Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im Dialog mit der

PRESSEMELDUNG
Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im
Dialog mit der Finanzministerin
Datum: 5. Dezember 2016
Gast der diesjährigen Herbsttagung der Rektoren- und der
Kanzlerkonferenz der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften
(HAW) im Land war am 02. Dezember in Leinfelden-Echterdingen die
Finanzministerin des Landes, Edith Sitzmann.
Der Landeshaushalt für das Jahr 2017 ist noch nicht in „parlamentarisch
trockenen Tüchern“, da traf sich die Finanzministerin mit den
Rektoratsmitgliedern der 21 staatlichen und drei kirchlichen HAW des Landes,
um mit ihnen über ihre derzeitige finanzielle Lage, über die Aussagen des
Koalitionsvertrages zur Unterstützung dieser besonders ausbaustarken
Hochschulart, sowie über den nächsten Hochschulfinanzierungsvertrag zu
sprechen.
Prof. Bastian Kaiser, Vorsitzender der HAW-Rektorenkonferenz, betonte
zunächst die wissenschafts- und bildungspolitische Leistung der
Hochschulen, an der inzwischen rund ein Drittel aller badenwürttembergischen Studierenden eingeschrieben ist und mit über 3 000, mehr
Professorinnen und Professoren lehren und forschen als an den
Landesuniversitäten. Die HAW sind als die „Hochschulen vor Ort“ der
buchstäblich naheliegendste Partner für den in Baden-Württemberg so
wichtigen Mittelstand in den Regionen, von denen viele zu den
Weltmarktführern ihrer Branchen und Nischen zählen („Hidden-Champions“).
Investitionen in HAW seien deshalb, so Kaiser, Investitionen in die Zukunft, in
die mittelständische Wirtschaft, in die Regionenvielfalt und in die
Innovationskraft des Landes.
Vor dem Hintergrund der Null-Verschuldungsverpflichtung ab dem Jahr 2020
verweisen die HAW ausdrücklich auf ihre hohe Effizienz und Produktivität:
gemessen an den investierten Ressourcen Zeit und Geld erzielen die HAWProfessorinnen und -Professoren z. B. höhere Drittmittelerträge als die
Universitäten. Ein Studienabschluss an einer HAW im Land kostet das Land
weitaus weniger als an einer Universität und das bei mindestens gleicher
Qualität und mehr Praxisbezug. Die HAW waren mit Abstand die aktivste
Hochschulart bei der Umsetzung des Ausbaus der Studienkapazitäten in
Baden-Württemberg. Alleine durch die Ausbauleistung der HAW fließen dem
Land Jahr für Jahr rund 125 Mio. Euro Bundesmittel aus dem Hochschulpakt
2020 zu.
„Wir machen fast 50 Prozent der Arbeit, bekommen dafür aber
weniger als 30 Prozent des Lohns weitergereicht“, betonte Bastian
Kaiser,
„und
fordern
deshalb
für
den
nächsten
Hochschulfinanzierungsvertrag
alte
Zöpfe
abzuschneiden,
stattdessen
transparente
Effizienzkriterien
für
den
Ressourceneinsatz zu entwickeln und dann auch tatsächlich
anzuwenden. Es geht uns darum, nach der ‚Politik des Zuhörens‘ nun
eine ‚Politik des genauen Hinsehens‘ zu etablieren, wenn es um die
Verteilung der Finanzen geht.“
Diese Forderung ist aus Sicht der HAW auch deshalb von so großer
Bedeutung, weil der aktuelle Hochschulfinanzierungsvertrag mit einer Laufzeit
bis 2020 entgegen der öffentlichen Wahrnehmung zwar zu einer gewissen
Planungssicherheit bei den Hochschulen, aber, anders als bei anderen
Hochschularten, nicht zu mehr Geld pro Studierendem geführt hat, sondern
im Durchschnitt aller HAW gegenüber dem Jahr 2014 sogar zu rund einer
Million Euro finanzieller Einbußen pro Jahr und Hochschule. In der Folge
konnten zahlreiche Beschäftigungsverhältnisse an HAW nicht verlängert
werden. Entsprechende Aufgaben können somit nicht mehr bewältig werden.
Ministerin Edith Sitzmann betonte, dass sich das Land und die
Landesregierung der Bedeutung der HAW als praxisnahe und
forschungsaktive Hochschulart durchaus bewusst seien. Sie hob auch die
Leistungen der HAW für die sogenannten „Bildungsaufsteiger“ in BadenWürttemberg hervor. Allerdings werde das Land nicht von dem Ziel abrücken,
im Jahr 2017 auf neue Schulden zu verzichten – und möglichst auch in den
darauffolgenden Jahren. Ab 2020 will das Land die Schuldenbremse
einhalten. Das bedeute, dass alle Ressorts, auch die Wissenschaft, einen
Beitrag leisten müssen, um die Einnahmen und Ausgaben des Landes ins Lot
zu bringen.
„Kluges Sparen erfordert auch intelligente Investitionen – und setzt
diese sogar teilweise voraus“, erklärte Ministerin Sitzmann, „sehr
gerne nehme ich Ihren Wunsch nach mehr Fokus auf Effizienz in
diesem Zusammenhang auf.“
An zwei Beispielen, die die HAW zurzeit in besonderer Weise herausfordern,
wurde die aktuelle Lage der HAW dann auch ganz konkret: Von insgesamt
320 Mio. Euro pro Jahr für den Hochschulbau im Land kam aufgrund des
großen Sanierungsstaus (insbesondere an Universitäten) nur ein sehr
geringer Bruchteil bei den HAW an. Und durch einen frühen Ausgabe-Stopp
im Bauunterhalt wird sogar die vorhandene Bausubstanz gefährdet. Über den
Landesbetrieb Vermögen und Bau (VBA) fällt dieser Aspekt unmittelbar in die
Zuständigkeit der Finanzministerin. Die HAW fordern eine höhere
Standardisierung im Hochschulbau, eine Abkehr vom Fachberaterkonzept des
VBA, Quotierungen zwischen Sanierung und Neubau sowie zwischen den
verschiedenen Hochschularten, bei der auch die Ausbauleistung der
vergangenen Jahre berücksichtigt werden muss. Außerdem müssen
alternative Finanzierungsmodelle erleichtert und in Anspruch genommen
werden.
Die HAW drängen auf eine angemessene Berücksichtigung in der
sogenannten „Digitalisierungsoffensive des Landes“, um gegenüber ihren
Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft im In- und Ausland nicht noch
weiter ins Hintertreffen zu geraten und um den Erwartungen ihrer jungen, ITaffinen
Studierendengeneration
sowie
den
immer
größeren
Herausforderungen der Datensicherheit zumindest annähernd gerecht
werden zu können.
Beide Bereiche sind bislang für die HAW nicht in der Finanzplanung der
Landesregierung verankert. Hier gibt es weiteren Gesprächsbedarf. Mit der
Finanzministerin hat man diesen am Freitag in konstruktiver und sehr
konkreter Weise aufgenommen – und sich auf eine Fortsetzung des Dialogs
verständigt.
------------------------------------------------------------------------------------------Die Pressemitteilung ist zur sofortigen Veröffentlichung freigegeben, bei
Abdruck wird um ein Belegexemplar gebeten.
Pressekontakt Hochschulen für Angewandte Wissenschaften BadenWürttemberg e. V.:
Benjamin Peschke
Geschäftsführer
Hochschulen für Angewandte
Wissenschaften
Baden-Württemberg e. V.
Josephine Çimentepe
Referentin des Vorsitzenden
Hochschulen für Angewandte
Wissenschaften
Baden-Württemberg e. V.
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