Ein Video-Portfolio zur summativen Messung unterrichtlicher Kompetenzen am Ende der Lehrpersonenausbildung: Empirische Erprobung und Evaluation Kerstin Bäuerlein & Urban Fraefel Hintergrund • Kompetenzorientierung im Bildungswesen → Bedarf an Instrumenten zur Kompetenzmessung (Oser & Oelkers, 2001) • Schwierigkeit der Messung berufspraktischer Kompetenzen bei komplexen Handlungs- und Entscheidungssituationen (wie z.B. im Unterricht) • Geringe Messqualität traditioneller Verfahren zur Erfassung unterrichtlicher Kompetenzen (z.B. Prüfungslektionen; Strietholt & Terhart, 2009) Übergeordnetes Ziel Stufen- und fächerübergreifend einsetzbares Verfahren zur summativen Überprüfung unterrichtlicher Kompetenzen am Ende der Lehrpersonenausbildung (Abschlussprüfung Berufspraktische Studien), das die wissenschaftlichen Haupt- und Nebengütekriterien für Diagnoseinstrumente erfüllt und somit nicht nur objektiv, reliabel und valide ist, sondern auch ökonomisch, transparent, fair, akzeptiert etc. Konzept des Video-Portfolios Idee: • Vollständige Dokumentation realer Arbeitsprozesse • Beurteilung durch zwei Prüfende entlang eines verbindlichen Beurteilungsrasters → Qualitativ hochwertige Messung unterrichtlicher Kompetenzen Video-Portfolio: • Studierende planen, filmen und analysieren Lektionen eigenen Unterrichts und reflektieren basierend darauf ihre unterrichtlichen Kompetenzen • Beurteilungsgegenstand: Videos sowie schriftliche Planungen, Analysen und Reflexionen Beurteilung: • Beurteilung durch zwei geschulte Fachpersonen (eine davon aus der Fachdidaktik) • Verbindliches Beurteilungsraster, das auf dem aktuellen Forschungsstand zur Unterrichtsqualität basiert Entwicklung und Implementierung 2012 Entwicklung durch die BpSt Sek I 2013 2015 2014 Erprobung und Weiterentwicklung durch die BpSt Sek I 2017 2016 Obligatorische Abschlussprüfung in den BpSt Sek I Weiterentwicklung und Einführung bei den BpSt Primarstufe BpSt: Berufspraktische Studien; Sek I: Sekundarstufe I Projektziele → Weiterentwicklung des Konzepts: Anpassung an den aktuellen Forschungsstand → Sicherstellung der Eignung des Video-Portfolio-Inhalts und der Beurteilungskriterien für Studierende der Primarstufe → Überprüfung der Erfüllung der Haupt- und Nebengütekriterien Methoden Daten: • ~ 350 im Frühlingssemester 2017 eingereichte Video-Portfolios von Studierenden der Primarstufe an der PH FHNW, ~ 60 Prüfende • Fragebogen für Studierende und leitfadengestützte Gruppeninterviews mit Prüfenden nach Einreichung bzw. Beurteilung der Video-Portfolios → Erfahrungen mit dem Video-Portfolio und Bewertung des Verfahrens bezüglich der Haupt- und Nebengütekriterien Analysen: • • • • Item- und Skalenanalysen gemäss Klassischer Testtheorie und Item Response Theorie Reliabilität: Inter-Rater-Reliabilität (Intraklassenkorrelation, Cohen’s Kappa), Reliabilität 1 Rater vs. 2 Rater (Intraklassenkorrelation) Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring, 2015) der Gruppeninterviews Vergleich der Video-Portfolio-Noten (Mittelwert, Streuung etc.) mit den BpSt-Noten in den Semestern vor der Einführung des Video-Portfolios Ausblick Weitere Evaluationspläne: • Wiederholte Beurteilung von Video-Portfolios nach mehreren Monaten (Retest-Reliabilität) • Längsschnittliche Begleitung von Studierenden und der von ihnen unterrichteten Schülerinnen und Schüler im Jahr nach dem Video-Portfolio (prognostische Validität) Literatur Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (12. überarb. Aufl.). Weinheim: Deutscher Studien Verlag. Oser, F. & Oelkers, J. (2001). Die Wirksamkeit der Lehrerbildungssysteme. Chur: Rüegger. Strietholt, R., & Terhart, E. (2009). Referendare beurteilen. Eine explorative Analyse von Beurteilungsinstrumenten in der Zweiten Phase der Lehrerbildung. Zeitschrift für Pädagogik, 55(4), 622-645. Kontakt: [email protected]
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