Zahl der überwinternden Weißstörche steigt erneut stark

Landesgeschäftsstelle
Hilpoltstein
Eisvogelweg 1
91161 Hilpoltstein
Tel. 09174 / 4775-0
Fax 09174 / 4775-75
E-Mail: [email protected]
Landesbund
für Vogelschutz
in Bayern e.V.
Presseinformation 78-16
Verband
für Arten- und
Biotopschutz
15.12.16
Zahl der überwinternden Weißstörche steigt erneut stark
Milder Dezember ohne Kälte und Schnee führt dazu, dass
bayernweit noch über 250 Störche gezählt werden
Hilpoltstein, 15.12.2016 – Verkehrte Welt in manchen Regionen Bayerns, denn
statt im Sommer sind dort derzeit mitten im Winter Weißstörche zu
beobachten. Insgesamt ist die Anzahl der in Bayern überwinternden Störche
erneut deutlich angestiegen. Mit über 250 vom LBV erfassten Vögeln wurde der
Vorjahresrekord um mehr als 50 Störche übertroffen. Diese Vögel ziehen es
vor, den gefährlichen Flug ins Winterquartier nach Afrika erst gar nicht mehr
anzutreten. „Derzeit erreichen uns mehrere Meldungen aus Bad Aibling, wo
sich immer noch sechs bis acht der Vögel aufhalten, die auch im Sommer dort
leben“, so die LBV-Weißstorchbeauftragte Oda Wieding. „Besonders auffällig
sind natürlich die Winterstörche weit abseits ihrer im Sommer besetzten
Nester, wie aktuell im Großraum München.“
Neben der für den LBV spannenden Entwicklung ganzer übersommernder Trupps
wie bei Bad Aibling, bleiben vereinzelt sogar erstmals Jungvögel mit ihren Eltern in
Bayern. „Normalerweise fliegen diese vor den Altvögeln ab, in Michelau in
Oberfranken ist der Jungvogel aber geblieben“, berichtet die LBV-Expertin Oda
Wieding. Seit Jahren beobachtet der LBV, dass immer mehr Weißstörche in Bayern
überwintern. „Neben schon länger bekannten Überwinterern im Altmühltal oder im
Mindeltal sind uns dieses Jahr noch mehr neue Winterstörche gemeldet worden“, so
Wieding. Fast alle Regierungsbezirken melden neue Wintergäste: Bad Aibling
(Oberbayern), Frontenhausen (Niederbayern), Sünching (Oberpfalz), Michelau
(Oberfranken), Lauingen (Schwaben) und Alesheim (Mittelfranken), hier scheint auch
das neu angesiedelte zweite Paar bleiben zu wollen.
Wie alle anderen Zugvögel fliegen Störche normalerweise wegen des mangelnden
Nahrungsangebots in der kalten Jahreszeit in den Süden. Naturschützern stellt sich
nun aber die Frage, ob die verfügbare Nahrungsmenge noch Einfluss auf das
ursprüngliche Überwinterungsverhalten der Vögel hat? „Doch wegen des eher
trockenen Sommers und somit weniger Mäusen zum Beispiel im Raum Bamberg
werden dort zurzeit tatsächlich weniger überwinternde Störche gezählt als in den
Vorjahren“, sagt Wieding. „Dies bedeutet also, die Störche passen sich doch auch
den Umgebungsbedingungen an und haben durchaus die Fähigkeit zum Wegzug
nicht völlig verloren.“
Die stetige Zunahme des Phänomens von immer mehr überwinternden Störchen ist
kein echter Indikator für den Klimawandel. „Das Verhalten der meisten dieser Vögel
wurde durch menschliches Eingreifen beeinflusst“, erklärt Wieding. Hierbei handelt
es sich um den nachgewiesenen Einfluss von ehemaligen Zuchtstationen in der
Schweiz, dem Elsaß und Baden-Württemberg.
Mit möglichen Kälteeinbrüchen im Freistaat kommen die überwinternden Vögel gut
zurecht. Regelmäßige Anfragen besorgter Anwohner kann die LBV-Expertin
beruhigen: „Sofern es Feuchtwiesen mit Gräben gibt, findet der Storch, ähnlich wie
der Graureiher, genügend Mäuse, Würmer und kleine Fische. Außerdem hält er sich
bei Kälte durch Aufplustern seines Gefieders warm.“ Zur Not können Störche
innerhalb von vier Tagen das Mittelmeer erreichen, solange kommen sie auch
komplett ohne Futter aus.
Wohin genau in den Süden andere bayerischen Störche gezogen sind, das können
Naturfreunde auf einer Karte im Internet live mitverfolgen. Dort finden sie die
genauen Zugrouten und Aufenthaltsorte von Jungstörchen, die mit Satellitensendern
ausgestattet wurden: www.lbv.de/senderstoerche.
__________________________________________________________________________________________
Ihre Ansprechpartnerin für weitere Informationen und Interviews:
Oda Wieding, Dipl.-Biol., Artenhilfsprogramm Weißstorch, Tel. 09174/4775-32, E-Mail: [email protected]
LBV-Pressestelle:
Markus Erlwein, LBV-Pressesprecher, E-Mail: [email protected], Tel.: 09174/4775-80. Mobil: 01726873773.
Kostenfreie Bilder zu dieser Pressemitteilung finden Sie unter www.lbv.de/presse. Bitte beachten Sie den
dortigen Hinweis zur Verwendung.