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Komplexitäts-Beherrschung
Von Volker Haaß
Beim Diskussionsabend Herausforderung Digitale Transformation der Investmentgesellschaft Gimv zusammen
mit der Unternehmeredition wird einmal mehr klar, wie universell sich derzeit Produktionsprozesse verändern.
Allein das Verständnis dafür kann ein Quantensprung sein.
Der Abend startet mit einem Vortrag eines selbst ernannten Missionars. Sozusagen im Nebenberuf ist Thomas
Hösle Geschäftsführer der Elabo GmbH, die intelligente Arbeitsplatzsysteme anbietet. Sein Kerngeschäft ist die
Vernetzung und Optimierung von Modulen am Arbeitsplatz. Diese soll die Grundlage für die Industrie 4.0 schaffen.
Digitalisierung mit analogen Worten kaum zu erfassen
Eigentlich ist das zugegebenermaßen eine verkürzte Darstellung. Denn wer über die Industrie 4.0 nachdenkt, muss
sich mit den Wechselwirkungen verschiedener Unternehmensprozesse beschäftigen. Die Digitalisierung ist mit
analogen Worten kaum zu erklären. Es geht um Systeme, um Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung, Ressourcen
und Optimierung – und das alles gleichzeitig. Allein wegen der Begrifflichkeiten gibt es mittlerweile über 300
Definitionen für die Industrie 4.0. Hösle stellt fest: „Das ist die Quadratur des Kreises.“
Viele Unternehmer werden wegen der nebulösen Bedeutung stutzig, die komplexen Prozesse dahinter überfordern
die meisten, die sich nicht professionell damit auseinandersetzen. Viele halten das Ganze wegen der mantrahaften
Wiederholung für einen Marketing-Gag. Trotzdem sehen laut einer Umfrage der Porsche-Stiftung drei von vier
Unternehmen in einer Digitalstrategie die Voraussetzung dafür, weiter am Markt zu bestehen. Eine konkrete
Umsetzung findet indes gerade mal bei jedem Dritten statt. Mehr als zwei Drittel der Betriebe verfügt bislang nicht
über das Know-how, um den Wandel einzuleiten.
Komplexität: Steuerung verschiedener Prozesse als Wettbewerbsvorteil.
Mit Daten statt Produkten handeln
Hösle will dazu ermutigen, das Thema Digitalisierung strategisch anzugehen. Er zeigt das Bild einer Medaille mit
zwei Seiten: Hier die operative Exzellenz, die durch Vernetzung und Transparenz zu erreichen ist. Dort die neuen
Geschäftsmodelle, die dadurch entstehen, dass man mit Daten statt Produkten Handel treiben kann: „Airbnb ist
der größte Anbieter von Übernachtungen, ohne ein Hotel zu besitzen.“
Überhaupt steht das Thema Daten für Hösle im Mittelpunkt. Er nennt es „das neue Gold.“ Deswegen sieht er das
größte Potential nicht darin, neue Arbeitsplatzsysteme zu entwickeln oder eine Software zu programmieren.
Vielmehr liegt sein Fokus in der Beratung der Unternehmen bei Prozessoptimierungen. Immerhin machen die
Prozesse, die hinter der Wertschöpfung stehen, 90 Prozent der Produktion aus.
IT-Ausfall dramatischer als ein Brand
Entsprechend viele Stellschrauben bieten Verbesserungspotential. Das verdeutlichte die Diskussion nach dem
Vortrag. Dr. Tobias Lührig von der Beinbauer Group berichtet von einem Algorithmus, der den Verschleiß von
Werkzeugen voraussagt: „Wir haben damit allein in der ersten Woche 18.000 Euro gespart.“ Diese
Automatisierung überträgt er auf andere Unwägbarkeiten wie zum Beispiel die Wettervorhersage, die bestimmten
Maschinen zum Verhängnis werden kann. Daten sind auch für ihn ein essentieller Wert im Unternehmen
geworden: „Ich habe mehr Angst vor einem IT-Ausfall als davor, dass die Firma abbrennt.“
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Diskussion über Industrie 4.0: Die Teilnehmer sind sich der Bedeutung des Wandels bewusst.
Daten brauchen ein Fort Knox
Daten bergen also nicht nur große Potentiale, sondern auch enorme Risiken. Neben der Komplexität von Industrie
4.0 ist das der große Hemmschuh für viele Mittelständler. Für Hösle ist deshalb klar, dass man das Thema nicht
selbst regeln kann, sondern professionelle Dienstleister braucht: „Lege ich mein Geld unters Kopfkissen oder
bringe ich es nach Fort Knox?“. Auch Helmut Müller-Neumayr von der Loxxess Pharma GmbH ist überzeugt, dass
der Umgang mit digitalen Daten unumkehrbar ist: „Wir machen keine Cloud-Lösungen, weil wir es hip finden,
sondern weil uns die Kunden dazu drängen.“
Digitale Transformation muss nicht teuer sein
Davon sind auch Investoren überzeugt und glauben, dass alle Unternehmen früher oder später „die Reise nach
Digitalien“, wie Hösle sie nennt, antreten werden. Entsprechend wählt Dr. Sven Oleownik von der
Investmentgesellschaft Gimv nicht nur die progressiven Unternehmen aus: „Uns ist wichtig, dass ein Plan zu
erkennen ist, wo es hingeht.“
Einen Plan zu entwickeln, der auf einem komplexen Verständnis der Industrie 4.0 besteht, ist wohl der
entscheidende Quantensprung bei der Digitalisierung. Die Investitionen werden dagegen oft überschätzt. Hösle
betont jedenfalls: „Die Digitale Transformation ist auch mit dem bestehenden Equipment möglich.“
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