiden Leiter des
Zentrums bei ihrer Arbeit ein. Strenggenommen gibt es gar keine Welt der Blinden, die getrennt
und unabhängig von der Welt der Sehenden existiert. Ihre Welt ist ihre Vorstellung. Und wenn
sie nur noch die Schemen ihrer vorgestellten Welt haben, tappen sie sich tastend voran. – Die
Schuldsprüche und Urteile, auf die sie treffen, spotten jeder Beschreibung. Der schlimmste
Feind dieser Blinden sind offenbar ihre Eltern und Geschwister. Für sie ist Blindheit nicht ein
Geschick, auf das sie Einfluss ausüben könnten, sondern ein Urteil – wie bei Kafka definitiv und
grundlos und ohne Möglichkeit der Revision. Wer recht erhalten, gar behalten will, muss nach
anderen Gerichtshöfen suchen. – Gewiss, es gibt auch Schonung, Nähe, Dankbarkeit und ein
humanes Engagement für die Blinden. Aber das Urteil steht immer schon fest.
Die Bitternis dieses buchstäblich blinden Verhängnisses wäre tödlich, wenn die Solidarität der
Blinden nicht in bravouröser Weise Auswege daraus fände. Blindheit ist kein Natur-, sondern
ein Sozialgeschick. «Als er noch sehen konnte», heisst es über den Menschen, der noch oder
wieder eine Perspektive hat, «tappte er im Dunkeln, als Blinder aber sah er klar»: so der
paradoxe Gewinn aus der Erfahrung der Blindheit.
2016-12-23 00:00 Ludger Lütkehaus www.nzz.ch
82 /100
Sechzig Jahre Royal Court Theatre: Die Hauptrolle spielt
der Autor
Christopher Campbell spricht nicht in hochtönenden Sätzen vom Wesen
des Schreibens, sondern sagt zum Beispiel: «Alles Schreiben ist schwer,
und schwieriger, als es aussieht.» Sein Büro ist voll von ungefragt
zugesandten Manuskripten. Es sind Theaterstücke, Berge von
Theaterstücken – rund 3000 jährlich. Campbells Aufgabe ist es, die
besten zu entdecken und für die Bühnenproduktion am eigenen Haus zu
empfehlen. Er ist der Literary Manager des Royal Court Theatre in London, so etwas wie der
hausinterne Literaturagent des Theaters also. Zwölf Stücke produziert das Haus pro Jahr, dafür
werden Autoren gesucht: Deren Entwicklung und Förderung dient weder akademischen noch
altruistischen Zielen. Campbell und ein zehnköpfiges Team von freiberuflichen Lesern sichten
die Stücke nach «Zeichen von Leben».
Die ersten drei Theaterstücke zu verfassen, sei einfach, erklärte der britische Dramatiker
Richard Bean einmal. Doch danach versiege die eigene Vita als Quelle für Inhalte. Christopher
Campbell bestätigt das. Ein einziges gutes Drama geschrieben zu haben und sich einzubilden,
man wisse nun alles: So läuft es eben nicht.
Das Verfassen von Bühnenstücken ist ohnehin ein Sonderfall. Denn Dramatiker müssen die
inneren Welten ihrer Figuren bewohnen, Empathie auch für die Charaktere entwickeln, deren
Ansichten und Gefühlslagen ihnen fernstehen. Und anders als in den meisten Kino- und
Fernsehproduktionen, die von Bildern leben, wird im Theater vor allem geredet. Die
Aufmerksamkeit der Zuschauer durch Worte zu fesseln, ist anspruchsvoll, und auch Ruhm
schützt vor dem Rotstift nicht. Der Spitzen-Dramatiker Tom Stoppard verliebte sich einmal in das
Thema «Monokel», recherchierte lange und fügte seine Kenntnisse in ein Stück ein. Die
Passagen wurden gestrichen.
Ein gutes Drama besitzt für Christopher Campbell «ein Gefühl für das Unerwartete, für die
Entdeckung. Wir müssen spüren, dass es um etwas geht, dass eine Dringlichkeit besteht, wenn
wir ein Stück in die Produktion nehmen.» Thema, Form und Inhalt sind gleichermassen wichtig.
Risikobereitschaft und «das Recht zu scheitern» gehörten von Anfang an zu den Statuten des
Hauses. Auch Campbell ist bereit, eigene Positionen zu hinterfragen; er liebt die
Herausforderung, den Schock, die Verunsicherung. Das passierte ihm bei Debbie Tucker
Greens Drama «Hang». Darin ging es um die Todesstrafe. Campbell summiert: «Die
Standardhaltung in unserer Gesellschaft ist, gegen die Todesstrafe zu sein. Doch am Ende des
Stückes denkt man: ‹Hängt ihn.›» Auch das muss Theater können: tief verankerte
Überzeugungen erschüttern, wenigstens eine Aufführungsdauer lang.
Die Bühne am Sloane Square ist nicht nur irgendeine impulsgebende Stückeschmiede. Sie ist,
was das Aufspüren und Aufführen neuer Talente betrifft, das berühmteste und beste Theater im
ganzen Land – seit mehr als einem halben Jahrhundert. In diesem Jahr feierte das Haus am
Sloane Square seinen sechzigsten Geburtstag, ein freundlich akzeptierter Fremdkörper
linksliberalen Denkens mitten im konservativen Millionärsviertel Chelsea (so, wie in London ja
oft Gegensätze kollidieren und es dann doch gut ausgeht).
Das Royal Court Theatre wirkt(e) als Trendsetter: Zu Beginn befasste es sich ausschliesslich mit
zeitgenössischen Stoffen über den Zustand der Welt. Inzwischen tut ihm das die Mehrheit der
britischen Theater nach. Autoren wie Caryl Churchill , David Hare , Sarah Kane , Joe Penhall,
Jez Butterworth, Hanif Kureishi, Joe Orton, Martin McDonagh und Mark Ravenhill fühlen und
fühlten sich dort zu Hause.
Bis heute spielen die begehrtesten Schauspieler dort – die nahezu ganze Besetzung der TVSerie «Sherlock» hatte im Lauf der Jahre dort Auftritte, von Benedict Cumberbatch bis hin zu
Martin Freeman, Hollywoodstars wie Alan Rickman und Gary Oldman bleiben und blieben der
kleinen Bühne zeitlebens verbunden.
Hinzu kommt, dass zeitgenössisches Theater in England, das schnell auf Zeitgeschehen
reagiert , derzeit enorm gefragt ist: «Das Theater in diesem Land ist so lebendig, weil der
öffentliche Diskurs so schwach ist», findet Christopher Campbell. «Die populistische Presse ist
diabolisch, sie spielt tiefsitzenden Ängsten in die Hände. Es besteht eine Informationslücke, die
Leute sind hungrig, und die Schauspielhäuser haken genau dort ein. Damit folgt das Theater
auch einer Tradition in diesem Land.»
Der Erfolg des Royal Court Theatre als Ort, an dem Dramatiker ihre Stimme finden, erproben
und stärken, ist kein Zufall. Denn anders als etwa im deutschsprachigen Theater ist dort nicht
der Regisseur der Star, sondern der Autor. Wenn Stücke in Auftrag gegeben werden, dann ist
der Verfasser entscheidend, nicht das Thema des Stückes, das vorher umrisshaft angelegt wird.
Typischerweise ändern sich die Texte während des Schreibens, manchmal aber stirbt die
Grundidee schon während der Entstehung. Das muss man erkennen und akzeptieren: «Wir
sind pragmatisch.»
Die Autoren haben per Vertrag das Vetorecht für jeden Aspekt der Produktion, von der Wahl des
Regisseurs und der Schauspieler bis hin zu Publicity-Bildern und dem Bühnenbild. Einige von
ihnen mischen sich ein, andere wiederum überlassen das Weiterleben ihrer Werke den
Theaterleuten. Wenn unbekannte Dramatiker eine Chance bekommen, fragen die Talentsucher
vom Royal Court oft nach einem zweiten Entwurf. «Wir würden das aber nicht als ‹edieren›
bezeichnen.» Allein die Qualität des Geschriebenen zählt, berühmte Namen allein genügen
nicht; Stücke prominenter Autoren können auch abgelehnt werden. Doch deren Namen werden
diskret verschwiegen.
Fühlt ein Mann wie Campbell, der selbst früher als Schauspieler und Übersetzer gearbeitet hat,
die Last der Verantwortung auf seinen Schultern? Was ist, wenn er schlummernde Grössen
verkennt, verschüchterte Genies durch Ablehnung für immer zum Schweigen bringt, brillante
Werke seinetwegen für immer in Schubladen verstauben? Keine Gefahr, glaubt er. Wenn das
Royal Court ein Stück nicht aufnimmt, gibt es in London und im ganzen Land genügend andere
experimentierfreudige Bühnen. Und wer da nicht landet, der ist wohl einfach nicht überzeugend
genug.
2016-12-23 00:00 Marion Löhndorf www.nzz.ch
83 /100
Reform der Firmensteuern: Mehr Steuerautonomie für die
Städte?
In der Debatte um die Reform der Firmensteuern sind zwei Etappen zu
unterscheiden. Zunächst kommt die nationale Vorlage, über die das
Schweizervolk im Februar befindet. Bei einem Volks-Ja kämen dann die
kantonalen Umsetzungsprojekte, die separat zu beurteilen sind. Die
schweizerische Vorlage liefert im Wesentlichen drei Elemente: die
Abschaffung von international verpönten Steuerprivilegien, die
Möglichkeit für die Kantone, gewisse neue Privilegien einzuführen, sowie zusätzliche
Bundesgelder für die Kantone.
Entscheidend ist, was die Kantone mit dem geplanten Rechtsrahmen machen. In einigen
Kantonen äussern prominente Städte wie Zürich, Bern, Biel und Genf laute Kritik gegen die
kantonale Umsetzungsvorlage und bekämpfen auch das nationale Paket. Diese Woche
präsentierten die kritischen Städte ihre Einwände nochmals vor den Medien. Demnach
bekommen die Firmen starke Steuersenkungen, obwohl dies in vielen Städten unnötig wäre, da
die Steuerbelastung nicht zu den bedeutendsten Standortfaktoren zähle. Und wegen kantonaler
Steuersenkungen müssten manche Städte laut eigenen Angaben die Steuern für natürliche
Personen erhöhen und Leistungen abbauen.
Dies ruft nach der Frage, weshalb die betroffenen Städte nicht einfach ihre Steuerfüsse für die
Firmen statt für die Privatpersonen erhöhen, wenn die Steuern kein so wichtiger Standortfaktor
sind. Einer der führenden Kritiker aus den Städten, der Zürcher Finanzvorstand Daniel Leupi,
sagte dazu, dass die Erhöhung des städtischen Steuerfusses gleichzeitig Private und Firmen
betreffe.
In vielen Kantonen sind die Gemeinden zwar autonom in der Festlegung des Steuerfusses,
doch sie müssen für Firmen und Privatpersonen den gleichen Steuerfuss anwenden. Dies ist
allerdings nicht überall so. Eine Ausnahme ist der Kanton Solothurn. Die massgebende
Passage in dessen Steuergesetz lautet so: «Für die natürlichen und für die juristischen
Personen kann ein unterschiedlicher Steuerfuss festgelegt werden; der Steuerfuss für
juristische Personen darf vom Steuerfuss für natürliche Personen um nicht mehr als drei Zehntel
der ganzen Staatssteuer abweichen.» Dies gibt den Gemeinden Spielräume.
Für ihn sei die Entkoppelung der Sätze für natürliche und juristische Personen
selbstverständlich, sagt der Solothurner Stadtpräsident Kurt Fluri, Präsident des
Schweizerischen Städteverbands: Er habe gar nicht gewusst, dass es diese Autonomie in den
anderen Kantonen nicht gebe. Laut Fluri könnte die Entkoppelung auch für andere Kantone
diskussionswürdig sein. Die Tessiner Kantonsregierung hat diese Woche die Entkoppelung
innerhalb einer Bandbreite für die Gemeinden angekündigt. Im Kanton Bern haben die Städte
Bern und Biel eine solche Entkoppelung gefordert.
Worum es dabei gehen kann, illustrieren die Zahlen der Stadt Zürich. Die Stadt rechnet als
Folge der geplanten kantonalen Steuerreform mit jährlichen Einbussen von 300 Millionen
Franken, wovon gegen zwei Drittel auf die Senkung des allgemeinen Gewinnsteuersatzes
zurückzuführen seien. Bei einer Entkoppelung der Steuerfüsse könnte die Stadt theoretisch die
kantonale Senkung mindestens teilweise mit einer Erhöhung des städtischen Steuerfusses für
Firmen kompensieren, ohne den Steuerfuss für natürliche Personen anzurühren. Das würde die
Finanzlage der Stadt entschärfen, falls es keine grossen Abwanderungen gäbe. Finanzvorstand
Daniel Leupi gibt sich offen für eine Diskussion über die Entkoppelung der Steuerfüsse:
«Womöglich wäre eine solche Lösung fairer, aber ich zweifle daran, ob sie im Kanton
mehrheitsfähig wäre.» Viele Fragen sind laut Leupi offen. Und es sei störend, dass man Firmen
national und kantonal zuerst entlaste und dann in der Gemeinde wieder höher besteuern solle.
Die Idee der Entkoppelung ist laut diversen Fachleuten noch wenig diskutiert worden. Im Prinzip
könnte man mit der Entkoppelung die Städte beim Wort nehmen: Sie könnten die von ihnen
kritisierte Umverteilung zwischen Firmen und Privatpersonen korrigieren und die
unvermeidlichen Zielkonflikte in eigener Abwägung zu lösen versuchen.
Doch manche Kantone pochen zwar gerne auf Autonomie gegenüber dem Bund, mögen aber
gegenüber den Gemeinden lieber auf zentrale Kontrolle setzen, damit die Gemeinden die
kantonale Strategie nicht «unterlaufen». Solche Skepsis schimmert in einer Stellungnahme der
Finanzdirektion des Kantons Zürich klar durch. Die Entkoppelung der Steuerfüsse könnte
zudem laut Finanzdirektion zu «unerwünschten Verzerrungen» führen – etwa indem
Gemeinden mit wenig Industrie- und Gewerbepotenzial den Steuerfuss für Firmen ohne grosse
finanzielle Folgen «bis gegen den Nullpunkt» senken könnten; die Festlegung einer kantonalen
Bandbreite à la Solothurn und Tessin würde dies allerdings verhindern. Die Zürcher
Finanzdirektion sieht aber noch ein weiteres Problem: Mit der Entkoppelung der Steuerfüsse
müsste der innerkantonale Finanzausgleich «komplett neu aufgebaut werden», woran derzeit
kaum jemand ein Interesse habe.
Die Finanzdirektion des Kantons Berns ortet in einer Entkoppelung Chancen und Risiken. Auf
der Risikoseite verweist sie auf die «Gefahr», dass auch innerhalb des Kantons ein starker
Steuerwettbewerb um Firmen entstehe, was den Gemeinden Einnahmeneinbussen bescheren
könne.
2016-12-23 00:00 Hansueli Schöchli www.nzz.ch
84 /100
Schöne Bescherung (23): Der Vorhang reisst langsam
1989 beginnt in Polen 1980, die Zeit für Veränderung ist reif.
Wirtschaftlich geht es bergab, die Bevölkerung äussert ihren Unmut in
Streikbewegungen. Als Sammelbecken der oppositionellen Kräfte
entsteht Solidarność , eine illegale demokratische Organisation, ein
absolutes Novum im Ostblock. Die regierende Polnische Vereinigte
Arbeiterpartei (PVAP) sieht sich gezwungen, dem erheblichen
öffentlichen Druck schliesslich nachzugeben und legalisiert die unabhängige Gewerkschaft
Solidarność, angeführt von Lech Walesa , ein Elektriker der Danziger Werft. Schon bald haben
sich knapp 10 von etwa 35 Millionen Polen in die Gewerkschaft eingeschrieben.
1980 kündigt Solidarność eine Kampagne für die Freilassung von politischen Gefangenen an.
«Zu ihnen gehören zwei erklärte antisowjetische Nationalisten», berichtet die NZZ am 23.
Dezember 1980 aus dem Land hinter dem Eisernen Vorhang. Der polnische Parteichef
Stanislaw Kania reagiert kämpferisch und kündigt die politische Offensive gegen diese
«konterrevolutionären Kräfte» an. «Kania nährte damit Befürchtungen, die Führungsspitze wolle
zum Beweis ihrer Fähigkeit, die innenpolitische Krise aus eigener Kraft zu lösen, zu einem
massiven Schlag gegen die Opposition ausholen.» Es bleibt bei seiner leeren Drohung, damit
verpasst er die Gunst der Stunde. Gefahr droht den Waghalsigen von Solidarność aber von
sowjetischer Seite. Die Erfahrungen sowjetischer Interventionen, wie sie Aufständische in
Ungarn 1956 und in Prag 1968 erlebt haben, die gewalttätige Zerschlagung ihrer Bewegung
oder gar bürgerkriegsähnliche Zustände wollen die Vertreter von Solidarność ihren
Landsleuten nicht zumuten. Der gesellschaftliche Erfolg der Gewerkschaft führt noch nicht zum
Fall des Eisernen Vorhangs. 1981 schlägt die Polnische Volksarmee zu und General Wojciech
Witold Jaruzelski stellt Polen unter das Kriegsrecht. Aber der Riss im Eisernen Vorhang, der
Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs trennt, ist nicht mehr zu übersehen, er wird
grösser und 1989 fällt der Vorhang in sich zusammen. Ein Jahr später wählen die Polen Lech
Walesa zu ihrem Staatspräsidenten.
2016-12-23 00:00 Ruth Haener www.nzz.ch
85 /100
Bereits bewegt - Renault
Reichweitenangst ein Ende
Zoe
Z.
E.
40:
Der
Elektroautos fahren lokal emissionsfrei, ihr Motor ist leise und
mustergültig drehmomentstark. Wenn da nur nicht die Angst wäre, an
irgendeinem ungünstigen Ort mit leerer Batterie stehen zu bleiben. An
diesem Problem arbeiten die Entwickler von Elektroautos intensiver denn
je.
Bei Renault und Allianzpartner Nissan wurde schon vor mehreren Jahren entschieden, nicht
den «Umweg» über Hybridfahrzeuge zu nehmen, sondern schnell und konsequent das
batterieelektrische Fahrzeug zu optimieren. Nun ist dem Konzern mit einem neuen Akku ein
weiterer beträchtlicher Fortschritt gelungen. Werden keine höheren Fahrleistungen gefordert als
im EU-Normzyklus NEFZ, fährt der Renault Zoe mit seiner neuen 41-kWh-Batterie Z. E. 40 rund
400 km weit, bevor er wieder an die Steckdose muss.
Dass jedoch kaum ein Auto im Alltagsverkehr so verbrauchsarm fährt wie auf dem Prüfstand, ist
von den konventionell angetriebenen Modellen hinlänglich bekannt. Und weil auch ein
Elektromotor für mehr Leistung mehr Energie benötigt, gibt Renault für das neue Modell als
Reichweite im Alltagsverkehr 300 km an. Diese Distanz kommt bei einer Fahrt auf Landstrassen
einer Fahrzeit von fünf bis sechs Stunden gleich. Damit sollten nun auch zögerliche EVBenutzer weitgehend von der Reichweitenangst befreit sein. Zur Optimierung der Reichweite
wurde für den neuen Zoe zudem eine Klimaanlage entwickelt, die nach dem Prinzip einer ZweiKreis-Wärmepumpe funktioniert. Mit dieser kann ein Grossteil der zum Heizen und Kühlen des
Innenraums notwendigen Energie aus der Umgebungsluft bezogen werden.
Auf ersten Probefahrten über Landstrassen – bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von rund 50
km/h – pendelte sich der Verbrauch laut Bordcomputer zwischen 13 und 14 kWh / 100 km ein.
Damit sind Fahrstrecken im Bereich von 300 km tatsächlich zu bewältigen.
Nur: Der bewusst zurückhaltende Umgang mit dem «Gaspedal» und eine vorausschauende
Fahrweise sind unbedingt notwendig, denn auch elektrisch angetriebene Autos sind nicht per
se sparsam im Verbrauch. Führt die Route nämlich über die Autobahn, steigt der Stromkonsum
schnell, auch wenn man deutlich unter den maximal möglichen 135 km/h bleibt.
Die Z. E.-40-Batterie besteht aus 12 Modulen à 16 Elementarzellen. Jedes Modul verfügt
unverändert über eine Spannung von 33,3 V. Daraus resultiert eine Gesamtspannung von 400
V. Neu am Akku des 2017er Zoe sind zum einen die verbesserte Zellchemie des Lithium-IonenSystems, zum andern die vergrösserte aktive Oberfläche in den Batteriezellen. Verbessert
wurde auch die Kühlung, so dass der Zoe auch bei extremen Aussentemperaturen effizient
unterwegs sein kann. Dabei ist der neue Stromspeicher mit einem Gewicht von 312 kg
gegenüber 290 kg nur wenig schwerer als die Vorgängerversion , und der Platzbedarf blieb
unverändert.
Es stehen zwei 220-Nm-Elektromotoren zur Wahl: der bei Renault selbst entwickelte R90 mit 68
kW und der vom Zulieferer Continental stammende Q90 mit 65 kW, der die Schnellladung mit 43
kW ermöglicht. Dank dem Ladesystem Chameleon Charger lässt sich der Akku mit
Ladeleistungen von 2,3 bis 43 kW versorgen. 80 Prozent der Kapazität sind in gut einer Stunde
aufladbar.
Auf der Strasse wirkt der Zoe kräftig motorisiert. Lenkung und Fahrwerk sind komfortabel
abgestimmt, trotzdem fährt sich das Auto präzise und mit guter Rückmeldung von der Strasse.
Die Sitze könnten zwar etwas mehr Seitenhalt bieten, auch die Materialien im Innenraum sind
auf klassenüblich bescheidenem Niveau. Die Fahrt in die Nacht hinein zeigt zudem, dass die
Technikausstattung im Kleinwagen aus Kostengründen beschränkt bleiben muss: Das
Scheinwerferlicht ist knapp und wirkt nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit.
In der Schweiz wird der Zoe Z. E. 40 in den zwei Ausstattungsstufen Intens und Swiss Edition
ausgeliefert. Die Preise liegen zwischen 26 200 und 31 000 Franken. Als Einsteigermodell R90
Entry steht aber für 21 500 Franken weiterhin auch die Version mit 22-kWh-Akku im Angebot.
Hinzu kommt jeweils die Batteriemiete von 79 bis 139 Franken pro Monat. Neu kann die Batterie
für 10 000 Franken auch gekauft werden – inklusive Garantie von acht Jahren oder 160 000 km.
2016-12-23 00:00 Stephan Hauri www.nzz.ch
86 /100
Die Anfänge des modernen Tourismus: Als der Löwe
laufen lernte
Dort liegt er, der Löwe, in einer Aushöhlung der Sandsteinwand, unter
sich den trüben Teich, hoch oben Bäume und Blätter. Sein von Schmerz
zerfurchtes Haupt ruht auf seiner rechten Pranke, die andere ragt ins
Leere. Ein Pfeil steckt in seinem Rücken, er stirbt.
Im Jahr 1821 wurde das Löwendenkmal nach den Plänen des dänischen
Starbildhauers Bertel Thorvaldsen realisiert. Sein Initiator war der Luzerner Offizier Karl Pfyffer
von Altishofen. Er wollte damit an die Schweizer Gardisten erinnern, die 1792 den
französischen König vor den anstürmenden Revolutionären verteidigt hatten und dabei ums
Leben gekommen waren, dreihundert an der Zahl.
Man konnte allerdings im sterbenden Steinlöwen nicht nur ein reaktionäres Andenken an die
Monarchie und das zweifelhafte Geschäft der Solddienste sehen, wie die liberalen Gegner des
Denkmals monierten, man konnte ihn auch als Versinnbildlichung militärischer Tugenden
wahrnehmen oder als wegweisende Hommage an die Einheit der Schweiz oder gar als
demütiges Memento mori – wie es heute wohl die meisten Betrachter tun. Schnell
verselbständigte sich der Löwe aus seinem Entstehungskontext. In seinem andauernden
Sterben nahm er ein rätselhaft beständiges Eigenleben an, das mit der Französischen
Revolution kaum mehr etwas zu tun hat. Vielleicht berührt er mehr denn je. Welches Denkmal
kann das schon von sich behaupten?
Doch der Löwe hat eine weitere Qualität. Er begründete östlich der Altstadt die sogenannte
Luzerner Tourismusmeile, die um 1900 ihren Zenit erreichte, um dann von der neuen Attraktion
des Sports, von Tennis und Skilaufen, abgelöst zu werden. In Fragmenten besteht die Meile
noch heute. Die nach ganz Europa ausstrahlende Tourismusindustrie wurde nicht in Zürich
erfunden und auch nicht in Basel oder Genf, in keiner der taktangebenden reformierten Städte
mit ihren emsigen Bürgern, die den neuen Bundesstaat formten.
Nein, der moderne Tourismus, der sich mit technischen Innovationen auf eine internationale
Klientel ausrichtete, entstand im katholischen Luzern, und er wartete mit wunderlichen
Einrichtungen und Attraktionen auf, die so gar nicht zusammenpassen wollen. Der Zürcher
Literaturhistoriker Andreas Bürgi erzählt in einem lesenswerten, schönen Buch die kunterbunte
Geschichte der Luzerner Tourismusmeile, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Weyquartier
entstand.
Kunstvoll ausgestopfte Bären, Wölfe und Gemsen, die um Höhlen und Büsche gruppiert waren,
simulierten den Überlebenskampf und innerfamiliäre Nähe.
Das dort gelegene Löwendenkmal nämlich zog mit seiner altständischen Nostalgie nicht nur
Zuschauerinnen und Zuschauer an, sondern nach und nach auch findige Unternehmer, die um
die Gunst ihrer Gäste buhlten. Der Zeichner Ludwig Meyer eröffnete sein technisch neuartiges
Diorama, in dem man riesige illuminierte Zeichnungen des Rigi und des Pilatus im Auf- und
Untergang der Sonne bestaunte – als ob man, so erlebten es die Zeitgenossen, selber vor und
auf den Gipfeln stünde. Das Museum der Alpentiere des Bäckers Samuel Stauffer weitete den
Kult der Berge auf deren Fauna aus: Kunstvoll ausgestopfte Bären, Wölfe und Gemsen, die um
Höhlen und Büsche gruppiert waren, simulierten den Überlebenskampf und innerfamiliäre
Nähe.
Das monumentale Bourbaki-Panorama dagegen weist wie das Löwendenkmal ins Politische:
Es erinnert in eindrücklichen Tableaus, die zusammen ein einziges kreisrundes Gemälde
formen, an die Entwaffnung der den Deutschen unterlegenen Franzosen auf Schweizer Boden
im Winter 1871. Anders als die anderen Panoramen jener Zeit inszeniert es weder Sieg noch
Heroismus, sondern Elend und Verzweiflung – die Schrecken des Krieges, wie sie Henry
Dunant kurz zuvor in seiner «Erinnerung an Solferino» meisterhaft dargestellt hat.
Um die Attraktionen herum siedeln sich Etablissements und Cafés an, in denen Tiroler Bläser
und ungarische Fiedler aufspielen.
Der vom Bankangestellten und Weinhändler Josef Wilhelm Amrein aufgebaute Gletschergarten
schliesslich bereichert die Tourismusmeile um die neu entdeckte Urgeschichte. Nachdem die
im Sandsteingrund zufällig ausgegrabenen Gletschertöpfe (Amrein will zunächst einen
Weinkeller anlegen) vom prominenten ETH-Geologen Albert Heim als Zeugen der Eiszeit
identifiziert worden sind, integriert Amrein diese alsbald in einen alpinen Park. Er ergänzt sie mit
Fundstücken von Pfahlbauerdörfern, einem Chalet, in dem das «Relief der Urschweiz» zu
sehen ist (das berühmte Pfyffer-Relief), sowie einem pittoresken Springbrunnen. Um diese
grösseren Attraktionen der Museumsmeile herum siedeln sich weitere Etablissements und
Cafés an, in denen Tiroler Bläser und ungarische Fiedler aufspielen. Um 1900 ist der Bär los in
der Leuchtenstadt.
Wieso vermochten diese doch recht disparaten Sehenswürdigkeiten während Jahrzehnten ein
grosses internationales Publikum anzuziehen? Zunächst und naheliegend: Die Touristinnen
und Touristen erfreuten sich am Alpenflair; seit dem 18. Jahrhundert wurde die Schweiz mit
ihren Bergen gleichgesetzt, mit Hirten und Kuhmilch. Die Dioramen, Panoramen und
ausgestopften Tiere boten auch eiligen Gästen die Möglichkeit, die Bergwelt sofort und sogar
bei Schlechtwetter zu erleben. Ferner boten die Einrichtungen viel Belehrung und Bildung, die
den reisenden Mittelschichten wichtig waren.
Die Schweizer Gäste fanden im Bourbaki-Panorama und im Kriegs- und Friedensmuseum ein
nationales Moment: die neutrale Schweiz als Friedensinsel und Vermittlerin.
Sie lernten die Fauna und Flora der Alpenwelt kennen und kamen mit urgeschichtlichem und
glaziologischem Wissen in Berührung; die Ausstellungen zur Urgeschichte wie die inszenierten
Tierwelten basierten auf wissenschaftlichen Publikationen. Die Schweizer Gäste wiederum
fanden im Bourbaki-Panorama und im um 1900 eröffneten Kriegs- und Friedensmuseum ein
nationales Moment: die neutrale Schweiz als Friedensinsel und Vermittlerin zwischen
verfeindeten Mächten.
Vor allem aber, so mutmasst Andreas Bürgi, habe die Tourismusmeile ihrem bürgerlichen
Publikum mit den «Zeitlöchern» der Urgeschichte die Möglichkeit der «Verlangsamung»
geboten. Das 19. Jahrhundert war nicht nur die Epoche des beschleunigten Fortschritts,
sondern auch – und komplementär – des Innehaltens. Die Meile versöhnte die
Industrialisierung mit einer heilen Tradition, die an den Weltausstellungen noch intensiver mit
urtümlichen Bauerndörfern zelebriert wurde.
Mit Bürgis Buch im Gepäck verspricht ein Besuch Luzerns nicht bloss Zerstreuung und
Belehrung, sondern eine Zeitreise in die Vergangenheit, aber nicht in die Urzeit, sondern ins
ausgehende 19. Jahrhundert, als massenmediale Unterhaltung und Kunst noch nicht
geschieden waren, als man vor einem erstarrten Bären erschauerte und einem Steinlöwen
beim Sterben zusah.
2016-12-23 00:00 Urs Hafner www.nzz.ch
87 /100
Koexistenz der Weltanschauungen: Der leere Himmel
Es war letztes Jahr Mitte Dezember in Yokohama. An einer
Strassenkreuzung fragten mich zwei Buben unvermittelt, ob ich dort
wohnte. Sie zeigten auf den Wohnblock in drei, vier Minuten Entfernung,
in dem ich seit einiger Zeit mein Studio habe. Ich schaute sie einen
Moment lang verwundert an. So wiederholten sie die Frage: «Asoko-ni
sunde imaska?» Als ich dies bejahte, verabschiedeten sie sich
voneinander, und einer der beiden machte sich neben mir auf den Weg, ohne zu sagen, dass er
ebenfalls dort wohnt.
Für ihn schien es selbstverständlich, dass man, wenn man denselben Weg hat, ihn zusammen
geht. Jedenfalls machte er einen zufriedenen Eindruck, als er wortlos neben mir hermarschierte.
Vielleicht gefiel es ihm auch, mit einem Gaijin, wie man in Japan die Ausländer nennt, zu
gehen. Allmählich erinnerte ich mich, dass wir einmal zusammen den Aufzug benutzt hatten. Er
war mir schon damals als eines dieser wachen, munteren, in natürlicher Weise höflichen und
offensichtlich klug erzogenen Kinder aufgefallen, über die man sich in meinem Alter
unwillkürlich freut. Man nimmt sie als eine Bestätigung dafür, dass es solche doch immer wieder
gibt.
Um ein Gespräch zu beginnen, fragte ich ihn schliesslich nach Alter und Namen. «Zehn», sein
Familienname und «Sora» waren die Antwort. Ungefragt erklärte er mir, dass «Sora» «Himmel»
bedeute, und zeigte nach oben. Wir befanden uns nur wenige Meter neben dem
Weihnachtsbaum vor unserem Haus, der aus elektrischen Kabeln und unzähligen, sternförmig
blau und weiss leuchtenden Lämpchen angefertigt war. So schien es, wie wenn er sagen
würde: «Vom Himmel hoch, da komm ich her.» Das fiel mir allerdings erst nachträglich ein, als
ich anfing, die Geschichte weiterzuerzählen. Am folgenden Morgen sahen wir uns wieder, als er
zur Schule ging und ich in mein Studio. Er strahlte über das ganze Gesicht.
«Sora» ist ins Englische mit sky, nicht mit heaven zu übersetzen. Gemeint ist nicht der Ort, wo
die «Himmlischen» wohnen: Gott, Götter, kosmische Buddhas, Engel und gut Verstorbene. Das
Wort bezieht sich auf den sichtbaren Himmel über uns – ein weiter und leerer Raum, der an
sonnigen Tagen in hellem, zu Illusionen verleitendem Blau erscheint. Dieser Himmel steht wohl
am Anfang der deutschen Redewendungen «ins Blaue schiessen», «ins Blaue hinein reden»
und schliesslich, mit Kant, «ins Blaue hinein vernünfteln», die kurz nacheinander aufkamen.
Auch sora ist nicht frei von weltanschaulichen Assoziationen. Die Grundbedeutung des Wortes
wird wie diejenige des chinesischen Schriftzeichens, mit dem man es schreibt, mit «leer» und
«hohl» wiedergegeben.
Es versteht sich, dass dieses Zeichen auch für die Wiedergabe eines zentralen Begriffs der
Lehre Buddhas gebraucht wird, für shūnyatā («Leere», «Hohlheit» im Sinn von
«Substanzlosigkeit»). Gelesen wird es in Japan in diesem Fall jedoch nicht mit dem
einheimischen Wort sora, sondern mit dem sinojapanischen kū, das heisst mit der japanisierten
Aussprache des bedeutungsgleichen, aber als vornehmer empfundenen chinesischen Wortes
kōng. Es ist nicht untypisch, dass man in einem fachsprachlichen oder auch philosophischen
Kontext ein Fremdwort dem «gewöhnlichen» Wort der eigenen Sprache vorzieht (man denke an
«All» und «Universum»).
Kōng wird wie sora sowohl für «leer» als auch für den Himmel, wie man ihn sieht und die
Kosmologen in China ihn seit alters deuteten, gebraucht. Der Jesuitenmissionar Matteo Ricci
fand es noch 1595 in einem Brief nach Rom «zum Lachen» («è cosa di riso»), dass chinesische
Gelehrte glaubten, der Himmel sei leer und die Sterne bewegten sich frei in ihm und nicht
befestigt an soliden sphärischen Schalen, so wie man sich dies in Europa vor Newton vorstellte.
Ist es eine «gute Mär», die einem in Ostasien laut den Anfangszeilen von Martin Luthers
Weihnachtslied «Vom Himmel hoch, da komm ich her. Ich bring euch gute neue Mär» einfallen
kann? Für einen Teil der Menschheit ist die Botschaft vom «leeren Himmel» eine aufklärerische.
Sie erleben sie als eine Befreiung. Die Aufklärung ist für sie eine Enttäuschung im positiven
Sinn dieses Wortes. Eine Täuschung, eine Illusion erwies sich mit erfreulichen praktischen
Folgen als nichtig. Für andere ist sie dagegen eine Enttäuschung in der geläufigeren negativen
Wortbedeutung. Das Entschwinden des Zaubers erleben sie als einen Verlust. Sie fügen sich
den Tatsachen, aber mit Bedauern. Die Welt ist ärmer, dürftiger geworden, als sie sich diese
vorgestellt hatten.
Die asiatische Botschaft von der Leere des Himmels kann aber auch eine Anregung sein, an
Weihnachten die verschiedenen Weltsichten, mit denen man sich heute unausweichlich
konfrontiert sieht, zu vergleichen. Wiederum gibt es zwei Gruppen. Die eine liebt es, die
Weltsichten aggressiv gegeneinander auszuspielen. Die andere hat realisiert, dass es Licht
nicht ohne Schatten gibt, chinesisch: Yang nicht ohne Yin. Das Beste in einer Hinsicht
(uneingeschränkte Freiheit) ist in einer anderen ein Feind des Guten (soziale Gerechtigkeit,
Sicherheit).
In Ostasien hat die Mehrheit der Menschen kein Problem damit, Weltanschauungen
unterschiedlicher Herkunft zu einem vielschichtigen Gewebe zu verbinden. Von jeder
Heilslehre nehmen sie das in einer bestimmten Lebensphase und -situation Geeignete. Seit
dies nun auch in Europa und Amerika aufkommt, spricht man von einem Patchwork. Als solches
erscheint es unvermeidlich in Anfangsphasen und bei Unbeholfenen. Im Verlauf der
Jahrhunderte gelingen jedoch, wie es die Geschichte in China und Japan zeigt, ästhetisch
ansprechende und philosophisch attraktive Kompositionen des Heterogenen, aus
verschiedenen Erdteilen Übernommenen zu einem kulturellen Opus, das so komplex ist, wie es
die Wirklichkeit eben ist.
Aber muss man zu dieser Erkenntnis nach Ostasien gehen? Gelang ein derartiges historisches
Opus nicht auch mit der Hellenisierung des jüdischen Christentums? Und dann in einer zweiten
Phase, nunmehr bereits mit ersten Ingredienzien aus China, mit der Aufklärung?
Die überlieferten, mittlerweile alt gewordenen Mären mögen grosse Illusionen sein, aber sie
waren geschichtsmächtig, mit admirablen und mit miserablen Folgen. Interkulturell am
weitesten verbreitet sind die buddhistische, die christliche und die muslimische Botschaft. Sich
von Buddhas Einsicht blenden lassen, dass letztlich alles shunya, also hohl, substanzlos und
unbeständig ist, kann von anderen Einsichten abhalten, die zum Handeln motivieren.
Konfuzianer warfen den Buddhisten in China vor, gesellschaftlich zu wenig aktiv zu sein.
«Principiis obsta!» – «Wehre den Anfängen!» – lautet eine altrömische Mahnung. An sie denkt
man bei den heute die halbe Welt in Schrecken versetzenden religiösen Entgleisungen. Die
Bibel gibt dagegen zu bedenken: Wer Unkraut übereifrig vorschnell ausreisst, läuft Gefahr, mit
ihm auch gute Keimlinge auszureissen. Brauchtum und sein Missbrauch, die vor Weihnachten
jedes Jahr rund um den Erdball gleichzeitig wuchern, sind das anschaulichste und
glücklicherweise ein harmloses Fallbeispiel, bei dem man, wohl nicht nur in Japan, geneigt ist,
die biblische der römischen Weisheit vorzuziehen.
2016-12-23 00:00 Elmar Holenstein www.nzz.ch
88 /100
Terroranschlag in Berlin: Gefasstheit statt «German
Angst»
Von German Angst kaum eine Spur. Der im Englischen sprichwörtliche
Hang der Deutschen zu Hysterie und Apokalyptik hätte zurzeit ja nun
wirklich Gelegenheit hervorzubrechen. Ein Sattelschlepper fräst eine
mörderische Schneise durch den Weihnachtsmarkt bei Berlins
Gedächtniskirche, alles weist auf einen islamistischen Terroranschlag
nach dem Muster von Nizza hin – doch die Bevölkerung bleibt gefasst.
Niedergelegte Blumen und brennende Kerzen verwandeln den Breitscheidplatz in eine
Gedenkstätte des Mitgefühls mit den Opfern. Einheimische Bürger und Migranten versammeln
sich dort zum gemeinschaftlichen tröstlichen Singen. Am Tag nach dem Anschlag bleiben zum
Zeichen der Pietät die meisten Berliner Weihnachtsmärkte geschlossen. Gottesdienste laden
zur solidarischen Andacht ein. Republikweit kommt es zu Momenten des Innehaltens. Vom
panischen Schrecken aber, den Terror erzeugen will, zeigt sich niemand ergriffen. Der
vorweihnachtliche Trubel nimmt nach kurzer Schockstarre seinen Gang wieder auf.
Wieso gelingt vielen Bürgern, jedenfalls fürs Erste, eine Übung in Gelassenheit? Deutschland
habe sich seelisch vorbereiten können, lautet eine Erklärung. Berlin steht am Ende einer langen
Reihe. In New York, London, Madrid, Paris und Nizza hat der islamistische Terror demonstriert,
zu welchem Blutvergiessen er fähig ist. 2016 schliesslich radikalisierte sich die Lage mit einer
Reihe von Attentaten auch in Deutschland. Stets haben Sicherheitsbehörden auf eine
Gefährdungslage hingewiesen, von der es nun heisst, sie habe sich in Berlin als Tat realisiert
und bestehe fort.
Demnach kam, was kommen musste. Man kann allerdings zweifeln, ob die Erwartung eines
Anschlags es leichtermacht, ihn zu ertragen. Der Philosoph Thomas Metzinger, spezialisiert auf
Phänomene des Bewusstseins, äusserte in einem Gespräch, er glaube nicht an eine solche
Erleichterung durch Antizipation des Unheils. Er räumte nur die Möglichkeit ein, dass wir «am
Ende dieses schrecklichen Jahres» durch die Flut negativer Ereignisse «in gewisser Weise
emotional erschöpft sind». Bedeutsamer war ihm das Gefühl, dass sich 2016 eine unheilvolle
Entwicklung beschleunigt und zugespitzt habe.
Diesen Eindruck teilen viele. Eine Angst, die nicht die German Angst ist, liefert das Stichwort in
zahlreichen Äusserungen. Die Kanzlerin sagt, «wir» sollten uns von der «Angst vor dem
Bösen» nicht lähmen lassen. Ihr Innenminister betont, es sei ihm «ungeheuer wichtig», dass die
Angst nicht «unseren freiheitlichen, verantwortlichen Lebensstil» zerstört. Der Bundespräsident
beschwört die deutsche Gesellschaft als humane Gemeinschaft: «Unser Zusammenhalt wird
nicht schwächer, er wird stärker, wenn wir angegriffen werden.»
Nicht die Angst vor dem nächsten Anschlag, das Zittern um Leib und Leben, spricht aus diesen
Ermahnungen. Noch vor der Sorge um die innere Sicherheit rangiert die Sorge um den inneren
Frieden, die Furcht vor der gesellschaftlichen Spaltung und Fremdenhass, das Bangen um
Liberalität, das Ringen um politischen Machterhalt. Das grosse «Wir», das die Regierenden
beschwören, ist längst fraglich geworden. Es stimmt eben nicht, wenn Angela Merkel sagt, es
sei «für uns alle» schwer zu ertragen, wenn sich herausstellte, dass ein Asylbewerber die Taten
in Berlin begangen habe. Für manchen, der mit der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin hadert, wäre
das ein gefundenes Fressen und eine Bestätigung dessen, was er ohnehin zu wissen glaubt.
Noch bevor Identität und Motiv des Berliner Attentäters zweifelsfrei geklärt sind, politisieren
Rechtspopulisten infam die Schuldfrage: Die Opfer des Sattelschlepper-Fahrers seien «Merkels
Tote».
Man kann, wie es Jürgen Kaube in der «FAZ» tat, darauf beharren, dass Rechtsstaatlichkeit
darin bestehe, «die Schuld dem Täter und nicht seiner Herkunft zuzurechnen». Natürlich ist kein
Flüchtling ein potenzieller Terrorist, nur weil er Flüchtling ist. Aber wenn man bei gewöhnlichen
Kriminellen das Milieu heranzieht, um die Prägung ihrer Motive zu beleuchten, dann ist es nicht
absurd, bei Tätern mit Migrationshintergrund auch ebendiesen Hintergrund mitverantwortlich zu
machen. In juristische Haftung lässt sich zwar nur das Individuum nehmen, das verbrecherisch
gehandelt hat. Die gesellschaftliche Haftung indes reicht weiter.
Sozial-, Bildungs- und gegebenenfalls die Einwanderungspolitik haben auf Probleme zu
reagieren. Und das versuchen sie ja auch, beispielsweise dann, wenn die Migration zu einem
Import frauenverachtender Macho-Kulturen führt. Täglich haben Polizisten, Sozialarbeiter,
Lehrer mit schwierigen Fällen zu tun, die sowohl individuell wie kulturell determiniert sind. Man
muss beide Faktoren sehen, darf nur nicht bei Delikten von der Individual- zur Kollektivhaftung
übergehen. Sehe ich, wie ein Mann einer ihm fremden Frau aus purer Laune in den Rücken tritt,
so dass sie die Treppe eines Berliner U-Bahnhofs hinabstürzt, und es stellt sich heraus, dass er
Bulgare ist, so denke ich unwillkürlich: Einem westeuropäischen Mann ginge das gegen die
Ehre – der Treter hat wohl eine andere, die auch mit seiner Herkunft zu tun hat. Und mit diesem
Affekt bin ich nicht allein. Darf man das sagen, ohne alle zivilisierten Bulgaren, die sich zu
solchen Tritten nie und nimmer hinreissen liessen, zu beleidigen?
Weil die moralischen Affekte so sind, wie sie sind, nämlich kulturalistisch eingefärbt, liegt die
Gefahr der Vermischung nahe: Der Fremde, dessen verwerfliches Handeln wir auf einen
fremden Sittenkodex zurückführen, wird rasch zum Stellvertreter dieser Sittlichkeit. So kommt
seine Herkunft ins Spiel. Zu dem Berliner Attentat sagte der Bonner Politologe Tilman Mayer:
«Wenn es ein Flüchtling ist, steht die Flüchtlingsthematik natürlich im Raum.» Man muss
fürchten, dass dann nicht nur über ein strengeres Grenzregime diskutiert wird , sondern dass
das Klima insgesamt ungemütlicher wird. Die Feindbilder könnten sich verschärfen, Flüchtlinge
misstrauischer beäugt werden, und vor allem Muslime könnten es künftig schwerer haben in
Deutschland.
Das vorab veröffentlichte Titelblatt der deutschen Ausgabe von «Charlie Hebdo» zeigt ein
Lebkuchenhaus, aus dem Gewehrläufe ragen, begleitet von den Worten: «Sie werden unsere
Art zu leben nicht verändern.» Das ist der satirische Kommentar zu dem vollmundigen
Versprechen, die liberale Gesellschaft werde ihre Werte behaupten. Kann sie das, wenn sie
sich verschanzt? Der Berliner Anschlag dürfte allgemein die Bereitschaft erhöhen, eine stärkere
Überwachung des Datenverkehrs und des öffentlichen Raums hinzunehmen. Diesmal noch war
bei der Fahndung das Bundeskriminalamt auf Handy-Fotos und -Filme der Bevölkerung
angewiesen. Der Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft findet das absurd. Mit einer
Aufrüstung der Innenstädte mit Überwachungskameras ist zu rechnen. Mit einer Verschärfung
der rechtspopulistischen Rhetorik hingegen nicht. Die hat, zumal auf Twitter, in diesen Tagen
ein Hass-Niveau erreicht, das sich kaum noch überbieten lässt.
2016-12-23 00:00 Joachim Güntner www.nzz.ch
89 /100
Jugenddelinquenz:
Beweismittel wird
Wenn
das
Smartphone
zum
Smartphones können die Arbeit der Jugendstrafbehörden wesentlich
vereinfachen, indem sie in einem Strafverfahren wichtige Beweise liefern.
Doch oftmals geben sie auch erst Anlass, ein Strafverfahren überhaupt zu
eröffnen. Gewisse Delikte wie Ehrverletzungen verlagern sich bei
Jugendlichen zunehmend in den virtuellen Raum – mit massiven
Konsequenzen.
Der Medienkonsum der Schweizer Jugendlichen ist in den letzten Jahren rasant gestiegen, wie
die James-Studie von ZHAW und Swisscom belegt. 99 Prozent der Teenager besitzen heute ein
Mobiltelefon, meistens handelt es sich dabei um ein Smartphone. Und der Konsum nimmt
laufend zu, so surfen die Jugendlichen alleine unter der Woche durchschnittlich zweieinhalb
Stunden pro Tag im Netz.
Die Möglichkeit, jederzeit zu kommunizieren sowie jedes Detail des alltäglichen Lebens
fotografisch oder per Video festzuhalten, hat auch Einfluss auf die jugendstrafrechtliche Arbeit.
So können auf Videos festgehaltene Tätlichkeiten in einem Strafverfahren wichtige Beweise
liefern; genauso wie Chat-Nachrichten, welche ein Delikt belegen und den jugendlichen
Beschuldigten letztlich überführen. Doch Smartphones dienen in Strafverfahren nicht nur als
Beweismittel; gerade bei Jugendlichen gewinnen sie bei der Tatbegehung zunehmend an
Bedeutung, und zwar dann, wenn sie als Tatinstrument eingesetzt werden.
Gewisse Delikte wie Pornografie und Gewaltdarstellungen finden bei Jugendlichen mittlerweile
ausschliesslich im digitalen Raum statt. So war praktisch bei sämtlichen im letzten Jahr bei den
Zürcher Jugendanwaltschaften eingegangenen Anzeigen wegen Pornografie ein Smartphone
involviert. Sei es, weil Bild- oder Filmmaterial mit pornografischem Inhalt in den Klassen-Chat
gestellt wurde, ein Sexvideo von den Jugendlichen gedreht und ungefragt weiterverbreitet
wurde, oder wegen Sexting-Nachrichten, die einst einvernehmlich ausgetauscht und dann
ungefragt weiterverbreitet wurden.
Bei den genannten Delikten spielte das Smartphone stets eine entscheidende Rolle – und zwar
als Tatinstrument sowie als Beweismittel. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Straftatbestand der
Gewaltdarstellungen, wo es zu Anzeigen kam, weil Jugendliche Videos mit
Gewaltdarstellungen auf ihrem Smartphone speicherten und per Chat oder in den sozialen
Netzwerken weiterverbreiteten sowie inszenierte Prügeleien filmten.
Die Folgen missbräuchlicher Mediennutzung können für Jugendliche massiv sein – nicht nur im
Bereich der Pornografie, wenn intime Bilder plötzlich ungefragt an Dritte weiterverschickt
werden.
Zwar lassen sich Ehrverletzungen im Internet strafrechtlich besser beweisen, als wenn sie
verbal ausgestossen werden. Allerdings wiegen Ehrverletzungen im digitalen Raum für das
Opfer ungleich schwerer.
So verlagern sich Ehrverletzungen – dazu gehören Verleumdung, üble Nachrede und
Beschimpfung – bei Minderjährigen zunehmend in den digitalen Raum, wobei diese Art von
Delikten überdurchschnittlich oft von Mädchen begangen wird. Jede dritte Ehrverletzung,
welche im letzten Jahr im Kanton Zürich zur Anzeige kam, fand im Internet statt, dazu gehören
üble Beschimpfungen in den sozialen Netzwerken genauso wie die Erstellung eines FakeProfils oder die Veröffentlichung von verleumderischen Aussagen im Netz.
Zwar lassen sich Ehrverletzungen im Internet, in den sozialen Netzwerken oder auch in Chats
strafrechtlich besser beweisen, als wenn sie verbal ausgestossen werden, was dazu führen
mag, dass es öfter zu einer Anzeige kommt. Allerdings wiegen Ehrverletzungen im digitalen
Raum für das Opfer ungleich schwerer. Nicht nur dass die Reichweite digitaler
Verunglimpfungen sehr viel grösser ist, als wenn ehrverletzende Aussagen in der Realität
gemacht werden, ehrverletzende Inhalte lassen sich – wenn sie erst einmal im Internet
verbreitet wurden – kaum mehr kontrollieren. Kommt hinzu, dass sich Täter und Opfer meist
kennen und auch weiterhin miteinander verkehren müssen, weshalb jedes fünfte Verfahren im
Kanton Zürich mit einer Mediation beigelegt wird.
Eine weniger signifikante Rolle spielt das Smartphone hingegen bei Delikten wie Drohung und
Nötigung. So werden Drohungen von Jugendlichen vor allem verbal geäussert, knapp jede
vierte im letzten Jahr zur Anzeige gebrachte Drohung wurde jedoch per Text- oder
Sprachnachricht ausgestossen, was wiederum Auswirkungen auf die Beweisführung hat.
Werden Jugendliche einer Nötigung beschuldigt, so findet diese hingegen primär physisch, und
zwar unter Anwendung oder Androhung von Gewalt, statt.
Dem Smartphone kommt dabei nur eine marginale Bedeutung zu. Lediglich jeder zehnte Fall
von Nötigung wurde mittels Whatsapp begangen, und nur in einem Fall wurde das Opfer mittels
zuvor abgespeicherter Fotos genötigt. Bezeichnend war, dass es sich dabei um einst per
Sexting ausgetauschte Fotos handelte.
2016-12-23 00:00 Patrik Killer www.nzz.ch
90 /100
Was heute wichtig ist
US-Behörden brummen Credit Suisse Milliarden-Strafe auf. Die
Schweizer Grossbank legt ihren
Streit wegen
umstrittener
Hypothekengeschäfte mit einer Zahlung von rund 5,3 Milliarden Dollar
bei. Die Summe ist etwas grösser, als die CS eigentlich erwartet hat. Der
Vergleich müsse noch vom Credit-Suisse-Verwaltungsrat genehmigt
werden, hiess es in einer Mitteilung.
Die Deutsche Bank einigt sich im Hypothekenstreit mit den USA. Sie zahlt 3,1 Milliarden Dollar
Zivilbusse und 4,1 Milliarden Dollar an Bereitstellungen für Entschädigungen. Das ist nur halb
so viel, wie ursprünglich von den USA gefordert. Doch die US-Justiz und das Institut einigten
sich nach monatelangen Verhandlungen auf den Vergleich, wie die Bank in der Nacht zum
Freitag mitteilte.
Die italienische Krisenbank Monte dei Paschi wird erneut vom Staat aufgefangen. Das Kabinett
hat in der Nacht zu Freitag ein Notfall-Dekret angeordnet, das die Bildung eines Rettungspakets
in der Höhe von 20 Milliarden Euro vorsieht. Zuvor war bekannt geworden, dass die geplante
Kapitalerhöhung von Monte dei Paschi di Siena gescheitert war. Zum Kommentar
Asad kontrolliert wieder ganz Aleppo. Die syrische Armee erklärte, sie kontrolliere nun wieder
die vier Jahre lang umkämpfte Stadt. Die Evakuierung der letzten Rebellengebiete Aleppos
wurde zuvor abgeschlossen.
Die USA und Russland verschärfen ihre Rhetorik zu Atomwaffen. Der Kremlchef Wladimir Putin
und der künftige amerikanische Präsident Donald Trump schlagen im Umgang mit den
Atomwaffenarsenalen ihrer Länder markige Töne an. Beide fordern eine Stärkung ihrer
Nuklearmacht.
Polizisten in Duisburg und Melbourne verhindern mögliche Anschläge. Die Polizei in Duisburg
meldete in der Nacht auf Freitag einen Grosseinsatz in einem Einkaufszentrum. Sie nahm zwei
Brüder fest, die möglicherweise einen Anschlag auf das Kaufhaus geplant haben sollen.
Australiens Polizei wiederum hat ein mögliches Blutbad am Weihnachtstag in Melbourne
verhindert. Eine Gruppe von Islamisten hatte gleich mehrere Anschläge geplant, hiess es am
Freitag.
Wladimir Putin hält seine grosse jährliche Pressekonferenz ab. Der Kreml rechne dieses Mal
vor allem mit Fragen zur amerikanischen Wahl, zu Syrien und zur innenpolitischen Lage, sagte
der Sprecher des russischen Präsidenten. Putin steht bei dieser Pressekonferenz mit 1400
Journalisten aus dem In- und Ausland stundenlang Rede und Antwort. Aktualisierung am Mittag
Das Briefing wird aktuell betreut von Franziska Engelhardt , Nachrichtenredaktorin. E-Mail:
[email protected]
Das Briefing der NZZ fasst die wichtigsten Nachrichten des Tages zusammen. Von 6 Uhr bis 24
Uhr halten wir es stets aktuell. Sie finden es auf der Startseite von NZZ.ch und in der NZZ-App.
Speichern Sie www.nzz.ch/briefing als Lesezeichen, um direkt zum aktuellen Briefing zu
kommen. Ältere Briefings finden Sie im Archiv.
2016-12-23 00:00 Franziska Engelhardt www.nzz.ch
91 /100
Kleiderdetailhandel: Zalando lässt Schweizer Modehäuser
alt aussehen
Der beispiellose Erfolg des Online-Kleiderhändlers Zalando hat unter den
Schweizer Modehäusern ein kostspieliges digitales Wettrüsten ausgelöst.
Seit die deutsche Firma auch in die Schweiz liefert, hat sie ihren Umsatz
hierzulande laut Schätzungen von 160 Mio. Fr. (2012) auf 510 Mio. Fr. im
laufenden Jahr gesteigert. Damit läge Zalando irgendwo zwischen dem
hiesigen Marktführer H&M, er erwirtschaftete 2015 on- und offline einen
Umsatz von 784 Mio. Fr., und C&A (471 Mio. Fr.).
Online-Shopping, verkörpert vor allem von Zalando, gilt neben dem starken Franken als einer
der Hauptgründe für die derzeitige Krise im Kleiderdetailhandel. Sie äussert sich in
Firmenkonkursen, in der Verkleinerung von Filialnetzen etablierter Anbieter und im Verkauf
einzelner Geschäfte.
Doch das deutsche Unternehmen setzt den Schweizer Modefirmen nicht nur dadurch zu, dass
es hiesige Kunden gewinnt. Als europäischer Marktführer im Internet-Kleiderhandel definiert
Zalando auch die Massstäbe dafür, was der Betreiber eines Online-Shops der Kundschaft
mindestens bieten sollte. Zalando gewöhnte die Konsumenten beispielsweise daran, dass
Lieferung und Rückversand gratis sind.
Dieser Service löst aber erhebliche Kosten aus. Das 2008 in Berlin gegründete Unternehmen
hat sieben Jahre gebraucht, um die entsprechend hohen Ausgaben in den Griff zu bekommen
und Gewinn zu erzielen. 2015 erwirtschaftete Zalando einen Umsatz von 3 Mrd. € und einen
Gewinn von 122 Mio. €. Profitabel sind insbesondere die zu einem Segment
zusammengefassten Märkte Deutschland, Schweiz und Österreich (operative Gewinnmarge
2015: 5,8%), während das übrige Dutzend Länder, wo Zalando präsent ist, noch rote Zahlen
schreibt (–0,8%).
Die Logistik spielt im Internetverkauf eine entscheidende Rolle. Wenn man bedenkt, wie lange
es gedauert hat, bis Zalando zum ersten Mal einen operativen Gewinn erzielte, dann wird
ersichtlich, wie schwierig das Online-Geschäft auch für Schweizer Anbieter sein muss. Dazu
kommt, dass Zalando fast ausschliesslich im Internet tätig ist und somit seit Beginn nur die
Webshop-Logistik kennt und zu bewältigen hat. Hiesige Konkurrenten dagegen sind mit einer
traditionellen Filiallogistik gross geworden und wenig vertraut mit dem Versand und der
Rücknahme einer riesigen Zahl einzelner Pakete.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Schweizer Modehäuser in ihren Online-Shops erst geringe
Volumen absetzen. Kaum ein etablierter Anbieter erwirtschaftet hierzulande mehr als 10% der
Erlöse online (vgl. Grafik). Zalando dagegen verschickte 2015 laut einer Schätzung des
Branchen-Blogs Carpathia 8,8 Mio. Pakete alleine in die Schweiz. Zusammen mit den übrigen
bearbeiteten Märkten ergeben sich Volumina, die eine starke Automatisierung der Logistik
tendenziell sinnvoll und auch bezahlbar machen. Laut André Claassen, Modespezialist bei der
deutschen Beratungsfirma KPS, sind es denn auch nicht die eigentlichen Transportkosten, die
am schwersten wiegen. Wer ein Paket verschickt und die darin verpackten Kleider verkauft,
verkraftet die Übernahme der Transportkosten einigermassen problemlos. Das Genick brächen
einem vielmehr die Retouren.
Die entsprechende Quote liegt in der Schweiz im Bereich Textilien laut der
Marktforschungsfirma GfK bei durchschnittlich 45%. Aussagen von Branchenkennern deuten
darauf hin, dass Länder, in denen Zalando weniger stark ist, wie beispielsweise Frankreich,
deutlich niedrigere Retouren-Quoten kennen. Auch hier scheint Zalando also Massstäbe zu
setzen.
Die Händler müssen die Retouren aber sichten, unter Umständen reinigen und
wiederaufbereiten und zurück in den Warenfluss bringen. In gewissen Fällen können sie die
entsprechenden Stücke nur noch mit Rabatt in einem Outlet loswerden, oder sie müssen sie
sogar vollständig abschreiben. All das erfordert zusätzliche Logistikkapazitäten und löst hohe
Kosten aus.
Weil aber die Konsumenten immer mehr im Internet einkaufen, kann es sich trotzdem kein
Schweizer Modehändler mehr erlauben, dem Internet fernzubleiben. Deshalb investieren
derzeit fast ausnahmslos alle in Online-Shops, seien es Markenfirmen wie Calida und Mammut
oder Händler wie PKZ, Schild und Mode Bayard. Gleichzeitig ist das Internet aber für nahezu
alle ein Verlustgeschäft. Fredy Bayard von Mode Bayard beispielsweise gibt offen zu, dass er
den Webshop den Marketing-Ausgaben zuordnet.
Mittelfristig dürfte eine Bereinigung unter den Webshops in der Schweiz unausweichlich sein.
Nicht jede Markenfirma und nicht jedes stationäre Kleiderhandelsgeschäft dürfte künftig noch
einen eigenen Online-Shop betreiben. Vielmehr ist eine stärkere Spezialisierung auch im Netz
zu erwarten. Anbieter wie Amazon, Ebay und seit kurzem auch Zalando bieten gerade kleineren
Modefirmen an, für sie die gesamte Web-Logistik zu übernehmen, von der Programmierung des
Shops bis zur Auslieferung des Pakets und zur Behandlung der Retouren. Der Preis dafür ist
dann allerdings, dass die Modefirmen einem Konkurrenten ihre kostbaren Daten offenlegen
müssen.
Einer der derzeit am häufigsten gewählten Wege von Detailhändlern ist die Verknüpfung des
stationären Handels mit dem Internet. Das Modehaus Schild beispielsweise hat in seinen
Filialen digitale Stationen eingerichtet, an denen die Verkäufer ihre Kunden beraten und ihnen
auch Produkte anbieten können, die an einem anderen Standort verfügbar sind. Diese «digitale
Erweiterung» von Filialen funktioniert offenbar gerade an kleineren Standorten schon ganz gut.
Mit diesem Vorgehen wird versucht, das eigene Ladennetz besser zur Geltung zu bringen.
Kunden können sich Kleider in Filialen liefern lassen, sie können sie dort zur Anprobe
reservieren, zurückbringen und so weiter. In dieser «Omnichannel»-Sichtweise spielt es dann
auch eine untergeordnete Rolle, dass sich der Verkauf über das Internet streng betrachtet gar
nicht lohnt. Schliesslich hat er so auch auf das stationäre Geschäft einen positiven Einfluss.
Trotzdem bleibt der Druck von Zalando auf die Schweizer Konkurrenz gross, und er wird noch
zunehmen. So hat die Firma im Sommer 2016 im süddeutschen Lahr, weniger als 200 km von
Zürich entfernt, das vierte Logistikzentrum eröffnet. Es ist für die effizientere Belieferung
insbesondere des Schweizer Marktes konzipiert.
Darüber hinaus wird in der Online-Logistik allgemein die Schraube zunehmend stärker
angezogen. Nicht nur Zalando bietet immer mehr und immer bequemere Optionen an beim
Versand und bei den Retouren. Die Konsumenten erwarten auch, dass die Ware immer
schneller und punktgenauer ausgeliefert wird. Sie wollen die Sachen am gleichen Tag, am
Abend, am Sonntag.
Auf diesen Trend stellt sich auch der Schweizer Marktführer im Paketgeschäft, die Post, ein. Sie
testet seit einiger Zeit in Bern, zusammen mit dem Startup Notime, eine Online-Plattform
namens Kaloka, die Lieferungen am selben Tag anbietet. Die Post hegt dabei durchaus noch
grössere Ambitionen. Sollte sich der bis Ende 2017 laufende Test trotz ernüchterndem Start
bewähren, will man versuchen, sich im Online-Plattformen-Geschäft à la Amazon ein Standbein
aufzubauen. Ein Projekt, das bekanntermassen auf ähnliche Weise auch die Telekomfirma
Swisscom zusammen mit dem Detailhändler Coop unter dem Namen Siroop verfolgt.
Und schliesslich zeigen die jüngsten Entwicklungen bei Zalando, dass auch die Beratung, eine
traditionelle Stärke des stationären Handels, digital möglich ist. Wie die deutsche Firma
Outfittery, die in der Schweiz bereits über 65 000 Kunden hat, bietet Zalando mittlerweile im
Internet auch eine personalisierte Modeberatung an.
Alles in allem dürften die richtig schwierigen Zeiten für den Modehandel in der Schweiz also
erst noch anbrechen. Die beiden grössten Modekonzerne der Welt, Zara-Mutter Inditex aus
Spanien und H&M aus Schweden, dürften alleine aufgrund ihrer schieren Grösse auch in der
neuen digitalen Modewelt bestehen können. Auch wenn die beiden langsam gestartet sind.
Schwerer dürften es Schweizer Anbieter haben, die zu klein sind, um Investitionen in IT und
Logistik zu tragen, und die nicht über eine glasklare Positionierung im verbleibenden
stationären Geschäft verfügen.
2016-12-23 00:00 Christoph G www.nzz.ch
92 /100
Kampf um Wintergäste: Alphorn blasen statt Ski fahren
Guetzli verzieren, Trampolin springen, an Malwettbewerben teilnehmen, Alphorn blasen oder
kulinarisch wandern: Bringt man damit Gäste in die Berge? Zahlreiche
Schweizer Wintersportgebiete hoffen es, denn es geht um viel. Die
Woche zwischen Weihnachten und Neujahr ist die umsatzstärkste in der
ganzen Saison – sofern es Schnee hat. Doch der Winterzauber ist im
Dezember bisher vielerorts ausgeblieben. Darunter leiden nun vor allem
mittelgrosse Skiregionen, die ihre Pisten nicht oder nur zu einem geringen Teil künstlich
beschneien.
«An Wintersport ist momentan nicht zu denken», sagt Silvana Colette, Marketingverantwortliche
der Mythenregion. Dank der Gondelbahn auf die Rotenflue werden über die Festtage aber
trotzdem Gäste erwartet, die dem nebligen Grau entfliehen möchten. Märchenstunden,
Zauberer oder Raclette-Abende sollen nebst Wanderern weitere Besuchergruppen, wie etwa
Familien, ansprechen und zusätzliche Umsätze in der Gastronomie generieren. Klar aber ist:
Die Einnahmen werden bei weitem nicht so hoch ausfallen, als wenn die Pisten in Betrieb
wären. Diese Erfahrungen haben auch die Sportbahnenbetreiber in Elm gemacht: Im Dezember
2015 präsentierte sich die Lage nicht anders. Bloss rund ein Viertel der sonst üblichen
Einnahmen wurde damals in die Kasse gespült. «Einbussen wird es auch diesmal geben»,
vermutet Direktor Bruno Landolt. Leider sei es später im Laufe der Saison fast nicht möglich, die
fehlenden Umsätze wettzumachen. Um für die kommenden Jahre besser gewappnet zu sein,
sollen deshalb die Projekte für Beschneiungsanlagen vorangetrieben werden. Auf künstlichen
Schnee will ab 2017 auch Disentis setzen: Vorderhand bietet man den Touristen
Klosterbesuche oder einen Zugriff auf die digitale Bibliothek der gesamten Ostschweiz an –
beides kostenlos.
Doch auch wer bereits über Schneekanonen verfügt, ist diesen Dezember nicht unbedingt
glücklich mit ihnen geworden. «Die langanhaltende Inversionslage hat uns Schwierigkeiten
bereitet», sagt Jürg Schustereit von den Bergbahnen in Wildhaus. Zwischen 1400 und 1500
Metern sei es zu warm gewesen, künstlichen Schnee zu produzieren.
Deshalb habe man ein Depot unterhalb der Nebelgrenze im Tal anlegen müssen. Mit grossem
Aufwand wurden nun die kritischen Abschnitte auf den Pisten von unten her aufbereitet. Doch
eine Alternative hat es nicht gegeben. «Unser Kerngeschäft ist der Schneesport», sagt
Schustereit. Auch ein eingeschränktes Pistenangebot müsse sichergestellt werden, da man
sonst das wichtige Angebot mit den Skischulen nicht aufrechterhalten könnte. Doch darüber
wird sich manch ein Knirps in Braunwald vielleicht gerade freuen: Wann schon steht einem
Tandemsprung oder einem Bauernhofbesuch nichts im Weg?
2016-12-23 00:00 Susanna Ellner www.nzz.ch
93 /100
Reden über die Schweiz: Genug polemisiert
Es ist die Zeit der Simplifizierung. Zum optimalen Richtwert für
Botschaften sind 140 Twitter-Zeichen geworden: Wer sich nicht kurz
fassen kann, ist verloren. Der Daumen geht rauf, die Facebook-Emojis
zeigen Zustimmung oder Ablehnung. Das bedeutet Ja oder Nein,
Gewinner oder Versager, gut oder böse, schwarz oder weiss. Es gibt
kaum Zwischentöne. Die Zeit für Argumente fehlt. Entsteht eine Debatte,
endet sie oft im wüsten Gezänk. Die Spirale des Gehört-werden-Wollens und des UrteilenWollens dreht sich immer schneller. Wären die Tendenzen zum ungehemmten Urteilen – und
Verurteilen – nicht so evident, wäre man geneigt, nur Vorteile in den neuen Möglichkeiten der
pluralisierten Meinungsäusserung zu erkennen. Die Simplifizierung aber, gepaart mit einer
diskursiven Verrohung, führt letztlich zu Verunsicherung und Desorientierung.
Die sich in den (un)sozialen Netzwerken ausbreitenden Denkarten schwappen
selbstverständlich aus der digitalen in die reale Welt hinüber. Schwarz und weiss muss es auch
in der Politik zu- und hergehen. Wer über die Schweiz spricht, neigt zu Zuspitzung und
schemenhaftem Denken. Es gibt entweder Stadt oder Land, Punkt. Die Schweiz: Sie ist eine
Rosinenpickerin, Profiteurin, Egoistin, Abseitssteherin, Isolationistin, Fremdenfeindin. Gerade
Intellektuelle, erstaunlich eigentlich, neigen dazu, solche Bilder ihres Landes zu malen. Jemand
war sogar der Ansicht, die Schweiz sei des «Wahnsinns». Solche Zuspitzungen werden gehört
– gerade, wenn die knackigen Botschaften im Ausland abgesetzt werden.
Um es vorwegzunehmen: Des Wahnsinns ist die Schweiz nicht. Fundamentalkritiker in Bezug
auf das Land entlarven sich häufig als mit den politischen Mehrheiten unzufriedene
Zeitgenossen. Sie müssen nicht selber in die politische Arena steigen, aber zumindest ein
grösseres Verständnis für politische Arbeit und Prozesse entwickeln. Manche Schweiz-Kritiker
kämpfen mit der Kleinräumigkeit des Landes, mit der sie einen vermeintlichen Kleingeist in
Verbindung bringen. Diese Kritiker wünschen sich eine aktive Schweiz, eine, die mitmacht, die
sich an die grossen Würfe heranwagt, die ihre Erfahrungen global einbringt. Sie verkennen
aber die realen Gestaltungsmöglichkeiten. Statt die getadelte Enge aufzubrechen, zieht es die
Vertreter dieser Gattung entweder ins persönliche Reduit oder nach Paris und Berlin.
Wer seine Positionen
nur maximiert und in der politischen Auseinandersetzung nicht eine Handbreit nachgibt, nimmt
in Kauf, dass das Land seine
politische Stabilität verliert.
Die Schweiz allerdings ist weder in einer geistigen Enge gefangen noch auf so abschüssigen
Wegen unterwegs, wie behauptet wird. Faktum ist, dass die Alpenrepublik, trotz allen
bemühenden Debatten um die Masseneinwanderungsinitiative, eine der offensten
Gesellschaften der Welt ist, dass die Zuwanderung gemessen an der Bevölkerungsgrösse
wesentlich höher ist als in vielen Gegenden Europas, dass die Chancen für die Zuwandernden
hoch sind, sei es in Bildung oder Arbeitswelt, und dass im urbanisierten Mittelland eine
Multikulturalität gelebt wird, die ihresgleichen sucht. Dass sich aufgrund dieser Tatsache
Identitätsfragen stellen und Menschen Überfremdungsängste in sich tragen, ist normal –
solches passiert, wie Figura zeigt, in vielen anderen Ländern auch. Statt aber diesen Menschen
von der Kanzel herab «faschistoide» Gesinnung vorzuwerfen, täte man besser daran, die
Sorgen ernst zu nehmen. In diesem Kontext wären direktdemokratische Entscheide ernst zu
nehmen.
Verbunden wird die Krittelei an der vermeintlichen Enge des Landes mit einer Kritik am
erarbeiteten Wohlstand. Gezeichnet wird dann eine Schweiz der Banken und des gehorteten
Geldes. Das Bild des vollgefressenen Kapitalisten ist nicht weit. Das ist natürlich ein Zerrbild wie
die «Schoggi-Schweiz». Es wird den industriellen Realitäten und der Innovationskraft des
Landes jenseits von Kontoführung und Investment Banking nicht gerecht. Gar beleidigend ist
die Wohlstands-Kritik für einen zunehmend herausgeforderten Mittelstand, der immer mehr
unter Steuern und Abgaben ächzt. Die Wohlstands-Kritiker ist nur zu fragen: Was wäre die
Alternative? Weniger Wohlstand und ergo weniger Geld für sozialen Ausgleich, Bildung,
öffentlichen Verkehr?
Also alles gut im Lande Tells? Freilich nicht.
Angesichts der zunehmend wirtschaftlich motivierten globalen Migrationsströme kann der
Schweiz das Wohlstands-Gefälle nicht gleichgültig sein. Zwar gibt es so etwas wie einen
gesunden Egoismus. Man darf die Prioritäten bei sich und bei seinem Land setzen. Aber ein
solcher Egoismus schliesst Hilfsbereitschaft, Mitmenschlichkeit und vernünftiges Handeln nicht
aus. Hier könnte die Schweiz mehr tun. Beispielsweise sollte sie Lösungen vorschlagen, wie
die lokale Bevölkerung in Schwellen- oder Drittweltländern von den zum Teil hohen Gewinnen
internationaler Unternehmen, die hierzulande ansässig sind, profitieren könnte. Die Schweiz
könnte überdies ihren Protektionismus überdenken, etwa im Agrarbereich. Ein richtig gestalteter
Freihandel würde unterprivilegierten Ländern tatsächlich Chancen eröffnen.
Auf dem politischen Parkett gibt es unverkennbare Radikalisierungstendenzen, und zwar rechts
wie links. Das Motto hier: «Nur wir haben recht!» Da kommt es wieder, dieses fatale SchwarzWeiss-Denken, dieser Verzicht auf Argumentation. Wahre Demokraten wissen, dass Menschen
in offenen Gesellschaften per definitionem unterschiedlich denken. Nur die vermeintlichen
Demokraten meinen, alle müssten so denken wie sie. Wer akzeptiert, dass unterschiedliche
politische Haltungen das notwendige Futter jeder Demokratie sind, der muss zum Schluss
kommen, dass nur der politische Kompromiss uns vor unheilvollen Zuständen bewahren kann.
Wer seine Positionen nur maximiert und in der politischen Auseinandersetzung nicht eine
Handbreit nachgibt, nimmt in Kauf, dass das Land seine politische Stabilität verliert.
Man ist geneigt, von einer ordnungspolitischen Verluderung zu sprechen. So nimmt der Glaube
an den Staat stetig zu, während jener an die Marktkräfte abnimmt.
Auch wirtschafts- und ordnungspolitisch steht nicht alles zum Besten. Man ist geneigt, von einer
ordnungspolitischen Verluderung zu sprechen. So nimmt der Glaube an den Staat und seine
Wirkungsmacht stetig zu, während jener an die Marktkräfte abnimmt. Um nur ein Beispiel zu
nehmen: Im Medienbereich setzt sich in Politik und Öffentlichkeit schleichend die irrige
Annahme durch, nur eine mit Steuermitteln finanzierte Medienanstalt könne noch die wichtige
demokratiepolitische Rolle, die den Medien zugesprochen wird, wahrnehmen. Welch ein
Trugschluss!
Anlass zur Sorge geben sodann die stetigen Angriffe auf den liberalen Arbeitsmarkt. Statt in
Länder zu blicken, die ihren Arbeitsmarkt durchreguliert haben, und nüchtern zu analysieren,
was dort genau geschieht, meinen selbst sich liberal nennende Parteien, sie müssten nun –
aufgrund welcher Zwänge auch immer – zur Bürokratisierung schreiten. Die Euphemismen
dazu lauten «Vorrang light» und «flankierend». Welch ein Unsinn!
Die Schweiz macht vieles, aber nicht alles richtig. Es sind die übergeordneten
Herausforderungen, die Sorgen bereiten. Dazu zählen – gerade unter dem Aspekt der
Migration – die tatkräftige Eröffnung von Chancen für wenig privilegierte Länder, der Erhalt der
politischen Stabilität im Lande selbst und die Fortsetzung des wirtschaftlichen Erfolgsmodells.
Politiker und Behörden sollten ihr Handeln danach ausrichten. Und Intellektuelle könnten, statt
zu polemisieren, auch einmal konstruktive Beiträge zu diesen grossen Fragen liefern. Das wär
doch was.
2016-12-23 00:00 Michael Schoenenberger www.nzz.ch
94 /100
Schweizer Golfer: Vom Ersparten leben
Mit knapp 150 000 Euro Preisgeld war der Senior André Bossert der mit
Abstand erfolgreichste Schweizer Golfprofi in diesem Jahr. Es ist ein
Betrag, der den 53-jährigen Zürcher zur Nummer 3 im Jahresklassement
der europäischen Senior-Tour macht – dank der konstantesten Saison
der Karriere und dem ersten Turniersieg bei den über 50-Jährigen. Alle
übrigen Schweizer im Profigolf waren nicht annähernd so erfolgreich und
verdienten zusammen weniger Preisgeld als Bossert: nur zwei über 10 000 Euro, nur einer, der
stark gestartete Joel Girrbach, über 30 000 Euro.
Keine Frage: Leben kann man von diesen Preisgeldern nicht. Alle Athleten verfügen zudem
über Sponsorverträge, natürlich auch Bossert und ebenso die nur Insidern geläufigen Akteure,
die sich auf zweit- und drittklassigen Touren nach oben spielen wollen. Auch auf Damian Ulrich
trifft dies zu, seit zehn Jahren als Profigolfer unterwegs und dabei trotz nie erreichtem Spielrecht
auf der Europa-Tour meist einer der besten Schweizer. Aber die abgelaufene Saison hätte er
nicht bestreiten können, wenn er nicht in besseren Zeiten vorgesorgt hätte: Die grössten
Preisgelder vergangener Jahre legte der 33-jährige Zuger auf die Seite – und lebte 2016
davon. Mit einer Runde von neun Schlägen unter dem Platzstandard begann er in Ägypten
vielversprechend, doch danach schaffte er keinen einzigen Cut mehr. Der Kontostand sank
immer tiefer und ebenso das Selbstvertrauen. Jetzt beendet er die Karriere, vor allem weil auch
die Freude am Golf, die Passion für «seinen» Sport, nicht mehr vorhanden ist. Er bilanziert
«eine schöne, aber nur mässig erfolgreiche Karriere», erinnert sich an einzelne gute Runden,
an starke Placierungen am European Masters in Crans und daran, dass er dort 2011 als bisher
einziger Schweizer auf der 3. Runde das Klassement kurze Zeit anführte. Jetzt ist er daran, sich
sein zweites Leben ohne Golf zu organisieren.
So weit ist Caroline Rominger noch lange nicht. Die ebenfalls 33-jährige Engadinerin will nach
einer an Erfolgen armen Saison und dem verpassten Olympia-Traum «nochmals voll
angreifen.» Sie erspielte sich vor einem Jahr am Qualifikations-Finale als beste Schweizerin
das volle Spielrecht auf der europäischen Frauen-Tour (LET), doch tatsächlich qualifiziert war
sie nur für fünf Turniere. Sie kam kein einziges Mal ins Preisgeld, musste sich mit gut 3000 Euro
auf der zweitklassigen LET-Access-Tour begnügen und zog die sportlichen und finanziellen
Konsequenzen: Sie verzichtete dieser Tage auf die Teilnahme am finalen QualifikationsTurnier, weil sie sich da wieder nur für ein paar wenige LET-Turniere hätte qualifizieren können.
Die ersten fünf der LET-Access-Tour hingegen, für die sie spielberechtigt ist, kommen in eine
bessere Kategorie. Diesen Weg will sie 2017 einschlagen – auch aus finanziellen Gründen: Die
Reise- und Hotelspesen auf der grossen Tour sind ihr zu teuer, zumal sie den Vertrag mit ihrem
Hauptsponsor verloren hat. Und auf der grossen Tour ist ein Caddy zwar nicht obligatorisch,
aber trotzdem unerlässlich, was zusätzliche Ausgaben von rund 700 Euro pro Turnierwoche
ergibt.
Mit rund 100 000 Franken Spesen für Reisen, Betreuerstab und Caddy rechnet eine
Profigolferin auf der europäischen Tour, die nur für die Besten lukrativ ist: Über 300 000 Euro
Preisgeld verdiente 2016 die Amerikanerin Beth Allen als Nummer 1, auf gerade noch 100 000
Euro kam die Nummer 10. Um das für viele erklärte grosse Ziel, die Spielberechtigung fürs
Folgejahr, zu schaffen, musste man weniger als 20 000 Euro Preisgeld erspielen. Immerhin gut
90 000 Euro Preisgeld mussten auf der Challenge Tour, der zweiten Liga der Männer,
eingespielt werden, um sich im 15. Rang der Geldrangliste das Spielrecht auf der European
Tour zu sichern.
Aussichten aufs grössere Geld hat hierzulande fürs Erste nur André Bossert, falls er bei den USSenioren auf der Champions Tour mitspielen könnte, was er für 2017 nicht anstrebt. Ohnehin
aber sind für ihn die «einzigartigen Gefühle» vor dem Turnierstart und das Adrenalin auf einer
Turnierrunde wichtiger als das Preisgeld – so seine Erklärung dafür, warum er nach 27 Jahren
auf der Tour noch immer vom Golf besessen ist.
2016-12-23 00:00 Stefan Oswalt www.nzz.ch
95 /100
Mobilität der Zukunft:
Verkehrsträgern
Flexible
Kombination
von
Die Mobilität entwickelt sich in Richtung einer integrierten,
verkehrsträgerübergreifenden und digital basierten Dienstleistung. Für
die traditionellen Verkehrsanbieter bedeutet das, dass der Wettbewerb
intensiviert wird und die Finanzierung bestehender Infrastrukturen unter
Druck gerät. Das zwingt sie, sich neu auszurichten. Politik und
Regulierung sind gefordert, Rahmenbedingungen für kundenorientierte,
effiziente und nachhaltige Verkehrsangebote zu schaffen.
Und was tut die Politik zurzeit? Sie arbeitet mit der Organisation der Bahninfrastruktur (OBI) ein
Dossier ab, das vor über sechs Jahren eröffnet wurde. Resultat des Bestrebens, institutionelle
Antworten auf die Liberalisierungsinitiativen der EU zu finden, ist ein noch komplexeres und
teureres System ohne erkennbaren Mehrwert. Eine neue, sektorspezifische Bundesanstalt wird
geschaffen, und parallel dazu wird der Regulator gestärkt. Eine neue Vergabelogik für
Aufgaben, welche die Branche bisher kooperativ gelöst hat, führt nun zu Fragmentierung und
doppelter Regulierung. Leider wurde es im Rahmen von OBI verpasst, die Herausforderungen
der Digitalisierung systematisch durchzudenken – OBI ist auf die Vergangenheit gerichtet.
Aber inzwischen hat auch die EU realisiert, dass die Digitalisierung der Eisenbahn und des
Verkehrs tiefergreifende Auswirkungen hat als der relativ künstliche Wettbewerb auf der
Schiene. Plötzlich ist das Problem nicht mehr primär (fehlende) Konkurrenz auf der Schiene,
sondern die durch die Digitalisierung immer stärkere Konkurrenz unter allen Mobilitätsanbietern
– und der damit verbundene Trend, dass die Wertschöpfung im Verkehr von neuen Anbietern
absorbiert wird bzw. ins Ausland abwandert. Was also bedeutet die Digitalisierung für das
schweizerische Bahnsystem? Die Informations- und Kommunikationstechnologie erlaubt die
Entstehung neuer, elektronischer Plattformen mit folgenden drei Auswirkungen:
Erstens können die verschiedenen Verkehrsangebote dank geringeren Transaktionskosten
besser koordiniert und im Vertrieb zu einem integrierten Angebot gebündelt werden. Auf der
Vertriebsebene entstehen neue Anbieter, analog zu Hotelbuchungsplattformen. Die
Wertschöpfung verlagert sich in deren Richtung. Zweitens werden die Mobilitätsleistungen für
den Kunden einfacher, übersichtlicher und auch vergleichbarer. Eine integrierte Leistung (der
Service) steht im Vordergrund und nicht mehr der Transport von Personen oder Waren an sich.
Drittens verlieren aus Kundensicht Unterschiede zwischen verschiedenen Verkehrsträgern oder
Transportmodi, zwischen Nah- und Fernverkehr und zwischen öffentlichem und privatem
Transport ihre Relevanz, bzw. die Abgrenzungen verschwinden ganz.
Die zentrale Herausforderung für die Anpassung der Regulierung an die neue Zeit besteht
darin, dass sie und die Institutionen heute nach Sektoren ausdifferenziert sind und keine markt-,
system- oder mobilitätsorientierte Gesamtsicht haben.
Das künftige Mobilitätsmodell unterscheidet sich damit grundlegend vom historischen Modell, in
welchem sich Kunden mit jedem Verkehrsträger getrennt auseinanderzusetzen hatten. Zwar
bleibt die Leistungserstellung auch künftig stark fragmentiert, aus Sicht der Kunden werden
aber alle Angebote über eine neue, übergreifende Vertriebsebene (Mobilitätsplattform)
zugänglich. Diese stellt Transparenz über die einzelnen Angebote her. Sie gestattet es den
Kunden auch, durch eine flexible Kombination verschiedener Verkehrsangebote ihre Mobilität
zu optimieren.
Die Entstehung einer (oder mehrerer) Mobilitätsplattformen setzt voraus, dass deren Betreiber
Zugang zu Dienstleistungen und Informationen der verschiedenen Verkehrsträger erhalten.
Durch Verlagerung der Wertschöpfung und Desintegration wird die Finanzierung der
Infrastrukturen und Verkehrsträger infrage gestellt. Somit hat die Regulierung des Zugangs zu
Infrastrukturen, Dienstleistungen und Information zwei wesentliche Rollen: erstens als
Voraussetzung für ein künftiges Mobilitätsmodell und zweitens als Mechanismus zur
Sicherstellung einer nachhaltigen Finanzierung des Gesamtsystems. Die zentrale
Herausforderung für die Anpassung der Regulierung an die neue Zeit besteht darin, dass sie
und die Institutionen heute nach Sektoren ausdifferenziert sind und keine markt-, system- oder
mobilitätsorientierte Gesamtsicht haben.
Es besteht also Bedarf an ganzheitlichen, verkehrsträgerübergreifenden Rahmenbedingungen.
Bei der Regulierung der Mobilität muss insbesondere bedacht werden, welcher Anteil der
Wertschöpfung bei welchen Systemteilnehmern verbleibt und zur Finanzierung der
notwendigen Infrastrukturen beitragen kann. Hierzu bedarf es insbesondere einer klaren und
konsistenten Datenpolitik, damit unklare Rahmenbedingungen nicht zu einer Lähmung der
Branche führen. Diese sollte in gutschweizerischer Art zuerst von den Marktteilnehmern
erarbeitet werden, etwa was die verschiedenen Typen von Daten und deren Zugänglichkeit
betrifft.
2016-12-23 00:00 Matthias Finger www.nzz.ch
96 /100
Edita Gruberová zum 70. Geburtstag: Steiniger Weg an
die Spitze
In München, Wien und Zürich waren ihre Auftritte über lange Zeit
Fixpunkte in der Agenda der Melomanen, und sie selbst wurde zu einer
Institution: Edita Gruberová, die heute ihren 70. Geburtstag feiert, kann
auf eine mittlerweile fast fünfzig Jahre währende Karriere zurückblicken.
Seit sie die Lucia di Lammermoor 1978 an der Wiener Staatsoper sang,
entwickelte sich das Dreigestirn des Belcanto – Rossini, Donizetti, Bellini
– zu ihrer eigentlichen Domäne. Dass sie jugendlich-virtuose Partien wie Lucia, die
Regimentstochter oder Amina («La sonnambula») in einem Alter, da Kolleginnen sich nach
einem neuen Fach umsehen müssen, immer noch glaubwürdig zu verkörpern wusste, machte
sie zu einer Ausnahmeerscheinung in der schnelllebigen Opernwelt.
Leicht wurde Gruberová der Weg an die Spitze allerdings nicht gemacht. Die slowakische
Koloratursopranistin debütierte 1968 in Bratislava und kam 1970 an die Wiener Staatsoper – wo
die Karriere erst einmal stockte. Sie konnte zwar als Königin der Nacht debütieren, doch danach
wurde sie vornehmlich in kleineren Partien eingesetzt. Es bedurfte der Intervention Karl Böhms,
dass man ihr 1976 in einer Neuinszenierung von «Ariadne auf Naxos» die Zerbinetta
anvertraute – eine Partie, in der sie weltweit für Furore sorgen sollte. Unvergessen, wie
Gruberová noch 1993 in der Zürcher Produktion die Arie «Grossmächtige Prinzessin» mit
vokaler Brillanz und einem Schalk sondergleichen zum Kabinettstückchen machte, nach dem
Harlekins Kommentar «Hübsch gepredigt! Aber tauben Ohren!» regelmässig Lacher im
Publikum hervorrief.
Etwa zur gleichen Zeit begann sie, dramatischere Belcanto-Partien zu erarbeiten; besonders
hervorhebenswert die Elisabetta, Maria Stuarda und Anna Bolena in Donizettis TudorKöniginnen-Trilogie. Die Karriere auf Tonträgern verlief ebenfalls nicht ganz mühelos. Zwar
spielte Gruberová ihre Rollen in Zugstücken zum Teil gleich mehrfach ein; doch erst seit der
Gründung des Schweizer Labels Nightingale konnte sie Repertoireerweiterungen, die aus
Raritäten bestanden, umfassend dokumentieren.
Vielleicht war es ein Glück, dass ihr der Ruhm nicht in den Schoss fiel; vielleicht trug gerade
dies zum Ethos einer stimmlich-dramatischen Perfektion bei, das sie selbst als Starsängerin
noch weiter an ihrer Kunst feilen liess. Wer beispielsweise die beiden «Lucia di Lammermoor»Studioaufnahmen vergleicht, wird feststellen, dass Gruberová in der älteren von 1983 zwar mit
Alfredo Kraus den besseren Partner hat, in der jüngeren (1991) indes ungleich mehr Facetten
erschliesst. Hier gelingt es ihr, aus den Fiorituren, Trillern, Pianissimi und Crescendi
Ausdrucksfiguren zu formen und farbliche Nuancen einzubringen, wie sie einem so hellen und
hoch gelagerten Sopran von Natur aus nicht unbedingt zur Verfügung stehen.
Mit einer solchen Entwicklung trat Edita Gruberová den kritischen Stimmen, die ihr Singen als
seelenlos, ja mechanistisch bezeichneten, dezidiert entgegen. Auch als Bühnendarstellerin
zeigte sie, dass die Gestaltung einer Rolle sich bei ihr keineswegs in einer Demonstration
stimmtechnischer Meisterschaft erschöpfte; wohl nicht jede Sängerin ihrer Generation hätte sich
bereit erklärt, am Ende von «Roberto Devereux» die Perücke auszuziehen und als beinahe
kahlköpfige greise Königin das Publikum schaudern zu machen.
Mag auch in den letzten Jahren die Genauigkeit in der Intonation etwas nachgelassen und
mögen sich Manierismen wie der exzessive Einsatz fahler Töne herausgebildet haben: Auf dem
Zenit ihres Könnens beherrschte Edita Gruberová die Grammatik des Belcanto mustergültig und
mit hoher Imaginationskraft und erfüllte selbst im äussersten Piano den letzten Winkel jedes
Opernhauses mit ihrer künstlerischen Intensität.
2016-12-23 00:00 Thomas Baltensweiler www.nzz.ch
97 /100
Bereits bewegt - Mercedes-AMG E 63 S: Business-Jet für
die Strasse
Wie sich Verhältnisse in Zeiten des technischen Fortschritts ändern, zeigt
der jüngste Spross der Mercedes-E-Klasse-Familie, der sich als AMG E
63 S mit 612 PS zum leistungsstärksten Modell der Baureihe entwickelt
hat. Der vor 23 Jahren lancierte Mercedes E 60 AMG leistete mit seinem
V8-Motor 381 PS und wog knapp 1,8 Tonnen. Der Neue ist zwar 10
Prozent schwerer als sein Vorgänger, erreicht mit gleicher Zylinderzahl,
jedoch 4 statt 6 Litern Hubraum 60 Prozent mehr Leistung. Wenn der Mercedes-AMG E 63 S in
3,4 Sekunden die 100-km/h-Marke erreicht, ist der E 60 gerade einmal bei Tempo 65 angelangt.
Auch in Sachen Geräuschkulisse liegt der E 63 S leicht vorne, insbesondere wenn im «Sport+»Modus die Auspuffklappen geöffnet sind.
Sobald es von der Geraden auf eine kurvenreiche Strecke geht, ist die laut AMGEntwicklungschef als «Neudefinition der Sportlimousine» bezeichnete Topversion der E-Klasse
dem 1993er Modell meilenweit überlegen. Dafür sorgt neben dem vom Mercedes-AMG GT
abgeleiteten Triebwerk etwa ein neues Sportfahrwerk, das von der Drei-Kammer-Luftfederung
aus der jüngsten Mercedes-Entwicklung profitiert und für rennstreckentaugliche Fahrdynamik
sorgt.
Der Selbstversuch auf dem Grand-Prix-Kurs von Portimão beweist, dass für die dynamische
Fahrt am Limit nicht einmal die Fahrdynamikregelung ESP komplett weggeschaltet werden
muss. Dank Hinterachs-Sperrdifferenzial und dem neu entwickelten Allradsystem gelingt die
Beschleunigung aus der Kurve schlupffrei und mit voller Kraft auf den Hinterrädern. Für eine
lückenlose Kraftübertragung sorgt ein neues 9-Gang-Sportgetriebe mit Mehrfachkupplung, das
insbesondere beim Herunterschalten schneller reagiert als eine Wandlerautomatik.
Die Bremsanlage des gut 1,9 Tonnen schweren E 63 S – seine einzige Hypothek ist abgesehen
vom voraussichtlichen Preis das Gewicht – ist auf die hohe Beanspruchung ausgelegt. Optional
sind Keramik-Carbon-Bremsscheiben mit mehr als 40 Zentimetern Durchmesser an der
Vorderachse erhältlich. Bei rennstreckentypischen Bremsmanövern wird das Heck minim
instabil, doch fängt sich der Wagen dank seiner Fahrwerkelektronik selbsttätig und ohne rigide
Lenkradbedienung.
Auch wenn der E 63 S wie sein kleinerer Bruder E 63, der 575 PS leistet, äusserlich wie eine EKlasse wirkt, hat sich bei der Karosserie einiges zum Basismodell verändert. Der gesamte
Vorderwagen ist eine eigenständige AMG-Entwicklung mit längerem Vorbau. Die Kotflügel sind
vorne je 27 Millimeter breiter. Im Innern verfügt das Kraftpaket über Sportsitze, die mehr
Seitenhalt bieten als die Standard-E-Klasse.
Müssig wie Vergleiche mit Urahnen sind in der 600-PS-Klasse auch Fragen nach der
Wirtschaftlichkeit. Immerhin, AMG hat dem Motor eine Zylinderabschaltung verabreicht, die im
Schiebebetrieb vier der acht Kolben deaktiviert. Ein Verbrauch wie vom Werk angegeben um
die 9 Liter? Für ein Auto, das rennen und nicht schleichen will, illusorisch. Und in der
Preisklasse jenseits von 100 000 Franken, wo der E 63 S etwa liegen dürfte, ohnehin sekundär.
Ein Auswahlkriterium dürfte hingegen der serienmässige Allradantrieb sein sowie die
Verfügbarkeit eines T-Modells. Auf das muss allerdings noch bis Ende 2017 gewartet werden.
2016-12-23 00:00 Herbie Schmidt www.nzz.ch
98 /100
Leichenfund Pfäffikon SZ: Männliche Leiche gefunden
Gegen 11 Uhr morgens wurde laut Polizeibericht am Donnerstag an der
Unterdorfstrasse in Pfäffikon SZ eine männliche Leiche aufgefunden.
Zurzeit bestünden keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen. Zur
Ermittlung der Todesursache wurde das Institut für Rechtsmedizin der
Universität Zürich beigezogen.
2016-12-23 00:00 Dominique Zeier www.nzz.ch
99 /100
Wende im Syrien-Krieg: Asad kontrolliert wieder ganz
Aleppo
Aleppo, seit 2012 eine zwischen Rebellen und Regierung zweigeteilte
Stadt, steht wieder unter vollständiger Kontrolle der Regierung von
Bashar al-Asad. Das teile das syrische Militär am Donnerstagabend mit,
nachdem nach ihren Angaben die letzten Rebellen den Osten der
einstigen Wirtschaftsmetropole in Bussen verlassen haben.
Damit habe das Militär die «Sicherheit und Stabilität» in Aleppo wiederhergestellt, hiess es in
einer vom Staatsfernsehen verbreiteten Erklärung. In Live-Übertragungen aus dem Westteil der
Stadt waren Freudenschüsse von Regierungsanhängern zu hören. Soldaten und Zivilisten
riefen «Aleppo, Aleppo!» und «Nur Gott, Syrien und Bashar!». Umringt von Menschen mit
syrischen Flaggen, sagte der zuständige Korrespondent: «Kein Osten und Westen mehr.»
Laut
dem
regierungstreuen
Fernsehsender
al-Mayadeen
bestand
der
letzte
Evakuierungskonvoi am Donnerstag aus vier Bussen und 15 Begleitfahrzeugen. Nach Angaben
der Vereinten Nationen haben seit dem Beginn der Evakuierung mindestens 35'000 Menschen
Ost-Aleppo verlassen. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte
berichtete hingegen von bis zu 27'000 Evakuierten, unter ihnen 7000 Kämpfer der Rebellen.
Für das Regime in Damaskus ist der Abzug der Aufständischen aus der seit 2012 heftig
umkämpften Stadt eine «strategische Transformation» im Krieg «gegen den Terrorismus».
Unter Terroristen versteht Asad für gewöhnlich alle Kräfte, die sich gegen ihn auflehnen.
Tatsächlich dürften durch die Rückeroberung Aleppos die Karten im Syrien-Konflikt neu
gemischt werden. Während das Regime nun wieder alle wichtigen Grossstädte des Landes
kontrolliert, ist der Verlust ihrer einstigen Hochburg für die Rebellen ein schwerer Schlag. Das
Datum des Falls Aleppos «werden wir nie vergessen und niemals vergeben», schrieb der
oppositionelle Aktivist Ahmed al-Khatib, der die Stadt vor der Belagerung verlassen hatte, auf
Twitter. Die Welt solle bezeugen, wie Asad Menschen getötet und vertrieben und Aleppo
zerstört habe.
Die Rebellen hatten nach einer erbittert geführten Rückzugsschlacht gegen die
Regierungstruppen zugestimmt, ihre letzten Stellungen in Aleppo zu räumen. Die
Evakuierungen begannen vergangene Woche, wurden aber immer wieder unterbrochen. Noch
am Donnerstag wurde der Abzug durch heftigen Schneefall, Wind und den schlechten Zustand
der für die Evakuierung genutzten Fahrzeuge verzögert.
Im Gegenzug wurden die von Rebellen belagerten Schiitendörfer Fuaa und Kafraya in der
Provinz Idlib evakuiert. Zwei Busse verliessen nach einem Bericht des libanesischen HizbullahSenders al-Manar am Donnerstag die Orte. Sie wurden offenbar so lange zurückgehalten, bis
auch Aleppo geräumt war.
Nur rund 50 Kilometer nordöstlich von Aleppo lieferten sich derweil t ürkische
Regierungstruppen und verbündete Rebellen in al-Bab heftige Gefechte mit der Terrormiliz
Islamischer Staat (IS). Seit Mittwoch sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums aus
Ankara 16 türkische Soldaten bei Selbstmordattentaten ums Leben gekommen. Türkische
Kampfjets bombardierten im Gegenzug die IS-Bastion al-Bab. Dabei kamen nach Angaben der
Syrischen Beobachtungsstelle mindestens 47 Zivilisten ums Leben.
2016-12-23 00:00 Daniel Steinvorth www.nzz.ch
100 /100
Fifa-World: Die grosse Furcht vor dem Freistoss
Das Fifa World Football Museum in Zürich, Ende Februar 2016 eröffnet,
polarisiert. Betritt man den aufwendig herausgeputzten Bau beim
Bahnhof Enge, wähnt man sich am Check-in einer Airline; Glas, Chrom
und Security-Schleusen buhlen mit der meterhohen BrandingLeuchtschrift um Aufmerksamkeit. Und auch nach der Visite der 3000
Quadratmeter Ausstellungsfläche, nach dem atemlosen Inhalieren von
1000 Exponaten, 500 Videos und 15 Spielstationen bleibt die Frage offen: Wo bin ich hier?
Ein zentrales Gestaltungselement des 30 Millionen Franken teuren Baus ist der Spiegel. Das
reflektierende Glas lässt Videos mächtiger flackern, verwandelt die Verbandschronik in ein
Spiegelkabinett, führt Treppen entlang in die Bistrozonen. Es drängt sich der plakative
Kurzschluss auf: Hier wird der Fussball in all seinen Facetten gespiegelt. Hoffnungsfroh auch
die Ankündigung auf der Website: «Das Museum feiert das reiche Kulturgut des Fussballs und
dessen Fähigkeit, Menschen rund um den Erdball zu inspirieren.»
Eine blosse Spiegelung ist aber noch kein echter Blick in den Spiegel. Wird etwas bloss
reflektiert, passiert noch keine Reflexion. Genau daran leidet das Museum – und zwar in einem
Ausmass, dass die Fifa die Einrichtung nach nicht einmal einem Jahr bereits grundlegend
infrage stellt. Eine Arbeitsgruppe überprüfe das Angebot, der Prozess sei «ergebnisoffen». Das
Haus sitze auf einem Defizit von 30 Millionen Franken, statt 250 000 Besuchende pro Jahr
kämen nur halb so viele. Dabei sind 130 000 zahlende Gäste eine stolze Zahl. Also muss die
Unzufriedenheit tiefer sitzen, sie muss im Innersten gesucht werden: bei den Konzepten. Nur so
ist zu erklären, warum der Funke nicht überspringt, warum das Haus erst dann für Schlagzeilen
sorgt, wenn es am Abgrund steht.
Die Fifa formuliert als Hauptziel, «der Erfolgsgeschichte des internationalen Fussballs eine
würdige Stätte» zu schaffen. Dies lässt auf ein statisches Top-down-Prinzip schliessen,
wogegen die Seele des Fussballs gerade in jener Dynamik zu suchen wäre, die von unten
kommt. Zweitens ist eine «Erfolgsgeschichte» ohne Misserfolge unglaubwürdig. Ein Beispiel:
Beim Hotel Baur au Lac, wenige hundert Meter vom Museum entfernt, wurden letztes Jahr hohe
Fifa-Funktionäre festgenommen. Während die Bilder mit der durch Leintücher kaschierten
Verhaftung um die Welt gingen, fehlt in der Ausstellung der kleinste Hinweis darauf.
Dabei wäre das Objekt «Fussball» ergiebig, sagt Bernhard Tschofen, Professor für
Kulturwissenschaften an der Universität Zürich. Mit dem Soziologen Marcel Mauss gesprochen,
handle es sich um ein «soziales Totalphänomen», das in viele gesellschaftliche Bereiche
einwirke – von Ästhetik und Moral über Ökonomie und Recht bis Religion und Mythologie.
Abzulegen sei der hegemoniale Blick aufs runde Leder, kritische Ansätze gebe es genug:
Ausgrenzungen im Sport, Sport und Kommerz usw. Grosses Potenzial hätte der multiethnische
Fussball, gerade auch in Zürich. Solche Ansätze würden ein breiteres Zielpublikum
ansprechen. Dass die Fifa nicht einen beherzten Freistoss ausgeführt habe, um ihre Geschichte
ungeschönt zu spiegeln und ihren Gegenstand inhaltlich breiter aufzustellen, sei zu bedauern.
Nun riskiere das Museum, dauerhaft im Abseits zu stehen.
Auch die Präsentation spiele eine zentrale Rolle. Die geografische Lage des Museums sei nicht
prominent genug, zudem handle es sich nicht um ein ikonisches Bauwerk, wie es international
verwöhnte Museumsgänger gewohnt seien. Man sehe dem Bau nicht sofort an, dass er ein
Museum sei; umgekehrt sei augenfällig, dass er nicht von Zaha Hadid oder Daniel Libeskind
stamme. Laut Tschofen ist auch die «geistige Lokalisierung» relevant. Weise ein Museum einen
starken Bezug zum Standort auf, seien dessen Erfolgsaussichten grösser. Zürich sei aber keine
Stadt des Weltfussballs. Dass die Fifa dort ihre Büros habe, genüge nicht, im Gegenteil wirke
dies aufgrund der Causa Blatter womöglich eher abstossend.
«Zu Zürich passt zum Beispiel ein Geldmuseum, da ist der Bezug evident», sagt Tschofen und
verweist auf das Mercedes-Museum in Stuttgart. Stuttgart sei eine traditionsreiche Autostadt,
zudem habe man die Exponate in ein atemberaubendes Gebäude gestellt. Trotzdem begnüge
sich das Haus nicht mit Nabelschau, sondern bediene ein disperses Publikum von
Autofreunden und -kritikern. Die Schattenseiten des Autobooms kämen auch zur Sprache,
zudem gebe es Sonderausstellungen mit Blick weit über den Heckspoiler hinaus.
«Erfolgreich sind heutzutage jene Museen, die nicht Antworten liefern, sondern Fragen stellen»,
betont Tschofen. Würde bloss Bekanntes präsentiert, habe man sich rasch sattgesehen – so
exquisit die Exponate auch sein mögen. Der Philosoph Peter Sloterdijk sehe im modernen
Museum eine «Schule des Befremdens». Museen müssten nicht Identität festigen, sondern
infrage stellen. Sie seien bestens geeignet für einen «intelligenten Grenzverkehr mit dem
Fremden». Wer ins Museum trete, solle mit Unbekanntem konfrontiert werden und Irritation
erfahren. Hauptaufgabe eines Museums sei es, nach Erklärungen zu suchen für die moderne
Welt mit ihren Differenzen und Konflikten. So wird das Nahe fremd, das Fremde nah; Identitäten
mischen sich.
Das gelte beim Fifa-Museum noch verstärkt, weil man mit Spiegeln und Screens auf ein
topmodernes Design gesetzt habe. «Bei der Wahl der Szenografie muss man aufpassen, dass
man die Show nicht glatter macht als den Gegenstand selbst.» Fifa World weise eine
problematische Gestaltungssprache auf, die Trennung zwischen Shop und Ausstellung sei nicht
deutlich, was die Argumentation verwässere. Tschofen: «Da produziert ein gutgemachtes
Sportgeschäft heute mehr Atmosphäre.» Wahrnehmung im Museum habe viel mit Atmosphäre
zu tun; verfalle diese andauernd in die Sprache anderer Orte wie Kaufhaus, Spielplatz oder
Messe, werde viel Aufmerksamkeitspotenzial der Besuchenden verschenkt.
Allerdings wäre Tschofen kein Fan einer Schliessung der Institution; im Gegenteil glaubt er ans
Potenzial eines guten Fussballmuseums. Doch müssten die Museumsmacher konzeptuell über
die Bücher. In Dortmund etwa gebe es das Deutsche Fussballmuseum, das neben der
auffallenden Architektur und der reichen Sammlung ein sattes Rahmenprogramm aufweise, das
auch Fussballbanausen anspreche. «Im Idealfall läuft in einem guten Museum an jedem
zweiten Tag im Jahr etwas Besonderes», sagt der Wissenschafter. Damit könne man gar nicht
früh genug beginnen: Öffne heute ein kulturhistorisches Museum seine Tore, sei es zuvor oft
bereits über Jahre in der Öffentlichkeit präsent gewesen. Mit einem Museumslabor hole man die
Bedürfnisse der Leute ab, mit einer gut gesetzten Agenda sorge man permanent für
Gesprächsstoff. «Das Museum ist dann bereits weitherum bekannt, bevor es auch nur einen
einzigen Tag offen gewesen ist.»
2016-12-23 00:00 Beat Grossrieder www.nzz.ch
Total 100 articles.
Items detected: 372, scanned: 100, accumulated: 114, inserted: 100, empty media: 12, not
matched limits: 62, skipped: {total: 258, by unique value: 9, by limits: 81, by similarity: 22, by
unicity: 0, dates: 73, by classifier: 0, by blacklist: 0, by mandatory tag: 112}, bad dates: 11, similar
from same domain: 6; tag `content_encoded` the same value found 8 times; tag `title` the same
value found 3 times; the same images URLs found 53 times; total 5 languages detected: {u'vi': 1,
u'tl': 2, u'de': 302, u'en': 1, u'no': 1}; {u'text': {u'chars': 71076, u'bytes': 313788, u'words': 10163,
u'sentences': 539}}
Created at 2016-12-23 12:02