Puzzleteile fürs Leben: „Bausteine des Gelingens“

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Bildung
BAUERNBLATT | 10. Dezember 2016 ■
Miteinander und voneinander lernen
Puzzleteile fürs Leben: „Bausteine des Gelingens“
Mitte November richtete der Verband Landwirtschaftlicher Fachbildung (vlf) zum vierten Mal das
Seminar „säen – wachsen – ernten“ aus. Dazu eingeladen waren
Fachabsolventen und Meister des
Jahrgangs 2016, die sich durch soziales Engagement und/oder gute
Abschlüsse ausgezeichnet hatten.
Ihnen allen wurde ein Persönlichkeitstraining zuteil.
klärte einer der Teilnehmer zum
Ende. Auch der Austausch in den
Gruppenarbeiten wurde als hilfreich angesehen: „Die Tipps von
den anderen Teilnehmern haben
mich echt weitergebracht“, so eine
Teilnehmerin.
Kontakte knüpfen und
Erfahrungsaustausch
Am Abend konnten die Semi­
Im Seminar bekamen Teilnehnarteilnehmer im Gespräch mit
mer die Gelegenheit, ihre persönUnternehmerpersönlichkeiten
lichen Stärken zu analysieren und Miteinander und voneinander lernen ist ein wichtiger Bestandteil des Semi- aus dem Agrarbereich Menschen
Fotos: Solveig Ohlmer und ihrer Lebenswege kennenleran der Fokussierung ihrer Ziele zu narkonzepts.
arbeiten. Unterstützt wurnen. Als Gäste geladen
den sie dabei von Kurt Hatwaren Birthe Mangelsen,
tinger, der als Trainer für die
die mit ihrer Familie einen
Andreas-Hermes-Akademie
Hofladen im Kreis Schlesextra aus Österreich angewig-Flensburg führt, Chrisreist war. In unterschiedlichen
tian Brodersen, der in seiÜbungen zur Selbstreflexinem Betrieb Milchvieh,
on lernten die jungen Leute,
Futterbau und Biogas managt und sich im Vorstand
neue Blickwinkel einzunehmen und dabei den Blick vor
des vlf Nordfriesland engaallem auf sich selbst zu richten.
giert, sowie Stefan Alexan„Ich habe gelernt, wie wichtig
der, der als Geschäftsfühes ist, sich selbst einzuschät- In der Klöndeel bekamen die Teilnehmer und Unternehmerpersönlichkeiten die Gelegen- rer einer Firma für Stall-,
zen und zu reflektieren“, er- heit zum gegenseitigen Austausch. Ute Volquardsen (r.), vlf, moderierte den Abend.
Gülle- und Landtechnik
Wie es zum Seminar „säen – wachsen – ernten“ kam
Interview mit Carsten Piehl, Vorsitzender des vlf-Landesverbandes
Das Seminar „säen – wachsen –
ernten“ wurde dieses Jahr zum
vierten Mal durchgeführt. Was
hat Sie dazu veranlasst, dieses
Angebot für Fachschulabsolventen auf den Weg zu bringen?
Carsten Piehl: Ich habe selbst
erfahren dürfen, wie es ist, wenn
man gefördert wird. Dadurch
habe ich das Selbstvertrauen bekommen, Aufgaben anzunehmen,
die ich sonst nie in Betracht gezogen hätte. Durch Schulungen wie
den Topkurs der Andreas-Hermes-Akademie habe ich an Selbstsicherheit gewonnen. Das hat
meine Bereitschaft erhöht, Verantwortung zu übernehmen.
Welches sind die wichtigsten
Bausteine des Seminars in Ihren
Augen?
Äußerst wichtige Bausteine sind
die Trainingseinheiten zur Persönlichkeitsbildung. Viele der Fachschulabsolventen haben hier zum
ersten Mal die Gelegenheit, sich
in Übungen mit ihren Stärken
und Zielen zu beschäftigen. Doch
auch der Unternehmerabend hat
eine große Bedeutung. Die Personen, die da kommen, haben eben
auch mal mit einer guten Ausbildung begonnen und
sich dann etwas aufgebaut. Ihre Beispiele zeigen den jungen
Leuten, die noch am
Anfang ihrer Laufbahn stehen, dass es
möglich ist, etwas zu
erreichen.
die
Lydia-und-Hermann-Früchtenicht-Stiftung und der Qualifizierungsfonds für Land- und Forstwirtschaft in Schleswig-Holstein
mit im Boot sind. Dazu kommt viel
ehrenamtlicher Einsatz von allen
Beteiligten. Wir stoßen da auf viel positive
Resonanz und sind sehr
dankbar, dass wir dadurch in der Lage sind,
das Seminar durch zu
führen.
Sie haben bis jetzt in
jedem Jahr auch selber
Das eineinhalbtägige Carsten Piehl, vlf-Lan- teilgenommen. Gibt es
Seminar ist für die Ab- desvorsitzender, ist für Sie denn noch etsolventinnen und Ab- es wichtig, engagier- was Neues zu lernen?
solventen kostenlos. te junge Menschen
Auch ich reflektiere mich selber immer
Wie finanzieren Sie zu fördern.
das Ganze?
wieder. Deshalb nehWir führen fortwährend Gesprä- me ich aus den Wochenenden imche mit möglichen Partnern wegen mer auch etwas für mich mit. BeSponsoring. Wir freuen uns, dass sonders spannend finde ich die
die Stiftung für Begabtenförde- Zusammensetzung der Gruppen
rung der deutschen Landwirtschaft, von den Teilnehmern her. Jede
Gruppe unterliegt einer anderen
Dynamik. Das ist eine spannende
Sache. Mir ist aber auch der persönliche Kontakt zu den jungen
Menschen wichtig. Dann erfahre
ich, ob wir mit unserem Angebot
auf dem richtigen Weg sind.
Warum würden Sie den zukünftigen Fachschülerinnen und -schülern oder Meisterinnen und Meistern, die eine Einladung erhalten
werden, empfehlen, das Seminar
zu besuchen?
Die Einladung zu unserem Seminar ist ja eine Art Belohnung
für gute Leistungen oder soziales
Engagement. Ich kann nur jedem,
der die Chance hat, empfehlen,
einen Schritt aus der Komfortzone zu wagen und sich einzulassen.
Versprechen kann ich, dass jeder
der teilnimmt, seine Aha-Effekte
haben und aus diesen anderthalb
Tagen etwas schöpfen wird.
Das Interview führte Solveig
Ohlmer, vlf Schleswig-Holstein
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zwischen Schleswig und Flensburg
tätig ist, und Tobias Meyer, der einen größeren Milchvieh- und Futterbaubetrieb im Raum Plön bewirtschaftet. Das Statement eines
Teilnehmers beim Austausch am
Abend war: „Für Jungunternehmer
sehr empfehlenswert!“
terten sie, aktiv zu werden: „
­ Jeder,
der auch nur etwas im Ehrenamt
tut, ist schon gut“, sagte Hauke
Seydler. Alle beschrieben, wie sie
an der Verantwortung ihres Amtes
gewachsen seien und dass sie durch
ihr Engagement auch viel zurückbekämen. Auf die Frage, wie hoch
der Zeitaufwand für ihr Ehrenamt
denn tatsächlich sei, antwortete
Kathrin Rehders: „Ehrlich gesagt,
kann ich das nicht sagen. Es ist viel,
aber ich rechne die Zeit nicht auf. Es
macht mir einfach Spaß!“
Ehrenämter unter die
Lupe genommen
Ehrenamt – wie schafft man das?
Das war die Frage, die die Semi­
narteilnehmer bei der Diskussionsrunde „Stark für’s Ehrenamt“ am
meisten bewegte. Zu der Ehrenamtsrunde waren Peter Levsen Johannsen, Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer, Klaus-Peter
Spannende Diskussion mit den Vertretern des Ehrenamts.
Lucht, Vizepräsident des Bauernverbandes, Geschäftsführerein Kathrin Rehders von der Landjugend,
Sylvia Bent von der Gewerkschaft
Bauen-Agrar-Umwelt und Hauke
Seydler, Vorsitzender des vlf Plön,
gekommen. Sie stellten sich den
Fragen der Teilnehmer und ermun-
Solveig Ohlmer
lf Landesverband
v
­Schleswig-Holstein
Tel.: 0 43 31-94 53-217
[email protected]
Über Visionen, Ziele und den eigenen Blickwinkel
Interview mit Kurt Hattinger, Trainer der Andreas-Hermes-Akademie
Sie haben im Seminar „säen – welche Träume sie sich bereits Betrieb werden zum Beispiel klawachsen – ernten“ die-„Baustei- erfüllt haben. Das Bild einer Vi- re Zuständigkeiten verteilt. Für
ne des Gelingens“ vorgestellt. sion ist auch vergleichbar mit ei- meine Mitarbeiter ist es wichWas meinen Sie damit?
nem Luftballon: Wenn man ihn tig, selbstständig entscheiden zu
Kurt Hattinger: Wir haben ge- zu stark aufbläst, droht er zu zer- dürfen. Dadurch haben sie mehr
lernt, unsere Betriebe und Abläu- platzen. Aber ihn aus Angst zu Freude an ihrer Arbeit und sind
fe optimal zu organisieren. Be- schwach aufzublasen, macht ihn motivierter.
sonders im praktischen Bereich sind wir in der Lage,
anhand von Forschung und
Beratung bestmöglich zu
reagieren. Damit wir unsere Ziele verwirklichen können und dabei zufrieden
bleiben, ist es wichtig, dass
wir uns auch als Menschen
wahrnehmen und uns mit
unseren Werten auseinandersetzen. Damit dies gelingt, sind für mich die fünf
Bausteine Vision, Motivation, Konzentration, Haltung Kurt Hattinger von der AHA rückte seine „Bausteine des Gelingens“ in den Fokus.
und Demut eine hilfreiche
Brücke. Das schließt aber nicht unansehnlich und schlaff. Wir Als dritten Baustein haben sie die
aus, dass es für jeden persönlich brauchen aber Visionen, denn Konzentration genannt. Warum
noch weitere gibt.
erst die Möglichkeit, einen Traum ist die Konzentration so wichtig?
zu verwirklichen, macht unser LeKonzentration heißt für mich:
Eine Vision ist laut Wikipedia ben lebenswert.
Du brauchst nichts anderes als
„das innere Bild einer Vorstellung
genau das, was jetzt ist. Um etin Bezug auf die Zukunft“. Was Laut einer Redensart hat man was erreichen zu können, müsbedeutet eine Vision für Sie?
Motivation oder hat man sie sen wir einen Fokus bilden. Wenn
Eine Vision ist ein Bild von dem, nicht. Wie kann man es schaffen, wir einen Berg besteigen wolwo man hin will. Was will ich bis Motivation zu behalten?
len, sollten wir das Gipfelkreuz
zum Ende der eigenen berufliMan liebt das, wofür man sich im Auge behalten und uns nicht
chen Tätigkeit geschafft oder er- müht, und man müht sich für das, durch Weggabelungen ablenschaffen haben? Was treibt mich was man liebt. Liebe ist einer un- ken lassen. Diese führen uns unwirklich an? In meinen Semina- serer stärksten inneren Antreiber. ter Umständen nur um den Berg
ren fordere ich meine Teilneh- Es ist gut, wenn ich weiß, woraus herum.
mer manchmal auf, eine Grabre- ich meine Kraft ziehe. Auch wenn
de über sich selbst zu schreiben. ich jemanden in seiner Motivati- Wenn das Wort „Haltung“ fällt,
Damit sollen sie sich darüber be- on unterstützen möchte, versu- richten sich viele Menschen erst
wusst werden, was ihnen im Le- che ich herauszufinden, was ihr mal gerade auf. Warum ist Halben eigentlich wichtig ist und oder ihm wichtig ist. In unserem tung in Ihren Augen so wichtig?
Es sind Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft, die
uns fürs Leben die richtige Haltung geben. Für mich bedeutet
Haltung, Rückgrat zu zeigen. Wir
sollten zu uns selbst stehen, zu
unserem Umfeld und zu unserer
Berufung, zum Beispiel als Landwirt. Eine aufrechte Haltung hilft
uns, bei Angriffen Gelassenheit
zu bewahren. Außerdem reagiert
unser Körper, wenn wir bewusst
eine aufrechte Haltung einnehmen, wir strahlen viel mehr Tatkraft und Zuversicht aus und spüren das auch in uns selbst.
Zu guter Letzt führen Sie die Demut ins Feld. Der Begriff kann ja
ganz unterschiedlich behaftet sein.
Welche Bedeutung geben Sie ihr?
Demut ist die Fähigkeit, auch
zu den kleinsten Dingen des Lebens emporzusehen. Unsere Natur bietet dafür zahlreiche Beispiele, und gerade wir in den
grünen Bereichen sind da ja privilegiert. Neben der Dankbarkeit
für unsere Schöpfung ist auch die
Dankbarkeit für das eigene Sein
ein wichtiger Part. Wenn Sie ein
Maßband aus Papier an den Stellen, die ihr jetziges Alter markieren und das Alter, das Sie erreichen wollen, reißen, wird Ihnen
die Endlichkeit des Lebens bewusst. Aber am ersten Abschnitt
sehen Sie auch, was Sie im Leben
schon bekommen haben, und dafür dürfen Sie dankbar sein.
Das Interview führte Solveig
­Ohlmer, vlf Schleswig-Holstein