Angesprochen Das Ehrenamt verdient keine Knüppel zwischen den Beinen V on der Einweihung unseres Akademieforums über den Landesjägertag in Kulmbach bis zur internationalen Gamstagung – wir Jägerinnen und Jäger haben auch 2016 wieder Zeichen fürs Wild gesetzt und die Leistungen unserer Jagd öffentlichkeitswirksam zum Thema gemacht (s. S. 26). Eine Leistung springt besonders ins Auge: Über 85.000 erlegte Stück Schwarzwild im Jagdjahr 2015/16 zeugen vom jagdlichen Fleiß, zugleich aber auch von der Notwendigkeit, andere Akteure noch besser einzubinden. BJVdigital unterstützen statt staatliche Konkurrenz aufzubauen Wenn wir das Anwachsen der Schwarzwildbestände entgegen dem europaweiten Trend stoppen wollen, müssen alle zusammenhelfen. Die Landwirte müssen in größeren Schlägen mehr Bejagungsschneisen zur Verfügung stellen. Große Forstbetriebe sollten bei revierübergreifenden Bewegungsjagden auf Schwarzwild auch tatsächlich nur Schwarzwild bejagen. Und der Staat? Der sollte das jagdliche Ehrenamt und damit die Eigeninitiative der privaten Jägerschaft fördern, statt ihm Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Ein besonders großer Knüppel ist zum Beispiel das gegenwärtig auf Kosten des Steuerzahlers betriebene staatliche Konkurrenzunternehmen zu unserem seit Jahren mit Erfolg arbeitenden BJVdigital. Statt unser System BJVdigital zu fördern, hat der Staat mit hohen Steuermittelbeträgen ein eigenes Wildtiermonitoring im Internet aufgebaut. Die Konkurrenzsituation droht, unser Ehrenamtssystem kaputtzumachen. Das Präsidium des BJV appelliert an alle Jägerinnen und Jäger, weiterhin unser BJVdigital zu unterstützen. Nur so behalten wir die Datenhoheit über unsere mit großem Engagement gesammelten Wildtierinformationen, statt diese aus den Händen zu geben und dem Staat zu überlassen (s. Resolution S. 7). Das Ehrenamt hat in Bayern Verfassungsrang – doch Papier ist bekanntlich geduldig. So werden Steilvorlagen, wie etwa unsere Forderung nach einer Übernahme der Gebühren für die Trichinenuntersuchung beim Schwarzwild, durch den Staat nicht aufgegriffen, obwohl die jagdlichen Gemeinwohlleistungen gerade beim Schwarzwild besonders groß sind – von der Minimierung der Wildschäden bis hin zur Wildtierseuchenprävention. Sogar ein einstimmiger Landtagsbeschluss zur Prüfung der diesbezüglichen Möglichkeiten läuft bislang ins Leere. Die beteiligten Ministerien schieben die Verantwortung jeweils auf das Nachbarressort, und wir Jägerinnen und Jäger werden von Pontius zu Pilatus geschickt. Unsere langjährige Forderung nach einer staatlichen Übernahme anfallender Verwaltungsgebühren im Zuge der Verkehrssicherungspflicht bei Treib- und Drückjagden wird erst gar nicht aufgegriffen. Die jagdliche Motivation darf nicht leichtfertig zerstört werden Dies muss sich 2017 dringend ändern, wenn wir Jägerinnen und Jäger auch zukünftig bei der Stange gehalten werden sollen. Ich baue deshalb auf unsere Partner in der Land- wie Forstwirtschaft, aber auch in Politik und Staat. Alle müssen erkennen, dass unser Revierjagdsystem nur erhalten bleibt, wenn die jagdliche Motivation nicht leichtfertig zerstört wird. Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen einen gesegneten Advent und besinnliche Weihnachten! Mit kräftigem Waidmannsheil Prof. Dr. Jürgen Vocke, MdL a. D., Präsident des Bayerischen Jagdverbandes 12/2016 3
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