Helaba Volkswirtschaft/Research WOCHENAUSBLICK 16. Dezember 2016 Überzogene Erwartungen REDAKTION Dr. Stefan Mitropoulos Tel.: 0 69/91 32-46 19 [email protected] 1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1 1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1 1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2 1.3 Finanzmarktkalender KW 51 mit Prognosen .......................................................................... 3 HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/ Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 1.4 Finanzmarktkalender KW 52 mit Prognosen .......................................................................... 4 1.5 Finanzmarktkalender KW 01 mit Prognosen .......................................................................... 5 2 Im Fokus...................................................................................................................................... 6 2.1 Devisen: Dollar-Träume ......................................................................................................... 6 2.2 Deutschland 2017: Keine neuen Trends ................................................................................ 7 3 Charttechnik ............................................................................................................................... 8 4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 9 1 Die Woche im Überblick 1.1 Chart der Woche Ulf Krauss Tel.: 0 69/91 32-47 28 Ausgeprägter Pessimismus bei Renten Quotient Kursindex 4.50 170 4.00 160 3.50 150 Bund-Future (rechte Skala) 3.00 140 2.50 2.00 130 Pessimismus 120 1.50 1.00 110 0.50 Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. 0 Put/Call-Ratio* Optimismus 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 100 95 *Gleitender Dreiwochen-Durchschnitt (Bund-Future) Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Nach dem kräftigen Renditeanstieg in den USA sind auch die Anleger am deutschen Rentenmarkt spürbar verunsichert. Das Put/Call-Verhältnis, das aus dem Quotienten der gehandelten Verkaufsund Kaufoptionen für den Bund-Future gebildet wird, hat zuletzt ein rekordverdächtiges Niveau erreicht. Offenbar erwarten die meisten Anleger weitere spürbare Kursverluste und damit steigende Renditen bei Bundesanleihen. In der Tat sieht das fundamentale Umfeld nicht rosig aus, zumal sich in den nächsten Monaten der Teuerungsanstieg im Euroraum fortsetzen wird. Allerdings sind die energiepreisgetriebenen Basiseffekte bereits weitgehend eingepreist und sollten keinen mehr überraschen. Zudem verleiht der ausgeprägte Pessimismus im Sinne eines Kontraindikators eine gewisse Immunität bezüglich neuer schlechter Nachrichten insbesondere aus den USA. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 6 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 1 W OCHENAUSBLICK Claudia Windt Tel.: 0 69/91 32-25 00 1.2 Wochen-Quartals-Tangente Eine geldpolitische Sitzung der Fed bietet doch immer die ein oder andere Überraschung. Das mag sich auch US-Notenbankchefin Janet Yellen gedacht haben. Zunächst einmal hat die Fed ihr Zielband für den Tagesgeldsatz um 25 Basispunkte auf 0,50 % bis 0,75 % angehoben. Das war allgemein erwartet worden und hätte somit recht schnell abgehakt werden können. Schließlich ging es lediglich um den zweiten Zinsschritt binnen zweier Jahre im laufenden Zinserhöhungszyklus. Ein wahrlich behutsamer Kurs. Eine Überraschung für die Marktteilnehmer waren indes die Projektionen der Ausschussmitglieder für den Leitzinspfad, der nun etwas höher liegt als zuvor. Der Median der Projektionen für den Tagesgeldsatz ist per Ende 2017 von 1,1 % auf 1,4 % gestiegen, d.h. die Währungshüter gehen für das nächste Jahr von drei Zinsschritten um jeweils 25 Basispunkte aus. Dies und die Äußerungen der Fed-Präsidentin sorgten dann doch für Irritationen. Erstmals hat sich ein amtierender Fed-Präsident deutlich gegen die fiskalischen Pläne eines designierten USPräsidenten gestellt. Die US-Notenbank sieht nicht die Notwendigkeit eines Konjunkturprogramms. An den Kapitalmärkten beförderte dies Spekulationen eines strafferen Zinserhöhungskurses (S. 1). Die ersten Reaktionen waren kräftige Kursverluste am US-Rentenmarkt sowie eine Aufwertung des US-Dollar. Die Verzinsung der 10-jährigen US-Treasuries kletterte auf 2,60 %, der EuroDollar-Kurs (S. 4) fiel unter 1,04 und damit auf den tiefsten Stand seit fast 14 Jahren. Deutsche und europäische Aktien profitierten vom schwächeren Euro. Der deutsche Leitindex DAX konnte in der abgelaufenen Handelswoche knapp 2 % zulegen. Wir sind nicht überzeugt, dass die Fed 2017 einen strafferen Kurs verfolgt. Die Fed-Chefin hat nicht nur die Projektionsverschiebung bereits auf der Pressekonferenz relativiert. Entscheidender ist die mit dem designierten Präsidenten Trump verbundene Unsicherheit. Noch ist überhaupt nicht absehbar, welche Form von Fiskal- bzw. Investitionsprogramm Donald Trump umsetzen wird. Genauso wenig ist absehbar, zu welchen Handelsbeschränkungen es kommen wird. Zum jetzigen Zeitpunkt ist lediglich klar, dass mit Trump konjunkturelle Unsicherheiten verbunden sind, die nicht im Januar enden. Diese werden die Fed sicherlich nicht zu einem strafferen Kurs bewegen können. Wir halten deshalb an unserer Prognose von lediglich einer Zinsanhebung in 2017 fest. Die Devisen- und Rentenmärkte haben überzogen und sollten entsprechend in den kommenden Wochen korrigieren. Denn zumindest in einem Punkt sind sich Yellen und Trump einig: Beide haben kein Interesse an einem zu starken US-Dollar. Finanzmarktrückblick und -prognosen Veränderung seit... 31.12.2015 08.12.2016 aktueller Stand* jeweils gg. Euro, % jeweils gg. Euro Q4/2016 Q1/2017 Q2/2017 US-Dollar 4,3 1,9 1,04 1,10 1,15 1,15 Japanischer Yen 6,4 -1,3 123 115 115 115 Britisches Pfund -12,0 0,8 0,84 0,90 0,90 0,90 1,4 0,5 1,07 1,08 1,08 1,08 Schweizer Franken in Bp % 3M Euribor -19 0 -0,32 -0,30 -0,30 -0,30 3M USD Libor 36 2 0,97 0,90 0,90 0,90 10 jähr. Bundesanleihen -26 -2 0,37 0,25 0,25 0,35 10 jähr. Swapsatz -23 1 0,77 0,70 0,70 0,80 10 jähr. US-Treasuries 33 19 2,60 2,10 2,10 2,30 10.800 11.300 11.600 48 50 52 1.300 1.400 1.450 % DAX 5,8 Index 1,7 11.366 44,9 0,2 54 6,3 -3,6 1.129 % Brentöl $/B Gold $/U *Schlusskurse vom 15.12.2016 Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 6 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 2 W OCHENAUSBLICK 1.3 Finanzmarktkalender KW 51 mit Prognosen Zeit Land Periode Indikator HelabaBloom berg Vorperiode Prognose Consensus Montag, 19.12.2016 10:00 DE 19:30 US Dez ifo-Geschäftsklima 110,4 110,9 110,4 Erzeugerpreise % m/m % y/y 0,0 -0,2 0,1 -0,2 0,7 -0,4 Bank von Japan, Zinsentscheid; % 0,1 0,1 0,1 -5,9 -6,0 -6,1 Fed-Präsidentin Yellen Dienstag, 20.12.2016 08:00 DE Nov JP Mittw och, 21.12.2016 16:00 EZ Dez EU-Kommission; Saldo: Konsumentenvertrauen 16:00 US Nov Verkauf bestehender Häuser, Mio. (JR) 5,5 5,5 5,6 Q3 BIP (2. Revision), % q/q (JR) 3,3 3,3 1,4 Auftragseingang langlebige Güter, % m/m -6,0 -4,7 4,6 260,0 k.A. 254,0 Donnerstag, 22.12.2016 14:30 US 14:30 US Nov 14:30 US 17. Dez 16:00 US Nov Frühindikatoren, % m/m 0,2 0,2 0,1 16:00 US Nov Persönliche Einkommen, % m/m 0,3 0,3 0,6 16:00 US Nov Persönliche Ausgaben, % m/m 0,4 0,4 0,3 16:00 US Nov Deflator privater Konsum % m/m % y/y 0,2 1,5 0,2 1,5 0,2 1,4 16:00 US Nov Kerndeflator privater Konsum % m/m % y/y 0,1 1,7 0,1 1,8 0,1 1,7 Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Tsd Freitag, 23.12.2016 08:00 DE Jan GfK-Konsumklima, Index 9,9 9,9 9,8 16:00 US Nov Neubauverkäufe, Tsd. (JR) 575 575 563 20:00 US früher Handelsschluss am Rentenmarkt Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 6 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 3 W OCHENAUSBLICK 1.4 Finanzmarktkalender KW 52 mit Prognosen Zeit Land Periode Indikator HelabaBloom berg Vorperiode Prognose Consensus Montag, 26.12.2016 Christmas observed - Märkte geschlossen US Dienstag, 27.12.2016 16:00 US Dez Verbrauchervertrauen (CB); Index Geldmenge M3 % 3 mma % y/y 107,0 107,0 107,1 4,6 4,4 k.A. 4,4 4,8 4,4 Mittw och, 28.12.2016 Donnerstag, 29.12.2016 10:00 EZ Nov 14:30 US 24. Dez Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Tsd 270 k.A. k.A. Dez Einkaufsmanagerindex Chicago 55,0 57,8 57,6 Freitag, 30.12.2016 15:45 20:00 US früher Handelsschluss am Rentenmarkt US im Laufe der Woche 08:00 DE Nov Importpreise % m/m % y/y 0,1 -0,3 0,3 -0,1 0,9 -0,6 08:00 DE Nov Einzelhandelsumsatz % m/m, real s.a. % y/y, real s.a. -0,9 1,4 -0,6 k.A. 2,5 2,8 Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 6 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 4 W OCHENAUSBLICK 1.5 Finanzmarktkalender KW 01 mit Prognosen Zeit Land Periode Indikator HelabaBloom berg Vorperiode Prognose Consensus Montag, 02.01.2017 New Year observed - Märkte geschlossen US Dienstag, 03.01.2017 09:55 DE Dez Arbeitslose s.b.; gg. Vm. in Tsd. 0,0 0,0 -5,0 09:55 DE Dez Arbeitslosenquote; n.s.a./s.a., % 5,9 / 6,0 k.A. / 6,0 5,7 / 6,0 14:00 DE Dez Verbraucherpreise % m/m % y/y 0,2 1,1 0,2 1,0 0,1 0,8 16:00 US Dez ISM-Index Verarb. Gew erbe 53,8 53,2 53,2 Dez Konsumentenpreise Frühschätzung % m/m % y/y 0,2 0,8 k.A. 0,8 -0,1 0,6 0,4 0,9 k.A. 0,9 -0,2 0,8 17,5 k.A. 17,8 0,0 -0,2 k.A. k.A. 0,8 -0,4 56,0 56,0 57,2 Mittw och, 04.01.2017 11:00 EZ 11:00 EZ Dez Konsumentenpreise Kernrate Frühschätzung % m/m % y/y 23:00 US Dez PKW-Absatz; JR, Mio. 20:00 US FOMC Minutes Donnerstag, 05.01.2017 11:00 EZ Nov Erzeugerpreise % m/m % y/y 16:00 US Dez ISM-Index außerhalb des Verarbeitenden Gew erbes Freitag, 06.01.2017 08:00 DE Nov Auftragseingänge % m/m, s.a. % y/y, s.a. -1,5 4,2 -1,5 k.A. 4,9 6,3 11:00 EZ Dez EU-Kommission; Saldo: Industrievertrauen Konsumentenvertrauen -0,5 -5,9 -0,6 -5,8 -1,1 -6,1 11:00 EZ Nov Einzelhandelsumsätze % m/m, s.a. % y/y, s.a. -0,6 -1,7 k.A. k.A. 1,1 2,4 14:30 US Nov Handelsbilanzsaldo, Mrd. $ -40,0 -42,0 -42,6 14:30 US Dez Beschäftigung außerhalb der Landw irtschaft; m/m Tsd. 175 170 178 14:30 US Dez Arbeitslosenquote; % 4,7 4,7 4,6 0,2 2,7 0,4 k.A. -0,1 2,5 -1,5 k.A. 2,7 14:30 US Dez Durchschnittliche Stundenlöhne % m/m % y/y 16:00 US Nov Aufträge in der Industrie; % m/m Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 6 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 5 W OCHENAUSBLICK 2 Christian Apelt, CFA Tel.: 0 69/91 32-47 26 Im Fokus 2.1 Devisen: Dollar-Träume Die divergierende Geldpolitik auf beiden Seiten des Atlantiks hat den Euro-Dollar-Kurs auf ein 14-Jahres-Tief gedrückt. Droht nun der Rutsch unter Parität oder platzt die Trump-Dollar-Blase? Erst verlängerte die EZB ihr Anleihekaufprogramm bis Ende 2017, selbst wenn sie ihre monatlichen Käufe von 80 auf 60 Mrd. Euro reduzieren wird. Dann erhöhte die Federal Reserve erstmals seit einem Jahr ihren Leitzins auf die Bandbreite von 0,5 % bis 0,75 %. Darüber hinaus stellte sie für das kommende Jahr drei statt bislang zwei Anhebungen in Aussicht. Der Euro-Dollar-Kurs fiel auf 1,04 und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang 2003. Diese geldpolitischen Entscheidungen wurden mehr oder weniger seit Monaten erwartet. Aber seit der Wahl von Donald Trump zum USPräsidenten hat sich das Blatt an den Finanzmärkten gewendet: Die nun in den USA erwartete Reflationierungspolitik, also höhere Staatsausgaben bzw. Steuersenkungen, könnte das Wachstum und damit die Inflation ankurbeln. Deshalb soll die US-Notenbank ihren Leitzins zügiger anheben, die Zinserhöhungserwartungen sind entsprechend deutlich angestiegen. Der US-Renditevorteil kletterte auf langjährige Höhen, was den Greenback nicht nur gegenüber dem Euro begünstigte. Euro-Dollar-Kurs und Zinsdifferenzen auf neuen Tiefs Höheres US-Budgetdefizit meist negativ für den Dollar USD USD %-Punkte Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Überzogene Erwartungen an die Fed % am BIP, invertiert Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Das US-Wachstum hat sich im zweiten Halbjahr gesteigert. Die jüngsten Stimmungsindikatoren verbreiten zusätzlichen Optimismus. Allerdings sind an den „Trumponomics“ Zweifel angebracht. Zunächst einmal muss Trump seine expansiven Programme durch den Kongress bringen. Das Ausmaß und der Zeitpunkt für den Konjunkturstimulus sind völlig offen. Ohnehin werden die Wachstumseffekte von Steuersenkungen häufig überschätzt. Trumps angedeutete handelspolitische Manöver können kontraproduktiv wirken. Aber selbst ein erhöhtes Wachstum führt nicht automatisch zu einem merklichen Teuerungsanstieg. Die Fed hob in den letzten Jahren den Leitzins viel langsamer als angekündigt an, für 2016 hatte sie vier Schritte in Aussicht gestellt. Auch Trump, der „Schuldenkönig“ und Protektionist, wird wenig Interesse an höheren Zinsen haben. Die von ihm – im Wahlkampf – protegierte US-Industrie wird eher von einer schwächeren Währung begünstigt. Die an sich unabhängige Fed ist nicht völlig frei von politischem Einfluss, zumal der langfristig betrachtet sehr teure US-Dollar auch ihr Sorgen bereitet. Daher dürfte die Notenbank ihre sehr vorsichtige Zinserhöhungsstrategie fortsetzen. Die Zinserwartungen haben demnach überschossen, eine Gegenbewegung sollte den US-Dollar belasten. Ebenso gehen höhere USHaushaltsdefizite gewöhnlich mit einem schwächeren Greenback einher. Die Dollar-Stärke in den ersten Jahren unter Präsident Reagan war eine Ausnahme, da damals die Fed ihre inflationsbereinigten Leitzinsen phasenweise sogar in den zweistelligen Bereich anhob. Selbst wenn die USWährung seitens der Markttechnik kurzfristig noch Rückenwind erhält, dürfte ihr spätestens in den nächsten Monaten die Luft ausgehen. Der Euro-Dollar-Kurs wird vermutlich in sein Band von 1,05 bis 1,15 zurückkehren und sich im Verlauf von 2017 sogar in den oberen Bereich bewegen. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 6 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 6 W OCHENAUSBLICK Dr. Stefan Mütze Tel.: 0 69/91 32-38 50 2.2 Deutschland 2017: Keine neuen Trends Auch 2017 bleibt der Konsum der maßgebliche Wachstumstreiber. Der Außenhandel wird erneut nichts zum Wirtschaftswachstum von kalenderbereinigt 1,5 % beitragen. Risiken abgepuffert Die deutsche Wirtschaft hat 2016 der Abschwächung des Welthandels und den zahlreichen politischen Risiken trotzen können. Zwar dürften die Exporte nur um 2 ½ % gestiegen sein und damit auch die Investitionstätigkeit der Unternehmen gebremst haben; gleichwohl haben sowohl die privaten Haushalte als auch der Staat die Konsumausgaben deutlich erhöht und zusammen mit dem dynamischen Wohnungsbau zu einem kalenderbereinigten Wirtschaftswachstum von schätzungsweise 1,8 % beigetragen. Die Stimmung in den Unternehmen ist gut. So liegt das ifoGeschäftsklima mit zuletzt 110,4 Indexpunkten weit über dem langjährigen Durchschnitt. Der in der Berichtswoche anstehende Dezemberwert dürfte hiervon kaum abweichen. Auch die Konsumenten sind im Umfeld steigender Beschäftigung und höherer Realeinkommen positiv gestimmt. Das GfK-Konsumklima für Januar wird voraussichtlich ebenfalls auf hohem Niveau verharren. Die Einzelhändler erwarten ein positives Weihnachtsgeschäft. Im Gesamtjahr 2016 dürfte deren Umsatz in realer Rechnung allerdings mit 1,5 % um einen Prozentpunkt schwächer zulegen als im vergangenen Jahr, das vom Sondereffekt der außergewöhnlich starken Zuwanderung geprägt war. Ausreißer oder Trendwende? 2017: Steigende Preise belasten Realeinkommen Verarbeitendes Gewerbe, Index: 2010 = 100, real % gg. Vj. Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Konsum bleibt Wachstumstreiber – trotz steigender Preise Der Start in 2017 steht damit unter einem guten Stern, obwohl das Jahr erneut von großen Risiken geprägt sein wird. Zwar hat die US-Wirtschaft ihre temporäre Schwächephase überwunden. Mittelfristig könnten allerdings protektionistische Maßnahmen der neuen US-Administration belasten. Die Wahlen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und voraussichtlich in Italien dürften zu weiterer Verunsicherung führen. Immerhin scheinen wichtige Schwellenländer allmählich aus ihrer schweren Wirtschaftskrise herauszuwachsen. Die Dynamik in der Eurozone, dem wichtigsten deutschen Absatzmarkt, bleibt verhalten. In diesem Umfeld dürfte der deutsche Außenhandel erneut keinen positiven Wachstumsbeitrag erbringen. Für den Export ist kaum mehr zu erwarten als in diesem Jahr und die Importe dürften sogar etwas stärker zunehmen. Die Auftragseingänge der deutschen Industrie haben sich zuletzt sehr positiv entwickelt. Ob dies im weiterhin verhaltenen weltwirtschaftlichen Umfeld eine nachhaltige Trendwende ist, bleibt abzuwarten. Erfreulicherweise zeigen die Auftragseingänge im Baugewerbe bereits seit längerem, dass 2017 neben dem Wohnungsbau auch vom öffentlichen und Wirtschaftsbau mehr Impulse kommen dürften. Der maßgebliche Wachstumstreiber bleibt jedoch 2017 der Konsum. Allerdings muss hier mit etwas geringeren Wachstumsraten als im zurückliegenden Jahr gerechnet werden. So dürfte die Inflationsrate mit 1,4 % einen Prozentpunkt höher ausfallen und damit die Realeinkommensentwicklung belasten. Zudem steigen die Tarifeinkommen aktuell weniger stark als zuvor. Auch die Konsumausgaben des Staates werden – u.a. wegen der deutlich geringeren Zuwanderung nach Deutschland – an Dynamik verlieren. Trotzdem dürfte die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts 2017 mit kalenderbereinigt 1,5 % in etwa auf Potenzial liegen. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 6 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 7 W OCHENAUSBLICK 3 Charttechnik Bund-Future: Abwärtstrend tonangebend Widerstände: 162,30 163,36 163,87 MACD Unterstützungen: 160,92 160,72 159,91 Bund-Future (daily) Der Future ist daran gescheitert, den seit Ende September existierenden Abwärtstrendkanal zu überwinden. Die Widerstandslinie des Trends verläuft heute bei etwa 162,30 und steht weiterhin im Test. Die Indikatoren im Tageschart sind uneinheitlich. MACD und Stochastic liegen zwar oberhalb ihrer Signallinien, der DMI steht aber auf Verkauf. Ein Sprung über die Trendlinie würde Raum eröffnen bis zum 38,2 %-Retracement der gesamten Abwärtsbewegung seit September bei 163,36. Darüber findet sich das Novemberhoch bei 163,87. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891) Euro: Ausbruch aus der Seitwärtsrange Widerstände: Unterstützungen: MACD EUR-USD (weekly) 1,0520 1,0367 1,0670 1,0000 1,0796 0,9500 Der Euro hat sich abgeschwächt und ein Impulstief bei 1,0367 markiert. Daher haben sich die Indikatoren auf Tagesbasis eingetrübt. Technische Indikatoren im Wochenchart weisen zudem auf Risiken hin. Nachdem die Marke von 1,0458 gebrochen wurde, ist das Ausmaß der Seitwärtsrange von rund 10 US-Cent ausgehend vom Ausbruchslevel nach unten zu loten. Werte um 0,95 US-Dollar wären damit ins Kalkül zu ziehen. Anzeichen für eine baldige Erholung des Eurokurses gäbe es nur, wenn es schnell gelänge, wieder in die Seitwärtsrange zurückzukehren. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891) DAX: Markanter Widerstandsbereich im Fokus Widerstände: 11.436 11.520 11.547 DMI / Ichimoku Unterstützungen: 11.170 10.979 10.903 DAX (daily) Der steile Anstieg des DAX setzte sich fort, nachdem die 11.170er Marke durchbrochen wurde. Damit rückt der Widerstandsbereich bei 11.403/11.436 Zählern in den Fokus. Dort finden sich ein Fibonacci-Level, ein Swing-Point sowie die obere Begrenzung des Regressionskanals. Sollte es dem deutschen Leitindex gelingen, auch diese Hürden zu überspringen, würden erst im Bereich von 11.520 Zählern (Projektion des Trendkanals) die Karten neu gemischt. Der DAX ist aktuell deutlich überkauft, eine Zwischenkorrektur scheint mithin möglich. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388) Bitte beachten Sie: Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf der Technischen Analyse und sind kurzfristig orientiert. Die fundamentalen Analysen mit einer mittel- und langfristigen, strategischen Ausrichtung gehen nicht in diese Betrachtungen ein. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 6 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 8 W OCHENAUSBLICK 4 Prognosetabelle Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise reale Veränderung gg. Vorjahr, % Veränderung gg. Vorjahr, % 2015 2016s 2017p 2018p 2015 2016s 2017p 2018p 1,9 1,6 1,4 1,4 0,0 0,2 1,2 1,4 Deutschland 1,5 1,8 1,5 1,4 0,3 0,4 1,4 1,5 Frankreich 1,2 1,2 1,2 1,3 0,1 0,3 1,2 1,4 Italien 0,6 0,8 1,1 1,2 0,1 0,0 1,1 1,2 Spanien 3,2 3,2 2,5 2,1 -0,6 -0,4 1,1 1,3 Niederlande 2,0 1,7 1,5 1,7 0,2 0,2 0,9 1,2 Euroland Österreich 1,0 1,5 1,3 1,4 0,9 1,1 1,5 1,7 Griechenland -0,2 -0,7 1,3 1,7 -1,1 0,0 1,0 1,5 Portugal 1,6 0,9 1,1 1,4 0,5 0,7 1,1 1,4 Irland 26,3 4,5 3,0 3,2 0,0 0,0 1,0 1,5 Großbritannien 2,2 2,0 0,8 1,0 0,1 0,7 2,5 2,2 Schw eiz 0,8 1,3 1,3 1,3 -1,1 -0,4 0,0 0,5 Schw eden 4,1 3,1 2,4 2,4 0,0 0,9 1,4 1,4 Norw egen 1,6 1,0 1,5 1,7 2,1 3,5 2,1 2,2 Polen 3,9 3,0 2,7 3,2 -0,9 -0,6 1,7 1,8 Ungarn 3,1 2,0 2,5 2,5 -0,1 0,2 1,6 2,4 Tschechien 4,5 2,5 2,4 2,3 0,3 0,6 1,6 2,0 Russland -3,7 -1,0 0,8 1,3 15,5 7,1 5,5 4,7 USA 2,6 1,6 2,2 2,0 0,1 1,2 2,2 2,5 Japan 1,2 0,9 0,4 0,3 0,8 -0,3 0,1 0,3 Asien ohne Japan 5,4 5,1 4,8 4,5 2,5 2,8 2,8 2,8 China 6,9 6,5 5,8 5,5 1,5 2,1 1,8 2,0 Indien 7,5 7,0 6,9 6,9 4,9 5,5 5,1 5,0 Lateinamerika Brasilien Welt 0,1 -0,5 1,6 2,5 12,6 17,0 14,0 12,5 -3,8 -3,0 0,8 1,5 9,0 8,5 5,5 5,0 3,0 2,7 3,0 2,9 3,0 3,4 3,5 3,4 s = Schätzung, p = Prognose; BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 6 . D E Z E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 9
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