Zusammenstellung 12.12.2016 - bei der AbL Niedersachsen/Bremen

Diesmal u.a. in den AGRAR-HINWEISEN:
- Zu der sich weiter zuspitzenden Debatte Weidetierhaltung/Wolf viele Texte
(Positionen, neue Nutztier-Risse, Forderungen)
- TAZ-Artikel über die vieldiskutierte muttergebundene Kälberaufzucht
- Rübenanbau und Zuckermärkte: Aktuelle und ältere Artikel zur anlaufenden
nationalen und internationalen Anbauausweitung für den Weltmarkt
- (Vorerst) gescheiterte Novelle der EU-Öko-Verordnung – Kommentare dazu
- Nobelpreisträger zur EU- und EURO-Krise
- Probleme in Kenya in Verbindung mit Agrar-Exporten in die EU
Freundliche Grüße
AbL Niedersachsen/Bremen e.V.
Eckehard Niemann
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. – Pressesprecher:
Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel
0151-11201634 – [email protected]
Newsletter „Agrar-Hinweise“ – 12.12.2016
vorherige Ausgaben auf der Internetseite http://www.abl-niedersachsen.de/
„Tierwohl, Festtage, Advent“…
Aus einer Werbebroschüre von Netto Marken-Discount:
„Weil wir mehr Tierwohl nur auf eine Art erreichen. Gemeinsam. Initiative Tierwohl“
u.a.: … „Rinder-Hackfleisch … 500g Packung… - 11% - statt 2,59: 2.29“
Aus einer Werbebroschüre von real,- :
„Die Festtage mit MAGGI genießen!
u.a.: … „Maggi Delikatess-Saucen … Fix & Fertig – Spaghetti Bolognese … - 42% =
0,49 … Frisch dazu: 250 g Spaghetti, 200 g Hackfleisch“
Aus einer Werbebroschüre von REWE:
„Advent Advent, jetzt wird geschlemmt“… u.a.: „Rinder-Rouladen … 1kg, 42%
gespart … 7,99“
WEIDETIERHALTUNG UND WÖLFE:
Pressemitteilung – 9.12.2016
AbL fordert Umweltminister zu tabufreier Debatte um den
Wolfs-Schutz von Weidetieren auf
Angesichts immer neuer und verstärkter Wolfsrisse von Weidetieren fordert der
Landesverband der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) von
Umweltminister Wenzel eine der Situation angemessene und tabufreie Diskussion
über wirklich wirksame Schritte zum Schutz der bedrohten Weidetierhaltung.
Offenbar lernten nutztier-spezialisierte Wolfsrudel, die Schutzzäune zu überwinden.
Der AbL-Landesvorsitzende Ottmar Ilchmann verwies abermals darauf, dass es total
unrealistisch sei, die Flächen ganzer Weidetierhaltungs-Betriebe und sogar ganzer
Regionen mit unbezahlbaren Zäunen einzugrenzen: „Es führt kein Weg um eine
tabufreie Debatte vorbei, wie die Weidetierhaltung nicht nur mit Zäunen, sondern vor
allem durch eine sachgerechte Gestaltung des Jagdrechts (und die damit
verbundene Vergrämung) aufrechterhalten werden kann.“
NABU – 2.12.2016:
Wolfsschutz nicht aufweichen
NABU fordert klares Bekenntnis zum Schutz des Wolfes
2. Dezember 2016 - Die Zahl der Wölfe soll reguliert werden – das fordern die
umweltpolitischen Sprecher der Fraktionen von CDU und CSU in den Bundesländern
in ihrer „Dresdner Resolution“. Ein entsprechender Antrag zur „Definition des
Erhaltungszustandes des Wolfes“ wird in diesen Tagen in der
Umweltministerkonferenz besprochen.
Für den NABU ist die aktuelle Debatte von Politikern der CDU/CSU und
verschiedenen Interessenverbänden der Nutztierhalter und Jäger zu dem Thema
unnötig: Wölfe sind durch nationale und internationale Gesetze streng geschützt und
dieser Schutzstatus darf nicht aufgeweicht werden. Daher erwartet der NABU von
der Politik ein klares Bekenntnis zum Schutz des Wolfes.
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller schätzt es so ein: „Nicht ob, sondern wie wir
mit dem Wolf leben können, ist die entscheidende Frage.“ Wir brauchen keine
Diskussion um die Begrenzung der Wolfsbestände, sondern bestenfalls die
Optimierung im bestehenden und bewährten Wolfsmanagement.
Der NABU lehnt eine Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes in den Anhängen
der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie und die Aufnahme des Wolfes in das
Jagdrecht strikt ab. Vielmehr muss das Ziel sein, einen flächendeckenden und
standortangepassten Herdenschutz in Wolfsgebieten noch besser umzusetzen.
Ebenso sollten schnelle, unbürokratische Hilfen für Nutztierhalter möglich sein. Dazu
gehört auch die Verbesserung der wissenschaftlichen Datenlage zu
Umsetzungsdefiziten im Herdenschutz und deren Ursachen.
Wölfe in Deutschland
Die aktuelle NABU-Wolfsposition zum Herunterladen
Wie ist die aktuelle Bestandssituation des Wolfes, was fordert der NABU zum
Wolfsschutz und was muss beim Umgang des Menschen mit dem Wolf beachtet
werden? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich das neue NABUPositionspapier.

NABU-Position „Wölfe in Deutschland – Leitlinien zum Schutz von Canis lupus“
(PDF)
Obwohl die aktuellen Zuwachsraten der Wolfspopulation in Deutschland als hoch
empfunden werden, sind sie aus biologischer Sicht normal – und der Bestand mit
aktuell 46 Rudeln keinesfalls ausreichend stabil. „Die Bestandsentwicklung des
Wolfes wird rein durch das Nahrungsangebot gesteuert. Dies ist in Deutschland
aufgrund der historisch höchsten Reh-, Rot- und Schwarzwildbestände sehr hoch“,
so Miller. Gründe hierfür sind unter anderem die jahrzehntelange falsch ausgeübte
Hege durch die Jägerschaft zur Optimierung von Jagdstrecken und die
alarmierenden Fehlentwicklungen durch die Intensivierung der Landwirtschaft.
Insbesondere die enorme Zunahme des Maisanbaus für die Energiegewinnung
(Vermaisung) trägt zu deutlich überhöhten Wildbeständen und damit verbundenen
Großrotten- und Großrudelbildungen bei. „Wenn die CDU/CSU-Sprecher ihre
Verantwortung für die Umweltpolitik ernst nehmen, sollten sie diese
Zusammenhänge betrachten. Für die jahrzehntelangen Fehlentwicklungen im
Jagdrecht und in der Landwirtschaftspolitik ist die CDU/CSU hauptverantwortlich“, so
Miller.
Der NABU begrüßt allerdings die Forderungen der umweltpolitischen Sprecher der
CDU/CSU, das staatenübergreifende Wolfsmonitoring zwischen Deutschland und
den Nachbarländern zu verbessern. „Die Zusammenarbeit mit Polen ist hier ein sehr
gutes Vorbild und eine solche Zusammenarbeit ist auch mit den anderen
Nachbarstaaten anzustreben“, so Miller.
schweizerbauer.ch – AgE – 12.12.2016
Deutschland - Wolf wird Existenzbedrohung
Eine Verdopplung der von Wölfen gerissenen Weidetiere binnen Jahresfrist
befürchtet der Landesbauernverband Brandenburg. Während 2015 in dem
Bundesland insgesamt 97 von Wölfen angefallene Tiere erfasst worden seien,
belaufe sich die Zahl der registrierten Risse in diesem Jahr bisher bereits auf 174.
Hintergrund sei ein jährlicher Anstieg der Wolfspopulation in Brandenburg um 30 %.
Verbandspräsident Henrik Wendorff bekräftigte vor diesem Hintergrund seine
Forderungen an die Landesregierung nach vollständiger Kostenübernahme für den
Schutz der Tiere und die Begleichung aller wolfsbedingten Schäden. Zudem bedürfe
es klarer, unbürokratischer und rechtssicherer Regelungen für den Umgang mit
verhaltensauffälligen Wölfen. „Wenn nur jeder zweite an die Landesverwaltung
gemeldete Schadensfall überhaupt entschädigt wird und dann auch nur zu 80 % des
Wertes, entzieht man uns Tierhaltern langsam aber sicher die Existenzgrundlage“,
warnte der Verbandspräsident. …
Unterdessen wächst auch in Niedersachsen die Kritik am gegenwärtigen
Umgang der Politik mit dem Wolf. „Die Halter von Weidetieren wie Schafen,
Rindern oder Damwild sehen sich an der Grenze der Belastbarkeit“, erklärte das
Landvolk Niedersachsen. Immer höhere Zäune und andere
Herdenschutzmassnahmen zur Abwehr des Raubtieres Wolf machten aus
ursprünglich offenen Weidelandschaften Zug um Zug Hochsicherheitstrakte, könnten
aber keinen wirksamen Schutz gegen weitere Angriffe bieten.
… In einem Gespräch mit Umweltminister Stephan Wenzel in Visselhövede hätten
Schafhalter und Vertreter der Deichverbände Zweifel an den vorgelegten Zahlen zu
Wolfsrissen angemeldet. Viele kleinere Schafhalter meldeten getötete Tiere nicht
mehr und würden sich stattdessen „still und leise aus der Schafhaltung zurückziehen,
ohne in der Statistik aufzutauchen“. Das Wolfsmanagement beschränke sich auf
finanzielle Billigkeitsleistungen, lasse aber die Tierhalter mit ihren Ängsten und Nöten
allein. Gefragt ist nach Ansicht des Landesvolkverbandes stattdessen ein „echtes
Management“, das den Tierhaltern eine wirksame Abwehr auffälliger Wölfe erlaubt.
Dazu zähle der gezielte Abschuss einzelner Tiere ebenso wie die Vergrämung
auffälliger Einzeltiere, um die Weidetiere in der offenen Weidelandschaft
Nordwestniedersachsens effektiver schützen zu können.
Derzeit geniesse der Schutz des Wolfes einen weitaus höheren Stellenwert als der
von Schafen und anderen Weidetieren, beklagte der Landvolkverband. Auch die
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) unterstützt die
Forderungen nach wirksameren Schritten zum Schutz der Weidetiere; sie rief zu
offeneren Gesprächen auf. Es führe kein Weg an einer „tabufreien Debatte“ vorbei,
wie die Weidehaltung durch eine „sachgerechte Gestaltung des Jagdrechts“
aufrechterhalten werden könne, erklärte der AbL-Landesvorsitzende Ottmar
Ilchmann. Die Einzäunung ganzer Betriebe und Regionen sei dagegen „total
unrealistisch“.
… Brandenburgs Landwirtschaftsminister Vogelsänger hatte vorletzte Woche im
Umweltausschuss des Landtages klargestellt, dass solche Wölfe geschossen werden
dürften, die jede Furcht vor Menschen verloren hätten und sich nicht durch
Spezialzäune an Viehweiden abschrecken ließen. Wichtig sei aber eine konkrete
Einzelfallprüfung in den Landkreisen, die im Wolfsmanagementplan vorgesehen sei.
Laut Vogelsänger ist ein absoluter Schutz vor Wölfen nicht möglich. Ein konfliktfreies
Zusammenleben mit den Tieren werde es nicht geben.
https://www.schweizerbauer.ch/tiere/uebrige-tiere/wolf-wird-existenzbedrohung32437.html
NDR - 15.07.2016 – Kerstin Geisel
Neuntes Wolfsrudel in Niedersachsen nachgewiesen
... Ein Satz von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zu einer möglichen
Wolfs-Obergrenze hat viele aufhorchen lassen. Weil hatte am Donnerstag beim
Heidschnuckentag in Müden gesagt: "Natürlich kann ich verstehen, dass sich die
Schafhalter große Sorgen machen. Wir müssen sicher à la longue dafür sorgen, dass
die Population der Wölfe nicht unbegrenzt in Niedersachsen wachsen kann." Die
Ausbreitung des Wolfes begrenzen? Heißt das: Niedersachsen rückt von der
Willkommenskultur für Wölfe ab? Am Freitag gab es dazu einige Klarstellungen.
Der stellvertretende Regierungssprecher Olaf Reichert versicherte am Freitag, Weil
habe seinen Satz so gemeint, er sei ihm keineswegs nur herausgerutscht. Aber:
Zurzeit sehe das Land noch keinen Begrenzungsbedarf. Und die Sprecherin des
Umweltministeriums, Justina Lethen, ergänzte: Es sei in Niedersachsen noch lange
nicht so weit, dass sich der Wolf von selber erhalte. Und so lange gelte der strenge
Artenschutz laut EU-Recht. Doch das könne sich irgendwann ändern. "Wenn die
Fachleute sagen: Wir kommen jetzt in eine Größenordnung, wo man darüber
nachdenken muss, wird natürlich mit der EU darüber verhandelt, wie es weitergehen
kann", sagte Lethen. Wie eine "Begrenzung" des Wolfsbestandes aussehen kann dazu gab es am Freitag vom Land nichts Konkretes.
Nach Meinung von Wolfsberater Theo Grüntjens aus dem Landkreis Uelzen kann es
dabei aber nur um gezielte Tötungen gehen. Das müsse man aber gut abwägen,
denn werde zum Beispiel ein Rüde erschossen und ein anderer Rüde ersetze ihn,
versuche dieser umso stärker, sich zu vermehren. Grüntjens meint, es fehle hier an
Forschung - auch zu der Frage, wie viele Wölfe Niedersachsen verträgt. "Das sind
alles Daten, die wir noch nicht haben", sagte Grüntjens. "Und insofern ist es ganz
schwierig, über eine Begrenzung zu sprechen. Macht sie überhaupt Sinn - oder gibt
es selbst regulierende Mechanismen, die an sich schon für eine Regulierung sorgen,
die ausreichend ist?"
Dass die Zahl der Wölfe sich natürlich einpendelt, hält die grüne
Landtagsabgeordnete Miriam Staudte aus Lüneburg sogar für wahrscheinlich. Die
Tierschutzexpertin warnt davor, Ängste zu schüren. Und betont, Wölfe ohne Scheu
vor Menschen dürfe man ja auch schon jetzt töten. …
SPD – Landtagsfraktion Niedersachsen
Marcus Bosse MdL
Pressemitteilung Nr. 17-538
Bosse: Beim Thema Wolf hat die Sicherheit des Menschen
Vorrang
04. Mai 2015 | „Die Sicherheit des Menschen hat oberste Priorität, so steht es in der
Richtlinie Wolf und das gilt nach wie vor“, bekräftigt Marcus Bosse, umweltpolitischer
Sprecher der SPD-Landtagsfraktion nach der Sitzung des Umweltausschusses
heute, Montag. … „Das Wolfs-Monitoring ist erfolgreich, wir haben Kenntnis über
Anzahl, Wanderungen und Verhaltensweisen der Wölfe,“ stellt die SPDLandtagsabgeordnete Luzia Moldenhauer fest. Die Bevölkerung müsse weiter
intensiv aufgeklärt werden, damit Menschen und Wölfe in Niedersachsen lernen,
nebeneinander leben zu können.
„Es gibt klare Vorgaben, die es einzuhalten gilt: Menschen, die Wölfe sichten, sollten
sich auf keinen Fall den Tieren nähern, um bessere Fotos oder Videos machen zu
können, da sie sich einerseits selbst in Gefahr begeben und andererseits den Wölfen
damit signalisieren, dass diese sich den Menschen ohne Angst nähern können.
Genau das soll ja verhindert werden“, erklärt SPD-Umweltexperte Bosse.
„Das Wolfs-Management muss handeln und Regeln und Leitlinien für den Umgang
mit dem Wolf erarbeiten – diese Forderung von Dr. Habbe unterstützen wir
bedingungslos“, betont Bosse. Die oftmals vor allem von der Opposition geforderte
Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht bringe dagegen keinerlei Vorteile. „Selbst die
Wolfsberaterin Britta Habbe bestätigt, dass die Landesjägerschaft derzeit kein
Interesse an einer Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht habe. Verhaltensauffällige
Tiere können bereits jetzt der Natur entnommen werden, das ist durch die Richtlinie
Wolf geregelt“, erklärt Marcus Bosse.
10.12.2016 – PROPLANTA:
Weidetierhalter sehen sich an Grenze der Belastbarkeit
Hannover - Die Halter von Weidetieren wie Schafen, Rindern oder Damwild sehen
sich an der Grenze der Belastbarkeit. Trotz immenser Anstrengungen können sie
weitere Übergriffe durch den Wolf nicht verhindern. Sie wollen auch nicht länger den
grausamen Anblick der durch den Wolf gerissenen oder verstörten Tiere ertragen.
„Die Tierhalter sind psychisch und physisch ausgelaugt. Im Wettlauf gegen weitere
Wolfsübergriffe sind sie ohne echte Bestandsregulierung des Wolfes dauerhaft zum
Verlierer verdammt“, sagt Hartmut Schlepps für das Landvolk Niedersachsen.
Immer höhere Zäune und andere Herdenschutzmaßnahmen zur Abwehr des
Raubtieres Wolf machen aus ursprünglich offenen Weidelandschaften Zug um Zug
Hochsicherheitstrakte, können aber keinen wirksamen Schutz gegen weitere Angriffe
des Wolfes bieten.
„Wohlmeinende Beteuerungen des Umweltministers, er nehme die Sorgen der
Schafhalter ernst, helfen uns nicht. Wir wollen den Wolf nicht großflächig bejagen
oder ausrotten, sondern auffällig gewordene Tiere abwehren und auch abschießen
dürfen“, sagt Jörk Hehmsoth, Deichschäfer an der Aller. Er stuft bei einer weiteren
Ausbreitung des Wolfes die Deichsicherheit als sehr gefährdet ein, die Schafhalter
würden deren Pflege dann ebenso aufgeben wie die von Naturschutzgebieten.
In einem Gespräch mit Umweltminister Stephan Wenzel gestern Abend (8.
Dezember) in Visselhövede zweifelten Schafhalter und Vertreter der Deichverbände
auch an den statistischen Zahlen zu Wolfsrissen und Tierhaltern. Viele kleinere
Schafhalter meldeten getötete Tiere nicht mehr, sie würden sich vielmehr still und
leise aus der Schafhaltung zurückziehen, ohne in der Statistik aufzutauchen.
„Das Wolfsmanagement beschränkt sich auf finanzielle Billigkeitsleistungen, lässt die
Tierhalter aber mit ihren Ängsten und Nöten allein“, verdeutlicht Dr. Helmut Wilke
vom Stader Schafzuchtverband. Gefragt sei jetzt ein echtes Management, das den
Tierhaltern eine wirksame Abwehr auffälliger Wölfe erlaube. Dazu zählt der gezielte
Abschuss einzelner Tiere ebenso wie die Vergrämung auffälliger Einzeltiere, um die
Weidetiere in der offenen Weidelandschaft Nordwestniedersachsens effektiver
schützen zu können. Derzeit aber genieße der Schutz des Wolfes einen weitaus
höheren Stellenwert als der von Schafen und anderen Weidetieren.
LZ Lüneburg - 9. Dezember 2016
Minister Wenzel setzt beim Wolf auf Zäune
Südergellersen. „Absolut nichtssagend! Der Minister eiert rum! So kommen wir kein
Stück weiter!“ Geht es nach Stefan Erb, Schäfer aus Bleckede, hat der Termin mit
Umweltminister Stefan Wenzel gestern Nachmittag wenig bis gar nichts gebracht.
Der grüne Landespolitiker hatte kurzfristig Schafhalter Gerd Jahnke in
Südergellersen einen Besuch abgestattet, nachdem dessen Herde in den
vergangenen Tagen dreimal vom Wolf heimgesucht worden war (LZ berichtete). Die
Schäfer sind aufgebracht, fordern wirksame Maßnahmen gegen den Wolf. Wenn es
sein muss, auch den Abschuss des Räubers. Doch davon will Wenzel nichts wissen,
sieht stattdessen zuerst die Nutztierhalter in der Pflicht. Und das machte er gestern
gegenüber Jahnke und seinen Kollegen deutlich.
„Überall dort, wo es in Europa Wölfe gibt, wo die Tiere bereits länger etabliert sind
und Probleme machen, werden sie geschossen, warum nicht auch bei uns?“, fragte
Jahnke und setzte nach. „Wir sind am Ende, wissen nicht mehr, wie wir unsere Tiere
schützen sollen!“ Darauf Wenzel: „Es nutzt dem Herdenschutz nichts, wenn die
Wölfe geschossen werden.“ An erster Stelle, so Wenzel weiter, müsse immer ein
ordentlicher Zaun stehen.
Allerdings räumte auch er ein, dass das Problem mit dem Wolf nicht mehr
hundertprozentig in den Griff zu bekommen sei. Deshalb unterstütze das Land mit 80
Prozent der Materialkosten für den Zaun. Zudem hätte das Land alleine in diesem
Jahr Tierverluste durch Risse im Rahmen einer freiwilligen Leistung mit bislang
22000 Euro ausgeglichen. Mit Unternehmen stehe man im Kontakt, um weitere
technische Verbesserungen herbeizuführen. Die Zäune müssten hoch genug sein,
oben ausgestattet mit Flatterband, mit vernünftigem Untergrabungsschutz und sie
müssen stromführend sein, erläuterte der Minister seine Sicht des bestmöglichen
Herdenschutzes.
Andere Möglichkeiten, nämlich den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen oder sich bei
der EU für die Minderung des Schutzstatus für den Wolf stark zu machen, dafür sieht
Wenzel keine Veranlassung.
Im Übrigen zeige die Statistik des Landwirtschaftsministeriums, dass in
Niedersachsen die Zahl der Schafe und der schafhaltenden Betriebe seit 2013, trotz
wachsender Wolfspopulation, gestiegen sei, die Zahl der Nutztierrisse im
Vergleichszeitraum von 2015 auf 2016 stagniere, in einigen Bereichen sogar
rückläufig sei. Zahlen, die der Minister gerne zitiert. Schäfer Gerd Jahnke und seine
Kollegen allerdings haben derzeit eine ganz andere Wahrnehmung. Für sie ist der
Wolf tödliche Realität. Vom Minister hätten sie sich klarere Worte gewünscht. Kre
https://www.landeszeitung.de/blog/lokales/385895-wolf-in-niedersachsen
Landeszeitung Lüneburg:
„Tierhaltung muss sich dem Wolf anpassen“
Mittwochabend. Der Saal des Helnan-Hotels in Reinstorf füllt sich. Mehr als 150
Bürger sind der Einladung von Samtgemeindebürgermeister Norbert Meyer (SPD)
und Bürgermeisterin Marion Brohm (CDU) gefolgt. Es geht um den Wolf. Der ist
dabei, Stück für Stück seiner alten Heimat zurückzuerobern. Das haben so manche
Schäfer und Damwildbesitzer auch in der Samtgemeinde Ostheide durch Wolfsrisse
bereits leidvoll erfahren. Entsprechend groß ist die Verunsicherung in der
Bevölkerung. „Ich habe Angst“, gibt eine Reinstorferin unumwunden zu: „Wie sollen
wir uns verhalten?“ Eine Wendhausenerin fragt: „Besorgte Eltern lassen ihre Kinder
nicht mehr am Ortsrand in der Nähe von Wildgattern spielen. Besteht eine Gefahr für
Menschen?“
Antworten erhoffen sich die Zuhörer von Wolfsberater Uwe Martens vom
„Freundeskreis Wolf“. Der Experte aus Embsen allerdings begrüßt die Rückkehr des
Wolfes und sagt: Für Menschen sehe er keine Gefahr. Aber: „Die Tierhaltung muss
sich dem Wolf anpassen.“
Eine Forderung, die nicht gut ankommt im Publikum. Denn, wenn der Wolf weiter
Terrain erobert wie bisher, sind Tausende Tierhalter betroffen. „Was für ein Irrsinn“,
schimpft ein Zuhörer und setzt nach: „Wer soll das denn bezahlen?“ Das ist eine der
wenigen Momente an diesem Abend, an dem Martens die Fassung zu verlieren
droht: „Wenn Sie den Steueranteil bei der Finanzierung der Elbphilharmonie
abziehen, kann man davon 20 Jahre die Schutzmaßnahmen für alle Tierhalter
bezahlen“, erwidert er.
… Manche Zuhörer waren schon bei der Info-Versammlung vor zwei Jahren in
Amelinghausen dabei und ziehen jetzt in Reinstorf frustriert Bilanz: „Es ist überhaupt
kein Fortschritt zu erkennen. Es geht anscheinend nur um das Wohlergehen des
Wolfes, nicht der Menschen.“ …
Von Klaus Reschke
47 Rudel in Deutschland
Die Population des Wolfes hat in Deutschland erheblich zugenommen. Experten
gehen von 47 Rudeln mit rund 500 erwachsenen Wölfen und 165 Welpen aus. Dass
diese Zahl jährlich steigt, ist politisch gewollt: Um eine stabile Wolfspopulation zu
erreichen, geht die FFH-Richtlinie von 1000 erwachsenen Individuen aus.
Fest steht: Die Wölfe werden sich exponentiell weiter vermehren – und aus Sicht
mancher Kritiker noch erheblich mehr Probleme bereiten. Befürworter wie Uwe
Martens dagegen glauben, dass die Natur sich ab einer gewissen Obergrenze selbst
regulieren wird. Er ist deshalb gegen das Eingreifen des Menschen.
https://www.landeszeitung.de/blog/lokales/385895-wolf-in-niedersachsen
BIOLAND - 28.06.2016:
Tierhaltung an den Wolf anpassen
Mehr als bessere Zäune
Der Wolf kommt zurück. Das ergibt neue Perspektiven für den Tierhalter und
erfordert umfassende Schutzmaßnahmen für die Weidetiere. Die folgenden Bereiche
müssen Betriebsleiter betriebsindividuell anpassen.

Geänderter Betriebsablauf: beispielsweise morgens austreiben, abends einstallen
 Geschützte Geburt: Die Geburt von Jungtieren im Freien sollte in besonders
geschützte Bereiche oder in den Stall verlagert werden.
 Kompakte Herdenstruktur: Eine kompakt stehende Herde ist besser zu schützen,
etwa durch Herdenschutzhunde, und erschwert es dem Wolf, anzugreifen.
 Herdenzusammenstellung bei Rindern: Kälber sollten nicht von Elterntieren
getrennt stehen – wenn separiert, dann nur gut geschützt.
 Geeignete Zäune: Bestehende Zäune müssen gegebenenfalls erhöht, stabilisiert
und täglich kontrolliert werden – besonders mobile Zäune für Schafe und Ziegen.
Wichtig ist der gleichmäßige Abstand zwischen Boden und Zaunoberkante. Zäune
sollten sorgfältig und ohne Schlupflöcher aufgebaut sein.
 Herdenschutzhunde: Die sozialen Bedürfnisse des Hundes müssen berücksichtigt
werden. Auch andere Herdenschutztiere wie Esel oder Alpakas brauchen eine
zusätzliche individuelle Betreuung.
 Nichts vormachen: Der Wolf lernt durch Beobachtung. Deshalb sollten Menschen
Zäune nicht übersteigen, sondern durch die „Tür“ gehen, der Hund nicht darüber
springen.
Mehr dazu in der Juli-Ausgabe des bioland-Fachmagazins für den ökologischen
Landbau. Interesse am bioland-Fachmagazin? Hier geht es zum Probeabo
„Es heißt immer, wir müssen lernen mit dem Wolf zu leben. Aber es
muss genau anders herum sein.“
( Wildtierhalter Jochen Strampe zur „Allgemeinen Zeitung“)
Altmark-Zeitung - 09.12.16 - Katja Lüdemann
Acht tote Tiere / Schäfer Jürgen Strölke: „Kann nicht viel
mehr tun“
Isegrim greift Herde an: Wolf reißt Schafe bei Wistedt
Wistedt / Bombeck. Still und leise in der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember kam
der Wolf. Die Herde stand auf einer Weide zwischen Wistedt und Bombeck und
brach in Panik aus der Umzäunung aus. Acht tote Tiere sind die Bilanz des
Wolfsangriffes.
„Ich wurde am Freitag vergangene Woche von einem Jäger informiert, dass meine
Schafe bei seinen Rindern auf der Weide stehen würden. Als ich dann an meiner
Weide an kam, habe ich die toten und verletzten Schafe gefunden.“ Zwei Schafe
wurde totgebissen, regelrecht fachmännisch seziert und ausgeweidet, erzählt
Schäfer Jürgen Strölke aus Wistedt. Ein Schaf sei durch die ausgebrochene Panik an
Herzversagen gestorben. Fünf weitere Tiere hatten zu große Bissverletzungen und
mussten eingeschläfert werden. Wolfsberater und Vertreter des KreisVeterninäramtes waren vor Ort.
"Die Vermutung liegt nahe, dass es der Wolf war. Was sich nicht sicher sagen lässt
ist, ob er alleine unterwegs war“, erzählt Schäfer Strölke im AZ-Gespräch. Und führt
weiter aus, dass in den folgenden Wochen mit mehreren Wolfsangriffen zu rechnen
sei. Erst in der vergangenen Woche waren im Kreis Brandenburg und bei Colbitz
(Bördelandkreis) insgesamt vier Wölfe totgefahren worden. „Im Sommer bleibt ein
Wolfsrudel durch die Jungtiere in einem kleinen Revier. Herbst und Winter dagegen
ist Wanderzeit für Isegrim“, so Strölke.
Erst vor kurzem berichtet Jürgen Strölke in einem AZ-Interview über Gefahren und
Probleme durch den Wolf. Ein Elektrozaun, rund einen Meter hoch, schützt seine
Herde. Eine weitere Möglichkeit, die Strölke aber noch nicht in Betracht ziehen
möchte, sind Herdenschutzhunde. „Wenn ich meine Tiere nicht vor weiteren
Wolfsangriffen schützen kann, sei es durch höhere Zäune oder andere Methoden,
dann bleibt mir nur übrig, meine Herde im Stall zu halten. Aber dann lohnt sich die
Schäferei für mich nicht mehr“, zieht der Wistedter eine traurige Bilanz.
https://www.az-online.de/altmark/salzwedel/wolf-reisst-schafe-wistedt-7084441.html
FOCUS – 9.12.2016:
Zwei Schafe sind auf einer Weide bei Haldensleben
vermutlich von einem Wolf gerissen worden.
Erfahrene Schäfer und Experten vom Naturschutzbund machen sich nun ein Bild vor
Ort, um die Weide in Zukunft besser schützen zu können. "Wir gehen stark davon
aus, dass es ein Wolf war", sagte Sachsen-Anhalts Wolfsberater Andreas Berbig am
Freitag. Es sei bereits der vierte Vorfall bei dem Schäfer. Zuerst hatte "MDR
Sachsen-Anhalt" über die Risse in der Nacht zum Freitag berichtet.
Die Tiere standen demnach auf einer Weide bei Zobbenitz nördlich von
Haldensleben, die von einem 1,20 Meter hohen Zaun umgeben ist. "Es sieht danach
aus, dass es da einen Wolf gibt, der diesen Zaun überspringt", sagte Berbig. …
Nach Angaben des Umweltministeriums wurden in diesem Jahr bereits mehr als 70
Schafe von Wölfen gerissen. Die Zahl der Übergriffe hänge stark von der Prävention
der Tierhalter und ihrer Herdengröße ab. Eine lineare Zunahme von Wolfsrissen sei
nicht erkennbar. …
http://www.focus.de/regional/sachsen-anhalt/tiere-wolf-toetet-schafe-beihaldensleben_id_6319195.html
NDR - 10.12.2016
Haben Wölfe 23 Tiere in Damwild-Gehege gerissen?
23 Tiere sind am Freitag in einem Damwild-Gehege in dem kleinen Ort
Brockhimbergen (Landkreis Uelzen) offenbar durch den Angriff eines oder mehrerer
Wölfe gestorben. 20 Tiere sind sofort umgekommen, drei weitere wurden so schwer
verletzt, dass sie später erschossen werden mussten. Das teilte Jochen Rehse,
Vorsitzender des Landesschafzuchtverbandes Niedersachsen, dem NDR mit. Die
Größenordnung des Falles sei einmalig.
Nach ersten Erkenntnissen haben sich die Angreifer unter einem zwei Meter hohen
Festzaun durchgegraben. Die Haltungsbedingungen haben ihnen die blutige Attacke
ermöglicht, denn das Damwild habe verzweifelt zu fliehen versucht, konnte aber
aufgrund der Umzäunung nicht entkommen. Ob es tatsächlich Wölfe waren, soll jetzt
eine DNA-Analyse zeigen.
…Der Zaun rund um das Gehege war nach NDR Informationen nicht ausreichend tief
im Erdreich verankert. Ob der Besitzer eine Entschädigung vom Land erhält, wird
vom niedersächsischen Wolfsbüro in Hannover geprüft und entschieden.
Der Ort des Geschehens liegt nur knapp 40 Kilometer von Südergellersen im
Landkreis Lüneburg entfernt, wo erst kürzlich zwölf Schafe von einem
Wolf gerissen wurden - und wo sich am Donnerstag Umweltminister Stefan Wenzel
(Grüne) mit dem geschädigten Herdenbesitzer getroffen hatte.
AZ Uelzen – 10.12.2016 - Ines Bräutigam:
20 Damwild-Tiere in Brockhimbergen gerissen
Weidetierhalter fordern Konsequenzen: „Die Problemwölfe
müssen raus“
Brockhimbergen. Die Weide von Jochen Strampe ist ein Schlachtfeld. Gestern
Morgen haben Wölfe auf der gut zwei Hektar großen Fläche am Ortsrand von
Brockhimbergen ein Blutbad unter Strampes Damwild-Herde angerichtet: 20
Tiere wurden getötet, einige von ihnen fast aufgefressen, drei weitere Tiere
wurden verletzt. Eines von ihnen siecht am Zaun dahin.
Doch erlöst werden darf es nicht – erst muss ein vom Land Niedersachsen
beauftragter Experte DNA-Proben nehmen. Und der lässt gestern Stunden auf sich
warten. „Es ist zum Heulen“, sagt Strampes Frau Gina.
"Der Alptraum ist wahr geworden“, fasst es der Leiter des betroffenen Hegerings
Himbergen, Andreas Kröpke, zusammen. Was ihn und alle anderen Bürger,
Weidetierhalter und Jäger, die sich gestern auf der Weide versammeln, besonders
bestürzt: Das tierische Gemetzel fand direkt am Ortsrand statt – die Wohnhäuser
stehen gleich auf der anderen Straßenseite.
Für Jochen Strampe, der auch Vize-Vorsitzender im Verband der landwirtschaftlichen
Wildhalter Niedersachsens ist, ist das Maß jetzt voll. „Es heißt immer, wir müssen
lernen mit dem Wolf zu leben. Aber es muss genau anders herum sein.“ So hitzig die
Debatte der Anwesenden auf der Weide gestern Morgen auch ist – niemand habe
etwas gegen den Wolf, heißt es immer wieder. Das unter Schutz stehende Tier
müsse aber Respekt vor dem Menschen lernen und dürfe sich nicht unkontrolliert
weiter ausbreiten. „Dem Wolf mache ich keinen Vorwurf“, bringt es Jagdpächter Fritz
Kramer auf den Punkt, „aber der Politik.“ Besonders enttäuscht ist Jochen Strampe
von Umweltminister Stefan Wenzel. Erst vor wenigen Tagen habe er ihn auf einer
Veranstaltung aufgefordert, endlich tätig zu werden und den Abschuss von
Problemwölfen zu erlauben. „Die Antwort war, er habe schon 100 Anzeigen von
Naturschützern, und das reiche ihm“, berichtet Strampe. Außerdem säßen letztlich
seine Wähler in der Stadt und nicht auf dem Land.
Für Rudolf Michaelis von der Interessengemeinschaft Weidetierhalter Nord/Ost
Niedersachsen sind das Schläge ins Gesicht. „Es reicht!“ schimpft er. „So geht es
nicht weiter!“ Und den Verweis auf Schutzzäune können er und die anderen auch
nicht mehr hören. „Das bringt nichts“, sagt Michaelis, „die Problemwölfe müssen
raus.“ Auch in Brockhimbergen haben sie sich von dem zwei Meter hohen
Drahtflechtzaun nicht aufhalten lassen. Obwohl der in die Erde eingelassen ist,
buddelten sie sich an zwei Stellen darunter durch.
Manuel Häusler-Schröder wird bei dem Anblick der kreuz und quer über die Weide
verteilten toten Tiere ganz anders. Er steht mit anderen Bürgern am Zaun und
verfolgt das Geschehen. „Ich habe nur zwei Kilometer entfernt in Weste eine
Schafherde mit 120 Tieren stehen, 80 davon sind hochtragend, die Lammzeit
beginnt“, sagt er. Häusler-Schröder züchtet die vom Aussterben bedrohten
Leineschafe. „Wenn man so was sieht, schläft man sehr schlecht.“
Schlecht schlafen werden wohl auch Jochen und Gina Strampe. „Die Wölfe kommen
bestimmt zurück. Die sind schlau und haben gelernt, dass es hier etwas für sie gibt.“
Mehr zum Thema: Wölfe in Niedersachsen
HTTP://WWW.AZ-ONLINE.DE/UELZEN/BAD-BEVENSEN/PROBLEMWOELFEMUESSEN-RAUS-7091195.HTML
NDR - 11.12.2016:
Wölfe: Esel werden als Herdenschützer getestet
… Zwei Esel werden derzeit als Schützer einer Schafherde vor Wolfsangriffen an der
Elbe im Kehdinger Land (Landkreis Stade) getestet. Der Niedersächsische
Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat sie mit
Mitteln des niedersächsischen Umweltministeriums angeschafft. Das Projekt sei auf
zwei Jahre angelegt, sagte NLWKN-Sprecher Achim Stolz. Wissenschaftlich begleitet
wird es vom Wolfsbüro des Landesbetriebs und der Uni Hildesheim.
Ihr Einsatzgebiet haben die beiden Esel auf einer Weide hinter dem Deich, nur
wenige Hundert Meter von der Elbe entfernt. Hier werden sie seit Anfang Oktober in
die Schafherde von Kay Krogmann eingegliedert. Weil auf dem Deich keine Zäune
aufgestellt werden können und Herdenschutzhunde wegen der Gefahr für
Spaziergänger verboten sind, sollen jetzt die beiden Esel zeigen, ob sie Wölfe von
der Herde fernhalten können. "Aus der Schweiz und den USA wird von positiven
Erfahrungen berichtet", sagt NLWKN-Sprecher Stolz. Dort würden Esel oft
gemeinsam mit Hunden eingesetzt.
Jüngste Erfahrungen aus Niedersachsen zeigen allerdings, dass auch Esel keinen
absoluten Schutz vor Wolfsangriffen bieten. Schäfer Gerd Jahnke aus Eimke
(Landkreis Uelzen) hatte auf seiner Weide mit 700 Schafen neben einem
Herdenschutzhund auch einen Esel. Trotzdem zählte er Anfang Dezember drei
vermutliche Wolfsangriffe innerhalb einer Woche mit zwölf toten achtzehn schwer
verletzten Schafen.
Gute Erfahrungen machte dagegen Schäfermeister Tino Barth aus Goldenstedt
(Landkreis Vechta) mit seinen Herdenschutzeseln. Zwar sei es auch zu Übergriffen
gekommen, aber es habe keine Verluste gegeben. Augenzeugen hätten beobachtet,
wie die Esel geschrien und nach einem Wolf getreten hätten. Weil jetzt allerdings
mehrere Wölfe in der Region leben, gab Barth seine Esel ab. In Frankreich und der
Schweiz seien Esel von Wölfen gerissen worden, das wollte er seinen Tieren
ersparen. Gegen einen Wolf könne sich ein Esel zwar wehren, sagte Barth. Aber
gegen ein Rudel sei er machtlos.
Saarbrücker Zeitung . . 07. Dezember 2016 - Hélène Maillasson:
NANCY
Wölfe zum Abschuss freigegeben
Erlass erlaubt Jagd auf Wölfe in 60 lothringischen
Gemeinden – Tierschützer empört
Bisher durften Jäger lediglich Warnschüsse abgeben, wenn Wölfe einer
Schafsherde zu nahe kamen. Nun gehen die Behörden in den Vogesen und im
Bezirk Meurthe-et-Moselle einen entscheidenden Schritt weiter. Doch die
Abschuss-Freigabe stößt auf Widerstand.
In 60 Gemeinden der Départements Vogesen und Meurthe-et-Moselle ist die Jagd
auf Wölfe ab sofort erlaubt. Das haben die jeweiligen Präfekturen jetzt bekannt
gegeben. Begründet wird der Erlass durch die hohe Anzahl an Angriffen
durch Wölfe im vergangenen Jahr. Demnach starben 2015 und 2016 insgesamt 469
Tiere bei Wolfsattacken. Alle von den Züchtern getroffenen Schutzmaßnahmen
hätten bisher nur wenig gebracht. Werden Schafe oder Rinder durch Wölfe gerissen,
bekommen die Halter eine Entschädigung vom Staat. Auch wegen dieser Kosten
haben sich die Behörden dafür entschieden, den Abschuss der Wölfe zu erlauben.
Bisher waren lediglich Warn- und Verteidigungsschüsse gestattet, wenn sich ein Wolf
tatsächlich in unmittelbarer Nähe einer Herde befand. Der neue Erlass ermöglicht
eine regelrechte Jagd auf die scheuen Raubtiere.
In Lothringen, wo sich Wölfe nachweislich seit 2011 wieder angesiedelt haben, wird
bereits zum zweiten Mal auf diese Maßnahme zurückgegriffen. 2014 war der Erlass
durch die Präfektur des Départements Meuse noch vom Verwaltungsgericht
in Nancy gestoppt worden, nachdem Tierschützer dagegen geklagt hatten. Auch
dieses Mal hat der Hilfe- und Vermittlungsverein für Tiere Aspa aus den Vogesen
einen Gang vor den Richter angekündigt. Am Freitag soll sich das oberste
Verwaltungsgericht Frankreichs (Staatsrat) in Paris damit befassen. Stoppt es den
Erlass, muss die Jagd unmittelbar eingestellt werden.
Doch bis die Sache entschieden ist, könnten die ersten Wölfe bereits erlegt worden
sein. Denn den Jägern und Züchtern aus den betroffenen Kommunen wurde die
Unterstützung der „Wolf-Brigade“ zugesichert. Dieses Team aus erfahrenen Jägern
gehört zum französischen Amt für Jagd und Wildtiere und ist frankreichweit im
Einsatz in Gegenden, in denen Wölfe eine Gefahr darstellen.
Das wollen die Tierschützer in den Vogesen rund um den Aspa-Vorsitzenden Nicolas
Simonet um jeden Preis verhindern. „Wir werden die Jagd mit allen Mitteln stören“,
sagte Simonet gestern der SZ. Während in den Vogesen mehrere Wölfe angesiedelt
sind, geht er davon aus, dass es sich im Flachland lediglich um einen einzigen Wolf
handelt, der immer wieder gesichtet werde. Somit würde Frankreich mit seinem
Abschuss gegen die Berner Konvention verstoßen, die dem Wolf einen strengen
Artenschutz in ganz Europa gewährt und dessen Tötung nur unter bestimmten
Bedingungen erlaubt. „Für den Zeitraum 2016-2017 dürfen in ganz Frankreich
36 Wölfe getötet werden. Diese Zahl wurde jetzt schon erreicht, demnach wären
neue Abschüsse absolut illegal“, empört sich Simonet. Er ist zuversichtlich, dass der
Staatsrat zugunsten der Wölfe entscheiden wird. Bis dahin appellierte er an die
Tierfreunde, sich Tag und Nacht den Jägern in den Weg zu stellen.
Ähnlich waren die Wolfsfreunde aus den Vogesen bereits im vergangenen August
vorgegangen (wir berichteten). Damals ging es darum, eine Wolfszählung durch das
französische Forstamt (ONCFS) zu verhindern. Nach Ansicht der Tierschützer sollte
unter dem Deckmantel einer Zählung die Anzahl an Wölfen festgelegt werden, um
diese später zum Abschuss freizugeben.
Leserbrief AZ Uelzen – 30.11.2016:
Der Wolf sieht die Belohnung
Mit den Artikel „Wolfssicher war nicht genug“ vom 24. November und der
Stellungnahme des Landtagsabgeordneten Heinrich Scholing (Grüne) zu den
Wolfsrissen setzt sich Rüdiger Wnuck aus Ebstorf auseinander:
Die Überschrift des Artikels trifft den Nagel auf den Kopf. Anerkennenswert, dass
Herr Scholing sich einschalten und kümmern will. Und auch, dass er
Handlungsbedarf sieht und feststellt, die Definition wolfssicherer Zaun sei in Frage
gestellt. Warum aber erst jetzt?
Während bisher immer nur über neue, andere und bessere Schutzvorkehrungen für
Weidetiere gegen die Wölfe philosophiert wird, rauben die grauen Jäger auf den vier
Pfoten auf den Weiden munter weiter. Auch Herr Scholing kann das in der RissStatistik des Umweltministeriums nachlesen. Er hätte dabei leicht erkennen können:
Die Wölfe haben gelernt, Zäune mit oder ohne Strom zu überwinden. Warum auch
sollten sie sich dadurch abhalten lassen? Die Eingepferchten und dann oft noch mit
großer Anzahl sind doch eine super „Belohnung“. Dafür mal einen Stromschlag
bekommen oder nur mal etwas höher springen oder tiefer buddeln müssen, learning
by doing!
Natürlich ist es ein heißes Eisen, zu hinterfragen, ob der bisherige Umgang mit
unseren Wölfen sie vielleicht eher domestiziert hat, anstatt ihr Leben als wildes und
scheues Tier zu unterstützen. Oder wie wäre es, wolfsfrei zu haltende Zonen
einzurichten, in denen Weidetierhaltung betrieben wird? Insbesondere diese in ihrer
Art auch ökologisch so wertvolle Tierhaltung dient zur Pflege und Erhaltung unserer
Landschaft in ihrer Vielgestaltigkeit und mit ihrem Erlebniswert. Tiere sind belebende
Elemente einer/unserer Landschaft. Nicht nur die wilden des Waldes und des Feldes
sondern besonders auch jene auf den Weiden.
Warum aber sind derartige und andere Fragen bisher tabu? Das Fass wird
überlaufen, wenn das „Wolfsmanagement“ weiter so verfährt wie bisher. Nur die
„Leichen“ auf den Weiden einsammeln zu lassen und die „Beerdigungskosten“
bezuschussen, mit DNA Proben rumspekulieren und kluge Ratschläge erteilen, das
reicht schon lange nicht mehr.
Das Naturschutzgesetz eröffnet Möglichkeiten, auch in die Population einer
geschützten Tierart unter bestimmten Bedingungen einzugreifen. Dazu braucht der
Wolf keineswegs in das Jagdrecht überführt zu werden.
PROPLANTA: FAO für Leguminosen
Wie aus einem Bericht hervorgeht, den die FAO anlässlich des Weltbodentages am
Montag (5.12.) vorgelegt hat, trägt die Symbiose aus Boden und Hülsenfrüchten im
Rahmen des Zwischenfruchtanbaus auch zur Bekämpfung des Klimawandels bei, da die
Kohlenstoffbindung der Böden gefördert werde. Leguminosen trügen ferner durch einen
geringeren Düngebedarf und durch Aufschluss der Nährstoffe zum Erhalt der
Bodengesundheit bei.
…Derzeit gehe nutzbarer Boden weltweit zehn bis 20 Mal schneller verloren, als er
wiederhergestellt werde. Diesem Trend lasse sich durch eine Kultivierung mit
Hülsenfrüchten entgegenwirken, betonte die Organisation. Auch bei der Bekämpfung
von Ernährungsunsicherheit, Mangelernährung und der Verbesserung der ländlichen
Einkommen spielten diese Kulturen mit ihrem hohen Gehalt an Proteinen sowie Eisen,
Mineralien und weiteren Nährstoffen eine wichtige Rolle. … AgE
TAZNORD – 12.12.2016 - Karolina Meyer-Schilf:Unkonventionelle
Tierhaltung
Das Säugen der Kälber
… Die Domäne Fredeburg, etwa 50 Kilometer östlich von Hamburg im Herzogtum
Lauenburg gelegen, betreibt seit etwa dreieinhalb Jahren die sogenannte
muttergebundene Kälberaufzucht. Hier werden die Kälber nicht wie sonst in der
Milchviehhaltung üblich kurz nach der Geburt von der Mutter getrennt. Es ist der
Versuch, die Aufzucht von Kälbern so stressfrei für die Tiere wie möglich zu
gestalten. … Da ist zum Beispiel die erst vor wenigen Tagen geborene Undine, die
mit zwei weiteren Kälbern bei ihrer Mutter in einer Extra-Box steht. Oder die etwa vier
Monate alten Kälber, die nicht mehr gesäugt werden, sondern schon Heulage, Schrot
und Möhren bekommen.
Mütter und Kälber verbringen auf dem Hof drei Wochen Tag und Nacht in einer mit
Stroh eingestreuten Box, danach werden sie schrittweise entwöhnt. Die Kälber sind
während dieser Entwöhnungsphase alle zusammen in einer Box untergebracht, die
Milchbauer Gleißner den „Kindergarten“ nennt. Derzeit sind sieben Kälber im
Kindergarten und die dürfen zweimal am Tag zu ihren Müttern, um zu trinken. Aber
bevor die Kälber dran sind, werden die Mütter gemolken. … Gleißner muss genau
darauf achten, welches Tier er da eigentlich vor sich hat. Denn die Kühe, die noch
säugen, dürfen nicht ganz leer gemolken werden. „Das ist eine Daumenpeilung, das
weiß man nie so genau“, sagt er. Um so genauer beobachtet er seine Kälber …
Das Paradox, das der Milchviehhaltung zugrunde liegt, geht so: Kühe müssen, um
Milch zu geben, jedes Jahr ein Kalb bekommen. Die Milch aber soll an die
Molkereien verkauft werden. Hätte das Kalb freien Zugriff auf die Milch seiner Mutter,
lohnte sich der Verkauf der restlichen Milch kaum. Denn die Kälber, das sagt auch
Gleißner, „saufen einem die Haare vom Kopf“, wenn man sie lässt. Darum werden
die Kälber in der konventionellen Milchviehhaltung oft schon Minuten, manchmal
Stunden nach der Geburt von ihren Müttern getrennt und dann aus Saugeimern
ernährt.
Dass in der konventionellen Tierhaltung die Kälber von ihren Müttern getrennt
werden, hat aber noch einen anderen Grund. „Wenn man sie erst nach einigen
Monaten trennt, kann es sein, dass das Kalb in den Hungerstreik tritt, und sowohl die
Kuh als auch das Kalb brüllen nacheinander“, sagt Gleißner.
… Ebenfalls in Schleswig-Holstein, in Futterkamp, betreibt die
Landwirtschaftskammer ein Lehr- und Versuchszentrum (LVZ). Dazu gehört ein
Milchviehbetrieb mit 200 Kühen. Hans-Jürgen Kunz ist im LVZ für das Thema
Kälberaufzucht verantwortlich und kein Freund der muttergebundenen Variante. …
Er verstehe darunter, dass die Kälber mindestens acht Monate bei ihren Müttern
bleiben. „Entweder ganz oder gar nicht“, sagt Kunz – und plädiert für gar nicht. „Das
ist besser als so ein Pseudo-Dings.“ Da werden Kälber nicht satt und der
Trennungsschmerz verlängere sich bloß. Im LVZ arbeiten sie mit der ad-libitumTränke – was aus dem Lateinischen übersetzt so viel wie „nach Gutdünken oder
„nach Belieben“ bedeutet. Die Kälber können also immer so viel Milch trinken, wie sie
wollen. Aber eben aus dem Eimer und nicht aus dem Euter. „Die Kälber müssen satt
ernährt werden, dann werden sie proper“, sagt Kunz. Zugefüttertes Heu reiche da
nicht aus.
„Das wird oft sehr schwarz-weiß gesehen“, sagt Gleißner. Trotz seiner guten
Erfahrungen möchte er „auf gar keinen Fall Kollegen an den Pranger stellen, die das
nicht – oder noch nicht – so machen“. Es komme auch immer auf die jeweiligen
Gegebenheiten im Betrieb an, auf die Stallgröße, auf die vorhandenen Flächen. „Es
macht nicht mehr, aber auch nicht weniger Arbeit als vorher“, sagt Gleissner.
„Natürlich habe auch ich mich anfangs gefragt: Wie kriegt man das hin, dass die
Kälber trinken und zufrieden sind, aber trotzdem noch genug Milch für den Verkauf
und die Käserei übrigbleibt?“ Er sagt, man bekomme durch die andere Art der
Aufzucht einfach einen anderen Blick. „Man guckt nicht mehr, ob der Eimer leer ist,
sondern, ob es den Kälbern gutgeht.“ … Robuster seien die Kälber durch diese Art
der Aufzucht. Der Ansatz habe noch einen weiteren Vorteil: „Sie bekommen durch
das Trinken am Euter auch soziale Körperpflege, da wird geschleckt und geschmust.
Da wird noch mehr ans Kalb abgegeben als einfach nur Milch.“
http://www.taz.de/Unkonventionelle-Tierhaltung/!5358881/
ZUCKERRÜBEN UND ZUCKER:
FOCUS - 10.12.2016 -| Huffington Post/Wochit
Innovation bei KitKat und Co.
Nestlé entdeckt gesunden Zucker: Jetzt kommt die
Schokoriegel-Revolution
Der Süßwarenhersteller Nestlé hat einen neuen Zucker entdeckt, der den
Zuckergehalt in Schokoriegeln um bis zu 40 Prozent senken kann. Das gab Nestlé in
einer Mitteilung bekannt. Forschern sei es gelungen, die Struktur des Zuckers zu
verändern. Dadurch löse sich der Zucker schneller auf. Die Schokoriegel sollen so
weniger Zucker und dafür mehr natürliche Inhaltstoffe enthalten.
Dabei sollen die Riegel genauso süß wie früher schmecken. Vom Verfahren ist
bisher wenig bekannt. Ob es bei dem neuen Zucker einen Haken gibt, weiß bisher
niemand. Das Verfahren wurde von Nestlé bereits patentiert und ist "von der Natur
inspiriert", heißt es.
Ab 2018 soll der neue Wunderzucker bei einer Reihe von Produkten angewendet
werden. Dann könnte es die gesünderen KitKat-Riegel in den Supermärkten geben.
Es bleibt abzuwarten, ob der neue Wunderzucker am Ende das hält, was er
verspricht.
Agrarzeitung – 12.12.2016 zum FAO-Lebensmittelpreisindex
Zuckerpreise verlassen hohes Niveau
Brasilien kurbelt Zuckerexporte an
… Der Zuckerpreisindex ging im November auf Monatssicht um 8,9 Prozent auf
287,1 Punkte zurück. Das war der erste Rückgang nach sechs Monaten Anstieg.
Grund für den Preisrückgang sei der im Vergleich zum US-Dollar schwächere
Brasilianische Real. Die Schwäche der Landeswährung habe die Zuckerexporte aus
Brasilien angekurbelt. Zudem lasteten Berichte über größer als erwartet ausgefallene
Zuckerrohrernten in der zentralen Südregion in Brasilien auf den Zuckerpreisen. (aiz)
Agrarzeitung – 12.12.2016 zu Anbauabsichten:
Landwirte setzen auf Rüben
… Viele Rübenanbauer werden 2017 ihre Anbaufläche ausdehnen. Darüber hinaus
gibt es aber auch Interesse in Betrieben, die bisher die Rübe noch nicht im Anbau
hatten, teilt der Landwirtschaftliche Informationsdienst Zuckerrübe (LIZ) mit, der
Anbauer der Zuckerproduzenten Pfeifer & Langen, Nordzucker AG und Suiker Unie
berät. …
Auf einem freien Zuckermarkt, der in der EU und in Deutschland ab 1. Oktober 2017
beginnt, will Peter Bleser, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium
(BMEL) Marktverwerfungen nicht ausschließen. Sicher werde es zu Verwerfungen
auf europäischer Ebene kommen, vermutet der Staatssekretär. Doch vertraue er auf
die technologischen Entwicklungen und die Zuckerqualität, dass es zu keinem
Einbruch kommen werde.
Dr. Thomas Kirchberg, Vorstandsmitglied der Südzucker AG, gab sich bei einem
Pressegespräch in Offstein in der vergangenen Woche zuversichtlich, dass das
Unternehmen für einen intensiven Wettbewerb gut gerüstet sei. Mit den Landwirten
seien Anbauverträge sowie Konditionen für den Transport und Preise vereinbart
worden. Produktion und Vertrieb seien ebenfalls auf die größeren Mengen und
Kosteneinsparungen eingestellt. (SB/da)
Auch British Sugar steigert die Zuckerproduktion
Laut “Farmers Weekly” (8.11.2016) will der Zuckerkonzern British Sugar nach dem
Ende der Quoten die Zuckerproduktion weiter steigern. Der Mutterkonzern
Associated British Food sieht auf dem Weltmarkt steigende Gewinne.
BauernZeitung.AT (Österreich) - 17.03.2016:
Südzucker tanzt den Rübenpreis-Limbo
Europas größter Zuckerkonzern hat sein Anbot für die Rübenpreise ab dem
Jahr 2017 vorgelegt. Die Zeichen stehen auf Preiskampf. Fraglich bleibt, ob die
Bauern tatsächlich diesen dornigen Weg mitgehen.
Rübenpreis senken, Anbau ausweiten, Konkurrenten aus dem Markt drücken – für
diese Strategie hat sich laut Berichten in deutschen Agrarmedien der SüdzuckerKonzern entschieden. Das Motiv, diesen Weg zu gehen, ist die ab dem Rübenanbau
2017 abgeschaffte EU-Zuckerquotenregelung. In Vorbereitung auf die Zeit nach der
Quote hat Südzucker kürzlich als erster der großen Konzerne in der EU bereits das
Preismodell für die Kampagne 2017/18 vorgestellt. Es beinhaltet folgende
Eckpunkte:
Die Latte liegt auf 32 Euro pro Tonne „all inclusive“
• 32 Euro pro Tonne Vertragsrübe als „all inclusive“-Preis, das heißt, inklusive
sämtlicher Nebenerlöse (Melasse, Schnitzel, ...) • 18 % Polarisation, • 25 %
Frachtkostenbeteiligung, • 125 % Liefererfüllung. Zurückgerechnet auf 16 %
Zuckergehalt sowie ohne Nebenerlöse würde das Südzuckeranbot einem nackten
Rübenpreis von etwa 22 Euro/t entsprechen – Anmerkung: Selbst die EUKommission hat 2006 den seither geltenden Rübenmindestpreis bei 26,30 Euro/t, 16
% Pol. höher angesetzt. Den „all inclusive“ Preis von 32 Euro/t können die
Südzucker-Vertragsbauern nur dann erreichen, wenn ihre Rübe zumindest 18 %
Zuckergehalt aufweist und wenn sie den Anbau bzw. die Rübenlieferung auf
mindestens 125 % ihres derzeitigen Lieferrechts ausweiten. Zudem liegt der
Preisableitung ein Zuckerpreis am EU-Markt von zumindest 450 Euro/t zugrunde.
Sollte der Zuckerpreis unter dieser Marke zu liegen kommen, dann wird auch der
Rübenpreis neu kalkuliert. Dies gilt auch für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass
der Zuckerpreis über diese Marke ansteigt.
Anbauverträge 2017 ab Mai zur Kontrahierung
Den Pressemeldungen zufolge haben auch die Verbände der rund 18.000
Südzucker-Vertragsbauern dem Preismodell zugestimmt. Bereits ab kommendem
Mai will Südzucker den Landwirten die Anbauverträge zum Abschluss vorlegen. Die
offene Frage ist allerdings, wie weit die Bauern das Anbot annehmen. Denn der
vorgeschlagene Rübenpreis liegt in der Wettbewerbsfähigkeit etwa gleichauf mit
Weizen oder Raps, die derzeit auf eher bescheidenem Niveau gehandelt werden.
Sollte sich hier die Marktlage entspannen, dann würde die Rübe deutlich ins
Hintertreffen geraten. Dass Südzucker dem eigenen Anbot nicht so ganz traut, mag
auch daran abzulesen sein, dass nach der ersten Kontrahierungsrunde im Mai auch
noch eine weitere Runde für Juni oder Juli geplant ist, um noch allenfalls offene
Mengen zu verteilen.
Erklärte Absicht der Südzucker AG ist zudem, den Anbauumfang um zumindest 25
%, möglichst aber um 40 % auszuweiten. Bei den beiden anderen großen deutschen
Zuckerkonzernen (Nordzucker, Pfeifer & Langen) ist die Preisfindung noch im Gang.
Aufgrund der Südzuckerankündigung dürften preislich keine allzu weit
darüberliegenden Anbote zu erwarten sein. Zudem wollen beide Unternehmen,
ebenso wie Südzucker, den Anbau kräftig ausweiten. Die angestrebte
Produktionsausweitung liegt in der Größenordnung von 30 bis 40 Prozent. Damit
sollen wirtschaftlich optimale Kampagnedauern von zumindest 120 Tagen erreicht
werden.
Preiskampf ohne Auffangnetz
Seitens der österreichischen Rübenbauern hält Verbandspräsident Ernst Karpfinger
das Südzuckermodell für eine „Kampfansage an die Mitbewerber“. Vor allem die
beabsichtigte Produktionsausweitung hält Karpfinger nicht für verkraftbar. Ernst
Karpfinger: „Das Konzept ist nicht schlüssig, denn jeder Rübenbauer hat das Recht,
mehr zu liefern. Die Auslastung der Standorte ist jedoch sehr unterschiedlich.“ Als
Bauernvertreter findet Karpfinger es auch unverantwortlich, dass das Modell „keine
Absicherung nach unten“ enthält.
Karpfinger vermutet marktpolitische Motive hinter der Strategie. Erstens sperre
niemand gerne eine Fabrik zu, also wolle man, koste es, was es wolle, eine
Kampagnedauer von 120 Tagen erreichen. Und zweitens gehe es um das Signal
nach außen – schaut her, wir stellen uns dem Wettbewerb.
Adressat dieser Signale könnte vor allem die französische Zuckerindustrie sein, mit
den Konzernen Tereos (12.000 Landwirte in Frankreich, ca. 2,2 Mio. Tonnen Zucker
pro Jahr in Europa und 1,6 Mio. Tonnen in Brasilien) sowie Cristal Union (9300
Landwirte, ca. 1,7 Mio. Tonnen Zucker). Diesen französischen Mengen stehen rund
4,0 Mio. Tonnen Zucker aus deutscher Produktion gegenüber.
Karpfinger hält diese Strategie für zerstörerisch und sieht Parallelen zum Milchsektor,
der genau mit diesem Konzept in die Krise geschlittert ist. Schon das Jahr 2015 habe
das bewiesen. „Wir haben aufgrund hausgemachter Konkurrenz fast 100 Euro pro
Tonne Zucker auf dem Markt liegen gelassen“, meint der Rübenbauernpräsident.
Denn ausgehend von einem Weltmarktpreis von 390 Euro/t zuzüglich Zoll und
Transportkosten hätte der Zuckerpreis in der EU auf einem Niveau von über 500
Euro/t liegen müssen. Tatsächlich wurden aber nur etwa 425 Euro/t Zucker erzielt.
Karpfingers Fazit: „Die Zuckerwirtschaft in Europa kann nur über den Marktpreis am
Leben erhalten werden. Wenn wir 100 Euro/t am Markt verschenken, dann wird es
blutig.“ Entscheidend werde sein, wie die europäischen Rübenbauern die Anbote
ihrer Zuckerkonzerne annehmen.
Bauern kooperativ – „solange kein Minus bleibt“
Was den heimischen Rübenanbau betrifft, meint Karpfinger, dass das Ende der
Zuckerquote schon vorweggenommen worden sei. Es seien nur noch zwei Fabriken
in Betrieb, die bereits durchwegs Kampagnedauern von mindestens 120 Tagen
erreichen – dies auch im ertragsschwachen Jahr 2015. Der Verarbeiter Agrana sei
gesund und durch die Mehrspartenstrategie wirtschaftlich gut aufgestellt. Und nicht
zuletzt seien die Rübenbauern kooperativ, mit der Einschränkung „solange kein
Minus bleibt“. Kulturen, die in Österreich mit dem Rübenanbau konkurrieren, seien
vor allem Mais, Ölkürbis und Sojabohne. Es sei deshalb eine Sache der
wirtschaftlichen Vernunft, am bisherigen Rübenmindestpreis von rund 26,30 Euro/t
festzuhalten (bei 16 % Zuckergehalt und einem Zuckerpreis von 404 Euro/t). Dass
die heimischen Bauern ihre Anbauentscheidung mit Vernunft und Kostenbewusstsein
treffen, das zeige nach Auffassung Karpfingers auch die Kontrahierung 2016. Denn
obwohl der Abschluss 2015 „ganz gut“ gewesen sei, wurden dennoch rund 2000 ha
weniger kontrahiert. Von der Parole „Haltet durch, nach drei Jahren wird es besser“
hält Karpfinger wenig. Sinnvoller sei, gleich nur die Mengen zu produzieren, die der
Markt braucht. Karpfinger auch in Richtung europäische Rübenbauern: „Bisher hat
die Quote die Bauern voreinander geschützt, nun liegt es an den Bauern selbst, wie
es weitergeht.“
http://www.bauernzeitung.at/?id=2500,1099331,,
TOP AGRAR:
http://www.ndzrav.de/images/presse/20160301%20TOP%20agrar%20EU%20%20Zuckermarkt%20n
ach%202017.pdf
Rheinischer Rübenbauer-Verband - 13.01.2016:
Rheinische Rübenanbauer blicken auf 2017
Rund 560 Besucher konnte Bernhard Conzen, Vorsitzender des Rheinischen
Rübenbauer-Verbandes (RRV), bei der gestrigen Mitgliederversammlung des RRV
am 12. Januar in Bergheim begrüßen... Zufrieden blickte der RRV-Vorsitzende
zunächst auf die vor knapp zwei Wochen beendete Rübenkampagne, in welcher
trotz suboptimaler Witterung bis in den August hinein letztlich noch ein hoher Ertrag
von 77,6 t/ha mit 17,7 % Zuckergehalt erreicht werden konnte. Damit gehöre man zu
den Besten in Europa, so Bernhard Conzen. Das sei aber auch nötig, um unter den
verschärften Wettbewerbsbedingungen nach dem Ende des Quotensystems ab 2017
erfolgreich am Markt zu bestehen.
… Den Schwerpunkt der Veranstaltung bildete der Blick nach vorn d.h. auf den
Zuckermarkt ab 2017. Dirk de Lugt, Aufsichtsratsvorsitzender der Royal Cosun
aus den Niederlanden, stellte zunächst das Konzept der holländischen
Zuckerwirtschaft vor. Dort wird die Verarbeitungskapazität der beiden Zuckerfabriken
deutlich erhöht. Auch die niederländische Zuckerwirtschaft gilt als überaus
wettbewerbsfähig. Über definierte Konditionen für die Anbauer will man den
Rübenanbau nachhaltig sicherstellen. Bernhard Conzen wies darauf hin, dass beide
Regionen durch gekoppelte Rübenbeihilfen in anderen EU-Mitgliedstaaten
Wettbewerbsnachteile haben würden. In Deutschland und den Niederlanden gebe es
solche Beihilfen nicht. Für die Politik gelte es, diesen Missstand spätestens 2020 zu
beenden.
Frank Walser, Geschäftsführer der Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG, skizzierte
die Pläne seines Unternehmens für die Zeit ab 2017. Danach soll im Rheinland die
Verarbeitungsmenge deutlich steigen. Um erfolgreich zu sein müsse man ab 2017
effizienter denn je sein und mit schwankenderen Preis zurechtkommen können. Sein
Unternehmen, so Walser, setze voll auf die Rübe als Rohstoff.
Bernhard Conzen schließlich stellte in seinem Referat die Grundzüge des neuen
Mengenkonzepts im Rheinland vor. Er wies auf den hohen Konkurrenzdruck bei der
Rübenerzeugung hin, sie sei angesichts attraktiver Anbaualternativen längst kein
Selbstläufer mehr. Er zeigte sich aber überzeugt, dass Zuckerindustrie und
Rübenanbauer im Rheinland gemeinsam die Leistungsstärke besitzen, den
Wettbewerb auf dem EU-Zuckermarkt zu bestehen. Gleiches gelte für die Zuckerrübe
im Wettbewerb der Feldfrüchte auf dem Acker.
http://www.rrvbonn.de/content/rheinische-r%C3%BCbenanbauer-blicken-auf-2017
Der europäische Zuckermarkt im
Wandel. Was passiert nach dem
Quotenende 2017?
Projekt
Modellierung der Auswirkungen einer Abschaffung der EUQuotenregelung zum Zuckerwirtschaftsjahr 2017/18 auf die
Zuckermärkte in Deutschland, der EU und ihrer Mitgliedsstaaten
sowie der Welt
Dem europäischen Zuckersektor stehen unruhige Zeiten bevor. Für die
Landwirte und die Zuckerindustrie entfällt ab dem 1. Oktober 2017 die
jahrzehntelange Planungssicherheit bezüglich Produktionsmengen und preisen. Wie wird der Markt auf diese Veränderungen reagieren? Und wer sind
die Gewinner und Verlierer dieser Entwicklung?
Hintergrund und Zielsetzung
Im Jahr 2006 wurde die Zuckermarktordnung der Europäischen Union erstmals seit
ihrer Einführung im Jahr 1968 grundlegend reformiert. Nach dem Ende einer
vierjährigen Phase der Umstrukturierung im Jahr 2010 steht der Zuckersektor nun
erneut vor tiefgreifenden Reformschritten. Im Zuge der GAP-Reform 2014 werden die
Produktionsquoten für Zucker und Isoglukose, die feste Produktionsmengen
vorsehen, zum Ende des Zuckerwirtschaftsjahres 2016/17 auslaufen. Gleichzeitig
fällt zum 1. Oktober 2017 auch der innerhalb der Quotenmenge geltende
Zuckerrübenmindestpreis. Nach dem Ende der Quotenregelung verbleiben auf dem
europäischen Zuckermarkt lediglich die Außenhandelsregelungen – Importzölle – als
wesentliches Instrument, um die Preise zu stützen.
Ziel unseres Projektes ist es, die Auswirkungen einer Abschaffung der
Produktionsquoten und Aufhebung der Mindestpreise auf den Zuckermarkt
abzuschätzen. Den Arbeitsschwerpunkt des Projektes bildet dabei derzeit die
Analyse der Konkurrenzbeziehungen zwischen Zucker und Isoglukose auf dem
europäischen Markt. Darüber hinaus können die Projektergebnisse Antworten auf die
unten stehenden Forschungsfragen geben. (…)
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass im Zuge des EU-Quotenausstiegs die
wettbewerbsfähigsten EU-Länder[1] ihre Zuckerproduktion unabhängig von der
Weltmarktpreisentwicklung steigern, wenig wettbewerbsstarke EU-Länder ihre
Zuckererzeugung dagegen sowohl bei hohen als auch bei niedrigen
Weltmarktpreisen reduzieren[2]. Bei einer Aufhebung der Quoten wird die Zuckerund Isoglukoseproduktion überwiegend auf dem EU-Binnenmarkt abgesetzt und führt
zu einer Verdrängung von Importen aus Ländern mit präferenziellem Marktzugang
zum EU-Binnenmarkt und zu einem Preisverfall innerhalb der Europäischen Union.
Durch das geringere Preisniveau steigt der Gesamtverbrauch von Zucker und
Isoglukose leicht an. Bei hohen Weltmarktpreisen wechselt die Europäische Union
ihren Handelsstatus vom Netto-Importeur zum Netto-Exporteur.
Die Wettbewerbsposition der EU-Zuckerindustrie wird nach dem Ende der
Quote stark durch die Weltmarktpreisverhältnisse beeinflusst. Je niedriger das
Weltmarktpreisniveau ist, desto mehr Zucker wird in die Europäische Union
importiert und desto höher ist der Marktanteil von Isoglukose. Dagegen werden
bei steigenden Weltmarktpreisen die Verarbeitungskapazitäten der bestehenden
Fabriken für immer mehr EU-Mitgliedstaaten zum limitierenden Faktor für die
Steigerung der Zuckererzeugung
[1] PL, GB, NL, BE, HR, HU, LT.
[2] IT, DK, GR, FI.
Die Ergebnisse des Projektes sind in der Schriftenreihe der
Landwirtschaftlichen Rentenbank publiziert und unter folgendem Link
verfügbar:
www.rentenbank.de/dokumente/Die-Positionierung-Deutschlands-in-derInternationalisierung-der-Agrar-und-Ernaehrungswirtschaft-2016.pdf
Haß_Banse (2016)_Das Ende der Zuckerquote 2017 (PDF, 3MB, deutsch)
https://www.thuenen.de/index.php?id=2486&L=0
AbL-Pressemitteilung – 2.6.2015
Rübenanbauern drohen Verhältnisse wie im Milch- und
Schweine-Bereich
AbL warnt vor ruinöser Überschuss- und Billigproduktion
auf dem Zuckermarkt
Nach dem Ende der Zucker-Marktordnung drohen den europäischen Rübenbauern
nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ähnlich
ruinöse Verhältnisse wie den Milch- und Schweinebauern. Der AbL-Landesverband
Niedersachsen/Bremen verweist darauf, dass ab 2017 die bestehenden
Mengenbegrenzungen und die Mindestpreise bei Zuckerrüben wegfallen werden. Die
Zuckerkonzerne setzten verstärkt auf Verdrängungskampf, Überschussproduktion
und Weltmarkt-Export und wollten dafür billige Rüben. AbL-Vertreter Eckehard
Niemann forderte die Rübenbauern auf, ihre Interessen gegenüber den
Zuckerkonzernen durch konzernunabhängigere und konzernübergreifende AnbauerVerbände zu verteidigen.
Die AbL verweist auf die diesjährigen Verhandlungen der Rübenanbauer mit den
Zuckerfabriken über die künftigen Rübenpreise und Transportkosten-Erstattungen –
dabei sei überdeutlich geworden, wie weit die Interessen von Landwirten und
Zuckerfabrik-Managern auseinander lägen. Die Zuckerfabriken bestimmten
zunehmend darüber, mit welchen Rübenanbauern in welchen Regionen sie noch
Anbauverträge abschließen würden und zu welchen Konditionen. Die
Zuckerkonzerne wollten noch niedrigere Rübenpreise, um billige Zuckerüberschüsse
zu produzieren und diese in Drittländer außerhalb der EU zu exportieren – in
ruinöser Konkurrenz mit Zuckerkonzernen aus den USA oder Brasilien. Durch die
angestrebte Intensivierung und die Niedrigpreise drohe auch ein Ende der bisherigen
EU-Standards im Rübenbau, vor allem der Anbau gentechnikfreier Rübensorten.
Laut AbL arbeiten viele europäische Zuckerkonzerne zudem aktiv daran, von der
Belieferung durch hiesige Rübenbauern unabhängiger zu werden – durch
Investitionen in Zuckerersatzprodukte, Beteiligungen an Rohrzuckerkonzernen und
durch den Bau von Zuckerfabriken in afrikanischen oder asiatischen Ländern. Die
dafür perspektivlos aufgewandten Gelder fehlten den Rübenbauern auf ihren Höfen
und auch den Kleinaktionären.
Die Beteuerungen der Zucker-Manager einer angeblichen Partnerschaft zwischen
Rübenbauern und Zuckerfabriken bezeichnet AbL-Vertreter Niemann als „leeres
Gerede“, wie sich bei den diesjährigen Preisverhandlungen überdeutlich gezeigt
habe. Dies gelte auch für früher genossenschaftliche Unternehmen wie Nordzucker
AG oder Südzucker AG, in denen Bauern und auch Kleinaktionäre kaum noch
Einfluss hätten. Wichtig seien jetzt starke Interessenverbände der Rübenbauern, die
aber nicht von Rübenkonzernen abhängig oder finanziert sein dürften und die
konzernübergreifend die bäuerlichen Interessen gegen die großen Player auf dem
EU-Zuckermarkt verteidigten: nämlich Südzucker, Nordzucker, Tereos, British Sugar,
Cristal Union, P&L, Royal Cosun und Polski Cukier.
Hierbei könnten die Rübenbauern auch auf gesellschaftliche Unterstützung setzen,
wenn es um eine faire Entlohnung der Arbeit von Bauern und Beschäftigten der
Zuckerindustrie gehe und gegen Gentechnik, TTIP-Freihandelsabkommen oder
gegen die Verdrängung von Bauern in armen Ländern des Südens.
AbL-Pressemitteilung - 31.05.2016
Keine gentechnisch erzeugten und exportsubventionierten
Zuckerimporte!
AbL begrüßt Anti-TTIP-Position von Rübenbauern und EUZuckerwirtschaft
Der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft (AbL) begrüßt die Stellungnahme der Europäischen
Zuckerrübenanbauer (CIBE) und der Europäischen Zucker- und Ethanolwirtschaft zu
den Folgen eines TTIP-Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU. Auch
die AbL sehe eine massive Existenzbedrohung der europäischen Rübenbauern,
wenn die US-Zuckerindustrie ihre export-subventionierten und gentechnisch
erzeugten Zuckerüberschüsse in den europäischen Markt drücken könnte. Zu Recht
stelle die CIBE fest, so AbL-Vertreter Eckehard Niemann, dass sich für die
europäischen Zuckerhersteller kaum Exportchancen durch TTIP ergeben würden, da
der US-Markt durch andere Importquoten bereits gesättigt sei. Dies gelte auch für
den EU-Binnenmarkt, wo mit dem Abbau der Zuckermarktordnung und der
drohenden Überschussproduktion der Zuckerkonzerne die Erlöse der Rübenbauern
unter massiven Druck stünden. Die AbL forderte die europäischen Zuckerverbände
auf, gemeinsam mit einer starken gesellschaftlichen Bewegung den Import von
gentechnisch erzeugtem Zucker aus den USA konsequent zu verhindern. Die als
Kompromiss angebotene „Durchsetzung strenger Herkunftsregeln“ würde gerade bei
dem anonymen Produkt Verarbeitungszucker (in Getränken, Süßwaren,
Fertiggerichten etc.) ohne Wirkung bleiben.
Link:
http://www.cibe-europe.eu/img/user/file/CIBE%20CEFS%20presentation%20%20TTIP%20and%20Sugar.pdf
RÜCKBLICK AUF DIE LETZTE KRISE:
Wirtschaftswoche - 25. März 2015 - Olga Fachinger:
Globaler Zuckerpreis - Zu viel Zucker ist nicht gut
Die Zuckerpreise stürzen weltweit weiter ab. Während der deutsche Hersteller
Südzucker mit Verlusten rechnet, reagieren brasilianische Hersteller auf den
sinkenden Preis gelassen.
… So ist er seit dem Rekordpreis Anfang 2011 von 35,31 US-Cent pro ein
amerikanisches Pfund (454 Gramm) auf 12,8 Cent gefallen – ungefähr ein Drittel des
damaligen Preises. Und der weitere Rückgang auf 12,0 Cent wird laut einer
Bloomberg-Umfrage nicht ausgeschlossen. Der Grund dafür liegt in einem weltweiten
Überangebot von Zucker. Der mit Abstand größte Exporteur Brasilien erwartet für
2015/16 inzwischen 2,5 Prozent mehr Ernte als erwartet, weil sich die
Zuckerrohrplantagen dank eines regenreichen Februars vom trockenen Sommer
2014 erholt haben, berichtet das Handelsblatt. Bessere Ernte erwarten auch andere
große Exporteure wie Indien und Thailand. So wird im Geschäftsjahr 2015/16
(Oktober/September) eine Million Tonnen mehr Zucker produziert, als weltweit
gebraucht wird, insgesamt 173 Millionen Tonnen.
Auch die deutsche Südzucker-Gruppe, der größte Hersteller in der EU, verzeichnete
2014 eine Rekord-Zuckerrübenernte mit 83 Tonnen pro Hektar, was um rund zehn
Prozent über dem Wert des bisherigen Rekordjahres 2011 liegt. Die Firma rechnet
für das Geschäftsjahr 2014/15 (bis Ende Februar) mit einem Einbruch des operativen
Gewinns auf 200 Millionen Euro aus, also um rund zwei Drittel im Vergleich zu
Vorjahr. Maßgeblichen Anteil daran hatten allerdings auch Bußgelder des
Bundeskartellamtes in der Höhe von rund 280 Millionen Euro wegen illegaler
Preisabsprachen. Für die Anleger ist das keine gute Nachricht, da sich der
Aktienkurs seit April 2014 nochmals halbiert hat. Aktuell kostet die Südzucker-Aktie
11,42 Euro.
Die Brasilianer selbst sind gegen niedrigen Zuckerpreis offensichtlich immun. Beim
Verkauf vom Rohstoff erhalten sie in der brasilianischen Landeswährung Real
genauso viel wie früher, wie das Handelsblatt berichtet. Weil der Real seit April 2014
aber in gleichem Maße an Wert verloren hat, wie Zucker günstiger geworden ist,
lohnt es sich für die Zuckerrohrplantagen, die Produktion sogar noch weiter zu
steigern. Für die Käufer aus dem Dollarraum ist Zucker aus Brasilien somit
besonders günstig. Somit könnte Brasilien seinen etwa 20-prozentigen Anteil am
Weltmarkt weiter ausbauen.
Zudem gleichen die großen brasilianischen Hersteller wie Bunge, Tereos oder
Reizen ihre Verluste wegen niedriger Zuckerpreise durch Stromproduktion aus
Bagasse aus, schreibt das Handelsblatt. Sie verbrennen den Pressrückstand, der bei
der Zuckergewinnung entsteht, und speisen den Strom in das brasilianische Netz ein.
Diese Produktion lohnt angesichts des herrschenden Strommangels in Brasilien
besonders. Dank dieser Gewinne werden die brasilianischen Produzenten dem
sinkenden Zuckerpreis auch weiterhin gelassen gegenüberstehen.
Süßwarenhersteller haben hingegen Grund zum Jubeln. Der niedrige Zuckerpreis
senkt die Produktionskosten, bei gleichbleibenden Verkaufspreisen steigt ihre
Gewinnmarge. Bei den Ausgaben eines normalen Endverbrauchers für Süßwaren
spielt der Zuckerpreis nur eine geringe Rolle. Der Besuch im Eiscafé wird wohl kaum
billiger.
http://www.wiwo.de/finanzen/boerse/globaler-zuckerpreis-zu-viel-zucker-ist-nichtgut/11550218.html
GESCHEITERTE ÖKO-VERORDNUNG:
TAZ – Jost Maurin – 9.12.2016:
Kommentar Neue EU-Ökoverordnung
Bio braucht neue Regeln
Gut, dass der Entwurf der EU-Kommission für eine Reform der Ökoverordnung perdu
ist. Es muss dringend etwas gegen Betrug getan werden.
… Der aktuelle Entwurf der Europäischen Kommission für eine neue Ökoverordnung
hätte mehr Schaden als Nutzen gebracht. Das zeigt besonders der Vorschlag, dass
Biobauern dafür haften sollten, wenn von konventionellen Nachbarfeldern Pestizide
herüberwehen. So eine Regelung wäre nicht nur ungerecht gewesen. Sie hätte auch
Landwirte abgeschreckt, auf Bio umzustellen.
… Reformiert werden muss das Biorecht allerdings immer noch. Denn es hat
gravierende Lücken. Sie erleichtern es Behörden, Kontrollstellen und Firmen, die
Aufklärung von Betrugsskandalen zu verschleppen. Wenn in einem Land verdächtige
Ware gefunden wird, lassen Auskünfte aus dem Herkunftsstaat mitunter so lange auf
sich warten, bis die Lebensmittel verfault sind. Deswegen muss die Verordnung
endlich genau vorschreiben, wer in solchen Fällen was zu tun hat – und vor allem:
bis wann. Die aktuellen Regeln erleichtern es, die Aufklärung von Betrügereien zu
verschleppen.
Außerdem muss die EU gegen die zunehmende Industrialisierung auch der
Biotierhaltung vorgehen. Eine neue Verordnung könnte zum Beispiel verhindern,
dass 30.000 Legehennen unter einem Dach gehalten werden. Schließlich sind
solche Massenställe oft problematisch für die Umwelt und erschweren eine gute
Betreuung der Tiere. Künftig müssen Bauern auch Zielvorgaben erhalten, wie
gesund Biotiere sein müssen. Schließlich haben bei diesem Thema auch viele
Ökobetriebe Defizite.
All diese Punkte fehlen im bisherigen Entwurf der Kommission. Jetzt hat sie
Gelegenheit, das zu ändern.
https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5361852&s=maurin/
Süddeutsche Zeitung - 11. Dezember 2016 –
Kommentar – Silvia Liebrich:
Das könnt ihr besser
Es klingt erst mal gut, wenn die EU-Kommission durchsetzen will, dass
Bioware keine Spuren giftiger Pflanzenschutzmittel mehr enthalten darf. Doch
die Sache hat einen Haken. Das Angebot könnte noch knapper werden.
Wo Bio draufsteht, ist auch Bio drin. Darauf können sich Verbraucher beim Einkaufen
im Supermarkt im Großen und Ganzen verlassen. Dass dies so ist, verdanken sie
einem Umstand, der im Lebensmittelhandel eher selten vorkommt: Die Öko-Branche
gehört zu den wenigen Sektoren, für die es verbindliche Regeln gibt und nicht nur
freiwillige Vorgaben, die Produzenten einhalten können, wenn sie Lust dazu haben.
Eine davon ist, dass Bio-Landwirte keine Pestizide einsetzen dürfen, genauso wenig
wie künstlichen Dünger. Käufer von Bio-Ware legen darauf besonders großen Wert.
Da klingt es erst mal gut, wenn die EU-Kommission durchsetzen will, dass etwa BioÄpfel oder Bio-Weizen so gut wie keine Spuren giftiger Pflanzenschutzmittel
enthalten dürfen. Viele Verbraucher würden dem wohl sofort zustimmen. Doch die
Sache hat einen Haken: schärfere Grenzwerte für Pestizide würden nicht nur viele
Öko-Bauern in Schwierigkeiten bringen. Sie dürften wohl auch dazu führen, dass das
ohnehin schon knappe Angebot an Bio-Lebensmitteln aus EU-Produktion weiter
abnimmt - und das kann nicht im Interesse der Verbraucher sein.
Die deutschen Öko-Verbände laufen seit Monaten Sturm gegen die Pläne der
Kommission, die die Verantwortung für saubere Bio-Produkte allein den Öko-Bauern
aufhalsen will. Auch im EU-Parlament regt sich Widerstand. Der Protest ist
berechtigt. Schließlich liegt es nicht allein in deren Hand, dass die Ware giftfrei bleibt.
Solange 95 Prozent der Landwirte in Europa konventionell arbeiten und große
Mengen an Mengen Pestiziden einsetzen, ist das kaum möglich. Versprüht ein Bauer
Gift auf seinem Feld, kann ein geringer Teil davon auch auf dem benachbarten BioAcker niederrieseln. Obstbauern, die in Südtirol Bio-Äpfel anbauen, machen diese
Erfahrung Jahr für Jahr. …
… Seit drei Jahren wird über eine neue EU-Öko-Verordnung gestritten. Die bisherige
stammt aus dem Jahr 1992, also aus einer Zeit, in der die Bio-Branche noch in ihren
Anfängen steckte. Der Anbau von Bio-Karotten oder -Kartoffeln war damals vor allem
etwas für Idealisten, die vom Nutzen der ökologischen Landwirtschaft absolut
überzeugt waren. Das hat sich gründlich geändert. Bio hat sich zu einem
Massenmarkt entwickelt, der gute Gewinnmargen verspricht. Das macht ihn aber
auch anfälliger für Betrügereien.
Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln in Deutschland und im restlichen Europa ist
heute größer denn je. Sie ist so stark gewachsen, dass die Erzeuger in Europa nicht
genug liefern können. Immer mehr Ware muss deshalb importiert werden, teils aus
weit entfernten Regionen. Sinnvoll ist das nicht. Der Transport ist teuer, und er
schadet dem Klima. Die EU braucht neue Regeln für den Bio-Markt, um diese
Probleme zu bewältigen.
Schärfere Grenzwerte für Pestizide zu fordern ist durchaus richtig, auch im Sinne der
Verbraucher. Dafür zu sorgen, dass sie eingehalten werden, kann aber nicht allein
die Aufgabe der Bio-Erzeuger sein. Dazu bedarf es umfassender Reformen, die auch
die konventionelle Landwirtschaft einbeziehen. Ziel muss es sein, den Einsatz von
Pestiziden insgesamt zu senken, dann landet auch weniger auf dem nächsten BioAcker. Verursacher müssen stärker in Regress genommen und Bio-Bauern stärker
gefördert werden.
Längst überfällig sind zudem einheitliche Kontrollsysteme in den EUMitgliedsstaaten. Es gib zwar einheitliche Regeln, doch sie werden höchst
unterschiedlich umgesetzt. In manchen Ländern sind beispielsweise staatliche
Stellen zuständig dafür, Bio-Betriebe zu überwachen. In anderen Ländern, dazu
gehört Deutschland, übernehmen private Firmen diese Aufgabe.
… Nichts von allem hat die EU-Kommission in ihrem halbgaren Reformvorschlag
berücksichtigt. Dass die Gespräche in Brüssel in der vergangenen Woche vorerst
abgebrochen wurden, ist deshalb kein großer Verlust. Wichtig ist nur, dass es einen
neuen Versuch gibt. Das geht noch besser, so viel ist sicher.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kommentar-das-koennt-ihr-besser-1.3289442
AGRARZEITUNG – 9.12.2016:
aus dem Kommentar „Skandalös“ – Steffen Bach zur
Reform der Öko-Verordnung:
„In der landwirtschaftlichen Praxis ist die Forderung nach einer Null-Toleranz bei
Biolebensmitteln natürlich genauso unsinnig wie die Skandalisierung von minimalen
Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in konventionell erzeugten Produkten.
Richtig ist, dass vorschriftsmäßig produzierte Bioprodukte belastet sein können –
durch die Abdrift von Pflanzenschutzmitteln vom benachbarten Feld. Mit diesem
Problem haben aber auch konventionell arbeitende Landwirte zu kämpfen. Doch
werden in ihren Erzeugnissen kleinste Mengen verschiedener Pflanzenschutzmittel
gefunden, macht die grüne Erregungsindustrie daraus einen ´Pestizid-Cocktail´ …“
MT - 07.12.2016 Lokalnachrichten - OM & Region
Kreis begrüßt Preisbremse für Agrar-Flächen
Der Landkreis Cloppenburg begrüßt grundsätzlich das Vorhaben der
Landesregierung, eine Bremse für Pacht- und Kaufpreise für landwirtschaftliche
Flächen zu schaffen und so leistungsfähige Familienbetriebe zu stärken (MT
berichtete). „Ohne dass uns die beabsichtigten gesetzlichen Regelungen im Detail
vorliegen, befürwortet der Landkreis Regelungen, die den Grundstücksverkehr zum
Zwecke der reinen Geldanlage verhindern“, teilt Kreis-Sprecherin Sabine Uchtmann
mit.
Grüne Landtagsfraktion Niedersachsen - 12.12.2016:
Rede Hans-Joachim Janßen:
Gesetz über die Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
nach dem Motto „was lange währt wird endlich gut!“, freue ich mich sehr, heute mit
Ihnen endlich das neue Kammergesetz verabschieden zu können! Es war ja nun
wirklich ein zähes Ringen. Und ich bin froh, wenn wir hier heute nun damit endlich
abschließen können.
Denn das es hier einen dringenden Reformierungs-bedarf gibt, steht spätestens seit
dem Bericht des Landesrechnungshofes aus dem Jahr 2013 außer Frage. Schon
2012 hat der LRH auf beihilferechtliche Probleme durch die Vermischung von
Kammer- und Landesaufgaben hingewiesen. Auch das diesjährige Urteil des
Oberverwaltungsgerichts Lüneburg hat das bestätigt! So hat das Land bei dem
bisherigen Mischfinanzierungsmodell die Kammer deutlich überzahlt: statt eines
vorgesehen Anteils von 30% an den Pflichtaufgaben finanzierte das Land bis zu
50%! Das ist haushaltsrechtlich nicht zu rechtfertigen!
Inhaltlich kritisiert wurde zudem zurecht die enge Nähe von Beratungs- und
Kontrollaufgaben. Das meine Damen und Herren gibt es außer bei der
Landwirtschaftskammer in kaum einer Institution: Für andere Aufsichtsfunktionen
leisten wir uns Behörden. Die Industrie- und Handelskammer z.B. beauftragen wir
auch nicht mit den Aufgaben der Gewerbeaufsicht. Das macht aus guten Gründen
die staatliche Gewerbeaufsicht. Deshalb, meine Damen und Herren, ist es das
mindeste, was wir jetzt festgeschrieben haben: Die
Selbstverwaltungsangelegenheiten müssen zukünftig organisatorisch und personell
von staatlichen Aufgaben getrennt sein. Das ist im Übrigen auch im Interesse der
Glaubwürdigkeit öffentlicher Stellen, Selbstverwaltungsaufgaben und
Überwachungsfunktionen strikt voneinander zu trennen. Und in den allermeisten
Bundesländern wird das auch so praktiziert.
Die Neufassung des Kammergesetzes ist aber insbesondere auch wegen der
Haushaltsklarheit und Wahrheit erforderlich. Es kann eben nicht sein, dass wir auf
der einen Seite zur Einhaltung der Schwarzen Null den Rotstift ansetzen und auf der
anderen Seite unsere vom Steuerzahler aufgebrachten Landesmittel nicht
überprüfbar einsetzen. Hier sind wir in der Pflicht, endlich zu handeln. Daher sieht die
novellierte Fassung des Kammergesetzes eine klare Aufgabenverteilung zwischen
Aufgaben im eigenen Wirkungskreis der Kammer, übertragene staatliche
Vollzugsaufgaben und Vereinbarungsaufgaben zur Umsetzung von
Landesinteressen vor. Selbstverwaltungsaufgaben finanziert die Kammer selbst,
hoheitliche Aufgaben und Aufgaben, die nicht hoheitlich sind, aber das Land ein
erhebliches Interesse hat, finanziert das Land zu 100%. Bei den
Auftragsangelegenheiten werden die zu erbringenden Leistungen im Einzelnen
definiert. Das macht dann hinterher auch das Controlling und das Nachsteuern
einfacher. Im Ergebnis wird das Handeln der Kammer transparenter und uns als
Geldgebern klarer, wofür das Geld im Einzelnen ausgegeben wird.
Das hat auch Vorteile für die LWK selbst, denn sie erhält durch die Auflösung der
bisherigen Mischfinanzierung künftig finanzielle und organisatorische
Planungssicherheit.
Detailregelungen haben Landwirtschaftsministerium und Kammer in langwierigen
Verhandlungen geklärt und letztendlich Einvernehmen erzielt.
Deshalb, meine Damen und Herren von der CDU, geben auch Sie sich einen Ruck:
Sie müssen sich nicht schützend vor die Kammer stellen. Stimmen sie dem Gesetz
zu, stimmen sie für mehr Haushaltsklarheit und Wahrheit. Halten Sie an nichts fest,
was nicht mehr zeitgemäß ist und was immer das Risiko hatte, dass für den
Geldgeber Landtag nicht klar war, wofür das Steuergeld eigentlich hingeflossen ist.
Stimmen Sie dem Gesetz zu, die FDP hat schon die Zeichen der Zeit erkannt.
Beschlussempfehlung – Drs. 17/7016
Thüringer Bauernverband – 8.12.2016 – Axel Horn:
Dr. Klaus Wagner zum neuen Präsidenten des Thüringer
Bauernverbandes gewählt
… Der 46jährige Geschäftsführer der Universal-Agrar GmbH in Mittelhausen, ist seit
1998 Mitglied des TBV und war seit 2015 stellvertretender Vorstandsvorsitzender
im Deutschen Milchkontor e.G. (DMK). Diese Position wird Wagner in Kürze
aufgeben, um sich mit ganzer Kraft seinen neuen Aufgaben stellen zu können.
Die Delegierten wählen darüber hinaus auch die Vizepräsidenten des TBV, die in
den nächsten vier Jahren die Geschicke des Verbandes mitbestimmen werden.
Neben Dr. Lars Fliege, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Pfiffelbach mbH,
wurden erstmals auch Udo Große, Vorstandsvorsitzender Agrargenossenschaft
Reinstädter Grund eG, und Toralf Müller, Vorstandsvorsitzender Agrarunternehmen
Pfersdorf eG, als Vizepräsidenten gewählt.
Klaus Wagner ist Thüringens neuer Bauernpräsident.
… Er ist Geschäftsführer der Universal-Agrar GmbH in Erfurt-Mittelhausen, die
rund 2700 Hektar Land bewirtschaftet und 600 Milchkühe hält. Zudem ist er
Vorstandschef der Landesvereinigung Thüringer Milch… dpa
EURACTIV – 12.12.2016:
Wirtschafts-Nobelpreisträger: „Der Euro war ein Fehler“
Von: euroefe.es | Carmen Rodríguez | Übersetzt von: Jule Zenker
Die EU müsse dezentraler werden und gewisse Kompetenzen an die
Mitgliedsstaaten rückübertragen, meint Oliver Hart, Gewinner des NobelGedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften. EurActiv Spanien berichtet.
Oliver Hart und Bengt Holmström erhielten am 9. Dezember den Preis der Preise für
ihre Arbeit im Bereich Vertragstheorie – einem Thema, das von der Bezahlung der
Vorstandsvorsitzenden bis zur Privatisierung alles abdeckt.
Das neue Schlagwort der EU-Politik lautet Hart zufolge „Dezentralisierung“. „[Brüssel]
ist mit seiner Zentralisierung der Macht zu weit gegangen“, betont er im Gespräch mit
EFE. „Wenn die EU diesen Trend aufgibt, kann sie überleben und gedeihen.
Andernfalls läuft sie Gefahr, zu scheitern.“
Der britische Harvard-Professor unterstreicht, die Mitgliedsstaaten seien nicht
homogen genug, um als ein Gebilde wahrgenommen zu werden. Den Versuch, aus
den EU-28 eins zu machen, bezeichnet er als „Fehler“. Man müsse die
Befürchtungen der Mitgliedsstaaten zerstreuen, indem man ihnen
Verantwortungsbereiche zurückübertrage, meint Hart. Dem Nobelpreisträger nach
sollte die EU durchaus die Kontrolle über „einige wichtige Bereiche“ wie Freihandel
und Arbeitnehmerfreizügigkeit behalten. „[Letzteres] halte ich persönlich für eine gute
Idee, obwohl ich verstehe, dass es politische Bedenken gibt.“
[Die EU] muss ihre Prioritäten neu definieren, ihre Aktivitäten und ihren regulativen
Arm begrenzen, um sich darauf zu konzentrieren, was in den großen Fragen getan
werden kann“, betont sein Preisträger-Kollege Holmström, ebenfalls im Gespräch mit
EFE. Brüssel müsse sein Governance-System und seine Grundregeln neu
strukturieren, um diese „klarer und simpler“ zu machen, so der finnische Ökonom,
der auch am Massachusetts Institute of Technology (MIT) unterrichtet.
„Der Euro war ein Fehler“, kritisiert Hart. Dieser Meinung sei er bereits seit
Einführung der Währungsunion. Es wäre ihm zufolge nicht schade, wenn die EU in
Zukunft die gemeinsame Währung aufgeben würde. Die Briten hätten mit ihrer
Entscheidung, nicht am Euro teilzunehmen, „sehr klug“ gehandelt.
Hart steht als amerikanischer Staatsbürger dem designierten Präsidenten Donald
Trump überaus kritisch gegenüber. Die Vorschläge des Immobilienmoguls, vor allem
die finanzielle Deregulierung, bereiten dem Nobelpreisträger große Sorgen.
EURACTIV - 9. Dez. 2016:
Kenias EU-Export: Gut für Europäer, schlecht für Kenianer
Von: Bob Koigi | EurActiv.de | Übersetzt von: Jule Zenker
In Kenia braut sich eine Gesundheitskrise zusammen. Während afrikanische
Landwirte qualitativ hochwertige Produkte für den europäischen Markt
erzeugen, setzen sie bei Frischwaren zum lokalen Verkauf auf schädliche,
kostengünstige Pestizide.
Europas Markt gibt strenge Standards für importierte Produkte vor. Viele Exporteure
sind auf die Vorgaben nicht ausreichend vorbereitet. Kenia ist einer der größten
Produzenten von Frischwaren für die EU. Das Land exportiert 40 Prozent seiner
Erzeugnisse, muss nun jedoch die Zeche für beanstandete Produkte zahlen. Die
Gemeinschaft verbietet Waren mit hohen Pestizid- und Schwermetallrückständen,
die sie für gesundheits- und umweltschädlich befindet.
Kenia exportiert vor allem Blumen, Gemüse, Obst, Bohnen und Fisch in die EU. Die
Union hat das afrikanische Land genau im Blick als einen der Exporteure, deren
Produkte einen zehnprozentigen Anstieg an Reststoffen aufweisen. Die
Rückstandshöchstwerte der EU legen die maximal zulässigen
Pestizidkonzentrationen in oder auf Lebensmitteln fest. Durch diese Klassifizierung
soll sichergestellt werden, dass Verbraucher so wenig Rückständen wie möglich
ausgesetzt sind. Elf kenianische Exportunternehmen dürfen ihre Produkte bereits
nicht mehr an die EU verkaufen, da diese den europäischen Standards nicht
entsprechen.
Doch die etwa 15.000 kenianischen Landwirte, die Gartenbau für den EU-Export
betreiben und zehn Prozent aller Hortikulturbetriebe ihres Landes ausmachen,
passen sich immer mehr an die Anforderungen des europäischen Marktes an. Sie
nutzen Pestizide wohlüberlegt und halten sich an die Grundsätze des integrierten
Pflanzenschutzes, zu denen auch eine biologische Schädlingsbekämpfung und
nachhaltige Erntezeiten zählen. (…)
Die Tatsache, dass sich das Land so sehr am Exportmarkt orientiert, birgt jedoch ein
anderes schwerwiegendes Problem, welches Verbraucherverbände und Ärzte als
„tickende Zeitbombe“ bezeichnen: Die auf dem Exportmarkt meist aus
gesundheitlichen Gründen abgelehnten Produkte finden ihren Weg zurück in lokale
Verkaufsstände. Hier sind die Kontrollen sehr lax. Wenn ein Exporteur erfährt, dass
seine Ware kurz vor dem Markteintritt beanstandet wird, spricht er sich oft mit
unseriösen Händlern ab. Diese nehmen seine Produkte zurück zum lokalen Markt
und verkaufen sie dort.
Lokal angebotenes Obst und Gemüse weisen oft eine hohe Metall- oder
Pestizidbelastung auf, warnt der Interessenverband COFEK (Consumer Federation
of Kenya), der sich für die Verbraucherrechte in Kenia einsetzt. Besonders
alarmierend sei, dass viele Kenianer diese Produkte kaufen, ohne von deren
gesundheitsschädigender Wirkung zu wissen. „Wir sprechen hier von Frischwaren,
die zum Teil schwerste Metalle wie Blei oder andere krebserregende Stoffe
enthalten. Womöglich lassen sich auf diese Weise die steigenden Krebszahlen im
Land erklären“, kritisiert der Mediziner Dr. Muli Musau. Er führt aktiv Tests und
Studien über die Lebensgewohnheiten in Ostafrika und ihren Beitrag zu
Krebserkrankungen durch.
Oftmals nutzen Landwirte für den Anbau von Erzeugnissen, die für den lokalen
Markt bestimmt sind, gefälschte Pflanzenschutzmittel oder aber für den Export
unzulässige Substanzen. Eine dieser Chemikalien ist das hochgradig gefährliche
Dimethoat. Auf die Empfehlung mehrerer Studien hin untersagte die kenianische
Regierung vor drei Jahren die Verwendung des Stoffes beim Obst- oder
Gemüseanbau. Doch die einzigen, die sich daran halten, sind die EU-Exporteure.
Eine landesweite Stichprobenkontrolle in Läden für Agrar- und Viehzuchtprodukte
zeigte, dass Dimethoat noch immer überall frei erworben werden kann. Bei den
kenianischen Landwirten ist es aufgrund seines günstigen Preises besonders
beliebt. …
http://www.euractiv.de/section/entwicklungspolitik/news/kenias-eu-export-gut-fuereuropaeer-schlecht-fuer-kenianer/?nl_ref=26706246
FIAN-Pressemitteilung vom 8. Dezember 2016:
Tag der Menschenrechte: Landkonflikte und Vertreibungen
in Ecuador
Köln – Anlässlich des Tags der Menschenrechte am 10. Dezember erinnert FIAN
Deutschland an die besorgniserregende menschenrechtliche Situation in
Ecuador. In dem lateinamerikanischen Staat kommt es immer wieder zu
Landkonflikten und Vertreibungen.
So wurden vor einem Jahr - am 11. Dezember 2015 - in Colimes (Provinz Guayas)
44 Familien gewaltsam von ihrem Land vertrieben. Die Familien, die der
Bauerngemeinschaft ASOMAC (Asociación de Montubios Autónomos de Colimes)
angehören, hatten die Felder seit Generationen bestellt. Der Staat hatte ihren
Anspruch auf das Land vor zehn Jahren anerkannt. Die Räumung erfolgte ohne
vorherige Ankündigung, was gegen ecuadorianisches Recht verstößt.
Die Situation der Betroffenen hat sich seitdem deutlich verschlechtert. Besonders
besorgniserregend ist die Ernährungslage, da die Gemeinde den Zugang zu Wasser
verloren hat. Infolgedessen können die Familien keine Landwirtschaft mehr
betreiben. Hunger und Verschuldung nehmen zu. „Die jetzige Situation stellt einen
Verstoß gegen die Menschenrechte dar. Ohne Zugang zu Wasser ist es für die
Gemeinde unmöglich, sich angemessenen zu ernähren und Einkommen zu
erwirtschaften. Wir fordern den ecuadorianischen Staat auf, den Zugang der Bauern
und Bäuerinnen zu Ressourcen wie Land, Wasser und Saatgut zu gewährleisten“, so
Almudena Abascal, Lateinamerika-Referentin von FIAN Deutschland.
Die Räumung der 44 Familien fand am 11. Dezember 2015 zwischen 8:30 und 9:00
Uhr statt. Beteiligt waren rund 150 Polizisten und Sicherheitskräfte. Häuser, Felder
und Bewässerungssysteme wurden komplett zerstört. Obdachlosigkeit und fehlende
Einkommen führen seitdem zu Mangelernährung, Krankheiten und psychischen
Problemen. Die Räumung war Folge eines Regierungsbeschlusses aus dem Jahr
2011, das Gebiet von ASOMAC um 150 Hektar zu verkleinern. Das
Verwaltungsgericht in Guayaquil erklärte die Entscheidung im März 2016 zwar für
unzulässig. Das zuständige Ministerium legte jedoch Berufung ein. Nun muss der
Oberste Gerichtshof in Quito entscheiden, sodass die Rechtsunsicherheit bestehen
bleibt.
… Die akute Not-Situation der Bauerngemeinschaft ASOMAC muss beendet werden.
Zudem muss der staatliche Plan Tierras, der ursprünglich der Landbevölkerung
dienen sollte, endlich zugunsten von Bauern und Bäuerinnen umgesetzt werden.
Kontakt: Almudena Abascal, FIAN Deutschland, Tel.: 0221 70 200 72, E-Mail:
a.abascal(ät)fian.de
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