Winde to go

Forstmagazin
Winde to go
Eine tragbare Winde bringt Bäume auch ohne Traktor-Antrieb sicher
zu Fall. Zusammen mit einem Forstprofi haben wir das praktische aber
teure Gerät ausprobiert.
D
as kann in engen Beständen dem
besten Holzfäller passieren: Der
Stamm fällt zwar in die richtige
Richtung, hängt sich aber am Nachbarn auf. Oder ein Rückhänger soll in
die Gegenrichtung zu Fall gebracht
werden. Überraschend gut geht das mit
der tragbaren Spillseilwinde 1800 von
Eder, die wir zusammen mit Forstwirtschaftsmeister Anton Wilhelm ausprobiert haben.
Die rund 13 kg schwere Winde besteht aus einem Zweitakter mit 4,5 PS,
der seine Leistung über ein Planetengetriebe an das Seilspill abgibt. Das Getriebe bietet zwei Stufen mit 900 oder
1 800 kg Zugkraft. Die Gänge lassen
sich allerdings nur hakelig bei abgeschaltetem Motor wechseln, ein Hochschalten während des Ziehens ist nicht
möglich.
Die Seilgeschwindigkeit liegt laut
Hersteller bei 12 bzw. 24 m pro Minute.
Durch das Spillwinden-Prinzip bleiben
Zugkraft und Geschwindigkeit immer
konstant.
Die Seilführung ist einfach und
ziemlich pfiffig: Das passende Kunststoff-Zugseil wird mindestens fünf Mal
entgegen dem Uhrzeigersinn um das
Spill geschlungen. Danach führt man
das Seil über eine Klemme, eine Umlenkrolle und die Führung des Gashebels. Durch diese Konstruktion kann
der Waldarbeiter die Winde sehr bequem steuern: Ein leichter Zug am
freien Seilende reicht und Motor erhöht die Drehzahl. Das Spill dreht sich
und zieht das Seil an. Sobald man das
Seil loslässt, geht die Motordrehzahl
wieder auf Leerlauf, das Spill stoppt
und die Last wird von der Seilklemme
sicher gehalten. Der kombinierte Gaszug mit „Totmannschaltung“ ist ein
deutlicher Vorteil im Vergleich zu anderen tragbaren Forst-Spillwinden, die
auch bei Standgas drehen und damit
den Seilverschleiß erhöhen.
Das Seil wird mindestens fünf Mal um
das Spill gewickelt.
Gaszug und Seilführung sind kombiniert,
so lässt sich die Winde gut steuern.
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Wie üblich bei einem Spill muss man
nur leicht am Seil ziehen – der Hersteller schreibt dazu lapidar in der Betriebsanleitung: „Auch durch besonders kräftiges Ziehen wird die Zugkraft
der Winde nicht erhöht“. Eher steigt
der Seilverschleiß. Sollte das Seil zu
stark rutschen, reichen ein bis zwei zusätzliche Umschlingungen auf dem
Spill. Bei uns brachte die Winde ihre
Zugkraft jedenfalls zuverlässig aufs
Kunststoffseil.
Einfacher Einsatz: F ür den Test haben
wir eine mittlere Buche mit Windenunterstützung gefällt. Per Wurfbeutel
und dünner Schnur hat Anton Wilhelm das Windenseil zunächst über einen möglichst hohen Ast geführt und
unten am Stamm befestigt. Der hohe
Anschlagpunkt sorgt für günstige Hebelverhältnisse, sodass die Zugkraft
von 1,8 t hier vollkommen ausreicht.
Das Windenseil hat der Forstwirtschaftsmeister dann in Fällrichtung
über eine Rolle geführt, die er per
Rundschlinge möglichst tief an einem
stabilen Baum angeschlagen hat. Von
der Rolle ging es im spitzen Winkel
wieder zurück in die Nähe der Buche.
Das Ganze war in wenigen Minuten
aufgebaut. Die Rolle ließe sich übrigens
auch wie bei einem Flaschenzug als
lose Rolle einsetzen. Dann erhöht sich
die Zugkraft auf 3,6 t.
Der Rahmen der Winde wurde an einem Ankerbaum befestigt. Das geht in
der Praxis einfach per Schlupf und Haken. Die Winde muss sich beim Ziehen
aber frei bewegen können, damit sie
nicht gegen den Ankerbaum gedrückt
und beschädigt wird.
Bevor Anton Wilhelm die Motorsäge
angesetzt hat, wurde das Zugseil auf
Spannung gezogen. Nach Abschluss
von Fallkerb und Fällschnitt konnte die
Winde den Baum sicher zu Fall bringen. Ein leichter Zug am losen Seil
reichte dafür aus.
Die kleine Spillwinde ist erstaunlich
stark. Bei unserem Test nutzt Anton
Wilhelm sie als Alternative zum
mühsamen Keilen.
kommt das notwendige Zubehör: Das
13 
mm dicke Kunststoffzugseil mit
Dyneema-Kern (5 t Bruchlast) kostet bei
60 m Länge rund 300 €. Zusätzlich benötigt man das passende Endstück für
die Zugseite und ein Gleithaken mit
Einhängelasche für die Kette (zusammen rund 180 €). Für Umlenkrolle, Chokerkette und weiteres, sinnvolles Zubehör muss man noch einmal rund 200 €
anlegen. Macht unter dem Strich einen
Systempreis von knapp 3 000 € – dafür
gibt’s bereits eine einfache 5 t-Winde für
den Schlepper.
Wer allerdings beim Forsteinsatz mobil sein möchte und auch ohne Schlepper nicht auf Windenunterstützung
verzichten will, findet in der Eder-Spillwinde eine wirklich brauchbare Hilfe.
Guido Höner
Schnell gelesen
• Die tragbare Spillwinde zieht
1,8 t und lässt sich schnell
einsetzen.
• Über die pfiffige Seilführung
gibt man mit dem losen
Seilende gleichzeitig Gas.
• Die Winde hat ihren Preis: Mit
Zubehör und Seil kostet sie
ca. 3 000 €. Dafür gibt es auch
eine einfache Traktorwinde.
Geht auch, aber
sehr langsam:
Beim Rücken von
Stämmen ist die
Spillwinde kein
echter Ersatz für
die Winde am
Traktor.
Fotos: Höner
Einen weiteren, abgelängten Stamm
haben wir versuchsweise mit der tragbaren Winde gerückt. Auch bei einem
Festmeter Volumen war das kein Problem – es ging aber nicht besonders
schnell. Eine Schlepperwinde würde
den Stamm vier- bis sechsmal schneller
ziehen.
Nicht nur deshalb sind selbst einfache
Schlepperwinden eine große Konkurrenz für die tragbare Spillwinde. Für
den Traktor gibt es bspw. ein Einsteiger-Modell mit 3,5 t Zugkraft, mechanischer Steuerung und 50 m Seil ab rund
2 100 € (alle Preise inklusive MwSt). Das
ist günstiger als die kleine Spillwinde,
die nackt bereits 2 300 € kostet. Dazu
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