Die Geschichte ist aufgearbeitet Handbuch UV

MEDIEN
RATGEBER
Handbuch UV-GOÄ erschienen
Darauf haben alle Ärzte, die nach
der UV-GOÄ abrechnen dürfen,
lange gewartet: auf einen neuen
Kommentar zur Gebührenordnung
für die Behandlung von Unfallverletzten. Bislang gab es neben der im
Internet veröffentlichten Verlautbarung der UV-GOÄ insgesamt drei
Kommentare. Immer wieder wurde
von den Ärzten, die Arbeits- und
Schulunfälle behandeln dürfen, der
Wunsch geäußert, endlich auch einmal einen Kommentar von Ärzten
für Ärzte herauszugeben. Dieser
Mammutaufgabe hat sich Barbara
Berner – Rechtsanwältin bei der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und Verhandlungspartnerin der KBV in Gebührenverhandlungen mit der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung – gestellt. Sie hat eine Gruppe von erfahrenen Ärzten gewinnen können,
die über fundierte und langjährige
Erfahrungen in der Interpretation
der UV-GOÄ verfügen. In der ersten nun vorliegenden Auflage wurde mit der Kommentierung der Kapitel C und E begonnen. Die Kommentierung der weiteren Kapitel
wird sukzessive mit den nächsten
Auflagen folgen. Außerdem finden
sich im vorliegenden Buch alle Gesetze und Hinweise, die
für eine richtige und rechtmäßige Zusammenarbeit der
Ärzte mit den Unfallkassen/
BG-Verwaltungen und einer
richtigen Rechnungserstellung wichtig und maßgeblich
sind. Der Kommentar ist wie
folgt aufgebaut: Nach dem offiziellen Ausdruck der jeweiligen Gebührenziffer werden
die jeweiligen Arbeitshinweise der
UV-Träger zitiert. Dann folgt bei
Bedarf ein „Kommentar UV-GOÄ“
aus dem Autorenteam. Das vorliegende Buch hat es sich zum Ziel gesetzt, Hinweise, Kommentierungen
und Verbesserungen von Kollegen
umzusetzen. Alle Kommentare und
auch das Buch verfügen natürlich
über keine Rechtssicherheit. Mit
dem neuen UV-GOÄ-Kommentar
wird der Versuch unternommen, die
vielleicht manchmal einseitige Diskussion zu ergänzen und zu erweitern, sodass die ärztlichen Kollegen
sich verstanden fühlen. Zusammen
mit den vor etwa zwei Jahren eingeführten Clearingstellen kann dieser
Kommentar der weiteren Befriedung zwischen Rechnungserstel-
Barbara Berner
(Bearb.): Handbuch
UV-GOÄ. Abrechnung der Heilbehandlung in der Gesetzlichen Unfallversicherung.
Deutscher Ärzteverlag, 2016, broschiert,
676 Seiten, 69,99 €
lern und -empfängern dienen.
Für die nächste Auflage sollte
man überlegen, ob sämtliche
Gesetzestexte und Hinweise
im Hinblick auf eine Verschlankung und damit Preisreduktion des Buches nicht
durch die Internethinweise ersetzt werden können.
Sehr gut und empfehlenswert sind die Informationen
auf der beiliegenden CD.
Hier finden sich neben den Adressen der verschiedenen Verwaltungen auch Hinweise auf die Suche
der jeweiligen BG-Verwaltung bei
verschiedenen Berufen oder Berufsgruppen. Der Inhalt der CD ist
so praktisch, dass er auf jeden Praxis-/Krankenhaus-/Ambulanzcomputer gehört. Es wäre wünschenswert, wenn der Deutsche Ärzteverlag das Handbuch als Online-Version mit automatischen Updates zur
Verfügung stellen und/oder den
Praxis-Softwarehäusern anbieten
würde, damit die jeweils aktuelle
Version den D-Ärzten und allen
Ärzten, die berechtigt sind nach der
UV-GOÄ abzurechnen, diese jederzeit im Praxisalltag zur VerfüDr. med. Werner Boxberg
gung haben.
HESSISCHE LANDESÄRZTEKAMMER
Die Geschichte ist aufgearbeitet
2013 hatte die Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen
beschlossen, ihre Geschichte wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Beauftragt wurde Prof. Dr. phil. Benno
Hafeneger, Philipps-Universität Marburg. 2016 sind
einzelne Ergebnisse publiziert worden, beim Hessischen Ärztetag wurde der
Abschlussbericht vorgelegt. Die Intention der Pro-
Benno Hafeneger, Marcus Velke,
Lucas Frings: Geschichte der hessischen Ärztekammern
1887–1956. Wochenschau Verlag,
Schwalbach/Ts. 2016, kartoniert,
544 Seiten, 49,80 Euro
A 2382
jektgruppe war „... eine institutionsund regionalgeschichtliche Rekonstruktion der Standesgeschichte der
organisierten Ärzteschaft und deren
Politik und Vertretung in Form der
hessischen Ärztekammern für den
langen Zeitraum von 1887 bis 1956
vorzulegen“. Es handelt sich um
vier Epochen: Kaiserzeit, Weimarer
Republik, NS-Zeit und Nachkriegszeit. Durch detailliertes Quellenstudium in Archiven wurde die bewegte Geschichte der Kammern rekonstruiert. Dabei gewinnt der Leser einen Eindruck über das Denken und
Handeln der Funktionsträger der
Ärzteschaft im Kontext des jeweiligen politischen Systems. Es belegt
zudem, dass die schnelle und will-
fährige Anpassung der Ärzteschaft
an die Naziideologie eine Vorgeschichte hat und diese nach 1945
größtenteils weiterbestand. Durch
Verdrängen und Verleugnen der
menschenverachtenden Medizin der
Nazi- und Vornazizeit und schlichtes Lügen wird etwa deutlich, wie
Funktionsträger der Ärzteschaft mit
der Vergangenheit am Beispiel der
Nürnberger Ärzteprozesse umgegangen sind. Das reichhaltige Quellenmaterial mit Protokollen, Presseartikeln, Briefen, Lebensläufen
(zum Beispiel Personenlexikon)
macht das Buch zu einer spannenden und lehrreichen Lektüre über
die Geschichte der Ärzteschaft am
Matthias Elzer
Beispiel Hessen.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 51–52 | 26. Dezember 2016