Kapitalmarkt Grüne Produkte erfordern klares Commitment Der Markt für Instrumente zur Finanzierung „grüner“ Projekte wächst dynamisch. Bei den „Green Bonds“ könnte sich 2016 ein Volumen von rund 40 Milliarden Euro weltweit ergeben. Damit wäre der Markt das fünfte Jahr in Folge gewachsen. Text: Alexander Metz Großes Interesse von Investoren Die ersten Unternehmen haben 2007 „Green Bonds“ emittiert. Seitdem haben vor allem die 2015 auf der Pariser Klimakonferenz gefassten Beschlüsse zu konkreten Einsparzielen beim CO2Ausstoß den Markt getrieben. So erfordert der Verzicht auf fossile Energien und Maßnahmen zur Energieeinsparung milliardenschwere Investitionen von der öffentlichen Hand und privaten Unternehmen. Hier setzen „grüne“ Finanzierungsformen an, bei denen es für den Investor genau nachvollziehbar ist, für welche Projekte ihre Mittel verwendet werden. Zusätzlich zu den „Green Bonds“ gewinnen derzeit „grüne“ Schuldscheindarlehen an Bedeutung. Ihr Vorteil: Abgesehen von dem geringeren Dokumentationsaufwand durch die Anwendung des deutschen Rechts spricht dieses Produkt auch eine andere Investorengruppe an und erweitert somit den Kreis möglicher Finanzierer. Doch auch unabhängig davon ist das Interesse von institutionellen Investoren grundsätzlich hoch. Bei vielen Banken, Versicherungen und Pensionseinrichtungen spielen die sogenannten „Socially Responsible Investment“-Kriterien (SRI) eine immer größere Rolle. Gemeint sind FINANCE SONDERBEILAGE — November/Dezember 2016 gesellschaftlich verantwortliche Kapitalanlagen. Ein Grund für die SRI-Aufwertung sind dabei die Anforderungen, die Träger wie etwa Kirchen, aber auch Investmentfonds mit dezidiertem Nachhaltigkeitsfokus formulieren. Darüber hinaus schätzen Investoren nachhaltige Anlagen mittlerweile aber auch vielfach als werthaltiger ein. Trotz steigender Nachfrage bleibt die Bonität des Emittenten eines „Green Bonds“ oder „grünen“ Schuldscheindarlehens der maßgeblich preisbestimmende Faktor. Gleichzeitig ist durch den Zugewinn von Investoren, die ausschließlich in diese Produkte investieren, auch hier mit einem Effekt durch die zusätzliche Nachfrage zu rechnen. Trotzdem sind „grüne“ Finanzprodukte mehr als reine Marketinginstrumente für die Emittenten, erfordern sie doch ein klares Commitment. Denn sie unterliegen einer Reihe von Verpflichtungen hinsichtlich Reporting und Transparenz. Die „Green Bond Principles“, ein freiwilliges Regelwerk, das 2014 auf Initiative verschiedener Banken entwickelt wurde, listen dazu eine Reihe von Maßnahmen auf. Dazu zählt unter anderem eine Beschreibung der finanzierten Projekte. Dabei sollen qualitative und möglichst auch quantitative Größen, wie etwa der Umfang der Reduzierung von Treibhausgasen oder der Anteil der Nutzung erneuerbarer Energien, dargestellt werden. Die Anforderungen an „grüne“ Schuldscheindarlehen sind daran angelehnt. Entsprechend sind Banken, die über eigene Erfahrungen in diesem Bereich verfügen, wertvolle Ansprechpartner und können helfen, diese Anforderungen effizient umzusetzen. Zudem bieten Ratingagenturen heute bereits dezidierte Bewertungen der Nachhaltigkeit eines Unternehmens an, was die Bewertung dieses Kriteriums für Investoren erleichtert. Autor Alexander Metz ist Leiter der Sektoren Natural Resources, Power, Utilities, Renewables and Infrastructure bei ING Wholesale Banking Germany in Frankfurt am Main. alexander.metz@ ing.de ING Wholesale Banking Germany ——Der Trend zu grünen Finanzierungsformen wird ebenso nachhaltig sein wie die entsprechenden Produkte. Denn es gibt Gründe, die zu dieser Entwicklung geführt haben: Zum einen sind hier die Vorgaben des Gesetzgebers für die Unternehmen zu nennen, die nachhaltige Projekte in den Fokus gestellt haben. Zum anderen erwarten aber auch Kunden, Investoren und andere Stakeholder zunehmend einen verantwortungsbewusst handelnden Partner. 29
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