Agravis sichert sich den Nordosten

Agravis sichert
sich den Nordosten
Das hat die Branche überrascht: Die Agravis übernimmt
zusammen mit der dänischen Dava den Agrarhandel der
Rendsburger Getreide AG. Das ist kein kleiner Deal.
Umsatzvolumen
1 Mrd. €
Renditeziel
1 %
Umfang der Akquise 11 Gesellschaften
W
ir helfen wachsen, lautet der
Werbeslogan der Agravis. Jetzt
wächst die Hauptgenossenschaft mit Sitz in Münster und Hannover selber. Zusammen mit dem dänischen Partner Danish Agro und Vestjyllands (Dava), mit der man bereits drei
Gemeinschaftsunternehmen betreibt,
hat Agravis die Agrarhandelssparte der
Rendsburger Getreide AG gekauft. Insgesamt geht es dabei um über 70 Standorte in sechs Bundesländern mit einem
Umsatzvolumen von rund 1 Mrd. €
(Übersicht 1). Über den Kaufpreis
wurde Stillschweigen vereinbart.
Der Verkauf beinhaltet das Landhandelsgeschäft inklusive Mischfutter- und
Saatgutaktivitäten sowie alle Erfassungsstandorte der Getreide AG (Übersicht 2). Die Rendsburger wollen sich
künftig auf das Verarbeitungsgeschäft,
die Lebensmittelproduktion und den
Grafik: Orb
Übersicht 1: Die
Eck­daten des Deals
Großhandel konzentrieren. Insider wissen, dass dort die Margen deutlich höher sind als im traditionell engen Landhandelsgeschäft. Das eröffnete Agravis
und Dava die Chance, zuzugreifen.
Die Dänen halten auch am neuen
Gemeinschaftsunternehmen 75 %, die
Agravis 25 %. Die bisherige Aufteilung
der Geschäftsanteile habe sich bewährt,
betonen die Genossen. Man vertraue
sich. Dafür darf die Agravis den Chefposten besetzen. Firmensitz wird
Rendsburg.
Sachsen
über 70 in sechs
Bundesländern
Hafenzugänge
5, davon ein Tiefsee­hafen in
Rostock
Zahl der Mitarbeiter
550
Lagerkapazität
ca. 2,5 Mio. t
Mischfutter­kapazität ca. 450 000 t
Saatguthandel
ca. 50 000 t
Pflanzenschutzmittelhandel (3 Lager)
ca. 2 400 t
Übernommen wird v.a. eine schlagkräftige Getreideerfassung mit großen Lägern.
Ziel ist 1 % Rendite:Zur Strategie
sagte Agravis-Chef Dr. Große Frie bei
der Bekanntmachung des Deals: „Wir
sehen den Agrarhandel als unsere Kernkompetenz und machen uns mit dem
Kauf zum Marktführer im deutschen
Agrargeschäft. Ziel sei eine Umsatzrendite von 1 %. Spätestens im zweiten und
dritten Jahr nach der
Übernahme wollen die
Genossen dieses Ziel erÜbersicht 2: Viele ­Standorte
reicht haben.
liegen in Ostseenähe
Die bisherigen Unternehmensbereiche
der
Getreide AG sind stark
im
Betriebsmittelgeschäft und verfügen direkt oder indirekt über
fünf
Hafenzugänge
Schleswig-Holstein
(Hamburg, Rendsburg,
Mecklenburg-Vorpommern
Wolgast, Stralsund und
Hamburg
Rostock).
Vor allem der TiefseeBremen
hafen Rostock ist für
Dava und Agravis wertvoll. Hier verfügt die
Niedersachsen
Getreide AG über zwei
Berlin
Liegeplätze, von denen
jetzt einer an die DavaAgravis-Holding geht.
Brandenburg
Sachsen-Anhalt
Thüringen
Standorte
Agravis und Dava
übernehmen über
70 Standorte, darunter
fünf Hafenzugänge.
Gleich mit erworben wurde eine Drittelbeteiligung an der Förderbandgesellschaft, sodass man künftig auch eine
Hand an der Ladelogistik hat.
Agravis sieht sich mit dem Deal gut
für die Zukunft aufgestellt. „Unsere
Standorte ergänzen sich prima. Es gibt
so gut wie keine Überschneidungen zu
unseren bisherigen Aktivitäten. Und
wir verhindern, dass sich ein Dritter vor
unserer Haustür breitmacht“, zählt der
Agravis-Chef die drei wichtigsten Vorteile auf. Damit schielt er wohl vor allem auf die Expansionsgelüste der HaGe
in Kiel oder der BayWa in München.
Synergieeffekte erwartet Große Frie
auch für die Agravis. „Ich gehe davon
aus, dass wir in Zukunft Pflanzenschutzmittel und Saatgut noch günstiger einkaufen können und vielleicht
nicht mehr jede Investition, die wir für
unsere Standorte geplant haben, brauchen werden, vor allem im Mischfutterbereich.“ Um 5 bis 8 Mio. € soll sich die
Rendite dadurch verbessern. Davon
würden die Kunden der Agravis und damit die Landwirte profitieren, heißt es.
Ganz in trockenen Tüchern ist das
Geschäft aber noch nicht. Das Kartellamt muss noch zustimmen. Große Frie
ist optimistisch, dass das Verfahren bis
Ende Januar abgeschlossen ist. „Dann
könnten wir zum 1. Februar starten.“
Dr. Ludger Schulze Pals
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