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Pflanzenschutz
Raps: Sicher
gegen Schädlinge
Nicht jeder Rüssler oder Käfer schädigt sofort Ihren Raps.
Wann und womit Sie eingreifen sollten, erklären Dr. Bernhard
Werner und Frauke Brauer Siebrecht, LWK Niedersachsen.
Frühe Stängelrüssler:Bereits zum
Ende des Winters sollten Sie daher in
Ihren Rapsbeständen Gelbfangschalen
aufstellen. Damit lässt sich das Erwachen der Stängelrüssler gut kontrollieren, die zuerst im Jahr auftreten. Da die
Rüssler in den Alt-Rapsbeständen überwintert haben, sollte man auch dort
Schalen zur Kontrolle platzieren. Das
sind z. B. die Flächen, auf denen jetzt
Weizen wächst.
Einer der Stängelrüssler ist der ca.
4 mm schwarz-gräulich gefärbte Große
Rapsstängelrüssler. Bereits die ersten
warmen Tage machen ihn munter.
Dafür benötigt er etwa eine Boden- oder
Lufttemperatur von 5 bzw. 10 °C. Steigen
die Temperaturen schnell an, liegt häufig nur wenig Zeit zwischen seinem Erwachen und Zuflug in die Bestände.
Entscheidend ist, dass Sie beim Großen Rapsstängelrüssler zügig eingreifen, da er einen sehr kurzen Reifungsfraß hat und schnell zur Eiablage im
Stängel übergeht. Ab dann beginnt er,
den Raps zu schädigen. Die Larve frisst
das Stängelmark und verpuppt sich später im Boden. Typische Schadsymptome
104
top agrar 1/2015
sind die S-förmigen Verkrümmungen
und ein Aufplatzen der Stängel.
Der etwas kleinere Gefleckte Kohltriebrüssler (2,5 bis 3 mm lang) macht
dem Raps nicht ganz so stark zu schaffen. Er lässt sich meist etwas später als
der Große Rapsstängelrüssler blicken
und ist an den rotbraunen Füßen sowie
einem weißen Fleck auf dem vorderen
Rückenteil zu erkennen. Die Weibchen
haben einen deutlich längeren Reifungsfraß, sodass das Zeitfenster für
eine Bekämpfung je nach Wetter 10 bis
14 Tage betragen kann.
Ihre Eier legen sie in den Blattstielen
und Rippen ab. Da dort auch der Larvenfraß stattfindet, kommt es durch
den Kohltriebrüssler nicht zu Wuchsdeformationen am Stängel. Die Larven
fressen meist unentdeckt und sind erst
beim Aufschneiden des Stängels sichtbar. Ihre Bohrlöcher und die ausgehöhlten Stängel machen den Raps anfälliger
gegenüber schlechten Witterungsbedingungen und Pilzkrankheiten.
Der Kohlschotenrüssler
verursacht in Raps keinen
großen Schaden. Er ist jedoch
Wegbereiter für die gefähr­
lichere Kohlschotenmücke.
Der etwa 2 mm große, schwarz-metallisch glänzende Rapsglanzkäfer bevorzugt höhere Temperaturen. In seinem Winterquartier an Waldrändern
und Hecken wird der Käfer ab 8 °C aktiv
und verlässt es, wenn die Temperaturen
auf 12 °C steigen. Sein Hauptzuflug beginnt ab Tagestemperaturen von 15 °C.
Dabei besiedelt er die Rapsfelder zu-
Übers. 1: Bekämpfungsschwellen der Schädlinge
Schädling
Kohtriebrüssler
Kontroll­
termin
Ab Anfang Februar/
März Kontrolle durch
Gelbschale
30 Käfer/
BekämpGelbschafungsle in drei
schwelle
Tagen 1)
Rapsstängelrüssler
Rapsglanzkäfer
Kohlscho- Kohlscho­
tenrüssler tenmücke
Nach Knospenbildung bis Vollblüte;
Kontrolle durch Abklopfen der Einzel­
pflanze
Vollblüte;
beobach­
ten und
zählen
BBCH
Bestand
10 Käfer/
schwach wüchsig 1 Käfer/
Gelbschabis 55
>4
>8
le in drei
Pflanze
Tagen 1)
> 55
>5
> 10
1 Mücke/
3 bis 4
Pflanzen
1) mit Gitterabdeckung halbieren sich die Bekämpfungsschwellen Quelle: LWK Nieders.
Die Bekämpfungsschwelle des Rapsglanzkäfers hat sich geändert. Greifen Sie gegen
den Schädling erst ein, wenn die Käferzahl in Ihrem Bestand überschritten ist.
Fotos: Landschreiber (4), Dr. Werner
S
chädlinge im Raps sorgen jedes
Frühjahr erneut für Diskussionen: Wann fliegen die Rüsseloder der Rapsglanzkäfer in die Bestände
ein? Wer macht wie viel Schaden? Vor
allem die Frage, wie zuverlässig die Insektizide noch wirken, ist hochaktuell.
Denn die Probleme mit Insektizidresistenzen beschränken sich nicht mehr
nur auf den Rapsglanzkäfer, auch die
Schotenschädlinge reagieren zunehmend schlechter auf die Mittel. Zudem
gibt es nur wenig Wirkstoffklassen bei
den Insektiziden, was das Resistenzrisiko noch deutlich verschärft. Es ist daher
wichtig, die Schädlinge erst dann zu bekämpfen, wenn dies wirklich nötig ist.
Um das zu entscheiden, müssen Sie den
Schädling und die Befallsstärke kennen.
Kohlschotenrüssler auch Wegbereiter
für den zweiten Schotenschädling, die
Kohlschotenmücke. Um ihre Eier in
den Schoten abzulegen, nutzt sie meist
die Fraßlöcher des Schotenrüsslers. Ihre
Larven saugen später an den Innenwänden der Schote. Dabei scheiden sie Giftstoffe aus, sodass die Schoten anschwellen, vorzeitig vergilben und aufplatzen.
Foto: Landschreiber
Wirksame Insektizide:Ab wann sich
nächst vom Rand her. Wie schnell der
Zuflug abgeschlossen ist, hängt stark
von der Witterung ab. Ist es wechselhaft und sind die Temperaturen eher
kühler, kann sich die Besiedlung über
einen längeren Zeitraum erstrecken.
Zudem beeinflusst die Witterung
auch, wie viele Glanzkäfer den Winter
überleben. Bei durchgängiger Schneelage können die Käfer gut überwintern,
da diese Bedingungen ihrer Überlebensstrategie entsprechen. Dagegen kann
ein milder Winter wie 2013/14 sogar zu
höheren Käferverlusten führen.
Die wichtigste Nahrungsquelle des
Rapsglanzkäfers ist der Rapspollen. Um
ihn zu erreichen, zerbeißt er Kelch- und
Blütenblätter und kann dabei auch
Fruchtknoten sowie Knospe zerstören.
In einer geöffneten Blüte richtet er
aber eigentlich keinen Schaden mehr
an. Zu diesem Zeitpunkt kann er als
Bestäuber sogar nützlich für die Ertragsentwicklung des Rapses sein.
Neue Bekämpfungsschwelle:Wegen
der steigenden Probleme mit Insektizidresistenzen und aufgrund neuer Versuchsergebnisse gelten ab 2015 geänderte Bekämpfungsschwellen für den
Rapsglanzkäfer (siehe Übersicht 1).
Dabei wird weiterhin zwischen einem
schwachen und einem wüchsigen Rapsbestand unterschieden. Bei einem
schwachen liegt die Bekämpfungsschwelle bis BBCH 55 (Knospenstadium) bei über 4 Rapsglanzkäfern pro
Haupttrieb, danach bei über 5 Käfern
pro Haupttrieb. Ist der Bestand dagegen
wüchsig, beträgt die Bekämpfungsschwelle bis BBCH 55 über 8 Rapsglanzkäfer und später über 10.
Um den Befall auf Ihrer Fläche zu bestimmen, entnehmen Sie an fünf Stellen im Bestand fünf Pflanzen. Durch
Abklopfen der Haupttriebe über einer
Schale können Sie anschließend die
Käfer pro Haupttrieb zählen. Die Bonitur sollte vormittags in einem abgetrockneten Bestand erfolgen. Eine Behandlung ist erst dann erforderlich,
wenn die Käferanzahl die Richtwerte
überschreitet.
Beginnt der Raps zu blühen, besiedelt
der ca. 3 mm große Kohlschotenrüssler
in vielen Anbaugebieten die Bestände.
Sein Hauptzuflug findet erst bei Temperaturen von über 20 °C statt. Um
seine Eier abzulegen, frisst er Löcher in
die Schoten. Nach einer vierwöchigen
Fraßzeit, in der sich die Larven gut entwickeln, verpuppen sie sich im Boden.
Neben den direkten Fraßschäden an
den wachsenden Samenkörnern, ist der
der Insektizid-Einsatz gegen die Schädlinge lohnt, lässt sich anhand ihrer
Bekämpfungsschwellen ablesen (siehe
Übersicht 1). Beispielsweise liegt die
Schwelle beim Großen Rapsstängelrüssler bei 10 
Käfern/Gelbfangschale in
3 Tagen. Erst ab dieser Befallsstärke ist
es sinnvoll, Maßnahmen zu ergreifen.
Über die Bekämpfung der Schotenschädlinge diskutiert derzeit ein bundesweiter Resistenzausschuss, da vor
allem der Kohlschotenrüssler verstärkt
Insektizidresistenzen zeigt.
Die im Raps zugelassenen Insektizide
lassen sich in verschiedene Wirkstoffgruppen, wie z. B. Pyrethroide Klasse 1
und 2 oder Neonicotinoide, einteilen
(siehe Übersicht 2). Sie unterscheiden
sich in ihren Wirkungsmechanismen
und verhalten sich in der Umwelt nicht
gleich. Neben den Abstandsauflagen für
Gewässer und Saumbiotope stehen hier
immer wieder die Bienenschutzauflagen
im Fokus. Wie wirksam die vorhandenen Insektizide sind, untersucht die
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
in fortlaufenden Feldversuchen.
Mittel gegen Rüssler:Die Effizienz
verschiedener Pyrethroide der Klasse 1
und 2 sowie der Mittel Plenum und
Avaunt gegen Rüssler beleuchtet ein
Winterrapsversuch in 2013 am Standort
Stöckendrebber bei Hannover. Darin
haben vor allem die Pyrethroide der
Klasse 2 mit Wirkungsgraden von 98 %
(Shock Down) und 97 % (Kaiso Sorbie,
Cythrin 250 EC) überzeugt. Cythrin
250 EC ist jedoch zur Rüsslerbekämpfung nicht zugelassen und somit der
Effekt nur eine Nebenwirkung. Als Pyrethroid der Klasse 1 zeigt auch Trebon
mit 84 % Wirkung einen guten Erfolg.
Dagegen fallen die beiden bienen­
gefährlichen B1-Mittel Plenum und
Avaunt in der Rüsslerwirkung ab (detaillierte Ergebnisse finden Sie unter
www.topagrar.com/heft+). Wie Cythrin
sind sie gegen Rüssler nicht zugelassen,
aber ein wichtiger Baustein bei der
Rapsglanzkäferbekämpfung.
Wegen
ihrer geringen Rüsslerwirkung ist somit
der alleinige Einsatz von Plenum oder
Avaunt bei einem späten, starken Rüsslerbefall und gleichzeitiger Rapsglanztop agrar 1/2015
105
Pflanzenschutz
Übersicht 2: Auswahl an Insektiziden gegen Rapsschädlinge
/ ha
Ampera,
Custodia,
Prosaro,
Tilmor,
Propulse,
Folicur,
Matador,
Orius,
Caramba,
Mirage, Flamenco FS
Preis €
S y met
r
tus Go a , Or tiva , C
a
ld, Ce
rcobin nFL
Prolin
e
uren (N
s tr uk t
S aum
W)
Bienengefährdung
in Mischung mit
NG / N
W
(Hang -Auflagen
neigu
ng > 2
%)
Solo
Abstandsauflagen
T)
zugelassene Menge
g oder ml/ha
sser (N
IRAC
G e wä
Wirkstoff
g/l oder kg
Ra ps
s
Kohlt tängelrüss
riebrü
le
ssler r
Ra ps
glanz
k ä fe r
Kohls
c h o te
nr üs s
ler
Kohls
c h o te
nmüc
ke
ma x.
A n we
ndung
Kultu
r/Jahr
en /
Präparat
Pyrethroide Kl. I (stärker wirksam gegen Rapsglanzkäfer)
Etofenprox
3A 200 200 200 –
287,5
tau-Fluvalinat
Mavrik
3A
– 200 200 200
240
Pyrethroide Kl. II (weniger wirksam gegen Rapsglanzkäfer)
Trebon 30 EC
Fastac SC Super alpha-Cyper­
Contact
methrin 100
lambda-Cyha­
Karate Zeon
lothrin 100
lambda-Cyha­
Sparviero
lothrin 100
2
1
3A
100 100 100 100
2
3A
75
75
75
75
2
3A
75
75
75
–
3
Trafo WG
Lambda WG
lambda-Cyha­
lothrin 50
3A
150 150 150 150
2
Kaiso Sorbie
lambda-Cyha­
lothrin 50
3A
150 150 150 150
1
Clayton, Sparta
Shock, Down
Cyclone
lambda-Cyha­
lothrin 50
3A
150 150 150
2
Bulldock
beta-Cyfluthrin
3A 300 300 300 300
25
3
Decis flüssig**
Deltamethrin
25
Decis forte
Fury 10 EW
Sumicidin Alpha
EC
Deltamethrin
100
zeta-Cyper­
methrin 100
Esfenvalerat
50
–
300 300 300
–
3
3A
–
75
–
75
–
75
200
1
–
3A
3
–
–
–
50
607
101
(90 %/10 m) (50 %/0 m)
605 (75 %/
101
5 m); 606 (50 %/0 m)
NW
701
607 (90 %/
5 m)
607-1
(75 %/5 m)
607-1
(90 %/10 m)
605-1
(75 %/5 m)
606
605-1
(75 %/5 m)
606
109
(90 %/5 m)
108
(75 %/5 m)
108
(75 %/5 m)
NW
701
607 (75 %/
5 m)
605
(75 %/5 m)
606
607
(90 %/15 m)
607
(90 %/10 m)
607-1
(90 %/15 m)
607-1
(90 %/10 m)
607-1
(90 %/5 m)
607
(90 %/5 m)
B2
B2
B2
B2
11
B4
B4
B4
B2
10
B4
B4
B4
B2
8
B4
B4
B4
B2
9
B4
k. A.
k.
A.
k. A.
k. P.
108
(75 %/5 m)
B4
B4
B4
B2
8
108
(75 %/5 m)
B4
B4
B4
B2
9
108
(75 %/5 m)
B2
B2
B2
B2
5
103
(90 %/0 m)
B2
B2
B2
B2
6
B2
B2
B2
B2
109
(90 %/5 m)
103
(90 %/0 m)
103
(90 %/0 m)
103
(90 %/0 m)
NG
405
NW
705
11
7
NG
405
NW
800
B2
k. A.
k.
A.
k. A.
k. P.
B2
B2
B2
B2
5
B2
B2
B2
B2
11
B1
B1
B1
B1
k. P.
B4
B4
B1
B1
5
B4
B4
B4
B4
19
B4
B4
B1
B1
17
3A
100 100 100
–
2
3A
250 250 250
–
2
–
–
2
607-1
109
(90 %/10 m) (90 %/5 m)
80
80
2
607
102
(90 %/15 m) (75 %/0 m)
4A 300 300 300 300
2
4A
–
200
–
–
1
Pymetrozin
500
9B
–
150
–
–
1
642-1
(90 %/*)
101
(50 %/0 m)
B1
B1
B1
B1
18
Indoxacarb
150
22A
–
170
–
–
1
642-1
(90 %/*)
101
(50 %/0 m)
B1
B1
B1
B1
18
Cythrin 250 EC
Cypermethrin
250
3A
100 100
Nexide Cooper
gamma-Cyha­
lothrin 60
3A
80
80
NW
706
NW
713
NW
800
NW
705
Neonicotinoide
Biscaya
Mospilan SG
Thiacloprid
240
Acetamiprid
200
605 (75 %/*)
606
609
102
(50 %/*)
(75 %/0 m)
Pymetrozine
Plenum 50 WG
Oxadiazine
Avaunt
* länderspezifischer Mindestabstand; ** Zulassung endet 31.12.2014 (Aufbrauchfrist 18 Monate); Stand 11.2014; Quelle: LWK Niedersachsen
106
top agrar 1/2015
Effektiv gegen Glanzkäfer:Wegen der
zunehmenden Resistenzen beim Rapsglanzkäfer wurden in den letzten Jahren in Niedersachsen verstärkt Versuchsprogramme durchgeführt. Dabei
haben wir von 2012 bis 2014 alle wichtigen Wirkstoffgruppen auf ihre Rapsglanzkäferwirkung geprüft (siehe Übersicht 3). Um die Sofort- und Dauerwirkung der verschiedenen Produkte zu
bewerten, wurden nach 1 bis 2, 4 bis 6
und 6 bis 9 Tagen nach der Behandlung
die Wirkungsgrade der Mittel bonitiert.
Die Ergebnisse sehen wie folgt aus:
Als Vertreter der Pyrethroide der
Klasse 2 (schlechter gegen Rapsglanzkäfer wirksam) zeigte sich Karate Zeon
über die Jahre nahezu wirkungslos. Das
bestätigt die bekannten Resistenzprobleme der Glanzkäfer gegenüber diesen
Pyrethroiden. Dagegen erzielten die Pyrethroide der Klasse 1 (Mavrik, Trebon)
noch gute Wirkungsgrade. Jedoch lässt
sich bereits in deutschlandweiten Resis-
Übers. 3: Wirkung gegen Rapsglanzkäfer
100
Wirkungsgrad in %
Bonitur
1 – 2 Tage
4 – 6 Tage
6 – 9 Tage nach
der Behandlung
90
80
70
60
50
40
30
Grafik: Woite
käferbekämpfung nicht ausreichend,
um beide Schädlinge gut zu bekämpfen.
Doch welche Produkte eignen sich
gegen den Rapsglanzkäfer?
20
10
0
Plenum 50 WG
0,15 kg/ha
Avaunt
0,17 l/ha
Trebon 30 EC
0,2 l/ha
Mavrik
0,2 l/ha
Biscaya
0,3 l/ha
Mospilan
0,2 kg/ha
Karate Zeon
0,075 l/ha
Mittlere Wirkungsgrade, Minimum und Maximum von 3 Versuchen (2012 – 2014); Standort: Schadehop;
Sorte: 2 x Visby; 1 x SY Allister; Aussaat: 27. oder 28. August; in unbehandelter Kontrolle zu Boniturbeginn Ø 4,6 Käfer/Haupttrieb
Quelle: LWK Niedersachsen, Bezirksstelle Hannover
Nicht alle Produkte wirken noch sicher gegen Rapsglanzkäfer.
tenzuntersuchungen beobachten, dass
sich die Sensitivität verschiebt und die
Wirkung sinkt.
Die Neonicotinoide Biscaya und Mospilan erreichten im Vergleich zu den
Pyrethroiden der Klasse 1 schwächere
Foto: Dr. Werner
Foto: Landschreiber
Pflanzenschutz
An geöffneten Blüten ver­ursacht der Rapsglanz­käfer keinen Schaden (links), bei geschlossenen zerstört er die Knospen (rechts).
und zudem deutlich schwankende Wirkungsgrade. Beide Mittel wirken über
den direkten Kontakt und systemisch.
Nachteilig ist, dass sie einen höheren
Temperaturanspruch haben und daher
den Käfer bei kühleren Anwendungsbedingungen deutlich schlechter erfassen.
Für das Resistenzmanagement der
Rapsschädlinge sind sie aber ein Muss,
da man sie aufgrund der B4-Einstufung
in der Rapsblüte einsetzen darf. Biscaya
wirkt zudem gut gegen die Kohlschotenrüssler. Bringen Sie jedoch auch
diese B4-Mittel im blühenden Raps vorrangig in den Abendstunden aus, um
Bienen und Rapspollen möglichst wenig
mit Wirkstoffen zu belasten.
Die in den letzten Jahren zum Resistenzmanagement zusätzlich genehmigten (Art. 53 PflSchG) und inzwischen
regulär zugelassenen Mittel Avaunt und
Plenum (unterschiedliche Wirkstoffgruppen) konnten dem Rapsglanzkäfer
am besten zusetzen. Dabei schwankte
die Wirkung von Avaunt etwas stärker
als bei Plenum. Es wirkt als Kontaktund Fraßgift und ist nicht systemisch.
Auch Plenum wirkt als Fraß- und Kontaktgift, kann jedoch zusätzlich versteckt sitzende Rapsglanzkäfer gut bekämpfen. Im Vergleich zum Avaunt hat
es eine bessere Anfangswirkung.
Avaunt und Plenum zeichnen sich
auch durch eine gute Dauerwirkung
aus. Doch Vorsicht! Beide haben die
B1-Auflage. Man darf sie somit keinesfalls nach Blühbeginn des Rapes oder
der Unkräuter im Bestand anwenden.
Nutzen Sie diese Mittel am besten bei
einem stärkeren Rapsglanzkäferbefall
vor der Blüte. Ab der ersten Blüte im Bestand stehen Ihnen dann noch Trebon
108
top agrar 1/2015
(B2) und Biscaya (B4) sowie Mospilan
(B4) zur Verfügung.
Gegen die Schotenschädlinge ist auch
das Mittel Biscaya (Neonicotinoid) zugelassen und wirksam. Dagegen ist bei
den Pyrethroiden aufgrund fortschreitender Resistenzen ein Wirkungsabfall
gegenüber dem Kohlschotenrüssler zu
befürchten.
Wer ein Insektizid mit Fungiziden
zur Blütenbehandlung kombinieren
möchte, muss unbedingt die Bienengefährlichkeit der jeweiligen Insektizide
beachten (siehe Übersicht 2). Denn bei
einigen Insektiziden ändert sich die
Einstufung der Bienengefährlichkeit in
Mischung mit Fungiziden zu B2. Die
Behandlung ist dann nur nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr möglich.
Künftige Strategien:Die wichtigsten
Aspekte bei der Bekämpfung aller
Schädlinge im Raps sind der Bienenschutz und das Verhindern von Resistenzen. Um unnötige Behandlungen zu
vermeiden, darf ein Insektizideinsatz
nur gezielt und bedarfsgerecht erfolgen.
Vor allem beim Rapsglanzkäfer sollten
Sie unbedingt darauf achten, erst mit
einem dem Resistenzmanagement entsprechenden Mittel einzugreifen, wenn
der Schwellenwert überschritten ist.
Schwierig bleibt die Entscheidung bei
Kohlschotenrüssler und -mücke, da sich
die Befallsstärke häufig nur schwer erfassen lässt. Dennoch sollte in der Rapsblüte ein prophylaktischer Insektizid­
einsatz unterbleiben, da:
• die Bienengefährdung zu diesem Zeitpunkt besonders hoch ist und
• ungezielte Maßnahmen den Selektionsdruck und die Resistenzentwicklung
der Rapsschädlinge fördern.
Da sich bereits Resistenzen bei den
Schotenschädlingen andeuten, tagt derzeit ein bundesweiter Resistenzausschuss. Erst von seinen Ergebnissen lassen sich konkrete Strategien gegen die
Rapsschädlinge ableiten. Über die passende Strategie für Ihren Raps informieren wir Sie daher in einer späteren Ausgabe.
Schnell gelesen
• Neben dem Rapsglanzkäfer sind auch Schotenschädlinge
­zunehmend resistent gegenüber gängigen Insektiziden.
• Um weitere Resistenzen zu vermeiden und die Bienen zu schüt­
zen, sollte der Insektizideinsatz nur gezielt erfolgen.
• Frühzeitig aufgestellte Gelbfangschalen helfen, den ersten
­Schädlingsbefall mit Stängelrüsslern zu kontrollieren.
• Die schädlingsspezifischen Bekämpfungsschwellen sind
­unbedingt zu berücksichtigen.
• Ein Insektizid gemischt mit Fungiziden kann zu einer strengeren
Einstufung der Bienengefährlichkeit führen.