Offener Brief zur Theatergemeinschaft Krefeld und Mönchengladbach

SPD-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld
SPD-Fraktion im Rat der Stadt Mönchengladbach
Frau Ministerin
Christina Kampmann
Ministerium für Familie, Kinder, Jugend,
Kultur und Sport des Landes NRW
Haroldstraße 4
40213 Düsseldorf
Krefeld und Mönchengladbach, im Dezember 2016
Offener Brief zur Zukunft des Theaters Krefeld und Mönchengladbach
Sehr geehrte Frau Ministerin Kampmann,
die Theaterehe der Städte Krefeld und Mönchengladbach ist ein Paradebeispiel für eine
erfolgreiche interkommunale Zusammenarbeit, die sich seit nunmehr 66 Jahren mehr
als bewährt hat. Insbesondere in Zeiten angespannter kommunaler Kassen ist diese
Kooperation ein unbestrittenes Aushängeschild der nordrhein-westfälischen Theaterlandschaft und somit Vorbild in der Landespolitik.
Durch die enge Zusammenarbeit der beiden Städte sind wir in der Lage, ein vollwertiges Drei-Sparten-Haus inklusive Orchester zu unterhalten und dabei nur rund zwei Drittel der durchschnittlichen Zuschüsse, die andere Städte für ein eigenes Theater aufbringen müssen, zu zahlen.
Mit der Ausgliederung des Theaters in eine eigenverantwortliche, gemeinnützige GmbH
im Jahr 2010 sowie der Ausschöpfung zahlreicher Einsparpotenziale wurden bereits
beachtliche Konsolidierungsbeiträge für die Haushalte der Trägerstädte realisiert. Und
dies, so möchten wir ausdrücklich betonen, in dem stets schwierigen Spannungsfeld
zwischen künstlerischem Anspruch und wirtschaftlichen Zwängen.
Dabei ist es Generalintendant Michael Grosse und seinem Team gelungen, weiterhin
ein künstlerisches Niveau auf die Bühne zu bringen, das Publikum und Kritik gleichermaßen begeistert. Krefeld hat mit 109.600 Besuchern eine Auslastungsquote von 86%,
das Haus in Mönchengladbach mit 114.800 Besuchern liegt bei 72% - trotz einer zweifachen Erhöhung der Ticketpreise. Das sind großartige Zahlen!
Jedoch lassen sich die Sparschrauben nicht einfach unbegrenzt weiter anziehen. Kosten für Tariferhöhungen sowie bauliche und technische Modernisierungen bringen die
Theater Krefeld und Mönchengladbach gGmbH an ihre Grenzen und darüber hinaus.
Die finanziellen Herausforderungen, vor denen das Theater steht und noch zukünftig
stehen wird, sind so nicht mehr zu stemmen. Für die Erfolgsgeschichte Gemeinschaftstheater werden wir auf diese Weise kein neues Kapitel schreiben können.
Aus diesem Grund befinden wir uns bereits jetzt in Gesprächen, um mit dem Konzept
„Theater mit Zukunft III“ ab 2020 weiterhin Planungssicherheit zu geben, aber auch
neue Perspektiven aufzuzeigen. Dies wird eine ungemein schwierige, aber aus unserer
Sicht lösbare Aufgabe, wenn wir sie gemeinsam anpacken. Hierbei beziehen wir das
Land explizit mit ein.
Denn es zeichnet sich ab, dass sich die beiden Städte noch stärker finanziell engagieren müssen, um die Zukunft des Theaters zu sichern. Dazu sind wir bereit. Für uns ist
jedoch klar, dass auch das Land sich in gleichem Maße beteiligen muss. Zur Zeit liegt
der vom Land getragene Anteil des Gesamtzuschussbedarfes der Stadttheater von 25,8
Mio. Euro bei rund 5%. Laut Berechnungen des Städtetages wäre hingegen eine Beteiligung von mindestens 20% erforderlich.
Wir möchten unser Schreiben deshalb mit der dringenden Aufforderung verbinden, die
Landeszuschüsse für die städtischen Theater zu erhöhen und einer strukturellen Unterfinanzierung entgegenzuwirken. Nordrhein-Westfalen hat eine vielfältige, in Deutschland einmalige kreative und lebendige Theaterlandschaft vorzuweisen, die sich eben
nicht nur auf die großen Zentren konzentriert. Die Theater sind Teil des kulturellen, kreativen gesellschaftlichen Fundaments ihrer Städte.
Diese Theaterlandschaft, mit erfolgreichen Kooperationen wie in Krefeld und Mönchengladbach, gilt es zu bewahren. Dafür muss das Land die Kommunen bei der Erfüllung
ihrer kulturellen Verantwortung besser unterstützen. Ein Lob für die Arbeit und das Engagement der Verantwortlichen vor Ort reicht nicht mehr aus.
Wir freuen uns, dass Sie ebenfalls die Leistung des Gemeinschaftstheaters anerkennen
und gemeinsam mit uns an einer finanziell gesicherten Zukunft arbeiten wollen. Deshalb bitten wir Sie, gemeinsam mit den Städten und Gemeinden einen neuen Theaterpakt für Nordrhein-Westfalen zu schmieden, der in besonderer Weise die Anstrengungen der Städte honoriert, die wie Mönchengladbach und Krefeld schon seit Jahren mit
dem Gemeinschaftstheater ein Vorbild für interkommunale Zusammenarbeit und die
Entwicklung tragfähiger zukünftiger Strukturen in der Theaterlandschaft NordrheinWestfalens sind.
Mit freundlichen Grüßen
Benedikt Winzen
Felix Heinrichs
Vorsitzender der SPD-Fraktion
im Rat der Stadt Krefeld
Vorsitzender der SPD-Fraktion
im Rat der Stadt Mönchengladbach