Aus der Forschung Ketose-Bolus auf Risiko-Tiere beschränken Ein Bolus zur Ketose-Vorbeuge erhitzt die Gemüter. Jetzt gibt es die ersten Studienergebnisse. Foto: Werkbild Die Kühe erhalten den Ketose-Bolus bereits vor der Kalbung. Er gibt das umstrittene NatriumMonensin frei. • Milchleistung: In den ersten acht Laktationswochen lag die tägliche Milchmenge der Bolus-Gruppe über alle Laktationen hinweg um 2 bis 3 kg pro Tag über der Kontroll-Gruppe. Und das, obwohl alle Kühe in der Vorlaktation die gleiche Milchleistung aufwiesen. Die Wirksamkeit des Präparates zeigt aber auch, dass es in der Herde nach wie vor Probleme durch eine erhöhte Stoffwechselbelastung nach der Kalbung gibt. Erstkalbinnen mit ihren vergleichsweise sehr hohen Milchleistungen in der Folgelaktation sind per se Risikokühe. Ältere Kühe hatten in der Vorlaktation bereits Stoffwechselprobleme mit Auswirkungen auf Futteraufnahme und Milchleistung. Fazit: Voraussetzung für den legalen D er Ketose-Bolus Kexxtone (Elanco) steigert die Milchleistung. Das ist auf eine verbesserte Gesundheit zurückzuführen. Diese zeigt sich durch weniger Behandlungen in den ersten 14 Tagen nach der Kalbung, geringere Ketonkörper-Konzentrationen im Blut und höhere Milchharnstoffgehalte, die auf eine höhere Futteraufnahme hindeuten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Landesanstalt Dummerstorf (Mecklenburg-Vorpommern). Darin haben Dr. Bernd Losand, Elke Blum und Jana Flor das umstrittene Produkt Kexxtone untersucht. Es ist seit 2013 zugelassen. Die Kühe erhalten den Pansen-Bolus bereits vor der Kalbung. Er gibt das Antibiotikum Natrium-Monensin frei. Eine hitzige Diskussion dreht sich darum, wann der Einsatz gerechtfertigt ist (top agrar 8/2013). arzt Risiko-Faktoren festgelegt: • Zweite Kalbung, wegen des Leistungssprungs zur vorhergehenden Laktation • Hohe Milchleistungen • BCS zum Trockenstellen über 3,5 • Aufwand an Stoffwechsel-Behandlungen zu Beginn der Vorlaktation • Vorlaktation über 365 Tage • Gegenüber dem Schnitt verlängerte Trockenstehdauer von über 70 Tagen • Kalbeverlauf Vorlaktation gleich oder über der Note 3 • Mehr als ein Kalb in der Vorkalbung bzw. erwartete Zwillingskalbungen • Fett-Eiweiß-Quotient in der ersten Milchkontrolle der Vorlaktation über 1,4 Alarmierend: Fast alle Tiere der Herde waren mit dem Ketose-Risiko belastet. Um die Wirksamkeit des Medikamentes zu prüfen, hat ein Teil der Risiko-Kühe keinen Bolus bekommen. Risiko-Tiere finden: Die Wissen- Bolus verbessert Gesundheit. Die schaftler haben die Tiergesundheitsund Leistungsdaten von 232 Kühen ausgewertet. Um den Einsatz des Medikamentes zu minimieren, sollten nur die Tiere einen Bolus erhalten, die auch unter Nutzung alternativer Methoden nach der Kalbung an Ketose erkranken würden. Dazu haben sie mit dem Tier- HEFT + Der vollständige Versuchsbericht unter www.topagrar.com R 20 top agrar 12/2014 wichtigsten Ergebnisse sind (Übers. 1): • Stoffwechsel: Die Anzahl an Neuerkrankungen von Ketose war in der Kexxtone-Gruppe mit 4,3 % zu 9,6 % in der Kontroll-Gruppe deutlich niedriger. Aus beiden Gruppen mussten 8 bis 9 % der Kühe abgehen. Mit Bolus-Eingabe passierte das 17 Tage später. • Behandlungen: Die Bolus-Kühe hatten tendenziell weniger Behandlungen. In den ersten 14 Tagen erfolgte mindestens ein Ketose-Schnelltest. Die Ergebnisse deuten für die erste Laktationswoche eine signifikant geringere Konzentration der Ketonkörper an. Einsatz von Kexxtone ist eine Risikoanalyse der Kühe zum Trockenstellen. Zudem muss der Tierarzt eine Diagnose erstellen. Die Akzeptanz des Antibiotikums bleibt aber kritisch. Entscheidet sich ein Landwirt für Kexxtone, muss er vor Beginn der Vorbereitungsfütterung die Tiere herausfiltern, die nicht ohne den Bolus auskommen. Die Wissenschaftler appellieren, die Risiko-Analyse zu nutzen, um -plSchwachpunkte abzustellen. Übersicht 1: Die beiden Gruppen im Vergleich Mit Bolus Melktage Ohne Bolus 14 14 Milch, kg/Tag 43,5 42,1 ECM, kg/Tag 45,7 44,1 FEQ 1,38 1,36 Harnstoff, mg/l 199a 179b BCS, 1…5 2,90 2,74 RFD, mm 17,3 15,7 650b Lebendmasse, kg 684a Ketosetest (BHB in mmol/l Blutserum) 3 Tage p.p. 0,59a 0,74b 6 Tage p.p. 0,60a 0,79b 9 Tage p.p. 0,62 0,74 12 Tage p.p. 0,70 0,74 a, b kennzeichnen signifikante Unterschiede (p < 0,05) Die Kühe mit Ketose-Bolus hatten bessere Gesundheits- und Leistungsdaten. Übersicht 2: Mehr Milch mit Rapsschrot Parameter Soja Raps Milchmenge, kg/Tag 27,0 28,62) Milchfett, % 4,64 4,512) Milcheiweiß, % 3,81 3,852) Fettmenge kg/Tag 1,242 1,2741) Eiweißmenge, kg/Tag 1,015 1,0862) ECM, kg/Tag 29,5 30,82) Milchharnstoff mg/100 ml 30,3 29,9 Foto: Lefting Futterverwertung, 1,37 1,34 kg ECM/kg TM BCS-Note 3,51 3,601) 1) p < 0,01, 2) p < 0,001 Quelle: Dr. Jilg, 2014 Bei Rationen mit hohen Anteilen Grassilage ist Rapsschrot im Vergleich zu Sojaschrot die bessere Proteinergänzung. Die Kühe mit Rapsschrot gaben im Vergleich zu Sojaschrot signifikant mehr Milch. Grassilage: Mehr Milch mit Rapsschrot-Zulage ❚❚Rapsschrot ist eine ideale Proteinergänzung zu Grassilage-Rationen auf Grünlandstandorten: Futteraufnahme, Nährstoffaufnahme und Milchleistung sind im Vergleich zu Sojaschrot höher. Das zeigt ein Versuch am Landwirtschaftlichen Zentrum Aulendorf. Darin erhielten 33 Fleckvieh-Kühe eine Totale Mischration aus Grassilage, Heu, Getreidemix und Melasseschnitzel. Die Versuchskühe erhielten 1,7 kg Sojaschrot, die Kontrollkühe 2,6 kg Rapsschrot. Letztlich enthielt die Versuchsration (Soja) 45,5 % TM/kg und pro kg TM 6,71 MJ NEL, 156 g nXP, 181 g XP, 4,0 g RNB und 367 g NDF. Die Kontrollration (Raps) kam auf 48,0 % TM je kg und pro kg TM 6,67 MJ NEL, 157 g nXP, 180 g XP, 3,5 g RNB und 349 g NDF. Die beiden Rationen waren somit vergleichbar. Ergebnisse: Die Futteraufnahme war in der Raps-Ration mit 23,2 kg TM pro Kuh und Tag signifikant höher als in der Soja-Ration mit 21,9 kg. Das gilt auch für die Wasseraufnahme, Energieaufnahme und nXP-Aufnahme. Die RNB war in beiden Varianten mit 86 g pro Tag gleich. Welches Siliermittel für Pressschnitzel-Silagen? ❚❚Chemische Siliermittel verringern in Pressschnitzel-Silagen den Gehalt an Hefen und Schimmelpilzen. Das verlängert die Haltbarkeit der Silage nach dem Öffnen des Silos. Zu diesem Ergebnis kommt ein Versuch an der Landesanstalt für Landwirtschaft Iden. Darin wurden 50 t Pressschnitzel in vier Folienschläuche (3 m Durchmesser, 6 – 8 m lang) einsiliert. Es gab vier Varianten: • ohne Zusatz, Kontrolle • 1,5 l Kofasil Stabil/t • 2,0 l Silostar Liquid HD/t • 2,7 l Novibac BPL/t. Die Siloschläuche wurden nach 195 Tagen geöffnet. Die Probenahme erfolgte von einer frischen Anschnittfläche sowie sieben Tage danach, mit jeweils drei Wiederholungen. Die Ergebnisse: • Unabhängig von der Variante hatten alle Silagen eine gute Gärqualität. • Der Gehalt an Hefen und Schimmelpilzen war im „frischen“ und im „alten“ Zustand bei der unbehandelten Variante signifikant am höchsten (Übers. 3). Mit 28,6 zu 27,0 kg pro Kuh und Tag ist die Milchleistung in der Raps-Gruppe signifikant höher ausgefallen. Allerdings haben die Kühe die höhere Futter- und Energieaufnahme nicht komplett in höhere Milchmengen umgesetzt. Das erklärt den BCS-Wert von 3,60 zu 3,51 (Übersicht 2). Die Rationskosten pro Tag lagen in der Soja-Ration mit 5,22 € um 0,02 € höher. Pro kg TM beträgt die Differenz 0,02 €. Wegen der besseren Futterverwertung sind die Futterkosten pro Liter Milch mit 0,17 € bei beiden Varianten gleich. • Der Gehalt an Hefen und • Die Siliermittel haben die Schimmelpilzen ist bei „alten“ Anschnittflächen höher als bei „frischen“. Nur die Siliermittel stellten auch bei „altem“ Anschnitt ein niedriges Keimniveau sicher. aerobe Stabilität am „frischen“ Anschnitt von 81 auf 248 Stunden erhöht. Es gab keine Unterschiede zwischen den SiliermittelProdukten. Übersicht 3: Gehalte an Hefen und Schimmelpilzen (log KBE/g) Variante Anschnitt „frisch“ Anschnitt „alt“ Hefen Schimmelpilze Hefen Schimmelpilze Kontrolle 2,8a 3,3a 5,5a 5,3a Kofasil 1,9 b 2,1 2,4 3,1b Silostar liquid b 1,7 Novibac 1,7 a, b b b b 2,2 2,0 b b b 2,2 3,0b 1,8 b 2,1b signifikante Unterschiede innerhalb einer Spalte Alle Siliermittel haben den Gehalt an Hefen und Schimmelpilzen signifikant gesenkt. top agrar 12/2014 R 21
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