Announcement Deutschland mix in german 100 articles, created at 2016-12-23 12:02 1 US-Geschäfte: Deutsche Bank und Credit Suisse müssen zahlen (5.29/6) Wegen Kundentäuschungen im US-Hypothekengeschäft muss die Deutsche Bank insgesamt 7,2 Milliarden Dollar zahlen. Darauf einigte sich das Geldhaus in einem Vergleich mit den US-Behörden. Eine massive Strafzahlung akzeptierte auch bei der Credit Suisse. 2016-12-23 09:25 4KB www.tagesschau.de 2 - Anschlag auf Einkaufszentrum befürchtet: Zwei Brüder festgenommen (4.08/6) Die Polizei meldet einen Großeinsatz in einem Oberhausener Einkaufszentrum. Kurze Zeit später heißt es, zwei Brüder seien in Duisburg festgenommen worden. Sie sollen möglicherweise einen Anschlag auf das Kaufhaus geplant haben. 2016-12-23 09:02 1014Bytes www.sueddeutsche.de 3 Einigung in Hypotheken-Streit: Nur blaues Auge für die Deutsche Bank in den USA (3.21/6) Einst war die Deutsche Bank ein globales Vorzeige-Institut. Doch das ist lange vorbei. Zu viele Probleme lasten auf dem Konzern. 2016-12-23 00:00 4KB www.nzz.ch 4 Großeinsatz für New Yorker Feuerwehr: 24 Menschen bei Hochhaus-Brand verletzt (2.06/6) In einem Hochhaus nahe dem Central Park bricht ein Feuer aus und greift rasch auf mehrere Etagen über. Starker Wind erschwert die Löscharbeiten der New Yorker Feuerwehr. 24 Menschen erleiden Verletzungen - darunter Kinder und Feuerwehrleute. 2016-12-23 09:26 1KB www.n-tv.de 5 Monte dei Paschi: Parlament billigt BankenRettungspaket (2.06/6) Die italienischen Geldinstitute leiden unter faulen Krediten. 2016-12-23 07:55 1KB www.tt.com 6 Nuklearwaffen: Trump und Putin verschärfen Ton Putin und Trump schlagen im Umgang mit den Atomwaffenarsenalen ihrer Länder markige Töne an. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch (1.08/6) 7 Italien: Regierung beschließt Milliarden-Rettungsfonds (1.04/6) Italiens drittgrößte Bank wird faktisch verstaatlicht: Die Regierung hat ein Rettungspaket in Höhe von 20 Milliarden Euro beschlossen, um die Bankenkrise einzudämmen. 2016-12-23 07:41 2KB www.zeit.de 8 Sebastian Koch auch in neuer "Homeland"-Staffel dabei (1.02/6) Schauspieler Sebastian Koch (54) wird auch in der sechsten Staffel der preisgekrönten US-Serie 'Homeland' zu sehen sein. 'Natürlich ist es toll, bei solch 2016-12-23 09:38 1KB www.t-online.de 9 Özdemir: "Tunesien soll Verbrecher zurücknehmen" (1.02/6) Wegen eines fehlenden tunesisches Passes konnte der mutmaßliche Attentäter von Berlin nicht in seine Heimat abgeschoben werden. CSU und Grünen üben deshalb nun Kritik an dem Maghreb-Staat - und drohen mit der Kürzung finanzieller Hilfen. 2016-12-23 09:35 3KB www.tagesschau.de 10 Kein Weihnachtsfrieden: Verdi weitet Streik bei Amazon aus (1.02/6) Der Ausstand wurde auf insgesamt sechs deutsche Standorten ausgeweitet. Die Gewerkschaft will bis Heiligabend streiken. 2016-12-23 08:52 1KB diepresse.com 11 Kommt deutsches "Abwehrzentrum gegen Desinformation"? (1.02/6) Wegen der Zunahme von Falschnachrichten in sozialen Netzwerken soll das deutsche Innenministerium die Schaffung eines Abwehrzentrums überlegen. 2016-12-23 08:18 2KB diepresse.com 12 Video: IS-Terroristen verbrennen türkische Soldaten (1.02/6) Die IS-Terrormiliz hat ein grausames Video veröffentlicht, in dem zu sehen ist, wie zwei türkische bei lebendigem Leibe verbrannt werden. Die Echtheit des Materials ließ sich vorerst nicht bestätigen. 2016-12-23 07:58 2KB www.tt.com 13 Anschlag in Berlin: Deutschlands verdrängtes Dilemma In Deutschland hat ein heftiger Streit über die Schuldigen des Anschlags in Berlin eingesetzt. Doch in der Verantwortung stehen alle. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch (1.02/6) 14 Weisse Trüffeln: Trüffeln schnüffeln Die Weisse Trüffel, auch Alba-Trüffel genannt, ist die teuerste Delikatesse der Welt. 2016-12-23 00:00 736Bytes www.nzz.ch (0.01/6) 15 St. Antönien: Ein Leben ohne Schneekanonen Die Letzten werden die Ersten sein: Das Prättigauer Dorf St. 2016-12-23 00:00 637Bytes www.nzz.ch (0.01/6) 16 Restriktive bedingte Entlassung: Die Gefängnistür bleibt zu (0.01/6) Herr S. ist wegen vorsätzlicher Tötung verurteilt worden und schmort seit 13 Jahren im Knast. 2016-12-23 00:00 8KB www.nzz.ch 17 Versuchter Einbruch in Einfamilienhaus - Einbrecher lösten Alarmanlage aus - Polizei bittet um Hinwe Bonn (ots) - In den frühen Abendstunden des 22.12.2016 waren Einbrecher im Bereich eines Einfamilienhauses auf der Mühlenbacher Straße in Bornheim-Roisdorf 2016-12-23 09:40 1KB www.t-online.de 18 Billerbeck, Hagen, Verkehrsunfallflucht Coesfeld (ots) - In der Zeit vom 22.12.16, 18:35 Uhr - 18:59 Uhr beschädigte ein bisher unbekannter Autofahrer einen geparkten blauen Mercedes Benz auf dem 2016-12-23 09:40 912Bytes www.t-online.de 19 Handyraub in der Innenstadt Hagen (ots) - In der Nacht zu Freitag wurde eine junge Frau in der Hagener Innenstadt Opfer eines Raubüberfalls. Gegen 02.45 Uhr befand sich die 35-Jährige zu 2016-12-23 09:40 1KB www.t-online.de 20 Schreiber für Ausweitung der Videoüberwachung Im Gegensatz zur Linie des rot-rot-grünen Senats hat sich der Berliner SPDAbgeordnete und Innenexperte Tom Schreiber für eine Ausweitung der Videoüberwachung 2016-12-23 09:38 1KB www.t-online.de 21 Auto fährt in Bushaltestelle: Ein Schwerverletzter Ein Mann ist an einer Bushaltestelle in Hamburg-Rothenburgsort von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden. Er wurde am Donnerstag mit einem Polytrauma 2016-12-23 09:38 978Bytes www.t-online.de 22 (Ludwigshafen) - Autodiebstahl Ludwigshafen (ots) - Zwischen 18.12.2016, 15 Uhr und 22.12.2016, 13 Uhr, wurde in der Erich-Reimann-Straße ein schwarzer Mercedes Benz, Typ C 180 Kompressor 2016-12-23 09:35 803Bytes www.t-online.de 23 Auffahrunfall mit einem leicht Verletzten Recklinghausen (ots) - Ein 30-jähriger Dattelner wurde am Donnerstag um 16.15 Uhr bei einem Auffahrunfall leicht verletzt. Der fuhr mit seinem Wagen auf der 2016-12-23 09:35 825Bytes www.t-online.de 24 Karlsruhe- Mit Straßenbahn zusammengeprallt Karlsruhe (ots) - Eine 43-jährige Mercedes-Lenkerin ist am Donnerstag gegen 22 Uhr mit einer Straßenbahn zusammengeprallt. Sie war auf der Rastatter Straße 2016-12-23 09:35 1KB www.t-online.de 25 Automatisiertes Fahren: Letztverantwortung bleibt beim Menschen Die deutsche Regierung will einem Medienbericht zufolge die Änderung des Straßenverkehrsgesetzes vorantreiben. 2016-12-23 08:59 1KB diepresse.com 26 Weihnachtsmarkt hat wieder geöffnet | Berlin zwischen Trotz und Trauer Sie haben getrauert und geschwiegen. Sie haben Kerzen angezündet und Blumen abgelegt. Dann haben die Schausteller vom Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche angepackt, die Trümmer beiseitegeräumt, ihre Buden repariert, die Grills angefeuert und den Glühwein heiß gemacht. Am wichtigsten aber: Sie haben mit... 2016-12-23 08:57 1KB www.bild.de 27 IG Metall will Arbeitszeit grundlegend neu regeln Bei den Arbeitszeiten kommen die Interessen der Beschäftigten regelmäßig zu kurz, findet die IG Metall. Sie will das komplexe Thema über Jahre hinweg bearbeiten und eine ganz neue Kultur schaffen. 2016-12-23 08:56 4KB www.heise.de 28 Nach EuGH-Urteil: Befürworter der Vorratsdatenspeicherung unbeeindruckt Obwohl der Europäische Gerichtshof zum wiederholten mal gegen Regelungen zur Vorratsdatenspeicherung entschieden hat, geben sich Befürworter unbeeindruckt. Das eigene Gesetz sei nicht betroffen, meint etwa die Union. 2016-12-23 08:54 4KB www.heise.de 29 Endspurt für Weihnachtseinkäufer Einige Branchen haben schon gute Geschäfte gemacht, es gibt Händler, die hinter den Erwartungen geblieben sind. Der Geschäftsführer der City Initiative hat einen großen Wunsch. 2016-12-23 12:02 4KB www.augsburger-allgemeine.de 30 Schwede fährt im Rollstuhl zum Südpol In seiner Kindheit ist Aron Anderson an Krebs erkrankt und sitzt seitdem im Rollstuhl. Trotzdem bricht er regelmäßig zu außergewöhnlichen Expedition auf. 2016-12-23 10:44 2KB www.sueddeutsche.de 31 2. Bundesliga: Slomka neuer Trainer beim KSC Vor Kurzem wollte sich Mirko Slomka selbst ins Traineramt beim VfL Wolfsburg reden. Nun heuert er bei seinem Freund Oliver Kreuzer in Karlsruhe an. 2016-12-23 10:44 4KB www.sueddeutsche.de 32 Wie die Diktatur in Tunesien den Terrorismus nährte Das Regime wollte einen "Staat ohne Islamisten", heute kommen Tausende Kämpfer aus dem kleinen Land - auch der mutmaßliche Berliner Attentäter. Die Zahl perspektivloser junger Männer steigt. 2016-12-23 10:44 3KB www.sueddeutsche.de 33 SZ Espresso: Der Morgen kompakt Was wichtig ist und wird. 2016-12-23 10:44 3KB www.sueddeutsche.de 34 Türkische Chronik (XIX) - Russland wird seine Chance nutzen Der Mord an Moskaus Botschafter in Ankara verändert die Machtverhältnisse in der Region - zu Ungunsten der Türkei. 2016-12-23 10:44 2KB www.sueddeutsche.de 35 "Nocturnal Animals" im Kino - Attraktive Albträume In Tom Fords neuem Film "Nocturnal Animals" wird eine Familie auf nächtlicher Landstraße von Hillbillys terrorisiert. Leider bremst der Modedesigner Ford den Thriller-Regisseur Ford aus. 2016-12-23 10:44 2KB www.sueddeutsche.de 36 Borussia Dortmund ist dringend urlaubsreif Mit elf Punkten weniger als vor einem Jahr schleppt sich der BVB in die Winterpause. Manche Spieler sehnen sich nach mehr Stabilität und Einfachheit. 2016-12-23 10:44 2KB www.sueddeutsche.de 37 Pregau in der ARD: Miniserie, die auf gute Art weh tut Die deutschen Antworten auf den Serien-Boom fielen bislang unbefriedigend aus. Der ARD-Vierteiler "Pregau" traut sich, dick aufzutragen. 2016-12-23 10:44 7KB www.sueddeutsche.de 38 Prozess um eine seltsame Beziehung Ein psychisch kranker Mann soll seine Freundin eingesperrt und vergewaltigt haben später war von Verlobung die Rede. Vor Gericht können sich beide nur noch bruchstückhaft erinnern. 2016-12-23 10:44 4KB www.sueddeutsche.de 39 Syrien: Assads Illusion von einer heilen Welt Geht es nach dem syrischen Regime, feiern die Menschen jetzt ihre Befreiung von den Rebellen. Das Leid der Stadt kommt in den TV-Bildern nicht vor - dafür Weihnachtsmützen als Symbol der Freiheit. 2016-12-23 10:44 4KB www.sueddeutsche.de 40 Sieben Festnahmen wegen Terrorverdachts in Australien Sechs Männer und eine Frau sollen laut den Ermittlern an Weihnachten mehrere Anschläge in der Stadt Melbourne geplant haben. Die Pläne sollen vom IS "inspiriert" gewesen sein. 2016-12-23 10:44 2KB www.sueddeutsche.de 41 Hirnarbeit - sechs Berufe mit Köpfchen Neuromarketing, Produktdesign oder Psychologie: Jobs, die sich mit dem Denkapparat beschäftigen, sind so vielschichtig wie das Gehirn selbst. 2016-12-23 08:32 1KB www.sueddeutsche.de 42 Carlo Ancelotti - Ein Trainer für die großen Spiele Bisher wusste man nicht recht, warum Bayern-Trainer Ancelotti so wenig auf seine Elf einwirkt. Nun hat er gegen Leipzig seine wahre Stärke gezeigt. 2016-12-23 10:44 3KB www.sueddeutsche.de 43 Licht als Symbol für den Frieden wird verteilt Nach dem dritten Tiefgaragen-Überfall in drei Tagen konnte die Polizei einen 25jährigen Kroaten.... 2016-12-23 10:44 5KB www.tt.com 44 Syrien: Armee feiert vollständige Eroberung Aleppos Die letzten Busse mit Zivilisten und Rebellen haben das völlig zerstörte Aleppo verlassen. Das Regime von Baschar al-Assad spricht von einem Wendepunkt im Krieg. 2016-12-23 08:44 5KB www.zeit.de 45 Fisch, Kaffee und Nüsse aus dem Paradies Kaffee, Macadamianüsse, Tropenfrüchte: Auf den Inseln Hawaiis wächst das alles in Hülle und Fülle. Gehandelt wird mit den Erzeugnissen vor allem auf den hiesigen Märkten – ein Genuss für das Auge und den Gaumen. 2016-12-23 08:43 6KB www.tt.com 46 Niederländische ING-Tochter kauft Versicherer Delta Lloyd Die Delta-Führung nahm das verbesserte Angebot an. Die NN Group zahlt 5,40 Euro pro Aktie. 2016-12-23 08:40 1KB diepresse.com 47 Weil will AfD unter fünf Prozent drücken Die Kommunalwahlen im Herbst haben es gezeigt: In Niedersachsen ist die AfD weniger populär als in vielen anderen Bundesländern. Ministerpräsident Stephan We... 2016-12-23 10:44 2KB www.haz.de 48 Abgeordneter bleibt bei Chemtrails hartnäckig Der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Bäumer hat eine weitere Anfrage zu sogenannten Chemtrails bei der niedersächsischen Landesregierung gestellt. Diesmal geht... 2016-12-23 10:44 2KB www.haz.de 49 Medien: Leverkusener Toprak im Sommer nach Dortmund Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund macht im Werben um den türkischen Nationalspieler Ömer Toprak offenbar ernst. Nach Informationen der Bild-Zeitung ist... 2016-12-23 10:44 1KB www.haz.de 50 Missbrauchsskandal in England: Kein Liga-Regelbruch bei Chelsea Die derzeitige Führungsetage des englischen Fußball-Erstligisten FC Chelsea hat im Zuge des Missbrauchsskandals keine Liga-Regeln verletzt. Dies teilte die P... 2016-12-23 10:44 1KB www.haz.de 51 DFB-Präsident Grindel nimmt WM-Organisatoren in Russland in die Pflicht Reinhard Grindel hat die Organisatoren der Fußball-WM 2018 in Russland erneut in die Pflicht genommen. "Es müssen die richtigen Rahmenbedingungen herrsc... 2016-12-23 10:45 1KB www.haz.de 52 Gesellschaftskritik: Über Weihnachten bei Brangelina Es war ein trauriges Jahr. Auch Brangelina stehen nach ihrer Trennung mit angeschlossenem Rosenkrieg noch vor einer großen Herausforderung: Weihnachten. 2016-12-23 08:29 2KB www.zeit.de 53 Wolfsburg soll attraktives Umfeld für Start-ups werden Für VW geht ein nicht gerade einfaches Jahr zu Ende. Betriebsratschef Bernd Osterloh zieht Bilanz und spricht über Altersteilzeit, kreative Montagewerker, di... 2016-12-23 10:45 1012Bytes www.haz.de 54 Großspenden: CDU liegt 2016 vorne 2016 war wieder ein einträgliches Jahr für deutsche Parteien. Zahlreiche Großspenden sorgten für volle Kassen – aber nicht bei allen Bundestagsparteien. 2016-12-23 10:44 2KB www.haz.de 55 Kommentar: Der lange Winter des Pikachu Viele Spieler mögen längst abgesprungen sein, aber Gerald Himmelein hält Pokémon Go weiterhin die Stange – wenn auch mit eisesstarren Fingern. Eine Zwischenbilanz nach sechs Monaten und 2037 Taubsis. 2016-12-23 07:45 5KB www.heise.de 56 Elternzeit: Familienzeit schadet Papas Karriere nicht Täglich hilfreiches Karrierewissen: Heute, warum sich eine Elternzeit für Väter nicht nachteilig auf den Job auswirkt, Teilzeitarbeit aber schon. 2016-12-23 07:28 4KB www.zeit.de 57 Volkswagen erzielt Vergleich mit Privatklägern Im Skandal um manipulierte Abgaswerte hat Volkswagen in den USA einen weiteren Vergleich mit Privatklägern ausgehandelt. Es sei eine „Grundsatzvereinbarung ü... 2016-12-23 10:45 1KB www.haz.de 58 Wir sind die Freeses: Zeit absitzen So, Bianca und Svenni müssen dann mal los nach Frechen. Und weil Svenni am letzten Schultag nicht zur Schule geht, werden während der Zugfahrt die ganze Zeit Lehrfilme geguckt. 2016-12-23 07:17 751Bytes www.ndr.de 59 Alex Roach: Vier muss gewinnen Die Eisbären setzen auf ihren neuen Verteidiger Alex Roach – schon am Freitagabend gegen Wolfsburg. Viel Zeit zur Eingewöhnung bekommt der Deutsch-Kanadier nicht. 2016-12-23 07:10 4KB www.tagesspiegel.de 60 Anleitung zum Weihnachtsschwänzen Wir lieben unsere Familie, ehrlich! Wir brauchen nur mal kurz eine Pause. 2016-12-23 07:02 5KB www.jetzt.de 61 Ivanka Trump beschimpft: Passagiere müssen Flieger verlassen Einer der beiden Männer soll die Tochter des designierten US-Präsidenten wegen dessen Politik beschimpft haben: "Dein Vater ruiniert unser Land. " 2016-12-23 06:59 1KB diepresse.com 62 EU-Kommissarin fordert Extra-Bonus für europäische VW-Kunden Eine Informationskampagne und ein Ersatzwagen während der Reparaturphase seien nicht genug, sagte EU-Justizkommissarin Jourova. In Übersee gebe es Milliarden für die Kunden. 2016-12-23 06:47 3KB diepresse.com 63 Winterpalais: Ein Engel voll Wucht und Grandezza Der Lemberger Barock-Bildhauer mit Namen Pinsel ist eine der rätselhaften Gestalten der Kunstgeschichte: Man weiß fast nichts über ihn. 2016-12-23 06:33 5KB diepresse.com 64 Tricopter auf Speed: Yi Erida Mit dem Tricopter Yi Erida will Yi Technology jetzt auch in den Fotodrohnenmarkt einsteigen. Die App-gesteuerte Drohne soll bis zu 120 km/h schnell sein und 40 Minuten in der Luft bleiben können. Sie ist mit einer 4K-Action Cam von Yi bestückt. 2016-12-23 06:30 1KB www.heise.de 65 Neuvermessung des Sporthandels: Die Stunde der Kleinen Nach der Eybl-Übernahme hat sich der Staub gelegt. Vor allem die kleinen Fachhändler füllten das Vakuum. Nun steht neue Konkurrenz vor der Tür. 2016-12-23 05:45 4KB diepresse.com 66 Irland und der Brexit: Gewinner und Verlierer Es gibt kaum zwei europäische Volkswirtschaften, die so eng verflochten sind wie die britische und die irische. 2016-12-23 00:00 8KB www.nzz.ch 67 Fondazione Feltrinelli in Mailand: Eine laizistische Kathedrale In Mailand wurde eben die Fondazione Feltrinelli eröffnet. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch 68 Rätselhafter Pilz: Geheimnisvolles Leben im Untergrund Trüffeln sind exklusiv – und dies nicht nur, was ihren Preis und ihre Seltenheit angeht. Auch Daten zu ihrer Biologie sind rar. 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch 69 US-Steuerstreit: Raiffeisen kommt ohne Busse davon Die Raiffeisen-Gruppe kann den Steuerstreit noch im alten Jahr abschliessen. Die Bank kommt ohne eine Busse davon. 2016-12-23 00:00 811Bytes www.nzz.ch 70 Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ): Umstrittenes Vorgehen des Eigentümers Der Regierungsrat will das Geschäftsfeld der EKZ eingrenzen und seinen Gewinn zum Teil abschöpfen. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch 71 Heilritual in Senegal: Die letzten Zuckungen des Heidentums Bei Erkrankungen sind nach senegalesischer Auffassung oft Geister im Spiel. Im Ndepp-Ritual sollen Opfer und Tanz sie beschwichtigen. 2016-12-23 00:00 9KB www.nzz.ch 72 Kunstzeughaus Rapperswil: Manche treiben's bunt Das Kunstzeughaus Rapperswil-Jona gibt einen Überblick über das regionale Kunstschaffen. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch 73 HSG rückt in die Stadt: St. Gallen wird wieder zur Universitätsstadt Die St. Galler Wirtschaftsuniversität thront seit 1963 auf einem Hügel abgehoben von der Stadt. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch 74 Verhaftungswelle in der Türkei: Istanbuler HDPAbgeordnete vorübergehend festgenommen In der Türkei hat die Polizei die Parlamentarierin Pervin Buldan am Freitagmorgen aus ihrer Wohnung in Istanbul heraus abgeführt. 2016-12-23 00:00 1KB www.nzz.ch 75 Wahrnehmung des Menschen: Wie das Gehirn die Zeit misst Schon wieder ist ein Jahr rum. Je älter man wird, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch 76 Bereits bewegt - Kawasaki Z650: Nachwuchs in der ZFamilie Nach mehr als 120 000 verkauften Einheiten der Kawasaki ER-6n mutiert deren Nachfolgerin zum sportlichen Naked Bike. 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch 77 Aperto-Übernahme: Coop kauft die Bahnhof-Shops Der Detailhändler Coop wird noch grösser. Ab 2017 gehört auch die schweizerische Aperto-Gruppe zum Unternehmen. 2016-12-23 00:00 899Bytes www.nzz.ch 78 Hoher Intelligenzquotient: Skepsis wäre klug Die Wissenschaft versucht immer wieder zu belegen, dass Hochbegabte mehr erreichen als Normalbürger. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch 79 Wahlen in den USA: Die gefallene Fee und die erfolgreiche Hexe Zwei Frauen besetzten im amerikanischen Wahlkampf Schlüsselpositionen. 2016-12-23 00:00 2KB www.nzz.ch 80 Mehrere Ziele in Melbourne: Terroranschlag in Australien vereitelt Die australische Polizei hat Anschläge in Melbourne verhindert. Ins Scheinwerferlicht gerät eine bestimmte Bevölkerungsgruppe. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch 81 Bi Feiyus bewegender Gesellschaftsroman «Sehende Hände»: «Als Blinder sah er klar» Selten wurde der paradoxe Erkenntnisgewinn aus der Erfahrung der Blindheit literarisch so überzeugend dargestellt wie in Bi Feiyus 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch 82 Sechzig Jahre Royal Court Theatre: Die Hauptrolle spielt der Autor Das Royal Court Theatre ist einzigartig in Englands Theatergeschichte. 2016-12-23 00:00 6KB www.nzz.ch 83 Reform der Firmensteuern: Mehr Steuerautonomie für die Städte? Grosse Städte wie Zürich und Bern bekämpfen die Reform der Firmensteuern, weil sie hohe Ertragsausfälle befürchten. 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch 84 Schöne Bescherung (23): Der Vorhang reisst langsam Ein Elektriker aus Danzig verändert mit seiner Gewerkschaft Solidarnosc Europa. 2016-12-23 00:00 2KB www.nzz.ch 85 Bereits bewegt - Renault Zoe Z. E. 40: Der Reichweitenangst ein Ende Mit der Neuauflage des Zoe senkt Renault das Kapazitätsproblem auf ein Minimum. 2016-12-23 00:00 4KB www.nzz.ch 86 Die Anfänge des modernen Tourismus: Als der Löwe laufen lernte Die Tourismusindustrie läuft wie geschmiert. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch 87 Koexistenz der Weltanschauungen: Der leere Himmel In diesen Tagen wuchert das Brauchtum in unserer Weltgegend, der Himmel bevölkert sich mit Engeln und fliegenden Weihnachtsmännern. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch 88 Terroranschlag in Berlin: Gefasstheit statt «German Angst» Nach dem bisher schwersten Terroranschlag in Deutschland überwiegt die Sorge um den inneren Frieden die Furcht vor weiteren Taten. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch 89 Jugenddelinquenz: Wenn das Smartphone zum Beweismittel wird Die Folgen missbräuchlicher Mediennutzung können für Jugendliche massiv sein – nicht nur im Bereich der Pornografie, wenn intime Bilder 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch 90 Was heute wichtig ist Saftige Busse für CS im US-Hypotheken-Streit / Evakuierung aus Ost-Aleppo abgeschlossen / Mutmassliche Anschläge in Duisburg und 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch 91 Kleiderdetailhandel: Zalando lässt Schweizer Modehäuser alt aussehen Der deutsche Online-Modepionier Zalando lehrt Schweizer Modehäuser das Fürchten. 2016-12-23 00:00 8KB www.nzz.ch 92 Kampf um Wintergäste: Alphorn blasen statt Ski fahren Bis auf 2000 Meter liegt in weiten Teilen der Schweiz kein Schnee. Flugs haben viele Skigebiete neue Angebote auf die Beine gestellt. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch 93 Reden über die Schweiz: Genug polemisiert Die Schweiz ist ein erfolgreiches, stabiles und offenes Land. Selbstverständlich ist das nicht. Es gibt zerstörerische Tendenzen. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch 94 Schweizer Golfer: Vom Ersparten leben Professionelles Golf in der Schweiz ist ein hartes Business – auch finanziell. Nur André Bossert kommt einigermassen durch. 2016-12-23 00:00 4KB www.nzz.ch 95 Mobilität der Zukunft: Flexible Kombination von Verkehrsträgern Es besteht künftig Bedarf nach ganzheitlichen, verkehrsträgerübergreifenden Rahmenbedingungen. 2016-12-23 00:00 5KB www.nzz.ch 96 Edita Gruberová zum 70. Geburtstag: Steiniger Weg an die Spitze Ihre Domäne sind die Meister des Belcanto, deren koloraturengespickte Partien sie auf allen wichtigen Bühnen verkörpert hat – und die 2016-12-23 00:00 4KB www.nzz.ch 97 Bereits bewegt - Mercedes-AMG E 63 S: Business-Jet für die Strasse Mercedes rüstet die E-Klasse vom Geschäftswagen zum ultimativen Sportgerät auf. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch 98 Leichenfund Pfäffikon SZ: Männliche Leiche gefunden Die Polizei fand am Donnerstagmorgen in Pfäffikon SZ eine männliche Leiche. Die Todesursache ist noch nicht ermittelt. 2016-12-23 00:00 770Bytes www.nzz.ch 99 Wende im Syrien-Krieg: Asad kontrolliert wieder ganz Aleppo Die vollständige Rückeroberung Aleppos ist offenbar abgeschlossen. 2016-12-23 00:00 3KB www.nzz.ch 100 Fifa-World: Die grosse Furcht vor dem Freistoss Das Fifa-Museum in Zürich kämpft ums Überleben. 2016-12-23 00:00 7KB www.nzz.ch Articles Deutschland mix in german 100 articles, created at 2016-12-23 12:02 1 /100 US-Geschäfte: Deutsche Bank und Credit Suisse müssen (5.29/6) zahlen Wegen Kundentäuschungen im US-Hypothekengeschäft muss die Deutsche Bank insgesamt 7,2 Milliarden Dollar zahlen. Darauf einigte sich das Geldhaus in einem Vergleich mit den US-Behörden. Eine massive Strafzahlung akzeptierte auch bei der Credit Suisse. Die Deutsche Bank hat ihren Streit mit den US-Behörden über faule Hypothekenpapiere mit einer Strafzahlung von 3,1 Milliarden Dollar beigelegt. Das Geldhaus gab den mit Spannung erwarteten Vergleich in der Nacht bekannt. Hinzu kommen noch 4,1 Milliarden Dollar für Kundenhilfen in den USA. Insgesamt zahlt die Deutsche Bank damit 7,2 Milliarden Dollar. Für alle Rechtsstreitigkeiten zusammen hatte das Geldhaus zuletzt jedoch nur 5,9 Milliarden Euro zurückgelegt. Ursprünglich hatte das US-Justizministerium eine Rekordsumme von 14 Milliarden Dollar aufgerufen. Das hatte an den Finanzmärkten zeitweise für große Verunsicherung gesorgt. Denn die Reserven der Bank, die mitten in der Sanierung steckt, sind knapp und die Kapitaldecke ist im Vergleich zu vielen Rivalen dünn. Die jetzige Einigung zur Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche gegen die Bank ist noch vorläufig. Sie wird das Ergebnis des Dax-Konzerns im laufenden vierten Quartal aber bereits belasten vor Steuern mit 1,17 Milliarden Dollar. "Ob die Erleichterungen für Verbraucher finanzielle Auswirkungen haben, hängt von den endgültigen Bedingungen des Vergleichs ab. Derzeit wird daraus kein wesentlicher Einfluss auf das Ergebnis des Geschäftsjahres 2016 erwartet. " Der Hypothekenstreit ist eine der größten Altlasten der Deutschen Bank. Die Aufsichtsbehörden sehen es als erwiesen an, dass das Institut vor der Finanzkrise auf dem amerikanischen Immobilienmarkt trickste: Es bündelte faule Hypotheken in hochkomplexe Wertpapiere, die in der Krise auf einen Schlag wertlos wurden und bei vielen Anlegern zu hohen Verlusten führten. Viele andere Großbanken haben ähnlich dubiose Geschäfte gemacht, sich aber auch früher mit den Behörden verglichen. Neben dem Hypothekenstreit will die Deutsche Bank zeitnah drei weitere große Fälle zu den Akten legen, die viel Geld kosten könnten: der Geldwäsche-Skandal in Russland, mutmaßliche Sanktionsverstöße bei Iran-Geschäften und Manipulationen auf dem billionenschweren Devisenmarkt. Neben der Deutschen Bank einigte sich auch die Credit Suisse auf einen Vergleich mit den USBehörden. Auch in diesem Rechtsstreit ging es um Hypothekengeschäfte in den USA. Die nach der UBS zweitgrößte Schweizer Bank muss nach eigenen Angaben rund 5,3 Milliarden Dollar zahlen, um das Thema abhaken zu können. Die Zahlung setze sich zusammen aus einem Bußgeld von 2,48 Milliarden Dollar und Entschädigungszahlungen für die Verbraucher von 2,8 Milliarden Dollar. Die Entschädigungen sollen über einen Zeitraum von fünf Jahren entrichtet werden. Der mit dem US-Justizministerium ausgehandelte Vergleich müsse noch unterschrieben und vom Credit-Suisse-Verwaltungsrat genehmigt werden. US-Behörden werfen einer ganzen Reihe von Großbanken vor, Investoren jahrelang über die Risiken von hypothekenbesicherten Wertpapieren getäuscht zu haben. Die Käufer dieser komplexen Anlageprodukte erlitten Milliardenverluste, als der US-Immobilienmarkt kollabierte. Hypotheken-Streit beigelegt | Deutsche Bank zahlt 3,1 Milliarden Dollar an die USA bild.de Hypothekengeschäfte: Deutsche Bank zahlt Milliarden-Strafe zeit.de Deutsche Bank zahlt Milliarden-Buße haz.de US-Hypotheken-Streit: Milliardenbusse für die Credit Suisse nzz.ch Deutsche Bank legt USHypothekenstreit für 3,1 Mrd. Dollar bei diepresse.com US-Behörden brummen Credit Suisse MilliardenStrafe auf diepresse.com 2016-12-23 09:25 tagesschau.de www.tagesschau.de 2 /100 - Anschlag auf Einkaufszentrum befürchtet: Zwei Brüder (4.08/6) festgenommen Die Polizei meldet einen Großeinsatz in einem Oberhausener Einkaufszentrum. Kurze Zeit später heißt es, zwei Brüder seien in Duisburg festgenommen worden. Sie sollen möglicherweise einen Anschlag auf das Kaufhaus geplant haben. Sicherheitslage - Zwei Festnahmen in Duisburg wegen möglicher Anschlagsvorbereitungen sueddeutsche.de Zwei Festnahmen in Duisburg: Möglicherweise Anschlag auf ein Kaufhaus verhindert nzz.ch Festgenommene Brüder sollen IS-Kontakt gehabt haben tagesspiegel.de Anschlag auf Einkaufszentrum befürchtet: Zwei Brüder festgenommen stern.de 2016-12-23 09:02 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 3 /100 Einigung in Hypotheken-Streit: Nur blaues Auge für die (3.21/6) Deutsche Bank in den USA (dpa/sda/gru.) Die Deutsche Bank kommt im Streit um dubiose Hypothekengeschäfte in den USA mit einem blauen Auge davon. Deutschlands grösstes Geldhaus muss dafür tief in die Kassen greifen 3,1 Mrd. $ Zivilbusse und 4,1 Mrd. $ an Bereitstellungen für Entschädigungen an Kunden in den Vereinigten Staaten. Auf einen entsprechenden Vergleich mit der US-Justiz einigte sich das Institut nach monatelangen Verhandlungen, wie die Bank in der Nacht zum Freitag mitteilte. Ursprünglich hatte allerdings eine Strafe von 14 Mrd. $ gedroht. Mitte September hatte das USJustizministerium mit dieser Forderung die Anleger der Deutschen Bank in höchste Alarmstufe versetzt. Das Bekanntwerden liess den Börsenwert des Instituts einbrechen und löste sogar Spekulationen über mögliche Staatshilfen aus. Der Konzern hatte zuletzt rund 5,9 Mrd. € für seine Rechtsrisiken zurückgelegt. Obwohl die Einigung zur Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche erst vorläufig ist, wird sie das Resultat der Bank bereits im vierten Quartal belasten mit 1,2 Mrd. € vor Steuern. In dem Streit ging es um die Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche im Zusammenhang mit der Ausgabe von mit Hypotheken gedeckten Wertpapieren zwischen 2005 und 2007. Dem DAXKonzern wurde vorgeworfen, mit solchen Geschäften zum Kollaps des US-Häusermarktes im Jahr 2008 beigetragen zu haben. Die ursprüngliche Forderung wäre die höchste Strafe für ein ausländisches Geldhaus gewesen, die Behörden in den USA je verhängt haben. Aber auch in anderen Fällen war es so, dass die US-Justiz zunächst mit viel höheren Summen in die entscheidende Phase von Vergleichsverhandlungen eingestiegen war. Die führende US-Investmentbank Goldman Sachs hatte im April in einem Vergleich nach einer ähnlich hohen Einstiegsforderung der US-Justiz schliesslich etwas mehr als 5 Mrd. $ zahlen müssen. Für die Deutsche Bank sind die Unsicherheiten über die Kosten für die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten einer der grössten Belastungsfaktoren. Sie warfen den Konzern auf seinem Sanierungskurs immer wieder zurück. In den vergangenen Jahren kosteten Strafen Deutschlands grösstes Geldhaus bereits mehr als 12 Mrd. € - etwa wegen der Beteiligung an Zinsmanipulationen (Libor), umstrittener Hypothekengeschäfte und Verstössen gegen Handelssanktionen. Vorstandschef John Cryan hatte der juristischen Aufarbeitung zuletzt höchste Priorität eingeräumt und versprochen, die wichtigsten Rechtsfälle noch in diesem Jahr beizulegen. Offen ist nun vor allem noch eine mögliche Strafe wegen des Verdachts auf Sanktionsverstösse bei Iran-Geschäften und Geldwäsche bei Geschäften in Russland. Der Aktienkurs der Deutschen Bank stieg zum Handelbeginn um über 4%. Auch gegen die Schweizer Banken UBS und Credit Suisse sind im Zusammenhang mit Hypothekengeschäften in den USA Zivilklagen und Untersuchungen von Regulatoren hängig, darunter auch des US-Justizministeriums. Mit der Credit Suisse wurde ebenfalls heute eine Einigung erzielt. Die Bank zahlt ein Busse in Höhe von 5,3 Mrd. $. Die UBS schraubte per Ende Oktober dieses Jahres ihre Rückstellungen für Rechtsfälle am US-Hypothekenmarkt deutlich nach oben. Die Grossbank hat nun für sämtliche Verfahren 1,4 Mrd. $ zurückgelegt, zur Jahresmitte waren es 988 Mio. $. Zu keiner aussergerichtlichen Einigung dürfte es zwischen dem US-Justizministerium und der britischen Bank Barclays kommen. Die Behörde verklagte das Geldhaus am Donnerstag wegen betrügerischer Hypothekengeschäfte, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Barclays wird vorgeworfen, Investoren zwischen 2005 und 2007 über die Risiken von Wertpapieren im Wert von mehr als 31 Mrd. $ getäuscht zu haben, die mit faulen Immobilienkrediten hinterlegt waren. Die Bank wies die Anschuldigungen in einer Stellungnahme zurück. Barclays werde sich energisch gegen die Klage zur Wehr setzen. Hypotheken-Streit beigelegt | Deutsche Bank zahlt 3,1 Milliarden Dollar an die USA bild.de Hypothekengeschäfte: Deutsche Bank zahlt Milliarden-Strafe zeit.de Deutsche Bank legt USHypothekenstreit für 3,1 Mrd. Dollar bei diepresse.com 2016-12-23 00:00 Christoph G www.nzz.ch 4 /100 Großeinsatz für New Yorker Feuerwehr: 24 Menschen bei (2.06/6) Hochhaus-Brand verletzt In einem Hochhaus nahe dem Central Park bricht ein Feuer aus und greift rasch auf mehrere Etagen über. Starker Wind erschwert die Löscharbeiten der New Yorker Feuerwehr. 24 Menschen erleiden Verletzungen - darunter Kinder und Feuerwehrleute. Bei einem Brand in einem Hochhaus in New York am Donnerstagabend sind 24 Menschen verletzt worden. Unter den Verletzten waren auch vier Feuerwehrleute, berichteten örtliche Medien. 14 Menschen seien leicht verletzt, sechs schwer, teilte die New Yorker Feuerwehr mit. Ein Feuerwehrmann erlitt demnach schwerwiegende Verbrennungen. Unter den Verletzen befinden sich auch drei Kinder - zwei Babys und ein siebenjähriges Mädchen. Neun Bewohner konnten mithilfe eines Helikopters unverletzt vom Dach des Hochhauses gerettet werden. Das Feuer war in einer Wohnung in der dritten Etage des 33-stöckigen Gebäudes in Manhattan ausgebrochen. Dort standen laut Angaben der Feuerwehr die Fenster offen. Innerhalb kürzester Zeit hatte deshalb dichter Rauch die oberen Stockwerke erfasst. Starker Wind erschwerte die Löscharbeiten, die dann nach über zwei Stunden erfolgreich abgeschlossen wurden. 170 Feuerwehrleute waren der "New York Post" zufolge im Einsatz. In dem Wohnhaus in der 59th Street nahe dem Central Park befinden sich insgesamt 465 Appartements. Quelle: n-tv.de 24 Verletzte bei HochhausBrand in New York diepresse.com New York: 24 Verletzte bei Hochhaus-Brand nzz.ch 2016-12-23 09:26 n-tv www.n-tv.de 5 /100 Monte dei Paschi: Parlament billigt Banken-Rettungspaket (2.06/6) Siena – Angesichts der Bankenkrise in Italien hat die Regierung in Rom ein Rettungspaket im Umfang von bis zu 20 Milliarden Euro beschlossen. Ministerpräsident Paolo Gentiloni gab in der Nacht auf Freitag bekannt, sein Kabinett habe das Dekret für den Rettungsplan verabschiedet. Am Mittwoch hatte bereits das Parlament grünes Licht gegeben. Das Milliarden-Paket soll die Banken vor dem Zusammenbruch bewahren und den Sparern ihre Guthaben garantieren. Die italienischen Banken sitzen auf faulen Krediten in Höhe von insgesamt 360 Milliarden Euro. Akut gefährdet ist die Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS), das drittgrößte Institut des Landes. Die BMPS kämpft darum, bis Jahresende eine Kapitalerhöhung um fünf Milliarden Euro zu erreichen. Gelingt dies nicht, wäre sie wohl pleite. Eine Intervention des Staates bedeutet die faktische Verstaatlichung des Geldhauses, das 1472 gegründet als älteste Bank der Welt gilt. (APA/AFP/dpa) Monte dei Paschi: Italiens Parlament billigt Rettungspaket diepresse.com Monte dei Paschi di Siena: Italien rettet Krisenbank erneut mit Steuergeld nzz.ch 2016-12-23 07:55 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 6 /100 Nuklearwaffen: Trump und Putin verschärfen Ton (1.08/6) (ap) Der designierte amerikanische Präsident Donald Trump hat sich für eine drastische nukleare Aufrüstung seines Landes ausgesprochen. Das amerikanische Atomwaffenkapazität müsse «massiv gestärkt und ausgebaut» werden, bis der Rest der Welt im Umgang mit Nuklearwaffen «zur Vernunft kommt», twitterte Trump am Donnerstag. Tags zuvor hatte er sich auf seinem Landsitz in Palm Beach mit ranghohen Vertretern von Pentagon und Auftragnehmern in der Rüstungsindustrie getroffen. Trumps Äusserungen kamen nur Stunden nach ähnlichen Einlassungen von Kremlchef Wladimir Putin über Russlands Nuklearmacht. Deren Stärkung solle im kommenden Jahr das militärische Hauptziel sein, sagte der Präsident beim Jahresabschlusstreffen des Verteidigungsministeriums in Moskau. Konkret sagte Putin, Russland müsse komplexe Raketen ausbauen, damit sie «bestehende und künftige Raketenabwehrsysteme durchdringen» könnten. Ob Trump mit seiner Twitter-Nachricht auf die Äusserungen aus Moskau Bezug nahm, war unklar. Der Sprecher des künftigen amerikanischen Präsidenten, Jason Miller, lieferte aber später einen Kontext für die Äusserungen seines Chefs. Trump habe die Gefahr durch eine Verbreitung von Nuklearwaffen «vor allem bei und unter terroristischen Organisationen und instabilen und schurkischen Staaten» gemeint. Der designierte Präsident sehe die Modernisierung der Abschreckungskapazitäten Amerikas als «ein wichtiges Mittel, um Frieden durch Stärke zu fördern», sagte Miller weiter. Amerika und Russland verfügen über die grössten Atomwaffenarsenale der Welt. 2010 unterschrieben beide Länder den New-START-Vertrag, der eine Deckelung der Zahl ihrer atomaren Sprengköpfe und Raketenwerfer vorsieht. Er gilt bis 2021 und kann um fünf weitere Jahre verlängert werden. Amerika und Russland sind ausserdem Unterzeichnerstaaten des Atomwaffensperrvertrags, der dessen Mitglieder zur atomaren Abrüstung verpflichtet. Gleichwohl treibt Amerika schon seit längerer Zeit ihre Pläne zur Modernisierung ihrer in die Jahre gekommenen Atomwaffen voran. Erst zu Jahresbeginn hatte etwa Pentagonchef Ashton Carter angekündigt, das über die nächsten fünf Jahre 108 Milliarden Dollar (rund 103 Milliarden Euro) in Instandhaltung und Verbesserung der Nuklearmacht fliessen sollen. Dennoch würde Trump mit einem Ausbau des Atomwaffenarsenals eine scharfe Abkehr von der sicherheitspolitischen Linie des scheidenden Präsidenten Barack Obama markieren. Dieser hatte einst die nukleare Nichtverbreitung zum Herzstück seiner Agenda erklärt und sich 2009 dafür stark gemacht, dass Amerika sich an die Spitze der Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt setzen müsste. Zugleich räumte Obama ein, dass dieses Ziel weder schnell noch leicht erreicht werden könne. Auf Trumps Webseite zum präsidialen Übergang hiess es, der künftige Präsident wisse um die «einzigartigen, katastrophalen Bedrohungen, die von Atomwaffen und Cyber-Angriffen ausgehen». Amerika müsste daher sein Arsenal modernisieren, «um sicherzustellen, dass sie eine wirksame Abschreckung sind». Im Wahlkampf hatte Trump bereits gesagt, Amerika sollte mehr Atomwaffen haben und die Ansicht vertreten, die Welt wäre «besser dran», wenn Staaten wie Südkorea und Japan Atomwaffen hätten. Seine demokratische Rivalin Hillary Clinton hatte ihn immer wieder als zu sprunghaft und unberechenbar dargestellt, als dass man ihm die Verantwortung über die Atomwaffen anvertrauen könnte. Trump und Putin wollen ihre Atomwaffen "stärken" stern.de 2016-12-23 00:00 Peter Winkler www.nzz.ch 7 /100 Italien: Regierung beschließt Milliarden-Rettungsfonds (1.04/6) Die italienische Regierung hat ein Rettungspaket für die Bank Monte dei Paschi di Siena beschlossen. Das Kabinett erließ ein NotfallDekret, das die Bildung eines Fonds in Höhe von 20 Milliarden Euro anordnet, hieß es in einer Mitteilung der Regierung. Grund für den Rettungsfonds ist die Krise der drittgrößten italienischen Bank, die außer Kontrolle geraten und damit weitere Banken und damit die Wirtschaft des Landes treffen könnte. Auch deshalb stellt Rom nun Hilfen für die Traditionsbank aus Siena bereit. Das Ziel der Intervention des Staates sei, die Ersparnisse von Bürgern so weit wie möglich zu schützen und Italiens Bankensektor zu stärken, sagte Ministerpräsident Paolo Gentiloni. Der Rettungsfonds ist aber auch für andere Banken gedacht, die Probleme bekommen könnten. Insgesamt sollen Italiens Banken faule Kredite in Höhe von 360 Milliarden Euro besitzen. Die Regierung erwarte, dass Monte dei Paschi um die Freigabe der Staatshilfe bitte, um zu gewährleisten, dass die Bank den Rettungsplan weiter verfolgen kann, sagte Finanzminister Pier Carlo Padoan. Das Problem von Monte dei Paschi di Siena, der ältesten Bank Europas, sind faule Kredite. Die Bank braucht bis Endes des Jahres fünf Milliarden Euro, um Verluste durch die Auslagerung dieser Kredite zu decken. Eine geplante Kapitalerhöhung mit der Hilfe von Investoren war gescheitert, weshalb nun der italienische Staat helfen muss. Die Intervention der Regierung zielt auf das Kapital und die Liquidität ab. Der Verwaltungsrat beschrieb den Zustand der Bank in einer Mitteilung als "heikel". Teil der Rettung ist ein im Sommer vereinbarter Sanierungsplan , der bis Ende des Jahres erfüllt werden muss. "Die drittgrößte Bank Italiens wird wieder vollständig die Kraft erlangen, um zu operieren", sagte Padoan. Eine Intervention des Staates bedeutet die faktische Verstaatlichung des Geldhauses. Das Rettungspaket könnte aber auch anderen angeschlagenen Instituten zugute kommen. - Neues Rettungspaket für italienische Banken sueddeutsche.de 2016-12-23 07:41 ZEIT ONLINE www.zeit.de 8 /100 Sebastian Koch auch in neuer "Homeland"-Staffel dabei (1.02/6) Schauspieler Sebastian Koch (54) wird auch in der sechsten Staffel der preisgekrönten US- Serie "Homeland" zu sehen sein. "Natürlich ist es toll, bei solch einer großartigen Serie dabei zu sein. Der internationale Erfolg der ersten fünf Staffeln spricht ja schon für sich", sagte der in Karlsruhe geborene Koch ("Das Leben der Anderen") der Deutschen Presse-Agentur. Die Dreharbeiten hätten schon Anfang September in New York stattgefunden. "Aber zu viel zu meiner Rolle kann ich jetzt noch nicht verraten. " In der fünften Staffel, die größtenteils in Berlin gedreht wurde, schlüpfte Koch in die Rolle des charmanten Milliardärs Otto Düring, der die ehemalige CIA-Agentin Carrie Mathison (gespielt von Claire Danes) als Sicherheitschefin für seine Stiftung engagiert. Auch andere deutsche Schauspieler wie Alexander Fehling oder Nina Hoss spielten mit. Die neuen "Homeland"-Episoden werden ab dem 15. Januar in den USA ausgestrahlt. In Deutschland lief die Thriller-Serie zuletzt auf Sat.1. Sebastian Koch bleibt „Homeland“ treu haz.de 2016-12-23 09:38 www.t-online.de 9 /100 Özdemir: "Tunesien soll Verbrecher zurücknehmen" (1.02/6) Wegen eines fehlenden tunesischen Passes konnte der mutmaßliche Attentäter von Berlin nicht in seine Heimat abgeschoben werden. CSU und Grünen üben deshalb nun Kritik an dem Maghreb-Staat - und drohen mit der Kürzung finanzieller Hilfen. Nach dem Terroranschlag von Berlin haben deutsche Politiker Vorwürfe gegen Tunesien erhoben - das Heimatland des mutmaßlichen Attentäters Anis Amri. Grünen-Chef Cem Özdemir sagte der "Bild", das Verhalten der tunesischen Behörden bei der gescheiterten Abschiebung sei "ärgerlich". Es könne nicht sein, "dass manche Länder über Unterstützung dankbar sind, aber sich weigern, Verbrecher aus ihren Ländern wieder aufzunehmen". Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte im gemeinsamen "Morgenmagazin" von ARD und ZDF auf die Frage, ob dem nordafrikanischen Land Hilfsmittel gekürzt werden sollten: "Wenn man die Regierung treffen kann, bin ich sehr dafür, auch solche Mittel anzuwenden. " Ähnlich hatten sich zuvor schon Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) im ZDF"Heute Journal" geäußert: "Da muss man notfalls auch mal damit drohen, die Entwicklungshilfe zu kürzen, wenn sich solche Länder nicht kooperativ zeigen. " Die deutschen Behörden hatten Amri vor dem Anschlag monatelang als "Gefährder" auf dem Radar, konnten ihren Verdacht aber nicht konkretisieren. Eine Abschiebung nach Tunesien war gescheitert, weil er keinen Pass hatte. Nach dem Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt war zuletzt auch die Debatte um die Deklarierung der Maghreb-Staaten als "sichere Herkunftsländer" wieder aufgeflammt. Die große Koalition will Tunesien, Marokko und Algerien auf die entsprechende Liste setzen - Asylanträge könnten damit schneller bearbeitet und in aller Regel abgelehnt werden. Der Bundesrat blockiert das Gesetz jedoch seit längerem. Für eine Zustimmung müssten einige der von Grünen mitregierten Länder mit Ja stimmen. Özdemir und seine Co-Vorsitzende Peter verteidigten diese Entscheidung: "Der Fall des Tatverdächtigen Amri hat mit dem zweifelhaften Instrument der sicheren Herkunftsstaaten nichts zu tun", sagte Peter der "Rheinischen Post". Wer einen Zusammenhang konstruiere, dem gehe es nicht um Lösungen sondern "nur um politische Stimmungsmache". Tunesien: Die Wüste der Extremisten zeit.de 2016-12-23 09:35 tagesschau.de www.tagesschau.de 10 /100 Kein Weihnachtsfrieden: Verdi weitet Streik bei Amazon (1.02/6) aus Der Ausstand wurde auf insgesamt sechs deutsche Standorten ausgeweitet. Die Gewerkschaft will bis Heiligabend streiken. 23.12.2016 | 08:52 | ( DiePresse.com ) Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat ihren Weihnachtsstreik beim Online-Versandhändler Amazon ausgeweitet. Seit Freitag werde auch in den Verteilzentren in Leipzig und im hessischen Bad Hersfeld gestreikt, erklärte die Gewerkschaft. Die Ausstände würden bis einschließlich Heiligabend fortgesetzt. Bereits am Mittwoch hatten Arbeitsniederlegungen in den nordrhein-westfälischen Logistikzentren Rheinberg und Werne sowie im bayerischen Graben begonnen, seit Montag wird schon in Koblenz gestreikt. Die Gewerkschaft will Amazon zum Abschluss eines Tarifvertrags bewegen. Die Beschäftigten wollten "verbindlich garantierte, existenzsichernde und gute Arbeitsbedingungen", erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. (APA) Keine Ende der Dauerfehde zwischen Verdi und Amazon in Sicht heise.de 2016-12-23 08:52 diepresse.com 11 /100 Kommt deutsches (1.02/6) Desinformation"? Wegen der Zunahme von Falschnachrichten in sozialen Netzwerken soll das deutsche Innenministerium die Schaffung eines Abwehrzentrums überlegen. 23.12.2016 | 08:18 | ( DiePresse.com ) Angesichts der Zunahme von Falschnachrichten in den sozialen Netzwerken schlägt das deutsche "Abwehrzentrum gegen Innenministerium nach "Spiegel"-Informationen die Schaffung eines "Abwehrzentrums gegen Desinformation" vor. "Mit Blick auf die Bundestagswahl sollte sehr schnell gehandelt werden", zitierte das Nachrichtenmagazin in seiner jüngsten Ausgabe aus einem Vermerk von Beamten des Ministeriums. Die Federführung für dieses Abwehrzentrum sollte beim Bundeskanzleramt (Bundespresseamt) angesiedelt werden, schlagen die Experten demnach vor. Als besonders anfällige Bevölkerungsgruppen hebt das Papier "Russlanddeutsche" sowie "türkischstämmige Menschen" hervor, bei denen eine "Intensivierung der politischen Bildungsarbeit" erfolgen sollte, wie das Magazin berichtet. Zudem lege das Innenministerium den Parteien nahe, sich noch vor den nächsten Landtagswahlen auf Grundregeln des Wahlkampfes und gegen den Einsatz von Falschnachrichten zu einigen. Google und Facebook waren zuletzt im US-Wahlkampf ins Visier der Kritik geraten, weil über die Internetanbieter immer wieder Falschmeldungen in Umlauf gebracht und immens verbreitet wurden. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte zunächst den Einfluss manipulierter Nachrichten auf die Wahl des Rechtspopulisten Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten bestritten. Später änderte sein Unternehmen aber die Richtlinien. In Deutschland wächst die Sorge, dass die Verbreitung von Falschnachrichten auch die Bundestagswahl beeinflussen könnte. Kürzlich war die Grünen-Politikerin Renate Künast per Strafanzeige und Strafantrag gegen eine gefälschte Nachricht auf Facebook vorgegangen. (APA/Reuters/AFP) Innenministerium will Abwehrzentrum gegen Fake News schaffen stern.de 2016-12-23 08:18 diepresse.com 12 /100 Video: IS-Terroristen verbrennen türkische Soldaten (1.02/6) Damaskus – In einem mutmaßlich von der Terrormiliz IS (Daesh) veröffentlichten Video ist zu sehen, wie Terroristen zwei türkische Soldaten bei lebendigem Leib verbrennen. Das drastische Video verbreitete sich am Donnerstag im Internet. Türkische Truppen und verbündete Milizen rücken in Syrien in blutigen Kämpfen gegen den IS vor. Nach dem Auftauchen des Videos wurden in der Türkei in der Nacht auf Freitag soziale Medien blockiert. In Zeiten von Aufständen drosseln türkische Behörden häufig Dienste wie Twitter, Facebook und YouTube – auch, um die Verbreitung bestimmter Inhalte zu verhindern. Die auf jihadistischen Internetseiten veröffentlichten Aufnahmen zeigen zwei uniformierte Männer, die aus einem Käfig herausgetrieben und dann verbrannt werden. Die mutmaßlichen Soldaten sprechen und nennen ihre Namen. Die Echtheit des Materials ließ sich nicht von unabhängiger Seite bestätigen. Von der türkischen Regierung gab es zunächst keinen Kommentar zu dem Video. Türkische Journalisten riefen auf Twitter dazu auf, das Video nicht zu teilen, um die ISPropaganda nicht zu unterstützen Zwei Soldaten vermisst Die Türkei hatte im vergangenen Monat bestätigt, den Kontakt zu zwei Soldaten verloren zu haben, die in Syrien kämpften. Es blieb allerdings unklar, ob es sich dabei um dieselben Männer handelte. Im August hatte die Türkei eine Bodenoffensive in Syrien begonnen, mit der sie Rebellen unterstützt. Seitdem sind 37 türkische Soldaten getötet worden. Am Ende des Videos drohen zwei IS-Milizen der Türkei und erklären, dass weitere Aufnahmen dieser Art folgen würden, sollten sich die Soldaten nicht zurückziehen. (dpa, TT.com) Video: IS-Anhänger verbrennen türkische Soldaten diepresse.com 2016-12-23 07:58 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 13 /100 Anschlag in Berlin: Deutschlands verdrängtes Dilemma (1.02/6) «Wieso läuft so einer noch frei herum?» Die Online-Ausgabe des deutschen Boulevardblattes «Bild» hat es mit ihrer Schlagzeile vom Donnerstag auf den Punkt gebracht. Das durch Medienberichte gezeichnete Sündenregister des mutmasslichen Attentäters vom Berliner Breitscheidplatz ist derart lang, dass die Frage einfach im Raum steht. Die Behörden wussten um die Gefahr, die von dem jungen Tunesier ausging. Trotzdem konnte er ungestört den Terroranschlag durchführen. In Deutschland hat diese schier unglaubliche Lage eine heftige Diskussion über das Versagen von Behörden und Politikern ausgelöst. Das ist nicht nur verständlich, es ist überfällig. Trotz den unablässigen Warnungen der Nachrichtendienste hat das Land die Terrorgefahr viel zu lange verdrängt. Es hat geglaubt, man könne die unausweichlichen moralischen Dilemmas zwischen Grosszügigkeit und Sicherheit ignorieren, die sich im Kontext des islamistischen Extremismus durch die unkontrollierte, massenhafte Aufnahme von Migranten stellten. Leider hat erst das tatsächliche Erleben von Terroranschlägen wie den beiden im Juli in Bayern und dem dritten nun in Berlin eine selbstkritische Debatte darüber ausgelöst. Wohin diese führen wird, ist offen. Der Beginn verlief nicht sehr produktiv. Behörden und Politiker schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Dasselbe tun die Parteien. Über allem schwebt der nahende Wahltag im grössten Bundesland, Nordrhein-Westfalen, im Mai sowie für den Bundestag im September. Das lädt dazu ein, die Verantwortung jeweils dem Gegner zuzuschieben. Doch dieses Spiel greift viel zu kurz. CDU und CSU stehen seit 2005 im Bund unablässig an der Macht. Die SPD regiert seit 1998, mit einem Unterbruch bloss zwischen 2009 und 2013. Zudem führen beide Parteien Landesregierungen, die in Fragen der Sicherheit als Erste in der Verantwortung stehen. Selbst die FDP, die nun in Nordrhein-Westfalen scharfe Kritik als Oppositionspartei äussert, stand als Koalitionspartner in Berlin während vier der letzten zehn Jahre in der Mitverantwortung. Und auch die Grünen sitzen mit in vielen Booten. Die Gesetze und Verwaltungsvorgänge, die nun am Pranger stehen, wurden von diesen Parteien geschaffen und verantwortet. Die Verantwortung für Fehler sollten sie deshalb zuerst bei sich selbst suchen. Die wirklich schwierigen Fragen stehen aber noch aus. Sie drehen sich um die Widersprüche, die zwischen dem Schutz von rechtsstaatlichen Prinzipien und Menschenrechten auf der einen und dem Schutz vor Terroranschlägen auf der andern Seite auftreten. Der Fall des tatverdächtigen Tunesiers zeigt, dass nicht alle Ziele voll erfüllt werden können. Schmerzliche Kompromisse zwischen Moral und Sicherheit sind unumgänglich. Die Briten haben nach 9/11 mit komplizierten Strafbefehlen zu experimentieren begonnen, die Freiheit von Terrorverdächtigen gezielt einschränken, ohne dass sie ins Gefängnis geworfen werden. Die Franzosen setzen seit dem Pariser Terroranschlag auf das grobe Werkzeug des Ausnahmezustands. In Deutschland wird man nicht um eigene Gedanken herumkommen. Mit der Erleichterung von Abschiebungen hat CDU-Innenminister de Maizière erste Schritte eingeleitet. Weitere werden folgen müssen, ohne dass das Mass für Recht und Fairness aus den Augen gerät. Amri offenbar kurz nach Anschlag nahe Berliner Moschee gefilmt stern.de 2016-12-23 00:00 Peter Rasonyi www.nzz.ch 14 /100 Weisse Trüffeln: Trüffeln schnüffeln (0.01/6) Die Weisse Trüffel, auch Alba-Trüffel genannt, ist die teuerste Delikatesse der Welt. Gefunden wird sie im Piemont, dank speziellen Trüffelhunden. Das Geschäft ist hart umkämpft. Und ob es die Echten sind, die am Schluss auf unseren Tellern liegen, kann man auch nicht mit Sicherheit sagen. Weisse Trüffel: Die Königin der Nacht nzz.ch 2016-12-23 00:00 Roman Sigrist www.nzz.ch 15 /100 St. Antönien: Ein Leben ohne Schneekanonen (0.01/6) Die Letzten werden die Ersten sein: Das Prättigauer Dorf St. Antönien, das einst kein Geld hatte für grosse Investitionen, steht heute finanziell solider da als viele, die alles auf die Karte Skizirkus setzten. St. Antönien: Es gibt ein Leben ohne Schneekanonen nzz.ch 2016-12-23 00:00 Reto Gratwohl www.nzz.ch 16 /100 Restriktive bedingte Entlassung: Die Gefängnistür bleibt (0.01/6) zu Ihn einen Sympathieträger zu nennen, wäre wahrlich verwegen. Er ist heute 37 Jahre alt, als Teenager von Kosovo in die Schweiz verfrachtet worden und hier mehr oder minder subito auf die schiefe Bahn gerutscht. Seit dem 13. Lebensjahr gerät er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt, häufig wegen Einbruch, Diebstahl, Verkehrs- und Drogendelikten, aber auch wegen Nötigung oder Körperverletzung. Das Vorstrafenregister von Herrn S., das sagt auch sein Anwalt Marcel Bosonnet, sei unerfreulich lang, doch eines sei zu bedenken: Gewaltdelikte lägen klar in der Minderheit. Seit 13 Jahren delinquiert der Kosovare nicht mehr und hält sich tadellos, denn seit dem letzten Vorfall – den er bestreitet – sitzt er hinter Gittern. Diese letzte Sache ist mit Abstand die schlimmste; ganz unabhängig davon, wer alles schuld daran ist oder nicht. Im Dezember 2003 wird ein Mann in Winterthur auf offener Strasse erschossen und stirbt, seine Begleiterin überlebt unverletzt. Die Hintergründe der Tat werden nie genau geklärt, alle eruierten Beteiligten sind als Drogendelinquenten bekannt, auch Herr S., der seinen Unschuldsbeteuerungen zum Trotz und nach einer langen, kurvenreichen Prozessgeschichte vom damaligen Zürcher Geschworenengericht wegen vorsätzlicher Tötung und Gefährdung des Lebens zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren und 9 Monaten verurteilt wird. Das Verdikt, das rechtskräftig werden soll, ist im September 2008 gefallen. Muss der Mann seine Strafe bis zum letzten Tag absitzen, so kommt er im September 2019 auf freien Fuss und wird wohl sofort nach Kosovo abgeschoben. Das will er übrigens auch, wie er bei jeder Gelegenheit betont. Herr S. hat das Privileg, auf ein Umfeld zählen zu können, das trotz Kriminalkarriere und langer Freiheitsstrafe zu ihm hält. Seit 13 Jahren wird er regelmässig von seiner Ehefrau und den beiden Kindern besucht, und er plant, mit der Familie in Kosovo eine neue Existenz aufzubauen. Eine Arbeitsstelle beim Onkel und eine Wohnung stehen bereit. Weder Herr S. noch sein Rechtsanwalt Marcel Bosonnet verstehen, warum die Abschiebung nicht schon längst stattgefunden hat. Denn gemäss dem Schweizerischen Strafgesetzbuch und gestützt auf die höchstrichterliche Rechtsprechung sollte ein Insasse im Regelfall das Gefängnis bedingt verlassen können, wenn er zwei Drittel seiner Strafe abgesessen hat. Sinn und Zweck dieser Bestimmung ist die Wiedereingliederung in die Gesellschaft – oder, wie es das Bundesgericht schreibt: Der Insasse soll den Umgang mit der Freiheit (wieder) lernen, was nur in Freiheit möglich sei. Die bedingte Entlassung stellt die letzte Stufe im Strafvollzug dar. Der erlassene Drittel gilt als Probezeit, in der Weisungen erteilt werden können und der Häftling unter Aufsicht der Bewährungshilfe steht. Verhält er sich nicht korrekt, wandert er zurück ins Gefängnis. Der Regelfall ist allerdings an zwei Bedingungen geknüpft. Der Insasse ist nur dann bedingt zu entlassen, «wenn es sein Verhalten im Strafvollzug rechtfertigt und nicht anzunehmen ist, er werde weitere Verbrechen oder Vergehen begehen», wie es in Artikel 86 des Strafgesetzbuches heisst. Die erste Bedingung erfüllt Herr S. ohne weiteres. Er hat die ersten paar Gefängnisjahre in der Kantonalzürcher Anstalt Pöschwies verbracht und wurde danach auf seinen Wunsch ins zugerische Bostadel versetzt, wo er sich heute noch befindet. Die Anstaltsleitungen stellen ihm tadellose Zeugnisse aus: Er halte sich an die Regeln, erbringe sehr gute Arbeitsleistungen, sei zu den Mitgefangenen und den Angestellten höflich und aufgeschlossen, zeige ein vorbildliches Verhalten. Doch trotz dem dicken Lob vonseiten der Anstaltsleitungen spricht das Zürcher Amt für Justizvollzug von einer nur «oberflächlichen Anpassungsleistung» und verweigert diesen Sommer zum zweiten Mal in Folge die bedingte Entlassung. Das Amt geht von einer hohen Rückfallgefahr aus: weil sich der Insasse mit dem Tötungsdelikt, das er nach wie vor bestreitet, nicht auseinandersetze, ebenso wenig mit seinem bisherigen kriminellen Verhalten. Erwähnt werden zudem eine dissoziale Persönlichkeitsstörung «mit einem ausgesprochen hohen Psychopathiewert» sowie die vielen Vorstrafen. Das alles führt zu einer negativen Prognose – und dazu, dass Herr S. hinter Gittern bleibt: seit 13 Jahren, ohne Vollzugslockerungen. Marcel Bosonnet hat den abschlägigen Entscheid angefochten, die Sache ist derzeit vor dem Zürcher Verwaltungsgericht hängig. Der Anwalt stört sich vor allem daran, dass die Gerichtspsychiater von einer Therapierung zwar mehrfach abgeraten haben, seinem Klienten gleichzeitig aber die fehlende Therapie als wichtiger Grund für die schlechte Prognose angelastet wird. Zudem wehrt sich Bosonnet dagegen, dass ohne nachvollziehbare Begründung von einer bloss oberflächlichen Anpassungsleistung die Rede ist: «Kein Mensch kann sich 13 Jahre lang verstellen, schon gar nicht im Strafvollzug, wo man unter Dauerbeobachtung steht», so Bosonnet. Seine Einschätzung wird vom Zürcher Psychiater Mario Gmür gestützt, der zur Frage der bedingten Entlassung von Herrn S. ein Privatgutachten erstellt hat. Gmür kommt nach dem Aktenstudium und nach Gesprächen mit dem Insassen und mit dessen Bruder zum Schluss, es sei nicht gerechtfertigt, die bedingte Entlassung an die Anforderung einer Psychotherapie zu knüpfen, die vom Gericht nicht angeordnet worden sei und vom Gerichtspsychiater als nicht erfolgversprechend beurteilt werde. Da eine endliche Strafe vorliege, so Gmür, würde es die bedingte Entlassung ermöglichen, den Häftling, dessen Sozialverhalten und Bewährung zu beobachten. Wird der Mann erst am letzten Tag seiner Strafe unvorbereitet vor die Gefängnistür gesetzt, ist eine solche Beobachtung nicht mehr möglich. Rechtsanwalt Marcel Bosonnet befürchtet, dass der Umgang mit seinem kosovarischen Klienten keinen Einzelfall darstellt. Er vermutet, dass im Zuge der immer stärkeren Fokussierung auf Sicherheit und Nullrisiko im Umgang mit Straftätern die bedingte Entlassung restriktiver angewandt wird. Solche Befürchtungen haben Hand und Fuss, wie eine neue Studie zeigt. Thomas Freytag, Vorsteher des Amts für Justizvollzug im Kanton Bern, und Aimée Zermatten von der Universität Freiburg haben festgestellt, dass je nach Landesteil und je nach Entscheidgremium ganz anders mit der bedingten Entlassung umgegangen wird: restriktiv in der lateinischen Schweiz, liberal, aber mit einer Tendenz zu mehr Verweigerungen, in der Deutschschweiz. Diese Entwicklung sei erstaunlich, sagt Freytag, denn im Gegensatz zur Praxis seien die Anforderungen an die bedingte Entlassung gesenkt worden: «Folgt man dem Willen des Gesetzgebers sowie der bundesgerichtlichen Rechtsprechung, muss die Gewährung der bedingten Entlassung nach Verbüssung von zwei Dritteln der Strafe klar die Regel und die Verweigerung die Ausnahme sein.» In der Deutschschweiz sei dies nach wie vor der Fall – trotz der abnehmenden Tendenz. So hat beispielsweise der Kanton Zürich 2004 in 96 Prozent der Fälle die bedingte Entlassung gewährt – 2015 allerdings waren es nur noch 76 Prozent, also exakt 20 Prozent weniger. Was ist der Grund für diese Entwicklung? Florian Funk, Leiter des Rechtsdienstes beim Zürcher Amt für Justizvollzug, betont, man halte sich an die gesetzlichen Vorgaben – die enorm gestiegenen gesellschaftspolitischen Sicherheitsansprüche hätten jedoch Auswirkungen auf den Vollzug. «Es gibt eine Fokussierung auf die Risiken. Man schaut genauer hin, geht systematischer vor, wendet Triage-Instrumente an, verfasst Gutachten. Und wo man genauer hinschaut, da findet man auch mehr.» Beide Vollzugsexperten, Thomas Freytag aus Bern und Florian Funk aus Zürich, verhehlen nicht, dass es bei entsprechender Risikokonstellation für einen ungeständigen Insassen, der nicht deliktstherapeutisch behandelt wird, schwierig sei, bedingt entlassen zu werden. Eine denkbar schlechte Ausgangslage also für Herrn S., der nun das Verdikt des Zürcher Verwaltungsgerichts abwartet. Was bleibt ihm schon anderes übrig? Bedingte Entlassung aus dem Strafvollzug: Freiheit mit Probezeit nzz.ch 2016-12-23 00:00 Brigitte Hürlimann www.nzz.ch 17 /100 Versuchter Einbruch in Einfamilienhaus - Einbrecher lösten Alarmanlage aus - Polizei bittet um Hinwe Bonn (ots) - In den frühen Abendstunden des 22.12.2016 waren Einbrecher im Bereich eines Einfamilienhauses auf der Mühlenbacher Straße in BornheimRoisdorf aktiv: Gegen 17:30 Uhr betraten die Unbekannten das rückwärtige Grundstück des Hauses. Nach den bisherigen Feststellungen kletterten sie zunächst auf eine Terrassenüberdachung und machten sich dann an einem Fenster des Obergeschosses zu schaffen. Hierbei lösten die Täter eine Alarmanlage aus - die Einbrecher flüchteten daraufhin über das Grundstück in Richtung der nahegelegenen Bahnlinie. Eine aufmerksame Nachbarin wurde auf das Geschehen aufmerksam und alarmierte unverzüglich die Polizei. Die Fahndung nach den in diesem Zusammenhang beobachteten beiden dunkel gekleideten Personen ca. 170 - 180 cm groß auffallend schlanke Statur führte bislang nicht zur Festnahme der Personen. Das zuständige KK 34 hat die weiteren Ermittlungen zu dem Geschehen übernommen. Mögliche Zeugen können sich unter der Rufnummer 0228-150 mit der Polizei in Verbindung zu setzen. 2016-12-23 09:40 www.t-online.de 18 /100 Billerbeck, Hagen, Verkehrsunfallflucht Coesfeld (ots) - In der Zeit vom 22.12.16, 18:35 Uhr - 18:59 Uhr beschädigte ein bisher unbekannter Autofahrer einen geparkten blauen Mercedes Benz auf dem Parkplatz eines Schuh-und Sportgeschäftes. Anschließend flüchtete der Unfallverursacher von der Unfallstelle, ohne sich um den entstandenen Sachschaden zu kümmern. Der Schaden wird mit 1500 Euro angegeben. Hinweise nimmt die Polizei in Coesfeld entgegen, Tel.: 02541-140. 2016-12-23 09:40 www.t-online.de 19 /100 Handyraub in der Innenstadt Hagen (ots) - In der Nacht zu Freitag wurde eine junge Frau in der Hagener Innenstadt Opfer eines Raubüberfalls. Gegen 02.45 Uhr befand sich die 35-Jährige zu Fuß auf der Körnerstraße. Unvermittelt umklammerte sie ein bislang unbekannter Mann von hinten, griff sich das Mobiltelefon aus ihrer Jackentasche und stieß sie danach zu Boden. Der Räuber flüchtete in Richtung Mark E, er ist etwa 40 Jahre alt, 1,65 Meter groß, hat ein schmales Gesicht und eine spitze Nase. Er trug eine schwarze Jacke sowie eine schwarze Strickmütze mit einem breiten weißen Rand. Bei der Tat verletzte sich die Frau leicht, eine sofortige medizinische Versorgung war nicht erforderlich. Die erste Fahndung der alarmierten Polizeibeamten verlief ohne Erfolg. Hinweise im Zusammenhang mit dem Überfall bitte an die 986 2066. 2016-12-23 09:40 www.t-online.de 20 /100 Schreiber für Ausweitung der Videoüberwachung Im Gegensatz zur Linie des rot-rot-grünen Senats hat sich der Berliner SPDAbgeordnete und Innenexperte Tom Schreiber für eine Ausweitung der Videoüberwachung ausgesprochen. Im Koalitionsvertrag habe man verabredet, die Sicherheit in Berlin zu erhöhen. "Für mich gehört dazu auch mehr Videoüberwachung", sagte Schreiber der "Bild"-Zeitung und der "B. Z. " (Freitag). Beim Lkw-Anschlag auf dem Breitscheidplatz sei man auf zufällige Aufnahmen von Augenzeugen angewiesen gewesen. "Es geht nicht darum, flächendeckend Kameras zu installieren", betonte Schreiber. Sondern sie sollten da stehen, wo Kriminalität eine große Rolle spiele. Trotz des Anschlags soll es bisher aus Sicht des Senats keine Ausweitung der Videoüberwachung in der Hauptstadt geben. Dies hatte erst vor zwei Tagen Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) bekräftigt und damit Innensenator Andreas Geisel (SPD) unterstützt. 2016-12-23 09:38 www.t-online.de 21 /100 Auto fährt in Bushaltestelle: Ein Schwerverletzter Ein Mann ist an einer Bushaltestelle in Hamburg-Rothenburgsort von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden. Er wurde am Donnerstag mit einem Polytrauma in eine Klinik gebracht, wie die Feuerwehr am Freitag mitteilte. Zuvor waren aus zunächst ungeklärter Ursache zwei Autos miteinander kollidiert, von denen eines von der Fahrbahn abkam und den Mann im Bereich der Bushaltestelle erfasste. 2016-12-23 09:38 www.t-online.de 22 /100 (Ludwigshafen) - Autodiebstahl Ludwigshafen (ots) Zwischen 18.12.2016, 15 Uhr und 22.12.2016, 13 Uhr, wurde in der ErichReimann-Straße ein schwarzer Mercedes Benz, Typ C 180 Kompressor gestohlen. Sachdienliche Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Ludwigshafen unter der Telefonnummer 0621/963-2773 oder per Email [email protected] entgegen. 2016-12-23 09:35 www.t-online.de 23 /100 Auffahrunfall mit einem leicht Verletzten Recklinghausen (ots) - Ein 30-jähriger Dattelner wurde am Donnerstag um 16.15 Uhr bei einem Auffahrunfall leicht verletzt. Der fuhr mit seinem Wagen auf der Hafenstraße und musste bremsen. Eine hinter ihm fahrende 28-Jährige aus Oer-Erkenschwick erkannte dies zu spät und fuhr auf. Der Sachschaden beträgt etwa 2000 Euro. 2016-12-23 09:35 www.t-online.de 24 /100 Karlsruhe- Mit Straßenbahn zusammengeprallt Karlsruhe (ots) - Eine 43-jährige Mercedes-Lenkerin ist am Donnerstag gegen 22 Uhr mit einer Straßenbahn zusammengeprallt. Sie war auf der Rastatter Straße unterwegs und bog an der Kreuzung Pfauenstraße/Herrenalber Straße bei Grünlicht für den Geradeausverkehr verbotenerweise nach links ab. Dabei kam es zum Zusammenstoß mit einer in Richtung Süden fahrenden Straßenbahn. Die Verursacherin wurde leicht verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Sachschaden wird auf circa 9.000 Euro geschätzt. Der Straßenbahnverkehr war bis gegen 22.45 Uhr behindert. Sabine Doll, Pressestelle 2016-12-23 09:35 www.t-online.de 25 /100 Automatisiertes Fahren: Letztverantwortung bleibt beim Menschen Die deutsche Regierung Straßenverkehrsgesetzes vorantreiben. will einem Medienbericht zufolge die Änderung des 23.12.2016 | 08:59 | ( DiePresse.com ) Die deutsche Regierung will nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" das automatisierte Fahren in Deutschland mit einer Änderung des Straßenverkehrsgesetzes vorantreiben. Ein entsprechender Entwurf erlaube, dass "das technische System in bestimmten Situationen die Fahrzeugsteuerung übernehmen kann", berichtete das Blatt am Freitag. Das Papier stelle erstmals die Regeln für den Einsatz solcher Fahrsysteme auf und schaffe so die Bedingung für den Alltagseinsatz auf deutschen Straßen. Der Mensch solle aber auch beim Einsatz des Computers grundsätzlich die letzte Verantwortung behalten. Automatische Systeme müssten "jederzeit durch den Fahrzeugführer übersteuerbar oder deaktivierbar" sein. Der Gesetzentwurf befinde sich derzeit noch in der Ressortabstimmung, zitierte die Zeitung das federführende Verkehrsministerium. (APA/Reuters) 2016-12-23 08:59 diepresse.com 26 /100 Weihnachtsmarkt hat wieder geöffnet | Berlin zwischen Trotz und Trauer Sie haben getrauert und geschwiegen. Sie haben Kerzen angezündet und Blumen abgelegt. Dann haben die Schausteller vom Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche angepackt, die Trümmer beiseitegeräumt, ihre Buden repariert, die Grills angefeuert und den Glühwein heiß gemacht. Am wichtigsten aber: Sie haben mit alldem der Welt ein Zeichen gesetzt: UNS BERLINER KRIEGT IHR NICHT UNTER! BILD hat den Markt am Tag der Wiedereröffnung besucht... Weiterlesen mit -Abo 2016-12-23 08:57 www.bild.de 27 /100 IG Metall will Arbeitszeit grundlegend neu regeln Bei den Arbeitszeiten kommen die Interessen der Beschäftigten regelmäßig zu kurz, findet die IG Metall. Sie will das komplexe Thema über Jahre hinweg bearbeiten und eine ganz neue Kultur schaffen. Die IG Metall will die Arbeitszeiten der Beschäftigten in Deutschland grundlegend reformieren. Allein mit einem neuen Regelwerk sei das Thema allerdings nicht lösbar, sagte der Erste Vorsitzende der größten deutschen Einzelgewerkschaft, Jörg Hofmann, im Gespräch mit dpa. Ziel sei letztlich eine neue Unternehmens- und Führungskultur, welche die Zeitinteressen der Beschäftigten ernster nehme als bislang. "Wir haben seit der Krise 2008/2009 wieder einen ungebremsten Aufschwung in Sachen Arbeitszeiten. Sie wurden in Länge, Lage und Intensität noch einmal deutlich ausgeweitet", stellte Hofmann fest. Mehr Schichtarbeit für immer weitere Beschäftigtenkreise, zu prall gefüllte Arbeitszeitkonten, ständige Erreichbarkeit und wenig Rücksicht auf private Belange seien einige der drängendsten Probleme, von denen Beschäftigte und Betriebsräte berichteten. Siehe zu dem Thema auch: Weißbuch Arbeiten 4.0: Nahles will flexiblere Arbeitszeiten Arbeitgeber fordern flexiblere Arbeitszeiten – DGB für Recht auf Ruhe Arbeit im "digitalen Zeitalter": Arbeitgeber dringen auf Ende des starren Acht-Stunden-Tags Die IG Metall will der Problematik mit tariflichen und betrieblichen Vereinbarungen begegnen. Hofmann kündigte dafür einen langen Atem weit über die nächste Tarifrunde Ende 2017 an. "Es ist kein Kampagnenprojekt für die nächsten 15 Monate und danach ist alles geregelt, sondern es ist eine lang dauernde Fokussierung der IG Metall auf das Thema. Da wird der nächste Gewerkschaftstag 2019 vermutlich erst mal eine Zwischenbilanz ziehen können. " Geplant sind aktuell betriebliche Arbeitszeit-Projekte und eine Neuauflage der zuletzt 2013 durchgeführten IG-Metall- Beschäftigtenumfrage, die das Thema Arbeitszeit verstärkt in den Fokus nehme. Erste konkrete Forderungen würden bereits für die kommende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie vorbereitet. "Wir werden das auf ein oder zwei Themen verdichten müssen, wohlwissend, dass wir dann andere Aspekte zunächst nicht behandeln können. " Keinen Änderungsbedarf sieht der IG-Metall-Chef bei dem von den Arbeitgebern angegriffenen Arbeitszeitgesetz. Es schütze vor Überforderung, regele die notwendigen Pausen und sehr zeitgemäß auch das "Recht auf Abschalten", sagte Hofmann. Er kritisierte das einseitige Streben der Unternehmen nach Flexibilität, die kein Selbstzweck an sich sei. Sehr viel wichtiger sei die Stabilität des Unternehmens in all seinen Beziehungen zu Kunden und Mitarbeitern. Mit einer sinnvollen Nutzung der Digitalisierung könne es auch Entlastungen der Beschäftigten geben. Nach gewerkschaftlicher Einschätzung wird die Schichtarbeit in den Betrieben auch in die Angestelltenbereiche ausgeweitet. Starre, häufig mit falschen technischen Begründungen durchgesetzte Arbeitszeitregeln schafften eine Vielzahl von Problemen bei den Beschäftigten. "Mit Arbeitszeitmodellen, die mehr Selbstbestimmung erlauben, können auch hier viele Alltagsprobleme gelöst werden. So funktioniert auch Gleitzeit in der Produktion. Man muss es nur wollen und verschiedene Lebenslagen abbilden", sagte Hofmann. Übergreifend verfolgt die IG Metall das Ziel, das Vollzeitarbeitsvolumen für Beschäftigte in besonderen Lebenslagen zumindest zeitweise absenken zu können. Wer Kinder erzieht, Angehörige pflegt oder sich beruflich fortbildet, sollte die Arbeitszeit in einem Korridor zwischen 28 und 35 Stunden wählen können und tarifliche Leistungen zum Lohnausgleich erhalten, schlägt Hofmann vor. Diese Leistungen sollten steuerfrei gestellt und auch keine Abgaben an die Krankenkassen erhoben werden. Weiter fordert die IG Metall einen Grundzuschuss durch den Gesetzgeber. Ein Verweis auf Teilzeitmodelle sei für die meisten Beschäftigten nicht attraktiv, weil sie zu Recht befürchteten, dort von beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten abgehängt zu werden. ( dpa ) / ( jk ) 2016-12-23 08:56 heise online www.heise.de 28 /100 Nach EuGH-Urteil: Befürworter Vorratsdatenspeicherung unbeeindruckt der Obwohl der Europäische Gerichtshof zum wiederholten mal gegen Regelungen zur Vorratsdatenspeicherung entschieden hat, geben sich Befürworter unbeeindruckt. Das eigene Gesetz sei nicht betroffen, meint etwa die Union. Einer der juristischen Väter der Cybercrime Konvention des Europarates, Henrik Kaspersen, nannte eine anlasslose Vorratsdatenspeicherung schon mal eine " Big Brother Aktion ". 12 Jahre und zahlreiche ähnlich lautende Gerichtsurteile später glauben das konservative Politiker immer noch nicht und verweisen auf den Anschlag von Berlin. Die Speicherung von Verkehrsdaten bleibe ein "sehr wichtiges Aufklärungsinstrument für Polizei und Strafermittler", ließ die rechtspolitische Sprecherin der CDU/CSUBundestagsfraktion Elisabeth Winkelmeier-Becker einen Tag nach dem Grundsatzurteil des Europäischen Gerichtshofs mitteilen. Auch der Berliner Anschlag muss herhalten für die Argumentation. "Mit der Vorratsdatenspeicherung können beispielsweise die Ermittlungen von etwaigen Hintermännern, Gehilfen, Lieferanten von Schusswaffen und der Abläufe vor und nach einer schweren Straftat erheblich erleichtert werden", meint Winkler-Becker. Die CDUPolitikerin wiederholte, in ihrer Partei halte die im kommenden Jahr in Kraft tretende deutsche Regelung für vereinbar mit dem Urteil. Der Vorsitzende der Parlamentarischen Linken in der SPD, Matthias Miersch, begrüßte das Urteil dagegen als Anlass dafür, die in der Vergangenheit in seiner Partei sehr kontrovers geführte Debatte wieder aufzunehmen. "Die SPD wird in diesem Rahmen an einem angemessenen Ausgleich zwischen Freiheit und Sicherheit arbeiten", sagte Miersch der Rheinischen Post. Das EuGH habe mit seinem Urteil "einen weiteren Pflock" für den Schutz personenbezogener Daten und privater Kommunikation eingeschlagen, erklärte auch die Bundesdatenschutzbeauftragte Angelika Voßhoff. Der Deutsche Journalisten-Verband sieht darin "Anlass zur Hoffnung". "Das gibt uns Auftrieb für unsere Verfassungsbeschwerde", sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. Kurze Speicherfristen, Ausnahme von Berufsgruppen und der Richtervorbehalt, unterscheidet auch nach Ansicht eines Sprechers des Bundesjustizministeriums die deutsche Regelung von den von den Luxemburger Richtern verworfenen Gesetzen in Großbritannien und Schweden. Die offizielle Marschroute der Regierung insgesamt lautet: kein Problem, die deutsche Regelung ist europarechtskonform. Immerhin wird noch einmal "geprüft", so die Sprachregelung, der sich auch das Bundesinnenministerium anschloss, das auf Nachfrage von heise online kurzerhand auf die Zuständigkeit des Justizministers verwies. Gegner der Vorratsdatenspeicherung, nicht nur in Deutschland, sehen sich dagegen in ihren Klagen bestärkt und hoffen auf eine ähnlich lautende Entscheidung aus Karlsruhe noch vor der Wiedereinführung im kommenden Jahr. In Schweden, dessen Regelung von Luxemburg verworfen wurde, sprach der Gründer der Piratenpartei, Rick Falkevinge, von einem " totalen Sieg " gegen "12 Jahre Bullshit". In Frankreich, wo ebenfalls gegen die Vorratsdatenspeicherung geklagt wurde, nachdem der Gesetzgeber die ursprüngliche Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs gegen die Vorratsdatenspeicherung als ohne Wirkung für die eigene Regelung erklärt hatte, begrüßte LaQuadrature das neue Urteil als entscheidend im laufenden Rechtsstreit. Begrüßt wurde das Urteil auch von Providerverbänden, etwa im Nachbarland Österreich , wo die Vorratsdatenspeicherung abgeschafft wurde und der Datenschutzrat gerade eine Aufarbeitung zum Nutzen anriet. Deutsche Provider könnten mit dem gestrigen Urteil im Rücken auch gegen die Speicherpflicht klagen und aus einem Verwaltungsgerichtsverfahren heraus eine Vorlage in Luxemburg erwirken. Der eco Verband forderte schon einmal postwendend ein Moratorium , um nicht unnötig in eine Infrastruktur zu investieren, die einem späteren Gerichtsurteil zum Opfer fällt. Vielleicht überzeugt ein weiteres europäisches Urteil dann auch Berlin. ( mho ) 2016-12-23 08:54 Monika Ermert www.heise.de 29 /100 Endspurt für Weihnachtseinkäufer Endgültig abgerechnet wird zur Mittagszeit an Heiligabend: Dann steht fest, wie gut das Weihnachtsgeschäft für die heimische Geschäftswelt gelaufen ist. Je näher der Tag der Bescherung rückt, desto großzügiger werden die Einkäufer. Begehrt sind oftmals Gutscheine, die auf den letzten Drücker erworben werden. Diese Einschätzung ist nicht neu. Sie scheint auch in diesem Jahr einmal mehr einzutreten. Sagt Heinz Stinglwagner , der Geschäftsführer der City Initiative Augsburg (CIA). Er kennt die Aussagen der Geschäftswelt, die in den zurückliegenden Tagen an ihn herangetragen wurden: „Die letzte Woche ist entscheidend, wie zufrieden der Handel sein wird. Dies gilt für den stationären Handel, aber auch den Onlinehandel. Viele Geschäfte fahren da ja inzwischen zweigleisig.“ Von Verbandsseite ist zu hören, dass auch in diesem Jahr Bücher, Elektronikgeräte und Spielwaren besonders beliebt waren. Eine Erkenntnis, die Bezirksgeschäftsführer Wolfgang Puff vom Einzelhandelsverband nicht überrascht: „Einbußen gibt es mangels Schnee für die Sportbranche. Auch die Oberbekleidung und Schuhe leiden unter dem nicht wirklich winterlichen Wetter.“ Auffällig sei, dass es extreme Frequenzschwankungen gegeben habe: „Sehr starke Tage lösten schwache ab.“ Der Handel setze jetzt auf einen starken Endspurt, von dem vor allem der Lebensmittelbereich profitiere. Den Wert und die Akzeptanz von Gutscheinen erlebt die City Initiative Augsburg mittlerweile direkt über ein eigenes Angebot, das sie federführend betreibt. Seit November 2015 gibt es den Augsburg-City-Gutschein, der bei nunmehr über 120 Partnern einzulösen ist. „Gerade in der Vorweihnachtszeit sind die Gutscheine sehr beliebt“, sagt Stinglwagner. Seit der Einführung habe die City Initiative Gutscheine im Wert von über 300000 Euro abgesetzt: „Die Tendenz ist steigend.“ Es ist aber nicht nur die Vorweihnachtszeit, in der sich die Augsburger Innenstadt attraktiv präsentieren möchte. Funktioniert die Strategie? Stinglwagner sieht generell eine Entwicklung, die ihn mit Blick nach vorne optimistisch stimmt: „Augsburg ist sehr gesund aufgestellt. Die Frequenz nimmt zu, die City ist in vielen Bereichen ein Hingucker geworden, das Angebot stimmt.“ Wenn er allerdings einen Wunschzettel für das Jahr 2017 schreiben würde, dann würde er einen Spielwarenfachmarkt und einen Sportartikel-Fachmarkt in der City als Sortimente benennen, die sich zusätzlich ansiedeln sollen. Bei dem dritten Wunsch von Stinglwagner geht es weniger um den Handel selbst, er richtet sich an die verkehrliche Situation: „Ein neues Parkleitsystem wäre wünschenswert.“ Dass die Innenstadt in den zurückliegenden Monaten an Zuspruch gewonnen hat, bestätigt Wirtschaftsreferentin Eva Weber. Sie verweist auf Ergebnisse einer Passantenbefragung. Einkaufen sei der Hauptgrund für den Innenstadtbesuch. Mehr als jeder vierte Befragte verbindet zudem den Aufenthalt in der City mit einem Gastronomiebesuch. Aber auch „Freunde treffen“ oder ein „Stadt-Schaufensterbummel“ seien immer häufiger genannte Besuchsgründe, die laut Weber „ein klares Indiz für die gesteigerte Aufenthaltsqualität sind“. Das von CIA-Geschäftsführer Stinglwagner gewünschte Parkleitsystem lässt allerdings noch länger auf sich warten. Baureferent Gerd Merkle ließ zuletzt verlauten, dass mit der Umsetzung im Jahr 2017 noch nicht zu rechnen ist. Unterstützung erhält Stinglwagner von Thomas Schörg, Regionalgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK). Um Besucher komfortabel in die City zu leiten, sollte die Stadt das dynamische Parkleitsystem umsetzen: „Wird ein Parkhaus und damit der nächste freie Parkplatz auf schnellstem Weg gefunden, reduziert dies die Verkehrsbelastungen in der Innenstadt.“ 2016-12-23 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 30 /100 Schwede fährt im Rollstuhl zum Südpol In seiner Kindheit ist Aron Anderson an Krebs erkrankt und sitzt seitdem im Rollstuhl. Trotzdem bricht er regelmäßig zu außergewöhnlichen Expedition auf. Mehr als 300 Kilometer über Eis und Schnee und das bei Temperaturen um die Minus 30 Grad Celsius. Schon für gesunde Menschen ist eine Reise zum Südpol eine sportliche Höchstleistung. Erstmals vollbrachte diese 1911 der Norweger Roald Amundsen. 95 Jahre später hat der Schwede Aron Anderson den Südpol mit einem Rollstuhl auf Skiern erreicht. "Nichts ist unmöglich", jubelte der 28-Jährige am Mittwoch auf seiner Facebookseite und veröffentlichte dazu ein Foto, das ihn in seinem Rollstuhlschlitten und der schwedischen Flagge zeigt. 21 Tage hat er für die Reise zum Südpol gebraucht. Er denke, er sei der erste Mensch, der diese Strecke in einem Rollstuhl geschafft habe, sagte Anderson in einem Interview mit dem schwedischen Rundfunk. Seit er als Kind an Krebs erkrankte, ist Anderson auf einen Rollstuhl angewiesen. Trotzdem testet der Sportverrückte immer wieder seine Möglichkeiten und Grenzen aus. Anderson hat an vier Paralympischen Spielen teilgenommen - in den Sportarten Segeln, Leichtathletik und Schlittenhockey. Er bestieg den Kilimandscharo, den höchsten Berg Afrikas, und hat den Ironman mitgemacht. Mit seinem neuesten Abenteuer, der Reise zum Südpol, wollte Anderson aber nicht nur sich selbst etwas beweisen. Unter dem Motto "Pole of Hope" sammelte er für die schwedische Kinderkrebsorganisation Barncancer Fonden fast fünf Millionen Kronen (514.000 Euro), wie er auf seiner Facebook-Seite mitteilte. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 31 /100 2. Bundesliga: Slomka neuer Trainer beim KSC Der abstiegsgefährdete Zweitligist Karlsruher SC hat noch vor Weihnachten einen Nachfolger für den vor drei Wochen entlassenen Tomas Oral gefunden: Mirko Slomka soll beim KSC für den Aufschwung sorgen, der 49-Jährige unterschrieb einen Kontrakt bis Ende Juni 2018. Vor zwei Wochen etwa spielte Oliver Kreuzer, der gerade als Nachfolger von Jens Todt als Sportdirektor des KSC mit der Trainersuche betraut worden war, in einer TV-Sportsendung ein lustiges Spielchen mit: Der Journalist legte Kreuzer Bilder von potenziellen Kandidaten auf dessen Schreibtisch in der KSC-Geschäftsstelle, die der 51-Jährige dann launig kommentierte. Als ein Bild von Mirko Slomka an der Reihe war, sagte Kreuzer: "Der Mirko ist ein sehr guter Freund von mir, interessanter Mann. " In der Pressemitteilung, die der KSC gestern um 16.54 Uhr verschickte, wird Kreuzer nach der Verpflichtung seines Freundes so zitiert: "Mit Mirko haben wir unseren Wunschtrainer gewinnen können. " Ob das so stimmt, ist allerdings fraglich, nachdem zuletzt durchgesickert war, dass Franco Foda lieber bei Sturm Graz in Österreichs erster Liga bleibt, und auch der jüngst in Augsburg gefeuerte Dirk Schuster via Berater eine Anfrage des KSC negativ bescheiden ließ. Nun also Slomka, der in Hannover, Schalke und dem Hamburger SV in der ersten Liga gearbeitet hat - beim HSV mit dem Sportdirektor Oliver Kreuzer. Seit 15. September 2014 aber war Slomka nach seiner Entlassung in Hamburg ohne Job. Er gilt als karrierebewusster Ehrgeizling. Erst vor zehn Tagen riefen Äußerungen des gebürtigen Hildesheimers Empörung in der Branche hervor, als er sich als Gast einer TV-Show unverhohlen als Trainerkandidat beim VfL Wolfsburg ins Gespräch brachte ("Ich bin Niedersachse"), in dem er auch den amtierenden und in der Kritik stehenden VfL-Coach Valerien Ismael nach dem 0:5 gegen den FC Bayern diskreditierte ("Die Bilanz von Valerien Ismael ist nicht so stark, dass man unbedingt an ihm festhalten muss") - ein Tabubruch unter Trainerkollegen. Nun heuerte der Niedersachse also in Baden mit blumigen Worten an. "Der KSC gehört für mich in die Reihe großer Traditionsvereine in Deutschland. Und vor diesem Hintergrund ist es mir ein Anliegen, diese Tradition aufrecht zu erhalten und zu pflegen", flötete Slomka. Ausschlaggebend seien die sehr guten Gespräche mit den Verantwortlichen und das Wissen um die fruchtbare Zusammenarbeit mit Oliver Kreuzer in der Vergangenheit gewesen, so der Trainer: "Auf dieser Basis ist es aus meiner Sicht möglich, hier mit allen gemeinsam etwas zu entwickeln. " Eine schnelle Verpflichtung eines neuen Trainers war notwendig, um auf dem Transfermarkt handlungsfähig zu sein, der KSC sucht einen Innenverteidiger, möglicherweise ist der Klub auch an Ex-Spieler Marco Terrazzino interessiert, der derzeit bei der TSG Hoffenheim nicht zum Einsatz kommt. Vielleicht aber ist Slomka auch nicht mehr so gefragt in Liga eins, so dass er jetzt den Überlebenskampf des KSC in Liga zwei als Chance begriff. Der KSC musste einen neuen Coach verpflichten, da Interims- und Nachwuchscoach Lukas Kwasinok wegen fehlender Lizenz nur 15 Tage hatte amtieren können. Der KSC steht nach der Vorrunde mit nur 14 Punkten und nur elf erzielten Toren auf Tabellenrang 15 - nur drei Zähler vor dem Letzten St. Pauli. Wenigstens musste Kreuzer nach den Absagen Fodas und Schusters sein Trainerprofi nicht ändern: Gesucht war ja ein externer und erfahrener Coach, den Kreuzer gut kenne. Nach seinem Affront gegen Ismael wird Slomka, der zum Trainingsauftakt am 3. Januar auf einer Pressekonferenz beim KSC vorgestellt wird, nicht überall in der Branche freudig empfangen werden. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 32 /100 Wie die Diktatur in Tunesien den Terrorismus nährte Das Regime wollte einen "Staat ohne Islamisten", heute kommen Tausende Kämpfer aus dem kleinen Land auch der mutmaßliche Berliner Attentäter. Die Zahl perspektivloser junger Männer steigt. Auch neueste Überwachungstechnik made in Germany konnte Tunesien nicht helfen. Im Februar meldete die Regierung in Tunis noch stolz, 250 Kilometer seiner Grenze zum Bürgerkriegsstaat Libyen mit einem Sandwall gesichert zu haben - vor allem aber mit einem von deutschen Ingenieuren erdachten Frühwarnsystem, das Bewegungen in einem Radius von Kilometern aufzeichnet. Keinen Monat später zeigte sich, dass dies nicht reicht, um Dschihadisten fernzuhalten: Mehr als 100 IS-Kämpfer überrannten die Grenzstadt Ben Gardane und versuchten, einen Außenposten des sogenannten Islamischen Staates in Tunesien zu errichten. Als die Anti-Terror-Einheiten von Polizei und Armee in dem Städtchen ankamen, mehr als 50 Kämpfer töteten und durchsuchten, war klar: Die meisten waren keine IS-Männer aus Libyen, es waren Tunesier, die im Nachbarland ausgebildet worden waren. Radikalisiert hatten sie sich aber zu Hause - um wirklich effektiv gegen die dschihadistische Gefahr vorzugehen, bräuchte Tunesien also nicht nur ein Frühwarnsystem an der Grenze, sondern auch eines, das Radikalisierungstendenzen im Inland aufzeigt. Der Maghreb-Staat, in dem vor fünf Jahren der Arabische Frühling seinen Anfang nahm, hat ein ernsthaftes Terrorismusproblem: Tunesien ist mit elf Millionen Einwohnern eine eher kleine arabische Nation, unter den Kämpfern des IS und der al-Qaida-nahen Al-Nusra-Front stellen Tunesier aber die größte ausländische Gruppe. Amerikanische Experten sprechen von bis zu 7000 Tunesiern, die in den Krieg nach Syrien zogen, die eigene Regierung von immerhin 3000. Auch bei Terrorattacken in Europa sind immer wieder Tunesier die Täter: Anis Amri, der mutmaßliche Attentäter von Berlin, stammte genauso von dort wie der Amokfahrer von Nizza, den sich Amri wohl zum Vorbild genommen hatte. Ob sich Amri bereits in der Heimat radikalisierte oder erst nach seiner Ausreise 2011, ist bisher nicht bekannt. Zunächst mag das verwundern: Die tunesische Gesellschaft gilt im Vergleich zu denen anderer arabischer Länder als relativ säkular, als gebildet, als fortschrittlich. In den meisten Moscheen wird eine gemäßigte Form des Islam gepredigt und selbst die Ennadha-Partei, die einst aus der weltweit agierenden Bewegung der Muslimbrüder hervorging, gilt als vergleichsweise moderat manche beschreiben die Partei als "eine Art islamische CDU". Gleichzeitig nahm die Frequenz der islamistischen Anschläge in den vergangenen Jahren auch in Tunesien dramatisch zu. Nachdem das Land lange praktisch keine religiös motivierte Gewalt gekannt hatte, kam 2002 mit dem Attentat auf die Synagoge der Touristeninsel Dscherba der islamistische Terror nach Tunesien. 2006 und 2007 lieferte sich die Armee mehrmals Gefechte mit Milizen im Grenzgebiet zu Algerien, außer Kontrolle geriet die Lage schließlich nach dem zeitweisen Zusammenbruch der staatlichen Ordnung während der Revolution 2011. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 33 /100 SZ Espresso: Der Morgen kompakt Was wichtig ist und wird. Was wichtig ist Deutsche Bank zahlt Milliardenstrafe in den USA. Das Geldinstitut hatte Hausbaukredite verkauft, ohne Kunden ausreichend über Risiken aufzuklären. Die Papiere gelten als ein Auslöser der Finanzkrise. Die Bank zahlt 3,1 Milliarden Dollar Strafe und weitere 4,1 Milliarden Dollar für betroffene Kunden zurücklegen, berichtet Claus Hulverscheidt. Überwachungskamera filmt Terrorverdächtigen Amri in Berlin. Acht Stunden nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin soll er sich Medienberichten zufolge vor einem Moschee-Verein in Moabit aufgehalten haben. Die Bundesanwaltschaft erlässt einen Haftbefehl gegen den flüchtigen Tunesier. Alle Neuigkeiten im Liveblog. Die Behörden hätten Amri vor der Tat packen können, kommentiert Heribert Prantl. Polizei nimmt Brüder in Duisburg wegen möglicher Anschlagsvorbereitungen fest. Die beiden Männer stehen im Verdacht, einen Anschlag auf das Einkaufszentrum Centro in Oberhausen geplant zu haben. Die Polizei verstärkt ihre Präsenz in der Stadt. Mehr dazu Aleppo ist wieder unter Kontrolle der syrischen Regierung. Die letzten Zivilisten und Kämpfer haben die verbliebenen Rebellengebiete der nordsyrischen Stadt offenbar verlassen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit dem Beginn der Evakuierung Ost-Aleppos vor einer Woche mindestens 35 000 Menschen aus der Stadt gebracht worden. Die Einzelheiten Was wichtig wird Putin hält jährliche Pressekonferenz ab. Immer am Jahresende steht der russische Präsident den Journalisten oft stundenlang Rede und Antwort. Angemeldet haben sich mehr als 1400, die meisten kommen von russischen Provinzmedien. "Together Berlin": Zehntausende zu Gedenkkonzert erwartet. Mit einem Konzert am Brandenburger Tor wollen Berliner Künstler und Politiker am Freitag der Opfer des Anschlags auf dem Weihnachtsmarkt gedenken. Neben dem Gedenken an die Toten solle unter dem Motto "Together Berlin" für das Leben, gemeinsame Werte und Freiheit demonstriert werden. Vor Beginn des Konzerts um 15.00 Uhr wird es eine Gedenkminute geben. UN-Sicherheitsrat stimmt über Resolutionsentwurf zu Südsudan ab. Der scheidende UNGeneralsekretär Ban Ki Moon hat davor gewarnt, dass sich der Südsudan ohne sofortige Maßnahmen der Weltgemeinschaft auf dem Weg in einen Genozid befindet. Die instabile Lage in der jüngsten Nation der Erde gefährde die gesamte Region, sagte Ban. Den Rat forderte er auf, ein Waffenembargo zu verhängen. Frühstücksflocke Der Weihnachtsmann in Rot ist eine Erfindung von Coca-Cola? Stimmt nicht! Wer die Kommerzialisierung von Weihnachten und die Macht des Marketings beklagen will, führt gerne an, dass die Figur des Santa Claus, der dem deutschen Weihnachtsmann entspricht, erst durch eine Werbekampagne des Getränkekonzerns aus dem Jahr 1933 in die Welt gekommen sei. Tatsächlich gibt es den Weihnachtsmann in Rot schon seit dem frühen 18. Jahrhundert. Und selbst in der Werbung für Getränke war Coca-Cola nicht das erste Unternehmen, das die Figur nutzte, wie diese Bilder zeigen. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 34 /100 Türkische Chronik (XIX) - Russland wird seine Chance nutzen Der Mord an Moskaus Botschafter in Ankara verändert die Machtverhältnisse in der Region - zu Ungunsten der Türkei. Am Tag danach ging alles seinen Gang, als wäre nichts passiert. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan eröffnete im Kumkapı-Viertel der Altstadt von Istanbul den 5,4 Kilometer langen und 1,25 Milliarden Dollar teuren Eurasien-Tunnel. Er soll Europa und Asien unter dem Bosporus miteinander verbinden. Doch Erdoğans Stolz auf das Projekt war getrübt durch die Ermordung des russischen Botschafters Andrej Karlow am Tag zuvor. Mehrfach hatte Erdoğan sich bei seinem russischen Kollegen Wladimir Putin entschuldigt. Ein russisches Ermittlerteam war in Ankara gelandet. Putin hatte freie Hand bei den Untersuchungen gefordert, Erdoğan hatte dies akzeptieren müssen. Das Zugeständnis bedeutet allerdings eine folgenschwere diplomatische Kapitulation vor Moskau, vor allem mit Blick auf die Situation in Syrien. In gewisser Hinsicht gehört Karlows Ermordung in eine Reihe mit dem Abschuss eines russischen Flugzeugs an der türkisch-syrischen Grenze im November 2015. Der damalige Vorfall verschärfte die Spannungen zwischen dem Nato-Partner Türkei und Russland. Die Türkei entschuldigte sich; Russland fühlte sich danach berufen, seine militärischen Interessen im Syrien-Konflikt noch rücksichtsloser durchzusetzen. Nun, etwa ein Jahr später, erschüttert der Mord in der türkischen Hauptstadt die fragile Machtbalance in Syrien und zum Teil auch im Irak. Der Anschlag fällt in eine unruhige Zeit. In den USA steht eine Machtverschiebung bevor. Die Regierung von Präsident Barack Obama, deren Syrien-Politik bestenfalls unentschlossen war, übergibt die Geschäfte an Donald Trump, dessen politische Strategie viele Fragen aufwirft. Die Schüsse auf den Botschafter dürften die amerikanische Außenpolitik noch schwieriger machen. Vor allem aber wirft der Mord einen dunklen Schatten auf Erdoğan und seine Regierung. Die Umstände, die dem Täter, einem jungen türkischen Polizisten aus einer Schnelleinsatztruppe, seine Tat ermöglichten, führen der internationalen Gemeinschaft die großen Sicherheitslücken in der Türkei vor Augen. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 35 /100 "Nocturnal Animals" im Kino - Attraktive Albträume In Tom Fords neuem Film "Nocturnal Animals" wird eine Familie auf nächtlicher Landstraße von Hillbillys terrorisiert. Leider bremst der Modedesigner Ford den Thriller-Regisseur Ford aus. Der zweite Spielfilm des amerikanischen Modedesigners Tom Ford heißt "Nocturnal Animals", der bessere Titel wäre jedoch: "Rothaarige Frauen mit unterschiedlich tiefen Ausschnitten erleben blutige Abenteuer". Die rothaarige Frau Nummer eins hat das größte Dekolleté, und auch wenn das mit der Handlung des Films überhaupt nichts zu tun hat, kann man schwerlich darüber hinwegsehen, weil Tom Ford sich dafür entschieden hat, sie und ihre Brüste aus allen erdenklichen Perspektiven, aber auf jeden Fall in Nahaufnahme zu porträtieren. Susan (Amy Adams) ist eine reiche und erfolgreiche Galeristin in Los Angeles, die sich aber vor der Dekadenz ihrer Weißwein-Vernissage-Welt zu ekeln beginnt. Weil das Auswählen von brustbetonten Kleidern keine ausreichende Abwechslung bietet, ist sie nicht unglücklich, als sie eines Tages ein Päckchen von ihrem Ex-Mann bekommt, den sie einst im adoleszenten Liebesrausch geheiratet und nach der baldigen Scheidung zwanzig Jahre nicht mehr gesprochen hat. In diesem Päckchen findet sie ein Romanmanuskript mit dem Titel "Nocturnal Animals", was quasi eine indirekte Widmung des Verflossenen ist, der sie früher immer ein nachtaktives Tier genannt hat, weil sie an einer Schlafstörung leidet. Susan setzt sich mit einem Glas Wein und ihrer klobigen Nerdbrille ins Bett und beginnt zu lesen, was uns zu den rothaarigen Frauen Nummer zwei und drei bringt, die einen Hauch zugeknöpfter gekleidet sind. Das Buch handelt von einer Familie - Vater, Mutter, TeenagerTochter -, die in finsterer Nacht mit einem alten Mercedes durch die Wüste fährt. Der Mann konzentriert sich auf die Fahrbahn, während die Frauen mit ihren Fingern an ihren roten Haaren spielen. Im Kopfkino der Leserin Susan, die sich beim Umblättern ebenfalls durch ihre roten Haare fährt, sind die Hauptrollen dieser Geschichte sofort prägnant besetzt: Der Mann am Steuer (Jake Gyllenhaal) sieht aus wie ihr Ex, die Frauen wie leichte Variationen von ihr selbst. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 36 /100 Borussia Dortmund ist dringend urlaubsreif Die Fragen nach Marc Bartra drängten sich auf auch bei Thomas Tuchel. Ein Verteidiger, der vom FC Barcelona kommt, der es dort an jedem Trainingstag mit Messi, Neymar und Suarez zu tun hatte, der aktueller spanischer Nationalspieler ist und dazu auserkoren, bei Borussia Dortmund den großen Mats Hummels zu ersetzen: Wie kann so einem so viel Einfaches misslingen, wie kann so einer verunsichert sein wie ein entnervter AJugend-Spieler? Der Trainer wies seinem Abwehrchef nach 45 miserablen Minuten lieber gleich einen Platz unter der Dusche an. Am Gegentor, das dem FC Augsburg zu einem 1:1 in Dortmund reichte, war der Katalane Bartra natürlich auch beteiligt gewesen, mit einem haarsträubenden Fehlpass und falschem Stellungsspiel. Daran, dass Dortmund danach 20 Torschüsse hatte und dabei nur einen Treffer erzielte, konnte man Bartra allerdings keine Schuld geben. Und natürlich nahm ihn Tuchel in Schutz - jedenfalls so, wie man einen in Schutz nehmen kann, dessen Leistung man während des Spiels mit Kopfschütteln und Abwendung beurteilt hatte. Da können Worte die Körpersprache nur noch bedingt korrigieren: "Marc ist es nicht gewohnt, alle drei Tage zu spielen und alle drei Tage für das Spiel große Verantwortung zu tragen", sagte Trainer Tuchel also. Bartra sei manchmal überengagiert, wolle aber immer das Beste. In ein normales Arbeitszeugnis hätte Tuchel so etwas nicht schreiben dürfen. Eine halbe Stunde vorher, nach dem Abpfiff, gab es etwas, was in Dortmund nur die älteren Zuschauer noch kennen: Pfiffe für die eigene Mannschaft, wenn auch nur ein paar Herzschläge lang. Gemeint war längst nicht nur Bartra, der ein bisschen der Sündenbock des Abends war. Gemeint war das ganze undurchschaubare fußballerische Dickicht des Spiels, die Verwirrtheit und Verkrampftheit einer hoch begabten Elf, die sich im bedauernswerten Bartra nur am deutlichsten zu spiegeln schien. Auch dies destillierte Tuchel aus den letzten Spielen heraus. Er stehe bisweilen vor einem "Rätsel", warum seine Mannschaft von Spiel zu Spiel oder, wie gegen Augsburg, auch innerhalb von 90 Minuten so oszilliere zwischen Genie und Irrsinn. "Absoluter Wahnsinn, dass wir das siebte Mal in Folge in Rückstand geraten", klagte Tuchel über die fatale 0:1-Serie seiner Elf. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 37 /100 Pregau in der ARD: Miniserie, die auf gute Art weh tut Die deutschen Antworten auf den Serien-Boom fielen bislang unbefriedigend aus. Der ARD-Vierteiler "Pregau" traut sich, dick aufzutragen. An den aktuellen Rollen des Schauspielers Maximilian Brückner kann man gut ablesen, dass sich im deutschen Fernsehen vielleicht doch etwas bewegt, sogar in die richtige Richtung. Im März startet im BR die Serie Hindafing , in der Brückner einen opportunistischen bayerischen Provinzbürgermeister auf Crystal Meth spielt, mehr Breaking Bad als Um Himmels Willen. Brückner sagt, die Serie sei "so böse, so schmerzhaft, so eigen im Ton, dass sie fast österreichisch ist. Auch Pregau ist eine Serie, die weh tut. Und genau diese Farbe hat mich gereizt. " Pregau ist nicht nur fast österreichisch, sondern spielt in einer Kleinstadt in der Steiermark, zudem wurden die vier 90-minütigen Episoden produziert von der Wiener Firma Mona Film, die mit dem Demenzdrama Die Auslöschung ihr Faible für ambitionierte Produktionen bewiesen hat. "Wir sind offen für Filme mit Tiefgang", heißt es auf der Webseite. Das würde da nicht stehen, wenn Tiefgang im öffentlich-rechtlichen Fernsehbetrieb der Normalfall wäre. Pregau von Regisseur und Autor Nils Willbrandt handelt von Hannes Bucher, einem "ganz normalen Polizisten im Range eines Inspektors", wie er sich selbst im Vorspann vorstellt, der seiner Frau Maria (Ursula Strauss) zuliebe in deren Heimatort gezogen ist und dort nicht glücklich wird. Die Ehe bröckelt. Bucher ist Deutscher - und auch ansonsten ein Fremdkörper. Die einflussreiche Familie Hartmann, die ihren Schwiegersohn nie akzeptiert hat, hält ihn auf Abstand - auch um ihre korrupten Machenschaften zu decken. Sein Leben verändert sich radikal, als er sich von seiner Nichte Rosa verführen lässt, die er bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle betrunken und ohne Führerschein anhält. Kurz darauf stirbt Rosa bei einem Verkehrsunfall, ihr Beifahrer liegt im Koma - und wird als Augenzeuge für Bucher zur Bedrohung. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Bucher und seinen Verfolgern. Plötzlich hat er nicht mehr nur die Hartmanns gegen sich, sondern auch seine Kollegen. Die meisten deutschen Antworten auf den angelsächsischen und skandinavischen SerienBoom fielen bislang ja eher unbefriedigend aus, Die Stadt und die Macht war ein peinliches Berliner Polit-Drama , Morgen hör ich auf mit Bastian Pastewka, ein ziemlich müder Breaking Bad-Abklatsch. In vielen Sendern ist offenbar immer noch der Irrglaube verbreitet, mit der Handlung auch den Erfolg der Vorbilder kopieren zu können. Pregau aber gehört zu den Produktionen, die genau das vermeiden möchten. Maximilian Brückner lobt, dass "mal nicht zwanghaft versucht worden" sei, "amerikanische oder britische Serien einzudeutschen, was ja leider häufig versucht wird und selten gelingt". Düster ist in Pregau , einer Mischung aus Krimi, Komödie und großer Oper, nicht nur die Vorspannmusik, eine Art Sirenengesang ("Kommst du mit mir in dieses Tal, für alle Zeit, es ist soweit"), auch die Kamera von Peter Nix beklemmt, setzt sie Totalen doch nur sehr dosiert ein und klebt ansonsten am Geschehen. Die Enge Pregaus wird so beinahe körperlich spürbar. "Es wäre mit Sicherheit alles anders gekommen, wenn ich diesen einen Fehler nicht gemacht hätte", sagt Hannes Bucher im Vorspann. "Dann wären niemals so viele Menschen gestorben. " Mit anderen Worten: Pregau traut sich, dick aufzutragen, erzählt die Geschichte einer Eskalation. Ein Fehler zieht immer weitere nach sich. "Sie müssen weitermachen. Ist immer noch einfacher als aufzuhören", sagt der Sonderling Max Dirrmeyer (Armin Rohde) irgendwann, der ungewollt zu Buchers Komplizen wird. Als Zuschauer genießt man es, Brückners Bucher beim Zappeln im selbstgesponnenen Netz zu beobachten und hofft doch, dass er sich daraus befreien kann. Das sei für ihn die zentrale Herausforderung gewesen, sagt Brückner: "dass er unterm Strich, trotz seiner Verbrechen, ein Sympathieträger bleibt". Wenige Schauspieler wären als Identifikationsfigur besser geeignet als der 37-Jährige, den alle nur "Maxi" nennen. Brückner, wohnhaft in einem Dorf bei Rosenheim, hat im deutschen Fernsehen lange das Landei vom Dienst gegeben, zwischenzeitlich auch im Tatort aus Saarbrücken, aus dem er und sein Kollege recht unsanft entfernt wurden. Nur diese eine Welle zu reiten, sagt er, "birgt die Gefahr, auf die Schnauze zu fallen, wenn der Bayern-Hype abebbt". Also habe er "die Tür weit aufgemacht" und bemühe sich bei der Rollenauswahl um Vielseitigkeit. Derzeit steht er als Martin Luther vor der Kamera. Wie das Ergebnis ist auch die Entstehungsgeschichte von Pregau bemerkenswert. Die Produzenten Thomas Hroch und Gerald Podgornig haben nicht, wie sonst in der Branche üblich, auf den Auftrag eines Senders gewartet, sondern Autor Willbrandt erst in Ruhe schreiben lassen, die Arbeit am Drehbuch vorfinanziert - mit dem Risiko, auf den Kosten sitzen zu bleiben, wenn niemand zugreift. "Für mich war das neu, dass der Produzent die Entwicklung eines Stoffes so geschützt hat", sagt Willbrandt. "Das waren schon ungewohnt coole Arbeitsbedingungen. " Doch der ORF und die ARD Degeto haben zugegriffen, schnell sogar - was umso überraschender ist, als der Tatort -erfahrene 50-Jährige zwar kein Unbekannter ist, aber eben auch kein Dominik Graf. In Österreich lief Pregau vor drei Monaten, der Marktanteil lag im Schnitt bei 24 Prozent. Den Erfolg wollen die Macher in Deutschland wiederholen, wissen aber um die Gefahr, das Publikum zu überfordern. Als Filmemacher werde man hierzulande "auf Empathie gebrieft", sagt Willbrandt. "Ambivalenzen und Antihelden haben es da eher schwer. " Den Österreichern spricht er "mehr Erfahrung in der filmischen Verarbeitung menschlicher Abgründe" zu. Und er sagt: "Um solche Stoffe weitermachen zu können, muss man natürlich Erfolg haben, sonst wird es sicher nicht leichter. " Pregau , der unweihnachtliche Weihnachtsvierteiler, dem die ARD den sehr öffentlichrechtlichen Krimi-Beinamen "Mörderisches Tal" verpasste, ist keine reine Brückner-Show, sondern ein Ensemblestück: Armin Rohde, Ursula Strauss, Robert Palfrader, Patricia Aulitzky, Wolfgang Böck, Antoine Monot, Jr., Helmut Berger und andere geben der Erzählung eine im deutschen Fernsehen seltene Tiefe. Nebenrollen sind hier kein schmückendes Beiwerk, sind mehr als nur Stichwortgeber. Pregau hat Nils Willbrandt auf den Geschmack gebracht. Noch im Schnitt begann er an einer weiteren Miniserie zu schreiben - Arbeitstitel "Die Siedlung". Damit möchte er sich seiner eigenen norddeutschen Reihenhaus-Herkunft stellen - sofern sich ein Sender dafür findet. Man darf davon ausgehen, dass auch hinter diesen Türen diverse Abgründe lauern und nicht auf jede Figur ein Happy End wartet. Mörderisches Tal - Pregau, ARD. 25., 26., 27. und 28. Dezember, 21.45 Uhr. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 38 /100 Prozess um eine seltsame Beziehung Die Anklage wiegt schwer: Der 50 Jahre alte David B. soll im Januar seine Ex-Freundin tagelang in ihrer Wohnung festgehalten, eingesperrt und vergewaltigt haben. Seit Januar ist der psychisch kranke Mann deshalb im Isar-Amper-Klinikum in Haar untergebracht. Als seine 47 Jahre alte ehemalige Freundin zur Aussage vor der dritten großen Strafkammer des Landgerichts München I erscheint, huscht ein Lächeln über seine Lippen. Und sie sagt: "Ich empfinde nach wie vor was für ihn. Er war nie gewalttätig zu mir und hat mir beim Sex auch nicht wehgetan. " Richtig kurios wird es für das Gericht unter dem Vorsitz von Anton Winkler, als auch noch von einer Verlobung der beiden die Rede ist. Am Ende aber erweist sich die als nicht ganz real, ebenso wie die Anschuldigungen von Christine C. Das Gericht kann weder Vergewaltigung noch Freiheitsberaubung nachweisen, David B. verlässt am Abend den Gerichtssaal als freier Mann, es steht ihm sogar eine finanzielle Entschädigung zu. "Es ist so was, wie bei Liz Taylor und Richard Burton, eine On-off-Beziehung", erzählt der Betreuer von Christine K. Wobei der Vergleich rein äußerlich hinkt. David B. ist ergraut und korpulent, was auch Folge seines erheblichen Alkoholkonsums sein mag. Außerdem leidet er unter eine schizoaffektiven Störung, die sich in Wahnvorstellungen äußert. "Ich hatte religiöse Psychosen", erzählt er vor Gericht. Er sei in einer Art Sekte aufgewachsen, durfte nicht fernsehen, Radio hören oder Musik spielen. Etwa achtmal in seinem Leben war er stationär in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Was er erzählt, klingt zunächst logisch, doch längere Gedankengänge kann er nicht schlüssig fortführen. Oder er streut Sätze ein wie "möge der liebe Gott uns auf den richtigen Weg bringen". Gewalt soll im Januar 2016 allerdings im Spiel gewesen sein. Das Paar - oder Nicht-Paar kennt sich seit etwa zwei Jahren. Anfang des Jahres saß David B. im Gefängnis, weil er eine Geldstrafe nicht bezahlt hatte. Als der seit Längerem arbeitslose, gelernte Dreher entlassen wurde, tauchte er mangels Wohnung bei Christine K. auf. Die blonde Frau litt an einer langjährigen Suchterkrankung, war im Substitutionsprogramm und schluckt diverse Psychopharmaka. Laut Anklage soll sie ihn am 13. Januar aus der Wohnung geworfen haben, weil er auf den Teppich urinierte. Drei Tage später soll er sich gewaltsam Zutritt in ihre Wohnung verschafft und sie eingesperrt haben. Er soll zu einvernehmlichem und erzwungenem Geschlechtsverkehr gekommen sein. Einmal, am 20. Januar, soll er sie mit einem spitzen Gegenstand penetriert haben, woraufhin sie massiv blutete. "Es geht um den 20. Januar", sagt Richter Winkler an die Frau gewandt. Sie antwortet: "Was war da? Ich habe keine Ahnung. " Dann fängt sie zu weinen an und sagt, sie habe damals so viel Wut empfunden. David B. soll ihren Schmuck und ihre Handys ins Klo geworfen haben, Lebensmittel an die Möbel geschmiert und sie aufs übelste beschimpft haben. Er riss das Telefonkabel aus der Wand, "damit sie nicht mehr Gift bestellen kann, das sie sich immer gespritzt hat", sagt er. An eine Vergewaltigung kann sie sich nicht erinnern. Ihr Betreuer sagt aus, dass er am jenem 20. Januar bei ihr in der Wohnung war. "Sie hat aufgemacht, er war nicht da", berichtet er. Dann liest Anton Winkler aus einem Brief vor, den sie David B. nach Haar geschickt hat: "Vergiss mich nicht, ich gebe dich nicht her". Und am Ende "I love you, dein Schneeflöckchen". Zu dem Zeitpunkt, im Mai, hielt sich Christine K. selbst aufgrund einer Psychose in der Klinik auf. Der Staatsanwalt forderte die weitere Unterbringung von David B., doch das Gericht folgte dem Antrag von Rechtsanwalt Uwe Paschertz und ließ den 50-Jährigen frei. Paschertz lieh seinem verdutzten Mandanten Geld, damit der mit der S-Bahn nach Haar fahren und seine Sachen holen konnte. Denn eine Rückfahrt in die Klinik lehnten die Behörden ab. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 39 /100 Syrien: Assads Illusion von einer heilen Welt Geht es nach dem syrischen Regime, feiern die Menschen jetzt ihre Befreiung von den Rebellen. Das Leid der Stadt kommt in den TVBildern nicht vor - dafür Weihnachtsmützen als Symbol der Freiheit. Ein leuchtender Tannenbaum - mitten im syrischen Aleppo. Die blitzenden Lichterketten an den Häuserfassaden mögen manche an den Glutregen der Phosphorbomben erinnern, die das Regime noch kürzlich über dem Ostteil der Stadt abwarf. Doch das Publikum hier hat solche Gedanken nicht: "Mit unserer Seele, unserem Blut opfern wir uns für dich, Baschar", ruft ein Mann ins Megafon, Sprechchöre folgen aus der Menge. Der syrische Präsident Baschar alAssad schaut von einem Plakat auf die feiernde Menge herab. Sein Porträt reicht über drei Stockwerke, neben ihm hängt die syrische Flagge. Viele Menschen tragen rote Weihnachtsmannkostüme, manche tragen rot-weiß gestreifte Zipfelmützen. Im von Assad eroberten Teil Aleppos feiern die Menschen Weihnachten, aber vor allem den Sieg der syrischen Armee in Aleppo. Die Rebellen bezeichnen viele hier nur als "Terroristen". Während eine Frau gerade ein Interview gibt, ist plötzlich ein lauter Knall zu hören. In der Nähe der Menschenmenge explodiert eine Bombe, verletzt wird niemand. Einige Leute verlassen das Fest, doch schon bald füllt sich der Platz wieder. "Wir warten seit vier Jahren auf diesen fröhlichen Moment, wir danken der Armee aus tiefstem Herzen. Egal was wir sagen, es drückt nicht mal annähernd unsere Dankbarkeit aus", sagt eine Syrerin ins Mikrofon. Ein anderer Mann hofft, dass Assad bald ganz Syrien zurückerobert. Diese im syrischen Staatsfernsehen und per Video im Internet verbreiteten Szenen sollen den Syrern zeigen: In den von der Armee kontrollierten Gebieten kehrt Normalität, ja sogar Freude ein. Aleppo, so teilte das syrische Militär mit, steht wieder unter völliger Regierungskontrolle. Eine entsprechende Mitteilung wurde am Donnerstagabend verbreitet, nachdem die letzten Rebellen den Osten der einstigen Wirtschaftsmetropole in Bussen verließen. Hier können Minderheiten unbeschwert ihre Feste feiern. In den Rebellengebieten herrsche hingegen nur islamistischer Terror. Diese Illusion der heilen Welt erinnert an die Werbekampagne des Tourismusministeriums, die vor wenigen Monaten Aufsehen erregte. Es veröffentlichte einen Image-Film über das Urlaubsparadies Syrien, in denen Menschen auf Jetskis übers Meer flitzen und sich am Sandstrand sonnen. Der Titel des Videos: "Syria - always beautiful. " Inmitten von Chaos, Tod und Zerstörung versucht Assad, eine Art Pseudo-Normalität aufrechtzuerhalten. Unterdessen haben die Syrer auf der anderen Seite der Stadt bei Minustemperaturen ihr letztes Hab und Gut zusammengepackt und Aleppo in eine ungewisse Zukunft verlassen. Nach Angaben von Augenzeugen saßen Mitte der Woche zahlreiche Menschen etwa 36 Stunden in Bussen frierend und hungrig fest. Die Evakuierung geriet nach dem Beschluss des UNSicherheitsrates vom Montag zur Stationierung von Beobachtern in Aleppo ins Stocken. Mit der Türkei, aber "ohne die UN und ohne die USA" wollen sich Russland und Iran nun um eine Waffenruhe in Syrien und um neue Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition bemühen. Mittlerweile sollen 34 000 Menschen Ost-Aleppo verlassen haben. Eine von ihnen war Bana al-Abed. Die Siebenjährige berichtete im Netz über den Kriegsalltag in Ost-Aleppo. Viele der mehr als 360 000 Menschen, die ihr auf Twitter folgten, sahen in ihr eine authentische Stimme, die das Leid der Bevölkerung aus kindlicher Perspektive schilderte, Assad-Unterstützer bezeichneten sie als Propagandaprodukt. Nach dem Fall Ost-Aleppos war Bana verschwunden, als sie wenige Tage später im Umland der Stadt auftauchte, war das etwa der BBC eine Eilmeldung wert. Nun ist das Mädchen in der Türkei, dort empfing es der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan im Präsidentenpalast. Wange an Wange ließ er sich mit dem Kind ablichten, inszeniert sich so als Schutzpatron der Flüchtlinge von Aleppo. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 40 /100 Sieben Festnahmen wegen Terrorverdachts in Australien Bei einem Großeinsatz der Polizei in der australischen Stadt Melbourne sind am Tag vor Heiligabend sieben Menschen festgenommen worden, die unter Terrorverdacht stehen. Nach Angaben der Ermittler hatte die Gruppe von sechs Männern und einer Frau an Weihnachten mehrere Anschläge auf beliebte Sehenswürdigkeiten in der Stadt geplant, unter anderem auf den Bahnhof Flinders Street und die Paulus-Kathedrale. Dabei hätten sie offenbar Sprengstoff, Messer und Gewehre einsetzen wollen. Zwei der Festgenommenen - ein 26-Jähriger und eine 20-jährige Frau - wurden später ohne Anklage wieder freigelassen. Die anderen fünf Männer zwischen 21 und 26 Jahren blieben dagegen in Haft. Ihnen soll noch am Freitag formal vorgeworfen werden, einen Terroranschlang vorbereitet zu haben. Vier von ihnen wurden in Australien geboren, bei dem fünften handelt es sich um einen gebürtigen Ägypter mit doppelter Staatsbürgerschaft. "Wenn uns dies entgangen wäre, wäre es sicherlich ein folgenschwerer Anschlag geworden", sagte der Polizeichef Graham Ashton. Australiens Premierminister Malcom Turnbull sprach von einem "sehr schwerwiegenden" Attentat und sagte, die mutmaßlichen Terroristen hätten das Weihnachtsfest "zerstören" wolllen. Die Sicherheitskräfte seien gegenwärtig in höchster Alarmbereitschaft: "Islamistischer Terrorismus ist eine globale Herausforderung, die uns alle betrifft. Aber wir dürfen uns nicht von Terroristen einschüchtern lassen", sagte Turnbull auch mit Blick auf den Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt zu Anfang der Woche. Nach Angaben der Polizei sollen die Pläne der mutmaßlichen Terrorgruppe von der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" inspiriert gewesen sein. "Was hier geplant wurde, war nicht ein Akt des Glaubens oder des religiösen Bekenntnisses, sondern es war in seiner Planung eine Tat des Bösen, eine kriminelle Tat", sagte Daniel Andrews, der Regierungschef des Bundesstaates Victoria. Zwei der Festgenommen seien bereits wieder auf freiem Fuß, mindestens vier müssten sich aber am Freitag vor Gericht verantworten. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 41 /100 Hirnarbeit - sechs Berufe mit Köpfchen Neuromarketing, Produktdesign oder Psychologie: Jobs, die sich mit dem Denkapparat beschäftigen, sind so vielschichtig wie das Gehirn selbst. "Ich möchte später mal etwas mit Gehirnen machen! " - das sagt so gut wie kein Kind. Diese sechs Frauen beweisen, dass die Arbeit mit den Erkenntnissen der Neurowissenschaften ungemein spannend und vielseitig ist. Gruppendiskussion, Postkorb, Persönlichkeitstest: Welche Aufgaben Sie erwarten, was die Personaler testen wollen und wie Sie punkten können. Von Sarah Schmidt mehr... Wie gut sind Sie im analytischen Denken und logischen Schlussfolgern? Mit Hilfe des IQ-Tests von SZ.de können sie ermitteln, wie hoch Ihr Intelligenzquotient ist. mehr... 2016-12-23 08:32 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 42 /100 Carlo Ancelotti - Ein Trainer für die großen Spiele Bisher wusste man nicht recht, warum BayernTrainer Ancelotti so wenig auf seine Elf einwirkt. Nun hat er gegen Leipzig seine wahre Stärke gezeigt. Doch, Manuel Neuer hat dann auch noch etwas halten müssen in der Münchner Arena. Mit zwei gewaltigen Paketen auf dem Arm marschierte er Richtung Ausgang. Was da wohl drin war? 100 Dosen Brausewasser? Haarbleichmittel für alle? Oder hat sich Neuer die Last-Minute-Weihnachtsgeschenke für die Familie einfach an den Arbeitsplatz liefern lassen? Man wird es nie erfahren, keinen Spalt breit hat Neuer seine Pakete geöffnet. Das war aber nicht weiter schlimm. Der Nationaltorwart als feixender Postbote - das Bild an sich stand schon stellvertretend für die Erkenntnis, dass sie sich beim FC Bayern jetzt ohne große Beschwernisse den Festtagen widmen können. Der FC Bayern hat eine Woche hinter sich, die in einer Zeit, die noch gar nicht so lange her ist, wie es sich anfühlt, als typische FC-Bayern-Woche gegolten hätte. In den Vor-Guardiola-Jahren nämlich. Erst war da so ein lästiges Pflichtdingsbums in, na,. .. Darmstadt! Nun ja. Musste halt sein. 1:0 gewonnen, mit halber Kraft und dank eines Kunstschusses zur rechten Zeit. Eine Art Schwarzbrot-ohne-Spiegelei-Spiel, keine Delikatesse. Und dann folgte am Mittwoch das Festtagsspiel gegen Leipzig - und diesmal war von der ersten Minute an zu besichtigen, dass sich die Münchner in Schale geworfen hatten, in jeder Hinsicht. Nicht, dass RB Leipzig auf dem Rasen tatsächlich der große Gegner zu sein vermochte, der sich hinter dem Label "Spitzenspiel" verborgen hatte. Aber die Bayern sind dieses Spiel erkennbar so angegangen, als erwarte man nicht Rasenball, sondern Real, in der Champions League. Der Trainer Carlo Ancelotti , dessen einzige Regung am Spielfeldrand sonst das grausame Malträtieren seines Kaugummis ist, stand ständig an der Seitenlinie, schon nach wenigen Minuten korrigierte er die Formation. Und seine Aufstellung setzte zwar ein paar eherne Klubgesetze außer Kraft ("Müller spielt immer"), verriet aber gerade dadurch, dass da einer jetzt den Zugriff auf und die Deutungshoheit über seine Mannschaft beansprucht. Ancelotti hat quasi einen Spalt weit ein Fenster geöffnet - und den Blick freigegeben ins kommende Frühjahr, in dem der FC Bayern dann wirklich seine großen Spiele haben soll. Also die mit Spiegelei. Man vermochte ja nicht recht einzuschätzen, ob die oft undefinierten Auftritte der Ancelotti-Bayern zuletzt eher der Wurschtigkeit ihres Übungsleiters geschuldet waren - oder eben doch der Gelassenheit eines Mannes, der zwar nicht wie sein Vorgänger Guardiola jede Schwäche jedes Linksverteidigers jedes Erstligisten auswenig kennt. Der es in seiner Karriere aber überall verstanden hat, seine Mannschaften immer dann zu fokussieren, wenn es zählt. Jetzt hat man immerhin eine Ahnung bekommen: von Ancelotti, dem Trainer für die großen Spiele. Gegen Peter Gulacsi, Diego Demme und Marcel Halstenberg sah das sehr ordentlich aus. Wie es gegen Luka Modric, Toni Kroos und Cristiano Ronaldo aussähe, im April, wenn wirklich Champions League ist? So weit ist das Fenster dann doch nicht aufgegangen. 2016-12-23 10:44 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 43 /100 Licht als Symbol für den Frieden wird verteilt Nach dem dritten Tiefgaragen-Überfall in drei Tagen konnte die Polizei einen 25-jährigen Kroaten... Slalom-Dominator Henrik Kristoffersen schlägt ÖSVStar Marcel Hirscher nach einem großartigen Finale. Beide Athleten lagen mit über einer Sekunde Vorsprung v... Das umstrittene „Tirol Haus“ soll doch nicht ins Hilton-Hochhaus einziehen. Wo derzeit das Casino steht, sollen Tirol Werbung und Co. einen Neuba... Nicht Favoritin Hillary Clinton, sondern der republikanische Quereinsteiger Donald Trump wird der 45. Präsident der USA. Von der Ski- bis zur Bergtour, von der Mountainbike-Runde bis zur Kletterpartie: Für die wöchentlichen Tourentipps in der TT sind die Redakteure immer aktuel... Nach der enttäuschenden EURO will das ÖFB-Team in der WM-Quali sein wahres Gesicht zeigen. Die Gegner auf dem Weg nach Russland: Wales, Serbien, Irland, Geor... Alle Infos rund um den alpinen Ski-Weltcup. Mit TT.com sind Sie vom Auftakt in Sölden bis zum Weltcup-Finale in Aspen mit dabei. Zahlen, Daten, Fakten inklus... Nach dem dritten Tiefgaragen-Überfall in drei Tagen konnte die Polizei einen 25-jährigen Kroaten ... Das umstrittene „Tirol Haus“ soll doch nicht ins Hilton-Hochhaus einziehen. Wo derzeit das Casino steht, sollen Tirol Werbung und Co. einen Neuba... Im Bezirk Schwaz herrscht ein Mangel an Zahnärzten mit Gebietskrankenkassenvertrag. Patienten werden daher vielfach abgewiesen. Das darf im Notfall nicht sein. Polizisten werden nicht mehr von den Inspektionen abgezogen. Polizei-direktor will so Belastungen... Das umstrittene „Tirol Haus“ soll doch nicht ins Hilton-Hochhaus einziehen. Wo derzeit das Casino steht, sollen Tirol Werbung und Co. einen Neuba... Im Bezirk Schwaz herrscht ein Mangel an Zahnärzten mit Gebietskrankenkassenvertrag. Patienten werden daher vielfach abgewiesen. Das darf im Notfall nicht sein. Nicht Favoritin Hillary Clinton, sondern der republikanische Quereinsteiger Donald Trump wird der 45. Präsident der USA. Alexander Van der Bellen hat sich auch in der Stichwahl-Wiederholung gegen Norbert Hofer (FPÖ) durchgesetzt. Bei der Schnäppchenjagd im Netz landen immer mehr Tiroler in gefälschten Shops. FakeSeiten sind... Landecks Wirtschaftskammer wirft der AK-Bezirksstelle populistisches Agieren vor. Die Arbeiterkammer hatte „Dienstgeber-Fouls“ aufgezeigt. Die „Wasser Tirol“ als 100-Prozent-Tochter der Tiwag ist ein wasser- und energiewirtschaftlicher Dienstleister. Nur: Zwei Drittel der Um-sätze k... Nach dem dritten Tiefgaragen-Überfall in drei Tagen konnte die Polizei einen 25-jährigen Kroaten ... Eine 20-Jährige wurde von einem IVB-Bus erfasst und verletzt. Jetzt klagen sie die IVB. Ein Sachverständigengutachten schließt ein technisches Gebrechen aus. Arch war am 8. September im Großglocknergebiet bei einem Hubschrauberabsturz tödlich ve... Fast sieben Wochen nach ihrem schweren Sturz ist Tirols Ski-Star Eva-Maria Brem die Krücken wiede... Slalom-Dominator Henrik Kristoffersen schlägt ÖSV-Star Marcel Hirscher nach einem großartigen Finale. Beide Athleten lagen mit über einer Sekunde Vorsprung v... Andreas Goldberger erzählt im TT-Interview, warum Gregor Schlierenzauer eine Krise mehr bringt als zehn Siege, die Österreicher um den Tourneesieg mitspringe... Alle Zahlen, Daten und Fakten rund um die Königsklasse des Motorsports finden Sie in unserem Formel-1-Dossier. Nach der enttäuschenden EURO will das ÖFB-Team in der WM-Quali sein wahres Gesicht zeigen. Die Gegner auf dem Weg nach Russland: Wales, Serbien, Irland, Geor... Bei allen wichtigen Fußball-Spielen dieser Welt darf ein subjektiver Beobachter nicht fehlen. Der TT.com-Live-Ticker schaute den Kickern immer ganz genau auf... Alle Infos rund um den alpinen Ski-Weltcup. Mit TT.com sind Sie vom Auftakt in Sölden bis zum Weltcup-Finale in Aspen mit dabei. Zahlen, Daten, Fakten inklus... Das Bergsilvester-Feuerwerk gibt es heuer zum letzten Mal, ein Ersatzprogramm soll bis Mitte 2017... Paradiesisch startete die Tour der Osttiroler Radfamilie. Nun machten sich die vier auf den Weg in den Urwald. Aufregende Erlebnisse sind vorprogrammiert. We... Ja, was schenk ich denn nun? Der Geschenkekauf ist oft ein leidiges Thema, nicht nur zur Weihnachtszeit. Sollten Sie sich heuer wieder besonders schwer getan... Von der Ski- bis zur Bergtour, von der Mountainbike-Runde bis zur Kletterpartie: Für die wöchentlichen Tourentipps in der TT sind die Redakteure immer aktuel... Interviews, Porträts, Album-Kritiken: In der Rubrik Soundstube Tirol stellen wir lokale Künstler und Bands vor. Aber auch Neuigkeiten aus der Tiroler Musiksz... Fehlkauf vermeiden, vorher informieren. Rezensionen zu den aktuellsten Spielen regelmäßig auf TT Online. Sie haben sich im Jahr 2016 das JA-Wort gegeben? Dann nehmen Sie teil an unserem Gewinnspiel zum ... Termin: 05. bis 12. September 2017 Termin: 01. bis 17. November 2017 2016-12-23 10:44 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 44 /100 Syrien: Armee feiert vollständige Eroberung Aleppos Der syrische Präsident Baschar al-Assad und seine Truppen haben die vollständige Kontrolle über Aleppo erlangt. Die letzten Kämpfer der Opposition sowie Zivilisten verließen am Donnerstagabend die vormaligen Rebellengebiete im Osten der Stadt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Sana und die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldeten. Assad nannte die Einnahme einen "Meilenstein auf dem Weg zur Auslöschung des Terrorismus". Das syrische Regime bezeichnet jeden als Terroristen, der gegen es kämpft. Syrien teile sich den Sieg mit seinen Verbündeten Russland und Iran, sagte Assad. Die Eroberung Aleppos bereite den Weg für ein Ende des Bürgerkriegs. Die Eroberung Aleppos könnte tatsächlich einen Wendepunkt im Bürgerkrieg bedeuten. Die frühere Handelsmetropole war lange Zeit umkämpft und gilt als symbolische und strategisch wichtige Stadt. Das Militär habe Sicherheit und Stabilität in Aleppo wiederhergestellt, hieß es in einer vom Staatsfernsehen verbreiteten Erklärung. Im Fernsehen waren zudem die letzten Evakuierungsbusse zu sehen, die Rebellen und Zivilisten aus der Stadt gebracht hatten. In Übertragungen aus West-Aleppo waren Freudenschüsse zu hören. Menschen riefen "Aleppo, Aleppo! " und "Nur Gott, Syrien und Baschar! " Umringt von Feiernden mit syrischen Flaggen sagte ein Korrespondent des Staatsfernsehens: "Kein Osten und Westen mehr". Aleppo war bis vor Kurzem geteilt. Die Rebellen hatten den Ostteil der Stadt kontrolliert, die Regierung den Westen. Für die Aufständischen ist der Verlust der Stadt eine schwere Niederlage. Das Datum des Falls Aleppos "werden wir nie vergessen und niemals vergeben", schrieb der Aktivist Ahmed al-Chatib auf Twitter. Die Welt solle bezeugen, wie Assad Menschen getötet und vertrieben und Aleppo zerstört habe. Weil die Regierungstruppen vor Monaten einen Belagerungsring um Ost-Aleppo gezogen und Versorgungswege blockiert hatten, war es trotz zahlreicher Appelle der internationalen Staatengemeinschaft an die syrische Regierung und Russland zu einer humanitären Katastrophe gekommen. Bomben von russischen Kampfjets unterstützten die syrischen Truppen. Der Zugang zu Trinkwasser, Medikamenten und Strom, die Nahrungsmittel wurde dramatisch knapp, Krankenhäuser waren überfüllt und wurden bombardiert, die UN befürchteten einen "gigantischen Friedhof". Bevor Assad zusammen mit Russland Mitte November eine Großoffensive auf Ost-Aleppo startete, lebten dort nach Schätzungen der Vereinten Nationen 250.000 bis 300.000 Menschen. Nach heftigen Kämpfen mit zahlreichen Toten und Verletzten stimmten die Rebellen schließlich zu, ihre Stellungen in Aleppo zu räumen. Die Evakuierungen von Soldaten und Zivilisten begannen vergangene Woche, wurden aber immer wieder unterbrochen. Tausende Menschen harrten bei Minusgraden und Schneefall ohne etwas zu essen auf den Straßen aus, während sie auf die Busse warteten, die sie in Sicherheit bringen würden. Regierung und Rebellen hatten sich auf ein Abkommen geeinigt. Im Gegenzug dafür, dass Regierung die Evakuierungsbusse nach Ost-Aleppo fahren ließ, verpflichteten sich Rebellen, zwei von ihnen belagerte Orte zu evakuieren. Dabei handelt es sich um Schiitendörfer Al-Fua und Kefraja in der Provinz Idlib. Weil Bewaffnete einige der für Evakuierung vorgesehenen Busse in Brand gesetzt hatten, verzögerten sich Rettungsaktionen sowohl in Idlib als auch in Aleppo. die die die die die Die Vereinten Nationen forderten, dass eine weitere Schlacht vom Ausmaß wie in Aleppo unbedingt verhindert werden müsse. Am Mittwoch hatte die UN-Vollversammlung beschlossen, mögliche Kriegsverbrechen zu untersuchen. Zudem schickten die UN 31 Beobachter nach Aleppo. Derweil geht der syrische Bürgerkrieg weiter. Nur etwa 50 Kilometer nordöstlich von Aleppo lieferten sich türkische Regierungstruppen und verbündete Rebellen in Al-Bab heftige Gefechte mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Im Internet verbreitete sich ein mutmaßlich vom IS veröffentlichtes Video, in dem zu sehen ist, wie Terroristen zwei türkische Soldaten bei lebendigem Leib verbrennen. In der Vergangenheit waren mehrere internationale Konferenzen daran gescheitert, anhaltende Waffenruhen in Syrien und effiziente humanitäre Hilfen zu organisieren. Trotzdem soll es auch in Zukunft Friedensgespräche geben, um eine politische Lösung des Konflikts zu erzielen. Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, plant Friedensverhandlungen ab dem 8. Februar in Genf. Zusätzlich haben Russland, Türkei und Iran eine eigene Initiative gestartet. Nach russischen Angaben werden diese Gespräche voraussichtlich Anfang nächsten Jahres in Kasachstan beginnen. Die Länder würden sich darauf konzentrieren, wie ein landesweiter Waffenstillstand in Syrien erreicht werden könne. Russland teilte mit, dass die Gespräche mit der Türkei und dem Iran kein Ersatz für andere Verhandlungen sein sollen. Die USA teilten mit, dass sie nicht brüskiert darüber seien, dass sie der Gesprächsrunde nicht angehörten. Das sei zudem kein Zeichen für einen sinkenden Einfluss in der Region. 2016-12-23 08:44 ZEIT ONLINE www.zeit.de 45 /100 Fisch, Kaffee und Nüsse aus dem Paradies Es knallt und zischt aus dem Inneren des kleinen Metallkessels, der sich langsam dreht. Der Duft von frisch geröstetem Kaffee breitet sich langsam in dem Raum mit dem herrlichen Blick über Tausende Kaffeebüsche aus. Peggy Stevens gibt letzte Anweisungen: „Steck noch einmal den Holzlöffel in den Kessel und schau die Bohnen an“, sagt sie, während sie einen langen Lederhandschuh bereithält. „Jetzt kipp den Kessel um.“ Es dampft in dem kleinen Sieb, das vor dem Kessel steht. Und wieder kommt der Holzlöffel zum Einsatz. „Das Sieb muss jetzt auf den Ventilator, damit die Bohnen abkühlen können – sonst rösten sie weiter und werden immer dunkler.“ Stevens ist die Managerin der Ushema Coffee Company in den Bergen hoch über Kona auf der Insel Hawaii, die bei Einheimischen Big Island heißt. Kona, auf der Westseite der größten Insel des Archipels gelegen, hat sich in den vergangenen Jahren zum Hotspot für Kaffeeliebhaber entwickelt. Auf zahlreichen Farmen wird Kaffee angebaut. Die vulkanische Erde, die Sonne und die vergleichsweise großen Niederschlagsmengen bieten beste Voraussetzungen. „Aber Kaffeeplantagen sind hier nicht neu“, sagt Stevens. Bereits im 19. Jahrhundert seien die Büsche in Kona angebaut worden. Während die Ushema-Farm auf gut 300 Metern Seehöhe noch recht viel Sonne abbekommt, liegt die Mountain-Thunder-Plantage oft in den Wolken. Sie liegt auf mehr als 1000 Metern Höhe – hier ist es auch an sonnigen Tagen kühl und mitunter regnerisch. „Dem Kaffee macht das nichts aus, er gedeiht hier prächtig“, sagt Mary Ellen, die Besucher durch die Produktion führt – nicht mehr als eine große Scheune. Doch der Kaffee ist begehrt, es gab schon viele Preise. Keith de la Cruz hatte einen ganz anderen Job, als er nach Hawaii kam – allerdings auf die Ostseite, nach Hilo. Er hat mit Grundstücken spekuliert. Heute leitet er eine Farm-Kooperative in den Hügeln über Hilo und hat den örtlichen Farmers Market ins Leben gerufen. In der kleinen Stadt bringen Farmen an mehreren Tagen in der Woche ihre Erzeugnisse an Frau und Mann: Mango, Papaya, Ananas, Avocado, Litschi. Und Gemüse wie den Tarok, aus dem die Hawaiianer schon seit Jahrhunderten Poi machen – eine universelle Beilage, die aussieht wie dünner Kartoffelbrei und eher neutral schmeckt. Und natürlich: „Mac Nuts“, Macadamianüsse. Auf zahlreichen Farmen in Hilo werden sie angebaut. „Wir haben genau das richtige Klima hier, denn die Nüsse wachsen nur zwischen dem 10. und 20. Breitengrad“, sagt Jicky Mebane, der eine Farm auf dem Hallelujah Hill betreibt. Regen, Sonne, der Boden – genau die richtige Umgebung. Die Produktion ist eine langwierige Angelegenheit: Die Macadamias wachsen in einer grünen Hülle am Baum, sie sehen fast aus wie kleine Limetten. „Erst wenn sie vom Baum fallen, sind sie reif“, sagt Mabene. „Dann können wir sie einsammeln.“ Sattgrün müssen die Hüllen sein und glänzen. „Dann sind sie perfekt.“ Die grüne Hülle wird entfernt, dann müssen die Nüsse in ihrer Schale eine Weile trocknen. „Dadurch schrumpft die Nuss und wir können sie knacken“, sagt er. Denn die frischen Nüsse sind weich wie das Fleisch einer Kokosnuss. Die größte Schwierigkeit: Man bekommt sie kaum aus der Schale heraus. Nüsse, Tropenfrüchte und Fisch – das sind die Produkte, die frisch auf den Markt kommen oder sogar direkt an der Straße verkauft werden. So wie bei James Collins. Er hat am Mamaloha Highway in Kona einen einfachen Holzstand an die Straße über seinem Haus gestellt und verkauft dort alles, was reif an seinen Bäumen hängt. „Warum soll das ganze Obst verrotten?“ Die Mangos hängen zu Hunderten an den Ästen. „So viel kann niemand essen.“ In einer kleinen Box sammelt Collins Geld für die Papayas, Mangos, Zitrusfrüchte, Avocados und Bananen, die er in einzelne Kisten sortiert hat. „Und wer nichts hat, kann sich trotzdem bedienen.“ Etwas anders sieht die Preisgestaltung auf dem Fischmarkt von Honolulu aus. Jeden Morgen außer sonntags herrscht hier geschäftiges Treiben, wenn die zahlreichen Fischer mit ihrem Fang im Hafen einlaufen und der Fisch versteigert wird. Samstags dürfen auch Touristen dem Schauspiel beiwohnen – und sehen riesige Fische, die aus großen Tiefen im Meer vor der Insel Oahu gefangen werden: Uku, Ono, Hapu‘upu‘u, Kajiki – Namen verschiedener Snapper- und Thunfisch-Arten, die vor der Küste Hawaiis schwimmen. Nur hier und in New York dürfen die Fische direkt an die Kunden verkauft werden. John Kaneko, Manager des Hawaii Seafood Councils, geht mit den interessierten Gästen zu den Schiffen und in die langgestreckte Halle. Dort wird der Fang der Nacht auf Holzpaletten am Boden begutachtet und in einer fast stillen Auktion verkauft – so schnell und effizient handelt der Auktionator die Preise aus. Doch nicht alle gehen in der Früh auf den Markt, erzählt Ed Kenney. Er ist seit vielen Jahren Koch in Honolulu und hat sich vor allem der hawaiianischen Küche verschrieben – mit ein bisschen Fusion aus anderen Kulturen. „Ich kenne meine Fischer. Und wenn einer einen richtig guten Fang gemacht hat, ruft er mich direkt an.“ Entsprechend gestaltet Kenney die Speisekarte. „Das Meer und das Land versorgen uns hier schon seit vielen Jahrhunderten“, sagt er. „Warum also soll ich mit Zutaten arbeiten, die aus einer Plastiktüte kommen?“ Der Erfolg scheint ihm Recht zu geben: Erst vor Kurzem hat Kenney sein drittes Restaurant eröffnet. (APA,dpa) 2016-12-23 08:43 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 46 /100 Niederländische ING-Tochter kauft Versicherer Delta Lloyd Die Delta-Führung nahm das verbesserte Angebot an. Die NN Group zahlt 5,40 Euro pro Aktie. 23.12.2016 | 08:40 | ( DiePresse.com ) Der größte niederländische Versicherer NN Group steht nach einem erhöhten Kaufgebot vor der Übernahme des Konkurrenten Delta Lloyd. Die Führung von Delta nahm das auf 2,5 Milliarden Euro von zuvor 2,4 Milliarden aufgestockte Gebot an, wie Delta am Freitag mitteilte. Noch im Oktober hatte sie den ursprünglichen Preis von 5,30 Euro je Aktie abgelehnt. Nun liegt er bei 5,40 Euro. Die NN Group ist gemessen am Börsenwert der größte Versicherer des Landes vor Aegon. Sie ist ein Ableger des Finanzkonzerns ING. (APA/Reuters) 2016-12-23 08:40 diepresse.com 47 /100 Weil will AfD unter fünf Prozent drücken Hannover. Niedersachsens SPD-Chef Stephan Weil will bei der Landtagswahl 2018 einen Einzug der AfD in das Parlament verhindern. Er halte es für möglich, die AfD unter einem Ergebnis von fünf Prozent zu halten, sagte Weil der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist eines meiner politischen Ziele. Wir werden hart dafür kämpfen, auch wenn das unter heutigen Aspekten ambitioniert ist. " In Niedersachsen wird am 14. Januar 2018 ein neuer Landtag gewählt. Bei den Kommunalwahlen im September hatte die AfD ein Ergebnis von 7,8 Prozent erzielt. Das war deutlich weniger als bei vorangegangenen Wahlen in anderen Bundesländern. So war die AfD bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern Anfang September mit 20,8 Prozent an der CDU vorbeigezogen. Auch das Kommunalwahlergebnis von 7,8 Prozent für die Rechtspopulisten sei ihm noch deutlich zuviel, sagte Weil. Ob es gelingt, die AfD unter die Fünf-Prozent-Hürde zu drücken, hängt aus seiner Sicht vor allem davon ab, ob sich in Deutschland und in Niedersachsen ein starker Staat präsentiere, dem die Bürger vertrauen könnten. Wichtig sei auch, dass die 90 Prozent der Bevölkerung, die bei den Kommunalwahlen aus guten Gründen etwas anderes gewählt hätten, sich bei der Landtagswahl "laut und deutlich" bemerkbar machten. Für den Bundestagswahlkampf im kommenden Herbst wünscht sich der Ministerpräsident, "dass die Demokraten mehr zeigen, was sie miteinander verbindet, anstatt den Eindruck eines heillosen Streits zu vermitteln". Das von Weil gesteckte Ziel sei für Niedersachsen möglich, Prognosen zum Abschneiden der AfD seien momentan aber schwierig, sagte der Politologe Stephan Klecha, Dozent an der Universität Göttingen. "Die Kommunalwahlen haben gezeigt, dass die etablierten Parteien in Niedersachsen eine bessere Verankerung haben als in anderen Bundesländern. " Klecha gab aber zu Bedenken: "Vieles hängt von der Wählermobilisierung ab, und die kann auch im letzten Moment noch zu Verzerrungen führen. " dpa 2016-12-23 10:44 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 48 /100 Abgeordneter bleibt bei Chemtrails hartnäckig Hannover. Wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Freitag) berichtet , hat der umweltpolitische Sprecher der CDU-Fraktion in Hannover mittlerweile seine dritte Anfrage zu dem Thema an die niedersächsische Landesregierung gestellt. Darin will er unter anderem wissen, warum Bayern bei der lufthygienischen Überwachung Barium- und Aluminium-Werte ausweist, das Land Niedersachsen aber nicht. Die beiden chemischen Elemente gelten Verschwörungstheoretikern als Beleg dafür, dass durch das Ausbringen von Chemikalien in der Luft Einfluss auf Menschen oder die Umwelt genommen wird. Versprühtes Gift? Der Glaube an sogenannte Chemtrails ist eine klassische Verschwörungstheorie. Dahinter steckt die These, dass Staaten Flugzeuge benutzen, um Chemikalien zu versprühen, die das Wetter beeinflussen oder sich gegen die Bevölkerung richten. Hinweise darauf sehen die Chemtrail-Anhänger unter anderem in den Kondensstreifen von Flugzeugen. Kondensstreifen entstehen, wenn die Abgase der Flieger nicht verdunsten, weil die Luft sehr kalt oder feucht ist. Bäumer hatte die Landesregierung zuvor bereits zur Existenz von Chemtrails befragt und dafür bundesweit Spott geerntet. Die SPD im niedersächsischen Landtag bezeichnete ihn etwa als "Abgeordneten mit Alu-Hut". Allerdings hat sich Bäumer – von der Anfrage zu den Chemtrails mal abgesehen – durchaus Respekt bei anderen Abgeordneten erworben. So fragte bei der Explosion einer Chemiefirma in Ritterhude hartnäckig nach. Im Gespräch mit der "NOZ" verteidigte Bäumer seine Anfragen: "Es reicht nicht aus, etwas einfach als Verschwörungstheorie abzustempeln, ohne die Hintergründe beleuchtet zu haben. Wenn wir das zulassen, haben wir als Gesellschaft schon verloren. " r 2016-12-23 10:44 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 49 /100 Medien: Leverkusener Toprak im Sommer nach Dortmund Dortmund. Toprak soll den BVB angeblich rund zwölf Millionen Euro kosten und einen Vertrag bis 2021 erhalten. Der Vizemeister profitiert dem Bericht zufolge von einer Ausstiegsklausel in Topraks Vertrag mit Leverkusen. Demnach kann der 27-Jährige im Sommer für eine festgeschriebene Ablöse im niedrigen zweistelligen Bereich die Rheinländer verlassen. Bereits vor Saisonbeginn hatte Dortmund nach dem Weggang von Weltmeister Mats Hummels Interesse an Toprak gezeigt, ein Transfer scheiterte jedoch an Leverkusens Ablöseforderung. © 2016 SID 2016-12-23 10:44 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 50 /100 Missbrauchsskandal in England: Kein Liga-Regelbruch bei Chelsea London. Der Verein hatte die Vorwürfe des früheren Jugendspielers Gary Johnson nicht an die Liga gemeldet. "Nach sorgfältiger Prüfung hat der Vorstand festgestellt, dass keine Regeln der Premier League durch den Klub gebrochen wurden, als die Anschuldigungen 2014 nicht gemeldet wurden", hieß es in dem Statement. Die Liga besteht aber darauf, dass Chelsea die Vorwürfe durch einen unabhängigen Experten ausführlich prüfen lässt. Zudem müssen die Londoner der Premier League Details der internen Untersuchungen zur Verfügung stellen. Mittlerweile sollen sechs frühere Chelsea-Spieler angegeben haben, als Jugendliche vom mittlerweile verstorbenen Jugendtrainer Eddie Heath sexuell missbraucht worden zu sein. Die meisten Vorfälle sollen sich während Heaths Tätigkeit für Chelsea in den 70er Jahren ereignet haben. © 2016 SID 2016-12-23 10:44 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 51 /100 DFB-Präsident Grindel Russland in die Pflicht nimmt WM-Organisatoren in Köln. Und es müssen die allgemeinen Prinzipien der Grundfreiheit gelten, dazu gehören zum Beispiel das Demonstrationsrecht oder der Schutz von Minderheiten. " Grindel kündigte an, sich für die Einhaltung dieser Rechte einsetzen zu wollen. "Wir werden als DFB dem russischen Organisationskomitee sehr deutlich machen, dass zu einer WM ein entsprechender Rahmen gehört", sagte der 55-Jährige. Grindel machte zudem erneut deutlich, dass er eine Aufstockung der WM auf 40 oder sogar 48 Mannschaften nicht grundsätzlich ablehne. "Ich darf nicht in eine geistige Verweigerungshaltung eintreten, sollte es eine klare Mehrheit für eine Erweiterung in der FIFA geben. Dann müsste ich meinen Beitrag leisten, das Beste für unsere Vereine, Mannschaften und Spieler einzufordern", sagte Grindel, der allerdings hofft, dass über eine Aufstockung nicht bereits auf der Sitzung des FIFA-Councils am 9./10. Januar in Zürich entschieden wird: "Ich würde mir wünschen, dass man mit Beschlüssen wartet, um in der UEFA zu einer einheitlichen Position zu kommen. " © 2016 SID Die HAZ versucht natürlich immer am Puls der Zeit zu sein – bei den Teilnehmern der HAZLaufgruppe sind wir diesmal aber sogar noch etwas dichter dran als sonst. Seit wenigen Tagen können die rund 70 Läuferinnen und Läufer mit dem offiziellen HAZ-Laufgruppen-Shirt trainieren. 2016-12-23 10:45 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 52 /100 Gesellschaftskritik: Über Weihnachten bei Brangelina Eine Sache, so dachten wir, habe sich überlebt: die Schlammschlacht am Ende einer Prominenten-Ehe. Spätestens seit sich Gwyneth Paltrow und Chris Martin nicht nur stilvoll, sondern sogar stilbildend getrennt hatten, schien der öffentlich ausgetragene Rosenkrieg etwas zu sein, was man einfach nicht mehr tut, schon allein der schlechten PR, äh, der Kinder wegen. Die Schlammschlacht bekam den Ruf eines quasi mittelalterlichen Rituals. Heute feiern Geschiedene und Getrennte sogar das Weihnachtsfest zusammen – und nicht nur der Kinder wegen: wie etwa Jogi Löw , der, nach angekündigter Scheidung, ganz selbstverständlich erzählte, Weihnachten feiere er trotzdem mit seiner Frau Daniela. Gwyneth Paltrow prägte auch gleich den Begriff für diese vorbildliche Art der Trennung: conscious uncoupling, die bewusste Entpartnerung. Doch das Jahr 2016 hat uns gezeigt, dass nichts, was man für gegeben hält, so bleiben muss. Gerade erleben wir, wie das ehemals berühmteste Traumpaar der Welt alle Regeln einer gütlichen Trennung in den Wind schlägt: Seit Angelina Jolie im September bekannt gab, dass sie sich von Brad Pitt scheiden lassen will , schenkt sie ihm nichts. Sie will das alleinige Sorgerecht. Brad habe den ältesten Sohn im Privatjet misshandelt, warf sie ihm vor, die Kinder seien traumatisiert. Das FBI musste ermitteln und kam zu dem Schluss, dass da wohl nichts dran sei. Ihm wurde auch eine Affäre mit seiner Filmpartnerin Marion Cotillard angedichtet. Ließ sich ebenfalls nicht halten. Dann hieß es, er habe seinen Drogenkonsum nicht im Griff, deshalb solle er sich nun regelmäßigen Tests unterziehen. Bis die Scheidung rechtskräftig sei, dürfe er die Kinder nur in Anwesenheit von Therapeuten sehen. Zur Uraufführung seines Films Allied – Vertraute Fremde (mit besagter Marion Cotillard in der weiblichen Hauptrolle) zeigte sich Brad Pitt im November zum ersten Mal wieder in der Öffentlichkeit, abgemagert und unsicher stand er auf dem roten Teppich herum. Angelina erwischten die Fotografen Anfang Dezember, in ein langes schwarzes Kleid gehüllt, noch klappriger als sonst. Das sieht nach viel Arbeit für viele Therapeuten aus – vor allem, falls Weihnachten (der Kinder wegen) doch zusammen verbracht werden sollte. Vielleicht ein kleiner Trost für alle, die sich ebenfalls nicht ganz so "bewusst entpartnert" haben. 2016-12-23 08:29 Christine Meffert www.zeit.de 53 /100 Wolfsburg soll attraktives Umfeld für Start-ups werden Ernst Piëch VW im chinesischer Käufer? Visier Unerwarteter Überschuss AOK verdoppelt Sonderleistungen für Mitglieder Vereinbarung geschlossen VW Nutzfahrzeuge streicht 1500 Jobs in Hannover Online-Banking Sparkasse Soest berechnet Gebühr für Klicks 2016-12-23 10:45 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 54 /100 Großspenden: CDU liegt 2016 vorne Berlin. Die CDU ist bisher der größte Profiteur von Großspenden im Jahr 2016. Dieses Jahr kam durch zehn Spenden eine Summe von 925.000 Euro zusammen, wie aus einer Aufstellung des Bundestages hervorgeht (Stand: 22. Dezember). Auf Rang zwei folgen demnach die Grünen mit knapp 710.000 Euro, der größte Teil geht auf zwei Überweisungen des Anlageberaters Jochen Wermuth zurück. Spenden von mehr als 50.000 Euro müssen sofort nach Eingang veröffentlicht werden. Unter den in der Liste genannten Geldgebern finden sich Industrieverbände, Unternehmen und Einzelpersonen. Die Summe aller Parteispenden dieses Jahres wird erst im Frühjahr 2018 bekannt. Die CSU erhielt im Dezember eine Großspende in Höhe von 350.000 Euro vom Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie. Der FDP wurden 2016 zwei Spenden von zusammen 310.000 Euro zuteil, der SPD drei von zusammen 250.000 Euro. Für die Linke wurde keine Großspende verzeichnet. 170.000 Euro gingen aber an die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands, eine linke Kleinpartei. Einen Sonderfall stellt 2016 der Südschleswigsche Wählerverband dar, die Interessensvertretung der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein. Die vier „traditionellen Zuwendungen“ des Staates Dänemark summieren sich bis November 2016 auf gut 470.000 Euro – damit kommt er auf Platz drei unter den Parteien. „Der SSW bekommt seit über 20 Jahren vom dänischen Staat Zuschüsse“, teilte ein Sprecher mit. Aber erst seit 2016 würden die Großspenden auch mit den anderen beim Bundestag veröffentlicht. In der Regel sind Parteispenden aus dem Ausland verboten – das Gesetz erlaubt aber Ausnahmen, wenn es um nationale Minderheiten geht. Ohne die Spenden an den SSW kommen die Parteien so 2016 bis zum 22. Dezember auf insgesamt 2,71 Millionen Euro - im Jahr zuvor waren es rund 2,07 Millionen Euro. Damals lag die CDU vor der FDP an der Spitze, die Grünen kamen nur auf eine einzige Großspende von 110 000 Euro. Von RND/dpa 2016-12-23 10:44 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 55 /100 Kommentar: Der lange Winter des Pikachu Viele Spieler mögen längst abgesprungen sein, aber Gerald Himmelein hält Pokémon Go weiterhin die Stange – wenn auch mit eisesstarren Fingern. Eine Zwischenbilanz nach sechs Monaten und 2037 Taubsis. "Wie, du spielst das noch? ", bekomme ich immer wieder zu hören, wenn Leute auf meinem Smartphone die freundlich-grüne Landkarte von Pokémon Go sehen. Dabei ist das noch die freundliche Version. "Pokémon ist doch sowas von out! " Wie kann man nur so hinter dem Mond sein, das trotzdem noch zu spielen. Noch dazu bei diesem Wetter. Tatsächlich hat sich Pokémon Go vom Hype-Spiel zu einer Minderheitenbeschäftigung zurückgebildet. Im August wusste ich : Wenn vor mir einer immer wieder stehen bleibt, dann fängt der grad Taubsis. Wenn jetzt jemand vor mir konzentriert auf sein Handy starrt, wischt er vermutlich wieder nur Tinder-Matches aus dem Weg. Diese Entwicklung kommt mir nicht ganz unwillkommen. Andere Spieler zu treffen, macht Spaß, aber die Herdenveranstaltungen im Sommer konnten mich nie anziehen. Mittlerweile findet der Austausch mit Mitspielern vor allem online statt. Auf diesem Weg habe ich mir inzwischen den korrekten Wortschatz angeeignet und weiß Garados strategisch einzuschätzen. Ein Kollege trinkt sich strategisch durch alle verfügbaren Biersorten, ich denke mir Eselsbrücken für Arena-Kampfstrategien aus. Keiner von uns würde mit dem anderen tauschen wollen. Muss ja auch nicht. Immer wieder verblüfft mich, welche Feindseligkeit dem Spiel mittlerweile entgegenschlägt. Eines Abends hat tatsächlich ein wildfremder Mann versucht, mir das Smartphone aus der Hand zu schlagen, wobei er "Du bist süchtig! " schrie. Dann wollte er unbedingt eine Tätowierung an seinem Handgelenk zeigen, bevor er fragte, ob ich schwul sei und wenn nicht, warum ich dann an dieser Ecke herumstünde. All das mitten in einem Arenakampf. Ich weiß immer noch nicht, ob der Mann irgendwo entsprungen war. Vielleicht gehörte er auch zum gelben Team und wollte verhindern, dass ich seine Arena übernahm. (Hat nicht geklappt.) Ist der Arbeitsplatz gefährliches Gelände oder nicht? Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass mich das Spiel selbst zum Aufgeben bringen will. Bei jedem Start erscheint eine andere Ermahnung. "Betritt beim Spielen von Pokémon Go kein gefährliches Gelände" kommt verdächtig häufig am Arbeitsplatz. Immer wieder kommt die Warnung " Du bewegst Dich zu schnell " – gern auch beim Essen in der Kantine, wenn Fehler bei der GPS-Positionierung die Spielfigur quer durch die Nachbarschaft jagen. Und dann das Wetter. Pokémon Go ist ein Spiel, das man nur draußen spielen kann, für das man in Bewegung bleiben muss. Zwischendurch muss man aber auch stehenbleiben – um Pokéstops abzuernten, wilde Pokémon zu fangen, Arenen zu erobern oder zu stärken. Definitiv nix für kalte Tage. Die Entwickler geben ihr Möglichstes, die verbliebenen Spieler der nördlichen Halbkugel trotzdem bei Laune zu halten. Mittlerweile gibt es einen Bonus für das erste gefangene Pokémon des Tages, den ersten gedrehten Pokéstop des Tages und Bonus-Boni für sieben Tage am Stück. Es gab ein Halloween-Event mit Gruselmonstern , ein Thanksgiving-Event mit Bonuspunkten und in ein paar Tagen beginnt ein Weihnachts-Event mit – wenn die Gerüchte stimmen – Geschenken. Das Wetter hält dagegen. Mittlerweile bin ich beim vierten Paar Touchscreen-Handschuhe angekommen. Das erste war total bequem und prima fürs Spiel – aber nicht winddicht. Brr. Das zweite Paar war winddicht und bequem, aber trotzdem viel zu dünn. Bibber. Die dritten Handschuhe waren dicker und weniger gut für den Touchscreen – aber die Fingerkuppen wurden immer noch taub. Au. Jetzt trage ich ein vierfach gefüttertes Paar, bei dem sich die letzten drei Finger eine Ausbuchtung teilen müssen. Hier ist der Touchscreen-Finger zu unzuverlässig, um damit auch nur ein Taubsi zu fangen. Deshalb dirigiere ich notgedrungen einen Touchscreen-Stift. Mit den blöden Handschuhen. Wenn ich auf diesem Weg eine halbe Stunde lang eine rote Arena niederkämpfe, verkrampfen sich die Finger immer noch vor Kälte. Für die Weihnachtszeit haben die Entwickler Pikachu eine rote Mütze übergestülpt. Es ist ein hartes Los, im Winter Pokémon Go zu spielen. Aber... ohne würde mir was fehlen. So habe ich stets einen Ansporn, in Bewegung zu bleiben. Trotz Temperaturen um den Nullpunkt fahre ich auf dem Rad zur Arbeit – damit die gesammelten Pokémon-Eier schneller schlüpfen. Noch im Spätsommer habe ich zudem meine Frau mit dem Spiel angesteckt. Jetzt steigen wir selbst bei kaltem Nieselregen eine Haltestelle früher aus oder gehen zu Fuß, wohin wir früher zwei Stationen gefahren wären. Egal wie lausig das Wetter ist, keiner will dem anderen das Spiel verderben. Es gibt aber einen noch besseren Grund, warum ich weiterspiele, obwohl es nicht mehr "in" ist. Ich spiele Pokémon Go, weil es mir Spaß macht. Wenn ich das aber jemandem sage, bekomme ich mitleidsvolle Blicke, als wüchse mir ein Geschwür im Gesicht. Ich gucke dann genauso mitleidsvoll zurück. Was muss man für ein kleiner Geist sein, um anderen Leuten zu verübeln, dass diesen etwas Freude bereitet, woran man selbst den Spaß verloren hat. Ich muss jetzt schließen: Vor dem Verlag sitzt ein Pikachu mit Weihnachtsmütze , das nicht mehr lange wartet. ( ghi ) 2016-12-23 07:45 Gerald Himmelein www.heise.de 56 /100 Elternzeit: Familienzeit schadet Papas Karriere nicht Stetig steigt die Zahl der Väter, die Elternzeit nehmen. Schon mehr als jeder dritte Mann nimmt einige Monate Auszeit vom Job, um sich um sein Kind zu kümmern. Die Sachsen sind Zahlen des Statistischen Bundesamt zufolge dabei sogar Spitzenreiter: Hier nimmt fast schon jeder zweite Vater Elternzeit. Und auch bei der traditionellen Aufteilung der Elternzeitmonate zwischen den Partnern hat sich einiges getan. Zwar nimmt immer noch die Mutter den Großteil der Elternzeit, allerdings steigen auch die Zahlen der Väter, die sieben oder mehr Monate Auszeit vom Job machen – und somit den größeren Anteil an der Erziehungsarbeit übernehmen. Offenbar setzt auch in der Wirtschaft allmählich ein Umdenken ein: Waren in den ersten Jahren nach Einführung der Elterngeldmonate die Befürchtungen gerade bei den Vätern sehr groß, dass die Auszeit ihrer Karriere schade, unterstützen mittlerweile immer mehr Unternehmen Männer, die für die Kinder eine Weile aussetzen. Allerdings: An der Teilzeitquote der Männer macht sich das noch nicht bemerkbar. Während der überwiegende Teil der erwerbstätigen Mütter in den ersten Lebensjahren des Kindes in Teilzeit arbeitet und teilweise die Arbeitszeit stark reduziert, machen die Väter kaum von Arbeitszeitreduzierung Gebrauch. Im Gegenteil: Nach einigen Monaten Elternzeit kehren sie wieder in Vollzeit zurück. Häufig machen die jungen Väter dann sogar mehr Überstunden, vor allem wenn sie bezahlt werden. Die Vermutung liegt nahe: Eine junge Familie braucht Geld – erst recht, wenn die Mutter die Arbeitszeit reduziert hat und entsprechend weniger verdient. Nun stellt eine neue Untersuchung vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung fest, dass Väter zumindest beim Geld keine Nachteile durch Elternzeit befürchten müssen. Das berichtet Wirtschaftspsychologie aktuell. Denn ihr Stundenlohn ändert sich demnach langfristig nicht. Anders ist der Effekt, wenn sich die Männer für eine Arbeitszeitreduzierung entscheiden – die Studie zeigt, dass sie damit den Anschluss an eine gute Lohnentwicklung verpassen. Untersucht wurden Daten aus dem sozio-ökonomischen Panels und Daten aus dem Panel Familien in Deutschland aus den Jahren 1991 bis 2013. Die Daten zeigten, dass Väter keine Einbußen beim Stundenlohn hinnehmen mussten, wenn sie in Elternzeit gingen – und das unabhängig von der Dauer der Väterzeit. Entschieden sich die Männer dagegen dazu, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, sank auch ihr Stundenlohn. Der Untersuchung zufolge um 0,2 Prozent pro Monat Teilzeitarbeit. Das heißt: Ein Jahr Teilzeit verringerte den Stundenlohn um drei Prozent! Wie kommt das? Während die Väter nach der Elternzeit den Anschluss im Job schnell schafften und dann entsprechend entweder Tariferhöhungen mitnehmen konnten (weil sie ein Rückkehrrecht auf einen gleichwertigen Job hatten) – oder eben nachverhandelten, gelang dies den Männern in Teilzeit weniger gut. Man kennt das aus Untersuchungen zur Frauenerwerbstätigkeit: Wenn Frauen wegen der Familie in Teilzeit wechseln, sind damit oft weniger attraktive Tätigkeiten verbunden. Auch wenn der Arbeitgeber allein wegen Teilzeit Beschäftigte nicht auf weniger qualifizierte Positionen versetzen und dann schlechter bezahlen darf, so bleiben doch häufig Beförderungen oder die Möglichkeit an prestigeträchtigen Projekten mitzuarbeiten aus. Und das hat langfristig negative Effekte auf das Einkommen. Bei Männern zeigt der gleiche Effekt. Noch nicht untersucht ist, ob er stärker oder schwächer ist als bei den Frauen. Klar ist aber: Solange Arbeitgeber Teilzeitarbeit als weniger wertvoll ansehen und als Zeichen für fehlendes Karriereinteresse werten, so lange werden viele Väter davor zurückscheuen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Und das trägt dauerhaft nicht dazu bei, dass sich Männer und Frauen nach der Familiengründung die Erziehungs- und Erwerbsarbeit gleichberechtigt aufteilen. 2016-12-23 07:28 ZEIT ONLINE www.zeit.de 57 /100 Volkswagen erzielt Vergleich mit Privatklägern San Francisco. Der Vergleich mit den Privatklägern betrifft Fahrer von Dieselfahrzeugen mit Drei-Liter-Motoren, wie das Unternehmen mitteilte. Das Gericht habe die Parteien angewiesen, die erforderlichen Unterlagen bis Ende Januar einzureichen und die Inhalte der Vereinbarung vertraulich zu behandeln. Die Klägervertreterin Elizabeth Cabraser erklärte, die Kunden könnten über eine Umrüstung oder einen Rückkauf ihres Fahrzeuges hinaus mit einer bedeutenden Entschädigung rechnen. Am Dienstag hatte sich Volkswagen zunächst mit den US-Behörden auf das Entschädigungsprogramm für die rund 83.000 Autos mit Drei-Liter-Motoren geeinigt. Es kostet den Konzern vermutlich eine Milliarde Dollar (957 Millionen Euro) - zusätzlich zu der schon ausgehandelten Zahlung von knapp 15 Milliarden Dollar für Zwei-Liter-Fahrzeuge. VW hatte im September 2015 nach Ermittlungen der US-Behörden zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Dieselfahrzeugen eine illegale Software eingesetzt zu haben. Diese sorgte bei Abgastests für einen geringeren Ausstoß von Stickoxiden. Für die Kosten zur Aufarbeitung des Skandals hat Volkswagen 18 Milliarden Euro zur Seite gelegt. Von RND/afp 2016-12-23 10:45 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 58 /100 Wir sind die Freeses: Zeit absitzen "Leg doch mal das Handy weg": Bei den Freeses geht es um die wirklich wichtigen Themen und die immer wieder gestellte Frage "Können wir nicht einmal wie eine ganz normale Familie sein? ". mehr 2016-12-23 www.ndr.de 59 /100 07:17 NDR Alex Roach: Vier muss gewinnen Bei der Frage nach dem berühmtesten deutschen Spieler mit der Trikotnummer vier muss Alex Roach überlegen. Ohne Hilfe kommt der neue Verteidiger der Eisbären nicht drauf, als der Name Uwe Krupp fällt, lächelt er und sagt: „Eigentlich ist die Sieben meine Nummer, ich habe mir die Vier hier nicht ausgesucht.“ Schon am Freitag wird der 23-Jährige erstmals für sein neues Team auflaufen , wenn die Berliner nach zuletzt drei Niederlagen in Folge um 19.30 Uhr den Tabellendritten Grizzlys Wolfsburg in der Arena am Ostbahnhof empfangen. Obwohl die jüngsten Leistungen wenig Grund zur Freude boten, hat Uwe Krupp seinen Humor noch nicht verloren. Angesprochen auf die Trikotnummer seines Neuzugang, sagt der Trainer der Eisbären : „Die Vier ist eine besondere Nummer, das sind normalerweise gute Verteidiger. Und Alex Roach hat ja auch so ein bisschen meine Statur.“ Tatsächlich ist der im bayrischen Schongau geborene Deutsch-Kanadier eine imposante Erscheinung. Roach misst 1,95 Meter bei einem Gewicht von 102 Kilogramm. Dazu kommt ein 1,80 Meter langer Schläger – selbst im Spitzeneishockey gibt es das nicht oft. So richtig geholfen haben Roach seine körperlichen Vorzüge aber bisher nicht. In den Farmteams der Los Angeles Kings und zuletzt der Boston Bruins konnte er sich nicht durchsetzen. „Nach Europa zu kommen, dürfte das Beste für meine Entwicklung sein. Meine Chancen, irgendwann mal in der NHL zu spielen, waren einfach nicht mehr so gut“, sagt er selbst. In dieser Saison saß er bei den Providence Bruins meist nur auf der Tribüne, als er ein Level weiter nach unten versetzt wurde, hat er wenigstens noch zwölf Mal für die Atlanta Gladiators in der East Coast Hockey League gespielt. Wie kann er den Eisbären da überhaupt helfen? „Ich versuche natürlich meinen Körper einzusetzen und mit meinem langen Schläger an viele Scheiben zu kommen“, sagt Roach, der tatsächlich sogar ein bisschen deutsch spricht und es noch ein bisschen besser versteht. Trotzdem sind die Voraussetzungen für ihn alles andere denn ideal. Roach kommt mitten in der Saison in ein Team, bei dem es nicht wirklich rund läuft. Er muss sich an die große Eisfläche gewöhnen, kennt die Mitspieler und die Liga nicht. „Leider haben wir keine Zeit, viel zu experimentieren“, sagt Uwe Krupp. Ob er Roach, dem er „Beweglichkeit und einen guten Schuss“ attestiert, auch im zuletzt schwachen Powerplay einsetzen will, ist noch offen. Immerhin ist für Roach nicht alles neu. Zwar war er noch nie in Berlin, aber durch seine deutschen Verwandten mütterlicherseits, hat er das Land häufiger besucht. „Mir gefällt die Lebensweise und das Essen hier“, sagt er. Dass jetzt Currywurst statt Weißwurst auf der Speisekarte steht, dürfte kein Problem sein. Schwieriger ist da schon die Erwartungshaltung im Klub. Endlich haben die Eisbären einen Neuzugang verpflichtet und der soll nun nach Möglichkeit auch einschlagen. „Wir befinden uns in einer schwierige Phase“, sagt Uwe Krupp, der insbesondere die fehlende Lockerheit seiner Spieler beklagt: „Wir dürfen nicht so viel denken, sondern müssen unseren Instinkten vertrauen.“ Vielleicht kann ein neues Gesicht da tatsächlich gut tun. Roach wird gegen Wolfsburg zusammen mit Micki DuPont in einem Verteidigerpärchen auflaufen. Den kennt er vom gemeinsamen Sommertraining in Calgary. Sollte er die Eisbären in den verbleibenden 21 Hauptrundenspielen tatsächlich weiterbringen, kann der Klub seinen Vertrag bis Saisonende per Option um ein Jahr verlängern. „Ich denke, dass ich sowohl offensiv als auch defensiv helfen kann“, sagt Roach. Das muss er wohl auch – schon damit die Nummer vier weiterhin eine besondere bleibt. 2016-12-23 07:10 Jörg Leopold www.tagesspiegel.de 60 /100 Anleitung zum Weihnachtsschwänzen Das Weihnachtsfest ist ein Familienfest. Prinzipiell ist das für die meisten Menschen schön, es sind ja selten mal wirklich alle vereint. Aber: Drei Tage Non-Stop-Gesellschaft von Onkels, Tanten und Schwippschwagern können auch sehr anstrengend sein, und man braucht da Ruhepausen, um bei Verstand zu bleiben. Leider sind die auf dem engen Raum eines Wohnzimmers Mangelware, und um dieses Zimmer zu verlassen, braucht man eine Ausrede. Denn alle Abwesenheitsgründe, die sonst im Alltag funktionieren, zählen an Weihnachten nicht. (Schule, Uni, Arbeit, all das kann – zumindest nach Tanten-Onkelmeinung, doch jetzt mal ruhen). Man muss sich seine Rückzugsorte und Auszeiten also mühevoll konstruieren. Zum Beispiel mit diesem jetztWeinachtsschwänzer-Guide in fünf Punkten. Letzte Einkäufe Wer schon am Heiligabend oder am Tag davor anreist und anfängt, unter Lagerkoller zu leiden, hat die Möglichkeit, sich noch schnell vor Ladenschluss für die letzten zu erledigenden Einkäufe zu melden. Das verschafft je nach Distanz und Umfang der Erledigungen bis zu zwei Stunden Zeit. Der Haken: Spätestens um 14.30 ist man von so einer Tour allerdings zurück. Wen der Gedanke an einen Aldi-Besuch kurz vor Ladenschluss am Heiligabend abschreckt: LastMinute-Erledigungen antizipieren und bereits am 23. besorgen. Dann trotzdem für die Aufgabe melden und ab in die Kneipe oder ins Café! Jahrelange Erfahrung ist hier natürlich von Vorteil. Geheimniskrämerei Was gerade an Weihnachten besonders gut geht, ist Geheimniskrämerei. Hierfür ist noch nicht mal besondere Kreativität in Sachen Ausreden gefragt. Es genügt, sich mit möglichst schwammigen, und doch offensichtlichen Äußerungen ins Zimmer zurück zu ziehen. Jeder wird denken: Aha, der muss noch Geschenke basteln oder einpacken. Das rechtfertigt es sogar, die Tür zu verschließen. Das schafft die perfekte Privatsphäre und ist zugleich authentisch. Einmal in geheimer Mission zurückgezogen, kannst du dann entspannt Netflix anschmeißen, Facebook checken oder einfach nur durchatmen. Vorausgesetzt natürlich, du musst nicht wirklich noch panisch Geschenke basteln. Weihnachtspunsch Weihnachten ist auch die Zeit der Rituale. Die Aufgaben sind bei der immer gleichen Prozedur in der Regel strikt verteilt. Als junger Erwachsener hat man das Recht, mit der Verantwortlichkeit für ein eigenes Ritual seinen Beitrag zum persönlichen Familienbrauchtum zu leisten. Besonders geeignet sind, logisch, zeitaufwändige Rituale, wie zum Beispiel die Zubereitung eines komplexen Weihnachtspunsches. Hier gilt: Je aufgeblähter die Rezeptur, desto besser! Für einen wirklich gelungenen Punsch ist natürlich eine ausgeklügelte Abfolge von Erhitzen und Abkühlen genauso wichtig wie regelmäßiges Abschmecken. Das heißt: Wer hierfür verantwortlich ist, hat die Pflicht, sich den gesamten Tag über immer wieder für einige Minuten vor den Herd zu setzen und aufzupassen, dass auch ja alles strikt nach Vorgabe läuft. Muss ja keiner wissen, dass man dabei nur geistesabwesend im Topf rührt und die Gedanken schweifen lässt. Spätestens im dritten Jahr ist der Punsch als Weihnachtstradition allgemein akzeptiert und die eigene Unverzichtbarkeit stellt einen von vielen anderen ungeliebten Aufgaben frei. Tanten-Taxi-Service zum Bahnhof Während der Vorschlag, 20 Minuten allein mit Tante Irmgard im Auto zu verbringen, um sie vom Zug abzuholen, bei dir unter normalen Umständen sofort Depressionen verursacht, ist die Rechnung bereits nach 24 Stunden Weihnachten ohne Verschnaufpause eine andere. Denn mit den 20 Minuten Rückweg vom Bahnhof mit Tante Irmgard gewinnst du 20 Minuten Hinweg, in denen du alleine im Auto sitzt. Mit „Feiertagsverkehr“ (Café oder Kneipe) lassen sich daraus gerne 40 machen. Der Haken an der Sache ist offensichtlich: Du solltest dafür einigermaßen nüchtern sein. Dog-Sitter Das Weihnachtsfest führt es mit sich, dass viele Menschen dafür verreisen. Das war schon anno Null so. Während Maria und Josef damals ihren Esel noch als Transportmittel brauchten, sind die meisten Haustiere heute auf solchen Reisen eher lästig. Es bleiben also reichlich Hunde, Katzen und Wellensittiche unbeaufsichtigt zurück. Wer sich bereit erklärt, für seinen Nachbarn dreimal am Tag mit dem Hund zu gehen oder den Vogel zu füttern, sammelt nicht nur Sympathiepunkte, sondern auch schön gleichmäßig verteilte Auszeiten für die gesamte Dauer der Abwesenheit. Wenn die Möglichkeit nicht besteht, kannst du dich zur Not auch an das Tierheim wenden oder per Kleinanzeige ein Gesuch aufgeben. Wenn du kaltblütig genug bist, kannst du die Gassirunde auch verkürzen und den Hund für die Dauer eines Kaffees vor der nächsten Kneipe oder dem nächsten Café anbinden. Mehr vorweihnachtliche Hilfestellungen: 2016-12-23 07:02 Von Nadja www.jetzt.de 61 /100 Ivanka Trump beschimpft: Passagiere müssen Flieger verlassen Einer der beiden Männer soll die Tochter des designierten US-Präsidenten wegen dessen Politik beschimpft haben: "Dein Vater ruiniert unser Land. " 23.12.2016 | 06:59 | ( DiePresse.com ) Zwei Männer sind wegen Beschimpfung von Ivanka Trump aus einem Flugzeug geschmissen worden. Die beiden hätten die Maschine in New York vor dem Start verlassen müssen, erklärte die Fluggesellschaft JetBlue am Donnerstag. Zuvor hatte bereits die Promi-Website TMZ über den Vorfall berichtet. Demnach beschimpfte einer der beiden Männer die Tochter des designierten US-Präsidenten wegen der Politik ihres Vaters. "Dein Vater ruiniert unser Land", sagte er dem Bericht zufolge. "Wieso ist sie an Bord dieses Flugs? Sie sollte einen Privatflug nehmen", habe er gerufen. Nach Angaben von JetBlue seien die beiden Männer und ihr Kind daraufhin aufgefordert worden, das Flugzeug zu verlassen. Es habe die Gefahr bestanden, dass die Lage in der Luft eskaliere. Laut TMZ reiste Ivanka Trump in Begleitung ihres Mannes Jared Kushner und ihrer drei Kinder. Sie habe sich bemüht, den verbalen Angriff zu ignorieren und ihre Kinder mit Malstiften abzulenken. Die 35-jährige Geschäftsfrau spielte im Wahlkampf ihres Vaters eine wichtige Rolle. Es wird erwartet, dass sie ihren Vater auch im Weißen Haus unterstützt. (APA/AFP) 2016-12-23 06:59 diepresse.com 62 /100 EU-Kommissarin fordert Extra-Bonus für europäische VW-Kunden Eine Informationskampagne und ein Ersatzwagen während der Reparaturphase seien nicht genug, sagte EUJustizkommissarin Jourova. In Übersee gebe es Milliarden für die Kunden. 23.12.2016 | 06:47 | ( DiePresse.com ) Im VW-Dieselskandal fordert EU-Justizkommissarin Vera Jourova erneut eine Entschädigung der 8,5 Millionen betroffenen Kunden in Europa. "Eine europaweite Informationskampagne und ein Ersatzwagen während der Reparaturphase sind nicht genug", sagte sie der Zeitung "Die Welt" laut Vorausbericht. In den USA und Kanada zahle Volkswagen Milliarden für die Entschädigung der Kunden. Die VW-Aktien büßen im Geschäft von Lang & Schwarz und im Frankfurter Frühhandel jeweils etwa zwei Prozent ein. "Ich vermisse aber immer noch einen Extra-Bonus oder eine freiwillige Kompensation für die europäischen Kunden. " Es gehe um eine faire Behandlung von Verbrauchern in der Europäischen Union. "Ich werde mich Anfang Februar mit dem VW-Vorstandsvorsitzenden (Matthias) Müller treffen und bis dahin erwarte ich, dass sich VW in dieser Frage bewegen wird", sagte die EU-Kommissarin für Justiz- und Verbraucherschutzfragen. Zahlreiche Autobesitzer klagen wegen überhöhter Stickoxidwerte auf Rückabwicklung des Kaufs oder Schadensersatz. Eine Entschädigung der Kunden in Europa lehnt VW jedoch nach wie vor ab. Sollte diese dennoch fällig werden, könnte das Volkswagen finanziell das Genick brechen, fürchten Experten. Zudem forderte Jourova von dem Wolfsburger Konzern eine Versicherung, dass die Autos auch vereinbarungsgemäß repariert werden. VW habe sie darüber informiert, dass nun ungefähr 7,8 Millionen von insgesamt 8,5 Millionen Autos repariert werden. "Diese Zusage betrifft allerdings nicht mehrere Skoda-Modelle. VW muss seine Anstrengungen verstärken und sicherstellen, dass bis Herbst 2017 auch tatsächliche alle Autos repariert werden. " Sollte dies nicht der Fall sein, werde die Brüsseler Behörde mit den nationalen Verbraucherschutzbehörden weitere Schritte einleiten. Indes hat Volkswagen einen weiteren Vergleich mit US-Klägern ausgehandelt. Es sei eine Grundsatzeinigung mit Behörden und Kunden über Reparaturen, Rückkäufe und Entschädigungen bei gut 80 000 größeren Dieselwagen ausgehandelt worden, verkündete der zuständige US-Richter Charles Breyer am Donnerstag bei einer Anhörung in San Francisco. Bereits am Dienstag hatten sich VW und die US-Behörden darauf geeinigt, dass der Konzern Rückkaufe für etwa 20.000 ältere der betroffenen Fahrzeuge mit 3,0-Liter-Dieselmotoren von Audi anbietet. Bei den restlichen Autos erhält VW zunächst die Chance zur technischen Umrüstung. Mit den Fahrzeugbesitzern habe der Konzern sich im Grundsatz auf die Zahlung "substanzieller Entschädigungen" verständigt. Die Details der außergerichtlichen Einigung sollen bis Ende Jänner ausgearbeitet werden, bevor Richter Breyer seine Zustimmung geben kann. Bei etwa 475 000 Dieselautos mit 2,0-Liter-Motoren hatte der Autobauer bereits einen MilliardenVergleich mit US-Klägern geschlossen. (Reuters) 2016-12-23 06:47 diepresse.com 63 /100 Winterpalais: Ein Engel voll Wucht und Grandezza Der Lemberger BarockBildhauer mit Namen Pinsel ist eine der rätselhaften Gestalten der Kunstgeschichte: Man weiß fast nichts über ihn. Außer, dass er großartige, dramatische Holzfiguren schnitzte. Jetzt erstmals in Wien zu sehen. 23.12.2016 | 06:33 | Von Almuth Spiegler ( Die Presse ) Es geht nicht anders, man muss sich unter die rauen Fittiche dieses mächtigen Engels begeben, der hier im ersten Ausstellungsraum des Winterpalais plötzlich, ja, schwebt. Trotz seiner überlebensgroßen Monstrosität und hölzernen Masse, trotz seiner michelangeloesken Muskeln am nackten Oberkörper. Ganz einsam steht man hier, nur dieser über 250 Jahre alte Engel und man selbst, unter dem linken auskragenden Flügel in emotionaler Aufwallung erstarrt wie sein in fast kubistischen Zacken sich hinter ihm aufbauschendes Gewandtuch. Der Blick schweift zögerlich nach oben, nur wenige Zentimeter weit, in dieses so unendlich sanftmütige Gesicht mit dieser so unendlich großen Nase. Schön? Ist etwas anderes. Aber es ist die wildeste barocke Bildschnitzerei, die man in Wien bislang gesehen hat. Derartige Dramatik ist man hierzulande einfach nicht gewöhnt, eher klassisches Ebenmaß und Schöngeist, die Wiener Barockskulptur ist italienisch geprägt, daran kann man sich bestens erinnern, wenn man an den nur 40 Jahre vor dem Holzengel entstandenen Atlanten Giovanni Giulianis vorbei die Prunkstiegen zum Ausstellungsgeschoß hinaufsteigt. Hinauf in einen anderen Kulturkreis, in eine der rätselhaftesten Geschichten barocker Bildhauerkunst. Bis vor wenigen Jahren wusste man nicht einmal seinen Vornamen: Meister Pinsel, hieß es nur über die prägende Künstlerfigur der Region Lemberg im Hochbarock, heute in der Westukraine gelegen. Nur ein Jahrzehnt, die 1750er-Jahre, scheint dieser Meister hier diese unglaublich expressiven, exaltierten Figuren mit ihren spitzen Gesichtern und auffälligen Charakternasen aus dem Holz gehauen zu haben. Unter den Sowjets wurden sie tatsächlich aus den Kirchen geschleppt, zersägt und verheizt. Nur noch 30 Prozent des Sakralschmucks, der in der Zwischenkriegszeit in dieser Region vorhanden war, sind es heute noch, berichtet BelvedereBarockkurator Georg Lechner, der gemeinsam mit Maike Hohn diese Pinsel-Ausstellung kuratiert hat. Hätte der Direktor des Lemberger Museums, Borys Voznytskyi, in den Sechzigerjahren nicht begonnen, die Figuren von Pinsel einzusammeln, wären wohl fast keine mehr erhalten. Genau wie die Kirchenbücher. Hätte nicht irgendein Pole irgendeine dieser wichtigen Quellen in den Wirren nach 1918 mitgenommen – in welcher man vor wenigen Jahren dann die Pinsel'schen Vornamen, Johann Georg, fand. Wo wurde er ausgebildet? In Südtirol, im süddeutschen Raum? Über seine Herkunft, über seine Ausbildung, bevor er gen Osten, in die damals florierende polnische Gegend um Lemberg gezogen ist, kann man nur mutmaßen. Aber er kam und siegte, bekam gleich große Aufträge für mehrere Kirchen zwischen Lemberg und Butschatsch, wo er seine Werkstätte hatte. Er prägte in dieser Region wesentlich den Barockstil und gleich mehrere Schülergenerationen. Auch ein stilistischer Bezug zu Wien lässt sich herstellen, nicht in der Bildhauerei wie gesagt, sondern in der zeitgleichen späten Barockmalerei etwa eines Franz Anton Maulbertsch, in der man ähnlich spitze Gesichter, ähnliche sich von den Körpern selbstständig machende Faltenwürfe findet. Den direkten Vergleich kann man in dieser wundervollen Ausstellung ziehen, für die rund 20 Originale aus Lembergs Nationalgalerie herangekarrt wurden. Man könnte sich aber auch ganz woandershindenken, wenn man etwa vor der in sich zusammengekrümmten „Ecclesia“ steht. An indonesische Tänzerfiguren, die viel später Egon Schiele so fasziniert haben. Eine gewisse assoziative Freiheit ist natürlich dadurch möglich, dass die Heiligenfiguren aus ihrem Zusammenhang gerissen sind. Ohne ihre Altäre, ohne ihre Konterparts wirken sie fast bizarr, wie moderne, autonome Schöpfungen. Das waren sie nicht. Und sie standen auch nicht auf schicken Tiffany-türkisen Sockeln wie hier im Winterpalais. Aber solche Brüche machen diese Ausstellung trotz ihres scheinbar sperrigen, kunsthistorischen Themas zugänglich, auf eine emotionale Wirkung ausgerichtet, die auch jemanden einzunehmen vermag, der nicht schon in ein paar Kunstgeschichte-Zyklus-Vorlesungen geschlummert hat. Diese Ausstellung nimmt einen unter ihre Fittiche. Womit wir wieder Aug in Aug mit unserem so seltsam sanften, wuchtigen, spröden Riesenengel stehen, der so gut in unsere Zeit passt. Bis 12. Februar. Himmelpfortgasse 8, Wien 1, täglich: 10–18 Uhr, mittwochs: 10–21 Uhr. () 2016-12-23 06:33 Von Almuth diepresse.com 64 /100 Tricopter auf Speed: Yi Erida Mit dem Tricopter Yi Erida will Yi Technology jetzt auch in den Fotodrohnenmarkt einsteigen. Die Appgesteuerte Drohne soll bis zu 120 km/h schnell sein und 40 Minuten in der Luft bleiben können. Sie ist mit einer 4K-Action Cam von Yi bestückt. Der Tricopter Erida ist mit einer 4K-Action Cam von Yi Technology aus Shanghai bestückt und soll sich mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 120 km/h bewegen. Bei ersten Testflügen soll eine maximale Flugdauer von 40 Minuten erreicht worden sein. Gesteuert wird Erida über eine Smartphone-App. Yi hat sich für die Fotodrohne, die im Januar 2017 auf der CES in Las Vegas vorgeführt werden soll, mit einer Firma namens Atlas Dynamics zusammengetan. Mit dieser Kooperation will man eine Fotodrohne für den Massenmarkt der privaten Endverbraucher bereitstellen. Bei dem jetzt mit dem Vornamen Yi versehenen Tricopter handelt es sich um kein gänzlich neues Produkt. Yi Erida geht zurück auf das im Jahre 2015 bei Indiegogo platzierte, jedoch nicht erfolgreiche Projekt Erida. Man konnte damals nur 41 Prozent des Finanzierungsziels erreichen. Der von Ivan Tolchinsky aus Riga/Lettland und seiner Firma namens Atlas Aerospace entwickelte Tricopter soll weitgehend aus Karbon gefertigt sein. 2016-12-23 06:30 Christoph Jehle www.heise.de 65 /100 Neuvermessung des Sporthandels: Kleinen Nach der Eybl-Übernahme hat sich der Staub gelegt. Vor allem die kleinen Fachhändler füllten das Vakuum. Nun steht neue Konkurrenz vor der Tür. 23.12.2016 | 05:45 Antonia Löffler | von ( Die Presse ) Wien. Als der britische Diskonter Sports Direct 2013 in den österreichischen Sporthandel einstieg, hoffte er, Die Stunde der hierzulande etwas in Bewegung zu setzen. Das Ziel wurde erreicht – wenn auch nicht im Sinne der Briten. In den vergangenen zwei Jahren wurde ein gutes Stück des 1,7 Milliarden Euro schweren Umsatzkuchens im Sportfachhandel neu verteilt. Sports Direct fungierte ungewollt als Katalysator für eine ganze Branche. Als die britische Kette den oberösterreichischen Sport-Eybl/Sports-Experts-Läden ihr international gängiges Geschäftsmodell überstülpte, wandte sich deren Stammkundschaft in Scharen ab. Wo sie zuvor Fachwissen und Markenartikel fand, wehte jetzt der Wind des Diskonts. Der Umsatz sackte von 307 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2012/13 um ein gutes Drittel auf 189 Mio. Euro 2014/15 ab. Das Viertel des Markts, das der ehemalige Platzhirsch Eybl/Experts vor allem in den Städten erfolgreich verteidigt hatte, wollte neu verteilt werden. Sport 2000 und Intersport, zuvor die ewigen Zweiten, ließen sich nicht lang bitten. Sie wussten aus Markterhebungen: Der Österreicher ist ein marken- und beratungsaffiner Sportkunde, der sich seine Ausrüstung pro Jahr 302 Euro kosten lässt. Die deutschen Nachbarn geben laut dem österreichischen Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster hingegen nur 89 Euro pro Jahr aus. Also fuhren sie ihre Ausbildungsprogramme hoch, expandierten auf der Fläche und konnten binnen zwei Jahren jeweils rund zehn Prozent Umsatzplus einstreichen. „Die Eybl-Übernahme hat die Prozesse beschleunigt“, sagt Holger Schwarting, der Geschäftsführer der oberösterreichischen Einkaufsgenossenschaft Sport 2000. Damit spricht er eine nicht ausschließlich positive Entwicklung für die Großen an: Seit 2011 konnten unabhängige Fachhändler entgegen dem internationalen Trend ihren Marktanteil von acht auf 13 Prozent steigern. Die Großen büßten hingegen ein und sanken von 35 auf 27 Prozent ab. Die spezialisierten Sportläden füllten – teils sogar von ehemaligen Eybl-Mitarbeitern geführt – vor allem im städtischen Bereich das plötzliche Vakuum. Alfred Eichblatt, dessen Hervis-Kette zwar wie Sports Direct die Preisführerschaft im Land für sich beansprucht, aber den Begriff Diskonter ablehnt, gibt sich gelassen: „Ich sehe gar keine Bedrohung durch den Fachhandel. Wir haben eine Freude mit jedem Lauf- und Rennradshop, der aufsperrt.“ Diese Art von kompetenter Konkurrenz belebe die Nachfrage in seinen knapp 90 österreichischen Filialen, betont Eichblatt. Schwarting sieht den Trend eher als Weckruf für seine Einkaufsgenossenschaft und ihre klein strukturierten Mitglieder: „Gegenüber den Kunden muss eine stärkere Profilierung entstehen. Das zeigen uns die kleinen Händler.“ In Zukunft will Sport 2000 seinen 230 Händlern helfen, sich auf ein bis zwei Sortimente zu spezialisieren. Und man will die Neuen für den Verband erwärmen. Einen anderen Konkurrenten, der zurzeit seinen Markteintritt vorbereitet, wird sich Sport 2000 nicht so schnell einverleiben können. Die norwegische Kette XXL – auch sie eine, die sich durch starkes Service und hohe Markenanteile auszeichnet – hat bereits Mietverträge für zwei Standorte in Wien unterschrieben. Bis zu 20 Geschäfte sollen 2017 in den Ballungszentren eröffnen. Und noch ein weiterer Neuzugang steht den Sportfachhändlern bevor: Der französische Diskonter Decathlon soll ebenfalls auf Herbergssuche sein. „Es ist immer ein Kommen und Gehen. Neue Mitbewerber haben uns noch nie Angst gemacht“, gibt sich Eichblatt auch hier gelassen. Zurzeit bestehe laut Michael Nendwich, dem Vertreter des Sportartikelhandels in der WKO, für die existierenden Anbieter kein Grund für Panik. Bestimmte Regionen wie Wien böten noch Raum für kleine Fachgeschäfte wie auch große Ketten. „Der Markt ist groß genug, dass es keine Verdrängung geben wird.“ Anders sieht das Schwarting. Der Kuchen sei vollends umverteilt. „XXL wird den Bestehenden etwas wegnehmen müssen“, ist er sicher. In diesem Fall sei er froh, dass seine Händler großteils in den westlichen Skigebieten daheim seien. „Decathlon, XXL – sie alle gehen dorthin, wo Sport 2000 nicht primär ist: in die Großstädte.“ ("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2016) 2016-12-23 05:45 Von Antonia diepresse.com 66 /100 Irland und der Brexit: Gewinner und Verlierer Der Brexit-Ärger beginnt im vermeintlich Kleinen. Siemens zum Beispiel installiert und wartet in Irland Windkraftanlagen – sowohl in der Republik im Süden wie auch in Nordirland im Vereinigten Königreich. Die Techniker der hauseigenen Serviceteams leben nördlich und südlich der Grenze und können frei zusammengestellt und nach Bedarf und Verfügbarkeit auf der ganzen Insel eingesetzt werden. «Die Grenze [zu Nordirland] gibt es für uns nicht», sagt Siemens-Irland-Chef Gary O'Callaghan, «aber wird es so bleiben?» Die Unsicherheiten, was Anstellung und freie Niederlassung der Beschäftigten angeht, ist das eine Problem, das andere sind Handelshindernisse. Die meisten Einzelteile der Windturbinen werden in Dänemark hergestellt. Falls die Briten den Binnenmarkt und die Zollunion mit der EU verlassen, wonach es derzeit aussieht, könnten für Anlagen im Norden und Süden der Insel verschiedene Zolltarife oder – in fernerer Zukunft – andere technische Standards gelten. O'Callaghan ist sich sicher: «Der Brexit macht die Gewinnung von Windenergie weniger effizient, also teurer.» In Grossbritannien werden Unternehmer, die europäisch integrierte Produktions- und Vertriebsketten nutzen, von ähnlichen Sorgen geplagt. In Irland kommt jedoch hinzu, dass Importeure und Grossverteiler das Land mit seinen 4,6 Mio. Konsumenten wie ein Anhängsel Grossbritanniens, das dreizehnmal mehr Einwohner zählt, behandeln. Sie beliefern ihre irischen Kunden also über britische Geschäfts- und Logistikzentren. Nach dem Vollzug des Brexit werden die Iren möglicherweise gezwungen sein, Waren separat und direkt einzuführen. Ein Beispiel ist der deutsche Pharmaproduzent Bayer, der Medikamente derzeit einheitlich für Grossbritannien und Irland verpackt. «In Zukunft», sagte Iwer Baecker von Bayer Irland kürzlich während einer von der Deutsch-Irischen Industrie- und Handelskammer organisierten Einladung, «gelten möglicherweise unterschiedliche Zulassungsverfahren und Auflagen für die Beipackzettel.» Die Folgen sind immer dieselben: höhere Kosten. Das Economic and Social Research Institute (Esri), ein Think-Tank in Dublin, rechnet laut einer im November veröffentlichten Studie bei einem «harten» Brexit mit Einnahmeverlusten, die sich bis in zehn Jahren auf 3,8% des Bruttoinlandprodukts (BIP) summieren. «Hart» bedeutet dabei, dass nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus dem Binnenmarkt im Aussenhandel mit der EU die Tarife der Welthandelsorganisation (WTO) angewendet werden. Die Folgen für Irland wären beträchtlich. Das Land konnte die Verflechtung mit dem grossen Nachbarn zwar etwas lösen. Die Exporte nach Grossbritannien gingen gesamthaft von 50% vor 40 Jahren auf heute 13% zurück. In der traditionellen einheimischen Industrie, insbesondere der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelverarbeitung, liegt der Anteil jedoch bei rund 40%, bei Produkten wie Rindfleisch bei 80%. Auch Güterimporte aus Grossbritannien fallen mit 30% der Einfuhren überdurchschnittlich ins Gewicht. Um einen Brexit-Schock zu verhindern, muss Irland an einem «weichen» Brexit gelegen sein, also dem Verbleib Grossbritanniens im Binnenmarkt oder in der Zollunion. Dublin will nicht in die Ecke eines Fürsprechers Londons gedrängt werden. Bei Beratungen unter den 27 restlichen EU-Mitgliedstaaten (EU-27) werde man «nicht den Stellvertreter Londons spielen», sagt Elizabeth McCullough von der europapolitischen Abteilung im Premierministeramt. Trotz wirtschaftlicher Verflechtung und einer ähnlich wirtschaftsliberalen Europapolitik wie Grossbritannien hat die EU für Dublin Priorität. Die irischen Ausfuhren in die EU-27 betragen mehr als das Doppelte derjenigen auf die Nachbarinsel. Die Verbundenheit der Iren mit der EU geht im Übrigen weit über Wirtschaftsinteressen hinaus. Für Briten, die mit «Brüssel» eine ausgesprochen unsentimentale Beziehung verbindet, ist dies so schwer nachvollziehbar wie die emotionale Bindung von Franzosen und Deutschen an die Union. Wie diese sind die Iren Anhänger des europäischen Integrationsgedankens. Seit dem Beitritt 1973 – gleichzeitig mit Grossbritannien – flossen über 40 Mrd. € an EU-Subventionen nach Irland. Die Mitgliedschaft im Bündnis habe Irland erlaubt, «aus dem postkolonialen Schatten Grossbritanniens zu treten und sich wirtschaftlich zu emanzipieren», sagt der FineGael-Politiker Eoghan Murphy und Juniorminister im Finanzdepartement. Die Iren weisen bei Umfragen mit die höchste Zustimmung zur EU auf; laut der neuesten Umfrage des Europaparlaments halten 74% die EU-Mitgliedschaft für «eine gute Sache». Mit dem britischen Euroskeptizismus können Iren nichts anfangen. Politiker und Fachleute wundern sich über die angebliche Ahnungslosigkeit, mit der die Briten den Brexit beschlossen hätten. Laut dem Europaabgeordneten Bryan Hayes (Fine Gael) werden englische Lobbyisten in Brüssel vorstellig. Sie hofften, dass London auch nach dem Brexit über die sogenannten Passporting-Rechte verfügen werde, die den Zugang des Londoner Finanzplatzes zum EUBinnenmarkt garantieren. «Dieses Privileg gibt es nur, wenn ein Staat neben den alten auch alle neuen Gesetze der EU im Finanzbereich akzeptiert», sagt Hayes. Dies würde dem BrexitPlebiszit und der Unabhängigkeit vom Europäischen Gerichtshof aber entgegenlaufen. Der Esri-Forschungsleiter Edgar Morgenroth sagt, Irland habe seine Hausaufgaben besser gelöst als der grosse Nachbar. «Wir hatten Brexit-Szenarien ausgearbeitet, die Briten nicht.» Morgenroth glaubt, London werde das Nachsehen haben, sollten Theresa May und ihre BrexitMinister, wie es den Anschein macht, sektorielle Abkommen mit der EU anstreben, also eine teilweise Teilhabe am Binnenmarkt. «Die Verhandlungen werden scheitern», glaubt Morgenroth und sagt den Niedergang der Agrarwirtschaft voraus, vor allem der Rinderzucht. Irisches Fleisch müsste auf dem britischen Markt mit billigerem südafrikanischem konkurrieren; in Nordirland, das am stärksten betroffen wäre, sind laut Morgenroth ein Drittel der landwirtschaftlichen Stellen gefährdet. Den drohenden Kosten des Brexit stehen in der Republik Irland aber auch mögliche Gewinne gegenüber. Martin Shanahan, Direktor der Industrial Development Agency (IDA), einer Investitionsagentur, zeichnet ein rosiges Bild von der robusten irischen Volkswirtschaft. Diese weist seit drei Jahren das höchste Wachstum in der EU aus: Durchschnittlich nahm das Bruttosozialprodukt (BSP) um 10% pro Jahr zu. (Wegen der hohen Bedeutung ausländischer Leasingfirmen und Anbieter von Internetdiensten ist das BSP ein zuverlässigerer Massstab der Wirtschaftsleistung als das BIP.) Von der Kreditkrise von 2008 und ihren Folgen ist keine Rede mehr, die Beschäftigung wächst um 2% pro Jahr. Laut Shanahan hat die IDA seit dem britischen EU-Referendum über hundert Anfragen ausländischer Firmen erhalten, die in Grossbritannien ansässig sind, ihre Operationen aber teilweise verlegen wollen, um weiterhin Zutritt zum EU-Binnenmarkt zu erhalten. Banken, Fondsverwalter und Versicherungen benötigen wegen der nötigen Bewilligungsverfahren zwei Jahre, um ihr Geschäft zu dislozieren. Einige Interessenten sollen bereits die Überprüfung ihrer Sorgfaltspflicht hinter sich haben und sich in Dublin und Umgebung nach Bürogebäuden umschauen. London werde das wichtigste Finanzzentrum Europas bleiben, glaubt Shanahan, aber Teile der EU-Operationen würden wohl ausgelagert. Beim resultierenden Standortwettbewerb hat Irland gute Karten: eine tiefe Unternehmenssteuer von 12,5%, eine effiziente Finanzaufsicht und Schiedsverfahren, ausgebaute Sicherheitssysteme gegen Cyberattacken, einen starken Technologiesektor, ein Rechtssystem, das dem britischen ähnlich ist, sowie die englische Sprache. Viele Firmen der Londoner City betreiben schon jetzt Backoffices, also interne Dienstleistungen, in der irischen Provinz. Der Trend wird zunehmen, weil in Dublin Wohn- und Büroraum knapp ist. Der Wohnungsbau hinkt der Nachfrage um jährlich 13 000 Einheiten – drei Viertel des Bedarfs – hinterher und bildet einen Engpass für Investoren. Der Brexit wird Irland treffen und verändern, sind sich die Experten einig. Landwirte und einheimische mittlere und kleine Betriebe, die in der Nahrungsmittelverarbeitung tätig sind, sind die Verlierer der Entwicklung, ausländische Konzerne, namentlich im Finanz- sowie im InternetSektor, die Gewinner. Das ländliche Irland verliert, Dublin wird gestärkt. Es sind langfristige Umwälzungen, die Irland prägen dürften, den Verantwortlichen aber durchaus auch Sorgen bereiten. 2016-12-23 00:00 Markus M www.nzz.ch 67 /100 Fondazione Feltrinelli Kathedrale in Mailand: Eine laizistische Im Hause Feltrinelli kann in Ruhe Weihnachten gefeiert werden. Der Mailänder Verlag führt mit Roberto Savianos neuem Roman über die Rolle Jugendlicher im organisierten Verbrechen Neapels («La paranza dei bambini») seit Wochen alle Bestsellerlisten an. Und die Fondazione Giangiacomo Feltrinelli konnte jüngst ihren neuen Sitz beziehen, den Herzog & de Meuron unweit der Mailänder Porta Garibaldi errichtet hat. Das fast 200 Meter lange und 32 Meter hohe Gebäude mutet mit einem spitz zulaufenden Dach und angewinkelter Fassade gotisch an – und wird doch, da nach allen Seiten verglast, ganz zeitgemäss von Licht durchflutet. Eine «laizistische Kathedrale» nennt Jacques Herzog das Glashaus, dessen erstes Drittel die Fondazione belegt, während im grösseren hinteren Teil im Februar Microsoft Italien seinen Hauptsitz eröffnet. Von Giangiacomo Feltrinelli 1954 gegründet, gehört das Unternehmen mittlerweile zu den renommiertesten Verlagshäusern in Italien. Der extrem links orientierte Verleger kam 1972 unter nie ganz geklärten Umständen bei einem Bombenanschlag ums Leben. Heute führt sein Sohn Carlo das Familienunternehmen, das er zu einer stark diversifizierten Kulturholding mit einem jährlichen Umsatz von umgerechnet rund 470 Millionen Schweizer Franken entwickelt hat. Ein Verleger müsse heute viele Berufe gleichzeitig ausüben, sagte der 54-jährige Carlo Feltrinelli kürzlich in einem Interview: Buchhändler, Barkeeper, TV-Produzent – «nur so kann man die Zukunft von Büchern und Arbeitsplätzen sichern». Die Fondazione Feltrinelli spielte lange Zeit nur eine marginale Rolle. Dabei hatte alles mit ihr angefangen. Noch vor dem Verlag hatte Giangiacomo Feltrinelli 1949 eine Bibliothek zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegungen gegründet, die später in eine Stiftung umgewandelt wurde. Die Fondazione verfügt mit rund 1,5 Millionen Archivblättern, 250 000 Bänden, 17 000 Zeitschriften und 14 000 politischen Plakaten heute in Europa über einen der reichsten Bestände zur Geschichte und Theorie der Politik und der Sozialbewegungen. Bibliothek und Archiv – bisher an verschiedenen Orten untergebracht – finden jetzt Platz in den Kellergeschossen des Neubaues. Carlo Feltrinelli, der inzwischen auch die Leitung der Stiftung übernommen hat, sieht die Zukunft des Institutes in einer «Spannung aus Innovation und Tradition». Vier Themenfelder bilden den Schwerpunkt der Forschung: Arbeit in Zeiten der digitalen Revolution, Globalisierung und Nachhaltigkeit, neue Dynamiken der politischen Partizipation und europäisches Staatsbürgertum. Zugleich will sich die Fondazione der Stadt Mailand und als eine «casa di cultura» dem Publikum öffnen. Ein Lesesaal unter dem spitzen Glasdach, in dem eine originale weinrote Fahne der Pariser Kommune von 1871 ausgestellt wird, ist täglich für das Publikum geöffnet. Lesungen und Ausstellungen sollen in einem Veranstaltungsraum für bis zu 200 Besucher stattfinden. In der vergangenen Woche führten Schauspieler des Mailänder Teatro Filodrammatici Texte von Ernesto Che Guevara oder Malcolm X, Salvador Allende oder Michail Bakunin szenisch auf. Und im Erdgeschoss hat eine Feltrinelli-Buchhandlung zusammen mit einem Café eröffnet. Hinter der Kasse ist dazu passend eine Neon-Installation des chilenischen Künstlers Alfredo Jaar zu sehen: «Cultura = Capitale». 2016-12-23 00:00 Henning Klüver www.nzz.ch 68 /100 Rätselhafter Pilz: Geheimnisvolles Leben im Untergrund «Sobald man sie ausgegraben hat, hat man ihr System zerstört.» Ulf Büntgen von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) erklärt eines der Probleme, die Erforschung der Trüffeln mit sich bringt. Ein zweites: «Wir sehen nur, was der Trüffelhund findet – und uns zeigt.» Und das sei nur ein Ausschnitt aus dem Lebenszyklus des Pilzes. Mit ihrer verborgenen Lebensweise machen es die exklusiven Gewächse den Forschern schwer. Kulinarisch interessant sind nur wenige der fast zweihundert Arten Echter Trüffeln (Tuber spec.), die man kennt. Wirklich relevant sind nur drei: die Weisse oder Piemont-Trüffel (Tuber magnatum), die Schwarze oder Périgord-Trüffel (Tuber melanosporum) und die Burgundertrüffel (Tuber aestivum). Gemeinsam ist ihnen – und allen anderen Trüffeln –, dass sie unterirdisch, in enger Gemeinschaft mit Gehölzen leben, als sogenannte Mykorrhiza-Pilze. Das Geflecht eines solchen Pilzes dringt in die feinen Wurzeln seines Baum- und StrauchPartners ein und hilft, diesen mit Wasser und Mineralien zu versorgen. Im Gegenzug bekommt der Pilz einen Teil des Zuckers, den sein Partner mithilfe von Licht und Blattgrün herstellt. Die Weisse Trüffel ist nicht nur die im Aroma intensivste unter den drei «wichtigen» Arten, sondern auch die seltenste: Sie wächst in Italien, an einigen Stellen in Frankreich und auf der Balkanhalbinsel, wo sie jeweils nur während weniger Monate «geerntet» werden kann – und sie widersetzt sich bis anhin jedem Versuch, sie zu kultivieren. Entsprechend ist die Weisse Trüffel die teuerste der Trüffeln. Auch die Schwarze Trüffel ist selten, aber doch nahezu im ganzen Mittelmeerraum und auf dem Balkan bis nach Ungarn verbreitet. Die Burgundertrüffel schliesslich – die am wenigsten exklusive der exklusiven – kommt noch weit hierüber hinaus selbst im Norden Schwedens und in China vor und lässt sich fast das ganze Jahr über irgendwo ernten. Und sowohl Schwarze wie auch Burgundertrüffeln lassen sich in Plantagen kultivieren. Dazu werden auf verschiedene Weise mit Trüffelsporen «geimpfte» Bäumchen ausgepflanzt – und mit etwas Glück nach einigen Jahren die ersten Trüffeln geerntet. Denn woran genau es liegt, dass eine Plantage erfolgreich ist, ist nicht ganz klar. Wissenschafter fanden in Deutschland Burgundertrüffeln an der Fichte – eine Neuheit für die Art, die mit Eichen, Buchen und Haselnuss in Verbindung gebracht wird. Sicher ist: Trüffeln brauchen ihre Wirtsbäume. Doch selbst hier sind sie für Überraschungen gut: So fanden die Wissenschafter erst vor wenigen Jahren in Deutschland Burgundertrüffeln an der Fichte (Picea abies) – eine Neuheit für die Art, die gewöhnlich mit Eichen, Buchen und Haselnuss in Verbindung gebracht wird. Man weiss auch, dass Trüffeln einen kalkhaltigen, eher nährstoffarmen Boden benötigen. Auch Niederschläge und Temperaturen sind wichtig. So fanden die Forscher bei Untersuchungen in einer spanischen Plantage heraus, dass die Bäume dort am besten wuchsen, wenn das Frühjahr warm und der Sommer niederschlagsreich war – aber nicht zu sehr: Gab es zu viel Wasser, störte das die Bäume nicht. Aber die Schwarzen Trüffeln, um die es eigentlich ging, bildeten weniger Fruchtkörper aus – jene begehrten Knollen, die von Feinschmeckern so geschätzt werden. Sie bestehen aus einer Hülle, in deren Innerem ein dichtes Geflecht aus Pilzfäden kleine «Säcke» mit je wenigen Sporen birgt. Über diese Sporen, die entstehen, wenn sich die getrenntgeschlechtlichen Gewächse sexuell vermehren, breiten sich die Pilze aus. Weit kommen sie so allerdings nicht: Im Schnitt etwa fünf Meter, wie die Forscher festgestellt haben. Die Geflechte der einzelnen Pilz-Individuen dagegen können, wenn auch selten, offenbar doch beachtliche Grössen erreichen. Büntgen und seine Kollegen identifizierten in Deutschland Pilzfäden der Burgundertrüffel mit identischem Erbgut bis über hundert Meter voneinander entfernt. Ihre Erklärung: Die Fäden stammen entweder von einem einzigen Individuum oder von vegetativ entstandenen «Ablegern» eines Pilzes. Wie genau die Bildung solcher «Ableger» vor sich gehen könnte, ist allerdings unklar. Möglicherweise würden abgerissene Pilzfäden durch Tiere verschleppt, spekulieren die Forscher. Auch die tierischen «Ausbreiter» der Fruchtkörper beziehungsweise der Sporen sind noch nicht sicher identifiziert. Es könnten kleine Nagetiere sein, wofür die geringe Reichweite der Ausbreitung spricht. Eine weitere Überraschung: Obwohl Mykorrhiza-Pilze laut den Forschern wichtige Rollen in der Radioökologie natürlicher Systeme spielen, reichern Burgundertrüffeln gemäss einer diesjährigen Untersuchung offenbar kein radioaktives Cäsium an. Guten Appetit! 2016-12-23 00:00 Stephanie Kusma www.nzz.ch 69 /100 US-Steuerstreit: Raiffeisen kommt ohne Busse davon cts. Die Raiffeisen-Gruppe hat mit dem amerikanischen Justizdepartement (DoJ) im Rahmen des Programms zur Beilegung des Steuerstreits eine Vereinbarung erzielt. Wie die Bank in einem Communiqué mitteilt, konnte die Bank das USProgramm ohne Zahlung einer Busse abschliessen. Die am 21. Dezember 2016 abgeschlossene Vereinbarung schaffe nun Rechtssicherheit. 2016-12-23 00:00 Christoph G www.nzz.ch 70 /100 Elektrizitätswerke des Kantons Zürich Umstrittenes Vorgehen des Eigentümers (EKZ): Zwischen der Zürcher Regierung und Axpo besteht viel Übereinstimmung. Anders im Fall der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ): Hier klaffen die Strategie des Eigentümers und jene des Unternehmens offensichtlich auseinander. Wie schwierig das Verhältnis ist, zeigt sich daran, dass die EKZ-Spitze erst um 17 Uhr am Vorabend der regierungsrätlichen Pressekonferenz vom Mittwoch über deren Inhalt ins Bild gesetzt wurde. Nur der CEO und der Sekretär des Verwaltungsrats wurden zwei Wochen vorher summarisch informiert. Es gibt klare Differenzen. In ihrer Mitteilung distanzierten sich die EKZ regelrecht von Eigentümerstrategie: Mit einer gesetzlich festgeschriebenen Dividende wäre ein Teil Gewinns gebunden und könnte nicht mehr anderweitig verwendet werden, etwa Investitionen in die Zukunft. Die EKZ sehen darin eine grundsätzliche Anpassung Geschäftsmodells. der des für des Auf Nachfrage präzisiert Urs Rengel, CEO der EKZ, der ordentliche Weg über eine gesetzliche Verankerung einer Gewinnabschöpfung sei durchaus gangbar. Deshalb wählen die EKZ den gerichtlichen Weg gegen das Vorgehen der Regierung auf dem Verordnungsweg. Denkbar ist für CEO Rengel auch eine kantonale Konzessionsabgabe, die dann für alle im Kanton aktiven Elektrizitätswerke gelten müsste. «Allen diesen Massnahmen ist aber gemeinsam, dass sie zu einem höheren Netznutzungspreis und damit zu einem höheren Strompreis führen», sagt Rengel. Die Politik müsse entscheiden, ob die EKZ gemeinwirtschaftlich und dem Wohl der Bürger verpflichtet oder gewinnorientiert aufgestellt sein sollten. Schon am Mittwoch kritisierten die EKZ, dass die Regierung sie auffordert, keine Auslandinvestitionen mehr zu tätigen. Für Rengel wäre ein solches Verbot ein Wettbewerbsnachteil. Der Zubau von neuen Anlagen zur Produktion von erneuerbarer Energie wäre blockiert. Die EKZ seien derzeit mit rund 250 Millionen Franken an diversen Windparks in Europa beteiligt, so Rengel. Das sei mit einer Rendite von sieben Prozent ein gutes Geschäft, das nicht nur einen Beitrag zur Energiewende leiste, sondern den Kunden in Form von tiefen Preisen zugutekomme. Anders als bei Axpo benötigen die neue Strategie und die Änderung der Rechtsform in eine EKZ AG eine Anpassung des Gesetzes. Aus dem Kantonsrat kommt Widerstand von linksgrüner Seite. Die SP will die EKZ als kantonale Agentur für den ökologischen Umbau positionieren. Dem stehe ein Rückzug aus der Produktion erneuerbarer Energien entgegen. Für die Grünen ist diese Strategie bei gleichzeitig anvisierter Abschöpfung der Gewinne an Widersprüchlichkeit nicht zu überbieten. Auffällig ist, dass die bürgerlichen Parteien mit Ausnahme der beifälligen CVP keine Stellung nahmen. Bevor der Kantonsrat am Zug ist, will die Regierung bis Ende 2017 einen Entwurf für ein EKZGesetz ausarbeiten. Nachdem sie die Strategie noch allein ausheckte, will sie dafür dann mit den EKZ zusammenarbeiten. 2016-12-23 00:00 Stefan Hotz www.nzz.ch 71 /100 Heilritual in Heidentums Senegal: Die letzten Zuckungen des Auf dem Höhepunkt des Rituals liegt die Patientin neben dem gefesselten Rind. Unter ohrenbetäubendem Trommelwirbel wird sie mit etwa zwanzig warmen Tüchern zugedeckt, bis man nichts mehr sieht, weder von ihr noch vom Zebu. Die Frauen tanzen um den Stoffhaufen herum. Es ist Mittag im senegalesischen Dorf Deni Biram Ndao, es muss tierisch heiss sein dort unten. Endlich reissen die Tänzerinnen die Tücher weg, die benommene Madame Faye wird an der Hand genommen und steigt mehrmals über das Tier. Dann setzt sie sich auf seinen Rücken, der Schlachter schneidet ihm die Halsschlagader durch. Die Frau hockt sich davor, hält die Hände in die pulsierende Wunde, rührt im Eimer, in den das Blut strömt, bis es schäumt, und schmiert sich davon ins Haar. Dann steht sie auf und trägt den Eimer zum nahen Hain, wo das Blut den Geistern dargebracht wird. Das sogenannte Ndepp-Ritual wird von den Lebu praktiziert, einer Volksgruppe in Senegal. Wie oft im subsaharischen Afrika ist die traditionelle Religion mit Heilungen verbunden, wobei Krankheit als Störung aufgefasst wird, die durch Geister oder Hexerei verursacht ist. Die etwa fünfzigjährige Madame Faye wohnt mit ihrem Mann in Deni Biram Ndao. Seit Jahren ist sie krank und wird trotz medizinischer Behandlung immer wieder rückfällig. Sie leidet an Appetitlosigkeit und Bauchweh sowie an Symptomen, die ihr kein Arzt erklären kann. Sie stürzt ohne Anlass zu Boden. Sie sagt, sie könne Dinge, die sie beginne, nicht zu Ende bringen. Zwei Mal hat sie sich bereits einem kleineren Ndepp unterzogen, ohne Erfolg. Nun haben die Heiler bei der Orakelbefragung festgestellt, dass auch ihre Kinderlosigkeit von den Geistern herrührt, und ihr ein richtiges Ritual empfohlen, mitsamt Zebu-Opfer. So eine Zeremonie kostet allerdings Tausende von Franken. Alle Verwandten müssen anreisen und finanziell helfen. Das ist Teil des therapeutischen Prozesses. Früher dauerte das Ritual acht Tage. Heute können sich das nur noch wenige leisten; es beschränkt sich auf einen Tag. Am Mittwoch sind die Verwandten angekommen, am Abend haben die Priesterinnen die Geister geweckt, wie sie es nennen. Am Donnerstag findet das Ritual statt, am Freitag wird die Patientin nachbetreut. Der Donnerstagmorgen beginnt mit einer Diagnose. Die Ritualleiterin Thioune setzt sich mit ihren Helferinnen und der Patientin in einem abgeschlossenen Raum zusammen, wo sie versuchen, die Identität des Geistes festzumachen, der für die Probleme verantwortlich ist. Sie giessen Hirse und Kolanüsse über den Körper der Kranken und sammeln sie in einer grossen Kalebasse ein. Andere «aufgeladene» Gegenstände werden in der Kalebasse placiert: Gefüllte und mit rotem Stoff verschlossene Hörner, Kaurischnecken, kleine Kürbisse, Maniok- und Wurzelstücke. Das Orakel enthüllt die Natur der unsichtbaren Störenfriede. Dahinter steht die Idee, dass man oft einem Geist ins Gehege kommt, ohne von seiner Existenz zu wissen. Der Heiler findet heraus, wie der Geist heisst und warum er der Patientin das Leben schwermacht. Es kann zum Beispiel sein, dass er Hühnerfleisch verabscheut. Also wird die Person in Zukunft auf Poulet verzichten. Sie erweist dem Geist mit dem Ritual Respekt und versöhnt sich mit ihm. Durch regelmässige Opfer macht sie den Feind zum Freund. Man gibt der chaotischen, unberechenbaren Beziehung zum Geist eine Form, man domestiziert ihn. Die ganze Verwandtschaft muss mithelfen. Sie ist eine Einheit; was einer einzelnen Person zustösst, betrifft alle. Aus psychologischer Sicht spräche man von einem systemischen Ansatz. Als die Namen der Geister feststehen, stellt sich heraus, dass sie unzufrieden sind, weil einige Verwandte aus dem Ausland fehlen. Die Geister verlangen, dass sie zur Strafe doppelt so viel zum Ndepp beitragen müssen wie abgemacht. Das Ndepp ist ein Appell zu traditioneller Ordnung und familiärer Solidarität, auch wenn einige Mitglieder inzwischen einen individuelleren, westlichen Lebensstil pflegen und sich den alten Verpflichtungen entziehen wollen. Anschliessend versammeln sich die etwa hundert Teilnehmer des Rituals auf dem Sandplatz neben Madame Fayes Haus im Kreis. Ein Grüppchen nach dem andern begibt sich zum neuen Altar in einem ummauerten Hain, nimmt eine Handvoll Hirse aus der geheimnisvollen Kalebasse, murmelt Glückwünsche für die Patientin hinein und leert es zurück. Die Griots – traditionelle Sänger, Geschichtenerzähler und Trommler – führen inzwischen das Zebu in die Mitte des Zeremonialplatzes. Es legt sich hin, sie fesseln ihm die Füsse aneinander. Dann setzen sie zu Rhythmen und Gesängen an, die auf die identifizierten Geister abgestimmt sind. Einige Anwesende fallen in Trance, verdrehen die Augen, wälzen sich zuckend im Sand, gehen auf allen Vieren, vergraben ihr Gesicht im Schoss einer Umstehenden. Ein gutes Omen – sie folgen dem musikalischen «Ruf». Madame Faye legt sich zum Zebu, schmiegt sich an seinen Rücken. Rasch werden die beiden zugedeckt, so dass sich am Ende in der Mitte des Platzes nur ein rätselhafter, verhüllter Haufen befindet, auf den man den Teller mit den Objekten stellt. Kein Aussenstehender käme darauf, dass sich unter den Tüchern ein Tier und eine Frau befinden. Die Helferinnen tanzen darum herum, angefeuert von der alten Geisterpriesterin Penda mit ihrem Megafon. Auf ein Zeichen hin werden die Tücher plötzlich weggezogen. Madame Faye, die auf einmal fremd wirkt inmitten der Menschen, erhebt sich schwankend. Wird dem Zebu dann die Kehle durchgeschnitten, ist es, als ob Madame Faye stürbe. Sie und das Tier sind eins geworden. Früher war die Patientin mittlerweile nackt, schmierte sich den ganzen Körper mit dem Rinderblut ein und trug den Magen des Tieres als Mütze auf dem Kopf. Tod und Wiedergeburt: Die alte Person mit ihren Problemen geht, eine neue erblickt das Licht der Welt. Das Rind wird zerlegt, Fleischstücke und die Organe landen säuberlich getrennt in Blechschüsseln. Manche werden im Hain vergraben, als Geschenk an die Geister. Ein Teil des Fleisches wird als Opfer an die Armen verteilt, der Rest rasch zubereitet. Alle Beteiligten essen gemeinsam aus grossen Schüsseln; das Mahl soll die Verbindung zwischen den Verwandten noch weiter besiegeln. Es ist Gebetszeit, der Muezzin ruft. Nach der Rückkehr aus der Moschee versammeln sich alle auf dem Dorfplatz. Sie haben sich umgezogen und schön gemacht. Die Kalebasse mit dem mysteriösen Inhalt steht in der Mitte, die Ritualleiterin zieht einen Kreis aus Milch darum. Die Griots bringen sich wieder in Position mit ihren Trommeln, die Geisterpriesterinnen umrunden die Kalebasse. Der Rhythmus wird intensiver, die Geister fahren wieder in die Anwesenden. Der Übergang zwischen Tanz und Trance ist fliessend. Auch Madame Faye ist wieder besessen. Eben noch ganz sanft, rennt sie auf einmal brüllend herum und faucht die Anwesenden an. Vielleicht sind die «Geister» ja ein gutes Vehikel, um auch für einmal andere Seiten hervorzukehren und sich vorübergehend zu befreien. Tatsächlich wird sie später auf die Frage, wie sie sich nun fühle nach dem Ritual, antworten: «Leichter.» Aber dann ruft der Muezzin zum Abendgebet, schlagartig ist das deliriöse Fest zu Ende. Eine Ernüchterung, als leerte man Wasser über die Menge. Viele eilen zur nahen Moschee. Die meisten sehen keinen Widerspruch zwischen traditionellen Riten wie dem Ndepp und dem Islam. Neunzig Prozente der Senegalesen sind Muslime, viele gehören mystisch angehauchten Bruderschaften wie den Mouriden an. Früh kommen sie in Berührung mit Heilritualen, Initiationszeremonien oder den Marabouts, die Korankenntnisse, afrikanisches Heilwissen und Magie in einer Art kombinieren, die Islamisten zur Weissglut bringt. Aber offensichtlich geraten selbst hier – wie in ganz Afrika und auch in Asien – vorislamische Traditionen unter Druck. Der Ethnologe Jürg von Ins, der das Ndepp-Ritual seit den achtziger Jahren untersucht , sagt: «Es wird stromlinienförmiger und kürzer; am Freitag, dem islamischen Feiertag, wird kaum noch getanzt; es gibt weniger Nacktheit, Blut und Dreck». Er stellt fest, dass die Geister zunehmend nicht mehr wie früher «rab», sondern «djinn» genannt und dämonisiert werden, wie im Koran. Die traditionelle Meergöttin Maam Yalla Geej, früher zentral im Ritual, verschmilzt mit Allah. Die Bedeutung der Frauen als Ritualleiterinnen schrumpft, Männer treten in ihre Fussstapfen; früher praktizierten männliche Zeremonienmeister gelegentlich in Frauenkleidern, heute kaum noch. «Heidnischen» Ritualen wie dem Ndepp wird zum Verhängnis, dass der Vormarsch des Islams (oder des Christentums, in andern afrikanischen Regionen) in diesem Fall konvergiert mit den Wirkungen der Modernisierung. Man betrachtet den Islam oft als antimoderne, rückwärtsgewandte Kraft, aber geht es um afrikanische Traditionen, wirkt er ganz im Sinne des Zivilisationsprozesses als ordnende, disziplinierende Instanz, die auch der Staatlichkeit nur förderlich ist. Ob Christianisierung oder Islamisierung, ist zweitrangig, der Monotheismus führt zu einer Moralisierung und Rationalisierung des Lebens, zu Monokultur. Wobei der Islam noch effizienter ist als der Katholizismus; seine Rolle im Modernisierungsprozess ähnelt derjenigen des Protestantismus mit seiner puritanischen Ethik. Eine Frau, die sich halbnackt an ein Rind in Todesangst schmiegt, damit die Geister sich mit ihr versöhnen – das hat in einer monotheistischen Welt mit ihrem Schwarz-Weiss und ihrer Eindeutigkeit nichts verloren. 2016-12-23 00:00 David Signer www.nzz.ch 72 /100 Kunstzeughaus Rapperswil: Manche treiben's bunt Wenn eine sechsköpfige Jury aus 307 eingereichten Dossiers von Künstlerinnen und Künstlern aus den Kantonen Zürich, St. Gallen, Glarus, Schwyz, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden 58 Arbeiten auswählen muss, ist sie ganz schön gefordert, wenn sie nicht gar an ihre Grenzen kommt. So geschehen an zwei Tagen im vergangenen August im Kunstzeughaus in Rapperswil-Jona, wo jetzt gemeinsam mit dem Ausstellungsraum in der Alten Fabrik der Gebert-Stiftung für Kultur zum zweiten Mal seit 2014 die Grosse Regionale einen Überblick über das reiche Kunstschaffen in der Ostschweiz geben will. Auf insgesamt 1500 Quadratmetern lassen sich auf zwei Rundgängen Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Videoarbeiten, einige grössere Installationen und erstaunlich wenig Fotografien erfahren und erleben. Die Auswahl wurde sorgfältig getroffen. Die meisten Arbeiten sind anregend, ironisch, hintergründig oder auch verstörend. Alexandra Blättler, die Kuratorin der Gebert-Stiftung für Kultur, hat im klassischen Ausstellungsraum der Alten Fabrik eine ruhige, beinahe museale Anordnung getroffen, während es Peter Stohler und Bettina Mühlebach im offenen Ausstellungsraum des Kunstzeughauses mit monumentalen Installationen, heftigen bis wilden Malereien eher bunt treiben. Allerdings finden auch dort stillere Arbeiten ihren Platz, etwa Corina Heinrichs Bodenarbeit (*1991) «Du hier, ich dort», die in kunstvoll gedrehten Garnhüllen eingepackte Gummigeschosse präsentiert oder vieldeutig aparte Arrangements aus Modellierwachs, Filz und Jutesäcken zeigt. Asal Habibs (* 1974) unspektakuläre Auswahl aus 42 Ready-mades mit von Lebensmitteln übrig gelassenen Fettspuren auf Backpapier regen zum Nachdenken über unseren Umgang mit Esswaren an und wirken gleichwohl sinnenfreudig. Interstellares Rauschen dringt aus einer an eine Rakete oder einen Sputnik erinnernden Skulptur von Bruno Streich (*1964), sobald man die Hand hineinhält. Beim Aufgang ins Obergeschoss des Kunstzeughauses sticht das aus Flugzeugsperrholz, Klebestoff und Bootlack gefertigte Gebilde als Erstes ins Auge. In Sichtweite davon experimentiert Roman Sonderegger (* 1979) mit seinem «Kabinett der Kräfte» mit an Säulen befestigten Paketen aus Backsteinen oder kunstvoll verschlungenen und mit Zerrgurten im Gleichgewicht gehaltenen Holzlatten mit der Schwerkraft. Zwischen bedrohlich und ironisch empfindet man diese monumentalen Gebilde und betrachtet sie gerne mit gebührendem Abstand. Rund fünfzig Jahre Altersunterschied trennen Jean Marin (* 1937) und Andriu Deplazes (* 1993). Die Malereien der beiden hängen in der Ausstellung an prominenter Stelle unmittelbar nebeneinander. Und während der Jüngere mit wilden Körperlandschaften in heftigen Farben seine exzessive Lust am figurativen Bild demonstriert, wobei auch das rätselhaft Abstossende nicht zu kurz kommt, zeigt der Ältere eine schwebend leichte, abstrahierte Malerei in zarten Farben. Wie ein urtümliches Tier wölbt sich Sandra Kühnes (* 1976) Papierarbeit «Verwerfung» über dem Boden der Alten Fabrik. Das fragile Gebilde ist vollständig mit Grafitspuren bedeckt und mit Leinöl verfestigt, glänzt metallisch und bezaubert mit seinen tektonischen Verwerfungen. Eine ähnlich besinnliche Stimmung vermag die grossformatige Fotografie einer scheinbaren Sternennacht von Stefan Rohrer (* 1959) hervorzuzaubern. Die weissen Punkte auf der nach dem alten fotografischen Verfahren der Cyanotypie in Direktbelichtung vor dem Atelier entstandenen Fotografie sind indes keine Sterne, sondern simple Kieselsteine, die der Künstler dort vorgefunden hat. 2016-12-23 00:00 Suzanne Kappeler www.nzz.ch 73 /100 HSG rückt in die Stadt: St. Gallen wird wieder zur Universitätsstadt Oben das Studium, unten das Leben. Etwas erhöht thront die unter dem Kürzel HSG bekannte Wirtschaftsuniversität auf dem Hügel über der Stadt St. Gallen. 8337 Studierende gehen hier zurzeit ein und aus. Auch die Weiterbildungsstufe, die jedes Jahr von rund 5000 Personen besucht wird, hat ihren Standort auf dem Rosenberg gefunden, stadtabgewandt mit Blick zur Bodenseeregion. St. Gallen ist zwar HSG-Standort, zur Universitätsstadt muss die Ostschweizer Metropole aber erst wieder werden: Zu augenfällig ist die Distanz zwischen dem abgehobenen Campus und dem städtischem Leben. In etwa zehn Jahren, wenn alles klappt, werden viele Studierende nicht mehr die steilen Treppen vom Stadtzentrum hinauf zur HSG bewältigen müssen. Weil die Universität permanent aus ihren Nähten platzt, soll ein Erweiterungsbau in der Innenstadt für rund 3000 Studierende entstehen, zudem für Weiterbildung und Drittnutzungen Platz bieten. Er kommt ganz in die Nähe des einstigen HSG-Standorts im Museumsquartier zu liegen: Erst 1963 zog die 1898 gegründete Universität, auch damals wegen Platzmangels, von der Innenstadt auf den Rosenberg. Noch liegt das Bauprojekt nicht vor, doch für kommendes Jahr ist das Planauflageverfahren vorgesehen, danach die parlamentarische Beratung und die kantonale Volksabstimmung. Mit dem Baubeginn wird etwa 2024 gerechnet. Die Realisierung öffentlicher Projekte ist zeitraubend. Umso rascher und unkomplizierter haben die HSG-Leitung und zwei traditionsreiche Restaurants in der Altstadt die Idee von «EduRooms» auf die Beine gestellt. Der «Goldene Leuen» und der «Bierfalken» sind seit drei Monaten mit kostenlosem WLAN und mit Steckdosen ausgestattet und bieten Studierenden während der Morgenstunden Lernplätze an. Einzige Bedingung: die Konsumation eines Getränks. Das auf vorerst zwei Jahre angelegte Pilotprojekt soll einerseits den Wirten etwas mehr Gäste am Morgen verschaffen, anderseits den Studierenden eine Alternative zu den Arbeitsplätzen in der überfüllten HSG-Bibliothek bieten. Noch wird das Angebot nur spärlich genutzt. Bei einer Stichprobe finden sich in den Lokalen zwar Tischrunden mit gesetzten Herren, doch keine Studierenden. «Zwischen null und sechs Lernende» zählt einer der beiden Wirte, Walter Tobler, der auch Kantonalpräsident von Gastro St. Gallen ist, jeweils morgens in seinem Lokal. Beunruhigt über die mässige Nachfrage ist er nicht: «Das ist ein Prozess, der Zeit braucht.» In den USA sei es normal, in einer Beiz zu arbeiten, erzählt er. Für Walter Tobler zählt die langfristige Perspektive, und so sind die beiden «Edu-Rooms» der leise Anfang für die Rückkehr der HSG ins St. Galler Stadtzentrum. Der zweite Schritt ist ebenfalls schon getan. Am 6. Dezember hat die HSG den neuen «Campus E» eingeweiht. Er befindet sich ebenfalls im Stadtzentrum im 2009 eröffneten Kongressgebäude des Hotels Einstein, das zum Textilunternehmen Akris gehört. Seit Jahren bietet die HSG Weiterbildungskurse nicht nur auf dem Rosenberg, sondern auch in Zürich und im Kongresszentrum Einstein an. Mittels langfristiger Partnerschaft, die vorerst bis 2021 fixiert ist, soll das HSG-Kursangebot im «Einstein» ausgebaut werden. Wer sich hier weiterbildet, kann nicht nur den zugehörigen Fitnesspark benutzen, sondern trägt seinerseits dazu bei, dass sich HSG und Stadt wieder näherkommen. 2016-12-23 00:00 Jörg Krummenacher www.nzz.ch 74 /100 Verhaftungswelle in der Türkei: Istanbuler Abgeordnete vorübergehend festgenommen HDP- (dpa) Nach der Inhaftierung zahlreicher HDP-Abgeordneter hat die türkische Polizei eine weitere Parlamentarierin der pro-kurdischen Oppositionspartei vorübergehend festgenommen. Pervin Buldan sei am Freitagmorgen aus ihrer Wohnung in Istanbul heraus abgeführt worden, berichteten sowohl die HDP als auch die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Anadolu meldete, Buldan habe nach der Festnahme am Freitagmorgen in Istanbul eine Aussage zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen gemacht, zu denen unter anderem Terrorpropaganda zählten. Die HDP berichtete, Buldan sei danach wieder freigelassen worden. Die Partei nannte die Festnahme der Abgeordneten in deren Wohnung unrechtmässig. Gegen die meisten der 59 HDP-Abgeordneten ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Terrorverdachts. Zwölf HDP-Parlamentsmitglieder sitzen inzwischen wegen Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft, darunter die Parteichefs Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hält die HDP für den verlängerten Arm der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. 2016-12-23 00:00 Peter Winkler www.nzz.ch 75 /100 Wahrnehmung des Menschen: Wie das Gehirn die Zeit misst Die Zeit ist unberechenbar, zumindest in der eigenen Wahrnehmung. Einmal rast sie einem davon. Ein andermal scheint sie stillzustehen, besonders dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. Ist man in Eile, können drei Minuten an der Ampel eine halbe Ewigkeit dauern. Amüsiert man sich, vergehen drei Stunden wie im Flug. Daraus könnte man schliessen, dass auf das eigene Zeitgefühl wenig Verlass ist. Das trifft aber nur bedingt zu, denn die meisten Menschen können die Dauer kurzer Zeitintervalle gut einschätzen, wenn sie ihre Aufmerksamkeit darauf lenken. Sie müssen demnach eine relativ genaue innere Uhr besitzen. Seit Jahrzehnten suchen Forscher nach einem solchen Zeitmesser im Gehirn. Dabei zeigt sich, dass es wahrscheinlich nicht eine zentrale Uhr gibt, sondern eher mehrere in verschiedenen Hirnregionen und für verschiedene Aspekte der Zeitwahrnehmung. Wahrscheinlich seien unterschiedliche Systeme beteiligt, wenn man Zeitintervalle von Sekunden, Minuten oder rückblickend Stunden sowie Jahre beurteile, sagt Marc Wittmann vom Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg. Rückblickend nimmt man die Zeit oft ganz anders wahr als im Moment. Typischerweise dehnt sie sich, wenn man eine langweilige Tätigkeit ausübt. Werden Menschen aber im Nachhinein gefragt, wie lange sie damit beschäftigt waren, unterschätzen sie die Dauer oft, weil sie in der Zeit nichts erlebt haben. Mit dem gleichen Phänomen erklärt Wittmann, warum viele Menschen mit zunehmendem Alter das Gefühl haben, dass die Jahre immer schneller vergehen. Als Teenager oder im Alter der Zwanziger mache man ständig neue Erfahrungen, das erste Mal betrunken, der erste Kuss, die erste eigene Wohnung usw. Diese hochemotionalen Erlebnisse prägten sich stark ins Gedächtnis ein. Mit fortschreitendem Alter entwickelten die meisten Menschen mehr Routine, sie gingen der gleichen Arbeit nach, hätten einen etablierten Freundeskreis. Weil man weniger einschneidende Erinnerungen aus einem Jahr mache, erscheine es im Rückblick kürzer. Erinnerungen scheinen also eine Messeinheit der rückblickenden Zeitmessung darzustellen. Für die momentane Zeitwahrnehmung sucht man dagegen noch nach einer solchen Einheit. Laut einer Theorie, die in verschiedenen Varianten seit etwa 50 Jahren kursiert, gibt es im Gehirn ein System, das wie ein Taktgeber regelmässig Impulse generiert. Diese werden in einer Zentrale oder vielleicht auch mehreren Zentralen zusammengezählt und repräsentieren ein bestimmtes Zeitintervall. Der Hirnbotenstoff Dopamin scheint diesen Taktgeber zu beeinflussen und steigert die Impulsrate, so dass die innere Uhr schneller abläuft. Studien zeigen, dass Drogen wie Kokain und Methamphetamin, die das dopaminerge System anregen , die innere Uhr beschleunigen. Tiere und Menschen schätzen dann eine Dauer tendenziell länger ein, weil sie mehr Impulse in dieser Zeit erhalten. Dabei schreibt man den dopaminergen Neuronen in einer Hirnregion in der Mitte des Gehirns, dem Striatum, eine zentrale Rolle zu. Kürzlich publizierten Forscher eine Studie mit Mäusen , in der sie zeigten, dass dopaminerge Nervenzellen in einer tief im Gehirn liegenden Region namens Substantia nigra ebenfalls die Zeitwahrnehmung steuern, aber auf eine ganz andere Weise, als es das Dopamin-Modell vorhersagt. Joe Paton vom Champalimaud Centre for the Unknown in Lissabon und sein Team trainierten Mäuse darauf, kurze Pausen zwischen zwei Tönen zu unterscheiden. Je nachdem, ob die Zeitintervalle kürzer oder länger als 1,5 Sekunden dauerten, bekamen die Tiere an unterschiedlichen Fenstern in der Käfigwand eine Belohnung. Da sie nur belohnt wurden, wenn sie sofort das richtige Fenster aufsuchten, erhielten sie jeweils unmittelbar eine Rückmeldung über ihre Zeitschätzung. Nachdem die Mäuse nach einigen Wochen gelernt hatten, die Zeitintervalle zu unterscheiden, massen die Forscher währenddessen die Aktivität der dopaminergen Nervenzellen in der Substantia nigra. Diese schien bei der Zeitwahrnehmung entscheidend zu sein. Die Forscher konnten das «Zeitgefühl» der Tiere sogar manipulieren: Wenn sie die dopaminergen Nervenzellen in der Substantia nigra aktivierten, unterschätzten die Mäuse die Zeit tendenziell, wenn sie die Zellen hemmten, überschätzten sie sie. Zwar ist das genau die entgegengesetzte Wirkung, wie man sie, ausgehend von dem postulierten Dopamin-Modell, erwarten würde. Eine mögliche Erklärung liegt darin, dass es sich beim Dopamin-System um ein kompliziertes Netzwerk handelt, in dem die Nervenzellen verschiedener Hirnregionen aktivierend und hemmend aufeinander einwirken. Auf jeden Fall zeigten die Forscher mit ihrer Manipulation, dass die dopaminergen Neuronen in der Substantia nigra die Zeitwahrnehmung im Bereich von einer bis zwei Sekunden ziemlich direkt steuern. Sie gehen davon aus, dass es sich beim Menschen ähnlich verhalten könnte. Dafür spreche, dass Parkinsonpatienten, bei denen die dopaminergen Neuronen in der Substantia nigra absterben, oft auch eine gestörte Zeitwahrnehmung hätten, schreiben sie. Wenn es aber um längere Zeitintervalle von mehreren Sekunden geht, ist beim Menschen laut Wittmann eine andere Hirnregion bei der Zeitwahrnehmung massgebend: die Insula. Sie gehört zum Kortex und liegt direkt unter der äusseren Hirnrinde. Hier laufen alle Informationen über den Zustand des Körpers ein, wie zum Beispiel das Gefühl für Kälte, Hunger, der Herzschlag, aber auch, wie man auf dem Stuhl sitzt und ob der Fuss gerade einschläft. In der Insula werden diese Signale mit Informationen aus der Umwelt zusammengebracht, und so entsteht ein Gefühl für den Körper in Raum und Zeit. Deshalb kam der Neuroanatom Bud Craig von der Arizona State University aus theoretischen Überlegungen darauf, dass dieser kontinuierliche Eingang von Signalen aus dem Körper ein Gefühl für die Zeit vermitteln könnte. Laut dieser Theorie, die er 2009 publiziert e, wären die Körpersignale die Impulse oder die Messeinheit für die Zeitwahrnehmung. Tatsächlich zeigte Wittmann ein Jahr später, dass die Insula bei der Zeitwahrnehmung aktiv ist. Bei Probanden, die Zeitintervalle von 9 und 18 Sekunden schätzen sollten, stieg die Aktivität in der Insula über die gesamte Zeitdauer an und brach jäh ab, wenn das Ende erreicht war. Als würden dort die eingehenden Signale zusammengezählt und bei Erreichen eines bestimmten Werts gestoppt. Laut Wittmann können zwei Mechanismen hier die subjektive Zeitwahrnehmung beeinflussen: die Aufmerksamkeit und der Erregungszustand des Körpers. Beide verändern die Zahl der registrierten Impulse und können somit die Uhr langsamer oder schneller laufen lassen. Je weniger man abgelenkt ist, desto eher achtet man auf seinen Körper, und desto mehr Signale gehen ein und umgekehrt. Bei Emotionen wie Angst oder Freude werden dagegen Hormone ausgeschüttet, die über das vegetative Nervensystem den Erregungszustand des Körpers verändern und so die Impulsrate verändern. Besonders eindrücklich ist dies in einer «Schrecksekunde», wenn der Eindruck entsteht, dass alles in Zeitlupe abläuft. Beim Dopamin- und beim Insula-Modell handelt es sich um zwei der gängigsten Hypothesen darüber, wie das subjektive Zeitgefühl entsteht. Wie es sich tatsächlich verhält, bleibt rätselhaft. 2016-12-23 00:00 Lena Stallmach www.nzz.ch 76 /100 Bereits bewegt - Kawasaki Z650: Nachwuchs in der ZFamilie Dem Z-Baureihen-Konzept entsprechend kommt die neue Z650 im aggressiven Look ihrer Geschwister. Kawasaki beschreibt diesen besonderen Stil typisch japanisch mit «Sugomi», was für «eine intensive Energie» steht, die «von grossen Persönlichkeiten oder beeindruckenden Objekten ausgestrahlt wird und alles in ihren Bann zieht». Tatsächlich zeichnet sich das dynamische Design der neuen Z650 durch eine sportliche Linienführung aus. Tiefe Lampenmaske, kantige Konturen und ein hohes Heck verleihen dem Motorrad ein energiegeladenes Aussehen in geduckter Haltung. Familiäres Markenzeichen ist das als «Z» dargestellte LED-Rücklicht. Auffallend an der neuen Z650 ist der Rahmen, und das ganz besonders bei der von uns gefahrenen Farbvariante «Pearl Flat Stardust White/Metallic Spark Black», bei welcher diese Gitterkonstruktion aus Stahlrohren in Limettengrün leuchtet. Effektvoller noch als die grüne Farbe des Rahmens ist jedoch dessen Gewicht. Die neue Konstruktion wiegt lediglich 15 Kilogramm, was im Vergleich zur ER-6n einer Reduzierung um 10 Kilogramm entspricht. Ähnliches gilt für die Hinterradschwinge. Sie ist aus Pressstahl gefertigt und sieht einer Konstruktion aus Alu zum Verwechseln ähnlich. Mit 4,8 Kilogramm wiegt sie beachtliche 2,7 Kilogramm weniger als diejenige der Vorgängerin. Wesentliche Änderungen gibt es beim Motor. Im Zuge der ab 2017 geltenden Euro4-Regelung verliert der Parallel-Twin zwar ein wenig Leistung, er gewinnt im Gegenzug jedoch leicht an Drehmoment. Statt wie bisher 72 PS bei 8500 Umdrehungen pro Minute drückt das Aggregat nun bereits bei 8000 Touren 68 PS auf die Kurbelwelle. Das maximale Drehmoment von 65,7 Nm liegt bei 6500 Umdrehungen an (ER-6n: 64 Nm, 7000 U./min). Geänderte Ein- und Auslassnocken mit kleineren Arbeitswinkeln, zusätzliche Sekundärdrosselklappen sowie diverse weitere Modifikationen bewirken eine im unteren und mittleren Drehzahlbereich gestärkte Leistungscharakteristik. Neu ist zudem die sogenannte Assist- und Rutschkupplung. Die Assist-Funktion bewirkt eine Verringerung der Betätigungskräfte am Kupplungshebel. Bei abrupt einsetzender Motorbremswirkung – zum Beispiel beim schnellen Herunterschalten aus hohen Drehzahlen – verhindert die Rutschkupplung ein Stempeln und somit ein Rutschen des Hinterrades. Aus Kostengründen verzichtet Kawasaki auf den Einsatz einer Traktionskontrolle sowie auf wählbare Motorvoreinstellungen. Gut so, denn zumindest Letztere sind in dieser Leistungsklasse nicht wirklich erforderlich. Im Vergleich zur ER-6 hat die neue Z650 beachtliche 19 Kilogramm abgespeckt, und das merkt man bereits, wenn der Seitenständer eingeklappt wird. Schieben und Manövrieren im Stand funktioniert nahezu gleichermassen leicht wie mit einem Mofa. Der Lenkeinschlag ist überdurchschnittlich gross, und das ermöglicht Wendemanöver auf engstem Raum. Die niedrige Sitzposition mit engem Knieschluss wird vor allem kleinere Fahrer begeistern. Für Personen über 180 cm empfiehlt sich der optional erhältliche höhere Sattel. Die Gestaltung des Digital-Cockpits ist ganz im Stil der ER-6 gehalten. Die negativen Anzeigen mit weisser Schrift auf dunklem Hintergrund sind kontrastreich und sehr gut ablesbar. Neben den üblichen Informationen wie Tacho, Tages-Kilometer-Zähler, Ganganzeige, Zeituhr und Verbrauch gibt es sogar eine auf die bevorzugte Tourenzahl einstellbare blinkende Schaltanzeige. Lobenswert sind zudem die fünffach einstellbaren Handhebel für Bremse und Kupplung. Dazu kommt, dass umfangreiches Originalzubehör eine weitere Betonung des sportlichen Designs sowie Optimierungen bezüglich Komfort und praktischen Nutzens ermöglicht. Neben geringem Gewicht, sportlicher Geometrie und kompakten Abmessungen trägt auch die nicht übermässig breite Bereifung (120/70ZR17 vorne, 16/60ZR17 hinten) massgeblich zu den agilen Handling-Eigenschaften bei. Ohne nennenswerten Aufwand lässt sich die Z650 von einer Kurve zur anderen umlegen, sie bleibt stabil und findet nahezu wie von selbst die optimale Linie. Hinten eher sportlich straff, passt die Abstimmung der Federelemente für alle Bereiche gut. Ähnliches gilt für den Motor, der sowohl beim gemütlichen Dahingleiten als auch bei zügiger Fahrweise kaum Anlass zur Kritik gibt. Leichte Vibrationen im Lenker und in den Fussrasten untermauern den kernigen Charakter des Twins. Die Bremsen funktionieren ordentlich. Die beiden vorderen 300er-Scheiben geben ein klares Feedback, und sie verzögern effektiv mit progressiver Wirkung. Im Gegensatz dazu benötigt die Hinterradbremse relativ viel Druck, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen. Im Gesamteindruck zeigt sich, dass die neue Kawasaki Z650 viele gute Tugenden der ER-6n übernommen und diese in sportlicher Richtung weiterentwickelt hat. Optisch und dynamisch ist der Transfer in die Z-Familie gut gelungen. Dank geringem Gewicht, niedriger Sitzhöhe und Fahreigenschaften frei von Tücke ist sie nicht nur für Motorradeinsteiger eine gute Wahl. Bezüglich Soziustauglichkeit kann sie allerdings nicht mit ihrer Vorgängerin mithalten. Der Beifahrersitz ist deutlich kleiner, und Haltegriffe fehlen komplett. 2016-12-23 00:00 Hanspeter Küffer www.nzz.ch 77 /100 Aperto-Übernahme: Coop kauft die Bahnhof-Shops (sda) Der Detailhändler Coop wird noch grösser. Ab 2017 gehört auch die schweizerische Aperto-Gruppe zum Unternehmen. Zum Kaufpreis macht Coop in der Mitteilung vom Freitag keine Angaben. Bisher gehörte Aperto der Hofer Holding und der Villars Holding. Interessant für Coop sind vor allem die Aperto-Läden an den Bahnhöfen. Die TankstellenShops hingegen werden 2017 an die Oel-Pool AG übertragen, welche die zugehörigen Tankstellen betreibt. 2016-12-23 00:00 Christoph G www.nzz.ch 78 /100 Hoher Intelligenzquotient: Skepsis wäre klug Es sei erwiesen, meinte eine Freundin neulich in geselliger Runde, dass Kinder, die aus Teenagerschwangerschaften resultierten, im Durchschnitt einen niedrigeren IQ hätten. Wenn dem so ist, wäre das denn ein Problem, und müsste man dann, um die Bevölkerung auf mehr Intelligenz zu trimmen, fortan der Jugend das Kinderkriegen verbieten? Der Kult um die Intelligenz wird selten hinterfragt. Während normalbegabte Schüler als Schreinerinnen, Metzger oder Anwälte enden, entwickeln Hochbegabte, so eine geläufige Vorstellung, neue Öko-Treibstoffe oder schreiben Weltliteratur. Verständlich, dass sich jede Mutter und jeder Vater wünscht, das eigene Kind möge zur kognitiven Elite gehören – und sich entsprechend vehement gegen Lehrpersonen wehrt, die durchblicken lassen, die schulischen Leistungen ihres Sprösslings liessen anderes vermuten. Doch sind intelligente Menschen überhaupt besser als normalbegabte? Tendieren sie wirklich dazu, eher Kunstwerke zu schaffen und Gerätschaften oder Konzepte zu erfinden, welche die Menschheit voranbringen? Bereits der amerikanische Psychologe und Eugenik-Sympathisant Lewis Terman (1877–1956) versuchte in den 1920er Jahren, ein für alle Mal zu beweisen, dass Hochbegabte mehr erreichen als Normalbürger. Dazu verfolgte Terman das Schicksal von rund 1500 Kindern, deren IQ über 130 lag – die meisten davon aus wohlbehüteten Verhältnissen. Jahre später, als «seine» Kinder erwachsen geworden waren, musste Terman jedoch feststellen, dass ein beachtlicher Teil davon sich für Berufe entschieden hatte, für die keine Hochbegabung erforderlich ist, vom Polizisten oder Matrosen bis hin zum Büroangestellten. Und dies, obwohl Terman seine Studienergebnisse grosszügig aufbesserte, indem er den Studienteilnehmern bei der Stellensuche und Studienwahl unter die Arme griff. «Ein grosser Intellekt muss keineswegs mit bedeutenden Leistungen korrelieren», hielt der Psychologe in einem Bericht resigniert fest. Kommt dazu, dass gerade klugen Menschen oft dumme Fehler unterlaufen – Fehler, denen Normalbegabte viel leichter aus dem Weg gehen können. Weil sie ihre eigenen intellektuellen Fähigkeiten für überlegen halten, neigen Kluge zum Beispiel eher dazu, Anlage- und sonstigen Betrügern auf den Leim zu gehen. Da sie besser darin sind, ihre eigenen Annahmen argumentativ zu verteidigen, gelingt es intelligenten Menschen oft, sich erfolgreich einzureden, ein Schneeballsystem sei kein Schneeballsystem, sondern eine gute Investition. Bernie Madoff lässt grüssen. Auch in einer anderen Hinsicht kann Intelligenz davon abhalten, kritisch zu denken: Laut einer Studie der Universität von Oklahoma korrelieren höhere akademische Abschlüsse, vom Master bis zum Doktor, mit dem Glauben an Astrologie, Gespenster und ähnlichen Hokuspokus. Eltern müssen sich also keineswegs schämen, wenn ihr Kind bloss über eine «normale» Intelligenz verfügt. Vor allem, wenn sie bedenken, dass intelligente Menschen eher an einer bipolaren Störung oder Depressionen leiden und überdurchschnittlich viel Alkohol und Drogen zu sich nehmen. Angesichts dieser Tatsachen ist es nicht besonders klug, klug sein zu wollen. Der Wunsch, das eigene Kind möge hochbegabt sein, ähnelt dem ebenso bekannten Fluch, man möge in interessanten Zeiten leben. Anstatt also dem Kult der Hochbegabung und der mittels standardisierter Methoden gemessenen mentalen Rechenleistung zu huldigen, sollte man sich darauf besinnen, bei Kindern wie Erwachsenen die Neugier und eine gesunde Skepsis zu fördern – und zwar unabhängig von der Intelligenz. 2016-12-23 00:00 Florian Oegerli www.nzz.ch 79 /100 Wahlen in den USA: erfolgreiche Hexe Die gefallene Fee und die Das Paar war so entgegengesetzt, dass es geradezu nach gemeinsamen Parallel-Porträts verlangte, auch in der NZZ. In den Beschreibungen der beiden Amerikanerinnen schwang oft ein leiser Grundton mit: hier die feenhafte exotische Anmut, da die rabiate Kämpferin, ein Hexenweib eben. Huma Abedin spielte in Hillary Clintons Wahlkampfstab eine Schlüsselrolle, weil sie auch schon vorher, im Aussenministerium unter Clinton, eine Schlüsselrolle gespielt hatte. Sie war das Scharnier zur Clinton-Stiftung und hatte Clinton schon während deren Zeit als Senatorin und als First Lady als persönliche Mitarbeiterin gedient. Sie war quasi deren Adoptivtochter. Kellyanne Conway dagegen wurde erst im August aufgeboten, als Donald Trump gegenüber seiner Konkurrentin einen nicht mehr einholbaren Rückstand aufzuweisen schien. Sie brachte den gerne irrlichternden Baumagnaten mit scharfer Zunge und noch schärferem Verstand auf eine diszipliniertere Linie. Und wenn die Lage trotzdem brenzlig wurde, konnte Conway ihr spezielles Talent ausspielen: Gestählt in unzähligen Fernsehdiskussionen, in denen sie neben Laura Ingraham und Anne Coulter zu einem Liebling der rechten republikanischen Basis geworden war, ist sie imstande, in jeder Situation blitzschnell den Spiess umdrehen. Für die Linke ist Conway darum so etwas wie die böse Hexe im Märchen, während Abedin stets die gute, hilfreiche Fee im Schatten Clintons war. Die Wirklichkeit wirbelte die märchenhaften Klischees durcheinander. Conway ist soeben zur persönlichen Beraterin des nächsten Präsidenten berufen worden und wird damit im Weissen Haus zu den einflussreichsten Figuren gehören. Abedin dagegen ist der gefallene Engel. Sie hatte das Pech, sich zu spät von ihrem Ehemann Anthony Weiner zu trennen, der seinen exhibitionistischen Geschlechtstrieb nicht kontrollieren kann. Kurz vor der Wahl entdeckte das FBI auf seinem Laptop im Rahmen einer weiteren Sex-Untersuchung E-Mails von Clintons privatem Server. Der Wirbel, den die Sache erzeugte, half mit, Clintons Wahlchancen zu ruinieren. 2016-12-23 00:00 Peter Winkler www.nzz.ch 80 /100 Mehrere Ziele in Melbourne: Terroranschlag in Australien vereitelt Nach Angaben der australischen Behörden ist Melbourne einem Anschlag über die Weihnachtstage entgangen. Am frühen Freitagmorgen hat die Polizei mehrere Häuser gestürmt und insgesamt sieben Personen festgenommen. Zwei von ihnen wurden kurz darauf freigelassen, ohne dass Anklage gegen sie erhoben wird. Die fünf anderen müssen sich wegen Vorbereitung einer terroristischen Tat vor Gericht verantworten. Die Polizei geht davon aus, dass die Gruppe gleichzeitige Anschläge auf mehrere Ziele geplant hatte. Dazu zählten der Bahnhof Flinders Street, der Knotenpunkt des regionalen Bahnverkehrs. Ebenso im Visier waren der Federation Square im Geschäftszentrum von Melbourne und die Kathedrale St. Paul's, der Sitz des anglikanischen Bischofs von Melbourne. Der Polizeichef des Gliedstaates von Victoria, Graham Ashton, sagte, dass die Verdächtigen seit einiger Zeit unter Beobachtung gestanden hätten. Man gehe davon aus, dass alle am Plan Beteiligten in Polizeigewahrsam seien und dass die Gefahr damit gebannt sei. Der geplante Anschlag habe aber das Potenzial gehabt, eine grosse Zahl von Menschen zu verletzen oder zu töten. Premierminister Malcolm Turnbull sagte, dass es sich um einen der bedeutendsten aufgedeckten Anschlagspläne der letzten Jahre gehandelt habe. Die Verhafteten hätten öffentliche Orte im Visier gehabt, an denen sich Australier traditionell zu Weihnachten zusammenfinden. «Wir haben die Pläne der Terroristen durchkreuzt», sagte Turnbull, «nun sind sie verhaftet und keine Gefahr mehr für Australien.» Er rief die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, wachsam zu sein. Vier der Verhafteten sind Australier libanesischer Herkunft, die in Australien geboren wurden. Beim fünften handelt es sich um einen in Ägypten geborenen australischen Bürger. Alle sind zwischen 21 und 26 Jahre alt. Die Verdächtigen sollen sich nach Ansicht der Polizei selber radikalisiert haben, wobei die Ideologie des IS als Vorbild gedient habe. Damit rückt die libanesische Gemeinschaft in Australien, die insgesamt rund 200 000 Personen zählt, ins Scheinwerferlicht. Vertreter des rechten Randes des politischen Spektrums kreiden an, dass sich unter Terrorverdächtigen auffällig viele Libanesen befinden. Alle libanesischen Australier in den islamistischen Topf zu werfen, ist aber alleine schon deshalb falsch, weil die Mehrheit von ihnen christlichen Glaubens ist. Die Diskussion über die libanesischen Australier hatte vor einem Monat an Heftigkeit gewonnen, nachdem Immigrationsminister Peter Dutton die Aufnahme von Libanesen in den 1970er Jahren als Fehler bezeichnet hatte. Allerdings sind die fünf nun verhafteten Männer offenbar nicht in Kriegsgebiete gereist. Nach Schätzungen von Experten kämpfen gegen hundert australische Bürger aufseiten der Islamisten im Irak und in Syrien. Die Sicherheitskräfte stehen vor grossen Herausforderungen, wenn diese kampferprobten und radikalisierten Männer nach Australien zurückkehren. Die Polizei hat angekündigt, dass sie die Sicherheit in Melbourne über die Festtage erhöhen wird. Das gilt auch für den Boxing Day Test, der am 26. Dezember in Melbourne beginnt. Beim traditionellen Kricketspiel tritt dieses Jahr Pakistan gegen Australien an. 2016-12-23 00:00 Patrick Zoll www.nzz.ch 81 /100 Bi Feiyus bewegender Gesellschaftsroman «Sehende Hände»: «Als Blinder sah er klar» Leser chinesischer Gegenwartsliteratur kommen aus dem Staunen kaum heraus. Die Fülle und Qualität der literarischen Neuerscheinungen, die neben dem englischen vor allem das deutschsprachige Publikum in anspruchsvollen Übersetzungen erreichen, sind enorm. Nach den Literaturnobelpreisen für Gao Xingjian und Mo Yan sind mit den politischen Romanen von Ma Jian und Yu Huas «Brüder»-Roman im Reich der Mitte weitere Romane erschienen, die es verdienen, hervorgehoben zu werden. Jüngst war es Yan Liankes hochkomischer und tieftrauriger Roman «Lenins Küsse» , der ein internationales Echo fand. Jetzt wird mit Bi Feiyus Roman «Sehende Hände» ein Publikum erreicht, das die traditionsreiche chinesische Literatur verbindet mit der Öffnung für die literarische Moderne. Beobachtungs- und Darstellungsgabe, Sensibilität und Scharfblick kommen bei Bi Feiyu zusammen. Souverän verknüpft er die Sujets und die Stilebenen. Mit zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen hat es der 1964 in der Provinz Jiangsu geborene Autor zu weltweiter Reputation gebracht. Sein 2008 in der chinesischen Erstausgabe erschienener Roman «Sehende Hände» riskiert es, wie Bi Feiyus vorausgegangene Romane ( herausragend: «Die Mondgöttin» ), brisante politische Fragen mit lebensweltlichen, gesellschaftlichen, medizinischen und gesundheitspolitischen Fragen zu verbinden. Jetzt sind die Blinden und die Blindheit das beherrschende Thema. Erzählt wird von unterschiedlichen Formen und Entstehungsgeschichten der Blindheit, von Halbblinden und total Erblindeten, die durch Krankheiten und Unfälle in ihre Lebenskatastrophe gestürzt worden sind. Mit der Etablierung einer unter dem Namen «Tui Na» von Blinden betriebenen Massagepraxis, deren – irreführende – sexuelle Konnotation auf die käuflichen Massagesalons anspielt, mit ihnen aber nichts gemein hat, konkretisiert sich eine profitable Geschäftsidee. Mit Präzision und Enthusiasmus gehen die Blinden ihrer Arbeit nach. Der wirtschaftliche Erfolg bleibt nicht aus. Das «Tui Na» floriert. Aber es fehlt auch nicht an Dissonanzen. Durchweg tragisch endende Liebesbeziehungen und Eifersuchtsdramen geben dem Roman eine leidenschaftliche existenzielle, nicht nur berufliche Spannung. Der wirtschaftliche Erfolg des physiotherapeutischen Programms wird stabilisiert, aber auch unterlaufen durch die Liebesund Konkurrenzbeziehungen zwischen den Blinden. Die Porträts des menschlichen Umfelds zeigen, auf wie dünnem Grund das Leben der Blinden ruht. Als ausgerechnet der schönen Du die Katastrophe widerfährt, ihren Daumen so zu brechen, dass eine Fortsetzung ihrer Arbeit nur noch bedingt möglich ist, scheint die ganze bisher so stabile Welt von «Tui Na» zu zerbröseln. Die Eltern von Du versuchen, die familiäre und die individuelle Katastrophe mit allen Mitteln zu entschärfen, aber sie scheitern. Im Umgang miteinander haben die Blinden indessen ohne elterliche Hilfe einen eigenen Weg gefunden. Schwierig wird es erst, wenn sich Sehende unter sie mischen. Aus der Position der Schwäche heraus, in der sich die Blinden unweigerlich befinden, können sie kein Vertrauen in ihre Art des zwischenmenschlichen Umgangs entwickeln, und so machen sie sich in der Begegnung mit den Sehenden instinktiv deren Art des Umgangs zu eigen. Weil sie aber nicht sehen können, haben sie die «Wahrheit» und die «Tatsachen» niemals auf ihrer Seite. Das ist die verklausulierte Erkenntnisperspektive ihres Elends, das auf keinen Glauben mehr hoffen kann. Also müssen sie sich in Urteilen und Handeln auf die Augen der Sehenden stützen, bis sie, ohne es zu merken, in all ihren zwischenmenschlichen Beziehungen den Sehenden folgen. Sie ahnen nicht, dass ihre Urteile nicht ihre eigenen sind. Gewappnet mit ihrem Stolz und ihrer Entschlossenheit, spalten sie sich selber: in ein Ich, das an sich, seine Welt, seine Vorstellung glaubt, und in ein zweites, anderes Ich, das zweifelt und seine Zweifel radikal ernst nimmt. Diese halb gläubige, halb skeptische Haltung nehmen denn auch die beiden Leiter des Zentrums bei ihrer Arbeit ein. Strenggenommen gibt es gar keine Welt der Blinden, die getrennt und unabhängig von der Welt der Sehenden existiert. Ihre Welt ist ihre Vorstellung. Und wenn sie nur noch die Schemen ihrer vorgestellten Welt haben, tappen sie sich tastend voran. – Die Schuldsprüche und Urteile, auf die sie treffen, spotten jeder Beschreibung. Der schlimmste Feind dieser Blinden sind offenbar ihre Eltern und Geschwister. Für sie ist Blindheit nicht ein Geschick, auf das sie Einfluss ausüben könnten, sondern ein Urteil – wie bei Kafka definitiv und grundlos und ohne Möglichkeit der Revision. Wer recht erhalten, gar behalten will, muss nach anderen Gerichtshöfen suchen. – Gewiss, es gibt auch Schonung, Nähe, Dankbarkeit und ein humanes Engagement für die Blinden. Aber das Urteil steht immer schon fest. Die Bitternis dieses buchstäblich blinden Verhängnisses wäre tödlich, wenn die Solidarität der Blinden nicht in bravouröser Weise Auswege daraus fände. Blindheit ist kein Natur-, sondern ein Sozialgeschick. «Als er noch sehen konnte», heisst es über den Menschen, der noch oder wieder eine Perspektive hat, «tappte er im Dunkeln, als Blinder aber sah er klar»: so der paradoxe Gewinn aus der Erfahrung der Blindheit. 2016-12-23 00:00 Ludger Lütkehaus www.nzz.ch 82 /100 Sechzig Jahre Royal Court Theatre: Die Hauptrolle spielt der Autor Christopher Campbell spricht nicht in hochtönenden Sätzen vom Wesen des Schreibens, sondern sagt zum Beispiel: «Alles Schreiben ist schwer, und schwieriger, als es aussieht.» Sein Büro ist voll von ungefragt zugesandten Manuskripten. Es sind Theaterstücke, Berge von Theaterstücken – rund 3000 jährlich. Campbells Aufgabe ist es, die besten zu entdecken und für die Bühnenproduktion am eigenen Haus zu empfehlen. Er ist der Literary Manager des Royal Court Theatre in London, so etwas wie der hausinterne Literaturagent des Theaters also. Zwölf Stücke produziert das Haus pro Jahr, dafür werden Autoren gesucht: Deren Entwicklung und Förderung dient weder akademischen noch altruistischen Zielen. Campbell und ein zehnköpfiges Team von freiberuflichen Lesern sichten die Stücke nach «Zeichen von Leben». Die ersten drei Theaterstücke zu verfassen, sei einfach, erklärte der britische Dramatiker Richard Bean einmal. Doch danach versiege die eigene Vita als Quelle für Inhalte. Christopher Campbell bestätigt das. Ein einziges gutes Drama geschrieben zu haben und sich einzubilden, man wisse nun alles: So läuft es eben nicht. Das Verfassen von Bühnenstücken ist ohnehin ein Sonderfall. Denn Dramatiker müssen die inneren Welten ihrer Figuren bewohnen, Empathie auch für die Charaktere entwickeln, deren Ansichten und Gefühlslagen ihnen fernstehen. Und anders als in den meisten Kino- und Fernsehproduktionen, die von Bildern leben, wird im Theater vor allem geredet. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer durch Worte zu fesseln, ist anspruchsvoll, und auch Ruhm schützt vor dem Rotstift nicht. Der Spitzen-Dramatiker Tom Stoppard verliebte sich einmal in das Thema «Monokel», recherchierte lange und fügte seine Kenntnisse in ein Stück ein. Die Passagen wurden gestrichen. Ein gutes Drama besitzt für Christopher Campbell «ein Gefühl für das Unerwartete, für die Entdeckung. Wir müssen spüren, dass es um etwas geht, dass eine Dringlichkeit besteht, wenn wir ein Stück in die Produktion nehmen.» Thema, Form und Inhalt sind gleichermassen wichtig. Risikobereitschaft und «das Recht zu scheitern» gehörten von Anfang an zu den Statuten des Hauses. Auch Campbell ist bereit, eigene Positionen zu hinterfragen; er liebt die Herausforderung, den Schock, die Verunsicherung. Das passierte ihm bei Debbie Tucker Greens Drama «Hang». Darin ging es um die Todesstrafe. Campbell summiert: «Die Standardhaltung in unserer Gesellschaft ist, gegen die Todesstrafe zu sein. Doch am Ende des Stückes denkt man: ‹Hängt ihn.›» Auch das muss Theater können: tief verankerte Überzeugungen erschüttern, wenigstens eine Aufführungsdauer lang. Die Bühne am Sloane Square ist nicht nur irgendeine impulsgebende Stückeschmiede. Sie ist, was das Aufspüren und Aufführen neuer Talente betrifft, das berühmteste und beste Theater im ganzen Land – seit mehr als einem halben Jahrhundert. In diesem Jahr feierte das Haus am Sloane Square seinen sechzigsten Geburtstag, ein freundlich akzeptierter Fremdkörper linksliberalen Denkens mitten im konservativen Millionärsviertel Chelsea (so, wie in London ja oft Gegensätze kollidieren und es dann doch gut ausgeht). Das Royal Court Theatre wirkt(e) als Trendsetter: Zu Beginn befasste es sich ausschliesslich mit zeitgenössischen Stoffen über den Zustand der Welt. Inzwischen tut ihm das die Mehrheit der britischen Theater nach. Autoren wie Caryl Churchill , David Hare , Sarah Kane , Joe Penhall, Jez Butterworth, Hanif Kureishi, Joe Orton, Martin McDonagh und Mark Ravenhill fühlen und fühlten sich dort zu Hause. Bis heute spielen die begehrtesten Schauspieler dort – die nahezu ganze Besetzung der TVSerie «Sherlock» hatte im Lauf der Jahre dort Auftritte, von Benedict Cumberbatch bis hin zu Martin Freeman, Hollywoodstars wie Alan Rickman und Gary Oldman bleiben und blieben der kleinen Bühne zeitlebens verbunden. Hinzu kommt, dass zeitgenössisches Theater in England, das schnell auf Zeitgeschehen reagiert , derzeit enorm gefragt ist: «Das Theater in diesem Land ist so lebendig, weil der öffentliche Diskurs so schwach ist», findet Christopher Campbell. «Die populistische Presse ist diabolisch, sie spielt tiefsitzenden Ängsten in die Hände. Es besteht eine Informationslücke, die Leute sind hungrig, und die Schauspielhäuser haken genau dort ein. Damit folgt das Theater auch einer Tradition in diesem Land.» Der Erfolg des Royal Court Theatre als Ort, an dem Dramatiker ihre Stimme finden, erproben und stärken, ist kein Zufall. Denn anders als etwa im deutschsprachigen Theater ist dort nicht der Regisseur der Star, sondern der Autor. Wenn Stücke in Auftrag gegeben werden, dann ist der Verfasser entscheidend, nicht das Thema des Stückes, das vorher umrisshaft angelegt wird. Typischerweise ändern sich die Texte während des Schreibens, manchmal aber stirbt die Grundidee schon während der Entstehung. Das muss man erkennen und akzeptieren: «Wir sind pragmatisch.» Die Autoren haben per Vertrag das Vetorecht für jeden Aspekt der Produktion, von der Wahl des Regisseurs und der Schauspieler bis hin zu Publicity-Bildern und dem Bühnenbild. Einige von ihnen mischen sich ein, andere wiederum überlassen das Weiterleben ihrer Werke den Theaterleuten. Wenn unbekannte Dramatiker eine Chance bekommen, fragen die Talentsucher vom Royal Court oft nach einem zweiten Entwurf. «Wir würden das aber nicht als ‹edieren› bezeichnen.» Allein die Qualität des Geschriebenen zählt, berühmte Namen allein genügen nicht; Stücke prominenter Autoren können auch abgelehnt werden. Doch deren Namen werden diskret verschwiegen. Fühlt ein Mann wie Campbell, der selbst früher als Schauspieler und Übersetzer gearbeitet hat, die Last der Verantwortung auf seinen Schultern? Was ist, wenn er schlummernde Grössen verkennt, verschüchterte Genies durch Ablehnung für immer zum Schweigen bringt, brillante Werke seinetwegen für immer in Schubladen verstauben? Keine Gefahr, glaubt er. Wenn das Royal Court ein Stück nicht aufnimmt, gibt es in London und im ganzen Land genügend andere experimentierfreudige Bühnen. Und wer da nicht landet, der ist wohl einfach nicht überzeugend genug. 2016-12-23 00:00 Marion Löhndorf www.nzz.ch 83 /100 Reform der Firmensteuern: Mehr Steuerautonomie für die Städte? In der Debatte um die Reform der Firmensteuern sind zwei Etappen zu unterscheiden. Zunächst kommt die nationale Vorlage, über die das Schweizervolk im Februar befindet. Bei einem Volks-Ja kämen dann die kantonalen Umsetzungsprojekte, die separat zu beurteilen sind. Die schweizerische Vorlage liefert im Wesentlichen drei Elemente: die Abschaffung von international verpönten Steuerprivilegien, die Möglichkeit für die Kantone, gewisse neue Privilegien einzuführen, sowie zusätzliche Bundesgelder für die Kantone. Entscheidend ist, was die Kantone mit dem geplanten Rechtsrahmen machen. In einigen Kantonen äussern prominente Städte wie Zürich, Bern, Biel und Genf laute Kritik gegen die kantonale Umsetzungsvorlage und bekämpfen auch das nationale Paket. Diese Woche präsentierten die kritischen Städte ihre Einwände nochmals vor den Medien. Demnach bekommen die Firmen starke Steuersenkungen, obwohl dies in vielen Städten unnötig wäre, da die Steuerbelastung nicht zu den bedeutendsten Standortfaktoren zähle. Und wegen kantonaler Steuersenkungen müssten manche Städte laut eigenen Angaben die Steuern für natürliche Personen erhöhen und Leistungen abbauen. Dies ruft nach der Frage, weshalb die betroffenen Städte nicht einfach ihre Steuerfüsse für die Firmen statt für die Privatpersonen erhöhen, wenn die Steuern kein so wichtiger Standortfaktor sind. Einer der führenden Kritiker aus den Städten, der Zürcher Finanzvorstand Daniel Leupi, sagte dazu, dass die Erhöhung des städtischen Steuerfusses gleichzeitig Private und Firmen betreffe. In vielen Kantonen sind die Gemeinden zwar autonom in der Festlegung des Steuerfusses, doch sie müssen für Firmen und Privatpersonen den gleichen Steuerfuss anwenden. Dies ist allerdings nicht überall so. Eine Ausnahme ist der Kanton Solothurn. Die massgebende Passage in dessen Steuergesetz lautet so: «Für die natürlichen und für die juristischen Personen kann ein unterschiedlicher Steuerfuss festgelegt werden; der Steuerfuss für juristische Personen darf vom Steuerfuss für natürliche Personen um nicht mehr als drei Zehntel der ganzen Staatssteuer abweichen.» Dies gibt den Gemeinden Spielräume. Für ihn sei die Entkoppelung der Sätze für natürliche und juristische Personen selbstverständlich, sagt der Solothurner Stadtpräsident Kurt Fluri, Präsident des Schweizerischen Städteverbands: Er habe gar nicht gewusst, dass es diese Autonomie in den anderen Kantonen nicht gebe. Laut Fluri könnte die Entkoppelung auch für andere Kantone diskussionswürdig sein. Die Tessiner Kantonsregierung hat diese Woche die Entkoppelung innerhalb einer Bandbreite für die Gemeinden angekündigt. Im Kanton Bern haben die Städte Bern und Biel eine solche Entkoppelung gefordert. Worum es dabei gehen kann, illustrieren die Zahlen der Stadt Zürich. Die Stadt rechnet als Folge der geplanten kantonalen Steuerreform mit jährlichen Einbussen von 300 Millionen Franken, wovon gegen zwei Drittel auf die Senkung des allgemeinen Gewinnsteuersatzes zurückzuführen seien. Bei einer Entkoppelung der Steuerfüsse könnte die Stadt theoretisch die kantonale Senkung mindestens teilweise mit einer Erhöhung des städtischen Steuerfusses für Firmen kompensieren, ohne den Steuerfuss für natürliche Personen anzurühren. Das würde die Finanzlage der Stadt entschärfen, falls es keine grossen Abwanderungen gäbe. Finanzvorstand Daniel Leupi gibt sich offen für eine Diskussion über die Entkoppelung der Steuerfüsse: «Womöglich wäre eine solche Lösung fairer, aber ich zweifle daran, ob sie im Kanton mehrheitsfähig wäre.» Viele Fragen sind laut Leupi offen. Und es sei störend, dass man Firmen national und kantonal zuerst entlaste und dann in der Gemeinde wieder höher besteuern solle. Die Idee der Entkoppelung ist laut diversen Fachleuten noch wenig diskutiert worden. Im Prinzip könnte man mit der Entkoppelung die Städte beim Wort nehmen: Sie könnten die von ihnen kritisierte Umverteilung zwischen Firmen und Privatpersonen korrigieren und die unvermeidlichen Zielkonflikte in eigener Abwägung zu lösen versuchen. Doch manche Kantone pochen zwar gerne auf Autonomie gegenüber dem Bund, mögen aber gegenüber den Gemeinden lieber auf zentrale Kontrolle setzen, damit die Gemeinden die kantonale Strategie nicht «unterlaufen». Solche Skepsis schimmert in einer Stellungnahme der Finanzdirektion des Kantons Zürich klar durch. Die Entkoppelung der Steuerfüsse könnte zudem laut Finanzdirektion zu «unerwünschten Verzerrungen» führen – etwa indem Gemeinden mit wenig Industrie- und Gewerbepotenzial den Steuerfuss für Firmen ohne grosse finanzielle Folgen «bis gegen den Nullpunkt» senken könnten; die Festlegung einer kantonalen Bandbreite à la Solothurn und Tessin würde dies allerdings verhindern. Die Zürcher Finanzdirektion sieht aber noch ein weiteres Problem: Mit der Entkoppelung der Steuerfüsse müsste der innerkantonale Finanzausgleich «komplett neu aufgebaut werden», woran derzeit kaum jemand ein Interesse habe. Die Finanzdirektion des Kantons Berns ortet in einer Entkoppelung Chancen und Risiken. Auf der Risikoseite verweist sie auf die «Gefahr», dass auch innerhalb des Kantons ein starker Steuerwettbewerb um Firmen entstehe, was den Gemeinden Einnahmeneinbussen bescheren könne. 2016-12-23 00:00 Hansueli Schöchli www.nzz.ch 84 /100 Schöne Bescherung (23): Der Vorhang reisst langsam 1989 beginnt in Polen 1980, die Zeit für Veränderung ist reif. Wirtschaftlich geht es bergab, die Bevölkerung äussert ihren Unmut in Streikbewegungen. Als Sammelbecken der oppositionellen Kräfte entsteht Solidarność , eine illegale demokratische Organisation, ein absolutes Novum im Ostblock. Die regierende Polnische Vereinigte Arbeiterpartei (PVAP) sieht sich gezwungen, dem erheblichen öffentlichen Druck schliesslich nachzugeben und legalisiert die unabhängige Gewerkschaft Solidarność, angeführt von Lech Walesa , ein Elektriker der Danziger Werft. Schon bald haben sich knapp 10 von etwa 35 Millionen Polen in die Gewerkschaft eingeschrieben. 1980 kündigt Solidarność eine Kampagne für die Freilassung von politischen Gefangenen an. «Zu ihnen gehören zwei erklärte antisowjetische Nationalisten», berichtet die NZZ am 23. Dezember 1980 aus dem Land hinter dem Eisernen Vorhang. Der polnische Parteichef Stanislaw Kania reagiert kämpferisch und kündigt die politische Offensive gegen diese «konterrevolutionären Kräfte» an. «Kania nährte damit Befürchtungen, die Führungsspitze wolle zum Beweis ihrer Fähigkeit, die innenpolitische Krise aus eigener Kraft zu lösen, zu einem massiven Schlag gegen die Opposition ausholen.» Es bleibt bei seiner leeren Drohung, damit verpasst er die Gunst der Stunde. Gefahr droht den Waghalsigen von Solidarność aber von sowjetischer Seite. Die Erfahrungen sowjetischer Interventionen, wie sie Aufständische in Ungarn 1956 und in Prag 1968 erlebt haben, die gewalttätige Zerschlagung ihrer Bewegung oder gar bürgerkriegsähnliche Zustände wollen die Vertreter von Solidarność ihren Landsleuten nicht zumuten. Der gesellschaftliche Erfolg der Gewerkschaft führt noch nicht zum Fall des Eisernen Vorhangs. 1981 schlägt die Polnische Volksarmee zu und General Wojciech Witold Jaruzelski stellt Polen unter das Kriegsrecht. Aber der Riss im Eisernen Vorhang, der Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs trennt, ist nicht mehr zu übersehen, er wird grösser und 1989 fällt der Vorhang in sich zusammen. Ein Jahr später wählen die Polen Lech Walesa zu ihrem Staatspräsidenten. 2016-12-23 00:00 Ruth Haener www.nzz.ch 85 /100 Bereits bewegt - Renault Reichweitenangst ein Ende Zoe Z. E. 40: Der Elektroautos fahren lokal emissionsfrei, ihr Motor ist leise und mustergültig drehmomentstark. Wenn da nur nicht die Angst wäre, an irgendeinem ungünstigen Ort mit leerer Batterie stehen zu bleiben. An diesem Problem arbeiten die Entwickler von Elektroautos intensiver denn je. Bei Renault und Allianzpartner Nissan wurde schon vor mehreren Jahren entschieden, nicht den «Umweg» über Hybridfahrzeuge zu nehmen, sondern schnell und konsequent das batterieelektrische Fahrzeug zu optimieren. Nun ist dem Konzern mit einem neuen Akku ein weiterer beträchtlicher Fortschritt gelungen. Werden keine höheren Fahrleistungen gefordert als im EU-Normzyklus NEFZ, fährt der Renault Zoe mit seiner neuen 41-kWh-Batterie Z. E. 40 rund 400 km weit, bevor er wieder an die Steckdose muss. Dass jedoch kaum ein Auto im Alltagsverkehr so verbrauchsarm fährt wie auf dem Prüfstand, ist von den konventionell angetriebenen Modellen hinlänglich bekannt. Und weil auch ein Elektromotor für mehr Leistung mehr Energie benötigt, gibt Renault für das neue Modell als Reichweite im Alltagsverkehr 300 km an. Diese Distanz kommt bei einer Fahrt auf Landstrassen einer Fahrzeit von fünf bis sechs Stunden gleich. Damit sollten nun auch zögerliche EVBenutzer weitgehend von der Reichweitenangst befreit sein. Zur Optimierung der Reichweite wurde für den neuen Zoe zudem eine Klimaanlage entwickelt, die nach dem Prinzip einer ZweiKreis-Wärmepumpe funktioniert. Mit dieser kann ein Grossteil der zum Heizen und Kühlen des Innenraums notwendigen Energie aus der Umgebungsluft bezogen werden. Auf ersten Probefahrten über Landstrassen – bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von rund 50 km/h – pendelte sich der Verbrauch laut Bordcomputer zwischen 13 und 14 kWh / 100 km ein. Damit sind Fahrstrecken im Bereich von 300 km tatsächlich zu bewältigen. Nur: Der bewusst zurückhaltende Umgang mit dem «Gaspedal» und eine vorausschauende Fahrweise sind unbedingt notwendig, denn auch elektrisch angetriebene Autos sind nicht per se sparsam im Verbrauch. Führt die Route nämlich über die Autobahn, steigt der Stromkonsum schnell, auch wenn man deutlich unter den maximal möglichen 135 km/h bleibt. Die Z. E.-40-Batterie besteht aus 12 Modulen à 16 Elementarzellen. Jedes Modul verfügt unverändert über eine Spannung von 33,3 V. Daraus resultiert eine Gesamtspannung von 400 V. Neu am Akku des 2017er Zoe sind zum einen die verbesserte Zellchemie des Lithium-IonenSystems, zum andern die vergrösserte aktive Oberfläche in den Batteriezellen. Verbessert wurde auch die Kühlung, so dass der Zoe auch bei extremen Aussentemperaturen effizient unterwegs sein kann. Dabei ist der neue Stromspeicher mit einem Gewicht von 312 kg gegenüber 290 kg nur wenig schwerer als die Vorgängerversion , und der Platzbedarf blieb unverändert. Es stehen zwei 220-Nm-Elektromotoren zur Wahl: der bei Renault selbst entwickelte R90 mit 68 kW und der vom Zulieferer Continental stammende Q90 mit 65 kW, der die Schnellladung mit 43 kW ermöglicht. Dank dem Ladesystem Chameleon Charger lässt sich der Akku mit Ladeleistungen von 2,3 bis 43 kW versorgen. 80 Prozent der Kapazität sind in gut einer Stunde aufladbar. Auf der Strasse wirkt der Zoe kräftig motorisiert. Lenkung und Fahrwerk sind komfortabel abgestimmt, trotzdem fährt sich das Auto präzise und mit guter Rückmeldung von der Strasse. Die Sitze könnten zwar etwas mehr Seitenhalt bieten, auch die Materialien im Innenraum sind auf klassenüblich bescheidenem Niveau. Die Fahrt in die Nacht hinein zeigt zudem, dass die Technikausstattung im Kleinwagen aus Kostengründen beschränkt bleiben muss: Das Scheinwerferlicht ist knapp und wirkt nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. In der Schweiz wird der Zoe Z. E. 40 in den zwei Ausstattungsstufen Intens und Swiss Edition ausgeliefert. Die Preise liegen zwischen 26 200 und 31 000 Franken. Als Einsteigermodell R90 Entry steht aber für 21 500 Franken weiterhin auch die Version mit 22-kWh-Akku im Angebot. Hinzu kommt jeweils die Batteriemiete von 79 bis 139 Franken pro Monat. Neu kann die Batterie für 10 000 Franken auch gekauft werden – inklusive Garantie von acht Jahren oder 160 000 km. 2016-12-23 00:00 Stephan Hauri www.nzz.ch 86 /100 Die Anfänge des modernen Tourismus: Als der Löwe laufen lernte Dort liegt er, der Löwe, in einer Aushöhlung der Sandsteinwand, unter sich den trüben Teich, hoch oben Bäume und Blätter. Sein von Schmerz zerfurchtes Haupt ruht auf seiner rechten Pranke, die andere ragt ins Leere. Ein Pfeil steckt in seinem Rücken, er stirbt. Im Jahr 1821 wurde das Löwendenkmal nach den Plänen des dänischen Starbildhauers Bertel Thorvaldsen realisiert. Sein Initiator war der Luzerner Offizier Karl Pfyffer von Altishofen. Er wollte damit an die Schweizer Gardisten erinnern, die 1792 den französischen König vor den anstürmenden Revolutionären verteidigt hatten und dabei ums Leben gekommen waren, dreihundert an der Zahl. Man konnte allerdings im sterbenden Steinlöwen nicht nur ein reaktionäres Andenken an die Monarchie und das zweifelhafte Geschäft der Solddienste sehen, wie die liberalen Gegner des Denkmals monierten, man konnte ihn auch als Versinnbildlichung militärischer Tugenden wahrnehmen oder als wegweisende Hommage an die Einheit der Schweiz oder gar als demütiges Memento mori – wie es heute wohl die meisten Betrachter tun. Schnell verselbständigte sich der Löwe aus seinem Entstehungskontext. In seinem andauernden Sterben nahm er ein rätselhaft beständiges Eigenleben an, das mit der Französischen Revolution kaum mehr etwas zu tun hat. Vielleicht berührt er mehr denn je. Welches Denkmal kann das schon von sich behaupten? Doch der Löwe hat eine weitere Qualität. Er begründete östlich der Altstadt die sogenannte Luzerner Tourismusmeile, die um 1900 ihren Zenit erreichte, um dann von der neuen Attraktion des Sports, von Tennis und Skilaufen, abgelöst zu werden. In Fragmenten besteht die Meile noch heute. Die nach ganz Europa ausstrahlende Tourismusindustrie wurde nicht in Zürich erfunden und auch nicht in Basel oder Genf, in keiner der taktangebenden reformierten Städte mit ihren emsigen Bürgern, die den neuen Bundesstaat formten. Nein, der moderne Tourismus, der sich mit technischen Innovationen auf eine internationale Klientel ausrichtete, entstand im katholischen Luzern, und er wartete mit wunderlichen Einrichtungen und Attraktionen auf, die so gar nicht zusammenpassen wollen. Der Zürcher Literaturhistoriker Andreas Bürgi erzählt in einem lesenswerten, schönen Buch die kunterbunte Geschichte der Luzerner Tourismusmeile, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Weyquartier entstand. Kunstvoll ausgestopfte Bären, Wölfe und Gemsen, die um Höhlen und Büsche gruppiert waren, simulierten den Überlebenskampf und innerfamiliäre Nähe. Das dort gelegene Löwendenkmal nämlich zog mit seiner altständischen Nostalgie nicht nur Zuschauerinnen und Zuschauer an, sondern nach und nach auch findige Unternehmer, die um die Gunst ihrer Gäste buhlten. Der Zeichner Ludwig Meyer eröffnete sein technisch neuartiges Diorama, in dem man riesige illuminierte Zeichnungen des Rigi und des Pilatus im Auf- und Untergang der Sonne bestaunte – als ob man, so erlebten es die Zeitgenossen, selber vor und auf den Gipfeln stünde. Das Museum der Alpentiere des Bäckers Samuel Stauffer weitete den Kult der Berge auf deren Fauna aus: Kunstvoll ausgestopfte Bären, Wölfe und Gemsen, die um Höhlen und Büsche gruppiert waren, simulierten den Überlebenskampf und innerfamiliäre Nähe. Das monumentale Bourbaki-Panorama dagegen weist wie das Löwendenkmal ins Politische: Es erinnert in eindrücklichen Tableaus, die zusammen ein einziges kreisrundes Gemälde formen, an die Entwaffnung der den Deutschen unterlegenen Franzosen auf Schweizer Boden im Winter 1871. Anders als die anderen Panoramen jener Zeit inszeniert es weder Sieg noch Heroismus, sondern Elend und Verzweiflung – die Schrecken des Krieges, wie sie Henry Dunant kurz zuvor in seiner «Erinnerung an Solferino» meisterhaft dargestellt hat. Um die Attraktionen herum siedeln sich Etablissements und Cafés an, in denen Tiroler Bläser und ungarische Fiedler aufspielen. Der vom Bankangestellten und Weinhändler Josef Wilhelm Amrein aufgebaute Gletschergarten schliesslich bereichert die Tourismusmeile um die neu entdeckte Urgeschichte. Nachdem die im Sandsteingrund zufällig ausgegrabenen Gletschertöpfe (Amrein will zunächst einen Weinkeller anlegen) vom prominenten ETH-Geologen Albert Heim als Zeugen der Eiszeit identifiziert worden sind, integriert Amrein diese alsbald in einen alpinen Park. Er ergänzt sie mit Fundstücken von Pfahlbauerdörfern, einem Chalet, in dem das «Relief der Urschweiz» zu sehen ist (das berühmte Pfyffer-Relief), sowie einem pittoresken Springbrunnen. Um diese grösseren Attraktionen der Museumsmeile herum siedeln sich weitere Etablissements und Cafés an, in denen Tiroler Bläser und ungarische Fiedler aufspielen. Um 1900 ist der Bär los in der Leuchtenstadt. Wieso vermochten diese doch recht disparaten Sehenswürdigkeiten während Jahrzehnten ein grosses internationales Publikum anzuziehen? Zunächst und naheliegend: Die Touristinnen und Touristen erfreuten sich am Alpenflair; seit dem 18. Jahrhundert wurde die Schweiz mit ihren Bergen gleichgesetzt, mit Hirten und Kuhmilch. Die Dioramen, Panoramen und ausgestopften Tiere boten auch eiligen Gästen die Möglichkeit, die Bergwelt sofort und sogar bei Schlechtwetter zu erleben. Ferner boten die Einrichtungen viel Belehrung und Bildung, die den reisenden Mittelschichten wichtig waren. Die Schweizer Gäste fanden im Bourbaki-Panorama und im Kriegs- und Friedensmuseum ein nationales Moment: die neutrale Schweiz als Friedensinsel und Vermittlerin. Sie lernten die Fauna und Flora der Alpenwelt kennen und kamen mit urgeschichtlichem und glaziologischem Wissen in Berührung; die Ausstellungen zur Urgeschichte wie die inszenierten Tierwelten basierten auf wissenschaftlichen Publikationen. Die Schweizer Gäste wiederum fanden im Bourbaki-Panorama und im um 1900 eröffneten Kriegs- und Friedensmuseum ein nationales Moment: die neutrale Schweiz als Friedensinsel und Vermittlerin zwischen verfeindeten Mächten. Vor allem aber, so mutmasst Andreas Bürgi, habe die Tourismusmeile ihrem bürgerlichen Publikum mit den «Zeitlöchern» der Urgeschichte die Möglichkeit der «Verlangsamung» geboten. Das 19. Jahrhundert war nicht nur die Epoche des beschleunigten Fortschritts, sondern auch – und komplementär – des Innehaltens. Die Meile versöhnte die Industrialisierung mit einer heilen Tradition, die an den Weltausstellungen noch intensiver mit urtümlichen Bauerndörfern zelebriert wurde. Mit Bürgis Buch im Gepäck verspricht ein Besuch Luzerns nicht bloss Zerstreuung und Belehrung, sondern eine Zeitreise in die Vergangenheit, aber nicht in die Urzeit, sondern ins ausgehende 19. Jahrhundert, als massenmediale Unterhaltung und Kunst noch nicht geschieden waren, als man vor einem erstarrten Bären erschauerte und einem Steinlöwen beim Sterben zusah. 2016-12-23 00:00 Urs Hafner www.nzz.ch 87 /100 Koexistenz der Weltanschauungen: Der leere Himmel Es war letztes Jahr Mitte Dezember in Yokohama. An einer Strassenkreuzung fragten mich zwei Buben unvermittelt, ob ich dort wohnte. Sie zeigten auf den Wohnblock in drei, vier Minuten Entfernung, in dem ich seit einiger Zeit mein Studio habe. Ich schaute sie einen Moment lang verwundert an. So wiederholten sie die Frage: «Asoko-ni sunde imaska?» Als ich dies bejahte, verabschiedeten sie sich voneinander, und einer der beiden machte sich neben mir auf den Weg, ohne zu sagen, dass er ebenfalls dort wohnt. Für ihn schien es selbstverständlich, dass man, wenn man denselben Weg hat, ihn zusammen geht. Jedenfalls machte er einen zufriedenen Eindruck, als er wortlos neben mir hermarschierte. Vielleicht gefiel es ihm auch, mit einem Gaijin, wie man in Japan die Ausländer nennt, zu gehen. Allmählich erinnerte ich mich, dass wir einmal zusammen den Aufzug benutzt hatten. Er war mir schon damals als eines dieser wachen, munteren, in natürlicher Weise höflichen und offensichtlich klug erzogenen Kinder aufgefallen, über die man sich in meinem Alter unwillkürlich freut. Man nimmt sie als eine Bestätigung dafür, dass es solche doch immer wieder gibt. Um ein Gespräch zu beginnen, fragte ich ihn schliesslich nach Alter und Namen. «Zehn», sein Familienname und «Sora» waren die Antwort. Ungefragt erklärte er mir, dass «Sora» «Himmel» bedeute, und zeigte nach oben. Wir befanden uns nur wenige Meter neben dem Weihnachtsbaum vor unserem Haus, der aus elektrischen Kabeln und unzähligen, sternförmig blau und weiss leuchtenden Lämpchen angefertigt war. So schien es, wie wenn er sagen würde: «Vom Himmel hoch, da komm ich her.» Das fiel mir allerdings erst nachträglich ein, als ich anfing, die Geschichte weiterzuerzählen. Am folgenden Morgen sahen wir uns wieder, als er zur Schule ging und ich in mein Studio. Er strahlte über das ganze Gesicht. «Sora» ist ins Englische mit sky, nicht mit heaven zu übersetzen. Gemeint ist nicht der Ort, wo die «Himmlischen» wohnen: Gott, Götter, kosmische Buddhas, Engel und gut Verstorbene. Das Wort bezieht sich auf den sichtbaren Himmel über uns – ein weiter und leerer Raum, der an sonnigen Tagen in hellem, zu Illusionen verleitendem Blau erscheint. Dieser Himmel steht wohl am Anfang der deutschen Redewendungen «ins Blaue schiessen», «ins Blaue hinein reden» und schliesslich, mit Kant, «ins Blaue hinein vernünfteln», die kurz nacheinander aufkamen. Auch sora ist nicht frei von weltanschaulichen Assoziationen. Die Grundbedeutung des Wortes wird wie diejenige des chinesischen Schriftzeichens, mit dem man es schreibt, mit «leer» und «hohl» wiedergegeben. Es versteht sich, dass dieses Zeichen auch für die Wiedergabe eines zentralen Begriffs der Lehre Buddhas gebraucht wird, für shūnyatā («Leere», «Hohlheit» im Sinn von «Substanzlosigkeit»). Gelesen wird es in Japan in diesem Fall jedoch nicht mit dem einheimischen Wort sora, sondern mit dem sinojapanischen kū, das heisst mit der japanisierten Aussprache des bedeutungsgleichen, aber als vornehmer empfundenen chinesischen Wortes kōng. Es ist nicht untypisch, dass man in einem fachsprachlichen oder auch philosophischen Kontext ein Fremdwort dem «gewöhnlichen» Wort der eigenen Sprache vorzieht (man denke an «All» und «Universum»). Kōng wird wie sora sowohl für «leer» als auch für den Himmel, wie man ihn sieht und die Kosmologen in China ihn seit alters deuteten, gebraucht. Der Jesuitenmissionar Matteo Ricci fand es noch 1595 in einem Brief nach Rom «zum Lachen» («è cosa di riso»), dass chinesische Gelehrte glaubten, der Himmel sei leer und die Sterne bewegten sich frei in ihm und nicht befestigt an soliden sphärischen Schalen, so wie man sich dies in Europa vor Newton vorstellte. Ist es eine «gute Mär», die einem in Ostasien laut den Anfangszeilen von Martin Luthers Weihnachtslied «Vom Himmel hoch, da komm ich her. Ich bring euch gute neue Mär» einfallen kann? Für einen Teil der Menschheit ist die Botschaft vom «leeren Himmel» eine aufklärerische. Sie erleben sie als eine Befreiung. Die Aufklärung ist für sie eine Enttäuschung im positiven Sinn dieses Wortes. Eine Täuschung, eine Illusion erwies sich mit erfreulichen praktischen Folgen als nichtig. Für andere ist sie dagegen eine Enttäuschung in der geläufigeren negativen Wortbedeutung. Das Entschwinden des Zaubers erleben sie als einen Verlust. Sie fügen sich den Tatsachen, aber mit Bedauern. Die Welt ist ärmer, dürftiger geworden, als sie sich diese vorgestellt hatten. Die asiatische Botschaft von der Leere des Himmels kann aber auch eine Anregung sein, an Weihnachten die verschiedenen Weltsichten, mit denen man sich heute unausweichlich konfrontiert sieht, zu vergleichen. Wiederum gibt es zwei Gruppen. Die eine liebt es, die Weltsichten aggressiv gegeneinander auszuspielen. Die andere hat realisiert, dass es Licht nicht ohne Schatten gibt, chinesisch: Yang nicht ohne Yin. Das Beste in einer Hinsicht (uneingeschränkte Freiheit) ist in einer anderen ein Feind des Guten (soziale Gerechtigkeit, Sicherheit). In Ostasien hat die Mehrheit der Menschen kein Problem damit, Weltanschauungen unterschiedlicher Herkunft zu einem vielschichtigen Gewebe zu verbinden. Von jeder Heilslehre nehmen sie das in einer bestimmten Lebensphase und -situation Geeignete. Seit dies nun auch in Europa und Amerika aufkommt, spricht man von einem Patchwork. Als solches erscheint es unvermeidlich in Anfangsphasen und bei Unbeholfenen. Im Verlauf der Jahrhunderte gelingen jedoch, wie es die Geschichte in China und Japan zeigt, ästhetisch ansprechende und philosophisch attraktive Kompositionen des Heterogenen, aus verschiedenen Erdteilen Übernommenen zu einem kulturellen Opus, das so komplex ist, wie es die Wirklichkeit eben ist. Aber muss man zu dieser Erkenntnis nach Ostasien gehen? Gelang ein derartiges historisches Opus nicht auch mit der Hellenisierung des jüdischen Christentums? Und dann in einer zweiten Phase, nunmehr bereits mit ersten Ingredienzien aus China, mit der Aufklärung? Die überlieferten, mittlerweile alt gewordenen Mären mögen grosse Illusionen sein, aber sie waren geschichtsmächtig, mit admirablen und mit miserablen Folgen. Interkulturell am weitesten verbreitet sind die buddhistische, die christliche und die muslimische Botschaft. Sich von Buddhas Einsicht blenden lassen, dass letztlich alles shunya, also hohl, substanzlos und unbeständig ist, kann von anderen Einsichten abhalten, die zum Handeln motivieren. Konfuzianer warfen den Buddhisten in China vor, gesellschaftlich zu wenig aktiv zu sein. «Principiis obsta!» – «Wehre den Anfängen!» – lautet eine altrömische Mahnung. An sie denkt man bei den heute die halbe Welt in Schrecken versetzenden religiösen Entgleisungen. Die Bibel gibt dagegen zu bedenken: Wer Unkraut übereifrig vorschnell ausreisst, läuft Gefahr, mit ihm auch gute Keimlinge auszureissen. Brauchtum und sein Missbrauch, die vor Weihnachten jedes Jahr rund um den Erdball gleichzeitig wuchern, sind das anschaulichste und glücklicherweise ein harmloses Fallbeispiel, bei dem man, wohl nicht nur in Japan, geneigt ist, die biblische der römischen Weisheit vorzuziehen. 2016-12-23 00:00 Elmar Holenstein www.nzz.ch 88 /100 Terroranschlag in Berlin: Gefasstheit statt «German Angst» Von German Angst kaum eine Spur. Der im Englischen sprichwörtliche Hang der Deutschen zu Hysterie und Apokalyptik hätte zurzeit ja nun wirklich Gelegenheit hervorzubrechen. Ein Sattelschlepper fräst eine mörderische Schneise durch den Weihnachtsmarkt bei Berlins Gedächtniskirche, alles weist auf einen islamistischen Terroranschlag nach dem Muster von Nizza hin – doch die Bevölkerung bleibt gefasst. Niedergelegte Blumen und brennende Kerzen verwandeln den Breitscheidplatz in eine Gedenkstätte des Mitgefühls mit den Opfern. Einheimische Bürger und Migranten versammeln sich dort zum gemeinschaftlichen tröstlichen Singen. Am Tag nach dem Anschlag bleiben zum Zeichen der Pietät die meisten Berliner Weihnachtsmärkte geschlossen. Gottesdienste laden zur solidarischen Andacht ein. Republikweit kommt es zu Momenten des Innehaltens. Vom panischen Schrecken aber, den Terror erzeugen will, zeigt sich niemand ergriffen. Der vorweihnachtliche Trubel nimmt nach kurzer Schockstarre seinen Gang wieder auf. Wieso gelingt vielen Bürgern, jedenfalls fürs Erste, eine Übung in Gelassenheit? Deutschland habe sich seelisch vorbereiten können, lautet eine Erklärung. Berlin steht am Ende einer langen Reihe. In New York, London, Madrid, Paris und Nizza hat der islamistische Terror demonstriert, zu welchem Blutvergiessen er fähig ist. 2016 schliesslich radikalisierte sich die Lage mit einer Reihe von Attentaten auch in Deutschland. Stets haben Sicherheitsbehörden auf eine Gefährdungslage hingewiesen, von der es nun heisst, sie habe sich in Berlin als Tat realisiert und bestehe fort. Demnach kam, was kommen musste. Man kann allerdings zweifeln, ob die Erwartung eines Anschlags es leichtermacht, ihn zu ertragen. Der Philosoph Thomas Metzinger, spezialisiert auf Phänomene des Bewusstseins, äusserte in einem Gespräch, er glaube nicht an eine solche Erleichterung durch Antizipation des Unheils. Er räumte nur die Möglichkeit ein, dass wir «am Ende dieses schrecklichen Jahres» durch die Flut negativer Ereignisse «in gewisser Weise emotional erschöpft sind». Bedeutsamer war ihm das Gefühl, dass sich 2016 eine unheilvolle Entwicklung beschleunigt und zugespitzt habe. Diesen Eindruck teilen viele. Eine Angst, die nicht die German Angst ist, liefert das Stichwort in zahlreichen Äusserungen. Die Kanzlerin sagt, «wir» sollten uns von der «Angst vor dem Bösen» nicht lähmen lassen. Ihr Innenminister betont, es sei ihm «ungeheuer wichtig», dass die Angst nicht «unseren freiheitlichen, verantwortlichen Lebensstil» zerstört. Der Bundespräsident beschwört die deutsche Gesellschaft als humane Gemeinschaft: «Unser Zusammenhalt wird nicht schwächer, er wird stärker, wenn wir angegriffen werden.» Nicht die Angst vor dem nächsten Anschlag, das Zittern um Leib und Leben, spricht aus diesen Ermahnungen. Noch vor der Sorge um die innere Sicherheit rangiert die Sorge um den inneren Frieden, die Furcht vor der gesellschaftlichen Spaltung und Fremdenhass, das Bangen um Liberalität, das Ringen um politischen Machterhalt. Das grosse «Wir», das die Regierenden beschwören, ist längst fraglich geworden. Es stimmt eben nicht, wenn Angela Merkel sagt, es sei «für uns alle» schwer zu ertragen, wenn sich herausstellte, dass ein Asylbewerber die Taten in Berlin begangen habe. Für manchen, der mit der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin hadert, wäre das ein gefundenes Fressen und eine Bestätigung dessen, was er ohnehin zu wissen glaubt. Noch bevor Identität und Motiv des Berliner Attentäters zweifelsfrei geklärt sind, politisieren Rechtspopulisten infam die Schuldfrage: Die Opfer des Sattelschlepper-Fahrers seien «Merkels Tote». Man kann, wie es Jürgen Kaube in der «FAZ» tat, darauf beharren, dass Rechtsstaatlichkeit darin bestehe, «die Schuld dem Täter und nicht seiner Herkunft zuzurechnen». Natürlich ist kein Flüchtling ein potenzieller Terrorist, nur weil er Flüchtling ist. Aber wenn man bei gewöhnlichen Kriminellen das Milieu heranzieht, um die Prägung ihrer Motive zu beleuchten, dann ist es nicht absurd, bei Tätern mit Migrationshintergrund auch ebendiesen Hintergrund mitverantwortlich zu machen. In juristische Haftung lässt sich zwar nur das Individuum nehmen, das verbrecherisch gehandelt hat. Die gesellschaftliche Haftung indes reicht weiter. Sozial-, Bildungs- und gegebenenfalls die Einwanderungspolitik haben auf Probleme zu reagieren. Und das versuchen sie ja auch, beispielsweise dann, wenn die Migration zu einem Import frauenverachtender Macho-Kulturen führt. Täglich haben Polizisten, Sozialarbeiter, Lehrer mit schwierigen Fällen zu tun, die sowohl individuell wie kulturell determiniert sind. Man muss beide Faktoren sehen, darf nur nicht bei Delikten von der Individual- zur Kollektivhaftung übergehen. Sehe ich, wie ein Mann einer ihm fremden Frau aus purer Laune in den Rücken tritt, so dass sie die Treppe eines Berliner U-Bahnhofs hinabstürzt, und es stellt sich heraus, dass er Bulgare ist, so denke ich unwillkürlich: Einem westeuropäischen Mann ginge das gegen die Ehre – der Treter hat wohl eine andere, die auch mit seiner Herkunft zu tun hat. Und mit diesem Affekt bin ich nicht allein. Darf man das sagen, ohne alle zivilisierten Bulgaren, die sich zu solchen Tritten nie und nimmer hinreissen liessen, zu beleidigen? Weil die moralischen Affekte so sind, wie sie sind, nämlich kulturalistisch eingefärbt, liegt die Gefahr der Vermischung nahe: Der Fremde, dessen verwerfliches Handeln wir auf einen fremden Sittenkodex zurückführen, wird rasch zum Stellvertreter dieser Sittlichkeit. So kommt seine Herkunft ins Spiel. Zu dem Berliner Attentat sagte der Bonner Politologe Tilman Mayer: «Wenn es ein Flüchtling ist, steht die Flüchtlingsthematik natürlich im Raum.» Man muss fürchten, dass dann nicht nur über ein strengeres Grenzregime diskutiert wird , sondern dass das Klima insgesamt ungemütlicher wird. Die Feindbilder könnten sich verschärfen, Flüchtlinge misstrauischer beäugt werden, und vor allem Muslime könnten es künftig schwerer haben in Deutschland. Das vorab veröffentlichte Titelblatt der deutschen Ausgabe von «Charlie Hebdo» zeigt ein Lebkuchenhaus, aus dem Gewehrläufe ragen, begleitet von den Worten: «Sie werden unsere Art zu leben nicht verändern.» Das ist der satirische Kommentar zu dem vollmundigen Versprechen, die liberale Gesellschaft werde ihre Werte behaupten. Kann sie das, wenn sie sich verschanzt? Der Berliner Anschlag dürfte allgemein die Bereitschaft erhöhen, eine stärkere Überwachung des Datenverkehrs und des öffentlichen Raums hinzunehmen. Diesmal noch war bei der Fahndung das Bundeskriminalamt auf Handy-Fotos und -Filme der Bevölkerung angewiesen. Der Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft findet das absurd. Mit einer Aufrüstung der Innenstädte mit Überwachungskameras ist zu rechnen. Mit einer Verschärfung der rechtspopulistischen Rhetorik hingegen nicht. Die hat, zumal auf Twitter, in diesen Tagen ein Hass-Niveau erreicht, das sich kaum noch überbieten lässt. 2016-12-23 00:00 Joachim Güntner www.nzz.ch 89 /100 Jugenddelinquenz: Beweismittel wird Wenn das Smartphone zum Smartphones können die Arbeit der Jugendstrafbehörden wesentlich vereinfachen, indem sie in einem Strafverfahren wichtige Beweise liefern. Doch oftmals geben sie auch erst Anlass, ein Strafverfahren überhaupt zu eröffnen. Gewisse Delikte wie Ehrverletzungen verlagern sich bei Jugendlichen zunehmend in den virtuellen Raum – mit massiven Konsequenzen. Der Medienkonsum der Schweizer Jugendlichen ist in den letzten Jahren rasant gestiegen, wie die James-Studie von ZHAW und Swisscom belegt. 99 Prozent der Teenager besitzen heute ein Mobiltelefon, meistens handelt es sich dabei um ein Smartphone. Und der Konsum nimmt laufend zu, so surfen die Jugendlichen alleine unter der Woche durchschnittlich zweieinhalb Stunden pro Tag im Netz. Die Möglichkeit, jederzeit zu kommunizieren sowie jedes Detail des alltäglichen Lebens fotografisch oder per Video festzuhalten, hat auch Einfluss auf die jugendstrafrechtliche Arbeit. So können auf Videos festgehaltene Tätlichkeiten in einem Strafverfahren wichtige Beweise liefern; genauso wie Chat-Nachrichten, welche ein Delikt belegen und den jugendlichen Beschuldigten letztlich überführen. Doch Smartphones dienen in Strafverfahren nicht nur als Beweismittel; gerade bei Jugendlichen gewinnen sie bei der Tatbegehung zunehmend an Bedeutung, und zwar dann, wenn sie als Tatinstrument eingesetzt werden. Gewisse Delikte wie Pornografie und Gewaltdarstellungen finden bei Jugendlichen mittlerweile ausschliesslich im digitalen Raum statt. So war praktisch bei sämtlichen im letzten Jahr bei den Zürcher Jugendanwaltschaften eingegangenen Anzeigen wegen Pornografie ein Smartphone involviert. Sei es, weil Bild- oder Filmmaterial mit pornografischem Inhalt in den Klassen-Chat gestellt wurde, ein Sexvideo von den Jugendlichen gedreht und ungefragt weiterverbreitet wurde, oder wegen Sexting-Nachrichten, die einst einvernehmlich ausgetauscht und dann ungefragt weiterverbreitet wurden. Bei den genannten Delikten spielte das Smartphone stets eine entscheidende Rolle – und zwar als Tatinstrument sowie als Beweismittel. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Straftatbestand der Gewaltdarstellungen, wo es zu Anzeigen kam, weil Jugendliche Videos mit Gewaltdarstellungen auf ihrem Smartphone speicherten und per Chat oder in den sozialen Netzwerken weiterverbreiteten sowie inszenierte Prügeleien filmten. Die Folgen missbräuchlicher Mediennutzung können für Jugendliche massiv sein – nicht nur im Bereich der Pornografie, wenn intime Bilder plötzlich ungefragt an Dritte weiterverschickt werden. Zwar lassen sich Ehrverletzungen im Internet strafrechtlich besser beweisen, als wenn sie verbal ausgestossen werden. Allerdings wiegen Ehrverletzungen im digitalen Raum für das Opfer ungleich schwerer. So verlagern sich Ehrverletzungen – dazu gehören Verleumdung, üble Nachrede und Beschimpfung – bei Minderjährigen zunehmend in den digitalen Raum, wobei diese Art von Delikten überdurchschnittlich oft von Mädchen begangen wird. Jede dritte Ehrverletzung, welche im letzten Jahr im Kanton Zürich zur Anzeige kam, fand im Internet statt, dazu gehören üble Beschimpfungen in den sozialen Netzwerken genauso wie die Erstellung eines FakeProfils oder die Veröffentlichung von verleumderischen Aussagen im Netz. Zwar lassen sich Ehrverletzungen im Internet, in den sozialen Netzwerken oder auch in Chats strafrechtlich besser beweisen, als wenn sie verbal ausgestossen werden, was dazu führen mag, dass es öfter zu einer Anzeige kommt. Allerdings wiegen Ehrverletzungen im digitalen Raum für das Opfer ungleich schwerer. Nicht nur dass die Reichweite digitaler Verunglimpfungen sehr viel grösser ist, als wenn ehrverletzende Aussagen in der Realität gemacht werden, ehrverletzende Inhalte lassen sich – wenn sie erst einmal im Internet verbreitet wurden – kaum mehr kontrollieren. Kommt hinzu, dass sich Täter und Opfer meist kennen und auch weiterhin miteinander verkehren müssen, weshalb jedes fünfte Verfahren im Kanton Zürich mit einer Mediation beigelegt wird. Eine weniger signifikante Rolle spielt das Smartphone hingegen bei Delikten wie Drohung und Nötigung. So werden Drohungen von Jugendlichen vor allem verbal geäussert, knapp jede vierte im letzten Jahr zur Anzeige gebrachte Drohung wurde jedoch per Text- oder Sprachnachricht ausgestossen, was wiederum Auswirkungen auf die Beweisführung hat. Werden Jugendliche einer Nötigung beschuldigt, so findet diese hingegen primär physisch, und zwar unter Anwendung oder Androhung von Gewalt, statt. Dem Smartphone kommt dabei nur eine marginale Bedeutung zu. Lediglich jeder zehnte Fall von Nötigung wurde mittels Whatsapp begangen, und nur in einem Fall wurde das Opfer mittels zuvor abgespeicherter Fotos genötigt. Bezeichnend war, dass es sich dabei um einst per Sexting ausgetauschte Fotos handelte. 2016-12-23 00:00 Patrik Killer www.nzz.ch 90 /100 Was heute wichtig ist US-Behörden brummen Credit Suisse Milliarden-Strafe auf. Die Schweizer Grossbank legt ihren Streit wegen umstrittener Hypothekengeschäfte mit einer Zahlung von rund 5,3 Milliarden Dollar bei. Die Summe ist etwas grösser, als die CS eigentlich erwartet hat. Der Vergleich müsse noch vom Credit-Suisse-Verwaltungsrat genehmigt werden, hiess es in einer Mitteilung. Die Deutsche Bank einigt sich im Hypothekenstreit mit den USA. Sie zahlt 3,1 Milliarden Dollar Zivilbusse und 4,1 Milliarden Dollar an Bereitstellungen für Entschädigungen. Das ist nur halb so viel, wie ursprünglich von den USA gefordert. Doch die US-Justiz und das Institut einigten sich nach monatelangen Verhandlungen auf den Vergleich, wie die Bank in der Nacht zum Freitag mitteilte. Die italienische Krisenbank Monte dei Paschi wird erneut vom Staat aufgefangen. Das Kabinett hat in der Nacht zu Freitag ein Notfall-Dekret angeordnet, das die Bildung eines Rettungspakets in der Höhe von 20 Milliarden Euro vorsieht. Zuvor war bekannt geworden, dass die geplante Kapitalerhöhung von Monte dei Paschi di Siena gescheitert war. Zum Kommentar Asad kontrolliert wieder ganz Aleppo. Die syrische Armee erklärte, sie kontrolliere nun wieder die vier Jahre lang umkämpfte Stadt. Die Evakuierung der letzten Rebellengebiete Aleppos wurde zuvor abgeschlossen. Die USA und Russland verschärfen ihre Rhetorik zu Atomwaffen. Der Kremlchef Wladimir Putin und der künftige amerikanische Präsident Donald Trump schlagen im Umgang mit den Atomwaffenarsenalen ihrer Länder markige Töne an. Beide fordern eine Stärkung ihrer Nuklearmacht. Polizisten in Duisburg und Melbourne verhindern mögliche Anschläge. Die Polizei in Duisburg meldete in der Nacht auf Freitag einen Grosseinsatz in einem Einkaufszentrum. Sie nahm zwei Brüder fest, die möglicherweise einen Anschlag auf das Kaufhaus geplant haben sollen. Australiens Polizei wiederum hat ein mögliches Blutbad am Weihnachtstag in Melbourne verhindert. Eine Gruppe von Islamisten hatte gleich mehrere Anschläge geplant, hiess es am Freitag. Wladimir Putin hält seine grosse jährliche Pressekonferenz ab. Der Kreml rechne dieses Mal vor allem mit Fragen zur amerikanischen Wahl, zu Syrien und zur innenpolitischen Lage, sagte der Sprecher des russischen Präsidenten. Putin steht bei dieser Pressekonferenz mit 1400 Journalisten aus dem In- und Ausland stundenlang Rede und Antwort. Aktualisierung am Mittag Das Briefing wird aktuell betreut von Franziska Engelhardt , Nachrichtenredaktorin. E-Mail: [email protected] Das Briefing der NZZ fasst die wichtigsten Nachrichten des Tages zusammen. Von 6 Uhr bis 24 Uhr halten wir es stets aktuell. Sie finden es auf der Startseite von NZZ.ch und in der NZZ-App. Speichern Sie www.nzz.ch/briefing als Lesezeichen, um direkt zum aktuellen Briefing zu kommen. Ältere Briefings finden Sie im Archiv. 2016-12-23 00:00 Franziska Engelhardt www.nzz.ch 91 /100 Kleiderdetailhandel: Zalando lässt Schweizer Modehäuser alt aussehen Der beispiellose Erfolg des Online-Kleiderhändlers Zalando hat unter den Schweizer Modehäusern ein kostspieliges digitales Wettrüsten ausgelöst. Seit die deutsche Firma auch in die Schweiz liefert, hat sie ihren Umsatz hierzulande laut Schätzungen von 160 Mio. Fr. (2012) auf 510 Mio. Fr. im laufenden Jahr gesteigert. Damit läge Zalando irgendwo zwischen dem hiesigen Marktführer H&M, er erwirtschaftete 2015 on- und offline einen Umsatz von 784 Mio. Fr., und C&A (471 Mio. Fr.). Online-Shopping, verkörpert vor allem von Zalando, gilt neben dem starken Franken als einer der Hauptgründe für die derzeitige Krise im Kleiderdetailhandel. Sie äussert sich in Firmenkonkursen, in der Verkleinerung von Filialnetzen etablierter Anbieter und im Verkauf einzelner Geschäfte. Doch das deutsche Unternehmen setzt den Schweizer Modefirmen nicht nur dadurch zu, dass es hiesige Kunden gewinnt. Als europäischer Marktführer im Internet-Kleiderhandel definiert Zalando auch die Massstäbe dafür, was der Betreiber eines Online-Shops der Kundschaft mindestens bieten sollte. Zalando gewöhnte die Konsumenten beispielsweise daran, dass Lieferung und Rückversand gratis sind. Dieser Service löst aber erhebliche Kosten aus. Das 2008 in Berlin gegründete Unternehmen hat sieben Jahre gebraucht, um die entsprechend hohen Ausgaben in den Griff zu bekommen und Gewinn zu erzielen. 2015 erwirtschaftete Zalando einen Umsatz von 3 Mrd. € und einen Gewinn von 122 Mio. €. Profitabel sind insbesondere die zu einem Segment zusammengefassten Märkte Deutschland, Schweiz und Österreich (operative Gewinnmarge 2015: 5,8%), während das übrige Dutzend Länder, wo Zalando präsent ist, noch rote Zahlen schreibt (–0,8%). Die Logistik spielt im Internetverkauf eine entscheidende Rolle. Wenn man bedenkt, wie lange es gedauert hat, bis Zalando zum ersten Mal einen operativen Gewinn erzielte, dann wird ersichtlich, wie schwierig das Online-Geschäft auch für Schweizer Anbieter sein muss. Dazu kommt, dass Zalando fast ausschliesslich im Internet tätig ist und somit seit Beginn nur die Webshop-Logistik kennt und zu bewältigen hat. Hiesige Konkurrenten dagegen sind mit einer traditionellen Filiallogistik gross geworden und wenig vertraut mit dem Versand und der Rücknahme einer riesigen Zahl einzelner Pakete. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schweizer Modehäuser in ihren Online-Shops erst geringe Volumen absetzen. Kaum ein etablierter Anbieter erwirtschaftet hierzulande mehr als 10% der Erlöse online (vgl. Grafik). Zalando dagegen verschickte 2015 laut einer Schätzung des Branchen-Blogs Carpathia 8,8 Mio. Pakete alleine in die Schweiz. Zusammen mit den übrigen bearbeiteten Märkten ergeben sich Volumina, die eine starke Automatisierung der Logistik tendenziell sinnvoll und auch bezahlbar machen. Laut André Claassen, Modespezialist bei der deutschen Beratungsfirma KPS, sind es denn auch nicht die eigentlichen Transportkosten, die am schwersten wiegen. Wer ein Paket verschickt und die darin verpackten Kleider verkauft, verkraftet die Übernahme der Transportkosten einigermassen problemlos. Das Genick brächen einem vielmehr die Retouren. Die entsprechende Quote liegt in der Schweiz im Bereich Textilien laut der Marktforschungsfirma GfK bei durchschnittlich 45%. Aussagen von Branchenkennern deuten darauf hin, dass Länder, in denen Zalando weniger stark ist, wie beispielsweise Frankreich, deutlich niedrigere Retouren-Quoten kennen. Auch hier scheint Zalando also Massstäbe zu setzen. Die Händler müssen die Retouren aber sichten, unter Umständen reinigen und wiederaufbereiten und zurück in den Warenfluss bringen. In gewissen Fällen können sie die entsprechenden Stücke nur noch mit Rabatt in einem Outlet loswerden, oder sie müssen sie sogar vollständig abschreiben. All das erfordert zusätzliche Logistikkapazitäten und löst hohe Kosten aus. Weil aber die Konsumenten immer mehr im Internet einkaufen, kann es sich trotzdem kein Schweizer Modehändler mehr erlauben, dem Internet fernzubleiben. Deshalb investieren derzeit fast ausnahmslos alle in Online-Shops, seien es Markenfirmen wie Calida und Mammut oder Händler wie PKZ, Schild und Mode Bayard. Gleichzeitig ist das Internet aber für nahezu alle ein Verlustgeschäft. Fredy Bayard von Mode Bayard beispielsweise gibt offen zu, dass er den Webshop den Marketing-Ausgaben zuordnet. Mittelfristig dürfte eine Bereinigung unter den Webshops in der Schweiz unausweichlich sein. Nicht jede Markenfirma und nicht jedes stationäre Kleiderhandelsgeschäft dürfte künftig noch einen eigenen Online-Shop betreiben. Vielmehr ist eine stärkere Spezialisierung auch im Netz zu erwarten. Anbieter wie Amazon, Ebay und seit kurzem auch Zalando bieten gerade kleineren Modefirmen an, für sie die gesamte Web-Logistik zu übernehmen, von der Programmierung des Shops bis zur Auslieferung des Pakets und zur Behandlung der Retouren. Der Preis dafür ist dann allerdings, dass die Modefirmen einem Konkurrenten ihre kostbaren Daten offenlegen müssen. Einer der derzeit am häufigsten gewählten Wege von Detailhändlern ist die Verknüpfung des stationären Handels mit dem Internet. Das Modehaus Schild beispielsweise hat in seinen Filialen digitale Stationen eingerichtet, an denen die Verkäufer ihre Kunden beraten und ihnen auch Produkte anbieten können, die an einem anderen Standort verfügbar sind. Diese «digitale Erweiterung» von Filialen funktioniert offenbar gerade an kleineren Standorten schon ganz gut. Mit diesem Vorgehen wird versucht, das eigene Ladennetz besser zur Geltung zu bringen. Kunden können sich Kleider in Filialen liefern lassen, sie können sie dort zur Anprobe reservieren, zurückbringen und so weiter. In dieser «Omnichannel»-Sichtweise spielt es dann auch eine untergeordnete Rolle, dass sich der Verkauf über das Internet streng betrachtet gar nicht lohnt. Schliesslich hat er so auch auf das stationäre Geschäft einen positiven Einfluss. Trotzdem bleibt der Druck von Zalando auf die Schweizer Konkurrenz gross, und er wird noch zunehmen. So hat die Firma im Sommer 2016 im süddeutschen Lahr, weniger als 200 km von Zürich entfernt, das vierte Logistikzentrum eröffnet. Es ist für die effizientere Belieferung insbesondere des Schweizer Marktes konzipiert. Darüber hinaus wird in der Online-Logistik allgemein die Schraube zunehmend stärker angezogen. Nicht nur Zalando bietet immer mehr und immer bequemere Optionen an beim Versand und bei den Retouren. Die Konsumenten erwarten auch, dass die Ware immer schneller und punktgenauer ausgeliefert wird. Sie wollen die Sachen am gleichen Tag, am Abend, am Sonntag. Auf diesen Trend stellt sich auch der Schweizer Marktführer im Paketgeschäft, die Post, ein. Sie testet seit einiger Zeit in Bern, zusammen mit dem Startup Notime, eine Online-Plattform namens Kaloka, die Lieferungen am selben Tag anbietet. Die Post hegt dabei durchaus noch grössere Ambitionen. Sollte sich der bis Ende 2017 laufende Test trotz ernüchterndem Start bewähren, will man versuchen, sich im Online-Plattformen-Geschäft à la Amazon ein Standbein aufzubauen. Ein Projekt, das bekanntermassen auf ähnliche Weise auch die Telekomfirma Swisscom zusammen mit dem Detailhändler Coop unter dem Namen Siroop verfolgt. Und schliesslich zeigen die jüngsten Entwicklungen bei Zalando, dass auch die Beratung, eine traditionelle Stärke des stationären Handels, digital möglich ist. Wie die deutsche Firma Outfittery, die in der Schweiz bereits über 65 000 Kunden hat, bietet Zalando mittlerweile im Internet auch eine personalisierte Modeberatung an. Alles in allem dürften die richtig schwierigen Zeiten für den Modehandel in der Schweiz also erst noch anbrechen. Die beiden grössten Modekonzerne der Welt, Zara-Mutter Inditex aus Spanien und H&M aus Schweden, dürften alleine aufgrund ihrer schieren Grösse auch in der neuen digitalen Modewelt bestehen können. Auch wenn die beiden langsam gestartet sind. Schwerer dürften es Schweizer Anbieter haben, die zu klein sind, um Investitionen in IT und Logistik zu tragen, und die nicht über eine glasklare Positionierung im verbleibenden stationären Geschäft verfügen. 2016-12-23 00:00 Christoph G www.nzz.ch 92 /100 Kampf um Wintergäste: Alphorn blasen statt Ski fahren Guetzli verzieren, Trampolin springen, an Malwettbewerben teilnehmen, Alphorn blasen oder kulinarisch wandern: Bringt man damit Gäste in die Berge? Zahlreiche Schweizer Wintersportgebiete hoffen es, denn es geht um viel. Die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr ist die umsatzstärkste in der ganzen Saison – sofern es Schnee hat. Doch der Winterzauber ist im Dezember bisher vielerorts ausgeblieben. Darunter leiden nun vor allem mittelgrosse Skiregionen, die ihre Pisten nicht oder nur zu einem geringen Teil künstlich beschneien. «An Wintersport ist momentan nicht zu denken», sagt Silvana Colette, Marketingverantwortliche der Mythenregion. Dank der Gondelbahn auf die Rotenflue werden über die Festtage aber trotzdem Gäste erwartet, die dem nebligen Grau entfliehen möchten. Märchenstunden, Zauberer oder Raclette-Abende sollen nebst Wanderern weitere Besuchergruppen, wie etwa Familien, ansprechen und zusätzliche Umsätze in der Gastronomie generieren. Klar aber ist: Die Einnahmen werden bei weitem nicht so hoch ausfallen, als wenn die Pisten in Betrieb wären. Diese Erfahrungen haben auch die Sportbahnenbetreiber in Elm gemacht: Im Dezember 2015 präsentierte sich die Lage nicht anders. Bloss rund ein Viertel der sonst üblichen Einnahmen wurde damals in die Kasse gespült. «Einbussen wird es auch diesmal geben», vermutet Direktor Bruno Landolt. Leider sei es später im Laufe der Saison fast nicht möglich, die fehlenden Umsätze wettzumachen. Um für die kommenden Jahre besser gewappnet zu sein, sollen deshalb die Projekte für Beschneiungsanlagen vorangetrieben werden. Auf künstlichen Schnee will ab 2017 auch Disentis setzen: Vorderhand bietet man den Touristen Klosterbesuche oder einen Zugriff auf die digitale Bibliothek der gesamten Ostschweiz an – beides kostenlos. Doch auch wer bereits über Schneekanonen verfügt, ist diesen Dezember nicht unbedingt glücklich mit ihnen geworden. «Die langanhaltende Inversionslage hat uns Schwierigkeiten bereitet», sagt Jürg Schustereit von den Bergbahnen in Wildhaus. Zwischen 1400 und 1500 Metern sei es zu warm gewesen, künstlichen Schnee zu produzieren. Deshalb habe man ein Depot unterhalb der Nebelgrenze im Tal anlegen müssen. Mit grossem Aufwand wurden nun die kritischen Abschnitte auf den Pisten von unten her aufbereitet. Doch eine Alternative hat es nicht gegeben. «Unser Kerngeschäft ist der Schneesport», sagt Schustereit. Auch ein eingeschränktes Pistenangebot müsse sichergestellt werden, da man sonst das wichtige Angebot mit den Skischulen nicht aufrechterhalten könnte. Doch darüber wird sich manch ein Knirps in Braunwald vielleicht gerade freuen: Wann schon steht einem Tandemsprung oder einem Bauernhofbesuch nichts im Weg? 2016-12-23 00:00 Susanna Ellner www.nzz.ch 93 /100 Reden über die Schweiz: Genug polemisiert Es ist die Zeit der Simplifizierung. Zum optimalen Richtwert für Botschaften sind 140 Twitter-Zeichen geworden: Wer sich nicht kurz fassen kann, ist verloren. Der Daumen geht rauf, die Facebook-Emojis zeigen Zustimmung oder Ablehnung. Das bedeutet Ja oder Nein, Gewinner oder Versager, gut oder böse, schwarz oder weiss. Es gibt kaum Zwischentöne. Die Zeit für Argumente fehlt. Entsteht eine Debatte, endet sie oft im wüsten Gezänk. Die Spirale des Gehört-werden-Wollens und des UrteilenWollens dreht sich immer schneller. Wären die Tendenzen zum ungehemmten Urteilen – und Verurteilen – nicht so evident, wäre man geneigt, nur Vorteile in den neuen Möglichkeiten der pluralisierten Meinungsäusserung zu erkennen. Die Simplifizierung aber, gepaart mit einer diskursiven Verrohung, führt letztlich zu Verunsicherung und Desorientierung. Die sich in den (un)sozialen Netzwerken ausbreitenden Denkarten schwappen selbstverständlich aus der digitalen in die reale Welt hinüber. Schwarz und weiss muss es auch in der Politik zu- und hergehen. Wer über die Schweiz spricht, neigt zu Zuspitzung und schemenhaftem Denken. Es gibt entweder Stadt oder Land, Punkt. Die Schweiz: Sie ist eine Rosinenpickerin, Profiteurin, Egoistin, Abseitssteherin, Isolationistin, Fremdenfeindin. Gerade Intellektuelle, erstaunlich eigentlich, neigen dazu, solche Bilder ihres Landes zu malen. Jemand war sogar der Ansicht, die Schweiz sei des «Wahnsinns». Solche Zuspitzungen werden gehört – gerade, wenn die knackigen Botschaften im Ausland abgesetzt werden. Um es vorwegzunehmen: Des Wahnsinns ist die Schweiz nicht. Fundamentalkritiker in Bezug auf das Land entlarven sich häufig als mit den politischen Mehrheiten unzufriedene Zeitgenossen. Sie müssen nicht selber in die politische Arena steigen, aber zumindest ein grösseres Verständnis für politische Arbeit und Prozesse entwickeln. Manche Schweiz-Kritiker kämpfen mit der Kleinräumigkeit des Landes, mit der sie einen vermeintlichen Kleingeist in Verbindung bringen. Diese Kritiker wünschen sich eine aktive Schweiz, eine, die mitmacht, die sich an die grossen Würfe heranwagt, die ihre Erfahrungen global einbringt. Sie verkennen aber die realen Gestaltungsmöglichkeiten. Statt die getadelte Enge aufzubrechen, zieht es die Vertreter dieser Gattung entweder ins persönliche Reduit oder nach Paris und Berlin. Wer seine Positionen nur maximiert und in der politischen Auseinandersetzung nicht eine Handbreit nachgibt, nimmt in Kauf, dass das Land seine politische Stabilität verliert. Die Schweiz allerdings ist weder in einer geistigen Enge gefangen noch auf so abschüssigen Wegen unterwegs, wie behauptet wird. Faktum ist, dass die Alpenrepublik, trotz allen bemühenden Debatten um die Masseneinwanderungsinitiative, eine der offensten Gesellschaften der Welt ist, dass die Zuwanderung gemessen an der Bevölkerungsgrösse wesentlich höher ist als in vielen Gegenden Europas, dass die Chancen für die Zuwandernden hoch sind, sei es in Bildung oder Arbeitswelt, und dass im urbanisierten Mittelland eine Multikulturalität gelebt wird, die ihresgleichen sucht. Dass sich aufgrund dieser Tatsache Identitätsfragen stellen und Menschen Überfremdungsängste in sich tragen, ist normal – solches passiert, wie Figura zeigt, in vielen anderen Ländern auch. Statt aber diesen Menschen von der Kanzel herab «faschistoide» Gesinnung vorzuwerfen, täte man besser daran, die Sorgen ernst zu nehmen. In diesem Kontext wären direktdemokratische Entscheide ernst zu nehmen. Verbunden wird die Krittelei an der vermeintlichen Enge des Landes mit einer Kritik am erarbeiteten Wohlstand. Gezeichnet wird dann eine Schweiz der Banken und des gehorteten Geldes. Das Bild des vollgefressenen Kapitalisten ist nicht weit. Das ist natürlich ein Zerrbild wie die «Schoggi-Schweiz». Es wird den industriellen Realitäten und der Innovationskraft des Landes jenseits von Kontoführung und Investment Banking nicht gerecht. Gar beleidigend ist die Wohlstands-Kritik für einen zunehmend herausgeforderten Mittelstand, der immer mehr unter Steuern und Abgaben ächzt. Die Wohlstands-Kritiker ist nur zu fragen: Was wäre die Alternative? Weniger Wohlstand und ergo weniger Geld für sozialen Ausgleich, Bildung, öffentlichen Verkehr? Also alles gut im Lande Tells? Freilich nicht. Angesichts der zunehmend wirtschaftlich motivierten globalen Migrationsströme kann der Schweiz das Wohlstands-Gefälle nicht gleichgültig sein. Zwar gibt es so etwas wie einen gesunden Egoismus. Man darf die Prioritäten bei sich und bei seinem Land setzen. Aber ein solcher Egoismus schliesst Hilfsbereitschaft, Mitmenschlichkeit und vernünftiges Handeln nicht aus. Hier könnte die Schweiz mehr tun. Beispielsweise sollte sie Lösungen vorschlagen, wie die lokale Bevölkerung in Schwellen- oder Drittweltländern von den zum Teil hohen Gewinnen internationaler Unternehmen, die hierzulande ansässig sind, profitieren könnte. Die Schweiz könnte überdies ihren Protektionismus überdenken, etwa im Agrarbereich. Ein richtig gestalteter Freihandel würde unterprivilegierten Ländern tatsächlich Chancen eröffnen. Auf dem politischen Parkett gibt es unverkennbare Radikalisierungstendenzen, und zwar rechts wie links. Das Motto hier: «Nur wir haben recht!» Da kommt es wieder, dieses fatale SchwarzWeiss-Denken, dieser Verzicht auf Argumentation. Wahre Demokraten wissen, dass Menschen in offenen Gesellschaften per definitionem unterschiedlich denken. Nur die vermeintlichen Demokraten meinen, alle müssten so denken wie sie. Wer akzeptiert, dass unterschiedliche politische Haltungen das notwendige Futter jeder Demokratie sind, der muss zum Schluss kommen, dass nur der politische Kompromiss uns vor unheilvollen Zuständen bewahren kann. Wer seine Positionen nur maximiert und in der politischen Auseinandersetzung nicht eine Handbreit nachgibt, nimmt in Kauf, dass das Land seine politische Stabilität verliert. Man ist geneigt, von einer ordnungspolitischen Verluderung zu sprechen. So nimmt der Glaube an den Staat stetig zu, während jener an die Marktkräfte abnimmt. Auch wirtschafts- und ordnungspolitisch steht nicht alles zum Besten. Man ist geneigt, von einer ordnungspolitischen Verluderung zu sprechen. So nimmt der Glaube an den Staat und seine Wirkungsmacht stetig zu, während jener an die Marktkräfte abnimmt. Um nur ein Beispiel zu nehmen: Im Medienbereich setzt sich in Politik und Öffentlichkeit schleichend die irrige Annahme durch, nur eine mit Steuermitteln finanzierte Medienanstalt könne noch die wichtige demokratiepolitische Rolle, die den Medien zugesprochen wird, wahrnehmen. Welch ein Trugschluss! Anlass zur Sorge geben sodann die stetigen Angriffe auf den liberalen Arbeitsmarkt. Statt in Länder zu blicken, die ihren Arbeitsmarkt durchreguliert haben, und nüchtern zu analysieren, was dort genau geschieht, meinen selbst sich liberal nennende Parteien, sie müssten nun – aufgrund welcher Zwänge auch immer – zur Bürokratisierung schreiten. Die Euphemismen dazu lauten «Vorrang light» und «flankierend». Welch ein Unsinn! Die Schweiz macht vieles, aber nicht alles richtig. Es sind die übergeordneten Herausforderungen, die Sorgen bereiten. Dazu zählen – gerade unter dem Aspekt der Migration – die tatkräftige Eröffnung von Chancen für wenig privilegierte Länder, der Erhalt der politischen Stabilität im Lande selbst und die Fortsetzung des wirtschaftlichen Erfolgsmodells. Politiker und Behörden sollten ihr Handeln danach ausrichten. Und Intellektuelle könnten, statt zu polemisieren, auch einmal konstruktive Beiträge zu diesen grossen Fragen liefern. Das wär doch was. 2016-12-23 00:00 Michael Schoenenberger www.nzz.ch 94 /100 Schweizer Golfer: Vom Ersparten leben Mit knapp 150 000 Euro Preisgeld war der Senior André Bossert der mit Abstand erfolgreichste Schweizer Golfprofi in diesem Jahr. Es ist ein Betrag, der den 53-jährigen Zürcher zur Nummer 3 im Jahresklassement der europäischen Senior-Tour macht – dank der konstantesten Saison der Karriere und dem ersten Turniersieg bei den über 50-Jährigen. Alle übrigen Schweizer im Profigolf waren nicht annähernd so erfolgreich und verdienten zusammen weniger Preisgeld als Bossert: nur zwei über 10 000 Euro, nur einer, der stark gestartete Joel Girrbach, über 30 000 Euro. Keine Frage: Leben kann man von diesen Preisgeldern nicht. Alle Athleten verfügen zudem über Sponsorverträge, natürlich auch Bossert und ebenso die nur Insidern geläufigen Akteure, die sich auf zweit- und drittklassigen Touren nach oben spielen wollen. Auch auf Damian Ulrich trifft dies zu, seit zehn Jahren als Profigolfer unterwegs und dabei trotz nie erreichtem Spielrecht auf der Europa-Tour meist einer der besten Schweizer. Aber die abgelaufene Saison hätte er nicht bestreiten können, wenn er nicht in besseren Zeiten vorgesorgt hätte: Die grössten Preisgelder vergangener Jahre legte der 33-jährige Zuger auf die Seite – und lebte 2016 davon. Mit einer Runde von neun Schlägen unter dem Platzstandard begann er in Ägypten vielversprechend, doch danach schaffte er keinen einzigen Cut mehr. Der Kontostand sank immer tiefer und ebenso das Selbstvertrauen. Jetzt beendet er die Karriere, vor allem weil auch die Freude am Golf, die Passion für «seinen» Sport, nicht mehr vorhanden ist. Er bilanziert «eine schöne, aber nur mässig erfolgreiche Karriere», erinnert sich an einzelne gute Runden, an starke Placierungen am European Masters in Crans und daran, dass er dort 2011 als bisher einziger Schweizer auf der 3. Runde das Klassement kurze Zeit anführte. Jetzt ist er daran, sich sein zweites Leben ohne Golf zu organisieren. So weit ist Caroline Rominger noch lange nicht. Die ebenfalls 33-jährige Engadinerin will nach einer an Erfolgen armen Saison und dem verpassten Olympia-Traum «nochmals voll angreifen.» Sie erspielte sich vor einem Jahr am Qualifikations-Finale als beste Schweizerin das volle Spielrecht auf der europäischen Frauen-Tour (LET), doch tatsächlich qualifiziert war sie nur für fünf Turniere. Sie kam kein einziges Mal ins Preisgeld, musste sich mit gut 3000 Euro auf der zweitklassigen LET-Access-Tour begnügen und zog die sportlichen und finanziellen Konsequenzen: Sie verzichtete dieser Tage auf die Teilnahme am finalen QualifikationsTurnier, weil sie sich da wieder nur für ein paar wenige LET-Turniere hätte qualifizieren können. Die ersten fünf der LET-Access-Tour hingegen, für die sie spielberechtigt ist, kommen in eine bessere Kategorie. Diesen Weg will sie 2017 einschlagen – auch aus finanziellen Gründen: Die Reise- und Hotelspesen auf der grossen Tour sind ihr zu teuer, zumal sie den Vertrag mit ihrem Hauptsponsor verloren hat. Und auf der grossen Tour ist ein Caddy zwar nicht obligatorisch, aber trotzdem unerlässlich, was zusätzliche Ausgaben von rund 700 Euro pro Turnierwoche ergibt. Mit rund 100 000 Franken Spesen für Reisen, Betreuerstab und Caddy rechnet eine Profigolferin auf der europäischen Tour, die nur für die Besten lukrativ ist: Über 300 000 Euro Preisgeld verdiente 2016 die Amerikanerin Beth Allen als Nummer 1, auf gerade noch 100 000 Euro kam die Nummer 10. Um das für viele erklärte grosse Ziel, die Spielberechtigung fürs Folgejahr, zu schaffen, musste man weniger als 20 000 Euro Preisgeld erspielen. Immerhin gut 90 000 Euro Preisgeld mussten auf der Challenge Tour, der zweiten Liga der Männer, eingespielt werden, um sich im 15. Rang der Geldrangliste das Spielrecht auf der European Tour zu sichern. Aussichten aufs grössere Geld hat hierzulande fürs Erste nur André Bossert, falls er bei den USSenioren auf der Champions Tour mitspielen könnte, was er für 2017 nicht anstrebt. Ohnehin aber sind für ihn die «einzigartigen Gefühle» vor dem Turnierstart und das Adrenalin auf einer Turnierrunde wichtiger als das Preisgeld – so seine Erklärung dafür, warum er nach 27 Jahren auf der Tour noch immer vom Golf besessen ist. 2016-12-23 00:00 Stefan Oswalt www.nzz.ch 95 /100 Mobilität der Zukunft: Verkehrsträgern Flexible Kombination von Die Mobilität entwickelt sich in Richtung einer integrierten, verkehrsträgerübergreifenden und digital basierten Dienstleistung. Für die traditionellen Verkehrsanbieter bedeutet das, dass der Wettbewerb intensiviert wird und die Finanzierung bestehender Infrastrukturen unter Druck gerät. Das zwingt sie, sich neu auszurichten. Politik und Regulierung sind gefordert, Rahmenbedingungen für kundenorientierte, effiziente und nachhaltige Verkehrsangebote zu schaffen. Und was tut die Politik zurzeit? Sie arbeitet mit der Organisation der Bahninfrastruktur (OBI) ein Dossier ab, das vor über sechs Jahren eröffnet wurde. Resultat des Bestrebens, institutionelle Antworten auf die Liberalisierungsinitiativen der EU zu finden, ist ein noch komplexeres und teureres System ohne erkennbaren Mehrwert. Eine neue, sektorspezifische Bundesanstalt wird geschaffen, und parallel dazu wird der Regulator gestärkt. Eine neue Vergabelogik für Aufgaben, welche die Branche bisher kooperativ gelöst hat, führt nun zu Fragmentierung und doppelter Regulierung. Leider wurde es im Rahmen von OBI verpasst, die Herausforderungen der Digitalisierung systematisch durchzudenken – OBI ist auf die Vergangenheit gerichtet. Aber inzwischen hat auch die EU realisiert, dass die Digitalisierung der Eisenbahn und des Verkehrs tiefergreifende Auswirkungen hat als der relativ künstliche Wettbewerb auf der Schiene. Plötzlich ist das Problem nicht mehr primär (fehlende) Konkurrenz auf der Schiene, sondern die durch die Digitalisierung immer stärkere Konkurrenz unter allen Mobilitätsanbietern – und der damit verbundene Trend, dass die Wertschöpfung im Verkehr von neuen Anbietern absorbiert wird bzw. ins Ausland abwandert. Was also bedeutet die Digitalisierung für das schweizerische Bahnsystem? Die Informations- und Kommunikationstechnologie erlaubt die Entstehung neuer, elektronischer Plattformen mit folgenden drei Auswirkungen: Erstens können die verschiedenen Verkehrsangebote dank geringeren Transaktionskosten besser koordiniert und im Vertrieb zu einem integrierten Angebot gebündelt werden. Auf der Vertriebsebene entstehen neue Anbieter, analog zu Hotelbuchungsplattformen. Die Wertschöpfung verlagert sich in deren Richtung. Zweitens werden die Mobilitätsleistungen für den Kunden einfacher, übersichtlicher und auch vergleichbarer. Eine integrierte Leistung (der Service) steht im Vordergrund und nicht mehr der Transport von Personen oder Waren an sich. Drittens verlieren aus Kundensicht Unterschiede zwischen verschiedenen Verkehrsträgern oder Transportmodi, zwischen Nah- und Fernverkehr und zwischen öffentlichem und privatem Transport ihre Relevanz, bzw. die Abgrenzungen verschwinden ganz. Die zentrale Herausforderung für die Anpassung der Regulierung an die neue Zeit besteht darin, dass sie und die Institutionen heute nach Sektoren ausdifferenziert sind und keine markt-, system- oder mobilitätsorientierte Gesamtsicht haben. Das künftige Mobilitätsmodell unterscheidet sich damit grundlegend vom historischen Modell, in welchem sich Kunden mit jedem Verkehrsträger getrennt auseinanderzusetzen hatten. Zwar bleibt die Leistungserstellung auch künftig stark fragmentiert, aus Sicht der Kunden werden aber alle Angebote über eine neue, übergreifende Vertriebsebene (Mobilitätsplattform) zugänglich. Diese stellt Transparenz über die einzelnen Angebote her. Sie gestattet es den Kunden auch, durch eine flexible Kombination verschiedener Verkehrsangebote ihre Mobilität zu optimieren. Die Entstehung einer (oder mehrerer) Mobilitätsplattformen setzt voraus, dass deren Betreiber Zugang zu Dienstleistungen und Informationen der verschiedenen Verkehrsträger erhalten. Durch Verlagerung der Wertschöpfung und Desintegration wird die Finanzierung der Infrastrukturen und Verkehrsträger infrage gestellt. Somit hat die Regulierung des Zugangs zu Infrastrukturen, Dienstleistungen und Information zwei wesentliche Rollen: erstens als Voraussetzung für ein künftiges Mobilitätsmodell und zweitens als Mechanismus zur Sicherstellung einer nachhaltigen Finanzierung des Gesamtsystems. Die zentrale Herausforderung für die Anpassung der Regulierung an die neue Zeit besteht darin, dass sie und die Institutionen heute nach Sektoren ausdifferenziert sind und keine markt-, system- oder mobilitätsorientierte Gesamtsicht haben. Es besteht also Bedarf an ganzheitlichen, verkehrsträgerübergreifenden Rahmenbedingungen. Bei der Regulierung der Mobilität muss insbesondere bedacht werden, welcher Anteil der Wertschöpfung bei welchen Systemteilnehmern verbleibt und zur Finanzierung der notwendigen Infrastrukturen beitragen kann. Hierzu bedarf es insbesondere einer klaren und konsistenten Datenpolitik, damit unklare Rahmenbedingungen nicht zu einer Lähmung der Branche führen. Diese sollte in gutschweizerischer Art zuerst von den Marktteilnehmern erarbeitet werden, etwa was die verschiedenen Typen von Daten und deren Zugänglichkeit betrifft. 2016-12-23 00:00 Matthias Finger www.nzz.ch 96 /100 Edita Gruberová zum 70. Geburtstag: Steiniger Weg an die Spitze In München, Wien und Zürich waren ihre Auftritte über lange Zeit Fixpunkte in der Agenda der Melomanen, und sie selbst wurde zu einer Institution: Edita Gruberová, die heute ihren 70. Geburtstag feiert, kann auf eine mittlerweile fast fünfzig Jahre währende Karriere zurückblicken. Seit sie die Lucia di Lammermoor 1978 an der Wiener Staatsoper sang, entwickelte sich das Dreigestirn des Belcanto – Rossini, Donizetti, Bellini – zu ihrer eigentlichen Domäne. Dass sie jugendlich-virtuose Partien wie Lucia, die Regimentstochter oder Amina («La sonnambula») in einem Alter, da Kolleginnen sich nach einem neuen Fach umsehen müssen, immer noch glaubwürdig zu verkörpern wusste, machte sie zu einer Ausnahmeerscheinung in der schnelllebigen Opernwelt. Leicht wurde Gruberová der Weg an die Spitze allerdings nicht gemacht. Die slowakische Koloratursopranistin debütierte 1968 in Bratislava und kam 1970 an die Wiener Staatsoper – wo die Karriere erst einmal stockte. Sie konnte zwar als Königin der Nacht debütieren, doch danach wurde sie vornehmlich in kleineren Partien eingesetzt. Es bedurfte der Intervention Karl Böhms, dass man ihr 1976 in einer Neuinszenierung von «Ariadne auf Naxos» die Zerbinetta anvertraute – eine Partie, in der sie weltweit für Furore sorgen sollte. Unvergessen, wie Gruberová noch 1993 in der Zürcher Produktion die Arie «Grossmächtige Prinzessin» mit vokaler Brillanz und einem Schalk sondergleichen zum Kabinettstückchen machte, nach dem Harlekins Kommentar «Hübsch gepredigt! Aber tauben Ohren!» regelmässig Lacher im Publikum hervorrief. Etwa zur gleichen Zeit begann sie, dramatischere Belcanto-Partien zu erarbeiten; besonders hervorhebenswert die Elisabetta, Maria Stuarda und Anna Bolena in Donizettis TudorKöniginnen-Trilogie. Die Karriere auf Tonträgern verlief ebenfalls nicht ganz mühelos. Zwar spielte Gruberová ihre Rollen in Zugstücken zum Teil gleich mehrfach ein; doch erst seit der Gründung des Schweizer Labels Nightingale konnte sie Repertoireerweiterungen, die aus Raritäten bestanden, umfassend dokumentieren. Vielleicht war es ein Glück, dass ihr der Ruhm nicht in den Schoss fiel; vielleicht trug gerade dies zum Ethos einer stimmlich-dramatischen Perfektion bei, das sie selbst als Starsängerin noch weiter an ihrer Kunst feilen liess. Wer beispielsweise die beiden «Lucia di Lammermoor»Studioaufnahmen vergleicht, wird feststellen, dass Gruberová in der älteren von 1983 zwar mit Alfredo Kraus den besseren Partner hat, in der jüngeren (1991) indes ungleich mehr Facetten erschliesst. Hier gelingt es ihr, aus den Fiorituren, Trillern, Pianissimi und Crescendi Ausdrucksfiguren zu formen und farbliche Nuancen einzubringen, wie sie einem so hellen und hoch gelagerten Sopran von Natur aus nicht unbedingt zur Verfügung stehen. Mit einer solchen Entwicklung trat Edita Gruberová den kritischen Stimmen, die ihr Singen als seelenlos, ja mechanistisch bezeichneten, dezidiert entgegen. Auch als Bühnendarstellerin zeigte sie, dass die Gestaltung einer Rolle sich bei ihr keineswegs in einer Demonstration stimmtechnischer Meisterschaft erschöpfte; wohl nicht jede Sängerin ihrer Generation hätte sich bereit erklärt, am Ende von «Roberto Devereux» die Perücke auszuziehen und als beinahe kahlköpfige greise Königin das Publikum schaudern zu machen. Mag auch in den letzten Jahren die Genauigkeit in der Intonation etwas nachgelassen und mögen sich Manierismen wie der exzessive Einsatz fahler Töne herausgebildet haben: Auf dem Zenit ihres Könnens beherrschte Edita Gruberová die Grammatik des Belcanto mustergültig und mit hoher Imaginationskraft und erfüllte selbst im äussersten Piano den letzten Winkel jedes Opernhauses mit ihrer künstlerischen Intensität. 2016-12-23 00:00 Thomas Baltensweiler www.nzz.ch 97 /100 Bereits bewegt - Mercedes-AMG E 63 S: Business-Jet für die Strasse Wie sich Verhältnisse in Zeiten des technischen Fortschritts ändern, zeigt der jüngste Spross der Mercedes-E-Klasse-Familie, der sich als AMG E 63 S mit 612 PS zum leistungsstärksten Modell der Baureihe entwickelt hat. Der vor 23 Jahren lancierte Mercedes E 60 AMG leistete mit seinem V8-Motor 381 PS und wog knapp 1,8 Tonnen. Der Neue ist zwar 10 Prozent schwerer als sein Vorgänger, erreicht mit gleicher Zylinderzahl, jedoch 4 statt 6 Litern Hubraum 60 Prozent mehr Leistung. Wenn der Mercedes-AMG E 63 S in 3,4 Sekunden die 100-km/h-Marke erreicht, ist der E 60 gerade einmal bei Tempo 65 angelangt. Auch in Sachen Geräuschkulisse liegt der E 63 S leicht vorne, insbesondere wenn im «Sport+»Modus die Auspuffklappen geöffnet sind. Sobald es von der Geraden auf eine kurvenreiche Strecke geht, ist die laut AMGEntwicklungschef als «Neudefinition der Sportlimousine» bezeichnete Topversion der E-Klasse dem 1993er Modell meilenweit überlegen. Dafür sorgt neben dem vom Mercedes-AMG GT abgeleiteten Triebwerk etwa ein neues Sportfahrwerk, das von der Drei-Kammer-Luftfederung aus der jüngsten Mercedes-Entwicklung profitiert und für rennstreckentaugliche Fahrdynamik sorgt. Der Selbstversuch auf dem Grand-Prix-Kurs von Portimão beweist, dass für die dynamische Fahrt am Limit nicht einmal die Fahrdynamikregelung ESP komplett weggeschaltet werden muss. Dank Hinterachs-Sperrdifferenzial und dem neu entwickelten Allradsystem gelingt die Beschleunigung aus der Kurve schlupffrei und mit voller Kraft auf den Hinterrädern. Für eine lückenlose Kraftübertragung sorgt ein neues 9-Gang-Sportgetriebe mit Mehrfachkupplung, das insbesondere beim Herunterschalten schneller reagiert als eine Wandlerautomatik. Die Bremsanlage des gut 1,9 Tonnen schweren E 63 S – seine einzige Hypothek ist abgesehen vom voraussichtlichen Preis das Gewicht – ist auf die hohe Beanspruchung ausgelegt. Optional sind Keramik-Carbon-Bremsscheiben mit mehr als 40 Zentimetern Durchmesser an der Vorderachse erhältlich. Bei rennstreckentypischen Bremsmanövern wird das Heck minim instabil, doch fängt sich der Wagen dank seiner Fahrwerkelektronik selbsttätig und ohne rigide Lenkradbedienung. Auch wenn der E 63 S wie sein kleinerer Bruder E 63, der 575 PS leistet, äusserlich wie eine EKlasse wirkt, hat sich bei der Karosserie einiges zum Basismodell verändert. Der gesamte Vorderwagen ist eine eigenständige AMG-Entwicklung mit längerem Vorbau. Die Kotflügel sind vorne je 27 Millimeter breiter. Im Innern verfügt das Kraftpaket über Sportsitze, die mehr Seitenhalt bieten als die Standard-E-Klasse. Müssig wie Vergleiche mit Urahnen sind in der 600-PS-Klasse auch Fragen nach der Wirtschaftlichkeit. Immerhin, AMG hat dem Motor eine Zylinderabschaltung verabreicht, die im Schiebebetrieb vier der acht Kolben deaktiviert. Ein Verbrauch wie vom Werk angegeben um die 9 Liter? Für ein Auto, das rennen und nicht schleichen will, illusorisch. Und in der Preisklasse jenseits von 100 000 Franken, wo der E 63 S etwa liegen dürfte, ohnehin sekundär. Ein Auswahlkriterium dürfte hingegen der serienmässige Allradantrieb sein sowie die Verfügbarkeit eines T-Modells. Auf das muss allerdings noch bis Ende 2017 gewartet werden. 2016-12-23 00:00 Herbie Schmidt www.nzz.ch 98 /100 Leichenfund Pfäffikon SZ: Männliche Leiche gefunden Gegen 11 Uhr morgens wurde laut Polizeibericht am Donnerstag an der Unterdorfstrasse in Pfäffikon SZ eine männliche Leiche aufgefunden. Zurzeit bestünden keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen. Zur Ermittlung der Todesursache wurde das Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich beigezogen. 2016-12-23 00:00 Dominique Zeier www.nzz.ch 99 /100 Wende im Syrien-Krieg: Asad kontrolliert wieder ganz Aleppo Aleppo, seit 2012 eine zwischen Rebellen und Regierung zweigeteilte Stadt, steht wieder unter vollständiger Kontrolle der Regierung von Bashar al-Asad. Das teile das syrische Militär am Donnerstagabend mit, nachdem nach ihren Angaben die letzten Rebellen den Osten der einstigen Wirtschaftsmetropole in Bussen verlassen haben. Damit habe das Militär die «Sicherheit und Stabilität» in Aleppo wiederhergestellt, hiess es in einer vom Staatsfernsehen verbreiteten Erklärung. In Live-Übertragungen aus dem Westteil der Stadt waren Freudenschüsse von Regierungsanhängern zu hören. Soldaten und Zivilisten riefen «Aleppo, Aleppo!» und «Nur Gott, Syrien und Bashar!». Umringt von Menschen mit syrischen Flaggen, sagte der zuständige Korrespondent: «Kein Osten und Westen mehr.» Laut dem regierungstreuen Fernsehsender al-Mayadeen bestand der letzte Evakuierungskonvoi am Donnerstag aus vier Bussen und 15 Begleitfahrzeugen. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben seit dem Beginn der Evakuierung mindestens 35'000 Menschen Ost-Aleppo verlassen. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete hingegen von bis zu 27'000 Evakuierten, unter ihnen 7000 Kämpfer der Rebellen. Für das Regime in Damaskus ist der Abzug der Aufständischen aus der seit 2012 heftig umkämpften Stadt eine «strategische Transformation» im Krieg «gegen den Terrorismus». Unter Terroristen versteht Asad für gewöhnlich alle Kräfte, die sich gegen ihn auflehnen. Tatsächlich dürften durch die Rückeroberung Aleppos die Karten im Syrien-Konflikt neu gemischt werden. Während das Regime nun wieder alle wichtigen Grossstädte des Landes kontrolliert, ist der Verlust ihrer einstigen Hochburg für die Rebellen ein schwerer Schlag. Das Datum des Falls Aleppos «werden wir nie vergessen und niemals vergeben», schrieb der oppositionelle Aktivist Ahmed al-Khatib, der die Stadt vor der Belagerung verlassen hatte, auf Twitter. Die Welt solle bezeugen, wie Asad Menschen getötet und vertrieben und Aleppo zerstört habe. Die Rebellen hatten nach einer erbittert geführten Rückzugsschlacht gegen die Regierungstruppen zugestimmt, ihre letzten Stellungen in Aleppo zu räumen. Die Evakuierungen begannen vergangene Woche, wurden aber immer wieder unterbrochen. Noch am Donnerstag wurde der Abzug durch heftigen Schneefall, Wind und den schlechten Zustand der für die Evakuierung genutzten Fahrzeuge verzögert. Im Gegenzug wurden die von Rebellen belagerten Schiitendörfer Fuaa und Kafraya in der Provinz Idlib evakuiert. Zwei Busse verliessen nach einem Bericht des libanesischen HizbullahSenders al-Manar am Donnerstag die Orte. Sie wurden offenbar so lange zurückgehalten, bis auch Aleppo geräumt war. Nur rund 50 Kilometer nordöstlich von Aleppo lieferten sich derweil t ürkische Regierungstruppen und verbündete Rebellen in al-Bab heftige Gefechte mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Seit Mittwoch sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums aus Ankara 16 türkische Soldaten bei Selbstmordattentaten ums Leben gekommen. Türkische Kampfjets bombardierten im Gegenzug die IS-Bastion al-Bab. Dabei kamen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle mindestens 47 Zivilisten ums Leben. 2016-12-23 00:00 Daniel Steinvorth www.nzz.ch 100 /100 Fifa-World: Die grosse Furcht vor dem Freistoss Das Fifa World Football Museum in Zürich, Ende Februar 2016 eröffnet, polarisiert. Betritt man den aufwendig herausgeputzten Bau beim Bahnhof Enge, wähnt man sich am Check-in einer Airline; Glas, Chrom und Security-Schleusen buhlen mit der meterhohen BrandingLeuchtschrift um Aufmerksamkeit. Und auch nach der Visite der 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, nach dem atemlosen Inhalieren von 1000 Exponaten, 500 Videos und 15 Spielstationen bleibt die Frage offen: Wo bin ich hier? Ein zentrales Gestaltungselement des 30 Millionen Franken teuren Baus ist der Spiegel. Das reflektierende Glas lässt Videos mächtiger flackern, verwandelt die Verbandschronik in ein Spiegelkabinett, führt Treppen entlang in die Bistrozonen. Es drängt sich der plakative Kurzschluss auf: Hier wird der Fussball in all seinen Facetten gespiegelt. Hoffnungsfroh auch die Ankündigung auf der Website: «Das Museum feiert das reiche Kulturgut des Fussballs und dessen Fähigkeit, Menschen rund um den Erdball zu inspirieren.» Eine blosse Spiegelung ist aber noch kein echter Blick in den Spiegel. Wird etwas bloss reflektiert, passiert noch keine Reflexion. Genau daran leidet das Museum – und zwar in einem Ausmass, dass die Fifa die Einrichtung nach nicht einmal einem Jahr bereits grundlegend infrage stellt. Eine Arbeitsgruppe überprüfe das Angebot, der Prozess sei «ergebnisoffen». Das Haus sitze auf einem Defizit von 30 Millionen Franken, statt 250 000 Besuchende pro Jahr kämen nur halb so viele. Dabei sind 130 000 zahlende Gäste eine stolze Zahl. Also muss die Unzufriedenheit tiefer sitzen, sie muss im Innersten gesucht werden: bei den Konzepten. Nur so ist zu erklären, warum der Funke nicht überspringt, warum das Haus erst dann für Schlagzeilen sorgt, wenn es am Abgrund steht. Die Fifa formuliert als Hauptziel, «der Erfolgsgeschichte des internationalen Fussballs eine würdige Stätte» zu schaffen. Dies lässt auf ein statisches Top-down-Prinzip schliessen, wogegen die Seele des Fussballs gerade in jener Dynamik zu suchen wäre, die von unten kommt. Zweitens ist eine «Erfolgsgeschichte» ohne Misserfolge unglaubwürdig. Ein Beispiel: Beim Hotel Baur au Lac, wenige hundert Meter vom Museum entfernt, wurden letztes Jahr hohe Fifa-Funktionäre festgenommen. Während die Bilder mit der durch Leintücher kaschierten Verhaftung um die Welt gingen, fehlt in der Ausstellung der kleinste Hinweis darauf. Dabei wäre das Objekt «Fussball» ergiebig, sagt Bernhard Tschofen, Professor für Kulturwissenschaften an der Universität Zürich. Mit dem Soziologen Marcel Mauss gesprochen, handle es sich um ein «soziales Totalphänomen», das in viele gesellschaftliche Bereiche einwirke – von Ästhetik und Moral über Ökonomie und Recht bis Religion und Mythologie. Abzulegen sei der hegemoniale Blick aufs runde Leder, kritische Ansätze gebe es genug: Ausgrenzungen im Sport, Sport und Kommerz usw. Grosses Potenzial hätte der multiethnische Fussball, gerade auch in Zürich. Solche Ansätze würden ein breiteres Zielpublikum ansprechen. Dass die Fifa nicht einen beherzten Freistoss ausgeführt habe, um ihre Geschichte ungeschönt zu spiegeln und ihren Gegenstand inhaltlich breiter aufzustellen, sei zu bedauern. Nun riskiere das Museum, dauerhaft im Abseits zu stehen. Auch die Präsentation spiele eine zentrale Rolle. Die geografische Lage des Museums sei nicht prominent genug, zudem handle es sich nicht um ein ikonisches Bauwerk, wie es international verwöhnte Museumsgänger gewohnt seien. Man sehe dem Bau nicht sofort an, dass er ein Museum sei; umgekehrt sei augenfällig, dass er nicht von Zaha Hadid oder Daniel Libeskind stamme. Laut Tschofen ist auch die «geistige Lokalisierung» relevant. Weise ein Museum einen starken Bezug zum Standort auf, seien dessen Erfolgsaussichten grösser. Zürich sei aber keine Stadt des Weltfussballs. Dass die Fifa dort ihre Büros habe, genüge nicht, im Gegenteil wirke dies aufgrund der Causa Blatter womöglich eher abstossend. «Zu Zürich passt zum Beispiel ein Geldmuseum, da ist der Bezug evident», sagt Tschofen und verweist auf das Mercedes-Museum in Stuttgart. Stuttgart sei eine traditionsreiche Autostadt, zudem habe man die Exponate in ein atemberaubendes Gebäude gestellt. Trotzdem begnüge sich das Haus nicht mit Nabelschau, sondern bediene ein disperses Publikum von Autofreunden und -kritikern. Die Schattenseiten des Autobooms kämen auch zur Sprache, zudem gebe es Sonderausstellungen mit Blick weit über den Heckspoiler hinaus. «Erfolgreich sind heutzutage jene Museen, die nicht Antworten liefern, sondern Fragen stellen», betont Tschofen. Würde bloss Bekanntes präsentiert, habe man sich rasch sattgesehen – so exquisit die Exponate auch sein mögen. Der Philosoph Peter Sloterdijk sehe im modernen Museum eine «Schule des Befremdens». Museen müssten nicht Identität festigen, sondern infrage stellen. Sie seien bestens geeignet für einen «intelligenten Grenzverkehr mit dem Fremden». Wer ins Museum trete, solle mit Unbekanntem konfrontiert werden und Irritation erfahren. Hauptaufgabe eines Museums sei es, nach Erklärungen zu suchen für die moderne Welt mit ihren Differenzen und Konflikten. So wird das Nahe fremd, das Fremde nah; Identitäten mischen sich. Das gelte beim Fifa-Museum noch verstärkt, weil man mit Spiegeln und Screens auf ein topmodernes Design gesetzt habe. «Bei der Wahl der Szenografie muss man aufpassen, dass man die Show nicht glatter macht als den Gegenstand selbst.» Fifa World weise eine problematische Gestaltungssprache auf, die Trennung zwischen Shop und Ausstellung sei nicht deutlich, was die Argumentation verwässere. Tschofen: «Da produziert ein gutgemachtes Sportgeschäft heute mehr Atmosphäre.» Wahrnehmung im Museum habe viel mit Atmosphäre zu tun; verfalle diese andauernd in die Sprache anderer Orte wie Kaufhaus, Spielplatz oder Messe, werde viel Aufmerksamkeitspotenzial der Besuchenden verschenkt. Allerdings wäre Tschofen kein Fan einer Schliessung der Institution; im Gegenteil glaubt er ans Potenzial eines guten Fussballmuseums. Doch müssten die Museumsmacher konzeptuell über die Bücher. In Dortmund etwa gebe es das Deutsche Fussballmuseum, das neben der auffallenden Architektur und der reichen Sammlung ein sattes Rahmenprogramm aufweise, das auch Fussballbanausen anspreche. «Im Idealfall läuft in einem guten Museum an jedem zweiten Tag im Jahr etwas Besonderes», sagt der Wissenschafter. Damit könne man gar nicht früh genug beginnen: Öffne heute ein kulturhistorisches Museum seine Tore, sei es zuvor oft bereits über Jahre in der Öffentlichkeit präsent gewesen. Mit einem Museumslabor hole man die Bedürfnisse der Leute ab, mit einer gut gesetzten Agenda sorge man permanent für Gesprächsstoff. «Das Museum ist dann bereits weitherum bekannt, bevor es auch nur einen einzigen Tag offen gewesen ist.» 2016-12-23 00:00 Beat Grossrieder www.nzz.ch Total 100 articles. 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