Nr. 3 Dezember 2016 Das Infomagazin der djo-Deutsche Jugend in Europa Teilhabe gestalten Integrationsprojekte in der djo-Deutsche Jugend in Europa Inhalt Inhalt 3 Vorwort Bundesverband 4 FAIRstehen! 5 Deutsch-Russisch-Ukrainische Projektschmiede 6 Diversity Festival 2016 8 Personalmanagement in der Jugendverbandsarbeit 9 Workshop „Arbeit mit jungen Geflüchteten“ 10 Delegationsreise nach Russland Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten — Integrationsprojekte in der djo-Deutsche Jugend in Europa 11 Grußwort von Staatsministerin Aydan Özoğuz 12 B’shayno.Willkommen. feiert Geburtstag 16 MosaikTreffBremen — gemeinsam Vielfalt erleben! 17 Voices of Diversity 18 Junges Wedding, buntes Wedding — Willkommen im Team! 20 JUGENDMEDIEN interkulturell 21 Jugend, die bewegt! 24 „Gender und Migration“ geht ins letzte Jahr 26 Integrations- und Teilhabeprojekte in Niedersachsen 28 Fremd im eigenen Land? Bundesjugendkonferenz von Amaro Drom 32 Engagement unterstützen! Hey Hamburg! Mitgliedsorganisationen 34 Medienakademie flucht.punkte 36 Wir sind Europa! 37 JunOst-Nachwuchsakademie 38 EU-Jugendkonferenz in Košice, Slowakei 40 Der Sommer im djo-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern 42 43 44 Meldungen Anzeigen Jahresplanung / Impressum Inhalt Liebe Freundinnen und Freunde, als wir in der Planung der vor- abzubauen. Sie zeigen mit dem Finger auf strukturelle Ausgrenzun- liegenden PFEIL-Ausgabe das gen und Hindernisse, weisen auf Missstände hin und werden selbst Schwerpunktthema „Teilhabe aktiv, um dem etwas entgegenzusetzen. gestalten — Integrationsprojekte in der djo-Deutsche Ju- Ich baue auf unsere Jugend, schließlich sind wir alle darauf ange- gend in Europa“ festsetzten, wiesen, dass ein Umfeld geschaffen wird, in dem alle gleichberech- wussten wir bereits, dass es tigt Chancen und Möglichkeiten wahrnehmen können. Gerade vor ein umfangreiches Heft wer- dem Hintergrund erstarkender rechtspopulistischer Parolen kann den würde. Schließlich sind uns das gelebte Engagement und der beeindruckende Einsatz dieser die Themen Flucht, Vertrei- jungen Menschen in ihren zahlreichen Projekten Mut machen und zu bung und Heimat seit der eigenen Taten inspirieren. Entstehung unseres Verbandes vor 65 Jahren Grundpfeiler unserer Jugendverbandsarbeit. Und Integrationsarbeit ist seither eines der Ich freue ich mich ganz besonders über die einleitenden Grußwor- Hauptarbeitsschwerpunkte. Seit der interkulturellen Öffnung im te von Staatsministerin Aydan Özoğuz, die das Thema Partizipation Jahr 2001 stärken und unterstützen wir auch Migrant_innenjugend- in der Einwanderungsgesellschaft zu ihrem Themenschwerpunkt in selbstorganisation bei ihrer wichtigen Arbeit und ihrer Positionie- diesem Jahr gemacht hat. rung in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen erfolgreichen JahresIch freue mich, dass in dieser Ausgabe besonders der dezidierte Er- ausklang und einen guten Rutsch ins neue Jahr. fahrungsschatz und die Bandbreite unserer Arbeit deutlich werden. Ob in mehrjährigen Großprojekten, Modellprojekten, Maßnahmen mit vielfältigen Kooperationspartnern, in der Stadt, auf dem Land — unsere Jugendlichen machen sich gemeinsam darüber Gedanken, wie sie ein Ankommen in Deutschland gestalten wollen, wie sie gegen Isolation vorgehen und sich für Partizipation stark machen können. Und das ist für unsere Jugendlichen nicht nur ein Wort sondern gelebte Wirklichkeit. Eure Hetav Tek Unsere Mitglieder nutzen seit jeher die Vielfalt und den Erfahrungsschatz, den das Zusammenleben unterschiedlicher Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und Sozialisation in einem Einwanderungsland mit sich bringt. Sie setzen sich dafür ein, ihre Erlebnisse auch nach außen zu tragen, das Bild über Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in der Öffentlichkeit zu verändern und Vorurteile Vorwort Bundesvorsitzende / djo-Deutsche Jugend in Europa Bundesverband Nr. 3 Dezember 2016 FAIRstehen! Globales Lernen in Projekten der Jugendverbandsarbeit Billige Outfits von Primark und Co, Schokolade im Sonderangebot und schnell das Handy gewechselt. Wir konsumieren während andere verlieren: Ihre Gesundheit, Perspektiven, Lebensgrundlage. Globalisierung in allen Lebensbereichen. Wenn wir heute etwas tun, hat es (fast) immer weltweite Auswirkungen. Auf unser Klima, das Leben anderer Menschen, auf wirtschaftliche und politische Zusammenhänge. Wie kann man Kinder und Jugendliche für diese Themen sensibilisieren? Und was bedeutet eigentlich „Globales Lernen“? Kreative Wege sind gefragt. Der erste führt in das Münchener Kulturzentrum „Gorod“ des Gik e.V. Dort trafen sich vom 15.—17.07.16 fünfzehn Multiplikator_innen aus der djo-Deutsche Jugend in Europa, bereit sich der Komplexität globaler Fragen zu stellen! Das erste AhaErlebnis ließ nicht lange auf sich warten. Eine Darstellung der Erdkarte (Peters-Projektion) stellt unsere gewohnte Wahrnehmung der Welt buchstäblich auf den Kopf. Alle Flächen sind im gleichen Maßstab abgebildet, Europa ist nicht in der Mitte. Verwunderung und Fragen begleiten uns das ganze Wochenende. Die EPiZ-Trainerin Gundula Büker sorgt für spielerische Abwechslung, Methodenvielfalt, viele neue Erkenntnisse und jede Menge Spaß. Letzter Tag. Nach einem gehaltvollen Frühstück taucht die Zahl 313 Kilogramm auf. Das Nach zwei lebendigen und vielfälti- sind Lebensmittel die — pro Sekunde! — in Deutschland weggeworfen werden. Das meiste gen Jahren in der djo-Deutsche Ju- in Privathaushalten. Fakten die erstaunen. Auch der eigene ökologische Fußabdruck über- gend in Europa als Referentin für rascht. Viele Infos — und was jetzt? Kreative Wege sind gefragt. Kein Problem für die Teil- Kulturelle Jugendbildung möchte ich nehmenden: Alle haben Ideen, wie sie Aspekte des globalen Lernens in ihren djo-Gruppen mich von euch verabschieden und umsetzen wollen. Bis Ende des Jahres werden Kinder und Jugendliche zwischen Fulda und ganz herzlich für die Zusammenarbeit München viel Neues erleben: Wie man aus Müll Gebrauchsgegenstände erstellt und Plas- an vielen großen und kleinen Projek- tikabfälle vermeiden kann. Wie ein Wald-Projekt zum nachhaltigen Tourismus entsteht. ten bedanken. Beeindruckt hat mich Wie Lebensmittel „gerettet“ und geteilt werden können. Und wie wir jeden Tag aufs Neue immer wieder euer Engagement für etwas für eine gerechtere Welt tun können. ganz unterschiedliche Themen, eure herzliche Gastfreundschaft vor Ort Katrin Gödeke und den Mut, Neues zu wagen aber Referentin für Kulturelle Jugendbildung auch Bewährtes zu pflegen. Wer in die djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e.V. Welt der djo-Deutsche Jugend in Europa eintaucht, erlebt vieles: Zelten in Lindau, Theater in München, Dialoge in Berlin, internationale Kunst in Duderstadt, Ausstellungen in Offenburg, Bogenschießen in Himmighausen, einen Hauptgewinn (Waschmaschine) und Tänze in Ribnitz-Dammgarten, Geister in Bahratal, Bootsfahrt in Astrachan, Spaziergänge in Moskau und natürlich Gremien aller Art. Die Vielfalt von Erfahrungen und Begegnungen nehme ich mit, um mich nun neuen Aufgaben auf lokaler Ebene zu widmen: Der Leitung eines Kinderund Jugendkulturzentrums in BerlinKreuzberg. Danke. Gefördert von: 4 Katrin Gödeke Nr. 3 Dezember 2016 Bundesverband Deutsch-Russisch-Ukrainische Projektschmiede Bereits im fünften Jahr führte die djo-Deutsche Jugend in Europa gemeinsam mit dem russischen Partner, dem Jugendring der Russlanddeutschen (JdR), die jährlich stattfindende Projektschmiede für russische und deutsche Jugendleiter_innen durch. Seit dem Jahr 2014 werden außerdem Vertreter_innen von ukrai- am 18.07.2015 auf die deutsche Gruppe und die Projektschmiede nischen Jugendorganisationen eingeladen. Insbesondere vor dem konnte offiziell beginnen. Hintergrund der politischen Spannungen zwischen den beteiligten Ländern liegt uns die Weiterentwicklung von Austauschprojekten Aufgrund der politischen Brisanz nutzte man zunächst die persönli- zwischen Jugendlichen sehr am Herzen. che Begegnung um die aktuelle Lage und die Auswirkungen auf den Jugendaustausch zu diskutieren. Die Meinungen aller Teilnehmen- Die Deutsch-Russisch-Ukrainische Projektschmiede ermöglicht Ju- den trafen sich in dem Punkt, dass die aktuelle Situation keinerlei gendleiter_innen im persönlichen Kontakt und unter Beratung von Auswirkungen auf die jugendpolitischen Beziehungen haben sollte. Experten_innen Ideen für gemeinsame Projekte zu finden, Strate- Vielmehr sollte man den Austausch jetzt erst recht intensivieren, gien zur Umsetzung zu entwickeln, Finanzpläne aufzusetzen und um einen Beitrag dazu leisten zu können, den jungen Menschen ein all das in Form eines Antrages zu konkretisieren. Diese Anträge friedvolles Miteinander zu vermitteln. Diese Einstellung findet sich werden vor Ort von den Gruppenleiter_innen verfasst und dann auch in den Projektanträgen wieder, die auf der Projektschmiede über die djo-Deutsche Jugend in Europa bei der Stiftung Deutsch geschrieben wurden und im Oktober bei der Stiftung Deutsch Rus- Russischer Jugendaustausch für das Folgejahr eingereicht. sischer Jugendaustausch eingereicht wurden. Es wurden über zehn Projektanträge geschrieben, darunter auch einige trilaterale Projekte. Die russischen und ukrainischen Teilnehmer_innen reisten am 17.07.2016 in Hamburg an und besuchten die Stiftung Deutsch Johanna Heil Russischer Jugendaustausch, wo sie von Astrid Nebelung, Mit- Referentin für den Internationalen Jugendaustausch arbeiterin im Außerschulischen Jugendaustausch herzlich emp- djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e.V. fangen wurden. Im Rahmen dieses Besuches wurde den Teilnehmenden verschiedene Methoden der Sprachanimation vorgestellt, was für ihre künftige Arbeit besonders interessant war. In der djoBildungsstätte Haus zur Sahlenburg in Cuxhaven traf man dann Gefördert von: 5 Bundesverband Nr. 3 Dezember 2016 Diversity Festival 2016 Eine gemeinsame Woche in Moskau Nach strapaziöser Anreise trafen wir Teil- Stunde vom Zentrum entfernte, schicke Fe- Tutor_innen darin unterstützt, kurze Perfor- nehmer_innen des rienanlage „Arthurs Spa“ waren also gelegt. mances zu erarbeiten, die später in ein gro- 07.08.2016 endlich in der Weltstadt Moskau Angesichts der teilweise langwierigen An- ßes ganzes Stück eingegliedert werden soll- ein: Es war heiß und wir kaputt – dennoch reisen begaben sich viele nach der Ankunft ten. Manch eine Gruppe musste dabei sogar neugierig auf interessante Eindrücke, die gleich ins Bett, andere nutzen die Gelegen- ihre Pausen und Abende für die Fertigstel- uns die kommenden Tage bescheren sollten. heit zu einem ersten richtigen Kennenler- lung aufwenden, was allerdings die Begeis- Es sollte eine Woche des interkulturellen nen bei sommerlichem Abendwetter auf terung für das gemeinsame Projekt stärkte. Austauschs mit Schwerpunkt auf in Europa dem Gelände des Hotels. am frühen Abend lebende Minderheiten werden. Unter dem 6 Das abwechslungsreiche Abendprogramm Motto „Diversity Connects“ durften wir uns Am nächsten Morgen ging es dann mit dem bescherte allen, selbst nach einem so prall zu Arbeitsgruppen zusammenschließen und Programm los: Frühsport, Frühstück und gefüllten Tagesablauf, noch die nötige Mo- mit dem dort Erarbeiteten am Ende der Wo- Energizer ermöglichten uns einen struktu- tivation und großen Spaß. Zum Exchange che vor Publikum im Jugendzentrum „Fla- rierten Start in den Tag. Bei den anschlie- Market hatten die Teilnehmer_innen kultu- kon“ auftreten. ßenden „Thematic Squares“ waren dann relle Spezifika mitgebracht und stellten sie Erfahrungen, Wissen, aber auch Reflexions- sich gegenseitig zum Erkunden, Teilnehmen Wissbegierig nahmen wir gleich am Tag un- fähigkeit gefragt. In Rollenspielen wurden und Verkosten zur Verfügung. Gemeinsam serer Ankunft an Führungen durch Moskau unterschiedliche Standpunkte zu den The- lernten wir traditionelle Tänze, Trachten und teil; die Weltstadt hat bei den meisten si- men Kultur, Tradition und Vielfalt ausge- Lieder kennen und nahmen regionale Deli- cherlich bleibenden Eindruck hinterlassen. lotet und zusammengeführt. Als nächster katessen zu uns. Es folgten am nächsten Morgen die offiziel- Tagesprogrammpunkt waren die mehrmals le Veranstaltungseröffnung, die Vorstellung täglich stattfindenden Workshops vorgese- Außerdem gab es eine herausfordernde der teilnehmenden Ethnien und Organisa- hen, in denen das Programm für den Auf- Sportolympiade und einen amüsanten Ki- tionen sowie einige Spiele zum gegensei- tritt am Freitag erarbeitet werden sollte. noabend. Den Höhepunkt stellte „Wir bauen tigen Kennenlernen. Die Voraussetzungen In den Teams Bühnenbild, Gesang, Theater eine Stadt“ dar: In dem mehrstündigen Spiel für die Abreise am nächsten Tag in die, eine und Foto/Video wurden wir von erfahrenen lösten per Zufallslos bestimmte Gruppen Bundesverband Nr. 3 Dezember 2016 Rätsel und Aufgaben, sammelten damit die schnell zu Ende. Dennoch, ohne Zweifel, Währung für Baumaterialien und werkelten am Ende dieser Woche hatte jede und je- damit im Anschluss berühmte Bauwerke un- der Einzelne viel erreicht und konnte stolz terschiedlicher Länder in beeindruckender darauf sein, Teil des Diversity Festivals ge- Größe nach. wesen zu sein. Nach sechs Tagen intensiver Vorbereitung, Nach einer kräfteraubenden Woche in Mos- künstlerischen Inputs, interkulturellen Aus- kau wurden in einem multikulturellen Kon- tauschs aber auch sehr viel Spaß wurde es text viele neue internationale Kontakte ge- am Samstag, dem letzten Tag ernst: In einer knüpft. Kein Zweifel bestand mehr am Motto gemeinsamen Aufführung, die das Herzstück der Woche, „Diversity connects“. Wir haben des Festivals bildete, wurde das Erarbeitete gelernt, uns auch durch Taten und Gesten zu zusammengeführt. Ziel des Auftritts sollte verständigen, anstatt nur durch Worte (auch es sein, die Vielfalt der Teilnehmenden in wenn wohl keiner die angeregten Diskussio- ein großes Ganzes zu integrieren und künst- nen in den Thematic Squares missen wollen lerisch auszudrücken. würde) und haben durch unsere vielseitigen künstlerischen Neigungen ein gemeinsames Der Theaterworkshop hatte kurze Szenen Sprachrohr gefunden. So manch einer hat entwickelt, in denen jede ein Schlagwort vielleicht gelernt, dass Wahrung von Traditi- zum Thema Diversity thematisieren sollte. on und Modernisierung nicht unbedingt im Die Gruppen Musik und Tanz bereicherten Zwiespalt zueinander stehen müssen und die Aufführung durch traditionelle Lieder letztendlich fahren wohl alle mit dem glei- und internationale Tänze. Für die Projektion chen Gefühl nach Hause: Gemeinsam etwas der Hintergrundauftritte war die Foto- und erreicht zu haben! Video-Arbeitsgruppe verantwortlich, welche außerdem ein Video zu den Arbeitsprozes- Das Diversity Festival 2016 wurde orga- sen der Woche gedreht hatten. nisiert vom Jugendring der Russlanddeutschen (JdR), der Youth European Nationali- Das Konzept trug Früchte und dem Publi- ties (YEN/JEV) und der djo-Deutsche Jugend kum gefiel es: Aufmerksam verfolgten die in Europa, Bundesverband e.V. Anwesenden das Bühnengeschehen, das durch die abwechslungsreiche Gestaltung keine Langeweile aufkommen ließ. Doch damit nicht genug: Bereits den ganzen Dennis und Victoria Beltchikov Teilnehmer_innen Alle Fotos © Dmitrij Ryzhkov Nachmittag über hatten die Besucher_innen des Festivals die Möglichkeit, Diversität hautnah zu erleben. Zwischen Infoständen, Filmpräsentationen, Inputs, Diskussionen und vielerlei weiteren Aktionen unterschiedlicher Organisationen, war für alle etwas dabei. Seitens unserer Truppe hatte hierfür vor allem der Stage-Building Workshop kreative Mitmachaktionen ermöglicht. Nun hatte man sich das Abendbuffet sehr verdient und feierte anschließend ausgelassen gemeinsam auf der Party – jedoch, als wäre sonst der Tag zu schön, um wahr zu sein — mussten hier schon Abschiede von liebgewonnenen neuen Freunden folgen. Hin- und hergerissen zwischen Partyund Abschiedsstimmung ging alles viel zu 7 Nr. 3 Dezember 2016 Bundesverband Personalmanagement in der Jugendverbandsarbeit Eine Arbeitstagung zu Ehrenamtsmanagement, Führungs- und Personalfragen Vom 25.—28. August fand das Seminar „Personalmanagement in der Jugendverbandsarbeit“ in den Räumlichkeiten von Berlin Interkulturell statt. Die Referent*innen Susanne Kitlinski und Dr. Hans Weiskopf führten die 13 Haupt- und Ehrenamtlichen durch die Workshops und stellten sich den Fragen der Teilnehmenden. Eingeladen hatten der djo-Bundesverband und der djo-Landesverband Sachsen-Anhalt zu der Veranstaltung. Vertreter*innen der Bundesgruppen JunOst, KOMCIWAN, Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) und der djo-Landesverbände Bayern und Sachsen-Anhalt nahmen daran teil. Wen wollen wir als Ehrenamtliche für unseren Verband oder unsere Gruppe gewinnen? Welches Profil vertritt unsere Organisation nach außen und wie können wir andere begeistern, sich zu engagieren? Unter der fachkundigen Anleitung der Trainerin Susanne Kitlinski nahmen die Teilnehmer*innen eine Bestandsaufnahme ihrer Situation vor Ort vor und entwarfen im Austausch neue Visionen. Sie diskutierten verschiedene Ansätze um Ehrenamtliche zu gewinnen und zu binden. Dr. Hans Weiskopf, der bereits 2014 den ersten Personalmanagementworkshop für djo-Verbände gehalten hatte, konnte wieder gewonnen werden. Determinanten guter und schlechter Führung, Personalbeschaffung und Motivation lauteten einige der Themen, zu denen Dr. Weiskopf referierte und die er mit den Teilnehmenden diskutierte. Zum Ende des Seminars waren sich die Teilnehmenden einig, dass dieses Seminar einen ersten kleinen Schritt darstellt. Auch künftig sollen Veranstaltungen zu den Themenkomplexen Personalund Verbandsmanagement organisiert und durchgeführt werden. Insbesondere die Vertiefung der Themen Arbeitsrecht, Rechtsgrundlagen der Vorstandsarbeit und der praktische Aspekte der Mitarbeiter*innenführung wurden sich von den Teilnehmenden gewünscht. Anne Hafenstein Jugendbildungsreferentin djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. 8 Bundesverband Nr. 3 Dezember 2016 Workshop „Arbeit mit jungen Geflüchteten“ In Kooperation mit dem djo-Bundesverband organisierte der djo-Landesverband Sachsen vom 07.—09.10.2016 eine Multiplikator_innen-Schulung für Gruppenleiter_innen zur Arbeit mit jungen Geflüchteten. An diesem Wochenende kamen tschechi- dabei ein hohes Maß an Engagement und sche und deutsche Jugendliche sowie Mit- Teamarbeit, wie beispielsweise beim ge- glieder aus der Jugendinitiative Singasylum meinsamen Bau einer Kugelbahn. Die Ar- in der djo-Jugendbegegnungsstätte Spuk- beit an diesem Projekt hat nicht nur Spaß schloss Bahratal zusammen. Das Programm gemacht sondern die Teilnehmer_innen war vielfältig und viele wichtige Themen auch zusammengebracht und das Gruppen- Als ich vor acht Jahren am Thomas konnten behandelt werden. Beispielswei- gefühl gestärkt. Mann Gymnasium in Prag anfing, hätte se informierten sich die Teilnehmer_innen Lucie Münichová ich mir niemals vorstellen können, wo- über das Asylverfahren in Deutschland Während der Gruppenarbeiten und dem ge- hin mich diese Entscheidung bringen und Tschechien. Da auch Jugendliche mit genseitigen Erfahrungsaustausch lernten würde. Ich hatte dadurch die Möglich- eigener Fluchterfahrung anwesend waren, die Jugendlichen nicht nur das vermeintlich keit an mehreren Jugendbegegnungen konnten persönliche Erfahrungen ausge- Andere, sondern auch die eigene Kultur teilzunehmen, weil ein Schwerpunkt tauscht und verschiedene Perspektiven er- besser kennen. Der Spaß kam dabei nicht des Unterrichts auf dem deutsch- fahren werden. zu kurz — beim Tanzabend tanzten alle tra- tschechischen Austausch lag. Als ich ditionelle Tänze wie Dabke und Mazurka. mich dann nach dem Abitur für einen Eine Präsentation über die djo-Deutsche Dass Sprachbarrieren leicht zu überwinden Europäischen Freiwilligendienst ent- Jugend in Europa und das Feld der Jugend- sind, hat sich bei der Sprachanmiation und schied, war Deutschland für mich die hilfe gab einen Einblick in die Grundlagen den Singabenden gezeigt. erste Wahl. Die djo-Deutsche Jugend der Kinder- und Jugendarbeit in Deutsch- in Europa hat mich sofort angespro- land. Im praktischen Teil, dem Projektma- Ein großer Dank geht an Karina Cyriax und chen. Hier kann man hinter die Ku- nagement-Workshop, wurden viele tolle Hana Campos aus djo-Landesverband Sach- lissen sehen und erfahren, wie inter- Projektideen entwickelt, darunter zum Bei- sen, die das erlebnisvolle Wochenende or- nationale Maßnahmen geplant und spiel ein Erste Hilfe Kurs für Geflüchtete. ganisiert und durchgeführt haben. Finanzi- durchgeführt werden. Ich bin erst seit ell gefördert wurde das Wochenende von August hier, die erste Zeit war bereits Es gab aber auch weitere aktive Programm- Tandem — Koordinierungszentrum Deutsch- sehr spannend. Ich freue mich bereits punkte: Das Team von Geofux — Expert_in- Tschechischer Jugendaustausch. auf die neuen Erfahrungen und Erleb- nen für Outdoortrainigs und Erlebnispä- nisse, die mich in den nächsten Mo- dagogik — haben erlebnispädagogische Lucie Münichová Workshopelemente gestaltet. Die zahl- Freiwillige im Europäischen Freiwilligendienst reichen Übungen und Aufgaben forderten djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e.V. naten erwarten. 9 Bundesverband Nr. 3 Dezember 2016 Delegationsreise des Bundesvorstands nach Russland Ein Besuch beim Jugendring der Russlanddeutschen Geplante Feierlichkeiten im Rahmen von 15 Jahre Partnerschaft zwischen Jugendring der Russlanddeutschen und djo-Deutsche Jugend in Europa • Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag 28.-30.03.2017 in Düsseldorf Bundesjugendtag 31.03.-01.04.2017 in Bosau • Fachforum Deutsch-Russischer Jugendaustausch — Dialog statt Krise Juni 2017 in Berlin • DeutschRussisch-Kasachisches Jugendforum Herbst 2017 in Moskau • DeutschRussisches Jugendlager Sommer 2017 in St. Petersburg Der Deutsch-Russische Jugendaustausch Daher ist der djo-Bundesvorstand dankend bei der Visaausstellung für russländische ist mit mittlerweile über 60 Maßnahmen einer Einladung unserer Partner nach Russ- Teilnehmende an Jugendbegegnungen ge- jährlich für unseren Verband nicht nur ein land gefolgt. Vom 17.-20. September 2016 sprochen wurde. Mit der Leiterin des Ko- bedeutendes Handlungsfeld in der Interna- fuhren fünf Vorstandsmitglieder auf einen ordinierungsbüros Dina Sokolowa wurde tionalen Jugendarbeit sondern ein wichti- Austausch nach Moskau – für einige war es über die sich ändernden Rahmenbedin- ger Teil unserer Arbeit an sich. Unser wich- das erste Mal. Das Highlight dieser Fahrt gungen für den Jugendaustausch diskutiert tigster Partner ist dabei der Jugendring der war die Teilnahme am II. Großen Ekateri- und mit Grigorij Petushkov vom Nationalen Russlanddeutschen (JdR) mit dem wir seit nenball am 17. September 2016 im Schloss- Kinder- und Jugendrat über Jugendarbeit 2002 über ein Partnerschaftsabkommen park Zarizyno. Der Ball ist der kulturelle und Jugendpolitik in Russland. Ein erfreu- sehr eng kooperieren. Jahreshöhepunkt der Russlanddeutschen, liches Widersehen gab es zudem mit Olga eine prunkvolle Veranstaltung auf der die Martens — nunmehr Präsidentin der Union Nach nahezu 15 Jahren gemeinsamer russlanddeutsche Community zusammen der Europäischen Minderheiten - FUEN und Zusammenarbeit macht es Sinn, ein Mal kommt und ihre über 200-jährige Geschich- Stellvertretende Vorsitzende des Interna- zusammen zu kommen und das Erreichte te feiert aber auch politische Kontakte tionalen Verbands der Deutschen Kultur zu reflektieren. Wir schauen zurück auf knüpft und sich vernetzt. (IVDK). Olga Martens hatte gemeinsam mit eine rasante Zunahme von Deutsch-Rus- 10 Frank Jelitto vor 14 Jahren, damals noch als sischen Jugendbegegnungen aber auch Nach diesem Einstieg waren die nächsten Vorsitzende des JdR das Partnerschaftsab- gleichzeitig sich immer weiter vertiefen- Tage geprägt von unzähligen Treffen. Ge- kommen mit der djo-Deutsche Jugend in de politische Gräben zwischen unseren meinsam mit dem Vorstand des Jugend- Europa, unterzeichnet. beiden Ländern. Wir sehen die großarti- rings wurden die Feierlichkeiten im Rah- gen Resultate unserer Arbeit und müssen men der 15-jährigen Partnerschaft geplant. Robert Werner gleichzeitig feststellen, dass die Rahmen- Es gab Treffen mit dem Botschaftsrat und Bundesgeschäftsführer bedingungen wie z.B. Visaregelungen sich Leiter des Kulturreferats der Deutschen djo-Deutsche Jugend in Europa im Internationalen Jugendaustausch ver- Botschaft Jan Kantorczyk, mit dem sehr schlechtern. ausgiebig über mögliche Erleichterungen Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Teilhabe gestalten – Integrationsprojekte in der djo-Deutsche Jugend in Europa Ein Grußwort von Staatsministerin Aydan Özoğuz Liebe Mitglieder der djo-Deutsche Jugend in Europa, Deutschland ist schon lange ein Einwanderungsland und mittlerweile reich an Vielfalt und Erfahrung im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Sozialisationen. Gerade bei den jungen Menschen zeigt sich dies deutlich: Rund sechs Millionen Menschen unter 25 Jahren haben eine familiäre Einwanderungsgeschichte. Unsere Einwanderungsgesellschaft ist darauf angewiesen, dass alle Menschen — unabhängig von ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft – ihre Qualifikationen und Talente einbringen können. Es ist daher eine zentrale Aufgabe, die Partizipationschancen in allen gesellschaftlichen Bereichen für Menschen mit Einwanderungsgeschichte zu erhöhen. Wesentlicher Bestandteil gesellschaftlicher Teilhabe ist auch die Mitwirkung an Entscheidungsprozessen. Für das Zugehörigkeitsgefühl ist es förderlich, nicht nur Objekt von Ent- Aydan Özoğuz wurde nach den Bundestagswahlen 2013 zur Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und zur Staatsministerin bei der Bundeskanzle- scheidungen zu sein, sondern auch Einfluss nehmen zu können. rin ernannt. Nach ihrem Abschluss ihres Um die Teilhabechancen von Menschen mit familiären Einwanderungsgeschichten zu ver- Sprache und Literatur sowie der Per- Studiums der Anglistik, der spanischen bessern und das Thema stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, habe ich das Thema Partizipation in der Einwanderungsgesellschaft zu meinem Themenschwerpunkt in diesem Jahr gemacht. Wir sollten gemeinsam genau hinschauen, welche strukturellen Hindernisse Menschen mit Einwanderungsgeschichten im Wege stehen, wie ausgrenzende Mechanismen wirken und welche Maßnahmen geeignet sind, die Partizipa- sonalwirtschaft 1994 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der KörberStiftung, Hamburg (Diese Tätigkeit ruht seit 2009 nach Einzug in den Deutschen Bundestag.). Von 2001 — 2008 war sie tionschancen – auch an Entscheidungsprozessen — zu erhöhen. Mitglied der Hamburgischen Bürger- Migrantenjugendorganisationen haben hier breite Wirkungsmöglichkeiten. Zum Beispiel Deutschen Bundestages und seit 2011 schaft. Seit 2009 ist sie Mitglied des fördern sie die politische Partizipation. Sie erreichen weit mehr junge Menschen als sie aktive Mitglieder haben. Und sie erreichen mittelbar auch Eltern, die oftmals selbst keine Willkommens- und Anerkennungskultur erfahren haben. Migrantenjugendorganisationen Stellvertretende Vorsitzende der SPD. Als Beauftragte der Bundesregierung für üben daher eine Schlüsselrolle bei der Integration von Jugendlichen aus. Migration, Flüchtlinge und Integration Die djo-Deutsche Jugend in Europa hat hier Pionierarbeit geleistet. Schon 2001 hat der on von Menschen mit Zuwanderungsge- ist es ihre Aufgabe, sowohl die Integrati- Verband begonnen, Jugendorganisationen von Einwanderinnen und Einwanderern zu unterstützen und sich als Verband verstärkt interkulturell zu öffnen. Die djo hat eine beeindruckende Entwicklung hinter sich, von einem Jugendverband der Vertriebenen und Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg hat sie sich zu einem Dachverband entwickelt, der Kinder und Jugendliche unterschiedlichster Herkunft und Erfahrungen zusammenbringt und fördert. Ich wünsche Ihnen für Ihre weitere Arbeit viel Erfolg! schichte zu fördern, als auch geeignete Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass alle Menschen in Deutschland − gleich welcher Herkunft — gut zusammen leben können. Ihr wichtigstes Ziel ist es, Rahmenbedingungen für mehr Teilhabe und gleiche Chancen für alle Menschen, Mit herzlichen Grüßen Aydan Özoğuz mit und ohne Einwanderungsgeschichten, in unserer Gesellschaft zu schaffen. 11 Nr. 3 Dezember 2016 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Foto von Nora Liebetreu B’shayno.Willkommen. feiert Geburtstag Das auf drei Jahre angelegte Gemeinschaftsprojekt des djo-Landes- Hobbys und Interessen der Teilnehmenden stellt die Projektleite- verbands Nordrhein-Westfalen (djoNRW) und des Assyrischen Ju- rin Nora Liebetreu Freizeit-Gruppen zusammen und unterstützt gendverbands Mitteleuropa (AJM) konnte in den vergangenen zwölf bei Organisation und Durchführung von großen wie kleinen Veran- Monaten bei rund 40 Veranstaltungen zahlreiche Jugendliche mit staltungen. So entstanden im Raum Ostwestfalen-Lippe aber auch assyrischem/aramäischem Migrationshintergrund und junge assy- im Ruhrgebiet bei ganz unterschiedlichen Angeboten viele neue rische/aramäische Geflüchtete erreichen. Anhand der individuellen Freundschaften zwischen den Jugendlichen. Eine Auswahl der Aktivitäten 22. Mai 2016 in Paderborn 1. Juni 2016 in Bad Lippspringe 3. Juni 2016 in Elsen Informationstag Eis-Essen und Zukunftsplanung Volleyball-Turnier Über 100 Jugendliche mit assyrischem/aramä- Eine Gruppe von Mädchen mit und ohne Fluch- Rund 40 Jugendliche und jun ischem Migrationshintergrund und junge Ge- terfahrung trifft sich das erste Mal zum Eis es- fen sich in Elsen und spielen flüchtete lernen sich kennen und informieren sen, lernt sich kennen und bespricht, was sie in ball. Die Jugendlichen kom sich über das Projekt. Im Vordergrund: Kennen- Zukunft im Rahmen des Projekts gemeinsam derborn, Sande, Bad Lippspr lernen, Projektinformationen, Spiele und Grillen machen möchten. Inzwischen treffen sich die Mädels regelmäßig zum Tanzen. 12 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Nachgefragt … … bei Nora Liebetreu, Projektleiterin von B’shayno.Willkommen. Ein primäres Projektziel von B’shayno.Willkommen. ist die gesell- falt an Möglichkeiten „mitzumachen“, die das Projekt bietet, die schaftliche Inklusion junger Geflüchteter. Wie nah ist man diesem Jugendlichen und jungen Geflüchteten überzeugt, teilzunehmen. Ziel nach einem Jahr gekommen? Schließlich können sie selbst entscheiden, wie das Projekt gestaltet wird. Das war, denke ich, entscheidend für die Anfrage und das Inklusion messen? Oder bewerten? Ich glaube das ist schwierig Engagement im Ruhrgebiet, das dadurch entstanden ist. und auch gar nicht das Entscheidende. Wichtig ist, dass wir als Jugendverbände und vor allem als Migrantenjugendselbstorgani- Rund 40 Veranstaltungen haben im Rahmen des Projekts bisher sation einen Beitrag zur Inklusion leisten. Das Projekt B‘shayno. stattgefunden. An welche erinnerst du dich besonders gern und Willkommen. ermöglicht jungen Geflüchteten und Jugendlichen welche war aus organisatorischer Sicht die größte Herausforde- mit Migrationshintergrund sich kennenzulernen, Zeit miteinander rung? zu verbringen und so die Gesellschaft zu gestalten und zu prägen. Nach einem Jahr sehe ich, wie viele junge Menschen sich durch Über den Informationstag im Mai wurde bereits berichtet, aber das Projekt überhaupt begegnen konnten. Ich freue mich, dass dennoch möchte ich auf diese Veranstaltung noch einmal ganz be- B‘shayno.Willkommen. eine Brücke der Begegnung für Jugendliche sonders hinweisen. Als ich im Paderborner Projektbüro angefangen mit Migrationshintergrund und junge Geflüchtete geschaffen hat. habe, kannte ich lediglich fünf assyrische/aramäische Jugendliche Diese Brücke, um bei der Metapher zu bleiben, steht letztendlich und Geflüchtete in ganz Ostwestfalen-Lippe. Um mit dem Infor- für Spracherwerb, interkulturelle Freundschaften und Teilhabe — mationstag möglichst viele junge Menschen zu erreichen, habe ich und das macht Inklusion letztlich ja aus. nach und nach eine Liste mit Handynummern von Assyrer*innen/ Aramäer*innen im Alter von 14 bis 27 zusammengesammelt und Anfangs hatte das Projekt den Raum Ostwestfalen-Lippe im Focus. alle — unbekannter Weise — per Whatsapp angeschrieben. Dass Dann wurde es aber auch auf das Ruhrgebiet ausgedehnt. Wie kam letztlich über 100 Jugendliche und Geflüchtete dieser digitalen es dazu? Einladung gefolgt sind, war auch für mich total überraschend. Nach dieser Einstiegsherausforderung war es wichtig von der Pro- Einige Jugendliche und junge Erwachsene mit assyrischem/ara- jektvorstellung zeitnah in die Projektpraxis zu wechseln und dabei mäischem Migrationshintergrund aus dem Ruhrgebiet haben sich möglichst viele Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrung einzu- eigeninitiativ bei mir gemeldet und gefragt, ob sie bei dem Pro- beziehen. jekt mitmachen können. Sie hätten über Jugendliche aus Ostwestfalen-Lippe und ebenso über die Facebook-Seite von dem Projekt In den vergangenen zwölf Monaten waren teilnehmende Jugendli- B‘shayno.Willkommen. erfahren. Letztlich hatte vor allem die Viel- che des Projekts B’shayno.Willkommen. auch bei anderen Gruppen 19. Juni 2016 in Padeborn 25. Juni 2016 in Duisburg Fußball-Turnier Bowling-Abend nge Geflüchtete tref- Die Jungs, die bei B‘shayno.Willkommen. mitma- Einige engagierte Jugendliche und Geflüchtete n gemeinsam Volley- chen möchten, treffen sich zum ersten Fußball- mit assyrischem/aramäischem Migrationshin- mmen aus Wever, Pa- Turnier in Paderborn. Inzwischen trainieren und tergrund haben eigeninitiativ gefragt, ob sie bei spielen sie regelmäßig gemeinsam. B‘shayno.Willkommen. mitmachen können. Ihre ringe und Delbrück. erste gemeinsame Aktion: Ein interkultureller Bowling-Abend mit über 20 Personen. 13 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 der djoNRW eingeladen. Mit dem RV Detmold-Münster ging es auf Das auf drei Jahre angelegte Projekt kommt nun in sein zweites Kanufahrt und die Danzdeel Salzkotten lud B’shayno.-Jugendliche Jahr. Was erwartest du für die Zukunft? Gibt es eine Veranstaltung, zum offenen Tanzabend ein. Wie haben die Jugendlichen das auf- die du dir noch wünschst? genommen und gibt es weitere Pläne die Aktivitäten von B’shayno. Willkommen. mit den Angeboten anderer Gruppen zu verknüpfen? Eine Veranstaltung, die ich mir wünsche? Ich sehe mich im Rahmen des Projekts eher als Wunsch-Erfüllerin, indem ich unterstütze, Ju- Für beide Einladungen habe ich nicht lange nach interessierten gendliche und Geflüchtete mit den gleichen Ideen zusammenzu- assyrischen/aramäischen Jugendlichen mit und ohne Fluchthinter- bringen und wiederum andere anstoße ihre Ideen umzusetzen. Nun grund suchen müssen. Die Begeisterung war groß, obwohl niemand könnte ich eine ganze Liste an Aktionen nennen, die die Aktiven von genau wusste, was uns erwartet. Der Tanzabend war letztlich et- B‘shayno.Willkommen. sich wünschen und zum Teil bereits geplant was ganz Besonders. Vor allem, weil den Jugendlichen und jungen werden. Ein ehrenamtliches B‘shayno.-Team. organisiert momentan Geflüchteten die Möglichkeit gegeben wurde sich selbst einzubrin- beispielsweise ein interkulturelles Volleyballturnier. Eine andere gen, einen Ausschnitt der eigenen Kultur zu präsentieren und Teil Gruppe, die sich über das Projekt gefunden hat, möchte ein Kulturfes- des interkulturellen Abends zu sein. Selbiges gilt für die Kanufahrt: tival umsetzen. Ebenso stehen für 2017 erlebnispädagogische Work- Wenige Minuten nach dem Telefonat mit meinem djoNRW-Kolle- shops wie Bogenschießen auf dem Programm. Meine Rolle an dieser gen Herbert Schnalle hatte ich fünf Zusagen von Geflüchteten und Stelle ist somit die organisatorische und pädagogische Begleitung Jugendlichen aus Paderborn, die an der Kanutour teilnehmen woll- der Jugendlichen und Geflüchteten. Schließlich gestalte nicht ich ten. Die Begeisterung war so groß, dass die Fünf im Anschluss auf B‘shayno.Willkommen. sondern die jungen Menschen, die sich durch mich zugekommen sind, um für nächstes Jahr selbst eine B‘shayno- das Projekt für unsere Gesellschaft und Inklusion einsetzen. Kanutour zu planen. Ebenso ist das Interesse auf Seiten der tanzbegeisterten Jugendlichen groß den offenen Tanzabend im nächsten Jahr mitzugestalten. Das Interview führte Dr. Christian Kahl Pressesprecher djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. Aktuelles zum Projekt und den vielen Veranstaltungen gibt es auf: www.djonrw.de/category/bshayno-willkommen www.facebook.com/bshayno Badminton Andere entdecken Badminton für sich und starten mit ihren Freizeit-Teams bestehend aus Jugendliche mit Migrationshintergrund und jungen Geflüchteten durch. Foto von Nora Liebetreu 17. Juli 2016 in Paderborn 15. August 2016 17. August 2016 in Sa Bouldern Tanzabend Jugendliche und junge Geflüchtete aus Pader- Einige Jugendliche und born und Gütersloh treffen sich in Paderborn, um entdecken die gemeinsame gemeinsam zu Bouldern. Tanzen und fahren gemei Tanzabend des Danzdell Sa greifen die Jugendlichen die tieren den Gästen einige ass Tänze. 14 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Minigolf Billard Die jüngeren Jugendlichen und Geflüchteten, die bei B‘shayno. Im Ruhrgebiet findet ein Billard-Abend statt. Willkommen. mitmachen, gehen gemeinsam Minigolf spielen. 3. September 2016 im Ruhrgebiet Foto von Adad Zozo Kino Die B‘shayno-Jugendlichen aus Gütersloh entdecken das Kino für sich und gehen fortan alle paar Wochen zusammen einen Film gucken. Malkurs 20 Jugendliche und junge Geflüchtete kommen Ein paar Jugendliche und Geflüchtete ent- zu einem Spiele-Nachmittag zusammen. decken die Gemeinsamkeit „Kreativität“ und probieren verschiedene Angebot aus. Inzwischen treffen sie sich regelmäßig in einem Atelier und absolvieren einen Malkurs bei Foto von Céline Tarzi einer Künstlerin. 13. Oktober 2016 alzkotten Minigolf 6. September 2016 in Padeborn Spiele-Nachmittag 4. September 2016 in Gütersloh 19. August 2016 im Schloss Neuhaus Auch das Ruhrgebiet entscheidet sich dafür gemeinsam Minigolf zu spielen. 11. September 2016 in Duisburg 21. Oktober 2016 in Bielefeld 30. Oktober 2016 in Paderborn Schlittschuh Laufen Seminar für Ehrenamtliche junge Geflüchteten B‘shayno.Gütersloh. fährt zusammen nach Biele- Mit Unterstützung der Bürgerstiftung Paderborn e Leidenschafts fürs feld, um gemeinsam Schlittschuh zu laufen. und Aktion Mensch. insam zum offenen alzkotten e.V. Dort er- Ein theaterpädagogisches Seminar für Ehren- e Chance und präsen- amtliche, die durch das Projekt B‘shayno.Will- syrische / aramäische kommen. dazugewonnen wurden, findet statt. 15 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 MosaikTreffBremen – gemeinsam Vielfalt erleben! Ein Projekt von KOMCIWAN Dabei stehen die folgenden Handlungsziele im Mittelpunkt der Projektarbeit: 1. Die Gestaltung jugendgerechter Rahmenbedingungen zur Unterstützung der Erstorientierung von jugendlichen Neuzuwander_innen im Wohnumfeld, zur Steigerung ihres Selbstbewusstseins und ihrer sozialen Integration. 2. Die Stärkung und Nutzung der spezifischen Kompetenzen (z.B. Herkunftssprache, eigene Migrations- und Integrationserfahrung) von in Deutschland geborenen oder bereits länger lebenden kurdischen Jugendlichen (Peers) und Förderung ihres ehrenamtlichen Engagements für neu zugewanderte Jugendliche. Darüber 16 KOMCIWAN ist in der interkulturellen Kin- erleben und sich aus Scham oft gar nicht hinaus werden wir auch Jugendliche mit an- der- und Jugendarbeit in Bremen sehr aktiv. trauen, ihre Schulfreund_innen in die Ge- deren Kulturhintergründen bzw. ohne Mig- Als eine Selbstorganisation jugendlicher meinschaftsunterkunft einzuladen. Diese rationshintergrund einbinden, um das inter- Migrant_innen hat sich KOMCIWAN Bremen Situation führt nicht selten zu Isolation, kulturelle Miteinander in verschiedensten zum Ziel gesetzt, Jugendliche mit kurdi- Stigmatisierung und Perspektivlosigkeit. Projekten erlebbar zu machen. schem Kulturhintergrund bei ihrer gesell- Darüber hinaus sind junge Neuzuwander_ schaftlichen Integration zu unterstützen innen mit kurdischem Kulturhintergrund Durch die Professionalisierung der Vereins- und ihre Interessen zu vertreten. Die Arbeits- unter den anerkannten Geflüchteten oft arbeit sowie die Stärkung der bestehenden schwerpunkte in Bremen bilden zum einen in der Minderzahl, was auch in den Grup- Strukturen wird KOMCIWAN Bremen zum Aktivitäten rund um die kurdische Sprache penunterkünften bzw. in den Neuzuwan- Bindeglied zwischen jugendlichen Neuzu- und Kultur als Mittel zur Stärkung der kul- derer-Communities zu Separierung führt. wander_innen mit kurdischem Kulturhinter- turellen Identität, wie z.B. Folklore- und Mu- Das gesellschaftliche Engagement von grund und regulären Integrationsangeboten sikkurse sowie Kurdisch-Sprachkurse. Zum jugendlichen Neuzuwander_innen in der (z.B. Jugendmigrationsdiensten). Der im Pro- anderen werden integrationsunterstützen- Jugendverbandsarbeit, insbesondere von jekt etablierte MosaikTreffBremen wird als de Aktivitäten wie Hausaufgabenhilfe oder anerkannten geflüchteten Jugendlichen, Anlaufstelle für neu zugewanderte Jugend- thematische Seminare durchgeführt. ist in Bremen bisher kaum vorhanden. liche mit kurdischem Kulturhintergrund Neben den fehlenden niedrigschwelligen und als interkultureller Begegnungs- und Das Projekt MosaikTreffBremen fördert auf Zugängen, haben wir von KOMCIWAN im Bildungsort über die drei Jahre Projektdauer verschiedenen Ebenen das Empowerment Kontakt mit jungen Geflüchteten fest- hinaus von KOMCIWAN Bremen fortgeführt. von Jugendlichen. Jugendliche Neuzuwan- gestellt, dass ihnen das gesamte Sys- der_innen werden bei ihrer Erstorientie- tem der Jugendverbandsarbeit und seine Laser Etdöger rung und in ihrem Engagement auch über Möglichkeiten für die soziale Integrati- Vorsitzender das Projektende hinaus unterstützt. Das on unbekannt sind. Mit unserem Projekt Kurdischer Kinder- und Jugendverband Alltagleben von jugendlichen Geflüchte- MosaikTreffBremen setzen wir an diesen KOMCIWAN e.V. ten aus Syrien und dem Irak in Bremen ist Problemen an und schaffen einen Ort, an geprägt durch lange Aufenthaltszeiten in dem jugendliche Neuzuwander_innen zu- Gemeinschaftsunterkünften, die wiede- verlässige Ansprechpartner_innen finden rum dazu führen, dass die Jugendlichen und gemeinsam mit anderen Jugendlichen und ihre Familien keine Privatsphäre ha- das interkulturelle Miteinander in Bremen ben, immer wieder Konflikte und Gewalt aktiv mitgestalten können. Gefördert von: Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Voices of Diversity Stimmen der Vielfalt bei KOMCIWAN KOMCIWAN, der kurdische Kinder- und Jugendverband, ist ein bunter Mix aus jugendlichen Kurd_innen, die sich für ihre Kultur interessieren. Bei der Winterakademie im letzten Jahr wurde mir das schnell bewusst. Als mamostê (Lehrer) half ich bei der Konzeption eines Animationsfilms und traf auf Jugendliche verschiedener Religionen und musikalischer Interessen. Alle hatten eins gemeinsam: Die Liebe zur kurdischen Kultur. Am Abend wurde getanzt und gesungen, wie ich es selten erlebt habe. Als ich etwas später gefragt wurde, bei einem Projekt über Diversity die Rolle des Organi- demien zu planen. Im Laufe des Projektes aufklären. Des Weiteren ist ein Karaoke- sators zu übernehmen, war ich Feuer und beschäftigen sich unsere Mitglieder mit Projekt und ein Besuch im Familienministe- Flamme. dem Thema Diversität und bauen eine Me- rium in Berlin geplant. dienkampagne auf. Die Ergebnisse der verDas Projekt „Voices of Diversity“, welches schiedenen Workshops werden planmäßig Von den insgesamt drei Akademien werden zusammen mit unserem niederländischen am Ende des Projektes bei der KRG Missi- am Ende jeweils vier Teilnehmer_innen aus- Partnerverband in Den Haag durchgeführt on der Europäischen Union vor politischen gewählt, die die Ergebnisse der Akademien wird, soll einerseits dazu beitragen, dass Entscheidungsträgern präsentiert. im April 2017 in Brüssel vorstellen. die Öffentlichkeit über die vielfältigen Interessen kurdischer Jugendlicher informiert Unsere erste Herausforderung ist die Pla- Erik Malchow wird, zum anderen aber auch die Jugend- nung und Durchführung einer Bildungs- Projektkoordinator lichen untereinander dem Thema gegen- akademie in Den Haag für insgesamt 24 Kurdischer Kinder- und Jugendverband über öffnen. Insbesondere Minderheiten, Jugendliche, bei der wir uns erstmals ge- KOMCIWAN e.V. darunter auch viele Kurd_innen, werden im nauer mit dem Thema auseinandersetzen Alltag gemobbt, weil sie eben anders sind und auch die Gelegenheit haben werden, als andere. Diese Andersartigkeit ist jedoch das Europäische Parlament in Brüssel zu eine Bereicherung. Diversity, ein englischer besuchen. Am Ende des Jahres soll dann Begriff, der die zwei deutschen Worte Viel- schon die nächste Akademie stattfin- fältigkeit und Verschiedenheit vereint, be- den. Vom 25.—30. Dezember planen wir deutet, dass alle Menschen, egal welchen eine Zukunftswerkstatt mit über 60 Teil- Alters, Geschlecht, Religion, Behinderung, nehmer_innen bei der auch Themen wie soziale Herkunft, sexuelle Orientierung, Rechtspopulismus, Tabus und Diversity in Ethnie, Musik- oder Kleidungsstil sie ha- der Bildung diskutiert werden. Weitere Informationen unter: www.voicesofdiversity.komciwan.de ben, dieselbe Wertschätzung erfahren. Im Projekt konzentrieren wir uns insbesondere Die dritte Akademie richtet sich an unsere darauf der medialen und politischen Instru- jüngsten Mitglieder und soll im März 2017 mentalisierung von Migrant_innen und Ge- stattfinden. Unter dem Namen „Komciwan flüchteten in Europa entgegen zu wirken. Young — Akademie der Vielfalt“ werden Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren das Das Auftakttreffen in Den Haag Ende Sep- Thema Vielfalt und Ausgrenzungserfah- tember bot eine wunderbare Gelegenheit, rungen bearbeiten und dabei verschiedene unsere niederländischen Freunde zu tref- Medien nutzen. Mit Rap und Hiphop wollen fen und gemeinsam insgesamt drei Aka- wir die Heranwachsenden über Rassismus Gefördert von: 17 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Junges Wedding, buntes Wedding – Willkommen im Team! Foto © Julia Petiushenko Jugendbund djo-Deutscher Regenbogen, Landesverband Berlin e.V. startet in Zusammenarbeit mit dem Interkulturellen Jugend- und Familienzentrum SCHALASCH in Trägerschaft von Club Dialog e.V. ein vom Bundesministerium des Innern gefördertes Projekt zur Stärkung des interkulturellen Dialogs in Berlin-Wedding Im Projekt „Junges Wedding, buntes Wed- JugendKulturCafé ding — Willkommen im Team!“ werden wir In der Nähe des S-Bahnhofs Berlin-Wed- nende, interkulturelle Angebote aufbauen, ding, im Interkulturellen Jugend- und Fa- damit junge Menschen ihre Zukunftspers- milienzentrum SCHALASCH, eröffnet das pektiven aktiv gestalten können. Das Pro- JugendKulturCafé, in dem sich Jugendliche Oxana Zenner jekt richtet sich an Jugendliche und junge im Alter von 12 bis 21 Jahren regelmäßig Projekt „Junges Wedding, buntes Wedding – Eltern mit verschiedenen kulturellen Hin- treffen und ihre Freizeit verbringen wer- Willkommen im Team!“ tergründen, die in Berlin-Wedding leben den. Im ersten Schritt finden zahlreiche oder sich dort in ihrer Freizeit aufhalten Ausflüge und Spielaktionen statt, die den — insbesondere auch an Menschen mit Kontakt- und Beziehungsaufbau zu den Ju- Fluchterfahrung, bei denen eine baldige gendlichen im Projekt unterstützen. Rückkehr in ihre Heimat nicht absehbar ist. 18 Kontakt über einen Zeitraum von drei Jahren span- Ziel ist es, sie mit Einheimischen in Kontakt Ab Februar 2017 werden zudem abwech- zu bringen und das interkulturelle Mitein- selnd Workshops aus dem Bereich Theater, ander im Stadtteil zu fördern. Kunst, Foto oder Film angeboten, welche Jugendbund djo-Deutscher Regenbogen, Landesverband Berlin e.V. Telefon: +49 151 571 393 41 E-Mail: [email protected] Interkulturelles Jugend- und Familienzentrum SCHALASCH Lindower Str. 18, Aufgang 2, 13347 Berlin-Wedding www.willkommen-im-team.de Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 das Interesse von jungen Menschen an kreativen Ausdrucksformen aufgreifen und das gemeinsame Erleben und Lernen in einer interkulturellen Gruppe in den Vordergrund stellen. Durch diese Form der interkulturellen Begegnung und Zusammenarbeit können Jugendliche bestehende Vorurteile abbauen und ihre interkulturellen Kompetenzen erweitern. Wichtig dabei ist, dass sie die Möglichkeit erhalten, Inhalte der Workshops mitzubestimmen und gemeinsam aktiv zu werden. lige, medienpädagogische Junior-Ausbildung für Foto © Julia Petiushenko Um dies zu unterstützen wird im Projekt eine niedrigschwelangehende Jugendgruppenleiter*innen angeboten, um die Jugendlichen auf das interkulturelle Engagement im Stadtteil vorzubereiten. Hier erhalten sie das Handwerkszeug für diversitätsbewusste Jugendarbeit und Selbstorganisation in einer Jugendgruppe. ElternInfoCafé Parallel zu den Aktivitäten für die Jugendlichen wird im Interkultu- Oxana Zenner rellen Jugend- und Familienzentrum SCHALASCH auch ein ElternInfoCafé aufgebaut, um Eltern mit verschiedenen kulturellen Hinter- Zu meinen Aufgaben im Projekt „Junges Wedding, buntes gründen durch proaktive Ansprache und vertrauensvolle Gespräche Wedding – Willkommen im Team!“ gehört es, das Interkul- zu erreichen. Dabei werden Informationsveranstaltungen von inter- turelle Jugend- und Familienzentrum SCHALASCH bei der kulturell kompetenten Fachreferent*innen angeboten, bei denen interkulturellen Vernetzung mit im Wedding existierenden Eltern in ungezwungener Atmosphäre zusammenkommen, sich zu Vereinen und Einrichtungen zu unterstützen, um Koopera- aktuellen Themen informieren und untereinander austauschen. Im tionen für Aktivitäten mit Jugendlichen und jungen Eltern Projekt wollen wir vor allem junge Frauen und Männer ab 16 Jah- aufzubauen. Sei es ein Pantomimentheater, eine GPS-Wan- ren erreichen, die früh eine eigene Familie gegründet haben und dertour oder eine gemütliche Gesprächsrunde im offenen deshalb soziale Einbindung und konkrete Unterstützung benötigen. Treff – das Ziel ist die Entwicklung einer breiten Angebotspalette, bei der alle etwas Spannendes entdecken und neue Willkommen im Team! Kontakte aufbauen können. Um das Projekt bekannt zu machen, eröffnete das Interkulturelle Bevor ich zum djo-Regenbogen Berlin kam, war ich als Jugend- und Familienzentrum SCHALASCH am 30. Oktober seine Fernsehjournalistin und Medienpädagogin tätig. Vor allem Tore für Jugendlichen und ihre Eltern. Als erste niedrigschwelli- habe ich im Interkulturellen Jugend- und Familienzentrum ge Aktion fand eine Projektpräsentation im Rahmen der Probe für SCHALASCH mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Halloween-Party statt. Die Jugendlichen konnten Kostümideen medienpädagogisch gearbeitet und konnte auch erste Er- entwickeln und verschiedene Masken ausprobieren. Jugendliche fahrungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit mit Erfahrungen im Videobereich drehten eine Umfrage zur Ge- Fluchterfahrung sammeln. Seit August 2016 arbeite ich schichte von Halloween. Diejenigen, die SCHALASCH zum ersten ebenfalls in der djo-Bildungswerk Berlin gGmbH, wo ich für Mal besuchten, probierten sich in der Reporterrolle aus. Gerahmt den Deutsch-Russischen Jugendaustausch im Bereich der wurde die Aktion von einem Fotoshooting, welches gleichzeitig als Internationalen Bildungsarbeit zuständig bin. ein Filmcasting zu einem neuen Jugendfilm diente. Mein Leitziel für das neue Projekt ist vor dem Hintergrund Oxana Zenner dieser Erfahrungen, den Zusammenhalt zwischen den in Projekt „Willkommen im Team!“ Berlin geborenen Jugendlichen und Jugendlichen mit Mi- Jugendbund djo-Deutscher Regenbogen, Landesverband Berlin e.V. grations- bzw. Fluchterfahrung zu stärken, sowie deren Eltern bei der sozialen Integration zu unterstützen. Da ich Gefördert durch: selbst vor 13 Jahren aus dem russischen Nowosibirsk nach Deutschland umgezogen bin, ist mir der Weg, wie ein fremdes Land zur Heimat wird, nicht unbekannt. 19 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 JUGENDMEDIEN interkulturell Das neue BAMF-Integrationsprojekt von JunOst und der Jugendpresse Deutschland „JUGENDMEDIEN interkulturell“ ist das neue Projekt des Verbandes der russischsprachigen Jugend in Deutschland JunOst, Bundesverband e.V. und der Jugendpresse Deutschland e.V., welches am 1. September 2016 gestartet ist. Junge Menschen mit vorwiegend russischsprachigem Kulturhintergrund im Alter von 14 bis 35 Jahren bekommen an sechs Standorten bundesweit die Chance, ihre medienspezifischen Fähigkeiten einzubringen, neue Kompetenzen zu erwerben und sich mit Gleichgesinnten und anderen Medieninteressierten auszutauschen. Natalia Markovich Tatjana Erfurt E-Mail: E-Mail: [email protected] [email protected] zen auf beiden Seiten zu stärken und den Seit September 2016 habe ich neben Anfang September habe ich meine Abbau von Vorurteilen in der Gesellschaft meiner Geschäftsführertätigkeit bei Arbeit als Projektleitung von JU- zu fördern. Spannende Workshops, Medien- JunOst e.V. auch die Projektleitung GENDMEDIEN interkulturell bei der akademien und vieles mehr erwarten euch des neuen BAMF-Projekts JUGEND- Jugendpresse Deutschland e.V. aufge- in nächster Zeit! Seid gespannt! MEDIEN interkulturell übernommen. nommen. Als Slawistin mit russisch- Dabei ist es entscheidend, dass die Jugendlichen des JunOst e.V. zusammen mit Menschen ohne Migrationshintergrund aktiv werden, um die interkulturellen Kompeten- Als Medienwissenschaftlerin hat mich sprachigem Kulturhintergrund freue Der JunOst-Tandempartner Jugendpresse die Arbeit mit Medien immer faszi- ich mich ganz besonders auf die Zu- Deutschland e.V. ist der Bundesverband für niert, so dass ich sehr froh bin, nicht sammenarbeit mit den engagierten junge Medienmachende. Die Jugendpresse nur das neue Projekt voranzubringen, Mitgliedern des JunOst-Vereins. Zi- Deutschland begleitet und unterstützt so- sondern auch für mich persönlich et- vilgesellschaftliche Initiativen sowie wohl Schülerzeitungsredaktionen wie auch was Neues dazu lernen zu können. die interkulturelle Zusammenarbeit junge Volontäre und Volontärinnen, bietet JunOst e.V. hat die Bedeutung guter vergangenen Projekten, daher freue staltet u.a. die Jugendmedientage und den Öffentlichkeitsarbeit schon vor vielen ich mich sehr, dass mit dem Projekt Jugendmedienworkshop Deutschen Jahren erkannt und nun freuen wir uns JUGENDMEDIEN interkulturell eine Bundestag als Events für den Austausch umso mehr darüber, von der Jugend- neue Plattform für junge Menschen zwischen Profis und Nachwuchs aus Medi- presse Deutschland e.V. geschult zu entsteht, die interkulturellen Aus- en und Politik. Die Jugendpresse Deutsch- werden, neue Kontakte zu knüpfen, tausch fördert und Medieninteressier- land erreicht rund 15.000 junge Medien- den interkulturellen Austausch zu för- te zusammenbringt. machende und organisiert den größten Teil dern und die Öffentlichkeitsarbeit im ihrer Arbeit ehrenamtlich — immer von Ju- Verband zu professionalisieren. im gendlichen für Jugendliche. Das Tandemprojekt „JUGENDMEDIEN interkulturell“ wird durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit den Mitteln des Bundesministeriums des Inneren gefördert. 20 begleiteten mich bei allen meinen pro Jahr fast 300 Seminare an und veran- Gefördert durch: Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Offen(burg) für alle! Graffitiworkshop, Kommunikationscafé, Spielzeugwerkstatt, Gründung einer Band, Videowerkstatt — das sind nur einige der vielen Projektideen der rund 35 Jugendlichen, die im Rahmen von „Offen(burg) für alle“ aktiv sind. Seit Anfang September führt der djo-Landesverband Baden-Württemberg die Schulungsreihe im Offenburger Stadtteil Albersbösch durch, in dem viele junge Menschen mit vor allem russischsprachigem Migrationshintergrund leben. Ziel des Projekts ist es, ihre Selbsthilfe- und Engagementpotenziale zu aktivieren sowie ihre Stärken und Mitgestaltungsmöglichkeiten in den Mittelpunkt zu stellen. Das Projekt bietet allen Jugendlichen in Albersbösch die Chance, sich gemeinsam für ihren Stadtteil zu engagieren, Freizeitangebote mit ihren Altersgenossen zu gestalten und einander besser kennenzulernen. In zahlreichen Vorbereitungs- und Netzwerktreffen wurden bereits zwei Workshops geplant, bei denen sich die engagierten Jugendlichen an zwei Wochenenden mit Grundlagen der Kinder- und Jugendarbeit sowie dem Thema interkulturelle Kompetenz auseinandersetzen und die konkrete Umsetzung dreier Projektideen planen werden. Im Projekt sind auch 36 Eltern engagiert, die sich über die Vorteile von ehrenamtlichem Engagement für ihre Kinder informieren können. Ein Wochenendseminar in der djo-Bildungsstätte Bad Herrenalb bot den Eltern Anfang November die Chance für gemeinsamen Austausch und die Auslotung von Selbstorganisationsmöglichkeiten. Kooperationspartner des Projekts ist der Offenburger Jugendklub „Explosion“ von JunOst e.V. Unterstützt wird das Projekt vom lokalen Stadtteil- und Familienzentrum, der Migrantenorganisation Samovar e.V. sowie den informellen Migranteninitiativen Kindersonntagsstudio „4Koffer“ und Frauentreff „Figura Dance“, die bereits seit langem vor Ort aktiv sind. Die Stadt und die evangelische Erlösergemeinde in Albersbösch fördern das Projekt durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten. Über intensive Vernetzungsarbeit im Stadtteil verfolgt das Projekt als weiteres Ziel, die interkulturelle Öffnung der lokalen Angebote und Strukturen im Bereich der Jugendarbeit und des ehrenamtlichen Engagements voranzutreiben und die am Projekt mitwirkenden Jugendlichen mit diesen zusammenzubringen. Zum Abschluss der Schulungsreihe und als Anbindung an bestehende Mitwirkungsangebote planen die Jugendlichen im Dezember 2016 eine „Stadtteilmesse für interkulturelles Engagement“: Gefördert durch: Hier werden sie die von ihnen durchgeführten Projekte präsentieren, es werden interkulturelle Projekte und Engagementmöglichkeiten in Albersbösch vorgestellt und Raum für den Austausch mit und zwischen Anwohner_innen geboten, ganz im Sinne des Mottos „Offen(burg) für alle!“. Olga Gart / Integrationsreferentin djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Baden-Württemberg e.V. 21 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Jugend, die bewegt! Das Projekt „Jugendverbandsarbeit für alle“ bietet jungen Menschen im Landkreis Bautzen die Möglichkeit, eigene Ideen in Form von Kleinprojekten umzusetzen – so machten sich vier aktive Jugendinitiativen auf eine Reise in die Projektwelt … Nach dem Motto „Jugendverbandsarbeit für alle“ bietet der djo- Menschen gestalteten ihre Freizeit und entdeckten Jugendver- Landesverband Sachsen von Oktober 2014 bis September 2017 bandsarbeit als einen interessanten Ort, wo sie etwas Neues ler- jugendlichen Migrant_innen die Möglichkeit, anderen engagierten nen, selbst etwas bewegen und gleichzeitig viel Spaß miteinander jungen Menschen zu begegnen und vielfältige Einblicke in eine haben. ihnen bisher wenig bekannte Form der Freizeitgestaltung zu erhalten – die Jugendverbandsarbeit. Auf diese Weise eröffnet der Die Ideenpalette der jungen Menschen war so bunt wie die Talente djo-Landesverband Sachsen den Jugendlichen neue und spannen- und Fähigkeiten der Teilnehmer_innen selbst. Im Laufe des Jah- de Perspektiven. res 2016 wurde es dann konkret und es wurden folgende Projekte von den Jugendlichen umgesetzt: der selbst initiierte Workshop Das letzte Projektjahr war für die jugendlichen Teilnehmerinnen „Creativity-Day“ zum Thema Textilgestaltung; ein russisches Fol- und Teilnehmer aus der Region Bautzen spannend und erfüllend: klorefest „Masleniza“, eine Talentshow „Creativity goes Activity!“ Sie standen motiviert bei der Projektideenschmiede vor der Frage: sowie eine geschichtlich-architektonische Workshopreihe „Zeugen “Was wollen wir denn selbst Spannendes auf die Beine stellen?“. der Geschichte“. In einem kreativen Entwicklungsprozess entstanden vier Ideen für Jugendprojekte. Das Jugendprojekt „Zeugen der Geschichte“ mündete anschließend sogar in ein Follow-Up-Projekt, in welchem die Jugendinitiative die 22 Vier Jugendinitiativen, vier interessante Projektideen und unzäh- Ergebnisse ihrer Workshops multimedial in einer Ausstellung auf- lige kreative Einfälle für deren Umsetzung: Jugendliche und junge bereitete. Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Was verbindet diese Projekte und was macht sie einzigartig? Der djo-Landesverband Sachsen freut sich über die Ergebnisse der Die Jugend war sich einig in ihrem Wusch, eigene kreative Ideen zu terstützt werden können. realisieren. Dafür wählten sie unterschiedliche Wege und Methoden. Das Thema Kultur zog sich aber wie ein roter Faden durch alle Jugendprojekte. kreativen Jugendprojekte und auf das nächste Projektjahr, in dem neue Einfälle von Jugendinitiativen im Rahmen des Projektes un- Nähere Informationen zu den Jugendprojekten und zum Projekt „Jugendverbandsarbeit für alle“ gibt es hier: www.djo-sachsen.de Kreative Betätigung mit der Textilgestaltung durch Malerei war etwas ganz Neues für die Bautzener Jugendlichen von der Initiativgruppe des Vereines Leuchtturm-Majak. Mit viel Freude und Neugier Olena Vasyuk Projektkoordinatorin „Jugendverbandsarbeit für alle“ djo-Deutsche Jugend in Europa, gestalteten sie nach einem selbstentwickelten Motiv ihre T-Shirts: Landesverband Sachsen e.V. Sie sollen ein Teil des Kostüms für ihren neuen Tanzauftritt werden. Die Tanzgruppe ist sehr aktiv und hat schon viele Zuschauer_innen von ihrem Können überzeugt. Auch beim russischen Folklorefest „Masleniza“ bereicherte die Tanzgruppe mit einem Gastauftritt das Programm des Festes, welches ihre Freunde aus Weißwasser vorbereitet hatten. „Mit unserem Projekt wollen wir die Einwohner der Stadt mit der russischen Tradition des Masleniza-Festes („Butterwoche“) vertraut machen und ihnen den Raum bieten, neue Erfahrungen zu sammeln.“ — erzählte Martin, einer der Initiatoren des Projektes (16 Jahre). Eine Talentshow in Kamenz — organisiert von Jugendlichen für ihre Peers — war auch eine sehr gelungene Veranstaltung, die vielen jungen Talenten die Chance gab, auf einer professionellen Bühne zu stehen und sich zu präsentieren. Neben diesem Spaßfaktor gab es auch eine interkulturelle Begegnung auf der Bühne, die von den jugendlichen Organisatoren sehr gewünscht war: „Uns geht es neben dem Kräftemessen natürlich auch darum, Kontakte mit anderen Jugendlichen zu knüpfen — egal, welcher Nationalität. Das ist unser Beitrag zur Integrationsförderung. Junge Leute haben damit meistens kein Problem. Wir freuen uns auf viele Mitmacher!“ sagt Irina, eine Projektteilnehmerin (18 Jahre). So verfolgten die Zuschauer_innen ein buntes Show-Programm mit orientalischen und russischen Tänzen, mit modernem Break Dance, mit Trommelmusikstücken und Liedern aus dem Irak sowie klassischen Werken auf dem Klavier und mit der Trompete. Auch im Jugendprojekt „Zeugen der Geschichte – eine geschichtlicharchitektonische Workshopreihe“ wurde das Thema Interkulturalität behandelt. In einem internationalen Team, in dem drei Kulturen vertreten waren — deutsch, ukrainisch und sorbisch — brachte das Projektteam die Geschichte von Bautzen über die Auseinandersetzung mit der Architektur des Sorbischen Museums den Bürger_innen der Stadt näher. Die ausgefallene multimediale Ausstellung mit Filmen in 3D-Technologie, einer Virtual-Reality-Präsentation, einer Präsentation der BIM-Technologie unter Anwendung von 3D-Brillen, einer originalgetreuen Nachbildung des Gebäudes und Informationsständen zu geschichtlichen Aspekten des Sorbischen Museums und der Sorbischen Geschichte „reiste“ durch Gefördert durch: Sachsen und die jungen Menschen präsentierten die Ergebnisse ihrer halbjährigen Arbeit in Bautzen, Freital und Leipzig. 23 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 „Gender und Migration“ geht ins letzte Jahr Im Dezember 2014 startete in Magdeburg das Projekt „Gender und Migration“. Ziele sind die Sensibilisierung und Qualifizierung von Jugendlichen, Multiplikator*innen und Eltern für die geschlechterbewusste Kinder- und Jugendarbeit im interkulturellen Kontext. Nun geht das Projekt ins letzte Jahr. Zeit für einen Zwischenstand und Ausblick. Nach erfolgreicher Durchführung des Tandemprojekts „Gemein- organisiert, führt der djo-Landesverband Sachsen-Anhalt Maßnah- sam Chancen bieten“ (2011-2014) begann im Dezember 2014 die men für junge Multiplikator*innen, Ehrenamtliche, Fachkräfte und zweite Kooperation zwischen der djo-Deutsche Jugend in Europa, Eltern durch. Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. und der Sozial-Kulturellen Vereinigung (SKV) Meridian e.V. Die SKV Meridian veranstaltete in diesem Jahr z. B. ein Seminar zur Lebenswegplanung für Mädchen, einen Collagenworkshop für Die SKV Meridian ist eine Migrantenselbstorganisation mit Haupt- Mädchen und Jungen zum Thema „Frauen- und Männerwelt im Fo- sitz in Magdeburg, die Migrant*innen aus der ehemaligen Sowjet- kus. Gender aus der Sicht von Jugendlichen mit Migrationshinter- union und anderen Ländern bei der sozialen und kulturellen Integ- grund“ sowie einen fünftägigen Theaterworkshop im Harz mit dem ration unterstützt. Dazu gehören Angebote für Kinder, Jugendliche Titel „Rollenklischees im Theater selbst erleben“ und zuletzt das und Erwachsene wie z. B. Kunst- und Musikstudios, Generations- eintägige Seminar „Mädchenwelten und Mädchenkultur in christli- theater, Sprachkurse, Nachhilfe und Begleitung zu Behörden und cher, jüdischer und muslimischer Familie“ in Dessau. Ämtern. Der djo-Landesverband Sachsen-Anhalt realisierte 2016 neben der 24 Während die SKV Meridian im Rahmen des Projektes Seminare und jährlich stattfindenden Juleica-Ausbildung mit Genderschwerpunkt Workshops für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund ein zweitägiges Breakingcamp für Jungen in Schönebeck, bei dem Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 in dialogischer Form erste Reflexionsschrit- Teilnehmer*innen werden weitere Formate te zur eigenen Geschlechtsidentität sowie wie beispielsweise ein „Väterseminar“ oder eine Sensibilisierung bezüglich Geschlech- aber auch ein Fachkräftestammtisch entwi- terungerechtigkeit ermöglicht wurden. ckelt. Ein dritter Punkt könnte das Thema der Geschlechtervielfalt werden. Die Sensi- Zuletzt fanden vom 02.—06.10.16 die Er- bilisierung für verschiedene Geschlechteri- lebnis- und Informationstage „Gemeinsam dentitäten im Kontext von Interkulturalität stark!“ für Familien aus dem arabischspra- ist sowohl für Jugendliche als auch Erwach- chigen Raum in Bad Lausick statt. Während sene wichtig. die Eltern Workshops zu Themen wie Rollenidentitäten, Werte und Genderorientie- Wie in den letzten Jahren auch werden rung in der Erziehung, Alltagsbewältigung weiterhin das Landesnetzwerk der Mi- und Konfliktbearbeitung innerhalb der Fa- grantenorganisationen in Sachsen-Anhalt milie besuchten, wurden die Kinder nicht (LAMSA e.V.) sowie das Kompetenzzentrum nur betreut, sondern lernten auch einiges geschlechtergerechte Kinder- und Jugend- über Identität und Identitätsfindung. hilfe Sachsen-Anhalt e.V. wichtige Kooperationspartner im Projekt sein. Sarah Pukall Ich bin seit dem 01.09.2016 Kathrin Im kommenden Jahr soll der Schwerpunkt auf das Empowerment von Migrant*innen Sarah Pukall gelegt werden, da es in diesem Bereich Jugendintegrationsreferentin auch nach Auffassung des Ministeriums für djo-Deutsche Jugend in Europa, Arbeit, Soziales und Integration des Lan- Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. des Sachsen-Anhalt noch große Bedarfe Preyers Nachfolgerin als Jugendintegrationsreferentin im Projekt „Gender und Migration“ beim djo-Landesverband Sachsen-Anhalt. Ich habe in Magdeburg und Dresden Germanistik, Psychologie und Kulturwissenschaf- gibt. Aus den Anregungen der bisherigen ten studiert und habe zuletzt ein Jahr in Chișinău/Republik Moldau gelebt. Die Arbeit im Projekt vereint zwei für mich sehr spannende Bereiche. Die Kategorie ‚Gender‘ bleibt in allen möglichen Bereichen unserer Gesellschaft noch viel zu häufig unbeachtet, dabei ist sie besonders in der (interkulturellen) Kinder- und Jugendbildung von Bedeutung. Deshalb freue ich mich auf das kommende Jahr, in dem wir noch viele interessante und hoffentlich wirkungsvolle Maßnahmen durchführen werden. Gefördert durch: Kontakt Kontakt djo-Projektbüro „Gender und Migration“ Sozial-Kulturelle Vereinigung (SKV) Meridian e.V. Projektleiterin: Sarah Pukall E-Mail: [email protected] Projektleiterin: Elena Klein E-Mail: [email protected] www.djo-sachsen-anhalt.de www.meridian-magdeburg.de 25 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Integrations- und Teilhabeprojekte in Niedersachsen App dafür! 26 formiert sind. Für junge Geflüchtete stellt erscheinen. So wird für junge Geflüchtete die App eine Möglichkeit dar, in Duderstadt der Zugang zu Einrichtungen für Jugendli- Im Rahmen der Projektförderung Generati- Fuß zu fassen und bringt ihre Integration che erleichtert. on³ des Landesjugendrings Niedersachsen voran, wenn sie durch die App in Kontakt e.V. wird in Duderstadt und Umgebung ein mit gleichaltrigen Jugendlichen kommen. Bei der Realisierung des Angebots arbeitet ganz besonderes Vorhaben unterstützt: In unserer technisierten Zeit ist das Format die Jugendgruppe unter Begleitung durch Teilnehmer_innen tragen in einer App ju- ein adäquates Mittel sowohl für die Nutze- Michael Simmert (DJO-Bildungsreferent) gendrelevante Orte zusammen. Diese App rinnen und Nutzer als auch für die an der zusammen mit der Jugendhilfe Südnieder- steht Jugendlichen und damit auch jungen Entwicklung beteiligten Jugendlichen. Sie sachsen, der Duderstädter Stadtjugend- Geflüchteten kostenfrei zur Verfügung erweitern ihre Kompetenzen im Bereich pflege sowie der Integrationsbeauftragten und zeigt ihnen, wo sie Gleichaltrige mit der neuen Medien und können nach Pro- der Stadt. Erweist sich das Projekt in Du- ähnlichen Interessen, Hilfe oder Abwechs- jektende sogar selbst Apps entwickeln. derstadt als erfolgreich, soll es als Modell lung finden. Jugendliche aus Duderstadt Das Projekt baut auf das Konzept des peer- für Orte oder Schulen im Wirkungskreis und den umliegenden Dörfern arbeiten im to-peer-Lernens, denn ein Mitglied der der DJO in Niedersachsen und bundesweit Rahmen des Projekts „App dafür!“ im No- Jugendgruppe hat bereits Erfahrung als dienen. vember dieses Jahres gemeinsam an die- Programmierer und kann dieses Wissen an sem Vorhaben. Sie möchten einen alters- die anderen weitergeben. Die Teilnehmen- Antje Sablotny gerechten Zugang zu ihrer Stadt erarbeiten den legen Wert darauf, dass die App nicht Bildungsreferentin und einen Beitrag dazu leisten, dass sie nur auf Deutsch erscheint. Sie soll zusätz- DJO — Deutsche Jugend in Europa, über ihre Möglichkeiten in Duderstadt in- lich auch auf Englisch und/oder Arabisch Landesverband Niedersachsen e.V. Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Girls 4 Jugendarbeit Perspektive Kulturvielfalt Ebenfalls aus dem Fördertopf Generation³ Integration und Teilhabe sind bei diesem BMBF-geförderten Projekt keine leeren Worthülsen, wird das Projekt „Girls 4 Jugendarbeit“ finan- sondern gelebte pädagogische Arbeit. In Folge der jüngsten Zuzüge geflüchteter Menschen ziert. Seit Anfang 2016 treffen sich Mädchen nach Deutschland sind viele Sprachlernklassen an Schulen entstanden, um den Kindern und und junge Frauen mit und ohne Erfahrungen Jugendlichen den deutschen Spracherwerb und eine nachfolgende Integration in Regelklas- in der ehrenamtlichen Jugendarbeit. Ziel ist sen zu ermöglichen. Es ist aus verschiedensten Gründen jedoch schwierig, Fluchterlebnisse es, die Teilnehmenden an Jugendarbeit her- aufzuarbeiten und die Gedankenwelt der Kinder und Jugendlichen für neue positive Erfah- anzuführen und ihnen die reizvollen Aspek- rungen frei zu bekommen. Als Jugendverband und anerkannter freier Träger der Jugendhilfe te des Ehrenamts vor Augen zu führen, etwa sehen wir genau hier unseren Bildungsauftrag, um unseren Beitrag zur erfolgreichen Integ- die Freiheit, das Programm selbst zu be- ration dieser jungen Menschen zu leisten. stimmen. Ob Eislaufen, Kreativarbeiten oder Outdoor-Spiele — alles wird ausprobiert und Das Projekt „Perspektive Kulturvielfalt“ soll u.a. mit Blick auf diese Zielgruppe den langwie- die Eignung der Aktion für die Jugendarbeit rigen Prozess des Ankommens unterstützen, indem wir mit vielen erlebnispädagogischen bewertet. Aktionen aufbauende und motivierende Eindrücke bei den jugendlichen Teilnehmenden hinterlassen. Die Besonderheit des Projekts liegt in der Heterogenität der Gruppe, welche Die Teilnehmerinnen des ersten Treffens sich ganz bewusst nicht nur aus Geflüchteten zusammensetzt. Diese sollen eben nicht zum haben spannende Angebote entwickelt und Mittelpunkt des Projektes und damit in den Fokus aller Beteiligten geraten, wie es leider viel in den darauffolgenden Wochen in ihren zu häufig passiert. Stattdessen sollen sie sich gemeinsam mit anderen jungen Menschen, die Wohnorten angeboten. Beim zweiten Tref- in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind, über die Projektinhalte auseinandersetzen fen wurden die Aktionen ausgewertet und und über ganz typische Themen der Adoleszenz austauschen, um zumindest für eine gewisse neue Ideen gesammelt. Die Gruppe ist in Zeit aus dem Zentrum der gesellschaftlichen Diskussion ausbrechen zu können. jeder Hinsicht sehr vielfältig. Eine Jugendliche, die vor nicht allzu langer Zeit aus Af- So nahmen an der diesjährigen 7-tägigen Projektwoche in unserem Jugendgästehaus in Du- ghanistan nach Deutschland geflüchtet ist, derstadt insgesamt 24 Jugendliche aus Laatzen bei Hannover teil, die die verschiedensten ist von Anfang an dabei und fester Bestand- Schulformen von der Förderschule bis zum Gymnasium besuchen. Darunter waren sieben teil der Gruppe. Der integrative Aspekt des Schüler_innen aus den beschriebenen Sprachlernklassen, die teilweise erst seit wenigen Projekts bezieht sich jedoch nicht nur auf Monaten in Deutschland sind. Dennoch konnte man kaum Sprachbarrieren feststellen, da die Herkunft der Teilnehmenden. Eine ehe- mit Hilfestellung mehrsprachiger Teilnehmender derartige Schwierigkeiten problemlos malige Teilnehmerin befindet sich im Pro- überwunden wurden. zess des Geschlechtswandels, möchte aber weiterhin am Projekt teilhaben. Alle waren Ganz bewusst wurde seitens der Projektverantwortlichen nicht kommuniziert, wer einhei- damit einverstanden, den Rahmen zu öffnen misch, zugewandert oder geflüchtet war bzw. wer welche Schulform besuchte, um von An- und so wird das dritte Treffen der Gruppe fang an das Gleichheitsprinzip zu untermauern und die Neugierde der Jugendlichen aufein- nicht mehr exklusiv für Mädchen und junge ander zu verstärken und einen zwanglosen Austausch anzuregen. Frauen veranstaltet. Vielmehr steht es allen offen, die sich für Jugendarbeit und die Unterstützt von Spezialisten der Erlebnispädagogik und des Fachgebiets Medien haben wir Entwicklung neuer Angebote interessieren. mit diesen Prinzipien und Rahmenbedingungen im Herbst eine sehr abwechslungsreiche Dass einige der Teilnehmenden mittlerweile 7-tägige Ferienmaßnahme durchgeführt. Das hohe Maß an Motivation, die gegenseitige auch bei uns an der JuLeiCa-Schulung teil- Wertschätzung und Rücksichtnahme, der rege Austausch untereinander, das freundschaftli- genommen haben, zeigt wie wirksam das che Miteinander aller Beteiligten und nicht zuletzt der tränenreiche Abschied bei der Rück- Projekt ist. kehr am Wohnort hat gezeigt: Ein gutes Miteinander ist keine Frage von Status oder Herkunft, sondern getreu dem Slogan unseres Landesverbandes der Bereitschaft zum Öffnen, Antje Sablotny Verstehen und Verbinden. Bildungsreferentin DJO — Deutsche Jugend in Europa, Landes- Bernhard Korte / Landesgeschäftsführer verband Niedersachsen e.V. DJO — Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Niedersachsen e.V. Gefördert durch: Gefördert durch: 27 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Fremd im eigenen Land? Bundesjugendkonferenz von Amaro Drom und Ternego Drom Band beim Open Stage Abend Vom 30.9. bis 3.10.2016 kamen unter dem Motto „Fremd im eige- In Reaktion darauf schafft die Bundesjugendkonferenz einen Ort nen Land?“ 100 jugendliche Rom*nja und Sinti*zze aus dem ganzen der Sichtbarkeit, an dem die vielfältigen Lebensrealitäten junger Bundesgebiet zur diesjährigen Bundesjugendkonferenz von Amaro Sinti*zze und Rom*nja den gesellschaftlichen Vorurteilen selbst- Drom und Terno Drom in Nideggen-Schmidt (NRW) zusammen. Dort bestimmt entgegengestellt werden. vernetzten sie sich, bildeten sich gegenseitig weiter und trieben die politische Selbstorganisation entlang der eigenen Interessen voran. Das Motto Einen Ort der Sicherheit für die Jugendlichen zu schaffen, die von Abschiebung bedroht sind, das vermag die Bundesjugendkonferenz allerdings nicht. Im vergangenen Jahr wurden Gzim (16) und Ramis Berisha (13) in den Kosovo abgeschoben, wenige Tage nach Auf der jährlich stattfindenden Veranstaltung nehmen sich die jun- ihrer Teilnahme an der Bundesjugendkonferenz in Niedersachsen, gen Sinti*zze und Rom*nja Raum für Empowerment und Teilhabe, bei der Gzim auch im Orga-Team mitgewirkt hatte. Die beiden in die ihnen im Alltag in der deutschen Gesellschaft oftmals verwehrt Deutschland geborenen und aufgewachsenen Jugendlichen müs- bleiben. Auf diesen Zustand bezieht sich auch das diesjährige Motto. sen seitdem mit ihrer Familie im Kosovo leben, einem Land, das die Denn obwohl Rom*nja und Sinti*zze ein Teil der deutschen Gesell- beiden nie zuvor besucht hatten. schaft sind, wird ihnen durch mediale Berichterstattung, durch All- 28 tagsrassismus und durch eine rigide Abschiebepolitik oftmals sug- Dieses Jahr konnten drei angemeldete Jugendliche nicht an der geriert, sie würden nicht zu Deutschland gehören. Diese Situation ist Bundesjugendkonferenz teilnehmen, weil sie kurze Zeit vorher ei- eine Kontinuität der jahrhundertelangen Verfolgungsgeschichte und nen Abschiebebescheid erhielten. Auch dieses Jahr war einer der des Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze in Deutschland. betroffenen Jugendlichen ein Teil des Orga-Teams der Veranstaltung. Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 „Die Situation ist absurd“, sagt Merfin Demir. „Wir erhalten eine Förderung von der Bundesregierung, um junge Rom*nja und Sinti*zze zu empowern und sie zu Multiplikator*innen auszubilden und dann werden die im Projekt engagierten Jugendlichen von derselben Bundesregierung abgeschoben.“ Merfin Demir hat als ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Amaro Drom das Projekt „Dikhen Amen“, in dessen Rahmen die Bundesjugendkonferenz stattfindet, von Anfang an mitgestaltet. Die Workshops In sieben unterschiedlichen Workshops beschäftigten sich die teilnehmenden Jugendlichen über zwei Tage intensiv mit einem Thema. Sie erarbeiteten dazu eigene Präsentationen, die auf der Abschlussveranstaltung am 3. Oktober vorgestellt wurden. Die Teilnehmerinnen des Workshops „Ich bin anders, du bist anders, wir sind alle gleich!“, der sich anhand von Liedtexten und Bildern mit der Geschichte und dem Empowerment von Romnja beschäftigten, präsentierten gemeinsam mit den Teamerinnen Fatima Hartmann und Isabelle Michollek ein Sinti- und mehrere Roma-Lieder. Der Gesang machte Gänsehaut und war ein bewegender Auftakt in die Abschlusspräsentationen. Neben den Liedern präsentierten die Teilnehmerinnen eindrucksvolle Zeichnungen als Ergebnisse ihrer Arbeit. Die jugendlichen Teilnehmer*innen des Theater-Tanz-Workshops erPräsentation des Romnja-Empowerment-Workshops arbeiteten gemeinsam mit der Schauspielerin und pädagogischen Leitung von „Dikhen amen!“ Melanie Weiß und dem professionellen Tänzer Safet Mistele eine Performance, die sich anhand von Körper- jugendkonferenz als Besonderheit hervor. Das Innovative daran sei, bildern, Bewegung und Theaterelementen mit dem Motto der Ver- dass es allen Beteiligten ermöglicht werde eine spannende Aktivität anstaltung auseinandersetzte. In einem kunstvollen Zusammenspiel für sich zu finden. Auf die Frage nach seiner Sicht auf das Motto der von Musik, Tanz, Theater und Text machten die Performer*innen die Veranstaltung fügte er hinzu: „Mandje si majvažno (maj importante) Erfahrung von Ausgrenzung und von Zusammenhalt und Gemein- na te rodas te dikhas amen kaj siam strancura negoli te sićinas sar te schaft auf mehreren Ebenen fühlbar. avas goda so sam taj te avas aferi saorenca akhate taj ande phuv(ja) kaj sam.“ („Mir ist es am Wichtigsten, dass wir uns auf der Suche Auch der Empowerment-Workshop „Fremd im eigenen Land?“ setzte nach uns selbst nicht als Fremde sehen, sondern unabhängig davon sich kreativ mit dem Motto der Bundesjugendkonferenz auseinan- wer wir sind und wo wir leben gleichberechtigt lernen wir selbst zu der. Die Teamer*innen Slaviša Marković und Hajdi Barz, die beide im sein.“) Methoden-Team des Projektes „Dikhen Amen“ mitarbeiten, erprobten auf der Bundesjugendkonferenz die neu entwickelten Methoden. Bei Zwei thematische Premieren gab es außerdem bei den Workshops der Abschlusspräsentation „Deutschland sucht den Roma Star“ wähl- der diesjährigen Bundesjugendkonferenz: Männlichkeit und Sexu- te das Publikum aus drei berühmten Persönlichkeiten der Commu- alität. Beide Themen wurden von den Jugendlichen begeistert auf- nity Safet Mistele zum Roma Star. Zunächst aber hatte die Jury das genommen. Wort und das Publikum einiges zu lachen. Der Dozent und angehende Mediziner Denisz Petrovity und die anDie Teilnehmenden des Medien-Workshops von Silas Kropf und Per- gehende Krankenpflegerin Sevdije Demir informierten und disku- jan Wirges lernten sich sicher vor einer Kamera zu bewegen und tierten mit den Jugendlichen das Thema Sexualität und Verhütung bei Gesprächen mit Journalist*innen selbstbewusst ihre Inhalte zu aus medizinischer Perspektive. Neben der Vermittlung von Wissen vertreten. Nebenbei führten sie Interviews mit anderen Teilnehmen- über Körper und über reproduktive Gesundheit, ging es auch dar- den auf Romanes. Teamer Slaviša Marković hob im Gespräch mit den um Barrieren bei den Jugendlichen abzubauen und das Thema an- beiden Interviewern das vielseitige Workshopangebot der Bundes- sprechbar zu machen. Bei der Abschlusspräsentation erwies sich die- 29 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 ses Vorhaben als erfolgreich, die jungen Teilnehmer*innen trugen ihr Wissen selbstbewusst und detailliert dem Publikum vor. Die Teilnehmer des Männlichkeits-Workshops setzten sich mit Geschlechterrollen auseinander und damit wie sie mit den gesellschaftlichen Erwartungen an junge Männer umgehen können. In der Abschlusspräsentation stellten sie sexistischen Klischees und Beziehungsvorstellungen ihre eigenen Fragen und Erkenntnisse entgegen. „Nicht nur die Frau ist dazu da sich um das Kind und den Haushalt zu kümmern“, erklärte ein Teilnehmer und ein Anderer ergänzte: „Wenn man die Haushaltsarbeit teilt, dann macht auf der Beziehungsebene sehr viel aus. Man entwickelt miteinander ein besseres Gefühl.“ Zum Thema Sexualität stellte er klar: „Die sexuelle Freiheit trifft für beide Geschlechter zu, auch wenn in der Gesellschaft häufig gedacht wird, dass die Sexualität nur auf den Mann beschränkt ist. Es geht sowohl um die Bedürfnisse der Frau als auch um die Bedürfnisse des Mannes und darum, dass die beiden sich einigen.“ Zum Abschluss der Veranstaltung berichteten die Teilnehmerinnen des Workshops zum Thema Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze von ihrer Auseinandersetzung mit Diskriminierung und stellten klar: „Wir sind Roma, keine Zigeuner. Merkt euch das!“ Anschließend präsentierten sie ihre eigene Version von Sidos Video „Geuner“, in Applaus für den Roma-Star Safet Mistele dem sie den rassistischen Bildern des Musikvideos die Bilder ihrer Lebenswirklichkeit als junge Sinti*zze und Rom*nja in Deutschland entgegenstellten. „Ich wachse, ich fliege gerade“ Am zweiten Veranstaltungsabend fand ein World Café mit anschließender Podiumsdiskussion statt. Fünf Persönlichkeiten aus der Community erzählten aus ihrem Leben: Gianni Jovanovic — Inhaber eines Zahnkosmetik-Studios und Aktivist aus Köln, Angelina Ficociello — junge Mutter und Aktivistin aus Hannover, Sibel Mercan — BWL-Studentin und Aktivistin aus Koblenz, Gabriela Bot — Sozialberaterin aus Saarbrücken und Vorstandvorsitzende von Amaro Drom und Riccardo M. Sahiti — Dirigent und Gründer der Roma und Sinti Philharmoniker aus Frankfurt am Main beantworteten die Fragen der Jugendlichen. Nach der Podiumsdiskussion, die von zwei jugendlichen Teilnehmer*innen moderiert wurde, bedankte sich Ismeta Stojkovic, die Co-Vorsitzende von Terno Drom, bei allen Referent*innen, die sie als tolle Vorbilder für die Jugendlichen bezeichnete. Als Überraschung und Höhepunkt des Abends verlas sie die Einladung des Präsidialamtes an Riccardo M. Sahiti, dem am 4.10.2016 der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen wurde. Auf der Open Stage am letzten Abend der Bundesjugendkonferenz präsentierten die Jugendlichen ihre Fähigkeiten. Ein Teilnehmer verarbeitete Alltagsrassismen über Roma und Sinti in einer Stand Up-Comedy-Performance. Andere Jugendliche präsentierten ihre HipHop-Dance-Skills, ihr Gesangstalent oder ihre Fähigkeiten als Entertainer*innen. Zum Abschluss des Abends spielten JugendliPodiumsdiskussion mit 5 Persönlichkeiten aus der Community 30 che aus Freiburg, Berlin und Köln ein gemeinsames Konzert. Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Viele der Teilnehmer*innen beantworteten die Frage, wie ihnen die Bundesjugendkonferenz gefallen habe, dass sie glücklich darüber seien so viele tolle neue Leute kennengelernt zu haben und so viel Neues zu interessanten Themen erfahren zu haben. Pressearbeit Neben den Workshops und dem Abendprogramm gab es auch dieses Jahr wieder die Gelegenheit für Vertreter*innen der Presse auf der Bundesjugendkonferenz mit Vereinsmitgliedern und jugendlichen Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen. Ein Journalist des Neuen Deutschland und ein Filmteam des Bundesministeriums haben die Konferenz zwei Tage lang begleitet und Interviews mit Jugendlichen und Organisator*innen geführt. Am 30.9. gab Nino Novakovic ein Interview im Deutschlandradio. Die Interviews und Artikel sowie Bilder und Videos der Veranstaltung finden sich auf der Amaro Drom-Website (www.amarodrom. de) und auf der Facebook-Seite von Dikhen Amen (www.facebook. com/dikhenamen). Anita Burchardt Referentin für Öffentlichkeitsarbeit / Amaro Drom e.V. Teilnehmer der Bundesjugendkonferenz Am Abend der Podiumsdiskussion fasste Sibel Mercan ihren Eindruck von der Veranstaltung folgendermaßen zusammen: „Ich war noch nie auf einer Veranstaltung wo nur unsere Leute sind und das ist echt eine schöne Erfahrung für mich. Ich freue mich sehr, dass ich hier sein kann.“ Der Applaus im Publikum zeigte, dass sie diese Wahrnehmung mit vielen anderen Teilnehmer*innen teilte. Nino Novakovic, der gemeinsam mit Gianni Jovanovic den Männlichkeits-Workshop leitete, sagte nach der Präsentation seiner Gruppe etwas sehr Ähnliches: „Wenn ich unter unseren Menschen bin, dann fühle ich mich empowert“, einen anderen Teilnehmer seines Workshops zitierend beschrieb er sein Gefühl: „Ich wachse, ich fliege gerade.“ Gruppenfoto der Teilnehmer_innen Die Jury von DSRS — Deutschland sucht den Roma Star am letzten Tag der Bundesjugendkonferenz auf der Abschlusspräsentation 31 Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Engagement unterstützen! Der lokale Jugendklub „Hey, Hamburg!“ gewinnt neue Partner Engagement von Jugendlichen und jungen hier gestalten wollen. Wir wollen junge Jugendklub „Hey, Hamburg!“ ein viel- Erwachsenen ist die fundamentale Basis Menschen mit und ohne Migrationshin- fältiges Kultur-, Bildungs- und Freizeit- für eine erfolgreiche Entwicklung der Ju- tergrund an ehrenamtliches Engagement programm. Nicht nur unser Jugendklub, gend- und Integrationsarbeit. Jedes Mit- heranführen, persönliche und soziale Kom- sondern auch generell an Jugendprojek- glied in unserer Gesellschaft ist bestrebt, petenzen und Fähigkeiten ausbauen, um tarbeit Interessierte und Gleichgesinnte eigene Fertigkeiten zu entwickeln und eigene Ideen verwirklichen zu können, und haben an der Entwicklung von neuen etwas Neues und Spannendes zu erfah- Selbstbewusstsein stärken. Wir fördern Ideen mitgewirkt. Es wurde gemeinsam ren und zu erleben. Der Jugendklub „Hey, Toleranz und schaffen einen Informations- eine breite Projektpalette von vielfäl- Hamburg!“ (JunOst, Bundesverband e.V.) in und Erfahrungsaustausch. Wir engagieren tigen Freizeit- und Bildungsangeboten Hamburg ist dabei eine sichere Plattform uns in vielen Bereichen, wie z.B. Integrati- ausgearbeitet für die eigene Entwicklung, für die attrakti- onsarbeit, Kultur, Freizeitgestaltung sowie Hervorzuheben ist, dass wir ohne die ve und gemeinsame Freizeitgestaltung so- insbesondere im Bereich der internatio- gelungene wie für die Stärkung unseres gemeinsamen nalen Zusammenarbeit. Wir organisieren Partnern und den Partnerschaften mit Zusammenhaltes. regelmäßig einen Tag der offenen Tür, engagierten Aktivisten nie so erfolgreich zusammengestellt. Kooperation mit unseren Hobby-Maßnahmen (Brett-, Sport-, dyna- gewesen wären und den jetzigen Stand Der Jugendklub ist seit 2002 ein offizielles mische und intellektuelle Spiele) sowie lo- der Entwicklung der Jugendprojektarbeit Mitglied des Verbandes der russischspra- kale Jugendprojekte im Bereich Kultur und in Hamburg nicht erreicht hätten. Dazu chigen Jugend in Deutschland JunOst, Bun- internationale Jugend- und Fachkräfteaus- gehören IN VIA Hamburg e.V., der Lan- desverband e.V. Wir sind junge Menschen tausche. desjugendring Hamburg e.V., die BASFI – mit russischsprachigem Kulturhintergrund 32 und Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und aus den ehemaligen UdSSR-Ländern, die Seit dem im Jahr 2015 entwickelten neu- Integration und viele Initiativgruppen. nach Deutschland kamen und ihre Zukunft en strategischen Konzept realisiert der Herzlichen Dank für die Unterstützung! Schwerpunktthema: Teilhabe gestalten Nr. 3 Dezember 2016 Das Jahr 2016 In diesem Jahr startete unter der Leitung von Elena Sheynfeld das neue Projekt „True Story — aktiv gestalten, gemeinsam erleben“. Erneut stattgefunden hat das jährliche Projekt „Gemeinsamer Grill“ am 16.07.16. Mehr als 150 Teilnehmer_innen trafen sich mit dem Ziel, die eigene Freizeitgestaltung attraktiver und interessanter zu gestalten. Die Teilnehmer_innen und Gäste erwartete ein vielfältiges Programm und tolle Erlebnisse, neue Kontakte und Bekanntschaften, leckeres Essen und viel Spaß. Die Projektteilnahme war für die Kooperationspartner sowie für die neuen Menschen eine wunderschöne und wichtige Gelegenheit, den Jugendklub „Hey, Hamburg!“ näher kennen zu lernen, unsere Tätigkeiten besser zu verstehen und unsere Aktivitäten gemeinsam zu erleben. Der regelmäßige Austausch und die Kontaktpflege zu potentiellen Partner_innen sind sehr wichtig, um Jugendprojekt- und Integrationsarbeit weiter zu entwickeln. Dazu gehört auch eine Teilnahme an den jeweiligen Veranstaltungen und Projekten zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses. Nur gemeinsam und nur zusammen erreicht man eine Entwicklung und Stärkung der Jugendarbeit. Dabei profitieren alle Beteiligten von den jeweiligen Erfahrungen in der bisherigen vielfältigen Arbeit, wenn sie sich untereinander austauschen. Kooperationen und Partnerschaften gelingen nur mit regelmäßigem Austausch und gegenseitiger Information. Ein interkultureller Dialog spielt dabei eine wesentliche Rolle. Der wichtigste Part in der Zusammenarbeit bleibt aber Engagement, Interesse und Motivation. Vor allem das ehrenamtliche Engagement braucht dabei soziale und politische Anerkennung und Förderung. Das kommende Jubiläumsjahr für den lokalen Jugendklub „Hey, Hamburg!“ wird unter dem Motto „Miteinander versus Gegeneinander“ organisiert und gefeiert! Inna Dudin (geb. Rempel) Vorsitzende des Jugendclubs „Hey, Hamburg!“ / JunOst e.V. Immer aktuelle Nachrichten unter: www.vk.com/heyhamburg www.facebook.com/heyhamburg 33 Nr. 3 Dezember 2016 Mitgliedsorganisationen Medienakademie flucht.punkte Jugendliche mit und ohne Fluchthintergrund reflektieren globale Migrationsbewegungen und erzählen ihre Geschichten in Form von Comics Warum verlassen Menschen ihr Land? Was nehmen sie auf die Reise mit? Was erleben sie auf der Flucht? Und wie geht es ihnen bei der Ankunft in einem fremden Land? Mit Fragen wie diesen beschäftigten sich 20 Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrung bei der fünftägigen Medienakademie flucht.punkte Ende August im djo-Jugenddorf am Müggelsee bei Berlin. Die Jungen und Mädchen stammten überwiegend aus dem Team des medienpädagogischen Projekts meinungsmacher.in. Darüber hinaus waren auch junge Geflüchtete aus Afghanistan, Syrien und dem Iran mit dabei. Nach Radio, Porträtfotografie, Trickfilm und Modellbau lernten die Meinungsmacher.innen diesen Sommer eine neue Form des Geschichtenerzählens kennen: Unter der Leitung von Evgeny Khlebnikov von der Initiative Zuckerwattenkrawatten konnten die Jugendlichen ihre Gedanken, Vorstellungen und eigenen Erlebnisse in Comicstrips verarbeiten – gezeichnet, getuscht oder aus Papier gerissen und geklebt. Herausgekommen sind bewegende Momentaufnahmen und Geschichten über Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihre Heimat zurückgelassen haben. Die Ergebnisse können aktuell in der meinungsmacher.in-Werkstatt in Berlin besichtigt werden. Eröffnet wurde die Comic-Ausstellung flucht.punkte am 7. Oktober in Anwesenheit der jungen Künstler.innen sowie ihrer Eltern, Freunde und anderer Gäste aus dem Umfeld der Meinungsmacher.innen. Der Abend der Ausstellungseröffnung wurde zum krönenden Abschluss eines spannenden Projekts, in dem es nicht nur um die künstlerische Auseinandersetzung mit Flucht und Migration ging, sondern auch um den direkten Austausch mit zugewanderten Jugendlichen, die erst vor wenigen Monaten aus Kriegs- und Krisengebieten nach Deutsch- Magdalena Prochota ist Referentin für Jugendarbeit beim Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (www.vdg.pl/de), dem Dachverband verschiedener land gekommen sind. Organisationen der deutschen Minderheit in Polen. Im Rah- Die Medienakademie flucht.punkte wurde gemeinsam von JunOst gen Berlin war Magdalena unter anderem auch bei der Me- men einer sechswöchigen Hospitation beim djo-Regenbo- Berlin und dem Jugendbund djo-Deutscher Regenbogen, Landesverband Berlin e.V. mit finanzieller Unterstützung des BMZ und der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft durchgeführt. Weitere Informationen zum Projekt: dienakademie flucht.punkte dabei. Ein Ziel der Hospitation, die über das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) organisiert wurde, war es die Zusammenarbeit der deutschen Jugend in Polen mit Jugendorganisationen in Deutschland zu vernetzen. Wir bedanken uns herzlich bei Magdalena für ihr www.meinungsmacher-archiv.strikingly.com Engagement und freuen uns auf die zukünftige ZusammenRenate Pelzl Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit Jugendbund djo-Deutscher Regenbogen, Landesverband Berlin e.V. 34 Magdalena Prochota arbeit mit der Jugend des Verbandes der deutschen sozialkulturellen Gesellschaften in Polen. Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2016 TriLeiCa – eine deutsch-russisch-ukrainische Ausbildung für Jugendleiter*innen Vom 11. bis 18. September 2016 kamen 28 junge Engagierte aus Deutschland, Russland und der Ukraine in Berlin und Neuendorf zusammen, um sich bei einer einwöchigen Fortbildung zu vernetzen und zu lernen, wie internationale Jugendgruppen kompetent und kreativ geleitet werden. Das Programm startete in den Räumen von Berlin interkulturell in Berlin-Moabit mit der Kennenlernrunde und der Einführung in die trilaterale Jugendarbeit. Nach der interessanten Kost für den Kopf, freute sich der Magen: denn zum Abendbrot gab es leckeres Chili con carne. Gestärkt brach die trilaterale Gruppe nach Neuendorf in Brandenburg auf. Tatsächlich konnten wir zusätzlich zu den verschiedenen TrileiCaWorkshops eine ganze Woche lang Spätsommer am See genießen. Im Laufe der Woche setzten sich junge Gruppenleiter*innen und die, die es werden wollten, mit der Herkunft und Identität als Thema einer diversitätsbewussten Jugendarbeit auseinander. Danach folgten die Themen Projekt- und Finanzmanagement und rechtliche Grundlagen der Jugendarbeit in Deutschland, Russland und der Ukraine sowie ein Workshop zum Thema Rechtsextremismus. Durch verschiedene Methoden zur Stärkung internationaler Teams begleitet, bereitete die Ausbildung besonders viel Spaß! So haben alle durch die Sprachanimation Grundkenntnisse der jeweils anderen beiden Sprachen erlernt und diese beim Sprachlottospielen gleich ausprobiert. Freie Abende wurden durch zahlreiche Ideen der Teilnehmer*innen und der TriLeiCa-Teams begleitet: vom Abend mit der Darstellung unterschiedlicher Kulturen bis zur Salsastunde und dem Wasserfallkartenspiel. Für die letzten Tage der Fortbildung fuhr die Gruppe wieder nach Berlin, um einen Erste-Hilfe-Kurs zu absol- Gefördert von: vieren und die Ergebnisse zu präsentieren. Bei all den Aktivitäten entstanden nicht nur viele neue Freundschaften über Grenzen hinweg, sondern auch konkrete Ideen für bi- und trilaterale Jugendprojekte. Diese wurden bei der Zukunftswerkstatt Seit 2009 wird die deutsch-russische Ausbildung für weiter konkretisiert. Das Ergebnis kann sich zeigen lassen: acht Pro- Jugendleiter*innen vom djo-Regenbogen Berlin in Zusam- jekte aus unterschiedlichen Bereichen, wie Ökologie, Geschichte, menarbeit mit dem Jugendring der Russlanddeutschen (JdR) Deutsch als Fremdsprache und Kultur, wurden entwickelt. Wir be- angeboten. Seit 2015 wurde sie angesichts der aktuellen danken uns bei dem TriLeiCa-Team — Irina Kaschurnikova, Svetla- politischen Lage gemeinsam mit der Deutschen Jugend in na Prochorova und Ludmilla Baranetz — sowie den Kolleg*innen im der Ukraine (DJU) zur TriLeiCa, einer deutsch-russisch-ukrai- Gästehaus am Wald und der Stiftung deutsch-russischer Jugendaus- nischen Ausbildung für Jugendleiter*innen erweitert. Ziel der tausch für die Unterstützung und freuen uns auf die neuen interna- TriLeiCa-Ausbildung ist es, junge Menschen auf die Leitung tionale Projekte im kommenden Jahr! von internationalen Jugendbegegnungen als Beitrag zur Stärkung des deutsch-russisch-ukrainischen Dialogs vorzubereiten. Oxana Zenner / Deutsch-Russischer Jugendaustausch djo-Bildungswerk Berlin gGmbH 35 Nr. 3 Dezember 2016 Mitgliedsorganisationen Wir sind Europa! Eine deutsch-ukrainische Jugendbegegnung in Dresden Wer oder was ist eigentlich Europa? Und wo Spur und unvergessliche Eindrücke bei un- berichtete z.B. ein junger Mann aus Deutsch- endet es? Was sind für mich europäische seren Teilnehmer_innen. land: „Alle Teams haben es heute geschafft, Werte? Welche Rolle spielt Interkulturalität ihre Animationsprojekte zu beenden. Das Er- in Europa? – Diesen und weiteren Fragen Schon zum dritten Mal begegneten sich gebnis der eigenen Arbeit war für die meisten gingen junge Leute aus der Ukraine und junge Menschen aus Dresden und der Stadt Teams überraschend und positiv. Die Filme Deutschland in einem einwöchigen Medien- Irpin, bei Kiew, zu einer deutsch-ukraini- entwickelten sich ab dem ersten Entwurf stän- workshop auf den Grund. schen Jugendbegegnung im Rahmen des dig weiter. Ich stellte fest, dass mit einfachen Programms „Meet up! Deutsch-ukrainische Mitteln verblüffend professionelle Ergebnisse Vom 12. bis 20. September 2016 kamen in Jugendbegegnungen“. Neue aber auch erzielt werden können. Das motiviert, solche Dresden 19 medienbegeisterte junge Men- schon bekannte Gesichter, Freude des Wie- Projekte in der Zukunft mit noch mehr Begeis- schen aus Deutschland und der Ukraine dersehens und neuer Begegnungen, posi- terung zu bearbeiten.“ (Svjatoslav) zusammen, um sich zum Thema „Wir sind tive Aufregung „Was kommt nun? Was er- Europa“ auszutauschen und dazu kurze wartet mich?“ zeichneten den Projektstart Auch das Rahmenprogramm mit den Exkur- Animationsfilme zu entwickeln. Acht Tage aus. Er vermittelte den Organisatoren des sionen trug zu schönen Erinnerungen für die intensiver Arbeit sind wie im Fluge ver- djo-Landesverbands Sachsen und seinen jungen Menschen bei. Insbesondere die ma- gangen: Viel Input zu den Themen Europa Kooperationspartnern aus der Ukraine ein lerische Gegend der Sächsischen Schweiz und Animationsfilmen, viele Diskussionen, gutes Gefühl — es wird wieder informativ, hinterließ besondere Eindrücke und weckte Gruppenarbeiten. Aber auch eine Stadtralley kreativ und spannend. die „poetische Stimmung“: die Sächsische Schweiz und natürlich viele Das Programm der Begegnung war vielfäl- „Die ausgesprochen schönen Felsen und die gemeinschaftliche Abende und spannende tig. Die Eindrücke hielten die Teilnehmen- Basteibrücke zu sehen, war ein besonderer Gespräche hinterließen eine bedeutende den täglich in einem Facebook-Blog fest. So Wunsch von uns. Die Bastei liegt in Ostsach- durch das schöne Dresden, eine Exkursion in 36 Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2016 sen, gar nicht weit von Dresden. Zur Schweiz gessliche Eindrücke und Erinnerungen hinter- Programm „Meet up! Deutsch-Ukrainische hat dieser Ort keinen Bezug, doch nennt sie lassen!“ (Vlad) Jugendbegegnungen“ durchgeführt und von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zu- sich so wegen der unbeschreiblich schönen Landschaft. Unser Weg mit der S-Bahn zur Nun werden die jungen Menschen die ge- Bastei ging durch eine malerische Gegend: sammelten Erfahrungen weitertragen und grüngeschmückte Elbufer, Felder, Hügel, kleine weitere Engagierte für die Teilnahme an in- sächsische Städte mit schönen Häusern. Nach ternationalen Austauschprojekten motivie- Projektkoordinatorin der Ankunft in Rathen sind wir mit der Fähre ren. Es folgen neue Ideen und Projekte und „Jugendverbandsarbeit für alle“ auf die andere Seite des Flusses gewechselt. das ist ein wichtiges Ziel! djo-Deutsche Jugend in Europa, Dort startete unsere Wanderung. Der Aufstieg kunft“ gefördert. Olena Vasyuk Landesverband Sachsen e.V. zu den Aussichtspunkten war beschwerlich, Das Projekt „Wir sind Europa! — eine deutsch- aber es hat sich gelohnt Dieser Tag hat unver- ukrainische Jugendbegegnung“ wurde im JunOst-Nachwuchsakademie Vom 16.10 bis 22.10.2016 fand in der schönen kleinen Stadt Rotenburg an der Fulda die erste bundesweite JunOst-Nachwuchsakademie statt. An dieser Akademie haben 55 Kinder und Jugendliche im Alter zwi- Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung wurden die Ergebnis- schen 10 und 17 Jahren aus vielen Städten Deutschlands wie z.B. se der gesamten Woche vorgestellt. Wir hoffen, dass alle neuen Düsseldorf, Saarbrücken, Rheine, Berlin und Neustadt an der Wein- Freunde weiter im Kontakt bleiben und freuen uns schon auf das straße teilgenommen. Wiedersehen bei den nächsten Akademien! Das Orgateam hat sich bei der Vorbereitung viel Mühe gegeben Evgenia Vibe / Orga-Team und das Programm vielfältig und interessant gestaltet. Für die Teil- Verband der russischsprachigen Jugend in Deutschland JunOst e.V. nehmenden wurden zahlreiche kreative, sportliche und weiterbildende Workshops, Arbeitsgruppen und Quests vorbereitet. Vormittags haben unsere Spezialisten ihre Fähigkeiten in Workshops wie Video, Chemie, Basteln (selbstgemachte Seife oder Kreatives Malen) oder Teambuilding weiterentwickelt. Nachmittags wurden die Teilnehmenden nach ihren Interessen in die Arbeitsgruppen Musik, Theater, Fotographie, Zeichentrickfilm und Tanz eingeteilt, wo sie die ganze Woche mit den tollen Leitern fleißig gearbeitet haben. Ganz wichtig war für uns, dass im Laufe der gesamten Woche alle Teilnehmenden ihre zweite Muttersprache Russisch „ausleben“ konnten. Am Anfang war das für sie schon ziemlich neu und ungewöhnlich, aber nach und nach haben sie sich daran gewöhnt und nicht nur auf Russisch gesprochen, sondern auch Lieder geschrieben. Goethe sagte „Wie viele Sprachen du sprichst, sooft mal bist du Mensch“. Da können wir ja auf unseren JunOst-Nachwuchs schon ein bisschen stolz sein! 37 Nr. 3 Dezember 2016 Mitgliedsorganisationen EU-Jugendkonferenz in Košice, Slowakei Ein Bericht über die EU-Jugendkonferenz in Košice, Slowakei Vom 3. bis 6. Oktober 2016 trafen sich rund 200 Jugend- und Mi- klus drei Jugendvertreter_innen ausgewählt: Isilay Isilar, Rebecca nisteriumsvertreter_innen aus 28 EU-Ländern zur zweiten EU- Lange und ich. Jugendkonferenz zum Thema „Zusammenleben mitgestalten“ in 38 Košice, Slowakei, um die Ergebnisse aus den Beteiligungsrunden Bei den Konferenzen wird darauf geachtet, dass die Jugend- der EU-Länder zu diskutieren und die Empfehlungen für den EU- vertreter_innen auch in Kontakt mit Politikern oder entspre- Jugendministerrat zu erarbeiten. Dies war die zweite Jugendkon- chenden Mitarbeitern der Jugendministerien der EU-Staaten ferenz innerhalb des fünften Zyklus des Strukturierten Dialogs, kommen. So fragt man sich als Neuling bei so einer „Konfe- dessen Hauptziel es ist, die Jugend in Europa in politische Ent- renz der Jugend“, wieso das Durchschnittsalter, bei sagen wir scheidungsprozesse einzubinden und so den Abstand zur Politik mal 30 Jahren, liegt. Das ist aber keineswegs ein Nachteil, es zu verringern. Hierzu werden im Rahmen von drei Ratspräsident- regt eigentlich mehr den Austausch an und es ist wichtig, dass schaften (Triopräsidentschaft) drei Jugendkonferenzen abgehalten, Entscheidungsträger in Kontakt mit jungen Menschen kommen. bei denen ein übergeordnetes Thema bearbeitet wird. Zwischen So zum Beispiel auch in Košice, als wir uns am ersten Abend den Konferenzen finden dann Konsultationen und Veranstaltungen gleich zu Beginn in den nationalen Delegationen trafen und oder gar Projekte zu diesem Thema mit Jugendlichen in den jewei- anhand der Ergebnisse aus unserer Beteiligungsrunde die drei ligen Ländern statt. Für Deutschland wurden für den aktuellen Zy- wichtigsten Punkte formulierten. Diese wurden dann überall im Nr. 3 Dezember 2016 Mitgliedsorganisationen Raum verteilt und jeder konnte sich ein Bild machen, was in den • „improving democracy“ — Verbesserung des Verständnisses und jeweiligen Ländern der Schwerpunkt bei den Ergebnissen ihrer der Nähe zur Politik durch Großveranstaltungen wie zum Beispiel Beteiligungsrunde war. Im Anschluss wurde ein kurzer Doku- einem Jugendfestival, an dem politische Themen diskutiert und mentationsfilm gezeigt mit dem Titel „Voices of Refugees“. Hier- die Belange der Jugendlichen angesprochen werden sollen. in wurden Flüchtlinge in Flüchtlingscamps und Auffanglagern interviewt und zu ihren Beweggründen und Zielen befragt. Die • „communication“ — Entwicklung und Etablierung einer jugendge- teilweise sehr emotionalen Beiträge ermöglichten einen tiefen rechten Kommunikation, besonders in Bezug auf das Projekt Euro- Einblick in die jeweilige Situation der Menschen und verdeut- pa und vergangene, aktuelle und zukünftige Herausforderungen. lichten deren prekäre Lage und teilweise auch Probleme während der Flucht. Beide Punkte standen natürlich in dem Kontext, wieder Vertrauen in das europäische Projekt zu schaffen. Es wurden zwei Gruppen Darüber hinaus kommt man mit den Entscheidungsträgern und gebildet, die die beiden Themen bearbeiten und zu jeweils einer Politikern in Kontakt, indem man sich aktiv an Podiumsdiskus- Empfehlung ausformulieren sollten. sionen und Vorträgen beteiligt. So, wie am zweiten Tag, im Anschluss an die Begrüßungsreden von zum Beispiel Jens Nymand Am letzten Konferenztag gab es eine „High-Level-Policy-Deba- Christensen, stellvertretender Generaldirektor in der Europäi- te“ zwischen Alexander Schischlik (UNESCO), Matthew Johnson schen Kommission (EC) und Luis Alvarado Martinez, Vize-Prä- (Council of Europe) und Nymand Christensen (vertrat EU-Kommis- sident des Europäischen Jugendforums (YFJ) bei der Diskussi- sar Navracsics). Zum Schluss wurden die Empfehlungen präsen- onsrunde mit Maurice Devlin (Irland), Miriam Teuma (Malta), tiert und an Malta nach einem kurzen stimmungsvollen Einspieler Howard Williamson (GB) und Leo Kaserer (Österreich). Sie gaben zur dritten und letzten EU-Jugendkonferenz dieses Zyklus weiter- uns einen guten Input für die Workshops, indem sie über Ras- gegeben. sismus und Intoleranz sowie über Selbstsicherheit junger Menschen sprachen. Und wir im Publikum konnten mittels Papier- Dialog zwischen Jugend und Politik fliegern wortwörtlich einen Redebeitrag auf die Bühne werfen, welcher dann von den Podiumsteilnehmern aufgegriffen wurde. Die Zusammenarbeit zwischen Jugend und Politik funktionierte im Außerdem war es bei einer anderen Podiumsdiskussion möglich Allgemeinen reibungslos und drückte sich im respektvollen Um- per Smartphone online Fragen anzubringen, welche per Beamer gang mit Ideen und Beiträgen beider Seiten während der Work- dann für alle ersichtlich waren und online auch bewertet wer- shop-Phasen aus. Innerhalb der deutschen Delegation nutzten wir den konnten. Selbstverständlich kamen Jugendliche auch sel- den letzten Abend um die Eindrücke der Konferenz zu reflektieren ber auf der Bühne zu Wort, so hörten wir die Geschichten von und inhaltliche Schwerpunkte zu diskutieren. Dazu trafen wir EU- Jugendlichen aus der EU und wie sie die EU wahrnehmen. Es Jugendvertreter_innen uns mit Uwe Finke-Timpe, Referatsleiter sprachen über ihre Erfahrungen Celeste Buckingham (Slowakei), für europäische und internationale Jugendpolitik im BMFSFJ. Danjel Hyseni (Albanien), Tara Brown (Malta) und Morten Pape (Dänemark). Dieser Input und der aus der Beteiligungsrunde Genauso wie der Strukturierte Dialog als Werkzeug auf europäi- diente dann als Grundlage für die Arbeit in den Workshops. scher Ebene, genauso ist es auch auf zum Beispiel der nationalen Ebene bei einem Verband wie der djo-Deutsche Jugend in Euro- In den Workshop-Gruppen beschäftigten wir uns mit dem Zu- pa wichtig, den Kontakt zu Entscheidungsträgern und Politikern sammentragen der Ergebnisse aus der Beteiligungsrunde und aufrechtzuerhalten und damit die aktuelle Situation und Anliegen der Erarbeitung der Empfehlungen, die das Ergebnis der aktu- junger Menschen in Europa und Deutschland richtig zu platzieren ellen Konferenz darstellen sollten. Im Anschluss daran hatten und zu vertreten. Die djo-Deutsche Jugend in Europa ist hier mit wir während der „Agora-Runde“ die Chance, andere Workshops Formaten wie dem djo-DialogForum 2015 „Politik und Jugend in zu besuchen, uns deren Empfehlungen anzuhören und zu kom- Dialog“ und darüber hinaus mit ihrer täglichen Arbeit, auch zu- mentieren. Der Workshop, bei dem ich mitarbeiten durfte, trug sammen mit Institutionen und Ministerien, sehr gut aufgestellt den Titel: Workshop 6: Rebuilding trust of young people in the und kann für die eigenen Mitglieder sehr viel erreichen. Im März European project. Zu Deutsch: Wiederaufbau des Vertrauens von 2017 wird die nächste und letzte EU-Jugendkonferenz stattfinden. jungen Menschen in das europäische Projekt. Zu Beginn des Workshops fassten wir einzeln unsere aus der Edwin-Andreas Drotleff Beteiligungsrunde wichtigsten Punkte zu einer Empfehlung zu- Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland sammen. Mit einer Machbarkeit / Relevanz-Analyse wurden die- (SJD) se groben Notizen dann eingestuft und die vielversprechendsten Themen weiterverfolgt. Mittels der Vergabe von Punkten wurden dann zwei Hauptthemen herausgefiltert: 39 Nr. 3 Dezember 2016 Mitgliedsorganisationen Der Sommer im djo-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern 27. Grand Prix der Folklore — Internationales Folkloretanzfest für das Land Mecklenburg-Vorpommern nelle Tänze ihrer Heimaten tanzen. Die nächsten Tage waren gefüllt mit Auftritten der internationalen Gruppen in MecklenburgVorpommern. Hier konnten sie Land und Leute kennen lernen und ihre Folklore in verschiedenen Stätten unseres Landes zeigen. Aber 40 In diesem Jahr standen die Erwachsenentanzgruppen im Fokus auch das traditionelle Wertungsprogramm auf der Festivalbühne der internationalen Folklore. Das Mecklenburg-Pommeraner Fol- mit Preisverleihung zur Abschlussveranstaltung am Sonntag und kloreensemble lud Folkloretanzgruppen aus Serbien, Italien, den dem Musikerfestival „Spiel um die Teufelsgeige“, erstmals in der USA, aus Polen, aus Rumänien sowie aus der Slowakei zu einem Stadtkirche Ribnitz, gehörten selbstverständlich zum bunten Fes- gemeinsamen Austausch über Brauchtum, Tradition und Kultur tival dazu. Das Pflichtstück, „Dat du min Leevsten büst“ wurde hier nach Ribnitz-Damgarten ein. Am 26. Juli reisten alle Gruppen an von den Gruppen in verschiedenen Genres interpretiert, so z.B. von und trafen sich abends zum gemeinsamen Straßentanzen. Hier den Teilnehmern aus New Orleans in dem typischen Jazz Stil. Hier lernten sich nicht nur alle Teilnehmer persönlich kennen, auch konnten die Gastgeber den Musikpreis für sich gewinnen, während konnte man gemeinsam mit Ansässigen und Urlaubern traditio- der Jury- und auch Publikumspreis in diesem Jahr nach Italien ging. Nr. 3 Dezember 2016 Mitgliedsorganisationen 3. F.C. Hansa Sommercamp „Fußball und Mee(h)r“ 56 begeistere Fußballkinder aus Deutschland und der Schweiz trafen sich an der Ostseeküste zum gemeinsamen Fußballspielen mit der F.C. Hansa Fußballschule. Am ersten Abend stand die klassische Kennlernrunde auf dem Programm, bis plötzlich drei Spieler des F.C. Hansa Rostocks im Raum standen. Die Überraschung war groß und nachdem die ersten schüchternen Sekunden vorbei waren, mussten sich die Spieler vielen wichtigen Fragen stellen. Doch nicht nur der Fußball stand hier im Vordergrund. Ziel des Camps war es, dass Kinder sich gemeinsam als Gruppe auch neben dem Fußballspielen kennen lernen. Von Sommerrodelbahn bis hin zum Bowlen haben die Kinder in ihrer 3. Ferienwoche viel Spaß gehabt und viele Erfahrungen sammeln können. Zum Beispiel, dass gemeinsame Interessen verbinden, egal woher man kommt und jeder Talente hat, jedoch in verschiedenen Bereichen. Weltfolkloriade in Mexico „Ni Hao“ aus dem Reich der Mitte Mit über 55 Gruppen aus aller Welt trafen sich die Thüringer Tän- Vom 23. September bis 02. Oktober waren unsere Mitglieder am zer des Folkloreensembles Rudolstadt, die Mitglied in unserem „anderen Ende der Welt“, genauer gesagt in Peking. Hier trafen Landesverband sind, in Zacatecas in Mexiko. Vom 28. Juli bis 15. sie sich mit einer chinesischen Gruppe und lernten die Kultur und August gab es hier einen Austausch über Brauchtumspflege und Geschichte Pekings und Chinas kennen. Vom Dalai Lama Tempel Kultur. Jeden Tag an einem anderen Ort lernten sie so Land und über die verbotene Stadt zur Chinesischen Mauer bis hin zum Mao Leute kennen, zeigten ihre Tänze und staunten über die Folklore Tempel, hat Peking viel an Geschichte und Kultur zu bieten. Hier anderer teilnehmenden Gruppen. Hier lernten sie viel über den lebt die alte Tradition mit der Moderne Hand in Hand zusammen. Umgang mit der Geschichte und Kultur der Menschen in Mexiko. Auch gab es viele kulinarische Erlebnisse und Überraschungen, u.a. Die Trachten und Volkstänze Mexikos gehören hier zum alltägli- eine Teezeremonie, bei der es ebenfalls mit vielen Traditionen und chen Leben, ganz anders als in Deutschland. Doch auch mit Nach- Sitten einhergeht. Ein besonderes Ereignis war die Festveranstal- kommen der Ureinwohner trafen sie sich und tauschten sich über tung anlässlich des Nationalfeiertages am 01. Oktober. Hier trafen die Geschichte des Landes aus, sowie über die Riten und Bräu- sich 23 internationale Kulturgruppen aus der ganzen Welt und prä- che, die sich bis in unsere heutige Zeit durchgesetzt haben. Ne- sentierten hier ihre Künste vor Botschaftern, Politikern und einem ben schönen Erlebnissen und persönlichen Begegnungen wird ein Millionenpublikum um ein Zeichen für Gemeinschaft, Toleranz und Ereignis in besonderer Erinnerung bleiben: Nach starken Regen- Frieden zu setzen. fällen und sintflutartigen Wasserströmen wurde eine Veranstaltungsstätte zerstört. Die anschließende Busfahrt auf überfluteten Katja Zühlsdorff Straßen war nicht ungefährlich und der Anblick verunglückter Au- djo-Deutsche Jugend in Europa, tos nervenaufreibend. Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. 41 Meldungen Nr. 3 Dezember 2016 SGB VIII-Reform und Auswirkungen auf junge Geflüchtete Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) arbeitet derzeit an einer Reform des Kinder- und Jugendhilferechts (SGB VIII). Auf der Ministerpräsidialkonferenz im Oktober dieses Jahres baten die Regierungschef_innen der Länder die Bundesregierung, rechtliche Regelungen für die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zu erarbeiten. Hierbei sollen u.a. die Steuerungsmöglichkeiten verbessert und die Kostendynamik begrenzt werden. Dieser Sparbeschluss würde bedeuten, dass für geflüchtete junge Menschen andere Standards gelten sollen, als für deutsche Jugendliche. Zusammen mit den anvisierten Änderungen der SGB VIII-Reform können hier diskriminierende Kürzen an Leistungen entstehen. Die djo-Deutsche Jugend in Europa schließt sich der Stellungnahme des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR) an, für die Rechte der jungen Menschen — unabhängig von Staatsangehörigkeit und Aufenthaltsstatus — zu kämpfen! Wir fordern die Bundesregierung auf, der Bitte der Ministerpräsidentenkonferenz in keinem Fall nachzukommen. djo-Bundesverband DBJR-Beschluss „Zum Umgang der Jugendverbände und -ringe mit der AfD“ Der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) positioniert sich anlässlich der Wahlergebnisse der rechtspopulistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD) in diesem Jahr und der von ihr vertretenen Inhalte zum allgemeinen Umgang mit der Partei seitens der Jugendverbände und -ringe. Die im DBJR zusammengeschlossenen Jugendverbände und -ringe treten für Demokratie, Sozial- und Rechtsstaatlichkeit sowie unveräußerliche Menschenrechte ein. Die Grundlage der Zusammenarbeit ist die gegenseitige Achtung der Mitglieder unabhängig von deren politischen, religiösen, weltanschaulichen und kulturellen Unterschieden. Der DBJR steht für Gleichberechtigung aller Geschlechter, Inklusion, ein friedliches Miteinander der Religionen, soziale Rechte und Gerechtigkeit, Umweltschutz, ein demokratisches und soziales Europa, Frieden sowie eine solidarische Gesellschaft. Diesen Positionen steht die AfD unvereinbar gegenüber. Der Beschluss ist hier online abrufbar: www.dbjr.de/fileadmin/user_ upload/blog/dokumente_tmp/dbjr-position-afd.pdf djo-Bundesverband djo-Landesverband Hessen mit neuem Internetauftritt Seit Anfang Oktober erstrahlt der Internetauftritt des Landesverbandes Hessen www.djohessen.de in neuem Glanz. Aber nicht nur optisch hat die Seite eine Erfrischungskur erfahren. Auch inhaltlich hat sich schon einiges getan. So sind unsere Mitgliedsgruppen auf einer eigenen Seite verlinkt und ein Veranstaltungskalender mit online Anmeldemöglichkeiten geschaffen worden. Im News-Bereich erfahren die Besucher außerdem regelmäßig Neuigkeiten aus dem Verband. Auf Anregungen und Hinweise zur Homepage freut sich der neue Jugendbildungsreferent Sebastian Sauer, der per Mail an sebastian.sauer@djohessen. de erreichbar ist. Übrigens: Neuigkeiten aus dem Landesverband Hessen erfahrt ihr auch auf der Facebook-Seite www.facebook.de/djolvhessen Sebastian Sauer / djo-Landesverband Hessen 42 Anzeigen Nr. 3 Dezember 2016 PROJEK TSCHMIEDE AK TION MENSCH Workshop zu Fördermöglichkeiten und Antragstellung Freitag, 28.04.2017 — Montag, 01.05.2017 in Himmighausen In der Projektschmiede stellen wir euch das Förderprogramm „Noch viel mehr vor“ der Stiftung Aktion Mensch vor. Das Einstiegsprogramm fördert Projekte im Bereich der Jugendarbeit mit bis zu 5000 €. Gemeinsam entwickeln wir Projektideen und unterstützen euch beim Verfassen der Anträge. Wir erlernen dabei die Grundlagen der Projektplanung: Was sind die Projektziele? Wie kann man sie realisieren? Wer sind die Zielgruppen? Es besteht zudem die Möglichkeit, sich zum Förderprogramm „Kinder- und Jugendhilfe“ für mehrjährige Großprojekte beraten zu lassen. Teilnehmen können Multiplikator_innen und Projektleiter_innen aus Migrantenjugendorganisationen (MJSO) und djo-Landesverbänden. Wir freuen uns auf eure Teilnahme! Mehr Informationen und Anmeldung: Sarah Gräf Koordinatorin Coaching-Programm „Grenzenlos Willkommen“ djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e.V. E-Mail: [email protected] Tel: 030/446 778—12 NET Z WERK TREFFEN INTERNATIONALES & INTEGR ATION Freitag, 07.04.2017 — Sonntag, 09.04.2017 in Berlin Mit der Zusammenlegung der Netzwerktreffen der Fachbereiche Integration und Internationales bietet der djo-Bundesverband 2017 ein neues Format an, das einen bereichsübergreifenden Wissenstransfer ermöglicht und somit die Nutzung von Synergieeffekten im Verband fördert. Das Netzwerktreffen lädt Aktive in der Integrations- und internationalen Jugendarbeit zum Fachaustausch und zur Praxisberatung ein. Neben Methodenworkshops werden Informationen zu Fördermöglichkeiten, zur Kofinanzierung von KJP-Mitteln mit Erasmus Plus sowie zu aktuellen Fachthemen angeboten. Mehr Informationen und Anmeldung: Sarah Hanke / Referentin für Integrationsarbeit djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e.V. E-Mail: [email protected] Tel: 030 / 446 778–14 Theres du Vinage / Referentin für Internationalen Jugendaustausch djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e.V. E-Mail: [email protected] Tel: 030 / 446 778–20 43 Termine / Impressum Nr. 3 Dezember 2016 Termine 4 1. 5 10.02.—12.02.2017 Bundesvorstandssitzung 6 in Bamberg 3 2. 17.—19.03.2017 Bundesbeirat 7 8 in Rodholz 2 3. 28.03.—30.03.2017 1 16. Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag in Düsseldorf 4. 31.03.—02.04.2017 6. Bundesjugendtag 28.04.—01.05.2017 in Bosau Projektschmiede Aktion Mensch in Himmighausen 5. 07.—09.04.2017 7. 8. Netzwerktreffen Integration 25.—28.05.2017 06.—08.10.2017 & Internationales Bundesvorstandsklausur Bundesvorstandssitzung in Berlin in Fulda in Berlin Der PFEIL sowie auch unsere nationale und internationale Jugendarbeit werden gefördert vom: Impressum Das djo-Infomagazin „PFEIL“ erscheint im 65. Jahrgang Artikel, die mit Namen des Verfassers versehen oder gekennzeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers dar. Für unverlangt eingesendete Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden, eine Rücksendung ist nur bei ausreichendem Rückporto möglich. Kürzungen aus redaktionellen Gründen sind vorbehalten. Die nächste PFEIL-Ausgabe erscheint voraussichtlich im April 2017. Nachdruck mit Quellenangaben und Zusendungen von Belegexemplaren gestattet. Wir danken für die treue Leserschaft und für die journalistischen Beiträge. -Deutsche Jugend in Europa 44 Herausgeber djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e. V. Kuglerstraße 5, 10439 Berlin Tel.: 030 — 446 778-0 Fax: 030 — 446 778-11 E-mail: [email protected] www.djo.de Verantwortlich Robert Werner Redaktion Sarah Gräf Titelfoto djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. Grafische Umsetzung Lina Khesina Erscheint im Eigenverlag der djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e. V.
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