Von Berufsschulpastor Hans-Werner Müller, Stolzenau Überwinde das Böse mit Gutem !!! ‚Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!‘ Erinnern Sie sich noch an dieses Wort aus dem Römerbrief (Röm 12,21)? Die Jahreslosung war das im Jahr 2011. Fünf Jahre schon wieder her und doch unglaublich aktuell. Gedruckt auf ein Lesezeichen steht der Vers im Briefständer auf meinem Schreibtisch. Der dunkle Bildhintergrund zeigt eine Gestalt, die auf einem Hochseil balanciert. Die Arme weit ausgebreitet. Etwas schwankend. Es ist nicht leicht im Gleichgewicht zu bleiben, besonders wenn Schreckensbotschaften verstörend dicht aufeinander folgen. Nicht immer gelingt es, sich nicht anstecken zu lassen von Gedanken des Zorns, der Rache, der Verzweiflung, der Vorbehalte Fremden gegenüber. Gerade in den vergangenen Wochen der Sommerpause brachen Gewalt und Terror mit ungeahnter Brutalität in unseren Alltag ein, zeigte das Böse seine gräßliche Fratze. Zehn Menschen wurden beim Amoklauf eines 18jährigen im Münchner Olympia-Einkaufszentraum getötet und 27 verletzt. In Ansbach sprengt sich ein Selbstmordattentäter in die Luft, und im französischen Saint-Etienne trauern Christen und Muslime gemeinsam um den von Islamisten ermordeten Priester Jacques Hamel. Schnelle und einfache Antworten, um dem Bösen zu begegnen, gibt es nicht. Zu vielfältig und komplex sind die Ursachen für Amok und Terror. Aber sich nicht verhärten und sich nicht verbittern zu lassen, dazu ruft die Bibel uns auf. Auch dazu, uns nicht ängstlich zurückzuziehen und in Furcht und Abgrenzung unsere Tage zu verbringen. Vielmehr: Solidarität und Zivilcourage zu zeigen, sich Offenheit und Achtung allen Menschen gegenüber zu bewahren, egal welcher Herkunft und Religion und gemeinsam danach zu suchen, was dem Frieden dient und den Frieden am ehesten sichern kann. Anschläge wollen unsere Gesellschaft spalten und Misstrauen und Feindschaft säen. Beten und sorgen wir dafür, dass diese Saat nicht aufgeht. ‚Überwinde das Böse mit Gutem‘, ruft Paulus schon damals der Gemeinde in Rom zu. Aktives Tun ist gefragt. Entschlossene, gemeinsame Taten der Liebe.
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