PM MAXIME vor dem Aus - Violence Prevention Network

Pressemitteilung – Sperrfrist 5.12.2016
Extremismus-Prävention in Berlin rückläufig
Nach Kürzungen spielt Extremismus-Prävention an Berliner Schulen kaum noch eine Rolle. Erfolgreichstes
Berliner Präventions-Projekt MAXIME Berlin vor dem Aus.
Berlin, 5. Dezember 2016 – Das beliebte Berliner Präventionsprojekt „MAXIME Berlin“ von Violence
Prevention Network wird nach drei weiteren erfolgreichen Jahren zum Ende des Jahres eingestellt. Eine
Grundimmunisierung von Schülerinnen und Schülern gegen die Rekrutierungsversuche extremistischer
Salafisten kann zukünftig nicht mehr für alle Berliner Schulen angeboten werden. Schon jetzt gibt es lange
Wartelisten bei den begehrten Workshops für 9. und 10. Schulklassen.
Was konkret wegfällt
Insbesondere die Nahost-Workshops, in denen Schulklassen die historischen Hintergründe als auch die
Sichtweisen der verschiedenen Akteure in diesem Konflikt kennenlernen, fallen dem Rotstift zum Opfer. In
einer Stadt wie Berlin mit einem hohen Anteil an palästinensisch-libanesischen Schülerinnen und Schülern
ein schwerer Fehler. Es fallen ebenfalls die Workshop-Reihen zur politischen Bildung weg, die den
Lehrkräften erlauben, den Unterricht über einen längeren Zeitraum durch geschultes Personal begleiten zu
lassen. Für Lehrkräfte, SozialpädagogInnen und andere Fachkräfte der Jugendarbeit wird es zudem keine
Fortbildungen im Umgang mit islamistisch gefährdeten Jugendlichen mehr geben. Auch diese Workshops
erfreuen sich größter Nachfrage. Insgesamt reduziert sich das Workshop-Angebot an Schulen von über 200
auf 90 Veranstaltungstage pro Jahr – ein Tropfen auf den heißen Stein.
Repression versus Prävention
Viele Verdachtsfälle religiös begründeter Radikalisierung konnten in der Vergangenheit vom Team MAXIME
Berlin gemeinsam mit Schulen und Institutionen aufgegriffen und bearbeitet werden. Die Nachfrage nach
fundierter Beratung durch ExpertInnen im Bereich religiös begründeter Extremismus ist in den vergangenen
Jahren beständig gestiegen. Institutionen haben in Zukunft keinen Ansprechpartner mehr bei Fragen rund
um die Themen Konflikte mit extremistisch gefährdeten jungen Menschen und Radikalisierung von
Jugendlichen. Die bestehende Vernetzung von über 30 Schulen in diesem Bereich wird abgebaut. Der große
Fehler der Berliner Politik: Repressive Maßnahmen, die die notwendige Strafverfolgung bereits begangener
Straftaten im Blick haben, werden nicht durch präventive Maßnahmen flankiert, die schon im Vorfeld viele
Straftaten im Bereich Extremismus verhindern könnten.
Ressourcen reichen nicht aus
Die Neuverteilung der Gelder im Bereich Prävention entzieht vielen bewährten Berliner Projekten die
finanzielle Grundlage. Bestehende Programme, wie MAXIME Berlin, das seit 2010 in der Stadt etabliert ist,
können durch eine Kürzung von über 50 % nicht abgesichert werden. „Wir sind an einem Punkt, an dem wir
in Berlin dringend mehr Prävention von religiös begründetem Extremismus brauchen und nicht weniger. Nur
wenn wir die Jugendlichen früh erkennen, die extremistisch gefährdet sind, können wir
Radikalisierungsverläufe im Inland oder Ausreisen in Kriegsgebiete verhindern.“, so Thomas Mücke,
Geschäftsführer von Violence Prevention Network und Projektleiter von MAXIME Berlin. „Der Appell an die
neue Berliner Regierung lautet ganz klar: Mehr Prävention wagen!“
Für Presse- und Interviewanfragen kontaktieren Sie bitte:
Cornelia Lotthammer (V.i.S.d.P.) und Paul Merker, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 030 / 36 46 04 09
[email protected]
VPN auf Facebook
VPN bei Twitter
@VPNPresse
#MaximeBerlinvordemAus
www.maxime-berlin.de
MAXIME - Der Film
MAXIME Berlin vor dem Aus
Über Violence Prevention Network
Violence Prevention Network arbeitet seit fünfzehn Jahren mit Menschen, die wegen rechtsextremistisch oder religiös motivierter
Gewalttaten inhaftiert sind sowie mit Jugendlichen, die Gefahr laufen, sich zu radikalisieren. Mehr als 1000 ideologisierte
Gewalttäter haben bereits am Deradikalisierungs-Programm in Haft „Verantwortung übernehmen – Abschied von Hass und Gewalt“
teilgenommen, und die Erfolgszahlen sprechen für sich: Von den Teilnehmern wurden nur 13,3 Prozent wegen einer Gewalttat reinhaftiert; im bundesdeutschen Durchschnitt sind es 41,5 Prozent.
Im Auftrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge berät Violence Prevention Network seit 2013 in Bayern, BadenWürttemberg und Hessen Angehörige von radikalisierten Jugendlichen, die als „Foreign Fighters“ in Kriegsgebiete ausreisen wollen
oder bereits ausgereist sind. Im Rahmen von Beratungsstellen in Berlin, Frankfurt, München und Stuttgart bietet Violence
Prevention Network Workshops an Schulen und Fortbildungen für MultiplikatorInnen sowie Deradikalisierungstrainings und
Ausstiegsbegleitung für Radikalisierte an.
Violence Prevention Network ist ein Verbund erfahrener Fachkräfte, die seit Jahren mit Erfolg in der Deradikalisierungsarbeit und
Extremismusprävention tätig sind. Mehrere Bundesministerien, die Justizbehörden zahlreicher Bundesländer sowie viele andere
institutionelle Partner arbeiten mit Violence Prevention Network zusammen und schätzen die hohe fachliche Kompetenz und das
gute Renommee des Vereins.
Das Projekt MAXIME Berlin wurde 2014 - 2016 von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin finanziert. Der Evangelische
Kirchenkreis Berlin Stadtmitte kofinanzierte das Projekt.