Den Traum von Musik und Tanz verwirklichen India Bauriedel lebt

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM161213_Muko.pdf
Den Traum von Musik und Tanz verwirklichen
India Bauriedel lebt seit ihrem dritten Lebensjahr mit Mukoviszidose
India Bauriedel strahlt, wenn sie über das Singen als ihre Leidenschaft spricht. Sie studiert im
dritten Semester klassischen Gesang und Opernmusiktheater in Wien. Dass sie sich von anderen
Studenten unterscheidet, merkt man erst, wenn sie etwa einen Mundschutz anlegt: Mit drei Jahren
erhielt sie die Diagnose Mukoviszidose. Seit acht Jahren ist sie bereits Patientin am Uniklinikum
Jena (UKJ), doch von der Erkrankung lasse sie sich nicht bremsen. Sie bringt ihre
Lebenseinstellung auf den Punkt. "Ich bin nicht die Mukoviszidose. Ich habe Mukoviszidose."
Mit einer Erkrankung der Lungen professionell singen? Für die 20-Jährige, die in der Nähe von
Wunsiedel in Franken wohnt, ist das kein Hindernis. Im Alter von 12 Jahren begann India
Gesangsunterricht zu nehmen. Auf der Bühne stehen, diesen Traum wollte sie verwirklichen. So
trat sie vor zwei Jahren im Musical Cats auf. Auch im Spielen von Klavier, Cello und Querflöte
probierte sie sich aus. "Meine Eltern unterstützen mein Engagement. Als ich meinem Professor
von meiner Besonderheit erzählte, hat er aufgeschlossen reagiert. Aber natürlich bin ich auch auf
kritische Stimmen gestoßen, die meinten, dass ich es nicht schaffen würde", beschreibt India die
Reaktionen auf ihre Ziele.
"Ich selbst habe kein Problem mit meinem Atem- und Lungenvolumen"
Aus der Puste komme sie beim Singen nicht. "Durch richtige Technik habe ich keine Probleme
beim Singen. Ich hatte lange Zeit eine Lungenfunktion von über 100 Prozent, war also immer sehr
stabil. Momentan beträgt meine Lungenfunktion um die 80 Prozent. Beim Singen fällt das aber
anderen nicht auf. Und auch ich selbst habe kein Problem mit meinem Atem- und
Lungenvolumen."
"Wir sind begeistert von Indias musikalischem Talent und ihren Erfolgen. Dabei sind wir froh, wenn
sie nicht beruflich vom Singen abhängt. Es gibt doch immer wieder Zeiten, in denen sie wegen der
Mukoviszidose mit Infekten und vermehrtem Husten ausfallen könnte", sagt PD Dr. Jochen Mainz,
Leiter des Mukoviszidosezentrums für Kinder und Erwachsene am UKJ. Durch eine Empfehlung ist
sie nach Jena gekommen. "Alle drei Monate steht ein Lungenfunktionstest und die Untersuchung
der Organe auf dem Programm. Denn die Erkrankung hat auch Auswirklungen auf meine
Bauchspeicheldrüse und Leber. In Jena fühle ich mich gut aufgehoben", erzählt sie.
Dabei teste die 20-Jährige auch Grenzen aus, um zu sehen, was sie schafft und müsse aber eben
einiges berücksichtigen. "Bei einer Erkältung oder Grippe ist absolute Schonung angesagt, vor
allem für die Stimmbänder ist das notwendig."
Wenig Angriffsfläche bieten
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Um ihrer Erkrankung so wenig wie möglich Angriffsfläche zu bieten, versucht India im Alltag
weitestgehend Gefahrenquellen, etwa gefährliche Keime, zu vermeiden. Dazu brauche man
Disziplin: "Schon als Kind konnte ich nicht einfach im Sandkasten buddeln oder mit Erde spielen.
Ich nehme täglich 20-25 Tabletten ein. Zuhause lasse ich das Wasser laufen, bevor ich in die
Dusche gehe. Diese Einschränkungen nehme ich in Kauf, wenn ich durch meinen Lebensstil
positiven Einfluss auf die Mukoviszidose nehmen kann."
Jammern komme für sie nicht infrage. "Ich kenne ,Mukos', die durch die Erkrankung in ein Loch
fallen. Ich lebe sehr bewusst und erfreue mich an jedem Tag, an dem es mir gut geht. Man darf
sich auch nicht so ernst nehmen. Bisher konnte ich gut mit der Erkrankung leben. Ich möchte
mindestens 80 Jahre alt werden."
Dass India sich nicht von ihrer Krankheit bestimmen lassen möchte, insbesondere der Angst vor
Keimen, zeigt ein weiteres Projekt. Sie absolvierte ein Praktikum im Kindergarten. "Ich musste
darauf achten, meine Hände regelmäßig zu desinfizieren und nicht ins Gesicht zu fassen." Das
Praktikum war der Einstieg in eine neue Richtung, in die Musik- und Tanzpädagogik, die sie seit
Oktober einschlägt. "Das war auch eine Vernunftsentscheidung. Schließlich habe ich noch weitere
Ziele."
Kontakt:
PD Dr. Jochen Mainz
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Jena
Am Klinikum 1, 07747 Jena
Tel.: 03641 / 9329535
E-Mail: [email protected]
Meldung vom: 13.12.2016 13:52 Uhr
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