D - Chrischona Lenzburg

Mutig lieben heisst hingehen (Mt 8,20; Joh 20,21)
.: Prolog
Mutig lieben. Das war das Thema der letzen drei Sonntage und ist auch heute nochmals
das Thema. Und ich finde das wirklich ein enorm praktisches und lebensnahes Thema.
So zu leben, dass man mutig liebt ist gar nicht einfach. Das muss auch ich immer wieder
in meinem Alltag feststellen.
Letzte Woche bin ich einen Freund im Spital besuchen gegangen. Er hatte einen Unfall
und musste für zwei Nächte zur Überwachung im Spital bleiben. Also sass ich neben
seinem Bett und wir redeten über seinen Unfall, die Arbeit, sein Studium, usw.. Es war
ein ganz normales Gespräch unter Freunden. Dass er in einem vierer Zimmer lag und
die anderen mithören konnten, hat uns dabei gar nicht gestört. Am Schluss von meinem
Besuch habe ich ihn gefragt, ob wir noch zusammen beten wollen. Und so haben wir da
im Spital, in diesem vierer Zimmer zusammen laut gebet. Und es hat sich normal
angefühlt, gar nicht komisch.
Auf der Heimfahrt habe ich mir dann überlegt, wieso es sich einfach normal angefühlt
hat und gar nicht komisch oder peinlich war. Wisst ihr, einfach so im öffentlichen Raum
laut zu beten mache ich zwar schon ab und zu, aber leicht fällt es mir eigentlich dabei
nie. Also habe ich fast die ganze Heimfahrt überlegt und gegrübelt, was denn dieses mal
anders war.
Der Unterschied war, dass dieser Freund ich ich oft füreinander und zusammen beten.
Eigentlich jedes mal wenn wir uns sehen machen wir das. Es war einfach das normalste
auf der Welt dies auch im Spital zu tun.
Und plötzlich ist mir der Wert dieser Vertrautheit aufgefallen. Oft steht uns ja die
Menschenfurcht im Weg. Vielleicht sind wir schon nicht sicher, ob der andere überhaupt
Gebet möchte und getrauen uns dann aber auch nicht zu fragen. Oder wir überlegen
uns, was denn die anderen denken könnten, die uns sehen oder hören. Das sind alles
so Überlegungen, die uns ganz leicht vom beten abhalten können. Wenn es aber für uns
normal wird mit unseren Brüdern und Schwestern im Herrn zusammen zu beten, dann
verschwindet diese Menschenfurcht.
Kennt ihr das, ihr trefft hier in der Chrischona jemanden und fragt wie es ihm geht. Und
dann erzählt er oder sie zum Beispiel, dass er Kopfweh habe. Was macht ihr dann in
95% der Fälle? Ihr müsst mir nicht antworten, überlegt es für euch. Ich zeige dann leider
meistens einfach mein Mitleid…
…und bete nicht für diese Person.
Warum, weil es komisch wirken könnte? Weil wir gar nicht an die Macht des Gebets
glauben? Nein das will ich mir und uns nicht unterstellen. Es ist einfach so, dass uns wie
eine fremde Macht davon abhalten will. Und leider schafft sie es zu oft. Und das hat
auch auf unser Hingehen Auswirkungen.
Was wir im Fall vom Gebet hier unter uns schon nicht so richtig praktizieren, werden wir
dann wahrscheinlich auch bei Menschen, die Jesus noch nicht kennen, nicht machen.
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Mutig lieben heisst hingehen (Mt 8,20; Joh 20,21)
Wenn Hingehen ein starker Wert der Chrischona Lenzburg werden soll, dann sitzt du
jetzt bereits inmitten deines Übungsfeldes. Schau dich ruhig mal um.
.: Hingehen, wie Jesus es tat
Wenn wir nun über das Hingehen sprechen, dann passt das wunderbar in die
Adventszeit. In zwei Wochen feiern wir, dass Jesus, unser Heiland, geboren wurde. Wir
feiern dieses Baby in der Krippe zwischen Esel und Kuh. Diesen König, für den es kein
Zimmer mehr gab. Den Sohn Gottes, auf den die Welt zwar gewartet hat, aber dann
doch nicht bereit war.
Bei uns zuhause hängt im Badezimmer einer dieser Abreisskalender, wo jeden Tag ein
Bibelvers zu lesen ist. Und am 20. November stand da zu lesen: „Jesus spricht zu
ihm; Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn
des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege.“ (Matthäus 8,20)
Dieser Vers ist mir tagelang nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Wenn wir die
Weihnachtsgeschichte erzählen oder hören, dann verstehen wir sie immer aus unserer
Sicht. Jesus kam zu uns, er wurde Mensch. Doch aus der Sicht von Jesus hat er den
Himmel verlassen und ist zu diesen Menschen gegangen.
Jesus Christus hatte auf der Erde kein Zuhause, keinen Ort den er sein Eigen nennen
konnte, obwohl ihm als Schöpfer alles gehörte. Das sehen wir daran, dass bei der
Geburt Maria ihn in eine Krippe legte, weil die Herberge keinen Platz mehr hatte. Schon
zu Beginn seines Lebens war er ein Fremder und Ausgestossener.
Bei einer anderen Gelegenheit heisst es: „Da trennten sie sich und jeder ging nach
Hause. Jesus ging zum Ölberg zurück.“ (Johannes 7,53 und 8,1) Alle hatten ein
Zuhause, nur der Heiland nicht. Vermutlich übernachtete er im draussen im freien.
Auf der Erde haben die Füchse ihre Höhle und die Vögel bauen sich Nester. Aber der
Jesus, der gekommen war, um Leidende zu heilen und Verlorene zu retten, hatte keinen
Platz um sich auszuruhen.
Einerseits erkennen wir darin seine tiefe irdische Armut. Er hatte auf dieser Erde nichts,
kein Bett, kein Geld und am Kreuz wurden ihm noch die Kleider vom Leib genommen.
Anderseits erkennen wir daran, dass Jesus auf dieser Erde, die er selbst geschaffen hat,
ein Fremder war. Er war hier wegen seiner himmlischen Herkunft und seiner
Sündlosigkeit nie heimisch.
Vor ein paar Jahren, noch bevor wir Johanna hatten gingen wir nach Griechenland in die
Ferien. Dort gelandet, musste ich an den Schalter von unserem Reiseveranstalter. Da
teilte mir dann eine Dame mit, dass unser Hotel leider überbucht sei und wir in ein
anderes Hotel umgebucht wurden. Zuerst waren wir skeptisch. Hatte doch Miriam
dieses Hotel extra ausgewählt. Doch es kam alles super. Statt einem vier Stern Hotel mit
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Mutig lieben heisst hingehen (Mt 8,20; Joh 20,21)
Halbpension landeten wir dann in einem fünf Stern Hotel mit All Inclusive. Super oder?
Wir hatten echt Glück und bekamen ein cooles Upgrade.
Und wie sieht es bei Jesus aus? Er, der vom Himmel auf diese Erde kam. Er, der alles
hatte und dann nichts mehr hatte? Ich werde nicht so weit gehen und behaupten, dass
fiel ihm einfach. Aber ich glaube, dass er das konnte, weil er wusste, wo seine Heimat
ist. Und das könnte auch bei uns der Punkt sein.
Ich frage dich: Wo ist deine Heimat? Spontan würde ich natürlich auch sagen: „Ich
wohne in Niederlenz.“ Aber eigentlich ist meine Heimat nicht hier auf dieser Welt. Ich
habe mein Leben Jesus übergeben und darf nun ein Kind Gottes sein. Und Jesus sagte
zu Judas Iscariot schon: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater
wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm
nehmen.“ (Johannes 14,23)
Jesus war ganz fremd auf dieser Welt und auch wir haben unsere Heimat eigentlich
nicht mehr hier. Unser ganzes Leben muss sich also nicht darum drehen, dass wir es
hier immer schöner und besser haben.
.: Der Auftrag, den Jesus uns gegeben hat
Jesus hat uns einen ganz anderen Auftrag geben. Es gibt viele Stellen im Neuen
Testament die darüber berichten. Zum Beispiel die Stelle aus Markus 16: „Und Jesus
sagte zu den Jüngern: Geht hin die ganze Welt und verkündet allen Menschen die
gute Botschaft. “ (Markus 16,15) Oder ein Vers aus Johannes: „Friede sei mit euch.
Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich euch.“ (Johannes 20,21)
Ich glaube wir alle kennen unseren Auftrag. Und sind wir mal ehrlich, er fühlt sich viel zu
gross an. Dieser Auftrag erscheint mir manchmal einfach gigantisch gross. Das soll ich
tun, frage ich mich dann jeweils. Das kann ich doch gar nicht.
Doch unterschätzen wir uns nicht. Wahrscheinlich wurde schon jeder von uns eine
Nacht lang von einer Mücke auf Trab gehalten. Und wie klein ist eine Mücke im
Vergleich mit uns?
Der Auftrag ist gross, den Jesus uns da geben hat. Aber, Jesus hat nie behauptet, dass
wir ihn alleine erfüllen müssen. Wir können uns untereinander verbünden und wir dürfen
auf die Hilfe vom Heiligen Geist vertrauen. „Aber wenn der Heilige Geist über euch
gekommen ist, werdet ihr seine Kraft empfangen. Dann werdet ihr den Menschen
auf der ganzen Welt von mir erzählen - in Jerusalem, in ganz Judäa, in Samarien,
ja bis an die Enden der Erde.«“ (Apostelgeschichte 1,8)
Aber das Allerbeste ist ja, dass sich dieser Auftrag wirklich lohnt. Jesus freut sich über
jeden einzelnen der ihm sein Leben übergibt. So spricht er selber die Einladung an alle
aus: „Dann sagte Jesus: »Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere
Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken.“ (Matthäus 11,28)
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Mutig lieben heisst hingehen (Mt 8,20; Joh 20,21)
Also: Jesus ist hingegangen. Vom Himmel hin zu uns auf diese Welt. Und er ist wieder
von dieser Welt gegangen, aber er hat uns einen Auftrag gegeben und dazu mit dem
Heiligen Geist eine unschätzbar wertvolle Kraft und Hilfe. Wir sollen hingehen und die
gute Botschaft von Jesus Christus weiter geben!
.: Wie können wir das tun?
Es gibt fünf einfach Punkte die jeder in seinem Leben Umsetzen kann. Wirklich jeder.
Denkt daran, ihr habt den Heiligen Geist bekommen, der euch in allen
Lebenssituationen beisteht. Also auch bei diesen fünf Schritten.
1) Lebe das Evangelium!
Menschen werden dich beobachten und den Unterschied erkennen. Lebe deinen
Glauben und sei Jesus treu in deinem Leben. Wenn du an Jesus glaubst, dann willst du
das eh tun.
2) Rede über deinen Glauben!
Achtung: Führe keine Verkaufsgespräche. Also versuche nicht jemandem das
Evangelium aufzuschwatzen, wie ein Vertreter dir eine andere Krankenkasse am Telefon
verkaufen will. Mach es nicht mit Druck, sondern mit Liebe. Erzähl den Leuten, dass du
an Gott glaubst, dass du am Sonntag in den Gottesdienst gehst und dass du in der Bibel
liest. Erzähl was der Glaube dir bedeutet und wie du ihn lebst. Versuche deinen Zuhörer
neugierig zu machen.
3) Erzähl was du mit Gott erlebst
Was erlebst du mit Gott? Wo erhört er deine Gebete? Wo hilft dir seine Annahme, wo
seine Liebe und seine Vergebung? Sprich über diese Punkte. Ganz natürlich. Das ist
reine Übungssache. Wenn man zwei Männer über den Fussball reden hört, ist es nicht
so, dass die das schon immer so gut konnten. Nein sich haben sich in dem Thema
geübt. Mich kostet es einzig immer wieder Mut, nicht nur über das Wetter, die Ferien
oder so zu reden, sondern einfach mal zu erzählen was ich mit Gott so erlebe. In den
meisten Fällen interessiert sich mein Gegenüber dafür und es gibt ein super Gespräch.
4) Bete für und mit Menschen!
Worte prahlen oft beim Zuhörer ab, aber ein Gebet, eine Erfahrung mit Gott kann direkt
das Herz erreichen! Ich glaube das dieser Punkt der schwierigste Punkt ist. Aber es ist
auch der nachhaltigste und kraftvollste Punkt. Oft denke ich, ja was ist, wenn dann gar
nichts passiert? Und dann muss ich mir aber wieder sagen, und was wenn es passiert?
Nicht zu beten aus Angst, man könnte sich blamieren hat nichts mit Liebe und nichts mit
Mut zu tun. Wenn du aus Liebe handelst, dann willst du es wenigstens versuchen. Dann
hoffst du, dass Gott dein Gebet erhört. Und wenn du nie mutig bist, dann wirst du auch
nie ein Wunder erleben. Vielleicht passiert nichts, wenn du für jemanden betest, aber
wenn du nicht betest, dann passiert sicher nichts. Darum bete!
5) Bleib in Kontakt mit Menschen
Du kannst nicht jeden als Freund gewinnen. Aber du musst diesem Anliegen gegenüber
Treu sein. Schnappe nicht ein, sei nicht beleidigt, wenn jemand die Gute Nachricht
ablehnt. Bleibe freundlich, interessiert und in Kontakt mit der Person. Gerade in der
Nachbarschaft es ist kein Sprint sondern ein Marathon. Biete deine Hilfe an, Gratuliere
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Mutig lieben heisst hingehen (Mt 8,20; Joh 20,21)
zum Geburtstag, bringe etwas Kleines an Weihnachten und Ostern vorbei. Nimm Anteil.
Und lade immer mal wieder zu einem Anlass in der Kirche ein. Zum Beispiel für
nächsten Sonntag. Einladen ist auch ein Teil vom Hingehen.
Das sind diese fünf einfachen Punkte. Ok vor allem Punkt vier braucht schon ein
bisschen Mut, aber wie gesagt du sitzt bereits mitten in deinem Übungsfeld.
Und dann gibt es da noch zwei Tools die dir bei diesen fünf Punkten immer helfen
werden! Wenn du diese zwei Sachen vorbereitest und einübst, dann wird dir das bei den
vorhergehenden fünf Punkten eine Hilfe sein.
A) Dein Zeugnis zählt
Erzähle deine Geschichte, wie du zum Glauben gekommen bist. Aber wie jede
Geschichte, will auch diese gut erzählt werden! Überlege was die wichtigen Punkte sind,
und dann schreibe sie auf. Erzähl sie mal einer guten Freundin oder einem guten
Freund. Oder deinem Partner. Evtl. lohnt es sich auch eine kurze und eine
ausführlichere Version bereit zu haben.
Wenn du dann mit jemanden ins Gespräch kommst und ihr über den Glauben redet,
dann brauchst du nicht darüber zu diskutieren, ob die Evolutionstheorie wahr ist oder es
doch einen Schöpfer Gott gibt. Du kannst dann einfach aus deinem Leben erzählen und
was Gott schon alles bewirkt hat. Deine Geschichte kann niemand in Abrede stellen.
B) Lerne das Evangelium kurz zu erklären
Überleg dir wie du in ganz wenigen Sätzen jemanden erklären kannst, was denn genau
die Gute Nachricht, also das Evangelium ist. Mir helfen da diese vier Punkte sehr. Einige
kenne die sicher schon. Anhand dieser vier Punkte kann man ganz einfach erklären
worum es geht.
1. Gott liebt dich
2. Ich habe gesündigt
3. Jesus starb für mich
4. Will ich mit Jesus leben?
Diese vier Punkte kann ich dann zum Beispiel mit meinem Zeugnis füllen. Oder sie
helfen mir einfach, in dem ich beim erklären vom Evangelium diesen vier Punkten
nachgehe.
Vielleicht denkst du jetzt: Fünf Punkte und dann noch zwei Tools, also sieben Sachen
soll ich nun machen und lernen. Das packe ich nie. Doch du kannst das! Denn du musst
auch nicht alles neu lernen und machen. Ich bin mir sicher, vieles davon lebst du schon
in deinem Alltag. Kein Christ mach nichts von alldem. Schau dir die Aufzählung
nochmals an. Du wirst einiges entdecken, dass du schon machst. Super. Und ein paar
Punkte machen dich „gwundrig“ und vielleicht machen dir ein paar Punkte bisschen
Angst. Dann fang mit den Punkten an, die dich reizen.
In liebe mutig Hingehen heisst einen Schritt nach dem anderen vorwärts zu gehen. Es
heisst aber auch zu versuchen Schritte zu machen und nicht einfach zu sagen, das kann
ich nicht, das lerne ich nicht mehr, das will ich nicht.
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Mutig lieben heisst hingehen (Mt 8,20; Joh 20,21)
Ich möchte mit einem Satz aus dem 2. Timotheus aufhören: „Denn Gott hat uns nicht
gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der
Besonnenheit.“ (2. Timotheus 1,7)
Amen.
Simon Rohr, 11.12.2016
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