o. Univ.-Prof. Dr. Dr. Arthur Weilinger Univ.-Ass. Mag. Martin Miernicki, B.A. INSTITUT FÜR RECHT DER W IRTSCHAFT ORDINARIAT FÜR PRIVAT- UND W IRTSCHAFTSRECHT PFLICHTÜBUNG AUS UNTERNEHMENSRECHT Einheit VII WS 2016 – Do 15.12.2016 Themen: GmbH (Gründung, Einlagenrückgewähr, Gesellschafterbeschlüsse, Vinkulierung) Der Einzelunternehmer Alfred betreibt schon seit 25 Jahren ein kleines Cateringunternehmen. Da er plant, sich in einigen Jahren zur Ruhe zu setzen, möchte er schon jetzt seine beiden erwachsenen Kinder Bernd und Claudia in das Unternehmen einbinden. Sie entscheiden sich daher dafür, zum Zweck der Fortführung seines Cateringunternehmens die Fine Dining Catering GmbH zu gründen und schließen einen Gesellschaftsvertrag in Form eines Notariatsakts ab. Das Stammkapital soll zunächst EUR 120.000,- betragen und wie folgt aufgebracht werden: Bernd und Claudia sollen jeweils eine Stammeinlage in Höhe von EUR 20.000,- in bar erbringen; von dieser sollen im Gründungsstadium Bernd EUR 5.000,- und Claudia EUR 15.000,- leisten. Alfred möchte sein Unternehmen im Wert von EUR 80.000,- einbringen. Im Gesellschaftsvertrag ist außerdem geregelt, dass Alfred zum Geschäftsführer bestellt wird und dass die Gesellschafter zur Veräußerung ihrer Geschäftsanteile jeweils die Zustimmung der Gesellschaft benötigen. a) Beurteilen Sie, ob die Gründung der GmbH auf die vorgesehene Art und Weise zulässig ist! b) Würde sich etwas ändern, wenn Bernd und Claudia nicht Alfreds Kinder, sondern dessen langjährige Geschäftspartner wären, die nun auf die oben beschriebene Weise eine GmbH gründen wollen? Einige Zeit nach Gründung der Gesellschaft gerät Bernd in Geldschwierigkeiten und möchte daher sein gebrauchtes KFZ zu Geld machen. Er bietet das KFZ (Wert: EUR 7.000,-) um EUR 10.000,- im Internet an. Aufgrund des hohen Preises findet sich jedoch kein Käufer. Daraufhin bietet Bernd Alfred an, das KFZ um diesen Preis (EUR 10.000,-) an die Gesellschaft zu verkaufen. Alfred ist einverstanden, da ohnehin ein weiteres Fahrzeug für Auslieferungen benötigt wird. Alfred schließt den Kaufvertrag zu diesen Konditionen im Namen der GmbH mit Bernd ab. c) Hat Bernd einen Anspruch gegen die Fine Dining Catering GmbH auf Zahlung des Kaufpreises? Claudia verliert schnell das Interesse an der Tätigkeit des Unternehmens sowie an ihrer Beteiligung. Tatsächlich würde sie viel lieber Reisebloggerin werden und plant daher eine zweijährige Weltreise. Außerdem ist seit der Unternehmensgründung auch das Verhältnis zu ihrem Vater immer schlechter geworden, da sie sich andauernd über geschäftliche Belange streiten. Als sie davon ihrem Schulfreund Isidor erzählt, bekundet dieser sein Interesse INSTITUT FÜR RECHT DER W IRTSCHAFT ORDINARIAT FÜR PRIVAT- UND W IRTSCHAFTSRECHT o. Univ.-Prof. Dr. Dr. Arthur Weilinger Univ.-Ass. Mag. Martin Miernicki, B.A. daran, ihren Geschäftsanteil zu erwerben und macht ihr ein gutes Angebot. Nach kurzer Überlegung beschließt Claudia dieses Angebot anzunehmen. Im Rahmen der nächsten Generalversammlung bringt sie dieses Thema zur Sprache. Ihr Vater Alfred ist von Claudias Wunsch sehr enttäuscht und verweigert erzürnt seine Zustimmung. Bernd möchte sich nicht dazu äußern, um seiner Schwester „nicht in den Rücken zu fallen“. d) Kann Claudia ihre Geschäftsanteile rechtswirksam veräußern? Wenn nein, welche rechtlichen Schritte könnte sie einleiten? Basisliteratur: Rieder/Huemer, Gesellschaftsrecht4 (2016): 238-249, 287-296, 305-306, 316-318.
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