Wochenbericht 30. November bis 6. Dezember 2016 Stand: 6. Dezember 2016 Fortsetzung der Anti-ISOffensive in Mossul Schwere Kämpfe in Ostaleppo Ukraine: weitere Verstöße gegen die Waffenruhe im Donbass Indonesien: 200.000 demonstrieren gegen christlichen Gouverneur von Jakarta Übersicht In der Türkei werden erneut Regierungskritiker festgenommen, darunter auch ein führendes Mitglied des Medien- und Industriekonzerns Dogan. Dennoch fordert die Türkei die Fortsetzung der EU-Beitrittsverhandlungen und droht anderenfalls mit der Aufkündigung des Flüchtlingsabkommens. Im Irak setzen sich die schweren Kämpfe um Mossul fort, wo mittlerweile bis zu 500.000 Menschen von akutem Trinkwassermangel betroffen sind. In Syrien können die Regierungskräfte Erfolge im Raum Damaskus und in Ostaleppo erzielen, 70.000 Zivilisten können aus Aleppo fliehen. Russland bietet den USA Verhandlungen über den Abzug der Rebellen aus Ostaleppo an, diese lehnen eine Kapitulation aber weiterhin ab. Im Ukraine-Konflikt gibt es vorerst keine Fortschritte in Richtung neuer Verhandlungen. Im Donbass kommt es währenddessen immer wieder zu Auseinandersetzungen, bei denen ukrainische Soldaten sowie Separatisten verletzt werden. Die Ukraine führt trotz russischer Warnungen Militärübungen und Raketentests nahe der Halbinsel Krim durch. In Indonesien demonstrieren Zehntausende Menschen gegen den christlichen Gouverneur von Jarkata, Basuki Tjahaja Purnama, dem Blasphemie vorgeworfen wird. Europol warnt, dass der IS neue Terroranschläge durch Einzeltäter in Europa plant. Auf den Philippinen kann ein Anschlag einer islamistischen Terrorgruppe auf Botschaft der USA in Manila verhindert werden. www.maradentro.at Copyright Mar Adentro 2016 Naher und Mittlerer Osten Türkei In der Türkei setzten sich auch vergangene Woche die Verhaftungen von Regierungskritikern fort. Behörden haben ein Führungsmitglied des Medien- und Industriekonzerns Dogan festgenommen, das mit dem gescheiterten Putschversuch in Verbindung stehen soll. Im ganzen Land wird weiterhin gegen vermutete Unterstützer des Geistlichen Fethullah Gülen vorgegangen, der als Drahtzieher des gescheiterten Putsches im Juli vermutet wird. Unterdessen sprach der türkische Europaminister Ömer Çelik neuerlich eine Warnung an die EU aus, dass die Türkei die Grenzen für Flüchtlinge wieder öffnen könnte, da die EU zentrale Bestandteile des Flüchtlingsabkommen nicht einhalte. Dazu zählen die Visa-Liberalisierung, Finanzunterstützung für die Versorgung syrischer Flüchtlinge sowie die Beschleunigung der Beitrittsverhandlungen. Irak, Syrien Im Irak sollen der US-geführten Militärkoalition gegen den IS zufolge im Zeitraum von März bis Oktober versehentlich über 50 Zivilisten getötet worden sein. In Mossul setzen sich die Kämpfe zur Rückeroberung der Stadt vom IS fort. Hier droht laut UNO ein Trinkwassermangel für bis zu 500.000 Menschen, die Zahl der Flüchtlinge aus Mossul blieb bisher aber hinter den Kalkulationen humanitärer Organisationen zurück. In Syrien konnten bis zu 70.000 Zivilisten in den letzten Tagen Aleppo verlassen, nachdem die Regierungsstreitkräfte den Ostteil der Stadt weitgehend unter ihre Kontrolle bringen konnten. Mittlerweile blieben Bemühungen um eine neue UN-Resolution für eine Feuerpause ohne Erfolg. Russischen Angaben zufolge soll die syrische Armee bereits 60 Prozent des von den Rebellen kontrollierten Gebietes zurückerobert haben, auch im Raum Damaskus konnten die Regierungskräfte letzte Woche Fortschritte erzielen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte mittlerweile, dass Russland bereit sei, mit den USA über einen Abzug der noch in Aleppo befindlichen Rebellen zu verhandeln. Die von Jihadisten dominierten Rebellengruppen lehnen einen Rückzug aus Aleppo aber bisher ab. Lawrow räumte am Samstag auch ein, dass neue Gespräche in Genf stattfinden könnten und Russland Vertreter zu Verhandlungen mit den USA in die Schweiz schicken würde. Gegenstand der Gespräche sollen Fristen für den Abzug der Rebellen aus Ostaleppo und die Organisation humanitärer Hilfe sein. www.maradentro.at Copyright Mar Adentro 2016 Europa Ukraine In der neuen Vermittlungsinitiative im Ukraine-Konflikt gab es zuletzt bei einem Treffen der Außenminister im Normandie-Format (Ukraine, Russland, Deutschland und Frankreich) keine Fortschritte. Im Donbass kam es auch vergangene Woche zu kleineren Auseinandersetzungen, bei denen sowohl ukrainische Soldaten als auch Separatisten verwundet wurden. Trotz russischer Warnungen hat die Ukraine mit Raketentests nahe der Halbinsel Krim begonnen. Es handle sich der ukrainischen Armee zufolge um lenkbare Flugabwehrraketen vom Typ S-300 mit mittlerer Reichweite. Russland kündigte an, Raketen abzuschießen, sollten diese die Krim bedrohen und bezeichnete die Übungen als Provokation. Am Donnerstag hielt Wladimir Putin im Kreml die traditionelle Rede zur Lage der Nation, welche Experten zufolge dieses Jahr auffällig versöhnliche Inhalte hatte. Es wird davon ausgegangen, dass Putins Verzicht auf anti-westliche Themen an den designierten US-Präsident Trump gerichtet war. Russland wolle demzufolge seine Beziehungen zu den USA normalisieren, die Ukraine sprach Putin nicht explizit an. Rest der Welt Indonesien Zehntausende Menschen demonstrierten letzte Woche gegen den christlichen Gouverneur von Jarkata, Basuki Tjahaja Purnama, weil diesem Blasphemie vorgeworfen wird. Zuvor hat er politischen Gegnern unterstellt, den Koran zu missbrauchen, um seine zweite Amtszeit zu verhindern. Die Opposition hatte behauptet, dass Muslime keinen Nicht-Muslim als Anführer wählen können und der Gouverneur daher unrechtmäßig im Amt sei. Am Folgetag versammelten sich 200.000 Demonstranten in Jakarta. Die Polizei verhaftete acht Organisatoren der Proteste wegen Aufwiegelung, außerdem wird ihnen vorgeworfen, die Regierung zu destabilisieren. Die religiösen Spannungen haben in Indonesien in den letzten Jahren deutlich zugenommen, obwohl die Regierung massiv gegen Extremisten vorgeht. Ähnlich wie in Malaysia und Brunei haben vor allem die Befürworter der Einführung des Islamischen Rechts an Einfluss gewonnen. www.maradentro.at Copyright Mar Adentro 2016 Transnationaler Terrorismus Europol warnt, dass der IS neue Terroranschläge in Europa plant. Durch die Zurückdrängung des IS im Irak und Syrien steige die Gefahr von Anschlägen durch Einzeltäter in Westeuropa. Europol schätzt, dass sich bereits mehrere Dutzend potenzielle Terroristen des IS in Europa befinden, einige Staaten gehen sogar von mehreren tausend aus. Die offiziellen Terrowarnungen für Europa haben sich in den letzen Wochen deutlich verschärft, dies dürfte vorwiegend mit den herannahenden Weihnachtsfeiertagen zu tun haben, zumal laut Behörden keine konkreten Hinweise auf Anschläge vorliegen. Nachdem ein Anschlag auf die Botschaft der USA in Manila, Philippinen, verhindert werden konnte, erhöhten die Sicherheitskräfte die Terrorwarnstufe damit die Polizei vermehrt Kontrollen und Razzien in Verstecken von mutmaßlichen Terroristen durchführen kann. Die Polizei wurde in Alarmbereitschaft versetzt und hat bereits mehrere Mitglieder einer islamistischen Terrorgruppe festgenommen. Die meisten Islamistengruppen auf den Philippinen sind lediglich regional aktiv, die Polizei wollte eine Verbindung zum Islamischen Staat allerdings nicht ausschließen. www.maradentro.at Copyright Mar Adentro 2016 Der Inhalt dieses Dokuments beruht auf öffentlich zugänglichen Quellen und eigenen Beurteilungen und Eindrücken. 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