Management top agrar-Serie Zukunft Schwein Foto: Arden Züchten, mästen oder beides? •• Wo produzieren? •• Züchten, mästen oder beides? •• Konventionell, Label oder Öko? •• Betriebsbeispiele Wer hat in Zukunft die besseren Karten: Ferkelerzeuger, Mäster oder Betriebe mit Geschlossenem System? top agrar gibt Antworten. F ür Zocker auf der Rennbahn gilt das Gleiche wie für Landwirte: Wer das richtige Näschen hat und auf das richtige Pferd bzw. Produktionsverfahren setzt, räumt den Jackpot ab. Doch welches Produktionsverfahren hat zukünftig die besten Chancen: • Ist die Spezialisierung auf die Ferkelproduktion die beste Zukunftsvariante? • Bringt die Schweinemast auf Dauer das höchste Einkommen? • Oder liegt am Ende doch die Produktion im Geschlossenen System vorn? Betrachtet man die Buchführungsergebnisse von Schweinehaltern in Nordrhein-Westfalen und Bayern, zeigt sich, dass die Mäster in den letzten Wirtschaftsjahren die Nase leicht vorn hatten (siehe Übersichten 1 und 2). Das Geschlossene System, in der Regel sind dies Betriebe mit kleineren Sauenherden, hat dagegen leicht an Boden verloren. Und auch Sauenhalter, die im Familienbetrieb wirtschaften, konnten zuletzt nicht mehr mit den Ergebnissen in der Mast Schritt halten. Zuschläge von den Mästern verlangen. An einem Beispielbetrieb stellen wir im Folgenden die Auswirkungen dar. Der Ausgangsbetrieb hält 300 Sauen Übers. 1: Wirtschaftliche Ergebnisse NRW 100 000 60 000 40 000 20 000 0 ca. 80 ha LF ca. 1250 MP ca. 60 ha LF ca. 130 Sauen Ferkelerzeugung Mast Geschl. System 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 In NRW schnitten spezialisierte Betriebe in den letzten beiden Jahren am besten ab. 2012/13 Quelle: LWK NRW Übers. 2: Ergebnisse bayerischer Betriebe 100 000 Zeitraumechter Gewinn, € In Bayern erzielten die Mäster zuletzt das beste Ergebnis. 80 000 60 000 40 000 20 000 Unsere Autoren top agrar 12/2014 ca. 50 ha LF ca. 250 Sauen Wirtschaftsjahr verwundert daher nicht, dass sich Ferkelerzeuger mit Bestandsgrößen von 150 bis 300 Sauen oft die Frage stellen, ob es in Zukunft nicht wirtschaftlicher ist, die Ferkel selbst zu mästen oder alternativ die Sauenhaltung auszudehnen. Immerhin könnte man dann größere Ferkelpartien anbieten und höhere S 6 Zeitraumechter Gewinn, € 80 000 Mehr Sauen oder selbst mästen?Es 0 Grafiken: Orb Stefan Leuer, LWK NRW, Josef Weiß, LfL Bayern, Ruth Beverborg, LWK Niedersachsen, Dr. Jörg Brüggemann, LMS-Agrarberatung, MecklenburgVorpommern und verkauft 28 Ferkel pro Sau und Jahr. Die Direktkostenfreie Leistung liegt auf einem sehr hohen Niveau. Investiert der Sauenhalter in die Mast ca. 53 ha LF ca. 195 Sauen ca. 83 ha LF ca. 1000 MP Ferkelerzeugung Mast Wirtschaftsjahr 2008/09 2009/10 ca. 66 ha LF ca. 80 Sauen Geschl. System 2010/11 2011/12 2012/13 Quelle: LfL Grub Foto: Heil Viele Betriebe stehen heute vor der Frage: Weiter spezialisieren und z. B. die Mast ausbauen, oder doch ins Geschlossene System wechseln? top agrar 12/2014 S 7 Management Foto: Heil und steigt damit ins Geschlossene System ein, müsste er 3 000 Mastplätze bauen, um alle Ferkel selbst mästen zu können. Dafür müsste er gut 1,4 Mio. € netto investieren. Entscheidet er sich gegen die Mast, könnte er für die gleiche Investitionssumme die Sauenherde um 450 Tiere auf 750 Sauen aufstocken. Das Ergebnis der beiden Entwicklungsmöglichkeiten ist in Übersicht 3 dargestellt. Zu beachten ist, dass die Kalkulation auf Nettowerten beruht, da die unterschiedliche Verfügbarkeit von Fläche und Vieheinheiten (Stichwort Pauschalierung) in den verschiedenen Regionen Deutschlands ansonsten Auswirkungen auf das Ergebnis haben würde. Spezialisiert sich der Sauenhalter weiter und stockt auf 750 Sauen auf, erzielt der Betriebsleiter dank der zusätzlichen 450 Sauen mit 279 000 € eine um 66 000 € höhere Direktkostenfreie Leistung als beim Einstieg in die Mast. Auch der Gewinn fällt bei der weiteren Spezialisierung höher aus als beim Einstieg ins Geschlossene System – und das trotz deutlich höherer Lohnkosten sowie etwas höherer Allgemeinkosten. Bei einer Neuinvestition ist der Gewinn aber immer nur die eine Seite der Medaille. Eine entscheidende Kenngröße ist auch die Liquidität. Schließlich muss das Darlehen an die Bank zurückgezahlt werden. Im Beispielbetrieb liegt Nach wie vor gilt: Nur Betriebe mit sehr guten Leistungen können sich weitere Entwicklungsschritte erlauben. die langfristige Kapitaldienstgrenze bei Aufstockung der Sauenherde bei 71 321 €. Aufgrund der Tilgung der Darlehen in durchschnittlich 15 Jahren entsteht jedoch ein jährlicher Kapitaldienst von knapp 130 000 €, sodass im Saldo ein Minus von 57 643 € entsteht. Dieser Fehlbetrag kann zwar unter Berücksichtigung der kompletten Abschreibung aufgefangen werden. Doch selbst dann stehen dem Betriebsleiter nur gut 14 000 € Liquidität zur Verfügung. Deutlich schlechter sieht das Bild beim Einstieg ins Geschlossene System Ferkelerzeugung Aktuelle Anzahl Sauenplätze 300 Investition in… Mast Sauen Erweiterung um ... Plätze 3 000 450 Investitionskosten, € (netto)1) Arbeitszeitbedarf, Stunden Was sollten Mäster tun?Während die Sauenhalter über das Geschlossene System nachdenken, gehen die Überlegungen bei vielen Mästern eher in Richtung weitere Spezialisierung. Ferkel selbst zu produzieren, darüber denken nur weni- Übersicht 4: So kann der Mäster erweitern Übersicht 3: So kann der Ferkelerzeuger wachsen Betriebsform aus. Die Liquidität schrumpft auf magere 2 000 € zusammen – und das trotz sehr guter Direktkostenfreier Leistungen. Der Einstieg ins Geschlossene System ist für den Ferkelerzeuger somit nicht zu realisieren, da der Liquiditätspuffer viel zu gering ist. 1 437 000 2 100 4 950 DkfL je Platz, € 71 620 DkfL gesamt, € 213 000 Gebäudekosten (Afa, Rep., Vers.)2) Betriebsform Wenn der Mäster alle Ferkel selbst produzieren will, muss er ca. 630 000 € investieren. Schweinemast Aktuelle Anzahl Mastplätze Investition in… Erweiterung um ... Plätze Investitionskosten, € (netto)1) Arbeitszeitbedarf, Stunden 1 980 Sauen Mast 198 1 320 632 214 2 475 924 DkfL je Platz, € 620 71 279 000 DkfL gesamt, € 122 760 93 720 100 590 100 580 Gebäudekosten (Afa, Rep., Vers.)2) 44 255 44 260 Lohnkosten, €3) 37 800 89 100 Lohnkosten, €3) 44 550 16 632 Allgemeinkosten, € 15 000 18 000 Allgemeinkosten, € 7 920 6 600 durchschnittliche Zinskosten, €4) 22 588 22 514 durchschnittliche Zinskosten, €4) 9 905 9 938 Gewinn, € 37 022 48 807 Gewinn, € 16 130 16 291 Zinskosten, € 22 588 22 514 Zinskosten, € langfr. Kapitaldienstgrenze, € 59 610 71 321 langfr. Kapitaldienstgrenze, € jährlicher Kapitaldienst, € 129 388 128 964 jährlicher Kapitaldienst, € Saldo, € -69 778 -57 643 Saldo, € 71 850 71 843 2 072 14 199 AfA, € Liquidität, € 1) Finanzierung Investition 100 %, Umlaufkapital 50 % (durchschnittliche Laufzeit 15 Jahre, 2,5 % Zins); 2) Afa 5 %; Reparatur/Versicherung 2 %; 3) Arbeitserledigung durch Mitarbeiter, 18 € pro Stunde; 4) 3 % auf halben Neuwert S 8 top agrar 12/2014 Für Ferkelerzeuger, die ins Geschlossene System wachsen wollen, ist die fehlende Liquidität oft das Problem. AfA, € Liquidität, € 9 905 9 938 26 035 26 228 56 739 56 925 -30 704 -30 697 31 611 31 614 907 917 1) Finanzierung Investition 100 %, Umlaufkapital 50 % (durchschnittliche Laufzeit 15 Jahre, 2,5 % Zins); 2) Afa 5 %; Reparatur/Versicherung 2 %; 3) Arbeitserledigung durch Mitarbeiter, 18 € pro Stunde; 4) 3 % auf halben Neuwert Können Mäster Ferkel erzeugen? Neben den wirtschaftlichen Aspekten gibt es weitere Punkte, über die sich Ferkelerzeuger und Mäster klar sein müssen, bevor sie in einen neuen Betriebszweig investieren: • Ganz oder gar nicht: Sauenhalter sollten nur dann in die Mast einsteigen, wenn sie anschließend alle Ferkel selbst mästen können. Die Teilmast macht wenig Sinn, da sich überzählige Ferkel wesentlich schlechter vermarkten lassen. Für Mäster, die selbst Ferkel produzieren wollen, gilt Ähnliches. Denn der teilweise Zukauf von fremden Ferkeln erhöht den Infektionsdruck im eigenen Betrieb. ge nach. Wie sich die einzelnen Schritte rechnen, soll wiederum anhand eines Beispiels dargestellt werden. Der Ausgangsbetrieb bewirtschaftet 1 980 Mastplätze, erreicht 2,8 Umtriebe pro Jahr und hohe Direktkostenfreie Leistungen. Will der Mäster alle Ferkel selbst erzeugen, muss er einen Stall für 198 Sauen bauen und 632 000 € netto investieren. Entscheidet er sich statt dessen für den Ausbau der Mast, kann er mit der gleichen Investitionssumme 1 320 Mastplätze bauen. Die zu investierenden Summen sind damit kleiner als bei der Ferkelerzeugung in unserem Beispiel. Sicherlich, die Neuinvestition in die Ferkelerzeugung mit nur • Kann und will ich das? Jeder muss sich vor der Investition fragen, ob er für den neuen Betriebszweig überhaupt der richtige Typ ist. Denn nicht jedem Mäster liegt die Ferkelproduktion und nicht jeder Sauenhalter hat ein „Mäster-Händchen“. • Passt der Standort? Der Standort wird immer mehr zum Nadelöhr. Schweinehalter müssen sich darüber klar sein, dass die Standortkosten (Gülleverwertung, Abluftfilter usw.) in den nächsten Jahren je nach Region weiter ansteigen können. Welche Rolle der Standort in Zukunft spielt, haben wir in der top agrar-Ausgabe 11/2014 ab Seite S 8 beschrieben. 200 Sauen stellt nicht unbedingt die ideale Größenordnung dar. Ein größerer Sauenstall würde aber die parallele Erweiterung der Mast nach sich ziehen. Dies bleibt aufgrund der Vergleichbarkeit hier aber unberücksichtigt. Wie in Übersicht 4 dargestellt, ergeben sich weder beim Gewinn noch in der Liquidität Unterschiede zwischen der Investition in die Ferkelerzeugung bzw. der Erweiterung der Mast. In beiden Fällen ist der Liquiditätspuffer sehr gering, sodass längere Preistäler nur über den Stammbetrieb aufgefangen werden könnten. Einen wesentlichen Vorteil kann der Mäster dennoch für sich verbuchen: Die Investitionssumme Schnell gelesen • Weiter spezialisieren oder ins Geschlossene System wechseln? Vor dieser Frage stehen viele Schweinehalter. • Für Ferkelerzeuger ist der Einstieg in die Mast sehr teuer, der Liquiditätspuffer oft äußerst klein. • Mäster können den Schritt in die Sauenhaltung eher realisieren, da die Investition kleiner ist. Aber auch hier ist die Liquidität begrenzt. • Für beide Seiten gilt: Nur die erfolgreichsten Betriebsleiter dürfen über weitere Entwicklungsschritte nachdenken. ist nicht einmal halb so hoch wie die, die der Ferkelerzeuger investieren müsste, wenn er ins Geschlossene System einsteigen will. Außerdem lässt sich ein Sauenstall aus genehmigungsrechtlicher Sicht oft einfacher realisieren. -ar- Wie wird sich die Veredlung im Nordwesten Deutschlands, im Osten und in Bayern in Zukunft entwickeln? Unsere vier Autoren haben die Lage analysiert. Die Einschätzungen finden Sie auf Seite S 10 und 11 in diesem Heft. Management Zukunfts-Chancen der Veredlung in Stefan Leuer, LWK NordrheinWestfalen, Münster Josef Weiß, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, München Dr. Jörg Brüggemann, LMS Agrarberatung, Schwerin NRW: Sauenstall zupachten Bayern: Mast klarer Favorit Mecklenburg: Kein Wachstum In Nordrhein-Westfalen bremsen die Verschärfungen im Baugesetzbuch (BauGB), der Tierhaltungserlass und steigende Gülleverwertungskosten die Veredlungsbetriebe aus. Für Ferkelerzeuger ist der Einstieg in die Mast kaum noch zu realisieren, da bereits bei Bestandsgrößen von 200 oder 300 Sauen 2 000 bis 3 000 Mastplätze geschaffen werden müssen. Dafür fehlt vielen Betrieben aber die Fläche, zudem muss ein Abluftfilter installiert werden. Das macht den Stall endgültig unwirtschaftlich. Der Traum von der eigenen Mast kann in NRW allenfalls in Extensivgebieten realisiert werden. Entwicklungspotenzial bietet allein der Ausbau der Sauenhaltung. Bei der Erweiterung auf 560 Sauen lassen sich marktkonforme Ferkelpartien produzieren, für die höhere Zuschläge erzielt werden können. Für Mäster ergeben sich in NRW mittlerweile neue Entwicklungsperspektiven. So werden inzwischen immer häufiger gut erhaltene Sauenställe mit 250 bis 400 Plätzen zur Verpachtung angeboten. Mäster, die hier zuschlagen, können ohne größere Investitionen die eigene Ferkelproduktion vorschalten. Der weitere Ausbau der Mast zieht dagegen die gleichen Probleme nach sich, die schon bei der Ferkelerzeugung beschrieben wurden. In Bayern haben sich die Ergebnisse der Mäster in den letzten Jahren besser entwickelt als die der Ferkelerzeuger. Das hat viele Sauenhalter dazu bewegt, ins Geschlossene System zu wechseln. Spezialisierte Mäster hingegen haben nahezu ausnahmslos die Mast erweitert. Diese Strategien werden auch unter etwas veränderten Rahmenbedingungen weiter verfolgt – auch mithilfe von Investitionsförderungen. Die Investition in die Mast ist in Bayern aus zwei Gründen leichter möglich als in anderen Regionen Deutschlands: • Abluftfilter werden nur im Einzelfall gefordert; • Die Gülleverwertung erfolgt bei knapper einzelbetrieblicher Flächenausstattung oft auf Flächen von viehlosen Betrieben, die in der Nähe liegen. Investitionen in den Ausbau einer zukunftsfähigen Sauenhaltung sind aufgrund der nach wie vor relativ kleinen Betriebsgrößen tendenziell teurer als der Bau eines eigenen Maststalles. Zudem muss der vorhandene Bestand erst deutlich produktiver und arbeitseffizienter werden, um einen kalkulatorischen Vorteil zu erzielen. Hinzu kommt, dass die Ferkelproduktion arbeitsintensiv ist und man dafür gutes Personal braucht. Das ist in Bayern aber äußerst knapp, es herrscht Vollbeschäftigung. Zudem sind in Bayern namhafte Arbeitgeber wie BMW und Audi ansässig, die attraktive Arbeitsplätze und guten Lohn bieten. Der Viehbesatz in Mecklenburg-Vorpommern ist im Vergleich zu anderen Regionen geringer. Dennoch dürften Betriebsentwicklungen auch künftig immer öfter scheitern. Die Gründe: • Die Veredlungswirtschaft verliert zusehends an Rückhalt in der Bevölkerung. • Baugenehmigungen dauern immer länger und werden immer teurer. Der Filtererlass in Niedersachsen z. B. hat dazu geführt, dass Baugenehmigungen in Mecklenburg-Vorpommern monatelang nicht erteilt wurden. Auch in Zukunft werden Sauenhalter nur in Ausnahmefällen in die Mast investieren. Die großen Ferkelerzeuger setzen stattdessen auf die Erweiterung der Ferkelproduktion, weil sie dann noch größere Verkaufspartien anbieten können. Frei werdende bzw. bereits leerstehende Sauenställe werden oft von anderen Betrieben übernommen. Die strukturellen Veränderungen in der Schweineproduktion setzen sich somit künftig fort. Wenig Interesse zeigen Mecklenburgs Mäster an einem Einstieg in die Ferkelproduktion. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass Geschlossene Systeme über Ländergrenzen hinweg bereits bestehen. So mästen z. B. dänische Sauenhalter in Mecklenburg Schweine. Kritisch sehen Mäster den Einstieg in die Ferkelproduktion auch deshalb, weil qualifizierte Mitarbeiter Mangelware sind. S 10 top agrar 12/2014 den Regionen Ruth Beverborg, LWK Niedersachsen, Oldenburg Niedersachsen: Auflagen erschweren Wachstum Die Änderung des Baugesetzbuches und der Filtererlass erschweren in Niedersachsen weiteres Wachstum in der Veredlung. Hinzu kommt, dass oft die notwendige Futterfläche für das privilegierte Bauen gemäß § 35 Abs. 1 BauGB fehlen. Auch die Alternative „Wachsen ohne eigene Futterfläche“ bis zu einer Größenordnung von 1 499 Mast- bzw. 559 Sauenplätzen ist genehmigungsrechtlich oft schwierig. Ähnliches gilt für vorhabenbezogene Bebauungspläne: Die Gemeinden können ihre Zustimmung zu Bauvorhaben verweigern. Der niedersächsische Filtererlass hat zudem dazu geführt, dass selbst in veredlungsarmen Regionen Niedersachsens weniger investiert wird. Der Erlass sieht den Einbau eines Abluftfilters ab 2 000 Mast- bzw. 750 Sauenplätzen vor. Hinzu kommen in Veredlungshochburgen die steigenden Kosten der Gülleverwertung, aktuell kostet die Gülleabgabe 12,50 € je m3 netto. Vor zwei Jahren mussten flächenarme Betriebe noch 6 € je m3 zahlen. Die gewerbliche Schweinemast drückt die Rendite weiter. Leider beeinflussen die zuvor genannten Faktoren die betriebliche Entwicklung mittlerweile viel stärker als die Neigung des Betriebsleiters. Gleichzeitig „fördern“ die gesetzlichen Vorgaben die Vorzüglichkeit der Ferkelerzeugung gegenüber der Mast. Immerhin erlaubt das Baurecht, 559 Sauenplätze ohne überwiegend eigene Futterfläche zu errichten, in der Mast sind es nur 1 499 Mastschweineplätze. Niedrige Ferkelpreise hemmen die Investitionen in die Sauenhaltung jedoch immer wieder. Die aktuell schwierige Marktlage mit Ferkelpreisen unter 40 € zeigt dies. Generell gilt für Niedersachsen: Das qualitative Wachstum sowie der Zukauf oder die Zupacht vorhandener Stallungen werden an Bedeutung gewinnen.
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