Weiterentwicklung der Bankenregulierung | KPMG Klardenker

Weiterentwicklung der Bankenregulierung
Keyfacts
- Transparenz sollte erhöht werden
- Komplexität sollte verringert werden
- Planbarkeit sollte verbessert werden
21. Dezember 2016
Seit der Finanzkrise wurden zahlreiche Regulierungsmaßnahmen auf den Weg gebracht, um
das Finanzsystem zu stabilisieren. Viele Reformen wurden bereits mit Erfolg umgesetzt. Als
Konsequenz verfügen die Banken heute über deutlich bessere Kapital- und
Liquiditätsausstattung sowie über moderatere Risikoprofile.
Inzwischen hat sich die Regulierung aber noch einmal signifikant weiterentwickelt, es sind viele
neue Themen dazugekommen. Die Komplexität hat inzwischen derart zugenommen, dass
selbst große Banken darunter leiden.
Wie können Banken die zunehmende Komplexität der Regulierung beherrschen? Wie
entwickeln sich Geschäftsmodelle und Risikoprofile? Wie sollte sich die Bankenregulierung
weiterentwickeln?
1/5
24
Bankvorstände und Vertreter beider deutscher
Aufsichtsbehörden wurden von KPMG befragt.
Um das herauszufinden, hat KPMG Interviews mit 24 Banken geführt – ein repräsentativer
Querschnitt des deutschen Marktes. Es geht darin um das Zusammenwirken unterschiedlicher
regulatorischer Kennzahlen, die Folgen für das Bankmanagement aber auch um das
Zusammenspiel von Banken und Regulatoren. Darüber hinaus wurden Vertreter von
Bundesbank und BaFin zu den jeweiligen Regulierungsaspekten interviewt. Anhand der
Gespräche wurden Vorschläge erarbeitet, wie sich die Regulierung in Zukunft sinnvollerweise
weiterentwickeln sollte. Drei übergreifende Aussagen lassen sich dabei immer wieder finden:
die Transparenz sollte erhöht werden, die Komplexität verringert und die Planbarkeit
verbessert.
Komplexität und Veränderungstempo verringern
Durch die umfassende Neugestaltung der Bankenregulierung in Folge der Finanzkrise, ist die
Anzahl und Komplexität der einzuhaltenden Vorgaben in den Bereichen Kapitalausstattung,
Liquidität und Banksteuerung deutlich gestiegen. Die Maßnahmen und Kennzahlen sind
jeweils einzeln betrachtet zwar noch verständlich, ihr Zusammenwirken lässt sich kaum noch in
einem Steuerungskonzept erfassen. Deshalb plädieren alle Banken, unabhängig von ihrer
Größe, dafür, ein Konzept zu entwickeln, das die Konsequenzen ganzheitlich analysiert und
bewertet.
Eine weitere wesentliche Forderung der Banken an die Aufsicht ist, dass das Tempo für die
Umsetzung der Regulierungsmaßnahmen gesenkt und die Agenda für die weiteren
Maßnahmen transparenter gestaltet werden sollte.
Einfache Verfahren, die trotzdem risikoorientiert sind
Obwohl sich das Aufsichtsrecht auf die Rechnungslegung stützt, bestehen zahlreiche
Unterschiede zwischen diesen beiden Bereichen. Zudem entwickeln Regulatoren und
Standardsetzer in der Rechnungslegung wie im Aufsichtsrecht jeweils neue Konzepte, die nicht
aufeinander abgestimmt sind. Die Banken sind in der schwierigen Lage, sowohl die Interessen
der Investoren als auch die der Aufseher bedienen zu müssen. Insgesamt kostet diese
Konstellation die Institute viel Geld in der Umsetzung. Deshalb ist es wichtig, die Ansätze weiter
zu harmonisieren. Auch wenn dies nie vollständig möglich sein wird, kann operative
Harmonisierung helfen. Beispielsweise könnten Meldestichtage besser aufeinander
abgestimmt werden, um eine Überleitung der Bestände zu vereinfachen.
Wie berechnen Banken ihre Risiken für die Aufsicht? Vor der Finanzkrise war die Aufsicht
2/5
gegenüber internen Risikomodellen insgesamt positiv eingestellt. Als Konsequenz sind diese
Modelle in Deutschland weit verbreitet. Doch nach der Krise sind diese Modelle in Verruf
geraten, weil sie komplex in der Ausgestaltung und in den Ergebnissen wenig vergleichbar
sind.
Eine Abschaffung der internen Risikomodelle wäre jedoch der falsche Schritt, denn die
bewusste Auseinandersetzung mit den Risiken gehört zum Bankgeschäft. Ziel sollte es daher
sein, einfachere Verfahren zu etablieren, ohne die Risikosensivität aufzugeben. Vor allem im
derzeit volatilen Marktumfeld mit engen Margen, ist die konsequente Risikoorientierung von
essenzieller Bedeutung für die Geschäftsmodelle der Banken.
In den Dialog gehen – national wie international
Viele Banken in Deutschland, aber auch in Europa, haben derzeit erhebliche Probleme mit
ihrer Profitabilität. Sie stehen noch mehr Regulierung kritisch gegenüber, weil die Umsetzung
regelmäßig Geld kostet. Aufseher und Regulatoren haben dagegen stets die Stabilität des
Finanzsystems im Blick. Sie müssen weitere Krisen verhindern oder zumindest
unwahrscheinlicher werden lassen. Deshalb werden sie die Entwicklung neuer regulatorischer
Anforderungen vorantreiben.
Es ist deshalb wichtig, dass sich die Aufseher und die Manager der Banken regelmäßig
austauschen. In Deutschland ist dieser Dialog in verschiedenen Fachgremien bereits etabliert.
Darüber hinaus wird es wichtiger, diese Gespräche auch im internationalen und vor allem im
europäischen Umfeld (EBA, EZB) zu etablieren. Denn vor allem deutsche Banken sorgen sich,
dass durch internationale Regulierung für sie Nachteile entstehen.
Zusammengefasst
»Drei übergreifende Aussagen lassen sich dabei immer wieder finden: die Transparenz sollte
erhöht werden, die Komplexität verringert und die Planbarkeit verbessert.«
Die Komplexität der Regulierung hat so zugenommen, dass selbst große Banken zumindest an der
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit sind, wenn nicht gar überfordert. Um das zu verbessern, sollte die
Transparenz erhöht, die Komplexität verringert und die Planbarkeit verbessert werden, ohne das Risiko
aus den Augen zu verlieren. Neben einem intensiven strategischen wie operativen Dialog, ist eine
umfassende Folgenabschätzung wichtig. Nur so kann der Gesamteffekt aller Regulierungsmaßnahmen
abgeschätzt werden.
3/5
Daniel Quinten
Partner, Financial Services
ÄHNLICHER ARTIKEL
VIDEOS
Wenn Banken in Krisen geführt werden
Wie entwickeln Banken eigentlich Sanierungsmaßnahmen? Indem sie ihr Institut zuvor an den Rand der
Existenz bringen – aber nur gedanklich. Dabei können die Banken viel...
› MEHR
4/5
© KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KMPG International
Cooperative ("KPMG International"), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Recht vorbehalten.
5/5