a2229-2259.pdf; s14; (207.00 x 280.00 mm); 05.Dec 2016 19:11:33; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien POLITIK ARZNEIMITTEL Hohe Preise gefährden Versorgung Der Zugang zu lebensnotwendigen Arzneimitteln war bislang ein Problem der sogenannten Dritten Welt. Doch die Hochpreispolitik der Pharmaindustrie könnte künftig auch hierzulande zur Rationierung zwingen, warnen Experten. ie neuen Medikamente gegen Hepatitis C werden regelmäßig als Beispiel herangezogen, wenn es um Mondpreise geht, die Pharmaunternehmen für ihre Präparate verlangen. Rund 43 000 Euro kostet die Therapie eines Patienten. Um die Versorgung der Betroffenen mit diesen hoch wirksamen Arzneimitteln sicherzustellen, haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der zis deshalb Ärzte und Gesundheitswissenschaftler zu einer Fachtagung geladen, die sich mit den Auswirkungen von Arzneimittelpreisen auf den Zugang zu unentbehrlichen Medikamenten beschäftigte. Am Ende der Tagung stand ein „Manifest für bezahlbare Medikamente und eine bedarfsgerechte Arzneimittelforschung“, das die Politik zum Handeln auffordert. GKV-Spitzenverband in ihrer Arzneimittelrahmenvereinbarung für 2017 ein Sonderbudget von rund 1,4 Milliarden Euro eingestellt. „Überzogen“ seien solche Preise, sagte Dr. med. Christiane Fischer, Geschäftsführerin der Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte, Mezis, am 1. Dezember in Berlin. Sie orientierten sich weder an den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, noch an den Produktionskosten, sondern einzig daran, was der Markt hergebe. Eine solche Preisstrategie drohe auch die Gesundheitssysteme reicher Länder zu überfordern. Unter dem Titel „Leben – eine Kostenfrage“ hatte Me- Die enorme Steigerung der Ausgaben für Medikamente sei eine reale Gefahr für das solidarisch finanzierte Gesundheitssystem in Deutschland, heißt es dort. Um den Zugang zu bezahlbaren Medikamenten sicherzustellen, müsse es mehr Wettbewerb im stark von Patenten und Monopolen geprägten Arzneimittelmarkt geben. Das geltende Patentrecht setze falsche Forschungsanreize, erklärte Fischer. Die Forschung orientiere sich nicht am medizinischen Bedarf, sondern ziele auf Indikationen und Märkte, von denen man den größten Profit erwarte. Um hier gegenzusteuern, fordern die Autoren des Manifests Foto: Flickr/Adolfo Lujan/CC BY-NC-ND 2.0 D Gegen Rationierung: In Spanien gingen im vergangenen Jahr Zehntausende HepatitisC-Infizierte und Unterstützer auf die Straße, um für alle Betroffenen den Zugang zu den neuen Medikamenten einzufordern. A 2242 mehr öffentliche Mittel für die Arzneimittelforschung, eine bedarfsgerechte Prioritätensetzung sowie Alternativen zu Patenten wie Produktentwicklungspartnerschaften oder Preisfonds. Außerdem treten die Autoren für mehr Preistransparenz ein. Die zwischen Krankenkassen und Herstellern verhandelten Arzneimittelpreise müssten öffentlich zugänglich sein, heißt es dort. Heftig kritisiert wurde in diesem Zusammenhang ein Passus im geplanten Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AM-VSG), das am 14. Dezember im Gesundheitsausschuss des Bundestages beraten wird, der besagt, dass die Ergebnisse dieser Preisverhandlungen künftig geheim bleiben sollen. Doch das AM-VSG soll auch kostendämpfend wirken – oder, wie Linken-Politikerin Kathrin Vogler es formulierte, einen „Geburtsfehler“ des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes von 2011 beheben, das erstmals den Preis eines Arzneimittels an dessen Zusatznutzen knüpfte. Im ersten Jahr nach der Zulassung dürfen die Hersteller jedoch ihre Preise nach Gutdünken festsetzen. Das AM-VSG sieht jetzt eine Umsatzschwelle von 250 Millionen Euro vor, bei deren Erreichen der spätere Erstattungsbetrag rückwirkend gilt. Während Vogler eine solche Schwelle ablehnte und für die rückwirkende Geltung ab dem Tag der Zulassung plädierte, verteidigte CDU-Politiker Rudolf Henke die Regierungspläne. Allerdings räumte er ein, dass man über die Höhe der Schwelle diskutieren könne. „Der Deutsche Ärztetag hat gesagt, der Betrag von 250 Millionen Euro ist bei Weitem zu hoch. Das ist aus ärztlicher Sicht zu unterstützen“, sagte der Vorsitzende des ▄ Marburger Bundes. Heike Korzilius Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 49 | 9. Dezember 2016
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