Notes

Vierter Advent 2016: Das Advents-Evangelium
(Lukas 1,26-38)
„Als Elisabeth im sechsten Monat schwanger war, sandte Gott den Engel Gabriel zu einer
unverheirateten jungen Frau, die in Nazaret, einer Stadt in Galiläa, wohnte. Sie hieß Maria und war
mit Josef, einem Mann aus dem Haus Davids, verlobt; Maria war noch unberührt.
»Sei gegrüßt, dir ist eine hohe Gnade zuteil geworden!«, sagte Gabriel zu ihr, als er hereinkam.
»Der Herr ist mit dir.«
Maria erschrak zutiefst, als sie so angesprochen wurde, und fragte sich, was dieser Gruß zu
bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: »Du brauchst dich nicht zu fürchten, Maria, denn du hast
Gnade bei Gott gefunden. Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen; dem sollst
du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und wird ›Sohn des Höchsten‹ genannt werden. Gott,
der Herr, wird ihm den Thron seines Stammvaters David geben. Er wird für immer über die
Nachkommen Jakobs herrschen, und seine Herrschaft wird niemals aufhören.«
»Wie soll das zugehen?«, fragte Maria den Engel. »Ich bin doch noch gar nicht verheiratet!« Er gab
ihr zur Antwort: »Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich
überschatten. Deshalb wird auch das Kind, das du zur Welt bringst, heilig sein und Gottes Sohn
genannt werden.«
Und er fügte hinzu: »Auch Elisabeth, deine Verwandte, ist schwanger und wird noch in ihrem Alter
einen Sohn bekommen. Von ihr hieß es, sie sei unfruchtbar, und jetzt ist sie im sechsten Monat.
Denn für Gott ist nichts unmöglich.«
Da sagte Maria: »Ich bin die Dienerin des Herrn. Was du gesagt hast, soll mit mir geschehen.«
Hierauf verließ sie der Engel.“
Christen auf der ganzen Welt feiern heute den vierten Advent, den letzten Sonntag vor
Weihnachten. Der Predigttext für heute ist einer der klassischen Texte für diese Zeit, denn in
diesem Abschnitt geht es um eine Ankündigung, um Erwartung, um ein Versprechen Gottes.
Adventsthemen also. Denn Advent bedeutet „Ankunft“, die Ankunft, das Kommen von Jesus in
diese Welt.
Man könnte sagen, der Text verkündet uns „das Evangelium der Ankunft“. Ich möchte gerne über
drei Punkte sprechen: 1. Warum diese Adventsbotschaft das Evangelium ist, 2. Wer es verkündet
und 3. Wie man es empfängt
1. Warum diese Adventsbotschaft das Evangelium zeigt
„Evangelium“ bedeutet „frohe Botschaft“. Aber diese Frohbotschaft ist eingebettet in eine große
Erzählung, die Story der Bibel. Die Geschichte der Bibel beginnt mit der Schöpfung: Gott wird als
der kreative, schöpferische Ursprung des Universums gefeiert. Sein Meisterstück ist der Mensch,
mit dem er sich ein einzigartiges Gegenüber schafft. Das beinhaltet allerdings die notwendige
Möglichkeit, dass Mensch sich von Gott abwendet, ihm das Vertrauen entzieht. Und genau das
passiert: Mensch vertraut einer anderen Stimme mehr als Gott. Er unterstellt ihm damit böse
Absicht und sagt sich von ihm los.
Als Folge liegt ein Fluch der Vergänglichkeit und des Todes auf der ehemals vollkommenen
Schöpfung. Ein Fluch, unter dem alles leidet, und der sich durch den Menschen verbreitet. Ein
Fluch, ausgesprochen von Gott selbst. Aber es gibt auch einen Hoffnungsschimmer: Weil der
Teufel, die alte Schlange, der Grund für die Rebellion und der Ursprung des Bösen ist, verspricht
Gott ihm seine Niederlage:
„Von nun an setze ich Feindschaft zwischen dir und der Frau und deinem Nachkommen und
ihrem Nachkommen. Er wird dir den Kopf zertreten und du wirst ihn in seine Ferse beißen.“
(1. Mose 3,15)
'Die Frau wird einen männlichen Nachkommen haben, den du zwar verwunden wirst, der dich aber
besiegen wird.' Was dann folgt, ist die Geschichte Gottes mit einer Gruppe von Menschen. Eine
Geschichte, bei der eine Familie im Mittelpunkt steht, der Keimzelle für das Volk „Israel“. In Israels
Geschichte gibt es immer wieder Verheißungsträger, immer wieder die Erwartung der Erfüllung.
Der vielleicht größte Hoffnungsträger König David sein. Doch von dessen Herrschaft bleibt am Ende
doch auch wieder „nur“ die Verheißung eines universalen und ewigen Friedensreichs, regiert von
einem seiner Nachkommen. Das Beste, das große herrliche letzte Kapitel ihrer Geschichte, darauf
warteten die Menschen in Israel.
In unserem Text sehen wir die Ankündigung, dass diese beiden Erzählstränge zusammenkommen,
und die alten Prophezeiungen aus den großen Mythen und Geschichten Israels sich erfüllen sollen.
Israel war voller Messiashoffnungen. Die Sehnsucht war groß. Davon inspiriert standen eine ganze
Reihe an „Messiassen“ auf, die auch häufig viele Anhänger um sich scharen konnten. Ganz konkret
sehnten sie sich von einem Ende der Fremdherrschaft, der Unterdrückung. Sie wollten Autonomie,
sie hofften auf die Ankunft – auf die Geburt – eines eigenen Königs, im Vergleich zu dem sogar
David selbst nur ein Vorgeschmack gewesen sein sollte. Aus ihren heiligen Schriften wussten sie,
dass viele Könige aus ihrer Geschichte moralisch versagt hatten und dass auch die guten Könige
irgendwann sterben mussten. Der einzige König, der über diese Tatsachen erhaben sein könnte,
musste Gott selbst sein – der vollkommene und ewige Gott.
All das kommt in den Worten Gabriels zum Ausdruck. Seine Worte an Maria sind deswegen
Evangelium. Gott schaltet sich aktiv in Israels Geschicke und damit die Geschichte der Welt ein.
Nach Jahrhunderten der Stille meldete er sich wieder zu Wort: Die Zeit der Erfüllung war
gekommen.
Ich hoffe, ihr fühlt den emotionalen Background unserer Geschichte. Denn das ist Advent:
Advent ist die Ankündigung der Geburt. Advent ist Erwartung, Spannung, Hoffnung,
Vorfreude – auf was? Auf weihnachtliche Traditionen? Nein, auf das, wovon diese
Traditionen im besten Fall zeugen: auf die Ankunft des neuen Lebens. Darauf, dass die
Jungfrau einen Sohn auf die Welt bringt. Dass aus der ersten Schöpfung jemand geboren
wird, der aber gleichzeitig „von außen“ zu uns Menschen kommt, deswegen selber nicht
unter dem Fluch bleiben kann, weil er göttlich ist. Einer, der den Fluch bricht und alles von
Grund auf, von innen heraus erneuert. Jesus (Yehoschua) sollte er heißen, Gott rettet.
2. Wer es verkündet
Eigentlich gibt es hier drei Verkündiger:
Da ist Gabriel, der Engel. Engel sind in der Bibel Abgesandte, Botschafter und damit auch
Stellvertreter Gottes. Ihre Hauptaufgabe ist es, Botschaften zu übermitteln bzw. zu interpretieren
und zu erklären. Und Leute zu erschrecken. :)
Dann ist da natürlich Maria. Jemand hat mal gesagt, dass sich die Katholiken zu viel und die
Protestanten zu wenig aus Maria machen. Einen Satz, den ich definitiv unterschreiben würde.
„In vielen Theologien hat Maria keinen Platz mehr. Sie haben den Glauben zu einer Abstraktion
reduziert, und eine Abstraktion braucht keine Mutter.“ (Ratzinger) Warum ist Maria so besonders?
Wegen Jesus. Man kann nicht über die Menschwerdung nachdenken und reden, ohne sich
mit Maria zu befassen. Von Maria bekam Jesus sein menschliches Gesicht. Natürlich ist das
spekulativ, aber trotzdem nicht abwegig davon auszugehen, dass Jesus Christus seiner
Mutter Maria ähnlich sah. Gabriel konnte die gute Nachricht nur verkünden, Maria sollte
sie (ihn!) ver-körpern. Normalerweise wurden Männer damals nach ihren Vätern benannt
(„bar“ = Sohn des). Jesus hingegen wurde als „Sohn der Maria“ bekannt. So wird Jesus
übrigens auch im Koran genannt. Dort ist Maria die einzige Frau, die mit Namen genannt
wird. Eine ganze Sure (19) ist nach ihr benannt.
Weil Gott sich dazu entschied, durch sie in diese Welt zu kommen. Sie wurde Gottes Tür in
die alte Schöpfung. Wir suchen wahrscheinlich bei so einer Geschichte automatisch nach
Gründen für Gottes Entscheidung. Aber Gabriel spricht Maria mit „Begnadete“ an:
Gegrüßet seiest du, Maria, voller Gnaden“. Gnade ist unverdiente Gunst und hat ihren
Grund in Gott selbst. Gott handelt barmherzig, er wendet sich denen zu, die eben nichts zu
bringen und vorzuweisen haben, und das allerdings auch wissen, weil Gott ihnen diese
Einsicht geschenkt hat. Maria war so eine Frau.
Und weil sich in Maria das proto-evangelium erfüllen sollte, wurde sie von den
Kirchenvätern bereits als neue/zweite Eva verstanden. Denn die Menschwerdung beginnt in
ihr, mit ihr. Die erste Eva ist die Mutter aller Menschen der ersten, gefallenen Schöpfung.
Marias Sohn sollte der männliche Nachkomme der Frau sein, der der Schlange den Kopf
zertreten würde. Maria ist die Mutter der Neuschöpfung: Jesus selbst.
„Es haben die Dichter und Mythenerfinder und sonstige Geschichten- und Märchenerzähler
der Menschheit immer wieder von den Müttern geredet. Sie haben einmal die Erde
gemeint, ein andermal die Natur; sie haben die geheimnisvollen schöpferischen
Brunnenstuben des Alls mit diesem Wort erschließen wollen und das quellende
Lebensgeheimnis beschwören. In all dem lag und liegt Hunger und Ahnung und Sehnsucht
und ein adventliches Warten auf diese gesegnete Frau.“ (Alfred Delp aus der
Gefangenschaft in Berlin, knapp 2 Monate vor seiner Hinrichtung wegen Landes- und
Hochverrats durch die Nazis; auf dem Weg zum Galgen zum Wächter: „In wenigen
Augenblicken weiß ich mehr als Sie.“)
Und – last but first – Gott selbst. Der nicht nur den Engel, sondern vor Allem Taten sprechen lässt.
Er ist der eigentliche Verkündiger der ganzen Geschichte. Und er spricht durch die
Jungfrauengeburt. Es hat verschiedene Versuche gegeben, diese Jungfrauengeburt wegzudeuten
aus dem Text. Aber es ist eindeutig das, was Lukas beschreibt genau das ist, was Christen auch von
Anfang an geglaubt und theologisch begründet haben. Auf die Ankündigung reagiert Maria mit
„Ich weiß doch von keinem Mann“, was ein hebräischer Ausdruck für „Ich habe mit keinem Mann“
(also auch nicht mit ihrem Verlobten, Josef) geschlafen (34). Es geht hier auch nicht um irgendeine
Form von sexueller Vereinigung. Es geht auch nicht darum, dass eine eigentlich unfruchtbare Frau,
wie ihre Verwandte Elisabeth, auf 'natürlichem' Weg ein Kind bekommt. Auch wenn der Engel das
als Grund anführt, Gott auch für eine Jungfrauengeburt zu vertrauen. Es ist mehr und es muss
mehr sein, sonst ist es kein Evangelium. Die gute Nachricht ist ja die Ankunft Gottes.
Jede Schwangerschaft ist ein Schöpfungswunder. Um so mehr, wenn es eigentlich biologisch
gesehen „nicht klappen sollte“ (viele von uns kennen bestimmt solche Geschichten aus
erster Hand). Aber hier geht es um noch mehr: eine Jungfrau sollte schwanger werden. Das
ist das Wunder der Neuschöpfung.
Der Engel sagt zu ihr: der Geist Gottes wird über dich kommen, wird dich überschatten.
Dieses Bild erinnert nicht zufällig an 1. Mose 1,1-3:
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis
lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es
werde Licht! Und es ward Licht.“
Der Samen wird von Gott in sie hinein gelegt – deshalb wird das Kind heilig (göttlich, von
Gott für Gott) sein und Gottes Sohn genannt werden: Gottes und Marien Sohn. Wer
glauben kann, dass Gott das ganze Universum geschaffen hat, sollte kein Problem damit
haben, wenn er das System häckt, was er selbst programmiert hat.
3. Wie man es empfängt
Genau wie für Maria hat das Evangelium der Ankunft auch für uns drei Zeitformen. Deswegen
beinhaltet das „Annehmen“ dieser Botschaft auch drei Ausrichtungen. Die drei Kardinaltugenden:
Glaube, Hoffnung und Liebe.
Erstens Glaube: Das Evangelium annehmen bedeutet zurück zu schauen. Maria schaute
zurück zu den Verheißungen Gottes im Bezug auf den Kommenden. Wir schauen zurück auf
Jesus von Nazareth. Es ist interessant, sich Marias Reaktion nochmal genauer anzuschauen:
Sie ist zum Einen eingeschüchtert, überrumpelt, hat vielleicht auch Angst. Je nach
Prägung (freikirchlich/charismatisch) haben wir eher triumphalistische
Vorstellungen davon, was Glauben bedeutet. Aber Glaube hat immer noch ein
menschliches Gesicht. Ängstlich und überfordert sein ist kein Ausschlusskriterium.
Es macht Glauben nicht unmöglich.
Sie hakt nach (36-37): Glaube bedeutet nicht, das man aufhört zu denken. Der Engel
sagt: du wirst ein Kind bekommen! Maria antwortet: Wie soll das denn gehen ohne
Sex gehabt zu haben? Sie war nicht leicht-gläubig, sie hatte Fragen. Vielleicht gehst
du davon aus, dass man nur Christ sein kann, wenn man den Kopf ausschaltet, und
bewusst naiv oder sogar abergläubisch sein muss. Nicht nur die Geschichte Marias –
die ganze intellektuelle Tradition des Christentums, von Augustinus über Anselm,
Aquinas und Pascal, macht das mehr als deutlich.
Der Engel gibt Maria das Beispiel von Elisabeth offensichtlich um Marias Skepsis zu
überwinden. Die Logik ist einfach, und er bringt sie in Vers 37 auf den Punkt: Bei
Gott ist nichts unmöglich. Es wird etwas sein, das nur Gott tun kann. Diese Antwort
reicht ihr aus. Darin wird deutlich, dass Glaube auch immer ein Akt der Demut oder
Bescheidenheit ist: Nur weil ich es mir nicht erklären kann, heißt es nicht, dass es
nicht sein kann.
Zweitens: Hoffnung. Hoffnung schaut erwartungsvoll in die Zukunft. Maria glaubte, dass
nun eine neue Zeit anbrechen würde. Wie Recht sie hatte! Gleichzeitig schauen auch wir
noch mit teils verzweifelter Erwartung in die Zukunft. Und sei es nur, weil wir uns nicht mit
dem unaussprechlichen Leid und Machtlosigkeit gegenüber den Mächten der Welt
abfinden wollen. Ich kann mir zur Zeit keine Bilder oder Videos von kleinen Kindern in
Aleppo anschauen. Ich halte den Schmerz gerade nicht aus. Aber dann finde ich Hoffnung
bei Worten wie diesen:
„Advent ist Zeit der Verheißung, noch nicht der Erfüllung. Noch stehen wir mitten im
Ganzen und in der logischen Unerbittlichkeit und Unabweisbarkeit des Schicksals. Noch
sieht es für die gehaltenen Augen so aus, als ob die endgültigen Würfel doch da unten in
diesen Tälern, auf diesen Kriegsfeldern, in diesen Lagern und Kerkern und Kellern geworfen
würden. Der Wache spürt die anderen Kräfte am Werk, und er kann ihre Stunde erwarten.
Noch erfüllt der Lärm der Verwüstung und Vernichtung, das Geschrei der Selbstsicherheit
und Anmaßung, das Weinen der Verzweiflung und Ohnmacht den Raum. Aber ringsherum
am Horizont stehen schweigend die ewigen Dinge mit ihrer uralten Sehnsucht. Über ihnen
liegt bereits das erste milde Licht der kommenden strahlenden Fülle. Von dorther erklingen
erste Klänge […]. Sie fügen sich noch nicht zu Lied und Melodie; es ist alles noch zu fern und
erst verkündet und angesagt. Aber es geschieht. Dies ist heute. Und morgen werden die
Engel laut und jubelnd erzählen, was geschehen ist, und wir werden es wissen und werden
selig sein, wenn wir dem Advent geglaubt und getraut haben.“ (Delp)
Paulus schreibt mit Blick auf die gegenwärtigen Leiden: „Ja, die gesamte Schöpfung wartet
sehnsüchtig darauf, dass die Kinder Gottes in ihrer ganzen Herrlichkeit sichtbar werden.
Denn die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, allerdings ohne etwas dafür zu
können. Sie musste sich dem Willen dessen beugen, der ihr dieses Schicksal auferlegt
hat. Aber damit verbunden ist eine Hoffnung: Auch sie, die Schöpfung, wird von der
Last der Vergänglichkeit befreit werden und an der Freiheit teilhaben, die den Kindern
Gottes mit der künftigen Herrlichkeit geschenkt wird. Wir wissen allerdings, dass die
gesamte Schöpfung jetzt noch unter ihrem Zustand seufzt, als würde sie in
Geburtswehen liegen. Und sogar wir, denen Gott doch bereits seinen Geist gegeben hat,
den ersten Teil des künftigen Erbes, sogar wir seufzen innerlich noch, weil die volle
Verwirklichung dessen noch aussteht, wozu wir als Gottes Söhne und Töchter bestimmt
sind: Wir warten darauf, dass auch unser Körper erlöst wird.“ (Römer 8,19-23) – das ist
Adventssehnsucht. Das Evangelium der Ankunft anzunehmen bedeutet, diese Hoffnung
haben und diese Sehnsucht spüren zu dürfen.
Drittens, die größte von den Dreien: Liebe. Liebe findet statt im Hier und Jetzt zwischen
dem Ich und dem Du. Maria stellt sich zur Verfügung. Sie lässt sich darauf ein. Sie kämpft
nicht dagegen an, sondern lässt geschehen. Sie nimmt die Ehre an und fügt sich in ihren Teil
von Gottes Plan zur Rettung der Welt. Gott lieben heißt immer, ihn zurück lieben. Das
kommt wunderbar in dem Weihnachtslied „Wie soll ich dich empfangen?“ von Paul
Gerhardt zum Ausdruck:
5) Nichts, nichts hat dich getrieben / zu mir vom Himmelszelt
als das geliebte Lieben, / damit du alle Welt
in ihren tausend Plagen / und großen Jammerlast,
die kein Mund kann aussagen, / so fest umfangen hast.
7) Ihr dürft euch nicht bemühen / noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen / mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen, / ist voller Lieb und Lust,
all Angst und Not zu stillen, / die ihm an euch bewußt.
8) Auch dürft ihr nicht erschrecken / vor eurer Sünden Schuld;
nein, Jesus will sie decken / mit seiner Lieb und Huld.
Er kommt, er kommt den Sündern / zu Trost und wahrem Heil,
schafft, daß bei Gottes Kindern / verbleib ihr Erb und Teil.
(Paul Gerhardt)
Jede Zeitform der Ankunft von Jesus ist ein Wunder – eine menschliche Unmöglichkeit. Aber bei
Gott ist nichts unmöglich: er konnte als Mensch in diese Welt kommen um für sie zu sterben – er
kann ein weiteres Mal kommen um endgültig sein Friedensreich aufzurichten und alles
wiederherzustellen. Und er kann heute in unser Herz kommen. (keine einmalige Sache!) Als Christ
leben heißt das ganze Leben unter diesem Motto zu führen: König Jesus kommt.
Bei seiner ersten Ankunft ging es um eine Geburt. Bei seiner zweiten Ankunft wird es um eine
Neugeburt der ganzen Schöpfung gehen. Bei deinem persönlichen Advent geht es um beides: Jesus
wird in dein Herz und du wirst von Neuem geboren. Er kommt und macht alles neu.