editorial - TIERethik - Zeitschrift zur Mensch-Tier

EDITORIAL
TIERethik
8. Jahrgang 2016/2
Heft 13, S. 5-6
Liebe Leserinnen und Leser,
Projektion ist ein Begriff, der aus der Psychoanalyse stammt. Indem wir
auf andere etwas projizieren, schreiben wir ihnen bestimmte Eigenschaften zu. Aus der Sicht der Psychoanalyse können das Eigenschaften der
eigenen Person sein, die abgespaltet und nach außen „geworfen“ wurden.
Ein allen bekanntes Beispiel für projektives Verhalten, das auf andere abzielt, ist der Sündenbock. Laut biblischer Überlieferung soll am Tag der
Sündenvergebung ein Hohepriester, indem er die Hände auf den Kopf eines Schafsbockes legte, alle Sünden des Volkes auf diesen übertragen haben. In diesem magischen Ritual wurde der Bock anschließend in die
Wüste geschickt oder als Opfertier getötet, je nach biblischer Überlieferung. Damit sollten die Menschen von ihren Sünden befreit sein.
Tiere scheinen sich ganz besonders als Projektionsflächen zu eignen,
vielleicht gerade deshalb, weil sie mit uns nicht in unserer Sprache kommunizieren und darüber hinaus sehr unterschiedliche, für uns ungewöhnliche Körper haben. Umgekehrt scheint es aber Tieren mit uns ähnlich zu
gehen, wie Josef H. Reichholf in seinem Beitrag Der Mensch, das fremde
Wesen. Über das Interesse von Tieren an Menschen zeigt. Ein Forscherteam wird in der Kalahari immer wieder von einem Rudel Löwen besucht; was zunächst Angst und Schrecken bedeutete, entwickelt sich zu
einer Art Freundschaft. Die Löwen beobachten die Forscher ebenso neugierig, wie die Forscher die Löwen betrachten.
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Wie Tiere in den Dienst einer rassenpolitischen Sichtweise gestellt wurden, zeigt Mieke Roscher in ihrem Beitrag Das nationalsozialistische
Tier: Projektionen von Rasse und Reinheit im „Dritten Reich“. Während
des Nationalsozialismus waren Hunde als „Kameraden“ an der Front, und
sie wurden sogar verstaatlicht. Das Rasseideal des Deutschen Schäferhundes spiegelte die dem Nationalsozialismus eigenen rassistischen Vorurteile wider.
Es gibt auch Geschichten, wo Tiere offenbar genau wissen, dass ihnen
nur ein Mensch helfen kann. Das haben Unterwasserfilmer vor der Küste
Hawaiis erlebt. Die Filmer waren dort auf Mantarochen konzentriert und
filmten diese regelmäßig. Dabei sahen sie auch immer wieder eine Gruppe von drei Delfinen. Eines Tages schwamm ein einzelner Delfin vorsichtig auf einen Taucher zu. Das Tier drehte sich zur Seite, und der Taucher
konnte sehen, dass hinter seinem Auge ein kleiner Angelhaken steckte,
dessen Schnur sich in der Flosse verwickelt hatte. Der Taucher entfernte
die Schnur und schnitt sogar mit einem Messer den Haken heraus. Falls
Sie das spannend finden, erfahren Sie darüber mehr im Internet unter
„Delfinrettung im Reich der Mantas“.
Ihre
Petra Mayr
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