Tierhaltung Ein neuer Stall für das Braunvieh-Mekka Der neue Kuhstall wurde auf der grünen Wiese gebaut, um den Kühen ausreichend Weidegang zu ermöglichen. Durch die Ost-West-Ausrichtung und die offenen Traufseiten ist eine natürliche Querlüftung sichergestellt. Am Bildungs- und Beratungszentrum Plantahof in der Schweiz entstand ein imposanter Stall, der höchsten Kuhkomfort mit besserer Arbeitswirtschaft kombiniert. D ie Braunviehkühe vom Plantahof in Graubünden machen weltweit regelmäßig mit ihren hohen Milchleistungen von sich reden. Allein bei der Grundfutterleistung erreichen sie bis zu 8 800 kg Milch pro Laktation, mit Kraftfutter liegen sie locker über der 10 000 kg-Marke. Nun hat der Kanton Graubünden diesen Spitzentieren einen neuen Stall spendiert, der höchsten Ansprüchen an Tier- und Arbeitskomfort genügt. Auf der grünen Wiese entstand auf rund 1,5 ha ein großzügiger Laufstall mit 74 Kuhplätzen, einem Rinder- und Kälberstall sowie einem Abteil für 40 Bullen. Der Grundaufbau ist zweiflügelig mit einem zentralen Melkhaus, das durch großzügige Laufhöfe besonders tiergerecht ist. 30 top agrar südplus „Oberstes Ziel des Neubaus war es, bessere Haltungs- und Arbeitsbedingungen mit zeitgemäßen Ausbildungsbedingungen zu kombinieren“, erklärt Carl Brandenburger, stellvertretender Direktor des Plantahofs und selbst passionierter Braunviehzüchter. Gleichzeitig waren Flexibilität und Zukunftsfähigkeit der Gebäude von Bedeutung. So wäre es z. B. möglich, auf dem Futtertisch einen Futterroboter zu installieren oder den Rinderstall auch mit Kühen zu belegen. Der neue Stall dient neben Versuchen vor allem der Ausbildung. So wurde für Vorführungen am Tier die sogenannte „Braunvieh-Arena“ für 140 Leute geschaffen. Für Besucher wurde zudem ein eigener Gang berücksichtigt. Carl Brandenburger ist mit den ersten Carl Brandenburger, stellvertretender Direktor vom Plantahof, war bei der Planung und Umsetzung federführend. Monaten im neuen Stall zufrieden, die Tiere hätten sich sehr gut an das neue System gewöhnt. Geplant ist zunächst, den auch hierzulande bekannten Langzeitversuch zur Wirtschaftlichkeit des Kraftfuttereinsatzes mit einer Leistungs- und einer Raufutterherde weiterzuführen. Silvia Lehnert Fotos: Brandenburger (3), Lehnert (11) Gebäudehülle: Das Stallgebäude selbst ist eine Holzständer-Konstruktion mit einem Dach aus dunklen, feuchtigkeits regulierenden Wellfaserzement-Platten und einem Lichtfirst. Durch die Firsthöhe von 17 m und einer Gebäudelänge von 83 m konnten die Traufseiten nicht durchgängig offen bleiben. Mit Windschutznetzen lässt sich die Luftzufuhr regulieren. Die 74 Tiefboxen sind zweireihig angeordnet, mit außen liegendem Futtertisch. Jungviehstall: Der Stallflügel für die Trockensteher und Aufzuchtrinder ist zum Laufhof hin offen. Die Tiefboxen haben hier die gleichen Maße wie im Kuhstall, um die Zahl der laktierenden Tiere flexibel halten zu können. Abkalbebox: Am Eingang wurden drei großzügige Ab kalbe- bzw. Separationsboxen mit Tiefstreu geschaffen. Sie sind vom Melkstand aus über eine Separationsbox zu er reichen, sodass Tiere einfach selektiert werden können. top agrar südplus 31 Liegeboxen: Die Tiefboxen der Kühe und der Aufzuchtrinder bestehen aus einer Kalk-Strohmatratze als Unterlage und separierten Güllefeststoffen als Einstreu. Im Kuhstall verfügen die Boxen über einen komfortablen Nackenriegel. Bei den Trockenstehern und Rindern wurden einfache Nackenrohre installiert. Die Laufflächen sind am Futtertisch mit Gummimatten überzogen. Zwischen den Boxenreihen ist dagegen Beton mit Besenstrich, um die Belastung für die Klauen zu variieren. Hygiene: An den Übergängen von einem Abteil ins andere gibt es einfache Schläuche für die Reinigung der Stiefel. Melken: Gemolken werden die Tiere im 2 x 8 Side-by-SideMelkstand mit Abnahmeautomatik und Milchmengenmessung. Der Melkstand kann ebenerdig betreten werden. 32 top agrar südplus Fressgitter: Für eine bessere Arbeitswirtschaft und zur Sicherheit von Personal und Auszubildenden wurden durchgängig Selbstfangfressgitter montiert. Die Trenngitter zwischen den einzelnen Abteilen bieten einen Personenschlupf, der eine schnelle Passage ermöglicht. Schnellaustrieb: Der Melkstand verfügt über einen Schnellaustrieb, sodass der Gruppenwechsel rascher möglich ist. Für die 74 Kühe werden inklusive Reinigung eineinhalb Stunden benötigt. Kälberstall: Die Kälber und die 40 Bullen stehen auf Tiefstreu. Am planbefestigten Futtertisch erfolgt die Entmistung über Schieber. Die Rückwand ist hier durchgängig isoliert. Auch das Lichtband zieht sich über die gesamte Traufseite. Allerdings sind die Kälberbuchten vom übrigen Stall abgetrennt, um mithilfe eines Spaceboards ein eigenes Klima zu schaffen. Rund 60 Kälber können in vier Gruppen gehalten und am Tränkeautomaten aufgezogen werden. Güllekeller: Unter den Laufhöfen ist rund 2 200 m3 Güllelagerraum. Insgesamt sorgen drei Rührwerke für die Durchmischung. Von der Vorgrube gelangt die Gülle in den Separator. Durch die breite Zufahrt kann die flüssige Gülle einfach in den Schleppschlauchverteiler gepumpt werden. Beleuchtung: Mithilfe von Natrium-Dampflampen soll im Kuhstall eine Helligkeit von 200 Lux sichergestellt werden. Fahren Sie mal hin! Der neue Stall am Landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum Plantahof im Schweizer Kanton Graubünden kann nach Voranmeldung unter fachkundiger Führung besichtigt werden. Kontakt Carl Brandenburger, Leiter Gutsbetrieb, Stv. Direktor, Plantahof, Kantonsstrasse 17, CH-7302 Landquart Wartehof: Ein Schiebeschild treibt die Kühe vom Wartehof allmählich in den Melkstand hinein. Der Bodenbelag ist hier planbefestigt und wird von Hand abgespritzt. Telefon: +41/81/2 57 60 90 Mobile: +41/79/3 43 80 81 Telefax: +41/81/2 57 60 27 E-Mail: [email protected] Website:www.plantahof.ch top agrar südplus 33
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