Holger Kimmes, Vorstand Personal und Arbeitsdirektor der Adam Opel AG, zur MINT-Veranstaltung am 19. November 2012 Es gilt das gesprochene Wort Guten Morgen, meine Damen und Herren, und herzlich willkommen bei Opel. Wenn man die Ausführungen von Herrn Fasbender zusammenfasst, könnte man sagen: Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist gefährdet durch den Mangel an Nachwuchs in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Der Engpass bei den MINTQualifikationen ist groß und Handeln dringend erforderlich. Wege aus diesem Dilemma hat Herr Fasbender eben aufgezeigt. Eine Intensivierung der 1 gemeinsamen Initiative von Politik und Wirtschaft ist dabei ein wichtiger Ansatz. Denn der anhaltende Erfolg der Exportnation Deutschland auf den Weltmärkten gründet vor allem auf unseren Leistungen im technischen Bereich, die Automobilindustrie ist dafür ein gutes Beispiel. Bei der Lücke zwischen Fachkräftebedarf und deren Verfügbarkeit geht es also um mehr als um ein strukturelles Problem. Es geht um den nachhaltigen Erfolg der deutschen Exportwirtschaft, die unser Land zu einer verlässlichen Säule in der Eurozone und darüber hinaus in ganz Europa gemacht hat. Ausgangspunkt für eine dauerhafte Weiterentwicklung der MINTQualifikationen müssen auch künftig die Schulen sein. Kooperationen zwischen 2 Schulen und Unternehmen sind darüber hinaus bestens geeignete Instrumente, um Jugendliche für Technik und Naturwissenschaften zu interessieren, zu begeistern. Bei Opel haben wir früh auf derartige Kooperationen gesetzt. Die Welt des Automobils übt dabei trotz der gewachsenen virtuellen Mobilität immer noch eine hohe Faszination auf viele Jugendliche aus. Es fällt uns deswegen auch nicht schwer, das reiche Angebot an betrieblichen Praktika für Schülerinnen und Schüler auszulasten. Ein derartiges Angebot gibt es im Übrigen an all unseren Standorten und wir sind bestrebt, die vorhandenen Kapazitäten zu erweitern. Ein anderes Beispiel aus meinem Unternehmen ist die konkrete 3 Kooperation zwischen einzelnen Schulen und den technischen Fachbereichen von Opel. In Bochum beispielsweise gibt es eine solche Zusammenarbeit mit der MatthiasClaudius-Schule, die vom Seifenkistenbau über Motorentechnik bis zur Oldtimerrestaurierung in der gemeinsamen „Opel/MCS-Kfz-Werkstatt“ reicht. Hier in Rüsselsheim gestalten wir den städtischen Technik-Tag genauso mit wie wir Ferienprogramme für Schülerinnen und Schüler bestreiten. Beim „Campus 1318“ der Stadt, bei dem sich Jugendliche während der Herbstferien mit technischen Themen auseinandersetzen konnten, haben wir zum Beispiel mit dem Projekt „Technik@Opel“ diesen Bereich für die junge Zielgruppe erlebbar und zugänglich gemacht. 4 In diesen Zusammenhang gehört im Übrigen auch der „Girls‘ Day“, an dem sich Opel seit dem Start vor fast zehn Jahren regelmäßig beteiligt und der belegt, dass die Automobilindustrie wahrlich keine reine Männerdomäne mehr ist. Neben dem Angebot, die betriebliche Realität vor Ort zu leben, gehen unsere Auszubildenden aber auch verstärkt selbst in die Schulen. Dort berichten Sie im Rahmen von berufsspezifischen Informationsveranstaltungen konkret über ihre eigene Berufsausbildung und ihre beruflichen Ziele. Glaubwürdigere Meinungsbildner wir man in diesem Bereich kaum finden. Ferner sehe ich noch Potenzial in der zielgerichteten Ansprache von Migrantenkindern, um den Nachwuchs in den MINT-Qualifikationen sicherzustellen. 5 Durch entsprechende Anstrengungen in der Integration von Migranten, wie wir sie im Unternehmen durch eine offene Kultur und auf vielfältige Weise betreiben, kann die Situation verbessert werden. Schließlich gilt es, besonders attraktive Angebote für Jugendliche zu schaffen. Berufsbegleitende oder –integrierte Studiengänge sind hier ein gutes Beispiel. Bei Opel bieten wir solche Möglichkeiten mit großem Erfolg bereits seit 1995 an. Lassen Sie mich zum Thema Berufsausbildung bei Opel generell Stellung nehmen. Als Automobilunternehmen mit eigenem Entwicklungszentrum und eigener Fertigung ist Opel natürlich besonders durch Naturwissenschaft und Technik geprägt. Bestens qualifizierte, an Technik interessierte Schulabgänger sind für die 6 weitere Unternehmensentwicklung deshalb besonders wichtig. Entsprechend breit ist unser Ausbildungsspektrum, das für jeden Interessierten etwas bereithält. Insgesamt werden bei Opel über 20 Berufe angeboten: Von den klassischen Metallund Elektroberufen, wie Zerspanungsmechaniker und Elektroniker, weiteren interessanten KfzBerufen wie zum Beispiel der KfzMechatroniker - einschließlich der zukunftsweisenden Hochvolttechnologie über Fahrzeuginnenausstatter und Fahrzeuglackierer bis zum Technischen Modellbauer. Dazu kommen die kombinierten Ausbildungs- und Studiengänge im elektronischen und mechatronischen sowie dem IT-Bereich. Mit rund 800 Auszubildenden gehört Opel an all unseren Standorten zu den größten 7 technischen Ausbildungsbetrieben. Insbesondere die Koop-Studiengänge werden immer stärker nachgefragt. Es spricht für die Qualität der OpelBerufsausbildung und es erfüllt mich mit ein wenig Stolz, dass die Leistungen unserer Auszubildenden zu den Besten gehören. Sie liegen regelmäßig über dem Durchschnitt der jeweiligen Industrie- und Handelskammern und häufig sind landesoder gar bundesbeste Abschlussnoten dabei. Deutlich mehr als die Hälfte der Auszubildenden verkürzt mit entsprechenden Leistungen noch die Ausbildungsdauer um mindestens ein halbes Jahr. Trotz all dieser guten Nachrichten und positiven Trends in der Berufsausbildung, blicken wir jedoch nicht ohne Sorge in die weitere Zukunft. 8 Der demografische Wandel wird uns vor neue Herausforderungen stellen. Wirtschaft und Industrie sind gefordert. Sie müssen - gemeinsam mit Schulen und Eltern insbesondere jene Schüler für eine Berufsausbildung gewinnen die einen mittleren Bildungsabschluss (Realschule) anstreben oder absolvieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: deutlich weniger Schulabbrecher in der Oberstufe, wo sich häufig nach zehn Jahren Schule eine gewisse Schulmüdigkeit breit macht und die Leistungen unmittelbar im Anschluss an den ersten Schulabschluss nicht erbracht werden. Die Aufnahme einer Berufsausbildung eröffnet viele weitere Perspektiven: von der möglichen Meister- und Technikerausbildung bis zum IngenieurAbschluss stehen alle Wege zur 9 Weiterqualifizierung offen. Diese werden erfahrungsgemäß dann auch viel bewusster und damit auch erfolgreicher wahrgenommen. Eine weitere Möglichkeit sind kombinierte Abschlüsse: Opel bietet zum Beispiel in einigen Berufen an, neben dem Berufsabschluss auch gleichzeitig die Fachhochschulreife zu erwerben. Dies eröffnet den Absolventen zusätzliche Perspektiven. Schließlich gilt es, bei der Suche nach Wegen aus der Demografie-Falle. in den technischen Berufen auch künftig Frauen und Mädchen noch stärker anzusprechen und für eine technische Qualifikation zu begeistern. Der „Girls‘ Day“ ist dafür nur ein Anfang. Die Zeiten harter körperlicher Arbeit, die bislang mit technischen Berufen in Verbindung gebracht wird, sind weitgehend vorbei. Heutzutage ist 10 vielmehr Köpfchen gefragt und hier stehen Mädchen und Frauen den männlichen Bewerbern in nichts nach. Meine Damen und Herren, die 9. MINT-Messe, die in diesem Jahr bei Opel zu Gast ist, ist ein wichtiger Baustein in den Anstrengungen der Industrie zur Nachwuchsförderung. Ich bin sehr froh, dass diese Anstrengungen auch von der Politik nachhaltig unterstützt werden. Wir müssen die bisherigen MINT-Ansätze zu einer gemeinsamen MINT-Offensive von Politik und Wirtschaft bündeln, verstärken und straffen. Denn der Fachkräftemangel in den naturwissenschaftlich-technischen Berufen ist schon heute in unseren Industrieunternehmen spürbar und wird zunehmen. 11 Dies zeigen aktuell die neuesten Ergebnisse der Umfrage des Arbeitgeberverbandes HESSENMETALL bei seinen 528 Mitgliedsunternehmen über den aktuellen und künftigen Fachkräftebedarf, wie sie Herr Fasbender präsentiert hat. Mit der MINT-Messe wollen die VhU und ihre Partner für die MINT-Fächer werben und mit den hervorragenden schulischen Projekten zeigen, dass sich bereits viele Schulen im MINT-Bereich profilieren. Bei zurückgehenden Schülerzahlen wird sich die Profilierung in diesem Zukunftsfeld ganz sicher für die Schulen auszahlen. Opel ist bei der MINT-Offensive mit vielfältigen Angeboten und Ausbildungsmodellen ganz vorne dabei. 12
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